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  1. SRI AUROBINDO
  2. Briefe über den Yoga – Gesamtausgabe

1. Kapitel

Die dreifache Umwandlung:

1. Abschnitt

Die grundlegenden Verwirklichungen dieses Yoga sind:

1. Die seelische Wandlung, so dass eine volle Weihung zum Leitmotiv des Herzens werden kann, die das Denken, Leben und Tun in fortwährender Einung mit der Mutter und in ihrer Gegenwart lenkt.

2. Die Herabkunft von Frieden, Macht und Licht usw. des Höheren Bewusstseins durch den Kopf und das Herz in das ganze Wesen, bis sie die eigentlichen Zeilen des Körpers erfassen.

3. Die Wahrnehmung des Einen und Göttlichen, unbegrenzt überall, der Mutter überall – und in diesem unendlichen Bewusstsein zu leben.

Du kennst die drei Dinge, auf denen sich die Verwirklichung gründen muss:

1. das Aufsteigen zu einem Ort oberhalb des Mentals und das Sich-Öffnen in das kosmische Bewusstsein;

2. das seelische Sich-Öffnen;

3. die Herabkunft des höheren Bewusstseins mit seinem Frieden, seinem Licht, seiner Kraft, seinem Wissen und Ananda usw. in alle Ebenen des Wesens bis hinab in das äußerste Physische.

All das muss durch das Wirken der Kraft der Mutter geschehen, unterstützt durch dein Streben, deine Weihung, deine Hingabe.

Das ist der Pfad. Das Übrige ist eine Frage der Entwicklung dieser Dinge, wofür du den Glauben an das Wirken der Mutter brauchst.

Wenn man vom göttlichen Funken spricht, denkt man eher an die Seele als Teil des Göttlichen, der von oben in die Schöpfung herabgekommen ist, als an etwas, das sich vom Kosmos getrennt hat. Es ist die [menschliche] Natur, die sich aus den kosmischen Kräften geformt hat – das Mental aus dem kosmischen Mental, das Leben aus dem kosmischen Leben, der Körper aus der kosmischen Materie.

Für die Seele gibt es drei Verwirklichungen: 1. die Verwirklichung des seelischen Wesens und Bewusstseins als dem göttlichen Element in der Evolution; 2. die Verwirklichung des kosmischen Selbstes, das eins in allen ist; 3. die Verwirklichung des Höchsten Göttlichen – von dem sowohl das Einzelwesen als auch der Kosmos stammen – und des Einzelwesens (Jivatman) als einem ewigen Teil des Göttlichen.

Das Physische ist natürlich die Grundlage – die des Obermentals liegt zwischen den beiden Hemisphären. Die niedere Hemisphäre enthält das gesamte Mental einschließlich seiner höheren Ebenen, das Vital und das Physische. Die obere Hemisphäre enthält den Göttlichen Sat-Chit-Ananda [Dasein-Bewusstsein-Seligkeit] mit dem Supramental als seinem Instrument des Selbst-Ausdrucks. Das Obermental befindet sich zuoberst der niederen Hemisphäre und ist die Verbindungs- oder Übergangsebene zwischen den beiden [Hemisphären].

Das seelische Wesen ist hinter dem Herzen und stützt Mental, Leben und Körper. Bei der seelischen Umwandlung gibt es drei hauptsächliche Elemente: 1. Das Sich-Öffnen des okkulten inneren Mentals, inneren Vitals, inneren Physischen, so dass man sich all dessen bewusst wird, was hinter dem Mental, Leben und Körper der Oberfläche liegt. 2. Das Sich-Öffnen des seelischen Wesens oder der Seele, wodurch sie hervortritt und Mental, Leben und Körper lenkt und alles dem Göttlichen zuwendet. 3. Das Sich-Öffnen des ganzen niederen Wesens gegenüber der spirituellen Wahrheit – das letztere kann der seelisch-spirituelle Teil der Wandlung genannt werden. Es ist durchaus möglich, dass man durch die seelische Umwandlung über das Individuelle hinaus in das Kosmische gelangt. Selbst das okkulte Sich-Öffnen errichtet eine Verbindung mit dem kosmischen Mental, dem kosmischen Vital, dem kosmischen Physischen. Die Seele verwirklicht den Kontakt mit dem All-Sein, das Einssein des Selbstes, die universale Liebe und andere Dinge, die zum kosmischen Bewusstsein führen.

Aber all das ist ein Ergebnis des Sich-Öffnens gegenüber dem Spirituellen über uns und wird durch eine Infiltration oder Reflexion des spirituellen Lichts und der spirituellen Wahrheit in Mental, Leben und Körper herbeigeführt. Die eigentliche spirituelle Umwandlung beginnt oder wird möglich, wenn man sich über das Mental erhebt, dort lebt und alles von oben lenkt. Selbst während der seelischen Umwandlung kann man sich durch eine Art Ansteigen des mentalen, vitalen und physischen Wesens nach oben erheben und von dort zurückkehren, doch lebt man damit noch nicht oben im Gipfel-Bewusstsein, wo das Obermental seine Stätte hat und die anderen Ebenen, die über dem menschlichen Mental liegen.

Die supramentale Umwandlung kann erst dann stattfinden, wenn das Lid zwischen den niedrigeren und höheren Hemisphären oder Daseins-Hälften beseitigt ist und das Supramental statt des Obermentals die lenkende Macht im Dasein wird – doch hiervon kann jetzt noch keine Rede sein.

Zwischen Durchseelung und Spiritualisierung besteht ein Unterschied. Die spirituelle Wandlung ist jene, die von oben herabkommt; die seelische Wandlung ist jene, die von innen kommt, wobei die Seele das Mental, Vital und Physische beherrscht.

Durchseelung bedeutet Wandlung der niedrigeren Natur; sie bringt die rechte Schau in das Mental, den rechten Impuls und das rechte Fühlen in das Vital und die rechte Bewegung und Gewohnheit in das Physische – alles dem Göttlichen zugewandt, alles auf Liebe, Anbetung und bhakti beruhend – [sie bringt] schließlich das Erkennen und Fühlen, dass die Mutter überall ist, in allem, und auch im Herzen, dass ihre Kraft im Wesen wirkt, sowie Glauben, Weihung, Hingabe.

Die spirituelle Wandlung ist die gesicherte Herabkunft des Friedens, des Lichtes, des Wissens, der Macht, der Seligkeit von oben, das Wahrnehmen des Selbstes und Göttlichen sowie eines höheren kosmischen Bewusstseins und die Wandlung des ganzen Bewusstseins in dieses [kosmische Bewusstsein].

Beide Gefühle sind richtig – sie weisen auf die beiden Erfordernisse der Sadhana hin. Das eine besteht darin, sich nach innen zu wenden und voll die Verbindung zwischen dem seelischen Wesen und der äußeren Natur herzustellen. Das andere ist, sich nach oben für den Göttlichen Frieden zu öffnen, die Kraft, das Licht, den Ananda, sich in sie zu erheben und sie in die Natur und den Körper herabzubringen. Keine dieser beiden Bewegungen, weder die seelische noch die spirituelle, ist ohne die andere vollkommen. Wenn das spirituelle Aufsteigen und Herabkommen nicht vollzogen wird, kann die spirituelle Umwandlung der Natur nicht stattfinden; wenn die Seele sich nicht voll öffnet und die Verbindung mit ihr nicht hergestellt wird, kann die Umwandlung nicht vollständig sein.

Eine Unvereinbarkeit zwischen den beiden Bewegungen besteht nicht; einige beginnen zuerst mit der seelischen, andere mit der spirituellen, wiederum andere verfolgen beides gleichzeitig. Der beste Weg ist, nach beiden zu streben und es die Kraft der Mutter gemäß dem Erfordernis und der Neigung der Natur ausarbeiten zu lassen.

Wenn durch die Entwicklung eines höheren Bewusstseins nicht Dinge zuwege gebracht würden, von denen das Mental früher nichts wusste, hätte sie nicht viel Wert. Das Einswerden der Seele mit den höheren Kräften und Tätigkeiten des Bewusstseins ist zu der einen oder anderen Zeit für die Sadhana unerlässlich.

Von den beiden erforderlichen Umwandlungen ist die seelische die erste – wenn die seelische Umwandlung in dir stattgefunden hat, erleichtert das unendlich die andere, das heißt die Umwandlung des gewöhnlichen menschlichen in das höhere spirituelle Bewusstsein – andernfalls wird man voraussichtlich entweder eine schleppende und langweilige oder eine aufregende, aber gefährliche Reise haben …

Ich habe niemals von einer „Umwandlung der Seele“ gesprochen; ich habe immer über eine „seelische Umwandlung“ der Natur geschrieben, was etwas völlig anderes ist. Ich habe es manchmal als eine Durchseelung der Natur bezeichnet. Die Seele ist in der Evolution, sie ist ein Teil des menschlichen Wesens, sein göttlicher Teil – eine Durchseelung wird dich also nicht über die gegenwärtige Evolution hinausführen; sie wird aber das Wesen bereit machen, auf alles, was von der Göttlichen oder Höheren Natur kommt, zu reagieren, und abgeneigt gegen eine Reaktion auf den asura, rakshasa, pisacha oder das Tier im Menschen, oder irgendeinen Widerstand der niederen Natur, welcher der göttliche Wandlung im Wege ist.

Ich habe den Bericht über deine Sadhana gelesen. Ich glaube, es gibt dazu nichts zu sagen – denn er ist in Ordnung –, außer dass es das Wichtigste für dich ist, das seelische Feuer im Herzen zu entwickeln sowie das Streben nach dem Hervortreten des seelischen Wesens als Lenker der Sadhana. Wenn das geschehen ist, wird dir die Seele die „verborgenen Ego-Knoten“, von denen du sprichst, aufzeigen und sie lösen oder im seelischen Feuer verbrennen. Diese seelische Entwicklung und die seelische Wandlung von Mental, Vital und physischem Bewusstsein sind von höchster Wichtigkeit, da hierdurch die Herabkunft des höheren Bewusstseins und die spirituelle Umwandlung, ohne welche die supramentale immer in weiter Ferne bleiben muss, sicher und einfach werden. Mächte usw. haben ihren Platz, aber einen sehr untergeordneten, solange dies nicht geschehen ist.

In der Sadhana ist alles gefährlich oder kann es sein, außer der seelischen Wandlung.

Die Seele, das seelische Wesen, steht in unmittelbarer Fühlungnahme mit der göttlichen Wahrheit, sie ist im Menschen aber durch das Mental, das vitale Wesen und die physische Natur verhüllt. Man mag den Yoga ausüben und Erleuchtungen im Mental und Verstand erlangen; man mag Macht erringen und in allen Arten von vitalen Erfahrungen schwelgen; man mag sogar erstaunliche physische siddhis erlangen; wenn sich aber die wahre Seelenmacht im Hintergrund nicht offenbart, wenn die seelische Natur nicht in den Vordergrund tritt, ist nichts Wahres geschehen. In diesem Yoga ist es das seelische Wesen, welches die übrige Natur dem wahren supramentalen Licht und schließlich dem höchsten Ananda öffnet. Das Mental kann sich aus eigener Kraft gegenüber seinen höheren Bereichen öffnen; es kann sich zum Schweigen bringen und in das Unpersönliche weiten; es kann sich auch in einer Art statischer Befreiung oder nirvana selbst spiritualisieren; aber das Supramental vermag in einem nur spiritualisierten Mental keine ausreichende Grundlage zu finden. Wenn die innerste Seele erwacht ist, wenn eine neue Geburt aus dem rein mentalen, vitalen und physischen in das seelische Bewusstsein stattfindet – dann kann dieser Yoga getan werden; andernfalls (durch die reine Macht des Mentals oder irgendeines anderen Teils) ist es unmöglich … Wenn man die seelische Neugeburt zurückweist, wenn aufgrund von Verhaftet-sein mit intellektuellem Wissen oder mentalen Ideen oder irgendeinem vitalen Begehren eine Weigerung besteht, das Kind zu werden, das neu aus der Mutter geboren wird, dann wird die Sadhana fehlschlagen.

Das seelische Wesen ist immer vorhanden, wird aber nicht gefühlt, da es vom Mental und Vital verdeckt ist; wenn es nicht länger verborgen ist, sagt man, es sei erwacht. Sobald es erwacht ist, beginnt es, das übrige Wesen zu ergreifen, zu beeinflussen und zu wandeln, so dass alles zum wahren Ausdruck der inneren Seele werden kann. Diese Veränderung wird die innere Wandlung genannt. Es kann keine Wandlung ohne das Erwachen des seelischen Wesens geben.

Als ich den Ausdruck „das Sich-Öffnen der Seele“ gebrauchte, dachte ich nicht an ein gewöhnliches seelisches Sich-Öffnen, das eine bestimmte Menge seelische (im Gegensatz zur vitalen) Liebe und bhakti hervorbringt, sondern an das, was als Hervortreten der Seele bezeichnet wird. Wenn dies geschieht, ist man sich des seelischen Wesens mit seinem einfachen, spontanen Selbst-Geben bewusst und empfindet seine zunehmende unmittelbare Kontrolle (nicht nur einen verhüllten oder halb verhüllten Einfluss) über Mental, Vital und das Physische. Vor allem ist das seelische Unterscheidungsvermögen vorhanden, das die Gedanken, emotionalen Bewegungen, vitalen Triebe und physischen Gewohnheiten sofort durchleuchtet und dort nichts im Dunkeln lässt sowie die falschen durch die rechten Bewegungen ersetzt. Das ist es, was schwierig und selten ist, denn meist ist das Unterscheidungsvermögen mental, und es ist das Mental, das alles zu regeln versucht. In jenem Fall ist es die Herabkunft des höheren Bewusstseins durch das Mental, wodurch die Seele geöffnet wird, und nicht das direkte seelische Sich-Öffnen.

Niemand sprach davon, dass es (das Sich-Öffnen der Seele) notwendigerweise von oben geschehen muss. Auf natürliche Weise geschieht es direkt und ist dann höchst wirksam. Wenn aber der direkte Weg als schwierig empfunden wird, wie es bei bestimmten Naturen der Fall ist, beginnt die Wandlung von oben, und das Bewusstsein, das von dort herabkommt, muss das Herz-Zentrum befreien. Je stärker es auf das Herz-Zentrum einwirkt, desto leichter wird die seelische Tätigkeit möglich.

Sie (die dynamische Herabkunft von oben in das Herz) kann der Seele dazu verhelfen hervorzutreten, was aber nicht immer automatisch geschieht – zumindest schafft sie für die Seele bessere Voraussetzungen.

Das direkte Sich-Öffnen des seelischen Zentrums ist nur dann einfach, wenn die Egozentrik wesentlich reduziert ist, und auch, wenn eine starke bhakti für die Mutter vorhanden ist. Spirituelle Demut und ein Gefühl der Unterwerfung und Abhängigkeit sind notwendig.

Mit dem Hervortreten (der Seele) ist einfach dies gemeint: Die Seele ist gewöhnlich tief im Inneren. Sehr wenige Menschen sind sich ihrer Seele bewusst – wenn sie von ihrer Seele sprechen, meinen sie im Allgemeinen das vitale-mentale Wesen oder aber die (falsche) Begierden-Seele. Die Seele bleibt im Hintergrund und handelt, wo immer es möglich ist, nur durch das Mental, Vital und Physische. Aus diesem Grund hat das seelische Wesen, außer dort wo es sehr entwickelt ist, nur einen geringen und teilweisen, einen verborgenen und vermischten oder abgeschwächten Einfluss auf das Leben der meisten Menschen. Mit dem Hervortreten ist gemeint, dass es hinter dem Schleier hervortritt, seine Gegenwart auch im täglichen Wachbewusstsein gefühlt wird und sein Einfluss das Mental und Vital und ihre Bewegungen, ja selbst das Physische erfüllt, beherrscht und umwandelt. Man ist sich seiner Seele bewusst, empfindet die Seele als sein wahres Wesen, während das Mental und alles Übrige allmählich zu bloßen Instrumenten des Innersten in uns werden.

Auch das innere Mental, Vital und Physische sind verhüllt, wenn auch wesentlich näher an der Oberfläche, und viele ihrer Bewegungen oder Inspirationen dringen im Leben der entwickelten menschlichen Wesen durch den Schleier hindurch (jedoch keinesfalls in ihrer Fülle oder Reinheit) – etwas davon sogar im Leben der gewöhnlichen Menschen. Im Yoga aber werfen auch sie [das innere Mental, Vital und Physische] nach einiger Zeit den Schleier ab, treten in den Vordergrund, und ihr Wirken herrscht im Bewusstsein vor; das äußere [Bewusstsein] aber wird nicht mehr länger als das eigene Selbst empfunden, sondern lediglich als eine Fassade oder sogar als eine Randzone des Wesens.

Eigentlich möchte ich meinen, dass du inzwischen über das seelische Wesen Bescheid wissen müsstest – dass es sich hinter dem Schleier befindet, und sein Bewusstsein ebenfalls; nur wenig davon gelangt in das Mental, Vital und Physische. Wenn dieses Bewusstsein nicht verborgen ist, wenn du dir deiner Seele (des seelischen Wesens) bewusst bist, wenn ihre Gefühle und ihr Bewusstsein die deinen sind, dann hast du das Bewusstsein des seelischen Wesens erlangt. Die Gefühle und Bestrebungen des seelischen Wesens sind alle der Wahrheit, dem rechten Bewusstsein und dem Göttlichen zugewandt; es ist der einzige Teil [des menschlichen Wesens], der durch die feindlichen Kräfte und ihre Einflüsterungen nicht berührt werden kann.

Das seelische Wesen tritt bei den meisten Menschen nur langsam hervor, selbst nachdem sie die Sadhana aufgenommen haben. So vieles im Mental und Vital muss sich verändern und wieder anpassen, bevor die Seele gänzlich frei sein kann. Man hat zu warten, bis der notwendige Prozess weit genug gediehen ist und sie ihren unendlich alten Schleier aufreißen und hervortreten kann, um die [menschliche] Natur zu überwachen. Es stimmt, dass nichts sonst dir so viel inneres Glück und innere Freude zu gewähren vermag – der Friede jedoch kann auch durch die mentale und vitale Befreiung oder durch das Wachsen einer starken samata im Wesen erreicht werden.

Es gibt keine [festgelegte] Methode dafür (das seelische Wesen hervortreten zu lassen). Es kommt wie andere Dinge auch – du musst danach streben, und es geschieht nur dann, wenn du hinreichend fortgeschritten bist.

Das seelische Wesen kann sich allein dann voll öffnen, wenn der Sadhak nicht länger vitale Motive mit seiner Sadhana verbindet und fähig ist, sich der Mutter auf einfache und aufrichtige Weise darzubringen. Wenn irgendeine egoistische Neigung oder Unaufrichtigkeit des Beweggrundes besteht, wenn der Yoga unter einem Druck von vitalen Forderungen ausgeübt wird oder – teilweise oder ganz – zur Befriedigung eines spirituellen oder anderen Ehrgeizes, aus Stolz, Eitelkeit oder aus Machthunger, um einer Position willen oder um auf andere Einfluss auszuüben, oder mit dem Impuls, mit Hilfe yogischer Kraft ein vitales Begehren zu befriedigen, dann vermag sich die Seele nicht zu öffnen, oder sie öffnet sich nur teilweise oder zeitweilig und verschließt sich wieder, weil sie durch die vitalen Tätigkeiten verhüllt wird; das seelische Feuer erlischt im erstickenden vitalen Rauch. Das gleiche Unvermögen tritt ein, wenn das Mental die führende Rolle im Yoga übernimmt und die innere Seele in den Hintergrund treten lässt, oder wenn die bhakti oder andere Bewegungen der Sadhana eine mehr vitale als seelische Form annehmen. Reinheit, einfache Aufrichtigkeit und die Fähigkeit zu einer unegoistischen, unvermischten Selbstdarbringung ohne Anspruch oder Forderung sind die Voraussetzung für ein gänzliches Sich-Öffnen des seelischen Wesens.

Natürlich sind Ego und Vital mit ihren Ansprüchen und Begierden immer das hauptsächliche Hindernis für das Hervortreten der Seele. Denn sie lassen dich um deiner selbst willen leben, handeln und sogar die Sadhana ausüben – Durchseelung aber bedeutet, um des Göttlichen willen zu leben, zu handeln und die Sadhana auszuüben.

Wenn das Begehren zurückgewiesen ist und nicht länger das Denken, Fühlen oder Tätig-sein beherrscht, wenn ein stetiges Streben nach einem vollkommenen, aufrichtigen Selbstgeben besteht, öffnet sich die Seele nach einer gewissen Zeit meist von selbst.

Um die Seele hervortreten zu lassen, muss man sich von Selbstsucht und Verlangen (die Grundlage der vitalen Gefühle) befreien – sie zumindest niemals akzeptieren.

Es (das Hervorströmen von Liebe und Freude aus dem Herz-Zentrum) kann nur dann in großem Umfang missbraucht werden, wenn ein kraftvolles und ungestümes vitales Ego vorhanden ist, das nicht daran gewöhnt ist, sich korrigieren zu lassen, oder aber durch ein Vital voller kamavasana [ein unterbewusstes Einwirken von Lust oder einem anderen Begehren]. In geringem Umfang kann es von kleinlichem Eigennutz missbraucht werden, von Eitelkeit, Ehrgeiz und den Forderungen des niederen Vitals, die sich darauf gründen. Wenn du auf der Hut bist vor diesen Dingen, besteht keine Gefahr des Missbrauchs. Sobald die Seele das seelische Unterscheidungsvermögen und die Liebe hervortreten lässt, besteht keine Gefahr, denn das Licht des seelischen Unterscheidungsvermögens weist sofort jede Vermengung und jeden Missbrauch zurück.

Ein beständiges und aufrichtiges Streben und der Wille, sich allein dem Göttlichen zuzuwenden, sind das beste Mittel, um die Seele hervortreten zu lassen.

Sie (die Seele) tritt von selbst hervor, entweder durch beharrliche Liebe und beharrliches Streben oder bei genügender Vorbereitung von Mental und Vital durch die Herabkunft von oben und das Wirken der [Göttlichen] Kraft.

Wenn der Wille zur Hingabe im zentralen Wesen vorhanden ist, kann die Seele hervortreten.

Das zentrale Wesen befindet sich oberhalb des adhars; die meisten Menschen sind sich ihres zentralen Wesens nicht bewusst (jivatma) – sie sind sich nur ihres Egos bewusst.

Das Psychische ist die Seele, sie ist der Teil des Göttlichen, der Mental und Körper in der Evolution stützt. Die Seele empfängt die Göttliche Hilfe unmittelbar vom Göttlichen.

Das zentrale Wesen ist jenes, von dem alle anderen abhängen. Wenn es sich überantwortet, das heißt, wenn es seine gesonderte Erfüllung zurückweist, um ein Instrument [nur] des Göttlichen zu sein, dann fällt dem Mental, Vital und dem Physischen die Überantwortung leichter.

Es hat nichts mit günstigen Umständen zu tun. Sobald der Wille des zentralen Wesens auf die Einung mit dem Göttlichen ausgerichtet ist, verzichtet es auf seine gesonderte Erfüllung.

Es (das seelische Wesen) muss bewusst und mit immer mehr Wissen die Hingabe vollziehen. Die Seele sehnt sich nach dem Göttlichen oder reagiert auf göttliche Dinge, sie ist im Prinzip hingegeben, muss aber ihre Hingabe im einzelnen entwickeln und dadurch die Hingabe des ganzen Wesens herbeiführen.

Nichts Vergangenes oder Gegenwärtiges kann die Seele daran hindern hervorzutreten, wenn der wahre Wille vorhanden ist, sich von diesen Dingen zu befreien und im seelischen und spirituellen Bewusstsein zu leben.

Deine erste Erfahrung war die des Sich-Öffnens der Seele; du hast das seelische Wesen, sein Streben, seine Erfahrungen und im Vordergrund das äußere Wesen als zwei getrennte Teile deines Bewusstseins wahrgenommen. Du warst nicht fähig, diese Erfahrung zu bewahren, weil das ungeläuterte Vital dich in das gewöhnliche, äußere Bewusstsein hinauszog. Später gelangtest du zurück in die Seele und warst gleichzeitig fähig, deine gewöhnliche vitale Natur zu erkennen, ihre Mängel wahrzunehmen und durch die Macht der Seele für ihre Läuterung zu arbeiten. Ich schrieb dir anfangs, dass dies der Weg sei; denn wenn die Seele erwacht ist und sich im Vordergrund befindet, wird es einfach, sich der Dinge, die in der äußeren Natur verändert werden müssen, bewusst zu bleiben – und dann ist es auch verhältnismäßig einfach, sie zu ändern. Wenn aber die Seele verhüllt wird und sich in den Hintergrund zurückzieht, ist es für die sich selbst überlassene äußere Natur schwierig, sich ihrer eigenen falschen Bewegungen bewusst zu bleiben, und es gelingt ihr auch mit großer Anstrengung nicht, sich von ihnen zu befreien. Du hast selbst gesehen, wie in der Essensangelegenheit, dass mit einer aktiven und erwachten Seele, die rechte Einstellung auf natürliche Weise kommt und jede Schwierigkeit, welcher Art auch immer, sich bald verringert oder sogar verschwindet.

Ich erklärte dir damals auch, dass es einen dritten Teil der Natur gibt, das innere Wesen (das innere Mental, das innere Vital, das innere Physische), das du noch nicht wahrgenommen hättest, das sich aber auch zu seiner Zeit öffnen müsste. Das ist es, was bei deiner letzten Erfahrung geschah. Was du als einen Teil von dir empfandest – deiner selbst, aber nicht deines physischen Selbstes –, was sich erhob, um dem höheren Bewusstsein oben zu begegnen, war dieses innere Wesen; es war dein (inneres) höheres vitales Wesen, das sich auf diese Weise erhob, um sich mit dem höchsten Selbst über dir zu verbinden; es war hierzu fähig, weil die Arbeit der Läuterung in der äußeren vitalen Natur ernsthaft begonnen hatte. Jedes Mal wenn eine Läuterung der äußeren Natur stattfindet, wird es dem inneren Wesen eher möglich, sich zu enthüllen, frei zu werden und sich dem höheren Bewusstsein zu öffnen.

Wenn das geschieht, finden verschiedene andere Dinge gleichzeitig statt. Erstens, man wird sich des schweigenden Selbstes über sich bewusst – frei, weit, ohne Grenzen, rein und nicht beeinträchtigt durch die mentalen, vitalen und physischen Bewegungen, frei von Ego und begrenzter Persönlichkeit – das ist es, was du in deinem Brief beschrieben hast Zweitens, durch dieses Schweigen und diese Freiheit des Selbstes kommt die Göttliche Macht herab und beginnt im adhara zu wirken. Das ist es, was du als Druck empfandest; dass sie durch den Scheitelpunkt des Kopfes, die Stirn, durch Augen und Nase kam, hatte die Bedeutung, dass sie auf die Öffnung der mentalen Zentren im inneren mentalen Wesen hinarbeitete – besonders der beiden höheren Zentren des Willens und Denkens und der inneren Schau. Diese beiden Zentren werden als der tausendblättrige Lotos und zwischen den Augenbrauen als ajnacakra bezeichnet. Drittens, durch dieses Wirken werden die inneren Teile des Wesens geöffnet und befreit; du wirst frei von den Begrenzungen des gewöhnlichen persönlichen Mentals, Vitals und Physischen und gewahrst ein umfassenderes Bewusstsein, in welchem du für die erforderliche Umwandlung eher fähig bist. Aber das ist notwendigerweise eine Frage der Zeit und eines langen Arbeitens, und du bist gerade im Begriff, die ersten Schritte auf diesem Weg zu tun.

Wenn man sich in das innere Wesen wendet, besteht die Neigung, sich gänzlich zu versenken und das Bewusstsein der äußeren Welt zu verlieren – es ist das, was die Menschen samadhi nennen. Ebenso notwendig ist es aber, zu den gleichen Erfahrungen (des Selbstes, des Wirkens des inneren Bewusstseins usw.) im Wachzustand fähig zu sein. Die beste Regel für dich ist, der vollen Wende nach innen nur dann stattzugeben, wenn du allein bist und eine Störung nicht wahrscheinlich ist, und zu anderen Zeiten dich daran zu gewöhnen, diese Erfahrungen mit dem wachen physischen Bewusstsein zu haben, das an ihnen teilhat oder sie zumindest wahrnimmt.

Wenn das seelische Wesen erwacht, wirst du dir deiner Seele bewusst; du erkennst dein Selbst. Und du begehst nicht länger den Fehler, dich mit dem mentalen oder vitalen Wesen zu identifizieren. Du verwechselst sie nicht länger mit deiner Seele.

Zweitens, das seelische Wesen, wenn es erwacht ist, gibt dir die wahre bhakti für Gott oder den Guru. Diese bhakti ist durchaus verschieden von der mentalen oder vitalen bhakti.

Man mag mit dem Verstand die intellektuelle Bedeutung eines Menschen oder des Gurus bewundern oder schätzen – es ist aber nur etwas Mentales; es bringt die Sache nicht viel weiter. Natürlich schadet es nichts, auch das zu haben. Doch das allein öffnet noch nicht die Gesamtheit des inneren Wesens; es wird lediglich ein mentaler Kontakt hergestellt.

Die vitale bhakti fordert und fordert. Sie auferlegt ihre eigenen Vorbehalte. Sie gibt sich Gott hin, aber bedingt. Sie sagt zu Gott: „Du bist groß, ich bete dich an, und nun befriedige mir diesen Wunsch oder jenen Ehrgeiz, mache mich groß, mache einen großen Sadhak, einen großen Yogi aus mir, usw.“.

Auch das unerleuchtete Mental gibt sich der Wahrheit hin, stellt aber seine eigenen Bedingungen. Es sagt zur Wahrheit: „Füge dich meinem Urteil und meiner Meinung“, und es verlangt von der Wahrheit, dass sie sich in die dem Mental eigenen Formen pressen lässt.

Auch das vitale Wesen besteht darauf, dass die Wahrheit sich seiner eigenen Kraft-Bewegung anpasst. Das vitale Wesen saugt an der Höheren Macht und zieht und saugt am vitalen Wesen des Gurus.

Die Hingabe von beiden (Mental und Vital) enthält eine arrière pensée (mentalen Vorbehalt).

Das seelische Wesen mit seiner bhakti ist aber anders. Es ist der wahren bhakti fähig, weil es in direkter Verbindung mit der Gottheit im Hintergrund steht. Seelische bhakti stellt keine Forderung und macht keine Vorbehalte. Sie findet Erfüllung in ihrem eigenen Sein. Das seelische Wesen weiß, wie es der Wahrheit in der rechten Weise zu gehorchen hat. Es gibt sich Gott oder dem Guru wahrhaft hin, und weil es sich wahrhaft aufgeben kann, kann es auch wahrhaft empfangen.

Drittens, das seelische Wesen ist traurig, wenn es an die Oberfläche kommt und sieht, wie das mentale oder vitale Wesen einen Narren aus sich macht. Diese Traurigkeit ist verletzte Reinheit.

Wenn das Mental sein eigenes Spiel spielt oder das Vital von seinen eigenen Impulsen fortgerissen wird, ist es das seelische Wesen, welches sagt: „Ich will diese Dinge nicht; wozu bin ich letzten Endes hier? Um der Wahrheit und nicht um dieser Dinge willen bin ich hier.“

Seelische Traurigkeit wiederum unterscheidet sich von mentalem Unbefriedigt-sein oder vitaler Traurigkeit oder physischer Niedergeschlagenheit.

Wenn das seelische Wesen stark ist, macht es sich im mentalen oder vitalen Wesen fühlbar, es drängt sie, zwingt sie, sich zu ändern. Wenn es aber schwach ist, nutzen das die anderen (mentalen oder vitalen) Teile aus und ziehen aus der seelischen Traurigkeit ihren eigenen Vorteil.

In einigen Fällen kommt das seelische Wesen an die Oberfläche und verwirrt das mentale oder vitale Wesen und bringt alles in Unordnung. Ist das Mental oder das vitale Wesen aber stärker als das seelische, dann übt es [das seelische Wesen] nur einen gelegentlichen Einfluss aus und zieht sich allmählich zurück. Sein Ruf verhallt in der Wildnis; und das mentale oder vitale Wesen dreht seine eigenen Runden weiter.

Und letztlich lässt sich das seelische Wesen durch äußeren Anschein nicht täuschen. Es lässt sich von der Falschheit nicht verleiten. Es lässt sich durch die Falschheit weder deprimieren noch übertreibt es die Wahrheit. Zum Beispiel, wenn jedermann ringsumher sagt: „Es gibt keinen Gott“, dann weigert sich die Seele, es zu glauben. Sie sagt: „Ich weiß es, und ich weiß es deshalb, weil ich es fühle.“

Und da sie die Sache im Hintergrund kennt, wird sie durch Erscheinungen nicht getäuscht. Sie fühlt sofort die Kraft.

Und außerdem beseitigt das seelische Wesen, wenn es erwacht ist, alle Schlacken aus dem emotionalen Wesen und befreit es von Sentimentalität oder dem niederen Spiel der Emotionalität.

Ihm ist aber nicht die Trockenheit des Mentals oder die Übertriebenheit der vitalen Gefühle eigen. Es gibt jedem Gefühl die richtige Note.

(Die Anzeichen für ein Hervortreten der Seele:) Eine innerste Liebe, bhakti, Überantwortung, [Bereitschaft] alles zu geben, eine Innenschau, die das spirituell Richtige oder Falsche immer klar erkennt und automatisch das letztere zurückweist – eine Bewegung, durch die alles in dir voll der Mutter geweiht und gewidmet wird.

Das ist ein Teil der seelischen Erfahrung – der andere ist ein völliges Sich-Selbst-Geben, ein Fehlen von Forderung, ein Vorherrschen des seelischen Wesens, wodurch alles Falsche, Unrichtige, Egoistische, alles, was der Göttlichen Wahrheit, dem Göttlichen Willen, der Göttlichen Reinheit und dem Göttlichen Licht widerspricht, aufgezeigt wird, dahinschwindet, sich in der [menschlichen] Natur nicht behaupten kann. Hand in Hand damit geht das Wachsen der seelischen Eigenschaften, wie Dankbarkeit, Gehorsam, Selbstlosigkeit, Treue gegenüber dem wahren Erkennen, dem wahren Impuls usw., die von der Mutter kommen oder zur Mutter führen. Wenn diese Seite wächst, kann sich auch das andere, die [Göttliche] Gegenwart, die Liebe, die Freude, die Schönheit, entfalten und dauernd vorhanden sein.

Die Wandlung, die bewirkt, dass das Bewusstsein dem Licht zugewandt bleibt, die die richtige Einstellung spontan, natürlich und bleibend und auch die Zurückweisung spontan werden lässt, das ist die seelische Wandlung. Das heißt, der Mensch lebt gewöhnlich in seinem Vital, dessen Instrument der Körper und dessen Ratgeber und Minister das Mental ist (ausgenommen jene wenigen Menschen, die vorwiegend für die geistigen Dinge leben, aber selbst diese sind in ihren gewöhnlichen Regungen dem Vital unterworfen). Die spirituelle Wandlung beginnt, wenn die Seele anfängt, auf einem vertiefteren Leben zu bestehen, und sie ist vollendet, wenn das seelische Wesen die Grundlage oder der Lenker des Bewusstseins wird und Mental, Vital und Körper von ihm geleitet werden und ihm gehorchen. Wenn das einmal in vollem Umfang geschehen ist, können Zweifel, Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit natürlich nicht mehr aufkommen, obwohl es immer noch Schwierigkeiten geben kann oder gibt. Selbst wenn sie [die Wandlung] nicht voll, sondern nur grundlegend durchgeführt wird, treten diese Dinge nicht mehr auf oder sind rasch vorüberziehende Wolken an der Oberfläche – denn auf dem Grund befindet sich ein Felsen des Rückhalts und der Sicherheit, der, selbst wenn er teilweise verhüllt ist, nicht völlig verschwinden kann.

Meistens jedoch ist das ständige Wiederauftreten von Niedergeschlagenheit und Verzweiflung oder von Zweifel und Aufruhr einer mentalen oder vitalen Gestaltung zuzuschreiben, die das vitale Mental ergreift und beim geringsten provozierenden Anlass – oder auch ohne Anlass – sich im immer gleichen Kreise drehen lässt. Es ist wie eine Krankheit, in die der Körper aus Gewohnheit oder aus Glauben an die Krankheit einwilligt, obwohl er darunter leidet; und wenn sie einmal begonnen hat, nimmt die Krankheit ihren gewohnten Verlauf, es sei denn, sie wird durch eine starke entgegenwirkende Kraft plötzlich beendet. Sobald aber der Körper seine Einwilligung zurückziehen kann, hört die Krankheit sofort oder rasch auf – das war das Geheimnis des Coué-Systems. Auf die gleiche Weise können auch diese wiederholten Anfälle von Niedergeschlagenheit und Verzweiflung bald zum Stillstand gebracht werden, wenn das vitale Mental seine Zustimmung zurückzieht und sich weigert, von den gewohnten Suggestionen und gewohnten Regungen beherrscht zu werden. Hat es aber einmal die Gewohnheit der Zustimmung angenommen, dann ist es für dieses Mental nicht einfach – auch wenn es eine durchaus passive, duldende und zögernde Zustimmung ist –, diese Gewohnheit aufzugeben und aus dem Teufelskreis herauszutreten. Es ist nur dann einfach, wenn sich das Mental weigert, weiterhin den Eingebungen Glauben zu schenken oder die Ideen oder Gefühle, die den Kreislauf in Bewegung setzen, zu akzeptieren.

Wenn einmal der Zustand eingetreten ist, in welchem den durchziehenden Gedanken kein Glauben mehr geschenkt wird, sie nicht mehr angenommen werden oder ihnen erlaubt wird, das Verhalten zu beherrschen, ist es ein Zeichen dafür, dass das vitale Mental nicht länger regiert – denn es ist eine Eigenart des vitalen Mentals, die Erkenntnis des wahren Mentals immer zu trüben und es [dann] zur Tat zu treiben. Weder das vitale Mental noch das physische Mental sind Dinge, von denen man sich zu befreien hätte, sie müssen aber beruhigt, geläutert, kontrolliert und umgewandelt werden. Das wird dann in vollem Umfang geschehen, wenn das denkende Mental gänzlich bewusst wird und die Seele hervortritt und sowohl das denkende Mental als auch das vitale und physische Wesen lenkt und beherrscht. Dein denkendes Mental wird mehr und mehr bewusst; das geht aus dem hervor, was du schreibst, denn die darin ausgedrückten Wahrnehmungen sind durchaus klarsichtig und genau und weisen ein zunehmend richtiges Verstehen auf. Außerdem ist das, was dich bewusst macht, der wachsende Druck der Seele im Hintergrund, die hervortreten will. Denn was, wie du fühltest, aus dem Hintergrund hervorzukommen versuchte, war die Seele selbst. Die Wahrnehmung von Blumen und Duft, von Kühle und Frieden ist immer ein sicheres Zeichen dafür, dass die Seele aktiv wird. Sie hat sich in letzter Zeit in dir entwickelt und war lediglich durch den Ansturm des vitalen Mentals verdeckt, das seinen Einfluss oder Platz nicht verlieren wollte. Nachdem nun das vitale Mental ruhig ist, ist es wiederum die Seele, die darauf drängt hervorzutreten und ihren Einfluss auszuüben.

Die später aufkommenden Gedanken über die Fehler in deiner Verhaltensweise gegenüber anderen, die Reue sowie die Einsicht, weshalb du keine vernünftigen Beziehungen mit anderen herstellen konntest, waren das Ergebnis dieses seelischen Hervortretens. Denn wenn die Seele hervortritt oder wenn sie Mental oder Vital stark beeinflusst, beginnt man, seine eigene Natur und Handlungsweise sowie Dinge und andere [Menschen] klar und richtig zu sehen und die richtigen Gefühle zu haben. Es geschah auch unter diesem Druck der Seele, dass, während das Mental zu den rechten Gedanken und Wahrnehmungen kam, das Vital über das Geschehene Reue empfand und um Vergebung bitten wollte. Während aber diese Bereitschaft, um Verzeihung zu bitten, an sich eine richtige Empfindung war, wäre es nicht ganz die weiseste oder beste Handlungsweise gewesen, es wirklich auszuführen. Daher sagte dir die Seele sofort selbst, was zu tun das Wahre sei, nämlich stattdessen von der Mutter Vergebung zu erbitten. Nachdem das Notwendige in Mental und Vital geschehen war, klärte die Seele das ganze Bewusstsein und brachte die ihr eigene Ruhe; den ihr eigenen Frieden zurück. Ich erkläre dir das alles, damit du zu verstehen beginnst, wie diese Dinge innerlich wirken und was mit der Seele, ihrer Tätigkeit und ihrem Einfluss gemeint ist.

Die Vision, die du von der anderen, der leuchtenden, friedvollen und schönen Welt hattest, war eine Art symbolisches Bild des wahren physischen Bewusstseins und der Welt, in welcher es lebt – des physischen Bewusstseins, wenn es unmittelbar unter der Kontrolle der Seele steht, und der Charakter der Welt, welche es für sich schaffen will.

Ich vermute, dass es dein seelisches Wesen ist, das in den Vordergrund trat, oder aber es ist das wahre vitale Wesen in dir, das hervortreten konnte, weil du die seelische Haltung eingenommen hattest. Wenn das seelische Wesen hervortritt, findet ein automatisches Erkennen des Wahren und Unwahren statt, des Göttlichen und Ungöttlichen, des spirituell Rechten und Unrechten der Dinge, und die unwahren vitalen und mentalen Bewegungen und Angriffe werden sofort aufgedeckt und lassen nach, ohne etwas ausrichten zu können; allmählich füllen sich sowohl das Vital und Physische als auch das Mental mit dem Licht, der Wahrheit, dem sicheren Gefühl und der Reinheit der Seele, und derartig heftige Anfälle, wie du sie hast, sind nicht mehr möglich. Tritt [hingegen] das wahre vitale Wesen hervor, dann ist es etwas Weites, Starkes und Stilles, ein standhafter, machtvoller Streiter für das Göttliche und die Wahrheit, der alle Feinde abwehrt, wahre Stärke und Kraft [in das Wesen] bringt und das Vital dem größeren Bewusstsein über uns öffnet. Man muss abwarten, welches der beiden es ist, das du innerlich fühlst.

Es ist das seelische Wesen in dir, das hervorgetreten ist; und wenn das seelische Wesen hervortritt, ist alles Glücklichkeit und die richtige Haltung und Betrachtungsweise der Dinge stellen sich ein. Es ist natürlich in gewissem Sinn das gleiche Ich, das verschiedene Teile seiner selbst hervortreten lässt. Wenn aber diese verschiedenen Teile alle unter der Kontrolle der Seele stehen und durch sie der Aufnahme des höheren Bewusstseins zugewandt werden, dann beginnt die Harmonisierung aller Teile und ihre progressive Umformung in die Natur des höheren Bewusstseins, wodurch sie an Frieden, Licht, Kraft, Liebe, Wissen und Ananda wachsen – das ist es, was wir die Umwandlung nennen.

Das Wirken des seelischen Wesens, nicht das [seelische] Wesen selbst, wird mit den mentalen, vitalen und physischen Unzulänglichkeiten vermengt, da es diese benutzen muss, um das wenige auszudrücken, was von dem wahren seelischen Gefühl durch den Schleier dringt. Durch das Streben des Herzens nach dem Göttlichen wird das seelische Wesen frei von diesen Unzulänglichkeiten.

Wenn dein Gefühl das der [Göttlichen] Gegenwart ist, dann lebst du im Bewusstsein des seelischen Zentrums. Mentales Denken ist gut, weil es dorthin führt, es ist aber als solches nicht jenes Leben im seelischen Zentrum.

Es ist gut. Es bedeutet, dass die Seele wieder hervorgetreten ist. Wenn sich die Seele im Vordergrund befindet, wird die Sadhana selbstverständlich und einfach, und es ist nur eine Frage der Zeit und natürlichen Entwicklung. Wenn das Mental oder das Vital oder das physische Bewusstsein überwiegt, ist die Sadhana eine tapasya und ein Kampf.

Was du fühlst, ist das wahre seelische Sich-Öffnen, und du solltest immer danach streben und andere Dinge zurückweisen, bis es zur normalen Grundlage deines Bewusstseins wird. Ist das einmal vorhanden, kannst du damit von oben eine Stärke herabrufen, die das Vital kraftvoll machen und die Schwäche beseitigen wird. Deine Sadhana ist noch zu mental und daher schwierig und langsam; durch das seelische Sich-Öffnen ist ein befriedigenderer und schnellerer Fortschritt möglich.

Du beschreibst das Tun des gewöhnlichen Daseins, nicht das des Yoga. Yoga ist ein Suchen (nicht ein mentales Forschen) und nicht ein Experimentieren mit Gegensätzen und Widersprüchen. Es ist das Mental, welches das tut und welches analysiert. Die Seele forscht nicht, noch analysiert oder experimentiert sie – sie sucht, fühlt, erfährt.

Das einzige Körnchen Wahrheit in deiner Behauptung ist, dass der Yoga sehr oft aus einer Folge von Auf und Ab besteht, bis du eine gewisse Höhe erreicht hast. Der Grund hierfür ist jedoch ein ganz anderer, und es hat nichts mit den Launen der Seele zu tun. Im Gegenteil, wenn das seelische Wesen hervortritt und Meister wird, beginnt eine im wesentlichen ruhige Tätigkeit, und obwohl es noch Schwierigkeiten und Wellenbewegungen gibt, sind diese nicht länger von jähem oder dramatischem Charakter.

Die Seele an sich enthält die größtmögliche Stärke, doch bleibt das meiste davon hinter dem Schleier und nur das, was in der [menschlichen] Natur in Erscheinung tritt, ist von Bedeutung. In einigen Menschen ist das seelische Element stark, in anderen schwach; in manchen Menschen ist das Mental der stärkste Teil und hat die Oberhand, in anderen ist es das Vital, das lenkt oder antreibt. Durch die Sadhana aber kann das seelische Wesen mehr und mehr hervortreten, bis es dominiert und das Übrige lenkt. Wenn es bereits die Führung übernommen hätte, wären die Kämpfe und Schwierigkeiten des Mentals und Vitals keinesfalls ernsthaft; denn jeder Mensch würde im Licht der Seele die Wahrheit erkennen und fühlen und ihr immer mehr folgen.

Deine Erfahrung der Weite mit vielen sich öffnenden Wegen war ein Bild des höheren Bewusstseins, in dem alle Bewegungen des Wesens offen, wahr und glücklich sind – die Unwissenheit und Unfähigkeit der niederen Natur hören auf. Das ist es, was das Licht von oben bringt.

Wenn die Seele als hauptsächliche Macht handelt, dann durch ein sicheres Gefühl und einen inneren seelischen Sinn, die die Falschheit zurückweisen. Die mentalen Bereiche über dem Mental [höheres Mental, erleuchtetes Mental usw.] hingegen wirken nicht auf diese Weise – dort sind es Unterscheidung und Wille, die handeln, und ihre Tätigkeit ist umfassender, doch sozusagen weniger sicher und weniger automatisch.

Wenn du am Scheitelpunkt des Kopfes konzentriert bist, bedeutet es, dass sich das mentale Wesen dort mit dem höheren Bewusstsein verbindet und nicht viel Widerstand oder gar keiner vorhanden ist. Der andere Ort weist auf die Verbindung des seelischen Wesens mit dem höheren Bewusstsein hin, daher auch das größere Schweigen, weil sich die Seele tiefer im Inneren befindet als das mentale Wesen; aber hier findet auch der Versuch statt, über die Seele das Übrige niedrigere Bewusstsein mit dem höheren zu verbinden – und es ist dort, wo ein Widerstand vorhanden ist. Die mentale Verbindung beeinflusst weder das Vital noch das Physische, daher sind sie vorläufig ruhig oder können ruhig bleiben – die seelische Verbindung hingegen setzt sie unter Druck, worauf die erste Reaktion das Gefühl der Ermüdung ist und die letzte ein Aufruhr sein kann. Doch die seelische Verbindung, wenn sie wirksam ist, ist für die Wandlung des gesamten Wesens ungleich machtvoller.

Die Seele ist der Betrachter, der Erhalter, der Erfahrende – Meister hingegen ist sie nur theoretisch; in Wirklichkeit ist sie so lange nicht Meister, anisa, wie sie der Unwissenheit zustimmt. Denn das ist eine allgemeine Zustimmung, die miteinbezieht, dass die Prakriti mit dem Purusha umher tanzt und mit ihm ganz und gar das tut, was sie will. Wenn er die Oberhand zurückgewinnen, die Theorie zur Praxis machen will, bedarf er einer großen Menge von tapasya.

Die Seele ist immer verhüllt gewesen, hat dem Spiel des Mentals, des Physischen und Vitals zugestimmt und über sie alles auf die unwissende mentale, vitale und physische Weise erfahren. Es kann also nicht sein, dass diese [Mental, Vital, das Physische] sich sofort ändern müssen, wenn sich die Seele lediglich die Mühe nimmt, zu flüstern oder zu sagen: „Lass es Licht werden“. Sie haben eine ungeheuer negierende Macht und können sich weigern, und tun es unverhohlen. Das Mental widersetzt sich mit eigensinniger Beharrlichkeit im Argumentieren und einem immerwährenden Durcheinander von Ideen, das Vital mit ungestümer Böswilligkeit, die durch die entwaffnenden Begründungen des Mentals, das auf seiner Seite steht, unterstützt werden, das Physische widersetzt sich mit hartnäckiger Trägheit und einem unbedingten Festhalten an alter Gewohnheit, und nach ihnen kommt die allgemeine Natur ins Spiel und sagt: „Was, so leicht willst du mich loswerden? Nicht dass ich wüsste“, und sie bedrängt dich und wirft die alte Natur wieder und wieder, so lange sie kann, auf dich zurück. Und dennoch behauptest du, es sei die Seele, die diesen ganzen „Spaß“ will und lachend und tanzend umhergeht, um mehr davon zu bekommen.

Es gibt immer einen Teil des Vitals, des Mentals, des Körpers, der durch die Seele beeinflusst wird oder werden kann; sie können der seelisch-mentale, der seelisch-vitale, der seelisch-physische Teil genannt werden. Entsprechend der Persönlichkeit oder dem Grad der Entwicklung jedes Menschen kann dieser Teil klein oder groß sein, schwach oder stark, verdeckt und untätig oder hervortretend und in Tätigkeit. Ist er tätig, dann werden die seelischen Motive oder Ziele durch die Bewegungen des Mentals, Vitals oder des Physischen akzeptiert, sie nehmen am Wesen der Seele teil oder folgen ihren Zielen, jedoch mit einer Modifikation in der Art, wie sie für das Mental, Vital oder Physische typisch ist. Das seelische Vital sucht das Göttliche, doch ist in seinem Selbst-Geben Forderung, Begehren und vitale Spannung enthalten. Die Seele hat das nicht, denn der Seele ist stattdessen reines Selbst-Geben, Streben und die Intensität des seelischen Feuers eigen. Das seelische Vital ist Schmerz und Leiden unterworfen, was es in der Seele nicht gibt.

Der Atman ist nicht das gleiche wie die Seele – Atman ist das Selbst, das eins in allen ist, still, weit, immer im Frieden, immer frei. Das seelische Wesen ist die Seele im Inneren, die das Leben erfährt und sich entwickelt mit einem sich entfaltenden Mental, Leben und Körper. Die Seele leidet nicht wie das Vital oder der Körper, sie kennt weder Schmerz noch Qual noch Verzweiflung; sie kennt aber den seelischen Kummer, der sich von diesen Dingen unterscheidet. Es ist eine Art ruhiger, süßer Traurigkeit des Sehnens, die sie empfindet, wenn sich die Dinge gegen das Göttliche richten, wenn Finsternis und Hindernisse zu schwer sind, wenn Mental, Vital und das Physische anderen Dingen nachlaufen, wenn die Verderbtheit, Falschheit und Dunkelheit zu stark für das Licht zu sein scheinen. Es ist nicht Verzweiflung – aber sie fühlt, dass diese Dinge nicht sein sollten, und das seelische Sehnen, dass sie sich ändern, wird so stark, dass es als etwas wie Traurigkeit empfunden wird.

Was das anbelangt, dass sich die Seele nicht im Vordergrund befindet, wäre zu sagen, dass nicht alles auf einmal zuwege gebracht werden kann – die anderen Teile des Wesens müssen für die Wandlung erst vorbereitet, und der Schleier dazwischen [zwischen der Seele und den anderen Wesensteilen] muss dünner und dünner werden. Aus diesem Grund finden Erfahrungen statt, die sowohl auf das innere Mental, Vital und Physische als auch auf die äußere Natur einwirken.

Deine Vision stellte den Weg zum Ziel dar. Shiva auf dem Weg bedeutet die Macht, die das Licht ausströmt, die aber auch den Sadhak prüft, ob er für den weiteren Fortschritt reif ist. Wenn er ihn [die Prüfung] bestehen lässt, findet ein Ansturm von neuen und höheren Erfahrungen statt, der Marsch und das Fortschreiten der göttlichen Kräfte, der Götter und ihrer Mächte, die Umwandlung der Natur in ein höheres Bewusstsein. Es waren diese Mächte, die du in deiner Vision vorüberziehen sahst.

Die Teilung des Wesens, die du erwähnst, ist ein notwendiges Stadium in der yogischen Entwicklung und Erfahrung. Man fühlt, dass ein doppeltes Wesen vorhanden ist, das innere, seelische, welches das wahre ist, und das andere, das äußere menschliche Wesen, das als Werkzeug für das äußere Leben dient. Im inneren, seelischen Wesen zu leben, in Einung mit dem Göttlichen, während man äußere Arbeit verrichtet, wie du es empfindest, ist die erste Phase im Karmayoga. Diese Erfahrungen sind in Ordnung; sie sind unerlässlich und normal in diesem Stadium.

Wenn du keine Brücke zwischen den beiden [dem seelischen und dem äußeren Wesen] fühlst, dann deshalb, weil du dir dessen, was die beiden verbindet, nicht bewusst bist. Es gibt ein inneres Mental, ein inneres Vital, ein inneres Physisches, welche die Seele mit dem äußeren Wesen verbinden. Doch brauchst du dir darüber gegenwärtig keine Sorgen zu machen.

Wichtig ist, das zu bewahren, was du hast, und es wachsen zu lassen und immer im seelischen Wesen, deinem wahren Wesen, zu leben. Die Seele wird zur rechten Zeit erwachen und die ganze übrige Natur dem Göttlichen zuwenden, so dass sich sogar das äußere Wesen in Kontakt mit dem Göttlichen fühlt und vom Göttlichen in allem, was es ist und fühlt und tut, bewegt wird.

Es war bestimmt eine Erfahrung von großem Wert, eine seelische Erfahrung par excellence. „Ein Gefühl von samtiger Sanftheit im Inneren – eine unsagbare innere Plastizität“ – das ist eine seelische Erfahrung und kann nichts anderes sein. Sie bedeutet eine Veränderung in der Bewusstseins-Substanz, besonders im vital-emotionellen Teil; und wenn eine derartige Veränderung verlängert oder bis zu ihrem Andauern wiederholt wird, bedeutete das einen großen Fortschritt in dem, was ich die seelische Umwandlung des Wesens nenne. Genau diese Veränderungen in der inneren Substanz sind es, die die Umwandlung möglich machen. Eine weitere Veränderung machte den Beginn des Wissens möglich – denn mit Wissen meinen wir im Yoga nicht Gedanken oder Ideen über spirituelle Dinge, sondern ein seelisches Verstehen von innen und eine spirituelle Erleuchtung von oben. Daher war das erste Ergebnis dieses Gefühl, „dass es keine Schande sei, es nicht zu verstehen, dass vielmehr das wahre Verstehen erst nach der Erkenntnis der eigenen völligen Unfähigkeit kommen würde“. Das war in sich bereits ein Beginn des Verstehens – ein seelisches Verstehen, etwas, das innerlich gefühlt wird, das ein Licht ausstrahlt oder eine spirituelle Wahrheit entfaltet, die bloßes Denken nicht vermittelt hätte, eine Wahrheit, die wirkungsvoll die Erleuchtung und Erquickung bringt, die du brauchst – denn was das seelische Wesen mit sich bringt, ist immer Licht und Glück, ein inneres Verstehen, eine innere Linderung und Erquickung.

Ein anderer sehr vielversprechender Aspekt dieser Erfahrung ist, dass sie als unmittelbare Erwiderung auf eine Anrufung des Göttlichen kam. Du hast um die Einsicht und den Ausweg gebeten, und sogleich zeigte Krishna dir beides – die Lösung war die Veränderung des inneren Bewusstseins, jene Plastizität, die Wissen ermöglicht, aber auch das Erkennen, wie der Zustand von Mental und Vital zu sein hätte, damit das wahre Wissen oder die Macht des Wissens kommen kann. Denn das innere Wissen kommt von innen oder oben (entweder vom Göttlichen im Herzen oder vom Selbst über uns), und damit es kommt, müssen der Stolz des Mentals und Vitals auf die oberflächlichen mentalen Ideen und das Beharren auf ihnen verschwinden. Man muss wissen, dass man unwissend ist, bevor man anfangen kann zu wissen. Das zeigt, dass ich nicht unrecht habe, wenn ich auf das seelische Sich-Öffnen als dem einzigen Ausweg dränge. Denn in dem Maße wie sich die Seele öffnet, werden solche Erwiderungen und noch vieles andere mehr etwas Selbstverständliches, und auch die sie ermöglichende innere Wandlung kann voranschreiten.

Gemeint war (mit innerer Plastizität) vermutlich die seelische Plastizität, durch welche die Hingabe möglich wird, zusammen mit einem freien Offen-sein gegenüber dem Göttlichen Wirken von oben. Innere Plastizität ist das Gegenteil von Starrheit, die darauf besteht, die eigenen Ideen und Gefühle und gewohnten Wege des Bewusstseins aufrechtzuerhalten, welche im Gegensatz zu den höheren Dingen von oben oder der Seele im Inneren stehen.

Wenn es etwas im Herzen war, muss es die Seele im Hintergrund gewesen sein, die oft so empfunden wird, als ob sie sich irgendwo tief unten befände oder aus der Tiefe aufsteigen würde. Wenn man sich ihr zuwendet, ist es häufig so, als würde man in einen tiefen Brunnen tauchen.

Die Erschütterung muss durch die seelische Kraft erfolgt sein, die versuchte, das mentale und vitale Lid zu öffnen, das die Seele bedeckt.

Es ist offensichtlich die Seele – sie wird oft als ein tiefer Brunnen oder Schlund gesehen, in den man hinein taucht; aber hier ist es zweifelsohne das seelische Eindringen in alle niederen Ebenen und auch das Aufsteigen zu den höheren Ebenen über uns.

Das seelische Wesen ist im Herz-Zentrum in der Mitte der Brust (nicht im physischen Herzen, denn alle Zentren liegen an der Mittellinie des Körpers), es ist jedoch tief dahinter verborgen. Wenn man sich vom Vital zur Seele wendet, ist es, als würde man tief, tief hinuntergehen, bis man diese innere Stätte der Seele erreicht hat. Die Oberfläche des Herz-Zentrums ist der Ort des emotionalen Wesens; von dort wendet man sich der Tiefe zu, um die Seele zu finden. Je tiefer man geht, desto intensiver wird die seelische Glückseligkeit, die du beschreibst.

Ich hoffe, der Schmerz ist verschwunden. Wenn diese Dinge kommen, rufe immer die Mutter und lass ihre Kraft auf dich wirken.

Die Seele befindet sich tief im Inneren des Herzens – also tief innen, nicht an der Oberfläche, wo die gewöhnlichen Empfindungen sind. Sie kann jedoch sowohl hervortreten und die Oberfläche einnehmen als auch im Inneren sein – dann sind die Empfindungen nicht mehr vitale Dinge, sondern werden zu seelischen Empfindungen und Gefühlen. Auch kann die Seele, die auf diese Weise im Vordergrund steht, ihren Einfluss überallhin ausdehnen, zum Beispiel auf das Mental, um seine Ideen umzuwandeln, oder auf den Körper, um seine Gewohnheiten und Reaktionen umzuwandeln.

Die Person, die du über dir sahst, war vermutlich eine Erscheinungsform von mir. In der Vision ist es möglich, dass uns der Sadhak nicht nur in unserer physischen Gestalt sieht, sondern auch in anderen Formen, die wir auf verschiedenen Seins-Ebenen annehmen.

Die Erfahrung ist eine jener Traumerfahrungen, die man auf der vitalen Ebene hat – denn dort sind gute und schlechte, angenehme und unangenehme Dinge eng beisammen.

Einen Fehler in der eigenen Natur erkennen – so wie du es tatest –, ist tatsächlich nicht gleichbedeutend mit seiner völligen und sofortigen Ausmerzung, es ist aber ein großer Schritt darauf zu. Er wird aufgrund der Macht der Gewohnheit in der [menschlichen] Natur nicht auf einmal ausgemerzt; sich seiner jedoch bewusst zu sein und den Willen zu seiner Beseitigung zu haben, trägt dazu bei, seine Kraft zu schwächen und das Wirken der Mutter zu unterstützen.

Deine Vision gehörte der mentalen Ebene an und war symbolisch. Sie war nicht so sehr ein Symbol deiner eigenen Lage als der üblichen Schwierigkeiten, denen man auf dem Weg nach innen, in das seelische Zentrum, begegnet, um dort zu leben. Der maidan [ein großes, offenes Feld] voller Licht war das innerste seelische Zentrum; der dunkle Raum dazwischen stellt den Schleier der Unwissenheit dar, der durch die Kluft zwischen dieser innersten Seele und der äußeren Natur geschaffen wird. Das sich immerfort drehende chakra, das die Annäherung von einer Seite [der mentalen Seite] verhindert, ist die Tätigkeit des gewöhnlichen Mentals; wenn das Mental ruhig wird, ist es leichter. Die Schlange ist die vitale Energie, welche die Seele verdeckt und die Annäherung von einer anderen Seite (der vitalen) verhindert. Auch hier gilt, dass die Annäherung leichter ist, wenn das Vital ruhig wird.

Die Schläge auf die Stirn waren vielleicht das Wirken einer Kraft, um das Zentrum dort zu öffnen – denn dort, zwischen den Augen, ist das Zentrum des inneren Mentals, Willens und der inneren Schau. Alle diese Zentren sind dem gewöhnlichen Bewusstsein verschlossen oder nur sehr wenig an der Oberfläche geöffnet. Wenn sich das innere Mental-Zentrum öffnet, kann der Friede usw. von oben leicht in das Mental eintreten, später dann in das Vital, und beide, Mental und Vital, werden ruhig werden.

Die Schwierigkeit der Zweiteilung des Mentals erfährt jeder, sobald sich die Neigung zeigt, nach innen zu gehen. In dieser Sadhana wird sie durch eine Art von Harmonie behoben, die sich einstellt, wodurch man, auch wenn man seine Arbeit verrichtet und die notwendigen äußeren Tätigkeiten beibehält, dennoch im Inneren, in der Fülle des inneren Lebens und der inneren Erfahrung leben kann.

Verlass dich immer auf die Mutter! Diese Dinge sind die ersten Anfänge yogischer Erfahrung, und die Schwierigkeiten des Mentals und Vitals (welches nicht deine alten Schwierigkeiten sind, sondern einfach die normalen Schwierigkeiten der Anpassung und Harmonisierung der verschiedenen Wesensteile) werden sich von selbst beheben.

Es ist sehr gut – alles, was du schreibst, deutet klar auf das seelische Hervortreten hin, das ich in meinem gestrigen Brief erwähnte. Gleichzeitig mit dem tiefen Eintauchen in die Seele tritt der seelische Einfluss in Mental und Herz hervor. Die Tiefe des Eintauchens ist der Grund, warum du in deiner Tätigkeit so langsam geworden bist – das Bewusstsein befindet sich zu sehr im Inneren, um auf äußere Dinge rasch einwirken zu können. Das ist ein Stadium, das man während der inneren Wandlung durchläuft. Gleichzeitig nehmen die Ideen des Mentals, die Wahrnehmungen und die mentale und vitale Einstellung gegenüber Dingen, Ereignissen und Menschen einen mehr und mehr seelischen Charakter an. Liebe zum Göttlichen und Hingabe sind die zentralen Gefühle der seelischen Natur, und das wächst in dir gegenüber der Mutter und durchdringt dein Wesen. Eine seelische Liebe zu allen zeigt sich ebenfalls; diese Liebe ist etwas Innerliches und verlangt nicht, sich äußerlich auszudrücken wie die vitale Liebe, die die Menschen meistens haben. Die seelische und spirituelle Haltung hängt auch nicht von Gut und Böse in den Wesen ab, sondern ist selbst-bestehend; sie werden als Seelen betrachtet, die das Göttliche in sich tragen, wie tief es auch verborgen sein mag, und sind Kinder der Mutter.

Lass die Süße und das glückliche Gefühl sich mehren, denn sie sind das stärkste Kennzeichen der Seele, [die Bestätigung] dass das seelische Wesen erwacht und in Kontakt mit uns ist. Lass dich nicht durch Fehler im Denken oder Sprechen oder Handeln stören – löse dich von ihnen als von etwas Oberflächlichem, mit dem sich die [Göttliche] Macht und das Licht auseinandersetzen werden, um es zu beseitigen. Halte dich an die eine zentrale Sache – an deine Seele und die höheren Wirklichkeiten, die sie bringt.

Es ist die Seele, das seelische Wesen in dir, hinter dem Herzen, das erwacht ist und das Mental auf das Göttliche konzentrieren will. Es liegt in der Natur des Mentals, sich anderen Dingen zuzuwenden, wenn es das aber jetzt tut, kehrt Unbehagen im Herzen ein, die seelische Sorge, weil das Herz sofort fühlt, dass dies falsch ist, und auch der Kopf wegen des Widerstandes gegenüber der wirkenden Göttlichen Kraft schmerzt. Das ist oft der Fall in einem frühen Stadium der Sadhana, nachdem das Bewusstsein sich der Sadhana geöffnet hat.

Es gibt einen seelischen Kummer, der meist dann entsteht, wenn die Seele fühlt, wie stark der Widerstand in der Welt ist und wie sehr die Kräfte in ihr gegen die Mutter wüten.

Vielleicht hat sich das Vital des seelischen Kummers bemächtigt und ihm einen ungestümeren und verworreneren Ausdruck verliehen – im seelischen Kummer liegt im Allgemeinen nichts Beunruhigendes.

Seelische Traurigkeit wirkt läuternd und nicht niederdrückend.

Das von der Seele ausgelöste Unbehagen ist nicht Depression, es ist von der Art einer Zurückweisung der falschen Bewegung.

Wenn durch das Unbehagen Depression oder vitale Unzufriedenheit ausgelöst wird, hat es mit der Seele nichts zu tun.

Das Unbehagen ist lediglich ein Hinweis für dich, in Zukunft wachsamer zu sein.

Mental und Vital hatten seit eh und je die Oberhand, sie entwickelten sich selbständig und sind daran gewöhnt, selbständig zu handeln. Wie konntest du erwarten, dass ein seelischer Einfluss, der sich bemerkbar macht, gleich das erste Mal stärker ist als sie. Nicht die Seele fühlt Unbehagen, sie löst das Unbehagen in dir aus, wenn du das Falsche tust.

Eintausend Leben lang hast du die Seele im Hintergrund gehalten und dem Vital nachgegeben. Das ist der Grund, weshalb die Seele nicht stark ist.

Das Weinen, das dich überkommt, stammt vom seelischen Wesen – es sind die Tränen des seelischen Sehnens und Strebens. In einem bestimmten Stadium überkommt es viele auf diese Weise, und es ist ein sehr gutes Zeichen. Auch die anderen Gefühle und Neigungen haben den gleichen Ursprung. Sie zeigen, dass die Seele einen starken Einfluss ausübt und sich gleichsam auf das Hervortreten vorbereitet. Akzeptiere die Bewegung und lass sie sich vollenden.

Es ist durchaus richtig, dass das Weinen Kräfte eindringen lässt, die besser draußen bleiben sollten – denn Weinen ist ein Aufheben der inneren Kontrolle und Ausdruck der vitalen Reaktion und des vitalen Egos. Nur das seelische Weinen öffnet diesen Kräften nicht die Tür – denn dieses Weinen ist ohne Kummer, es sind die Tränen der bhakti, der spirituellen Emotion oder des Ananda.

Deine Erfahrung war sehr schön – das innere Wesen erkennt durch solche Erfahrungen das, was im Wachzustand als Grundlage des spirituellen Bewusstseins und spirituellen Lebens geschaffen werden muss.

Diese Unfähigkeit der Beherrschung und der Übereifer sind offensichtlich eine Bewegung der vitalen Natur. Das Vital kann an einer Bewegung teilhaben, darf sie aber nicht beherrschen – sie muss der Seele untergeordnet sein.

