Kapitel 8
Ich bin bei dir
Worte der Mutter
„Ich bin bei dir“ … was bedeutet das eigentlich?
Werden wir, wenn wir beten oder in unserem Inneren mit einem Problem ringen, wirklich erhört, immer, trotz unserer Unbeholfenheit und unserer Unvollkommenheiten, ja selbst trotz unseres bösen Willens und unserer Irrtümer? Wer erhört? Du, die du hier bei uns bist?
Bist du es in deinem höchsten Bewusstsein als eine unpersönliche göttliche Kraft? Ist es die Kraft des Yoga? Oder bist du es, die Mutter, gegenwärtig im Körper, mit deinem physischen Bewusstsein? Ist es eine persönliche Gegenwart, die wirklich jeden einzelnen Gedanken und jede einzelne Handlung von uns kennt? Oder ist es etwa nur irgendeine anonyme Kraft? Kannst du uns sagen, wie und in welcher Weise du bei uns bist?
Es heißt, Sri Aurobindo und du bilden ein und dasselbe Bewusstsein. Gibt es nun aber eine persönliche Gegenwart Sri Aurobindos und deine persönliche Gegenwart, zwei voneinander verschiedene Dinge, von denen jedes seine eigene Rolle spielt?
Ich bin bei dir, denn ich bin du oder du bist ich.
Ich bin bei dir, das bedeutet eine ganze Welt von Dingen, denn ich bin auf allen Ebenen bei dir, in allen Bereichen, vom höchsten Bewusstsein bis hinab zum allerphysischsten. Hier in Pondicherry kannst du nicht atmen, ohne dass du mein Bewusstsein einatmest. Es sättigt die Atmosphäre im Subtil-Physischen in einer beinahe materiellen Weise, und es breitet sich aus bis zum „Lake“ (ein landwirtschaftliches Gut des Ashrams an einem Stausee), zehn Kilometer von hier. Ferner kann mein Bewusstsein im stofflich-vitalen Bereich gefühlt werden und weiter überall auf der mentalen und auf anderen höheren Ebenen. Als ich zum ersten Male hierher kam, fühlte ich die Atmosphäre von Sri Aurobindo; ich fühlte sie ganz materiell in einer Entfernung von zehn Seemeilen, nicht Kilometern. Das war plötzlich da, sehr konkret, eine reine lichterfüllte leichte Atmosphäre – etwas Schwereloses, das dich emporträgt.
Es ist nun lange her, seit Sri Aurobindo überall im Ashram die Mahnung anbringen ließ, die ihr ja alle kennt: „Verhalte dich immer so, als schaue dir die Mutter zu; denn in der Tat ist sie immer gegenwärtig.“
Das ist keine leere Phrase. Das sind nicht nur Worte, das ist eine Tatsache. Ich bin in einer sehr konkreten Weise bei dir. Wer die Gabe der subtilen Schau hat, kann mich sehen.
In einer allgemeinen Weise ist es meine Kraft, die hier beständig am Werk ist und die dauernd die psychologischen Elemente deines Wesens hin und her schiebt, um sie in immer neue Beziehungen zueinander zu bringen und um dir die verschiedenen Seiten deiner Natur deutlich zu machen, so dass du erkennen kannst, was verändert, entfaltet oder zurückgewiesen werden muss.
Aber darüber hinaus gibt es ein ganz besonderes persönliches Band zwischen dir und mir, zwischen mir und allen denen, die sich Sri Aurobindos und meiner Lehre zugewandt haben. Wohlverstanden: Die Entfernungen zählen hier nicht mehr. Du magst in Frankreich, am anderen Ende der Erde oder in Pondicherry sein, diese Verbindung ist immer wirklich und lebendig. In jedem Augenblick, wo ein Ruf zu mir kommt, jedes Mal, wenn ich etwas wissen muss, um eine Kraft, eine Inspiration, einen Schutz oder etwas anderes auszusenden, kommt ganz plötzlich eine Art von Botschaft zu mir, und ich tue das Nötige. Offensichtlich kommen diese Mitteilungen in jedem beliebigen Augenblick zu mir. Du musst schon mehr als einmal beobachtet haben, dass ich plötzlich, mitten in einem Satz oder in einer Arbeit, innehielt. Das geschieht, weil etwas, eine Mitteilung, zu mir kommt, und ich konzentriere mich darauf.
Zu denen, die ich als Jünger angenommen und zu denen ich „Ja“ gesagt habe, besteht aber mehr als nur ein solches Band; dorthin geht eine „Emanation“ von mir aus. Diese Emanation gibt mir jedes Mal eine Warnung, dass etwas nötig ist, um mir zu sagen, was da vor sich geht. Tatsächlich erhalte ich ständig Meldungen. Aber alle diese Dinge werden nicht in meinem aktiven Gedächtnis aufgezeichnet; ich würde ja sonst davon überschwemmt werden. Mein physisches Bewusstsein wirkt da wie ein Filter. Die Dinge werden aber auf einer subtilen Ebene aufgezeichnet. Dort befinden sie sich dann in einem latenten Zustand – etwa wie eine Musik, die man aufgenommen hat, aber im Augenblick nicht abspielt. Wenn ich aber mit meinem physischen Bewusstsein den Inhalt wissen muss, stelle ich den Kontakt mit dieser subtil-physischen Ebene her, und die „Platte“ läuft ab. Ich sehe dann, wie die Dinge sind; ich sehe ihre Entwicklung im Ablauf der Zeit und das aktuelle Ergebnis.
Wenn du mir aus dem einen oder anderen Grunde schreibst und mich um Hilfe bittest, und wenn ich dann antworte: „Ich bin bei dir“ – dann bedeutet es, dass die Verbindung zwischen mir und dir aktiv wird. Du selbst bist für eine gewisse Zeit in meinem aktiven Bewusstsein, eben für die notwendige Zeit.
Dieses Band zwischen dir und mir wird nie abgeschnitten. Es gibt Leute, die schon lange den Ashram in einem Zustand der Auflehnung verlassen haben. Trotzdem bleibe ich über sie auf dem Laufenden. Ich beschäftige mich weiter mit ihnen. Du wirst niemals im Stich gelassen.

