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  1. KOMPILATIONEN
  2. Flüstern der Natur
Ameisen

Perversion beginnt mit der Menschheit

Gibt es bösen Willen in der Natur – oder ist es ein Geschenk von Menschen?…


„Tiere haben doch keinen bösen Willen?“

Ich denke nicht. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, da ich nicht alle Tierarten kenne, aber ich habe Dinge gehört, die uns wie Grausamkeiten erscheinen, aber dennoch nicht Fälle bösen Willens sind. Nehmen wir zum Beispiel die Welt der Insekten; von all den Tierarten ist sie es, die am meisten das Gefühl dessen enthält, was wir Boshaftigkeit nennen – und was man bösen Willen nennen könnte, aber es könnte sehr gut sein, dass dies unser Bewusstsein ist, das auf ihre Regungen angewandt wird und eine Regung der Boshaftigkeit oder bösen Willens sieht… Es gibt Insekten, deren Larven sich nur von einem Lebewesen ernähren können. Sie können sich nur davon ernähren; totes Fleisch ernährt sie nicht. Das Elterninsekt, das Eier legen wird (welche zu Larven werden) beginnt damit, dass es in das Nervenzentrum eines anderen Insekts oder kleinen niederen Tieres sticht und es lähmt, und danach legt es sanft seine Eier in solcher Weise hinein, dass, wenn die Eier gebrütet werden, die Larven sich von jenem gelähmten, aber noch nicht toten Tier ernähren. Das ist machiavellisch, nicht wahr? Ganz offenbar ist es nicht das Resultat bewussten Denkens, es ist ein Instinkt. Kann man dies bösen Willen nennen? Ist dies böser Wille?… Es ist einfach nur der Fortpflanzungsinstinkt.

Wenn wir sagen, dass diese Insekten vom Geist der Spezies bewegt werden, der in sich selbst bewusst ist und einen bewussten Willen hat, so können wir dann vielleicht sagen, dass all diese Vorstellungen (ich gebe euch dieses eine Beispiel, aber es gibt eine Menge anderer, die ebenso furchtbar, monströs für unser menschliches Bewusstsein sind), dass all diese Wesen, Gestalter, die diese Insekten geschaffen haben, schreckliche Wesen sein müssen, nicht wahr, und eine perverse und teuflische Imagination haben. Das ist gut möglich, denn tatsächlich heißt es auch, dass der Ursprung der Insekten-Spezies ein vitaler ist, das heißt, Wesen, die den bösen Willen in der Welt nicht nur symbolisieren, sondern repräsentieren und davon leben. Sie sind sich ihres bösen Willens sehr bewusst, und das ist vorsätzlich. Der böse Wille von Menschen ist gewöhnlich nur eine Art Widerspiegelung – eine Nachahmung oder Widerspiegelung – des Willens der Wesen des Vitalen, eines Willens, der der Schöpfung klar feindlich gesonnen ist, um die Dinge so schmerzlich, hässlich, sorgenvoll, monströs wie möglich zu machen. Es heißt, dass diese Wesenheiten Insekten geschaffen haben, und daher wären die Insekten-Spezies vielleicht… Aber sie repräsentieren nicht vorsätzlich das Böse, sie werden von einem unbewussten Instinkt bewegt. Sie tun nicht absichtlich Böses. Sie tun es, weil es in ihrer Natur ist. Was ich bösen Willen nenne, das ist wirklich der Wille, Böses um seiner selbst willen zu tun, zu zerstören um des Zerstören willens, zu schädigen um der Schädigung willen und um die Tatsache böser Handlung zu genießen. Das ist eigentlich böser Wille. Egoismus, so meine ich, beginnt mit der Entstehung des Mentalen. Ich kann es nicht sicher sagen, denn stets werden neue Dinge entdeckt. Aber was ich bei der Tierspezies gesehen habe, spezifisch bei den höheren Tieren, kann der Selbsterhaltungstrieb sein, kann Gewaltsamkeit sein, obskure und brutale Reaktionen, aber nennen wir das wirklich bösen Willen?… Es ist möglich. Wenn jemand mir einen Vorfall berichten könnte, den er beobachtet hat und der das Gegenteil beweist, so bin ich bereit, das einzugestehen, aber vorläufig ist es so, dass ich nichts derartiges gesehen habe. Was ich bei Tieren kenne, ist nur ihr Instinkt, der sie zur Handlung treibt, aber sie haben nicht jene Perversion, die sich im menschlichen Mentalen findet. Ich glaube, mit dieser Art mentaler Funktionen und unter dem direkten Einfluss des Vitalen wurde der Mensch zu einem Wesen mit bösem Willen. Die Titanen sind Wesen bösen Willens, aber sie sind Wesen der vitalen Welt, die in den Kräften der Natur manifestiert sind: sie wollen Böses tun, weil ihnen dieses als solches Spaß macht, zerstören um der Freude des Zerstörens willen.

