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  1. ALLES LEBEN IST YOGA
  2. Schlaf und Träume

Kapitel 8

Warnende Träume

Worte der Mutter

Es gibt alle möglichen Arten von Träumen, die etwas ankündigen. Es gibt warnende Träume, die sich gleich erfüllen, das heißt man träumt in der Nacht, was am nächsten Tag geschehen wird, und es gibt warnende Träume, die nach einem mehr oder weniger langen Zeitraum in Erfüllung gehen. Und entsprechend ihrer Stelle in der Zeit werden diese Träume auf verschiedenen Ebenen gesehen.

Je mehr wir einer absoluten Gewissheit entgegensteigen, desto größer ist die Entfernung, denn diese Visionen gehören einer Region an, die dem Ursprung sehr nahe ist, und die Zeit zwischen der Enthüllung dessen, was sein wird, und ihrer Verwirklichung kann sehr lang sein. Aber die Enthüllung ist gewiss, weil sie eben dem Ursprung sehr nahe ist. Es gibt einen Ort – wenn man mit dem Höchsten identifiziert ist –, wo man absolut alles weiß von der Vergangenheit, der Gegenwart, der Zukunft und von überall. Doch gewöhnlich vergessen die Menschen, die dorthin gehen, bei ihrer Rückkehr, was sie gesehen haben. Es bedarf einer besonders strengen Disziplin, um sich zu erinnern. Und dies ist der einzige Ort, wo man sich nicht irrt…

Worte der Mutter

Wenn Ereignisse schon im Subtil-Physischen vorbereitet sind und man davon eine Schau hat, ist es dann zu spät, die Dinge zu ändern? Oder lässt sich noch etwas tun?

Ich kenne ein sehr interessantes Beispiel. Es war zu der Zeit, als es in der Zeitung Le Matin – vor langer Zeit, du musst damals noch sehr jung gewesen sein – täglich eine kleine Zeichnung gab, die einen Jungen darstellte – eine Art von Page in entsprechender Uniform –, der mit dem Finger stets auf etwas zeigte, vielleicht das Datum – eine kleine Zeichnung. Der Mann nun, dem diese Geschichte zugestoßen ist, war auf Reisen und wohnte in einem großen Hotel, ich weiß nicht mehr in welcher Stadt, und in der Nacht oder früh am Morgen, sehr früh, hatte er einen Traum: Er sah diesen Pagen, der ihm seinen Leichenwagen zeigte – du weißt, worin man die Leute in Europa zum Friedhof fährt – und ihn einzusteigen bat! Das hatte er also gesehen, und als er am Morgen fertig war, verließ er sein Zimmer, das sich im obersten Stockwerk befand, und dort im Flur zeigte derselbe Junge, gleich gekleidet, auf den Lift, damit er hinunterfahre. Das versetzte ihm einen Schock. Er lehnte ab und sagte: „Nein danke.“ Der Lift sauste hinunter und zerschellte, die Menschen darin kamen um.

Er hat mir nachher erzählt, er glaube an Träume!

Das war eine Vision. Er hatte den Jungen gesehen, aber statt des Lifts zeigte der ihm seinen Leichenwagen. Als er dann dieselbe Gebärde, denselben Jungen sah – wie in der Zeichnung, verstehst du –, da sagte er: „Nein danke, ich gehe zu Fuß hinunter“, und die Maschine – es war einer dieser hydraulischen Aufzüge – ging in Trümmer. Das war von ganz oben. Alles wurde zermalmt.

Meine Erklärung ist die, dass ihn eine Wesenheit gewarnt hat. Das Bild des Pagen lässt vermuten, dass eine Intelligenz, ein Bewusstsein eingegriffen hatte; es scheint nicht sein eigenes Unterbewusstsein gewesen zu sein. Oder sein Unterbewusstsein hat vielleicht Wind davon bekommen und im Subtil-Physischen gesehen, was geschehen würde. Doch warum gab ihm sein Unterbewusstes dieses Bild? Ich weiß es nicht. Vielleicht hatte ja etwas in seinem Unterbewussten Kenntnis davon, weil es schon dort war, es war bereits im Subtil-Physischen. Der Unfall existierte schon, bevor er geschah – das Gesetz des Unfalls.

Kapitel 9

Schlafwandeln

Worte der Mutter

Wenn man aus dem Körper tritt, folgt der Körper manchmal dem Teil des Wesens, der herausgeht.

