Kapitel 1

Die Mächte der Finsternis und ihre Funktionsweise

Worte Sri Aurobindos

Eine gewaltsame, wilde und furchtbare Welt,

Ein uralter Mutterschoß riesiger unheilvoller Träume,

Wand sich wie eine Larve in der Dunkelheit,

Die diesen vor den Lanzenspitzen der Himmelssterne bewahrt.

Sie war das Tor eines falschen Unendlichen,

Eine Ewigkeit von verheerenden Absolutheiten,

Eine immense Verneinung spiritueller Dinge.

Alles, was einst selbstleuchtend in der Sphäre des Geistes war,

Wandelte sich nun in sein dunkles Gegenteil:

Sein kollabierte in eine sinnlose Leere,

Die dennoch als eine Null zur Elternschaft der Welten wurde…

Leiden war dort der Natur alltägliche Nahrung,

Verlockend für das gequälte Herz und Fleisch,

Und Folter war die Formel für Entzücken,

Schmerz ahmte die himmlische Ekstase nach.

Das Gute, ein treuloser Gärtner Gottes,

Bewässerte dort mit Tugend den Upas-Baum der Welt

Und pflanzte, besorgt um äußeres Wort und Werk,

Seine heuchlerischen Blüten auf das eingewurzelt Schlechte.

Alle hohen Dinge dienten ihrem niederen Gegenstück:

Die Formen der Götter stützten einen Dämonenkult;

Des Himmels Gesicht wurde zur Maske und Falle der Hölle.

Eine namenlose Macht, ein schattenhafter Wille stieg auf,

Immens und fremd für unser Universum.

In dieser unfassbaren Absicht, die niemand zu durchschauen vermag,

Kleidete sich ein weites Nichtsein in Gestalt,

Das grenzenlose Nichtwissen der unbewussten Tiefen

Bedeckte Ewigkeit mit Nichtigkeit.

Ein suchendes Mental ersetzte die sehende Seele:

Leben wurde zu einem riesigen und hungrigen Tod,

Die Seligkeit des Geistes ward zu kosmischem Schmerz.

Gottes Tore haben sie mit Schlüsseln des Glaubens verschlossen

Und durch das Gesetz seine unermüdliche Gnade ausgeschlossen.

Entlang den Grenzen der ganzen Natur haben sie Posten aufgestellt

Und fangen die Karawanen des Lichtes ab;

Wo immer die Götter handeln, greifen sie ein.

Ein Joch ist auf das getrübte Herz der Welt gelegt;

Sein Pochen ist abgeschirmt gegen die übernatürliche Seligkeit,

Und die geschlossenen Peripherien eines brillanten Mentals

Blockieren die feinen Zugänge des himmlischen Feuers.

Stets scheinen die finsteren Abenteurer zu gewinnen;

Die Natur stopfen sie mit Einrichtungen des Bösen voll,

Wenden die Siege der Wahrheit zu Niederlagen,

Erklären die ewigen Gesetze zu Falschheiten

Und laden den Würfel des Schicksals mit bezaubernden Lügen;

Die heiligen Stätten der Erde haben sie besetzt, ihre Throne geraubt.

Die gigantischen Söhne der Finsternis und planen

Das Drama der Erde, ihre tragische Bühne.

Alle, die die gefallene Welt erheben wollen,

Müssen sich unter die gefährlichen Bögen ihrer Macht begeben;

Denn selbst die strahlenden Kinder der Götter

Zu verdüstern, ist ihr Privileg und ihr fürchterliches Recht.

Niemand kann den Himmel erreichen, der nicht durch die Hölle ging.

Auch dies musste der Weltenwanderer wagen.

Als Krieger im Streit des zeitlosen Duells

Betrat er die stumm verzweifelnde Nacht,

Herausfordernd die Finsternis mit seiner lichtvollen Seele.

Aufschreckend mit seinen Schritten die Schwellen-Düsternis

Gelangte er in ein wildes und schmerzvolles Reich,

Bewohnt von Seelen, die nie Glückseligkeit gekostet haben;

Unwissend wie blind geborene Menschen, die Licht nicht kennen,

Konnten sie schlimmstes Übel mit höchstem Gut gleichsetzen,

Tugend war in ihren Augen ein Gesicht der Sünde

Und Bosheit und Elend waren ihr natürlicher Zustand.