Teil 2 MANTRA
Kapitel 1
Die Theorie des Mantras
Das Mantra – ein Wort von Macht und Licht
Worte Sri Aurobindos
Das Mantra, wie ich es in The Future Poetry zu erläutern versucht habe, ist ein Wort von Macht und Licht, das aus der Inspiration des Obermentals oder einer sehr hohen Ebene der Intuition stammt. Seine Kennzeichen sind eine Sprache, die unendlich viel mehr vermittelt, als der bloße äußere Wortsinn zu sagen scheint, ein Rhythmus, der mehr noch ausdrückt als die Sprache, der aus dem Unendlichen geboren wird und dorthin entschwindet, und das Vermögen, nicht nur die mentalen, vitalen oder physischen Inhalte oder Hinweise und Beschreibungen des Gesagten, sondern seine Bedeutung und Gestalt in einem grundlegenden und ursprünglichen Bewusstsein mitzuteilen, das hinter diesen allen und größer ist.

Die drei höchsten Intensitäten dichterischer Sprache
Worte Sri Aurobindos
Das Mantra, dichterischer Ausdruck der tiefsten spirituellen Wirklichkeit, ist nur möglich, wenn drei höchste Intensitäten dichterischer Sprache zusammenkommen und untrennbar eins werden: eine höchste Intensität an rhythmischer Bewegung, eine höchste Intensität an ineinander verwobener verbaler Form und Gedankensubstanz, des Stils also, sowie eine höchste Intensität an Wahrheitsschau der Seele. Alle große Dichtung entsteht durch Einklang dieser drei Elemente. Das Unzulängliche des einen oder anderen bewirkt die Disharmonien im Werk auch der größten Dichter, und das Versagen eines dieser Elemente ist der Grund für ihr gelegentliches Scheitern, für die Schlacken in ihrem Werk, die Sonnenflecken. Erst auf einer bestimmten höchsten Stufe der verschmolzenen Intensitäten wird das Mantra möglich.

Das Mantra – ein göttlich beladenes rhythmisches Wort
Worte Sri Aurobindos
Das Mantra ist in seiner Substanz oder Form keine poetische Proklamation von philosophischen Wahrheiten, sondern eine rhythmische Offenbarung oder Intuition, die sich aus der Schau der Seele von Gott und Natur und von ihr selbst und der Welt und der inneren Wahrheit all dessen – verborgen dem äußeren Auge – ergibt, das sie bewohnt, der Geheimnisse ihres Lebens und Seins.

Worte Sri Aurobindos
Das Mantra ist, mit anderen Worten, ein direktes und äußerst erhöhtes, ein intensivstes und höchst göttlich beladenes rhythmisches Wort, das eine intuitive und offenbarende Inspiration verkörpert und das Mental mit der Schau und der Gegenwart des ureigenen Selbstes beseelt, der innersten Wirklichkeit der Dinge, mit ihrer Wahrheit und ihren göttlichen Seelenformen, den Gottheiten, die aus der lebendigen Wahrheit geboren werden. Oder, sagen wir, es ist eine höchste rhythmische Sprache, die alles erfasst, was endlich ist, und in es das Licht und die Stimme seines eigenen Unendlichen hereinbringt.

