Kapitel 17
Weltliche Angelegenheiten
Der Materialismus der modernen Zeit
Zu jener Zeit, zur Zeit des Buddha, war es eine Freude, eine Glückseligkeit, der Zustand höchsten Glückes, ein spirituelles Leben zu führen, welches dich von allen Kümmernissen der Welt, allem Leiden, allen Sorgen befreite und dich glücklich machte, dich erfüllte und zufriedenstellte.
Es ist der Materialismus der modernen Zeit, der die spirituelle Bemühung in einen harten Kampf und ein Opfer, einen schmerzhaften Verzicht auf alle sogenannten Freuden des Lebens verwandelt hat.
Dieses Bestehen auf der ausschließlichen Wirklichkeit der physischen Welt, physischem Vergnügen, physischen Freuden, physischem Besitz, ist das Ergebnis des gesamten materiellen Strebens der menschlichen Zivilisation. Das war in den alten Zeiten undenkbar. Im Gegenteil, Zurückgezogenheit, Konzentration, Befreiung von aller materiellen Besorgnis, Hingabe an die spirituelle Freude, das bedeutete tatsächlich Glücklichsein.
Von diesem Standpunkt aus ist es ganz offenkundig, dass die Menschheit weit davon entfernt ist, Fortschritte gemacht zu haben; und diejenigen, die in diese Welt, mitten in die Zentren materialistischer Zivilisation geboren wurden, haben in ihrem Unterbewusstsein diese entsetzliche Vorstellung, nur materielle Realitäten seien wirklich und mit nicht materiellen Dingen befasst zu sein, stelle einen wunderbaren Opfergeist, eine beinahe erhabene Anstrengung dar. Nicht von morgens bis abends und von abends bis morgens von all den kleinen physischen Vergnügungen, physischen Erlebnissen, physischen Beschäftigungen in Anspruch genommen zu sein, heißt einen bemerkenswerten Geist zu bezeugen.
Esau und Jakob
Ich weiß nicht, wie viele von euch die Bibel gelesen haben. Es ist nicht sehr unterhaltsam, das zu tun, und außerdem ist sie sehr lang, aber dennoch, in der Bibel gibt es eine Geschichte, die ich immer sehr gemocht habe. Da waren zwei Brüder, wenn ich mich nicht irre, Esau und Jakob. Nun, Esau war sehr hungrig, so geht die Geschichte, nicht wahr? Ich glaube, er war ein Jäger oder so ähnlich. In jedem Fall lautet die Geschichte so. Er kam sehr hungrig nach Hause und sagte zu Jakob, er sei sehr hungrig, und er hatte so großen Hunger, dass er zu ihm sagte: „Höre, wenn du mir dein Linsengericht gibst (Jakob hatte einen Eintopf zubereitet), gebe ich dir mein Erstgeburtsrecht.“ Nicht wahr, man kann diese Geschichte sehr oberflächlich verstehen, aber sie hat eine sehr tiefe Bedeutung; das Erstgeburtsrecht ist das Recht, der Sohn Gottes zu sein. Und er war bereit, sein göttliches Recht aufzugeben, weil er hungrig war, für eine konkrete, materielle Sache, für Nahrung. Das ist eine sehr alte Geschichte, aber sie ist ewig wahr.
Erfolg und Misserfolg
Ihr dürft Dinge nicht nach ihrem äußeren Erfolg oder dem Anschein einer Niederlage bewerten. Wir dürfen sagen – und im Allgemeinen ist es das, was fast immer geschieht – wir können sagen, das Göttliche gibt, was man begehrt, und von allen Lektionen ist diese die beste! Denn, ist dein Begehren unbewusst, verdunkelt, egoistisch, vergrößerst du das Unbewusste, die Finsternis und den Egoismus in dir. Das heißt, es entfernt dich weiter und weiter von der Wahrheit, von Bewusstsein und Glück. Es bringt dich vom Göttlichen weit fort. Und für das Göttliche ist natürlich nur eine Sache wahr – das göttliche Bewusstsein, die göttliche Einung. Und jedes Mal, wenn du materiellen Dingen den Vorzug gibst, wirst du mehr und mehr materialistisch und gehst weiter und weiter fort vom vollen Erfolg.
Aber für die Wahrheit ist dieser andere Erfolg eine furchtbare Niederlage… Du hast die Wahrheit gegen die Falschheit eingetauscht!
Nach dem äußeren Anschein oder augenscheinlichem Erfolg zu urteilen, ist genaugenommen ein Akt völliger Unwissenheit. Selbst für den verhärtetsten Menschen, für den ganz offensichtlich alles erfolgreich verlaufen ist, selbst für ihn gibt es immer eine Kehrseite. Und diese Art Verhärtung, welche hervorgerufen wird, dieser Schleier, der gebildet wird, ein immer dichter und dichter werdender Schleier zwischen dem äußeren Bewusstsein und der inneren Wahrheit wird eines Tages, irgendwann, ganz und gar unerträglich. Er kommt uns gewöhnlich teuer zu stehen – der äußere Erfolg.
(Mutters Stimme wird extrem tief.) Man muss sehr stark, sehr rein sein, über ein sehr hohes und sehr selbstloses spirituelles Bewusstsein verfügen, um ohne davon berührt zu sein, Erfolg zu haben. Nichts ist schwieriger, als erfolgreich zu sein. Das ist in der Tat die wahre Prüfung im Leben!
Gelingt dir etwas nicht, so wendest du dich ganz natürlicherweise auf dich selbst zurück und suchst in dir selbst Trost für dein äußeres Versagen. Und diejenigen, in denen eine Flamme brennt – falls das Göttliche ihnen wirklich helfen will, falls sie reif genug dazu sind, dem Pfad zu folgen – diejenigen werden einen Schlag nach dem anderen erfahren, denn das hilft! Es ist die machtvollste, die direkteste, die wirksamste Hilfe. Bist du erfolgreich, sei auf der Hut, frage dich: „Was ist der Preis, welches die Kosten, mit denen ich den Erfolg erkauft habe? Ich hoffe, es ist nicht ein Schritt in Richtung…“
Es gibt welche, die sind darüber hinaus, solche, die ihrer Seele bewusst sind, solche, die sich selbst ganz und gar hingegeben haben, solche, die – wie ich bereits sagte – vollkommen rein, selbstlos sind und ohne davon betroffen oder berührt zu sein, erfolgreich sein können. Dann ist es etwas anderes. Aber man muss sehr groß sein, um fähig zu sein, Erfolg zu ertragen. Und schließlich ist es vielleicht die letzte Prüfung, die das Göttliche jemandem auferlegt: „Jetzt, da du edel, da du selbstlos bist, keinen Egoismus mehr hast, nur mir gehörst, werde ich dich triumphieren lassen. Wir werden sehen, ob du standhältst.“
Vollkommener Gleichmut
Wenn Dinge geschehen, die nicht so sind, wie wir sie erwartet, erhofft, erwünscht haben, die unserem Begehren zuwiderlaufen, nennen wir sie in unserer Unwissenheit Missgeschicke und jammern. Wenn wir aber ein wenig weiser werden würden und die tieferen Konsequenzen dieser Geschehnisse beobachteten, fänden wir, dass sie uns rasch dem Göttlichen, dem Geliebten entgegenführen. Wohingegen leichte und angenehme Umstände uns ermuntern, auf dem Pfad herumzutrödeln, auf dem Wege anzuhalten, die Blumen des Genusses zu pflücken, die sich uns darbieten und welche wir zu schwach oder nicht aufrichtig genug sind, entschlossen abzulehnen, so dass unser Marsch vorwärts nicht verzögert wird.