Dies sind Bewegungen des Vitals unter seelischem Einfluss. Wenn darunter eine feste seelische Basis vorhanden ist, wird es als eine zugrundeliegende Ruhe, ein zugrundeliegendes Vertrauen oder als eine unbeirrte Haltung der Hingabe empfunden.

Das Sehnen des Herzens ist in Ordnung, es sollte aber nicht den Frieden stören.

Ich halte es für besser, das Sehnen des Herzens einstweilen einzustellen. Es ist durchaus möglich, dass das Vital es sich zunutze macht, um Unzufriedenheit über den Fortschritt in der Sadhana zu schaffen. Seelisches Sehnen bringt nicht die Reaktion der Ungeduld, der Unzufriedenheit oder Unruhe.

Die Forderungen waren bereits vorhanden – mit der seelischen Fühlungnahme verbindet sich eine Intensivierung der Liebe, doch das niedere Vital vermengt die Liebe mit allen Arten von Forderungen.

Das seelische Feuer ist das Feuer des Strebens, der Läuterung und tapasya und stammt vom seelischen Wesen. Es ist nicht das seelische Wesen selbst, sondern eine Macht des seelischen Wesens. Das seelische Wesen ist ein Purusha, nicht eine Flamme – das seelische Feuer ist nicht das Wesen, sondern etwas, das ihm eigentümlich ist.

Es ist das Feuer des Agni, das du fühlst. Agni ist gleichzeitig ein Feuer des Strebens, ein Feuer der Läuterung, ein Feuer der tapasya, ein Feuer der Umwandlung.

Agni als Feuer des Strebens voll konzentrierter Ruhe und Hingabe ist bestimmt das erste, was im Herzen entfacht werden sollte.

Es ist die Kraft der Mutter, die im Agni wirkt.

Es ist richtig, dass das stete Feuer des Strebens entzündet werden muss; dieses Feuer aber ist das seelische Feuer und wird entfacht oder brennt oder wird größer in dem Maß wie die Seele innerlich wächst – und für das Wachsen der Seele ist Ruhe notwendig. Aus diesem Grund haben wir dahingehend gewirkt, dass die Seele in dir wächst und dass auch die Ruhe zunimmt, und aus diesem Grund wollen wir, dass du auf das Wirken der Mutter in voller Geduld und vollem Vertrauen wartest. Sich immer der Mutter zu erinnern, immer mit dem gleichmäßigen, unentwegten Feuer im Inneren, bedeutet für sich genommen einen beachtlichen Fortschritt in der Sadhana und muss durch verschiedene Hilfsmittel – wie die Erfahrungen, die du jetzt hattest – vorbereitet werden. Bewahre daher ein unerschütterliches Vertrauen, und alles, was geschehen muss, wird geschehen.

Das zentrale Feuer ist im seelischen Wesen, es kann aber in allen Teilen des Wesens entfacht werden.

Besonders im physischen Bewusstsein ist es schwierig, das Feuer am Brennen zu erhalten – dem Physischen fällt es leicht, einer steten Routine zu folgen, aber nicht so leicht, ein stetes lebendiges Bestreben aufrechtzuerhalten. Immerhin kann es nach einer gewissen Zeit hierfür vorbereitet werden. Alle Hilfe wird dir zuteil werden.

Es ist egoistisch, wenn das Ego glaubt, das seelische Feuer zu sein. Wenn sich das Bewusstsein mit dem seelischen Feuer identifiziert fühlt und erkennt, dass das Feuer alle Unreinheiten ausbrennen kann, dann ist es eine wahre Erfahrung.

Es ist wahr, dass, wenn das Bewusstsein ruhig bleibt, die Seele sich mehr und mehr aus dem tiefen Inneren heraus offenbart und ein klares Empfinden dafür entsteht, was wahr und spirituell richtig und was falsch oder unwahr ist, und damit auch die Fähigkeit, das abzuwerfen, was feindselig, falsch oder unwahr ist.

Die Erfahrung des Feuers ist durchaus richtig – es ist das große Feuer der Läuterung und Konzentration (d.h. ein „Ansammeln“ des Bewusstseins und seine fortwährende Hinwendung zum Göttlichen), jenes seelische Feuer, das alle durchschreiten müssen, um für immer und ganz zur Mutter zu gelangen.

Das Gefühl der Wärme im Herzen entsteht manchmal dadurch, dass das Feuer des Agni naht, manchmal durch das Feuer der Liebe oder des Ananda, manchmal ganz einfach durch einen Kontakt mit der [Göttlichen] Kraft.

Die Furcht vor dem Feuer ist unangebracht, denn was du brennen siehst, ist das Feuer des läuternden Agni, das keinen Schaden anrichtet; es beseitigt lediglich das, was nicht vorhanden sein sollte. Das ist der Grund, warum sich daraufhin eine Leichtheit oder Leere einstellte. Du brauchst nur ruhig zu sein und das Feuer seine Arbeit verrichten zu lassen. Die Hitze, die man während dieser Zeit fühlt, ist nicht die Hitze des Fiebers oder irgendeine andere krankhafte Hitze. Später wird alles, wie du selbst fühltest, kühl und licht.

All das ist einfach das Brennen des Agni in den verschiedenen Wesensteilen. Es ist die Vorbereitung für die Umwandlung. Das Hervortreten der Seele hingegen ist etwas anderes, und seine Merkmale sind von psychologischer Art.

Es ist vermutlich eine mentale Assoziation, die Agni mit der Seele in Zusammenhang bringt. Natürlich hat das individuelle Feuer des Agni seinen Ausgangspunkt in der Seele, doch zeigt das bloße Brennen des Feuers noch nicht das Hervortreten der Seele an.

Wenn das Feuer im Herzen brennt, ist es das Feuer in der Seele. Das seelische Feuer ist individuell und meist ein Feuer des Strebens oder der persönlichen tapasya. Dieses Feuer ist universal und kam von oben.

Das seelische Feuer kann im Vital brennen. Es hängt ganz davon ab, ob es das Feuer der allgemeinen Kraft ist, die von oben kommt, oder das Feuer des Strebens und der tapasya deiner Seele.

Alle diese Dinge sind sich nun häufig wiederholende Kennzeichen für den ablaufenden Prozess. Die Hitze wird durch das seelische Feuer ausgelöst, das die Hindernisse hinweg brennt, und das Ergebnis ist Kühle und vollständige Ruhe. Die Neigung zu schlafen ist in Wirklichkeit eine Neigung, sich nach innen, in die Tiefen des inneren Bewusstseins zu wenden, hervorgerufen durch den Druck, der die Wandlung bewirken soll.

Was du als Weite des Lichtes wahrgenommen hast, war die Weite des wahren Bewusstseins, das von den engen Grenzen des menschlichen Mentals, des menschlichen Vitals, des menschlichen Körper-Bewusstseins befreit war. Es ist wahr, dass das Mental, verglichen mit der Weite des wahren Bewusstseins, das keine Grenzen kennt, begrenzt ist – nicht nur das deinige, sondern jedes menschliche Mental, selbst das am weitesten entwickelte. Genau diese Weite ist es, die durch die Sadhana erreicht und durch diese Vorgänge vorbereitet wird. Der Blumenregen bedeutet eine Fülle von seelischen Eigenschaften und Bewegungen, und die weiße Blume des mentalen Sieges zeigt den Schritt an, der darauf hinführt – zum Sieg des Mentals des inneren Lichtes über die äußere Unwissenheit.

Die Hitze im Körper wird ganz einfach durch das innerlich stattfindende Wirken ausgelöst; es ist das, was die Hitze des tapas genannt wird – sie enthält nichts Schädliches wie [zum Beispiel] die Hitze des Fiebers. Der gute Duft, den du riechst, ist ein feiner oder seelischer Duft, genauso wie die Vision des Lotos ein feiner oder seelischer Anblick ist.

Das seelische Wesen wird innerlich oft in Gestalt eines Kindes gesehen – das ist es vielleicht, was du in dir fühlst; es verlangt nach voller Wahrhaftigkeit – Wahrhaftigkeit aber wird hier im Sinne eines Sich-Öffnens ausschließlich gegenüber den göttlichen Einflüssen und Impulsen gebraucht. Es bedeutet nicht, dass du einen Fehler begangen hast, sondern nur, dass die Seele in dir deine völlige Unterordnung unter ihre alleinige Herrschaft will, so dass alles in dir einzig für das Göttliche da ist. Das Gefühl der Sorge ist vermutlich eine Reaktion deines Vitals auf diesen Anspruch – es glaubt, dass es auf Abwege geraten ist; doch ist ein derartiges Gefühl der Sorge unangebracht. Das Vital kann in Ruhe darauf warten, dass durch das seelische Wirken alles Nötige zur rechten Zeit geschieht.

Das Feuer, das du sahst, war wiederum das seelische Feuer der Läuterung und tapasya, und die Blumengirlande war die Darbringung, die für die Mutter vorbereitet wurde – das seelische und göttliche Bewusstsein (Perle und Diamant) im Sadhak. Der schöne Ort war vermutlich auch ein Symbol der Seele, und der Lotos deutet auf das Sich-Öffnen des seelischen Bewusstseins hin.

Der zwölfblättrige Lotos und die Sonne mit den zwölf Strahlen zeigen das gleiche an, das vollständige Wahrheits-Bewusstsein der Göttlichen Mutter. Sie [die Sonne] war im Begriff aufzugehen, war aber erst halb aufgegangen. Die rote Farbe war das Zeichen der Macht.

Das Feuer, das du sahst, war das Feuer des seelischen Wesens, das Feuer des Strebens und der tapasya, das unter der Erde brannte, das heißt im Unterbewussten. Es öffnet die Erde, [das heißt] das physische Bewusstsein dem Göttlichen Licht. Mondlicht kann spirituelles Bewusstsein und das Zimmer dein eigenes persönliches Wesen oder individuelles physisches Bewusstsein symbolisieren. Mit diesen Hinweisen wird es ein Leichtes für dich sein, den tieferen Sinn der Erfahrung zu verstehen.

Agni ist das seelische Feuer und nicht die Göttliche Gegenwart. Wenn die Seele aktiv und offen ist, kann die Gegenwart gefühlt werden – hierfür braucht sich die Seele nicht im Vordergrund zu befinden. Aber auch wenn sie im Vordergrund ist, braucht die Göttliche Gegenwart im Herzen noch nicht gefühlt zu werden, es mag dort lediglich Streben, bhakti und Selbst-Geben herrschen. Es gibt kein starres Gesetz für diese Dinge – in verschiedenen Naturen findet eine unterschiedliche Entwicklung statt.

Wenn es im Herzen ist, kann es das seelische Feuer sein – möglicherweise ist es nicht die Freude, durch die das Feuer entfacht wurde, sondern die Entscheidung, zu der du gelangt warst, an das Wirken der Mutter zu glauben, ob es das Mental versteht oder nicht. Eine derartige Haltung fördert das Sich-Öffnen der Seele und würde deshalb sofort die seelische Freude und das Entfachen des Agni im seelischen Zentrum herbeiführen.

Das physische Mental in allen Menschen hat die Schwierigkeit, Gewohnheiten aufzugeben; es kennt nichts Schwierigeres. Bei dem Feuer, das du fühlst, muss es sich um Agni handeln, wie wir es nennen – das Feuer der Läuterung, welches auf das physische Mental zu seiner Veränderung einwirkt.

Die Brücke, die du sahst, war das Symbol des Übergangs vom gewöhnlichen zum spirituellen Bewusstsein; die weite Ebene war ein Symbol des großen Friedens und Schweigens, die mit dem spirituellen Bewusstsein eintreten, wenn man im Göttlichen ruht.

Die von dir empfundenen Wohlgerüche waren echte, aber nicht von der physischen Welt. Dieser Körper aus Fleisch und Blut ist nicht unser ganzes Selbst; es gibt, den Augen unsichtbar, auch einen feinstofflichen Körper, dessen man gewahr wird, wenn sich das innere Bewusstsein öffnet. Die Wohlgerüche kamen von dort tief innen, Wohlgerüche der Reinheit, der Liebe und Hingabe (Rose) usw. Dort im tiefen Inneren wohnt das seelische Wesen, und dorthin versuchst du zu gehen, wenn der Impuls oder Druck zur Nach-innen-Wende kommt; es war dies der Grund, weshalb du dich mehr und mehr friedvoll fühltest, weil du tiefer und tiefer in die Seele eintratest, von der diese Wohlgerüche kamen.

Sudha ist Nektar oder amrta, die Nahrung oder der Trank der Götter. Das Wort wird im Yoga für etwas gebraucht, das vom Brahmarandhra über den Gaumen fließt, wenn eine starke Konzentration stattfindet. Dies aber [was du meinst] ist etwas Psychologisches, es muss daher die seelische Süße gewesen sein, die in das [Körper-] System fließt.

2. Abschnitt

All das ist durchaus in Ordnung. Die Ausübung dieses Yoga hat zwei Seiten – auf der einen Seite ein Anstieg des Bewusstseins zu den höheren Ebenen, auf der anderen ein Herabkommen der Macht der höheren Ebenen in das Erd-Bewusstsein, um die Macht der Finsternis und Unwissenheit auszutreiben und die [menschliche] Natur umzuwandeln.

Das ganze Bewusstsein des Menschen, der das in der lebenden Materie verkörperte Mental ist, muss aufsteigen, um dem höheren Bewusstsein zu begegnen; das höhere Bewusstsein aber muss in das Mental, das Leben, die Materie herabkommen. Auf diese Weise werden die Schranken beseitigt, und das höhere Bewusstsein kann die ganze niedere Natur ergreifen und durch die Macht des Supramentals umwandeln.

Die Erde ist ein stoffliches Evolutionsfeld. Mental und Leben, Supramental, Sachchidananda sind im Prinzip hier im Erd-Bewusstsein involviert; als erstes aber wurde nur die Materie aufgebaut, dann kam das Leben von der Lebens-Ebene herab und gab dem Lebens-Prinzip in der Materie Form, Ordnung und Aktivität – es brachte Pflanze und Tier hervor; dann kam das Mental von der Mental-Ebene herab, was zur Erschaffung des Menschen führte. Jetzt ist das Supramental im Begriff herabzukommen, um eine supramentale Rasse zu erschaffen.

Die Sadhana gründet sich auf der Tatsache, dass eine Herabkunft von Kräften von den höheren Ebenen und ein Aufsteigen des niedrigeren Bewusstseins zu den höheren Ebenen die Umwandlung der niederen Natur ermöglichen – natürlich dauert es lange Zeit, und die vollkommene Umwandlung kann nur durch die supramentale Herabkunft kommen.

Es gibt keine feste Regel in solchen Dingen. Bei vielen kommt die Herabkunft zuerst und dann das Aufsteigen [des Bewusstseins], bei anderen ist es umgekehrt; bei manchen finden die beiden Vorgänge gleichzeitig statt. Wenn man das Bewusstsein über sich festigen kann, umso besser! Ich habe dir erklärt, warum es nicht geschah.

Ich meine nicht ein bloßes Aufsteigen [des Bewusstseins] nach oben. Dem Aufsteigen nach oben muss die Herabkunft des höheren Bewusstseins in die verschiedenen Teile des Wesens folgen. Das wandelt die äußere Natur, wobei die seelische Entwicklung förderlich wirkt und gleichzeitig selbst gefördert wird.

Ja. Aufzusteigen ist leichter als etwas herabzubringen. Das höhere Bewusstsein verstrickt sich sowohl im Physischen als auch im Mental und Vital und wird dort behindert.

Für das physische Bewusstsein ist die Herabkunft das Wichtigste. Ein Teil des Feinstofflichen kann immer aufsteigen, – das äußere physische Bewusstsein kann es aber nur dann, wenn die Kraft von oben herabkommt und es erfüllt. Es erfolgt dann so etwas wie eine Zusammenschließung, die zustande kommt, wenn das höhere und das physische Bewusstsein ein ungeteiltes Bewusstsein geworden sind und ein Aufsteigen von Kräften von unten und eine Herabkunft [von Kräften] von oben stattfindet, die sich gleichzeitig und gegenseitig durchdringen.

Die Aufwärtsbewegung und das Schweigen sind für die Offenbarung der Wahrheit unerlässlich.

Das Aufsteigen oder die Aufwärtsbewegung findet dann statt, wenn vom [menschlichen] Wesen ein ausreichendes Streben ausgeht, das heißt von seinen verschiedenen Ebenen, den mentalen, vitalen und physischen. Jede steigt der Reihe nach über das Mental hinaus zu dem Ort auf, wo sie dem Supramental begegnet und dann den Ursprung all ihrer Bewegungen von oben empfangen kann. Das Höhere kommt herab, wenn du eine aufnahmefähige Ruhe in den verschiedenen Ebenen deines Wesens für seinen Empfang vorbereitet hast. Auf jeden Fall – sei es in einem aufwärts gerichteten Streben, um sich zum Höheren zu erheben, oder indem man passiv und offen bleibt, um das Höhere zu empfangen – ist eine völlige Ruhe in den einzelnen Wesensteilen die wahre Voraussetzung.

Wenn du in einem ruhigen Streben oder Willen nicht die erforderliche Kraft findest, aber eine genügend große Bemühung dir hilft, dich zu erheben, kannst du sie als zeitweiliges Hilfsmittel einsetzen, bis ein natürliches Offen-sein vorhanden ist, in der ein schweigender Ruf oder ein einfacher, müheloser Wille ausreicht, um das Wirken der Höheren Shakti auszulösen.

In der Sadhana hat während einer bestimmten Zeit alles im adhara die Neigung, sich zu erheben und mit seinem Ursprung oben zu verbinden.

Der adhara ist das [Gefäß], worin das Bewusstsein gegenwärtig enthalten ist – Mental, Leben, Körper.

Auf einer höheren Ebene zu leben und von dort die Tätigkeit im Physischen als etwas Getrenntes zu sehen, ist ein entscheidendes Stadium in der Bewegung auf die Umwandlung hin.

Es ist das Ziel der Sadhana, dass sich das Bewusstsein aus dem Körper erhebe und darüber festige – sich überallhin in Weite ausbreitend, vom Körper nicht begrenzt. Auf diese Weise befreit, öffnet man sich allem, was über diesem Standpunkt ist, über dem gewöhnlichen Mental, empfängt dort alles, was von den Höhen herabkommt, und beobachtet von dort alles, was unten ist. So kann man in voller Freiheit alles betrachten und überwachen, was sich darunter befindet, und ein Empfänger oder Kanal für das sein, was herabkommt und in den Körper drängt, den es vorbereitet, das Instrument einer höheren Manifestation zu werden – umgeformt in ein höheres Bewusstsein und eine höhere Natur.

Was in dir geschieht, ist der Versuch des Bewusstseins, sich in dieser Befreiung zu festigen. Dort auf jenem höheren Standpunkt findet man die Freiheit des Selbstes, das weite Schweigen und die reglose Stille – diese Stille aber muss auch in den Körper herabgebracht werden, in alle niedrigeren Ebenen, und sich dort festigen als etwas im Hintergrund Befindliches, das alle Bewegungen enthält.

Etwas in dir hat das höhere Bewusstsein wahrgenommen und ist nach dort aufgestiegen – über den Kopf, wo das gewöhnliche Bewusstsein und die höheren Ebenen einander begegnen. Das muss weiterentwickelt werden, bis sich der ganze Ursprung des Bewusstseins dort befindet und alles Übrige von dort gelenkt wird – und gleichzeitig eine Befreiung der Seele, damit sie im Mental, Vital und in den physischen Teilen das Wirken von oben unterstützen kann.

Es ist der Atman, das spirituelle Wesen über dem Mental – man erfährt ihn zuerst als Schweigen und Ruhe (die man später als unendlich und ewig erkennt), unberührt durch die Bewegungen des Mentals, Lebens und Körpers. Das höhere Bewusstsein lebt immer in Fühlungnahme mit dem Selbst – das niedrigere ist davon durch die Tätigkeiten der Unwissenheit getrennt.

Wenn sich dein Bewusstsein über den Kopf erhebt, bedeutet dies, dass es sich vom gewöhnlichen Mental in das Zentrum darüber verlagert, welches das höhere Bewusstsein empfängt, oder aber zu den aufsteigenden Ebenen des höheren Bewusstseins selbst. Das erste Ergebnis ist das Schweigen und der Friede des Selbstes, die Grundlage des höheren Bewusstseins; sie können später in die niedrigeren Ebenen herabkommen, in den eigentlichen Körper. Auch Licht kann herabkommen und Kraft. Der Nabel und die Zentren darunter sind vitale und physische Zentren; etwas von der höheren Kraft muss nach dort herabgekommen sein.

Und wie soll sich die äußere Natur in die höhere Prakriti erheben, bevor du das Selbst verwirklicht hast? Die höhere Natur ist die des höheren Bewusstseins, dessen wichtigste Grundlage der Friede und die Weite und die Verwirklichung des Selbstes ist, des Einen, das alles ist.

Es gibt zwei Bewegungen – die eine ist ein Aufsteigen des niedrigeren Bewusstseins, um dem höheren zu begegnen, die andere ist eine Herabkunft des höheren Bewusstseins in das niedrigere. Deine erste Erfahrung war ein Emporschießen des niedrigeren Bewusstseins aus allen [Wesens-] Teilen, das deshalb so stark war, um das Lid des inneren Mentals zu sprengen – das war das Bersten des Schädels –, und um die Vereinigung der beiden Bewusstseinsarten oben zu ermöglichen. Das Ergebnis war eine Herabkunft Das erste, was vom höheren Bewusstsein herabkommt, ist gewöhnlich sein tiefer und vollkommener Friede; das zweite ist das Licht, hier das weiße Licht der Mutter. Wenn das höhere Bewusstsein herabkommt oder intensiv gefühlt wird, erfolgt meist ein Sich-Öffnen des begrenzten persönlichen Wesens für das kosmische Bewusstsein – man fühlt ein weites und unendliches Sein, allein bestehend, die Identifizierung mit dem Körper, ja sogar das Körpergefühl geht verloren, und das begrenzte persönliche Bewusstsein löst sich auf im kosmischen Dasein. All das hast du zuerst auf die unpersönliche Weise erfahren; nachdem aber das seelische Feuer brannte, fühltest du die Persönliche Weite, das kosmische Bewusstsein der Göttlichen Mutter und empfingst ihren Segen.

Das ist sehr gut so. Die Ideen und Gefühle, die aus dem Inneren aufsteigen, waren die der neugeborenen seelischen Natur.

Deine Empfindung vom Nachmittag, dass das Denken aufhört, sowie das Gefühl, dass sich etwas in deinem Inneren über den Kopf hinaus erhebt, gehört zur Bewegung der Sadhana. Es gibt ein höheres Bewusstsein über dir, nicht im Körper, sondern über dem Kopf, das wir das höhere, spirituelle oder göttliche Bewusstsein oder das Bewusstsein der Mutter nennen. Wenn sich das Wesen öffnet, beginnt alles in dir, das Mental (Kopf), das emotionale Wesen (Herz), das Vital, sogar ein Teil des physischen Bewusstseins, aufzusteigen, um sich mit diesem größeren, höheren Bewusstsein zu verbinden. Wenn man mit geschlossenen Augen dasitzt und meditiert, hat man das Gefühl des Aufsteigens, wie du es beschreibst. Es wird das Aufsteigen des niederen Bewusstseins genannt. Später beginnen die Dinge von oben herabzukommen, Friede, Freude, Licht, Stärke, Wissen usw., und eine große Veränderung in der [menschlichen] Natur nimmt ihren Anfang. Es ist das, was wir die Herabkunft des höheren Bewusstseins (dem der Mutter) nennen.

Das Unbehagen, das du empfandest, entstand aufgrund des ungewohnten Charakters der Bewegung. Es ist ohne Bedeutung und verschwindet schnell.

Die von dir beschriebenen Erfahrungen stehen miteinander in Zusammenhang und sind sehr leicht zu erklären. Die erste zeigt, dass ein Teil deines Mentals offen war, wodurch du, unterstützt von einem öffnen in der Seele, in der Lage warst, in die Regionen darüber aufzusteigen – die Bereiche des befreiten spirituellen Mentals mit dem unendlichen Pfad des Spirits, der zur höchsten Verwirklichung führt. Aber die übrige Natur war nicht dazu bereit. Dich angestrengt darum zu bemühen, die Erfahrung wiederzuerlangen, war in diesem Augenblick nicht die richtige Sache; du hättest nach Läuterung und Vorbereitung der Natur streben sollen, dem andauernden seelischen Sich-Öffnen und dass das höhere spirituelle Sich-Öffnen über dir wachse bis die vollkommene Befreiung des Wesens möglich wäre. Die Gewalt des Wirkens der Kräfte wurde durch den Widerstand ausgelöst, das Durchtrennen der Knoten im Kopf und in verschiedenen Teilen der Natur durch ihr [der Kräfte] Wirken auf die Befreiung hin. Die „Elektrizität“, die die Wirbelsäule durchlief, war der Durchgang der [Göttlichen] Kraft, die sich ihren Weg hinab durch die Zentren bahnte. Offensichtlich ist es die dunkle, widerstrebende Kraft des Vitals, der Begierden-Natur, die sich erhebt und alles bis hinauf zum Herzen umwölkt. Auf der anderen Seite ist das Herabströmen und die Befreiung, die es auslöst, ein Zeichen dafür, dass das Sich-Öffnen darüber noch besteht; denn das Schweigen und die Ruhe der [menschlichen] Natur sind eine Berührung von oben und für die Läuterung und Befreiung äußerst notwendig. Was fehlt, ist das volle Sich-Öffnen des seelischen Wesens hinter dem Herzen – denn hierdurch könnte das Herz von der dunklen Kraft befreit und eine Läuterung der übrigen Natur durch ein ruhiges und stetiges Wirken eher ermöglicht werden als durch ein ungestümes, das von chaotischer Tätigkeit und chaotischem Kampf begleitet wird. Wenn ein Sich-Öffnen im spirituellen Mental stattfindet ohne eine ausreichende seelische Wandlung, stellen sich dieses ungestüme Wirken der Kraft und dieser Widerstand ein; wenn sich die Seele öffnet, wirkt sie auf die ganze Natur ein, auf Mental, Vital und das Physische, lenkt sie von innen, damit sie sich umwandeln und für das volle spirituelle Sich-Öffnen und spirituelle Bewusstsein bereit werden. Hingabe und eine immer vollständigere innere Weihung sind der beste Weg, um die Seele zu öffnen.

Das ist gut – das Erwachen des seelischen Bewusstseins und seine Kontrolle über das übrige [Bewusstsein] ist eines der unerlässlichsten Elemente der Sadhana.

Es ist das, was wir das höhere oder spirituelle Bewusstsein nennen – es enthält oder stützt all die höheren Ebenen, die höheren Welten. Wenn du beginnst, es immer über dir zu fühlen, bedeutet das einen großen Schritt vorwärts in der Sadhana; dann kann sich das Bewusstsein nach dort erheben und alles, was im Mental, Vital und Körper stattfindet, von dort aus sehen, unterscheiden und kontrollieren. Es ist, wie du siehst, der Treffpunkt der aufsteigenden und herabkommenden Kräfte.

Was du über dir siehst, ist natürlich das wahre oder höhere Bewusstsein, das Bewusstsein der Mutter, in welchem man die ganze Welt als eins sieht, ein weites, unbehindertes Bewusstsein voller Freiheit, Frieden und Licht – es ist das, was wir als höheres oder göttliches Bewusstsein bezeichnen. Selbst wenn es kommt und geht, zeigt seine Auswirkung auf das Herz, dass durch die Seele dennoch eine Verbindung damit hergestellt wurde – denn die Seele ist hinter dem Herzen. Dorthin, über den Kopf, muss das Bewusstsein aufsteigen und dort muss es bleiben; dann kommt es auch in den Kopf und das Herz und das niedere Vital und Physische herab und bringt dorthin seine Weite, sein Licht, seinen Frieden, seine Freiheit.

Deine Empfindung war durchaus keine Einbildung, sondern die übliche Erfahrung, die man hat, wenn sich das Bewusstsein aus dem Körper erhebt und sich über dem Kopf festigt. Dann ist man nicht länger durch das physische Bewusstsein oder das Körpergefühl gebunden – der Körper wird lediglich zu einem Instrument, einem kleinen Teil des Bewusstseins, der vervollkommnet werden muss. Man tritt in ein größeres, freies, spirituelles Bewusstsein ein, das an die Stelle des gegenwärtigen gebundenen und begrenzten physischen Bewusstseins tritt. Wenn dieses Sich-Erheben aus dem Körper bis zu seinem Andauern wiederholt werden kann, wird das ein wichtiger Markstein in deinem Fortschreiten sein. Es ist die Beschränkung im physischen Bewusstsein, die dich (und jeden anderen) kleinlich, selbstsüchtig und elend macht. Bislang ist das höhere Bewusstsein mit seinem Frieden usw. nur mit großer Schwierigkeit und unter Ausfechtung des vitalen und physischen Widerstandes in dich herabgekommen. Wenn diese Befreiung nach oben in das höhere Bewusstsein aufrechterhalten werden kann, wird es diese Schwierigkeit nicht länger geben. Viel wird noch zu tun übrigbleiben, aber die Grundlage ist geschaffen worden.

Das Bewusstsein ist meist im Körper eingeschlossen, zentralisiert in den Gehirn-, Herz- und Nabel-Zentren (mental, emotional, nervlich); wenn du fühlst, wie es ganz oder teilweise aufsteigt und sich über dem Kopf festigt, dann ist das die Befreiung des eingekerkerten Bewusstseins von der Fessel des Körpers. Es ist das Mental in dir, das nach dort aufsteigt und mit etwas Höherem als dem gewöhnlichen Mental in Berührung kommt und von dort den höheren mentalen Willen zur Umwandlung auf das Übrige [die übrigen Wesensteile] richtet. Das Zittern und die Hitze rühren von einem Widerstand her, einer fehlenden Gewöhnung des Körpers und Vitals an diesen Anspruch und diese Befreiung. Wenn sich das mentale Bewusstsein auf diese Weise dauernd oder nach Wunsch über einem festigen kann, wird diese erste Befreiung vollendet sein (siddha). Von dort kann sich das mentale Wesen frei den höheren Ebenen oder dem kosmischen Dasein und seinen Kräften öffnen und kann auch mit größerer Freiheit und Macht auf die niedere Natur einwirken.

Manchmal fühlt man ein Ansteigen [des Bewusstseins] über den Kopf hinaus. Ich glaube, dass es das bei ihm war, das heißt, dass das Mental sich in die höheren mentalen Ebenen erhob (wenn es nicht ganz einfach ein Verlassen des Körpers ist). Um bewusstseinsmäßig über dem Mental zu sein, muss man erst das Selbst über dem Mental verwirklichen und dort leben.

Das Befreit-sein von Sorgen, die Leichte von Mental und Körper sind sehr gute Ergebnisse. Sie sind meist nicht sofort von Dauer – es genügt, wenn sie häufig oder allgemein vorhanden sind.

Das Gefühl, dass Brust und Kopf sich erheben, gehört dem feinstofflichen Körper an – es bedeutet, dass das Mental- und das Herz-Bewusstsein (das denkende Mental und das Emotional) aufsteigen, um der Ebene des spirituellen Bewusstseins über dem Kopf zu begegnen.

Der Ton ist ein Zeichen, dass sich das Bewusstsein öffnet und die innere Kraft wirkt. Solche feinen Töne werden sehr häufig von Menschen wahrgenommen, die den Yoga ausüben.

Wenn das Bewusstsein über einem zentriert ist, kann man sagen, dass es dort seinen Standort hat. Das heißt nicht, dass in den niederen Teilen des Wesens kein Bewusstsein mehr übriggeblieben sei.

Man kann Einflüsse von oben empfangen, solange aber das Mental nicht voll ist von höherer Ruhe, Frieden, Stille, kann man keinen direkten Kontakt haben. Diese Einflüsse werden vermindert, mentalisiert, vitalisiert und sind nicht die Mächte der höheren Ebenen in ihrem ursprünglichen Charakter. Ebenso wenig genügt es, über die verborgenen Kräfte aller Bewusstseinsebenen die Kontrolle zu erlangen – was vielleicht das ist, was er unter Okkultismus versteht.

Die höheren Ebenen sind nicht Ebenen, auf denen man auf natürliche Weise bewusst ist, und er ist nicht einmal für ihren direkten Einfluss offen – lediglich für einen indirekten Einfluss von jenen Ebenen, die dem menschlichen Mental am nächsten sind. Er kann sie nur in einem tiefen inneren Zustand oder einer Trance erreichen und je höher er aufsteigt, desto weniger einfach ist es für ihn, sich ihrer, selbst in der Trance, bewusst zu werden. Wenn du dir deines inneren Wesens nicht bewusst bist, ist es umso schwieriger, in der Trance bewusst zu sein.

Eine indirekte Verbindung mit dem Göttlichen besteht, wenn man im gewöhnlichen Bewusstsein lebt, ohne sich darüber erheben zu können, und wenn man Einflüsse von oben empfängt, ohne zu wissen, woher sie kommen, oder ihren Ursprung zu fühlen.

Erkennst du das höhere Wesen in deinem [Bewusstseins-] Aufstieg als weit und unendlich? Fühlst du, wenn du dort bist, wie es sich in der Unendlichkeit ausbreitet? Fühlst du das ganze Universum in dir und dich selbst eins mit dem Selbst aller Wesen? Fühlst du, wie die eine kosmische Kraft überall wirkt? Fühlst du, dass dein Mental eins ist mit dem kosmischen Mental? Dein Leben eins mit dem kosmischen Leben? Deine Substanz eins mit der kosmischen Substanz? Ein gesondertes Ego eine Unwirklichkeit? Dass der Körper nicht länger eine Beschränkung ist? Was nützt es, bloß zu sagen, dass das höhere Wesen weit und unendlich ist? Finden diese Verwirklichungen statt, wenn du dich im höheren Wesen befindest, und wenn nicht, warum nicht? Das innere Wesen öffnet sich ohne weiteres diesen Verwirklichungen, das äußere dagegen nicht? Solange du dir deines inneren Wesens nicht bewusst wirst, vermittelt das bloße Aufsteigen [des Bewusstseins] lediglich Höhe oder ein undeutliches Gefühl von anderen Ebenen, nicht aber diese konkreten Verwirklichungen.

Ich meinte, dass es (das innere Bewusstsein) dort gefestigt sei, selbst wenn es verdeckt ist. Wenn es einmal dort ist, wird die Herabkunft der Kraft usw. anhaltender oder zumindest häufiger. Mit den Schwierigkeiten der äußeren Natur muss man sich noch auseinandersetzen, aber mit diesem inneren Bewusstsein als Grundlage kann es sicherer und wirksamer geschehen.

Es gibt zwei verschiedene Dinge. Eines davon ist, dass das Bewusstsein tatsächlich den Körper verlässt – das aber bringt tiefen Schlaf oder eine Trance mit sich. Das andere ist, dass sich das Bewusstsein aus dem Körper erhebt und seinen Standort einnimmt – darüber und ausgebreitet in der Weite. Das kann ein Wachzustand des Yogi sein – er fühlt sich nicht im Körper, aber er fühlt den Körper in seinem weiten, freien Selbst, er ist von der Begrenzung im Körperbewusstsein befreit.

Deinem Bericht nach haben scheinbar zwei verschiedene Erfahrungen gleichzeitig stattgefunden.

1. Das Bewusstsein hat den Körper verlassen. Ein Teil des Bewusstseins – mental, vital oder feinstofflich oder alles zusammen – erhebt sich aus dem Körper und lässt ihn in einem stark verinnerlichten Zustand zurück – im Schlaf oder in der Trance; es kann für sich allein auf anderen Ebenen oder innerhalb und außerhalb des Zimmers auf der Erdebene umherwandern. Dann kann der Körper gesehen werden, wie er unten oder im Zimmer liegt – so deutlich, wie man ein gesondertes Objekt mit physischen Augen sieht. Bei einem solchen Verlassen des Körpers kann Furcht aufkommen, so wie bei dir, wodurch das Bewusstsein ruckartig in den Körper zurückkehrt.

2. Ein Aufsteigen des Bewusstseins zu einem Ort, der sich nicht mehr im Körper befindet, sondern darüber. Das Bewusstsein kann auf diese Weise aufsteigen, sich höher und höher erheben und dabei wahrnehmen, dass es Regionen betritt, die über dem gewöhnlichen Mental liegen; im Allgemeinen kommt es zunächst nicht sehr weit, erwirbt aber die Fähigkeit, sich in Wiederholungen dieser Erfahrung immer höher zu erheben. Am Ende der Erfahrung kehrt es in den Körper zurück. Es kommt aber auch zu einem endgültigen Aufsteigen, bei dem das Bewusstsein seinen Standort dauernd oben einnimmt. Es ist nicht länger im Körper oder wird durch ihn beschränkt; es fühlt sich nicht nur als über ihm befindlich, sondern in den Raum ausgedehnt – der Körper ist unterhalb seines hohen Standorts und ist in sein erweitertes Bewusstsein eingehüllt. Manchmal wird die Ausdehnung tatsächlich nur oben auf der höheren Ebene gefühlt, und die einhüllende Ausdehnung darunter kommt erst als spätere Erfahrung. Sie muss aber von endgültiger Art sein; es ist nicht nur eine Erfahrung, sondern eine Verwirklichung, eine dauerhafte Wandlung. Das bringt eine Befreiung von der Identifizierung mit dem Körper mit sich, der lediglich zu einem Begleitumstand in der Weite des Wesens wird, sein instrumentaler Teil; oder er wird als etwas sehr Geringes oder gar als etwas Nicht-Vorhandenes empfunden, und kein anderes Gefühl scheint zu bestehen als ein weites, praktisch unendliches Bewusstsein, das man selbst ist – oder wenn nicht gleich unendlich, dann doch das, was man jetzt ein grenzenloses Endliches nennt.

Dieses neue Bewusstsein ist offen für alles Wissen von oben, aber es denkt nicht mit dem Gehirn, wie das gewöhnliche Mental es tut – es hat andere und größere Mittel der Wahrnehmung als das Denken. Ein systematisches Sich-Öffnen der Zentren ist nicht notwendig – tatsächlich sind die Zentren [bereits] offen, sonst wäre dieser Aufstieg nicht möglich. In diesem Yoga öffnen sie sich automatisch – was wir unter „Sich-Öffnen“ verstehen ist nicht dies, sondern eine Fähigkeit des Bewusstseins, auf den verschiedenen Ebenen das Höhere Bewusstsein bei seiner Herabkunft zu empfangen. Durch den Aufstieg kann man tatsächlich Wissen von oben herabbringen. Die größere Bewegung jedoch ist, es [das Höhere Bewusstsein] von oben zu empfangen und in das niedere Mental und die anderen Ebenen einfließen zu lassen. Ich möchte hinzufügen, dass sich auf all diesen Ebenen, in Mental, Herz und darunter, eine Befreiung von der physischen Begrenzung einstellt, eine Weite, die eine Identifizierung mit dem Körper nicht länger zulässt.

In dieser Erfahrung gibt es im Allgemeinen nicht die Furcht, die du empfandest, außer im Körperbewusstsein, das gleichsam durch die Ungewohntheit der Bewegung erschreckt wird und fürchtet, im Stich gelassen oder abgeworfen zu werden. Das aber kommt selten vor und wiederholt sich meist nicht. Es ist daher wahrscheinlich, dass es sich gleichzeitig um ein Verlassen des Körpers handelte. Du sprichst von deiner Fähigkeit, nach Belieben den Körper verlassen und wieder in ihn zurückkehren zu können; aber diese Fähigkeit ist nur für das Phänomen der Exteriorisierung kennzeichnend – beim Aufstieg des Bewusstseins werden Aufsteigen und Herabkommen zu einfachen und gewöhnlichen Vorgängen, und in der endgültigen Verwirklichung eines höheren: Standortes oben gibt es tatsächlich kein Zurückkommen mehr, außer mit einem Teil des Bewusstseins, der herabkommen kann, um im Körper oder auf den niederen Ebenen zu wirken, während das Wesen, das immerfort oben verankert ist, alles lenkt, was erfahren und getan wird.

Es gibt verschiedene Stadien der Erfahrung, bei denen man den Ausdruck „aus dem Körper herausgehoben“ anwenden könnte. Bei einem von ihnen erhebt man sich aus den Zentren des Körpers zu einem Bewusstseins-Zentrum, das sich über dem physischen Kopf ausdehnt, und nimmt dort seinen Standort ein, wo man vom Gefühl des Körpers und seiner schweren Herrschaft befreit ist – was sicher von einem allgemeinen Gefühl des Leichterwerdens begleitet wird. Man kann dann mit dem höheren Bewusstsein und seiner Macht und seinem Wirken in direktem Kontakt sein. Ob es das ist, was geschah, geht aus der Beschreibung nicht klar hervor. Nochmals, es gibt Erscheinungsformen des Atmens, welche die Stadien der Befreiung oder des Aufsteigens begleiten. Aber hier bedeutet Atem vielleicht ganz allgemein das Lebensprinzip.

Es ist eine sehr allgemeine Erfahrung. Sie bedeutet, dass du einen Augenblick lang nicht mehr in deinem Körper warst, sondern irgendwie entweder oberhalb beziehungsweise außerhalb des Körperbewusstseins. Das geschieht manchmal, wenn das vitale Wesen über den Kopf aufsteigt oder, was seltener ist, indem es sich aus der physischen Verhaftung in seine eigene Hülle (die Teil des feinstofflichen Körpers ist) projiziert. Es kann aber auch durch eine plötzliche, wenn auch nur vorübergehende Befreiung von der Identifizierung mit dem Körperbewusstsein kommen – und diese Befreiung kann sich wiederholen und immer länger anhalten oder überhaupt andauern. Der Körper wird als etwas Gesondertes empfunden oder als ein geringfügiger Begleitumstand im Bewusstsein oder als etwas, das man mit sich herumträgt usw. usw. – die jeweilige Erfahrung ist verschieden. Viele Sadhaks hier hatten sie. Wenn man daran gewohnt ist, kommt sie einem nicht mehr seltsam vor.

Es sind die feinstofflichen Teile des Physischen, die aufsteigen. Auch das äußere Bewusstsein kann sich erheben, dann aber findet eine vollkommene Trance statt. In dieser Sadhana hingegen nützt einem die vollkommene Trance nicht viel.

Wenn alles nach oben aufsteigen würde, gäbe es kein Dasein im Körper. Ein gewisses Bewusstsein ist immer vorhanden und damit etwas vom Selbst, das den Körper stützt.

Nein, der Körper selbst kann nicht aufsteigen – wie sollte er? Der Körper hat die Aufgabe, das Bewusstsein mit der physischen Welt zu verbinden.

Wenn einmal das Wesen oder seine verschiedenen Teile zu den höheren Ebenen aufzusteigen beginnen, ist jeder Teil des Wesens dazu in der Lage, ob er sich im Vordergrund befindet oder nicht. Von der Vorstellung, dass man nicht zurückkommen könne, muss man sich befreien. Man kann die Erfahrung des nirvana am höchsten Punkt des Mentals haben oder irgendwo auf jenen Ebenen, die gegenwärtig für das Mental über-bewusst sind; das Mental, das durch den Aufstieg in das Selbst spiritualisiert ist, hat das Gefühl der laya, der Auflösung seiner selbst, seiner Gedanken, Bewegungen, samskaras, in ein über-bewusstes Schweigen, eine über-bewusste Unendlichkeit, die zu erkennen es unfähig ist – das Nicht-Erkennbare. Dies aber würde nur dann eine Art nirvana mit sich bringen oder dazu führen, wenn man sich nirvana zum Ziel gesetzt hat, wenn man mit dem Mental verhaftet ist und seine Auflösung in das Unendliche als die eigene Auflösung akzeptiert, oder wenn man nicht die Fähigkeit hat, die Erfahrung auf einer höheren als der mentalen Ebene neu zu gestalten. Andernfalls wird das, was über-bewusst war, bewusst, man beginnt, sich die, Dynamik der höheren Ebenen anzueignen oder aber ihr Instrument zu sein, und die Bewegung, die stattfindet, ist nicht die der Befreiung in das nirvana, sondern die der Befreiung und Umwandlung. Man kann immer zurückkehren, wie hoch man auch aufsteigt, es sei denn, man will es nicht.

Dies sind die üblichen, normalen Erfahrungen der Sadhana, wenn ein Sich-Öffnen von oben stattfindet – der Kontakt mit dem Frieden des Brahman, des Selbstes oder Göttlichen und der Kontakt mit der höheren Macht, der Macht der Mutter. Er erkennt sie nicht, was ganz natürlich ist; seine Empfindung aber ist sehr richtig und seine Beschreibung ganz genau. „Wie schön, ruhig und still alles erscheint, wie Wasser, in dem sich nicht die kleinste Welle regt. Es ist aber nicht das Nichtsein. Ich fühle in der Meditation eine [Göttliche] Gegenwart, die von Leben durchdrungen ist, doch vollkommen schweigend und ruhig“ – es kann kaum eine bessere Beschreibung dieser Erfahrung geben, der Erfahrung des Göttlichen Friedens und Schweigens oder des Göttlichen selbst in seinem eigenen, essentiellen Frieden und Schweigen. Auch was er über die Kraft empfindet, ist durchaus richtig, „etwas von oberhalb der manifestierten Schöpfung (Mental-Materie), eine Kraft im Hintergrund, die sich deutlich von dem unterscheidet, was die Emotionen, wie Ärger und Lust, aufsteigen lässt, die allmählich alle geläutert und umgewandelt werden“, in anderen Worten, die Göttliche oder Spirituelle Kraft, die sich von der kosmisch-vitalen [Kraft] unterscheidet, welche das gewöhnliche, verkörperte Bewusstsein stützt; auch das ist durchaus klar. Ich vermute dass es zunächst nur ein Kontakt ist, aber ein sehr echter und lebendiger Kontakt, wenn er ein so lebendiges und echtes Gefühl entstehen lässt. Es sieht so aus, als hätte er einen sehr guten Start.

Die in deinem Brief beschriebene Erfahrung ist ein flüchtiger Einblick in die Verwirklichung des Selbstes, das vom Körper unabhängig ist. Wenn sie sich festigt, so bedeutet das die Befreiung (mukti). Nicht nur der Körper, sondern auch das Vital und Mental werden als bloße Instrumente empfunden, das eigene Selbst dagegen als ruhig, selbst-bestehend und frei, weit oder unendlich. Für das seelische Wesen ist es dann möglich, in dieser Freiheit die volle Umwandlung der Natur auszulösen. All deine früheren Erfahrungen waren eine Vorbereitung hierfür, doch mischte sich das physische Bewusstsein ein. Nun, da du einen flüchtigen Eindruck von dem vom Körper getrennten Selbst hattest, kann diese physische Schwierigkeit bald überwunden werden.

In der ersten Verwirklichung des Schweigens im höheren Bewusstsein gibt es keine Zeit – es gibt nur ein Gefühl des reinen Daseins, Bewusstseins, Friedens oder eines starken, eigenschaftslosen Ananda. Alles andere ist eine unbedeutendere Bewegung an der Oberfläche dieses zeitlosen Selbst-Bestehens. Dieses und das Gefühl der Befreiung, das damit verbunden ist, sind auf die Ruhe des Mentals zurückzuführen. Auf einer höheren Ebene bleiben dieser Friede und diese Befreiung erhalten, können aber mit einer größeren und freien dynamischen Bewegung vereint werden.

Im Selbst oder reinen Dasein gibt es weder Zeit noch Raum – außer spirituellen Raum oder Weite.

Ja, im Schweigen des Selbstes gibt es keine Zeit – es ist akala.

Deine Erfahrung, dass etwas wie ein Pfeil den Kopf verließ, weist vermutlich darauf hin, dass etwas das mentale Bewusstsein verlässt und sich auf ein bestimmtes Ziel oder einen Gegenstand zubewegt. Manchmal ist es ein Teil des Mental-Bewusstseins selbst, das sich auf diese Weise entweder aufwärts zu einer höheren Ebene oder irgendwohin in der Welt um uns bewegt – und später zurückkehrt. Manchmal ist es eine Gedanken-Kraft oder eine Willens-Kraft. Es gehen immer Kräfte von uns aus, sogar ohne unser Wissen, und häufig haben sie dort [wo sie hingehen] eine Auswirkung. Wenn wir an eine Person oder einen Ort denken und an Dinge, die sich dort ereignen, kann auf diese Weise zu jener Person oder jenen Ort etwas ausgehen. Wenn wir einen Willen haben oder einen starken mentalen Wunsch, dass sich etwas Bestimmtes ereignen soll, kann eine Willenskraft heraustreten und versuchen, das geschehen zu lassen. Es können aber auch Kräfte vom inneren Mental ausgehen ohne jede bewusste Veranlassung an der Oberfläche. Bei der Vision des Yogi kann es sich um ein bestimmtes Wesen der höheren Ebenen gehandelt haben oder um eine Erscheinungsform Sivas. Die Lotosse zeigen ein voll entwickeltes Bewusstsein an den jeweiligen Stellen an.

Dein Wunsch hinsichtlich des Selbstgebens, frei von Forderung, wird sich mit Sicherheit erfüllen, wenn das volle Sich-Öffnen der Seele eingetreten ist.

Die Haltung, die du schließlich gegenüber den Ereignissen des heutigen Tages eingenommen hast, ist in Ordnung – es ist immer die richtige Einstellung, sich um die eigene Vollkommenheit zu bemühen und sich durch keinen Fehler in anderen stören zu lassen, vielmehr mit einem schweigenden Willen zu reagieren, der ihrer Vervollkommnung dient.

Die Erfahrung der großen Ausbreitung von goldenem Licht auf einem Berggipfel fand deshalb statt, weil ich sie aufgefordert hatte, nach den höheren Erfahrungen des Bewusstseins über uns zu streben. Das symbolische Bild des Berges mit dem Licht auf seinem Gipfel erscheint den meisten Sadhaks, die überhaupt die Fähigkeit der inneren Schau besitzen. Der Berg bedeutet das Bewusstseins, das von der Erde (dem Physischen) durch die aufeinanderfolgenden Höhen (Vital, Mental, Über-Mental) zum spirituellen Himmel aufsteigt. Das goldene Licht ist immer das Licht der höheren Wahrheit (Supramental, Obermental oder, ein wenig tiefer, die reine Intuition) und zeigt sich als eine große, leuchtende Ausdehnung auf den Gipfeln des Wesens. X, indem er sich auf das Licht konzentrierte, trat in Kontakt mit den höheren Bereichen, und das hat immer diese Auswirkungen: Friede, Freude, Stärke, ein Bewusstsein, das sich sicher in der Macht des Göttlichen weiß. Natürlich hat die Seele diesen Kontakt in ihr bewirkt, aber an sich ist es eher eine Erfahrung des höheren spirituellen Bewusstseins über dem Mental als eine seelische Erfahrung.

Die Art der Meditation ist von dem Wesensteil abhängig, in welchem man zu der betreffenden Zeit zentriert ist. Im Körper (eher im feinstofflichen Körper als im Physischen, doch verbunden mit den entsprechenden Teilen im grob-physischen Körper) gibt es Zentren, die mit jeder Ebene des Wesens korrespondieren. Es gibt ein Zentrum am Scheitelpunkt des Kopfes und darüber, das des Über-Mentals oder höheren Bewusstseins; ein Zentrum in der Stirn zwischen den Augenbrauen, welches das des denkenden Mentals, des mentalen Willens, der mentalen Schau ist; ein Zentrum im Hals, welches das des sich ausdrückenden oder nach außen gewandten Mentals ist: dies sind die mentalen Zentren. Darunter liegt das Vital – das Herz (Emotional), der Nabel (das dynamische Lebens-Zentrum), ein weiteres unterhalb des Nabels im Unterleib, welches das niedere oder sinnliche Vital-Zentrum ist. Zuletzt, am Grunde der Wirbelsäule, folgt das muladhara oder physische Zentrum. Hinter dem Herzen ist das seelische Zentrum. Wenn man sich im Kopf konzentriert, wie es viele tun, sucht man eine mental-spirituelle Meditation, im Herzen ist es eine seelische Meditation; dies sind die üblichen Orte der Konzentration. Was sich aber zuerst erhebt oder zuerst öffnet, braucht nicht das Mental oder die Seele zu sein, es kann ebenso das Emotional oder Vital sein; das hängt von der betreffenden Natur ab – denn was immer sich am leichtesten in ihr öffnet, öffnet sich voraussichtlich zuerst. Wenn es das Vital ist, entsteht in der Meditation die Neigung, das Bewusstsein auf die Vital-Ebene mit ihren Erfahrungen zu projizieren. Doch von dort können wir zur Seele gelangen, indem wir uns mehr und mehr nach innen wenden, uns nicht von den vitalen Erfahrungen absorbieren lassen, vielmehr uns davon loslösen und sie mit Distanz betrachten, so als wäre man tief im Inneren und würde Dinge außerhalb von einem betrachten. Auf ähnliche Weise kann man mentale Erfahrungen erlangen, indem man sich auf das Denken konzentriert und dadurch eine entsprechende Erfahrung herbeiführt, zum Beispiel auf den Gedanken, dass alles Brahman sei; oder man kann sich auch vom Denken zurückziehen und seine eigenen Gedanken als etwas Äußeres beobachten, bis man in das Schweigen und die reine spirituelle Erfahrung eintritt.

Das Leuchten über dem Kopf, wie es in diesem Yoga im Allgemeinen gesehen wird, ist das Licht der Göttlichen Wahrheit. Der Göttliche Friede, die Kraft, das Licht, das Wissen, der Ananda in ihrer Vollkommenheit befinden sich über dem Kopf. Sie beginnen in den Körper herabzukommen, wenn das persönliche Bewusstsein hinreichend vorbereitet ist. Die Vorbereitung ist meist voller Schwankungen, so wie diese, man muss aber geduldig ausharren, sich mehr und mehr öffnen, bis es [das Bewusstsein] bereit ist.

Wenn man immer im höheren Bewusstsein bleiben kann, umso besser. Warum aber bleibt man nicht immer dort? Weil das niedrigere [Bewusstsein] noch immer ein Teil der Natur ist und dich zu sich herunterzieht. Wenn hingegen das niedere umgewandelt ist, verschmilzt es mit dem höheren, und es gibt nichts Niederes mehr, das herabziehen könnte.

Umwandlung bedeutet, dass das höhere Bewusstsein oder die höhere Natur in das Mental, Vital und den Körper herabgebracht wird und den Platz des niedrigeren [Bewusstseins] einnimmt. Es gibt ein höheres Bewusstsein des wahren Selbstes, welches spirituell ist, es ist aber über uns; wenn man in dieses aufsteigt, ist man frei, solange man dort verweilt; wenn man aber in das Mental, Vital oder den Körper herabkommt oder sie gebraucht, und wenn man irgendeine Verbindung mit dem Leben aufrechterhält, ist folgendes zu tun: Man kommt entweder herab und handelt vom gewöhnlichen Bewusstsein aus, oder man verweilt im Selbst, gebraucht aber Mental, Leben und Körper – in diesem Fall muss man den Unvollkommenheiten dieser Instrumente entgegentreten und sie verbessern – dies kann nur durch die Umwandlung geschehen.

Du sagst, dass du ein wenig nach oben in das höhere Bewusstsein aufsteigst, aber wohin steigst du auf? Über das Vital in das ruhige Mental oder über das Mental als solches in etwas immer Ruhiges und Reines und Freies?

Nein. In meiner Frage war kein Sarkasmus enthalten. Du hattest geschrieben, dass man von der Schwierigkeit befreit sei, wenn man sich ein wenig über das gewöhnliche Bewusstsein erhebt, und dass man es so empfinden würde. Ich hatte dich dahingehend verstanden, dass dies deine eigene Erfahrung sei. Daher stellte ich die Frage – weil die Erfahrung des ruhigen Mentals durch das Unbehagen des Vitals oder die Trägheit des physischen Wesens leicht unterbrochen werden kann. Die Erfahrung der tieferen Freiheit und Ruhe des Selbstes bleibt bestehen, kann aber durch das niedere Bewusstsein verdeckt werden.

Man kann im höheren Bewusstsein weilen und sich dennoch mit der Wandlung der niederen Natur assoziieren. Kein Zweifel, es ist die Kraft der Mutter, die das Notwendige tun wird, aber die Zustimmung des Sadhaks, die Verbindung seines Willens mit ihrem Wirken oder zumindest seine Betrachter-Haltung ist ebenso notwendig.

Du hattest die Neigung, aufzusteigen und es dem höheren Bewusstsein zu überlassen, sich mit der niedrigeren Natur ohne irgendeine persönliche Bemühung deinerseits auseinanderzusetzen. Das hätte unter zwei Voraussetzungen geklappt: 1. wenn der Friede und die Kraft herabgekommen wären und alles bis hinunter zum Physischen eingenommen hätten, 2. wenn es dir gelungen wäre, das innere Wesen von der äußeren Natur freizuhalten. Das Physische konnte den Frieden nicht absorbieren, statt dessen erhob sich die Trägheit; die Kraft konnte nicht herabkommen; die Suggestionen der äußeren Natur erwiesen sich als zu stark für dich und zwischen ihren Suggestionen und der Trägheit wurde die Sadhana unterbrochen.

Ich habe nicht gesagt, dass du einen Fehler begangen hättest. Ich habe einfach das geschildert, was sich ereignet hat, und die Ursachen aufgezeigt. Wenn es dir möglich gewesen wäre, [mit dem Bewusstsein] oben zu bleiben und die Kraft herabkommen und handeln zu lassen, solange du von der äußeren Natur losgelöst warst, wäre es in Ordnung gewesen. Du warst deshalb fähig aufzusteigen, weil der Friede herabkam. Du warst aber nicht fähig, oben zu bleiben, weil der Friede vom Physischen nicht ausreichend Besitz ergreifen konnte und die Kraft nicht in ausreichendem Maße herabkam. In der Zwischenzeit erhob sich die Trägheit; du wurdest durch die vitalen Suggestionen in der äußeren Natur und durch plötzliche Trägheit mehr und mehr beunruhigt; aus diesem Grund warst du unfähig, distanziert zu bleiben und immer mehr die Kraft herabkommen zu lassen oder immer stärker herabzurufen. Daher das Absinken in das physische Bewusstsein.

Dass du fähig gewesen bist, das Bewusstsein oben zu halten, ist schon ein gewisser Fortschritt. Was das Sich-Öffnen anbelangt, so ist dazu zu sagen, dass sein Kommen und scheinbares Gehen eine ganz normale Erfahrung ist – es bedarf eines verschiedentlichen Sich-Öffnens, bevor die Sache durch ein dauerndes Gleichgewicht zwischen dem Bewusstsein oben und einer sich verstärkenden Herabkunft in den Kopf und darunter gefestigt ist. Es ist der Sog von unten, dem nicht nachgegeben werden sollte – denn es ist, obzwar die meisten ihm nachgeben, ein falscher, verworrener Weg. Man muss oben einen festen Standort eingenommen haben, bevor man ohne Sturz herabkommen kann. Nicht dass der mögliche Sturz ein Wiederaufsteigen ausschließen würde – das ist nicht der Fall –, doch ist es kein Grund dafür, es geschehen zu lassen.

Selbst wenn das anhaltende Offen-sein nicht gleich kommt, brauchst du nur zu warten, es muss zwangsläufig kommen. Es ist sicher bedauerlich, dass die Rastlosigkeit des Vitals so sehr gegen die Leere des Bewusstseins stößt; denn wenn du es aushalten könntest, würde diese Leere, die jetzt neutral und daher für das Vital nicht interessant ist, positiv werden und der machtvolle Empfänger des Strömens von oben sein. Die Schwierigkeit ist, dass das Vital immer daran gewöhnt war, entweder etwas zu tun oder geschehen zu lassen und, wenn es nichts tut oder wenn nichts geschieht (oder es oberflächlich so scheint), langweilt es sich und beginnt Unsinn zu fühlen, zu reden oder zu tun. Dennoch, trotz dieses Hindernisses kann die Herabkunft stattfinden – sie braucht nicht auf das Supramental zu warten.

Ich möchte behaupten, dass das Sich-Öffnen nach oben, der Aufstieg in das Licht und die nachfolgende Herabkunft in das gewöhnliche Bewusstsein und normale menschliche Leben als erste entscheidende Erfahrung in der Ausübung des Yoga etwas sehr Allgemeines ist und durchaus auch ohne Yoga-Praxis in all jenen stattfinden kann, die für die spirituelle Wandlung ausersehen sind – besonders wenn irgendwo eine Unzufriedenheit mit dem gewöhnlichen Leben und ein Trachten nach etwas mehr, nach Größerem oder Besserem besteht. Es geschieht häufig in der Weise, wie sie es beschreibt, auch die Beendigung der Erfahrung und die Herabkunft Dieser ersten Erfahrung kann eine sehr lange Zeitspanne folgen, während welcher sie sich nicht wiederholt oder keine weitere Erfahrung stattfindet. Bei einer fortwährenden Ausübung des Yoga braucht die Pause nicht so lang zu sein; aber selbst dann ist sie oft lang genug. Die Herabkunft ist unumgänglich, weil sich nicht das ganze Wesen erhoben hat, sondern nur ein Teil im Inneren, während die ganze übrige Natur unvorbereitet, vom gewöhnlichen Leben gefangen genommen oder damit verhaftet ist und von Bewegungen geleitet wird, die nicht mit dem Licht in Einklang stehen. Dennoch, das Etwas im Inneren ist etwas Zentrales im Wesen, und daher ist die Erfahrung gewissermaßen eindeutig und entscheidend. Denn sie kommt als ein deutliches Zeichen der spirituellen Bestimmung und als ein Hinweis darauf, was im Leben noch erreicht werden muss. Wenn sie einmal stattgefunden hat, muss sich etwas ereignen, das den Weg öffnen, das rechte Wissen und die rechte Haltung bestimmen wird, die dich befähigen, auf dem Weg voranzukommen und die einen helfenden Einfluss bringen. Nachher kann die Arbeit der Beseitigung der Hemmnisse beginnen, welche die Rückkehr zum Licht und das Aufsteigen des ganzen Wesens verhindern, sowie – was gleichermaßen wichtig ist – die Herabkunft des Lichtes in das ganze Wesen kann ihren Anfang nehmen und der Vollendung entgegengehen. Es kann lange dauern oder schnell gehen, was sowohl vom inneren Antrieb als auch von den äußeren Umständen abhängt; inneres Streben und Bemühen aber haben mehr Gewicht als äußere Umstände – diese können sich dem inneren Erfordernis anpassen, wenn es sehr stark ist. Die Zeit ist gekommen für sie und auch das nötige Streben und Wissen und der Einfluss, die ihr helfen können.

Die Kraft, die du fühltest, muss zweifellos ein Sich-Erheben der kundalini gewesen sein, die aufstieg, um sich mit der [Göttlichen] Kraft über uns zu verbinden und die erforderliche Energie zur Linderung der Depression herabzubringen, und dann abermals aufstieg, um die Verbindung zwischen dem Oben und den niederen Zentren zu erzwingen. Die scheinbare Ausdehnung des Kopfes wird durch die Verbindung des Mentals mit dem Bewusstsein des Selbstes oder Göttlichen über uns verursacht. Jenes Bewusstsein ist weit und unbegrenzt, und wenn man sich in es erhebt, durchbricht auch das individuelle Bewusstsein seine Grenzen und fühlt sich weit und unbegrenzt. In solchen Zeiten hat man häufig die Empfindung, als hätte man keinen Kopf und Körper, sondern alles wäre ein weites Selbst mit seinem Bewusstsein, oder aber Kopf oder Körper wäre nur eine Begleiterscheinung in ihm [im Selbst]. Der Körper oder das physische Mental ist bei diesen Erfahrungen manchmal erschreckt oder beunruhigt, weil sie ihm abnorm erscheinen; es besteht aber keine Ursache zur Beunruhigung – dies sind übliche Erfahrungen im Yoga.

Die Wirbelsäule ist der Hauptkanal für die Herabkunft und den Aufstieg der Kraft, durch welchen sie das niedrigere mit dem höheren Bewusstsein verbindet.

Die Wahrnehmung in der Wirbelsäule und an ihren beiden Seiten ist ein Zeichen für das Erwachen der kundalini-Macht. Sie wird als ein herabkommender und aufsteigender Strom empfunden. Für diese Ströme gibt es zwei hauptsächliche Nervenkanäle entlang den beiden Seiten des Zentralkanals in der Wirbelsäule. Der herabkommende Strom ist die Energie von oben, welche die schlafende Macht im untersten Nervenzentrum am Grunde der Wirbelsäule berührt; der aufsteigende Strom ist das Freiwerden der Energie, die von der erwachten kundalini nach oben geht. Diese Bewegung öffnet im Maße ihres Fortschreitens die sechs Zentren des feinstofflichen Nervensystems, und durch dieses Sich-Öffnen entrinnt man den Begrenzungen des Oberflächen-Bewusstseins, das an den grob-stofflichen Körper gebunden ist, und weite Bereiche von Erfahrungen, die dem unterschwelligen Selbst, [dem unterschwelligen] Mental, Vital und Feinstofflichen angehören, tun sich dem Sadhak auf. Wenn die kundalini bei ihrem Aufsteigen durch den Scheitelpunkt des Kopfes dem höheren Bewusstsein begegnet, öffnen sich die höheren, über-bewussten Bereiche über dem normalen Mental. Indem man durch diese [Bereiche] in unserem Bewusstsein aufsteigt und die Herabkunft ihrer Energien empfängt, wird es schließlich möglich, das Supramental zu erreichen. Das ist die Methode des Tantra. In unserem Yoga ist es nicht notwendig, der systematischen Methode zu folgen. Es findet entsprechend dem Erfordernis spontan durch die Kraft des Strebens statt. Sobald ein Sich-Öffnen erfolgt, kommt die Göttliche Macht herab, leitet die erforderliche Arbeit, tut, was nötig ist, und alles zu seiner Zeit – damit zeichnet sich die Geburt des yogischen Bewusstseins im Sadhak ab.

Sri Aurobindo kann es nicht übernehmen dich als dein Guru anzuleiten, und zwar deshalb, weil er nur jene als Jünger annimmt, die seinem speziellen Yoga-Weg folgen; deine Erfahrungen liegen auf einer anderen Linie. In seinem Yoga kann sowohl in der Wirbelsäule als auch in anderen Nervenkanälen oder verschiedenen Teilen des Körpers ein gelegentlicher Strom auftreten, jedoch kein Erwachen der kundalini in dieser charakteristischen und machtvollen Weise. Hier [in diesem Yoga] gibt es nur ein ruhiges Aufsteigen des Bewusstseins von den niederen Zentren, um sich mit dem spirituellen Bewusstsein oben zu verbinden, sowie ein Herabkommen der Göttlichen Kraft von oben, die ihre besondere Arbeit in Mental und Körper verrichtet – die Art und Weise und die [einzelnen] Stadien sind in jedem Sadhak anders. Vollkommenes Vertrauen in die Göttliche Mutter sowie Wachsamkeit, um alle falschen Suggestionen und Einflüsse zurückweisen zu können, sind das Hauptgesetz dieses Yoga. Da dein Sich-Öffnen einst so machtvoll auf der bekannteren tantrischen Linie stattfand, sogar ohne die Einmischung deines eigenen Willens, ist es kaum wahrscheinlich, dass es nun ohne weiteres zu einer anderen [Yoga-] Richtung überwechseln kann – jede derartige Bemühung könnte eine ernsthafte Störung auslösen. Wenn Sri Aurobindo von einem kompetenten Guru sprach, dann meinte er einen, der dieses öffnen der Zentren selbst praktiziert hat und auf dieser Linie des Yoga ein siddha geworden ist. Es müsste möglich sein, einen solchen zu finden – wenn man das Verlangen nach dem Guru hat, kommt der Guru früher oder später. In der Zwischenzeit ist es unerlässlich, die Furcht abzulegen und Vertrauen in das Göttliche Wirken zu haben; es sollte aber keine Anstrengung gemacht werden, durch konzentrierte Meditation den Schritt zu beschleunigen, wenn du nicht eine Führung hast, der du vertrauen kannst – entweder eine klare Führung von innen oder jemand, der dich von außen lenkt. Die Inspiration über den ida nadi und das darauffolgende Wirken der Shakti zeigen an, dass in einem kritischen Augenblick ein höheres Eingreifen stattfand, und der Ruf nach ihm, wann immer nötig, voraussichtlich erfolgreich sein wird.