Das Mantra – die höchste Kraft der Sprache
Worte Sri Aurobindos
Ein Höchstes, ein Absolutes ihrer selbst, ein Hinausstreben zu einem Unendlichen und Äußersten, ein letzter Punkt der Vollkommenheit ihrer eigenen Möglichkeiten ist das, wohin alle Tätigkeit der Natur in ihren unbewussten Formationen intuitiv neigt, und wenn sie an jenem Punkt angelangt ist, hat sie ihre Existenz dem Geist rechtfertigt, der sie geschaffen hat, und den verborgenen schöpferischen Willen im Inneren erfüllt. Sprache, das ausdrückende Wort, hat einen solchen Gipfel oder ein solches Absolutes, eine Vollkommenheit, die der Stempel des Unendlichen auf ihren endlichen Möglichkeiten ist und ihres Schöpfers Siegel auf ihr. Diesem Absoluten des ausdrückenden Wortes kann man jenen Namen geben, den die inspirierten Sänger des Veda dafür fanden: Mantra. Insbesondere Dichtung brauchte zu ihrem vervollkommneten Ausdruck in den Hymnen des Veda diesen Begriff. Er ist jedoch nicht auf diese Bedeutung beschränkt, denn er ist auf alle Sprache ausgeweitet, die eine höchste oder eine absolute Kraft hat. Das Mantra ist das Wort, das die Gottheit oder die Kraft der Gottheit in sich trägt, das sie in das Bewusstsein bringen und samt ihren Funktionen dort festigen, dort das Erschauern des Unendlichen erwecken, die Kraft von etwas Absolutem, das Wunder der höchsten Äußerung verewigen kann. Diese höchste Kraft der Sprache und besonders poetischer Sprache müssen wir hier zum Ziel unserer Untersuchung machen und – wenn wir können – ihr Geheimnis entdecken, den Strom der Dichtung als einen langen Lauf der Bemühung menschlicher Sprache betrachten, diese höchste Kraft zu finden und die größere Verallgemeinerung ihrer Gegenwart und ihrer Kraft als künftiges Zeichen eines schließlichen Aufstiegs zu einer letztlichen Evolution als dichterisches Bewusstsein zur Eroberung ihrer höchsten Gipfel.

Das Mantra – eine gestaltende und erhellende Macht
Worte Sri Aurobindos
Weder der Verstand, die Vorstellung noch das Ohr sind die wahren oder zumindest die tiefsten oder höchsten Empfänger der poetischen Freude, ebenso wie sie nicht ihre wahren oder höchsten Schöpfer sind. Sie sind nur ihre Kanäle und Instrumente: Der wahre Schöpfer, der wahre Hörer ist die Seele. Je schneller und transparenter die anderen Instanzen ihr Werk der Übermittlung tun, je weniger sie auf ihrem separaten Anspruch auf Befriedigung bestehen, je direkter also das Wort die Seele erreicht und tief in sie sinkt, desto größer die Dichtung. Daher hat Dichtung nicht wirklich ihr Werk vollbracht, zumindest nicht ihr höchstes, bis sie die Freude des Instruments erhöht und in die tiefere Wonne der Seele umgewandelt hat. Ein göttliches Ananda1, eine interpretative, schöpferische, offenbarende, gestaltende Wonne – man könnte fast sagen, eine umgekehrte Widerspiegelung der Freude, die die universale Seele bei ihrer großen Freisetzung von Energie empfand, als sie die spirituelle Wahrheit, die umfassende interpretative Idee, das Leben, die Kraft, das Gefühl der Dinge, versammelt in einer ursprünglichen schöpferischen Vision, in die rhythmischen Formen des Universums hinaustönen ließ –, eine solche spirituelle Freude ist jene, welche die Seele des Dichters empfindet und die er, wenn er die menschlichen Schwierigkeiten seiner Aufgabe bewältigen kann, auch in all jene einströmen lassen kann, die bereit sind, sie zu empfangen. Diese Wonne ist nicht bloß ein göttlicher Zeitvertreib; sie ist eine große gestaltende und erhellende Macht.

Klang hat eine Kraft in der materiellen Welt
Worte der Mutter
Liebe Mutter, es gibt eine Blume, die du „Das schöpferische Wort“ [Das schöpferische Wort: Gehört nur dem Göttlichen, Leucanthemum x superbum. Weiß] genannt hast.
Ja.
Was bedeutet das?
Es ist das Wort, das erschafft.
Es gibt alle möglichen alten Überlieferungen, alte hinduistische Überlieferungen, alte chaldäische Überlieferungen, in denen das Göttliche in Form des Schöpfers, das heißt unter Seinem Aspekt als Schöpfer, ein Wort ausspricht, das die Macht hat zu erschaffen. Also, das ist es … und das ist der Ursprung des Mantras. Das Mantra ist das ausgesprochene Wort, das eine schöpferische Kraft hat. Man macht eine Anrufung, und auf die Anrufung kommt eine Antwort, oder man verrichtet ein Gebet, und das Gebet wird erhört. Das ist das Wort, das im Klang … es ist nicht nur die Idee, sondern im Klang liegt eine schöpferische Kraft. Das ist der Ursprung des Mantras.
In der indischen Mythologie ist Brahma der Schöpfergott, und ich denke, dass gerade das seine Macht war, die man mit dieser Blume, „Das schöpferische Wort“, symbolisiert hatte. Und wenn man damit in Berührung ist, haben die Worte, die ausgesprochen werden, eine Macht der Beschwörung oder der Erschaffung, der Gestaltung oder der Umgestaltung – das Wort … der Klang hat immer eine Macht. Der Klang hat viel mehr Macht, als die Leute denken. Das kann eine gute Macht sein, und es kann eine böse Macht sein. Er erzeugt Schwingungen, die eine nicht zu leugnende Wirkung haben. Es ist nicht so sehr die Idee als der Klang. Die Idee hat ihre eigene Macht, aber in ihrem eigenen Bereich. Dagegen hat der Klang eine Macht in der materiellen Welt.
Ich meine, ich habe dir das schon einmal erklärt: Ich hatte dir gesagt, dass man zum Beispiel Worte, die man beiläufig ausspricht, oft ohne zu überlegen und ohne ihnen Bedeutung beizumessen, für etwas sehr Gutes nutzen kann. Ich meine, ich sprach mit dir über das „Bonjour“, das „Guten Tag-Sagen“, nicht wahr? Wenn man sich begegnet und sich „Guten Tag“ sagt, machen die Leute das mechanisch und ohne nachzudenken. Legt man aber einen Willen hinein, eine Aspiration, um jemandem wirklich zu wünschen, dass sein Tag gut sei, dann hat diese Art, „Guten Tag“ zu sagen, eine enorme Wirkung. Sie wirkt mehr, als wenn man jemandem begegnet und nur einfach denkt: „Ach, ich hoffe, dass er einen guten Tag hat“, ohne dass man etwas sagt. Wenn man ihm mit dieser Hoffnung im Kopf auf eine bestimmte Art „Guten Tag“ sagt, wird es weitaus konkreter und wirksamer.
Es ist übrigens dasselbe mit den Verwünschungen oder wenn man zornig wird und den Leuten böse Sachen sagt. Das kann ihnen genauso schaden, als wenn du ihnen eine Ohrfeige gibst, und manchmal sogar noch mehr. Sehr sensible Menschen können sich dabei den Magen verderben oder Herzklopfen bekommen, weil du eine böse Kraft hineinlegt hast, die eine zerstörerische Macht besitzt.
Es ist ganz und gar nicht gleichgültig, wie man spricht. Natürlich hängt es im hohen Maß von der inneren Kraft eines jeden ab. Leute, die keine Kraft und kein Bewusstsein haben, können nicht viel ausrichten – außer sie wenden materielle Mittel an. Doch je stärker man ist – vor allem, wenn man ein machtvolles Vital besitzt –, desto größer muss die Kontrolle über das sein, was man sagt, ansonsten kann man viel Schaden anrichten, ohne es zu wollen, ohne es zu wissen, aus Unwissenheit.

