Kapitel 2

Ruhe

Ruhe bedeutet, die innere Ruhe zu bewahren und sich der Mutter zuzuwenden mit der Sehnsucht oder dem Ruf nach der Rückkehr in den richtigen Zustand.

Denke immer daran, dass eine innere Ruhe, die durch die Läuterung des rastlosen Mentals und Vitals entsteht, die erste Voraussetzung für eine sichere Sadhana ist. Denke als nächstes daran, dass es bereits ein großer Schritt ist, die Gegenwart der Mutter zu fühlen, während man eine äußere Tätigkeit verrichtet, das heißt, ein Schritt, den man ohne beträchtlichen inneren Fortschritt nicht zu tun vermag. Wahrscheinlich ist das, was du so sehr – zu brauchen meinst und was du nicht ausdrücken kannst, ein immerwährendes und lebendiges Gefühl der Kraft der Mutter, die in dir wirkt, die herabkommt und von den verschiedenen Ebenen deines Wesens Besitz ergreift. Das ist oft eine erste Voraussetzung für die doppelte Bewegung des Aufsteigens und des Herabkommens, die mit Sicherheit zur rechten Zeit kommen wird. Es kann lange Zeit beanspruchen, bis diese Dinge beginnen sichtbar zu werden, besonders wenn das Mental daran gewöhnt ist sehr aktiv zu sein, und man die Gewohnheit des mentalen Schweigens nicht besitzt. Wenn diese verhüllende Tätigkeit vorhanden ist, hat hinter dem beweglichen Schirm des Mentals viel Arbeit zu geschehen, und während der Sadhak glaubt, dass gar nichts geschieht, geht tatsächlich eine große Vorbereitung vonstatten. Ein schneller und sichtbarer Fortschritt kann nur dann erzielt werden, wenn du deine Seele durch fort währende Selbst-Darbringung hervortreten lässt. Strebe intensiv, doch ohne Ungeduld.

Dein Mental ist zu voll von Forderungen und Wünschen. Wenn du fähig sein willst, hier Yoga zu praktizieren, musst du sie ablegen und Ruhe, Wunschlosigkeit, Einfachheit und Hingabe lernen. Das ist es, was du zuerst erlangen musst, die anderen Dinge können danach kommen – denn das ist die einzig wahre Grundlage der Sadhana.

Immer wieder zur Ruhe kommen. Mit der Ruhe kommen die richtige Einstellung, das Verständnis und die Regungen zurück. Es ist natürlich, dass das niedere Leben aus Gefühlen, Trieben und Begierden besteht und an äußere Dinge gebunden ist – aber das ist nur ein Teil von dir. Es gibt auch die Seele, das höhere Mental und höhere Vital, die nur der Ruhe und der Hilfe der Kraft und des Friedens dahinter bedürfen, um stärker hervorzutreten und über das niedere Vital zu herrschen und es zu wandeln.

Du bist zu leicht von diesen Dingen [von außen] eingenommen. Du musst eine ruhige Stille im Vitalen und Physischen und eine Kraft in dir und um dich herbeirufen, die alle fremden Kräfte abwehrt, sobald sie auftauchen. Wenn die Nerven ruhig und stark sind, werden diese äußeren Kräfte dich nicht leicht berühren können.

Du solltest erkennen, dass eine ruhige Umgebung zwar wünschenswert ist, dass aber die wahre Ruhe innerlich ist und allein sie dir den ersehnten Zustand zu geben vermag.

Der innere spirituelle Fortschritt hängt nicht so sehr von äußeren Umständen ab als von der Art, wie wir von innen auf diese reagieren – das war immer ein höchstes Werturteil spiritueller Erfahrung. Daher bestehen wir darauf, die rechte Haltung einzunehmen und in ihr zu verbleiben, wir bestehen auf einem inneren Zustand, der nicht von äußeren Bedingungen abhängig ist, einem Zustand des Gleichmuts und der Stille – wenn es nicht von Anfang an der einer inneren Glücklichkeit sein kann – und darauf, sich immer mehr nach innen zu wenden, von innen nach außen zu blicken, statt an der Oberfläche zu leben, die immer den Erschütterungen und Schlägen des Lebens ausgeliefert sein wird. Allein von diesem inneren Zustand her kann man stärker als das Leben und seine störenden Kräfte sein und hoffen, ihrer Herr zu werden.

Eines der ersten Dinge, die auf dem Weg gelernt werden müssen, ist, innerlich ruhig zu bleiben, den festen Willen zu bewahren hindurchzugehen und sich durch Schwierigkeiten oder Schwankungen nicht stören oder entmutigen zu lassen. Dies nicht zu tun bedeutet, die Unbeständigkeit des Bewusstseins zu fördern und eine Bewahrung von Erfahrungen nur unter Schwierigkeiten – das, worüber du dich beklagst. Nur wenn du ruhig und stetig nach innen gewandt bleibst, können die Erfahrungen mit einiger Beständigkeit weiterhin stattfinden, obwohl es immer Zeitspannen der Unterbrechung und Schwankung geben wird; doch werden diese, wenn man die richtige Einstellung hat, dann eher zu Zeiten der Assimilation, in denen die Schwierigkeit sich erschöpft, als zu einem Fehlschlag in der Sadhana.

Eine spirituelle Atmosphäre ist wichtiger als äußere Umstände; wenn man diese erhalten und sich seine eigene spirituelle Luft schaffen kann, in der man zu leben und zu atmen vermag, ist dies die wahre Voraussetzung für den Fortschritt.

Es ist besser, Ruhe zu erreichen, gefolgt von einer Öffnung nach oben, als eine Anstrengung, die zwischen intensiven Erfahrungen und starken negativen Reaktionen schwankt.

Selbst Ruhe und Gelassenheit irgendwo im Hintergrund oder passiv zu haben, ist wichtiger und hilfreicher als es scheint. Sie bietet eine Art dauerhaften Boden, auf dem schließlich dauerhafter Friede, Kraft und Freude aufgebaut werden können. Wenn man spüren kann, dass ein Teil des Wesens immer ruhig ist, trotz der Störungen in einem anderen Teil, dann hat man den ersten festen Schritt zu einer dauerhaften Veränderung getan.

Dieser Zustand der Leere, Ruhe und Reaktionslosigkeit wird von den Yogis als großer Fortschritt angesehen, insbesondere der Gleichmut und die Gleichgültigkeit gegenüber dem, was gesagt oder getan wird. Im Moment ist es nur ein neutraler Zustand, aber das ist es normalerweise am Anfang. Danach verwandelt er sich in Frieden oder sogar in ein gleichmütiges Ananda, ungestört von allem, was geschehen mag.

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