Kapitel 8
Die innere Haltung der Heiterkeit und Beharrlichkeit
Worte der Mutter
Je weiter du vorankommst, desto wachsamer musst du werden. Und die notwendigste Eigenschaft ist Beharrlichkeit, Ausdauer und eine …, wie soll ich sagen …, eine Art innerer Humor, der einem hilft, nicht den Mut sinken zu lassen, nicht traurig zu werden und allen Schwierigkeiten mit einem Lächeln zu begegnen. Es gibt ein englisches Wort, das dies sehr gut ausdrückt: cheerfulness, Heiterkeit, Fröhlichkeit. Wenn du das in dir bewahren kannst, kämpfst du viel besser gegen diese schlechten Einflüsse, die den Fortschritt zu verhindern versuchen, und leistest ihnen viel besser Widerstand, im Licht.

Worte der Mutter
Allgemein gesprochen ist der Mensch ein Tier, das sich selbst furchtbar ernst nimmt. Zu wissen, wie man in allen Umständen über sich selbst zu schmunzeln vermag, über seine Sorgen und Ernüchterungen zu lächeln vermag, über seinen Ehrgeiz und seine Leiden, Entrüstungen und Auflehnungen – welch machtvolle Waffe, sich selbst zu bezwingen!

Worte der Mutter
Natürlich ist es nicht notwendig, ständig zu lachen. Doch Aufgewecktheit, Gelassenheit und in guter Stimmung zu sein sind nie fehl am Platz. Und wie hilfreich sind sie! Durch sie gibt die Mutter ihren Kindern ein glückliches Zuhause, beschleunigt die Krankenschwester die Genesung ihrer Patienten, erleichtert der Hausherr die Arbeit seiner Angestellten, beflügelt der Handwerker den guten Willen seiner Mitarbeiter, hilft der Reisende seinen Kameraden auf ihrer schwierigen Etappe, nährt der Bürger Hoffnung in den Herzen seiner Landsleute.

Worte der Mutter
Schimpfe niemals! Alle möglichen Kräfte dringen in dich ein, sobald du schimpfst, und sie ziehen dich runter. Kopf hoch! Ich scheine immer am Scherzen zu sein, doch ist es nicht bloß Scherzen. Es ist eine Zuversicht, geboren aus dem Seelischen. Ein Lächeln drückt jenen Glauben aus, dass sich nichts gegen das Göttliche zu stellen vermag und dass am Ende sich alles zum Guten wenden wird.

Worte der Mutter
Alle Niedergeschlagenheit und aller Trübsinn wird von feindlichen Kräften erzeugt, die nie so zufrieden sind wie dann, wenn sie dich in eine düstere Stimmung hineinziehen können. Demut ist etwas ganz anderes als Niedergeschlagenheit. Sie ist eine göttliche Regung, letztere hingegen eine sehr grobe Äußerung dunkler Kräfte. Begegne darum deinen Sorgen mit Heiterkeit, biete den Hindernissen, die auf dem Weg zur Umwandlung auftreten, mit unbeirrt guter Laune die Stirn. Die beste Art, den Feind außer Gefecht zu setzen, ist, ihm ins Gesicht zu lachen! Du kannst tagelang in einen Kampf verwickelt sein, ohne dass die Kraft des Feindes nachlässt, aber verspotte ihn nur ein einziges Mal, und siehe da, er nimmt Reißaus! Ein zuversichtliches Lachen voll Vertrauen in das Göttliche ist die verheerendste Kraft, die es gibt: Es zerschlägt die Front des Feindes, wirft seine Reihen um und trägt dich siegreich voran.