Sprichst du von einem Schlafwandler? Aber das ist etwas ganz anderes. Es bedeutet, dass der hinausgehende Teil (ein Teil des Mentals oder Vitals), so fest am Körper hängt oder vielmehr der Körper so fest an diesem Teil hängt, dass er ihm bei irgendwelchen Unternehmungen unwillkürlich folgt. Im Inneren deines Wesens hast du dir etwas Bestimmtes vorgenommen, und der Körper haftet so sehr am inneren Wesen, dass er ohne zu denken, ohne es zu wollen, ohne sich im Geringsten anzustrengen nachfolgt und dasselbe tut. Beachte, dass in solchen Fällen der physische Körper Fähigkeiten besitzt, über die er im gewöhnlichen Wachzustand nicht verfügt. Es ist zum Beispiel bekannt, dass man dann an gefährlichen Orten umhergehen kann, wo man in ziemliche Verlegenheit geriete, müsste man es im Wachzustand tun. Der Körper folgt dem Bewusstsein des inneren Wesens, während sein eigenes Bewusstsein schläft – denn der Körper hat ein Bewusstsein. Alle Wesensteile, einschließlich des allerstofflichsten, haben ein unabhängiges Bewusstsein. Wenn du also todmüde zu Bett gehst, wenn dein Körper dringend Ruhe braucht, dann schläft dein physisches Bewusstsein, während das Bewusstsein des feinstofflichen Körpers oder deines Vitals oder deines Mentals nicht schläft und seine Tätigkeit fortsetzt; aber dein physisches Bewusstsein ist vom Körper getrennt, es schläft in einem Zustand der Unbewusstheit, und dann benutzt der wach gebliebene, handelnde Teil den Körper ohne die Vermittlung des physischen Bewusstseins und lässt ihn die Dinge direkt tun. So wird man zum Schlafwandler. Meiner Erfahrung nach ist das Wachbewusstsein aus irgendeinem Grund eingeschlafen (im allgemeinen aus Müdigkeit), aber das innere Wesen ist wach, und der Körper ist mit ihm so eng verbunden, dass er ihm automatisch folgt. Darum tut man außergewöhnliche Dinge, weil man sie eben nicht physisch sieht, man sieht sie anders.

Worte der Mutter

Wie kann man vom Schlafwandeln geheilt werden?

Ganz einfach, indem man vor dem Einschlafen einen Willensimpuls auf den Körper richtet. Schlafwandler wird man, weil das Mental nicht entwickelt genug ist, um die inneren Bindungen zu lösen. Denn das Mentale trennt immer das äußere Wesen vom tieferen Bewusstsein ab. Bei kleinen Kindern ist das fest verbunden. Ich habe aufrichtige Kinder gekannt, die nicht unterscheiden konnten, was in ihrer Vorstellung und was in der Wirklichkeit stattfand. Für sie war das innere Leben so wirklich wie das äußere. Sie schwindelten einem nicht etwas vor, es waren keine Lügner; das innere Leben war genauso wirklich wie das äußere. Manche Kinder gehen Nacht für Nacht an denselben Ort zurück, um den angefangenen Traum weiterzuträumen – das sind Meister in der Kunst, aus dem Körper zu treten!

Ist es gut, den Körper im Schlaf zu lassen und draußen umherzuwandern? Kann man jederzeit in den Körper zurückkehren?

Gefährlich ist es, wenn du in der Gesellschaft von Menschen schläfst, die dich wachrütteln könnten, in der Meinung, es sei dir etwas zugestoßen. Bist du aber allein und schläfst ruhig ein, so besteht überhaupt keine Gefahr.

In den Körper kann man jederzeit zurückkehren, und im Allgemeinen ist es viel schwieriger, draußen zu bleiben als wieder hineinzugehen – sobald das Geringste passiert, stürzt man sich schnell in den Körper zurück!

Tritt man aus dem Körper und lässt ihn auf dem Bett liegen, kann dann nicht irgend jemand anderes in ihn eintreten?

Das kann vorkommen, ist aber äußerst selten, ein Fall von Hunderttausenden.

„Irgendjemand“ kann nicht hinein – ein menschliches Wesen kann nicht in den Körper eines anderen eintreten, sofern er nicht ganz außerordentliche okkulte Kenntnisse besitzt, und in diesem Fall würde er es nicht tun.