Man muss schon sehr stark, sehr weit sein auf dem Wege, um den Erfolg und den kleinen Freuden, die er mit sich bringt, zu begegnen, ohne nachzugeben. Diejenigen, die dazu imstande sind, die stark sind, laufen dem Erfolg nicht nach. Sie streben nicht danach und akzeptieren ihn mit Gleichgültigkeit. Denn sie kennen und schätzen den Wert der Schläge, welche durch Unglücklichsein und Missgeschick ausgeteilt werden.
Aber letztendlich ist die wahre Haltung, das Zeichen und der Beweis, dass wir dem Ziele nahe sind, ein vollkommener Gleichmut, der uns in den Stand versetzt, Erfolg und Misserfolg, Glück und Unglück, Freude und Leid mit der gleichen heiteren Freude anzunehmen; denn alle diese Dinge werden zu wunderbaren Geschenken, mit denen der Herr uns in seiner grenzenlosen Fürsorge überschüttet.
Ein vollkommenes Geschenk
Was du bist, das gib; was du hast, das gib, und dein Geschenk wird vollkommen sein. Vom spirituellen Standpunkt aus wird es vollkommen sein. Dies hängt nicht von der Größe deines Reichtums oder der Anzahl der Fähigkeiten in deiner Natur ab. Es hängt ab von der Vollkommenheit deines Geschenkes, das heißt von seiner Vollständigkeit. Ich erinnere mich, in einem Buch mit indischen Legenden folgende Geschichte gelesen zu haben: Da war eine sehr arme, sehr alte Frau, die nichts besaß und große Not litt, in einer sehr elenden Hütte lebte und der eine Frucht geschenkt worden war. Es war eine Mangofrucht. Sie hatte sie zur Hälfte gegessen und bewahrte die andere Hälfte für den nächsten Tag, denn es war etwas so Wunderbares, dass es ihr nicht oft widerfuhr, eine Mangofrucht zu bekommen. Und dann, als die Nacht hereinbrach, klopfte jemand an die hinfällige Tür und bat um Gastfreundschaft. Und dieser Jemand trat ein und erzählte ihr, er brauche Unterkunft und sei hungrig. Sie sagte zu ihm: „Nun, ich habe kein Feuer, dich zu wärmen, keine Decke, in die du dich hüllen könntest, und ich habe eine halbe Mangofrucht übrig, das ist alles, was ich habe, wenn du es möchtest. Ich habe die Hälfte gegessen.“ Und es stellte sich heraus, dass dieser Jemand Shiva war, und sie wurde von einem inneren Glanz erfüllt, denn sie hatte sich selbst als vollkommenes Geschenk und alles, was sie hatte, dargebracht.
Ich las das und fand es großartig. Ja, doch, das beschreibt es auf lebhafte Weise. Genau das ist es.
Der reiche Mann oder selbst Leute, die recht wohlhabend sind und alle möglichen Dinge des Lebens besitzen, geben dem Göttlichen, was sie als Überschuss haben – denn das ist gewöhnlich die Geste: man verfügt über ein wenig mehr Geld als man braucht, hat ein paar mehr Dinge mehr als nötig, und so gibt man das großzügig dem Göttlichen. Es ist besser, als nichts abzugeben. Aber selbst wenn dieses „wenig-mehr-als-wir-brauchen“ Hunderttausende von Rupien bedeutet, dieses Geschenk ist weniger vollkommen als jenes, das mit der Mangofrucht erbracht wurde. Denn es misst sich weder an Quantität noch an Qualität, sondern an der Aufrichtigkeit und der Bedingungslosigkeit des Gebens.
Geld ist wertvoll, wenn es ausgegeben wird
Es ist unendlich viel schwieriger, gut, weise, intelligent und großzügig, großzügiger zu sein – ihr folgt meinem Gedankengang – wenn man reich, als wenn man arm ist. Ich habe viele Leute in vielen Ländern kennengelernt, und die freigebigsten, die mir in all den Ländern je begegnet sind, waren die Ärmsten. Und sobald die Taschen voll sind, wird man von einer Art Krankheit befallen, welche sich als ein geistiges Verhaftetsein am Geld darstellt. Ich versichere euch, es ist ein Fluch.
Deshalb ist das erste, was man tun muss, wenn man Geld besitzt, es auszugeben. Aber das darf, wie gesagt, nicht ohne Verstand geschehen. Gehe nicht hin und gib es wie diejenigen, die Philanthropie betreiben, weil sie das mit einem Gefühl eigener Güte, Großherzigkeit und Wichtigkeit erfüllt. Du musst in sattwischer Weise handeln, das bedeutet, mache den bestmöglichen Gebrauch davon. Und daher muss jeder in seinem höchsten Bewusstsein herausfinden, welche die bestmögliche Verwendungsweise des Geldes, das er besitzt, sein kann. Und wahrhaftig, Geld ist von keinem Wert, wenn es nicht zirkuliert. Für jeden und jedermann ist Geld nur nützlich, wenn es ausgegeben ist…
Wohlstand ist eine Kraft – ich habe euch das schon gesagt – eine Kraft der Natur; und Geld sollte ein Mittel der Zirkulation sein, eine Macht in Bewegung, so wie fließendes Wasser eine Macht in Bewegung ist. Es ist etwas, das dazu dienen kann, zu erschaffen und zu organisieren. Es ist ein geeignetes Mittel, denn tatsächlich ist es nur dazu da, Dinge voll und frei zirkulieren zu lassen.
Diese Kraft sollte in den Händen derjenigen sein, die es verstehen, den bestmöglichen Gebrauch davon zu machen, das heißt wie ich schon am Anfang sagte, Leuten, die in sich auf die eine oder andere Weise jedes persönliche Begehren und jede Bindung beseitigt und sich davon befreit haben. Es sollte eine genügend weite Schau hinzukommen, die über ein Verständnis für die Bedürfnisse der Erde verfügt, ein Wissen, das ausreicht, all diese Bedürfnisse zu organisieren und das diese Mittel zu nutzen weiß.
Wenn diese Menschen daneben noch ein höheres spirituelles Wissen besitzen, können sie diese Kraft dazu verwenden, allmählich etwas auf der Erde aufzubauen, was imstande sein wird, die göttliche Macht, Kraft und Gnade zu offenbaren.
