Kapitel 10

Mehr und immer mehr lernen

Worte der Mutter

Kinder haben alles zu lernen. Dies sollte ihre Hauptbeschäftigung sein, um sich auf ein nützliches und schöpferisches Leben vorzubereiten.

Gleichzeitig sollten sie, indem sie groß werden, in sich die Sache oder die Dinge entdecken, die sie am meisten interessieren, und die sie gut tun können. Es gibt latente Fähigkeiten, die zu entwickeln sind. Es gibt auch Fähigkeiten, die zu entdecken sind.

Man muss den Kindern beibringen, gerne Schwierigkeiten zu überwinden und auch, dass dies dem Leben einen besonderen Wert gibt; wenn man das zu tun versteht, so beseitigt es für immer Langeweile und gibt ein ganz neues Interesse am Leben.

Wir sind auf der Erde, um Fortschritte zu machen, und wir haben alles zu lernen.

Worte der Mutter

Was den mentalen Fortschritt der Kinder am meisten behindert, ist ohne Frage die ständige Gedankenzerstreuung. Ihre Gedanken flattern hier- und dorthin wie Schmetterlinge, und sie müssen eine große Anstrengung machen, um ihnen eine feste Richtung zu geben. Und doch ist diese Fähigkeit in ihnen latent, denn wenn es dir gelingt, ihr Interesse zu erwecken, sind sie zu beträchtlicher Aufmerksamkeit fähig. Mit seiner Erfindungskraft wird daher der Erzieher dem Kind schrittweise helfen, die Fähigkeit einer dauerhaften Konzentration zu erlangen und ein Vermögen, sich immer vollständiger in die gegebene Arbeit zu vertiefen. Alle Methoden, die diese Fähigkeit zum Aufmerksam-sein fördern können, von Spielen bis zu Belohnungen, sind gut und können alle je nach Notwendigkeit und Umständen gebraucht werden. Doch am wichtigsten ist der psychologische Vorgang und die höchste Methode besteht darin, im Kind ein Interesse an dem zu erwecken, was du ihm beibringen möchtest, ein Gefallen an der Arbeit, einen Willen zum Fortschritt. Gerne zu lernen, das ist das kostbarste Geschenk, das man einem Kind machen kann: Immer und überall gerne zu lernen, so dass alle Umstände, alle Geschehnisse im Leben ständig erneute Gelegenheiten sind, um mehr und immer mehr zu lernen.

Dafür sollten Aufmerksamkeit und Konzentration ergänzt werden durch Beobachtung, genaue Aufnahme und zuverlässiges Gedächtnis. Diese Fähigkeit der Beobachtung kann mit Hilfe vielfältiger spontaner Übungen entwickelt werden, indem man jede Gelegenheit nutzt, die sich bietet, um das Denken des Kindes wach, aufmerksam und prompt zu machen. Die Entwicklung des Verstehens sollte mehr herausgehoben werden als die des Gedächtnisses. Man weiß nur das gut, was man verstanden hat. Dinge, die man mechanisch auswendig gelernt hat, verblassen allmählich und sind schließlich nicht mehr da; was man verstanden hat, wird nie vergessen. Ferner darfst du dich nie weigern, einem Kind das wie und warum der Dinge zu erklären. Wenn du es nicht selbst tun kannst, muss du das Kind zu einer kompetenten Person hinführen oder es auf einige Bücher verweisen, die sich mit der Frage auseinandersetzen. Auf diese Weise wirst du im Kind allmählich Gefallen an wahrem Lernen erwecken und die Gewohnheit heranbilden, eine beharrliche Bemühung um Erkenntnis zu machen.

Dies wird uns ganz natürlich zur zweiten Entwicklungsphase hinführen, bei der der mentale Geist geweitet und bereichert werden sollte.