Man erwähnt zum Beispiel immer die Grausamkeit von Katzen, die mit der Maus spielen, bevor sie sie verzehren. Das ist ein Beispiel, das man Kindern gibt; aber ich hatte Katzen beobachtet. Ich weiß, was sie tun. Und es ist keineswegs wahr: Sie tun dies keineswegs aus Boshaftigkeit. Gewöhnlich geschieht es folgendermaßen: die Mutterkatze jagt für die Jungen und fängt eine Maus. Wenn sie den Jungen die Maus gleich geben würde, könnten sie sie nicht fressen, denn sie ist hart, zäh, und sie haben nicht die Fähigkeit, so hartes, zähes Fleisch zu fressen. Es ist auch nicht gut in diesem Zustand. Daher spielen die Katzen damit (sie scheinen damit zu spielen), sie werfen sie herum, rollen sie, fangen sie, lassen die Maus rennen, und rennen hinter ihr her, bis sie gut aufgeweicht ist. Und wenn die Maus so aufgeweicht ist, bereit zum Verzehr, und das Fleisch gut bearbeitet, dann geben sie es den Kleinen, die es jetzt fressen können. Aber sicher spielen sie nicht mit der Maus um des Spaßes willen! Sie jagen zuerst und bereiten dann die Mahlzeit zu. Sie haben weder Herd noch Feuer zum Kochen und machen die Sache weich. Sie müssen es vorbereiten für den Verzehr.

Die Mutter

Schlange verschlingt Beute

Das Verlangen zu verschlingen

Aber es heißt auch, dass der erste Ausdruck von Liebe in Lebewesen Verlangen ist, zu verschlingen. Man will absorbieren, wünscht zu verschlingen. Es gibt ein Beispiel, das zu beweisen scheint, dass dies nicht ganz falsch ist – das heißt, wenn der Tiger seine Beute schnappt oder die Schlange ihr Opfer, dann geschieht es, dass sowohl die Opfer von Tiger und Schlange sich in einer Art Freude des Verschlungenwerdens ergeben. Man berichtet die Erfahrung eines Mannes, der mit seinen Freunden im Busch war, etwas zurückblieb und von einem Tiger, einem Menschenfresser gepackt wurde. Die anderen kamen zurück, als sie sahen, dass er nicht da war. Sie sahen die Spuren. Sie rannten hinter ihm her, gerade noch rechtzeitig, um den Tiger daran zu hindern, ihn zu fressen. Als der Mann wieder zu sich kam, sagten sie ihm, er müsse wohl eine furchtbare Erfahrung durchgemacht haben. Er sagte: „Nein, stellt euch nur vor, ich weiß gar nicht, was mit mir geschah; sobald der Tiger mich packte, und während er mich wegschleppte, empfand ich intensive Liebe für ihn und ein großes Verlangen, von ihm gefressen zu werden!“

Dies ist wirklich wahr, es ist keine Erfindung. Es ist eine wahre Geschichte.

Ja, ich sah es mit eigenen Augen. Ich denke, ich habe euch diese Geschichte schon erzählt – die Geschichte vom kleinen Kaninchen, das in den Käfig einer Python gesetzt worden war. Es war im Käfig im Jardin des Plantes in Paris. Es war der Tag des Frühstücks für die Schlange. Ich war zufällig dort. Der Käfig wurde geöffnet, das kleine weiße Kaninchen hineingesetzt. Es war ein hübsches kleines weißes Kaninchen und es floh sofort zum anderen Ende des Käfigs und zitterte enorm. Es war ein furchtbarer Anblick, denn das Kaninchen wusste gut, was geschah, es hatte die Schlange gefühlt, es wusste sehr gut, was es erwartete. Die Schlange lag zusammengerollt auf der Matte. Sie schien zu schlafen. Dann streckte sie sehr ruhig ihren Hals und Kopf vor und begann, das Kaninchen anzuschauen. Sie sah es reglos an – blickte es nur an. Ich betrachtete das Kaninchen, das zuerst aufhörte zu zittern; es hatte keine Angst mehr. Es war ganz zusammengezogen und begann sich vom Schreck zu erholen. Dann sah ich, wie es seinen Kopf anhob, seine Augen weit öffnete und die Schlange ansah, und langsam, sehr langsam ging es zu ihr hin, bis es sich genau in der richtigen Entfernung befand. Dann packte die Schlange es mit einem einzigen Vorschnellen – ohne jede Störung, ohne sich auch nur zu entrollen, indem sie einfach blieb, wo sie war – hopp! nahm sie es. Und dann begann sie es zu rollen, für die Mahlzeit vorzubereiten. Das tat sie nicht, um mit ihm zu spielen. Sie bereitete es gründlich vor. Sie zerbrach sorgfältig alle Knochen, ließ sie krachen; dann beschmierte sie es mit einer Art klebriger Substanz, um es ganz schlüpfrig zu machen. Und als alles bereit war, begann sie es langsam, bequem zu verschlingen… Aber sie musste dafür keine Anstrengung unternehmen, sie musste nicht die geringste Bewegung machen außer der einen schnellen, um es zu packen, als es vor ihr stand. Das andere Geschöpf war zu ihr gekommen.