Aber wenn ein menschliches Wesen es auch nicht tut, so gibt es doch gelegentlich Wesen der vitalen Welt, die keinen Körper haben und gern einen hätten, als unterhaltsame Erfahrung, und sehen diese nun jemand, der aus seinem Körper getreten ist (doch muss er sehr stofflich hinausgetreten sein) und er nicht ausreichend geschützt ist, so können sie sich in ihn hineinstürzen, um seinen Platz einzunehmen. Aber das ist etwas so Seltenes, dass ich ohne deine Frage nicht davon gesprochen hätte. Unmöglich ist es jedenfalls nicht.

Wer Alpträume von solcher Art hat, sollte sich immer okkult schützen, bevor er aus dem Körper tritt – das kann auf vielerlei Art geschehen. Das Einfachste, was keine besonderen Kenntnisse erfordert, ist, den Guru zu rufen, oder, falls man jemand kennt, der das Wissen besitzt, diese Person in Gedanken, im Geiste zu rufen; oder man schützt sich selbst, indem man eine Art Schutzwall um sich herum bildet (man kann vieles tun, nicht wahr); das kann diese Wesen daran hindern einzutreten.

Neigt man dazu, sich zu veräußerlichen und übt einen Yoga, so wird man immer angewiesen, seinen Schlaf zu schützen: durch eine Kontemplation, eine mentale Bewegung, irgendeine Bewegung – es gibt viele Arten, sich zu schützen. Doch glaube ich, dass für dich keine derartige Gefahr besteht; möglicherweise nicht für alle – immerhin muss man schon furchtbar ehrgeizig, furchtbar unaufrichtig sein, damit das geschieht; man muss mit wirklich schlimmen Wesenheiten in Beziehung stehen, denn niemals würde ein Wesen, das in der Ordnung und in der Wahrheit lebt, sich in den Körper eines anderen stürzen. Das ist eine Handlung gegen alle Ordnung, etwas, das man nicht tut.

Worte der Mutter

Manchmal spreche ich im Schlaf. Es ist ein Zeichen dafür, dass das Mental nicht unter Kontrolle ist, nicht wahr? Was kann ich also tun, um es während der Nacht ruhig zu halten?

Schläft der Körper in der Nacht, dann geht das Mental für gewöhnlich hinaus, weil es Schwierigkeiten hat, lange ruhig zu bleiben; und darum sprechen die meisten Menschen nicht.

Doch da dein Mental im Körper zu bleiben scheint, musst du es ersuchen, vollkommen ruhig und still zu bleiben, so dass dein Körper sich richtig ausruhen kann. Vor dem Einschlafen sich ein wenig darauf zu konzentrieren, wird sicherlich wirksam sein.

Kapitel 10

Alpträume

Worte der Mutter

Welcher Teil des Wesens tritt bei einem vitalen Alptraum aus dem Körper?

Dein Vital geht spazieren – zwar nicht das ganze, denn das würde einen kataleptischen Zustand bewirken, aber ein Teil des Vitals. Einige gehen stets an sehr schlimme Orte und haben darum böse Nächte; zahllos sind die Möglichkeiten auszugehen. Es mag etwas winzig Kleines sein, ein geringer Teil des Wesens, der aber genügt, wenn er bewusst ist, um dir einen netten kleinen Alptraum zu verpassen!

Beim Schlafen sind nämlich die inneren Wesen nicht auf den Körper ausgerichtet, sie gehen hinaus und werden mehr oder weniger unabhängig – beschränkt unabhängig, aber immerhin unabhängig – und sie begeben sich in ihren eigenen Bereich. Das Mental tut das noch mehr als das Vital, denn es wird im Körper kaum festgehalten. Es ist in ihm nur gesammelt, nicht enthalten. Auch das Vital geht über den Körper hinaus, aber es ist mehr auf ihn ausgerichtet. Das Mental hingegen ist von so geschmeidiger Substanz, dass es genügt, an jemanden zu denken, um mental bei dem Betreffenden zu sein, wenigstens teilweise. Denkst du fest an einen Ort, so ist ein Teil deines mentalen Geistes dort. Entfernung gibt es sozusagen nicht. Um ein Mental zu haben, das um den Körper zentriert ist, bedarf es natürlich einer guten Erziehung. Bei wenigen Menschen hat das Mental eine klar bestimmte Gestalt. Es ist wie ein Wolkengebilde, ein Kommen und Gehen. Sogar um ein Vital zu haben, das dem physischen Körper gleicht, eine ihm entsprechende Gestalt hat, muss es sehr individualisiert, sehr zentriert sein. Das mentale Wesen noch mehr; es muss ganz und gar individualisiert, zentriert, um das seelische Zentrum herum angeordnet sein, um eine bestimmte Gestalt zu haben…

Was ist ein „mentaler Alptraum“?