An den Erfahrungen, über die du in deinem ersten Brief genau berichtet hast, ist absolut nichts Beunruhigendes; alles war durchaus normal – die üblichen Erfahrungen des Yogi zu solch einem kritischen Zeitpunkt, die durchaus gut und machtvoll waren und außer durch die Gnade des Göttlichen nicht stattfinden können. Vermutlich kam das Sich-Öffnen nach einer langsamen, unsichtbaren Vorbereitung als Ergebnis der Meditation über den Lotos am Scheitelpunkt des Kopfes zustande; denn das ist immer eine Aufforderung an die kundalini, zu erwachen oder an das niedere Bewusstsein, aufzusteigen, um dem höheren zu begegnen. Die störenden Faktoren kamen mit dem Gefühl des Unbehagens im Herzen, das durch einen Widerstand im physischen Wesen verursacht wurde (ein sehr häufig vorkommendes Gefühl, das durch das Wirken der Kraft selbst überwunden werden kann), und mit der Furcht, die sich später in den Zentren der vitalen Natur, Herz, Nabel usw. einstellte. Das aber gehörte nicht zur Erfahrung; es war eine Unterbrechung durch eine falsche Reaktion des niederen oder äußeren Bewusstseins. Wenn du dich nicht hättest beunruhigen lassen, hätte vermutlich nichts den Prozess ungünstig beeinflusst. Man darf sich durch ungewöhnliche Zustände, Bewegungen oder Erfahrungen nicht beunruhigen lassen; der Yogi muss furchtlos sein, abhi; es ist absurd, Furcht zu haben, weil man seinen jeweiligen Zustand kontrollieren kann. Das ist eine sehr wünschenswerte und willkommen zu heißende Fähigkeit im Yoga.

Die Krisen, von denen du im zweiten Brief berichtet hast, hätte es ohne diese Reaktion schwerlich gegeben; jedenfalls aber fand ein höheres Eingreifen statt, wodurch die Störung beseitigt wurde. Immerhin zeigen diese Reaktionen sowie die Tatsache, dass die Störung überhaupt auftrat, dass im äußeren Bewusstsein etwas nicht ganz vorbereitet ist; es ist besser zu warten und nach einer Führung zu suchen, damit nicht unkundige Schritte oder Reaktionen wiederum eine ernsthafte Gefahr oder Störung mit sich bringen. Das ist alles, was Sri Aurobindo klärend und beratend dazu sagen kann. Er greift im Allgemeinen bei niemandem ein, der nicht zu seinen Jüngern gehört; weil aber dein Fall ungewöhnlich und dein Ruf [nach Hilfe] groß war, hat er, so gut er es vermochte, deine Erfahrung erhellt.

Yoga bedeutet Einung mit dem Göttlichen – eine Einung entweder transzendental (über dem Universum) oder kosmisch (universal) oder individuell oder – wie in unserem Yoga – eine dreifache Einung. Yoga bedeutet auch, in ein Bewusstsein einzutreten, in dem man nicht länger durch das kleine Ego, durch das persönliche Mental, das persönliche Vital und den Körper begrenzt ist, sondern sich in Einung mit dem höchsten Selbst befindet oder mit dem universalen (kosmischen) Bewusstsein oder mit einem tieferen Bewusstsein im Inneren, in welchem man seine Seele wahrnimmt, sein inneres Wesen und die reale Wahrheit des Daseins. Im yogischen Bewusstsein nimmt man nicht nur Dinge wahr, sondern auch Kräfte, und nicht nur Kräfte, sondern auch das bewusste Wesen hinter den Kräften. Man nimmt all dies nicht nur in sich selbst wahr, sondern auch im Universum.

Es gibt eine Kraft, die das Wachsen des neuen Bewusstseins begleitet und zugleich mit ihm wächst und dazu beiträgt, dass es sich formt und vervollkommnet. Diese Kraft ist die Yoga-Shakti. Sie ist hier in allen Zentren (cakras) unseres inneren Wesens, zusammengerollt und schlafend, und ist im untersten das, was im Tantra die kundalini-Shakti genannt wird. Sie ist aber auch über uns, über unserem Kopf, als die Göttliche Kraft – dort aber nicht zusammengerollt, involviert und schlafend, sondern wach, wissend, machtvoll, ausgebreitet und weit; sie wartet darauf, sich zu offenbaren, und dieser Kraft haben wir uns zu öffnen – der Macht der Mutter. Im Mental offenbart sie sich als göttliche Mental-Kraft oder universale Mental-Kraft, und sie vermag alles zu tun, wozu das persönliche Mental nicht fähig ist; sie ist dann die yogische Mental-Kraft. Wenn sie sich auf die gleiche Weise im Vital oder Physischen offenbart und dort wirkt, tritt sie als yogische Lebenskraft oder yogische Körperkraft in Erscheinung. Sie kann in all diesen Formen erwachen, nach außen und oben ausbrechen und sich von unten her in die Weite ausdehnen; oder sie kann herabkommen und hier eine gezielte Macht für etwas [Bestimmtes] werden; sie kann in den Körper nieder strömen, dort wirken und ihre Herrschaft errichten; sie kann sich von oben her in die Weite ausdehnen, das Niederste in uns mit dem Höchsten über uns verknüpfen und das Einzelwesen in eine Kosmische Universalität oder in die Absolutheit und Transzendenz befreien.

Es gibt eine Yoga-Shakti, die zusammengerollt oder schlafend im inneren Körper liegt, die nicht tätig ist. Wenn man den Yoga ausübt, entfaltet sich diese Kraft und steigt auf, um dem Göttlichen Bewusstsein und der Göttlichen Kraft, die über uns warten, zu begegnen. Wenn dies geschieht, wenn die erwachte Yoga-Shakti sich erhebt, wird es oft so empfunden, als würde eine Schlange sich aufrollen und aufrichten und immer weiter nach oben aufsteigen. Wenn sie dem Göttlichen Bewusstsein über uns begegnet, kann die Kraft des Göttlichen Bewusstseins leichter in den Körper herabkommen, und man kann fühlen, wie sie dort wirkt, um die [menschliche] Natur zu wandeln.

Das Gefühl, dass dein Körper und deine Augen nach oben gezogen werden, gehört zur gleichen Bewegung. Es ist das innere Bewusstsein im Körper das sich aufwärts bewegt und das innere, feinstoffliche Auge im Körper, das nach oben blickt, und beide versuchen, dem göttlichen Bewusstsein und der göttlichen Schau über uns zu begegnen.

Die Energie in der kundalini ist die der Mutter.

Ich verstehe deine Schwierigkeit nicht. Dass es eine göttliche Kraft in der Materie gibt, die schläft oder durch die Unbewusstheit verhüllt ist, und dass die höhere Kraft herabkommen muss, um sie mit dem Licht und der Wahrheit zu erwecken, ist eine wohlbekannte Tatsache; sie gehört zur eigentlichen Grundlage dieses Yoga.

Ich befürchte, dass die Anwendung von wissenschaftlichen Analogien auf spirituelle oder yogische Dinge eher zu Verwirrung als zu irgend etwas anderem führt – so wie es auch Verwirrung schafft, wenn sie der Philosophie aufgedrängt werden. Die kundalini schläft zusammengerollt im muladhara, versunken in Unbewusstheit und das Spiel der Unwissenheit unterstützend. Natürlich kann es, wenn sie sich von dort erhebt, zu einer Störung oder einem Aufbrechen des Unwissensheits-Zustandes kommen, was aber eher eine heilsame Umwälzung wäre, die für das Ziel des Yoga förderlich ist. Die bewusst werdende kundalini steigt empor, um Brahman im tausendblättrigen Lotos zu begegnen. Ihr bloßes Empor-stoßen zur Einung mit dem höheren Bewusstsein würde kaum zu einer radikalen Veränderung führen. Natürlich braucht sie die Verbindung mit dem physischen Zentrum nicht völlig aufzugeben, doch ist sie dort nicht länger zusammengerollt: wenn das der Fall wäre, würde die große okkulte Kraft, die dort wohnt, nicht befreit werden. Ihre übliche Darstellung ist, soviel ich weiß, die einer aufgerichteten Schlange, deren Schwanz das niederste Zentrum und deren Kopf das höchste im brahmarandhra berührt. Auf diese Weise eint sie, während alle Zentren geöffnet und in Tätigkeit sind, die beiden Wesenspole, den oberen und den unteren, den Spirit mit der Materie.

Dieses Sich-Erheben über den Kopf ist sehr gut. Es verhilft dazu, das Lid zwischen den höheren und niedrigeren Ebenen im Bewusstsein zu zerreißen, und bereitet die Weite vor.

Was zu tun ist, hängt davon ab, wo die Blockierung liegt. Es sind zwei Bewegungen notwendig: die eine ist der Aufstieg durch den wachsenden Frieden, das stärker werdende Schweigen zu ihrem Ursprung über dem Mental, was angezeigt wird durch die Tendenz des Bewusstseins, sich aus dem Körper zum Scheitelpunkt des Kopfes und darüber zu erheben, wo es ein Leichtes ist, das Selbst in all seiner Stille, Befreiung und Weite zu erkennen und sich den anderen Mächten des Höheren Bewusstseins zu öffnen. Die andere [Bewegung] ist die Herabkunft des Friedens, des Schweigens, der spirituellen Freiheit und Weite sowie der sich entwickelnden Mächte des höheren Bewusstseins in das niedrigere bis hinab zum rein Physischen und selbst dem Unterbewussten. Diese beiden Bewegungen können blockiert werden – eine Blockierung oben durch das Mental und die niedere Natur, für die die Bewegung ungewohnt ist (tatsächlich ist es das und nicht Unfähigkeit), und eine Blockierung unten, die dem physischen Bewusstsein und seiner natürlichen Schwerfälligkeit sich zu verändern zuzuschreiben ist. Diese Blockierungen hat jeder, doch können sie durch beharrlichen Willen, durch Streben oder abhyasa überwunden werden.

Weite ist ein Zeichen der Bewusstseinsausdehnung über die gewöhnlichen Grenzen hinaus – die Weiße der Weite bedeutet, dass es das reine Bewusstsein ist, das man fühlt, wenn es sich nicht um das weiße Licht oder das leuchtende Licht handelt, welches das Bewusstsein der Mutter dort oder seinen Einfluss anzeigt. Die feine Barriere, die du fühltest, muss die gleiche Sache gewesen sein, die deinen Aufstieg vom Herzen aus verhindert und darüber hinaus dein Eintreten in die obenliegenden Regionen. Dort befindet sich immer eine Art Lid, und nur wenn es geöffnet wird oder verschwindet, kann man sich frei nach oben erheben. Man kann eine „noch nie gesehene Weite“ wahrnehmen, ist aber dort noch kein Selbst, solange das nicht geschehen ist.

Weite ist notwendig für das Wirken des höheren Bewusstseins – wenn das Wesen in sich selbst eingeschlossen ist, können intensive Erfahrungen und ein Sich-Öffnen gegenüber Kontakten von oben stattfinden, es kann aber nicht die volle, solide Grundlage für die Umwandlung geschaffen werden.

Die Leere und die Weite im Gehirn sind ein sehr gutes Zeichen. Sie sind eine Voraussetzung für das horizontale Sich-Öffnen in das kosmische Bewusstsein und aufwärts in das Selbst und das höhere spirituelle Mental über dem Kopf.

Die Leichte, das Gefühl, dass der Kopf verschwindet und alles offen ist, ist ein Zeichen der Weite des mentalen Bewusstseins, das nicht länger durch das Gehirn und sein Körper-Gefühl begrenzt ist – nicht länger eingekerkert, sondern weit und frei.

Dies wird zuerst nur in der Meditation gefühlt oder bei geschlossenen Augen; in einem späteren Stadium jedoch wird es gefestigt, und man empfindet sich immer als weites Bewusstsein, das durch kein Körper-Gefühl beschränkt ist. Von dieser Weite deines Wesens spürtest du etwas in der zweiten Erfahrung, als der Fuß der Mutter dein physisches Mental (Kopf) niederdrückte, bis es sich beugte und Platz machte für die Empfindung eines unendlichen Selbstes. Dieses weite Bewusstsein, das nicht vom Körper abhängt oder durch ihn begrenzt wird, nennt man im Yoga den atman oder das Selbst. Du hast im Augenblick lediglich erste Eindrücke davon, später aber wird es zu etwas ganz Normalen, und du fühlst, dass du immer dieser atman warst, unendlich und unsterblich.

Ich glaube nicht, dass die Schlaflosigkeit durch mangelnde Arbeit verursacht wird; denn selbst jene schlafen gut, die überhaupt nicht arbeiten. Es hat einen anderen Grund, muss aber überwunden werden.

Das fortwährende Sich-Erinnern der Mutter ist eine schwierige Sache und nur wenige können es, doch wird es zur gegebenen Zeit kommen. Inzwischen arbeitet ihre Kraft in dir und bereitet dein Bewusstsein hierfür vor.

Dem Selbst begegnet man zuerst auf der Ebene des höheren Mentals, doch ist es nicht auf einen Ort beschränkt; es wird meist als etwas gefühlt, das in die Weite ausgebreitet ist, doch kann man auch ein zentralisierendes Bewusstsein im sahasrara oder darüber fühlen.

Das Selbst beherrscht die Vielfalt seiner Schöpfung durch seine Einheit auf allen Ebenen vom Höheren Mental aufwärts, auf welchen die Verwirklichung des Einen die natürliche Grundlage des Bewusstseins ist. Doch in dem Maß wie man aufsteigt, verändert sich das Blickfeld, verändert sich die Macht des Bewusstseins, wird das Licht immer intensiver und mächtiger. Obwohl die statische Verwirklichung der Unendlichkeit und Ewigkeit sowie des Zeitlosen Einen die gleiche bleibt, wird das Wirken des Einen immer umfassender geschaut, begleitet von einer immer stärkeren Unterstützung durch die Kraft und einem immer vollständigeren Erfassen dessen, was erkannt und getan werden muss. Alle möglichen Formen und Gestaltungen von Dingen werden immer deutlicher sichtbar, werden auf den richtigen Platz gerückt und sind verwertbar. Außerdem wird das, was im Höheren Mental Verstandeswissen ist, zur Erleuchtung im Erleuchteten Mental und zur unmittelbaren inneren Schau in der Intuition. Die Intuition aber erfasst blitzartig und kombiniert durch ein ständiges Spiel von Licht – durch Offenbarungen, Inspirationen, Intuitionen, raschem Unterscheiden. Das Obermental sieht ruhig, stetig, in großen Mengen und weiten Ausmaßen von Raum und Zeit, global; und genauso erschafft und handelt es – es ist die Welt der großen Götter, der göttlichen Schöpfer. Nur dass jeder von ihnen auf seine eigene Weise erschafft, wobei er alles sieht, aber alles von seinem eigenen Standpunkt aus. Die absolute supramentale Harmonie und Gewissheit herrscht dort nicht. Dies sind grob formuliert einige der Unterschiede [zwischen den Ebenen über dem Mental]. Ich spreche natürlich von diesen Ebenen als solchen – wenn sie im menschlichen Bewusstsein arbeiten, sind sie notwendigerweise in ihrem Wirken stark vermindert, da sie von der menschlichen Instrumentierung, von Mental, Vital und dem Physischen, abhängig sind. Erst wenn diese zur Ruhe gelangt sind, erhalten sie eine vollere Kraft und enthüllen besser ihren Charakter.

Die Wissens-Substanz ist auf allen Ebenen über dem Kopf die gleiche, und nur der Substanz und Form des Wissens verleiht das höhere Mental Gedanke und Wort; im erleuchteten Mental beginnt ein Licht, eine Energie, ein Ananda des Wissens von besonderer Art zu herrschen, die in dem Maß wachsen, wie man auf der Stufenleiter emporsteigt – oder auch wie das Wissen von einer immer höheren Quelle kommt. Dieses Licht usw. [diese Energie, dieser Ananda des Wissens] ist im erleuchteten Mental noch ziemlich abgeschwächt und zerstreut; auf den höheren Ebenen wird es immer intensiver, klarer umrissen, dynamischer und wirksamer, und zwar so sehr, dass es den Charakter und die Macht des Wissens ständig wandeln kann.

Die Unwissenheit kann von oberhalb des Kopfes wirken, aber nicht als Teil der höheren Ebenen – sie kommt von außerhalb. Die höheren Ebenen direkt über dem Kopf sind jedoch nicht die absolute Wahrheit; die erhältst du allein im Supramental.

Die Ebenen und der Körper sind nicht das gleiche. Über dem Kopf werden alle Ebenen vom Obermental bis hinab zum höheren Mental gesehen, es ist aber nur eine Wechselbeziehung im Bewusstsein und kein tatsächlicher Ort im Raum.

1In dem Maß, wie der Gedanke auf der Stufenleiter emporsteigt, hört er auf, intellektuell zu sein, er wird erleuchtet, dann intuitiv, dann obermental und verschwindet schließlich, das letzte Jenseitige suchend. Das Gedicht drückt jedoch keinerlei philosophische Gedanken aus; es ist einfach die Wahrnehmung einer bestimmten Bewegung – das ist alles.

„Blasses Blau“ ist die Farbe der höheren Ebenen des Mentals bis hinauf zur Intuition. Darüber beginnt sie mit dem supramentalen Licht golden zu werden.

Das Denken vermittelt nicht das Wissen, sondern ist der Mittler zwischen dem Unbewussten und dem über-bewussten. Es zwingt die Welt, die aus dem Unbewussten geboren wurde, ein Wissen zu erreichen, das sich von dem instinktiv vitalen oder bloß auf Erfahrung beruhenden unterscheidet – Wissen, das als solches das Denken überschreitet; es ruft nach jenem über-bewussten Wissen und bereitet hier [auf Erden] das Bewusstsein vor, es zu empfangen. Es [das Denken] erhebt sich in die höheren Bereiche und wird sogar, wenn es in den supramentalen und Ananda-Ebenen verschwindet, in etwas umgewandelt, das deren Mächte in das schweigende Selbst herabbringen wird, welches nach seinem Stillstand zurückblieb.

Gold-Rot ist die Farbe des Supramentals im Physischen – das Gedicht beschreibt das Denken in dem Stadium, in dem es die Umwandlung erfährt und im Begriff ist, in das Unendliche über uns aufzusteigen und sich darin aufzulösen. „Die Rune des Flammenwortes“ ist das Wort der höheren Inspiration, Intuition und Offenbarung, welche die höchste Erreichung des Denkens darstellt.

Mit dem intuitiven Selbst meinte ich das intuitive Wesen, jenen Teil, der zur intuitiven Ebene gehört oder damit in Verbindung steht. Die Intuition ist eine der höheren Ebenen des Bewusstseins zwischen dem menschlichen denkenden Mental und der supramentalen Ebene.

Das intuitive Mental wird vom Supramental nicht unmittelbar berührt. Über ihm befindet sich das Obermental, in dem es eine höhere und größere Intuition gibt, und darüber sind die supramentalen Bereiche.

Man kann, glaube ich, nicht sagen, dass es im intuitiven Mental gesonderte Sphären für Reinheit, Stärke und Schönheit gibt. Dies sind getrennte Mächte des Göttlichen, nicht getrennte Sphären. Sie können aber natürlich vom Mental auf diese Weise für einen bestimmten Zweck eingeordnet werden.

Offenbarung ist ein Teil des intuitiven Bewusstseins.

Es gibt eine Unterscheidung, die nicht intellektuell ist – eine direkte Wahrnehmung.

Man kann, selbst solange das Ego noch besteht, Mitteilungen von der Intuition-Ebene empfangen – aber in der Weite der Intuition zu leben, ist mit der Begrenzung des Egos nicht möglich.

Um in der Intuition zu leben, ist es zunächst erforderlich, sich dem kosmischen Bewusstsein gegenüber zu öffnen und zuerst im höheren und erleuchteten Mental zu leben und alles von dort aus zu sehen. Ständig die Intuition von oben zu empfangen, ist nicht notwendig – es genügt, den Einen überall zu fühlen und mit Dingen und Menschen mehr durch das innere Mental und Gefühl in Kontakt zu kommen als durch das äußere Mental und die äußeren Gefühle – denn diese berühren nur die Oberfläche der Dinge und sind nicht intuitiv.

Das kosmische Bewusstsein hat viele Ebenen – das kosmische Physische, das kosmische Vital, das kosmische Mental, und über den höheren Ebenen des kosmischen Mentals ist die Intuition und darüber das Obermental und wiederum darüber das Supramental, wo die Transzendenz beginnt. Um auf der Intuition-Ebene zu leben (nicht nur Intuitionen zu empfangen), muss man im kosmischen Bewusstsein leben, denn dort gehen gleichsam das Kosmische und Individuelle ineinander über und die mentale Trennung zwischen ihnen ist bereits aufgehoben – aus diesem Grund kann niemand dorthin gelangen, der noch im trennenden Ego lebt.

Eine reflektierte statische Verwirklichung von Sachchidananda ist auf jeder der kosmischen Ebenen möglich, aber voll darin einzutreten, die gänzliche Einung mit dem Höchsten Göttlichen, dynamisch oder statisch, kommt erst mit der Transzendenz.

Das individuelle Selbst hat keinen speziellen Bezug zur Intuition; die Intuition ist die höchste Macht, die das verkörperte Einzelwesen erreichen kann, ohne sich zu universalisieren – wenn es sich universalisiert, dann ist es ihm möglich, den Kontakt mit dem Obermental herzustellen. Wenn mit dem individuellen Selbst der Jivatman gemeint ist, kann es auf jeder Ebene des Bewusstseins geschehen.

Nicht die Seele, sondern das Mental wird emporgehoben und gewandelt und seine Tätigkeit gesteigert durch die Intuitivierung des Bewusstseins. Die Seele ist essentiell immer gleich und passt ihre Tätigkeit jeder Veränderung des Bewusstseins an, ohne einer Umwandlung zu bedürfen.

Ja, es gibt Wesen auf der Ebene der Intuition. Die Intuition ist in direktem Kontakt mit der höheren Wahrheit, aber nicht in einem integralen Kontakt. Sie empfängt die Wahrheit blitzartig und verwandelt diese Blitze der Wahrheits-Wahrnehmung in Intuitionen – intuitive Ideen. Die Ideen der wahren Intuition sind, so weit sie reichen, immer richtig; wenn aber die Intuition mit der gewöhnlichen Mental-Substanz verwässert wird, vermischt sich ihre Wahrheit mit dem Irren.

Ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang ich das schrieb. Aber die Intuitivierung reicht nicht aus, um einen Sturz zu verhindern; wenn sie vollständig ist (und sie ist nicht vollständig, solange nur das Mental und nicht auch das Vital und Physische intuitiv sind), kann sie bewirken, dass du alle Vorgänge in dir und um dich herum verstehst und ihrer bewusst wirst, sie macht dich aber nicht unbedingt zum absoluten Meister der Reaktionen. Hierfür ist Wissen nicht genug – ein bestimmter Wissens-Wille (Wissen und Wille miteinander verschmolzen) oder eine Bewusstseins-Macht ist erforderlich.

Das Obermental empfängt die Göttliche Wahrheit und teilt sie in vielfältige Formen und einem mannigfaltigen Spiel von Kräften auf und erschafft aus dieser Aufteilung verschiedene Welten.

In der Intuition ist die Natur des Wissens Wahrheit; sie ist nicht global oder umfassend, sondern eine im Hintergrund befindliche Wahrheit, die aus vielen Ecken und Enden und blitzartig hervortritt und sie [die Intuition] mit ihren direkten Wahrnehmungen versorgt.

Er scheint ausdrücken zu wollen, dass sich jenseits des Obermentals eine Ebene des „höheren erleuchteten Verstandes“ befindet. Das ist unmöglich. Jenseits des Obermentals ist das Supramental – das Obermental ist die höchste der Ebenen unterhalb des Supramentals, und er hat noch keinen Kontakt mit dem Supramental Was er hier Obermental nennt, kann nicht das wahre Obermental sein. Seine Erfahrungen sind jene des Mentals, das sich den höheren mentalen Ebenen öffnet und etwas von ihnen und ihren Mächten in das Mental, das Leben und den Körper herabzubringen versucht.

Seine Einteilung in vier Welten ist ein Versuch des Mentals, etwas zu deuten, was er erfahren, aber nicht richtig verstanden hat. Wenn Mahasarasvati ihn in diesem Augenblick bremste, muss es deshalb gewesen sein, weil sein Mental etwas falsch konstruierte und es nutzlos war, das weiterzuführen.

In diesem Stadium seines Yoga hat er zu beobachten, was vor sich geht, darf aber irgendwelchen derartigen Einteilungen oder mentalen Aufgliederungen keine entscheidende oder endgültige Bedeutung beimessen. Manchmal erfährt das Mental die Dinge in diesem Stadium auf die richtige Weise, manchmal konstruiert es etwas Falsches, das, wenn ein höheres Wissen kommt, verworfen oder richtiggestellt werden muss.

Das Bewusstsein, das du supramental nennst, befindet sich zweifelsohne über dem menschlichen Mental, sollte aber nicht supramental genannt werden, sondern einfach das höhere Bewusstsein. In diesem höheren Bewusstsein gibt es viele Abstufungen, deren Gipfel oder Ursprung das Supramental ist. Es ist nicht möglich, den Gipfel oder Ursprung gleich auf einmal zu erreichen; vor allem muss erst das niedrigere Bewusstsein geläutert und bereitgemacht werden. Das ist die Bedeutung des Lichtes, das du sahst, dessen inneren Körper oder deren innere Substanz zu dicht und machtvoll ist, um gegenwärtig durchdrungen zu werden.

Sicher, die Obermental-Herabkunft ist für jene notwendig, welche die supramentale Wandlung wollen. Wenn sich das Obermental nicht auftut, kann kein unmittelbares supramentales Sich-Öffnen des Bewusstseins stattfinden. Solange man im Mental bleibt, selbst im erleuchteten Mental oder der Intuition, kann man indirekte Botschaften oder einen Einfluss des Supramentals empfangen, man kann aber nicht die direkte supramentale Kontrolle des Bewusstseins oder die supramentale Wandlung erlangen.

Die Menschen sprechen recht leichtfertig über das Obermental und Supramental, so als ob es ganz einfach wäre, in sie einzutreten, und sie halten fälschlicherweise untergeordnete Bewegungen für die des Obermentals oder Supramentals; sie verwirren hierdurch die Wahrheit und verzögern den Fortschritt in der Sadhana.

Es ist nicht sehr klar, was mit diesem Wissens-Willen gemeint ist. Es ist in der Regel eine Beschreibung des Supramentals, wo es keine Trennung zwischen Wissen und Willen gibt, da sie gegenseitig aufeinander einwirken oder vielmehr miteinander im Einssein verknüpft und daher unfehlbar sind. Du sagst, es hätte im Mental, Vital und Körper Gestalt angenommen; wenn dem so wäre, würde dies die endgültige und gefestigte Umwandlung bedeuten; es kann daher nicht das Supramental sein. Es muss eine Wahrheits-Ebene des Obermentals sein.

Wissen und Willen müssen natürlich eins sein, bevor sie vollendet handeln können.

Es ist die Erfahrung der transzendenten Ebenen in ihrer Beziehung zu den höheren Bewusstseinsebenen (Obermental usw.), auf denen sie sich widerspiegeln; genauso wie man eine Erfahrung von Sachchidananda haben kann und diese Ebenen sich im Mental oder Vital oder physischen Bewusstsein widerspiegeln, so ist es auch hier – die Erscheinungsform ist aber auf jeder Ebene eine andere.

Obermental-Erfahrung findet statt, wenn man sich zur Obermental-Ebene erhebt und die Dinge so sieht, wie sie auf dieser Ebene sind oder wie sie dem Bewusstsein erscheinen, das die anderen Ebenen aus der Sicht des Obermentals betrachtet. Wenn man sich auf der mentalen, vitalen oder physischen Ebene befindet, kommt der Obermental-Einfluss herab und modifiziert das mentale, vitale oder physische Wirken in größerem Ausmaß entsprechend den Möglichkeiten oder der Sache, die in dem betreffenden Augenblick getan werden muss. Er ist dann dort nicht die einzige Macht, wie es auf seiner eigenen Ebene der Fall ist, sondern wirkt unter den mentalen, vitalen oder physischen Bedingungen. Seine Macht ist eher subjektiv als objektiv – es ist ihm ein Leichtes, unsere Ansicht, Erfahrung und unser Wissen über ein Objekt zu verändern, aber es fällt ihm nicht so leicht, das Objekt selbst, seine Natur oder Umstände oder den äußeren Zustand der Dinge auf dieser [mentalen, vitalen oder physischen] Ebene zu wandeln.

Es gibt keine Obermental-Gefahren – wenn eine Gefahr besteht, dann lediglich weil das niedere Bewusstsein die Hinweise des Obermentals oder höheren Bewusstseins missbraucht. Es gibt auch keine Obermental-Falschheiten. Das Obermental ist Teil [der Welt] der Unwissenheit in dem Sinn, dass es das Höchste Wissen darstellt, das im Stadium der Unwissenheit erlangt werden kann, dass aber das Wissen noch immer geteilt ist und daher nur ein Wissen der Teile und Aspekte der Wahrheit sein kann, nicht aber das integrale Wissen. Als solches kann es vom Mental missbraucht und in Falschheit gewendet werden.

Die Obermental-Erfahrung befreit nicht unbedingt von den niederen vitalen und physischen Bewegungen – es verändert sie lediglich bis zu einem gewissen Ausmaß und bereitet sie für eine höhere Wahrheit vor.

Es ist ganz natürlich. In diesen Erfahrungen nimmst du das Bewusstsein der anderen Ebenen wahr. Daher hattest du die Erfahrung, eine Form des Göttlichen Bewusstseins, das heißt der Mutter zu sein, und solange die Erfahrung anhält, fühlst du ihre Macht – wenn die Erfahrung beendet ist, trittst du wieder in deinen normalen Zustand ein, die Macht zieht sich zurück. Diese Erfahrungen gehören zu dem Bewusstsein mit dem Obermental-Wissen und bereiten es für die Umwandlung vor.

Ganz einfach, es ist die Anziehungskraft des Göttlichen Bewusstseins, die sich in einer konkreten Erfahrung darstellt. Es ist dieses Konkrete der Erfahrungen, was dich verwirrt. Jede Erfahrung dort neigt dazu, konkret zu sein, es gibt keine „abstrakten“ Wahrheiten wie im Mental – sogar der Gedanke ist im Obermental eine konkrete Kraft und fühlbare Substanz.

Ja, es ist einer der Aspekte der Wahrheit – denn im Obermental gibt es viele Aspekte der Wahrheit, getrennt oder miteinander verbunden oder übereinander angeordnet.

Warum nicht? Beides ist wahr auf verschiedenen Ebenen des Obermentals oder in verschiedenen kosmischen Gestaltungen, die vom Obermental stammen. Es gibt alle Aspekte im Obermental, selbst jene, die der Intellekt als sich widersprechend ansieht; im Obermental widersprechen sie einander nicht, sondern ergänzen sich.

Es ist allein das Supramental, das absolut frei vom Irren ist. Das Obermental bietet die Wahrheit in allen möglichen Anordnungen dar, die, alle zusammengenommen, in etwa die ganze Wahrheit darstellen – diese aber werden wiederum in dir im Erdbewusstsein reflektiert oder durch die Herabkunft von höheren Ebenen in dein Erdbewusstsein übertragen; während dieses Vorgangs aber können im Erdbewusstsein Fehler in der Deutung, im Verstehen, in der Anwendung und Anordnung aufkommen.

Absolute Gewissheit über alle Dinge kann allein durch das Supramental kommen. In der Zwischenzeit muss man mit dem Wissen auskommen, das man von den anderen Ebenen erhält.

3. Abschnitt

Die Herabkunft ist die der Mächte des höheren Bewusstseins, das sich über dem Kopf befindet. Sie erfolgt meist von Zentrum zu Zentrum, bis sie das ganze Wesen ergriffen hat. Zu Beginn jedoch ist das Wirken sehr unterschiedlich. Erst wenn der Friede von oben nicht nur herabgekommen ist, sondern sich auch im ganzen System gefestigt hat, findet ein immerwährendes Wirken statt. Die Herabkunft erfolgt, um das Bewusstsein umzuwandeln, die Umwandlung aber erfordert Zeit. Es geschieht nicht alles in einem Augenblick.

Was ich sagte war, dass der entscheidendste Weg für das Eintreten des Friedens und Schweigens in einer Herabkunft von oben besteht. Tatsächlich kommen sie stets so, auch wenn es nicht immer nach außen hin so erscheint – nicht immer nach außen hin deshalb, weil sich der Sadhak nicht immer des Vorgangs bewusst ist; er fühlt zwar, wie sich der Friede in ihm festigt oder zumindest offenbart, aber er ist sich nicht bewusst, wie und woher er kam. Dennoch ist es wahr, dass alles, was zum höheren Bewusstsein gehört, von oben kommt – nicht nur der spirituelle Friede und das Schweigen, sondern auch das Licht, die Macht, das Wissen, das höhere Sehen und Denken sowie der Ananda kommen von oben. Sie können in gewissem Umfang auch von innen kommen, aber dann nur deshalb, weil das seelische Wesen unmittelbar für sie offen ist und sie zuerst dorthin gelangen, um sich dann später im übrigen Wesen zu offenbaren – von der Seele her oder durch ihr Hervortreten. Eine Enthüllung von innen her oder eine Herabkunft von oben – dies sind die beiden höchsten Wege der Yoga-siddhi. Es kann den Anschein haben, dass eine Bemühung von Seiten des äußeren Oberflächen-Mentals oder der Oberflächen-Gefühle, eine tapasya irgendwelcher Art, einige dieser Dinge aufbaut, die Ergebnisse aber sind meist ungewiss und unvollständig, verglichen mit dem Ergebnis der beiden fundamentalen Wege. Das ist der Grund, warum wir in diesem Yoga stets auf einem „Sich-Öffnen“ als unerlässlich für den Erfolg der Sadhana bestehen – einem nach innen gerichteten Sich-Öffnen des inneren Mentals, Vitals und Physischen gegenüber unserem innersten Teil, der Seele, und einem nach oben gerichteten Sich-Öffnen gegenüber dem, was sich oberhalb des Mentals befindet.

Der eigentliche Grund hierfür ist, dass dieses kleine Mental, Vital und der Körper, die wir für unser Selbst halten, nur eine Oberflächen-Bewegung und ganz und gar nicht unser [eigentliches] „Selbst“ ist. Sie ist das äußere Stück einer Persönlichkeit, das für das Spiel der Unwissenheit in einem kurzen Leben hervorgebracht wurde. Es ist mit einem unwissenden Mental ausgerüstet, das auf der Suche nach Bruchstücken der Wahrheit umher tastet, einem unwissenden Vital, das auf der Suche nach Bruchstücken des Vergnügens umher jagt, einem dunklen und meist unterbewussten Physischen, das die Einwirkung von Dingen empfängt und ein sich daraus ergebendes Leiden oder Vergnügen eher hinnimmt als meistert. All das wird akzeptiert, bis das Mental dessen überdrüssig wird und nach der wirklichen Wahrheit seiner selbst und der Dinge Ausschau zu halten beginnt, bis das Vital sich angeekelt fühlt und zu fragen beginnt, ob es nicht so etwas wie wirkliche Seligkeit gibt, und das Physische müde wird und nach der Befreiung von sich selbst und seinen Schmerzen und Freuden verlangt. Dann kann das kleine, unwissende bisschen Persönlichkeit zu seinem wahren Selbst zurückkehren und damit zu jenen größeren Dingen – oder aber zur Auslöschung seiner selbst, nirvana.

Das wirkliche Selbst ist nicht irgendwo an der Oberfläche, sondern tief in uns und über uns. Innen ist die Seele, die ein inneres Mental stützt, ein inneres Vital, ein inneres Physisches, in denen die Fähigkeit zu universaler Weite liegt und damit zu dem, wonach jetzt verlangt wird – einem direkten Kontakt mit der Wahrheit des Selbstes und der Dinge, dem Kosten einer universalen Seligkeit, der Befreiung von der eingekerkerten Kleinheit und den Leiden des groben physischen Körpers. Selbst in Europa gibt man neuerdings sehr häufig das Vorhandensein von Etwas hinter der Oberfläche zu, sein Wesen jedoch wird verkannt und es wird „unterbewusst“ oder „unterschwellig“ genannt, während es in Wirklichkeit auf seine eigene Weise durchaus bewusst und nicht unterschwellig ist, sondern nur hinter dem Schleier. Es ist, gemäß unserer Psychologie, mit der kleinen äußeren Persönlichkeit durch bestimmte Bewusstseins-Zentren verbunden, deren wir uns durch den Yoga bewusst werden. Von unserem inneren Wesen dringt nur wenig durch diese Zentren in das äußere Leben, dieses Wenige aber ist unser bester Teil – wir verdanken ihm unsere Kunst, Dichtung und Philosophie, unsere Ideale, religiösen Bestrebungen und unsere Bemühungen um Wissen und Vollendung. Die Zentren sind jedoch zum größten Teil verschlossen oder im Schlaf, und es ist eines der Ziele des Yoga, sie zu öffnen, zu erwecken und zu aktivieren. In dem Maß, wie sie sich öffnen, werden auch die Mächte und Möglichkeiten des inneren Wesens in uns erweckt; zunächst erwachen wir zu einem größeren und dann zu einem kosmischen Bewusstsein; wir sind nicht länger mehr kleine, gesonderte Persönlichkeiten mit begrenztem Leben, sondern Zentren eines universalen Wirkens und in direktem Kontakt mit kosmischen Kräften. Darüber hinaus können wir, statt unfreiwillige Spielzeuge der letzteren zu sein – so wie es die Oberflächen-Person ist –, bis zu einem gewissen Grad bewusst und Meister des Spiels der Natur werden; wie weit dies möglich ist, hängt ab von der Entwicklung des inneren Wesens und seinem Sich-Öffnen nach oben hin zu den höheren spirituellen Ebenen. Gleichzeitig wird durch dieses Sich-Öffnen des Herz-Zentrums das seelische Wesen befreit, was dahingehend weiterwirkt, dass wir uns des Göttlichen in uns und der höheren Wahrheit über uns bewusst werden.

Denn das höchste spirituelle Selbst ist nicht hinter unserer Persönlichkeit und unserem körperlichen Dasein, sondern darüber und überschreitet sie vollständig. Das höchste der inneren Zentren ist im Kopf, während das tiefste das Herz ist; jenes Zentrum aber, das sich unmittelbar dem Selbst öffnet, befindet sich über dem Kopf, gänzlich außerhalb des physischen Körpers, im sogenannten feinstofflichen Körper, suksma saria. Dieses Selbst hat zwei Aspekte, und die Ergebnisse seiner Verwirklichung entsprechen diesen beiden Aspekten. Der eine [Aspekt] ist statisch, ein Zustand von weitem Frieden, von Freiheit und Schweigen: das schweigende Selbst wird von keiner Tätigkeit oder Erfahrung bewegt; es stützt sie unvoreingenommen, scheint sie aber durchaus nicht ins Leben zu rufen, vielmehr zurückzustehen, losgelöst oder unbeteiligt, udasina. Der andere Aspekt ist dynamisch und dieser wird als das kosmische Selbst oder der kosmische Spirit erfahren, der die ganze kosmische Tätigkeit nicht nur stützt, sondern hervorbringt und in sich enthält – nicht nur jenen Teil, der unser physisches Selbst betrifft, sondern auch alles, was jenseits davon ist –, diese Welt und alle anderen Welten, sowohl die über-physischen als auch die physischen Bereiche des Universums. Darüber hinaus empfinden wir das Selbst als eins in allen; wir fühlen es aber auch über allem, transzendent und alle individuelle Geburt oder kosmische Existenz überschreitend. In das universale Selbst zu gelangen – eins in allen – bedeutet vom Ego befreit zu sein; das Ego wird entweder zu einer kleinen, zweckbedingten Begleiterscheinung im Bewusstsein oder verschwindet sogar insgesamt aus unserem Bewusstsein. Das ist die Auslöschung oder das nirvana des Egos. In das transzendente Selbst über allem einzutreten, befähigt uns, sogar das kosmische Bewusstsein und Wirken ganz zu überschreiten – es kann der Weg zu jener vollständigen Befreiung vom weltlichen Dasein sein, die auch „das Auslöschen“ genannt wird, laya, moksa, nirvana.

Es sei jedoch bemerkt, dass das Sich-Öffnen nach oben nicht notwendigerweise allein zu Frieden, Schweigen und dem nirvana führt. Der Sadhak nimmt nicht nur einen großen, unter Umständen unendlichen Frieden, ein Schweigen, eine Weite über sich wahr, gleichsam über dem Kopf, und sich in den ganzen physischen und über-physischen Raum ausdehnend, sondern er kann auch andere Dinge wahrnehmen – eine weite Kraft, in der alle Macht, ein weites Licht, in dem alles Wissen enthalten ist, einen weiten Ananda, in dem alle Seligkeit und alles Entzücken ist. Zunächst erscheinen sie als etwas Essentielles, Undefinierbares, Absolutes, Einfaches, kevala; nirvana scheint in jedem dieser Dinge möglich zu sein. Wir können aber auch zu der Erkenntnis gelangen, dass diese Kraft alle Kräfte enthält, dieses Licht alles Licht, dieser Ananda jede nur erdenkliche Freude und Seligkeit. Und all das kann in uns herabkommen. Jedes [dieser Dinge] kann einzeln und alle können zusammen herabkommen, nicht nur der Friede allein; es ist freilich am ungefährlichsten, zuerst eine absolute Ruhe, einen absoluten Frieden herabzubringen, denn das macht die Herabkunft des Übrigen sicherer; im anderen Fall könnte es der äußeren [menschlichen] Natur Schwierigkeiten bereiten, soviel Kraft, Licht, Wissen oder Ananda aufzunehmen oder zu ertragen. Alle diese Dinge zusammen machen das aus, was wir das höhere spirituelle oder Göttliche Bewusstsein nennen. Das seelische Sich-Öffnen im Herzen setzt uns vor allem in Verbindung mit dem individuellen Göttlichen, dem Göttlichen in seiner inneren Beziehung zu uns; es ist im besonderen die Quelle der Liebe und bhakti. Das Sich-Öffnen nach oben setzt uns in direkte Verbindung mit dem ganzen Göttlichen und kann in uns das Göttliche Bewusstsein und eine neue Geburt oder die Geburten des Spirits hervorrufen.

Sobald der Friede gefestigt ist, kann diese höhere oder Göttliche Kraft von oben herabkommen und in uns wirken. Sie kommt im Allgemeinen zuerst in den Kopf herab und befreit die inneren Mental-Zentren, dann in das Herz-Zentrum, wo sie das seelische und emotionale Wesen befreit, dann in das Nabel-Zentrum und die anderen Vital-Zentren, wo sie das innere Vital befreit, dann in das muladhara und darunter, wo sie das innere physische Wesen befreit. Sie wirkt gleichzeitig sowohl auf die Vollendung als auch auf die Befreiung hin; sie erfasst die ganze [menschliche] Natur, Stück um Stück, und wirkt darauf ein, zurückweisend, was zurückgewiesen werden muss, verfeinernd, was verfeinert werden muss, erschaffend, was erschaffen werden muss. Sie integriert, harmonisiert und errichtet einen neuen Rhythmus in der Natur. Sie vermag auch eine höhere und immer höhere Kraft, einen immer höheren Bereich der höheren Natur herabzubringen, bis es möglich ist – wenn dies das Ziel der Sadhana ist –, die supramentale Kraft und das supramentale Dasein herabzubringen. All dies wird durch die Arbeit des seelischen Wesens im Herz-Zentrum vorbereitet, gefördert und unterstützt; je mehr dieses offen, im Vordergrund befindlich und tätig ist, umso schneller, sicherer und leichter kann das Wirken der Kraft sein. Je mehr die Liebe und bhakti und Hingabe im Herzen wachsen, umso rascher und vollkommener findet die Entwicklung der Sadhana statt. Denn die Herabkunft und Umwandlung beziehen gleichzeitig einen wachsenden Kontakt und eine wachsende Einung mit dem Göttlichen mit ein.

Das ist der grundlegende Sinn der Sadhana. Es liegt auf der Hand, die beiden wichtigsten Dinge hier [in diesem Yoga] sind das Sich-Öffnen des Herz-Zentrums und das Sich-Öffnen der Mental-Zentren gegenüber allem, was hinter und über ihnen ist. Denn das Herz öffnet sich dem seelischen Wesen und die Mental-Zentren öffnen sich dem höheren Bewusstsein, und die Verbindung zwischen dem seelischen Wesen und dem höheren Bewusstsein ist das hauptsächlichste Instrument der siddhi. Das erstere Sich-Öffnen wird durch eine Konzentration im Herzen bewirkt, einen Ruf an das Göttliche, sich in uns zu offenbaren und über die Seele die ganze Natur zu erfassen und zu lenken. Streben, Gebet, bhakti, Liebe und Hingabe sind die wichtigsten Stützen dieses Teils der Sadhana – begleitet von einer Zurückweisung all dessen, was unserem Streben im Wege steht. Das zweite Sich-Öffnen wird durch Konzentration des Bewusstseins im Kopf (später über dem Kopf) bewirkt und durch ein Streben und einen Ruf, einen nicht nachlassenden Willen, die Herabkunft des göttlichen Friedens, der Macht, des Lichtes, des Wissens und Ananda in das Wesen zu erzielen – zuerst den Frieden oder den Frieden und die Kraft zusammen. Tatsächlich empfangen einige zuerst das Licht oder zuerst den Ananda oder ein plötzliches Herabströmen von Wissen. Bei anderen findet zuerst ein Sich-Öffnen statt, das ihnen ein weites, unendliches Schweigen enthüllt, eine Kraft, ein Licht oder eine Seligkeit über ihnen, und sie steigen später in all das auf, oder diese Dinge beginnen in die niedere Natur herabzukommen. Andere erfahren entweder die Herabkunft, zuerst in den Kopf, dann hinab auf die Herz-Ebene, dann zum Nabel und darunter und durch den ganzen Körper, oder aber – ohne jede Empfindung einer Herabkunft – ein unerklärliches Auftreten von Frieden, Licht, Weite oder Macht, oder auch ein horizontales Ausdehnen in das kosmische Bewusstsein hinein oder einen Ausbruch von Wissen in einem plötzlich weit gewordenen Mental. Was immer auch kommt, ist willkommen zu heißen, denn es gibt keine absolut gültige Regel für alle – wenn aber nicht zuerst der Friede eingetreten ist, muss man sich davor hüten, in Jubel auszubrechen oder das Gleichgewicht zu verlieren. Die wichtigste Bewegung jedoch vollzieht sich, wenn die Göttliche Kraft oder Shakti, die Macht der Mutter herabkommt und vom Wesen Besitz ergreift, denn dann beginnt die [systematische] Gestaltung des Bewusstseins und die umfassendere Gründung des Yoga.

Die Auswirkung der Konzentration ist meist keine unmittelbare, obwohl manche ein rasches und plötzliches Aufblühen erfahren; die meisten jedoch müssen eine mehr oder weniger lange Zeit der Anpassung oder Vorbereitung in Kauf nehmen, besonders wenn die Natur noch nicht hinreichend durch Streben und tapasya vorbereitet wurde. Die Ergebnisse kann man bisweilen dadurch beschleunigen, dass man mit der Konzentration einen der Vorgänge der alten Yoga-Systeme verbindet. Es gibt die Advaita-Methode, den Weg des Wissens: man weist die Identifizierung mit dem Mental, Vital und Körper zurück, indem man fortwährend zu sich sagt: „Ich bin nicht das Mental“, „Ich bin nicht das Vital“, „Ich bin nicht der Körper“, und diese Dinge als etwas von seinem wirklichen Selbst Getrenntes betrachtet – und nach einer gewissen Zeit empfindet man alle mentalen, vitalen und physischen Vorgänge, ja das eigentliche Bewusstsein des Mentals, Vitals und Körpers als etwas Äußeres, eine äußere Tätigkeit, während innen und abgelöst davon das Gefühl eines getrennten, für sich bestehenden Wesens wächst, das sich der Verwirklichung des kosmischen und transzendenten Spirits öffnet. Es gibt auch die Sankhya-Methode – eine sehr machtvolle Methode –, die Trennung des Purusha von der Prakriti. Man zwingt dem Mental die Haltung des Betrachters auf – jede Tätigkeit des Mentals, Vitals und Physischen wird zu einem äußeren Spiel, das nicht mein [wahres] Ich ist oder zu mir gehört, sondern der Natur angehört und einem äußeren Ich aufgezwungen wurde. Ich bin der Betrachter Purusha; ich bin still, losgelöst, durch keines dieser Dinge gebunden. Daraus reift im [menschlichen] Wesen eine Teilung heran; der Sadhak spürt in sich das Wachsen eines ruhigen, schweigenden, gesonderten Bewusstseins, das sich vom Oberflächenspiel des Mentals und Vitals und der physischen Natur völlig getrennt fühlt. Es ist dann meist sehr rasch möglich, den Frieden des höheren Bewusstseins, das Wirken der höheren Kraft und die volle Entwicklung des Yoga herabzubringen. Häufig aber kommt zuerst die Kraft selbst als Erwiderung auf die Konzentration und des Rufes herab und dann, wenn es notwendig ist, bringt sie diese Dinge zustande und bedient sich jedes Mittels oder Vorgangs, gleich welcher Art, der förderlich oder unerlässlich ist.

Noch etwas. Bei diesem Vorgang der Herabkunft und dem Wirken von oben ist es äußerst wichtig, sich nicht völlig auf sich selbst, sondern auch auf die Führung durch den Guru zu verlassen und alles, was sich ereignet, seinem Urteil, seiner Entscheidung und seinem Beschluss anheimzustellen. Denn es geschieht häufig, dass die Kräfte der niederen Natur durch die Herabkunft belebt und erregt werden und sich mit ihr vermischen und sie zu ihrem Vorteil benützen wollen. Oft geschieht es aber auch, dass eine bestimmte Macht oder Mächte, die ihrem Wesen nach ungöttlich sind, sich als der Höchste Gott oder die Göttliche Mutter darstellen und den Dienst und die Hingabe des [menschlichen] Wesens fordern. Wenn diese Dinge akzeptiert werden, ergeben sich daraus höchst verheerende Folgen. Wenn der Sadhak hingegen allein dem Göttlichen Wirken zustimmt und sich dieser Führung unterwirft oder überantwortet, kann alles glatt vonstatten gehen. Diese Zustimmung und eine Zurückweisung aller egoistischen Kräfte oder jener Kräfte, die das Ego ansprechen, sind ein Schutz während der ganzen Sadhana. Die Wege der Natur jedoch sind voller Fallen, die Verkleidungen des Egos unzählbar und die Trugbilder der Mächte der Dunkelheit, Rakshasi Maya, außerordentlich geschickt; der Verstand ist ein unzulänglicher Führer und wird oft zum Verräter; vitales Begehren steckt immer in uns und verleitet uns, jedem verlockenden Ruf zu folgen. Das ist der Grund, weshalb wir in diesem Yoga so sehr auf dem bestehen, was wir samarpana nennen – in Englisch ziemlich unzulänglich mit dem Wort „Hingabe“ ausgedrückt. Wenn sich das Herz-Zentrum voll geöffnet und die Seele die ständige Kontrolle übernommen hat, erübrigt sich jede Frage, alles ist sicher. Die Seele aber kann in jedem Augenblick durch eine Aufwallung von unten verhüllt werden. Nur wenige sind diesen Gefahren nicht ausgesetzt, und es sind meist jene, denen die Hingabe leicht fällt. Die Führung durch jemanden, der durch Identität das Göttliche selbst ist oder es vertritt, ist in diesem schwierigen Unternehmen zwingend und unerlässlich.

Was ich dargelegt habe, mag dir vielleicht helfen, eine klare Vorstellung von dem zu bekommen, was ich mit dem zentralen Vorgang des Yoga meinte. Ich habe dir etwas ausführlich geschrieben, konnte aber natürlich nur grundlegende Dinge berühren. Begleiterscheinungen und Einzelheiten werden sich zeigen, sobald man die Methode ausarbeitet, oder besser, sobald sie sich selbst ausarbeitet – denn Letzteres geschieht meist, wenn die Sadhana einen wirkungsvollen Anfang genommen hat.

Die Herabkunft des Friedens, die Herabkunft der Kraft oder Macht, die Herabkunft des Lichtes, die Herabkunft des Ananda – das sind die vier Dinge, welche die [menschliche] Natur umwandeln.

[Die Göttliche] Gegenwart, Friede, Kraft, Licht, Ananda – dies sind fünf Dinge, die meist herabkommen.

So wie Friede, Licht, Macht und alles Übrige, so kommt auch die Weite herab.

Licht, Friede, Macht, Ananda bilden das spirituelle Bewusstsein; wenn sie nicht zu den hauptsächlichen Erfahrungen gezählt werden, was dann?

Nicht die Ebene kommt in Wirklichkeit herab, sondern ihre Macht und Wahrheit kommen in das Stoffliche herunter – der Schleier zwischen dem Stofflichen und dieser Ebene hört dann auf zu bestehen.

Ich sagte nicht, dass die Herabkunft des Ananda vital und mental sei, sondern dass sich der Ananda im Mental und Vital offenbaren würde – was etwas ganz anderes ist; denn der eine Ananda (die wahre Sache) kann sich in jedem Teil des Wesens offenbaren.

Das höhere Bewusstsein kommt auch in die Atmosphäre herab, um jedoch wirksam zu sein, muss das Einzelwesen dafür empfänglich und ansprechbar sein. Es kommt auch unabhängig von der Atmosphäre in das Einzelwesen herab.

Das Bewusstsein, von dem diese Erfahrungen stammen, ist immer vorhanden und übt einen Druck aus, dass sie angenommen werden. Der Grund, warum sie nicht von selbst kommen oder bleiben, ist die Aktivität des Mentals und Vitals, die ständig umherschweifen, dies denkend und jenes wollend, und die versuchen, gipfelstürmerische Glanzleistungen auf allen Hügeln der niederen Natur zu vollbringen, anstatt ein einfaches, starkes Streben und Sich-Öffnen gegenüber dem höheren Bewusstsein zu nähren, damit es komme und seine Arbeit tue. Der rasa [Freude, Gefallen] am Dichten, Malen oder an der physischen Arbeit ist nicht die anzustrebende Sache. Was den Yoga interessant macht, ist der rasa am Göttlichen und göttlichen Bewusstsein; das bedeutet, rasa am Frieden, Schweigen und inneren Licht, an der inneren Seligkeit, dem wachsenden inneren Wissen, der sich mehrenden inneren Macht, der Göttlichen Liebe und all der unendlichen Bereiche der Erfahrung, die sich mit dem Sich-Öffnen des inneren Bewusstseins auftun. Der wahre rasa am Dichten, Malen oder irgendeiner anderen Tätigkeit wird wahrhaftig erst dann entdeckt, wenn diese Tätigkeiten Teil des Wirkens der Göttlichen Kraft in dir geworden sind und du sie als solches empfindest und darin die Freude jenes Wirkens fühlst.

Dein Zustand, in dem das innere Wesen und sein Schweigen vom Oberflächen-Bewusstsein und seinem kleinen, rastlosen Wirken getrennt war, stellt die erste Befreiung dar, die Befreiung des Purusha von der Prakriti, und ist eine fundamentale Erfahrung. An jenem Tag, an dem du sie bewahren kannst, weißt du, dass das yogische Bewusstsein in dir gegründet wurde. Dieses Mal hat sie an Intensität zugenommen, jedoch muss sie auch an Dauer wachsen.

Diese Dinge „fallen nicht herab“ – was du gefühlt hast, war bereits die ganze Zeit über in dir, ohne dass du es gemerkt hast, weil du völlig im Oberflächen-Bewusstsein lebtest und die Oberfläche nur aus Gedränge und Klamauk besteht. In allen Menschen aber ist dieser schweigende Purusha, die Grundlage des wahren mentalen Wesens, des wahren vitalen Wesens, des wahren physischen Wesens. All dies kam zustande durch dein Gebet und Dein Streben, und wollte dir zeigen, welche Richtung du einzuschlagen hast, um den wahren rasa an den Dingen zu erfahren; denn nur in der Befreiung kann man den echten rasa erlangen. Nach dieser Befreiung werden sich weitere einstellen, unter denen sich die Befreiung und der Ananda sowohl in der Tätigkeit als auch im statischen Schweigen befindet.

Worin bestünde die Notwendigkeit einer Sadhana, wenn die Beschaffenheit der gewöhnlichen menschlichen Natur kein Hindernis für die Herabkunft wäre? Was sollte das gesamte höhere Bewusstsein daran hindern herabzukommen und dich binnen einer Sekunde in einen Übermenschen umzuwandeln? Sadhana ist deshalb notwendig, weil die Dinge der niederen Natur einen hartnäckigen Widerstand leisten.

Unter „der allgemeine Zustand“ in meinem Satz ist nicht der Oberflächenzustand zu verstehen, so wie er dir bekannt ist. Er enthält vielmehr viele Dinge, die dir unbekannt sind. Was von oben kommt, kann jederzeit kommen, ob das Mental klar oder das Vital verwirrt ist, ob man meditiert oder umhergeht, ob man arbeitet oder nichts tut. Am häufigsten kommt es, wenn man sich in einem klaren, konzentrierten Zustand befindet, es braucht aber nicht so zu sein – es gibt keine absolut gültige Regel. Zudem braucht das Herabziehen [der Kraft] oder der Ruf [danach] keine konkrete Wirkung zu haben, während sie durchaus eintreten kann, wenn man tatsächlich nicht mehr zieht oder ruft. All diese mentalen Gründe für sein Kommen oder Gehen sind zu starr – manchmal treffen sie zu, sehr oft auch nicht. Man muss Glauben, Vertrauen und Streben haben, aber man kann die Kraft nicht darauf festlegen, wann, wie und warum sie wirken wird.

Das höhere Bewusstsein braucht nicht genau entsprechend dem Streben einzutreten, Streben hingegen ist nicht ohne Wirkung. Es hält das Bewusstsein geöffnet, verhindert einen trägen Zustand des Sich-Ergehens in alles, was kommt, und übt eine Art Sog auf die Quellen des höheren Bewusstseins aus.

Wann immer eine Herabkunft des höheren Bewusstseins in den adhar stattfindet, wird 1. ein Teil davon im frontalen Bewusstsein gespeichert und verbleibt dort; 2. ein Teil zieht sich in den Hintergrund zurück, wo er als Stütze für den aktiven Teil des Wesens bleibt; 3. ein Teil fließt hinaus in die universale Natur; 4. ein Teil wird vom Unbewussten absorbiert und ist für das individuelle Bewusstsein und seine Tätigkeit verloren.

Die Kraft kommt aus zwei Gründen herab:

1. um die menschliche Natur umzuwandeln,

2. um die Arbeit mit Hilfe des Instrumentes weiterzuführen. Zuerst ist man sich irgendeines Wirkens nicht bewusst, später wird man sich der wirkenden Kraft zwar bewusst, aber nicht auf welche Weise sie wirkt. Schließlich wird man sich ihrer völlig und im einzelnen bewusst.

Man fühlt die Kraft nur dann, wenn man in bewusstem Kontakt mit ihr ist.

All das ist ein differenziertes Wirken der Kraft auf den adhar, mit dem einen Ziel, ihn von oben, von unten und auch horizontal zu öffnen. Das Wirken von oben öffnet ihn für die Herabkunft der Kräfte von oberhalb des Mentals und für das Aufsteigen des Bewusstseins über das Lid des gewöhnlichen menschlichen Mentals hinaus. Das horizontale Wirken öffnet ihn für das kosmische Bewusstsein auf all seinen Ebenen. Das Wirken von unten verhilft dazu, das Über-bewusste mit dem Unterbewussten zu verbinden. Schließlich wird das Bewusstsein, anstatt an den Körper gebunden zu sein, unendlich – es erhebt sich unendlich nach oben, taucht unendlich tief hinunter und weitet sich unendlich nach allen Seiten aus. Außerdem öffnen sich alle Zentren dem Licht und der Macht und dem Ananda, die von oben kommen müssen. Gegenwärtig scheinen nur die Mental-Zentren die Herabkunft der Kraft voll zu empfangen, während die oberen Vital-Zentren mit einem geringeren Einwirken auf die übrigen Teile des Körpers vorbereitet werden. Gänzlich offen zu sein, ist eine Frage der Zeit und der Ausdauer auf dem Weg.

Es ist die universale Erfahrung der Sadhaks, dass Kraft, Bewusstsein oder Ananda von dieser Art zuerst von oben oder aus dem Umkreis kommt und auf den Kopf presst oder ihn umgibt, dann durchbohrt sie [die Kraft] gleichsam den Schädel und erfüllt zuerst das Gehirn und die Stirn, dann den ganzen Kopf, und weiter herabkommend ergreift sie jedes Zentrum, bis das ganze System damit angefüllt und reichlich versehen ist. Natürlich finden vorzeitige Einbrüche statt oder können stattfinden und ergreifen für eine gewisse Zeit den ganzen Körper oder den Teil des [Körper-] Systems, der für den Einfluss am weitesten offen ist und ihm den geringsten Widerstand leistet.

Die Herabkunft in den Körper beginnt normalerweise mit dem Kopf, und geht dann weiter in den Nacken und die Brust. Für viele gibt es hier aufgrund eines bestimmten vitalen Widerstandes einen großen Stillstand, bevor sie [in den Bereich] unterhalb des Nabels gelangt. Wenn sie dieses Hindernis überwunden hat, dauert es meistens nicht lange, bis sie weiter nach unten kommt. Hinsichtlich der Länge der Zeit aber gibt es keine Regel. In manchen strömt sie [die Herabkunft] wie eine Flut herab, in anderen wächst sie methodisch und bedachtsam an. Ich glaube nicht, dass die Herabkunft des Friedens auf Gefährten zu warten pflegt – viel eher will sie zuerst ganz allein sein und dann ihre Freunde mit der Botschaft herabrufen: Kommt, ich habe die Stätte für euch ganz vorbereitet.

Die Herabkunft des höheren Bewusstseins, die du meinst, wird in der Herz-Gegend gefühlt und nicht nur im Herz-Zentrum, ebenso wird sie auch im Kopf gefühlt. Die Berührung des Kopfes ist nur ein erster Druck. Später entsteht das Gefühl einer Sammlung von Frieden, Kraft, Licht, Ananda oder Bewusstsein, die unmittelbar in den Kopf und dann zur Brust und durch den Körper zum Nabel herabkommt. Bei einigen dauert es Wochen oder Monate, bei anderen geht es rasch.

Wenn die Dinge in dieser Reihenfolge kommen, öffnet sich zuerst der Kopf und dann das Herz – schließlich folgen alle Zentren. Wenn du mit Frieden, Wissen und mukti allein glücklich bist, öffnet sich das Herz-Zentrum vielleicht nur dafür. Wenn du aber die Liebe willst, werden die herabkommende Macht und das Licht auch hierfür wirken.

Möglicherweise war dieser Versuch, das Nabel- und das niedrigere Zentrum zu öffnen mit zu großer Eile unternommen worden. In diesem Yoga findet eine nach unten gerichtete Bewegung statt – erst die beiden Kopf-Zentren, dann das Herz, dann der Nabel und dann die beiden anderen Zentren. Erst wenn die höhere Erfahrung mit ihrem höheren Bewusstsein, Wissen und Willen in den drei oberen Zentren voll gefestigt ist, ist es leichter, die drei niedrigeren ohne viel Störung zu öffnen.

Ja, es war die gleiche Erfahrung. Du hast dich unter dem Druck der Kraft nach innen gewandt – was zwar häufig, aber nicht immer das erste Ergebnis ist – und tratest für einige Sekunden in den samadhi-Zustand ein, wie man es im gewöhnlichen Sprachgebrauch ausdrückt. Die Kraft versucht in ihrem Herabkommen den Körper zu öffnen und die Zentren zu durchlaufen. Sie tritt (im Allgemeinen) durch den Scheitelpunkt des Kopfes (brahmarandhra) ein und durchläuft das innere Mental-Zentrum, das in der Mitte der Stirn zwischen den Augenbrauen liegt. Aus diesem Grund presst sie zuerst auf den Kopf. Das öffnen der Augen bringt einen zurück zum gewöhnlichen Bewusstsein der äußeren Welt, was zur Folge hat, dass die Intensität [der Kraft] beim öffnen der Augen nachlässt.

Die Erfahrung, die du hattest, war ganz einfach die Herabkunft der Göttlichen Kraft in den Körper. Durch deine Haltung und dein Streben hattest du danach verlangt, dass sie in dir wirke, daher kam sie. Solch eine Herabkunft bringt natürlich einen tief verinnerlichten Zustand und ein Schweigen des Mentals mit sich und kann noch viel mehr bringen – Frieden, das Gefühl der Befreiung, Glücklichkeit, Ananda. Sie wird sehr häufig, wie auch in dieser Erfahrung, von einem Licht oder Leuchten begleitet. Du hattest deshalb das Gefühl, als würde sie den oberen Teil des Körpers bis hinab zum Kardial-Zentrum umhüllen, weil es diese Zentren sind, die Kopf- und Herz-Zentren, die zuerst von all dem, was von oben herabkommt, erfasst und in Besitz genommen werden, was immer es auch sei, Bewusstsein, Kraft, Licht oder Ananda. Meist findet zuerst ein Druck von oben auf den Kopf statt, dann fühlt man etwas in den oberen Teil des Kopfes eintreten und dann wird der ganze Kopf davon ergriffen, wie du es jetzt mit dem „fourmillement“ während der Konzentration empfindest. Wenn einmal der Kopf mit den mentalen Zentren offen und ergriffen ist, kommt die Kraft rasch zu den Herz-Zentren herab, außer es besteht in den höheren vitalen Teilen ein Hindernis oder ein Widerstand. Von dort sendet sie ihren Strom in den ganzen Körper und beginnt, die vitalen und physischen Zentren zu erfassen – vom Nabel bis zum muladhara. Das Eintreten dieser Erfahrung, das Besitzergreifen des Körpers durch die Kraft über uns, bedeutet in der Sadhana einen großen Schritt vorwärts.

Die Furcht vor einer Ohnmacht wurde durch den samskara im Mental ausgelöst; sie muss abgelegt werden. Die Kraft kann durchaus in das volle Wachbewusstsein herabkommen; wenn sie eine Art samadhi mit sich bringt, ist es meist ein bewusster innerer Zustand – das Bewusstsein, das von äußeren Dingen abgewandt, aber innerlich im Vollbesitz der Macht ist. Selbst wenn eine Trance eintreten würde, wäre es eine Trance und keine Ohnmacht.

Die bedeutenderen der von dir aufgezählten Erfahrungen sind die folgenden:

1. Das Gefühl der Stille und die beträchtliche Abwesenheit von störenden Gedanken. Das bedeutet, dass die Ruhe im Mental zunimmt, was für eine voll wirksame Meditation notwendig ist.

2. Der Druck auf den Kopf und die Bewegungen in ihm. Der Druck wird durch die Kraft des höheren Bewusstseins oberhalb des Mentals verursacht; sie übt diesen Druck auf das Mental aus (die Mental-Zentren sind im Kopf und Hals) und dringt dort ein. Wenn sie dort einmal eintritt, bereitet sie das Mental darauf vor, sich ihr noch voller zu öffnen, und die Bewegungen innerhalb des Kopfes werden durch dieses Wirken ausgelöst. Wenn einmal die Kopf-Zentren und Bereiche offen sind, empfindet man sie wie einen frei herabkommenden Strom oder auf andere Weise. Ganz ähnlich öffnet sie später die unteren Zentren im Körper. Die physische Bewegung des Kopfes muss ihre Ursache darin haben, dass der Körper nicht an den Druck und das Eindringen der Kraft gewöhnt ist. Wenn er fähig ist, zu empfangen und zu assimilieren, finden diese Bewegungen nicht mehr statt.

3. Dass sich die Auswirkung der Meditation im Herzen bis zum Kopf hin ausdehnt, und dort eine Bewegung schafft, ist normal – die erzeugte Yoga-Kraft wird sich, in welchem Zentrum auch immer die Konzentration stattfindet, zu den anderen [Zentren] hin ausbreiten und dort Konzentration oder ein Wirken auslösen.

4. Das plötzliche Aufhören des Denkens und aller Bewegungen ist sehr wichtig, da es die sich abzeichnende Fähigkeit zum inneren Schweigen bedeutet. Es hält zu Beginn seiner Manifestation nur eine kurze Weile an, später aber nehmen sein Einfluss und seine Dauer zu.

Die [eingeschlagene] Richtung der Sadhana ist in Ordnung, du brauchst nur so fortzufahren.

Wir können nichts Bestimmtes über die äußeren Angelegenheiten sagen. Ich vermute, dass du unter diesen Umständen über die Dinge nachdenken musst, doch ist die Sadhana von vorrangiger Wichtigkeit.

Hatha-Yoga Übungen sind in dieser Sadhana nicht mit einbezogen. Wenn du sie aus nur gesundheitlichen Gründen aufnimmst, muss es als etwas von der Sadhana Getrenntes geschehen – auf deinen eigenen Wunsch.