So geschah es also. In der Tat gibt es viele Dinge in der Natur. Es gibt dies, es gibt vielleicht auch schlechten Willen. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob es nicht eine jener Gaben ist, die die mentale Aktivität dem Menschen eingebracht hat… sobald er von seinem Instinkt getrennt wurde und unabhängig handeln wollte…

Die Mutter

Der Affe und der Wein

Perversion ist eine menschliche Krankheit, sie taucht nur sehr selten bei Tieren auf, und dann nur bei Tieren, die dem Menschen nahe gekommen sind und daher von seiner Perversion verdorben wurden.

Es gibt eine Geschichte von einigen Offizieren in Nordafrika, in Algerien, die einen Affen adoptiert hatten. Der Affe wohnte bei ihnen und eines Tages beim Abendessen hatten sie eine groteske Idee und gaben dem Affen etwas zu trinken. Sie gaben ihm Alkohol. Der Affe sah zuerst die anderen trinken, das schien ihm etwas sehr Interessantes, und er trank ein Glas, ein volles Glas Wein. Daraufhin wurde er krank, äußerst krank, er wälzte sich schmerzverkrampft unter dem Tisch und war wirklich in einer argen Situation. So gab er den Menschen ein Beispiel der spontanen Wirkung von Alkohol, wenn die physische Natur noch nicht pervertiert ist. Er starb beinahe an Vergiftung. Er erholte sich. Und einige Zeit später wurde ihm wieder erlaubt, zum Abendessen zu kommen, da er sich erholt hatte, und jemand stellte ihm ein Glas Wein hin. Der Affe griff es mit furchtbarem Zorn und schmiss es dem Mann, der es ihm gegeben hatte, an den Kopf… Dadurch demonstrierte er, dass er viel klüger als die Menschen war!

Es ist gut, wenn man in frühem Alter zu lernen beginnt, dass Vernunft der Meister im eigenen Haus sein muss, wenn man ein effektives Leben führen und ein Maximum aus dem eigenen Körper herausholen möchte. Und es ist hier nicht die Frage von Yoga oder höherer Verwirklichung, es ist etwas, was man überall lehren sollte, in jeder Schule, jeder Familie, jedem Heim: der Mensch wurde zu einem mentalen Wesen gemacht, und um bloß ein Mensch zu sein – wir sprechen nicht von irgendetwas anderem, wir sprechen nur davon, ein Mensch zu sein, – muss das Leben von der Vernunft dominiert werden und nicht von vitalen Impulsen. Dies sollte man Kindern von frühestem Alter an beibringen. Wenn man nicht von der Vernunft dominiert wird, so ist man eine Bestie, tiefer als Tiere; denn diese haben keinen mentalen Geist oder Verstand, der sie dominieren könnte, sondern sie gehorchen dem Instinkt der Spezies. Es gibt einen Instinkt der Spezies, der ein äußerst vernünftiger Instinkt ist, welcher all ihre Aktivitäten zu ihrem eigenen Besten reguliert, und automatisch, ohne dass sie es wissen, sind sie diesem Instinkt der Spezies unterworfen, der vom Standpunkt jener Spezies aus, ja jeder Spezies, ganz und gar vernünftig ist. Und jene Tiere, die aus dem einen oder anderen Grund davon frei werden – wie ich vorhin gerade sagte, jene, die in der Nähe des Menschen leben und dem Menschen zu gehorchen beginnen, anstatt dem Instinkt der Spezies – werden pervertiert und verlieren die Eigenschaften ihrer Spezies. Aber ein Tier, das seinem natürlichen Leben überlassen bleibt und frei von menschlichem Einfluss ist, ist von seinem eigenen Standpunkt aus ein äußerst vernünftiges Wesen, denn es tut nur Dinge, die im Einklang mit seiner Natur und seinem eigenen Besten stehen. Natürlich stößt ihm dann und wann etwas zu, weil es sich ständig mit anderen Spezies im Krieg befindet, aber es selbst handelt nicht töricht. Dummheiten und Perversion beginnen mit einem bewussten Mentalen und der menschlichen Spezies. Es ist der falsche Gebrauch, den der Mensch von seiner mentalen Kapazität macht. Perversion beginnt mit der Menschheit.

Die Mutter

Kind und Hund

Tiere verstehen

Warum liebt man einen Hund? Warum schreckt man vor einer Schlange zurück? Wie zähmt man einen wilden Löwen oder tritt man einem wilden Tiger gegenüber? …


„Welche Art von Liebe haben Tiere zum Menschen?“

Es ist fast dieselbe wie jene von recht unintellektuellen Menschen für das Göttliche. Sie besteht aus Bewunderung, Vertrauen und einem Gefühl der Sicherheit. Bewunderung: es scheint dir etwas wirklich sehr Schönes zu sein. Und es ist nicht bewusst erdacht: eine Bewunderung von Herzen sozusagen, spontan. Hunde zum Beispiel haben dies in einem sehr hohen Grad. Und dann, Vertrauen – natürlich ist dies manchmal mit anderen Dingen vermischt: mit dem Gefühl einer Notwendigkeit und Abhängigkeit, denn jene Person ist es, die mir zu essen geben wird, wenn ich Hunger habe, mir Schutz geben wird, wenn es stürmt und regnet, sich um mich kümmern wird. Dies ist nicht die schönste Seite, und dann wird es unglücklicherweise vermischt (und ich denke – ich halte es ganz für den Fehler des Menschen) mit einer Art Furcht; einem Gefühl der Abhängigkeit und einer Art Furcht vor etwas, was viel stärker ist, viel bewusster, viel… was dich schädigen kann, und du hast nicht die Kraft, dich zu wehren. Es ist schade, aber ich glaube, es ist ganz und gar der Fehler des Menschen.

