Kapitel 22

Empfänglichkeit und Schweigen

Das ist ein bewundernswürdiger Zustand, der vollkommene Friede des mentalen Geistes. Es ist nicht mehr nötig, erworbene Kenntnisse anzuhäufen und sich Ideen einzuprägen, an die man sich entsinnen muss, nicht mehr nötig, sich das Gehirn mit abertausend Sachen vollzustopfen, damit man das erforderliche Wissen gegebenenfalls zur Verfügung hat, um eine Tat zu vollbringen, eine Lehre zu vermitteln, ein Problem zu lösen. Der Kopf ist still, das Gehirn unbewegt, alles ist ledig, ruhig, friedvoll, und im rechten Augenblick, gerade wenn es nötig ist, fällt durch die göttliche Gnade ein Tropfen Licht in das Bewusstsein, und man weiß, was man wissen muss. Wozu sich dieses Wissens erinnern wollen? An dem Tag, in dem Augenblick, wo es erforderlich ist, bekommt man es wieder. In jeder Sekunde ist man ein leeres Blatt, worauf das zu Wissende geschrieben wird – im Frieden, in der Ruhe und im Schweigen einer vollkommenen Empfänglichkeit.

Man weiß, was man wissen soll, man sieht, was es zu sehen gilt, und weil das zu Wissende und das zu Sehende unmittelbar vom Höchsten kommt, ist es die lautere Wahrheit, und diese entzieht sich den Vorstellungen von Vernünftig und Verrückt völlig. Was wahr ist, ist wahr – das ist alles. Und man muss schon recht tief hinabsteigen, um sich die Frage zu stellen, ob es verrückt oder vernünftig sei.

Schweigen und bescheidene, demütige, aufmerksame Empfänglichkeit. Keine Sorge, etwas zu scheinen, ja nicht einmal, etwas zu sein – ganz bescheiden, ganz demütig, ganz einfach das Werkzeug, das selbst nichts ist und nichts weiß, sondern sich bereithält, alles zu empfangen und alles durchzulassen.