Völliges Schweigen sowie die Untätigkeit des Mentals können sich nicht als erstes einstellen – was möglich ist, ist eine Ruhe des Mentals, das heißt, eine Beendigung der Inanspruchnahme durch die rastlose, vermischte Aktivität schlecht zusammenhängender oder unzusammenhängender Gedanken und eine Konzentration auf das Ziel der Sadhana. Die Vorstellung, die dir die Mutter empfahl, war ein Hilfsmittel für eine solche Konzentration. Eine mentale Vorstellung der Allgegenwart, wie du sie erfahren hast, ist hierfür ebenso eine gute Hilfe, besonders wenn sie starken Glauben und Vertrauen mit sich bringt. Das Gefühl, dass die Kraft der Mutter um den Kopf vibriert, ist mehr als eine mentale Idee, sogar mehr als eine mentale Verwirklichung – es ist eine Erfahrung. Diese Vibration ist tatsächlich die wirkende Kraft der Mutter, die zuerst über dem Kopf oder um ihn herum gefühlt wird, später dann innerhalb des Kopfes. Der Druck bedeutet, dass sie darauf hinarbeitet, das Mental und seine Zentren zu öffnen, damit sie eintreten kann. Die Mental-Zentren befinden sich im Kopf, eines an seinem Scheitelpunkt und darüber, ein anderes zwischen den Augen, ein drittes im Hals. Aus diesem Grund fühlst du die Vibration um den Kopf, manchmal bis zum Nacken, aber nicht darunter. Meist ist es so, denn erst nachdem sie das Mental umhüllt hat und in es eingetreten ist, geht sie hinab zu den emotionalen und vitalen Teilen (Herz, Nabel usw.) – obwohl es manchmal mehr ein Umhüllen ist, ehe sie in den Körper eintritt. Um das Licht im Herzen zu sehen, muss man sich tief nach innen wenden, man kann aber Licht auch anderswo sehen, ohne sich tief dorthin zu wenden. Licht wird zuerst oft zwischen den Augenbrauen oder davor beziehungsweise auf dieser Ebene gesehen, denn dort ist das Zentrum der inneren Schau, und hierfür genügt es bereits, wenn es sich ein wenig öffnet – auf gleiche Weise wird Licht auch oft außerhalb gesehen, rund um den Kopf oder darüber.

Dem Druck von oben auf die Stirn folgt sehr häufig der Druck von innen auf das Stirnzentrum – ein Teil der Kraft ist genügend eingedrungen, um diesen weiteren Druck auszuüben. Im Rücken muss ein unmittelbarer Druck auf den seelischen Bereich erfolgen (wenn es in oder nahe der Mitte des Rückens ist), mit dem Ziel, das Wirken im Herzen vorzubereiten. Wenn die Zentren beginnen sich zu öffnen, kehren innere Erfahrungen häufig wieder – wie zum Beispiel das Sehen von Licht oder Bildern durch die feine Schau im Stirn-Zentrum oder seelische Erfahrungen und Wahrnehmungen im Herzen; allmählich erkennt man sein inneres Wesen als etwas vom äußeren Getrenntes, und das, was man ein yogisches Bewusstsein nennt, mit all seinen tieferen Bewegungen, entwickelt sich an Stelle des gewöhnlichen, oberflächlichen mentalen und vitalen Bewegungen.

Es ist gut, dass du den inneren Frieden und die Bewegung im Herzen fühltest. Es zeigt, dass die Kraft nicht nur von oben, sondern auch in dir wirkt, was einen weiteren Fortschritt verspricht. Das volle Sich-Öffnen wird sich zur rechten Zeit einstellen – das Wichtigste ist, dass du auf dem richtigen Weg bist und schneller vorankommst als du glaubst.

Es ist das, was wir als den Druck der Kraft bezeichnen (der Kraft des höheren spirituellen oder göttlichen Bewusstseins, der Kraft der Mutter); sie kommt in verschiedenen Formen, in Schwingungen, Strömen, Wellen, einem weiten Fließen, einem Schauer wie Regen usw. Sie durchläuft jedes der Zentren der Reihe nach, den Scheitelpunkt des Kopfes, das Stirnzentrum, den Hals, das Herz, die Nabelzentren bis hinab zum muladhara und breitet sich auch im ganzen Körper aus. Die rotierende Bewegung ist die Bewegung der Kraft, die im Wesen wirkt und etwas formt.

Was immer von oben kommt, kann in solchen Wellen kommen – ob es Licht, Kraft, Frieden oder Ananda ist. In deinem Fall war es die Kraft, die wellenartig auf das Mental einwirkte. Es stimmt auch, dass es, wenn sie nicht in Strömen oder als Regen oder als eine ruhige Flut kommt, die wirkende Kraft der Mahakali2 ist. Das Wichtigste dabei ist, keine Furcht zu haben.

Der Strom, den du auf den Kopf herabkommen fühlst und der in dich eindringt, ist tatsächlich ein Strom der Kraft der Mutter; sie wird oft so empfunden; sie fließt in Strömen in den Körper und wirkt dort, um das Bewusstsein zu befreien und zu verändern. In dem Maß, wie das Bewusstsein sich verändert und entwickelt, wirst du selbst die Bedeutung und das Wirken dieser Dinge verstehen.

Vibrationen stammen entweder von einer [Göttlichen] Kraft oder einer [Göttlichen] Gegenwart.

Druck, Pochen, elektrische Schwingungen sind alles Zeichen des Wirkens der Kraft. Die Stellen zeigen den jeweiligen Wirkungsbereich an – am Scheitel des Kopfes ist der höchste Punkt des denkenden Mentals, wo es mit dem höheren Bewusstsein in Verbindung tritt; der Nacken oder Hals ist der Sitz des physischen, objektivierenden oder sich ausdrückenden Mentals; das Ohr ist der Verbindungspunkt zum inneren Mental-Zentrum, durch den Gedanken usw. aus der allgemeinen Natur in das persönliche Wesen eintreten. An der angegebenen Stelle des Brustbeins liegt das seelische und emotionale Zentrum mit seinem höchsten Punkt an der Wirbelsäule dahinter.

Der Strom, der dem elektrischen Strom gleicht, ist das Fließen der Kraft durch die Wirbelsäule. Im tantrischen System wird die Wirbelsäule als der natürliche Verbindungskanal der Kraft betrachtet, da es die Wirbelsäule ist, an der alle sechs Zentren liegen.

Ein elektrischer Schock zeigt immer den Durchgang von dynamischer Kraft an.

Ich freue mich zu hören, dass diese Erfahrungen kommen – sie zeigen einen sich rasch entwickelnden Fortschritt an. Die Herabkunft wie von tröpfelndem Regen ist eine sehr charakteristische und wohlbekannte Weise des Herabkommens des höheren Bewusstseins; es bringt den Frieden, aber auch alle anderen Möglichkeiten des höheren Bewusstseins und, wie du richtig empfunden hast, die Keime für die Umwandlung des physischen Bewusstseins – die Keime der Mächte und Eigenschaften der höheren Natur.

Ich bin sehr froh, dass die Erfahrung, auf die wir für dich hingearbeitet haben, dir mit solcher Kraft zuteil wurde und sich noch steigert. Es ist die konkrete Herabkunft des höheren Bewusstseins, das, wenn es sich einmal gefestigt hat, immer einen entscheidenden Wendepunkt in der Sadhana kennzeichnet. Auch wenn es sich nicht sogleich in voller Stabilität festigt, kann – da es einmal mit soviel Kraft kam – nicht der geringste Zweifel bestehen, dass es immer stärker kommen wird, bis es seine Arbeit getan hat und dein ständiges Bewusstsein geworden ist. Der Schauer und das Rieseln, die Gewalt über dem Kopf und im Herzen, die Umhüllung, das Flammen des Agni im Inneren, das Gefühl der Festigkeit und Solidität, der Friede, die Sicherheit, die Weihung, das Gefühl, dass die Mutter dein Halt ist, sind alles Zeichen der Herabkunft, die am Ende alles durchdringt, etwas Solides und Dauerhaftes wird und das ganze Bewusstsein und den ganzen Körper erfasst.

Ein Ton wird manchmal bei einer ganz besonderen Herabkunft des Bewusstseins oder der Kraft von oben wahrgenommen.

Deine Erfahrung …. war ein Sich-Öffnen gegenüber der Kraft von oben, die, wenn sie plötzlich kommt, häufig von solch einem lauten Ton und dem Gefühl begleitet wird, dass sich der Kopf öffnet – es ist der feinstoffliche Körper, in dem dieses Sich-Öffnen des Kopfes stattfindet, obwohl es eine physische Empfindung zu sein scheint. Die herabgekommene Kraft stieg empor, überwacht von der Mutter in ihren Erscheinungsformen von Mahalakshmi und Mahasarasvati, und bewirkte die Bewegung des Aufsteigens und Herabkommens (hier in der Wirbelsäule, die der Hauptkanal der yogischen, die Zentren durchlaufenden Kraft ist), was dazu beiträgt, das höhere mit dem niedrigeren Bewusstsein zu verbinden. Als Ergebnis davon entstand das Gefühl, mit mir in deinem Körper identisch zu sein. Der Husten lässt vermuten, dass gegenüber der Konzentration ein gewisser Widerstand im physischen Mental besteht. Das beste ist, die Konzentration nicht zu forcieren, sondern ruhig zu bleiben, [die Mutter] zu rufen und den Dingen zu überlassen, sich durch die Kraft der Mutter selbst auszuarbeiten.

Das ist ein gewisser Widerstand im Mental, der unter dem Druck der Kraft zusammenbricht, was jedes Mal ein Aufblitzen und eine Bewegung der Kraft zur Folge hat.

Wenn es das Gefühl einer perforierten Umhüllung ist, dann ist es eine Empfindung, die man oft hat, wenn sich die Kraft durch irgendeinen Widerstand hindurch einen Weg bahnt. Hier muss es in einem bestimmten Teil des physischen Mentals gewesen sein.

Bewahre volles Vertrauen in die Mutter, dann ist der Sieg, auch wenn er sich verzögert, sicher.

Wenn ein Druck der Kraft auf den adhar stattfindet, um auf ihn einzuwirken oder in ihn einzutreten, wird oft im Inneren des Kopfes diese Schwere gefühlt, besonders wenn die Kraft im Kopf tätig ist. Die Schwere verschwindet, wenn das System die Kraft annimmt und assimiliert und sie frei durch den Körper fließt – so lange wird in dem einen oder anderen Zentrum, in dem die Kraft wirkt, häufig der Druck oder eine gewisse Schwere gefühlt.

Eine Schwere, die Stärke verleiht, ist aller Wahrscheinlichkeit nach das Anzeichen einer Herabkunft Häufig wird sie von Empfindungen wie Brennen oder Stechen im Kopf begleitet. Es ist meist das Zeichen einer Kraft von oben, die versucht sich ihren Weg zu bahnen oder in der physischen Substanz zu wirken, um sie für das Empfangen [der Kraft] vorzubereiten.

Die Kontrolle über die Gedanken sowie die Fähigkeit, im Kopf das Bild von Sri Aurobindo und der Mutter zu sehen, sind ein sehr guter Anfang. Die Hitze im Kopf ist nicht Fieber, sondern rührt von dem Wirken der Kraft in den mentalen Zentren her, die darauf hinarbeitet, den mentalen Widerstand zu überwinden, der immer im menschlichen Mental herrscht; Schwere kommt manchmal als ein Ergebnis des Druckes der Kraft und verschwindet meist von selbst wieder, wenn das Mental die Kraft frei empfängt.

Die Empfindung, dass der Kopf anschwillt, ist eine sehr übliche Erfahrung, die Ausdehnung des Kopfes im feinstofflichen Körper zu fühlen.

Die von dir beschriebenen Gefühle am Scheitelpunkt des Kopfes und oberen Teil der Stirn hat man oft, wenn das höhere Bewusstsein oder die höhere Kraft versucht sich einen freien Durchgang durch das Mental zu bahnen. Wahrscheinlich ist es das, was geschieht. Was das Unbehagen oder die Schwäche dort [im oberen Teil des Kopfes] anbelangt, wenn du laut sprichst, so ist das dann ebenfalls üblich. Der Grund hierfür ist, dass die Konzentrierung der für die innere Arbeit notwendigen Energie unterbrochen ist, die Energien herausgeschleudert werden und sich die [Wesens-] Teile durch zwei unvereinbare Bewegungen erschöpfen. Wenn innerlich eine Arbeit geschieht, ist es besser, in der Rede sehr ruhig zu bleiben und mit Worten so sparsam wie möglich umzugehen. In anderen Zeiten ist es nicht so wichtig.

Es gibt Sinneswahrnehmungen, die durch die Herabkunft ausgelöst werden und die überhaupt nicht störend oder gefährlich sind; andere sind von physischer Natur. Um sie jedoch unterscheiden zu können, muss eine Beschreibung vorliegen.

Was du gesehen hast, war tatsächlich eine Sonne – die Sonne des blauen Lichtes, die das Licht eines höheren Mentals als das gewöhnliche menschliche Mental ist. Die Sonne ist das Symbol des Lichtes und der Wahrheit. Dieses höhere, spirituelle Mental versucht in dir zu erwachen; anfangs gibt es jedoch immer einen Widerstand, weil das Bewusstsein nicht daran gewöhnt ist, zu empfangen, und so hat man die Empfindung eines Druckes, die sich manchmal in ein Gefühl von Kopfschmerzen steigert, oder man meint, dass der Kopf zerspringen will. Es handelt sich lediglich um eine Wahrnehmung im Physischen, hervorgerufen durch das innere Mental (dieser Teil des Kopfes ist der Sitz des inneren Mentals), das sich bei der Berührung von oben zu öffnen versucht.

Dein Traum war nicht das Anzeichen eines weltlichen Verlangens in dir, sondern nur ein Test- oder Albtraum, wie du ihn schon zuvor hattest. Dass du im Traum nicht reagiertest zeigt, dass in dir keine Neigung für diese Dinge besteht, im Gegensatz zu vielen anderen. Das Ganze war lediglich eine Gestaltung oder Beeinflussung von äußeren Kräften auf der Vital-Ebene mit dem Zweck festzustellen, wie dein Bewusstsein, wenn überhaupt, reagieren würde.

Das Wirken der Kraft wird nicht immer von einem Druck begleitet. Wenn sie des Druckes nicht bedarf, wirkt sie ruhig.

Der Druck braucht nicht unbedingt wahrgenommen zu werden. Man fühlt die Kraft, wenn etwas im Wesen geschieht oder die Kraft durch den Körper fließt oder sich im Körper offenbart – aber nicht, wenn das Geoffenbarte aus Frieden und Schweigen besteht.

Man kann empfangen, ohne sich dessen bewusst zu sein – ohne genau zu wissen, was gegeben wird.

Das ruhige Fließen der Kraft ist notwendig, um die niederen Teile zu durchdringen. Die großen Herabkünfte öffnen den Weg, sie bringen eine ständige Auffrischung und zuletzt die kulminierende Kraft – aber das ruhige Fließen ist ebenso notwendig.

Manche haben dieses Schwanken des Körpers, wenn der Friede oder die Kraft auf ihn herabzukommen beginnt, da ihm dies die Aufnahme [der Kraft] erleichtert. Wenn der Körper daran gewöhnt ist, die Herabkunft zu assimilieren, hört das Schwanken meist auf.

Während der Meditation tritt der volle Friede deshalb ein, weil die Konzentration der Mutter während dieser Zeit die Macht des höheren Bewusstseins herabbringt und man sie aufnehmen kann, wenn man es vermag. Wenn er [der Friede] einmal zu kommen beginnt, nimmt seine Stärke meist gleichzeitig mit der Aufnahmebereitschaft des Sadhaks zu, bis er zu jeder Zeit und unter allen Voraussetzungen kommen und immer länger bleiben kann und schließlich gefestigt ist. Der Sadhak seinerseits muss sein Bewusstsein so ruhig und still wie möglich halten, um ihn zu empfangen. Der Friede, die Macht, das Licht, der Ananda des höheren spirituellen Bewusstseins befinden sich verhüllt über allen [menschlichen Wesen]– die Ruhe des Mentals und eine Art von weiter, konzentrierter Passivität gegenüber dem herabkommenden Einfluss sind die besten Voraussetzungen für die Herabkunft.

Das Schwanken des Körpers tritt manchmal auf, wenn die Kraft herabkommt. Man braucht es nur vorübergehen zu lassen, während der Körper immer ruhiger und anpassungsfähiger wird.

Wenn der Druck zu groß ist, besteht der Ausweg darin, das Bewusstsein zu weiten. Mit dem Frieden und der Stille sollte eine Weite eintreten, in der man jede Menge Kraft empfangen kann ohne irgendwelche Reaktionen, sei es die Schwere oder der Zwang, nach innen gewandt zu bleiben, oder die Schwierigkeit mit den Augen.

Wahrscheinlich hatte sich mehr Kraft angesammelt, als das physische Wesen aufnehmen konnte. Wenn das der Fall ist, dann ist der richtige Ausweg der, sich zu weiten (man kann dies mit ein wenig Übung erreichen). Wenn sich das Bewusstsein in einem Zustand der Weite befindet, kann es ohne Schwierigkeit jede Menge von Kraft aufnehmen.

Zwischen zwei Bewegungen gibt es immer Pausen der Vorbereitung und Assimilierung.

Sich eine Zeit lang ruhig zu verhalten, nachdem die Kraft herabgekommen ist, ist der beste Weg, sie zu assimilieren.

Es kann auch ein leeres Schweigen, ein leerer Frieden sein, die mit sich selbst zufrieden sind. Empfangsbereitschaft ist eine für sich bestehende Macht. Natürlich, jede Ruhe des Mentals schafft gute Voraussetzungen dafür, dass die Empfangsbereitschaft wirksam ist.

Hinsichtlich deiner eigenen Sadhana und der von anderen … Ich halte es für notwendig, zwei oder drei Beobachtungen zu erwähnen. Erstens, ich hatte eine Zeit lang den Eindruck, dass du mit zu viel konstanter Aktivität und konstantem Nachdruck versuchst, einen raschen Fortschritt zu erzielen und eine große Menge von Erfahrungen zu haben. Als solches ist das in Ordnung, doch müssen gewisse Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Vor allem sollte es genügend Zeitspannen der Ruhe und des Schweigens, selbst der Entspannung geben, in denen eine ruhige Assimilierung möglich ist. Die Assimilierung ist sehr wichtig, und die dafür erforderlichen Perioden sollten nicht ungeduldig als Stillstand im Yoga betrachtet werden. Man sollte darauf achten, Stille, ruhige Stärke und inneres Schweigen zur grundlegenden Voraussetzung jeder Tätigkeit zu machen. Übermäßige Anstrengung sollte vermieden werden; jede Art von Ermüdung, Beunruhigung oder übertriebene Empfindlichkeit der nervlichen und physischen Teile, deren Symptome du in deinem Brief erwähnst, sollten ausgeglichen und beseitigt werden, da sie oft Zeichen einer Überanstrengung, zu großer Aktivität oder Beschleunigung im Yoga sind. Man darf auch nicht vergessen, dass Erfahrungen lediglich als Hinweise und Möglichkeiten ihren Wert haben und die Hauptsache immer das stete harmonische und zunehmend geordnete Sich-Öffnen ist sowie die Wandlung der verschiedenen Teile des Bewusstseins und des Wesens.

In der Sadhana kann physische Ermüdung wie diese verschiedene Ursachen haben:

1. Sie kann davon kommen, dass man mehr empfängt, als das Physische zu assimilieren bereit ist. Das Heilmittel besteht dann in ruhiger Untätigkeit, wobei man bewusst reglos ist und die Kräfte für keinen anderen Zweck als die Wiederherstellung der Stärke und Energie empfängt.

2. Sie kann durch eine Passivität verursacht werden, welche die Form der Trägheit annimmt – Trägheit senkt das Bewusstsein auf die gewöhnliche physische Ebene herab, welche zu Ermüdung und tamas neigt. Hier besteht das Heilmittel darin, das wahre Bewusstsein zurückzuerlangen und dann in ihm und nicht in der Trägheit auszuruhen.

3. Sie kann durch eine reine Überanstrengung des Körpers ausgelöst werden, indem man ihn nicht genug schlafen oder ruhen lässt. Der Körper ist die Stütze des Yoga, doch ist seine Energie nicht unerschöpflich, und man muss haushälterisch damit umgehen; sie kann zwar aufrechterhalten werden, indem man der universalen vitalen Kraft Energie entzieht, doch hat auch diese Erneuerung ihre Grenzen. Selbst in dem heftigen Verlangen nach Fortschritt ist ein gewisses Maßhalten angebracht – Mäßigung, nicht Gleichgültigkeit oder Trägheit.

Ja, das gewöhnliche physische Bewusstsein ist nicht fähig, den Kontakt aufrechtzuerhalten, und ermüdet – es kann auch nicht viel auf einmal assimilieren. Aber es ist nicht immer das Göttliche, das den Druck aufhebt; das niedere Bewusstsein selbst löst ihn auf oder gibt ihn auf.

Ja, das Körpersystem muss sich ausruhen, um assimilieren zu können und seine Aufnahmefähigkeit zu erneuern.

Während man assimiliert, empfängt man nicht.

Solche Perioden während des Tages zu haben, ist durchaus üblich. Das Bewusstsein braucht Zeit, um sich auszuruhen und zu assimilieren, es kann nicht immerfort den gleich hohen Grad an Intensität haben. Während der Assimilation ist stille Gelassenheit der richtige Zustand.

Passivität darf nicht zu Untätigkeit führen, andernfalls würde es die Trägheit des Wesens fördern. Nur innere Passivität gegenüber all dem, was von oben kommt, ist erforderlich – träge Passivität ist die falsche Art von Passivität.

Man kann auch im Schlaf assimilieren. Sich auf diese Weise wach zu halten, ist nicht gut, weil es letzten Endes die Nerven anstrengt und das Körpersystem auf erregte Weise falsch empfängt oder aber zu müde wird, um etwas zu empfangen.

Nach diesen Assimilationsperioden, wenn man sie recht zu nehmen weiß, gibt es an einem bestimmten Punkt immer einen Gewinn oder Fortschritt – wie dumpf und beschwerlich sie auch sein mögen.

Diese Art von Schwindelgefühl, Schwäche und Störung sollte nicht auftreten. Wenn sie sich einstellen, ist es ein Zeichen dafür, dass mehr Kraft herabgezogen wird, als der Körper assimilieren kann. In solchen Zeiten solltest du ausruhen, bis diese Störung vorüber ist und sich ein echtes Gleichgewicht einstellt.

Was ich sagen wollte war, dass du die Kraft nicht herabzuziehen brauchst, sondern ihr Eintreten durch dein volles Streben und deine volle Zustimmung unterstützen solltest.

Diese Dinge (ein brennendes Gefühl im Körper u.ä.) können auftreten, wenn man mehr Kraft oder Licht herabholt, als ein bestimmter [Wesens-] Teil zu empfangen bereit ist, und sich dieser Teil widersetzt oder wenn im Körper ein Ringen zwischen herabkommenden und feindlichen Kräften stattfindet.

Ein Unbehagen dieser Art hat seine Ursache immer in einem Widerstand irgendwo – etwas, das verschlossen bleibt und sich nicht öffnet, wenn es von der Kraft berührt wird. Es wird vermutlich nicht so sehr durch dich selbst als durch sonstige, gegensätzliche Einflüsse ausgelöst, die auf dich einwirken.

Das Gefühl des Widerstands kann das Ergebnis der angestrengten Bemühung um eine Reaktion sein. Wenn das freie Fließen [der Kraft] stattfindet, gibt es weder Bemühung noch Widerstand.

Kopfschmerzen, „die durch einen Druck von Oben hervorgerufen werden“, wie du es formulierst, sind weder dem Druck zuzuschreiben noch werden sie durch ihn ausgelöst, sie werden vielmehr durch einen Widerstand ausgelöst.

Der Widerstand wird nicht durch den Druck ausgelöst. Die richtige Betrachtungsweise ist: „wenn es keinen Widerstand gäbe, würde auch kein Kopfschmerz auftreten“ – nicht umgekehrt. Solange du glaubst, dass es der Druck ist, der Widerstand schafft, wird die Vorstellung als solche den Widerstand auslösen. Xs Fall ist weder ein Beispiel von Kopfschmerz, der einem Widerstand zuzuschreiben ist, noch von Kopfschmerz, der durch einen Druck hervorgerufen wird – er hat ganz gewöhnliche physische und psychologische Ursachen.

Nein, Menschen krank zu machen, um sie zu bessern oder zu vervollkommnen, ist nicht die Methode der Mutter. Manchmal aber entstehen Dinge wie Kopfschmerzen, weil das Gehirn sich entweder überanstrengt hat oder nicht empfangen will oder Schwierigkeiten bereitet. Die yogischen Kopfschmerzen aber sind von besonderer Art, und wenn das Gehirn einmal herausgefunden hat, wie es empfangen oder reagieren soll, stellen sie sich überhaupt nicht mehr ein.

Die erste Voraussetzung für einen Fortschritt in der Sadhana besteht darin, sich nicht zu fürchten, Vertrauen zu haben und sich während einer Erfahrung ruhig zu verhalten. Was geschah war einfach, dass die Kraft herabkam und versuchte, das Mental zu beruhigen und den Körper still zu halten, um wirken zu können. Dies wäre geschehen, wenn du dich nicht gefürchtet hättest. Deine schreckliche Angst aber schuf den Widerstand von Mental und Körper und ließ in ihnen den Eindruck entstehen, gequält zu werden oder in Gefahr zu sein. Das Gefühl des unnachgiebigen Körpers und einer großen Kraft, die wie eine Hand auf ihm liegt, ist bei dieser Art von Erfahrung durchaus üblich und erschreckt den Sadhak nicht, sondern bringt große Freude und Befreiung. In Zukunft musst du versuchen, ruhig zu sein, und darfst weder Furcht noch die Vorstellung einer Gefahr haben. Natürlich, als du glaubtest, sie nicht ertragen zu können, zog sich die Kraft zurück, weil du nicht bereit bist, zu empfangen.

Die Perioden der Assimilation halten tatsächlich so lange an, bis alles im wesentlichen getan ist, was getan werden muss. Allerdings haben sie in den späteren Stadien der Sadhana einen anderen Charakter. Wenn sie in einem frühen Stadium ganz und gar aufhören (und du bist noch in einem sehr frühen Stadium), so deshalb, weil all das, wozu die [menschliche] Natur fähig war, geschehen ist – das aber würde bedeuten, dass sie zu nicht viel fähig war.

Was ich geschrieben habe, ist völlig klar. Die Perioden der Assimilation setzen sich fort, bis im wesentlichen alles geschehen ist, was geschehen musste. Wenn sie frühzeitig aufhören, bedeutet es, dass alles getan wurde, was getan werden konnte und nichts Weiteres mehr möglich ist – die späteren und fortgeschritteneren Stadien der Sadhana sind nicht möglich; wenn sie es wären, würden die Perioden der Assimilation andauern und nicht aufhören, bevor nicht alles entwickelt ist. Der einzige Grund für ein solch vorzeitiges Ende der Sadhana wäre, dass der Sadhak nicht fähig ist weiterzugehen.

Die einzige Veränderung in den späteren Perioden der Assimilation ist, dass gewisse Dinge gefestigt bleiben, während sich die Assimilation anderen zuwendet, die im [Körper-] Gefüge noch nicht gefestigt sind; man fühlt zum Beispiel einen fortwährenden Frieden im inneren Wesen, aber die Störungen an der Oberfläche gehen weiter, bis auch die Oberfläche den Frieden assimiliert hat. Oder vielleicht ist der Friede immer und überall gefestigt, aber das Wissen kommt und geht oder die Stärke kommt und geht. Oder all dies ist vorhanden, aber der Ananda kommt und geht usw. usw..

Wenn der Friede einmal beständig geworden ist, bedarf es dafür keiner weiteren Assimilation, was bedeutet, dass das ganze System zur Genüge vorbereitet ist zu empfangen und immerfort zu absorbieren. Für andere Dinge mögen noch Zeiten der Assimilation notwendig sein, doch braucht hierdurch der innere Zustand nicht unterbrochen zu werden. Wenn zum Beispiel die Kraft oder der Ananda oder das Wissen von oben herabzukommen beginnt, könnte es Unterbrechungen geben und würde es wahrscheinlich auch, da das Körpersystem noch nicht fähig ist, das fortwährende Fließen zu absorbieren, doch würde der Friede im inneren Wesen erhalten bleiben. Oder es könnte sogar so etwas wie Perioden des Kampfes an der Oberfläche geben, wobei das innere Wesen jedoch still und unberührt bleiben und ruhig beobachten würde und, wenn das Wissen im Inneren gefestigt ist, das Wirken verstehen könnte. Hierfür jedoch muss das ganze Wesen, das vitale, physische und stoffliche offen geworden und für den Frieden empfänglich sein. Der Friede würde sich dann vielleicht weiterhin vertiefen und immer umfassender werden, doch wären Zeitspannen der Unterbrechung und Assimilierung nicht mehr notwendig.

Ja. Dieses Gefühl, fähig zu sein, einen Stein mit einer Hand auseinanderzubrechen oder auch die ganze Welt mit der [zuteilgewordenen Göttlichen] Kraft zertrümmern zu können, entsteht besonders dann, wenn Mental und Vital die Kraft nicht assimiliert haben. Es ist das Gefühl von etwas Außergewöhnlichem und Allmächtigem, wobei die Vorstellung des Zertrümmerns oder Zermalmens durch rajas im Vital suggeriert wird. Später, nachdem es ruhig assimiliert ist, verschwindet dieses Gefühl, und es bleibt nur die Empfindung einer ruhigen Stärke und reglosen Festigkeit.

Ja, wenn die Dinge herabzukommen beginnen, müssen sie auf eine feste Grundlage stoßen. Daher ist es notwendig, als erste Herabkunft den Frieden zu empfangen und dass er so stark und fest wie möglich werde. Ihn aufnehmen zu können, ist jedoch in jedem Fall das erste Erfordernis – dann kann mehr kommen und sich festigen. Wenn einmal diese beiden Dinge, Frieden und Stärke, verankert sind, kann man alles sonstige in jeder Menge ertragen, Ananda, Wissen oder was immer es auch sei.

Der Friede, die Reinheit und die Ruhe des Selbstes müssen gefestigt sein – im anderen Fall können jene Kräfte, die durch die aktive Herabkunft erweckt werden, von niederen Mächten fortgerissen werden, wodurch Verwirrung entsteht. Das ist vielen so ergangen.

Es ist nicht so sehr die Frage eines besonderen Handelns oder Fühlens als eine Art von erregter Vibration, mit der das vitale oder physische Bewusstsein der vitalen Störung begegnet – das beweisen Ton und Ausdrucksweise, wenn du unter dem Stress des vitalen Einflusses schreibst – er pflegte sich aber auch einzustellen, wenn du die Erfahrungen von erregter Vibration und überschäumender Freude hattest, was leicht in eine rajasische Bewegung ausarten kann oder durch die entgegengesetzte Bewegung des Leidens und der Beunruhigung ersetzt wird. Ruhig, ruhig und immer ruhiger! Eine ruhige Stärke und Freude werden in Mental, den Nerven und dem Körper als Grundlage für die siddhi gebraucht – besonders deshalb, weil die Kraft, das Licht und der Ananda, die herabkommen, äußerst intensiv sind und es einer großen Stille im Körper bedarf, um sie zu ertragen und zu stützen.

Indem man den Frieden des höheren Wesens den niederen [Wesens-] Teilen bis hinab zum Physischen auferlegt, wird es möglich, 1. jene Trennung zu errichten, die das innere Wesen davor bewahrt, durch oberflächliche Störung und Widerstand angefochten zu werden, und 2. der Kraft und anderen Mächten des höheren Wesens das Herabkommen zu erleichtern.

Wenn man das erreicht hat, dass der Friede von oben herabkommen kann, ist das ein beachtlicher Fortschritt.

Es ist gut – die Stärke ist das nächste, was nach dem Frieden herabkommen muss, um sich mit ihm zu verbinden. Zuletzt werden die beiden eins.

Friede und Bewegung auf der Grundlage des Friedens – der erste Aspekt des Einen – festigen sich zuerst. Seligkeit und Licht festigen sich nicht so leicht oder so früh [in der menschlichen Natur]– sie müssen wachsen.

Es ist genau das, was man das anfängliche Schweigen nennen könnte – das Schweigen allein und keine Emotion oder andere innere Tätigkeit mehr. Wenn es sich vertieft, kann man das nirvana der Buddhisten fühlen oder das atmabodha der Vedantins. Beides, Kraft und Seligkeit, oder jedes einzeln kann in das Schweigen herabkommen und es mit tapas oder stillem Ananda erfüllen.

Es gibt zwei Arten von Zuständen, der eine ist der des Ananda, der andere der einer großen Stille, eines großen Gleichmuts, worin es keine Freude und keinen Schmerz gibt. Wenn man den letzteren erlangt hat, wird später ein größerer beständigerer Ananda möglich.

Ananda kommt später – selbst wenn er anfangs kommt, ist er meist nicht beständig. Die Weite kommt deshalb nicht, weil das Bewusstsein vom Körpergefühl noch nicht frei ist. Wahrscheinlich wird es in die Weite befreit werden, wenn das, was über dem Kopf gefühlt wird, herabkommt.

Wer sagte dir, dass jedes Mal, wenn Schweigen oder echtes Schweigen eintritt, das Wissen herabkommen würde? Schweigen ist ein geeignetes Gefäß für alles, was von oben kommt, aber daraus folgt nicht, dass alles automatisch herabkommen muss, sobald Schweigen herrscht.

Es gibt keine Regel, aber der üblichste Verlauf ist, dass ein Friede, eine Kraft, ein Licht, die über dem Mental sind, herabkommen, und als Ergebnis ihres Wirkens sich das kosmische Bewusstsein auftut und in ihm immer höhere Ebenen über dem Mental. Viele Menschen erlangen zuerst ein Sich-Öffnen in das kosmische Bewusstsein, doch bringt dies ohne die Grundlage des höheren Friedens und Lichtes nur eine Unmenge verworrener Erfahrungen.

Wenn der Friede kommt, ist die Erfahrung des reinen und freien Selbstes leichter zu erlangen.

Es muss die Herabkunft des höheren Schweigens gewesen sein, das Schweigen des Selbstes oder atmans. In diesem Schweigen nimmt man wahr, das Mental aber ist nicht aktiv – Dinge werden gefühlt, doch ohne jede erwidernde Verbindung oder Schwingung. Das schweigende Selbst existiert als eine getrennte Wirklichkeit, die an die Tätigkeit der [menschlichen] Natur weder gebunden noch in sie verwickelt ist – fern, losgelöst und selbst-bestehend. Auch wenn Gedanken dieses Schweigen durchkreuzen, stören sie es nicht; ebenso ist das Selbst vom denkenden Mental getrennt. In diesem Zustand ist das Gefühl „Ich denke“ ein Überbleibsel des alten Bewusstseins; im vollen Schweigen hat man vielmehr die Empfindung „das Denken findet in mir statt“– die Identifizierung mit den Gedanken und der Wahrnehmung der Objekte hört auf.

Deine Erfahrung ist die des wahren Selbstes, unberührt von Schmerz und Freude, von Begehren, Angst und Sorge; weit und still und voller Friede betrachtet es die Erregungen des äußeren Wesens wie das Spiel von Kindern. Es ist tatsächlich das göttliche Element in dir. Je länger du in ihm verharren kannst, desto stabiler wird die Grundlage der Sadhana sein. In diesem Selbst werden alle höheren Erfahrungen kommen, das Einssein mit dem Göttlichen, das Licht, das Wissen, die Stärke, der Ananda, das Spiel der höheren Kräfte der Mutter. Nicht immer ist es von Anfang an gefestigt, wenngleich es bei einigen Menschen durchaus so sein kann; aber die Erfahrungen kommen immer häufiger und halten länger an, bis es [das Selbst] von der gewöhnlichen Natur nicht länger verhüllt wird.

Zwischen dem Selbst und dem Spirit gibt es keinen Unterschied. Das Psychische ist die Seele, die sich in der Evolution entwickelt – der Spirit hingegen ist das Selbst, das von der Evolution nicht berührt wird, er steht darüber – er wird durch die Tätigkeit des Mentals, Vitals und des Körpers lediglich verhüllt oder verborgen gehalten. Die Beseitigung dieser Hülle bedeutet die Befreiung des Spirits – sie findet dann statt, wenn ein volles und weites spirituelles Schweigen eingetreten ist.

Wenn man das Selbst wahrnimmt, still, schweigend, weit, universal, wird es nicht länger durch die Unwissenheit verhüllt; wenn man sich mit dem Selbst identifiziert – und nicht mit dem Mental, Leben und Körper und ihren Bewegungen oder ihrem kleinen Ego –, dann ist das die Befreiung des Selbstes.

Deine Erfahrung des kosmischen Selbstes, welches das kosmische Bewusstsein stützt – noch nicht deutlich, doch ein erster Eindruck –, ist die des atmans. Wenn das Bewusstsein aus diesem Zustand herabkommt, bringt es etwas davon in das vitale und physische Bewusstsein mit, und das Ergebnis ist, dass sich entweder diese Teile oder zumindest das Vital öffnet und mit dem Herabgebrachten in Berührung kommt. Das träge tamasikata oder das Unbehagen in den Beinen rührt davon her, dass das Physische nicht fähig ist, aufzunehmen oder zu assimilieren. Es wird aufhören, wenn dieser Teil sich öffnet, empfängt und zu assimilieren fähig ist.

Dort [in den alten Yoga-Systemen] war es das gelegentliche Herabkommen der Kraft mit dem Zweck, eine Verbindung herzustellen – hier nimmt die Herabkunft eine andere Form an mit dem Ziel, die grundlegenden Erfahrungen der Verwirklichung zu festigen.

Das, was in dich herabzukommen versucht, ist das Schweigen und der Friede des Selbstes – wenn es in seiner Vollständigkeit kommt, gibt es keine Ego-Wahrnehmung mehr, die in der Weite des Schweigens und Friedens des Selbstes untergegangen ist. Aber diese Verwirklichung findet zunächst nur im statischen Zustand des Selbstes statt – in den dynamischen Bewegungen mag das Ego noch aufgrund vergangener Gewohnheiten vorhanden sein, doch jedes Mal wenn man die Ego-Bewegung überwindet, hat man tiefer und voller das Gefühl, dass das Ego nachlässt. Vielleicht hat dich etwas berührt, das zu kommen versucht.

Ja, das Gefühl der individuellen Existenz kann völlig aufhören, wenn alles Friede und Weite ist. Man fühlt, dass man selbst der Friede, die Weite ist, doch nicht im individuellen Sinn – denn es ist der atman aller anderen auch. Später kann eine andere Art der Ich-Erfahrung kommen, doch ist es ein universalisiertes Ich, das alle anderen einschließt und mit allen anderen geeint und als solches im Göttlichen enthalten ist. Das ist es, was die Yogis manchmal das „große“ aham nennen, im Gegensatz zum kleinen. Ich habe es als die wahre Person bezeichnet.

Wenn das Wirken tatsächlich das des höheren Bewusstseins ist oder wenn es vorherrscht, verblasst das Ego – es gibt aber auch oft die Weite eines Sich-Öffnens an das universale mentale, vitale und physische Dasein, und wenn der Sadhak darauf mehr anspricht als auf das höhere Bewusstsein, wird er nicht frei. Manchmal vergrößert sich sogar das Ego. Aber wenn die Seele erwacht ist, besteht diese Gefahr nicht; man findet an Stelle des Egos sein wahres Wesen.

Der Friede, der von oben herabkommt, kann, wenn er sich im ganzen Wesen festigt, dem niederen Wirken Einhalt gebieten. Das aber ist nicht genug, wenn man auch die dynamische Seite des Wesens auf der Linie des Yoga entwickeln will.

Das bedeutet, dass die Macht noch auf das physische Bewusstsein (das mechanische Mental und das Unterbewusste) einwirkt, um dorthin die Stille zu bringen. Manchmal tritt die Stille ein, jedoch nicht vollständig, manchmal behauptet sich das mechanische Mental. Dieses Pendeln drückt sich in einer entsprechenden Bewegung aus. Selbst wenn ein plötzlicher oder schneller umwandelnder Schock oder ein Herabschießen [der Kraft] stattfindet, muss es danach verarbeitet werden – das jedenfalls war immer meine Erfahrung. Die meisten jedoch durchlaufen zuerst diesen langsam vorbereitenden Prozess.

Wenn die höheren Bewusstseinsteile intensiv aktiv sind, ist die Möglichkeit, dass das mechanische Mental tätig ist, sehr stark vermindert. Es mag in Augenblicken der Entspannung oder Ermüdung die Oberhand gewinnen, doch ist es meist dann nur auf untergeordnete Weise tätig, was man nicht bemerkt.

Deine Beschreibung des festen, kühlen Blocks aus Frieden, der auf den Körper presst und ihn reglos macht, gibt die Gewissheit, dass es das ist, was wir in diesem Yoga die Herabkunft des höheren Bewusstseins nennen. Eine tiefe, intensive oder massive Substanz aus Frieden und Stille ist sehr häufig die erste seiner Mächte, die herabkommen, und viele erfahren es auf diese Weise. Zunächst kommt und bleibt es nur während der Meditation oder, ohne dass man das Gefühl von physischer Trägheit oder Reglosigkeit hat, eine kleine Weile länger und verliert sich danach; doch bei einem normalen Verlauf der Sadhana kommt es immer mehr, bleibt länger und wird schließlich als andauernder tiefer Friede, als innere Stille und Befreiung zum normalen Charakter des Bewusstseins, ja eigentlich zur Grundlage eines neuen Bewusstseins, still und befreit.

Ganz bestimmt ist deine Vorstellung von der Seele eine mentale Konstruktion, die man vermeiden sollte. Der Seele wohnt tatsächlich die Eigenschaft des Friedens inne, aber das ist nicht ihr wesentlicher Charakterzug, wie es der des Selbstes oder atmans ist. Die Seele ist das göttliche Element im Einzelwesen, und ihre charakteristische Macht ist, alles dem Göttlichen zuzuwenden, das Feuer der Läuterung zu bringen, das Streben, die Weihung, das wahre Licht der Unterscheidung, das Fühlen, den Willen – ein Wirken, das nach und nach die ganze [menschliche] Natur umwandelt. Ruhe, Frieden und Schweigen im Herzen und damit im vitalen Teil des Wesens sind notwendig, um die Seele zu erreichen, in sie einzutauchen, denn die Störungen der vitalen Natur, Begehren, eine ego- oder weltbezogene Emotion bilden den hauptsächlichen Teil jenes Schirmes, der die Seele vor der [äußeren] Natur verbirgt. Wenn du das Eintauchen vollziehst, ist es daher besser, frei von mentalen Konstruktionen zu sein und nur das Gefühl des Strebens, der Weihung, des Selbst-Gebens an das Göttliche zu haben.

Es ist das Schweigen und die Stille des höheren Bewusstseins, die den Druck nach unten in den Körper verursachen. Wenn sie zum ersten Mal voll herabkommen, entsteht das Gefühl, eine „reglose Statue“ zu sein. Nachher werden Stille oder Schweigen frei und normal.

Den Frieden ganz konkret im Gehirn zu fühlen, bedeutet vermutlich, dass er stofflich, solide und physisch berührbar geworden ist oder im Begriff war zu werden – „der Friede in den Zellen“. Alles ist eine „Substanz“– selbst Friede, Bewusstsein, Ananda – nur die Kategorien der Substanz sind verschieden.

Sicher kann der Friede auch in das äußere Bewusstsein kommen – er soll es sogar tun. Dem Körper ist es durchaus möglich, den Frieden und die Stille zu ertragen; schwieriger ist es für ihn, das volle Spiel der Kraft zu ertragen; wenn aber der Friede einmal im Körper gefestigt ist, gibt es keine derartige Schwierigkeit mehr.

Der Friede kann in das Physische herabgebracht werden – in seine eigentlichen Zellen. Die aktive Umwandlung des Physischen ist es, die in ihrer Ganzheit nicht ohne supramentale Herabkunft geschehen kann.

Wenn der Körper an den Frieden gewöhnt ist, kann der Friede selbst dynamisch werden.

Eine Empfindung von Kühle zeigt meist eine Berührung oder Herabkunft des Friedens an. Das menschliche Vital empfindet ihn als regelrechte Kälte, denn es befindet sich immer in einem Fieber der Rastlosigkeit.

Die Kühle ist eine sehr allgemeine Erfahrung, der kühle Geruch aber ist ungewöhnlich. Manchmal stellen die Menschen einen Wohlgeruch fest, aber nicht in diesem Zusammenhang – vielleicht beobachten sie es auch nicht so genau.

Wenn die Kühle in Dumpfheit übergegangen ist, ist es durchaus möglich, dass es sich nur um etwas Physisches handelte. Doch fand vielleicht tatsächlich ein Einströmen statt, und erst später erfolgte eine Reaktion durch die niedere Trägheit, die charakteristische Erwiderung der physischen Natur auf Frieden und Ruhe. Wenn die Trägheit aufkommt, können mit ihr ganz mechanisch die alten Bewegungen emporkommen, die bereitzustellen das Unterbewusste immer gerüstet ist. In gewissem Sinn sind diese Trägheit und der Friede das lichte und dunkle Gegenstück zueinander, tamas und sama – die höhere Natur, die ihre Erholung im Frieden findet, die niedrigere, die sie in einer Entspannung der Energie und einer Rückkehr zum Unterbewussten, tamas, sucht.

Schweigen braucht keine Mattigkeit zu verursachen; im Schweigen liegt alle nur denkbare Stärke. Es ist aber möglich, dass in deinem Hang zum Schweigen eine Neigung besteht, die Energie aus dem Körper-Bewusstsein zurückzuziehen. Das würde physische Trägheit mit sich bringen.

„Der Körper empfand Müdigkeit“ – das ist es, was ich mit der Gewohnheit des tamas meine. Der Körper kann die ständige Erfahrung nicht ertragen, er empfindet sie als eine Anstrengung. Das ist bei den meisten Sadhaks der Fall. Bei dir aber scheint das Hemmnis, wenn es auftritt, große Intensität zu entwickeln. Ich habe dir bereits mitgeteilt, wie du dich davon befreien kannst, was aber nicht an einem Tag geschehen kann, weil es sich um eine feste Gewohnheit der Natur handelt und es eine gewisse Zeit dauert, sich von einer festen Gewohnheit zu befreien. Wenn du dich aber durch ihr Kommen nicht stören lässt und dich fest und stetig damit auseinandersetzt, kann es schneller gehen.

Solange der mentale Wille in die Trägheit einwilligt, ihr gegenüber gleichsam passiv wird, bleibt man in einem passiven Zustand, und es wirkt kein Impuls dagegen, bis er von selbst verschwindet. Solange der mentale Wille oder selbst der vitale Wille oder ein dynamischer Teil der Natur davon [von der Trägheit] unberührt bleibt und reagieren kann, besteht eine Bemühung, die Trägheit abzuwerfen, was die Zwischenzeit abkürzen kann.

Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Herabkunft des Friedens und einer Depression. Trägheit kann aufkommen, wenn das physische Wesen den Druck zur Ruhe fühlt, ihn jedoch in reine Inaktivität wendet – was aber genaugenommen nicht eine Herabkunft genannt werden kann – zumindest keine vollständige, da das Physische nicht daran teilnimmt.

Beschwerden dieser Art (Nachlassen des Gedächtnisses) sind im Verlauf der Sadhana sehr häufig. Ich vermute, dass das übliche Funktionieren des Gedächtnisses zeitweilig durch das mentale Schweigen oder den physischen tamas aufgehoben wird.

Durch die Wandlung des Bewusstseins kann ein bewussteres und vollkommeneres Funktionieren des Gedächtnisses den alten Mechanismus ersetzen.

Wenn das innere Wesen sein Abgelöst-sein einmal gründlich gefestigt hat, können selbst Ozeane von Trägheit es nicht daran hindern, sie zu bewahren. Dieses Abgelöst-sein gründlich zu festigen, ist das erste, was geschehen muss, um eine sichere Grundlage im Yoga zu haben. Wenn der Friede in den inneren Teilen gründlich gefestigt ist, wird auch das Abgelöst-sein sicher und dauerhaft.

Wenn das innere Wesen sicher ist, gibt es kein Ringen mehr, kein Überwältigt-werden durch Trägheit oder Depression oder andere grundlegende Schwierigkeiten. Das Übrige kann fortschreitend und ruhig getan werden, einschließlich des Herabkommens der Kraft. Das äußere Wesen wird zu einer reinen Maschine oder Instrumentierung, die in Ordnung gebracht werden muss. Es ist nicht so einfach, im inneren Wesen völlig mukta zu sein.

Tamas muss in sama verwandelt werden, in den Frieden und die Ruhe der höheren Prakriti, und dann mit tapas und jyoti (dem wahren spirituellen Licht) erfüllt werden. Das aber kann im Physischen nur dann vollständig geschehen, wenn das Physische schließlich durch die supramentale Macht umgewandelt ist.

Du kannst rajas und tamas nicht austreiben, du kannst sie lediglich wandeln und sattva überwiegen lassen. Tamas und rajas verschwinden nur dann, wenn das höhere Bewusstsein nicht nur herabkommt, sondern auch alles bis hinab zu den Zellen des Körpers kontrolliert. Sie verwandeln sich dann in die göttliche Ruhe, den göttlichen Frieden und die göttliche Energie oder tapas – schließlich verwandelt sich auch sattva in das göttliche Licht. Was das anbelangt, ruhig zu bleiben, wenn tamas vorherrscht, so ist dazu zu sagen, dass es auch eine tamasische Ruhe gibt.

Die drei gunas werden geläutert und vergeistigt und in ihre göttlichen Entsprechungen gewandelt: sattva wird jyoti, das wahre spirituelle Licht; rajas wird tapas, die echte göttliche Kraft; tamas wird sama, die göttliche Ruhe und Rast, der göttliche Friede.

Was du sagst, ist richtig. Alle unerwünschten Dinge sind eine Fehldeutung in der [Welt der] Unwissenheit von etwas, das auf einer höheren Ebene wünschenswert ist oder sein könnte. Trägheit, tamas, ist die Fehldeutung des göttlichen sama, von Ruhe, Stille und Frieden; Schmerz ist die Fehldeutung des Ananda, Lust die der Liebe usw. Erst wenn man sich von den niederen Entstellungen befreit hat, können die höheren Dinge in ihrer Wahrheit herrschen.

Jeder Fehler der [menschlichen] Natur in der [Welt der] Unwissenheit ist eine Entstellung von etwas in der höheren Natur – eine Deformierung, die sogar auf eine Perversion hinausläuft. Die symbolische Wahrnehmung hiervon hattest du in deiner Erfahrung.

Man nimmt an, dass die Schöpfung aktiv ist, wenn sich die drei Eigenschaften (sattva, rajas, tamas) nicht im Gleichgewichtszustand befinden, wenn Ungleichheit und eine Bewegung der Veränderung herrschen – im anderen Fall wird alles zur bewegungslosen ursprünglichen Prakriti. Ich habe Zweifel, ob es wirklich so ist.

Die Erfahrungen, von denen du berichtest, kennzeichnen einen großen Fortschritt – der Übergang von der Wahrnehmung der aufsteigenden Kraft zur Wahrnehmung der herabkommenden Shakti. Denn die spiralförmigen Windungen des Lichtes, die du sahst und deren Auswirkungen du fühltest – das Eintauchen in Schweigen und Frieden, den Frieden des Atmans oder Brahman-Bewusstseins –, sind meist eine erste Auswirkung, sichtbare Formen der dynamischen Herabkunft der Göttlichen Kraft von oben; ebenso der Übergang von der Verwirklichung des statischen Brahmans mit der Empfindung, dass das Welten-Dasein unwirklich ist, zur Verwirklichung des Zustandes des dynamischen Einen. Das ist ein beachtlicher Schritt im integralen Yoga.

Das Brahman-Bewusstsein wird manchmal als ein statisches Bewusstsein beschrieben, es hat aber zwei Aspekte, statisch und dynamisch, und wenn beide vereint sind, wird es integral. Das ist das größere Bewusstsein, wovon ich in dem von dir angeführten Satz spreche, größer als das, welches allein das Brahman-Schweigen und die Brahman-Reglosigkeit wahrnimmt, oder als das, welches allein die kosmische Existenz und Tätigkeit wahrnimmt.

Mit Kraft meine ich nicht mentale oder vitale Energie, sondern die Göttliche Kraft von oben – wie der Friede und die Weite von oben kommen, so auch diese Kraft (Shakti). Nichts, nicht einmal Denken oder Meditieren kann ohne ein Wirken der Kraft geschehen. Die Kraft, von der ich spreche, ist eine Kraft, die Erleuchtung, Umwandlung, Läuterung bewirkt, all das, was im Yoga getan werden muss, um die feindlichen Kräfte und falschen Bewegungen auszuschalten – es ist natürlich auch eine Kraft für die äußere Arbeit, gleichgültig, ob sie bedeutend oder gering erscheint, wenn sie eine Sache des göttlichen Willens ist. Ich meine keine persönliche egoistische oder rajasische Kraft.

Macht bedeutet Stärke und Kraft, die Shakti, die dich befähigt, allem was geschehen kann, entgegenzutreten, es zu überwinden und ihm standzuhalten, auch das auszuführen, was der Göttliche Wille dir aufgibt. Das kann viele Dinge mit einschließen, wie Macht über Menschen, Ereignisse, Umstände, Mittel und Wege usw. Aber all dies ist nicht von mentaler oder vitaler Art, sondern ein Wirken durch die Einheit des Bewusstseins mit dem Göttlichen und allen Dingen und Wesen. Es ist nicht individuelle Stärke, die auf bestimmten persönlichen Fähigkeiten beruht, sondern die Göttliche Macht, die das Einzelwesen als Instrument benutzt. Zwischen ihr und okkulten siddhis besteht kein besonderer Zusammenhang.

Was ist mit eigener Kraft gemeint? Alle Kraft ist kosmisch, und das Einzelwesen ist lediglich ein Instrument – eine gewisse Menge Kraft kann in ihm gespeichert sein, doch wird es hierdurch nicht seine eigene. Es gibt bestimmte Möglichkeiten in der Erfahrungsweise. Als erste die, dass ein Glaube vorhanden ist oder manchmal eine mentale Verwirklichung, und das ist als solches genug, um für die Kraft der Mutter offen zu sein, damit sie, wenn man sie braucht oder ruft, verfügbar ist. Auch wenn man die Kraft nicht kommen fühlt, sind dennoch die Auswirkungen vorhanden und erkennbar. Eine andere Möglichkeit ist, dass man sich wie ein Instrument fühlt und die Energie wahrnimmt, die sich dieses Instrumentes bedient. Eine dritte ist der Kontakt mit der Macht über uns und ihre Herabkunft (spontan oder bei einem Ruf) in den Körper – das ist der konkretere Weg, weil man physisch die Kraft in sich wirken fühlt. Und endlich gibt es einen Bewusstseinszustand des engen, inneren Kontaktes mit der Mutter, der eine ähnliche Auswirkung hat.

Kraft ist die essentielle Shakti; Energie ist der wirkende Impuls der Kraft, ihre aktive Dynamik; Macht ist die Fähigkeit, die der Kraft entstammt; Stärke ist gefestigte Energie, die im adhar gespeichert wird.

Eine passive Kraft hat keine Bedeutung – Kraft ist immer dynamisch. Nur kann eine Kraft auf der Grundlage von ruhiger Passivität wirken, so wie in der stofflichen Welt die Kraft auf einer Grundlage von Trägheit wirkt.

Hinter jeder Tätigkeit steht eine Kraft, die auf eine Weise wirkt, die jener Tätigkeit angemessen ist. Sie nimmt all diese vielen Formen an, um wirken zu können, ist aber die eine Kraft.

Ich habe niemals die verschiedenen Formen der Kraft klassifiziert; es können Hunderte oder Tausende sein. Kraft gebraucht jeweils die Form, die der Arbeit entspricht, die sie zu verrichten hat.

Wissen kommt von oben, wie Licht und Frieden und alles Übrige auch.

In dem Maß, wie Bewusstsein sich fortschreitend entwickelt, kommt es von einer immer höheren Ebene. Zuerst ist es das höhere erleuchtete Mental, das vorherrscht, dann das intuitive, dann das Obermental, zuletzt das Supramental; das ganze Bewusstsein aber muss genügend umgewandelt sein, bevor das supramentale Wissen kommen kann.

Es gibt spezielle Kräfte des Lichtes, und es gibt ihr Spiel, das den Erfordernissen entspricht, doch kann man im Licht als solchem genauso leben, wie man im Frieden oder Ananda leben kann.

So wie Frieden und Ananda durch das ganze System fließen können und sich schließlich stabilisieren, so dass sie im Körper und der Körper und das ganze Wesen in ihnen sind – man könnte beinahe sagen, dass sie es sind, dass sie der Frieden und Ananda sind –, so ist es auch mit dem Licht. Es kann in den Körper strömen, jede Zelle zum Leuchten bringen, sich festigen und ihn von allen Seiten mit einer einzigen Flut von Licht umgeben.

Das Licht dringt in den Körper weder in Form von Kugeln noch in Form von Blitzen ein, sondern wie ein Strömen oder ein Meer von Licht, umgibt ihn und erleuchtet den ganzen Bereich des Bewusstseins. Licht und Glanz können auch als lebhaftes Gefühl erfahren werden, ohne dass man sie sieht. Im Allgemeinen wird es als ein kräftiges weißes oder diamantenes oder goldenes Licht gesehen oder gefühlt, oder als etwas was dem Sonnenlicht gleicht, oder bei manchen als ein blaues oder bläulich-weißes Licht.

Licht oder Lichtstrahlen sind immer das Licht des höheren Bewusstseins, das im Wesen wirkt, um das Bewusstsein zu erleuchten oder zu läutern oder zu erwecken oder der Wahrheit anzupassen.

Es hängt von der Farbe des Lichtes ab. In jedem Fall ist es das Licht der Kraft von oben. Alle Lichter sind Anzeichen einer Kraft oder Macht. Die Aufgabe der Lichter sowie der Kräfte, die sie verkörpern, ist es, in ihrem Herabkommen auf die niedere Natur einzuwirken und sie zu wandeln.

Eine Definition ist weder notwendig noch möglich. Licht ist Licht, genau wie das Licht, das du siehst, nur ist es feinstofflich – es läutert das Bewusstsein, wirkt wie eine Kraft und macht die Erkenntnis möglich.

Das Göttliche Licht hat keine Funktion – es ist einfach das Licht des Göttlichen Bewusstseins. Seine Auswirkung besteht darin, dass es erleuchtet, die Dunkelheit und Unklarheit beseitigt und die menschliche Natur für das wahre Bewusstsein, Wissen usw. bereit macht.

Licht ist die Macht, die alles erhellt, worauf es fällt – das Ergebnis kann eine Vision sein, Erinnerung, Wissen, rechter Wille, rechter Impuls usw.

1. Wenn sich das Lid über dem Schädel öffnet, bedeutet es, dass sich das mentale Wesen dem Göttlichen Licht geöffnet hat; die Flammen zeigen ein mit Licht erfülltes Streben an, das aufsteigt, um den mentalen Teil mit dem zu verbinden, was über dem Mental ist.

2. Das Göttliche Licht über uns hat verschiedene Farben. Weiß ist die göttliche Macht der Reinheit, Blau das Licht des spirituellen Bewusstseins, Gold die Tönung des supramentalen Wissens oder des Wissens von den dazwischenliegenden Ebenen.

3. OM (goldfarben), das in den Himmel steigt, bedeutet das supramentalisierte kosmische Bewusstsein, das sich zum transzendenten Bewusstsein erhebt.

Unter (1) und (2) wird etwas angezeigt, das gegenwärtig geschieht, oder eine Möglichkeit, die sich zu verwirklichen sucht. (3) symbolisiert den Vorgang des Yoga, der, wenn diese Möglichkeit verwirklicht ist, aufgenommen und bis zu seinem natürlichen Ziel verfolgt wird.

Das Feuer ist das göttliche Feuer des Strebens und der inneren tapasya. Wenn das Feuer immer wieder mit wachsender Kraft und in wachsendem Umfang in die Dunkelheit der menschlichen Unwissenheit herabkommt, scheint es zunächst in der Finsternis verschlungen und aufgezehrt zu werden; doch in dem Maß seines Herabkommens wird die Finsternis in Licht, die Unwissenheit und Unbewusstheit des menschlichen Mentals in spirituelles Bewusstsein gewandelt.

Es ist gut so. Die Macht über dem Kopf ist natürlich die Macht der Mutter – es ist die Macht des Höheren Bewusstseins, die ihren Weg für die Herabkunft vorbereitet. Dieses Höhere Bewusstsein, das die Empfindung einer weiten, grenzenlosen Existenz in sich birgt, von Licht, Macht, Frieden, Ananda usw., besteht immer über dem Kopf, und wenn etwas von der spirituellen Kraft herabkommt, um auf die Natur einzuwirken, kommt es von dort. Aber solange das Wesen nicht bereit ist, kann von einer vollen Herabkunft des Friedens, der Seligkeit usw. keine Rede sein. Sehr häufig besteht die erste Vorbereitung darin, auf die mentale, vitale und physische Natur auf eine Weise einzuwirken, dass die Seele, das seelische Wesen Gelegenheit erhält, sich zu offenbaren und die übrige Natur zu beeinflussen; zu diesem Zweck müssen alle wesentlichen Dunkelheiten im Mental und Vital bekämpft und hinausgeworfen und auch das Physische auf eine stoffliche Weise vorbereitet werden, damit die Herabkunft möglich werde. Das ist es, was so lange in dir vor sich ging. Es muss verstärkt und vollständiger werden, aber das Getane war ausreichend, um die Herabkunft des höheren Bewusstseins vorzubereiten. Zwei Dinge sind es, die stattfinden: ein Aufsteigen des Bewusstseins zu den höheren Ebenen in und über dem Kopf und eine Herabkunft des über uns befindlichen höheren Bewusstseins in das Mental, Vital und den Körper. Auf welche Weise es geschieht oder in welchen Stadien oder wie lange es dauert, ist bei jedem Menschen anders. Doch unterscheidet sich dieses neue Bewusstsein weitgehend vom gewöhnlichen, und während es kommt, geschehen viele Dinge, die dem Mental nicht widerfahren würden und ihm seltsam erscheinen mögen – zum Beispiel die Auflösung des Egos, das Sich-Öffnen in ein größeres Selbst, einen größeren Spirit, nicht begrenzt durch den Körper, für den der Körper nur ein kleines Instrument darstellt und nichts weiter. Man muss daher jede Furcht vor etwas Neuem von sich weisen und voll Ruhe und Vertrauen jeden Bereich neuer Erfahrung akzeptieren, sich auf die Göttliche Kraft der Mutter verlassen, die während der ganzen Wandlung hilft und stützt und schützt.

Ein Wort zu deiner Sadhana. Mir scheint, dass der Schlüssel deiner künftigen Entwicklung in der Erfahrung liegt, die dir, wie du sagst, einige Tage lang in K. zuteil wurde. „Ein Zustand voll Wissen, stiller Heiterkeit, Stärke, weitem Bewusstsein – alle Probleme automatisch gelöst –, ein fortwährender Strom von Macht, der durch das Stirnzentrum in den Körper eintritt, äußerst kraftvoll, eine ungestörte samata, ruhige Überzeugung, durchdringende Schau und klares Wissen.“ Das war das Bewusstsein des wahren Purusha in dir, der sich seines eigenen supramentalen Wesens bewusst ist, und das muss dein normales Bewusstsein und die Grundlage der Supramentalen Entwicklung werden. Zu diesem Zweck muss das Mental still und stark gemacht, das emotionale und vitale Wesen geläutert und das physische Bewusstsein auf eine Weise geöffnet werden, dass der Körper das Bewusstsein und die Macht aufnehmen und bewahren kann. Ich stelle fest, dass, während du die Erfahrung hattest, sie auch durch den Körper ausgedrückt wurde. Das ist ein Zeichen, dass die Fähigkeit in deinem physischen Wesen bereits vorhanden ist. Die Stille und Stärke werden von oben herabkommen – was du zu tun hast, ist, dich zu öffnen und sie aufzunehmen und gleichzeitig alle Bewegungen der niederen Natur zurückzuweisen, die sie daran hindern zu verweilen, da sie von Begierden und Gewohnheiten beherrscht werden, die mit dem wahren Wesen, der wahren Macht, dem wahren Wissen nicht übereinstimmen. Natürlich wird sich die höchste Macht selbst dir enthüllen und alle Hindernisse aus deiner Natur entfernen. Doch die Bedingung hierfür ist, dass sich nicht nur dein mentales, sondern auch dein vitales und physisches Wesen ihr öffnen und hingeben und die Hingabe an andere Mächte und Kräfte verweigern. Wie du selbst zu jener Zeit erfahren hast, wird dieses größere Bewusstsein von sich aus die Entwicklung des höheren Willens und Wissens herbeiführen. Seelische Erfahrungen der richtigen Art sind natürlich eine große Hilfe; in deinem Fall aber kann es sein, dass eine reiche Entwicklung der Seele erst später stattfinden wird oder in dem Maß, wie dieses Bewusstsein mit dem stillen Wissen, Willen und samata von den verschiedenen Teilen des Wesens Besitz ergreift.

Alles, was du in deinem Brief anführst, ist sehr ermutigend – es zeigt, dass die Kraft in dir und auf die richtige Weise wirkt. Zwei Dinge sind notwendig – die volle Verbindung deines Mentals und Vitals mit deinem seelischen Wesen und das Sich-Öffnen des Bewusstseins gegenüber dem Bewusstsein der Mutter über dir. Beides hat seinen Anfang genommen. Die Stimme, die sprach, war die deiner Seele, deines seelischen Wesens, und der Impuls, tief nach innen zu gehen, war der Anstoß, in die Tiefen der Seele einzutauchen. Auch das Bewusstsein, das den Ärger und die alten Bewegungen zurückwies und verwarf, war das der Seele.

Der von dir gefühlte Druck auf den Kopf, ist immer dann zu spüren, wenn der Druck des Höheren Bewusstseins über dir vorhanden ist, das Bewusstsein der Mutter, das in dich eintritt; die Kühle usw. werden auch oft während dieser Zeit gefühlt. Das erste Ergebnis war die Loslösung von persönlichen Kontakten, die Freiheit, Leichtheit, das Sich-Öffnen des Herzens, die Furchtlosigkeit und auch das Gefühl der Gegenwart der Mutter. Diese Dinge sind Zeichen des wahren Bewusstseins und Teil der spirituellen Natur. Zuerst kommen sie als Erfahrungen, später werden sie häufiger, dauern länger an und festigen sich in der Natur.

Deine Erfahrungen scheinen in Ordnung zu sein. Die erste ist die des höheren (yogischen oder spirituellen) Bewusstseins, das in den Körper von oberhalb des Kopfes herabkommt. Es wird häufig wie ein Strom empfunden, der durch den Kopf in den ganzen Körper fließt, und das erste, was es bringt, ist eine Herabkunft des Friedens. Eine der Folgen dieser Herabkunft ist, dass man ein inneres Wesen in sich fühlt, das von der äußeren Tätigkeit losgelöst ist und sie vom Hintergrund her stützt, ohne daran beteiligt zu sein – das ist die zweite Erfahrung. Die dritte [Erfahrung] hinsichtlich des Schlafes kommt, wenn man Vertrauen in die Mutter hat und wie in ihrem Schoß unter ihrem Schutz einschläft, umgeben von ihrer Gegenwart. Was den Traum anbelangt, so bedeuten die Beine das physische Bewusstsein, das noch unter einem doppelten Sog steht, einem aufwärts zum höheren Bewusstsein gerichteten, damit sich das physische Bewusstsein mit dem spirituellen einen kann, und dem anderen, nach abwärts zum niederen Bewusstsein gerichteten. Der mir zugewandte Blick bedeutet, dass das Wesen sich für die Aufwärtsbewegung entschlossen hat.

Die Weite ist die des höheren Bewusstseins, Gold ist die Farbe des Wahrheits-Lichtes, und die Kuh ist das Symbol des Lichtes des höheren Bewusstseins, das im Herabkommen alles in das Wahrheits-Licht wandelt.

Der Zustand der von keinem Geschehen beeinträchtigten Weite und Ruhe ist das natürliche Ergebnis der Herabkunft, die du in dieser Form erkanntest. Die unvoreingenommene Haltung gegenüber Arbeit oder Nicht-Arbeit ist ebenfalls ein Ergebnis dieser Herabkunft Meist ist es das Vital, das zur Arbeit drängt, und ohne diesen vitalen Impuls kann man nicht viel ausrichten. Wenn das höhere Bewusstsein in das Mental und Vital herabkommt, wird dieser Impuls ruhig, die Fähigkeit zu arbeiten aber bleibt erhalten – später, wenn sich das neue Bewusstsein gefestigt hat, wird die Arbeit wieder aufgenommen und mit einer anderen Kraft fortgesetzt, die den vitalen Impuls ersetzt und viel größer ist.