Wenn es im Gehirn ein Durcheinander oder ein örtliches Fieber gibt, eine bestimmte Erhitzung, eine Überanstrengung, oder wenn es an Beherrschung fehlt, dann lässt man sich von mentalen Formationen besitzen. Das geschieht am häufigsten. Meist lässt man sich von mentalen Formationen befallen, die man selbst geschaffen hat. Und da die Kontrolle des vernünftigen Wachbewusstseins aufgehoben ist, fängt das alles im Kopf eine Sarabande zu tanzen an, mit einer Art entfesselter Verrücktheit. Die Gedanken vermischen sich, stoßen zusammen, kämpfen miteinander – ein wahres Wirrwarr von Wahnbildern. Hat man nun nicht die Macht, in den Kopf einen großen Frieden, eine große Ruhe, ein sehr starkes und reines Licht zu bringen, nun, dann ist das zehnmal schlimmer als ein vitaler Alptraum. Das Übelste am vitalen Alptraum besteht gewöhnlich darin, dass du mit einem Feind kämpfst, der dich zu töten sucht. Du versetzt ihm mächtige Schläge, und sie treffen nicht. Du legst deine ganze Kraft hinein, deine ganze Energie, und du vermagst deinen Gegner nie zu berühren. Er steht drohend vor dir, er will dich erwürgen, und du nimmst all deine Energie zusammen, versuchst zu schlagen, aber nichts berührt ihn. Wenn der Kampf so ist, Leib gegen Leib, mit einem Wesen, das sich auf dich stürzt, dann ist es besonders qualvoll. Darum wird dir empfohlen, nicht aus dem Körper zu treten, sofern du nicht über die nötige Macht oder die Lauterkeit verfügst. In dieser Art von Alptraum ist nämlich die Kraft, deren man sich bedienen will, die „Erinnerung“ an eine physische Kraft – doch man kann über große körperliche Kräfte verfügen, ein erstklassiger Boxer sein, und dennoch in der vitalen Welt völlig kraftlos sein, weil man eben nicht über die nötige Vitalkraft verfügt. Was nun diese mentalen Alpträume betrifft, diese Art grässlicher Sarabande im Kopf, so hat man ganz das Gefühl, den Verstand zu verlieren.

Kapitel 11

Yogische Ruhe

Worte der Mutter

Stellen wir uns während der Nacht einem Problem, so sucht es höhere Bereiche unseres Wesens auf, und am Morgen erhalten wir die Antwort, die Lösung, denn dort, in den Tiefen unseres Bewusstseins, wissen wir Dinge, die uns in unserem äußeren Bewusstsein unbekannt sind.

Worte der Mutter

Mutter, was ist „der zunehmend in yogische Ruhe verwandelte Schlaf“?