Aber wenn Menschen wirklich die Liebe der Tiere verdienten, würde sie von Seiten der Tiere eine Empfindung des Wunderbaren und der Geborgenheit sein. Es ist etwas sehr Schönes, dieses Gefühl der Geborgenheit; etwas, was dich zu schützen vermag, dir alles geben kann, was du brauchst, und in dessen Nähe du stets Zuflucht finden kannst.

Tiere haben ein ganz rudimentäres Mental. Sie werden nicht von ständigen Gedanken geplagt wie die Menschen. Zum Beispiel empfinden sie eine spontane Dankbarkeit für Freundlichkeit ihnen gegenüber, während die Menschen, achtundneunzig Mal von hundert, zu räsonieren beginnen und sich fragen, welches Interesse man daran haben könnte, gut zu sein. Dies ist eines der großen Übel der mentalen Aktivität. Tiere sind davon frei, und wenn man ihnen gegenüber freundlich ist, sind sie einem dankbar dafür, spontan. Und sie haben Vertrauen. Ihre Liebe besteht daraus, und sie wird zu einer sehr starken Gebundenheit, einem unwiderstehlichen Verlangen, in deiner Nähe zu sein.

Es gibt noch etwas anderes. Wenn der Meister wirklich ein guter Meister ist und das Tier treu, so findet ein Austausch von psychischen und vitalen Kräften statt, ein Austausch, der für das Tier zu etwas Wunderbarem wird, ihm eine intensive Freude gibt. Wenn sie dir auf diese Weise gern ganz nahe sind, wenn du sie hältst, so vibrieren sie im Inneren. Die Kraft, die man ihnen gibt – die Kraft der Zuneigung, der Zärtlichkeit, des Schutzes und so weiter, – sie spüren das, und es schafft in ihnen eine tiefe Bindung. Und in einigen der höheren Tierarten wie Hunden, Elefanten und selbst Pferden schafft es sogar recht leicht einen bemerkenswerten Drang zu liebevoller Hingabe (welche in der Tat nicht durch all das Räsonieren und Argumentieren des Mentalen vereitelt wird), die spontan und sehr rein in ihrer Essenz ist, etwas, was wirklich sehr schön ist.

Die Funktion des Mentalen im Menschen in seiner rudimentären Form, seine erste Manifestation, hat viele Dinge verdorben, die vorher viel reiner waren. Natürlich können die Dinge einen viel höheren Wert annehmen, wenn der Mensch zu einem höheren Niveau aufsteigt und richtigen Gebrauch von seiner Intelligenz macht; aber er macht sie zu einem Instrument der Berechnung, Beherrschung, Täuschung, und dort wird sie sehr hässlich. Ich habe in meinem Leben Tiere gekannt, die ich für viel höher erachtete als eine große Zahl von Menschen, denn eben jene üble Berechnung, jener Wunsch, zu betrügen und Profit zu machen, war in ihnen nicht vorhanden. Es gibt andere, die sich anstecken – die sich anstecken – durch den Kontakt mit dem Menschen stecken sie sich an – aber es gibt jene, bei denen es nicht geschieht.

Die selbstlose Regung, ohne zu berechnen, ist eine der schönsten Formen psychischen Bewusstseins in der Welt. Aber je höher man in der Skala mentaler Aktivität aufsteigt, desto seltener wird sie. Denn mit der Intelligenz kommt all das Geschick und die Cleverness, Korruption und Berechnung. Wenn zum Beispiel eine Rose blüht, so tut sie dies spontan, um der Freude am Schönsein willen, um süß zu duften, all ihre Lebensfreude auszudrücken, und sie berechnet nicht, sie hat nichts davon zu erwarten: sie tut es so spontan, in der Daseins- und Lebensfreude. Nehmen wir nun aber einen Menschen: Abgesehen von sehr wenigen Ausnahmen versucht er in dem Augenblick, wo sein Denkbewusstsein aktiv ist, einen Vorteil aus seiner Schönheit und seiner Cleverness zu ziehen; er will, dass sie ihm etwas einbringen, entweder die Bewunderung der Menschen oder noch viel niedrigere Dinge. Daher ist vom psychischen Standpunkt aus die Rose besser als die Menschen.