Der gute Zustand des Offenseins, zusammen mit der herabkommenden Kraft und das fortwährende Sich-Erinnern [der Mutter] – oder welch andere Form auch immer der Zustand annimmt – zeichnen das Entstehen des wahren Bewusstseins ab; es hält anfangs immer nur kurze Zeit an, weil das normale Bewusstsein nicht daran, sondern an etwas anderes gewöhnt ist. Doch nehmen seine Macht und Dauer ständig zu, bis es sich selbst erhalten kann, auch wenn das äußere Bewusstsein mit anderen Dingen beschäftigt ist. Zunächst bleibt es im Hintergrund als etwas, das hervortritt, sobald die äußere Inanspruchnahme beendet ist; später bleibt es [zwar auch] im Hintergrund, aber als etwas, das man genau wahrnehmen kann, und in einem noch späteren Stadium ist es immer gegenwärtig, so dass es dann zwei Arten von Bewusstsein gibt, das innere Bewusstsein, das immer mit der Mutter verbunden und voll ihres Wirkens oder ihrer Gegenwart oder voll von beidem ist, sowie das mit äußeren Dingen beschäftigte Oberflächen-Bewusstsein. Zuletzt beginnt sogar das Oberflächen-Bewusstsein, die direkte Verbindung [mit der Mutter] in der Tätigkeit selbst zu empfinden. Du brauchst dir über Zeiten, in denen sich der wahre Zustand nicht einstellt, keine Sorgen zu machen. Sie sind kein Zeichen dafür, dass du untauglich bist; es ist lediglich eine Zeitspanne, in der das hochkommt, was noch nicht umgewandelt ist, damit darauf eingewirkt und es zur Wandlung vorbereitet werden kann. Wenn das innere Bewusstsein gut gefestigt ist, finden diese Perioden nur noch im Oberflächen-Bewusstsein statt und sind nicht mehr so störend wie zuvor.

PS. Wahrscheinlich liegt die von dir empfundene Schwierigkeit im objektivierenden Mental, dessen Zentrum im Hals ist. Wenn dort kein Widerstand besteht, kommt die Kraft bis zur Herz-Ebene und weiter nach unten herab.

Das Wirken des höheren Bewusstseins beginnt meist nicht mit der Umwandlung der äußeren Natur – es wirkt auf das innere Wesen ein, bereitet es vor und wendet sich dann nach außen. Vorher hat jede Wandlung der äußeren Natur durch die Seele zu geschehen.

So ungefähr ist es. Das heißt, dass es immer Intensitätsschwankungen der wirkenden [Göttlichen] Kraft gibt. Sie kommt mit großer Macht und löst etwas zu Geschehendes aus. Dann ist sie entweder verborgen oder zieht sich ein wenig zurück oder wird zwar gefühlt, aber – wie du sagst – wie hinter einem Schirm, während etwas emporkommt, das für die Erleuchtung vorbereitet werden muss, worauf sie dann wieder in den Vordergrund tritt und dort tut, was getan werden muss. Früher hingegen, wenn der Schleier herabfiel, war alles vergessen und du hattest die Empfindung, als würde es nur Finsternis und Verwirrung geben, während, wie du jetzt richtig fühlst, die Unterstützung, die Hilfe, selbst das tiefere Bewusstsein immer vorhanden waren. Das geht den meisten Sadhaks in den frühen Stadien [der Sadhana] so. Es ist ein großer Fortschritt, eine entscheidende Verbesserung, wenn du fühlst, dass die Kraft vorhanden ist, auch wenn sie hinter dem Schirm wirkt und ebenso die Hilfe und Unterstützung, das stärker erleuchtete Bewusstsein. Das ist das zweite Stadium in der Sadhana. Im dritten, in dem es keinen Schirm mehr gibt, werden die Kraft und alles Übrige immer gefühlt, ob sie aktiv wirken oder während eines Übergangsstadiums zum Stillstand kommen.

Ja, die Kraft ist ganz konkret. Meist kommt sie zu Beginn zeitweilig von selbst herab – oder man ruft sie angesichts einer Schwierigkeit. Doch schließlich ist sie immer da und stützt und bestimmt die ganze Tätigkeit des Wesens.

Die Macht und der Friede, die herabkommen, stammen von einem über deinem Kopf befindlichen höheren Bewusstsein, von einem größeren Selbst, dessen sich dein Mental, das menschliche Mental im Allgemeinen, nicht bewusst ist. Es sind die Macht und der Friede des Göttlichen. Wenn sie dich von außerhalb des Körpers umgeben (daher empfindest du sie als äußerlich), ist es wie ein Schutz und eine Hülle. Sie kommen aber auch in den Körper herab, in den Kopf (Mental), in das Herz und den Nabel (Vital) und erfassen den ganzen Körper, arbeiten in dir und tun das zur Wandlung des Bewusstseins Erforderliche. Wenn du sie dort nicht fühlst, wenn du sie nur als äußerlich empfindest, so deshalb, weil du sehr stark im äußeren, physischen Bewusstsein lebst – tatsächlich aber wirken sie in deinem inneren Wesen. Wenn du das innere Bewusstsein entdeckst, fühlst du sie [die Macht und den Frieden] wieder im Inneren, und sie erwecken dein eigenes wahres Bewusstsein, das Seelische in dir – und nur die Seele gibt Glauben und Hingabe. Es ist jedoch ein großer Fortschritt, wenn du sogar in deinem äußeren physischen Bewusstsein empfindest, wie dich der Frieden einhüllt.

Warum sollte es Einbildung sein? Wenn eine Berührung durch das höhere Bewusstsein stattfindet, schafft sie, solange sie anhält, eine essentielle Reinheit, an der alle Teile des Wesens teilhaben können. Und selbst wenn das äußere Wesen nicht aktiv daran teilhat, kann es zur Ruhe gelangen, so dass das gesamte innere Wesen durch nichts daran gehindert wird, die Wahrheit einer bestimmten Erfahrung zu verwirklichen. Der Zustand hält nicht an, weil es nur ein vorbereitender Kontakt und nicht die volle oder bleibende Herabkunft ist; solange er aber anhält, ist er real. Das Sex-Gefühl ist natürlich etwas im äußeren Wesen, die Perversion oder falsche Darstellung in der Natur – es ist das hauptsächliche Hindernis dafür, dass die Erfahrung sich wiederholt und schließlich etwas Normales wird. Es ist meist so, dass sich, nachdem eine Erfahrung stattgefunden hat, solch ein Widersacher zur Geltung zu bringen versucht.

Du verhältst dich dem Sex-Gefühl gegenüber auf die richtige Weise. Es gibt zwei Gründe dafür, dass es sich erhob, während du den Namen [der Mutter] wiederholtest. Der eine ist der, dass du mit der Anwendung des Namens der Mutter die Macht der Mutter rufst, und das erste Ergebnis besteht häufig darin, dass sich, um dem Druck zu widerstehen, die Schwierigkeit wie eine Schlange erhebt, deren Kopf berührt wurde; oder – von einem anderen Standpunkt aus betrachtet – sie erhebt sich, damit man sich mit ihr auseinandersetzt. Und zweitens, wenn das, was herabgebracht werden muss, der Ananda ist – der Ananda der Kraft, des Lichtes usw., besonders aber der Liebe –, dann erhebt sich die vital-physische Leidenschaft, um diesen Ananda zu kosten, sich mit ihm zu verbinden und ihn zu ergreifen in der Hoffnung, ihn in eine Art von sublimiertem vitalen Vergnügen zu wandeln. Wie allgemein bekannt, widerfährt das oft den Vaishnavas, wenn sie den samkirta ausüben. Für deinen Fall trifft wahrscheinlich der erste Grund zu, weil der Ananda der Liebe oder irgendein anderer noch nicht eingetreten ist, weshalb auch jene Erklärung unwahrscheinlich ist. Was die Kraft anbelangt, die in den Kopf herabkommt, so hat sie zwei Seiten – die eine ist der Friede, und wenn er vorherrscht, entsteht die Empfindung der Kühle; wenn stattdessen eine starke dynamische Tätigkeit stattfindet, kann das Gefühl von Hitze entstehen – Agni-Kraft. Die meisten Menschen fühlen diese beiden Dinge, sie sind keine Einbildung.

Du sprichst von einem Kampf (yuddha), der beginnt, wenn die Kraft herabkommt; solch eine Auswirkung aber ist nicht unumgänglich – der Fortschritt braucht nicht notwendigerweise über einen Kampf erzielt zu werden. Letzterer wird vielmehr ausgefochten, bevor die Kraft im Wesen wirkt, solange man noch danach trachtet, sich ihr zu öffnen, oder wenn sie noch von oben ihren Druck ausübt oder nur einen Teil und nicht die ganze Natur erfasst hat. Wenn die Kraft am Werk ist, erheben sich notwendigerweise die Unvollkommenheiten und Schwächen der Natur, um umgewandelt zu werden, doch braucht man mit ihnen nicht zu ringen; man kann sie ruhig als zu wandelnde Instrumentation der Oberfläche betrachten. Man sollte sie nicht mit „Gleichgültigkeit“ behandeln, denn das könnte Trägheit mit sich bringen, einen Mangel an Willen oder Impuls oder an dem Bedürfnis, sich zu ändern; man sollte sie vielmehr mit Loslösung betrachten. Loslösung bedeutet, dass man sich von ihnen distanziert, sich wegen ihres Vorhandenseins weder mit ihnen identifiziert noch durch sie erregen oder beunruhigen lässt, sie vielmehr als etwas betrachtet, das dem eigenen wahren Bewusstsein und wahren Selbst fremd ist, sie zurückweist, und in diese Bewegungen die Kraft der Mutter hereinruft, damit sie sie beseitige und das wahre Bewusstsein und seine Bewegungen nach dort bringe. Es muss der feste Wille zur Zurückweisung bestehen, der Impuls, sich von ihnen [den Unvollkommenheiten und Schwächen] zu befreien, doch ohne Ringen oder Kampf.

Als du die Kraft, die Konzentration und den Frieden fühltest, bedeutete es zweifellos, dass das wahre Bewusstsein im Kommen war; das konnte aber nicht die nächtliche Ruhelosigkeit hervorrufen. Wenn sie die Folge der eintretenden Kraft wäre, würde das bedeuten, dass die Ruhelosigkeit zunimmt, je mehr Kraft herabkommt. Das aber wäre absurd und ist nicht der Fall. Was geschah, war ganz einfach, dass mit dem Kommen der Kraft ein innerer oder spiritueller Friede sich einzustellen begann; als Widerstand dagegen erhob sich in den Nerven die alte Ruhelosigkeit, die geschlummert hatte, und versuchte, sich zu behaupten, wie es all diese gewohnheitsmäßigen Dinge der [menschlichen] Natur tun. In dem Maß wie das vitale Wesen und Nervenwesen auch vom Frieden ergriffen werden, verringern sich diese Dinge auf natürliche Weise und werden schließlich ausgemerzt. Man braucht sich nur ruhig und distanziert zu verhalten und den Frieden durch die wirkende Kraft auch nach dort bringen zu lassen. Verständige uns, wenn die Schwierigkeit anhält, damit wir uns darum kümmern können.

Die von ihm beschriebene Haltung, wenn sie auf die richtige Weise bewahrt wird, ist in Ordnung. Zunächst brachte sie ihm den Beginn einer wahren Erfahrung: das Licht (weiß und golden) und die Kraft, die vom sahasradala herabströmt und das [Körper-] System erfüllt; als sie jedoch mit den vitalen Teilen in Berührung kam, muss sie die prana-Energien in den Vital-Zentren erweckt haben (im Nabel und unterhalb); und da diese nicht geläutert waren, erhoben sich alle Unreinheiten (Ärger, Sex, Furcht, Zweifel usw.), und das Mental wurde durch das Emporschießen der ungeläuterten vitalen Kräfte umwölkt. Er sagt, dass all das jetzt abklingt, dass das Mental ruhig wird und im Vital die Impulse zwar auftreten, aber nicht anhalten. Aber nicht nur das Mental, sondern auch das Vital muss still werden; diese Impulse müssen durch Zurückweisung und Läuterung ihre Kraft der Wiederkehr verlieren. Völlige Reinheit und völliger Frieden müssen im gesamten adhar errichtet werden; nur dann wird er eine sichere und verlässliche Grundlage für weiteren Fortschritt haben.

Der Grund, warum die Kraft wieder aus ihm herausfließt, muss darin liegen, dass er sich erlaubt in träger Weise, zu passiv und allen Dingen gegenüber offen zu sein. Man sollte sich nur der Göttlichen Kraft gegenüber passiv verhalten, sonst aber darauf achten, sich nicht allen möglichen Kräften auszuliefern. Wenn er passiv wird, wenn er versucht, Gott in einer anderen Person zu sehen, wird er sich aller Wahrscheinlichkeit nach jeder Kraft preisgeben, die durch jene Person wirkt, wobei seine eigenen Kräfte zu dieser anderen Person allmählich abfließen können. Es wäre besser für ihn, es nicht auf diese Weise zu versuchen; rate ihm nach dem Frieden und der Stärke von oben zu streben, nach gänzlicher Reinheit, und sich nur dieser Kraft zu öffnen. Erfahrungen wie die, dass das Göttliche überall ist (nicht nur in dieser oder jener Person), werden dann von selbst kommen.

Unser Ziel ist die supramentale Verwirklichung, und wir haben das zu tun, was unter den Bedingungen des jeweiligen Stadiums hierfür nötig ist oder dazu beitragen kann. Gegenwärtig besteht das Erfordernis darin, das physische Bewusstsein vorzubereiten; hierfür ist es notwendig, dass im Physischen und in den niederen vitalen Teilen völliger Gleichmut und Friede und eine völlige Weihung herrschen, frei von persönlichem Fordern oder Begehren. Andere Dinge können auf ihre Zeit warten. Das gegenwärtige Erfordernis ist nicht, darauf zu beharren, der Mutter physisch nahe zu sein – was eines dieser anderen Dinge ist –, sondern das Sich-Öffnen des physischen Bewusstseins und die immerwährende Gegenwart und Führung [der Mutter] dort.

Das Sich-Öffnen des vitalen Mentals (oder irgendeines Teils) bedeutet nicht, dass das vitale Mental nun völlig offen oder gänzlich bekehrt ist, so dass dort nie wieder Finsternis, Unwissenheit, Irrtum, Widerstand oder irgend etwas anderes als das wahre Bewusstsein herrschen würden. Es bedeutet lediglich, dass das höhere Bewusstsein jetzt in der Lage ist, nach dort herabzukommen, zu wirken und etwas von sich in jenem Teil zu festigen. Jede Ebene, eine nach der anderen, bis hinab zum Physischen muss sich anfangs auf diese Weise öffnen. Solange dieses anfängliche Sich-Öffnen nicht in allen Teilen erreicht ist, kann es nirgendwo eine vollständige und endgültige Herabkunft des höheren Bewusstseins geben. Wenn das Nervenwesen und andere physische Teile nicht offen sind, kann selbst das denkende Mental nicht endgültig offen sein, denn es kann vom Widerstand; von der Finsternis usw. von unten beeinflusst werden. Mit dem Sich-Öffnen ist das vitale Mental nicht sofort so restlos offen, dass es bereits göttlich wäre und weder Stolz noch andere falsche Regungen mehr kennen würde.

Was das Nervenwesen anbelangt, so ist es Teil des physischen Bewusstseins, unterhalb des physischen Mentals und nicht darüber – die Nerven sind ein Teil des Körpers.

Das Auftreten von Störungen ist nicht das Ergebnis irgendeines Druckes von oben. Wenn nichts von oben käme, gäbe es keinen Frieden und keine Klarheit, und die Störungen würden dennoch weiterhin stattfinden und häufiger kommen.

Die Begierden gehörten einst zum vitalen Physischen; wenn aber im [menschlichen] Wesen der Friede in ausreichender Stärke vorhanden ist, verschwinden sie, und das vitale Physische wird frei und steht unter dem Einfluss der Ruhe. Die Kräfte der Störung sind nicht länger ein Teil der Person; sie warten aber, obwohl sie sich zurückgezogen haben in der [die Person umgebenden] Atmosphäre und sobald sich die Gelegenheit ergibt, versuchen sie zurückzukehren und vom äußeren Wesen wieder Besitz zu ergreifen oder, wenn das nicht mehr möglich ist, den inneren Frieden zu verhüllen. Das physische Vital ist daran gewöhnt gewesen, eine Zeitlang bereitwillig auf sie zu reagieren, daher können sie es jetzt, auch ohne dass es bereit dazu wäre, auf ihre Vibrationen reagieren lassen. Friede und Klarheit müssen eine solche Stärke erlangen, dass sie erhalten bleiben, selbst wenn diese Kräfte zurückkehren – dann wird der innere Friede, auch wenn das äußere Wesen oberflächlich beeinträchtigt wird, ungestört im Wesen weilen. Das ist eine wohlbekannte Phase des Fortschritts. Später kann eine Kraft herabgebracht werden, die machtvoll genug ist, auch das äußere Wesen mit einem so starken Frieden und einer so vollen Klarheit zu erfüllen, dass Störungen dort nicht länger auftreten können. Man kann sie manchmal noch in der Atmosphäre fühlen, wird aber nicht mehr von ihnen berührt.

Die Wiederzulassung der Kräfte der Störung durch das Vital-Physische geschieht nicht immer deshalb, weil das Vital-Physische es will, sondern auch, weil entgegen seinem Willen gewisse Einwirkungen oder Einflüsse die alten Vibrationen wiederbeleben, wobei die Gewohnheit des Erwiderns im Vital-Physischen so stark ist, dass es ungeachtet seiner selbst [seiner neuen Einsicht] darauf anspricht und eine Zeitlang unfähig ist, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen. Das geschieht in allen Teilen des Wesens, trifft aber besonders auf die physischen Teile zu – auf das physische Mental, das den gewohnten Gedanken nachgibt, auf das physische Vital, das den gewohnten Begierden und Impulsen nachgibt, auf den Körper, der den gewohnten Sinneswahrnehmungen, Krankheiten usw. usw. nachgibt. Oft schreiben mir die Sadhaks: „Aber ich will diese Dinge nicht, selbst mein Körper und Vital fühlen sich unbehaglich und wünschen sie hinweg; warum also kommen sie dennoch?“ Es ist die seit langem eingewurzelte Gewohnheit des Erwiderns, die zu stark ist für den noch zu ruhigen und passiven Willen (wenn es überhaupt Wille genannt werden kann) der Zurückweisung im angegriffenen Teil. Das trifft besonders für die physischen Teile zu, weil ihre eigentliche Natur aus einer passiven Ruhe besteht, aus der Gewohnheit, von Kräften angetrieben zu werden – es sei denn, sie werden von oben überwacht oder veranlasst, an den Ideen und dem Willen der höheren [Wesens-] Teile teilzunehmen.

Es muss das Vital-Physische sein, das in Tätigkeit ist. Es ist der Druck der Kraft, der den Widerstand sich tiefer und tiefer nach unten zurückziehen und offenbaren lässt, damit der Druck auch dorthin zu seiner Ausmerzung gebracht werde.

Der Druck des höheren Bewusstseins (Ebenen von blauem Licht jenseits des gewöhnlichen Mentals) ist herabgekommen und wirkt auf die Widerstände bis hinab zum Körper und darunter ein. Gleichzeitig wird die Last der unterbewussten Natur zu ihrer Befreiung emporgehoben – das ist der Sinn dieser Erfahrungen.

Das ist ein guter Fortschritt. Was den widerstrebenden Teil anbelangt, so besteht während einer langen Zeit irgendein Widerstand seitens einer Schicht des Physischen – eine Schicht öffnet sich, eine andere darunter bleibt dunkel. Wenn aber der Druck von oben anhält, erschöpft sich schließlich der Widerstand.

Die Stille während der Meditation, von der du sprichst, ist ein sehr gutes Zeichen. Sie kommt im Allgemeinen auf diese durchdringende Weise, wenn eine ausreichende Läuterung stattgefunden hat, die sie möglich macht. Auf der anderen Seite ist diese Stille selbst die sich abzeichnende Grundlage des höheren spirituellen Bewusstseins.

Vermutlich hast du recht hinsichtlich der Wandlung, die in vielen stattfindet. Sie schreitet voran, obwohl sie noch mit den Überbleibseln und der Wiederkehr der alten Natur durchsetzt ist.

Im ersten Zustand empfängst du durch das Mental, das auf sich selbst angewiesen ist, um die [Göttliche] Gegenwart aufzunehmen und an Licht und Macht von oben zu wachsen. Der Körper oder das äußere Bewusstsein nimmt vermutlich an seinen nach außen gewandten Teilen nicht teil, es gibt keine auslösende Energie für irgendeine andere Arbeit als die, an die das äußere Bewusstsein gewöhnt ist.

Im zweiten Zustand empfängt das Vital unmittelbar, und es findet sofort eine Umwandlung in kinetische Energie statt; denn das unmittelbare Empfangen durch das Vital oder auch die aktive Teilnahme des Vitals am Licht, an der Macht, dem Ananda ist es, das die Objektivierung und Durchführung und alle Arten von Arbeit und Tätigkeit möglich und leicht macht.

Was du schreibst, ist durchaus richtig. Der Körper ist meist nicht mit dem höheren Bewusstsein verbunden, er empfängt nur soviel wie möglich vom Mental. Er wird für die direkte Verbindung vorbereitet durch den Aufstieg des inneren oder feinen Körpers zu jener Ebene und die Herabkunft des höheren Lichtes von dort.

Die höhere Kraft kann unmittelbar in das physische Bewusstsein kommen in dem Sinn, dass das Übrige passiv bleibt, sie muss aber, um das Stoffliche zu erreichen, durch das Feinstoffliche hindurch.

Alle Erfahrungen, die die Zentren durchdringen, werden im Körper aufgezeichnet und scheinen dann Erfahrungen des Körpers zu sein; man hat jedoch zu unterscheiden zwischen der Widerspiegelung der Erfahrungen dort und den Erfahrungen, die zum physischen Körper-Bewusstsein selbst gehören. Es ist eine Frage des Bewusstseins und der freien Unterscheidung. Es gibt kein absolutes Gesetz für die Zeit.

Ich sprach lediglich von der Tatsache, dass das, was man im physischen Körper aufgezeichnet fühlt, in Wirklichkeit nur im feinstofflichen Körper stattfinden mag. Ob das in einem bestimmten Fall zutrifft oder aber eine direkte Erfahrung im physischen Körper ist, muss in jedem einzelnen Fall herausgefunden werden. Man muss für sich selbst erkennen, was es ist.

Warum „bloße“ Aufzeichnung? Wenn du glaubst, dass Erfahrungen im feinstofflichen Körper schwache, unbestimmte Dinge sind, irrst du dich – sie können durchaus so intensiv und plötzlich, so fühlbar und massiv sein wie jene des Körpers.

Jede Widerspiegelung oder jedes Ausströmen vom feinstofflichen Körper in das Physische würde ebenso als fühlbar empfunden werden.

Alle Erfahrungen können in die kleinsten Bestandteile des Wesens gebracht werden.

Es ist die Annäherung des höheren Bewusstseins an das Unterbewusste über die Seele und das Vital als den verbindenden Gliedern. Ohne das Vital könnte das Wirken nicht vollständig sein, ohne die Seele wäre es nicht möglich.

Das sind einige der Auswirkungen der Herabkunft des höheren in das ganz physische Bewusstsein. Es bringt Licht, Bewusstsein, Kraft, Ananda in die Zellen und in alle physischen Regungen. Der Körper wird bewusst und wachsam und führt die richtigen Bewegungen aus, er gehorcht dem höheren Willen oder aber tut es automatisch durch die Kraft des Bewusstseins, das in ihn eingetreten ist. Es wird dann leichter möglich, die Funktionen des Körpers zu kontrollieren und etwas Falsches richtigzustellen, sich mit Krankheit und Schmerz usw. auseinanderzusetzen. Die Tätigkeiten des Körpers und selbst die Geschehnisse, die von außerhalb auf ihn zukommen, werden besser beherrscht, zum Beispiel verringern sich Unfälle und kleine Missgeschicke. Der Körper wird ein wirksameres Instrument für die Arbeit. Es wird möglich, Müdigkeit auf ein Minimum zu reduzieren. Friede, Glück, Stärke und Leichtheit erfüllen das ganze physische System. Dies sind die sichtbaren und normalen Ergebnisse, die in dem Maß zunehmen, wie das Bewusstsein wächst; aber noch viele andere sind möglich, auch die Einung mit dem Erdbewusstsein, die immerwährende Empfindung des Göttlichen im Physischen usw. …

Natürlich ist es nicht leicht, das Physische auf diese Weise bewusst zu machen, denn es ist der Bereich des Unbewussten, der Finsternis und Trägheit – doch kann durch eine teilweise und hinlänglich wirksame Einführung des höheren Bewusstseins eine Grundlage geschaffen und das übrige Gelände in dem Maß erobert werden, wie die Auswirkung seiner Kraft [der Kraft des Bewusstseins] auf den Körper zunimmt.

Die Erfahrungen, die du kürzlich hattest, sind von beträchtlicher Bedeutung: Der dreifache Zustand des Wesens, die Empfindung des Göttlichen überall, die Erfahrung des Göttlichen Kindes im Universum. Die Bedeutung der beiden letzteren liegt auf der Hand. Der dreifache Zustand zeigt den eigentlichen Verlauf der Verwirklichung der Sadhana in den drei Teilen des Wesens an. Das Mental muss in das eine unendliche Bewusstsein des schweigenden Selbstes eintreten, das dann das ganze Wesen umhüllen wird; das Herz muss durch Anbetung, Liebe und Hingabe im dynamischen Göttlichen leben und seine Wohnstätte sein; das Vital und Physische (unterhalb des Nabels) müssen die Instrumente des Göttlichen Willens sein, reine, hingegebene Instrumente, die nichts anderes als diesen Willen ausdrücken.

Das blaue Licht, das unterhalb der Ebene des muladhara erscheint, bedeutet, dass es in das physische Bewusstsein (physisch-mental, physisch-vital, stofflich) eingetreten ist. Die beiden hauptsächlichen Hindernisse hier sind das mechanische Mental mit seinen Erinnerungen und Begierden der Vergangenheit sowie die alleräußerlichsten Sex-Regungen; sie müssen überwunden werden (besonders das mechanische Mental, denn die Bewältigung des Übrigen ist einfach, wenn es durch das eigentliche Vital nicht mehr unterstützt wird), damit das Licht das ganze physische Bewusstsein erfüllen kann. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum es sich so stark erhob, als das Licht in diese Teile kam.

Dynamik ist überall, weil die Kraft (Shakti) überall ist. Die vollkommene Dynamik ist im Supramental; keine andere kann unfehlbar sein.

Auf welche Weise der Körper die höhere Dynamik empfängt, hängt vom Zustand des Körpers oder vielmehr vom physischen und äußersten stofflichen Bewusstsein ab. In dem einen Zustand ist er tamasisch, träge, nicht geöffnet und kann die Kraft weder ertragen noch empfangen noch enthalten; in einem anderen Zustand überwiegt rajas und versucht, sich der Dynamik zu bemächtigen, doch es vergeudet und verschüttet und verliert sie; in einem wiederum anderen Zustand herrschen Empfangsbereitschaft, Einklang, Ausgeglichenheit, und das Ergebnis ist eine harmonische Tätigkeit ohne Anstrengung oder Bemühung.

Eine dynamische Herabkunft bringt tapas [das essentielle Prinzip der Energie] und nicht sama [die göttliche Ruhe]. Es ist die immer stärker werdende Herabkunft des Friedens, die sama bringt – die dynamische Herabkunft trägt dazu bei, indem sie das Element der rajasischen Störung zerstreut und rajas in tapas wandelt.

Die Trägheit selbst ist kein dynamisches Prinzip. Die Natur der Trägheit ist apravrtti – die Tätigkeit des mechanischen Mentals ist pravrtti [der Impuls zu Tätigkeit und Werken], doch eine tamasische, dunkle pravrtti.

Durch die Herabkunft verändert die Trägheit ihren Charakter. Sie hört auf, ein Widerstand des Physischen zu sein und wird lediglich zu einem physischen Zustand, der in die wahre, grundlegende Reglosigkeit und Ruhe gewandelt werden muss.

4. Abschnitt

Er gebraucht das Wort Supramental zu leichthin; was er als Supramental beschreibt, ist ein sehr erleuchtetes Bewusstsein; es kann von einem modifizierten supramentalen Licht berührt worden sein, aber nicht von der vollen Macht des Supramentals; und in keinem Fall ist es das Supramental. Er spricht von einem supramentalen Teil, der unempfänglich ist – das ist unmöglich, das Supramental kann nicht unempfänglich sein. Das Supramental ist das Wahrheits-Bewusstsein selbst; es ist bereits im Besitz der Wahrheit und braucht sie nicht erst zu empfangen. Das Wort vijnana wird manchmal gebraucht für den höheren, erleuchteten Verstand, der in Verbindung mit der Wahrheit steht – und das muss der Teil in ihm sein, den er fühlte – aber das ist nicht das Supramental Man kann in das Supramental erst am eigentlichen Ende der Sadhana eintreten, wenn alle Schwierigkeiten verschwunden sind und es auf dem Weg der Verwirklichung kein Hindernis mehr gibt.

Du hattest ganz recht mit dem, was du über das Supramental geschrieben hast – die Menschen hier gebrauchen das „große Wort“ tatsächlich viel zu frei, also ob es etwas wäre, das in jedermanns Reichweite liegen würde. Das erste, das geschehen muss, ist die seelische Wandlung, und solange sie nicht genügend fortgeschritten ist, ist das Supramental etwas in Weiter Ferne, woran die Menschen überhaupt nicht zu denken brauchen. Du hast bestimmt Fortschritte gemacht, doch ist die Wandlung der äußeren Natur immer eine langsame Bewegung – das also braucht dich nicht zu beunruhigen.

Jeder sollte begreifen, dass das wahre, unmittelbare Supramental nicht zu Beginn der Sadhana kommt, sondern viel später. Als erstes findet das Sich-Öffnen und die Erleuchtung des mentalen, vitalen und physischen Wesens statt; als zweites die Intuitivierung des Mentals durch den Willen usw. und die Entwicklung des verborgenen Seelen-Bewusstseins, das fortschreitend das Oberflächen-Bewusstsein ersetzt; als drittes die Supramentalisierung des gewandelten mentalen, vitalen und physischen Wesens und schließlich die Herabkunft des wahren Supramentals und das Aufsteigen zur supramentalen Ebene.

Das ist die natürliche Reihenfolge im Yoga. Diese Entwicklungsstufen können sich überschneiden und ineinander übergehen, es mag viele Abweichungen geben, die letzten beiden aber kommen erst in einem vorgerückten Stadium des Fortschritts. Natürlich wird dieser Yoga durchwegs vom supramentalen Göttlichen gelenkt, zunächst aber über viele Zwischenbereiche; und von nichts, das in den frühen Stadien [der Sadhana] kommt, kann leichthin gesagt werden, dass es das unmittelbare oder volle Supramental sei. Das irrtümlicherweise anzunehmen, kann durchaus ein Hindernis für den Fortschritt sein.

Die Seele, wenn sie genügend entwickelt ist, kann stark genug sein, die vorbereitende Läuterung durchzuführen.

Nur das Supramental vermag das stoffliche Wesen umzuwandeln, das physische Mental und das physische Vital aber können durch das Wirken der Seele und des Obermentals sehr verändert werden. Die völlige Wandlung findet erst dann statt, wenn das Supramental seinen Einfluss ausübt. Gegenwärtig aber ist die Seele die Kraft, auf die man sich zur vorbereitenden Läuterung der niederen Natur verlassen kann.

Man muss über das Obermental und Supramental Bescheid wissen, aber nicht den Ehrgeiz haben, sie zu erreichen – es [das Supramental] sollte als der natürliche Abschluss der Sadhana betrachtet werden, der von selbst kommen wird. Die Konzentration sollte ausschließlich auf den unmittelbar bevorstehenden Schritt gerichtet sein – was immer zu dem jeweiligen Zeitpunkt es auch sei. Empfange also das Wirken der Macht und lass sie Schritt für Schritt alles ausarbeiten.

Das Wirken, das stattgefunden hat, war nicht supramental; die Tatsache, dass du dir eines Zentrums im Gehirn bewusst warst, zeigt, dass es über das Mental stattfand. Die wirkende Kraft war die Göttliche Macht, die so auf jeder Ebene wirken kann, auf der supramentalen, mentalen, vitalen oder physischen oder auf allen Ebenen zugleich. Das supramentale Wirken kann erst nach einer langen, zielstrebigen Yoga-Disziplin erreicht werden; es kann keine anfängliche Erfahrung sein.

Umso besser, dass keine mentale Erwartung bestanden hat; wenn eine Erwartung bestanden hätte, wäre das Mental tätig geworden, es hätte eingegriffen und entweder die Erfahrung entstellt oder verhindert, dass sie rein und vollkommen ist.

Was du über deine Sadhana sagst, ist vermutlich die richtige Deutung deiner Erfahrungen. Die zwei Dinge, von denen du sprichst, sind tatsächlich zwei Seiten der gleichen Bewegung. Das Sich-Öffnen und Klären der niederen Bereiche kann nur in dem Maß wirksam geschehen, wie dieses relative oder mentalisierte Supramental das Bewusstsein ergreift und sich dem höheren oder vermittelnden Supramental von oben öffnet und es herabbringt; und dies kann sich seinerseits im [menschlichen] Wesen nur in dem Maß festigen wie sich das Seelisch-Vitale und Physische öffnet, läutert und wandelt. Diese Zwischenbewegung muss sich fortsetzen, bis ein gewisses Gleichgewicht zwischen den beiden Bewegungen geschaffen ist, das die höhere befähigen wird, immerfort vom Wesen Besitz zu ergreifen und es mehr und mehr dem wahren supramentalen Wirken zu öffnen. Die Tätigkeit, die du aufnehmen musstest, war vermutlich notwendig, denn es ist der dynamische Teil deines Wesens, in dem die Mängel der niederen Natur den größten Einfluss haben und am meisten vorherrschen.

Die Frage, die sich erhoben hat und ständig erheben wird, ist auf eine Ungeduld im Vital zurückzuführen, jedes Stadium einer starken Erfahrung als das endgültige anzusehen und sogar für das Obermental, das Supramental oder die volle siddhi zu halten. Weder das Supramental noch das Obermental sind so leicht zu erreichen, nicht einmal, wenn man allein vom Wissen oder der inneren Erfahrung ausgeht. Deine Erfahrungen gehören zum spiritualisierten und befreiten Mental. In diesem Stadium kann es Hinweise von den höheren Mental-Ebenen geben, doch handelt es sich nur um vereinzelte Erfahrungen und nicht um eine volle Wandlung des Bewusstseins. Das Supramental gehört nicht dem Mental oder einer höheren Mental-Ebene an – es ist etwas völlig anderes. Kein Sadhak kann das Supramental durch seine eigenen Bemühungen erreichen, und der Versuch, es durch persönliche tapasya zu tun, war die Quelle vieler Fehlschläge. Man muss ruhig Schritt für Schritt gehen, bis das Wesen bereit ist, und selbst dann ist es nur die Gnade, welche die echte supramentale Wandlung bringen kann.

Das Tor des Supramentals kann nicht auf diese Weise aufgestoßen werden. Der adhar muss stetig vorbereitet, verändert und für die supramentale Herabkunft bereit gemacht werden. Es gibt verschiedene Mächte zwischen dem gewöhnlichen Mental und dem Supramental und diese müssen geöffnet und durch das Bewusstsein absorbiert werden – nur dann ist die supramentale Wandlung möglich.

Die Aussage „vom Supramental Macht zu empfangen, solange wir nicht bewusst sind“ klingt sonderbar. Man kann, auch wenn man nicht bewusst ist, eine höhere Kraft empfangen, denn die Göttliche Shakti wirkt oft hinter dem Schleier, andernfalls wäre sie überhaupt nicht fähig in dem unwissenden und unbewussten Zustand des menschlichen Wesens zu wirken. Doch ist die Natur der Kraft oder Tätigkeit abgeschwächt, um sich dem Zustand des Sadhaks anzupassen. Bevor man irgend etwas von der direkten supramentalen Macht empfangen kann, muss man ein sehr volles Bewusstsein entwickeln, und um selbst in abgeschwächter Form über das Obermental oder einen anderen Zwischenbereich etwas empfangen zu können, muss man bewusstseinsmäßig sehr fortgeschritten sein.

Es ist sehr unklug, wenn irgendjemand verfrüht behauptet, das Supramental erlangt oder auch nur einen Vorgeschmack davon bekommen zu haben. Eine derartige Behauptung wird meist von einem Ausbruch von Super-Egoismus begleitet, von einer völlig falschen Vorstellung oder einem schweren Fall, einem falschen Zustand und einer falschen Bewegung. Eine gewisse spirituelle Demut, eine ernsthafte, unanmaßende Selbst-Betrachtung sowie eine ruhige Erkenntnis der Unvollkommenheiten der gegenwärtigen eigenen Natur und, statt Eigendünkel und Geltungsbedürfnis, das Gefühl der Notwendigkeit, das gegenwärtige eigene Selbst zu überschreiten – nicht aus egoistischem Ehrgeiz, sondern aus Verlangen nach dem Göttlichen –, wären, wie mir scheint, für diese zerbrechliche, erdhafte, menschliche Struktur weit bessere Voraussetzungen, der supramentalen Wandlung entgegen zuschreiten.

Man muss bereits intuitiv bewusst geworden sein, um etwas über das Obermental und Supramental zu wissen. „Zeichen“ zu geben ist nutzlos, denn das Mental würde nur Fehler machen, wenn es versucht, mit Hilfe von Zeichen zu urteilen – man muss innerlich bewusst werden und auf direkte Weise zu Wissen gelangen.

Wer sagte dir, dass das Supramental in das physische Bewusstsein herabkommen würde, ohne dabei das Mental und Vital zu berühren?

Soviel steht fest – kein Teil der [menschlichen] Natur ist bis jetzt supramentalisiert worden; das ist erst möglich, wenn das ganze Wesen unter supramentalem Einfluss steht. Zuerst kommt der supramentale Einfluss – die supramentale Umwandlung kann erst nachher folgen.

Eine Berührung oder Beeinflussung durch das Supramental ist nicht das gleiche wie die Supramentalisierung. Die Annahme, dass das Physische vor dem Mental und Vital supramentalisiert werden könnte, ist völlig abwegig. Was ich gesagt habe war, dass das Mental und Vital nicht supramentalisiert werden könnten, solange das Physische bleibt wie es ist – unberührt von der supramentalen Herabkunft.

Nein, das habe ich keinesfalls gesagt. Es ist für das Supramental ganz unmöglich, den Körper zu erfassen, bevor die volle supramentale Wandlung im Mental und Vital stattgefunden hat. X und andere scheinen immer eine Art von unerklärlichem Wunder zu erwarten – sie verstehen nicht, dass das, was stattfinden muss, eine konzentrierte Evolution ist – rasch, aber dennoch dem Gesetz der Schöpfung folgend, so wie sie ablaufen muss. Ein übernatürliches Ereignis kann das Wunder eines Augenblicks sein. Von Dauer kann nur eine Wandlung gemäß dem Göttlichen Gesetz sein.

Das Supramental kann nicht in das Mental und Vital herabgebracht werden, ohne auch in das Physische herabzukommen; es ist zwar möglich, dass man seinen Einfluss fühlt oder etwas davon empfängt – es jedoch herabzubringen, bedeutet viel mehr als das.

Das Supramental ist ein leuchtendes Ganzes – es ist nicht ein Gemisch aus Licht und Unwissenheit. Wenn das physische Mental nicht supramentalisiert wird, wird im Mental eine Beimischung aus Unwissenheit bestehen; dann aber herrscht dort nicht das Supramental, sondern etwas anderes – genauso ist es mit dem Vital. All das, was sich gesondert im Mental manifestieren kann, ist ein teilweise supramentalisiertes Obermental.

Wenn sich das Supramental im Mental und Vital behaupten kann, muss es sich auch im Physischen behaupten können. Wenn es sich nicht im Physischen behaupten kann, kann es sich auch nicht im Vital und Mental behaupten; es ist dann etwas anderes und nicht das Supramental.

Das ist kaum möglich. Das Körperbewusstsein ist vorhanden und kann nicht übergangen werden; man kann also weder die höheren [Wesens-] Teile völlig umwandeln und sich mit dem Körper zu einem späteren Zeitpunkt befassen, noch jedes Stadium in all seinen Teilen vollenden, bevor man sich dem nächsten zuwendet. Ich habe diese Methode erprobt, hatte aber niemals Erfolg damit. Beim Obermentalisieren ist zum Beispiel eine vorwiegende Obermentalisierung von Mental und Vital der erste Schritt, doch behält das Körperbewusstsein all die niederen, nicht obermentalisierten Bewegungen bei, und solange diese nicht auf das Obermental-Niveau gebracht werden können, wird es keine obermentale Vollkommenheit geben, weil das Körperbewusstsein immer Fehler und Begrenzungen einfließen lassen wird. Um das Obermental zu vervollkommnen, muss man die supramentale Kraft rufen, und erst wenn das Obermental teilweise supramentalisiert ist, beginnt der Körper, allmählich obermental zu sein. Ich sehe keinen Weg, diese Entwicklung zu umgehen, obwohl es gerade das ist, was die Sache so langwierig macht.

Wenn eine höhere Kraft auf eine niedrigere Ebene herabkommt, wird sie durch die minderwertigere Substanz, die geringere Macht und die nicht mehr so reinen Bewegungen jener Ebene abgeschwächt und verändert. Wenn daher die obermentale Macht durch das erleuchtete Mental wirkt, offenbart sich nur ein Teil ihrer Wahrheit und Freiheit und wird wirksam – nur soviel wie durch dieses weniger aufnahmebereite Bewusstsein hindurch kann. Und selbst das, was hindurch gelangt, ist nicht mehr so echt ist mit einem anderen Stoff vermischt, weniger obermental und wird leichter in etwas modifiziert, das zum Teil Wahrheit und zum Teil Irrtum ist. Wenn diese verminderte, indirekte Kraft noch weiter in das Mental und Vital herabkommt, enthält sie immer noch einen Teil der schöpferischen Obermental-Wahrheit, ist aber mit entstellenden mentalen und vitalen Gestaltungen sehr durchsetzt, wodurch sie nur zur Hälfte wirksam und manchmal unwirksam ist.

Solange das Physische nicht bereit ist, können andere Ebenen vom Supramental nicht in Besitz genommen, sondern nur beeinflusst werden.

Wie ist es möglich, Mental und Vital zu vervollkommnen, solange das Physische nicht vorbereitet ist? Es gibt so etwas wie das mentale und vitale Physische, und solange diese nicht bereit sind, kann man von Mental und Vital nicht behaupten, völlig vorbereitet zu sein.

5. Abschnitt

Ohne Supramentalisierung kann es keine Unsterblichkeit des Körpers geben; die Möglichkeit hierfür liegt in der yogischen Kraft, und Yogis können 200 oder 300 Jahre oder noch länger leben, doch kann ohne das Supramental keine echte Grundlage dafür [für die Unsterblichkeit] geschaffen werden.

Sogar die Wissenschaftler nehmen an, dass der Tod eines Tages durch physische Mittel überwunden werden kann, und ihre Argumente sind durchaus stichhaltig. Es gibt keinen Grund dafür, warum die supramentale Kraft dazu nicht fähig sein sollte. Formen sind auf Erden nicht von Dauer (im Gegensatz zu anderen Ebenen), denn diese Formen sind zu starr, um zu wachsen und den Fortschritt des Spirits auszudrücken. Wenn sie dafür plastisch genug werden, gibt es keinen Grund, warum sie nicht andauern sollten.

Nun, weißt du nicht, dass Menschen im hohen Alter manchmal neue oder eine dritte Garnitur Zähne bekommen? Und wenn Affendrüsen Funktionen und Kräfte erneuern und das Haar auf einem kahlen Kopf wachsen lassen können – wie Voronoff es an Beispielen bewiesen hat – nun dann? Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Wissenschaft erst am Beginn dieser Experimente steht. Wenn sich diese Möglichkeiten der Wissenschaft auftun, warum sollte man dann, wenn sie durch andere (yogische) Mittel herbeigeführt werden, ihre völlige Unmöglichkeit erklären?

Es gibt den Tod, weil das Wesen im Körper noch nicht genügend entwickelt ist, um im gleichen Körper ohne die Notwendigkeit einer Veränderung weiterzuwachsen; auch ist der Körper selbst nicht bewusst genug. Wenn das Mental, Vital und Physische bewusster und plastischer wären, wäre der Tod nicht notwendig.

Der physische Tod bedeutet die Auflösung der physischen Form – aber nicht jede Form hört mit dem Tod auf zu bestehen.

Immunität gegenüber dem Tod – das heißt, den Körper nur zu verlassen, weil es der eigene Wille ist –, sowie Immunität gegenüber der Krankheit sind Dinge, die nur durch eine vollständige Wandlung des Bewusstseins erlangt werden können, die jeder Mensch in sich selbst entwickeln muss – es gibt keine automatische Immunität, ohne dies erreicht zu haben.

Der Tod hat kein gesondertes Dasein als solches, er ergibt sich lediglich aus dem Prinzip des Verfalls im Körper, und dieses Prinzip besteht bereits – es gehört zur physischen Natur. Andererseits aber ist er nicht unumgänglich; wenn man das erforderliche Bewusstsein und die erforderliche Kraft hätte, wären Verfall und Tod vermeidbar. Dieses Bewusstsein und diese Kraft in die Gesamtheit der stofflichen Natur einzubringen, ist aber das Schwierigste von allem – jedenfalls auf solche Weise in die Natur einzubringen, dass das Prinzip des Verfalls ausgeschaltet wird. Es besteht bereits im Unterbewusstsein und in der Materie, in welche du versuchst die Intuition und das Obermental herabzubringen. Es wollte in das subjektive Zentrum gelangen, um die höhere Macht sowohl im Mental als auch im Körper zu bekämpfen.

3Ich vermag keinen Doppelsinn zu erkennen. „En fait“ und „attachee“ vermittelt nicht den Sinn einer Unvermeidlichkeit. „En fait“ bedeutet einfach, dass tatsächlich, so wie die Dinge gegenwärtig liegen, alles Leben (auf Erden) mit dem Tod endet. Es vermittelt aber keinesfalls die Vorstellung, dass es niemals anders sein könne oder dass dies das unveränderliche Gesetz allen Daseins sei. Er [der Tod] ist gegenwärtig eine Tatsache, die auf bestimmte Ursachen zurückzuführen ist, welche festliegen und gewissen mentalen und physischen Umständen zuzuschreiben sind; wenn diese verändert werden, ist der Tod nicht länger unvermeidlich. Offensichtlich kann die Veränderung nur dann kommen, „wenn“ bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind – jeder Fortschritt und jede Veränderung durch die Evolution hängt von einem „wenn“ ab, dem entsprochen wird. Wenn das Tier-Mental nicht dazu gedrängt worden wäre, Sprache und Verstand zu entwickeln, wäre der mentale Mensch niemals ins Dasein getreten, aber diesem „wenn“, einem gewaltigen und ungeheuren „wenn“, wurde entsprochen. Von den verschiedenen „Wenns“ also hängt die Voraussetzung für weiteren Fortschritt ab.

Die Wandlung des Bewusstseins ist das Erforderliche, und ohne sie kann es keine physische siddhi geben. Die Vollkommenheit der supramentalen Wandlung aber ist nicht möglich, wenn der Körper bleibt wie er ist, ein Sklave von Tod, Krankheit, Verfall, Schmerz, Unbewusstheit und all dem anderen, was aus der Unwissenheit hervorgeht. Wenn diese weiterhin bestehen bleiben sollen, ist die Herabkunft des Supramentals wohl kaum notwendig – für eine Wandlung des Bewusstseins, welche die mental-spirituelle Vereinigung mit dem Göttlichen brächte, würde das Obermental, selbst das höhere Mental ausreichen. Die supramentale Herabkunft aber ist für ein dynamisches Wirken der Wahrheit im Mental, Vital und im Körper notwendig. Das würde als letztes Ergebnis die Beendigung der Unbewusstheit des Körpers mit sich bringen, der nicht mehr länger von Verfall und Krankheit abhängig wäre. Es würde bedeuten, dass er nicht mehr dem gewöhnlichen Prozess, der den Tod zur Folge hat, unterworfen wäre. Wenn der Körper gewechselt werden müsste, würde es aus freiem Willen desjenigen geschehen, dem er angehört. Das (und nicht der Zwang, 3000 Jahre leben zu müssen, denn das wäre wiederum eine Bindung) wäre das Wesen der physischen Unsterblichkeit. Wenn man jedoch den Wunsch hätte, 1000 Jahre oder länger leben zu wollen, wäre dies nicht ausgeschlossen, vorausgesetzt man hätte die vollständige siddhi erlangt.

Das ist der Einwand des Mayavadins4, für den alle Schöpfung nutzlos und unwirklich, weil vergänglich ist – selbst das Leben der Götter hat keinen Sinn, da es sich in der Zeit und nicht im Zeitlosen abspielt. Wenn aber die Schöpfung irgendeinen Sinn hat, ist es sinnvoll, eher eine vollendete als eine nicht vollendete Schöpfung zu haben. „Willentlich verlassen werden muss …“ ist ein Widerspruch in sich. Man behält den Körper mit einem erleuchteten Willen solange man will und verlässt oder verändert ihn entsprechend dem gleichen Willen. Das ist etwas ganz anderes als ein Körper, der fortwährend durch Begehren, Leiden und Tod, ausgelöst durch Verfall und Krankheit, bedrängt wird. Unter der Voraussetzung natürlich, dass die göttliche Schöpfung oder irgendeine Schöpfung der Mühe wert ist.

Zum zweiten Einwand5 wäre zu sagen, dass Wandlung und Fortschritt vom supramentalen Leben nicht ausgeschlossen sind. Ich sehe nicht ein, warum die Wandlung der Zellen, wenn sie sich im supramentalisierten Körper fortsetzen sollte, den Wert der Umwandlung mindern würde, wenn es eine Wandlung in etwas Gleichwertiges oder Bewussteres und Leuchtenderes wäre.

Das Bewusstsein mit dem Göttlichen zu verschmelzen, die ganze Natur durch das seelische Wesen überwachen und verändern zu lassen und sie immer dem Göttlichen zuzuwenden, bis das ganze Wesen im Göttlichen leben kann, das ist die Umwandlung, die wir suchen. Weiterhin gibt es die Supramentalisierung, die aber die Umwandlung lediglich zu ihren höchsten und weitesten Möglichkeiten führt, nicht aber ihre eigentliche Natur ändert.

Unsterblichkeit ist eines der möglichen Ergebnisse der Supramentalisierung, nicht aber ein unumgängliches Ergebnis, und sie bedeutet nicht eine ewige und unbegrenzte Verlängerung des Lebens, so wie es gegenwärtig ist. Viele sind der Meinung, dass sie das bleiben würden, was sie [gegenwärtig] sind, mit all ihren menschlichen Begierden, und der einzige Unterschied darin bestünde, diese endlos zu befriedigen; eine solche Unsterblichkeit zu besitzen, wäre aber nichts wert, und die Menschen wären ihrer sehr schnell überdrüssig. Im Göttlichen zu leben und das Göttliche Bewusstsein zu haben, ist Unsterblichkeit an sich; den Körper vergöttlichen zu können und aus ihm ein brauchbares Instrument für göttliches Wirken und ein göttliches Leben zu machen, wäre lediglich ihr Ausdruck im Stofflichen.

Was die Bewältigung des Todes anbelangt, so ist sie nur eine der Folgeerscheinungen der Supramentalisierung, und ich wüsste nicht, dass ich meinen Ansichten über die supramentale Herabkunft abgeschworen hätte. Ich habe aber niemals gesagt oder angenommen, dass durch die supramentale Herabkunft jedermann automatisch unsterblich würde. Das Supramental vermag lediglich die besten Voraussetzungen für denjenigen zu schaffen, der sich ihm öffnet, damit er dann oder später das supramentale Bewusstsein mit all seinen Konsequenzen erlangen kann. Die Notwendigkeit der Sadhana würde jedoch weiter bestehen. Andernfalls wäre die logische Folgerung, dass die ganze Erde – Menschen, Hunde und Würmer – eines Tages mit der Feststellung erwachte, supramentalisiert zu sein. Ein Ashram oder ein Yoga wäre dann nicht notwendig.

Warum vital? Die supramentale Wandlung des Bewusstseins ist vital, – die Bewältigung des Todes ist etwas Untergeordnetes und, wie ich immer gesagt habe, ihr letztes physisches Ergebnis und nicht etwa das erste und wichtigste von allen – etwas Hinzugefügtes, das das Ganze vollendet, aber nicht die eine notwendige und wesentliche Sache. Ihr den ersten Platz einzuräumen heißt, alle spirituellen Werte umzukehren – es würde bedeuten, dass der Suchende nicht von einem hohen spirituellen Ziel bewegt wurde, sondern von einem vitalen Anklammern an das Leben oder einem selbstsüchtigen und furchtsamen Suchen nach Sicherheit für den Körper – eine derartige Haltung könnte die supramentale Wandlung nicht herbeiführen.

Sicher, alles hängt von meinem Erfolg ab … Aber hast du nicht bedacht, dass es das Ende des Todes auf dem Planeten bedeuten würde und keine Sadhana mehr für irgendjemand nötig wäre?

Was du zum Thema gesagt hast, war ganz in Ordnung. Es gibt drei Stadien der Sadhana: die seelische Wandlung, der Übergang zu den höheren Ebenen des Bewusstseins mit einer Herabkunft ihrer bewussten Kräfte und die supramentale Wandlung. Und selbst im letzteren ist die Bewältigung des Todes ein späteres und nicht ein anfängliches Stadium. Für jedes dieser Stadien benötigt man viel Zeit und ein hohes und langes Bestreben.

Es ist völlig müßig, über die Umwandlung des Körpers nachzudenken, solange andere, viel einfachere Dinge noch nicht getan sind – obwohl natürlich keines ganz einfach ist. Das Innere muss sich wandeln, bevor das ganz Äußere folgen kann. Worin also besteht der Nutzen einer derartigen Konzentration – vorausgesetzt dass man nicht glaubt, alles Übrige sei vollkommen, was eine höchst verwunderliche Annahme wäre. Zuerst muss der Körper für die Kraft offen gemacht werden, damit er gestärkt ist gegenüber Krankheit und Ermüdung – wenn sie auftreten, muss die Fähigkeit gegeben sein, ihnen entgegenzuwirken und sie abzuschütteln und fortwährend die Kraft in den Körper fließen zu lassen. Wenn das geschehen ist, kann die übrige körperliche Wandlung auf den rechten Augenblick warten.

Es ist durchaus richtig, dass die Hingabe und die sich daraus ergebende Umwandlung des ganzen Wesens das Ziel des Yoga ist – der Körper ist davon nicht ausgeschlossen, doch ist zur gleichen Zeit dieser Teil des Bemühens der schwierigste und fragwürdigste –, das Übrige, obwohl auch nicht einfach, ist verhältnismäßig leichter zu erreichen. Man muss mit einer inneren Kontrolle über den Körper durch das Bewusstsein anfangen, einer Fähigkeit, ihn mehr und mehr dem Willen oder der Kraft, die ihm übertragen wurden, gehorchen zu lassen. Letzten Endes wird in dem Maß wie eine immer höhere Kraft herabkommt und die Plastizität des Körpers zunimmt, die Umwandlung möglich.

Was die Unsterblichkeit anbelangt, so kann sie nicht erreicht werden, solange ein Verhaftet-sein mit dem Körper besteht – denn sie kann nur erlangt werden indem man in seinem eigenen unsterblichen Teil lebt, der nicht mit dem Körper identifiziert ist, und sein Bewusstsein und seine Kraft in die Zellen herabbringt. Ich spreche natürlich von yogischen Mitteln. Die Wissenschaftler sind neuerdings der Ansicht, dass es zumindest theoretisch möglich sei, physikalische Mittel zu entdecken, durch die der Tod überwunden werden kann, das aber würde nur eine Verlängerung des gegenwärtigen Bewusstseins im gegenwärtigen Körper bedeuten. Solange keine Wandlung des Bewusstseins und keine Wandlung der Funktionen stattgefunden hat, wäre es nur ein sehr kleiner Gewinn.

Es hängt vom Bewusstsein ab. Gegenwärtig ist es so, dass die Menschen des Lebens nicht überdrüssig werden; sie sterben, weil sie müssen, nicht weil sie es wollen; nur eine Minderheit ist des Lebens müde, und in vielen Fällen nur wegen der Beschwerden des hohen Alters, fortwährender Krankheit und Missgeschick. Angenommen, ein Bewusstsein käme in den Körper herab, das von diesen Beschwerden befreit wäre –, würden dann die Menschen ebenso des Lebens überdrüssig werden, allein schon wegen seiner Dauer, oder hätten sie sowohl innerlich als auch äußerlich eine Quelle unaufhörlichen Interesses, die sie weiterleben ließe? – Das ist die Frage. Natürlich würde physische Unsterblichkeit nicht bedeuten, dass man an den Körper gefesselt und weder Krankheit noch Tod preis gegeben ist, sondern den Körper nach Wunsch behalten oder verlassen kann. Ich weiß nicht, ob Ashvatthaman6 immer noch lebt, weil er nicht sterben kann oder nicht sterben will, und ob dies für ihn ein Verhängnis oder ein Privileg ist. Es gibt übrigens Tiere, die jahrhundertelang leben, doch stellt sich ihnen diese Frage nicht, weil sie keinen philosophischen Intellekt besitzen; vermutlich betrachten sie es als Selbstverständlichkeit.

Deine Feststellung zum Problem „des Lebens müde sein“, ist richtig. Die Familie von Edison war sehr langlebig, seinem Großvater erschien das Leben nach einem Jahrhundert zu lang, und er starb daher aus freiem Willen. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die sehr vital sind und des Lebens nicht müde werden, wie der Türke, der – soviel ich weiß – kürzlich im Alter von 150 Jahren starb, aber noch gern weitergelebt hätte.

Im Grunde trifft es für die Mehrzahl der Menschen zu, dass die Freude am Leben, am Dasein als solchen, die Mühsal des Lebens überwiegt; andernfalls würden die meisten Menschen sterben wollen, während in Wirklichkeit jedermann zu leben wünscht – und wenn du ihnen einen einfachen Weg für ein endgültiges Erlöschen vorschlagen würdest, lehnten sie ohne Dank ab. Das ist es, was X sagt, und es ist nicht zu bestreiten. Es ist ebenso richtig, dass die Ursache dafür der Ananda des Daseins ist, der hinter allem steht und sich in der instinktiven Daseinsfreude spiegelt. Natürlich ist diese instinktive, essentielle Freude nicht der Ananda als solcher. Sie ist lediglich sein mattes und verschwommenes Spiegelbild in einem niedrigeren Lebensbewusstsein – aber ausreichend für ihren Zweck. Irgendwo habe ich das selbst gesagt, und ich vermag nichts Absurdes oder Übertriebenes in der Äußerung zu erkennen.

Tatsächlich fühlen sich manche Menschen vom Körper wegen seiner Unreinheit angeekelt, doch glaube ich, dass es sehr wenige sind.

Patanjalis Behauptung7 legt nahe, dass das Mental alles sei; wenn ich mir also einbilde, dass der Körper eine unreine Angelegenheit ist, würden alle meine Gefühle mit dieser Idee übereinstimmen. Das ist aber nicht richtig. Es gibt andere [Wesens-] Teile, die sich um die Idee oder das Wissen im Mental nicht kümmern und sich nicht davon beeinflussen lassen, sondern von ihren eigenen Instinkten und Begierden gelenkt werden. Nur jene, in denen bereits die Neigung zu vairagya besteht, können aus Patanjalis Behauptung Nutzen ziehen, um ihr bereits vorhandenes vairagya zu stützen. Der Mediziner zum Beispiel hält sein Wissen über die Zusammensetzung des Körpers für eine wissenschaftliche Tatsache, er bewahrt sie getrennt in der wissenschaftlichen Abteilung seines Mentals auf und sie beeinträchtigt nicht im geringsten seine anderen Ideen, Gefühle und Tätigkeiten.

Supramentale Vollkommenheit bedeutet, dass der Körper bewusst wird, mit Bewusstsein erfüllt ist und, da es das Wahrheits-Bewusstsein ist, all seine Tätigkeiten, Funktionen usw. durch die Macht dieses Bewusstseins in ihm harmonisch, leuchtend, recht und wahr werden – ohne Unwissenheit oder Unordnung.

Die Methode des Hathayogi besteht darin, eine ungeheure vitale Kraft in den Körper zu bringen und ihn hierdurch und durch gewisse andere Methoden kräftig und bei guter Gesundheit zu erhalten – als ein fähiges Instrument.

Im Veda ist die Rede von einem leuchtenden Körper, den die Wesen der höheren Ebenen besitzen. Von bestimmten Yoga-Schulen im Osten und Westen wird angenommen, dass in der endgültigen Umwandlung auf Erden der Mensch einen Körper mit diesen Eigenschaften entwickelt haben wird. Er wurde vom ersten spirituellen Lehrer der Mutter als „corps glorieux“ – „leuchtender Körper“ – bezeichnet.

Ich habe die Bibel gelesen – während einer bestimmten Zeit sogar sehr eingehend… Beim Nachdenken darüber hatte ich immer die Empfindung einer Ungenauigkeit in der Gedankensubstanz, trotz der Lebendigkeit des Ausdrucks, und das macht es sehr schwer, sich dieser Dinge sicher zu sein. Zum Beispiel die Stelle über den Körper – obwohl der hl. Paulus bemerkenswerte mystische Erfahrungen und bestimmt viel tiefes spirituelles Wissen hatte (meiner Meinung nach eher tief als weit), könnte ich nicht darauf schwören, dass er sich auf den supramentalisierten Körper bezieht (physical body); vielleicht auf den supramentalen Körper oder irgend einen anderen leuchtenden Körper in dessen eigenem Raum und eigener Substanz, in den er sich manchmal gleichsam eingehüllt fand und der – wie er feststellte – seinen „Körper des Todes“ auslöschte, als welchen er die stoffliche Hülle ansah. Diese Stelle, wie manche andere auch, kann auf verschiedene Weise gedeutet werden und könnte sich auf eine ganz über-physische Erfahrung beziehen. Die Vorstellung einer Umwandlung des Körpers erscheint in verschiedenen Überlieferungen; ich war mir aber niemals ganz sicher, ob es die Wandlung in dieser ureigentlichen Materie bedeutete. Ein Yogi aus unserer Gegend lehrte dies vor einiger Zeit, hoffte aber, wenn die Wandlung vollendet sei, sich in Licht aufzulösen. Die Vaishnavas sprechen von einem göttlichen Körper, der den gegenwärtigen ersetzen wird, wenn die vollständige siddhi erreicht ist. Doch abermals, ist dies ein göttlich physischer oder ein über-physischer Körper? Gleichzeitig kann nichts gegen die Vermutung eingewendet werden, dass alle diese Ideen, Intuitionen und Erfahrungen, auch wenn sie nicht präzis beschrieben sind, auf die physische Umwandlung hinweisen.

Es war die Vorstellung vieler, die über das Problem nachdachten, dass der Körper der künftigen Rasse ein leuchtender Körper sein wird (corps glorieux), was radioaktiv bedeuten könnte. Es muss aber ebenso erwogen werden, dass erstens ein supramentaler Körper notwendigerweise so beschaffen sein muss, dass das Bewusstsein sogar die körperlichen Aktionen und Reaktionen bis hin zum Allerstofflichsten bestimmt und diese daher nicht völlig von den uns jetzt bekannten stofflichen Voraussetzungen oder Gesetzen abhängig sind; und dass zweitens der subtile Vorgang viel machtvoller sein wird als der grobe, so dass ein subtiles Wirken Agnis das zu bewirken vermag, was jetzt eine physische Veränderung erfordern würde, zum Beispiel eine höhere Temperatur.

Wenn das Bewusstsein im gegenwärtigen Körper nicht die physische Aktion und Reaktion bestimmen kann, wenn es eine andere Grundlage braucht, so bedeutet das, dass diese andere Grundlage durch andere Mittel geschaffen werden muss. Durch welche Mittel? Physische? Die alten Yogis versuchten es mit Hilfe von physischer tapasya; andere, indem sie das Elixier des Lebens suchten, usw. In diesem Yoga muss das Wirken der höheren Kraft und des höheren Bewusstseins, welches das subtile Wirken Agnis mit einschließt, den Körper vorbereiten und ihn für die [Göttliche] Bewusstseins-Kraft empfänglich machen, damit er nicht in seinen gegenwärtigen Gewohnheiten (Gesetze genannt) verharrt. Eine andere Grundlage hingegen kann nur durch das supramentale Wirken selbst geschaffen werden. Was sonst als das Supramental könnte seine eigene Grundlage bestimmen?

Es war nicht meine Absicht, Ausflüchte zu machen, nur weiß ich bis jetzt selbst noch nicht, welcher Art die chemische Zusammensetzung des gewandelten Körpers sein wird, weshalb ich keine diesbezüglichen Fragen beantworten kann. Deshalb sagte ich, dass es einer Erforschung bedürfe.

Ich habe lediglich meine Vorstellung, die ich aber immer hatte, hierzu dargelegt, wonach das Supramental seine eigene physische Grundlage schaffen wird. Wenn du meinst, dass sich das Supramental im gegenwärtigen Körper mit seinen gegenwärtigen Prozessen nicht voll entwickeln kann, so ist das richtig. Die Prozesse müssen offensichtlich verändert werden. Inwieweit die Konstitution des Körpers selbst geändert wird und in welcher Richtung, ist eine andere Frage. Er kann, wie ich sagte und du auch vermutest, radioaktiv werden. Theon, der Lehrer der Mutter in Okkultismus, bezeichnete ihn als leuchtend, le corps glorieux. Aber all das ist kein Grund für das Supramental, im gegenwärtigen Körper nicht auf eine Umwandlung hinzuwirken. Das ist es, worauf ich momentan mein Augenmerk richte.

Natürlich ist eine gewisse vorbereitende Umwandlung notwendig, genauso wie die seelische und spirituelle Umwandlung der supramentalen vorangeht. Dies aber ist eine Wandlung des physischen Bewusstseins bis hinab zum unterdrückten Bewusstsein der Zellen, damit sie auf die höheren Kräfte ansprechen und sie zulassen können; in gewissem Umfang bedeutet das eine Wandlung oder zumindest eine größere Plastizität der [Körper-] Prozesse. Die Essensregeln usw. sind, indem sie die Hindernisse verringern, als Hilfe hierfür gedacht. Inwieweit sie auf eine Veränderung der chemischen Zusammensetzung des Körpers Einfluss haben, vermag ich nicht zu sagen. Es scheint mir aber, dass alle nur möglichen vorbereitenden Veränderungen allein durch das Wirken der supramentalen Kraft gefestigt und vollendet werden können.

 

1 Dieser und der folgende Brief wurden im Hinblick auf „Thought the Paraclete“ [Der Gedanke als Paraklet], einem Gedicht von Sri Aurobindo, geschrieben. Cent. Edition Vol. V. S. 582.

2 Die Kraft der Mahakali ist ein spezieller Aspekt der Kraft der Mutter.

3 Diese Bemerkung bezieht sich auf die Aussage der Mutter: „En fait, la mort a ete attachee a toute vie sur terre“. [„Tatsächlich ist der Tod mit allem Leben auf Erden verbunden worden.“]

4 Worin besteht die Notwendigkeit einer Umwandlung des Physischen letzten Endes, wenn willentlich (wenn man das Bewusstsein der Unsterblichkeit erreicht) oder nicht willentlich (im anderen Fall) der Körper aufgegeben werden muss?

5 Die Materie, besonders die Körper-Zellen, verändern sich von Sekunde zu Sekunde – welchen Wert also hat die Umwandlung für den Körper?

6 Ashvatthaman soll nahe dem Fluss Narbada 36000 Jahre lang gelebt haben.

7 Saucat svanga-jugupsa „Aus der Reinlichkeit entsteht der Abscheu vor dem eigenen Körper“– Yogasutras of Patanjali, CH II, 40.

2. Kapitel

Die Umwandlung des Mentals

1. Abschnitt

Es gibt keinen Grund, warum man [das Licht usw.] über das denkende Mental nicht empfangen sollte, genauso wie man über das Vital, das Emotional und den Körper empfängt. Das denkende Mental besitzt wie diese die Fähigkeit zu empfangen, und da es wie das Übrige umgewandelt werden muss, sollte es im Empfangen geschult werden – andernfalls könnte seine Umwandlung nicht stattfinden.