Hass war der schwarze Erzengel jenes Reiches;

Er glühte als dunkler Juwel im Herzen,

Verbrennend die Seele mit seinen bösartigen Strahlen,

Und schwelgte in seinem grausamen Abgrund der Macht.

Diese Leidenschaften schienen sogar Objekte zu verströmen, –

Denn der Geist floss über in das Unbelebte,

Das mit der Bosheit antwortete, die es empfing, –

Verwendeten bösartige Mächte gegen die, die sie gebrauchten,

Verletzten ohne Hände und ganz seltsam, erschlugen plötzlich,

Gebraucht als Instrumente eines ungesehenen Verhängnisses.

In diese teuflische Sphäre wagte er weiter vorzudringen

Bis in ihre tiefste Grube und das dunkelste Mark,

Störte ihre finstere Basis, wagte zu bestreiten

Ihr uraltes Vorrecht und ihre absolute Kraft:

Er tauchte in die Nacht, um deren grauenvolles Herz zu erkennen,

In der Hölle suchte er die Wurzel und Ursache der Hölle.

Worte Sri Aurobindos

Lange Zeit hat das menschliche Denken es als traditionelles Wissen aufbewahrt, diese Dinge auch in Welten jenseits von uns vorzufinden, wenn wir über die materielle Ebene hinausgehen. In jenen Ebenen supraphysischer Erfahrung gibt es Mächte und Formen des vitalen Mentals und des Lebens, die die vorphysische Grundlage jener zwieträchtigen, fehlerhaften oder verkehrten Gestaltungen und Mächte von Lebens-Mental und Lebens-Kraft zu sein scheinen, die wir im irdischen Dasein finden. Dort sind Kräfte – und die subliminale Erfahrung scheint zu zeigen, dass es supraphysische Wesen gibt, die diese Kräfte verkörpern -, die in ihrer Grund-Natur zur Unwissenheit, Verfinsterung des Bewusstseins, zum Missbrauch der Kraft, zur Pervertierung der Freude und all den Ursachen und Folgen der Dinge neigen, was wir das Böse nennen. Diese Mächte, Wesen oder Kräfte sind bemüht, ihre bösartigen Konstruktionen den irdischen Geschöpfen aufzuzwingen. Begierig, ihre Herrschaft in der Manifestation durchzusetzen, leisten sie der Zunahme von Licht, Wahrheit und Gutem Widerstand, und, was noch schlimmer ist, sie widersetzen sich dem Fortschreiten der Seele zum göttlichen Bewusstsein und Sein. Diesen Grundzug im Dasein finden wir in der Tradition des Kampfes zwischen den Mächten von Licht und Finsternis, von Gut und Böse, von kosmischer Harmonie und kosmischer Anarchie dargestellt. Das ist eine Tradition, die in Mythos und Religion des Altertums universal und allen Systemen okkulten Wissens gemein ist.