Aber wenn du eine Sprosse höher kletterst und bewusst tust, was die Rose unbewusst tut, dann ist es viel schöner. Aber es muss dasselbe sein: ein spontanes Aufblühen von Schönheit, ohne zu berechnen, nur einfach um der Daseinsfreude willen. Kleine Kinder haben dies bisweilen (bisweilen, nicht immer). Unglücklicherweise lernen sie unter dem Einfluss ihrer Eltern und ihrer Umwelt schon in sehr jungem Alter, berechnend zu sein.

Aber dieser Wunsch, zu profitieren durch das, was man hat oder tut, ist wirklich eines der hässlichsten Dinge in der Welt. Und es ist eines der weitverbreitetsten, so weitverbreitet, dass es fast spontan im Menschen ist. Nichts kann der göttlichen Liebe totaler den Rücken kehren als jenes, jener Wunsch, zu kalkulieren und zu profitieren.

Die Mutter

Es ist ein einfacheres und ehrlicheres Bewusstsein – das des Tieres. Natürlich erwartet es etwas, aber selbst wenn es nichts bekommt, bleibt die Zuneigung. Viele Tiere verlieren nicht ihre Liebe, selbst wenn sie schlecht behandelt werden, was auf eine bemerkenswerte psychische Entwicklung im Vitalen hinweist.

Sri Aurobindo

Das emotionale Wesen von Tieren ist oft sehr viel psychischer als das von Menschen, die sehr gefühllos sein können. Vor kurzem sahen wir Bilder der zahmen Tigerin, die von einer Familie gehalten und dann einem Zoo gegeben wurde. Der Blick des Kummers auf dem Gesicht der Tigerin in ihrem Käfig – zugleich sanft und ergreifend – ist so intensiv, dass es einem das Herz bricht.

Sri Aurobindo

Die meisten Tiere greifen in der Regel nicht an, wenn sie nicht bedroht oder erschreckt oder irgendwie provoziert werden – und sie können die Atmosphäre der Leute spüren.

Sri Aurobindo

„Woher kommt die Abstoßung, die man instinktiv gegenüber gewissen Tieren wie Schlangen und Skorpionen fühlt?“

Es ist nicht eine unvermeidliche Notwendigkeit, dass man diese oder irgendeine andere Abstoßung spürt. Keine Abstoßung zu fühlen, ist eines der Grundresultate des Yoga.

Die Abstoßung, von der du sprichst, kommt von der Furcht; wenn es keine Furcht gäbe, würde sie nicht existieren. Diese Furcht basiert nicht auf Verstand, sie ist instinktiv; sie ist nicht individuell, sondern in der Rasse veranlagt; es ist eine allgemeine Suggestion und gehört dem Bewusstsein der Menschheit in ihrer Gesamtheit an. Wenn man den menschlichen Körper annimmt, akzeptiert man damit gleichzeitig eine Menge dieser allgemeinen Suggestionen, Rassenvorstellungen, Rassengefühle der Menschheit. Assoziationen, Attraktionen, Abstoßungen, Ängste.

Aber von einem anderen Standpunkt aus liegt etwas sehr Persönliches in der Natur einer Attraktion oder Abstoßung; denn diese Regungen sind nicht dieselben für jedermann und hängen meist von der Qualität der Schwingung des vitalen Wesens in verschiedenen Leuten ab. Es gibt Menschen, die nicht nur keine Abstoßung gegenüber Geschöpfen wie Schlangen empfinden, sondern sie sogar mögen, sich sehr zu ihnen hingezogen fühlen.

Die Mutter

Schlange

Die Schlange und der Naturwissenschaftler

Ein französischer Naturwissenschaftler hat in einem Buch eine Erfahrung beschrieben, die er im Jardin des Plantes hatte. Er wollte wissen, in welchem Grad Vernunft eine Wirkung auf Reflexe haben kann. Ich erinnere mich jetzt nicht – einige Jahre lang kannte ich seinen Namen; ich habe ihn vergessen, aber die Geschichte ist noch lebendig. Er war ein bekannter Naturwissenschaftler und hat in einem Buch sein Experiment beschrieben. Es wird oft als Beispiel zitiert. Er war sehr daran interessiert zu wissen, in welchem Grad Vernunft und Intelligenz mit klarer Erkenntnis eine Wirkung auf Reflexe haben könnten, das heißt, auf Bewegungen, die spontan dem Unterbewussten entspringen, automatische Bewegungen, und er unternahm dieses Experiment: er ging in den Jardin des Plantes in Paris, wo nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere gehalten werden. Und darunter waren auch große Schlangen. Es war eine Schlange dort (ich kannte sie, jene Schlange), die unter dem Ruf stand, sehr reizbar zu sein, das heißt, sie konnte sehr leicht zu Ärger provoziert werden. Es war eine sehr große Schlange und sehr schön; sie war schwarz. Und der Wärter hatte dem Wissenschaftler gesagt, dass diese Schlange sehr aggressiv sei. Diese Schlangen sind in große Glaskäfige eingesperrt, deren Glas dick genug ist, um ein Unglück zu verhindern, wie man sich gut vorstellen kann. So ging er zum Käfig dieser Schlange gerade zu der Zeit, wo sie hungrig war (sie hatte noch nicht gefressen; danach schlafen sie). Sie hatte noch nicht gefressen, daher war sie aktiv. Und er stand dort vor dem Käfig, ganz in der Nähe des Glases, und begann die Schlange zu reizen – ich erinnere mich jetzt nicht daran, was er tat – bis sie begann, provoziert zu werden. Dann rollte sie sich auf und schoss wie eine gelöste Feder gegen das Glas, gegen das Gesicht des Herrn, der sich auf der anderen Seite befand, und obwohl er wusste, dass das Glas da war und ihm nichts zustoßen konnte, sprang er zurück! Und er wiederholte das Experiment verschiedene Male, und nicht ein einziges Mal konnte er sein Zurückzucken unter Kontrolle halten. Er zuckte zurück – jedes Mal, wenn die Schlange sprang, zuckte er zurück!