Es ist die gewöhnliche, unerleuchtete Tätigkeit des Intellektes, die ein Hindernis für die spirituelle Erfahrung darstellt, genauso wie die gewöhnliche, ungeläuterte Tätigkeit des Vitals oder das dunkle, sich töricht widersetzende Bewusstsein des Körpers ein Hindernis ist. Wovor der Sadhak hinsichtlich der falschen Denk-Vorgänge besonders gewarnt werden muss, ist erstens, mentale Ideen und Eindrücke oder intellektuelle Schlussfolgerungen für die Verwirklichung zu halten, und zweitens vor der rastlosen Tätigkeit des reinen Mentals, welche die spontane Genauigkeit der seelischen und spirituellen Erfahrung beeinträchtigt und für die Herabkunft des wahren, erleuchtenden Wissens keinen Platz lässt oder aber sie entstellt, sobald die menschlich-mentale Ebene voll berührt wird oder sogar noch vorher. Es gibt natürlich auch die üblichen Untugenden des Intellektes – sein Hang zu fruchtlosem Zweifel anstelle eines klaren Empfangens und einer ruhigen, erleuchteten Unterscheidung; seine Arroganz, welche ihn Dinge beurteilen lässt, die über ihn hinausreichen, ihm unbekannt sind und gemessen an den Normen seiner eigenen begrenzten Erfahrung zu tief für ihn sind; seine Versuche, das Über-physische mit Hilfe des Physischen zu erklären oder seine Forderung, höhere und okkulte Dinge mit Hilfe von Kriterien zu beweisen, die der Materie und dem Mental in der Materie eigen sind; andere mehr, die zu zahlreich sind, um hier aufgezählt zu werden. Ständig ersetzt er das wahre Wissen durch seine eigenen Darstellungen, Gestaltungen und Meinungen. Wenn aber der Intellekt hingegeben, offen, ruhig und aufnahmebereit ist, besteht kein Grund, warum er nicht ein Instrument für den Empfang des Lichtes oder ein Hilfsmittel für die Erfahrung spiritueller Zustände und die Fülle einer inneren Wandlung sein sollte. Einen entwickelten Intellekt zu haben, ist immer förderlich, wenn man ihn von oben erleuchten und einem göttlichen Zweck zuführen kann.

Auch der Tumult der mentalen (intellektuellen) Aktivität muss zum Schweigen gebracht werden, genauso wie die vitale Aktivität des Begehrens, damit Ruhe und Frieden vollkommen werden. Wissen darf nur von oben kommen. In dieser Ruhe werden die üblichen mentalen Tätigkeiten ebenso wie die gewöhnlichen vitalen Tätigkeiten zu Oberflächenbewegungen, mit denen das schweigende innere Selbst nicht verbunden ist. Die Befreiung ist notwendig, damit die Tätigkeiten der Unwissenheit durch das wahre Wissen und die wahre Lebens-Tätigkeit ersetzt oder umgewandelt werden können.

Intellektuelle Tätigkeiten sind nicht Teil des inneren Wesens – der Intellekt ist das äußere Mental.

Der Intellekt kann ein ebenso großes Hindernis sein wie das Vital, wenn er beschließt, seine eigenen [Gedanken-] Konstruktionen der Wahrheit vorzuziehen.

Der Intellekt ist ein Teil des Mentals und wie das übrige Mental ein Instrument der Halb-Wahrheit.

Was du gesagt hast, ist durchaus in Ordnung. Die Wahrheit zu erkennen, hängt nicht von einem großen oder kleinen Intellekt ab. Es hängt davon ab, ob man mit der Wahrheit in Verbindung steht und ein schweigsames und ruhiges Mental sie empfangen kann. Die größten Intellektuellen können die gröbsten Fehler begehen und Wahrheit mit Falschheit verwechseln, wenn sie nicht den Kontakt mit der Wahrheit oder die unmittelbare Erfahrung [davon] haben.

Die Aufgabe des Intellektes besteht darin, von den Wahrnehmungen des Mentals und der Sinne her zu urteilen, Schlussfolgerungen zu ziehen und die Dinge in logische Beziehung zueinander zu bringen. Ein wohl geübter Intellekt ist eine gute Vorbereitung des Mentals für größeres Wissen, vermag als solcher aber nicht, yogisches Wissen zu vermitteln oder das Göttliche zu erkennen – er kann vom Göttlichen nur Vorstellungen haben, doch bedeutet Vorstellungen zu haben nicht Wissen. Der Intellekt muss im Verlauf der Sadhana in das höhere Mental umgewandelt werden, das als solches ein Übergangsstadium auf dem Weg zum wahren Wissen ist.

Der Intellekt der meisten Menschen ist höchst unvollkommen, schlecht geschult und halb entwickelt – daher sind die intellektuellen Folgerungen der meisten voreilig, unbegründet und irrig oder, wenn richtig, dann mehr aus Zufall als aus [eigenem] Verdienst oder einwandfreiem Funktionieren. Die Folgerungen werden ohne Kenntnis von Tatsachen oder von korrekten oder hinreichenden Daten gezogen, einfach durch einen voreiligen Rückschluss, wobei der Vorgang, durch den man von den Gegebenheiten zu den Rückschlüssen gelangt meist unlogisch und fehlerhaft ist – und da der Vorgang, durch den man zur Folgerung gelangt, anfechtbar ist, ist aller Voraussicht nach auch die Folgerung trügerisch. Dabei aber ist der Intellekt meist arrogant und dünkelhaft und verficht seine unvollkommenen Rückschlüsse vertrauensselig als Wahrheit, während er solche, die nicht damit übereinstimmen, als fehlerhaft, dumm oder töricht herabsetzt. Selbst wenn er voll geübt und entwickelt ist, vermag der Intellekt nicht zur absoluten Gewissheit oder vollständigen Wahrheit zu gelangen; er kann aber zu einem Aspekt oder einer Seite der Wahrheit sowie zu einer vernünftigen oder glaubhaften Bestätigung kommen; ungeschult hingegen ist er ein reichlich unzulängliches Instrument – zur gleichen Zeit voreilig und keinen Widerspruch duldend, unsicher und unzuverlässig.

Das Mental berichtet über die Dinge nicht wie sie sind, sondern wie sie ihm erscheinen. Es erfasst einzelnes, übersieht anderes; später vermischen sich Erinnerung und Einbildung und geben eine ganz andere Darstellung der Sache.

Es ist nicht Willensschwäche oder ein Ergebnis der Passivität, sondern eine übereilte Entscheidung aufgrund eines mentalen Impulses. Das ist die gewöhnliche Bewegung des Mentals – und manchmal das Ergebnis einer bestimmten Art von sattvischem Eifer. Aufgrund der Eile aber nimmt man sich nicht genügend Zeit, die andere Seite zu sehen, die Mängel der getroffenen Entscheidung oder den etwaigen Einwand, der vorgebracht werden könnte. Friede ist die Grundlage, aber zum Frieden muss sich das Wirken eines bestimmten Lichtes von oben gesellen, wodurch jedes Ding in seinen richtigen Dimensionen als Ganzes erscheint – denn das Mental ist ohne die Führung durch ein solches höheres Licht bestenfalls unvollkommen und in seinen Wahrnehmungen meist einseitig.

Die meisten Menschen ohne [echtes] Wissen neigen zur Starrsinnigkeit – sie haben ihre Ideen und wollen nicht, dass sie geändert werden oder ihre Starrheit beeinträchtigt wird.

Der springende Punkt ist, dass sich die Menschen nicht die Mühe nehmen zu erkennen, ob ihnen ihr Intellekt die richtigen Gedanken, die richtigen Folgerungen, die richtigen Ansichten über Dinge und Personen vermittelt sowie die richtigen Hinweise über ihr eigenes Verhalten, ihre eigene Handlungsweise. Sie haben ihre Idee und akzeptieren sie als Wahrheit oder folgen ihr, einfach weil es ihre Idee ist. Selbst wenn sie erkennen, dass ihr Mental Fehler begangen hat, messen sie dem keinerlei Bedeutung bei und bemühen sich auch nicht um größere mentale Umsicht. Im vitalen Bereich wissen die Menschen, dass sie ihren Begierden und Impulsen nicht folgen dürfen ohne sie zu zügeln oder zu kontrollieren; es ist ihnen bekannt, dass sie ein Gewissen oder ein moralisches Empfinden haben sollten, das zwischen dem unterscheidet, was sie tun können oder sollten, und dem, was sie nicht tun können oder sollten; im intellektuellen Bereich ist man nicht so umsichtig. Es wird von den Menschen erwartet, dass sie ihrem Intellekt folgen, dass sie ihre eigenen Ideen haben und, ob richtig oder falsch, sie ohne Überprüfung geltend machen; der Intellekt ist, wie es heißt, des Menschen höchstes Instrument und hat seinen Ideen gemäß zu denken und zu handeln. Das aber ist nicht wahr; der Intellekt bedarf ebenso sehr wie das Vital eines inneren Lichtes, das ihn führt, prüft und kontrolliert. Es gibt etwas, das über dem Intellekt steht, das man entdecken muss, und der Intellekt sollte lediglich ein Mittler für das Wirken jener Quelle des wahren Wissens sein.

Menschliches Denken erkennt, dass jedes Ding stets viele Seiten hat und es entscheidet seiner eigenen Neigung oder Vorliebe oder seinen gewohnten Ideen gemäß oder aus einem Grund, der sich dem Intellekt als der beste anbietet. Es gelangt zur wirklichen Wahrheit erst dann, wenn es durch etwas anderes ein höheres Licht empfängt – wenn die Seele oder Intuition es berührt und zum Fühlen oder Erkennen bringt.

Viele Dinge sind nur deshalb schlecht, weil die Menschen sie so sehen. Dinge, die du für richtig hältst, empfinden andere als schlecht; was du für schlecht ansiehst, finden andere ganz in Ordnung.

Die wahre Sache ist, alles mit unbewegter Ruhe zu betrachten – sowohl das „Gute“ als auch das „Schlechte“ als Oberflächen-Bewegung der Natur zu sehen. Dies aber in Wahrhaftigkeit ohne Irren, Egoismus oder falsche Reaktionen zu tun, bedarf eines Bewusstseins und Wissens, die nicht persönlichkeitsgebunden und begrenzt sind.

Es ist durchaus üblich, dass intuitive Suggestionen auf diese Weise kommen und dass sie vom Mental nicht beachtet werden. Der Grund hierfür ist, dass das Mental daran gewöhnt ist, seinem eigenen Denk-Prozess zu folgen, und die Intuition, wenn sie kommt, weder erkennt noch ihr vertraut. Das Mental muss lernen, diese Dinge wahrzunehmen, wenn sie eintreten, und ihnen Wert beizumessen, wenn die Erfahrung ihre Wahrheit bestätigt.

In der Sphäre des Spirits gibt es nur ewige Wahrheiten – dort ist alles in sich ewig, es gibt keine Entwicklung, nichts Unverwirklichtes, nichts, was danach trachtet, sich zu erfüllen. Etwas Derartiges wie Möglichkeiten gibt es daher [dort] nicht.

Im Leben hingegen ist alles ein Spiel von Möglichkeiten – nichts ist verwirklicht, alles trachtet danach, sich zu verwirklichen oder, wenn es noch nicht danach trachtet, wartet es hinter dem Schleier darauf. Nichts ist in seiner höchsten Form verwirklicht, in seiner Wahrheit oder Vollständigkeit, aber alles ist möglich. Alle diese Möglichkeiten stammen von den Wahrheiten über uns, zum Beispiel die Möglichkeit des Wissens, die Möglichkeit der Liebe, die Möglichkeit der Freude, usw.

Intellekt, Wille usw. sind Vermittler, die versuchen von den verborgenen höheren Wahrheiten etwas zu erhaschen, um sie in das Leben zu bringen, oder aber das Leben zu ihnen zu erheben, damit jene Möglichkeiten des Daseins hier [auf Erden] die vollendeten Wirklichkeiten werden mögen, die über uns bereits bestehen.

Der Intellekt setzt sich aus Vorstellungen, Wahrnehmungen, Rückschlüssen zusammen. Der reine Verstand ist etwas ganz anderes, doch sind nur wenige fähig, ihn zu gebrauchen. Was das Wissen im Yoga anbelangt, so kommt es zuerst vom höheren Mental, das aber selbst nicht die volle Wahrheit, sondern nur Teile davon erkennt.

Der reine Verstand befasst sich mit den Dingen als solchen, mit Ideen, Begriffen, mit der essentiellen Natur der Dinge. Er lebt in der Welt der Ideen. Seiner Natur nach ist er philosophisch und metaphysisch.

Alles hängt von der Bedeutung ab, die du den verwendeten Worten verleihst; es ist eine Frage der Terminologie. Im Allgemeinen sagt man, dass ein Mensch Intellekt habe, wenn er richtig denken kann; die Art, der Ablauf und der Bereich des Denkens spielen keine Rolle. Wenn du den Intellekt so auffasst, dann kannst du sagen, dass er verschiedene Bereiche habe und Ford dem einen Bereich des Intellektes angehöre und Einstein einem anderen – Ford hat einen praktischen, ausübenden Geschäfts-Intellekt, Einstein einen wissenschaftlichen, entdeckenden und theoretisierenden Intellekt. In seinem Bereich theoretisiert, erfindet, entdeckt aber auch Ford. Dennoch, würdest du Ford als einen Intellektuellen oder einen Mann von Intellekt bezeichnen? Ich würde es vorziehen, für die allgemeine Fähigkeit des Mentals das Wort Intelligenz zu gebrauchen. Ford hat eine große und machtvolle praktische Intelligenz, scharfsinnig, rasch, sicher, dynamisch. Er hat einen Kopf, der auch mit Gedanken umzugehen weiß, aber selbst hier herrscht sein Hang zum Praktischen vor. Er glaubt zum Beispiel an Wiedergeburt (Metempsychose) nicht aus irgendeinem philosophischen Grund, sondern weil sie das Leben als eine Schule der Erfahrung erklärt, in dem man immer mehr Erkenntnis sammelt und sich hierdurch weiterentwickelt. Einstein andererseits hat einen hohen wissenschaftlichen Entdecker-Intellekt – nicht wie Marconi, der eine machtvoll praktische, einfallsreiche Intelligenz zur Anwendung wissenschaftlicher Entdeckungen besitzt. Alle Menschen haben natürlich irgendeine Art von „Intellekt“; zum Beispiel können alle diskutieren und debattieren (wofür, wie du richtig sagst, der Intellekt gebraucht wird); aber erst dann, wenn man sich in den Bereich der Ideen erhebt und sich dort frei umherbewegt, sagt man, „dieser Mensch hat Intellekt“. Wende dich an eine Versammlung von Bauern, und du wirst sehen, dass sie dir, wenn du ihnen Spielraum [für ihre Phantasie] gibst, ihren Standpunkt darlegen und Fragen stellen, die oft einen Parlaments-Abgeordneten nach Luft schnappen lassen würden. Wir aber begnügen uns damit zu sagen, dass diese Bauern viel praktische Intelligenz besitzen.

Die Fähigkeit zu diskutieren und debattieren ist, wie ich sagte, eine allgemeine menschliche Eigenschaft – und Gewohnheit. Vielleicht beginnt hier der Mensch, sich vom Tier zu unterscheiden; denn Tiere besitzen große Intelligenz, und viele Tiere, sogar Insekten, haben eine elementare Fähigkeit des praktischen Folgerns; aber soweit uns bekannt ist, kommen sie nicht zusammen, um ihre Anschauungen über Dinge zu vergleichen oder sich in einer Debatte an den Kopf zu werfen1 wie es selbst die ungebildetsten Menschen tun können – und sehr ausgiebig tun.

Diese Fähigkeit aber, obwohl ein Allgemeingut der Menschheit, wird sehr häufig auf eine [negative] Weise spezialisiert, so dass jemand, dem in einer Debatte über Literatur oder Wissenschaft zu begegnen gefährlich ist, wie ein Narr in einem Sumpf von Fehlern und Trugschlüssen umher waten kann, wenn er über Politik und Wirtschaft oder meinetwegen Spiritualität und Yoga diskutiert. Seine einzige Rettung ist die segensreiche Tiefe seiner Unwissenheit, die ihn daran hindert zu erkennen, was er angerichtet hat. Und dennoch, ein Mensch mag in Fragen des Rechts oder der Politik, die einander meist die Hand reichen, scharfsinnig debattieren können, ohne intellektuell zu sein. Ich gebe zu, dass man einen gewissen logischen Intellekt haben muss, um gut debattieren zu können. Doch ist es schließlich das Ziel der Debatte, als Sieger hervorzugehen, seinen Standpunkt darzulegen, was man auch dann tun kann, wenn der Standpunkt falsch ist; der Erfolg und nicht die Wahrheit ist das Ziel einer Debatte. Deshalb stimme ich dir mit Vorbehalt zu.

Ich gehe auch damit einig, dass etikettierte Aufschriften, selbst wenn weniger entwickelte Personen damit versehen werden, unbefriedigend sind. In Wirklichkeit greifen wir nur ein hervorstechendes Merkmal heraus und etikettieren damit die Person als ob sie hieraus allein bestünde. Aber ohne [diesen Vorgang] ist eine Klassifikation unmöglich, und der Intellekt des Menschen hat immer das Bedürfnis zu klassifizieren, Unterscheidungen festzulegen und eine Sache mit einem Etikett versehen auf die Seite zu stellen. Die Philosophen haben darauf hingewiesen, dass dies von der Wissenschaft auf zu starre Weise gehandhabt werde und fälschlich die Wahrheit der Dinge durchschneide. Aber ohne das können wir keine Wissenschaft haben.

Selbst wenn der Intellektuelle einen immer größeren Horizont, eine immer größere [geistige] Weite erlangt, können wir dann auch erwarten, dass seine Inbrunst, Tiefe und Süße der des emotionalen Menschen ebenbürtig ist?

Möglicherweise wird der homo intellectualis in einer größeren Weite, der homo psychicus hingegen tiefer im Herzen weilen (selbst wenn das innere Mental des letzteren sich öffnet).

Verwechsle nicht höheres Wissen mit mentalem Wissen. Der intellektuelle Mensch wird fähig sein, dem was er an höherem Wissen empfängt, einen reicheren und geordneteren Ausdruck zu verleihen als der homo psychicus; daraus folgt aber nicht, dass er mehr [Wissen als jener] besitzt. Das wird erst dann der Fall sein, wenn er sich zu einer den höheren Wissensebenen entsprechenden Weite, Plastizität und Einsicht erhebt. Dann wird er seine mentale durch seine über-mentale Fähigkeit ersetzen. Für viele sogenannte Intellektuelle aber kann die Intelligenz ein Hindernis sein, da sie sich an mentale Begriffe binden oder da sie ihr seelisches Feuer unter dem schweren Gewicht des rationalen Denkens ersticken. Auf der anderen Seite habe ich verhältnismäßig ungebildete Menschen gekannt, die höheres Wissen mit einer erstaunlichen Vollständigkeit, Tiefe und Genauigkeit zum Ausdruck brachten, was man angesichts der Schwerfälligkeit ihrer geistigen Bewegungen niemals für möglich gehalten hätte. Warum also wollen wir von vornherein auf mentale Weise bestimmen, was erreichbar ist und was nicht, wenn das Über-Mental herrscht? Was sich das Mental als das muss sein vorstellt, braucht nicht das Maß für das es wird sein zu sein. Dieser oder jener homo intellectualis mag sich als ein inbrünstigerer Gott-Liebender erweisen als der überschäumende emotionale Mensch; dieser oder jener emotionale Mensch mag ein höheres Wissen empfangen und ausdrücken als sein Intellekt oder gar als der Intellekt des Intellektuellen hätte fassen oder aufbauen können. Es ist besser, die Erscheinungsformen des höheren Bewusstseins durch die Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten einer niedrigeren Ebene nicht festzulegen.

Ein nicht-intellektuelles Mental sollte das [Höhere] Wissen nicht herabbringen können? Und wie steht es dann mit Ramakrishna? Willst du damit sagen, dass die Mehrzahl der Sadhaks hier, die nichts von Logik wissen und keine Kenntnis der Philosophie haben, niemals zu Wissen gelangen wird?

Wenn man Glauben und Offenheit hat, das ist genug. Außerdem gibt es zwei Arten des Verstehens – Verstehen mit Hilfe des Intellektes und Verstehen im Bewusstsein. Ersteres in exakter Form zu haben, ist gut, aber nicht unerlässlich. Das Verstehen über das Bewusstsein tritt ein, wenn Glaube und Offenheit vorhanden sind, es mag aber nur allmählich und durch schrittweise Erfahrung kommen. Ich habe aber Menschen ohne Erziehung oder Intelligenz gekannt, die auf diese Weise den Yoga-Prozess in sich ausgezeichnet verstanden haben, während intellektuelle Menschen große Fehler begehen, zum Beispiel eine neutrale mentale Ruhe für spirituellen Frieden halten und sich weigern, sie hinter sich zu lassen, um weiterzugehen.

Ja, das aktive Mental in Menschen mit einer sehr intellektuellen Neigung kann ein Hindernis für die tiefere und eher schweigende spirituelle Bewegung sein. Später, wenn es in das höhere Denken verwandelt ist (intuitiv oder obermental), wird es im Gegenteil eine große Kraft.

Das denkende Mental muss lernen, völlig zum Schweigen zu kommen. Nur dann kann das wahre Wissen eintreten.

Gut, das Aufhören des Denkens und anderer Vibrationen ist der Höhepunkt des inneren Schweigens. Wenn man das erreicht hat, ist es für das wahre Wissen leichter, von oben herabzukommen und an die Stelle des mentalen Denkens zu treten.

Es ist notwendig, die Ungeduld des Mentals ein wenig zu zügeln. Wissen ist progressiv – wenn es versucht, auf einmal zum höchsten Punkt emporzuschnellen, kann es eine voreilige Gestaltung bilden, die es später wieder auflösen muss. Wissen und Erfahrung müssen allmählich und schrittweise kommen.

Im Mental herrscht immer eine gewisse Hast, das rasch zu ergreifen, was ihm als die höchste Wahrheit dargeboten wird. Das ist unvermeidlich, doch je ruhiger man im Mental wird, desto weniger wird es die Dinge verzerren.

Das ist immer die Schwierigkeit mit dem Mental. Es muss lernen zu schweigen und das Wissen kommen zu lassen, ohne zu versuchen, es für sein eigenes Spiel zu ergreifen.

Eines der hauptsächlichen Hemmnisse ist immer, dass Mental und Vital versuchen, „die Erfahrung an sich zu reißen“.

Einer Erfahrung sollte man ihre volle Zeit zugestehen, um sich zu entwickeln oder ihre volle Auswirkung zu haben. Sie sollte nicht unterbrochen werden, außer wenn es sich als notwendig erweist oder natürlich, wenn es keine gute Erfahrung ist.

Während die Erfahrung stattfindet, sollte das Mental ruhig sein. Nachdem die Erfahrung beendet ist, kann es aktiv werden. Wenn es während der Erfahrung aktiv ist, bricht diese möglicherweise ganz ab.

Es ist nicht richtig, über eine Erfahrung nachzudenken oder Fragen zu stellen, solange sie andauert; es beendet oder vermindert sie. Lass die Erfahrung ihr volles Spiel haben, wenn sie aus dieser „neuen Lebenskraft“ oder aus Frieden, Kraft oder irgendetwas anderem Förderlichen besteht. Nachdem sie beendet ist, kannst du darüber nachdenken – nicht aber, solange sie stattfindet. Denn diese Erfahrungen sind spirituell und nicht mental, und das Mental hat ruhig zu sein und sich nicht einzumischen.

Etwas in dir will die Gewohnheit, alles zu mentalisieren, nicht aufgeben. Solange du keine echten Erfahrungen hattest, spielte es keine Rolle. Wenn aber die echten Erfahrungen einmal beginnen, musst du lernen, auf die richtige Weise mit ihnen umzugehen.

Du musst durch Erfahrung lernen. Mentale Information (schlecht verstanden, wie ohne Erfahrung immer) könnte eher hindern als helfen. Tatsächlich gibt es kein festes mentales Wissen über diese Dinge, die unendlich verschieden sind. Du musst lernen, das Verlangen nach mentaler Information hinter dir zu lassen und dich für den wahren Weg des Wissens zu öffnen.

Es gibt zwei Zentren oder Teile des Bewusstseins – der eine ist ein Betrachter, saksi, der beobachtet, der andere Bewusstseins-Teil ist aktiv, und was du fühltest war, dass dieses aktive Bewusstsein tief in das vitale Wesen hinabging. Wenn dein Mental nicht aktiv geworden wäre, hättest du gewusst, wohin es sich wandte und was es dort erfahren oder tun wollte. Wenn dir eine Erfahrung zuteil wird, solltest du nicht beginnen, darüber nachzudenken, da dies gar keinen Sinn hat und nur die Erfahrung beendet – du solltest ruhig bleiben, sie beobachten und bis zu ihrem Ende ablaufen lassen.

Es war nicht eine Einbildung, sondern eine Erfahrung. Während einer solchen Erfahrung kann der Versuch, sie mental zu erfassen und fortzusetzen, sie im Gegenteil unterbrechen. Es ist das beste, sie von selbst sich fortsetzen zu lassen; wenn sie aufhört, wird sie wahrscheinlich wiederkehren.

Während die Erfahrung stattfindet, ist Streben nicht erforderlich. Während der Zwischenzeiten sollte es vorhanden sein.

Wenn das persönliche Mental still ist, wird jede erforderliche mentale Tätigkeit von jener Kraft aufgenommen und getan, die alles notwendige Denken übernimmt und es fortschreitend umwandelt, indem sie eine immer höhere Ebene der Wahrnehmung und des Wissens in es einbringt.

Es ist durchaus möglich, Arbeit in einer gänzlichen Leere zu tun, ohne irgendein Dazwischentreten oder irgendeine Tätigkeit der niederen Teile des Bewusstseins.

Im Schweigen des Mentals kann die stärkste und freieste Tätigkeit stattfinden, zum Beispiel ein Buch zu schreiben oder zu dichten oder inspiriert zu sprechen usw. Wenn das Mental aktiv ist, wirkt es störend auf die Inspiration ein, bringt seine eigenen kleinen Ideen vor, die mit der Inspiration vermischt werden, oder bringt die Inspiration überhaupt zum Stillstand durch das Aufsprudeln von allen möglichen rein mentalen Eingebungen. Ebenso können Intuitionen oder die Arbeit usw. ohne die übliche untergeordnete Bewegung des Mentals einfacher stattfinden. Auch kann im Schweigen des Mentals das Wissen am leichtesten von innen oder oben kommen – von der Seele oder vom höheren Bewusstsein.

Das Nichtvorhandensein des Denkens ist genau das Richtige – denn das wahre innere Bewusstsein ist ein schweigendes Bewusstsein, das die Dinge nicht auszudenken braucht, sondern die rechte Wahrnehmung, das rechte Verstehen und Wissen auf spontane Weise von innen erhält und demgemäß spricht oder handelt. Es ist das äußere Bewusstsein, das von äußeren Dingen abhängig ist und darüber nachdenken muss, weil es diese spontane Führung nicht besitzt. Wenn man in diesem inneren Bewusstsein gefestigt ist, kann man sich willentlich dazu zwingen, die frühere Tätigkeit wieder aufzunehmen, doch ist es keine natürliche Bewegung mehr, und sie wirkt nach längerer Zeit ermüdend. Träume sind etwas anderes. Träume über zurückliegende Dinge steigen aus dem Unterbewusstsein auf, das die alten Eindrücke und Keime der vergangenen Bewegungen und Gewohnheiten bewahrt, lange noch nachdem das Wachbewusstsein sie fallengelassen hat. Vom Wachbewusstsein aufgegeben, kommen sie dann im Traum empor; denn das äußere physische Bewusstsein wendet sich im Schlaf hinab in das Unterbewusstsein – oder wendet sich ihm zu –, von woher viele Träume aufsteigen.

Das Schweigen, in dem alles ruhig ist und man ein Betrachter bleibt, während etwas im Bewusstsein spontan die höheren Dinge herabruft, ist das gänzliche Schweigen, das eintritt, wenn die volle Kraft des höheren Bewusstseins auf Mental, Vital und den Körper einwirkt.

Die reine Inspiration, das reine Empfangen sind etwas ganz anderes – sie kommen von tief innen oder hoch oben. Das [wovon du sprichst] ist das niedrige vitale Mental, das dabei ist, Gestaltungen zu bilden. Wenn die Stille in dir herrscht, können alle möglichen Dinge zur Oberfläche aufsteigen – sie dürfen nicht angenommen, sondern müssen einfach betrachtet werden. Mit der Zeit wird sich die Ruhe so sehr entwickeln, dass sie auch das vitale und äußere Mental zu bezwingen vermag, und in diese vollständige Ruhe werden die wahren Erkenntnisse eintreten.

Erlaube dem Mental nicht, von allen möglichen Ideen und Gefühlen überzuschäumen, sondern bleibe ruhig und lerne nur das zu denken und zu fühlen, was wahr und richtig ist.

Hinsichtlich der mentalen Kräfte besteht die Gefahr, dass sie bei der Herabkunft des höheren Bewusstseins dazu neigen, im Bewusstsein aktiv zu werden (außer es besteht ein tiefes Schweigen), um mentale Ideen zu formen, die immer falsch angewendet werden können. Als erstes sollte eine Grundlage aus völliger Stille, Frieden und Schweigen vorhanden sein – wenn eine Tätigkeit stattfindet, sollte es die eines Herabkommens von Wissen sein, welches das schweigende Mental exakt empfängt. Das ist leicht zu erreichen, vorausgesetzt das Mental ist ruhig.

Beim Vital besteht die Gefahr darin, dass es die Liebe, den Ananda, den Schönheitssinn ergreift und für seine eigenen Zwecke gebraucht, also für Beziehungen oder Austausch von vital-menschlicher Art oder irgendein reines eigenes Vergnügen.

Im Westen dominiert das physische Mental zu sehr, so dass die Seele nicht leicht eine Chance erhält – es sei denn in außergewöhnlichen Menschen.

Schließlich hat Indien mit seiner Denkungsart und Methode auf dem spirituellen Gebiet hundertmal mehr getan als Europa mit seinen intellektuellen Zweifeln und Fragen. Selbst wenn ein Europäer das Zweifeln und Fragen überwindet, ist es für ihn bei der gleichen Kraft der Persönlichkeit schwer, ebenso rasch und weit zu kommen wie ein Inder, weil der mentale Impuls bei ihm größer ist. Nur wenn er den überwindet, kann er zum Ziel gelangen, was aber nicht so einfach für ihn ist.

Auf der anderen Seite jedoch ist deine Behauptung richtig. Wenn du die Zeiten berücksichtigst und die Tatsache, dass die westliche Mentalität allenthalben dominiert, ist es ganz natürlich. Wahrscheinlich wird es auch notwendig sein, dem entgegenzutreten und es zu überwinden, bevor eine supramentale Verwirklichung im Erdbewusstsein möglich ist – denn es ist die Haltung des physischen Mentals gegenüber spirituellen Dingen; und da der Widerstand zuerst im Physischen überwunden werden muss, bevor das Mental auf die Weise, die dieser Yoga fordert, überschritten werden kann, war es unumgänglich, dass seine [des Mentals] Schwierigkeiten so stark wie nur irgend möglich hervortraten.

Die Zurückweisung der Zweifel ist gleichbedeutend mit der Kontrolle der eigenen Gedanken – soviel steht fest. Die Kontrolle der eigenen Gedanken aber ist ebenso notwendig wie die Kontrolle der eigenen vitalen Begierden und Leidenschaften oder die Kontrolle der eigenen Körperbewegungen – notwendig für den Yoga und nicht nur für den Yoga. Man kann nicht einmal als ein voll entwickeltes mentales Wesen gelten, wenn man seine Gedanken nicht beherrscht, ihr Beobachter, Richter und Meister ist, der mentale Purusha – manomaya purusa, saksi, anumanta isvara. Es steht dem mentalen Wesen nicht länger an, der Spielball aufrührerischer und unkontrollierbarer Gedanken zu sein oder ein ruderloses Schiff im Sturm der Begierden und Leidenschaften oder ein Sklave der Trägheit oder der Impulse des Körpers. Ich weiß, dass es schwierig ist, denn der Mensch, der in erster Linie ein Geschöpf der mentalen Prakriti ist, identifiziert sich mit den Bewegungen seines Mentals und kann sich von den Wirbeln und Strömungen des mentalen Strudels nicht mit einem Mal absetzen. Es fällt ihm verhältnismäßig leicht, seinem Körper eine Kontrolle aufzuerlegen, zumindest einem bestimmten Teil der Körperbewegungen; nicht so leicht, aber noch durchaus möglich, wenn er sich darum bemüht, ist es für ihn, seinen vitalen Impulsen und Begierden eine mentale Kontrolle aufzuerlegen; weniger einfach hingegen ist es, wie der tantrische Yogi am Fluss über dem Wirbel seiner Gedanken zu verharren. Immerhin, es ist möglich; alle mental entwickelten überdurchschnittlichen Menschen müssen auf die eine oder andere Weise oder zumindest zeitweilig und für bestimmte Zwecke die beiden Teile des Mentals trennen, den aktiven Teil, der eine Gedankenfabrik ist, und den, der der ruhige Meister und zugleich ein Betrachter und Wille ist, der sie [die Gedanken] beobachtet, beurteilt, zurückweist, eliminiert, akzeptiert, Richtigstellungen und Veränderungen anordnet – der der Herr im Haus des Mentals ist und der eigenen Herrschaft fähig, samrajya.

Der Yogi geht noch weiter; er ist dort nicht nur Meister, sondern tritt, solange er gleichsam noch im Mental lebt, sozusagen daraus heraus und steht darüber oder ganz davon zurück und ist frei. Für ihn trifft das Bild der Gedankenfabrik nicht länger zu; denn er sieht, dass Gedanken von außerhalb kommen, vom universalen Mental oder von der universalen Natur, manchmal geformt und eindeutig, manchmal ungeformt, um dann irgendwo in uns Form zu erhalten. Die Hauptaufgabe unseres Mentals besteht darin, diese Gedankenwellen entweder anzunehmen oder zurückzuweisen (so wie auch die vitalen Wellen oder die feinstofflichen Energie-Wellen) oder der Gedanken-Substanz (oder den vitalen Bewegungen) aus der sie umgebenden Natur-Kraft persönlich-mentale Form zu geben. Ich schulde Lele großen Dank, dass er mir dies gezeigt hat. „Sitze und meditiere“, hatte er gesagt, „aber denke nicht, betrachte nur dein Mental. Du wirst sehen, wie die Gedanken in es eintreten; und bevor sie das tun können, weise sie von deinem Mental zurück, bis es des gänzlichen Schweigens fähig ist“. Ich hatte noch nie von Gedanken gehört, die sichtbar in das Mental von außen eintreten, dachte aber nicht daran, die Richtigkeit oder Möglichkeit [seiner Behauptung] in Frage zu stellen, sondern setzte mich einfach hin und tat es. In einem einzigen Augenblick gelangte mein Mental zum Schweigen und wurde wie die windstille Luft auf einem hohen Berggipfel, und dann sah ich einen Gedanken und dann einen anderen auf konkrete Weise von außerhalb kommen; ich warf sie zurück, bevor sie eintreten und das Gehirn erfassen konnten, und in drei Tagen war ich frei. Das mentale Wesen in mir wurde von diesem Augenblick an im Prinzip eine freie Intelligenz, ein universales Mental, nicht mehr beschränkt auf den engen Kreis des persönlichen Gedankens wie ein Arbeiter in einer Gedankenfabrik, sondern ein Empfänger des Wissens aus all den hundert Bereichen des Wesens, und frei zu wählen, was es wollte in diesem weiten Reich der Schau und des Denkens. Ich erwähne dies nur, um darauf hinzuweisen, dass die Möglichkeiten des mentalen Wesens nicht begrenzt sind und dass es ein freier Betrachter und Meister in seinem eigenen Haus sein kann. Es ist nicht gesagt, dass jeder es auf die gleiche Weise wie ich zu tun vermag und mit der gleichen Schnelligkeit einer entschlossenen Bewegung (natürlich dauerte die spätere und vollste Entwicklung dieser neuen, ungebundenen mentalen Macht lange Zeit, viele Jahre), aber eine fortschreitende Freiheit und Meisterung des eigenen Mentals ist durchaus innerhalb der Möglichkeiten eines jeden, der den Glauben und Willen hat, dies anzugehen.

Der Irrtum entstand deshalb, weil du glaubst, dass es deine Gedanken sind, dass du sie machst und dass keine Gedanken vorhanden sind, wenn du keine hervorbringst (das heißt, wenn du nicht denkst). Mit etwas Beobachtungsgabe hättest du erkannt, dass nicht du deine Gedanken erzeugst, dass sie sich vielmehr in dir ereignen. Gedanken werden wie Dichter geboren, nicht fabriziert – wie das Sprichwort sagt. Natürlich ist eine gewisse Arbeit oder Bemühung erforderlich, wenn du Gedanken hervorzubringen oder über ein bestimmtes Thema nachzudenken versuchst, doch handelt es sich dann um eine Konzentration mit dem Ziel, Gedanken entweder entstehen oder eintreten oder herabkommen zu lassen – je nachdem –, um sie dann zusammenzufügen. Die Vorstellung, dass du die Gedanken formst oder zusammenfügst, ist eine egoistische Täuschung. Sie tun es selbst, oder die Natur tut es für dich, allerdings unter einem gewissen Zwang; du musst sie oft prügeln, damit sie es tut, und die Prügel haben nicht immer Erfolg. Aber wenn das Mental oder die Natur oder die mentale Energie es tut – du kannst es nennen wie du willst –, geschieht es auf eine bestimmte Weise, wobei eine bestimmte Richtung von Gedanken verfolgt wird, wahllose Intelligenzialitäten (entschuldige den Barbarismus!) oder Dummheiten, starr geordnete oder mangelhaft geordnete Intellektualitäten, logische Folgerichtigkeiten und logische Folgewidrigkeiten usw. usw. Wie soll es einer Intuition gelingen, in dieses walzende und kollidierende Gedränge zu gelangen? Manchmal geschieht es tatsächlich; das Mental einiger Menschen empfängt häufig Intuitionen, die aber sofort von den gewöhnlichen Gedanken umringt und bei lebendigem Leib aufgefressen werden; worauf sie, während das Fragment der ermordeten Intuition durch ihre nicht-intuitiven Mägen schimmert, dich lächelnd anschauen und sagen: „Wir sind eine Intuition, Sir“. Sie sind aber nur Intellekt, Intelligenz oder gewöhnliches Denken, das den Bruchteil einer entstellten und daher irreführenden Intuition enthält. Bei einem leeren Mental hingegen – leer, aber nicht träge (das ist wichtig) – haben Intuitionen eine Chance, heil und lebendig einzutreten. Doch glaube nun um Himmels willen nicht, dass alles, was in ein leeres Mental eintritt, intuitiv ist. Irgendetwas, jegliche verdammte Idee kann dort eintreten. Man hat wachsam zu sein und das Empfehlungsschreiben des Gastes zu prüfen. Mit anderen Worten, das mentale Wesen muss gegenwärtig sein, schweigend aber wachsam, unvoreingenommen aber unterscheidend. Das alles gilt jedoch nur, wenn du dich auf der Suche nach der Wahrheit befindest. Um zu dichten, ist so viel [Aufwand] nicht notwendig. Hierfür braucht nur die dichterische Qualität des Gastes geprüft zu werden, und das kann man tun, wenn er sein Päckchen zurückgelassen hat – anhand der Resultate.

Auf diese Weise kommen die Dinge, nur bemerkt man es nicht. Gedanken, Ideen, glückliche Einfälle usw. usw. wandern ständig umher (in Gedanken-Wellen oder anderswie ) und suchen ein Mental, das sie verkörpern könnte. Das eine Mental ergreift sie, betrachtet sie und weist sie zurück – das andere ergreift sie, betrachtet und akzeptiert sie. Zwei verschiedene Mentale fangen die gleiche Gedanken-Form oder Gedanken-Welle auf; da aber die mentalen Aktivitäten verschiedenartig sind, entstehen daraus verschiedenartige Ergebnisse. Oder die Gedanken-Form, wenn sie zu jemandem kommt, der nichts mit ihr anfangen kann, geht weiter und sagt: „Oh, dieses träge Tier!“, während sie bei einem anderen, der sie spontan willkommen heißt, sich niederlassen und Ausdruck verleihen kann, freudig sprudelnd vor Inspiration, Erleuchtung oder dem Enthusiasmus der ursprünglichen Entdeckung oder Erschaffung, während der Empfänger lauthals ruft: „Ich, ich habe dies vollbracht!“ Ego, Sir, Ego! Du bist der Empfänger, das bestimmende Medium, wenn du es so willst – nichts sonst.

Diese Gedanken-Wellen, Gedanken-Keime, Gedanken-Formen, oder was immer sie auch sind, haben vor allem verschiedenen Wert und kommen von verschiedenen Ebenen des Bewusstseins. Die gleiche Gedanken-Substanz kann höhere oder niedrigere Vibrationen annehmen entsprechend der Bewusstseinsebene, von welcher die Gedanken kommen (zum Beispiel die Ebene des denkenden Mentals, des vitalen Mentals, des physischen Mentals, des unterbewussten Mentals), oder entsprechend der Macht des Bewusstseins, das sie auffängt und sie in den einen oder anderen Menschen hineindrängt. Zudem gibt es in jedem Menschen eine Mental-Substanz, deren sich der eintretende Gedanke bedient, um sich zu formen oder zu übersetzen (wir nennen es meist „übertragen“), doch ist die Substanz in dem einen Mental feiner oder gröber, stärker oder schwächer usw. usw. als in einem anderen. Auch hat jeder [Mensch] eine andere Mental-Energie – wirklich oder potentiell – und diese Mental-Energie kann in ihrer Aufnahmefähigkeit des Gedankens hell oder dunkel sein, sattvisch, rajasisch, tamasisch mit Konsequenzen, die von Fall zu Fall verschieden sind.

Die Ideen im universalen Mental nehmen im [ menschlichen] Mental Wort-Form an, sobald sie in es eintreten – außer sie kommen von Wesen und nicht als reine Ideen-Kräfte.

Das ist eine falsche Psychologie. Denken ist ohne Worte durchaus möglich. Kinder haben Gedanken, auch Tiere – Gedanken können eine andere Form als Worte annehmen. Die Gedanken-Wahrnehmungen finden zuerst statt – die Sprache kommt dann, um die Wahrnehmungen auszudrücken, und führt als solche wiederum zu neuen Gedanken.

2. Abschnitt

Mentales Wissen ist von geringem Wert, außer vielleicht als eine Einführung, die auf das wahre Wissen hinweist, welches von einem direkten Bewusstsein der Dinge stammt.

Ist es das gleiche, Wissen von oben zu erhalten oder vom Mental in seiner eigenen Fähigkeit? Wenn das Mental fähig ist, besteht keine Notwendigkeit für das Wissen von oben; es kann das Wissen dann durch seine eigene Größe erlangen.

Nicht mentales Wissen ist notwendig, sondern eine seelische oder unmittelbare Wahrnehmung im Bewusstsein. Mentales Wissen kann immer durch die Tricks des Vitals geblendet werden.

Eine größere Vervollkommnung des Wissens kann nur durch eine weitere Entwicklung stattfinden und durch das Wirken einer anderen Art von Wissen, das sich dem Physischen mitteilt und allmählich die Funktionen des Mentals in all seinen Teilen übernimmt.

Wissen ist immer besser als Unwissenheit. Es macht die Dinge, wenn auch nicht augenblicklich, so doch zu einem späteren Zeitpunkt möglich, während Unwissenheit tatsächlich hemmend und irreführend wirkt.

Es gibt verschiedene Arten von Wissen. Die eine ist die Inspiration, das heißt etwas, das wie ein Blitz von den Wissens-Ebenen herkommt und in einem einzigen Augenblick das Mental der Wahrheit öffnet. Das ist Inspiration. Sie vermag sich leicht in Form von Worten auszudrücken; so schreibt zum Beispiel ein Dichter oder spricht ein Redner aus Inspiration – wie die Leute sagen.

Die Idee ist nicht genug. Sie vermittelt nur ein halbes Licht. Du musst zur vollen Wahrheit gelangen, die hinter beiden, der Idee und Sache steht. Sein, Bewusstsein, Kraft – das ist das dreifache Geheimnis.

In der Idee ist eine Macht – eine Kraft, deren Form die Idee ist. Und hinter der Idee, der Kraft und dem Wort steht das, was der Spirit genannt wird – ein Bewusstsein, das die Kraft hervorbringt.

Alles Bewusstsein kommt von dem einen Bewusstsein – Wissen ist ein Aspekt des Göttlichen Bewusstseins.

Spirituelles Wissen ist die bewusste Erfahrung der Wahrheit, innerlich geschaut, gefühlt, gelebt, und es ist auch eine spirituelle Wahrnehmung (direkter und konkreter als die intellektuelle Wahrnehmung) der wahren Bedeutung der Dinge, die sich im Denken und Sprechen ausdrücken kann, an sich aber davon unabhängig ist.

Ich sprach von deiner Erfahrung des höheren Bewusstseins, deinem Sehen der Mutter in allen Dingen – es ist das, was man als spirituelle Verwirklichungen, spirituelles Wissen bezeichnet. Verwirklichungen sind die Essenz des Wissens; Gedanken darüber und ihr Ausdruck in Worten sind ein geringeres Wissen, und wenn die Gedanken rein mental sind, ohne Erfahrung oder Verwirklichung, werden sie im spirituellen Sinn überhaupt nicht als jnana [Wissen] betrachtet.

Das Mental in seinen höheren Teilen ist sich des Einsseins mit dem Göttlichen bewusst – auf jede Weise, in allen Dingen; und da es dieses höchste Wissen besitzt, wird es durch die eigene Unwissenheit und Unfähigkeit in seinen niedrigeren instrumentalen Teilen nicht gestört; es betrachtet all das mit einem Lächeln und verharrt glücklich und leuchtend mit dem Licht des höchsten Wissens.

Das Bewusstsein der Einung mit dem Göttlichen ist für den spirituell Suchenden das höchste Wissen.

Ja, es geschieht auf diese Weise. Ein Anflug von Verwirklichung reicht aus, um das höhere Mental-Wissen oder das erleuchtete Mental-Wissen fließen zu lassen.

Man sollte den Fluss des höheren Wissens durch solche Fragen nicht anhalten. Später kann man darüber nachdenken und die Antwort erhalten. Das Wissen, das kommt, ist in seinem Ausdruck nicht unbedingt vollständig oder vollkommen; man sollte es aber frei kommen lassen; später kann es dann erweitert oder verbessert werden.

Weder das Wissen noch irgend etwas anderes ist zu Beginn beständig – und selbst wenn es der Fall wäre, kann man nicht erwarten, dass es immer aktiv ist. Das kommt später.

Es ist das Ego, das aufgegeben werden muss. Wissen wird notwendigerweise beschränkt sein, solange nicht die vollständige Weite von oben herrscht; es hat keine Bedeutung.

Dein Mental ist zu aktiv. Wenn es ruhiger wäre und weniger fragen, argumentieren und ruhelos nach Lösungen suchen würde, hätte das Wissen, wie mir scheint, eine größere Chance herabzukommen und das intuitive, nicht-intellektuelle Bewusstsein könnte sich in dir entwickeln.

Solange das äußere Mental nicht ruhig ist, kann sich die Intuition unmöglich entwickeln. Du wirst also für immer damit fortfahren müssen, intellektuelle Fragen über das zu stellen, was jenseits des Intellektes ist, bis sich die Intuition trotz dieser Fragerei entwickelt.

Es ist das physische Mental, das all diese Fragen stellt und nicht verstehen oder die richtige Antwort geben kann. Wahres Wissen und Verstehen kann nur dann eintreten, wenn du aufhörst, mit dem kleinen physischen Mental Fragen zu stellen, und einem tieferen und weiteren Bewusstsein in dir erlaubst hervorzutreten und zu wachsen. Du würdest dann automatisch die wahre Antwort und wahre Führung erhalten. Dein Fehler ist, dem äußeren Mental und seinen Ideen und Wahrnehmungen so viel Bedeutung beizumessen, statt dich auf das Wachsen des inneren Bewusstseins zu konzentrieren.

Man kann über alles, was es auch sei, tausenderlei Fragen stellen, und es würde Bände füllen, sie zu beantworten – und selbst dann verstünde das Mental nichts. Nur durch ein Wachsen des Bewusstseins selbst kannst du eine unmittelbare Wahrnehmung dieser Dinge erlangen. Hierfür aber muss das Mental ruhig sein und an seine Stelle ein direktes Fühlen, eine direkte Intuition treten.

Wenn du die wahre intuitive Ebene erreichst, sind Anweisungen oder Fragen, wie die Sadhana auszuüben sei, nicht mehr notwendig. Die Sadhana wird sich im Licht der Intuition von selbst entwickeln.

Dinge, die über die Sadhana oder irgendeine echte Wahrheit gesagt wurden, erhalten mit dem Wachsen des Bewusstseins und der Erfahrung größere Bedeutung. Daher wird immer, wenn man eine neue Bewusstseins-Ebene erreicht, die Wahrheit, die das Mental früher erkannte, eine neue und weit tiefere Sache.

Die Hauptsache ist immer, den Frieden und die Macht wirken und dem Mental nicht zu erlauben, sich ablenken und stören zu lassen. Alle Werte des Mentals sind Gestaltungen der Unwissenheit – erst wenn dein seelisches Wesen hervortritt, hast du das wahre Wissen, denn das seelische Wesen weiß.

Ja, so ist es. Das gewöhnliche Mental, das von den vitalen Begierden und seinen eigenen mentalen Gestaltungen beherrscht wird, vermag nicht zu verstehen – es muss ruhig werden und den Frieden und die Kraft wirken lassen, damit sie ein anderes Bewusstsein mit dem wahren Licht darin hervorbringen. Wenn das geschehen ist, werden diese Zweifel und ihre Reaktionen aufhören.

Du musst dem Bewusstsein nur erlauben, sich zu entwickeln. Zuerst wird es sowohl Fehler als auch richtige Ideen geben; wenn aber eine hinreichende Entwicklung in dir stattgefunden hat und die Kraft und das Wissen der Mutter unmittelbar in dir wirken, ordnen sich die Dinge mehr und mehr – und nicht nur das, sondern du wirst auch die innere Gewissheit erlangen. Gegenwärtig beharrt noch ein zu großer Teil des alten physischen Mentals darauf, dass seine Wahrnehmungen immer richtig sind. In dem Maß, wie Friede und Kraft unmittelbar und vollständig vom physischen Bewusstsein Besitz ergreifen, ändert sich das, und das Bewusstsein wird sich mit größerer Sicherheit und in einem helleren Licht entwickeln.

Kehre zurück zu dem wahren Gefühl der Kraft und des Friedens – das Verstehen wird mit dem Wachsen jenes Gefühls und jener Erfahrung zunehmen. Denn mit der Kraft und dem Frieden kommt immer etwas von dem Licht, und dieses Licht, welches das Mental erleuchtet, bringt das Verstehen. Fehler und Nicht-Verstehen sind unvermeidlich, solange du mit dem nicht-erleuchteten Mental zu begreifen versuchst.

3. Abschnitt

Es liegt in der Natur des physischen Mentals, nichts Über-physisches zu glauben oder anzuerkennen, wenn es nicht erleuchtet ist und durch das Licht dazu gezwungen wird. Identifiziere dich nicht mit diesem Mental, betrachte es nicht als einen Teil von dir, sondern lediglich als ein dunkles Wirken der Natur. Rufe das Licht herab, bis es [das physische Mental] dazu gezwungen wird zu glauben.

Ja, das physische Mental folgert, meistens aber auf der Grundlage von äußeren Tatsachen – von Dingen, so wie sie dem äußeren Mental und den Sinnen oder den üblichen, gewohnten Vorstellungen oder einem rein äußerlichen Wissen erscheinen.

Das physische Mental ist das Instrument des Verstehens und der geordneten Einwirkung auf physische Dinge. Anstatt aber dunkel und unwissend zu sein und umherzutappen, wie es jetzt der Fall ist, oder sich nur von einem äußeren Wissen leiten zu lassen, muss es sich des Göttlichen bewusst werden und in Übereinstimmung mit einem inneren Licht, Willen und Wissen handeln – es muss den Kontakt mit der physischen Welt aufnehmen und zu einem verstehenden Einssein mit ihr gelangen.

Es bedeutet, dass im äußeren physischen Mental eine gewisse Dunkelheit herrscht, die das Wissen daran hindert hervorzutreten. Diese Dunkelheit im äußeren physischen Mental ist etwas Universales – du empfindest es gerade jetzt so sehr, weil der Widerstand gegenwärtig im physischen Bewusstsein zentriert ist. Dies wird vorübergehen, sobald die [Yoga-] Kraft durch das Mental und Vital herabkommen und direkt auf die physische Natur einwirken kann.

Was du fühltest, war die Dunkelheit des äußeren physischen Mentals und der äußeren physischen Natur (das Zentrum im Hals ist das Zentrum dieses äußeren Mentals). Solange sie besteht, bleibt sowohl die äußere Natur als auch die äußere Tätigkeit immer die gleiche, und es gibt keine Übereinstimmung zwischen ihnen und dem inneren spirituellen Bewusstsein und der inneren spirituellen Erfahrung. Das wird nicht durch eine einzige Erfahrung anders; ein ständiger Wille zur Wandlung ist erforderlich.

Was du sagst, ist ganz richtig. Keine persönliche Bemühung kann diese Dinge zuwege bringen; daher raten wir dir immer, dich ruhig zu verhalten und Frieden und Kraft wirken zu lassen. Was das Verstehen anbelangt, so ist es dein physisches Mental, das verstehen will; das physische Mental jedoch ist aus sich heraus unfähig, diese Dinge zu verstehen, denn es besitzt weder das Wissen noch die Mittel des Wissens. Auch sind seine Normen von denen des wahren Wissens ganz verschieden. Alles was das physische Mental tun kann ist, ruhig zu sein und das Licht in sich eintreten zu lassen, es zu akzeptieren, ohne seine eigenen Ideen geltend zu machen – dann wird es immer mehr das Wissen empfangen. Auf diese Weise jedoch kann es das Wissen nicht empfangen, es muss sich überantworten.

Es ist die Aufgabe des äußeren physischen Mentals, sich mit äußeren Dingen auseinanderzusetzen – aus diesem Grund will es sich immer damit beschäftigen. Es muss lernen ruhig zu sein und nur dann zu handeln, wenn der Wille es benützen will und es wirklich gebraucht wird, und auch nur auf das einzuwirken, womit sich der Wille auseinandersetzen will – und nicht aufs Geratewohl umherzuschweifen. Wenn es ruhig geworden ist, kann es sich nach innen wenden und mit dem inneren physischen Bewusstsein in Kontakt und zu einer Einheit kommen. Die Weite und der Friede können in dem Maß wie sie zunehmen viel dazu beitragen, das physische Mental zu beruhigen und in ihm die innere Quelle einer tieferen Tätigkeit zu schaffen.

Was du jetzt gesehen und in deinem Brief beschrieben hast, ist die gewöhnliche Tätigkeit des physischen Mentals, das voll ist von den üblichen gewohnheitsmäßigen und fortwährend wiederkehrenden Gedanken und immer mit äußeren Dingen und Tätigkeiten beschäftigt. Was dich früher zu beunruhigen pflegte, war das mentale Vital, das etwas anderes ist – denn das ist immer mit Emotionen, Leidenschaften und Begierden beschäftigt, mit allen möglichen Reaktionen auf die Kontakte des Lebens und das Benehmen anderer. Auch das physische Mental kann auf diese Dinge reagieren, aber auf andere Weise – seine Natur ist weniger die des Begehrens als der gewohnheitsmäßigen Aktivität, der kleinen, gewöhnlichen Interessen, Leiden und Vergnügen. Wenn man es zu überwachen oder zu unterdrücken versucht, wird es umso aktiver.

Um mit diesem Mental umzugehen, sind zwei Dinge notwendig:

1. Nicht so sehr zu versuchen, es zu überwachen, oder mit ihm zu kämpfen oder es zu unterdrücken, als sich vielmehr von ihm zu lösen; man betrachtet es und erkennt, was es ist, weigert sich aber, seinen Gedanken zu folgen oder sich in die Dinge, die es beschäftigt, einzumischen und bleibt im Hintergrund des Mentals ruhig und losgelöst. 2. In dieser Loslösung die Ruhe und Konzentration zu üben, bis die Gewohnheit der Ruhe das physische Mental ergreift und die Gewohnheit jener kleinen Tätigkeiten ersetzt. Natürlich nimmt das alles Zeit in Anspruch und kann nur durch Übung geschehen. Was du zu tun vorschlägst, ist daher richtig.

Löse dich von der gewohnten Bewegung der Gedanken, lass sie sich außerhalb deines Mentals abspielen als etwas, das du beobachten kannst, so wie du Dinge beobachtest, die sich auf der Straße abspielen. Solange du das nicht tust, ist es schwierig, der Meister des Mentals zu sein.

Ganz richtig. Aber das ist eine allgemeine Erfahrung – es ist erstaunlich, wie lange es dauert, bis es dem physischen Mental dämmert, das Einfache und Richtige zu tun.

Die Seele kann sehr großen Einfluss auf das physische Mental ausüben, indem sie ihm zur richtigen Einstellung verhilft und zum rechten Weg, die Dinge zu betrachten, damit es [das physische Mental] das emotionale Wesen in seinem Streben, seiner Liebe und Hingabe unterstützt und selbst Interesse und Glauben an der inneren Wahrheit der Dinge sowie Einblick in sie erhält, anstatt nur ihre äußeren Aspekte zu sehen und den falschen Folgerungen und Erscheinungen zu folgen. Sie hilft ihm auch, sich von Enge und Zweifel zu befreien, welche die hauptsächlichen Unvollkommenheiten des physischen Mentals sind.

Die Seele kann, wenn sie das physische Mental und vitale Physische ergreift, deren Willen, Anschauung und Orientierung völlig verändern und sie der wahren Auffassung der Dinge und dem rechten Impuls öffnen. Mental und höheres Vital können viel dazu beitragen.

Das durch das Vital erregte physische Mental ist nicht leicht zu überzeugen, da ihm seine Folgerungen vom Vital eingeflößt werden, das seinen eigenen Begierden und Gefühlen entsprechend denkt – außer es kommt ihm eine große Klarheit von der Seele oder vom denkenden Mental her zu Hilfe.

Es ist das seelische Bewusstsein – zwar noch nicht vollendet, doch gut entwickelt –, das einige der von dir erwähnten Menschen stützt und es ihnen leicht macht, sich im Glauben zu festigen (es hat sich in ihnen jedoch erst nach viel vitaler Schwierigkeit entwickelt), und es gibt keinen Grund, warum das nicht auch rasch in dir geschehen sollte.

Das physische Mental ist dann intuitiv, wenn man beginnt, Dinge mit einem feineren physischen Mental und Gefühl zu sehen und nicht mehr wie sie dem äußeren Mental und den äußeren Sinnen erscheinen – zum Beispiel intuitiv zu erkennen, was geschehen soll, wie es geschehen soll, was das Objekt (selbst sogenannte unbelebte Gegenstände) verlangt oder braucht, was sich voraussichtlich als nächstes ereignen wird (oder sich manchmal mit Sicherheit ereignet), welche Kräfte auf der physischen Ebene am Werk sind usw. usw. Selbst der Körper wird auf diese Weise intuitiv bewusst und spürt, ohne dass das Mental es ihm sagt, was er zu tun und zu lassen hat, was bevorsteht oder im Begriff ist zu kommen (obwohl noch nicht sichtbar) usw. usw.

Das gewandelte physische Mental kann dem physischen Vital die wahre Haltung und das wahre Gefühl aufzwingen, es kann das Eindringen der falschen Suggestionen und Impulse erschweren und den wahren Bewegungen die volle Kraft zuwenden. Dieses Wirken des physischen Mentals ist unerlässlich für die Wandlung des gesamten physischen Bewusstseins, sogar des ganz Stofflichen, obwohl hierfür die Erleuchtung des Unterbewussten unerlässlich ist.

4. Abschnitt

Für jemand, der die Sadhana ausüben will, muss die Sadhana an erster Stelle stehen – Lesen und mentale Entwicklung können nur untergeordnete Dinge sein.

Mentale Entwicklung kann zur Sadhana beitragen oder auch nicht – wenn das Mental in gewissen rationalistischen Richtungen zu intellektuell entwickelt ist, kann es ein Hemmnis sein.

Es ist mir nicht bekannt, dass sie [mentale Arbeit] die Sadhana fördert, und ich verstehe nicht ganz, was mit der Redewendung gemeint sein soll. Es ist allerdings richtig, dass sowohl mentale als auch physische Arbeit zu einem Teil der Sadhana gemacht werden kann – aber nicht indem sie mit der Sadhana rivalisiert oder als eine gesonderte Tätigkeit betrachtet wird, die mit der Sadhana gleichberechtigt und dabei weniger selbstsüchtig und egoistisch ist als die Suche nach dem Göttlichen.

Es ist ganz klar, dass Poesie zu schreiben kein Ersatz für die Sadhana, sondern nur eine Begleiterscheinung sein kann. Eine Empfindung der Weihung oder Hingabe in dir kann durch Dichtung ausgedrückt und bestätigt werden; auch eine Erfahrung kann durch sie zum Ausdruck gebracht werden und die Kraft der Erfahrung stärken. So wie das Lesen von Büchern – der Upanishaden oder der Gita – oder das Singen von weihevollen Gesängen in dem einen oder anderen Stadium hilfreich sein kann, kann auch das hilfreich sein. Hierdurch wird auch eine Verbindung zwischen dem äußeren Bewusstsein und dem inneren Mental oder Vital hergestellt. Wenn man aber hier Halt macht, ist nicht viel gewonnen. Die Sadhana muss die Hauptsache sein, und Sadhana bedeutet die Läuterung der Natur, die Weihung des Wesens, das Sich-Öffnen der Seele und des inneren Mentals und Vitals, die Fühlungnahme mit dem Göttlichen und seiner Gegenwart, die Verwirklichung des Göttlichen in allen Dingen, Hingabe, Weihung, das Weiten des Bewusstseins in das kosmische Bewusstsein, in das Selbst, das eins in allen ist, die seelische und spirituelle Umwandlung der Natur. Wenn diese Dinge vernachlässigt werden und lediglich die Poesie, die mentale Entwicklung und der gesellige Kontakt die ganze Zeit beanspruchen, dann ist das nicht Sadhana. Auch muss die Poesie im wahren Geist geschrieben werden, nicht um des Ruhmes oder der Selbstbefriedigung willen, sondern als ein Mittel, um durch Inspiration den Kontakt mit dem Göttlichen herzustellen oder als Ausdruck des eigenen inneren Wesens, so wie es früher durch jene geschah, die all die weihevolle und spirituelle Dichtung Indiens hinterlassen haben; sie ist [der Sadhana] nicht förderlich, wenn sie im Geist des westlichen Künstlers oder Literaten geschrieben wird. Selbst Arbeit und Meditation bringen keinen Erfolg, wenn sie nicht im rechten Geist der Weihung und spirituellen Aspiration geschehen, die das ganze Wesen erfassen und alles Übrige beherrschen. Diese Unterlassung, das ganze Leben, die ganze Natur zu sammeln, um sie auf das eine Ziel auszurichten, ist die Schwäche in so vielen hier – es senkt die Atmosphäre und ist ein Hemmnis für das, was von mir und der Mutter getan wird.

Das Studium kann nicht von gleicher oder größerer Wichtigkeit sein als die Sadhana.

Wenn der Sadhak fähig ist, lange zu meditieren, wird er natürlich meditieren und sich wenig um das Lesen kümmern – außer er hat das Stadium erreicht, in dem alles zu einem Teil des immerwährenden yogischen Bewusstseins geworden ist. Das Ziel eines Sadhaks ist die Sadhana, nicht die mentale Entwicklung. Wenn er aber Zeit erübrigt und eine mentale Neigung besteht, wird er sie natürlich zum Lesen oder irgendeinem Studium verwenden.

In diesem Yoga ist beides, sowohl dhyana als auch Arbeit, für jene nützlich, die beides zu tun vermögen. Auch das Lesen kann zu einer Hilfe werden.

Eine halbe Stunde Meditation täglich sollte möglich sein – und sei es nur zu dem Zweck, das Bewusstsein an die Konzentration zu gewöhnen; es wird dazu beitragen, erstens bei der Arbeit weniger nach außen gerichtet zu sein, und zweitens die Neigung zur Empfangsbereitschaft zu entwickeln, was selbst in der Arbeit Früchte tragen kann.

Ja, Lesen als Teil der Sadhana kann zur Verbesserung des mentalen Instrumentes beitragen.

Zu Beginn der Sadhana brauchst du nichts anderes zu tun, als was du selbst sagst: „Konzentration verbunden mit Glauben, Hingabe und Wahrhaftigkeit“, ausgerichtet auf eine Erscheinungsform des Göttlichen Wesens – du kannst ein Gebet oder den Namen [Gottes] hinzufügen, wenn du willst.

Das Lesen von guten Büchern kann im frühen mentalen Stadium eine Hilfe sein – es bereitet das Mental vor, versetzt es in die rechte Schwingung, kann sogar, wenn man sehr sensitiv ist, einen kurzen Einblick in die Verwirklichung auf der mentalen Ebene gewähren. Später verringert sich der Nutzen – alles Wissen und jede Erfahrung musst du in dir selbst finden.

Es ist eine ganz normale Bewegung. Indem du diese Bücher liest, kommst du mit der Kraft in Kontakt, die hinter ihnen steht, und dies ist es, was den Impuls zur Meditation in dir auslöst und eine entsprechende Erfahrung vermittelt.

Ja, wenn man viel über eine bestimmte Art von Verwirklichung nachgedacht und die Idee tief in sich absorbiert hat, ist es ganz natürlich, dass ihre spirituelle Erfahrung als eine der ersten kommt.

Dein Einwand war, dass das Erlernen von Sprachen, besonders des Französischen, dem Frieden und Schweigen nicht förderlich sei, da es [mentale] Aktivität bedeute. Wenn sich das Mental nicht in Meditation oder einem absoluten Schweigen befindet, ist es immer mit der einen oder anderen Sache beschäftigt – mit seinen eigenen Ideen oder Wünschen oder mit anderen Menschen, mit Dingen, mit Sprechen usw. Das alles ist nicht weniger eine Aktivität als das Erlernen von Sprachen. Jetzt hast du deinen Standpunkt geändert, und dein Einwand ist, für Meditation keine Zeit zu haben, weil du lernen musst. Das ist absurd, denn wenn Menschen den Wunsch haben zu meditieren, werden sie ihre Zeit für das Studium dementsprechend einrichten; wenn sie diesen Wunsch nicht haben, muss der Grund dafür in etwas anderem als dem Studium [der Sprachen] liegen; wenn sie aber nicht lernen, werden sie einfach weiterhin über unbedeutende Dinge nachdenken. Weder Zeitmangel noch der Drang zu lernen ist ein Grund dafür, dass sie nicht meditieren.

Studium und inneres Schweigen sind gut, entwickeln aber nur einen Teil des Wesens – das innere Schweigen kann auch eine größere Arbeit, ein umfassenderes Leben stützen.

Streng genommen verinnerlicht das Lesen nicht, es verlagert dich lediglich vom mehr physischen zum mehr mentalen Teil des äußeren Bewusstseins. Es wird eine Zeit kommen, in der weder das Lesen noch irgendeine andere äußere Beschäftigung mit dem Druck [der Yoga-Kraft] oder dem Wirken des höheren Bewusstseins in Konflikt geraten.

Das Lesen muss lernen, sich dem Druck anzupassen – das heißt, es muss durch das äußere Mental geschehen, während das innere Wesen in Konzentration verharrt.

Das ist gut. Lesen sollte das Bewusstsein nicht absorbieren – es sollte größtenteils im Hintergrund bleiben, losgelöst und auf eine umfassendere Weise bewusst.

Du kannst zu Beginn an das Göttliche denken und dein Lesen darbringen und zum Schluss nochmals. Es gibt ein Bewusstseinsstadium, in welchem nur ein Teil des Bewusstseins liest oder die Arbeit verrichtet, während im Hintergrund immer das Bewusstsein des Göttlichen herrscht.

So ist es, wenn die Leidenschaft zu lesen und zu lernen das Mental erfasst: man will die ganze Zeit damit zubringen. Es ist eine Kraft, die sich befriedigen will – wie andere Kräfte auch – und die das Bewusstsein für ihren Zweck in Beschlag nimmt. Man muss diese Kräfte gebrauchen, ohne sich von ihnen beherrschen zu lassen; denn das zentrale Wesen sollte immer über die Kräfte der Natur, die auf es einwirken die Kontrolle bewahren; es sollte selbst die Wahl treffen, was anzunehmen und wie das Wirken der Kräfte zu nützen und zu ordnen ist. Andernfalls würde sich jegliche Kraft eines Teils der Person (sei es des Lernenden, des geselligen oder des erotischen Menschen oder des Kämpfers) bemächtigen, sich des Wesens bedienen und es antreiben, statt von ihm beherrscht und benützt zu werden.