Worte der Mutter
Lass Ausdauer deine Losung sein: Lehre die Lebenskraft in dir – dein vitales Wesen –, sich nicht zu beklagen, sondern sich mit allen Bedingungen abzufinden, die für eine bedeutende Leistung nötig sind. Der Körper ist ein sehr geduldiger Diener. Friedlich wie ein Lasttier erträgt er den Druck der Umstände. Das Vitale ist es, was immer murrt und sich aufregt. Die Knechtschaft, die es dem Körper auferlegt, die Qualen, die es ihm zufügt, sind kaum zu ermessen. Wie es mit dem Armen nach Lust und Laune verfährt, wobei es ohne den geringsten Grund verlangt, dass alles nach seiner Pfeife zu tanzen habe! Aber das Wesentliche der Ausdauer ist es gerade, dem Vital beizubringen, seine launenhaften Neigungen und Abneigungen aufzugeben und auch in den misslichsten Lagen den Gleichmut zu bewahren…
Nichts Großes wird jemals ohne Ausdauer vollbracht. Studierst du das Leben großer Menschen, siehst du, wie sie sich mit steinerner Härte gegen die Schwächen des Vitals erhoben haben. Und auch heutzutage ist die Meisterung des Physischen durch Ausdauer im Vitalen der eigentliche Sinn unserer Zivilisation. Sportgeist, Abenteuerlust und Unerschrockenheit angesichts übergroßer Widerstände bekunden sich in allen Bereichen des Lebens, und sie gehören zu diesem Ideal der Ausdauer. Auch in den Wissenschaften hängt der Fortschritt von zahllosen schweren Prüfungen und unzähligen Versuchen ab, die dem Vollbringen vorausgehen.
Gewiss brauchen wir nicht weniger Ausdauer für das bedeutende Werk, das wir in unserem Ashram unternommen haben. Was nottut, ist eine gute Tracht Prügel für das Vitale, sobald es aufbegehrt. Handelt es sich um das Physische, hat man grundsätzlich nachsichtig zu sein und achtzugeben, doch beim Vital hilft nur eins: einen festen Tritt zu verpassen, sobald es sich beklagt. Es gibt keine andere Methode, aus diesem armseligen Bewusstsein herauszukommen, das den materiellen Annehmlichkeiten des Daseins so viel Bedeutung beilegt, statt nach dem Licht und der Wahrheit zu fragen.

Worte Sri Aurobindos
Ich will es etwas ernsthafter ausdrücken: Akzeptiere ein für allemal, dass diese Sache zu geschehen hat, dass es das Einzige ist, das dir oder der Erde übrigbleibt. Draußen gibt es die Erdbeben und Hitlers, eine zusammenbrechende Zivilisation und die Sintflut. Umso mehr Grund, sich der einen zu geschehenden Sache zuzuwenden, der Sache, zu deren Vollendung beizutragen du gesandt wurdest. Es sei schwierig, der Weg sei lang und die Ermutigung mager? Nun denn, erwartest du, dass eine derart große Sache leicht sei oder dass der Erfolg sich entweder rasch einstellt oder gar nicht? Den Schwierigkeiten muss man entgegentreten, und je freudiger dies geschieht, umso schneller werden sie überwunden sein. Das eine, das es zu tun gilt, ist das Mantra des Erfolges aufrechtzuerhalten, die Entschlossenheit zum Sieg, den festen Vorsatz: „Ich muss es haben, und ich werde es haben.“ Unmöglich? Es gibt nichts Derartiges wie Unmöglichkeit. Es gibt Schwierigkeiten und Dinge der longue haleine – die eines tiefen Atemholens bedürfen –, doch nichts Unmögliches. Was man zu tun fest entschlossen ist, wird früher oder später getan werden – es wird möglich sein. Vertreibe die dunkle Verzweiflung und setze tapfer deinen Yoga fort. In dem Maße, wie die Finsternis schwindet, werden die inneren Türen sich öffnen.

Worte Sri Aurobindos
Keine Freude, keine Energie. Ich mag nicht lesen oder schreiben – wie wenn ein Toter herumspazierte. Versteht Ihr die Lage? Eine persönliche Erfahrung?
Ich verstehe gut, machte sie oft selbst in verheerender Weise. Deswegen rate ich denen immer, die sie haben, frohen Mutes zu sein und sich nicht unterkriegen zu lassen.
Frohen Mutes zu sein, heißt sich nicht unterkriegen zu lassen, und dir, wenn möglich, zu sagen: „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.“ Wenn du das nicht kannst, beiß dich durch, bis die Sonne wieder aufgeht und die Vöglein zwitschern und alles wieder gut ist.
Es sieht jedoch so aus, als ob du ein Training in vairagya, Abscheu gegenüber der gesamten Aktion der menschlichen Natur, durchmachst. Ich selbst schere mich nicht so sehr um vairagya, ging dieser widerlichen Sache stets aus dem Weg, musste jedoch teils hindurch, bis ich samata, Gleichmut, als besseren Kunstgriff entdeckte. Aber samata ist schwierig, vairagya ist leicht, nur verdammt trübe und unbehaglich.