Ah! Yogische Ruhe, das bedeutet, an die Stelle eines unbewussten Schlafes tritt ein bewusster Schlaf – wenn man das Schlaf nennen will. Der Körper ist in einem Zustand vollständiger Ruhe, mit entspannten Nerven, entspannten Muskeln. Man ist vollständig entspannt und in Ruhe, aber der Geist bleibt bewusst, bewusst genug, um sowohl das Vital als auch das Mental zur Ruhe bringen zu können und alles in einen Zustand des Friedens, der Ruhe, der Unbewegtheit zu versetzen, damit das Bewusstsein vollständig frei ist. Das Bewusstsein kann sich also entweder ausruhen, wenn es das für notwendig hält, oder eine Arbeit tun, wenn es glaubt, dass sie notwendig ist; und in jedem Fall ist es frei und kann tun, wie und was es will, und kann in die Bereiche gehen, in die es gehen will. Aber die Teile, die zum gegenwärtigen physischen Wesen gehören, nämlich Mental, Vital und Physisches, sind in vollständiger Ruhe und in einer Art Unbewegtheit. Dadurch brauchen die Stunden des Schlafs nicht so lang zu sein. Man kann die Zahl der Schlafstunden sehr reduzieren, wenn man den Körper in diesem Ruhezustand lässt. Doch erfordert das viel Arbeit, und eine sehr bewusste Arbeit, nicht wahr, sehr bewusst und sehr nachhaltig. Das erreicht man nicht sofort, das kann Jahre der Disziplin erfordern. Ist es aber einmal erreicht, dann hat man den Schlaf unter Kontrolle und kann ihn einfach unterbinden. Zum Beispiel gibt es viele, die sich beim Schlafengehen in einem sehr guten Bewusstsein befinden, und wenn sie am Morgen erwachen, sind sie vollständig benommen und haben alles verloren, was sie am Abend vorher gewonnen hatten; und das kommt, weil ihr Schlaf unbewusst ist und sie vital oder mental oder im Feinstofflichen weggehen: Sie gehen an Orte, die nicht wünschenswert sind, oder sie fallen ins Unbewusste und verlieren in dieser Unbewusstheit alles, was sie gewonnen hatten. Yogische Ruhe ist etwas sehr Notwendiges, doch man erlangt sie nicht leicht. Das zu machen gehört mit zum Schwierigsten, aber es ist sehr nützlich; nur kann man es gar nicht ohne fortgesetzte, sehr beständige Führung machen, denn wenn man nicht weiß, wie man es machen soll, auch in den Einzelheiten, riskiert man Dummheiten.

Etwas kann man auf jeden Fall ohne jedes Risiko tun, nämlich, sich vor dem Einschlafen konzentrieren, jede Spannung im physischen Wesen lockern, versuchen – das heißt im Körper –, dass der Körper wie ein Schwamm auf dem Bett liegt, dass da nichts mehr ist, das Verkrampfungen und Krämpfe aufweist; ihn vollständig entspannen, als wäre er etwas Schwammähnliches. Und dann das Vital: es beruhigen, es so gut wie es dir möglich ist ruhig stellen, es so still, so friedvoll wie möglich machen. Und dann auch das Mental: versuchen, das Mental einfach inaktiv zu halten. Man muss eine große Kraft voller Frieden, eine Kraft großer Ruhe, des Schweigens, wenn möglich, auf das Gehirn legen, und dann nicht aktiv Gedanken nachjagen, nichts Anstrengendes tun, nichts, nichts. Auch da muss man die Bewegung lockern, aber sie in möglichst großer Stille und Ruhe entspannen.

Hat man das alles einmal gemacht, kannst du ein Gebet, eine Aspiration hinzufügen, gemäß deinem Naturell, um das Bewusstsein, den Frieden zu erbitten und um während des ganzen Schlafs vor allen feindlichen Kräften beschützt zu werden, um in einer konzentrierten ruhigen Aspiration und in einem Schutz zu sein. Bitte die Gnade, über deinen Schlaf zu wachen, und dann schlafe ein. Das ist Einschlafen unter den bestmöglichen Bedingungen. Was danach passiert, hängt von deinen inneren Impulsen ab, doch wenn du das unbeirrt machst, Nacht für Nacht, Nacht für Nacht, zeigt es nach einiger Zeit Wirkung.

Worte der Mutter

Was ist die Natur des traumlosen Schlafs?

Im Allgemeinen handelt es sich bei dem, was man traumlosen Schlaf nennt, um eines von zwei Dingen: Entweder erinnert man sich dessen nicht, was man geträumt hat, oder man ist in völlige Unbewusstheit gesunken, die sehr dem Tod gleicht, ja ein Vorgeschmack des Todes ist. Doch gibt es einen Schlaf, wo alle Teile des Wesens in Reglosigkeit, Frieden, völliges Schweigen verfallen und das Bewusstsein in Sachchidananda eintaucht. Dieser Zustand lässt sich kaum als Schlaf bezeichnen, denn er ist äußerst bewusst. Ein paar darin verbrachte Minuten geben mehr Ruhe und Erholung als Stunden gewöhnlichen Schlafs. Aber das erlangt man nicht von ungefähr; lange Übung ist nötig.

Kapitel 12

Einige Ratschläge

Worte der Mutter

Brach liegende Felder bringen Unkraut hervor. Wir wollen kein Unkraut in uns, also lasst uns das weite Feld unserer Nächte bearbeiten.