Du wirst dem Kind allmählich zeigen, dass alles zu einem interessanten Studiengegenstand werden kann, wenn man die richtige Methode anwendet. Das Leben eines jeden Tages, jeden Augenblickes ist die beste Schule von allen, vielfältig, umfassend, voller unerwarteter Erfahrungen, Probleme, die zu lösen sind, voller klarer und eindrucksvoller Beispiele und offensichtlicher Konsequenzen. Es ist so leicht, eine gesunde Neugier in den Kindern zu erwecken, wenn du die zahllosen Fragen, die sie stellen, intelligent und klar beantwortest. Eine interessante Antwort auf eine Frage bringt leicht andere in ihrem Gefolge, und so lernt das aufmerksame Kind ohne Anstrengung viel mehr als gewöhnlich im Klassenzimmer. Indem du die Lektüre sehr sorgfältig auswählst, solltest du in ihm die Freude an guten Büchern erwecken, die zugleich lehrreich und attraktiv sind. Scheue nicht zurück vor Dingen, die seine Vorstellungskraft erwecken und ihr zusagen; Vorstellungskraft entwickelt die kreative mentale Fähigkeit, und dadurch wird das Studium lebendig und der mentale Geist entwickelt sich freudig.

Um die Geschmeidigkeit und Weite des mentalen Geistes zu erhöhen, sollte man nicht nur darauf achten, dass er viele verschiedene Gegenstände studiert, sondern vor allem, dass ein einzelnes Thema in verschiedener Weise angegangen wird, so dass das Kind praktisch versteht, dass es viele Wege gibt, um dasselbe intellektuelle Problem zu betrachten und zu lösen. Dies wird sein Gehirn von aller Starrheit befreien und gleichzeitig wird es sein Denken reicher und geschmeidiger machen und auf eine vollständigere und umfassendere Synthese vorbereiten. Auf diese Weise wird dem Kind auch das Gefühl der extremen Relativität mentalen Lernens eingepflanzt und ein Verlangen nach einer wahreren Quelle der Erkenntnis wird schrittweise in ihm erwachen.

Worte der Mutter

Wenn dir in ganz jungem Alter beigebracht wurde, z.B. in Hockstellung zu sitzen, wenn dir gleichzeitig beigebracht wurde, nicht zu denken oder sehr ruhig zu bleiben, sich zu konzentrieren oder seine Gedanken zu sammeln, eben … alle Dinge, die man lernen muss zu tun, wie z.B. meditieren; wenn dir in ganz jungem Alter zur selben Zeit, wo dir z.B. beigebracht wurde, gerade zu stehen, zu gehen, zu sitzen oder zu essen – man lehrte dich viele Dinge, aber du bist dir dessen nicht bewusst, denn sie werden gelehrt, wenn du sehr klein bist – wenn dir da auch beigebracht würde zu meditieren, dann könntest du dich später spontan am Tag, wo du beschließt, es zu tun, hinsetzen und meditieren. Aber dies wird dir nicht beigebracht. Absolut nichts von dieser Art wird dir beigebracht. Zudem lehrt man dich gewöhnlich nur wenige Dinge – nicht einmal, richtig zu schlafen, lehrt man dich. Die Leute meinen, sie müssten sich nur in ihr Bett legen und dann schlafen sie. Aber das ist nicht richtig! Man muss lernen, wie man schläft, ebenso wie man lernen muss zu essen oder irgend etwas Beliebiges zu tun. Und wenn man nicht lernt, nun, dann tut man es eben schlecht! Oder man braucht Jahre um Jahre, um zu lernen, wie man es tut, und während all dieser Jahre, wo es schlecht getan wird, passieren alle Arten von unerfreulichen Dingen. Erst wenn man viel gelitten hat, viele Fehler und Dummheiten begangen hat, beginnt man, wenn man alt ist und weißes Haar hat, zu verstehen, wie man etwas richtig macht. Doch wenn deine Eltern oder deine Betreuer sich zu einer Zeit, wo du ganz klein warst, die Mühe machten, dir beizubringen, wie du tun sollst was du tust, es richtig zu tun, wie es getan werden sollte, in der richtigen Weise, dann würde dir das helfen, all diese Fehler zu vermeiden, die du im Laufe der Jahre machst. Und nicht nur machst du Fehler, sondern niemand sagt dir, dass es Fehler sind! Und so bist du überrascht, wenn du erkrankst, ermüdest, nicht weißt, wie du tun sollst, was du tun möchtest, und das ist dir nie beigebracht worden. Manchen Kindern wird überhaupt nichts beigebracht, und so brauchen sie Jahre um Jahre, um die einfachsten Dinge zu lernen, selbst das Elementarste: Sauberkeit.