Worte Sri Aurobindos
Was ich von dir will außer dem Streben nach dem Glauben? Nun, ein wenig Gründlichkeit und Beharrlichkeit in der Methode! Strebe nicht zwei Tage lang, um dann schwermütig zu werden und ein Evangelium aus Erdbeben, Schopenhauer und all dem Übrigen zu entwickeln. Gib dem Göttlichen eine volle, faire Chance! Wenn es etwas in dir entzünden oder ein Licht vorbereiten will, komme nicht mit der nassen Decke der Verzweiflung und werfe sie auf die kümmerliche Flamme. Du wirst vielleicht sagen: „Es ist bloß eine Kerze, die angezündet wurde – sonst gar nichts!“ Doch in solchen Dingen, wenn die Finsternis des menschlichen Mentals, Lebens und Körpers zerstreut werden muss, besteht der Anfang immer aus einer Kerze – dann kann eine Lampe folgen und später eine Sonne. Man muss jedoch dem Anfang eine Fortsetzung ermöglichen und ihn von seiner natürlichen Weiterentwicklung nicht durch Verzweiflung, Traurigkeit und Zweifel abschneiden. Zu Beginn und auf lange Zeit stellen sich Erfahrungen gewöhnlich nur in geringer Zahl mit leeren Zwischenräumen ein, doch wenn man ihnen den Weg freigibt, werden sich die Zwischenräume verringern, und die Quantentheorie wird der Newtonschen Kontinuität des Geistes weichen. Du aber hast ihnen noch nie eine wirkliche Chance gegeben. Du hast die leeren Zwischenräume mit Zweifeln und Verweigerungen bevölkert – die Quanten sind daher selten geworden, und der Anfang ist ein Anfang geblieben. Anderen Schwierigkeiten bist du entgegengetreten und hast sie zurückgewiesen, doch diese Schwierigkeit hast du zu lange auf den Knien geschaukelt, und nun ist sie stark geworden. Du musst dich mit ihr auseinandersetzen, und zwar indem du dich beharrlich bemühst. Ich sage nicht, dass die Zweifel insgesamt verschwinden müssen, bevor irgendetwas anderes kommt – das würde die Sadhana unmöglich machen, denn der Zweifel ist ein hartnäckiger Angreifer des Mentals. Alles, was ich sage, ist: Lass den Angreifer nicht zum Weggefährten werden, öffne ihm nicht die Tür und lass ihn nicht an deinem Feuer Platz nehmen! Und vor allem vertreibe das eintretende Göttliche nicht mit dieser niederdrückenden nassen Decke aus Traurigkeit und Verzweiflung!

Kapitel 9
Die innere Haltung der Dankbarkeit und Demut
Worte der Mutter
Die Leute merken von der Funktionsweise der Gnade erst dann etwas, wenn eine Gefahr da war, das heißt beim Beginn eines Unfalls oder wenn ein Unfall passierte und sie davonkamen. Da wird es ihnen klar. Aber sie bemerken nie, dass es eine unendlich viel größere Gnade ist, wenn zum Beispiel eine Reise oder sonst etwas ohne Unfall verläuft. Das bedeutet, dass die Harmonie so stabil ist, dass nichts passieren kann. Aber das kommt ihnen ganz selbstverständlich vor. Wenn die Leute krank sind und schnell wieder gesund werden, sind sie voll Dankbarkeit, doch sie denken nie daran, dankbar zu sein, wenn es ihnen gesundheitlich gut geht. Und doch ist das ein viel größeres Wunder!