So sprach er von seinem Experiment. Aber es fehlte ihm ein Element des Wissens, denn er wusste nicht, dass die physische Bewegung von einer beträchtlichen vitalen Projektion nervlicher Kraft der Schlange begleitet war, und dass dies ihn beeinflusste. Aus diesem Grund geschah es. Er versuchte vergebens, starr zubleiben, sich zu sagen: „Schließlich besteht doch keine Gefahr, es kann mir nichts passieren, das Glas, ist da; warum zucke ich denn zurück?“ Diese Kraft war es, die kam und ihm einen Schock versetzte; und so sprang er zurück.

Die Mutter

Die Löwenbändiger

Mir wurde einmal eine Frage gestellt, eine psychologische Frage. Sie wurde mir von einem Mann gestellt, der einen Handel mit wilden Tieren betrieb. Er hatte eine Menagerie, und pflegte wilde Tiere überall aufzukaufen, in allen Ländern, wo sie gefangen werden, um sie auf dem europäischen Markt wieder zu verkaufen. Ich glaube, er war Österreicher. Er war nach Paris gekommen und sagte mir: „Ich habe es mit zwei Arten von Dompteuren zu tun. Ich würde gern wissen, welcher von beiden mutiger ist. Es gibt jene, die Tiere sehr lieben, sie lieben sie so sehr, dass sie in den Käfig eintreten ohne die geringste Vorstellung, dass es sich als gefährlich erweisen könnte, wie ein Freund in das Haus eines Freundes eintritt, und sie lassen sie tätig werden, bringen ihnen bei, wie man die Dinge tut, und sie tun dies ohne die geringste Furcht. Ich kannte einige, die nicht einmal eine Peitsche in der Hand hielten; sie kamen herein und sprachen ihren Tieren so freundlich zu, dass alles gut ging. Das verhinderte jedoch nicht, dass sie eines Tages gefressen wurden. Aber dies ist die eine Art. Die andere Art sind jene, die sich vor dem Eintreten so fürchten, dass sie zittern; dadurch wird ihnen gewöhnlich ganz unwohl. Aber sie unternehmen eine Anstrengung, sie unternehmen eine beträchtliche seelische Anstrengung, und ohne jegliche Furcht an den Tag zu legen, treten sie ein und lassen die Tiere vorführen.“

Dann sagte er mir: „Ich habe zwei Meinungen gehört: einige sagen, es sei viel mutiger, Furcht zu überwinden, als sie gar nicht zu haben… Hier haben wir das Problem. Welcher von beiden ist also wirklich mutig?“

Es gibt vielleicht eine dritte Art, die wahrlich mutig ist, noch mutiger als sie beide. Das ist jener Dompteur, der sich der Gefahr vollkommen bewusst ist, der sehr gut weiß, dass man diesen Tieren nicht trauen kann. Eines Tages, wenn sie in einem sehr erregten Zustand sind, können sie ohne weiteres tückisch auf dich springen. Aber für die Dompteure bedeutet es keinen Unterschied. Sie gehen dorthin um der Freude an der Aufgabe willen, ohne zu fragen, ob es ein Unglück geben wird oder nicht, und in voller geistiger Ruhe, mit all der notwendigen Kraft und dem erforderlichen Bewusstsein im Körper. Dies war in der Tat der Fall dieses Mannes selbst. Er hatte einen so enormen Willen, dass er die Tiere ohne Peitsche, durch bloßen beharrlichen Willen dazu brachte, alles zu tun, was er wollte. Aber er wusste sehr wohl, dass es ein gefährlicher Beruf war. Er hatte keine Illusionen. Er sagte mir, dass er diese Arbeit mit einer Katze erlernt hatte, – einer Katze!