Geld gehört niemandem
Der Konflikt bezüglich Geld könnte ein „Konflikt des Besitzes“ genannt werden. Aber die Wahrheit ist, dass Geld niemandem gehört. Diese Vorstellung, Geld zu besitzen, hat alles verzerrt. Geld sollte kein „Besitz“ sein: Wie Energie ist es ein Mittel zum Handeln, das dir gegeben ist, aber du musst es im Einklang mit dem benutzen, was wir den „Willen des Gebers“ nennen können, das heißt in einer unpersönlichen und erleuchteten Weise. Wenn du ein gutes Werkzeug dafür bist, Geld zu verteilen und zu benutzen, dann kommt es zu dir, und das in dem Maße deiner Fähigkeit, es so zu verwenden, wie es gedacht ist. Das ist der wahre Mechanismus. Die wahre Haltung ist diese: Geld ist eine Kraft, geplant für das Werk auf der Erde, das Werk, das erforderlich ist, die Erde darauf vorzubereiten, die göttlichen Kräfte zu empfangen und zu offenbaren, und sie – das heißt die Macht, es zu gebrauchen – muss in die Hände derjenigen gelangen, die die klarste, umfassendste und wahrhaftigste Schau haben.
Produktion
Es heißt: „Man kann nichts anhäufen, ohne dass ein Loch entsteht“, man kann sich nicht bereichern, ohne einen anderen arm zu machen. Ist das wahr?
Das ist nicht ganz richtig. Etwas herzustellen ist kein Verarmen, sondern bedeutet Bereicherung. Man bringt einfach in die Welt etwas in Umlauf, das einen Wert darstellt, der dem von Geld entspricht. Aber zu sagen, man kann nichts anhäufen, ohne dass ein Loch entsteht, ist schon richtig bei denen, die spekulieren, die Geschäften an der Börse nachgehen oder im Finanzwesen – dort ist das wahr. Ein finanzieller Erfolg in Angelegenheiten purer Spekulation ist, ohne anderen abträglich zu sein, unmöglich. Aber das ist auf diese Fälle beschränkt. Ansonsten reißt ein Produzent kein Loch, wenn er Geld im Austausch mit dem ansammelt, was er herstellt. Sicherlich gibt es die Frage nach dem Wert der Ware, aber wenn die Produktion wahrhaft eine Errungenschaft für den allgemeinen menschlichen Wohlstand bedeutet, macht sie kein Loch, sondern vermehrt diesen Wohlstand. Und in anderer Weise, nicht nur auf materieller Ebene, gilt das gleiche für Kunst, Literatur oder Wissenschaft, für überhaupt jegliches Schaffen.
Habe Achtung vor den Dingen
Wie sollten wir mit Dingen umgehen?
Ah, das heißt… Zunächst die Dinge mit einem Verständnis für ihren wahren Verwendungszweck gebrauchen, mit dem Wissen um ihre eigentliche Funktion, mit äußerster Sorgfalt, so dass sie nicht zerstört werden und mit der geringsten Unordnung.
Ich werde euch ein Beispiel geben: du besitzt eine Schere. Es gibt alle möglichen Arten Scheren, solche, um Papier und solche, um Fäden zu schneiden… Nun, besitzt du eine Schere, die du benötigst, bediene dich ihrer zu dem Zweck, zu dem sie gemacht ist. Aber ich kenne Leute, die, wenn ihnen eine Schere gehört, sie ohne Unterschied für alles einsetzen, das es zu schneiden gilt, kleine Seidenfäden, und sie versuchen, auch damit Draht zu durchtrennen oder aber sie benutzen sie als Werkzeug zum Öffnen von Dosen, verstehst du. Wofür auch immer, wo sie ein Instrument benötigen, greifen sie zur Schere und machen von ihr Gebrauch. So kommen sie natürlich nach ziemlich kurzer Zeit wieder zu mir und sagen: „Oh, meine Schere ist kaputt, ich hätte gerne eine neue.“ Und sie sind sehr überrascht, wenn ich ihnen sage: „Nein, du bekommst keine neue, weil du diese verdorben hast, denn du hast sie schlecht behandelt.“ Das ist nur ein Beispiel. Ich könnte viele andere anführen.
Leute gebrauchen etwas, das schmutzig und dadurch unbrauchbar wird, oder sie vergessen, es zu reinigen und vernachlässigen es, weil all das Zeit kostet. Es gibt vor dem Gegenstand, den man besitzt, eine Art Respekt, der einen veranlassen muss, ihn mit Rücksicht zu behandeln und ihn so lange zu bewahren wie möglich, nicht weil man an ihm hängt und ihn begehrt, sondern, weil ein Gegenstand etwas Achtenswertes ist, das manchmal eine Menge Mühe und schwere Arbeit für seine Herstellung gekostet hat und deshalb mit Respekt im Hinblick auf die Arbeit und den Aufwand, die für ihn eingesetzt wurden, betrachtet werden muss.
Ich sage oft: „Nein, benutze, was du besitzt. Versuche, den bestmöglichen Gebrauch davon zu machen. Werfe Dinge nicht unnütz fort, stelle keine unnützen Forderungen. Versuche, mit dem auszukommen, was du hast, indem du alle Sorgfalt, alle Ordnung und soviel Planmäßigkeit wie nötig einsetzt und Unordnung vermeidest.“
Das Problem der Nahrung
Wenn man wünscht, aus seinem gewöhnlichen Leben heraus in ein höheres einzutreten, dann beginnt die Nahrungsfrage interessant zu werden. Und wenn man, nachdem man dies erreicht hat, sich auf die Umwandlung vorzubereiten bemüht, wird sie sehr wichtig. Denn es gibt sicherlich Nahrungsmittel, die dem Körper helfen, sich zu verfeinern und andere, die ihn im animalischen Zustand halten. Aber das wird nur in dieser bestimmten Zeit so bedeutungsvoll, nicht vorher. Und bevor das so weit ist, gibt es viele andere Dinge zu tun. Es ist sicherlich besser, sein Mental und sein Vital zu läutern, bevor man daran denkt, dieses mit seinem Körper zu praktizieren. Denn selbst wenn du alle Vorsichtsmaßnahmen ergreifst und physisch auf eine Weise lebst, in der du dich vorsiehst, nichts aufzunehmen als das, was dazu beiträgt, deinen Körper subtil zu machen, wenn dein Mental und dein Vital in einem Zustand von Begehren, Unbewusstheit, Dunkelheit, Leidenschaft und all dem anderen verbleiben, wird das nicht von geringstem Nutzen sein. Dein Körper wird geschwächt, vom inneren Leben abgespalten und eines schönen Tages krank werden.
Man muss von innen beginnen, ich habe euch das bereits einmal gesagt. Man muss von oben anfangen, erst das Höhere, dann das Niedere läutern. Ich sage nicht, man solle aller möglichen Dinge, die den Körper herabsetzen, frönen. Das ist es nicht, was ich euch sage. Betrachtet das nicht als einen Rat, keine Kontrolle über eure Begierden auszuüben! Das ist es überhaupt nicht. Was ich meine ist vielmehr, versuche nicht, im Körper ein Engel zu sein, wenn du nicht bereits ein wenig davon in deinem Mental und deinem Vital bist, denn das würde dich von dem gewöhnlichen Menschen auf eine andere Weise entfernen, aber nicht zum Besseren. Wir sagten kürzlich, das Wichtigste sei es, das Gleichgewicht zu wahren. Nun, um das zu erreichen, muss sich alles zur gleichen Zeit fortentwickeln. Du darfst nicht einen Teil deines Wesens in der Dunkelheit belassen und den anderen ins Licht zu bringen versuchen. Du musst sorgfältig darauf achten, keine Ecke finster zu lassen.