Die Macht des Wortes wirksam machen
Worte der Mutter
Es scheint sinnlos, deine Aufmerksamkeit auf die vielen nutzlosen Worte zu lenken, die täglich geäußert werden; dieses Übel ist allgemein bekannt, obwohl nur sehr wenige Menschen daran denken, es zu ändern.
Aber es gibt noch viele andere Worte, die unnötig gesprochen werden. Das heißt, wir haben im Laufe des Tages oft die Möglichkeit, einen hilfreichen Wunsch zu äußern, indem wir das eine oder andere Wort aussprechen, vorausgesetzt, wir wissen, wie wir den angemessenen Gedanken hinter die Worte stellen können.
Aber allzu oft verpassen wir die Gelegenheit, eine wohltuende mentale Atmosphäre um die uns bekannten Menschen herum zu schaffen und ihnen so wirklich zu helfen. Es wäre sehr nützlich, dies Versäumnis zu beheben.
Dazu müssen wir uns weigern, unseren Verstand in diesem Zustand der vagen und passiven Ungenauigkeit zu belassen, der bei den meisten Menschen fast konstant ist.
Um uns allmählich von dieser Schläfrigkeit zu befreien, können wir, wenn wir ein Wort aussprechen, uns zwingen, über seine genaue Bedeutung, seine wahre Bedeutung nachzudenken, um es so voll wirksam zu machen.

