Kapitel 20

Die Macht des Schweigens

111. – Wissen ist wie ein Kind mit seinen Errungenschaften; denn hat es etwas herausgefunden, so läuft es frohlockend und lärmend in den Straßen herum; Weisheit verbirgt die ihren für eine lange Zeit in bedächtigem und machtvollem Schweigen.

112. – Wissenschaft redet und gebärdet sich, als hätte sie alles Wissen errungen: Weisheit wandert dahin und hört den Widerhall ihrer einsamen Schritte am Rande unermesslicher Meere. (Sri Aurobindo)

Schweigen… ah! besser es auszuüben als davon zu sprechen.

Das ist eine Erfahrung, die ich hier vor langer Zeit gemacht habe: der Unterschied zwischen dem Bestreben, das, was man kennengelernt hat, alsbald zu verbreiten und anzuwenden, und der Fühlung mit den höheren Erkenntnissen, wo man sich so ruhig als möglich hält, damit das eine umwandelnde Wirkung ausübe. Ich habe davon die lebendige Erfahrung gemacht, einen halben Tag lang – aber jetzt scheint mir das alt, uralt, weit zurück.

Was für eine Macht hat dies Schweigen? Wenn man aufsteigt, betritt man eine Art allgegenwärtiges großes Schweigen; doch was für eine Macht hat es? Bewirkt es etwas?

Das ist es, was die Leute früher suchten, wenn sie dem Leben entfliehen wollten. Sie versetzten sich in Trance, ließen den Körper reglos und gingen dorthin, und dann waren sie vollkommen glücklich. So war es mit den Sanyasins, die sich lebendig begraben ließen. Sie sagten: „Ich habe jetzt meine Arbeit vollendet (sie machten schöne Worte), jetzt betrete ich Samadhi“, und sie ließen sich lebendig begraben. Sie gingen in eine Kammer, oder was immer, man schloss zu, und fertig war es. Folgendes geschah: Sie gingen in Trance, ihr Körper löste sich natürlich nach einiger Zeit auf, und sie traten in den Frieden ein.

Aber Sri Aurobindo sagt, dass dies Schweigen machtvoll ist.

Machtvoll, ja.

Nun, ich möchte gerne wissen, inwiefern es machtvoll ist? Denn man hat den Eindruck, dass man eine Ewigkeit darin bleiben könnte…

Nicht eine Ewigkeit – die Ewigkeit.

… ohne etwas zu verändern.

Ja, weil es nicht offenbart ist, es ist außerhalb der Offenbarung. Was aber Sri Aurobindo will, ist, es hier herabkommen zu lassen. Das ist es, das ist die Schwierigkeit. Und man muss Gebrechlichkeit und sogar den Anschein von Schwachsinn auf sich nehmen, alles, und es gibt nicht einen unter fünfzig Millionen, der dazu den Mut hat.