Die Theorie dieses traditionellen Wissens ist vollkommen rational und kann durch innere Erfahrung als wahr erwiesen werden. Sie zwingt sich uns auf, wenn wir das Supraphysische anerkennen und uns nicht in die Meinung einengen, das materielle Wesen sei die einzige Wirklichkeit. So wie es ein kosmisches Selbst und einen kosmischen Geist gibt, die das Universum und seine Wesen durchdringen und im Dasein erhalten, so gibt es auch eine kosmische Kraft, die alle Dinge bewegt. Von dieser ursprünglichen kosmischen Kraft hängen viele kosmischen Kräfte ab und werden aktiv aus ihr. Sie sind ihre Machtwirkungen und gehen als Gestaltungen aus ihrer universalen Aktion hervor. Alles was im Universum als Form erscheint, besitzt eine Kraft oder Kräfte, die es unterstützen und zu erfüllen oder zu fördern suchen. Sie finden ihre Basis in dessen Wirken. Sie erbringen den Nachweis ihres Erfolgs in dessen Erfolg, Wachstum, Vorherrschaft. Ihre Selbst-Erfüllung oder die verlängerte Dauer ihres Wesens hängt von dessen Sieg oder überleben ab. So wie es Mächte von Wissen oder Kräfte des Lichtes gibt, so gibt es auch Mächte von Unwissenheit und düstere Kräfte der Finsternis. Ihr Werk besteht darin, die Herrschaft der Unwissenheit und der Nichtbewusstheit zu verlängern. So wie es Kräfte der Wahrheit gibt, so gibt es auch Kräfte, die von der Falschheit leben, die sie unterstützen und für ihren Sieg arbeiten. Wie es Mächte gibt, deren Leben innig verbunden ist mit dem Dasein und der Idee des Guten und dem Impuls dazu, so gibt es Kräfte, deren Leben gebunden ist an Existenz, Idee und Impuls des Bösen. Diese Wahrheit über das kosmische Unsichtbare war im Glauben des Altertums symbolisch dargestellt als Kampf zwischen den Mächten des Lichtes und der Finsternis, zwischen Gut und Böse um den Besitz der Welt und um die Herrschaft über das Leben der Menschen, – das war die Bedeutung des Ringens der vedischen Gottheiten mit ihren Widersachern, den Söhnen der Finsternis und der Zerteilung, die in einer späteren Tradition dargestellt wurden als Titan, Gigant, Dämon, Asura, Rakshasa und Pisacha. Man findet dieselbe Tradition im Doppel-Prinzip Zoroasters und in der späteren semitischen Gegenüberstellung von Gott und seinen Engeln auf der einen und Satan mit seinen Heerscharen auf der anderen Seite, – unsichtbare Personalitäten und Mächte, die den Menschen emporziehen zum göttlichen Licht, zur Wahrheit und zum Guten oder die ihn verführen in eine Knechtschaft unter dem ungöttlichen Prinzip von Finsternis, Falschheit und Bösem. Das moderne Denken erkennt keine anderen unsichtbaren Kräfte an als die von der Wissenschaft offenbarten oder konstruierten. Es glaubt nicht, dass die Natur andere Wesen erschaffen kann als jene, die uns in der physischen Welt umgeben: Menschen, Tiere, Vögel, Reptilien, Fische, Insekten, Bakterien und andere mikroskopisch kleine Wesen. Wenn es aber unsichtbare kosmische Kräfte gibt, die ihrer Natur nach physisch sind und auf den Körper von unbelebten Objekten einwirken, dann gibt es keinen ersichtlichen Grund, warum es nicht auch unsichtbare, ihrer Natur nach mentale und vitale kosmische Kräfte geben sollte, die auf das Mental des Menschen und auf seine Lebenskraft einwirken. Und wenn Mental und Leben, als unpersönliche Kräfte, bewusste Wesen bilden oder Personen verwenden, um sich in physischen Gestalten und in einer physischen Welt zu verkörpern und um auf Materie einwirken und durch Materie wirken zu können, ist es nicht ausgeschlossen, dass sie auf ihrer eigenen Ebene bewusste Wesen bilden könnten, deren subtilere Substanz für uns unsichtbar ist, oder dass sie von jenen Ebenen aus auf Wesen in der physischen Natur einzuwirken vermögen. Welche Wirklichkeit oder mythische Unwirklichkeit wir auch den traditionellen Gestaltungen vergangenen menschlichen Glaubens oder menschlicher Erfahrung beimessen mögen, sie würden dann Darstellungen von Dingen sein, die im Prinzip wahr sind. In diesem Fall läge der erste Ursprung von Gut und Böse nicht im irdischen Leben oder in der Evolution aus der Nichtbewusstheit sondern im Leben selbst. Ihr Ursprung wäre supraphysisch; sie würden hier aus einer umfassenderen supraphysischen Natur reflektiert werden.