Worte der Mutter
Es gibt jene, die eine angeborene Fähigkeit zur Dankbarkeit haben, jene, die ein glühendes Bedürfnis haben zu antworten, mit Herzlichkeit, Ergebenheit und Freude auf etwas zu antworten, das sie wie ein Wunder fühlen, das hinter dem ganzen Leben verborgen ist, hinter dem winzigsten Element, dem kleinsten Ereignis des Lebens. Sie fühlen diese souveräne Schönheit oder diese unendliche Gnade, die hinter allem steht.
Ich kannte Leute, die sozusagen nichts wussten, die kaum gebildet waren, deren Verstand von dieser völlig alltäglichen Qualität war und die in sich diese Wesensart der Dankbarkeit, der Herzlichkeit hatten, die sich gibt, die versteht und dankt.
Nun, bei ihnen war die Berührung mit dem Seelischen sehr häufig, fast beständig, und soweit sie dazu fähig waren, war sie bewusst – nicht sehr bewusst, doch ein wenig bewusst –, insoweit sie sich getragen, unterstützt, über sich selbst hinausgehoben fühlten.

Worte der Mutter
Nichts kann einem die gleiche Freude geben wie Dankbarkeit. Man hört einen Vogel singen, man sieht eine hübsche Blume, man schaut einem kleinen Kind zu, man wird Zeuge einer selbstlosen Tat, man liest einen schönen Satz, man betrachtet einen Sonnenuntergang – ganz gleich –, plötzlich überkommt einen diese tiefe und intensive Gefühlsregung, dass die Welt das Göttliche manifestiert, dass es hinter der Welt etwas gibt, das das Göttliche ist.

Worte der Mutter
Unter allen Regungen ist spontane Dankbarkeit vielleicht diejenige, die am meisten Freude gibt, unvermischte Freude, frei von dieser Färbung des Egoismus.
Sie ist etwas ganz Besonderes. Sie ist nicht Liebe, sie ist nicht Selbsthingabe. Sie ist eine volle, sehr volle Freude. Sie ist eine ganz besondere Schwingung, die nichts anderem außer sich selbst gleicht. Sie ist etwas, das einen weitet, erfüllt – etwas so Glühendes!
Unter allen Regungen, die dem menschlichen Bewusstsein zugänglich sind, ist es gewiss diejenige, die dich am meisten aus deinem Ego herausholt…
Wenn du in diese Schwingung in ihrer Reinheit eintreten kannst, wirst du sofort bemerken, dass sie von der gleichen Beschaffenheit ist wie die Schwingung der Liebe: Sie hat keine Richtung… Im Grunde ist Dankbarkeit nur eine sehr leichte Farbschattierung der eigentlichen Schwingung der Liebe.

Worte der Mutter
Demut ist die Erkenntnis, dass man nichts weiß, überhaupt nichts, und dass es etwas anderes geben kann als das, was uns im Augenblick als das Wahrste, das Edelmütigste und das Selbstloseste erscheint: die wahre Demut, die darin besteht, sich stets auf den Herrn zu beziehen, ihm alles vorzulegen.

Worte der Mutter
Wenn man den Leuten sagt, „Seid demütig“, denken sie sofort daran, gegenüber anderen Menschen demütig zu sein, und diese Demut ist schlecht. Die wahre Demut ist die Demut gegenüber dem Göttlichen, das heißt die präzise und konkrete Wahrnehmung, dass man ohne das Göttliche nichts ist, nichts kann und nichts versteht, dass man nichts ist im Vergleich zum göttlichen Bewusstsein, selbst wenn man außerordentlich intelligent und begabt ist. Und diese Demut muss man immer beibehalten, denn dadurch nimmt man die wahre Haltung der Empfänglichkeit ein, einer demütigen Empfänglichkeit, die dem Göttlichen keinen persönlichen Anspruch entgegenstellt.

Worte der Mutter
Demütig zu sein bedeutet für das Mental, das Vital und den Körper, niemals zu vergessen, dass sie ohne das Göttliche nichts wissen, nichts sind und nichts zu tun vermögen. Ohne das Göttliche sind sie nichts außer Unwissenheit, Chaos und Unfähigkeit. Das Göttliche allein ist Wahrheit, Leben, Macht, Liebe und Glückseligkeit.
Deshalb müssen das Mental, das Vital und das Physische ein für allemal lernen und fühlen, dass sie gänzlich unfähig sind, das Göttliche zu verstehen und beurteilen zu können, und das nicht nur in seinem eigentlichen Wesen, sondern auch in seinem Wirken und seiner Manifestation.
Das ist die einzig wahre Demut, und mit ihr kommen Ruhe und Frieden.
Das ist ebenso der sicherste Schutz gegen alle feindlichen Angriffe. Tatsächlich ist Stolz stets die Eingangspforte im menschlichen Wesen, an die der Widersacher klopft, denn es ist diese Tür, die ihm Einlass gewährt.

