Kapitel 14

Mehr wird nicht verlangt

Worte der Mutter

Jemand schrieb mir, er sei sehr unglücklich, denn er wünsche sich sehnlichst, wunderbare Fähigkeiten zu haben, um sie dem Göttlichen für die Verwirklichung, für die Arbeit zur Verfügung zu stellen. Und deshalb erträume er sich immense Reichtümer, um sie geben und dem Göttlichen für sein Werk zu Füßen legen zu können. Da antwortete ich ihm, er brauche nicht unglücklich zu sein, von jedem werde verlangt, zu geben, was er hat, nämlich alles, was er besitzt, was es auch sei und was er ist, nämlich sein ganzes Können – was der Weihung seines Lebens und der Hingabe seines ganzen Besitzes entspricht –, und mehr als dies werde nicht verlangt. Gebe, was du bist, gebe, was du hast, und deine Gabe wird vollkommen sein; vom spirituellen Gesichtspunkt aus gesehen wird sie vollkommen sein. Es kommt nicht auf die Größe deines Vermögens oder auf die Anzahl deiner Fähigkeiten an, sondern auf die Vollkommenheit deiner Gabe, das heißt auf die Vollständigkeit deiner Gabe. Ich erinnere mich an die folgende Geschichte, die ich in einem Buch mit indischen Legenden gelesen habe. Jemand hatte einer sehr armen und alten Frau, die nichts hatte und ganz kümmerlich in einer kleinen Hütte lebte, eine Frucht geschenkt. Es war eine Mangofrucht. Sie hatte die Hälfte gegessen und bewahrte die andere Hälfte für den nächsten Tag auf, denn es geschah nicht oft, dass sie etwas so Wunderbares bekam – eine Mangofrucht. Und dann, als die Nacht hereinbrach, klopfte jemand an die wacklige Tür und bat um Gastfreundschaft. Und dieser Jemand trat ein und sagte zu ihr, er wolle ein Obdach und sei hungrig. Da sagte sie zu ihm: „Gut. Ich habe kein Feuer, um euch zu wärmen, ich habe kein Betttuch, um euch zuzudecken, ich habe nur eine halbe Mangofrucht übrig, das ist alles, was ich besitze, wenn ihr sie wollt, ich habe die Hälfte gegessen.” Und es stellte sich heraus, dass dieser Jemand Shiva war, und da wurde sie mit einer inneren Glorie erfüllt, weil sie sich selbst und alles, was sie besaß, als eine vollkommene Gabe dargebracht hatte.