Esse mit Maß
Das Beste ist, ans Essen nicht zu denken, sondern sein Leben hinreichend regelhaft zu ordnen, so dass keine Notwendigkeit entsteht, darüber nachzusinnen. Du isst zu festgesetzten Stunden, maßvoll, du brauchst dich nicht einmal damit auseinanderzusetzen, während du etwas zu dir nimmst. Du musst ruhig essen, das ist alles, still, mit Konzentration, und wenn du nicht isst, darfst du dich niemals gedanklich damit beschäftigen. Du darfst nicht zu viel essen, weil du dich dann mit deiner Verdauung beschäftigen musst, und das wird sehr unerfreulich für dich sein und dich zwingen, viel Zeit zu verschwenden. Du musst einfach essen, … du musst allem Begehren, aller Versuchung, allen Regungen des Vitals ein Ende setzen, denn wenn du einfach deshalb isst, weil der Körper Essen braucht, wird er dir absolut präzise und exakt mitteilen, wann er genug hat. Siehst du, wenn man durch vitale Gier oder mentale Vorstellungen nicht getrieben wird, erfasst man dies mit Sicherheit. „Nun ist es genug!“ sagt der Körper, „ich will nicht mehr.“ Folgerichtig beendet man die Mahlzeit.
Bringe deine Nahrung dem Göttlichen dar
Solange unser Körper gezwungen ist, Fremdstoffe aufzunehmen, um fortzubestehen, wird er sich gleichzeitig eine beträchtliche Menge träger und unbewusster Kräfte oder solche mit ziemlich unerwünschtem Bewusstsein einverleiben, und diese Alchemie muss innerhalb des Körpers stattfinden. Wir sprechen von Bewusstseinsarten, die mit der Nahrung aufgenommen werden, aber es gibt auch das Nichtbewusste, das auf diese Weise eindringt – eine ganze Menge davon. Und deshalb bestand in vielen Yogadisziplinen die Empfehlung, dem Göttlichen vor der Mahlzeit die Nahrung darzubringen (Mutter macht eine Geste des Anbietens, die Hände verschränkt, Handflächen geöffnet). Es besteht darin, das Göttliche vor dem Essen in die Nahrung herabzurufen. Man bietet sie Ihm dar – das heißt man bringt sie mit dem Göttlichen in Verbindung, so dass sie unter seinem Einfluss stehen möge, wenn man sie zu sich nimmt. Das ist sehr nützlich, das ist sehr gut. Wenn man das zu tun versteht, verringert sich die Arbeit der inneren Umwandlung, die getan werden muss, beträchtlich.
Rauchen, Trinken und Drogen
Manche Leute glauben, dass Rauchen, Trinken etc. einen Teil des zukünftigen Lebens prägen wird. Das ist ihre Sache. Wenn sie durch diese Erfahrung hindurchgehen wollen, lass sie. Sie werden erkennen, dass sie sich in ihre eigenen Begierden einsperren. Aber auf jeden Fall bin ich kein Moralist, überhaupt nicht, überhaupt nicht. Es ist ihre eigene Angelegenheit. Wenn sie durch diese Erfahrung hindurchgehen wollen, lass sie. Aber dafür ist der Ashram nicht der Ort. Dank sei Gott, im Ashram haben wir gelernt, dass das Leben etwas anderes ist. Das wahre Leben bedeutet nicht Befriedigung von Begierden. Aus Erfahrung kann ich bestätigen, dass alle durch Drogen hervorgerufenen Erfahrungen, all dieser Kontakt mit der unsichtbaren Welt, in einer viel besseren, bewussteren und kontrollierteren Art und Weise ohne Drogen hergestellt werden kann. Nur, man muss sich unter Kontrolle haben. Es ist schwieriger, als Gift zu schlucken. Aber ich werde keine Predigten halten.
Trinken und Drogen: Selbstkontrolle
Es gibt auch Menschen, die sich dem Laster hingeben – dem einen oder dem anderen, wie Trinken und Injektionen von Drogen – und die sehr genau wissen, dass dies sie in Verderben und Tod führt. Aber sie entscheiden sich, das zu tun, wissentlich.
Sie haben über sich selbst keine Kontrolle.
Es gibt immer einen Augenblick, in dem jedermann über Selbstkontrolle verfügt. Und wenn man nicht einmal „Ja“ gesagt, die Entscheidung getroffen hätte, hätte man es nicht getan.
Es gibt nicht ein menschliches Wesen, das nicht die Energie und die Fähigkeit besitzt, etwas ihm Aufgezwungenem zu widerstehen – wenn es ihm überlassen ist, so zu handeln. Leute sagen dir: „Ich kann nicht anders“ – das geschieht, weil sie in der Tiefe ihres Herzens gar nicht anders wollen. Sie haben es hingenommen, Sklaven ihres Lasters zu sein. Es gibt einen Augenblick, in dem man das akzeptiert.
Tabak und Alkohol
Warum zerstören Tabak und Alkohol das Gedächtnis und den Willen?
Warum? Weil sie das tun. Es gibt keinen moralischen Grund. Es ist eine Tatsache. Es ist ein Gift im Alkohol, es ist ein Gift im Tabak. Und dieses Gift dringt in die Zellen ein und zerstört sie. Alkohol wird sozusagen niemals herausgeworfen. Er sammelt sich in einem bestimmten Teil des Gehirns an, und anschließend funktionieren diese Zellen überhaupt nicht mehr – manche Leute werden deshalb sogar verrückt, das nennt man Delirium Tremens, die Folge von zu viel Alkohol, welcher nicht aufgenommen wurde, sondern auf diese Weise im Gehirn konzentriert bleibt. Und das ist sogar so radikal… Es gibt in Frankreich eine Provinz, in der ein Wein produziert wird, ein Wein mit sehr niedrigem Alkoholgehalt: ich glaube, es sind vier oder fünf Prozent, ein sehr niedriger Prozentsatz, nicht wahr? Und diese Leute trinken Wein, weil sie ihn selbst gemacht haben, wie man Wasser trinkt. Sie trinken ihn pur, und nach einiger Zeit werden sie krank. Sie haben zerebrale Störungen. Ich kannte Leute dieser Art, das Gehirn war gestört, es funktionierte nicht mehr. Und Tabak – Nikotin ist ein sehr schweres Gift. Es ist ein Gift, das die Zellen zerstört. Ich habe gesagt, es ist ein langsames Gift, weil man es nicht sofort spürt, außer wenn man das erste Mal raucht und es einen krank macht. Und das sollte dich verstehen lassen, dass man es nicht tun sollte. Nur sind Leute so dumm, dass sie es für eine Schwäche halten und deshalb fortfahren, bis sie sich an das Gift gewöhnt haben. Und der Körper reagiert nicht länger, er gestattet es, zerstört zu werden, ohne zu reagieren: du wirst die Reaktion los.