Sicher ist, wenn wir tief in uns selbst gehen, weg von der vordergründigen Erscheinung, finden wir, dass das Mental, das Herz und das sinnenhafte Wesen des Menschen von Kräften bewegt werden, die nicht unter seiner Kontrolle stehen. Der Mensch kann zum Werkzeug in der Gewalt von Energien kosmischen Charakters werden, ohne dass er den Ursprung seiner Handlungen erkennt. Tritt er aus seiner physischen äußeren Natur in sein inneres Wesen und subliminales Bewusstsein zurück, wird er ihrer unmittelbar bewusst und fähig, sie zu erkennen und mit ihrer Wirkung auf ihn fertig zu werden. Er nimmt immer mehr Einwirkungen wahr, die ihn in die eine oder andere Richtung zu führen suchen, Suggestionen und Impulse, die sich als ursprüngliche Bewegungen seines eigenen Mentals verkleidet hatten und gegen die er hatte kämpfen müssen. Nun kann er erkennen, dass er nicht ein bewusstes Geschöpf ist, das auf unerklärliche Weise in einer unbewussten Welt aus einem Keim nichtbewusster Materie hervorgebracht wurde, um sich jetzt in dunkler Selbst-Unwissenheit herumzutreiben. Vielmehr ist er eine verkörperte Seele, durch deren Wirken sich die kosmische Natur zu erfüllen sucht, die lebendige Basis für eine weitgespannte Debatte zwischen der Finsternis von Unwissenheit, aus der sie hier auftaucht, und dem Licht des Wissens, das nach oben hin bis zu einer unvorhersehbaren äußeren Grenze immer weiter zunimmt. Die Kräfte, die den Menschen zu bewegen suchen, unter diesen die Kräfte von Gut und Böse, stellen sich als Mächte der universalen Natur dar. Sie scheinen aber nicht nur zum physischen Universum zu gehören, sondern zu Ebenen des Lebens und des Mentals jenseits von ihm. Bei dem uns beschäftigenden Problem müssen wir zuerst als wichtig beachten, dass diese Kräfte oft in ihrem Wirken über die Maßstäbe der Relativität des Menschen hinauszugehen scheinen. In ihrer umfassenderen Aktivität sind sie übermenschlich, göttlich, titanisch oder dämonisch. Sie können aber ihre Gestaltungen im Menschen gewaltig und winzig, in seiner Größe oder in seiner Kleinheit bilden. Sie können ihn ergreifen und für Augenblicke oder für längere Zeit antreiben. Sie können seine Impulse oder Handlungen beeinflussen, seine ganze Natur in Besitz nehmen. Wenn solche Besessenheit eintritt, kann er bis zum Übermaß zum Guten oder Bösen gedrängt werden. Besonders das Böse nimmt Formen an, die den Sinn für menschliches Maß entsetzen, die Grenzen der menschlichen Personalität überschreiten und an das Gigantische, das Chaotische, das Maßlose heranreichen. Dann mag man sich wohl fragen, ob es nicht doch ein Irrtum war, dem Bösen die Absolutheit abzusprechen. Denn wie es im Menschen einen Drang, ein Streben, eine Sehnsucht nach der absoluten Wahrheit, Güte, Schönheit gibt, so scheinen auch diese Bewegungen – ebenso wie man durch Schmerz und Leiden Steigerungen erfahren kann, die über alles Maß hinausgehen, – den Versuch eines absoluten Bösen anzudeuten, sich selbst zu realisieren. Aber das Maßlose ist noch kein Zeichen für Absolutheit. Denn das Absolute ist nicht an sich ein Begriff von Größe. Es steht jenseits des Messbaren, nicht im Sinne der Unermesslichkeit allein, sondern der Freiheit seines Wesens, da es sich ebenso im unendlich Kleinen wie im unendlich Großen manifestieren kann. Es ist wahr, wenn wir vom Mentalen zum Spirituellen übergehen – und das ist unser Übergang zum Absoluten -, kennzeichnen subtile Weite, wachsende Intensität von Licht, Macht, Frieden, Ekstase unser Heraustreten aus unseren Begrenzungen. Aber das ist zuerst nur ein Zeichen von Freiheit, Höhe, Universalität, noch nicht von innerer Absolutheit unseres Selbst-Seins, das die Essenz dieser Sache ist. Zu dieser Absolutheit können der Schmerz und das Böse nicht gelangen. Sie sind an die Begrenzung gebunden; sie sind etwas Abgeleitetes. Wenn der Schmerz unermesslich wird, gelangt er in sich selbst oder in dem, worin er sich manifestiert, ans Ende. Oder er sinkt in Empfindungslosigkeit zusammen. Unter seltenen Umständen kann er sich in eine Ekstase von Ananda umwandeln. Würde das Böse zur einzigen, ins Maßlose gesteigerten Macht, würde es die Welt oder das zerstören, was es trug und förderte. Es würde die Dinge und sich selbst durch völlige Zertrümmerung ins Nicht-Sein zurückführen. Ohne Zweifel versuchen die Mächte, die die Finsternis und das Böse unterstützen, durch die Größe ihrer Selbst-Überhöhung den Anschein von Unendlichkeit zu gewinnen. Aber alles, was sie erreichen können, ist nur ein ungeheures Ausmaß, keine Unendlichkeit. Im äußersten Fall können sie ihr Element als eine Art abgrundtiefes Unendliches darstellen, das dem Nichtbewussten entsprechen würde. Es ist aber ein falsches Unendliches. Voraussetzung für Absolutheit ist Selbst-Sein, im Wesenhaften oder durch ewiges Eingeborensein im Selbst-Seienden. Irrtum, Falschheit, Böses sind kosmische Mächte, in ihrer Natur relativ, nicht absolut, da sie hinsichtlich ihres Daseins von der Umkehrung oder dem Widerspruch dessen abhängen, was ihr Gegensatz ist. Sie sind nicht, wie die Wahrheit und das Gute, selbst-seiende Absolutheiten, ursprünglich innewohnende Aspekte des höchsten Selbst-Seienden.