Die Kraft der Worte stammt aus drei verschiedenen Quellen
Worte der Mutter
In diesem Zusammenhang können wir sagen, dass die aktive Kraft der Worte aus drei verschiedenen Quellen kommt.
Die ersten beiden liegen im Wort selbst, das zu einer Vielzahl von Kräften geworden ist. Die dritte liegt in der Tatsache, dass wir den tiefen Gedanken ganzheitlich leben, den das Wort ausdrückt, wenn wir es aussprechen.
Wenn diese drei Ursachen der Wirksamkeit kombiniert werden, wird natürlich die Macht des Wortes erheblich verstärkt.
1) Es gibt bestimmte Wörter, deren Resonanz in der physischen Welt die perfekte schwingungstechnische Materialisierung der subtileren Schwingung ist, die durch den Gedanken in seinem eigenen Bereich erzeugt wird. Wenn wir diese Ähnlichkeit zwischen den Schwingungen des Denkens und des Klangs genau untersuchen, können wir die begrenzte Anzahl von Grundsilben entdecken, die die allgemeinsten Ideen zum Ausdruck bringen und die in den meisten gesprochenen Sprachen mit einer fast identischen Bedeutung zu finden sind. (Dieser Sprachursprung ist nicht zu verwechseln mit dem Ursprung von Schriftsprachen, die ganz unterschiedlicher Natur sind und unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechen.)
2) Es gibt andere Wörter, die unter bestimmten Umständen seit Hunderten von Jahren wiederholt wurden und die mit den mentalen Kräften all derer, die sie ausgesprochen haben, im Einklang stehen. Sie sind wahre Energiebatterien.
3) Schließlich gibt es Wörter, die eine unmittelbare Bedeutung annehmen, sobald sie ausgesprochen werden, und zwar als Ergebnis des lebendigen Denkens des Sprechers.
Das von mir eben Gesagte möchte ich an einem Beispiel veranschaulichen. Es gibt hier ein sehr machtvolles Wort, denn es kann die Qualitäten aller drei Kategorien kombinieren: Es ist das Sanskritwort „AUM“.
Es wird in Indien verwendet, um die göttliche Immanenz auszudrücken. Dort ist es mit jeder Meditation, jeder Kontemplation, jeder yogischen Praxis verbunden.
Wie kein anderer Klang vermittelt dieser Klang „AUM“ ein Gefühl des Friedens, der Gelassenheit, der Ewigkeit.
Außerdem ist dieses Wort erfüllt mit den mentalen Kräften, die sich seit Jahrhunderten bei allen, die es benutzt haben, um jene Idee angesammelt haben, die es ausdrückt, und vor allem für die Hindus hat es die wahre Kraft, einen mit der göttlichen Essenz in Berührung zu bringen, die es hervorruft.
Und da die Orientalen einen religiösen Geist und die Gewohnheit der Konzentration haben, sprechen nur wenige dieses Wort ohne die Überzeugungskraft aus, die notwendig ist, um es voll wirksam zu machen.
In China wird ein ähnlicher Effekt mit einem Wort von identischer Bedeutung und etwas ähnlichem Klang, dem Wort „TAO“, erzielt.
Unsere westlichen Sprachen sind weniger ausdrucksstark. In ihrer jetzigen Form sind sie zu weit von der Wurzelsprache entfernt, die sie hervorgebracht hat. Aber immer können wir ein Wort durch die Kraft unseres lebendigen und aktiven Denkens beleben.
Außerdem gibt es Formeln, die wir gewinnbringend zu all denjenigen hinzufügen könnten, die allgemein verwendet werden.
Diese Formeln wurden in bestimmten alten Schulen der Initiation verwendet. Sie dienten als Grüße, und im Mund eines Menschen, der wusste, wie man sie denkt, hatten sie eine ganz besondere Wirkkraft. Die Jünger, die Neophyten, die ihre ersten Schritte auf dem Weg machten, wurden begrüßt: „Möge der Friede der Ausgewogenheit mit dir sein.“
Alle wurden begrüßt, die durch ihre ständige und progressive innere und äußere Haltung ihren tiefen und dauerhaften guten Willen gezeigt hatten: „Möge das höchste Gut dir gehören.“
Und bei einigen Lehrern, die besonders hohe Kräfte zeigten, wurde dieses Wort mit der Kraft ausgestattet, wahre Gaben zu vermitteln, zum Beispiel die Gabe der Heilung.

1 Ananda, in der Sprache indischer spiritueller Erfahrung, ist die essentielle Freude, die der Unendliche in sich selbst und in seiner Schöpfung fühlt. Durch das Ananda des unendlichen Selbstes existiert alles, denn für das Ananda des Selbstes wurde alles erschaffen.
Kapitel 2
Die Praxis des Mantras
Jeder muss sein eigenes Mantra finden
Worte der Mutter
Ich würde sehr gerne ein „wahres Mantra“ haben.
Jeder muss das finden, was für ihn persönlich eine Wirkung besitzt. Ich spreche nur von der physischen Wirkung, denn mental, vital, in allen inneren Wesensbereichen ist die Aspiration immer, immer spontan. Hier geht es nur um die physische Ebene.
Das Physische scheint am offensten für das zu sein, was sich ständig wiederholt. Wie zum Beispiel diese Musik, die wir sonntags spielen, in der drei Reihen von Mantras vorkommen. Das erste ist das Mantra von Chandi, es ist der universalen Mutter gewidmet:
Ya devi sarvabhuteshu matrirupena sansthita
Ya devi sarvabhuteshu shaktirupena sansthita
Ya devi sarvabhuteshu shantirupena sansthita
Namastasyai namastasyai namastasyai namo namah
Das zweite wendet sich an Sri Aurobindo (und ich glaube, sie haben meinen Namen ans Ende gesetzt), es enthält das Mantra, von dem ich eben sprach:
Om namo namah shrimirambikayai
Om namo bhagavateh shriaravindaya
Om namo namah shrimirambikayai.
Und das dritte gilt Sri Aurobindo: „Du bist meine Zuflucht.“
Shriaravindah sharanam mama.
Jedes Mal, wenn diese Musik ertönt, hat es genau denselben Effekt auf den Körper. Es ist seltsam, als weiteten sich alle Zellen mit dem Eindruck, dass der Körper größer wird… Alles weitet sich, als fülle er sich mit Licht – mit Kraft, großer Kraft. Und diese Musik bildet Spiralen wie leuchtender Weihrauch, weiß (nicht durchsichtig, wirklich weiß), der höher und höher steigt. Jedes Mal sehe ich dasselbe: Es beginnt in der Form einer Vase, dann weitet es sich wie eine Amphore, und schließlich sammelt es sich höher oben, um sich wie eine Blüte zu entfalten.
Bei diesen Mantras hängt es wirklich davon ab, was man sucht. Ich bin für ein kurzes Mantra, besonders wenn man eine sehr häufige, aber dennoch spontane Wiederholung erreichen will – ein, zwei, höchstens drei Wörter. Denn man muss es jederzeit benutzen können, zum Beispiel bei einem Unfall. Es muss hervorquellen, ohne daran zu denken, ohne es zu rufen: Es sollte dem Wesen spontan entspringen, wie ein Reflex, genau wie ein Reflex. Dann erhält das Mantra seinen vollen Wert.
Bei mir persönlich werden an Tagen ohne besondere Sorgen oder Schwierigkeiten (an „normalen“ Tagen, wo ich „normal“ bin) alle Handlungen, alle Bewegungen dieses Körpers, alle Worte, die ich äußere, alle Gesten von diesem Mantra begleitet und unterstützt oder gleichsam gefüllt:
OM NAMO BHAGAVATEH … OM NAMO BHAGAVATEH … die ganze Zeit, die ganze Zeit, die ganze Zeit.
Das ist der normale Zustand. Und es erzeugt eine Atmosphäre von beinahe größerer materieller Intensität als das Subtilphysische; es ist … fast wie die Ausstrahlung eines Mediums. Es hat eine große Wirkung: Das kann einen Unfall abwenden. Und das begleitet dich die ganze Zeit, die ganze Zeit.
Wenn du also eine Notwendigkeit verspürst – nicht hier, im Kopf, sondern hier im Herzzentrum –, dann wird es kommen. Eines Tages wirst du entweder die Worte hören, oder sie entspringen deinem Herz… Das musst du dann bewahren.