Kapitel 10
Die innere Haltung bei der Arbeit
Worte der Mutter
Vom Standpunkt des spirituellen Lebens aus kommt es nicht so sehr darauf an, was du tust, sondern in welcher Weise du die Arbeit verrichtest und welches Bewusstsein du hineinlegst. Erinnere dich stets des Göttlichen, und alles, was du tust, wird ein Ausdruck der Göttlichen Gegenwart sein.

Worte der Mutter
Was immer man auch tut, es wird nutzvoll, legt man auch nur einen Funken wahren Bewusstseins hinein.
Das eigene Bewusstsein ist weitaus wichtiger als die ausgeführte Handlung. Und selbst die scheinbar sinnlosesten Handlungen können sehr fruchtbar werden, verrichtet man sie im wahren Bewusstsein.

Worte der Mutter
Lebe dauernd in der Gegenwart des Göttlichen. Lebe in dem Gefühl, dass es diese Gegenwart ist, die dich bewegt und die alles in dir tut. Bringe ihr all deine Regungen dar, nicht nur alle mentalen Tätigkeiten, jeden Gedanken, jede Empfindung, sondern auch die gewöhnlichsten und äußerlichsten Handlungen…

Worte der Mutter
Bei all deinen intellektuellen und aktiven Betätigungen sollte das dein Wahlspruch sein: „Sich erinnern und darbringen.“ Was immer du unternimmst, tue es als Darbringung an das Göttliche. Das wird auch eine ausgezeichnete Disziplin für dich sein. Es wird dich von vielen dummen und unnützen Dingen abhalten.

Worte der Mutter
Lass nichts weniger als Vollkommenheit dein Ideal bei der Arbeit sein, und du wirst mit Sicherheit ein wahres Instrument des Göttlichen werden.

Worte der Mutter
O Herr, meine einzige Sehnsucht ist es, Dich täglich besser zu erkennen und Dir besser zu dienen. Was kommt es auf die äußeren Umstände an? Sie erscheinen mir von Tag zu Tag nichtiger und trügerischer, und immer weniger interessiere ich mich dafür, was uns äußerlich geschieht. Doch immer brennender interessiert mich das Einzige, was mir wichtig scheint: Dich besser zu erkennen, um Dir besser zu dienen. Alle äußeren Ereignisse müssen zu diesem Ziel beitragen, und einzig dazu. Dabei hängt alles von der Haltung ab, die wir ihnen gegenüber einnehmen. Beständig in allem auf der Suche nach Dir zu sein, Dich bei jeder Gelegenheit besser zu offenbaren: In dieser Haltung findet sich der höchste Friede, die vollkommene Heiterkeit, das wahre Wohlbehagen. In ihr erblüht das Leben, wächst es und breitet sich so großartig in so majestätischen Wellen aus, dass kein Sturm es mehr stören kann.
O Herr, Du bist unser Schutz, unser einziges Glück, Du bist unser strahlendes Licht, unsere reine Liebe, unsere Hoffnung und unsere Kraft, Du bist unser Leben, die Wirklichkeit unseres Wesens!
In ehrerbietiger und freudiger Anbetung verneige ich mich vor Dir.

