Kapitel 1
Die glorreiche Zukunft
Wenn das Auftauchen und Wachsen des Bewusstseins das eigentliche Motiv der Evolution ist und der Schlüssel zu ihrem verborgenen Sinn, dann muss sich durch dieses Wachstum, der eigentlichen Natur der Evolution gemäß, nicht nur eine ständig zunehmende Leistungsfähigkeit ergeben, sondern auch der Aufstieg zu immer höheren Ebenen, bis die höchstmögliche erreicht ist. Denn das Bewusstsein, das wir in der Materie an der Arbeit sehen, das materielle Universum erschaffend, startet auf der untersten Ebene, wo es in das Nichtbewusste eingewickelt ist; es entfaltet sich weiter über eine Unwissenheit, die doch immer mehr Wissen entwickelt und zu immer größerem Licht und zu immer umfassenderer Organisation und Wirksamkeit des Willens führt, wie auch zu einer Harmonisierung aller ihm innewohnenden und auftauchenden Kräfte; zuletzt muss es dazu kommen, die ganze Fülle seiner Fähigkeiten zu entwickeln oder zu erwerben, und das muss ein Zustand sein oder ein Wirken, in dem nicht länger Unwissenheit nach Wissen strebt, sondern das Wissen selbstbeherrscht dem Wesen innewohnt, Herr seiner eigenen Wahrheiten ist und sie mit einer natürlichen Vision und Kraft, an der weder Begrenzung noch Irrtum haften, herausarbeitet. Oder aber, wenn eine Begrenzung da ist, dann muss sie wie ein freiwillig vorgezogener Vorhang sein, hinter dem es die Wahrheit zurückhält für eine Offenbarung im Zeitlichen, sie aber hervorholt – willentlich und ohne sie erst suchen oder sich aneignen zu müssen – in der Reihenfolge einer richtigen Wahrnehmung der Dinge oder in der rechten Abfolge dessen, was dem Ruf der Zeit gehorchend offenbart werden muss.
Das würde bedeuten, dass man in das sogenannte in sich selbst existierende Wahrheitsbewusstsein eintreten oder sich ihm nähern würde, in dem sich der Mensch seiner eigenen Wirklichkeiten bewusst wäre und die innewohnenden Kräfte hätte, diese in einer Zeitschöpfung zu offenbaren, wo alles Wahrheit wäre, Wahrheit, die ihren eigenen unfehlbaren Schritten folgte und ihre eigenen Harmonien aufbaute; jeder Gedanke und Wille, alles Fühlen und Handeln würde spontan richtig sein, inspiriert oder intuitiv und vollkommen, weil es aus dem Lichte der Wahrheit stammte. Alles würde Wirklichkeiten ausdrücken, die dem Geiste innewohnen; es würde viel mehr an Geistesmacht da sein. Man würde die jetzigen Grenzen des Mentals überschritten haben: Denken würde zum Schauen im Lichte der Wahrheit werden, Wille zu Kraft und Macht der Wahrheit, Leben zu wachsender Erfüllung der Wahrheit, der Körper selbst ein bewusstes Gefäß der Wahrheit und Teil der Mittel zu ihrer Selbstverwirklichung und eine Form des Daseins, das seiner selbst gewahr ist. Wenn es ein göttliches Leben oder irgendeine volle Offenbarung der Materie geben soll, müsste zumindest eine Art Initiation dieses Wahrheitsbewusstseins, ein erstes Erscheinen und Wirken erreicht werden und in eine erste Operation eingetreten sein. Oder zumindest muss solch ein Wahrheitsbewusstsein mit unserem eigenen Denken, Leben und Körper in Verbindung stehen, zu einer Berührung mit ihm herabkommen, seine Schau und sein Wirken kontrollieren, seine Motive veranlassen, seine Kräfte ergreifen und ihre Richtung und ihren Zweck formen. Nicht alle, die von ihm berührt würden, mögen fähig sein, es voll zu verkörpern, aber jeder würde ihm eine gewisse Form geben, entsprechend seinem spirituellen Temperament, seiner inneren Fassungskraft und der Richtung seiner Entwicklung in der Natur: Er würde sicher jene Vollkommenheit erreichen, deren er unmittelbar fähig wäre und auf dem Weg sein zum vollen Besitz der Wahrheit des Geistes und der Wahrheit der Natur...
Im Wirken eines solchen Wahrheitsbewusstseins würde sich ein bestimmter Automatismus in seinem Wahrheitsvollzug zeigen, der bewusst und gewollt ist und der an die Stelle der unfehlbaren Automatik der unbewussten oder scheinbar unbewussten Kraft treten würde, die aus einer scheinbaren Leere das Wunder eines geordneten Universums geschaffen hat, und dies könnte eine neue Offenbarungsordnung des Seins hervorrufen, in der eine vollkommene Vollkommenheit möglich würde, ja eine höchste und totale Vollkommenheit als letzte Möglichkeit in Aussicht stünde. Wenn wir diese Kraft in die materielle Welt herunterholen könnten, dann würden unsere jahrtausendealten Träume von menschlicher Vervollkommnungsfähigkeit, sowohl von individueller wie auch von der Vervollkommnungsfähigkeit der Gesellschaft, des Menschengeschlechtes überhaupt, der inneren Herrschaft über uns selbst, und einer völligen Kenntnis, Beherrschung und Nutzung der Naturkräfte schließlich und endlich Aussicht auf volle Verwirklichung haben. Diese völlige menschliche Selbst-Erfüllung könnte durchaus über ihre Grenzen hinausgehen und den Charakter eines göttlichen Lebens annehmen. Die Materie würde, nachdem sie die Kraft des Lebens und das Licht des Denkvermögens in sich aufgenommen und offenbart hat, das höhere oder höchste Licht des Geistes und seine Kraft in sich hineinziehen und in einem irdischen Körper, nachdem sie dessen nichtbewussten Teil losgeworden wäre, zu einem vollkommenen bewussten Gefäß des Geistes werden. Durch den Willen und die Kraft dieses innewohnenden Herrn könnte der körperlichen Hülle dauernde Kraftfülle und sichere Gesundheit erhalten bleiben; alle natürlichen Fähigkeiten des Körpers, alle Kräfte des physischen Bewusstseins würden ihre äußersten Grenzen erreichen und uns auf Wunsch, ihres fehlerlosen Wirkens sicher, zur Verfügung stehen. Als Instrument würde der Körper Fähigkeiten in einer Fülle, Tauglichkeit für alles, was sein Herr von ihm verlangen würde, in einer Totalität erwerben, die weit überall das hinausginge, was er bis jetzt vermag. Er könnte sogar das Gefäß der Offenbarung einer höchsten Schönheit und Seligkeit werden, das die Lichtschönheit des Geistes ausstrahlte, – von ihm überfließend und sich ausgießend, so wie eine Lampe das Leuchten ihrer inneren Flamme ausgießt und verstrahlt, – das in sich die Glückseligkeit des Geistes trüge, seine Freude des schauenden Erkennens, seine Freude des Lebens und der spirituellen Seligkeit, die Freude der Materie, die zu einem spirituellen Bewusstsein erlöst und von einer dauernden Ekstase durchschauert wäre. Das wäre die totale Vollkommenheit des spiritualisierten Körpers.