Kapitel 1

OM Tat Sat

Die höchste Erklärung, zu der der menschliche Verstand und die menschliche Erfahrung bisher gelangt sind, kann auf folgende Weise formuliert werden, jedoch unter dem Vorbehalt, dass es sich dabei um eine menschliche und daher zwangsläufig unvollständige Erklärung handelt.

TAT. Jenes.

Das nicht manifestierte Absolute – Parabrahman, Purushottama, Parameshwara (enthält in sich die Parashakti und in ihr das All).

SAT. Das Seiende (Ich Bin).

Das alle Macht der Manifestation einbegreifende Absolute. Das Absolute ist Parabrahman-Mahamaya. Das Absolute ist Purushottama = Paraprakriti. Das Absolute ist Parameshwara-Adya (ursprüngliche) Parashakti.

OM. Das Wort der Manifestation.

A – Die äußere Manifestation (Bewusstsein verwirklicht im Aktuellen und Konkreten – vom menschlichen Bewusstsein als Wachzustand erfahren).

U – Die innere Manifestation (ein Zwischenglied – das innere, nicht das innerste Sein – Bewusstsein verwirklicht in den inneren Möglichkeiten und Übergangszuständen zwischen dem innersten Supramentalen und dem Äußeren – vom menschlichen Bewusstsein als das Unterbewusste [the subliminal] verstanden und mit dem Traumzustand in Verbindung gebracht).

M – Das innerste verdichtete oder Keim-Bewusstsein (das innerste Supramentale, vom menschlichen Bewusstsein als etwas Überbewusstes, Allwissendes und Allmächtiges aufgefasst und mit dem Zustand traumlosen Schlafs oder völliger Trance in Verbindung gebracht).

AUM – Turiya, das Vierte; der reine Geist jenseits dieser drei; das Atman-Bewusstsein, das in Tat Sat eintritt und sich damit zu identifizieren in der Lage ist. Von ihm heißt es, es sei in seiner Unbedingtheit nur in absoluter Trance, nirvikalpa samadhi, zu erlangen.

Das alles (erstmals in den Upanishaden) ist die Betrachtungsweise des mentalen Bewusstseins. Sie ist unvollständig, weil zwei Dinge, die eins sind, ausgelassen wurden, nämlich die persönliche Manifestation und der Name der Mahashakti. Die nachfolgende Entwicklung der spirituellen Erkenntnis hat zu einer ständigen Bemühung um eine Ergänzung durch diese fehlenden Elemente geführt.

Wenn einmal das verborgene Geheimnis entdeckt und wirksam sein wird, wird das menschliche Bewusstsein übertroffen werden, das Überbewusste wird bewusst werden, und das Unterbewusste oder Unbewusste – der unvermeidliche Schatten des Überbewussten – wird mit dem wahren spirituellen und supramentalen Bewusstsein erfüllt werden. Trance-, Traum- und Wachzustand (alle derzeit unvollkommen und entweder begrenzt oder von Dunkelheit umgeben) werden alle vollständig bewusst werden, und die dazwischen liegenden Mauern und Klüfte sowie die dazwischen auftretenden Umkehrungen des Bewusstseins werden verschwinden.

Tat wird dann in seiner ganzen Wahrheit erscheinen, das höchste Absolute, das Eine-in-Zweien, von denen jedes völlig im anderen aufgeht und beide eins sind in einem unsäglichen Sein, Bewusstsein und Ananda.

Sat ist die zur Manifestation bereite ewige und unendliche Wahrheit von Sachchidananda. Es ist das Eine Sein, aber die Zwei-in-Einem sind darin enthalten, ein jedes in jedem, jedes vollendet im anderen.

OM ist die Manifestation. Die Mahashakti tritt aus dem Höchsten hervor zum Zwecke der Schöpfung. In der ewigen Manifestation sind die Zwei-in-Einem einander offenbar; ihre Wesenseinheit und ihre Vereinigung bilden die Grundlage für die Mannigfaltigkeit dieses Spiels. Der Besitz dieser Wahrheit verleiht der Manifestation Bestand und Ewigkeit.

In der zeitlichen Schöpfung scheint Sat sowohl von Chit als auch von Ananda getrennt zu sein. Dies ermöglicht das Spiel der Unbewusstheit, die Erschaffung der Unwissenheit und eine unwissende Maya. Die Chit-Shakti muss den Sat-Purusha sich und ihrer Schöpfung offenbaren, muss mit ihm ganz und gar zusammenkommen und die wahre Wesenseinheit und Vereinigung im Ananda wiedererlangen. Sie scheint aus ihm hervorgetreten zu sein, ist aber allezeit in ihm, so wie er in ihr ist. Diese verborgene Wahrheit muss offenbar und wirksam werden; ihre Entdeckung ist das Geheimnis der neuen Schöpfung, in der das Überbewusste und das Unbewusste bewusst und mit dem höchsten Sachchidananda erfüllt sein werden, Eins-in-Zweien und Zwei-in-Einem. Dann wird die zeitliche Manifestation im Bilde der Wahrheit neugeschaffen sein. Sie wird mit der ewigen Manifestation in Harmonie sein und von dem gestaltet werden, was direkt vom Ewigen zu ihr herabkommt. Denn durch das Ananda und das Supramental steht die ewige Manifestation hinter der zeitlichen Schöpfung und trägt sie insgeheim in ihren involvierten und evolvierenden Bewegungen.