Die von dir beschriebenen Bewegungen sind nicht eigentümlich für dich; sie sind der natürliche Hang des vitalen Mentals und nehmen eine ähnliche Form bei den meisten Menschen an. Dieses Mental muss in der Sadhana zur Ruhe kommen, wie alles Übrige auch, und seine Energie muss überwacht, umgewandelt und dem eigentlichen Zweck zugeführt werden; das aber nimmt Zeit in Anspruch und tritt erst mit dem Wachsen des größeren Bewusstseins ein. Der Druck dieser Bewegungen ist für das vitale Mental etwas durchaus Normales, so dass es keinen berechtigten Grund zur Entmutigung hat.

Ich halte nichts davon, dass du das Lesen aufgibst, solange es als Leidenschaft nicht von selbst vom Mental abfällt; das geschieht dann, wenn Bewusstsein und Erfahrungen von höherer Ordnung im Wesen ihren Anfang nehmen. Es ist auch nicht gut für dich, wenn du dich zu ausschließlich zu der einen Arbeit des Malens zwingst. Ein Zwang, der solcherart auf Mental und Vital ausgeübt wird, neigt dazu, entweder erfolglos zu sein und sie noch rastloser zu machen oder aber eine Art von Dumpfheit und Trägheit zu erzeugen.

Was die Arbeit anbelangt, so strebe einfach danach, dass sich die [Yoga-] Kraft deiner bediene, stelle innerlich die Verbindung mit der Mutter her, wenn du die Arbeit verrichtest, und mache es dir zum Ziel, als Instrument zu dienen, um Schönheit zum Ausdruck zu bringen, ohne auf persönlichen Ruhm, auf Lob oder Tadel der anderen zu achten.

Über gewöhnliche Themen zu schreiben, bringt einen Hang zur Veräußerlichung mit sich, es sei denn, man ist daran gewöhnt, mit dem inneren Bewusstsein zu schreiben (welcher Art das Thema auch sei) – losgelöst und frei von dem, was das äußere [Bewusstsein] tut.

Es ist nicht so leicht, mentale Arbeit zu verrichten und gleichzeitig die Sadhana auszuüben, denn die Sadhana wird mit dem Mental ausgeübt. Es ist erst dann möglich, wenn man sich sowohl vom Mental als auch vom Körper loslösen kann und im inneren Purusha-Bewusstsein lebt.

Der einzige Weg besteht darin, die Prakriti vom Purusha zu trennen. Wenn du etwas in dir wahrnimmst, das alle mentalen Tätigkeiten beobachtet, doch von ihnen getrennt ist – genauso wie du Dinge beobachten kannst, die sich draußen auf der Straße abspielen –, dann ist das die Trennung des Purusha von der mentalen Prakriti.

Das bedeutet lediglich, dass du dich von deinem mentalen Bewusstsein, wenn es tätig ist, nicht loszulösen vermagst. Wenn du natürlich dein mentales Bewusstsein vom Lesen abwendest, kannst du nicht verstehen, was du liest – denn es ist das mentale Bewusstsein, mit dem man versteht. Du darfst das mentale Bewusstsein und das Lesen nicht voneinander trennen, sondern musst dich selbst vom mentalen Bewusstsein loslösen. Du hast der Betrachter zu sein, der beobachtet, wenn es liest oder schreibt oder spricht, genauso wie du beobachtest, wenn der Körper tätig ist oder sich bewegt.

5. Abschnitt

Ich habe nichts dagegen, dass er mit seinen Studien fortfährt – ob sie für ihn von irgendwelchem Nutzen für ein Leben der Sadhana sind, hängt von der Einstellung ab, in der er studiert. Das wirklich Wichtige ist, ein Bewusstseins-Stadium zu entwickeln, in dem man im Göttlichen leben und von dorther auf die physische Welt einwirken kann. Mentales Training, mentale Disziplin, Kenntnis von Menschen und Dingen, geistige Bildung, nützliche Fähigkeiten sind eine Vorbereitung, die zu haben für den Sadhak umso besser ist – obwohl es nicht die eine unerlässliche Sache ist. Erziehung in Indien vermittelt sehr wenig von diesen Dingen; wenn man aber weiß, wie man zu studieren hat, ohne sich viel um die Form oder den rein akademischen Erfolg zu kümmern, kann das Leben des Studierenden seinen Zweck erfüllen.

Es besteht kein Grund, warum X seine Studien nicht vollenden oder etwas lernen sollte, das ihn im Leben nützlich werden lässt. Es ist keine Qualifikation für den Yoga, wenn man zu nichts taugt.

Von den Dingen dieser Welt nichts zu wissen, ist für die spirituelle Erkenntnis nicht förderlich.

Ich kann dir keine eindeutigere Antwort geben. Zu lernen ist nur dann von Wichtigkeit, wenn du auf die richtige Weise lernst, und mit der Hinwendung zu [echtem] Wissen und mentaler Disziplin.

Lesen und Studium sind nur nützlich, um Informationen zu erwerben und den eigenen Kenntnisbereich zu erweitern. Sie führen aber zu gar nichts, wenn man nicht wahrzunehmen, zu unterscheiden und zu beurteilen weiß, wenn man nicht zu erkennen vermag, was in und hinter den Dingen ist.

Es [das Studium der Logik] ist ein theoretisches Training – du erlernst dabei einige Regeln logischen Denkens. Die Anwendung jedoch hängt von deiner eigenen Intelligenz ab. Ein Mensch kann in irgendeiner Sphäre des Wissens oder Wirkens ein guter Theoretiker sein, aber als Praktiker versagen. Ein sehr guter Militär-Experte und Begutachter kann, wenn er als Befehlshaber einer Armee eingesetzt wird, sehr wohl all seine Schlachten verlieren, da er nicht fähig ist, seine Theorien in die Praxis umzusetzen. Solch ein theoretischer Logiker kann sich bei der Anwendung seiner Fähigkeiten mangels Einsicht, schnellem Erfassungsvermögen oder Plastizität als grober Stümper erweisen. Außerdem umfasst Logik nicht die Gesamtheit des Denkens; Beobachtungsgabe, Intuition, Verständnis und Vielseitigkeit sind wichtiger.

Es ist mir nicht bekannt, dass man durch das Erlernen der Logik von physischen Dingen befreit wird. Einige Intellektuelle führen zwar ein mentales Leben und sind dabei den physischen Bedürfnissen gegenüber weitgehend gleichgültig – aber das sind nur wenige.

Mentales Training besteht aus Lesen, dem Erlernen von Dingen, dem Erwerb vollständiger und genauer Information, dem Sich-Üben in logischem Denken, der leidenschaftslosen Betrachtung aller Seiten einer Frage, aus der Zurückweisung von hastigen oder falschen Folgerungen oder Rückschlüssen und ferner darin, alle Dinge klar und als Ganzes zu sehen.

Gesunder Menschenverstand ist übrigens nicht gleichbedeutend mit Logik (die am wenigsten vernünftige Sache der Welt); er besteht einfach darin, die Dinge zu betrachten wie sie sind, ohne Übertreibung oder Untertreibung – keine unsinnigen Vorstellungen zu hegen.

Ein wohl geübter Intellekt und das Studium sind zwei verschiedene Dinge – es gibt eine große Anzahl von Menschen, die viel gelesen haben, deren Intellekt aber nicht geschult ist. Trägheit kann jeden erfassen, selbst die gebildetsten Menschen.

Ein Mensch kann viel gelesen haben und mental dennoch unentwickelt sein. Das Mental eines Menschen entwickelt sich durch Denken, Verstehen, durch das Empfangen von mentalen Einflüssen von Menschen, die intellektuell über ihm stehen.

Intelligenz hängt nicht von der Menge ab, die man gelesen hat, sie ist vielmehr eine Eigenschaft des Mentals. Das Studium verschafft ihr lediglich Substanz für ihre Betätigung – genauso wie das Leben. Es gibt Leute, die weder lesen noch schreiben können und intelligenter sind als viele hoch entwickelte Menschen und das Leben und die Dinge besser als diese verstehen. Auf der anderen Seite kann sich eine gut entwickelte Intelligenz durch Lesen verbessern, weil sie mehr Stoff zur Betätigung erhält, durch Übung wächst und eine größere Bewegungsfreiheit hat. Buch-Wissen als solches ist jedoch nicht die wahre Sache, es sollte dazu benützt werden, die Intelligenz zu fördern, fördert aber oft nur die Dummheit und Unwissenheit – Unwissenheit deshalb, weil die [bloße] Kenntnis von Tatsachen eine armselige Sache ist, wenn man nicht ihre wahre Bedeutung zu erkennen vermag.

Eine derartige Regel gibt es nicht. Es ist besser, wenn das Mental stark und entwickelt ist, doch entsteht durch Gelehrsamkeit nicht notwendigerweise ein starkes und entwickeltes Mental.

Seine Hauptsorge hinsichtlich der Intellektuellen ist, dass er von jeder Erörterung mentaler Dinge und geistiger Anregungen abgeschnitten ist und seine mentalen Energien daher verkümmern. Doch sollte ein Mensch von mentaler Natur bestimmt nicht von anderen abhängig sein, denn dieses Leben hat seine Grundlage im Inneren – es sollten innere Quellen vorhanden sein, die aus eigener Kraft fließen.

Du solltest nicht zum Zeitvertreib lesen, sondern mit der festen Absicht, dein Mental mit Wissen zu bereichern.

Lies, was dem Yoga dient oder für die Arbeit nützlich ist oder die Fähigkeiten für das Göttliche Ziel entwickelt. Lies nicht wertlosen Kram oder zur reinen Unterhaltung oder wie ein mentaler Zechbruder, zur Befriedigung einer dilettantischen mentalen Neugier. Wenn man im höchsten Bewusstsein gefestigt ist, kann man nichts oder alles lesen; es spielt dann keine Rolle – aber bis dahin ist noch ein weiter Weg.

Schreiben und Lesen absorbieren das Mental und beladen es mit Vorstellungen und Einflüssen; wenn die Vorstellungen und Einflüsse nicht von der rechten Art sind, lenken sie dich natürlich vom rechten Bewusstsein ab. Erst wenn man das wahre Bewusstsein erlangt hat, und das bereits gut gefestigt ist, kann man ohne Gefahr, es wieder zu verlieren oder ohne irgendwelchen sonstigen Schaden alles, was immer es auch sei, lesen oder schreiben.

Es ist nicht notwendig, mit der äußeren Welt auf diese Weise in Verbindung zu sein; es mag unter bestimmten Umständen und für bestimmte Zwecke nützlich sein. Es kann aber auch als Hemmnis wirken. Alles hängt von dem Bewusstsein ab, in dem es geschieht.

Das Lesen von oberflächlichen Büchern kann als Entspannung des mentalen Bewusstseins wirken. In den frühen Stadien ist es nicht immer möglich, das Mental in ununterbrochener spiritueller Konzentration zu halten – es nimmt Zuflucht zu anderen Beschäftigungen und fühlt sich sogar instinktiv zu jenen mit leichterem Charakter hingezogen.

Es hängt von der Art des Gelesenen ab, ob es für das Wachstum des Wesens förderlich ist oder nicht. Eine allgemein gültige Regel kann man nicht aufstellen. Man kann nicht sagen, dass Gedichte oder Tragödien gelesen oder nicht gelesen werden sollen; es hängt vom Gedicht und Schauspiel ab – und so ist es mit allem Übrigen.

Es hängt von der Art des Buches ab. Philosophie verfeinert das Mental in bestimmten Richtungen – oder sollte es tun. Der einzige Schaden, der entstehen kann, ist, wenn das Mental sich an Ideen zu klammern beginnt, an statt zur direkten Erfahrung voranzuschreiten.

Ja, das ist der richtige Weg, diese Dinge zu lesen. Diese Philosophien sind meist mentale Intuitionen, die mit viel Spekulation vermischt sind, doch kann man, wenn man das Wissen hat, dahinter eine Wahrheit entdecken, mit der sie übereinstimmen.

Ich weiß nicht, ob an deinen philosophischen Überlegungen etwas Falsches ist. Philosophie ist natürlich eine Schöpfung des Mentals; ihr Fehler ist nicht, falsch zu sein, sondern dass ein philosophisches System nur einen Teilaspekt der Wahrheit darstellt, den der Philosoph als Ganzes ansieht. Wenn man alle Seiten betrachtet und sich nicht derartig einengt, ist es kein Schaden zu philosophieren.

Die Göttliche Wahrheit ist größer als irgendeine Religion oder ein Glaubensbekenntnis oder eine Schrift oder Idee oder Philosophie – du darfst dich an keines dieser Dinge binden.

Über diesen Kommentar ist mir nichts bekannt, doch werden die meisten Kommentare über die Upanishaden mit dem erörternden und spekulierenden Intellekt geschrieben. Sie mögen für solche Menschen nützlich sein, die die Bedeutung der Upanishaden intellektuell zu erfassen suchen, können aber für dich als Sadhak, der du die Erfahrung suchst, keine Hilfe darstellen – wahrscheinlich verwirren sie eher das Mental, indem sie ihm die wahre Grundlage entziehen und es vom Weg der Erfahrung und spirituellen Empfangsbereitschaft ablenken und in den Dschungel der intellektuellen Debatte führen.

Metaphysik setzt sich mit der letzten Ursache der Dinge auseinander und mit all dem, was hinter der Welt der Erscheinungsformen liegt. Hinsichtlich des Mentals und Bewusstseins stellt sie die Frage, was sie sind, wie sie entstanden sind und welcher Art ihre Beziehung zu Materie und Leben ist, usw. Psychologie hingegen setzt sich mit dem Mental und Bewusstsein auseinander und versucht nicht so sehr, ihr eigentliches Wesen und ihre Beziehungen zu ergründen als ihr tatsächliches Wirken sowie die Norm und das Gesetz dieses Wirkens.

Ich bin der Meinung, dass einige Kenntnis der Naturwissenschaft für dich höchst nützlich ist – dieses Gebiet ist für die meisten Menschen hier ein unbeschriebenes Blatt, und doch wird der größte Teil des modernen Denkens und Wissens von ihr beeinflusst.

Über die Erzählung bin ich nicht im Bilde. Die Menschen bringen die Beziehungen von Mann und Frau hinein, weil seit Jahrhunderten die Gewohnheit herrscht, dass sich jede Erzählung darum dreht, ausgenommen die wenigen, die Geschichte, Abenteuer oder ähnliche Dinge behandeln. Sollte in einer Erzählung, welche spirituelle Philosophie zur Grundlage hat, die Idee von Mann und Frau nicht in den Hintergrund treten oder ganz verschwinden, da spirituelle Liebe in keiner Weise auf Sex beruht, sondern auf der Beziehung von Seele zu Seele?

Der einzige Nachteil beim Lesen solcher Lektüre besteht darin, dass sie dem Vital als Vorwand für sexuelle Erregung dient. Ansonsten schadet Lesen um des Wissens willen nicht – man muss die Tatsachen des Daseins kennen, und wir sollten sie mit einem freien, und leidenschaftslosen Mental kennenlernen. Wenn aber irgendeine vitale Reaktion entsteht, sollte Lektüre dieser Art gemieden werden.

Es verstößt nicht gegen das Prinzip yogischen Lebens, zu wissen, was in der Welt geschieht – unyogisch daran ist, mit diesen Dingen verhaftet zu sein und ohne sie nicht auskommen zu können oder sie als eine Sache von großer Wichtigkeit zu betrachten. Das einzig Wichtige muss die Sadhana sein, das Wachsen in ein neues Bewusstsein und ein neues inneres Leben. Alles Übrige muss mit Losgelöstsein geschehen und ohne von ihnen [den Dingen der Welt] absorbiert zu werden. Deine Einstellung muss sein, dass, wenn die Mutter dir sagen würde, niemals mehr eine Zeitung in die Hand zu nehmen, es kein Verzicht für dich wäre und du nicht einmal einen Unterschied empfinden würdest.

Es gibt offensichtlich viele Dinge, die für alle gleichermaßen anwendbar sind und nicht auf diese Weise vermieden werden können. Die Behauptung, dass jeder seinen eigenen Weg zu gehen habe, ist nicht richtig; jeder hat auf seine eigene Weise dem allgemeinen Weg zu folgen, und diese „eigene Weise“ kann oft sehr unvollständig sein. Natürlich ist es richtig, dass die einzelnen Naturen verschieden sind und auch der Zugang, den sie zur Sadhana oder zu anderen Dingen haben. Man kann ganz allgemein sagen, dass das Lesen von Zeitungen oder Erzählungen der Sadhana nicht förderlich ist und zumindest ein Zugeständnis an das Vital darstellt, das noch nicht bereit ist, sich von der Sadhana absorbieren zu lassen – außer wenn und bis man fähig ist, auf die richtige Weise, mit einem höheren Bewusstsein zu lesen, das vom Lesen nicht nur nicht „gestört“; oder vom gesammelten Yoga-Bewusstsein abgelenkt wird, sondern auch fähig ist, vom inneren Bewusstsein und inneren Leben den rechten Gebrauch von dem zu machen, was gelesen wird.

Begründungen beweisen natürlich nichts, sie können lediglich Entschuldigungen sein, die das Mental vorbringt, um das zu tun, was das Vital will. Es liegt auf der Hand, dass das Lesen von Zeitungen die Atmosphäre senkt. Die strittige Frage ist, ob man genügend Abstand bewahren kann, um davon nicht hinuntergezogen zu werden. Während man liest, besteht mit Sicherheit ein Bewusstseinsabfall in den frontalen und äußeren Teilen. Wenn jedoch im Hintergrund das Bewusstsein davon nicht berührt wird, kann man unmittelbar nach dem Lesen zur normalen höheren Ebene zurückkehren.

Lediglich äußeren Regeln zu folgen, ist natürlich nicht ausreichend. Sie sind nur solange eine Hilfe für die innere Bemühung, bis das innere Bewusstsein gründlich verankert ist. Das viele Lesen von Zeitungen auf die übliche Weise bindet dich an die gewöhnliche Auffassung und Ansicht der Dinge und hält dein Interesse daran wach – wenn man das innere Bewusstsein erlangt hat, kann man die Geschehnisse der Welt mit einem anderen Auge des Wissens betrachten, und dann kann Lesen von einigem Nutzen sein – obwohl selbst dann die meisten Veröffentlichungen leer und sinnlos sind. Das einfache Nicht-Lesen jedoch bringt als solches nichts. Auch wenn man eine Ablenkung braucht, dient Zeitungen zu lesen dem Zweck.

An äußeren Dingen interessiert zu sein, ist im Grunde nicht falsch – es hängt von der Art und Weise ab, in der man interessiert ist. Wenn es als Teil der Sadhana geschieht und man diese Dinge vom wahren Bewusstsein her betrachtet, werden sie zu einem Hilfsmittel für das Wachstum des Wesens. Das wahre Bewusstsein zu erlangen, ist das was zählt, und es ist dieses [Bewusstsein], welches dir das Gefühl des Friedens und Wirkens der Kraft vermittelt, wenn es in dich eintritt. Es gibt keinen echten Grund für dich, mit dir unzufrieden zu ein, da trotz des Widerstandes der niederen Kräfte Fortschritt erzielt wird. Von dem Druck, der sich durch das Schweregefühl im Magen bemerkbar macht, muss man sich befreien – dort ist noch der Hauptwiderstand. Es ist der innere Friede, der angestrebt wird, sowie eine freudige Zuversicht, ein freudiges Glücklichsein nach außen – dann hört diese Art von nervösem Druck und diese Störung auf.

Englisch oder Französisch lernt man nicht zur Förderung der Sadhana, sondern zur Entwicklung des Mentals und als Teil der Tätigkeit, die das Wesen zu verrichten hat. Für diesen Zweck ist es ebenso gut, Französisch zu erlernen wie Englisch und wenn es auf die richtige Weise geschieht, sogar noch besser. Es gibt auch keinerlei Grund, sich nur auf die eine Sprache zu beschränken, wenn man die Fähigkeit hat [mehr zu erlernen].

Sprachen zu beherrschen, gehört zum Rüstzeug des Mentals.

Es kommt darauf an, was du mit der Sprache anfangen willst. Wenn du nur Literatur lesen willst, genügt es, lesen, aussprechen und verstehen zu lernen. Wenn eine völlige Meisterung [der Sprache] das Ziel ist, müssen Konversation und Schreiben in der betreffenden Sprache gründlich erlernt werden.

Es kommt darauf an: viele Bücher rasch zu lesen verschafft Freiheit, Ungezwungenheit und Vertrautheit mit der Sprache. Die andere Methode ist der Gründlichkeit und Genauigkeit im Detail wegen notwendig.

Es ist das denkende Mental, das Ideen ausarbeitet – das nach außen gerichtete Mental oder physische Mental verleiht ihnen Form in Worten. Vermutlich hast du diesen Teil nicht hinreichend entwickelt. Die Gabe des Ausdrucks durch das Wort ist verhältnismäßig selten. Die meisten Menschen Sind in ihrem Ausdruck entweder schwerfällig, oder wenn sie sehr viel schreiben, geschieht es ohne vernünftige Anordnung und Stilgefühl.

Das aber ist ohne grundlegende Bedeutung in der Sadhana – die Wahrnehmungen und Erfahrungen der Sadhana klar zu vermitteln, ist [hier] das einzig Erforderliche.

Ich habe nie gehört, dass es notwendig ist, Logik zu erlernen, um sich gut ausdrücken zu können. Soviel ich weiß, haben sich nur sehr wenig gute Schriftsteller darum bemüht, dieses Fach zu erlernen.

Die Kraft des Ausdrucks entsteht dann, wenn man mit der inneren Quelle, von der diese Dinge stammen, in Berührung kommt. Ein ruhiges und schweigendes Mental ist eine große Hilfe für den freien Fluss dieser Kraft; es [das schweigende Mental] ist aber weder unerlässlich, noch wird es ihn von sich aus herbeiführen.

Das Wissen von oben oder was sonst herabkommt kann in jeder Sprache zum Ausdruck kommen.

Wenn das Wissen kraftvoll von oben herabkommt, bringt es sehr oft seine eigene Sprache mit und die Mängel des Instrumentes werden überwunden. Es gibt Menschen, die sehr wenig wissen, aber wundervoll schreiben können, wenn dieses Wissen zu fließen beginnt – sobald es nicht mehr fließt, wird ihre Sprache ungenau und gewöhnlich.

Die Ausdrucksweise ist etwas anderes; Ramakrishna war ein ungebildeter, nicht-intellektueller Mensch, dennoch war seine Art Wissen auszudrücken so vollendet, dass die größten Intellektuellen sich dem beugten.

Gedanke und Ausdruck vermitteln nur eine Seite der Dinge; man muss das Ganze sehen, kann es aber nur teilweise ausdrücken, außer man schreibt einen langen Aufsatz. Die meisten Denker sehen nicht einmal das Ganze, sondern nur Seiten – und Teil-Aspekte – daher der dauernde Konflikt zwischen Philosophien und Religionen.

Was ausgedrückt wird, ist nur ein Bruchteil dessen, was sich dahinter befindet – das bleibt unausgedrückt und lässt sich in der Sprache der Schöpfung nicht ausdrücken.

Die Stimme birgt eine Vibration von Kraft in sich, die sich viel schwerer schriftlich ausdrücken lässt, weil das Schreiben ein eher mechanisches Ausdrucksmittel ist – doch auch das geschriebene Wort kann eine besondere, ihm eigene Macht besitzen.

1 Vielleicht tun es die Krähen manchmal im Krähenparlament.

3. Kapitel

Die Umwandlung des Vitals

1. Abschnitt

Die beiden Vorgänge, deren scheinbarer Widerspruch deinen Geist verwirrt, sind die beiden Enden eines einzigen Bewusstseins, dessen Bewegungen – noch voneinander getrennt – sich vereinigen müssen, wenn die Lebens-Macht eine immer vollendetere Tätigkeit und Erfüllung oder die erhoffte Umwandlung erreichen soll.

Das eine dieser Enden ist das vitale Wesen, das die Lebens-Kraft enthält; das andere Ende ist eine latente dynamische Macht des höheren Bewusstseins, durch welche die Göttliche Wahrheit wirken und das Vital und seine Lebenskraft erfassen kann, um sie für ein größeres Ziel hier zu gebrauchen.

Die Lebens-Kraft im Vital ist das unerlässliche Instrument für jegliches Einwirken der Göttlichen Macht auf die stoffliche Welt und physische Natur. Es kann daher erst dann ein göttliches Leben geben, wenn dieses Vital umgewandelt und zu einem reinen und starken Instrument der Göttlichen Shakti gemacht wurde. Erst dann kann eine erfolgreiche Umwandlung der physischen Natur oder ein freies, vollendetes göttliches Einwirken auf die äußere Welt stattfinden; denn mit unseren gegenwärtigen Mitteln ist jedes derartige Einwirken unmöglich. Deshalb hast du die Empfindung, dass die vitale Bewegung alle Energie verschafft, deren man bedarf, dass alle Dinge mit Hilfe dieser Energie möglich sind und du damit jede gewünschte Erfahrung haben kannst – gute oder schlechte, des gewöhnlichen oder des spirituellen Lebens; und deshalb fühlst du auch, wenn diese Energie kommt, wie das Körperbewusstsein und seine Substanz von Macht erfüllt werden. Was den Kontakt mit der Mutter im Vital anbelangt und dein Gefühl der schönen, der großartigen Erfahrung, die es war – auch das ist natürlich und richtig; denn das Vital muss ebenso wie die Seele und jeder andere Teil des Wesens die Göttliche Mutter fühlen und sich ihr ganz geben.

Eines jedoch darf nie vergessen werden, dass das vitale Wesen und die Lebens-Kraft im Menschen vom Göttlichen Licht getrennt sind und daher ein Instrument für jegliche Macht sein können, die von ihnen Besitz ergreift, sei sie erleuchtet oder dunkel, göttlich oder ungöttlich. Meist dient die vitale Energie den allgemeinen dunklen oder halb-bewussten Bewegungen des menschlichen Mentals und Lebens – seinen üblichen Ideen, Interessen, Leidenschaften und Begierden. Es besteht aber die Möglichkeit, dass sich die vitale Energie über ihre gewöhnlichen Grenzen hinaus steigert, und wenn das der Fall ist, kann sie einen Aufschwung, eine Intensität, Stimulierung und Sublimierung ihrer Kräfte erlangen, durch die sie ein Instrument entweder der Göttlichen Mächte, der Mächte der Götter oder asurischer Kräfte werden kann – oder beinahe werden muss. Oder wenn eine geordnete zentrale Kontrolle in der menschlichen Natur fehlt, kann ihr Wirken zu einem wirren Durcheinander dieser Gegensätze werden oder in unschlüssigem Schwanken einmal den einen und dann den anderen Kräften dienen. Es ist dann nicht genug, dass eine große vitale Energie in dir wirkt; sie muss mit dem höheren Bewusstsein in Verbindung gebracht werden, sie muss dem wahren Bewusstsein überantwortet werden, sie muss der Herrschaft des Göttlichen untergeordnet werden. Daher wird manchmal gegenüber dem Wirken der vitalen Kraft Verachtung oder Missbilligung empfunden, weil ihr Licht und ihre Macht unzureichend und an eine unwissende, ungöttliche Bewegung gebunden sind. Und das ist auch der Grund, weshalb es erforderlich ist, sich der Inspiration und Macht von höherem Ursprung zu öffnen. Die vitale Energie als solche führt nirgendwohin, sie verläuft in wechselvollen, oft leidvollen und verderblichen Kreisen und wendet sich sogar dem Abgrund zu, weil sie die rechte Führung nicht hat; sie muss sich mit der dynamischen Macht des höheren Bewusstseins und der Göttlichen Kraft verbinden, die durch sie für einen großen und leuchtenden Zweck wirkt.

Um diese Verbindung herzustellen, sind zwei Bewegungen notwendig. Die eine ist nach oben gerichtet; das Vital erhebt sich zur Vereinigung mit dem höheren Bewusstsein und wird vom Licht und Impuls einer höheren Kraft durchdrungen. Die andere ist nach unten gerichtet; das Vital verharrt schweigend, ruhe-voll, rein, frei von den gewöhnlichen Bewegungen, und wartet bis die dynamische Macht von oben herabkommt, es in sein wahres Selbst wandelt und seine Bewegungen mit Wissen und Macht füllt. Das ist der Grund, weshalb der Sadhak manchmal die Empfindung hat, dass er in ein glücklicheres und edleres Bewusstsein aufsteigt, dass er in einen lichteren Bereich und eine reinere Erfahrung eintritt; manchmal jedoch fühlt er im Gegenteil die Notwendigkeit, sich in das Vital zurückzuwenden, dort die Sadhana zu tun und das wahre Bewusstsein dorthin herabzubringen. Zwischen diesen bei den Bewegungen besteht kein echter Widerspruch; sie ergänzen sich und sind aufeinander angewiesen – der Aufstieg ermöglicht die göttliche Herabkunft, die Herabkunft erfüllt das, wonach der Aufstieg strebt, und lässt es unumgänglich werden.

Wenn du mit dem Vital von seinen niederen Bereichen aufsteigst und es mit der Seele verbindest, wird dein vitales Wesen erfüllt von dem reinen Streben, der reinen Weihung, die der Seele angeboren sind; gleichzeitig verleiht es den Gefühlen seine eigene überfließende Energie und macht sie dynamisch für die Wandlung der gesamten Natur bis hinab zum ganz Physischen sowie für das Herabbringen des göttlichen Bewusstseins in die Erd-Substanz. Wenn das Vital nicht nur die Seele berührt, sondern auch mit dem höheren Mental verschmilzt, kann es mit einem größeren Licht und Wissen in Kontakt kommen und ihnen folgen. Meist wird das Vital entweder vom menschlichen Mental gelenkt sowie von seinen mehr oder weniger unwissenden Befehlen beherrscht, oder es bemächtigt sich selbst ungestüm dieses Mentals und gebraucht es zur Befriedigung seiner eigenen Leidenschaften, Impulse und Begierden. Oder es verquickt diese beiden Bewegungen miteinander; denn das gewöhnliche menschliche Mental ist zu unwissend für ein besseres Wirken oder eine vollkommene Führung. Wenn aber das Vital mit dem höheren Mental in Verbindung steht, kann es von einem größeren Licht und Wissen geleitet werden, von einer höheren Intuition und Inspiration, einer wahreren Unterscheidung und einigen Enthüllungen der göttlichen Wahrheit und des göttlichen Willens. Dieser Gehorsam gegenüber der Seele und dem höheren Mental kennzeichnet das beginnende Hervortreten des yogischen Bewusstseins in seiner dynamischen Einwirkung auf das Leben.

Aber auch das genügt nicht für das göttliche Leben. Mit dem höheren Mental-Bewusstsein in Kontakt zu kommen, ist nicht genug, es ist nur ein unerlässliches Stadium. Es muss eine Herabkunft der Göttlichen Kraft aus immer höheren und machtvolleren Bereichen stattfinden. Ohne diese herabkommende Kraft aus noch unsichtbaren Höhen ist eine Umwandlung des höheren Bewusstseins in ein supramentales Licht und eine supramentale Macht, eine Umwandlung des Vitals und seiner Lebens-Kraft in ein reines, weites, ruhiges, intensives und machtvolles Instrument der göttlichen Energie, eine Umwandlung des eigentlichen Physischen in eine Form göttlichen Lichtes, göttlichen Wirkens, göttlicher Stärke, Schönheit und Freude unmöglich. Das ist der Grund, weshalb in diesem Yoga der Aufstieg zum Göttlichen, den er mit anderen Yoga-Pfaden gemein hat, nicht genug ist; es muss auch eine Herabkunft des Göttlichen stattfinden, um alle Energien des Mentals, Lebens und Körpers umzuwandeln.

Alle reine Wahrheit ist auf die eine oder andere Weise der unmittelbare Ausdruck des Göttlichen Bewusstseins. Leben ist der dynamische Ausdruck der Bewusstseins-Kraft, wenn sie hinaus gesandt wird, um sich in konkreten Harmonien der Formbildung zu verwirklichen; Liebe ist ein intensiver Selbst-Ausdruck der Seele des innersten Ananda, und Licht ist das, was das supramentale Bewusstsein immer begleitet und seine wesentlichste Macht darstellt.

Ja, das ist die Natur des Vitals. Es kann sich sowohl Unumschränkt und enthusiastisch hingeben als auch jede nur denkbare Störung verursachen. Ohne das Vital gibt es in der Schöpfung oder Manifestation keine Lebens-Kraft; es ist ein notwendiges Instrument des Spirits für das Leben.

Ja. Selbst der Spirit, wenn er sich in der Materie manifestieren will, muss sich des Vitals bedienen. Das ist das Gesetz der Dinge.

Das Vital ist ein unerlässliches Instrument – ohne es ist keine Schöpfung oder kraftvolle Tat möglich. Es geht ganz einfach darum, es zu meistern und in das wahre Vital zu verwandeln, das stark und zugleich ruhig sowie einer großen Intensität fähig ist, frei vom Ego.

Das Vital bedarf der Überwachung, es darf ihm nicht erlaubt werden, das zu tun, was es will. Du darfst nicht vom Vital beherrscht werden, sondern das Vital muss durch dich beherrscht werden.

Die Befreiung von der blinden Vital-Energie muss durch eine Wandlung im Vital herbeigeführt werden – durch das Hervortreten des wahren Vitals, das stark und weit und friedvoll ist, ein williges Instrument des Göttlichen und nur des Göttlichen.

Es bedeutet die Lebens-Energie, die von innen kommt und in Einklang steht mit dem seelischen Wesen – es ist die Energie des wahren vitalen Wesens, die aber im gewöhnlichen, unwissenden Vital zur Begierde deformiert ist. Du musst das Vital beruhigen und läutern und das wahre Vital hervortreten lassen. Oder du musst die Seele hervortreten lassen, und die Seele wird das Vital läutern und durchseelen, und dann wirst du die wahre vitale Energie haben.

Von dem, was durch das Leben in das vitale Gefäß eingebracht wurde, kann man sich befreien, indem man es umwendet und auf das Göttliche hin ausrichtet und nicht auf sich selbst. Du wirst dann feststellen, dass das Vital ein ausgezeichnetes Instrument, aber ein schlechter Meister ist.

Das menschliche Vital hat nahezu immer diesen Charakter, was aber kein Grund dafür ist, das als unveränderliche Tatsache zu akzeptieren und einem rastlosen Vital zu erlauben, dich anzutreiben wie es will. Ganz abgesehen vom Yoga, auch im gewöhnlichen Leben haben nur diejenigen ihr volles Menschsein erreicht oder werden aller Wahrscheinlichkeit nach mit ihren Idealen oder Unternehmungen erfolgreich sein, die dieses rastlose Vital in die Hand nehmen, es konzentrieren, kontrollieren und disziplinieren. Es geschieht durch die Ausübung des mentalen Willens, durch die sie es dazu zwingen, nicht das zu tun, was es will, sondern was die Vernunft oder der Wille als das Richtige oder Wünschenswerte erkennt. Im Yoga gebraucht man den inneren Willen und zwingt das Vital, sich der tapasya zu unterwerfen, damit es ruhig, stark und gehorsam werde – oder aber man ruft die Stille von oben, die das Vital nötigt, dem Begehren zu entsagen und ruhig und aufnahmebereit zu werden. Das Vital ist ein gutes Instrument, aber ein schlechter Meister. Wenn du ihm erlaubst, seinen Neigungen und Abneigungen, seinen Launen, Begierden und schlechten Gewohnheiten zu folgen, wird es dein Meister werden, und Friede und Glück sind nicht länger möglich. Es ist dann nicht mehr dein Instrument oder das der Göttlichen Shakti, sondern ein Instrument jeglicher Kraft der Unwissenheit oder sogar einer feindlichen Kraft, die es zu ergreifen und zu gebrauchen vermag.

Der Widerstand und die sich widersprechenden Eingebungen stammen von der vitalen Natur, die in allen Menschen dunkel und mit gewöhnlichen Ideen und Absichten verhaftet ist und auf solche Einfälle und Suggestionen, wie du sie erwähnst, allzu leicht eingeht. Glaube und Weihung kommen aus der Seele, und nur dann, wenn sich das Vital völlig der Seele unterordnet hat, kann man wahrhaft das spirituelle Leben führen.

Es ist ein großer Fortschritt, wenn du das jetzt tun kannst. Das hauptsächliche Hindernis für ein Leben im Licht, im Frieden und in der Kraft, ist die verworrene und trübe Rastlosigkeit der vitalen Natur des Menschen. Wenn sie zur Ruhe gekommen ist, ist die größte Schwierigkeit überstanden. Was übrig bleibt, ist die Behinderung durch das fehlende Verständnis oder die Trägheit der physischen Natur – sie kann aber leichter bewältigt werden, da sie mehr von der Art eines ruhigen, wenngleich hartnäckigen Widerstandes als der einer Störung ist. Wenn einmal die vitale Unruhe überwunden ist, wird mit Sicherheit auch die physische Dunkelheit oder das Unverständnis verschwinden.

Die Jagd nach Vergnügen ist nicht eine Eigenschaft des ganzen Vitals, sondern ein Ausdruck des physischen Vitals – des animalischen Teils des menschlichen Wesens. Selbstverständlich kann es nicht durch mentale Begründungen irgendwelcher Art überzeugt werden. In den meisten Menschen ist sie [die Jagd nach Vergnügen] die natürliche und gebilligte Einstellung gegenüber dem Leben, beschönigt durch eine Art von konventionellem Moralismus und Idealismus als Zugeständnis an das Mental und höhere Vital. In einigen wenigen wird dieser Teil des Wesens [das physische Vital] ergriffen und dem mentalen oder höheren vitalen Ziel untergeordnet – es wird gezwungen, einen zweitrangigen Platz einzunehmen, damit das Mental nachhaltig von mentalen Unternehmungen oder Idealen oder von großen politischen oder persönlichen Bestrebungen absorbiert werden kann (Lenin, Hitler, Stalin, Mussolini). Der Asket und der Puritaner machen den Versuch, es großenteils oder vollständig zu unterdrücken. Das Prinzip in unserem Yoga ist, dass alles ein Instrument des Spirits werden muss und dass jene Teile, die das Vergnügen suchen, den Ananda in den Dingen und nicht das animalische Vergnügen der Oberfläche kosten sollen. Doch wird der Ananda weder kommen noch verweilen, solange dieser Teil nicht bekehrt ist, sondern auf seinem eigenen Weg der Befriedigung besteht.

Es gibt viele Menschen, die nicht dem Glück nachjagen und es nicht für das wahre Ziel des Lebens halten. Es ist das physische Vital, welches das Glück sucht, das größere Vital hingegen ist bereit, es zu opfern, um seine Leidenschaften, sein Machtstreben, seinen Ehrgeiz, seine Ruhmsucht oder irgendein anderes Motiv zu befriedigen. Deine Behauptung, dass die eigentliche Ursache das Glücksgefühl ist, das durch die Macht, den Ruhm usw. entsteht, hat keine generelle Richtigkeit. Macht vermag alles andere zu geben, im Allgemeinen aber nicht Glück – sie ist ihrer eigentlichen Natur nach nur mühsam und höchst schwierig zu erreichen, zu bewahren oder auszuüben; natürlich meine ich Macht im gewöhnlichen [nicht im yogischen] Sinn, Ein Mensch kann zwar wissen, dass er niemals in seinem Leben Ruhm erlangen wird, sich aber dennoch in der Hoffnung auf den Nachruhm einsetzen und ihm nachjagen. Er mag wissen, dass ihm die Befriedigung seiner Leidenschaft alles andere als Glück bringt – vielmehr Leiden, Qual, Verderben –, und dennoch wird er seinem Impuls folgen. Ebenso wenig ist das Mental und größere Vital an die Suche nach dem Glück gebunden. Sie suchen viel eher die Wahrheit oder den Sieg einer guten Sache. Alles auf eine einzige, hedonistische Linie zu reduzieren, scheint mir eine recht armselige Psychologie zu sein. Weder die [menschliche] Natur noch der weite Spirit in den Dingen ist derart begrenzt und eingleisig.

Die meisten Menschen tun Dinge, weil sie sie tun müssen, nicht wegen des Glücks, das sie in den Dingen finden. Nur in ihren Hobbys und Neigungen findet die [menschliche] Natur etwas Glück, meist aber nicht in der Arbeit – es sei denn, die Arbeit selbst entspricht einem Hobby oder einer Neigung und kann nach Wunsch aufgenommen oder niedergelegt werden.

Das menschliche Dasein, so wie es normalerweise betrachtet wird, ist ein vitales Leben – „ein wenig höher als das des Tieres“ aufgrund einer gewissen mentalen Tätigkeit –, das auf den Tod hinausläuft. Und dennoch gibt es ein Streben nach etwas, das darüber hinausgeht – es wird aber von den Religionen aufgegriffen, die es in etwas für das Leben Sinnloses einengen, und die Dinge bleiben so wie sie sind. Über diese Beschränkung gelangen tatsächlich nur wenige hinaus.

Das „schließlich“1 ist in Wirklichkeit nur eine Ausflucht. Niemand kann über sein Menschsein hinauswachsen, solange er sich weigert, sein Ego zu opfern – denn „Menschsein“ bedeutet ein vitales, animalisches Ego, das durch ein wenig äußerliches Denken und Wissen mentalisiert ist. Solange dich das befriedigt, wirst du menschlich bleiben, „sogar hier“ oder anderswo.

Natürlich leben die meisten Menschen in ihrem physischen Mental und Vital, mit Ausnahme einiger weniger Heiliger und einer verhältnismäßig großen Zahl Intellektueller. Das ist der Grund – wie man jetzt weiß –, weshalb die Menschheit in den letzten drei Jahrtausenden wenig Fortschritte gemacht hat, es sei denn an informativen Kenntnissen und materiellem Rüstzeug. Vielleicht gibt es etwas weniger Grausamkeit und Brutalität, mehr Flexibilität des Intellekts innerhalb der Elite, eine raschere Wandelbarkeit in den Formen – das ist alles.

Die gegenwärtige Zeit ist sowohl schlechter als auch besser als die von Wordsworth – auf der einen Seite findet ein Sturz in die übelsten Teile der menschlichen Natur statt, ein Aufruhr der vitalen Kräfte; was aber andererseits durch ein stärkeres Suchen nach etwas Jenseitigem ausgeglichen wird, einem Suchen das mehr Licht und Wissen enthält.

Der Mensch ist ein mentales Wesen und kann nicht vom Vital stammen, wenn auch ein Teil von ihm auf der vitalen Ebene leben mag oder, besser gesagt, damit in Verbindung steht. Die meisten Menschen leben tatsächlich sehr im Vital und bei der Ausübung der Sadhana finden sie sich daher zuerst auf der vitalen Ebene wieder, in Träumen, Erfahrungen usw. Wenn sich das Supramental öffnet, wird in jeden Menschen entsprechend seiner Bereitschaft etwas vom Supramental herabkommen und in ihm einen supramentalen Purusha formen. Das was er jetzt ist, kann dem, was er werden wird, keine Schranken setzen.

Mit physischer Arbeit oder mit Studium beschäftigt zu sein, heißt nicht, im Vital zu leben – das sind nur physische und mentale Beschäftigungen. Im Vital zu leben ist ein psychologischer Zustand.

Die meisten Menschen leben im Vital. Das bedeutet, dass sie in ihren Wünschen, Wahrnehmungen, Emotionen und vitalen Vorstellungen leben und alles von diesem Standpunkt aus betrachten, erfahren und beurteilen. Es ist das Vital, wovon sie beherrscht werden, und das Mental ist sein Diener und nicht sein Herr. Auch im Yoga wird die Sadhana von vielen Menschen von dieser [vitalen] Ebene her ausgeübt, und ihre Erfahrungen sind voll vitaler Visionen, Gestaltungen, Geschehnisse aller Art, doch herrscht weder mentale Klarheit oder Ordnung, noch erheben sie sich über das Mental hinaus. Nur eine Minderheit von Menschen lebt im Mental oder in der Seele oder macht den Versuch, auf der spirituellen Ebene zu leben.

Im gewöhnlichen Leben akzeptieren die Menschen vitale Regungen, wie Ärger, Begehren, Gier, Sex usw., als natürliche, zulässige und berechtigte Dinge, die gleichsam zur menschlichen Natur gehören. Nur insoweit die Gesellschaft sie missbilligt oder darauf besteht, dass sie innerhalb festgelegter Grenzen gehalten werden oder eine schickliche Zügelung erfahren und ein schickliches Maß nicht überschreiten, versuchen die Menschen, sie zu kontrollieren, damit sie der gesellschaftlichen Norm und Regel entsprechen. Im Gegensatz hierzu wird im Integralen Yoga wie im ganzen spirituellen Leben die Bewältigung und völlige Meisterung dieser Dinge gefordert. Das ist der Grund, weshalb der Kampf stärker empfunden wird; nicht etwa, weil sich diese Dinge in den Sadhaks stärker als in gewöhnlichen Menschen erheben würden, sondern wegen der Intensität des Kampfes zwischen dem spirituellen Mental, das Kontrolle fordert, und den vitalen Bewegungen, die rebellieren und im neuen Leben fortbestehen wollen, so wie sie es im alten taten. Was die Vorstellung anbelangt, dass die Sadhana alle Dinge dieser Art aufwühlt, so ist das nur insofern richtig, als es erstens vieles im gewöhnlichen Menschen gibt, dessen er sich nicht bewusst ist, weil das Vital es vor dem Mental verbirgt und sich daran ergötzt, ohne dass das Mental erkennt, welche Kraft dahintersteckt – auf diese Weise werden die Dinge, die unter dem Vorwand von Altruismus, Philanthropie, Dienst [an der Menschheit] usw. geschehen, in großem Umfang vom Ego geleitet, das sich hinter diesen Rechtfertigungen verbirgt; im Yoga aber muss das geheime Motiv hinter dem Schleier hervorgezogen und enthüllt werden, und man hat sich davon zu befreien. Zweitens, im gewöhnlichen Leben werden manche Dinge verdrängt und bleiben in der [menschlichen] Natur zurück, unterdrückt, aber nicht ausgemerzt; sie können sich jederzeit erheben oder in mannigfachen nervösen Formen oder anderen Störungen des Mentals, Vitals oder Körpers zum Ausdruck kommen, ohne dass ihre wahre Ursache ersichtlich ist. Diese Tatsache wurde kürzlich durch europäische Psychologen unter viel Aufhebens entdeckt und erfährt in einer neuen Wissenschaft, der sog. Psychoanalyse, eine übertriebene Bewertung. In der Sadhana hingegen muss man sich dieser unterdrückten Impulse bewusst werden und sie ausmerzen – das kann „Aufwühlen“ genannt werden, bedeutet aber nicht, dass sie durch das Aufwühlen aktiviert werden sollen; vielmehr sollen sie vor das Bewusstsein treten, um aus dem Wesen getilgt zu werden.

Die Ursache dafür, dass einige Menschen der Kontrolle fähig sind, während andere fortgerissen werden, liegt in einem unterschiedlichen Temperament. Einige Menschen sind sattvisch veranlagt, und es ist ihnen ein leichtes, sich zu kontrollieren – bis zu einem gewissen Grad jedenfalls; andere sind eher rajasisch und finden die Selbst-Kontrolle schwierig, häufig sogar unmöglich. Einige haben ein starkes Mental und einen ausgeprägten mentalen Willen, andere wiederum sind vitale Menschen, in denen die vitalen Leidenschaften kraftvoller und mehr an der Oberfläche sind. Einige halten die Kontrolle für überflüssig und lassen sich gehen. – In der Sadhana muss die mentale oder moralische Kontrolle durch spirituelle Meisterung ersetzt werden; denn diese mentale Kontrolle ist etwas Einseitiges – eine Kontrolle ohne Befreiung; nur die Seele und das Spirituelle können die Befreiung bewirken. In dieser Hinsicht ist das der hauptsächliche Unterschied zwischen dem gewöhnlichen und dem spirituellen Leben.

Der Grund dafür, dass Menschen im gewöhnlichen Leben Ruhe und Selbst-Kontrolle bewahren, liegt in einem gesellschaftlichen Zwang, begleitet von einer gewissen gewohnheitsmäßigen mentalen Kontrolle, die aus diesem gesellschaftlichen Zwang hervorging – keinesfalls aber im [inneren] Frieden. Wenn der gesellschaftliche Zwang auch nur teilweise gelockert wird, lassen die Menschen sich gehen – so wie es kürzlich in Amerika und England geschah – und geben ihren vitalen Impulsen nach, statt sie zu kontrollieren; ausgenommen jene natürlich, die sich an die religiösen und moralischen Ideale der Vergangenheit halten, selbst wenn sie von der Gesellschaft allmählich fallen gelassen werden.

Zwischen den höheren Teilen und dem niederen Vital besteht auch im gewöhnlichen Leben sehr häufig eine Kluft – im Yoga hat sie die Neigung, sich zu vertiefen, bis sich das niedere Vital wandelt; wenn wir aber die Mehrzahl der Menschen hier betrachten, können wir feststellen, dass diese Wandlung ganz außergewöhnlich schwierig ist.

2. Abschnitt

Gegenwärtig finden deine Erfahrungen auf der mentalen Ebene statt, aber das ist so in Ordnung. Viele Sadhaks sind zu einem Fortschritt unfähig, weil sie die vitale Ebene öffnen, bevor das Mental und die Seele dafür bereit sind. Nach einem gewissen Beginn echter spiritueller Erfahrungen auf der mentalen Ebene erfolgt eine vorzeitige Herabkunft [der Yoga-Kraft] in das Vital, die mit großer Verworrenheit und Störung verbunden ist. Davor muss man sich hüten. Noch schlimmer ist es, wenn die vitale Begierden-Seele sich der Erfahrung öffnet, bevor das Mental durch die Dinge des Spirits berührt wurde.

Strebe immer danach, dass das Mental und das seelische Wesen mit dem wahren Bewusstsein und der wahren Erfahrung erfüllt und bereitgemacht werden. Du musst besonders nach Ruhe streben, nach Frieden, nach einem stillen Glauben und einer immer größeren Weite, nach mehr und mehr Wissen, nach einer tiefen und intensiven, aber ruhigen Weihung.

Lass dich durch deine Umgebung und ihren Widerstand nicht stören. Solche Umstände werden einem zu Beginn oft als eine Art Prüfung auferlegt. Wenn du ruhig und unbeirrt bleiben und deine Sadhana fortsetzen kannst, ohne dich durch diese Umstände innerlich stören zu lassen, wird dir dies zu einer dringend benötigten Stärke verhelfen; denn der Pfad des Yoga ist immer mit inneren und äußeren Schwierigkeiten übersät, und der Sadhak muss eine ruhige, feste und solide Stärke entwickeln, um ihnen begegnen zu können.

Früher fand deine Sadhana hauptsächlich auf der vitalen Ebene statt. Die Erfahrungen der vitalen Ebene sind für den Sadhak sehr fesselnd, sie sind aber vermischt, das heißt, dass nicht alle mit der höheren Wahrheit verbunden sind. Eine größere, reinere und festere Grundlage muss für die Sadhana geschaffen werden – die seelische Grundlage. Das ist der Grund, weshalb all die alten Erfahrungen aufhören. Das Herz muss zum Zentrum werden, du musst durch bhakti und Streben das seelische Wesen hervortreten lassen, um in eine enge Fühlungnahme mit der Göttlichen Shakti einzutreten. Wenn du hierzu fähig bist, wird deine Sadhana neu beginnen und ein besseres Ergebnis zeitigen.

Es ist ganz offensichtlich, dass deine Sadhana bislang mental war; aus diesem Grund ist es dir auch leicht gefallen, dich am Scheitelpunkt des Hauptes zu konzentrieren – weil das dortige Zentrum unmittelbar den gesamten mentalen Bereich regiert. Das beruhigte Mental, das unter den Auswirkungen der Sadhana stand, besänftigte die vitale Störung, aber klärte und wandelte die vitale Natur nicht.

Nun scheint die Sadhana in das Vital herabzukommen, um es zu läutern und zu wandeln. Das erste Ergebnis ist, dass sich die Schwierigkeit des Vitals gezeigt hat – die widerwärtigen Bilder und alarmierenden Träume kommen von einer feindlichen vitalen Ebene, die sich der Sadhana widersetzt. Von dort stammt auch die erneute Unruhe, die Abneigung und der Widerstand gegen die Sadhana. Das bedeutet nicht die Rückkehr in den alten Zustand, sondern ist das Ergebnis eines Druckes der Yoga-Kraft auf das Vital, um das zu wandeln, was sich widersetzt.

Diese Herabkunft der Sadhana zur Befreiung des vitalen Wesens lässt dich die Notwendigkeit der Konzentration im Herz-Bereich fühlen; denn im Herz-Bereich ist das seelische Zentrum, während sich darunter, hinter dem Nabel, das vitale Zentrum befindet. Wenn diese beiden [Zentren] erweckt und von der Yoga-Kraft ergriffen werden können, wird die Seele (die Seelen-Macht) den vitalen Bereich lenken und die vitale Natur läutern, beruhigen und dem Göttlichen zuwenden. Es wird das beste sein, wenn du lernst, dich nach Wunsch in der Herz-Region oder am Scheitelpunkt des Hauptes zu konzentrieren, denn das verleiht der Sadhana eine vollständigere Macht.

Deine anderen Erfahrungen zeichnen den Beginn der Wandlung im Vital ab, zum Beispiel Friede mit dir selbst und mit jenen, von denen du annimmst, dass sie dir Unrecht getan hätten, Freude und Unabhängigkeit von allen weltlichen Sorgen, Wünschen und Bestrebungen. Auch diese [Erfahrungen] kamen mit dem beruhigten Mental, können aber nur dann gefestigt werden, wenn das Vital befreit und zur Ruhe gelangt ist.

Welche Schwierigkeiten oder Sorgen sich auch immer einstellen mögen, das einzige ist, ruhig weiterzugehen, in vollem Glauben an die Göttliche Macht und Führung, die stetig und immer mehr das ganze Wesen dem Wirken der Sadhana öffnen, bis alles bewusst wird und der erforderlichen Wandlung zustimmt.

3. Abschnitt

Dieses Schwanken wird durch etwas im widerstrebenden Teil (nicht in dem ganzen) ausgelöst, da ihm der Ruf nach Wandlung noch missfällt. Wenn irgendein vitales Element enttäuscht und unzufrieden ist, wenn es zur Wandlung aufgefordert oder gezwungen wird, aber dazu noch nicht willens ist, schafft das die Neigung einer Abwehr oder eines passiven Widerstandes im Vital und lässt das Physische dumpf und gleichgültig ohne vitalen Auftrieb zurück. Mit dem wachsenden seelischen Druck wird dieses Überbleibsel des Widerstandes verschwinden.

Das Vital mag verstehen, doch ist das nicht genug; es muss aus ganzem Herzen den Frieden und die Umwandlung wünschen. Vermutlich ist ein großer Teil des Vitals unfähig, seine Haltung zu ändern und seine Launen aufzugeben oder seine Art und Weise, etwas zu empfangen; sonst könnten diese Depressionen nicht so akut sein. Es gibt keinen Grund, warum du nicht zum Frieden gelangen solltest – aber das muss sich ändern.

Es scheint mir eine Art tamas oder Trägheit zu sein, die sich über das System herabsenkt. Das geschieht manchmal, wenn das Vital mit den Umständen oder dem Erreichten unzufrieden wird und die Mitarbeit verweigert oder passiven Widerstand leistet, indem es sich auf den Standpunkt stellt, „da ich nicht zufriedengestellt bin, werde ich an nichts Interesse zeigen oder dir in keiner Weise bei irgend etwas helfen“.

Der Grund dafür mag sein, dass ich dich aufforderte, das Meditieren einzustellen und zu warten. Das Vital mag nicht warten. Dir das zu sagen, war aber nötig im Hinblick auf das [von dir geschilderte] Brennen der Zentren, die Schlafstörungen und alles Übrige – all das muss aufhören, bevor du auf die richtige Weise und mit Erfolg meditieren kannst. Wenn du jetzt überhaupt meditierst, sollte es nur in der Stille und im Frieden geschehen, mit einem sehr ruhigen Streben danach, dass die göttliche Stille, der göttliche Friede in dich herabkommen mögen.

Vielleicht ist die Ursache auch in deinem Hang nach Nirvana zu suchen. Denn das Verlangen nach Nirvana bringt leicht einen derartigen Zusammenbruch der Energien mit sich. Nirvana ist nicht das Ziel meines Yoga – doch sei es nun für Nirvana oder für diesen Yoga, Stille und Frieden im ganzen Wesen sind die unumgängliche Grundlage jeglicher siddhi.

Ich habe dir immer geraten, weder das Dichten noch ähnliche Tätigkeiten einzustellen. Es ist falsch, das aus Asketizismus oder aus einer Idee der tapasya heraus zu tun. Man kann diese Dinge [Dichten usw.] eindämmen, wenn sie von selbst über einen kommen, weil man so von Erfahrungen absorbiert und derart am inneren Leben interessiert ist, dass man keine übrige Energie für irgendetwas Sonstiges hat. Selbst dann aber gibt es keine Regel, dass man sie aufzugeben hat; denn es besteht kein Grund, warum Dichten usw. nicht ein Teil der Sadhana sein sollte. Was aufgegeben werden muss, ist das Verlangen nach Beifall, nach Ruhm, die Ego-Reaktion; das aber ist möglich, ohne die Tätigkeit als solche aufzugeben. Dein Vital braucht eine Tätigkeit – die meisten Vitale brauchen das –, und es würde mürrisch, gleichgültig und mutlos werden oder aber bereit sein, in jedem Augenblick zu rebellieren und die Flinte ins Korn zu werfen, wenn man es dieses Ventils berauben würde, eines Ventils, das hilfreich sein kann und nicht schädlich zu sein braucht. Ohne den Aufstieg des Vitals ist es schwierig, die Sadhana auszuüben – es würde passiven Widerstand leisten oder mit grimmiger, wenn auch schweigender Missbilligung beobachten und in jedem Augenblick zu Zweifel und Leugnung bereit sein; oder es würde eine wilde Anstrengung machen, nur um wieder zurückzufallen und zu sagen: „Ich habe nichts erreicht“. Das Mental als solches vermag nicht viel auszurichten, es braucht die Unterstützung durch das Vital, und hierfür muss das Vital in einem frohen und fügsamen Zustand sein. Ihm ist die Freude des Erschaffens eigen, und schöpferische Tätigkeit ist spirituell nicht falsch. Warum verweigerst du deinem Vital diese Freude des Aus-sich-Herausgehens?

Ich hatte dir bereits angedeutet, dass fähig zu sein, auf die göttliche Gnade zu warten (nicht in tamasischer Haltung, sondern mit sattvischem Vertrauen), der beste Weg für dich sei. Auch das Gebet, aber nicht ein Gebet, das auf sofortiger Erfüllung beharrt, sondern ein Gebet, das als solches eine Gemeinschaft des Mentals und Herzens mit dem Göttlichen ist und an sich selbst Freude und Befriedigung findet, in vollem Vertrauen auf die Erfüllung durch das Göttliche zur rechten Zeit. Meditation? Ja, aber deine Meditation ist in ein falsches asana geraten, dem eines übereifrigen und ungestümen Ringens, dem bittere Verzweiflung folgt. Es ist nutzlos, auf diese Weise fortzufahren. Es ist besser, die Meditation so lange zu unterlassen, bis du ein neues asana gefunden hast. (Ich beziehe mich auf die alten Rishis [rsi], die ein asana bestimmten, das heißt einen Ort, an dem sie in einer festgelegten Körperhaltung unbeweglich saßen, bis sie die siddhi erlangt hatten; wurde aber das asana durch falsche Kräfte, wie asuras, apsaras usw., erfolgreich gestört, gaben sie es auf und suchten ein neues.) Zudem fehlt deiner Meditation die Ruhe; du meditierst mit einem ringenden Mental, doch sind, und darin stimmen alle Yogis überein, Erfahrungen nur in einem ruhigen Mental möglich – das regungslose Wasser, das die Sonne auf die rechte Weise widerspiegelt, der Becher, der geleert werden muss, bevor der somarasa [der Saft des mystischen Weines soma] des Spirits hineingegossen werden kann. Bereite dein Mental und Herz vor, bis die Dinge in spontanem Fließen in sie hineinzuströmen beginnen.

Ja, die Dürre tritt meist dann auf, wenn das Vital – hier sicherlich das vitale Physische – eine Bewegung, einen Zustand oder die Zurückweisung seiner Begierden missbilligt und passiven Widerstand zu leisten beginnt. Doch manchmal muss man einen derartigen Zustand auf sich nehmen, zum Beispiel die neutrale oder trockene Ruhe, die zuweilen eintritt, wenn man sich von den gewöhnlichen Bewegungen befreit hat, aber noch nichts Positives an ihre Stelle getreten ist (wie zum Beispiel Frieden, Freude, ein höheres Wissen oder eine höhere Kraft und Tätigkeit).

Die übliche Frische, Energie und Begeisterung der Natur stammen vom Vital, entweder direkt, wenn es seine eigenen Instinkte und Impulse befriedigt, oder indirekt, wenn es mit den mentalen, physischen oder spirituellen Tätigkeiten zusammenwirkt oder ihnen zustimmt. Wenn das Vital grollt, herrschen Aufruhr und Kampf. Wenn das Vital zwar nicht länger auf seinen eigenen Impulsen und Instinkten besteht, aber die Mitarbeit verweigert, kommt entweder die Dürre auf oder es tritt ein neutraler Zustand ein. Die Dürre entsteht dann, wenn das Vital ruhig, doch auf passive Weise weder willens noch interessiert ist – der neutrale Zustand, wenn es weder zustimmt noch abgeneigt ist, einfach ruhig und passiv. Doch kann sich durch einen größeren Einfluss von oben der neutrale Zustand in positive Stille und Frieden verwandeln, der das Vital nicht nur ruhig, sondern mindestens auch passiv fügsam sein lässt. Mit dem aktiven Interesse, der aktiven Zustimmung des Vitals wird der Frieden ein glücklicher, freudiger Frieden oder ein starker Frieden, der die Tätigkeit oder aktive Erfahrung stützt und in sie eintritt.

Wenn alles reibungslos verläuft, ist das Vital in Ordnung; nehmen die Schwierigkeiten aber zu, dann sackt es ab und wird gleichgültig. Wenn dagegen dem vitalen Ego ein Köder hingehalten wird, kann es enthusiastisch und aktiv werden.

Es kam daher, weil das Vital sehr stark von seinen Begierden beherrscht wurde; und nun, nachdem es jetzt selbständig tätig ist und durch den mentalen Willen nicht kontrolliert wird, nörgelt und schreit es, wann immer seine Wünsche nicht befriedigt werden. Das ist die gewöhnliche Bewegung des menschlichen Vitals, sobald es vom mentalen Willen nicht gelenkt und auf seinen Platz verwiesen wird.

Kein Zweifel, es war das Schweigen – die leichte Dürre muss die Reaktion im Physischen Vital gewesen sein, verursacht durch die Gleichgültigkeit gegenüber äußeren Dingen –, da das physische Vital sehr stark von diesem äußeren Interesse abhängig ist. Wenn es sich besser an die Stille gewöhnt hat, wird die Dürre verschwinden.

Das Nervenwesen [Nervensystem] steht unter dem Einfluss der vitalen Kräfte; wenn sie geleugnet oder fort gedrängt werden, wird es verzagt und möchte sie zurückrufen – denn es ist daran gewöhnt, die Freude und Lebenskraft von den vitalen Bewegungen zu empfangen und nicht von der spirituellen oder göttlichen Kraft oben.

Das Gefühl der Wüste entsteht durch den Widerstand des Vitals, welches will, dass das Leben vom Begehren beherrscht wird. Wenn dem nicht stattgegeben wird, betrachtet es das Dasein als eine Wüste und zwingt dem Mental diesen Eindruck auf.

Die Shakti im Herzen ist die seelische Kraft.

Es ist bestimmt besser, wenn sich das Vital der wahren Bewegung überlässt, seine falschen Bewegungen zurückweist und nur um das Wachsen der Selbst-Verwirklichung, der seelischen Liebe und der Durchseelung der Natur bittet. Es ist aber möglich, sich selbst mit einem neutralen Vital [durch einen Einfluss] von oben von den wirksameren Formen des Widerstandes zu befreien.

4. Abschnitt

Der fundamentale Defekt, das, was immer im Wege stand und jetzt auf extreme Weise im Vordergrund isoliert ist, hat seinen Sitz oder konzentriert sich zumindest gegenwärtig im niederen vitalen Wesen. Ich meine jenen Teil der vital-physischen Natur mit seinem kleinlichen und hartnäckigen Egoismus, der die äußere menschliche Persönlichkeit in Gang hält – das, was ihre Oberflächen-Gedanken stützt und ihre gewohnten Wege des Empfindens, der Verhaltensweise und der Tat beherrscht. Ich beziehe mich hier nicht auf die anderen Teile des Wesens und spreche nicht von etwas im höheren Mental, dem seelischen Selbst oder der höheren und größeren vitalen Natur; denn wenn sich das niedere Vital erhebt, werden jene in den Hintergrund gedrängt und zeitweilig sogar durch dieses niedere vitale Wesen und die äußere Persönlichkeit verdeckt. Was immer auch in den höheren [Wesens-] Teilen sein mag, das Streben nach der Wahrheit, die Weihung oder der Wille zur Überwindung der Hemmnisse und feindlichen Kräfte, es kann nicht das ganze Wesen erfassen, es kann nicht unvermischt und unverdorben bleiben oder anhaltend wirksam sein, solange das niedere Vital und die äußere Persönlichkeit das Licht nicht akzeptiert und der Wandlung nicht zugestimmt haben.

Es war unvermeidlich, dass im Verlauf der Sadhana diese niederen Teile der Natur hervortreten würden, damit sie, wie das übrige Wesen, die entscheidende Wahl träfen und die Umwandlung entweder annehmen oder ablehnen. Meine ganze Arbeit hängt von dieser Bewegung ab; es ist die ausschlaggebende Feuerprobe in diesem Yoga. Denn das physische Bewusstsein und das materielle Leben können sich nicht wandeln, wenn dies nicht gewandelt wird. Nichts von dem, was zuvor stattgefunden haben mag, keine innere Erleuchtung und Erfahrung, keine Macht des Ananda hat irgendeinen Wert, wenn das nicht geschehen ist. Wenn die kleine äußere Persönlichkeit darauf besteht, ihr dunkles und beschränktes, ihr kleinliches und unwürdiges, ihr selbstsüchtiges, falsches und dummes menschliches Bewusstsein beizubehalten, dann läuft das auf eine glatte Leugnung der Arbeit und Sadhana hinaus. Ich habe nicht die Absicht, einer Neuausgabe des alten Fiaskos, einem teilweisen und vorübergehenden spirituellen Sich-Öffnen im Inneren ohne die wahre und radikale Wandlung des Gesetzes der äußeren Natur zuzustimmen. Wenn sich also in der Praxis ein Sadhak weigert, dieser Wandlung zuzustimmen, oder wenn er sich gar weigert, dem Erfordernis irgendeiner Wandlung seines niederen vitalen Wesens und seiner gewöhnlichen, äußeren Persönlichkeit zuzustimmen, muss ich mit Recht annehmen, dass er – welcher Art auch immer seine Beteuerungen sein mögen – weder mich noch meinen Yoga akzeptiert hat.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass diese Wandlung nicht einfach ist, der dynamische Wille hierfür kommt nicht auf einmal, und es ist schwierig, ihn zu bewahren, und selbst zu einem späteren Zeitpunkt fühlt sich der Sadhak oft hilflos gegenüber der Macht der Gewohnheit. Da uns dies bekannt ist, beweisen die Mutter und ich hinreichende Geduld – und tun es weiterhin –, um dem wahren Spirit Zeit zu lassen, hervortreten, Form annehmen und erfolgreich im äußeren Wesen jener Menschen, die um uns sind, wirken zu können. Wenn aber in irgendjemanden dieser Teil nicht nur widerspenstig, anmaßend oder aggressiv wird, sondern vom Mental und Willen sogar unterstützt und gerechtfertigt wird, und wenn er versucht, sich in der Atmosphäre auszubreiten, ist das eine andere und sehr ernste Sache.