Das verhält sich physisch ebenso wie moralisch. Tust du etwas, das du nicht tun solltest und dein seelisches Wesen sagt dir in seiner noch kleinen Stimme, es zu unterlassen, dann wird es dir, wenn du ihm dennoch zuwiderhandelst, nach einer Weile nichts mehr mitteilen, und du wirst überhaupt keine inneren Reaktionen auf all deine schlechten Handlungen mehr erfahren, weil du dich geweigert hast, der Stimme zu gehorchen, als sie zu dir sprach. Und dann entwickelst du dich natürlich vom Schlechten zum Schlimmeren und stolperst in ein Loch. Nun, mit dem Tabak ist es das gleiche: beim ersten Mal reagiert dein Körper heftig, er erbricht sich, er sagt zu dir: „Ich will das um keinen Preis.“ Du unterwirfst ihn mit deiner vitalen und mentalen Dummheit, du zwingst ihn, es zu tun. Er antwortet nicht mehr und lässt es zu, allmählich vergiftet zu werden, bis er zerfällt. Die Funktionsfähigkeit wird vermindert; die Nerven werden betroffen. Sie übertragen den Willen nicht länger, weil sie angegriffen sind, sie sind vergiftet. Und letztendlich beginnen die Leute zu zittern, sie haben nervöse Zuckungen. Davon gibt es ziemlich viele, man braucht nicht weit zu gehen, um sie zu finden. Und sie sind nur so, weil sie sich Exzessen hingegeben haben: sie tranken und rauchten. Und wenn sie einen Gegenstand heben, zittern ihre Hände (Geste). Das bekommt man, indem man sich so verhält.
Sexualität und Yoga
Es gibt eine andere Gefahr. Sie steht im Zusammenhang mit den sexuellen Impulsen. Yoga wird in seinem Verlauf der Läuterung alle verborgenen Impulse und Begierden offenlegen. Und du musst lernen, Dinge nicht zu verstecken oder beiseitezuschieben, du musst ihnen ins Auge schauen, sie überwinden und umformen. Die erste Wirkung des Yoga ist jedoch, die mentale Kontrolle aufzuheben, und die Gier, die schlummernd liegt, wird plötzlich freigesetzt, sie bricht hervor und überfällt das Wesen. So lange, wie diese mentale Kontrolle nicht durch die göttliche ersetzt ist, gibt es eine Durchgangsphase, in der deine Aufrichtigkeit und Hingabe einer Prüfung unterworfen werden. Die Stärke solcher Impulse, wie jenem der Sexualität, liegt gewöhnlich in der Tatsache, dass Leute zu viel Notiz von ihnen nehmen. Sie protestieren zu heftig und bemühen sich, sie durch Unterdrückung zu kontrollieren und über sie zu wachen. Aber je mehr man an etwas denkt und sagt: „Ich will es nicht, ich will es nicht!“ umso stärker ist man daran gefesselt. Was du tun solltest ist, dir die Sache fernzuhalten, dich davon zu trennen, es so wenig wie möglich zur Kenntnis zu nehmen, und selbst, wenn du zufällig daran denkst, gleichgültig und unbeteiligt zu bleiben.
Den Impulsen und Begierden, die durch den Druck des Yoga auftauchen, sollte man in einem Geist von Unvoreingenommenheit und Gelassenheit entgegentreten als etwas, das dir selbst fremd ist oder zur äußeren Welt gehört. Sie sollten dem Göttlichen dargeboten werden, so dass das Göttliche sie aufnimmt und umwandelt.
Wenn du dich dem Göttlichen einmal geöffnet hast, wenn die Macht des Göttlichen in dich herabgestiegen ist und du dich dennoch an die alten Kräfte zu halten versuchst, dann bereitest du dir selbst Probleme, Schwierigkeiten und Gefahren. Du musst wachsam sein und darauf achten, dass du das Göttliche nicht als Deckmantel für die Befriedigung deiner Begierden benutzt.
Der sexuelle Impuls
Die Menschheit verfügt über den sexuellen Impuls in einer ganz und gar natürlichen, spontanen und, ich möchte sagen, legitimen Weise. Dieser Impuls wird natürlich und spontan gemeinsam mit der Tierhaftigkeit verschwinden. So wird das mit vielen anderen Dingen geschehen, wie zum Beispiel dem Bedürfnis zu essen und vielleicht auch dem zu schlafen, wie wir das jetzt tun. Doch der in einer höher entwickelten Menschheit bewussteste Impuls, der fortbesteht als eine Quelle von… nun, Seligkeit ist ein großes Wort, aber von Freude und Wonne, – ist sicherlich die sexuelle Aktivität, und sie wird überhaupt keine Existenzberechtigung innerhalb der Funktionsweisen der Natur mehr besitzen, wenn die Notwendigkeit der Zeugung auf diese Art nicht mehr besteht. Deshalb wird die Fähigkeit, mit der Freude des Lebens in Verbindung zu treten, Schritt für Schritt wachsen oder sich andersartig orientieren. Aber wonach die spirituell Suchenden der alten Zeiten aus Prinzip trachteten – sexuelle Verneinung – ist eine absurde Angelegenheit, weil das nur für jene gelten darf, die sich über diese Stufe erhoben haben und mit keinerlei Tierartigkeit mehr behaftet sind. Und sie muss auf ganz natürliche Weise abfallen, ohne Anstrengung, ohne Kampf. Es ist lächerlich, das zu einem Zentrum des Konfliktes und Kampfes zu machen. Nur wenn das Bewusstsein aufhört, menschlich zu sein, fällt sie ganz natürlich ab. Hier gibt es auch eine Übergangszeit, die etwas schwierig sein kann, weil die Wesen des Überganges sich immer in einem instabilen Gleichgewicht befinden. Aber in uns selbst gibt es immer eine Art Flamme und ein Bedürfnis, welche keinen Schmerz zulassen – es ist keine schmerzhafte Bemühung, es ist etwas, das wir mit einem Lächeln aufbringen können. Aber zu verlangen, es jenen aufzuerlegen, die zu diesem Übergang nicht bereit sind, ist absurd.
Das ist gesunder Menschenverstand. Sie sind Menschenwesen, sie dürfen nicht vorgeben, sie seien es nicht.
Es wird erst dann leicht, wenn dieser Impuls für dich unerträglich wird, wenn du ihn als etwas Schmerzhaftes und als deinem tieferen Empfinden Widersprüchliches empfindest. Nun, dann zerschneidest du die äußeren Fesseln, und es ist erledigt.
Lieben können
Es heißt, um der göttlichen Liebe bewusst zu werden, muss man alle andere Liebe aufgeben. Wie kann man die andere Liebe, die so hartnäckig anhaftet (Gelächter) und uns nicht so leicht verlässt, am besten zurückweisen?