Ein Mantra, das von innen kommt, besitzt Leben
Worte der Mutter
Das wahre Mantra kann einem niemand geben. Es lässt sich nicht geben, sondern es steigt von innen auf. Es muss plötzlich spontan von innen aufspringen, wie ein tiefes, intensives Bedürfnis deines Wesens. So hat es Macht, denn es kommt nicht von außen, es ist dein eigener Ruf.
Für mich habe ich gesehen, dass mein Mantra die Kraft der Unsterblichkeit hat. Wenn ich es bei irgendeinem Geschehen ausspreche, dominiert der Höchste, nicht mehr das niedrige Gesetz. Die Worte haben keine spezielle Bedeutung, sie brauchen nichts auszusagen – für jemand anderen hat mein Mantra keinen Sinn, aber für mich ist es voll, randvoll von Sinn. Es ist wirkungsvoll, weil es mein Ruf ist, die intensive Aspiration meines ganzen Wesens.

Die Macht des Mantras
Worte der Mutter
Wenn dir ein Guru ein Mantra gibt, hat es nur die Macht, die Erfahrung desjenigen zu verwirklichen, der das Mantra entdeckte. Die Macht ist automatisch da, weil der Ton die Erfahrung enthält. Zu einer Zeit, als ich nichts über Indien wusste, absolut nichts als die üblichen Geschichten, konnte ich das einmal in Paris beobachten. Ich wusste nicht einmal, was ein Mantra war. Ich besuchte den Vortrag eines Mannes, der angeblich im Himalaya ein Jahr lang „Yoga“ praktiziert hatte und nun von seiner Erfahrung erzählte (die übrigens nicht besonders interessant war). Im Verlauf seines Vortrages sprach er plötzlich den Laut OM aus. Vor meinen Augen füllte sich das ganze Zimmer augenblicklich mit Licht an, einem goldenen, vibrierenden Licht… Ich bemerkte es wahrscheinlich als einzige. Ich sagte mir „Sieh an!“ Dann beachtete ich es nicht weiter und vergaß die Geschichte. Aber in der Folge wiederholte sich die Erfahrung zwei-, dreimal in verschiedenen Ländern, mit verschiedenen Leuten, und jedes Mal, wenn der Laut OM erklang, sah ich unmittelbar, wie dasselbe Licht den Ort erfüllte. Da verstand ich. Dieser Ton enthält die Schwingung von Tausenden und Abertausenden von Jahren spiritueller Aspiration – die ganze Aspiration der Menschen zum Höchsten ist darin enthalten. Die Macht stellt sich automatisch ein, weil die Erfahrung im Laut enthalten ist.

Aufrichtigkeit der Aspiration und Mantra
Worte der Mutter
Es sind nicht die Worte an sich, sondern all das, was sie in ihrer Schwingung darstellen und mit sich bringen… Es wäre somit absolut unzutreffend zu sagen: „Genau diese Worte helfen.“ Sie bilden aber eine Begleitung – eine Begleitung von Schwingungen (subtilphysischen Schwingungen) –, und das hat eine Art Zustand oder Erfahrung aufgebaut, eine Beziehung zwischen ihrer Gegenwart und dieser Bewegung des ewigen Lebens, der Wellenbewegung.
Ein anderes Bewusstseinszentrum, eine andere (wie soll ich sagen?), eine andere Konkretisierung, ein anderes Amalgam könnte und würde natürlich eine andere Schwingung wählen.
Um es einfach auszudrücken, hilft die Schwingung des Mantras dem Körper, in einen bestimmten Zustand zu treten – es ist aber nicht dieses Mantra an sich, sondern die besondere Beziehung, die sich zwischen einem Mantra und dem Körper gebildet hat (es muss ein wahres Mantra sein, das heißt eines, das mit Macht ausgestattet ist). Es kommt spontan: Sobald der Körper zu gehen beginnt, geht er im Rhythmus dieser Worte. Und der Rhythmus der Worte bringt ganz natürlich eine bestimmte Schwingung mit sich, die ihrerseits diesen Zustand bewirkt.
Es wäre aber falsch zu sagen, dass ausschließlich diese besonderen Worte dazu führen. Das wäre eine Dummheit. Worauf es ankommt, ist die Aufrichtigkeit der Aspiration, die Genauigkeit des Ausdrucks und die Kraft – das heißt die Kraft, die aus der Annahme des Mantras herrührt. Das ist sehr interessant: Das Mantra wurde durch die höchste Macht als wirksames Mittel akzeptiert, und dadurch enthält es sofort eine bestimmte Kraft, eine bestimmte Macht1. Das ist aber ein rein persönliches Phänomen (der Ausdruck ist derselbe, die Schwingungen sind jedoch persönlich). Ein Mantra, das den einen direkt zur göttlichen Verwirklichung führt, könnte einen anderen kalt und unberührt lassen.