Kapitel 11
Wie man das Göttliche um etwas bittet
Worte der Mutter
Liebe Mutter, wenn man etwas braucht …, wie zum Beispiel, man will etwas wissen oder man braucht Führung oder sonst etwas, wie kann man es dem eigenen Bedürfnis entsprechend vom Göttlichen bekommen?
Indem du es vom Göttlichen erbittest. Wenn du das Göttliche nicht darum bittest, wie kannst du es bekommen?
Wenn du dich dem Herrn zuwendest und volles Vertrauen hast und wenn du Ihn bittest, wirst du bekommen, was du brauchst – nicht unbedingt das, was du glaubst zu brauchen, doch was du wirklich brauchst, wirst du bekommen. Doch musst du das Göttliche darum bitten.
Du musst diesen Versuch aufrichtig machen. Du darfst nicht erst durch alle Arten von äußeren Mitteln die Bemühung machen, es zu bekommen, und dann erwarten, dass der Herr es dir gibt, ohne Ihn darum gebeten zu haben. Eigentlich ist es so, dass du ihn darum bittest, wenn du willst, dass dir jemand etwas gibt, nicht wahr? Und warum erwartest du vom Herrn, dir etwas zu geben, um das du das Ihn nicht einmal gebeten hast?
Im gewöhnlichen Bewusstsein ist die Bewegung gerade entgegengesetzt. Du forderst etwas und sagst: „Ich brauche dies, ich brauche diese Beziehung, ich brauche diese Zuneigung, ich brauche dieses Wissen, usw. Nun, das Göttliche sollte es mir geben, sonst ist es nicht das Göttliche.“ Das heißt, du kehrst das Problem gänzlich um.
Zuallererst sagst du: „Ich brauche.“ Weißt du, ob du es wirklich brauchst oder ob es nur ein Eindruck ist, den du hast, oder ein Begehren oder eine ganz unwissende Regung? Erster Punkt: Du weißt nichts darüber.
Zweiter Punkt: Es ist genau dein Wille, den du dem Herrn aufzwingen willst, indem du Ihm sagst: „Ich brauche dies.“ Und dann bittest du Ihn nicht einmal darum: „Gib es mir.“ Du sagst: „Ich brauche es. Folglich, da ich es brauche, muss es zu mir kommen, ganz natürlich, spontan. Es ist die Aufgabe des Göttlichen, mir alles zu geben, was ich brauche.“
Doch wenn es sich herausstellt, dass du nicht wirklich weißt, was du brauchst, und dass es einfach eine Illusion und keine Wahrheit ist und du es obendrein vom Leben um dich herum erbittest und dich nicht an den Herrn wendest, und dass du keine Beziehung zwischen dir und Ihm schaffst, dass du nicht an Ihn denkst oder dich Ihm zuwendest, wenigstens mit einer gewissen Aufrichtigkeit in der Haltung, da du Ihn also um nichts bittest, dann gibt es keinen Grund für Ihn, dir irgendetwas zu geben.
Aber wenn du Ihn bittest, da Er das Göttliche ist, weiß Er ein wenig besser als du, was du brauchst. Er wird dir geben, was du brauchst.
Oder aber, wenn du darauf bestehst und Ihm deinen Willen aufzwingen willst, ist es gut möglich, dass Er dir gibt, was du willst, um dich aufzuklären und damit du merkst, dass du dich getäuscht hast, dass das nicht wirklich das war, was du brauchtest. Und dann fängst du an zu protestieren – ich meine nicht dich persönlich, ich meine alle Menschen –, und du sagst: „Warum hat mir das Göttliche etwas gegeben, was mir nicht guttut?“ – Und du vergisst dabei völlig, dass du es warst, der darum gebeten hat.
In beiden Fällen protestierst du gleichwohl. Wenn Er dir gibt, was du verlangst und das dir mehr schadet, als dass es dir guttut, protestierst du. Und dann, wenn Er es dir nicht gibt, protestierst du auch: „Wie! Ich habe Ihm gesagt, dass ich es brauche, und Er gibt es mir nicht!“
In beiden Fällen protestierst du, und das arme Göttliche wird angeklagt.
Nur wenn du statt alledem einfach in dir eine Aspiration hast, einen Drang, ein intensives glühendes Bedürfnis, Das zu finden, das du mehr oder weniger klar als die Wahrheit deines Wesens ansiehst, die Quelle aller Dinge, das höchste Gute, die Antwort auf alles, was wir begehren, die Lösung aller Probleme, wenn dieses intensive Bedürfnis in dir ist und du bestrebt bist, es zu verwirklichen, wirst du nicht länger zum Herrn sagen: „Gib mir dies, gib mir das“, oder: „Ich brauche dies, ich muss das haben.“ Du wirst zu Ihm sagen: „Tue für mich, was notwendig ist, und führe mich zur Wahrheit meines Wesens. Gib mir das, was Du in Deiner höchsten Weisheit als das siehst, was ich nötig habe.“
Und dann bist du sicher, dass du nichts falsch machst, und Er wird dir nichts geben, was dir schaden könnte.
Es gibt noch eine höhere Stufe, mit der zu beginnen es aber etwas schwieriger ist.
Doch ist Ersteres bereits ein sehr viel wahrhaftigeres Vorgehen als das, dem Göttlichen zu sagen: „Ich brauche das, gib es mir.“ Denn im Grunde gibt es nur sehr wenige Menschen, die wirklich wissen, was sie brauchen – sehr wenige. Und der Beweis dafür ist, dass sie stets auf der Suche nach der Erfüllung ihrer Begierden sind. All ihre Anstrengung ist darauf ausgerichtet, und jedes Mal, wenn einer ihrer Wünsche erfüllt worden ist, sind sie enttäuscht. Und sie gehen zu einem anderen über.
Und nachdem man viel gesucht, viele Fehler gemacht, ziemlich viel gelitten hat und sehr enttäuscht ist, wird man manchmal weise und fragt sich, ob es nicht einen Weg aus all dem heraus gibt, das heißt einen Weg aus der eigenen Unwissenheit.
Und das ist der Augenblick, wo man dies machen kann (Mutter öffnet die Arme): „Hier bin ich, nimm mich und führe mich auf dem richtigen Weg.“