Er war ein Mann, der abgesehen von seiner Arbeit als Tierhändler auch ein Künstler war. Er zeichnete gern, liebte die Malerei, und hatte eine Katze in seinem Studio. Und es geschah auf diese Weise, dass er Interesse an Tieren zu entwickeln begann. Diese Katze war ein äußerst unabhängiges Wesen und hatte keinen Sinn für Gehorsam. So wollte er zum Beispiel ein Porträt der Katze anfertigen. Er setzte sie auf einen Stuhl und setzte sich an die Staffelei. Frrr… die Katze rannte davon. Dann ging er sie suchen, brachte sie zurück, setzte sie wieder auf den Stuhl, ohne auch nur die Stimme anzuheben, ohne sie zu tadeln, ohne irgendetwas zu sagen, ohne sie natürlich zu peinigen oder zuschlagen. Er nahm sie und setzte sie wieder auf den Stuhl. Die Katze nun wurde immer cleverer. Im Studio lagerten in einigen Winkeln Leinwände, die dort verborgen lagen und aufeinander geschichtet waren, hinten in den Ecken. So ging die Katze dorthin und saß hinter ihnen. Sie wusste, dass ihr Meister einige Zeit brauchen würde, all diese Leinwände zu entfernen und sie zu fangen; der Mann entfernte sie ruhig eine nach der anderen, fing die Katze und setzte sie wieder an ihren Platz.

Er sagte mir, dass er dies einmal ohne Unterlass von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang tat. Er aß nicht, und auch die Katze nicht, er tat dies den ganzen Tag; am Ende des Tages blieb er siegreich. Als ihr Meister sie auf den Stuhl setzte, blieb sie dort und versuchte hinfort nie wieder wegzulaufen. Dann sagte er sich: „Warum nicht dasselbe mit den größeren Tieren versuchen?“ Er versuchte es, und es gelang ihm.

Natürlich konnte er nicht in derselben Weise einen Löwen nehmen und auf einen Stuhl setzen, das sicher nicht, aber er wollte sie dahin bekommen, Bewegungen zu machen – unsinnige Bewegungen, gewiss, wie sie es im Zirkus machen: sie setzen ihre Vorderbeine auf einen Hocker, oder setzen sich mit allen vier Pfoten eng zusammen auf eine sehr kleine Stelle, alle Arten von unsinnigen Dingen, aber so ist es ja Mode, das wollen sie zur Schau stellen; oder sie stellen sich vielleicht wie ein Hund auf die Hinterbeine, oder brüllen sogar – wenn man einen Finger vor den Löwen hält, beginnt er zu brüllen – Dinge dieser Art, ganz und gar töricht. Es wäre viel besser, die Tiere sich frei herumbewegen zu lassen, das wäre viel interessanter. Aber wie ich schon sagte, ist jenes die Mode.

Aber er brachte es ohne jedes Peitschen fertig, er trug nie eine Pistole in seiner Tasche, und er ging mit dem vollen Bewusstsein in den Käfig, dass die Tiere ihm eines Tages, wenn sie nicht gut gestimmt wären, den tödlichen Schlag versetzen könnten. Aber er tat dies ruhig und mit derselben Geduld wie mit der Katze. Und wenn er seine Tiere ablieferte – er gab seine Tiere den Zirkussen, den Dompteuren – dann waren sie wunderbar.

Natürlich fühlen jene Tiere – überhaupt alle Tiere –, wenn man Angst hat, selbst wenn man es nicht zeigt. Sie fühlen es sehr stark, mit einem Instinkt, den Menschen nicht besitzen. Sie fühlen, dass du Angst hast, dein Körper erzeugt eine Schwingung, die eine äußerst unangenehme Empfindung in ihnen hervorruft. Wenn es starke Tiere sind, so macht es sie wild; wenn es schwache Tiere sind, so versetzt es sie in Panik. Aber wenn du keinerlei Furcht hast, wenn du mit einem absoluten Vertrauen hingehst, einem großen Vertrauen, wenn du freundlich zu ihnen bist, wirst du sehen, dass sie keine Furcht haben; sie fürchten sich nicht, sie haben keine Angst vor dir und verachten dich nicht; sie sind dann auch voller Zutrauen.

Das soll euch nicht ermutigen, in die Käfige aller Löwen, die ihr besucht, einzutreten, aber so stehen die Dinge. Wenn ihr einem bellenden Hund begegnet, wird er euch beißen, wenn ihr Angst habt; wenn ihr keine Angst habt, wird er weggehen. Aber ihr müsst wirklich frei von Furcht sein, es soll nicht nur der Anschein der Furchtlosigkeit sein, weil es nicht der Schein ist, der zählt, sondern die Schwingung.

Die Mutter

Der eitle Löwe

Stellt euch nur vor, es gibt Pflanzen, die eitel sind! Ich spreche von Pflanzen, die man für sich selbst pflanzt. Wenn man ihnen Komplimente macht, mit Worten oder Gefühlen, wenn man sie bewundert, dann strecken sie sich hoch – mit Eitelkeit! Dasselbe geschieht auch bei Tieren. Ich werde euch eine kurze, amüsante Geschichte erzählen.