Dein Mantra in Schwierigkeiten
Worte der Mutter
Wenn du beim Spielen auf einmal merkst, dass etwas nicht stimmt – du machst Fehler, bist unaufmerksam, manchmal kommen Gegenströmungen in die Quere –, wenn du die Gewohnheit entwickelst, in dem Augenblick unwillkürlich wie mit einem Mantra zu rufen, ein Wort zu wiederholen, so hat dies eine außerordentliche Wirkung. Du wählst dein Mantra, oder vielmehr kommt es eines Tages bei einer Schwierigkeit spontan zu dir. Zu einem Zeitpunkt, wo die Dinge sehr schwierig sind, wenn du irgendwie voller Sorge und Angst bist, nicht weißt, was dir bevorsteht, da taucht es plötzlich in dir auf, das Wort springt in dir auf. Für jeden kann es anders sein. Wenn du es nun merkst und jedes Mal im Angesicht einer Schwierigkeit wiederholst, wirkt es unwiderstehlich. Zum Beispiel, wenn du fühlst, dass du krank wirst, wenn du fühlst, dass du deine Sache schlecht machst, wenn du fühlst, etwas Schlimmes lauert auf dich, dann… Doch muss es dir spontan entspringen, ohne dass du darüber nachdenkst: Du wählst dein Mantra, weil es der spontane Ausdruck deiner Aspiration ist. Es kann ein Wort sein, zwei oder drei Wörter, ein Satz, das hängt von jedem selbst ab, aber es muss ein Klang sein, der in dir einen bestimmten Zustand hervorruft. Wenn du das hast, dann versichere ich dir, dass du ohne Schwierigkeit durch alles kommen kannst. Sogar bei einer wirklichen, tatsächlichen Gefahr, einem Angriff beispielsweise, jemand will dich umbringen, wenn du da ohne Aufregung, ohne dich aus der Fassung bringen zu lassen, ruhig dein Mantra wiederholst, kann dir nichts geschehen. Natürlich musst du Meister deiner selbst sein, kein Teil deines Wesens darf wie Espenlaub zittern. Nein, du musst es ganz tun und aufrichtig, dann ist es allmächtig. Am besten ist es, wenn dir das Wort spontan kommt: Du rufst also in einem Augenblick großer Schwierigkeit (mentaler, vitaler, physischer, emotionaler, ganz gleich), und plötzlich bricht es aus dir hervor, zwei oder drei Wörter. Wie Zauberworte. Du musst dich daran erinnern und dir zur Gewohnheit machen, sie bei Schwierigkeiten zu wiederholen. Gewöhnst du dich daran, so kommt es eines Tages ganz spontan: Sobald die Schwierigkeit kommt, kommt auch das Mantra. Dann wirst du sehen, wie wunderbar die Ergebnisse sind. Aber es darf nichts Künstliches sein, du darfst nicht willkürlich beschließen: „Diese Worte werde ich benutzen“, noch sollte jemand anderes dir sagen: „Oh, weißt du, dieses ist sehr gut“ – es ist vielleicht gut für ihn, aber nicht für jedermann.