Indem man durch sie hindurchgeht. Ah!
Durch sie hindurchgehen, schauen, was hinter ihr verborgen ist, nicht bei der Erscheinung stehenbleiben, sich nicht mit der äußeren Form zufriedengeben, nach dem Prinzip suchen, welches sich hinter dieser Liebe befindet, es nicht genug sein lassen, bis man den Ursprung dieses Gefühls in sich selbst gefunden hat. Dann wird diese äußere Gestalt von selbst zerfallen, und du wirst mit der göttlichen Liebe, die hinter allen Dingen steht, in Kontakt sein.
Das ist die beste Methode.
Sich von der einen zu befreien, um die andere zu finden, ist sehr schwierig. Es ist beinahe unmöglich. Denn die menschliche Natur ist so begrenzt, so voller Widersprüche und in ihren Regungen so beschränkt, dass, will man Liebe in ihren niederen Formen zurückweisen, das heißt menschliche Liebe wie menschliche Wesen sie erfahren, wenn man sich innerlich bemüht, sie zurückzuweisen, man gewöhnlich alle Fähigkeit, Liebe zu empfinden zurückweist und wie ein Stein wird. Und dann müssen wir manchmal Jahre oder Jahrhunderte warten, bevor es in uns ein Wiedererwachen der Fähigkeit gibt, Liebe zu empfangen oder auszudrücken.
Deshalb ist es das Beste, wenn Liebe entsteht, in welcher Form das auch sein mag, zu versuchen, durch ihre äußere Erscheinungsform hindurchzustoßen und das göttliche Prinzip zu finden, das sich dahinter befindet und welches ihr Existenz verleiht. Natürlich ist das voller Fallstricke und Schwierigkeiten, aber es ist wirksamer. Das heißt statt zu lieben aufzuhören, weil man falsch liebt, muss man aufhören, falsch zu lieben und den Willen haben, richtig zu lieben.
Zum Beispiel ist die Liebe zwischen Menschen in all ihren Formen, die Liebe der Eltern für ihre Kinder, die der Kinder für ihre Eltern, die zwischen Geschwistern, die der Freunde und Liebenden, ganz befleckt mit Unwissenheit, Selbstsucht und all den anderen Schwächen, die des Menschen gewöhnliche Schattenseiten darstellen. Deshalb muss man, anstatt vollständig zu lieben aufzuhören – was übrigens sehr schwierig ist, wie Sri Aurobindo sagt, und was nur das Herz verdorren lässt und keinem Zwecke dient – lernen, besser zu lieben: mit Ergebenheit, Selbsthingabe, Selbstverzicht und zu kämpfen, nicht gegen die Liebe selbst, sondern gegen ihre verzerrten Formen. Gegen jegliche Form des Ansichreißens, des Verhaftetseins, des Besitzergreifens, der Eifersucht und alle Empfindungen, die diese Hauptströmungen begleiten. Nicht besitzen, nicht beherrschen wollen; und nicht seinen Willen aufzwingen wollen, seine Launen, seine Begierden; nicht nehmen, empfangen wollen, sondern geben; nicht auf des anderen Erwiderung bestehen, sondern sich mit der eigenen Liebe bescheiden; nicht sein eigenes persönliches Interesse verfolgen und Freude und Erfüllung des persönlichen Begehrens suchen, sondern zufrieden sein, die eigene Liebe und Zuneigung zu geben; und keine Erwiderung zu fordern. Einfach glücklich damit zu sein, zu lieben, nichts mehr.
Wenn du das vollbringst, hast du einen großen Schritt vorwärts getan, und vermagst kraft dieser Haltung allmählich in dem Gefühl selbst voranzuschreiten und eines Tages zu erkennen, dass Liebe nicht etwas Persönliches ist, sondern ein universales, göttliches Gefühl, welches sich durch dich mehr oder weniger rein offenbart, welches aber seinem Wesen nach etwas Göttliches ist.
Der erste Schritt ist aufzuhören, selbstsüchtig zu sein. Das betrifft jeden gleichermaßen, nicht nur die, die Yoga praktizieren wollen, das gilt auch im gewöhnlichen Leben: wenn man wissen will, wie man lieben soll, darf man sich selbst nicht zuerst und darüber hinaus nicht selbstsüchtig lieben. Man muss sich selbst dem Gegenstand seiner Liebe geben, ohne etwas als Gegenleistung zu erwarten. Das ist eine grundlegende Disziplin, die dazu dient, über sich selbst hinauszuwachsen und ein Leben zu führen, das nicht ganz und gar grob ist.
Was den Yoga betrifft, so können wir noch etwas anderes hinzufügen: wie ich zu Beginn sagte, soll der Wille durch diese beschränkte und menschliche Form der Liebe hindurchstoßen und das Prinzip göttlicher Liebe entdecken, welches dahinter steht. Dann wird man mit Sicherheit einen Erfolg erzielen. Das ist besser, als sein Herz verdorren zu lassen. Es ist vielleicht ein wenig schwieriger, aber es ist in jeder Beziehung besser, denn auf diese Weise, anstatt andere durch sein Ego leiden zu lassen, nun, kann man sie in ihren eigenen Bewegungen belassen und nur eine Anstrengung unternehmen, sich selbst umzuwandeln, ohne den eigenen Willen anderen aufzudrängen. Im gewöhnlichen Leben bedeutet das einen Schritt in Richtung auf etwas Höheres und ein wenig Harmonischeres.
Wissen, was Liebe ist
Wenn man wissen will, was Liebe ist, muss man das Göttliche lieben. Das ist eine Möglichkeit zu erfahren, was Liebe ist. Ich sagte, dass man die Gestalt dessen annimmt, was man liebt. Wenn man also das Göttliche liebt, wird man allmählich, durch diese Bemühung der Liebe, dem Göttlichen immer ähnlicher, und dann kann man mit der göttlichen Liebe identifiziert sein und wissen, was sie ist, auf andere Weise kann man es nicht.
Die Liebe zwischen zwei Menschen, wie immer sie sein mag, besteht immer aus Unwissenheit, einem Mangel an Verständnis, aus Schwäche und diesem entsetzlichen Gefühl der Trennung. Es ist, als wollte man in die Gegenwart eines einzigartigen Glanzes eingehen und das erste, was man tat, war, eine Wand zu errichten, zwei Wände, drei Wände zwischen sich selbst und jenen Glanz, und man ist ganz überrascht darüber, nur einen verschwommenen Eindruck davon zu haben und überhaupt nicht die Sache selbst. Das erste, was getan werden muss, ist, die Wände zu entfernen, sie alle fortzunehmen, hindurchzugehen und sich selbst in der Gegenwart dieses Glanzes zu finden. Und dann wirst du erkennen, was dieser Glanz ist. Doch wenn du Schleier um Schleier zwischen diesen und dich selbst schiebst, wirst du ihn nie schauen. Du magst ein unbestimmtes Gefühl empfinden, wie: „Oh! Da ist etwas“, aber das ist alles.