Denke nicht, dass das auch nur im Geringsten der Tiefe deines Schlafes schaden könnte und der Wirksamkeit des Ruhens, welches nicht nur unverzichtbar, sondern auch wohltuend ist. Im Gegenteil, es gibt viele Menschen, deren Nächte ermüdender sind als ihre Tage, aus Gründen, die sich oft ihrem Verständnis entziehen. Sie sollten sich dieser Gründe bewusst werden, so dass ihr Wille auf sie einwirken und ihre Wirkungen beseitigen kann, das heißt diesen Aktivitäten, die in solchen Fällen fast immer nutzlos und sogar schädlich sind, ein Ende bereiten.

Wenn unsere Nacht dazu geführt hat, dass wir neue Erkenntnisse gewonnen haben – die Lösung eines Problems, den Kontakt unseres inneren Wesens mit irgendeinem Zentrum des Lebens oder des Lichts oder sogar die Erfüllung irgendeiner nützlichen Aufgabe –, dann werden wir immer mit einem Gefühl der Stärke und des Wohlbefindens erwachen.

Die Stunden, die damit vergeudet werden, weder Gutes noch Nützliches zu tun, sind diejenigen, die am meisten ermüden.

Worte Sri Aurobindos

Es ist das Wachmental, das denkt und etwas will und das Leben im Wachzustand mehr oder weniger kontrolliert. Im Schlaf ist dieses Mental nicht zugegen, und die Kontrolle entfällt. Nicht das denkende Mental sieht, träumt usw. und ist in ziemlich zusammenhangsloser Weise im Schlaf bewusst. Es ist meist das sogenannte Unterbewusste, das dann hochkommt. Wäre das Wachmental im Körper aktiv, dann könnte man nicht schlafen.

Worte Sri Aurobindos

Die Depression, die im Schlaf über dich kam, muss eine von zwei möglichen Ursachen gehabt haben. Es kann der Überrest gewesen sein, den eine unerfreuliche Erfahrung zurückgelassen hat, die in einem unangenehmen Bereich der vitalen Welten stattfand – und solche Orte gibt es dort in Hülle und Fülle. Es war wohl kaum eine Attacke, denn das hätte mit Sicherheit einen deutlicheren Eindruck hinterlassen, dass sich etwas [Bestimmtes] ereignet hat, selbst wenn keine eigentliche Erinnerung damit verbunden war; doch allein bestimmte Orte zu betreten oder ihren Bewohnern zu begegnen oder mit ihrer Atmosphäre in Berührung zu kommen kann eine deprimierende und lähmende Auswirkung haben, es sei denn, man wäre ein geborener Kämpfer und hätte ein aggressives Vergnügen daran, sich diesen Feuerproben zu unterziehen und sie zu bestehen. Wenn das die Ursache deiner Depression ist, brauchst du nur entweder diese Ebene zu meiden, was, wenn du einmal weißt, was sich dort ereignet, durch die Bemühung deines Willens geschehen kann, oder aber dich mit einem besonderen Schutz gegenüber dem Kontakt mit dieser Atmosphäre zu umgeben. Die andere mögliche Ursache [der Depression] ist ein Absacken in einen zu dunklen und unterbewussten Schlaf – das hat manchmal die Auswirkung, die du beschreibst. Lass dich aber auf keinen Fall entmutigen, wenn sich diese Dinge ereignen; es sind die üblichen Erscheinungen, denen man unweigerlich begegnet, sobald man hinter den Schleier dringt und die okkulten Ursachen der psychologischen Geschehnisse in uns berührt. Man muss die Ursachen erkennen, von der Schwierigkeit Kenntnis nehmen und ihr begegnen und immer darauf reagieren – man darf niemals die Depression, die auf dich geworfen wurde, akzeptieren, sondern muss reagieren, wie du es das erste Mal getan hast. Genauso wie uns ständig Kräfte umgeben, deren Anliegen es ist zu deprimieren und zu entmutigen, sind auch immer Kräfte über uns und um uns, auf die wir uns stützen können, die wir in uns hereinziehen können, damit sie uns regenerieren und erneut mit Stärke, Glauben, Freude und jener Macht erfüllen, die ausharrt und überwindet. Man kann es tatsächlich zu einer Gewohnheit machen, sich diesen hilfreichen Kräften zu öffnen und sie entweder passiv zu empfangen oder aktiv in Anspruch zu nehmen – denn beides ist möglich. Es ist leichter, wenn du weißt, dass sie über dir und um dich herum sind, und den Glauben und Willen hast, sie zu empfangen – denn das bringt dann die Erfahrung und das konkrete Gefühl von ihnen und die Fähigkeit, sie bei Bedarf oder nach Wunsch aufzunehmen. Es ist eine Frage der Gewöhnung deines Bewusstseins [an die Möglichkeit], mit diesen hilfreichen Kräften in Kontakt zu kommen und den Kontakt zu bewahren – und zu diesem Zweck musst du dich daran gewöhnen, die Einwirkungen der anderen Kräfte auf dich, wie Depression, Mangel an Selbstvertrauen, Unzufriedenheit und alle ähnlichen Störungen, zurückzuweisen.