Ein zweiter Anlass zu Fragen entsteht mit der Evidenz des supraphysischen und präphysischen Daseins dieser dunklen Gegenmächte. Sie legt nahe, sie könnten ursprüngliche kosmische Prinzipien sein. Wir müssen aber beachten, dass sie nur in den niederen supraphysischen Lebens-Ebenen auftreten. Sie sind „Mächte des Fürsten der Luft“ – Luft ist in der Symbolik des Altertums das Prinzip des Lebens -, demnach der mittleren Welten, wo das vitale Prinzip vorherrscht und wesentlich ist. Die bösen Gegenmächte sind also nicht ursprüngliche Mächte des Kosmos, sondern Schöpfungen des Lebens oder des Mentals im Leben. Ihre supraphysischen Aspekte und Einflüsse auf die Erd-Natur können durch die Koexistenz von Welten einer herabkommenden Involution mit parallelen Welten einer emporsteigenden Evolution erklärt werden, zwar nicht wirklich durch das Erd-Dasein erschaffen, aber doch entstanden als Anhängsel an die herabkommende Weltordnung und als vorbereitete Unterstützung für die evolutionären irdischen Gestaltungen. Hier könnte es so aussehen, als ob das Böse ursprünglich nicht allem Leben innewohnt, sondern die Ermöglichung und Voraussetzung für dessen Formation im evolutionären Hervortreten des Bewusstseins aus dem Nichtbewussten ist.

Worte Sri Aurobindos

Es ist wahr, dass alles vom Göttlichen kommt, und es ist auch wahr, dass eine Göttliche Gegenwart und ein Göttlicher Wille hinter Geschehnissen steht und die Welt auf ein göttliches Ziel hinführt.

Gleichzeitig wird in der Gita auch gelehrt, dass diese Welt eine Welt der Dunkelheit und Unwissenheit ist und dass man, um zum Göttlichen zu gelangen, bestimmte Naturkräfte, wie das Begehren, überwinden muss, das die Gita als schwer zu überwindenden Feind bezeichnet. In diesem Sinne sprechen wir von feindlichen Kräften – jenen, die dem Herauskommen aus der Unwissenheit und dem Erreichen des Bewusstseins des Göttlichen im Wege stehen.

Es ist wiederum wahr, dass diejenigen, die einen vollständigen und lebendigen Glauben an das Göttliche und eine vollkommene Aufrichtigkeit in ihrer Schau des Göttlichen überall und eine reine sattwische Wesensart haben, sich nicht um die feindlichen Kräfte kümmern müssen – denn von ihnen fallen die Kräfte der Unwissenheit ab und können ihre Natur nicht in Besitz nehmen.

Die Lehre über die feindlichen Kräfte (Asuri Rakshasi-Kräfte) ist für diejenigen notwendig, die ein geteiltes Bewusstsein oder ein eher rajasisches Temperament haben – denn wenn sie nicht auf der Hut sind, können sie unter die Kontrolle unerwünschter Kräfte des Begehrens und des Egos geraten – raksasim asurim caiva prakrtim mohinim sritah ("Aufenthalt in der verblendeten asurischen und rakshasischen Natur." Gita 9.12).