Die göttliche Liebe ist da
Die Göttliche Liebe ist immer da, in all ihrer Intensität, eine gewaltige Macht. Die meisten Leute – neunundneunzig Prozent – fühlen jedoch überhaupt nichts! Was sie davon empfinden, steht ausschließlich im Verhältnis zu dem, was sie sind, zu ihrer Empfänglichkeit. Stelle dir zum Beispiel vor, du badest in einer Atmosphäre, die mit göttlicher Liebe ganz und gar pulsiert – und du bist dessen überhaupt nicht gewahr. Manchmal, sehr selten, für einige Sekunden, gibt es plötzlich dieses Empfinden von „etwas“. Dann sagst du: „Oh, die göttliche Liebe ist zu mir gekommen!“ Welch ein Witz! Es ist einfach nur so, dass du aus diesem oder jenem Grunde ein klein wenig geöffnet warst, deshalb fühlst du es. Doch sie ist immer da, wie das göttliche Bewusstsein. Es ist dieselbe Sache, sie ist da, die ganze Zeit, in ihrer vollen Intensität. Aber man nimmt sie nicht wahr; oder aber in dieser sprunghaften Weise: man ist plötzlich in guter Verfassung, deshalb empfindet man etwas und sagt: „Oh, das göttliche Bewusstsein, die göttliche Liebe haben sich mir zugewandt, sind zu mir gekommen!“ So ist es überhaupt nicht. Man hat nur eine winzig kleine Öffnung, sehr winzig, manchmal wie eine Nadelspitze, und diese Kraft dringt natürlicherweise ein. Denn sie ist wie eine aktive Atmosphäre. Sobald eine Möglichkeit des Empfangens besteht, geschieht das. Aber dies gilt für alle göttlichen Dinge. Sie sind da, nur nimmt man sie nicht auf, denn man ist verschlossen, blockiert, die meiste Zeit ist man mit anderen Dingen beschäftigt. Die meiste Zeit ist man voll von sich selbst. Deshalb ist für nichts anderes Platz. Man ist sehr aktiv (lachend) mit anderen Dingen ausgelastet. Man ist erfüllt von Dingen, es gibt keinen Raum für das Göttliche.
Aber das Göttliche ist da.
Vor dem Einschlafen
Eine Sache, die du getrost tun kannst, ist, dich vor dem Schlafengehen zu konzentrieren, alle Spannung im physischen Wesen zu lösen, versuche… das heißt bemühe dich darum, dass der Körper wie ein weiches Tuch auf dem Bett liegt, dass er nicht von Zuckungen und Krämpfen heimgesucht wird; ihn vollkommen entspannen, als wäre er etwas von der Art eines Tuches. Und dann das Vital: es beruhigen, es so weitgehend ruhigzustellen, wie du es vermagst, mache es so still, so friedvoll wie möglich. Und dann auch das Mental, – das Mental, versuche es so zu bewahren, ohne jegliche Aktivität. Du musst dem Gehirn die Kraft eines großen Friedens, großer Stille, wenn möglich des Schweigens auferlegen und Vorstellungen nicht aktiv verfolgen, keine Anstrengung unternehmen, nichts, nichts. Du musst auch alle Bewegung einstellen, aber lass das in einer Art Schweigen und Friedlichkeit geschehen, so umfassend, wie es dir möglich ist.
Sobald du all das getan hast, magst du entsprechend deiner Natur ein Gebet oder eine Bitte um das Bewusstsein und Frieden und um Schutz gegen all die gegnerischen Kräfte während des Schlafes hinzufügen, damit du dich in einer Konzentration stillen Sehnens befindest und beschützt bist. Bitte die Gnade, über deinen Schlaf zu wachen; und dann schlafe ein. Das heißt, unter den bestmöglichen Bedingungen zu schlafen. Was anschließend geschieht, hängt von deinen inneren Impulsen ab, aber wenn du beständig, Nacht für Nacht, Nacht für Nacht auf diese Weise verfährst, wird das nach einiger Zeit seine Wirkung zeigen.
Kranksein unterbinden
Liebe Mutter, wenn man eine Krankheit herannahen sieht, wie kann man sie stoppen?
Ah! Zuallererst darf man sie nicht wollen. Du musst einen sehr starken Willen besitzen, wenn du nicht krank werden willst. Das ist die erste Bedingung.
Die zweite Bedingung ist, das Licht zu rufen, ein Licht des Gleichgewichts, ein Licht des Friedens, der Stille und der Ausgeglichenheit, und all das in die Körperzellen zu drängen, ihnen anbefehlen, nicht ängstlich zu sein, denn das ist eine weitere Bedingung.
Erstens, nicht krank sein wollen und dann, keine Angst vor der Krankheit haben. Du darfst sie weder anziehen, noch sie fürchten. Du darfst Krankheit nicht im geringsten wollen. Aber du darfst sie nicht aus Furcht ablehnen. Du darfst keine Angst haben. Du musst eine ruhige Gewissheit haben und vollständiges Vertrauen in die Macht der Gnade, die dich vor allem beschützen, und dann an etwas anderes denken, sich nicht länger damit abgegeben. Wenn du diese beiden Dinge getan hast, verweigere dich der Krankheit mit all deinem Willen und lass ein Vertrauen einfließen, welches die Angst in den Körperzellen vollständig beseitigt und befasse dich dann mit etwas anderem, während du nicht länger über die Krankheit nachsinnst, vergessend, dass es sie gibt… Auf diese Weise, wenn du weißt, wie das zu tun ist, kannst du sogar mit Leuten in Kontakt sein, die von ansteckenden Krankheiten befallen sind, und dennoch erkrankst du nicht. Aber du musst wissen, wie man das anfängt.
Viele Leute sagen: „Oh ja, hier habe ich keine Angst.“ Sie sind mental frei von Angst, ihr Mental fürchtet sich nicht, es ist stark, es hat keine Angst. Aber der Körper bebt, und man weiß es nicht, denn es spielt sich in den Körperzellen ab, wo sich dieses Bangen fortsetzt. Er zittert unter einer schrecklichen Besorgnis, und genau das zieht die Krankheit an. Das ist der Ort, wohin du die Kraft und die Ruhe eines vollkommenen Friedens und unumschränkten Vertrauens in die Gnade leiten musst.