Es ist wahr, dass die Eltern dies meist nicht lehren, weil sie es selbst nicht wissen! Denn sie selbst hatten niemanden, der es ihnen beibrachte. So wissen sie es nicht … sie haben ihr ganzes Leben im Dunklen getappt, um leben zu lernen. Und so sind sie natürlich nicht in der Lage, dir beizubringen wie man lebt, denn sie wissen es selbst nicht. Wenn du dir selbst überlassen bist, dann dauert es Jahre, Jahre der Erfahrung, um die einfachste Sache zu lernen, und selbst dann muss du daran denken. Wenn du nicht daran denkst, wirst du nie lernen.

Richtig zu leben, ist eine sehr schwierige Kunst, und wenn man nicht bereits in sehr jungem Alter zu lernen beginnt und eine Anstrengung unternimmt, versteht man es nie sehr gut. Ganz einfach ist die Kunst, seinen Körper bei guter Gesundheit zu halten, Ruhe im Mental und guten Willen im Herzen zu bewahren – Dinge, die unerlässlich sind, um annehmbar zu leben – ich sage nicht komfortabel, ich sage nicht sehr gut, ich sage nur annehmbar. Ich glaube nicht, dass es viele gibt, die daran denken, ihren Kindern dies beizubringen.

Worte der Mutter

Alle Studien, oder in jedem Fall der größere Teil der Studien, bestehen darin, dass man über die Vergangenheit lernt, in der Hoffnung, dass dies dir ein besseres Verständnis der Gegenwart ermöglichen wird. Doch wenn du die Gefahr vermeiden möchtest, dass die Schüler an der Vergangenheit festhalten und sich weigern, in die Zukunft zu blicken, musst du sehr darauf bedacht sein, ihnen zu erklären, dass der Zweck von allem vergangenen Geschehen war, auf das vorzubereiten, was jetzt geschieht, und dass alles, was sich jetzt ereignet, nichts als eine Vorbereitung auf den Weg in die Zukunft ist – dies ist gewiss die wichtigste Sache, auf die wir uns vorbereiten müssen.

Durch die Heranbildung von Intuition bereitet man sich darauf vor, für die Zukunft zu leben.

Worte der Mutter

Man sollte jedem die Freude aufzeigen, die man erfährt, wenn man gut tut, was man tut, ganz gleich, ob es intellektuelle, künstlerische oder manuelle Arbeit ist, und vor allem die Dignität aller Arbeit, ganz gleich, worum es sich handelt, wenn sie mit Sorgfalt und Geschick getan wird.

Worte der Mutter

Ich bestehe auf der Notwendigkeit guten Betragens. Ich sehe nichts Bemerkenswertes in den Manieren eines Straßenjungens.

Worte der Mutter

Von einem nicht geformten mentalen Geist wird das, was gelesen wird, ohne Rücksicht auf seinen Wert aufgenommen und als Wahrheit registriert. Daher ist es ratsam, die Lektüre für die Kinder sorgsam zu wählen und darauf zu achten, dass nur das Aufnahme findet, was wahr und nützlich für ihre Ausbildung ist.

Worte der Mutter

Es ist nicht so sehr eine Frage des Inhalts, sondern der Rohheit des mentalen Geistes, der Enge und des selbstsüchtigen Gemeinsinns in der Lebensanschauung, ausgedrückt in einer Form, bei der Kunst, Größe oder Verfeinerung abwesend sind; dies ist sorgsam von der Lektüre großer und kleiner Kinder zu beseitigen. Alles, was das Bewusstsein herunterzieht und degradiert, muss ausgeschlossen werden.

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