In Paris gibt es einen Garten, der den Namen „Pflanzengarten“ trägt: es sind dort auch Tiere, ebenso wie Pflanzen. Sie hatten gerade einen herrlichen Löwen bekommen. Natürlich war er im Käfig. Und er war wild. Es befand sich eine Tür im Käfig, hinter der er sich verbergen konnte. Und er pflegte sich gerade dann zu verbergen, wenn die Besucher kamen, um ihn zu sehen! Ich bemerkte das, und eines Tages ging ich zum Käfig und begann mit ihm zu sprechen (Tiere sind sehr sensitiv gegenüber gesprochener Sprache, sie hören wirklich zu). Ich begann meinem Löwen sanft zuzureden und sagte ihm: „Oh! Wie hübsch du doch bist, wie schade, dass du dich so verbirgst, wie gern würden wir dich sehen…“ Er hörte zu. Dann allmählich schaute er mich fragend an, streckte langsam seinen Hals vor, um mich besser sehen zu können; später brachte er seine Pfote hervor und drückte schließlich seine Nasenspitze gegen das Gitter, wie wenn er sagen wollte: „Hier ist nun endlich jemand, der mich versteht!“

Die Mutter

Mr. Tiger

Ich will euch eine Geschichte erzählen. Es ist eine buddhistische Geschichte, die ihr vielleicht schon kennt, sie ist jüngeren Ursprungs, aber hat den Vorteil, authentisch zu sein. Ich hörte sie von Madame Z, die, wie ihr wahrscheinlich wisst, eine berühmte Buddhistin ist, besonders da sie die erste Europäerin war, die Lhasa aufsuchen konnte. Ihre Reise nach Tibet war sehr gefährlich und aufregend, und sie erzählte mir einen der Vorfälle dieser Reise. Davon werde ich heute Abend berichten.

Sie reiste mit einigen Gefährten, die eine Art Karawane bildeten, und da man Tibet etwas leichter durch Indochina erreichen konnte, kamen sie von dort. Indochina ist von riesigen Wäldern überzogen, und diese Wälder sind voller Tiger, von denen einige zu Menschenfressern werden… und wenn dies geschieht, werden sie „Mr. Tiger“ genannt.

Eines späten Abends, als sie tief im Walddickicht waren – sie mussten den Wald durchqueren, um sicher kampieren zu können – sah Madame Z, dass es Zeit für ihre Meditation war. Sie pflegte zu bestimmten Zeiten – sehr regelmäßig – zu meditieren, ohne je auch nur eine Meditation auszulassen. Da es nun Zeit für ihre Meditation war, sagte sie ihren Gefährten: „Geht ihr nur voran, ich werde hier sitzen und meine Meditation halten, und wenn ich fertig bin, werde ich mich euch anschließen; indessen geht zur nächsten Etappe und bereitet das Lager vor.“ Einer der Träger sagte ihr: „Nein, Madame, das ist unmöglich – ganz unmöglich“ – natürlich sprach er in seiner eigenen Sprache, aber ihr müsst wissen, dass Madame Z fließend tibetisch verstand – „es ist ganz unmöglich, Mr. Tiger ist hier im Wald, und jetzt ist es seine Zeit, zu kommen und nach Nahrung Ausschau zu halten. Wir können Sie nicht allein lassen, Sie können nicht hier bleiben!“ Sie antwortete, das kümmere sie gar nicht, die Meditation sei ihr viel wichtiger als Sicherheit, sie könnten gehen und sie bliebe allein zurück.

Sehr widerstrebend machten sie sich auf den Weg, denn man konnte nicht mir ihr argumentieren – wenn sie beschlossen hatte, etwas zu tun, konnte sie nichts davon abhalten. Sie gingen fort, und sie setzte sich bequem an den Fuß eines Baumes und vertiefte sich in ihre Meditation. Nach einer Weile spürte sie eine recht unerfreuliche Gegenwart. Sie öffnete ihre Augen, um zu sehen, was es war… und drei oder vier Schritte entfernt, direkt vor ihr stand Mr. Tiger! – mit Augen voller Begierde. Nach Art einer guten Buddhistin sagte sie sich: „Nun gut, wenn ich auf diese Weise Nirvana erlangen soll, sehr gut. Ich muss mich nur vorbereiten, um meinen Körper in der richtigen Weise, im rechten Geist zu verlassen.“ Und ohne sich zu rühren, selbst ohne das geringste Zittern, schloss sie wieder ihre Augen und trat wieder in die Meditation ein; dies war eine tiefere, intensivere Meditation, wobei sie sich völlig von der Illusion der Welt löste und bereit war, in das Nirvana einzutreten… Es vergingen fünf Minuten, zehn Minuten, eine halbe Stunde – nichts geschah. Dann, als die Zeit für die Meditation abgelaufen war, öffnete sie ihre Augen… und kein Tiger war zu sehen! Als er einen so reglosen Körper sah, muss er ohne Frage gedacht haben, dass er sich nicht zum Verzehr eigne! Denn Tiger – wie alle wilden Tiere außer der Hyäne – greifen nicht einen toten Körper an und fressen ihn nicht. Beeindruckt wahrscheinlich von dieser Reglosigkeit – ich wage nicht zu sagen, von der Intensität der Meditation! – hatte er sich zurückgezogen, und sie fand sich ganz allein und außer Gefahr. Sie ging ruhig ihres Weges, und als sie das Lager erreichte, sagte sie: „Da bin ich also.“

Die Mutter

  1. Nähe zu Tieren
  2. Musca Domestica
  3. Eins mit der Natur
  4. Zwiesprache mit der Natur

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