Wiederhole dein Mantra vor dem Einschlafen
Worte der Mutter
Du musst flach auf dem Rücken liegen und alle Muskeln und alle Nerven entspannen – es ist leicht zu lernen –, um wie das zu sein, was ich ein Laken auf dem Bett nenne: Es bleibt nichts anderes übrig. Und wenn du das auch mit dem Verstand tun kannst, wirst du all diese dummen Träume los, die dich weitaus müder machen, als du es beim Zubettgehen warst. Es ist die zelluläre Aktivität des Gehirns, die ohne Kontrolle weitergeht, und das ermüdet einen sehr. Also, eine totale Entspannung, eine Art völlige Ruhe, ohne Spannung, in der alles gestoppt wird. Aber das ist erst der Anfang.
Danach machst du eine so vollständige Hingabe wie möglich, von allem, von oben nach unten, von außen nach innen, und eine so vollständige Ausrottung des gesamten Widerstandes des Ego. Und du fängst an, dein Mantra zu wiederholen – dein Mantra, wenn du eines besitzt oder du ein anderes Wort hast, das eine Kraft für dich hat, ein Wort, das spontan dem Herzen entspringt, wie ein Gebet, ein Wort, das deine Aspiration zusammenfasst. Nachdem du es eine bestimmte Anzahl von Malen wiederholt hast, gehst du, wenn du es gewohnt bist, in Trance. Und aus dieser Trance gehst du in den Schlaf. Die Trance hält so lange an, wie es sein sollte, und ganz natürlich geht man spontan in den Schlaf über. Aber wenn man aus diesem Schlaf zurückkehrt, erinnert man sich an alles. Der Schlaf war wie eine Fortsetzung der Trance.
Grundsätzlich ist der einzige Zweck des Schlafes, den Körper in die Lage zu versetzen, die Wirkung der Trance aufzunehmen, so dass die Wirkung überall empfangen werden kann, sowie den Körper in die Lage zu versetzen, seine natürliche nächtliche Funktion der Ausscheidung von Giftstoffen zu erfüllen. Und wenn du aufwachst, gibt es nicht die Spur von Schwere, die aus dem Schlaf kommt: Die Wirkung der Trance hält an.
Selbst für diejenigen, die noch nie in Trance waren, ist es gut, ein Mantra, ein Wort, ein Gebet zu wiederholen, bevor sie in den Schlaf gehen. Aber es muss ein Leben in den Worten geben. Ich meine nicht eine intellektuelle Bedeutung, nichts dergleichen, sondern eine Schwingung. Und seine Wirkung auf den Körper ist außergewöhnlich: Er beginnt zu schwingen, zu vibrieren, zu vibrieren, zu vibrieren…, und leise lässt du dich gehen, als ob du schlafen gehen wolltest. Der Körper schwingt immer mehr, immer mehr, immer mehr, immer mehr, immer mehr, und los geht es. Das ist das Heilmittel für Tamas.

1 Mutter spricht nicht nur von ihrem eigenen Mantra, sondern von allen, wie sie später erläuterte: „Jedes Mantra hat nur eine Wirkung, wenn es von der Macht akzeptiert wird, an die es sich richtet. Wenn man ein Mantra für irgendeine Gottheit wiederholt, wie die Tantriker zum Beispiel, und die Gottheit das Mantra akzeptiert, dann erhält es die Kraft, wenn aber die Gottheit es nicht akzeptiert, dann hat euer Mantra keine Macht. Ich habe das nicht gelesen: Ich weiß es aus eigener Erfahrung. Ich glaube aber, dass das auch in den tantrischen Texten erklärt wird.“
Kapitel 3
Japa
Worte Sri Aurobindos
Nama-Japa [die Wiederholung eines Mantras oder eines der Namen Gottes] birgt in sich eine große Macht.

Worte Sri Aurobindos
Japa ist gewöhnlich nur unter einer von zwei Voraussetzungen erfolgreich – wenn es mit dem Gefühl seiner Bedeutung gebraucht wird, wenn das Mental bei der Natur, der Macht, der Schönheit, dem Reiz der Gottheit verweilt, die das Japa bezeichnen und in das Bewusstsein bringen soll – das ist der mentale Weg, oder wenn es vom Herzen aufsteigt oder in ihm klingt mit einem bestimmten Sinn oder Gefühl der Bhakti, die es lebendig macht – das ist der emotionale Weg. Es muss entweder vom Mental oder Vital unterstützt oder erhalten werden. Doch wenn es das Mental trocken und das Vital rastlos macht, so ist es ein Zeichen, dass ihm diese Unterstützung und Erhaltung fehlt. Es gibt natürlich einen dritten Weg, sich nämlich auf die Macht des Mantras oder Namens als solchen zu verlassen. Dann aber muss man damit fortfahren, bis diese Macht ihre Schwingung hinreichend dem inneren Wesen aufgeprägt hat, um es in einem bestimmten Augenblick plötzlich der Gegenwart oder der Berührung zu öffnen.

Worte Sri Aurobindos
Wenn man ein Mantra regelmäßig wiederholt, beginnt es sehr oft, sich innerlich von selbst zu wiederholen, was bedeutet, dass es durch das innere Wesen aufgenommen wurde. Auf diese Weise ist es wirkungsvoller.

Worte Sri Aurobindos
OM ist das Mantra, das ausdrucksvolle Klang-Symbol des Brahman-Bewusstseins in seinen vier Bereichen von der Turiya [die vierte Ebene unseres Bewusstseins: das Überbewusste, das Absolute] bis zur äußeren oder stofflichen Ebene. Die Aufgabe eines Mantras ist, Schwingungen im inneren Bewusstsein zu erzeugen, die es für die Verwirklichung dessen vorbereiten, was das Mantra symbolisiert und tatsächlich in sich birgt. Das Mantra OM sollte daher zum Sich-Öffnen des Bewusstseins für das Sehen und Fühlen des Einen Bewusstseins in allen stofflichen Dingen führen, im inneren Wesen und in überphysischen Welten sowie auf der Kausal-Ebene darüber, die für uns noch überbewusst ist und schließlich zu der höchsten befreiten Transzendenz über allem kosmischen Dasein. Letzteres ist gewöhnlich das Hauptanliegen derjenigen, die das Mantra gebrauchen.

Worte Sri Aurobindos
Die Macht des Gayatri-Mantras besteht in dem Licht der göttlichen Wahrheit. Es ist ein Mantra des Wissens.