Worte Sri Aurobindos

Die durch die Nacht verursachte Kluft und das Erwachen in einem gewöhnlichen Bewusstsein erfährt beinahe jeder (natürlich ist das „gewöhnliche“ Bewusstsein des Einzelnen seinem Fortschritt entsprechend verschieden), es hat aber keinen Wert, den Wunsch zu haben, im Schlaf bewusst zu sein. Du musst die Gewohnheit annehmen, den Faden des Fortschritts sobald wie möglich zurückzugewinnen, und zu diesem Zweck muss nach dem Aufstehen eine gewisse Konzentration stattfinden.

Nachts musst du konzentriert in den Schlaf eintreten – du musst fähig sein, dich mit geschlossenen Augen zu konzentrieren, dich niederzulegen und dabei die Konzentration in den Schlaf zu vertiefen – das heißt, dass der Schlaf ein konzentriertes Nach-innen-Gehen werden muss, weg vom äußeren Wachzustand. Wenn du es für notwendig hältst, [vorher] eine Zeitlang still zu sitzen, kannst du es tun, doch lege dich dann hin und bewahre die Konzentration, wie es oben geschildert wurde.

Worte Sri Aurobindos

Im Schlaf bewusst zu sein: Du musst damit beginnen, dich, bevor du einschläfst, mit einem bestimmten Willen und Streben zu konzentrieren. Es mag eine Zeitlang dauern, bis der Wille oder das Streben das Unterbewusstsein erreicht, doch wenn es aufrichtig, stark und stetig geschieht, führt es nach einiger Zeit zum Erfolg – so dass sich im Schlaf selbst ein automatisches Bewusstsein und ein automatischer Wille fortsetzen, die das Erforderliche ausrichten.

Worte Sri Aurobindos

Du brauchst nicht sofort zu meditieren (nach dem Erwachen am Morgen), nimm aber für einige Augenblicke eine konzentrierte Haltung ein und erbitte die Gegenwart der Mutter für den Tag.

Worte Sri Aurobindos

Wenn du den Yoga ausübst, öffnet sich das Bewusstsein und du nimmst besonders im Schlaf Dinge, Szenen, Wesen, Geschehnisse von anderen (nicht physischen) Welten wahr, gehst selbst im Schlaf dorthin und bist dort tätig. Sehr oft haben diese Dinge eine Bedeutung für die Sadhana. Daher brauchst du es nicht zu bedauern, all dies zu sehen, wenn du schläfst oder meditierst.

Auf keinen Fall aber solltest du Furcht haben. Die Tatsache, dass du fähig warst, die mit dir kämpfenden Wesen zu vernichten (es waren Wesen einer feindlichen vitalen Welt), ist sehr erfreulich, denn sie zeigt, dass irgendwo in deiner vitalen Natur Stärke und Mut ist. Außerdem solltest du, da du den Namen der Mutter gebrauchst und ihren Schutz hast, nichts fürchten.

Worte Sri Aurobindos

Wenn etwas aus dem Wachbewusstsein hinausgeworfen wurde, erscheint es oft im Traum wieder. Diese Wiederkehr ist von zweierlei Art. Die eine ist, wenn eine Sache aufgehört hat zu bestehen, aber im Unterbewusstsein die Erinnerung daran und der Eindruck davon noch fortbestehen und im Schlaf in der Traumform erscheinen. Diese unterbewusste Wiederkehr im Traum ist ohne Bedeutung; sie ist eher ein Schatten als eine Realität. Bei der anderen Art handelt es sich um Träume, die in das Vital kommen, um zu zeigen oder zu prüfen, wie weit in einem bestimmten Teil des inneren Wesens die alte Bewegung noch vorhanden oder ob sie überwunden ist. Denn im Schlaf ist die Kontrolle des wachen Bewusstseins und Willens ausgeschaltet. Wenn man trotzdem sogar im Schlaf bewusst ist und entweder die alte Bewegung nicht fühlt, sobald sich im Traum die sie früher auslösenden Umstände wiederholen, oder aber sie sofort bekämpft und hinausstößt, kann man erkennen, dass auch dort der Sieg errungen ist.