Worte der Mutter
Ich bin immer bei dir, doch du darfst niemals vergessen, mich zu rufen, denn durch das Rufen wird meine Gegenwart wirksam.

Bibliographie
Zitat
- SABCL Vol. 25, p. 1696
Das eröffnet neue Horizonte
- CWM Vol. 6, pp. 123-24
Die Bedeutung der inneren Haltung
- CWM Vol. 6, pp. 340-41
- CWM Vol. 7, pp. 9-10
- CWM Vol. 14, p. 69
Alles hängt von der inneren Haltung ab
- SABCL Vol. 24, pp. 1696-97
Die Macht der richtigen Haltung
- CWM Vol. 3, pp. 154-55
Die innere Haltung des Glaubens und Vertrauens
- SABCL Vol. 25, p. 9
- SABCL Vol. 23, pp. 572-73
- CWM Vol. 6, pp. 403-04
- CWM Vol. 15, p. 341
- CWM Vol. 10, p. 320
Die innere Haltung der Aufrichtigkeit
- CWM Vol. 12, p. 270
- Der sonnenhelle Pfad, p. 43
- CWM Vol. 14, p. 67
- CWM Vol. 8, pp. 398-400
- CWM Vol. 5, pp. 5-6
Die innere Haltung des Friedens und Gleichmuts
- CWM Vol. 3, p. 160
- CWM Vol. 8, p. 330
- SABCL Vol. 16, p. 286
- SABCL Vol. 20, p. 350
- SABCL Vol. 29, p. 696
- SABCL Vol. 23, pp. 661-62
- SABCL Vol. 23, pp. 663-64
Die innere Haltung der Heiterkeit und Beharrlichkeit
- CWM Vol. 8, p. 23
- CWM Vol. 14, pp. 189-90
- CWM Vol. 2, pp. 186-87
- CWM Vol. 14, pp. 237-38
- CWM Vol. 3, pp. 138-39
- CWM Vol. 3, pp. 136-37
- SABCL Vol. 23, pp. 628-29
- SABCL Vol. 26, p. 156
- SABCL Vol. 23, p. 628
Die innere Haltung der Dankbarkeit und Demut
- CWM Vol. 5, p. 407
- CWM Vol. 7, p. 423
- The Spiritual Significance of Flowers (ed. 2000), p. 123
- The Spiritual Significance of Flowers (ed. 2000), p. 123
- The Spiritual Significance of Flowers (ed. 2000), p. 120
- The Spiritual Significance of Flowers (ed. 2000), p. 120
- CWM Vol. 14, p. 160
Die innere Haltung bei der Arbeit
- CWM Vol. 14, p. 36
- CWM Vol. 14, p. 37
- CWM Vol. 3, p. 23
- CWM Vol. 3, p. 26
- CWM Vol. 14, p. 328
- CWM Vol. 1, p. 96
Wie man das Göttliche um etwas bittet
- CWM Vol. 8, pp. 122-25
- CWM Vol. 16, p. 45