Der sterbende Mensch
Sobald man seinen Körper verlassen hat, bewusst oder unbewusst, entwickelt oder nicht, geht man zuerst in dieselbe Sphäre hinaus – es sei denn, man ist ein Yogi, der tun kann, wie es ihm beliebt, aber das, wisst ihr, ist ein so seltener Fall, dass man ihn nicht in Betrachtung ziehen kann. Alle Menschen werden beim Verlassen ihres Körpers in das Reich des niederen Vitals geworfen, was nicht besonders angenehm ist…
Das Wichtigste in dieser Situation ist der letzte Bewusstseinszustand, in welchem man sich befand, während beide noch miteinander verbunden, während das vitale Wesen und der Körper noch vereint waren. Es hat also der letzte Wunsch oder die letzte Hoffnung oder die letzte Sehnsucht eine ungeheure Bedeutung für den ersten Zusammenprall des Wesens mit der unsichtbaren Welt. Und hier ist die Verantwortung der den Sterbenden umgebenden Menschen viel größer, als sie glauben. Wenn sie ihm dabei helfen, in sein höchstes Bewusstsein einzutreten, erweisen sie ihm den größten Gefallen, der ihnen möglich ist. Aber was sie gewöhnlich tun ist, sich so heftig sie können an ihn anzuklammern und ihn mit ungehemmter Selbstsucht zu sich zu zerren. Das Ergebnis ist, verstehst du, dass er, anstatt fähig zu werden, sich in ein etwas höheres Bewusstsein zurückzuziehen, welches ihn bei seinem Tode beschützt, von materiellen Dingen gepackt wird, und es ist eine schreckliche innere Schlacht, sich von beidem zu befreien, vom Körper und von seinen Bindungen.
Religiöse Zeremonie
In der unsichtbaren Welt gibt es kaum Wesen, denen daran liegt, angebetet zu werden, außer jenen des Vitals. Diesen gefällt es durchaus. Sie sind aufgeblasen vor Stolz und sehr glücklich; und wenn sie eine Schar von Menschen dazu bringen können, sie zu verehren, sind sie sehr zufrieden. Doch das gilt ganz und gar nicht für wirklich göttliche Wesen. Es gefällt ihnen nicht, angebetet zu werden. Nein, sie finden keinen besonderen Gefallen daran. Glaube nicht, sie seien glücklich, denn sie besitzen keinen Stolz. Es ist seines Stolzes wegen, dass ein Mensch Lobpreisungen liebt; wenn ein Mensch keinen Stolz hat, liebt er keine Lobpreisungen. Und wenn zum Beispiel wirkliche göttliche Wesen eine gute Absicht oder ein lauteres Gefühl oder eine Äußerung der Selbstlosigkeit oder Begeisterung, eine Freude, eine spirituelle Freude erkennen, haben diese Dinge für sie einen unendlich viel größeren Wert als Gebete und Handlungen der Lobpreisung und Pujas (Anbetungszeremonien).
Ich versichere euch, was ich euch sage ist sehr ernst: wenn du einen wirklichen Gott in einem Stuhl Platz nehmen lässt und ihn verpflichtest, dort zu bleiben, während du ihm ein Puja darbringst, mag er vielleicht ein wenig Spaß daran haben, dich zu beobachten, aber es verursacht ihm sicherlich keine Befriedigung. Überhaupt keine! Er fühlt sich weder geschmeichelt, noch glücklich, noch verherrlicht durch dein Puja. Du musst dich dieser Vorstellung entledigen…
Religiöse Zeremonie! Es gibt zum Beispiel so viele dieser Wesenheiten, die Kali genannt werden – denen man übrigens recht schreckliche äußere Erscheinungsformen verleiht – viele werden sogar in Häusern als Familiengottheiten aufgestellt; sie sind erfüllt von entsetzlicher Vitalkraft! Ich kannte Leute, die solche Angst vor der Kali in ihrem Hause hatten, dass sie tatsächlich davor zitterten, den geringsten Fehler zu begehen, denn wenn Katastrophen hereinbrachen, glaubten sie, sie wären von Kali gesandt! Das ist eine angsterregende Sache, ein angsterregender Gedanke. Ich kenne sie, diese Wesenheiten. Ich kenne sie sehr gut, aber es sind vitale Wesen, vitale Gestaltungen, welchen durch das menschliche Denken sozusagen Form gegeben wird, und was für Formen! Und sich vorzustellen. dass Menschen solche furchtbaren und monströsen Sachen verehren! Und darüber hinaus wird diesen armseligen Göttern die Anerkennung gegeben und gewährt, dass an ihre Existenz geglaubt wird…
Von diesem Standpunkt aus ist es gut, dass die Menschen für einige Zeit aus dieser religiösen Atmosphäre herauskommen, die so voller Angst ist und aus dieser Art blinder, abergläubischer Unterwerfung, aus der die feindlichen Kräfte einen so schaurigen Vorteil gezogen haben. Die Periode der Verleugnung, des Positivismus, ist aus dieser Sicht ganz unentbehrlich, um den Menschen vom Aberglauben zu befreien. Nur wenn der Mensch dort herauskommt und aus seiner verächtlichen Unterwerfung unter monströse vitale Kräfte, kann er sich zu wahrhaft spirituellen Höhen erheben und dort der Mitarbeiter und das wahre Werkzeug der Kräfte der Wahrheit, des wirklichen Bewusstseins und der wahren Macht werden.
Man muss all das weit hinter sich gelassen haben, um höher klimmen zu können.
Religiöse Übungen
Liebe Mutter, sind religiöse Übungen für diejenigen, die ein gewöhnliches Bewusstsein haben, sehr wichtig?
Religiöse Übungen? Ich weiß nicht! Was meinst du mit „religiöse Übungen“?
Japa, etc.
Oh, solche Dinge! Wenn es dir hilft, ist es in Ordnung. Wenn nicht, ist es nur… Dies ist eine dieser gänzlich relativen Angelegenheiten. Es ist völlig relativ. Ihr Wert liegt nur in der Wirkung, die sie auf dich ausüben und in dem Umfang, in welchem du daran glaubst. Wenn es dir dabei hilft, dich zu konzentrieren, ist es gut. Das gewöhnliche Bewusstsein tut dies durch Aberglauben, mit der Vorstellung: „Wenn ich dieses tue, einmal oder zweimal in der Woche in die Kirche gehe, wenn ich bete, wird mir etwas sehr Schönes widerfahren.“ Dies ist Aberglaube, der über die ganze Welt verbreitet ist, doch ist es vom spirituellen Standpunkt aus wertlos.
Spirituelles Leben Ost und West
Welcher Unterschied auch immer in Bezug auf das spirituelle Leben zwischen dem Westen und dem Osten besteht, er liegt nicht im inneren Wesen oder in der Natur, welche eine unveränderliche und beständige Sache ist, sondern in den mentalen Gewohnheiten, in der Art des äußeren Ausdrucks und der Darstellung, die wiederum Ergebnis von Erziehung und Umwelt und anderen äußeren Bedingungen sind. Alle Menschen, ob sie nun dem Okzident oder Orient stammen, sind in ihren tiefsten Gefühlen gleich. Sie unterscheiden sich in ihrer Art des Denkens. Aufrichtigkeit ist zum Beispiel überall die gleiche Eigenschaft. Diejenigen, die aufrichtig sind, gleichgültig welcher Nation sie angehören, sind es alle gleichermaßen. Nur die Formen, die diese Aufrichtigkeit annimmt, weichen voneinander ab. Das Mental wirkt in verschiedenen Menschen unterschiedlich, aber das Herz ist überall dasselbe. Das Herz ist eine viel wahrhaftigere Wirklichkeit, und die Unterschiede gehören den Oberflächenbereichen an. Sobald du tief genug gehst, triffst du auf etwas, das eines in allem ist. Alles begegnet sich im Göttlichen.