Worte Sri Aurobindos

Die physische ist nicht die einzige Welt. Es gibt andere, die uns durch Traum-Berichte, durch die feinen Sinne, durch Einflüsse und Kontakte, durch die Fantasie, Intuition und Vision bewusst werden. Es gibt Welten eines größeren, subtileren Lebens als dem unseren – vitale Welten; oder Welten, in denen das Mental seine eigenen Formen und Gestalten bildet – mentale Welten; seelische Welten, die die Heimat der Seele sind; andere über uns, mit denen wir wenig Kontakt haben. In jedem von uns gibt es sowohl eine mentale, eine seelische, eine vitale und eine feinstoffliche Bewusstseinsebene als auch die grobstoffliche und materielle Ebene. Die gleichen Ebenen gibt es im Bewusstsein der allgemeinen Natur. Wenn wir in diese anderen Ebenen eintreten oder mit ihnen Kontakt aufnehmen, treten wir mit jenen Welten über den physischen in Verbindung. Im Schlaf verlassen wir den physischen Körper, in welchem nur ein unterbewusster Rest zurückbleibt; und treten in alle möglichen Ebenen und Welten ein. In jeder von ihnen sehen wir Szenen, begegnen Wesen, nehmen an Geschehnissen teil und stoßen auf Gestaltungen, Einflüsse, Suggestionen, welche zu diesen Ebenen gehören. Selbst wenn wir wach sind, bewegt sich ein Teil von uns auf diesen Ebenen, doch finden ihre Tätigkeiten dann hinter dem Schleier statt; unser Wachmental ist sich dessen nicht bewusst. Viele Träume sind nur unzusammenhängende Gestaltungen unseres Unterbewusstseins, andere hingegen sind Berichte (oft sehr vermischt und entstellt) oder Übertragungen von Erfahrungen auf diesen überphysischen Ebenen. Wenn wir die Sadhana ausüben, wird diese Art von Träumen etwas sehr Allgemeines. Die unterbewussten Träume hören dann auf zu dominieren.

Die Kräfte und Wesen der vitalen Welt haben großen Einfluss auf menschliche Wesen. Die vitale Welt ist einerseits eine Welt der Schönheit – Dichter, Künstler, Musiker stehen mit ihr in engem Kontakt. Sie ist ebenso eine Welt der Mächte und Leidenschaften, der Lüste und Begierden – und unsere eigenen Lüste und Begierden, unsere Leidenschaften und Bestrebungen können uns mit den vitalen Welten, mit ihren Wesen und Kräften in Verbindung bringen. Darüber hinaus ist es eine Welt von dunklen, gefährlichen und abscheulichen Dingen. Alpträume, wie X sie hatte, sind Kontakte mit dieser Seite der vitalen Ebene. Der Ursprung von vielem, was in den Menschen dämonisch, schmutzig, grausam und niedrig ist, ist auf ihre Einflüsse zurückzuführen.

Worte Sri Aurobindos

Das sind Träume, die aus der vitalen Welt stammen. Drei Dinge müssen im Hinblick auf sie entwickelt werden:

1. die Gewohnheit, selbst im Traum sofort nach der Mutter zu rufen;

2. Furchtlosigkeit – wenn man keine Furcht hat, werden diese Kräfte der anderen Welt machtlos;

3. der Realität solcher Gestaltungen keinen Glauben zu schenken und sie lediglich als Gestalt gewordene Suggestionen zu betrachten, genauso wie man eine grässliche Vorstellung von diesem oder jenem Geschehen haben kann, während die Vernunft weiß, dass es eine bloße Machenschaft der Fantasie ist, und sich dadurch nicht beeindrucken lässt.

Ein Gebet Sri Aurobindos

Sei immer bei mir, sowohl in der Nacht wie am Tage.

Lass mich immer die Wirklichkeit deiner Gegenwart in mir wahrnehmen, sowohl im Schlaf als auch im Wachzustand.

Bewahre dies Gefühl und lass Wahrheit, Bewusstsein und Seligkeit beständig und zu allen Zeiten in mir wachsen.

  1. Bibliographie

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