Die Schwierigkeit im niederen vitalen Wesen ist die, dass es noch an sein altes Selbst gekettet ist und gegen das Licht rebelliert; es hat sich weder einer größeren Wahrheit noch mir oder der Mutter überantwortet und hat bislang auch keine derartige Absicht und kaum eine Vorstellung davon, was wahre Überantwortung ist. Wenn das niedere Vital diese Haltung einnimmt, geht es davon aus, die alte Persönlichkeit sowie die vergangenen Ausdrucksformen der niederen Natur zu unterstützen. Nach jeder Niederlage bestärkt es sie [erneut], holt sie zurück und verficht sein Recht auf Freiheit – die Freiheit, seine unreifen und egoistischen Ideen, Begierden, Launen, Impulse oder Annehmlichkeiten zu bejahen und ihnen zu folgen, wann es will. Es beansprucht im geheimen oder mit vielen Worten das Recht, seiner Natur zu folgen – seiner menschlichen, ungeläuterten Natur –, das Recht darauf, es selbst zu sein, und zwar sein natürliches, ursprüngliches, ungewandeltes Selbst mit all der Falschheit, Unwissenheit und Widersprüchlichkeit, wie sie diesem Teil des Wesens eigen sind. Und es erhebt – wenn nicht in der Theorie, so in der Praxis – den Anspruch auf das Recht, all diesen unreinen und minderwertigen Stoff in Rede, Tat und Verhalten auszudrücken. Es verteidigt, beschönigt, es stellt die Dinge auf bestechende Weise dar und versucht, die früheren, gewohnten Wege des Denkens, Sprechens und Fühlens unbegrenzt aufrecht zu erhalten und die Entstellungen und Verformungen des Charakters zu verewigen. Dies geschieht manchmal durch offene Anmaßung und Rebellion, indem es alles, was dagegen getan oder gesagt wird, als Irrtum, Unterdrückung oder Ungerechtigkeit brandmarkt – manchmal hinter einem Schleier der Selbsttäuschung oder einer Maske der Heuchelei, indem es sich zu einer Sache bekennt, aber eine andere praktiziert. Oft versucht es, sich selbst zu überreden und andere zu überzeugen, dass all das die einzig vernünftige und richtige Handlungsweise für sich und andere oder sogar ein Teil der wahren Yoga-Bewegung sei.

Wenn man diesem niederen vitalen Wesen erlaubt, die Handlungsweise zu beeinflussen, wie es geschieht, wenn der Sadhak irgendwie seine Einflüsse billigt, wird sein Verhalten – ob verhüllt oder zutage tretend – einen beträchtlichen Teil seiner Rede und Handlungsweise diktieren, und er wird keinen ernsthaften Widerstand dagegen leisten. Wenn er sich selbst und der Mutter gegenüber ehrlich ist, wird er die Quelle und Natur des Hemmnisses zu erkennen beginnen und bald den direkten Weg zu seiner Richtigstellung und Wandlung einschlagen. Solange er aber unter dem feindlichen Einfluss steht, weigert er sich hartnäckig dies zu tun; er zieht es vor, diese Bewegung unter jeder Art von Verschleierung, Leugnung, Rechtfertigung, Entschuldigung oder anderen Ausflüchten zu verbergen.

In der [ menschlichen] Natur nimmt der Widerstand gewisse charakteristische Formen an, welche die Verwirrung und auch die Schwierigkeit der Umwandlung vergrößern. Es ist notwendig, einige dieser Formen in groben Zügen darzustellen, da sie recht allgemein in Erscheinung treten – bei den einen mehr, bei den anderen weniger –, um sie scharf und klar zu enthüllen.

1. Eine gewisse Eitelkeit, Arroganz und ein anmaßender rajasischer Ungestüm in diesem kleinen vitalen Wesen bei solchen Menschen, die in diesen Teilen ausgesprochen stark sind, die Deformierung der vitalen Kraft sowie der Veranlagung des Führens und Herrschens, die ihnen durch bestimmte Fähigkeiten im höheren Vital verliehen wurden. Dies wird begleitet von einem übermäßigen amour-propre [Selbstbewusstsein], durch den das Bedürfnis entsteht, sich ins rechte Licht zu setzen und unter allen Umständen eine Stellung und ein Prestige aufrechtzuerhalten, sich sogar vor anderen in Positur zu werfen und sie zu beeinflussen, zu kontrollieren oder ihnen „zu helfen“, sowie die Rolle eines überlegenen Sadhaks mit größerem Wissen und okkulten Kräften zu spielen. Selbst das größere vitale Wesen muss seine Mächte und Fähigkeiten der Göttlichen Shakti überantworten, von der sie stammen, und darf sie nur als Instrumente der Mutter und ihren Anweisungen gemäß gebrauchen; wenn es sich mit den Forderungen seines Egos einmischt und sich zwischen die Mutter und die Arbeit stellt oder zwischen sie und andere Sadhaks, weicht es, welcher Art auch immer seine natürliche Macht sein mag, vom wahren Weg ab, verdirbt die Arbeit, öffnet sich feindlichen Kräften und falschen Bewegungen und schadet jenen, denen es zu helfen vermeint. Wenn nun diese Dinge auf die Kleinheit der niederen vitalen Natur und die äußere Persönlichkeit übertragen werden und niedrigere, kleinlichere Formen annehmen, werden sie gegenüber der [Göttlichen] Wahrheit noch falscher, widersinniger und absurder und können gleichzeitig, obwohl in kleinerem Ausmaß, auf schlimme Weise schädlich sein. Es ist der sicherste Weg, die feindlichen Kräfte in die allgemeine Arbeit eindringen zu lassen oder die eigene Sadhana zu verfälschen oder sie dem Einfluss dieser Kräfte auszusetzen. In kleinerem Umfang bestehen diese Mängel der Eitelkeit, Anmaßung und rajasischen Heftigkeit in den meisten menschlichen Naturen. Sie nehmen andere Formen an, sind aber auch dann ein großes Hindernis für jegliche wahre spirituelle Wandlung.

2. Ungehorsam und Disziplinlosigkeit. Dieser niedere Teil des Wesens ist immer ziellos, unberechenbar, selbst-anmaßend und nicht willens, die Auferlegung irgendeiner Ordnung und Disziplin, die von seinen eigenen Vorstellungen oder Impulsen abweichen, anzunehmen. Schon von Anfang an hemmen seine Mängel die Bemühungen des höheren Vitals, der Natur eine wahrhaft regenerierende tapasya aufzuerlegen. Diese Gewohnheit des Ungehorsams und der Missachtung der Disziplin ist so stark, dass sie nicht immer absichtlich zu sein braucht; die Reaktion darauf scheint intuitiv, unwiderstehlich und instinktiv zu sein. So kommt es, dass der Mutter wiederholt Gehorsam versprochen oder vorgetäuscht wird, die Handlungsweise oder der eingeschlagene Weg aber häufig das genaue Gegenteil der Beteuerung oder des Versprechens ist. Diese anhaltende Disziplinlosigkeit ist ein fundamentales Hindernis für die Sadhana und das denkbar schlechteste Beispiel für andere.

3. Heuchelei und Falschheit in der Rede. Das ist eine außergewöhnlich schädliche Gewohnheit der niederen Natur. Diejenigen, die nicht freimütig sind, können von der Hilfe der Mutter nicht profitieren, denn sie weisen diese selbst zurück. Wenn sie sich nicht ändern, besteht keine Hoffnung auf die Herabkunft des supramentalen Lichtes und der supramentalen Wahrheit in das niedere Vital und die physische Natur; sie bleiben in ihrem eigenen, selbstgeschaffenen Schlamm stecken und können nicht weiterkommen. Und oft wird die echte Wahrheit, die sich im Sadhak abzeichnet, nicht nur durch reine Übertreibung oder falschen Gebrauch der Einbildungskraft ausgeschmückt, sondern auch durch eine regelrechte Leugnung und Verstellung sowie eine verfälschende Verschleierung der Tatsachen. Manchmal geschieht es, um Ungehorsam oder eine falsche oder fragwürdige Handlungsweise zu verdecken, manchmal, um seine Stellung gegenüber anderen aufrechtzuerhalten und seine eigene Auffassung durchzusetzen oder seinen bevorzugten Gewohnheiten oder Wünschen nachzugeben. Durch diese Art vitaler Gewohnheit wird sein [des Sadhaks] Bewusstsein sehr häufig getrübt und er erkennt nicht einmal die Falschheit dessen, was er sagt oder tut; doch für vieles, was er sagt und tut, ist es ganz unmöglich, ihm selbst diese schwache Entschuldigung zuzubilligen.

4. Eine gefährliche Gewohnheit fortwährender Selbst-Rechtfertigung. Wenn das im Sadhak die Oberhand gewinnt, ist es unmöglich, ihn in diesem Teil seines Wesens auf das rechte Bewusstsein und die rechte Tat hinzu lenken, da bei jedem Schritt sein einziges Anliegen darin besteht, sich selbst zu rechtfertigen. Sein Mental stürmt sofort los, um seine eigene Idee, Haltung und Handlungsweise zu verfechten. Und er ist bereit, hierfür jedes nur erdenkliche Argument geltend zu machen, manchmal das unbeholfenste, lächerlichste oder widerspruchsvollste, das ihm gerade zuvor als Gegenargument diente – wenn nötig unter Zuhilfenahme falscher Darstellungen und Einfälle. Dieser Missbrauch ist allgemein, aber nichtsdestoweniger ein Missbrauch des denkenden Mentals; es nimmt im Sadhak aber ungewöhnliche Ausmaße an, und solange er daran festhält, ist es ihm unmöglich, die Wahrheit zu sehen oder in ihr zu leben.

Welcher Art auch immer die Schwierigkeiten der Natur sind, wie lange und schmerzhaft der Prozess der Auseinandersetzung mit ihnen auch sein mag, der Wahrheit können diese Dinge letzten Endes nicht widerstehen, wenn in den Teilen des Wesens der echte Spirit, die echte Haltung und das echte Bemühen herrschen oder sich einstellen. Wenn aber ein Sadhak aus Eigenliebe oder Eigenwillen oder aus tamasischer Trägheit damit fortfährt, seine Augen gegenüber dem Licht zu verschließen oder sein Herz dagegen zu verhärten, vermag ihm niemand zu helfen, solange er in dieser Einstellung verharrt. Für die göttliche Wandlung ist die Zustimmung des ganzen Wesens notwendig, und die Vollständigkeit und Fülle dieser Zustimmung machen die integrale Überantwortung aus. Doch darf die Zustimmung des niederen Vitals nicht nur ein mentales Bekenntnis oder eine vorübergehende emotionale Einwilligung sein; sie muss sich in einer immerwährenden Einstellung und einer beharrlichen und konsequenten Handlungsweise ausdrücken.

Dieser Yoga kann bis zum Ende nur von jenen getan werden, denen es völlig ernst damit ist und die bereit sind, ihr kleines menschliches Ego samt seinen Ansprüchen auszulöschen, um sich im Göttlichen zu finden. Er kann nicht in einer Haltung der Leichtfertigkeit oder Lässigkeit getan werden – dazu ist die Arbeit zu hoch und zu schwierig, sind die Widersachermächte in der niederen Natur nur allzu bereit, die geringste Zustimmung oder die kleinste Öffnung auszunützen und sind das Streben und die tapasya, die gebraucht werden, viel zu langwierig und intensiv. Er kann nicht getan werden, wenn die Ideen des menschlichen Mentals ungeduldig geltend gemacht werden oder den Forderungen, Instinkten und Ansprüchen des niedrigsten Teils des Wesens – im Allgemeinen unter dem Begriff „die menschliche Natur“ gerechtfertigt – vorsätzlich nachgegeben wird. Er kann nicht getan werden, wenn du darauf beharrst, diese niedersten Dinge der [Welt der] Unwissenheit mit der Göttlichen Wahrheit oder selbst mit der geringeren Wahrheit, die auf dem [Yoga-] Weg noch zulässig ist, zu identifizieren. Er kann nicht getan werden, wenn du dich an dein vergangenes Selbst und seine alten mentalen, vitalen und physischen Prägungen und Gewohnheiten klammerst; man muss fortwährend seine vergangenen Selbste zurücklassen und von einer immer höheren und höheren bewussten Ebene her sehen, handeln und leben. Er kann nicht getan werden, wenn du für dein menschliches Mental und vitales Ego auf „Freiheit“ bestehst. Solange er [der Mensch] das gewöhnliche Leben führt, dürfen sich, wenn er will, alle Teile des menschlichen Wesens in ihrer Weise und auf eigene Gefahr ausdrücken und zufriedenstellen. Doch einen Yoga-Pfad zu betreten, dessen ganzes Ziel es ist, diese menschlichen Dinge durch das Gesetz und die Macht einer größeren Wahrheit zu ersetzen, dessen Methode in ihrem Kern aus der Überantwortung an die Göttliche Shakti besteht, und dennoch fortzufahren, diese sogenannte Freiheit zu fordern, die nur darin besteht, sich bestimmten kosmischen Kräften auszuliefern, heißt, einem krassen Widerspruch zu frönen und das Recht zu fordern, ein doppeltes Leben zu führen.

Am allerwenigsten aber kann dieser Yoga getan werden, wenn jene, die vorgeben, seine Sadhaks zu sein, sich weiterhin zu Zentren, Instrumenten oder Wortführern der Kräfte der Unwissenheit machen, die sich seinem eigentlichen Prinzip und Ziel widersetzen und es verneinen und lächerlich machen. Auf der einen Seite steht die supramentale Verwirklichung, die alles überschattende herabkommende Macht des supramentalen Göttlichen, das Licht und die Kraft einer weit größeren Wahrheit als sie bislang auf Erden verwirklicht wurde, und daher etwas jenseits dessen, was das kleine menschliche Mental mit seiner Logik als die einzig dauernden Wirklichkeiten betrachtet, etwas, dessen Natur und Weg und Entwicklungsvorgang es hier [auf Erden] mit seinen unzulänglichen Instrumenten weder erfassen noch wahrnehmen oder an seinen unreifen Maßstäben messen kann; trotz allen Widerstandes drängt es herab zur Manifestation im physischen Bewusstsein und stofflichen Leben. Auf der anderen Seite steht diese niedere vitale Natur mit all ihrer hochtrabenden Arroganz, Unwissenheit, Dunkelheit, Stumpfheit oder beschränkten Turbulenz, die um ihr eigenes Fortbestehen und gegen die [Göttliche] Herabkunft kämpft, die sich weigert, an irgendeine echte Realität oder wahre Möglichkeit eines supramentalen oder übermenschlichen Bewusstseins und einer ebensolchen Schöpfung zu glauben; oder sie fordert, was noch absurder ist, dass sich diese Dinge, falls es sie überhaupt gibt ihren eigenen kleinen Normen angleichen, und ergreift gierig alles, was das Gegenteil zu beweisen scheint, leugnet die Gegenwart des Göttlichen – wohl wissend, dass ohne jene Gegenwart die Arbeit unmöglich ist –, um laut ihre eigenen Gedanken, Urteile, Wünsche und Instinkte hervorzuheben, und rächt sich, wenn diesen widersprochen wird, indem sie Zweifel, Leugnung, entmutigende Kritik, Aufruhr und Verwirrung verbreitet. Zwischen diesen beiden Dingen wird gegenwärtig jeder zu wählen haben.

Denn dieser Widerstand, dieses fruchtlose Hemmen und Blockieren der Herabkunft der göttlichen Wahrheit kann nicht immerfort währen. Jeder hat sich letzten Endes für die eine oder die andere Seite zu entscheiden, für die Seite der Wahrheit oder gegen sie. Die supramentale Verwirklichung kann nicht gleichzeitig neben der Beharrlichkeit der niederen Unwissenheit bestehen; sie ist unvereinbar mit einer fortwährenden Befriedigung in einer gespaltenen Natur.

Für diese Art Kampf kann es nur eine „Lösung“ geben – nämlich solche Gefühle als das zu erkennen, was sie in Wirklichkeit sind: ungeläuterte Bewegungen der alten vitalen Natur –, und diese vitalen Suggestionen als Suggestionen der feindlichen Kräfte zurückzuweisen, deren Absicht es ist, dich vom geraden Pfad abzudrängen. Wenn das Mental des Sadhaks diese vitalen Bewegungen stützt, wenn irgendein Teil seiner Natur sie akzeptiert und daran festhält, kann er, solange er dem stattgibt, dem Kampf nicht entrinnen.

All diese Suggestionen sind etwas durchaus Gewohntes und sowohl in ihrem Ausdruck als auch in ihrer Substanz immer gleich. Auch die Reaktionen darauf sind immer dieselben, und an ihrer bloßen Natur vermag man die Quelle, von der sie stammen, zu erkennen – Enttäuschung eines unbefriedigten Verlangens, Verzweiflung, Unzufriedenheit, Unglücksseligkeit, das Gefühl von Groll und Ungerechtigkeit, Rebellion, ein Absacken in tamas und Trägheit (weil das vitale Wesen, wenn seinen egoistischen Forderungen nicht entsprochen wird, die Teilnahme an der spirituellen Bemühung verweigert), Dürre, Dumpfheit, Beendigung der Sadhana. Sogar die Redewendungen wiederholen sich: „keine Bewegung in diesem Leben“, „Erstickung“, „Begrenzung“, „luftdicht abgeschlossen“; und all dies bedeutet ganz einfach, dass sich die niedere vitale Natur – oder ein Teil davon – in Aufruhr befindet und dass sie etwas anderes als die göttliche Wahrheit und die tapasya will, die zur supramentalen Umwandlung führen. Es weigert sich, Ego und Begehren, Forderung und Verlangen aufzugeben oder die wahre Selbsthingabe, die wahre Überantwortung zu akzeptieren, während es dennoch den Druck fühlt, sich in ein Instrument des göttlichen Lebens zu wandeln. Diesen Druck nennt es Erstickung. Wenn ihm verweigert wird, dass es seine Wünsche ausbreitet und sich volle Bewegungsfreiheit schafft, bezeichnet es das als Begrenzung des Wesens. Die Stille, Reinheit und das gesammelte Schweigen, welche die Grundlage der tapasya für die supramentale Wandlung sind, brandmarkt es als „kein Leben“. Rechte Verhaltensregeln und das Beharren auf Selbst-Verleugnung und Selbst-Meisterung sowie die Zügelung des Forderns und Begehrens sind das, was es „luftdicht abgeschlossen“ nennt. Die schlimmsten Suggestionen und gefährlichsten Irreführungen aber finden statt, wenn sich dieser Geist des Forderns und Wünschens in ein spirituelles Gewand hüllt und eine Form annimmt, die den Sadhak glauben lässt, dass sie zum Yoga gehören würde.

Aus dieser Zermürbung durch die niedere vitale Natur gibt es nur einen einzigen Ausweg: Jegliches egoistische vitale Fordern, Beanspruchen und Begehren vollständig zurückzuweisen und das unbefriedigte vitale Drängen durch die Reinheit des seelischen Strebens zu ersetzen. Weder die Befriedigung dieses vitalen Tumultes noch ein asketisches Sich-Zurückziehen ist die wahre Lösung, sondern dass sich das vitale Wesen dem Göttlichen überantwortet und zielstrebig der höchsten Wahrheit weiht, die von Begehren und Verlangen nicht berührt werden kann. Denn das Wesen der höchsten Wahrheit ist Licht und Ananda, und wo Begehren und Verlangen herrschen, kann es keinen Ananda geben.

Nicht vitales Fordern, sondern allein das seelische Drängen kann die Natur auf die supramentale Umwandlung hinführen; denn nur sie kann das Mental und Vital ändern und ihren ihre eigene wahre Bewegung zeigen. Fortwährend jedoch wird vitales Fordern mit seelischem Streben verwechselt, obwohl der Unterschied deutlich ist. Im seelischen Streben gibt es diese Reaktionen nicht, keinen Aufruhr und keine Rechtfertigung des Aufruhrs; denn die Seele strebt durch die innere Einung mit dem Göttlichen und durch Hingabe. Sie stellt weder in Frage noch fordert sie heraus, sie sucht vielmehr das Verstehen durch Einssein mit dem Göttlichen Willen. Sie verlangt nicht nach armseliger persönlicher Befriedigung, sondern findet ihre Befriedigung, wenn die Wahrheit im Inneren des [menschlichen] Wesens wächst; was sie sucht und findet, ist nicht Nachsicht gegenüber einer vitalen und physischen Forderung, sondern die wahre Nähe, die aus der immerwährenden Gegenwart des Göttlichen im Herzen sowie der Herrschaft des Göttlichen in der ganzen menschlichen Natur besteht. Der Ruf der Seele lautet immer: „Lass die Wahrheit siegen, lass deinen Willen und nicht den meinen geschehen“. Das Toben des Vitals steht hierzu aber im krassen Gegensatz. Es fordert das Göttliche auf: „Lass meinen Willen mit dem Deinen übereinstimmen, beuge Dich meinem Drängen, befriedige meine Wünsche, denn erst dann werde ich dich suchen und anerkennen und mich bereit erklären, das Göttliche in dir zu sehen.“ Es erübrigt sich wohl festzustellen, welches der Weg der Wahrheit ist oder der beste Ausweg aus jedem Kampf in der [menschlichen] Natur.

Die einzige Schöpfung, die hier irgendeinen Platz hat, ist die supramentale, das Herabbringen der göttlichen Wahrheit auf die Erde, nicht nur in das Mental und Vital, sondern auch in den Körper und die Materie. Unser Ziel ist nicht, alle „Beschränkungen“ zu beseitigen, damit sich das Ego ausbreiten kann, oder der Erfüllung der Ideen des menschlichen Mentals oder den Begierden der egozentrischen Lebenskraft freien Lauf zu lassen oder unbeschränkten Spielraum zu schaffen. Keiner von uns ist hier, um das zu tun, „was uns gefällt“, oder eine Welt zu erschaffen, in der wir am Ende in der Lage sein würden, das zu tun, was uns gefällt; wir sind hier, um das zu tun, was das Göttliche will, und eine Welt zu erschaffen, in welcher der Göttliche Wille seine Wahrheit manifestieren kann, die nicht länger mehr durch menschliche Unwissenheit deformiert oder durch vitales Begehren entstellt und falsch gedeutet wird. Die Arbeit, die der Sadhak des supramentalen Yoga zu leisten hat, ist nicht seine eigene Arbeit, für die er seine eigenen Bedingungen festlegen kann, sondern die Arbeit des Göttlichen, die er gemäß den Bedingungen zu verrichten hat, die vom Göttlichen festgelegt wurden. Unser Yoga wird nicht unsertwillen ausgeübt, sondern um des Göttlichen willen. Nicht unsere eigene persönliche Offenbarung haben wir zu suchen, die Offenbarung des individuellen Egos, von allen Schranken und Banden befreit, sondern die Offenbarung des Göttlichen. Aus dieser Offenbarung muss unsere eigene spirituelle Befreiung, Vollendung und Vollkommenheit hervorgehen und ein Teil davon sein, aber nicht in einem egoistischen Sinn oder für einen egozentrischen oder selbstsüchtigen Zweck. Auch darf diese Befreiung, Vollendung und Fülle nicht um unsertwillen, sondern sie muss um des Göttlichen willen gesucht werden. Ich hebe diesen Wesenszug der [supramentalen] Schöpfung hervor, weil ein fortwährendes Vergessen dieser einfachen und zentralen Wahrheit, eine bewusste, halb-bewusste oder völlig unwissende Verwirrung darüber die Ursache der meisten vitalen Aufsässigkeiten war, die manche individuelle Sadhana hier verdorben und den Fortschritt in der allgemeinen inneren Arbeit sowie die spirituelle Atmosphäre gestört hat.

Die supramentale Schöpfung darf sich, da sie eine Schöpfung auf Erden sein soll, nicht nur auf eine innere Wandlung beziehen, sie muss auch eine physische und äußere Manifestation sein. Und gerade für diesen Teil der Arbeit, den schwierigsten von allem, ist die Hingabe am allernötigsten; allein deshalb, weil es sich um die tatsächliche Herabkunft des supramentalen Göttlichen in die Materie und das Wirken der Göttlichen Gegenwart und Macht dort handelt, ist die physische und äußere Wandlung überhaupt möglich. Selbst der machtvollste Einsatz menschlichen Willens und Bestrebens ist außerstande, sie herbeizuführen; und was die egoistische Beharrlichkeit und den vitalen Aufruhr anbelangt, bilden sie, solange sie bestehen, unüberwindliche Hindernisse für die Herabkunft. Allein ein stilles, reines und hingegebenes Bewusstsein, voll von seelischem Streben, kann ihr [der supramentalen Schöpfung] Wirkungsbereich sein; denn nur hierdurch kann ein wirksames Sich-Öffnen des stofflichen Wesens gegenüber dem Licht und der Macht herbeigeführt und die supramentale Wandlung zu einer wirklichen und durchführbaren Sache gemacht werden. Zu diesem Zweck sind wir hier im Körper, und aus diesem Grund bist du und sind andere Sadhaks hier im Ashram in unserer unmittelbaren Nähe. Du kannst aber nicht, indem du auf kleinlichen Forderungen und Befriedigungen im Äußerlichen oder auf einer äußeren Nähe [zur Mutter] bestehst – was der vitalen Natur, ihrem Stolz und Verlangen schmeichelt – auf diesem Gebiet die echte Beziehung zum Göttlichen erlangen. Wenn du die Verwirklichung dort willst, musst du die wahre Nähe suchen, die Herabkunft der Mutter in dein physisches Bewusstsein und ihre Gegenwart dort, den fortwährenden inneren Kontakt mit ihr im physischen Wesen und in seinen Tätigkeiten, ihren Willen, ihr Wissen hinter all seiner Arbeit, seinem Denken und seiner Bewegung, sowie den fortwährenden Ananda jener Gegenwart, der alles vitale und physische Getrennt-sein, Sehnen und Begehren auslöscht. Wenn du das erlangt hast, wirst du jede erdenkliche Nähe haben, um die du bittest, und kannst das Übrige zur Entscheidung getrost dem Willen und Wissen der Mutter überlassen. Denn wenn das in dir ist, gibt es kein Gefühl des Fernseins, keine Empfindung einer Kluft oder Trennung, keine Klage über ein fehlendes Einssein, eine leere Dürre oder die Verweigerung ihrer Nähe.

Es kommt eine Zeit, in der sich nach langer Vorbereitung des Mentals und vitalen Wesens die Notwendigkeit ergibt, auch die physische Natur zu öffnen. Wenn das aber geschieht, entfällt sehr oft der Zustand der vitalen Erhebung – die sehr groß sein kann, wenn die Erfahrung auf ihrer eigenen [vitalen] Ebene stattfindet – und das dunkle, hemmende physische und grob-stoffliche Bewusstsein tritt in seiner ganzen Trägheit zutage. Trägheit, tamas, Dummheit, Enge und Begrenztheit, Unfähigkeit zum Fortschritt, Zweifel, Dumpfheit, Trockenheit, ein fortwährendes Vergessen der zuteil gewordenen spirituellen Erfahrungen sind die Merkmale einer ungeläuterten physischen Natur, wenn sie weder vom Vital angetrieben noch vom höheren mentalen Willen und Verstand unterstützt wird. Das scheint teilweise das zu sein, was vorübergehend in dir geschah; der Ausweg aber besteht nicht darin, das Physische durch irgendeinen vitalen Aufruhr und Ausbruch zu erregen oder für deinen Zustand die Umstände oder die Mutter verantwortlich zu machen – denn das würde die Dinge nur verschlimmern und tamas, Dürre, Dumpfheit und Trägheit fördern –, sondern zu erkennen, dass es sich hier um ein Element der universalen Natur handelt, das sich in der deinen widerspiegelt und von dir ausgemerzt werden muss. Das aber kann nur durch eine immer größere Hingabe, ein immer größeres Streben geschehen, und indem man auf diese Weise von jenseits des Vitals und Mentals den Frieden, das Licht, die Macht und die Gegenwart des Göttlichen hereinbringt. Das ist der einzige Weg zur Umwandlung und Vollendung der physischen Natur.

Ich glaube nicht, dass ich nach dem Obigen noch etwas über die besonderen in deinem Brief erwähnten Klagen hinzuzufügen brauche. Vielleicht sollten zwei Dinge klargestellt werden. Erstens, die Anordnungen, die bezüglich der Arbeit, der äußerlichen Forderungen, bezüglich Briefwechsel und „Umgang“ mit Menschen augenblicklich bestehen, sind die einzig praktikablen unter den gegenwärtigen Umständen, wenn die schwere Arbeit, die die Mutter zu verrichten hat, physisch überhaupt möglich sein soll. Als nächstes, gerade die schweigende Tätigkeit ist es, durch die wir am besten unsere Arbeit leisten können, viel besser als durch Reden oder Schreiben, die nur untergeordnete und zweitrangige Tätigkeiten sein können. Denn in diesem Yoga werden jene den größten Erfolg haben, die zu gehorchen und dem geschriebenen und gesprochenen Wort zu folgen wissen, die aber auch das Schweigen ertragen können und darin (ohne auf andere Stimmen zu hören oder mentale und vitale Suggestionen und Impulse mit der göttlichen Wahrheit und dem göttlichen Willen zu verwechseln) Hilfe, Stärkung und Führung fühlen und empfangen.

In deinem Brief schreibst du, dass du sehr müde seist, dass Rastlosigkeit und tamas im Physischen vorherrschen würden, dass fortwährend ein mehr oder weniger intensiver Kampf stattfände zwischen dem seelischen Wesen und der physischen Natur. Nun, genau das war dein Zustand in den letzten Monaten hier. Dann wolltest du abreisen, weil der Druck [der Yoga-Kraft] zu groß war, weil der Kampf mit der rastlosen und tamasischen Natur und dem asurischen Einfluss zu hart war und kein Ende nahm, weil du dich sehr müde fühltest und das Bedürfnis hattest fortzugehen, um auszuruhen, eine Atempause einzulegen und dich zu erholen.

Und nun willst du in dem gleichen Zustand zurückkommen? Der Druck wird noch größer sein als zuvor und der Kampf andauern; aller Wahrscheinlichkeit nach wirst du noch müder und deprimierter sein als du warst. Dabei wird dies für dich schwerer zu ertragen sein, weil deine persönliche Stellung hier eine gänzlich andere wäre. Du wirst keinen besonderen Aufenthaltsort haben, keine dir übertragene Autorität, keine dir anvertraute Arbeit; du wirst der Mutter nicht nahe sein, sondern ihr fern, zusammen mit den anderen. Keine Nachsicht wird deiner asurischen Natur gegenüber eingeräumt werden, die ein unerträgliches Hemmnis für die Arbeit, dich selbst und für andere gefährlich geworden war. Es liegt auf der Hand, dass du die Bedingungen unzumutbar finden würdest, es sei denn, du hättest dich in der Zwischenzeit einer grundlegenden Wandlung unterzogen. Deshalb darfst du nicht darum bitten herzukommen, solange du nicht eine dauerhafte Ruhe, einen dauerhaften Frieden sowohl in dir als auch in deiner äußeren Atmosphäre errichtet hast.

Wo immer du auch bist, wir werden stets deinem seelischen Wesen nahe und bereit sein, ihm zum Sieg zu verhelfen. So wie jetzt die Dinge um dich stehen, wirkt diese Hilfe vermutlich besser aus der Entfernung als aus der Nähe, wo du sie in jedem Augenblick durch deine falschen inneren Bewegungen und Reaktionen, dein falsches Reden und Handeln zurückweisen würdest. Um aber von unserer Hilfe zu profitieren, wirst du dich zu etwas entscheiden müssen, wozu du noch niemals wirklich fähig warst, mindestens in deinem äußeren Wesen. Du wirst dich in deiner physischen Natur selbst vom asura und seinen Wegen entschlossen abzukehren haben und dich weigern müssen, ihm unter irgendeinem Vorwand im Denken, Fühlen, Sprechen oder Handeln nachzugeben, was ihm dazu verhelfen würde, weiterhin deine Instrumente zu besitzen und deine Haltung und Handlungsweise zu bestimmen oder zu beeinflussen. Ruhig zu werden und diese hartnäckige und geduldige Zurückweisung mit unserer Hilfe ruhig und einfach aufrechtzuerhalten, ohne rajasischen Kampf, aufrichtig und wirklich und in jeder Einzelheit, nicht bloß in Wunsch und Idee – das ist das Gebot der Stunde. Gespalten zu sein, in dem einen Teil deines Wesens zu streben und mit dem anderen Teil den falschen Bewegungen nachzugeben, sie zu rechtfertigen und zu hegen, kann nur zu endlosem Kampf und endloser Müdigkeit führen. Nur durch diese Wende und Wandlung werden Ringen und Müdigkeit aufhören und wird die Reinheit kommen.

Ein Monat ist nun vergangen, seit du in deinem Brief die neue und gute Wende deiner Sadhana angekündigt hast. Inzwischen wirst du Zeit gehabt haben festzustellen, ob diese Wende eine entscheidende und wieweit sie vollständig war. Als Test hierfür gilt, ob du durch sie grundlegend von dem asurischen Hang in deinem äußeren Wesen befreit worden bist. Aller Ehrgeiz, Stolz, alle Eitelkeit müssen aus den Gedanken und Gefühlen verschwinden. Es darf weder jetzt noch in Zukunft ein Verlangen nach einer Aufgabe, Position oder nach Prestige geben, es darf nicht die Erwartung bestehen, einen Ehrenplatz unter den Auserwählten einzunehmen, nicht die Forderung nach einer bevorzugten Nähe zur Mutter, nicht der Anspruch auf ein Anrecht, nicht der Versuch, dich zwischen sie und andere zu werfen, nicht das Bestreben, das abzufangen, was sie anderen gibt, oder dich daran zu beteiligen, und nicht der Versuch, dich ihr oder anderen Sadhaks aufzudrängen. Alle Falschheit muss vom Denken und Handeln zurückgewiesen werden, ebenso alle Prahlerei, Arroganz und Überheblichkeit. Ein einfaches, ruhiges und ungekünsteltes Streben nach der Wahrheit, und sie um ihrer selbst willen zu empfangen und nicht um irgendeines Vorteils willen, den sie dir bringen wird, ein offenes Annehmen dessen, was die Mutter will, was immer es auch sei, ein völliges Abwerfen jeder Anmaßung und aller Verstellungen, die Bereitschaft, vollständig und rückhaltlos zu gehorchen und jede Aufgabe und Disziplin zu akzeptieren – das sind die einzigen Bedingungen, unter denen eine göttliche Wandlung in dir ausgelöst werden kann – und danach musst du streben.

Wir erwarten unsererseits eine bestimmte Eroberung auf der stofflichen Ebene, die noch nicht vollendet ist, und können dir erst dann die Erlaubnis zur Rückkehr geben. Wie du selbst einmal festgestellt hast, würde, solange das nicht geschehen ist, dein Aufenthalt für dich hier nicht förderlich sein. Sobald dein innerer Zustand und die Dinge hier reif sind, wird die Mutter dich rufen.

Wenn du dich ändern willst, musst du dich zuerst entschlossen von den Mängeln deines vitalen Wesens befreien, und zwar unermüdlich, wenn es auch noch so schwierig ist und lange dauern kann, und immer die göttliche Hilfe herbeirufen sowie dich stets dazu zwingen, gänzlich aufrichtig zu sein. Was die Tauglichkeit und Untauglichkeit anbelangt, so ist niemand völlig tauglich für diesen Yoga; man muss durch Streben, durch abhyasa [das fortwährende Üben einer Methode], durch Wahrhaftigkeit und Hingabe tauglich werden. Wenn du dir immer schon das spirituelle Leben gewünscht hast, so war es der seelische Teil in dir, der es wünschte, doch stand dir stets dein Vital im Weg. Festige einen aufrichtigen Willen im Vital; lass nicht zu, dass persönliche Wünsche und Forderungen, dass sich Selbstsucht und Falschheit in deine Sadhana einschleichen; allein dann wird dein Vital für die Sadhana tauglich werden.

Wenn du willst, dass dein Bemühen Erfolg hat, muss es immer reiner und stetiger und beharrlicher werden. Wenn du in voller Aufrichtigkeit übst, wirst du die Hilfe erhalten, die du brauchst.

Offensichtlich wird dein Zustand durch ein Aufwallen von unterdrückten Elementen in der niederen vitalen Natur ausgelöst. Sie wurde durch dein Mental und höheres Vital dazu gezwungen, die kleinen „Freuden und Vergnügungen“, an die sie gewöhnt war, aufzugeben, doch tat sie es – oder zumindest ihr unterbewusster Teil, der oft der machtvollste ist – ohne volle Überzeugung und vermutlich unter „Vorbehalten“ und „Absicherungen“ und indem sie sich das Versprechen von Entschädigungen eintauschte, nämlich andere und größere Freuden und Vergnügungen, die all das Verlorene ersetzen sollten. Das geht aus dem hervor, was du schreibst; deine Schilderung der Depression, die Wiederkehr von all dem, was du als „unreine Gedanken“ bezeichnest, die nichts anderes als Hinweise auf den unterbewussten, niederen vitalen Begierden-Komplex sind, der Zweifel am Großmut des Göttlichen, die Forderung nach einer Entschädigung für das Verlorene, eine Art Handel mit dem Göttlichen, eine quid pro quo Abmachung – all das ist unverkennbar. In letzter Zeit wurden ihr durch eine Verquickung von Umständen ihre früheren Betätigungsmöglichkeiten immer mehr entzogen; und diese Attacke [von der du berichtest] ist ihre Art, passiven Widerstand oder Protest auszudrücken. Es gibt nur einen Ausweg, damit fertig zu werden, die ganze Sache abzuschütteln – Depression, Forderungen, Zweifel, Sex-Gedanken, den ganzen unerwünschten Ballast – und sie durch die eine wahre Bewegung zu ersetzen, den Ruf nach dem Bewusstsein und der Gegenwart des Göttlichen.

Möglicherweise war dieses Andauern der niederen vitalen Forderung nach Befriedigung der Ausdruck einer Unklarheit im dunklen Teil des physischen Mentals, in deiner mentalen Einstellung gegenüber dem Yoga. Du scheinst die Forderung nach der Ersetzung der alten, niederen vitalen Befriedigungen durch andere Freuden und Vergnügungen als etwas durchaus Rechtmäßiges anzusehen; Freuden und Vergnügungen aber sind nicht das Ziel des Yoga, und ein Handel oder eine Forderung nach Ersatz dieser Art kann kein legitimes oder gesundes Element in der Sadhana sein. Es wird, wenn es vorhanden ist, mit Sicherheit das Fließen der spirituellen Erfahrung verzögern. Ananda ja, aber der Ananda und das spirituelle Glück, das ihm vorangeht (adhyatma sukham), sind etwas ganz anderes als Freuden und Vergnügungen. Und selbst den Ananda kann man nicht fordern oder ihn zur Bedingung für die Ausübung der Sadhana machen­ – er kommt als Krönung, als natürliches Ergebnis, und die richtige Voraussetzung für ihn ist das Wachsen des wahren Bewusstseins, des Friedens, der Stille, des Lichtes, der Stärke, des Gleichmuts, der allen Erschütterungen standhält und sowohl im Erfolg als auch bei Versagen andauert. Diese Dinge müssen die ersten Ziele der Sadhana sein und nicht irgendeine hedonistische Erfahrung, selbst wenn sie von der höchsten Art ist; denn diese kommt von selbst als Ergebnis der Göttlichen Gegenwart.

Inzwischen aber ist das vordringlichste, was du zu tun hast, diesen gefährlichen Stoff der Verzagtheit und seine Begleiterscheinungen hinauszuwerfen und ein ruhiges und klares Gleichgewicht zurückzugewinnen. Ein ruhiges Mental und ein ruhiges Vital sind die ersten Voraussetzungen für den Erfolg in der Sadhana.

Es ist offensichtlich, dass du immer noch an einer falschen Auffassung über Frieden, Freude und Ananda festhältst. (Frieden ist übrigens nicht Freude, denn Frieden kann bestehen, selbst wenn die Freude ruht). Es stimmt nicht, dass man um Frieden oder spirituelle Freude nicht bitten oder danach streben soll. Der Friede ist die eigentliche Grundlage jeder siddhi im Yoga, und warum sollte man nicht um die Grundlage im Yoga bitten oder danach streben? Spirituelle Freude oder ein tiefes inneres Glück (nicht gestört, selbst wenn es oberflächliche Stürme oder Unruhen gibt) ist eine ständige Begleiterscheinung des Kontaktes oder der Einung mit dem Göttlichen – und warum sollte es verboten sein, um den Kontakt oder die Einung mit dem Göttlichen und die sie begleitende Freude zu bitten oder danach zu streben? Was den Ananda anbelangt, so sagte ich bereits, dass ich mit dem Ananda etwas Größeres als Frieden oder Freude meine, etwas, was wie Wahrheit und Licht die eigentliche Natur des supramentalen Göttlichen ausmacht. Es kann durch ein beständiges Einströmen oder Herabkommen auftreten, teilweise oder zeitweilig sogar jetzt schon [in deinem jetzigen Stadium], es kann aber nicht im Körpersystem verbleiben, solange dieses nicht dafür vorbereitet ist. Friede und Freude dagegen können fortwährend vorhanden sein; die Voraussetzung für dieses Andauern aber ist, dass man den ständigen Kontakt mit dem Göttlichen hat oder das Göttliche einem ständig innewohnt – das aber geschieht natürlich nicht im äußeren Mental oder Vital, sondern in der inneren Seele oder dem seelischen Wesen. Deshalb muss man gewillt sein, wenn der Yoga ein Pfad des Friedens oder der Freude sein soll, mehr in seiner Seele zu weilen als in seinem äußeren Mental oder seiner emotionalen Natur.

Mein Einwand in einem früheren Brief war nicht gegen das Streben gerichtet, sondern dagegen, Frieden, Freude und Ananda zur Voraussetzung für die Ausübung des Yoga zu machen. Es ist nicht wünschenswert, denn wenn du es tust, wird das Vital lind nicht die Seele die Führung übernehmen. Wenn aber das Vital die Führung übernimmt, können immer Unrast, Verzagtheit und Unglück auftreten, denn aus diesen Dingen besteht die eigentliche Natur des Vitals – das Vital vermag niemals in immerwährender Freude und immerwährendem Frieden zu verharren, denn es bedarf ihrer Gegensätze, um die Empfindung des Lebensdramas zu haben. Und doch, sobald sich Unrast und Unglück einstellen, ruft das Vital augenblicklich: „Mir wird nicht gegeben, was mir gebührt, was habe ich also davon, den Yoga auszuüben?“ Oder aber es macht ein Evangelium aus seinem Unglück und behauptet, dass der Weg zur Erfüllung unbedingt ein dramatischer Gang durch die Wüste zu sein habe. Dabei ist es streng genommen nur dieses Überwiegen des Vitals in uns, das eine Durchquerung der Wüste notwendig macht. Wäre die Seele immer im Vordergrund, dann wäre die Wüste nicht länger eine Wüste, und die Wildnis würde mit Rosen erblühen.

Der Ananda, den du beschreibst, ist offensichtlich der des inneren Vitals, wenn es ganz unter dem seelischen Einfluss steht und er damit auch das äußere Vital überflutet. Es ist der wahre Ananda, der nichts von der alten vitalen Natur enthält. Wenn die Seele auf diese Weise das Vital gebraucht, besteht die natürliche Form ihres Ausdrucks in einer derartig intensiven Ekstase. Diese Ekstase und die alte vitale Erregung sind zwei grundverschiedene Dinge und dürfen nicht miteinander verwechselt werden. Wo diese Intensität herrscht, verbunden mit einer reinen und vollen Erfüllung, Zufriedenheit und Dankbarkeit, die für Anspruch, Forderung oder depressive Reaktion keinen Platz lässt – das ist die wahre vitale Bewegung.

Wenn einmal das vitale Wesen durch die Seele berührt worden ist, hat das bloße vitale Vergnügen keine Anziehungskraft mehr und kann auch als Störung und etwas Unangenehmes empfunden werden, weil es sich senkend auf das Bewusstsein auswirkt.

Schmerz kann in Ananda gewandelt werden; ich glaube aber nicht, dass es etwas mit einem bestimmten [Entwicklungs-] Stadium zu tun hat.

Wenn einmal das Vital hervorgetreten ist und seine Schwierigkeit gezeigt hat – es gibt niemanden, der nicht die eine oder andere entscheidende Schwierigkeit dort hätte –, muss man sich damit auseinandersetzen und sie bewältigen.

Diese Auseinandersetzung darf nicht von mentaler Art sein, sondern muss unmittelbar über die supramentale Macht stattfinden.

Nicht Frieden und Wissen im Mental, sondern Frieden, Glauben, Stille und Stärke im vitalen Wesen selbst (und besonders in seinem defekten Teil) sind die zu errichtenden Dinge. Dich zu öffnen und zuzulassen, dass all dies in dich herabgebracht wird, ist der richtige Verlauf.

Die Schwäche liegt nicht im höheren Mental oder eigentlichen Mental; es ist daher sinnlos, sich zurückzuwenden, um mentalen Frieden herzustellen. Die Schwierigkeit liegt in dem Teil des vitalen Wesens, der nicht genügend offen und vertrauensvoll, nicht hinreichend stark und mutig ist, sowie im physischen Mental, das diese Dinge unterstützt. Zu erreichen, dass das supramentale Licht und die supramentale Stille, Stärke und Intensität dort hinab dringen, ist das, was du brauchst.

Du magst alles Wissen dieser Welt haben und dennoch unfähig sein, vitalen Schwierigkeiten zu begegnen. Dort [im vitalen Wesen] besteht die wahre Hilfe aus Mut, Glauben, Wahrhaftigkeit gegenüber dem Licht, sowie in der Zurückweisung der gegenteiligen Suggestionen und feindlichen Stimmen. Nur dann kann Wissen als solches überhaupt wirksam sein.

Nicht die mentale Kontrolle, sondern die Herabkunft einer Kontrolle von oberhalb des Mentals, ist die Macht, die bei der Verwirklichung erforderlich ist. Diese Kontrolle, die letztlich vom Supramental stammt, ist eine Kontrolle durch die Göttliche Macht.

Allein die Tatsache, dass du die Mängel deiner vitalen Natur und die Notwendigkeit einer Umwandlung klarer erkennst, ist an sich schon ein Zeichen seelischen Wachstums. Sie sollten keine Entmutigung verursachen, denn es sind die üblichen Mängel des menschlichen Vitals, und durch ein gesteigertes seelisches Sich-Öffnen werden sie ihren Halt verlieren und schließlich verschwinden.

Was die Verminderung der mentalen Kontrolle über die vitalen Bewegungen anbelangt, so ist das eine häufige und vorübergehende Erscheinung im Yoga. Mentale Kontrolle muss durch eine größere Kontrolle von oben ersetzt werden sowie durch die Stille, Reinheit und den starken Frieden des Vitals selbst, das sich der Göttlichen Kraft und ihrer Herrschaft über die ganze [menschliche] Natur geöffnet hat.

Lass dich nicht durch irgendwelche Schwierigkeiten stören oder entmutigen, sondern öffne dich ruhig und einfach der Kraft der Mutter und erlaube ihr, dich zu wandeln.

Es ist keinesfalls wahr, dass die Mutter die mentale Kontrolle aufhebt – das ist eine der vielen falschen Auslegungen der Sadhana durch gewisse Sadhaks. Es stimmt – und das ist die Ursache deiner Empfindung –, dass, wenn du deine gewohnten Bewegungen im Vital voll durch die Sadhana zu kontrollieren versuchst, du sie stattdessen manchmal kontrollierst und manchmal ihnen nachgibst, worauf sie so heftigen Widerstand leisten, dass es den Anschein hat, als hätten sie sich vermehrt. Der Sadhak hat standhaft zu sein und darf sich durch diese Heftigkeit nicht überwältigen oder entmutigen lassen. Im Allgemeinen erscheint im Traum noch lange das, was man bereits aus dem Wach-Zustand verbannt hatte – der Grund hierfür ist, dass alle diese Dinge noch weiterhin im Unterbewusstsein lagern und es ist dieses Unterbewusstsein, von dem ein Großteil der menschlichen Träume stammt. So kann man, auch wenn man im Wachzustand kein sexuelles Begehren mehr hat, dennoch Sex-Träume haben – und auch Emissionen –, die sich mehr oder weniger oft wiederholen; man kann in Träumen immer noch Menschen begegnen, von denen man nie mehr etwas gesehen oder gehört hat oder an die man in den Wachstunden nie mehr denkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Träume entstehen, besteht um so mehr, wenn das Wachmental nicht frei ist.

Es hängt davon ab, was mit einer falschen oder unnötigen Bewegung gemeint ist. Gewisse Dinge müssen abfallen, bevor die Errichtung [des höheren Bewusstseins] vollständig sein kann. Andere, unnötige [Dinge], müssen abgelegt werden, wenn sie mit der vollen Sadhana oder dem Wachstum des inneren Bewusstseins unvereinbar sind; wenn aber das verankerte Bewusstsein von solcher Art ist, dass es keine Rolle spielt, ob man sie tut oder nicht, können sie fortgesetzt werden.

Die Redewendung [„falsche Bewegungen in der Sadhana“] umfasst nahezu alles, was nachteilig für den spirituellen Fortschritt ist; am häufigsten kommen vor Bewegungen des Zweifels, des Aufruhrs, des egoistischen Begehrens oder Ehrgeizes oder sexuelle Nachgiebigkeit – es gibt aber viele andere mehr.

Der äußere Aufruhr besteht aus der Zurückweisung der Disziplin und des Gehorsams – der innere Aufruhr ist von mancherlei Art und kann viele Formen annehmen, zum Beispiel ein Aufruhr des Vitals gegen die Mutter, ein Aufruhr des Mentals gegen die Wahrheit, eine Zurückweisung des spirituellen Lebens, eine Forderung, das Ego als das Göttliche zu inthronisieren oder etwas zu dienen, das dem vitalen Ego schmeichelt und seine Forderungen stützt, und es das Göttliche zu nennen, eine Erwiderung auf vitale Suggestionen des Misstrauens, der Verzweiflung, der Selbstzerstörung oder der Wunsch, abreisen zu wollen – und viele andere Formen mehr.

Heftigkeit stammt vom ungeläuterten vitalen Ego, was genau das ist, was der Umwandlung am meisten im Wege steht; andere Dinge sind verhältnismäßig glimpfliche Hindernisse, verglichen mit diesem Teil des Wesens. Es ist viel besser, dass die Mutter es abgelehnt hat, auf diesen Teil in dir Rücksicht zu nehmen – die Rücksichtnahme wäre ein viel gefährlicherer Test als die Ablehnung gewesen.

[Vitale Weihung:] Weihung bedeutet Darbringung, etwas der Mutter heilig zu machen, damit die ganze vitale Natur ihr und nicht der niederen Natur gehören möge.

Vitale Weihung bedeutet, die ganze vitale Natur mit ihren Bewegungen dem Göttlichen darzubringen, damit sie geläutert werde; es bedeutet, dass nur die wahren Bewegungen in Übereinstimmung mit dem Göttlichen Willen vorhanden sind und alle egoistischen Forderungen und Impulse verschwinden.

Manchmal wird das Streben am Nabel gefühlt, doch gehört dieser zum größeren Vital. Das niedrigere Vital befindet sich darunter. Das Streben des niedrigeren Vitals besteht darin, all seine kleinen Bewegungen im Feuer der Läuterung darzubringen, nach dem Licht und der Macht zu rufen, damit sie in es herabkommen mögen, um es von seinen kleinlichen Begierden zu befreien, von seinen Eifersüchteleien, Widerständen und Revolten über geringfügige Dinge, von Ärger, Eitelkeit, Geschlechtstrieb usw., und sie durch die rechten Bewegungen zu ersetzen, die von Selbstlosigkeit, Reinheit und dem Gehorsam gegenüber dem Drängen der Göttlichen Kraft in allen Dingen gelenkt werden.

Es ist ganz offensichtlich, dass das niedere Vital das Göttliche Bewusstsein empfangen hat, wenn selbst in den kleinen Lebensbewegungen ein Streben zum Göttlichen besteht, gleichsam eine Hinwendung zum Göttlichen Licht, damit es führen möge, oder ein Gefühl der Darbringung an das Göttliche oder der Führung durch das Göttliche. Das niedere Vital herrscht über die kleinen Einzelheiten von Emotion, Impuls, Erregung und Aktion – diese bringt es nach seiner Bekehrung der Göttlichen Kontrolle zur Umwandlung dar.

Es stimmt, dass für das äußere Vital eine äußere Disziplin zur Läuterung erforderlich ist; im anderen Fall bleibt es rastlos und launisch und den eigenen Impulsen preisgegeben, so dass dort keine Grundlage für den sicheren Halt eines ruhigen und beständigen höheren Bewusstseins geschaffen werden kann. Die Einstellung, die du gegenüber der Arbeit eingenommen hast, ist natürlich die beste und bei ihrer stetigen Anwendung musste der von dir gefühlte Fortschritt kommen und wird mit Sicherheit anwachsen.

Disziplin bedeutet, kontrolliert zu leben und zu handeln oder entsprechend einer Norm dessen, was richtig ist – dem Vital oder Physischen nicht zu erlauben, all das zu tun, was es will, und das Mental nicht entsprechend seiner Laune ohne Wahrheit oder Ordnung umher rasen zu lassen. Ebenso denjenigen zu gehorchen, denen gehorcht werden sollte.

Ein überwältigender Impuls ist nicht unbedingt eine Inspiration wahrer Führung; wenn man immer solchen Impulsen folgt, wird man vermutlich eher ein Geschöpf zielloser Launen. Unerschöpfliche Energie ist eine ausgezeichnete Sache, nicht aber disziplinlose Energie.

Der Wille sollte in gleicher Weise Impulse und Gedanken beherrschen. Viele Menschen finden es leichter, einen Impuls zu kontrollieren, als einen Gedanken zu verhindern.

Die Unfähigkeit, irgendetwas im Leben zu vollenden, stammt meist von einer gewissen Unstetigkeit im niederen Vital, das den Willen nicht konsequent unterstützt, sondern rastlos ist und zwischen dem einen und dem anderen Interesse schwankt. Es bedeutet nicht, zum Erfolg nicht fähig zu sein – meist könnte jemand, der damit behaftet ist [mit dieser Unfähigkeit, etwas zu vollenden], in mancher Hinsicht erfolgreich sein, doch verhindert das Schwanken einen nachhaltigen Erfolg in irgendeiner Hinsicht. Es ist ein Mangel, den man überwinden muss und überwinden kann.

Das erstere ist vitale Unentschlossenheit – das letztere vitale Unbeständigkeit. Diejenigen, die nicht wählen können, sind vital unentschlossen, was meist durch ein zu aktives physisches Mental verursacht wird, das gleichzeitig zu viele Dinge oder zu viele Seiten [einer Sache] sieht. Vitale Unbeständigkeit entsteht durch einen Mangel an Kontrolle und zu große Impulsivität.

Es gibt Menschen, die in ihrem Vital solide und zäh sind – es sind jene, die stetig zu sein vermögen; andere sind quecksilbriger und werden leichter von Impulsen bewegt – es sind jene, die einmal enthusiastisch und einmal lustlos sind. Es ist eine Frage des Temperamentes. Andererseits sind die quecksilbrigen Leute häufig einer schnelleren Begeisterung fähig, so dass sie, wenn sie wollen, rasch vorwärts kommen können. In jedem Fall besteht der Ausweg für alles darin, sein wahres Selbst über dem Mental und Vital zu finden und auf diese Weise nicht durch das Temperament gebunden zu sein.

Die Bitterkeit, die du fühlst, ist die eines rastlosen, unbefriedigten Vitals, welches das, was es begehrte, nicht erhielt, weil es nichts stark und andauernd zu begehren vermochte. Im anderen Fall hätte es all seine vitalen Wünsche erfüllt haben können – Heirat, Position, Freunde usw. –, es konnte aber aufgrund einer gewissen labilen Rastlosigkeit bei nichts bleiben. Im Yoga hat es die gleiche labile Schwäche gezeigt, sonst hätte es inzwischen etwas erreichen können; und außerdem bestand der Sex-Impuls, den es weder befriedigen noch aufgeben wollte. Du musst wissen, was du willst, und es mit deinem ganzen Willen wollen, nur so ist ein Ende dieser Rastlosigkeit und des Versagens abzusehen.

Wenn er erreichen will, eines Tages für das spirituelle Leben tauglich zu sein, gilt als erstes, die vitale Rastlosigkeit zu vermeiden. Der beste Weg, sich vorzubereiten, besteht darin, die Arbeit mit einem ruhigen Mental zu verrichten, sie dem Göttlichen darzubringen und zu versuchen, sich von Egoismus und vitalem Begehren zu befreien.

Du solltest dich diesem Gefühl des Schmerzes nicht hingeben – bleibe ruhig, vertrauensvoll und in allen Umständen dem einen Willen zugewandt; so kannst du sicher sein, dass jeder Schritt im rechten Maß genommen wird und seine bestmöglichen Ergebnisse zeitigt. Betrachte von nun an die Angelegenheit X und deine Beziehung zu X als eine geringfügige und untergeordnete Sache, als eine Randerscheinung deiner Sadhana. Wenn du sie als ein Problem von höchster Wichtigkeit ansiehst, wird sie sich auch dahingehend entwickeln und dir wiederum im Wege stehen. Betrachte sie als ein Problem, das der Vergangenheit angehört, das ruhig gelöst und auf seinen Platz verwiesen wurde, und wende dich dem zentralen Ziel deiner Sadhana zu.

Was das Übrige anbelangt, so brauchst du nichts an dem inneren Ziel und der inneren Konzentration deines Willens und Bestrebens hinsichtlich der einen zu geschehenden Sache zu ändern – das völlige Selbstgeben und die völlige Selbstweihung deines inneren und äußeren Wesens allein an das Göttliche. Wenn du entschlossen die richtige innere Haltung einzunehmen vermagst, würde das sogar leichter sein als eine äußere Vorschrift hinsichtlich deiner Führung.

Die Hauptsache ist, eine starke, entschiedene mentale Wahl zu treffen, die man immer der vitalen Störung entgegenhalten kann. Die Störung im Vital wird sich immer wieder einstellen, solange der volle Friede nicht dorthin herabgekommen ist; wenn man aber im Mental eine feste Entschlossenheit im Vordergrund bewahrt, kann sich die Heftigkeit der Störung legen und der Weg kürzer werden.

5. Abschnitt

Es ist das niedere physische Vital, das auf diese Weise handelt. Dieser Teil der menschlichen Natur gehorcht nicht der Vernunft und hat keine Einsicht in die Dinge. Er richtet sich in seiner Handlungsweise nur nach dem Begehren, dem Impuls und der Gewohnheit. Mental und Herz und höheres Vital haben verstanden und stellen sich auf die Seite des Friedens und der Kraft, die auf die Umwandlung der [menschlichen] Natur hinwirken. Jenes [das niedere physische Vital] aber reagiert noch auf die alten Kräfte, sobald es von ihnen berührt wird. Es geht darum, den Frieden und die [Yoga-] Kraft und das Licht in diesen Teil herunterzuholen, so dass die äußeren Kräfte, warm immer sie die niedere Natur berühren, statt der alten Reaktion jene Kraft vorfinden werden. Wegen der langen früheren Gewohnheit ist es etwas schwierig, wird sich aber mehr und mehr durchsetzen in dem Maß, wie die Kraft in den Körper herabkommt und ihn in ihrem Herabkommen durchdringt.

Die Opposition des Vitals ist niemals vernünftig, selbst wenn es Vernunftgründe anführt. Es handelt aus seiner Natur heraus und aus der Gewohnheit des Verlangens, nicht aus Vernunftgründen.

Dieser Teil des Vitals [das niedere physische Vital] hat keine präzisen Gründe, um sich damit zu rechtfertigen, er bemächtigt sich jeder Laune der Enttäuschung und jedes starken Gefühls einer Schwierigkeit. Er ist ein [bestimmender] Faktor in allen menschlichen Naturen – rastlos, begehrend, eifrig, verzagt und unstetig. Distanziere dich von ihm und erlaube ihm nicht, dich zu beherrschen oder zu bewegen. Es gibt einen redlichen Teil des Vitals, der gebraucht werden muss – dieser ist inbrünstig und feinfühlig gegenüber den höheren Dingen und großer Liebe und Weihung fähig. Stärke diesen Teil und fördere ihn durch die Seele sowie durch den Frieden und die Weite, die von oben kommen.

Es handelt sich nicht darum, Sorge oder Freude oder ein anderes Gefühl zu haben; jeder, der die gewöhnliche Natur nicht überwunden hat, hat solche Gefühle. Das nennt man nicht sentimental, sondern emotional. Sentimentalität ist, wenn du entweder Gefallen daran findest, dich einem Gefühl hinzugeben oder es zu zeigen, oder wenn du ohne Grund oder ohne hinreichenden Grund Gefühle hast.

Das niedere Vital hört nicht auf die Vernunft. Für sein Wirken gibt es kein warum; es handelt auf eine bestimmte Weise, weil es daran gewöhnt war, auf diese Weise zu handeln, und fährt damit fort, selbst wenn eine leidvolle Reaktion damit verbunden ist.

Die Zweifel eines Sadhaks erheben sich häufiger vom Vital als vom eigentlichen Mental – wenn das Vital irrt oder beunruhigt oder deprimiert ist, kommen Zweifel auf und wiederholen sich in der gleichen Form und der gleichen Sprache ungeachtet der Tatsache, wie sehr das Mental überzeugt wurde, sei es durch die üblichen Beweise oder intellektuellen Antworten. Ich habe festgestellt, dass das Vital immer irrational ist (selbst wenn es den Verstand gebraucht, um sich zu rechtfertigen); es glaubt oder glaubt nicht entsprechend seinen Gefühlen und nicht in Übereinkunft mit dem Verstand.

Das Vital gehorchte am Beginn seiner Evolution dem Impuls und nicht dem Verstand; was die [von dir erwähnte] Strategie anbelangt, die einzige Strategie, die es begreift, sind einige Taktiken, mit denen es seine Wünsche erreichen kann. Es schätzt die Stimme des Wissens und der Weisheit nicht; aber seltsam genug, durch die Notwendigkeit, die im Menschen erwuchs, sein Handeln durch den Verstand zu rechtfertigen, hat das vitale Mental seine eigene Strategie entwickelt, die darin besteht, soviel Verstand zu erlangen, um Gründe für die Rechtfertigung seiner eigenen Gefühle und Impulse finden zu können. Wenn der Verstand zu klar ist, um sich für dieses Spiel herzugeben, fällt das Vital in seine alte Gewohnheit zurück, die darin besteht, die Ohren zu verschließen und seinen [üblichen] Kurs fortzusetzen. Bei solchen Attacken besteht seine Gegenstrategie darin, auf das Untauglich-sein zurückzugreifen, „Da dir meine Impulse missfallen, ich sie aber nicht ändern kann, ist es klar, dass ich nicht tauglich bin und es besser wäre, wenn ich ginge“. Doch selbst wenn man dem Widerstand leistet, reicht der Impuls als solcher aus – da er, kraftvoll wie er ist, von der universalen Natur stammt –, um dem Vital für kurze Zeit seinen alten, blinden, irrationalen Instinkt zurückzugeben, damit es dem Drängen gehorche.

Das Vital zieht es immer vor, seine Bewegungen vor dem Licht zu verhüllen.

Du musst Unterscheidungsvermögen entwickeln – dann kann das Vital dich nicht länger täuschen.

Sei vorsichtig mit den vitalen Bewegungen und Gestaltungen – wenn du sie zulässt, befindest du dich auf einem gefährlichen Abhang.

Alle deine Sätze liefen darauf hinaus, dass du alle notwendigen Entschlüsse gefasst hattest, sie aber nicht ausführen konntest, weil die [Yoga-] Kraft dich im Stich ließ. Das ist der übliche Trick des vitalen Mentals, wenn es sich der Verantwortung für Schwierigkeiten oder mangelnden Fortschritt in der Sadhana entziehen will: „Ich tue alles was ich kann, aber die Kraft lässt mich im Stich“. Es hat keinen Sinn, dass du weitere Aussagen anführst, denn du schreibst einmal über die eine und dann über eine andere Sache und veränderst deinen Standpunkt um deines Argumentes willen. Wenn dir die Logik helfen könnte, dich von dieser Verschlagenheit des vitalen Mentals zu befreien, wäre es wert, Logik zu erlernen.

Hinsichtlich deiner Frage, ob etwas anderes dahinter war als das was, dein Mental in seiner Oberflächen-Absicht erkannte, so ist öfter als nicht etwas dahinter, wenn sich das Vital in eine Angelegenheit mischt – und es gehört zur Selbst-Erkenntnis, dass man durch die Oberflächen-Bewegungen des Mentals nicht irregeführt wird, sondern dieses „Etwas im Hintergrund“ entdeckt. Denn es ist die Gewohnheit des Vitals, die Anordnungen des Mentals hinsichtlich der Gefühle und Tätigkeiten zu verschleiern, um sogar vor der Selbst-Beobachtung des Handelnden das geheime zugrunde liegende Motiv oder die Kräfte hinter der Rede, dem Handeln oder Fühlen zu verbergen.

Dein Brief von heute morgen war völlig aus einem gestörten und verwundeten Vital heraus geschrieben; aus diesem Grund war es mir mit der Antwort nicht eilig. Ich verstehe nicht, weshalb du so bereitwillig glaubst, dass ich oder die Mutter aus gewöhnlichen Beweggründen, wie Ärger, Verdruss oder Missfallen, handeln; in dem, was ich dir schrieb, war nichts dieser Art enthalten. Du warst schon wiederholt von der höheren: Bewusstseinsebene, die du erreicht hattest, abgesunken, und trotz unserer Hinweise, nach der Ursache dessen zu forschen, was dich herunterzieht, bestand deine einzige Erwiderung darin, dass du nichts entdecken könntest. Wir wissen ganz genau, dass es ein Teil deines Vitals war, der sich nicht ändern wollte und sich deshalb vor dem Mental versteckte – und selbst das Mental schien nicht sehr willens zu sein, etwas zu entdecken; wir hielten es daher für notwendig, als du uns durch deinen Bericht – erstens hinsichtlich X, und zweitens hinsichtlich der Gedanken über die Vergangenheit – eine Gelegenheit gabst, dir klar und deutlich die Natur des Hindernisses aufzuzeigen: auf der einen Seite deine alte Regung, die auf der gegenteiligen Form des Ärgers beharrt, nämlich Verstimmung und verwundete Gefühle, auf der anderen Seite die üblichen Dinge des Vitals, wie Eigendünkel, kritisches Urteil über andere, das Gefühl der Überlegenheit in der Sadhana oder in anderer Hinsicht, der Wunsch, vor anderen und auch vor dir selbst gut dazustehen. Besonders letzteres hat einen verblendenden Einfluss und verhindert die klare Selbst-Prüfung und die Erkenntnis jener Hindernisse, die den spirituellen Fortschritt hemmen. Selbst wenn das Mental nach Wissen und Wandlung strebt, reicht eine verborgen im Vital wirkende Gewohnheit dieser Art aus, um im Weg zu stehen und sowohl Wissen als auch Wandlung zu verhindern. Ich habe daher absichtlich und deutlich von Eitelkeit und Selbstgerechtigkeit gesprochen, damit dieser Teil des Vitals nicht versuchen möge, sich die Augen zuzuhalten. Die Mutter spricht oder schreibt wesentlich schärfer und deutlicher an jene [Sadhaks], die sie, weil sie die Fähigkeit in ihnen erkennt, rasch auf den Weg bringen will, und sie nehmen es weder übel noch leiden sie darunter, sondern sind glücklich über den Druck und die Deutlichkeit, weil sie aus Erfahrung wissen, dass sie ihnen dazu verhelfen, ihre Hindernisse zu erkennen und sich zu ändern. Wenn du rasch vorwärtskommen willst, musst du dich freimachen von dieser vitalen Reaktion des abhimana [verletzter Stolz], des Leidens, der verwundeten Gefühle, des Suchens nach einem Argument der Selbstrechtfertigung, des Aufschreis gegen die Berührung, die befreien soll – denn solange all dies in dir vorhanden ist, ist es für uns schwierig, uns offen und entschlossen mit den durch die vitale Natur geschaffenen Hindernissen auseinanderzusetzen.

Nun zu der Meinungsverschiedenheit zwischen dir und X. Die an dich gerichtete Warnung der Mutter hinsichtlich der Unerwünschtheit von zu viel Unterhaltung, von leerem Geschwätz und Klatsch sowie gesellschaftlicher Zerstreuung war durchaus so gemeint und hat weiterhin Gültigkeit; wenn du dich diesen Dingen hingibst, verlierst du dich an ein sehr enges und unwissendes Bewusstsein, in welchem deine vitalen Mängel freien Spielraum erhalten, wodurch du aller Voraussicht nach das verlieren wirst, was du bereits in deinem inneren Bewusstsein entwickelt hattest. Als du zu X gingst, fühltest du eine Reaktion gegenüber diesen Dingen, was – wie wir dir sagten – ein Zeichen deiner seelischen Sensitivität war, die über dich kam, über dein vitales Wesen und Nervensystem, und wir meinten, dass alles zum Besten geschehen würde. Wenn du dich von diesen Dingen zurückziehst, solltest du aber in deinem Umgang mit anderen Menschen kein Gefühl der Überlegenheit aufkommen lassen oder ihnen weder durch dein Benehmen noch durch deine Einstellung die Empfindung deiner Missbilligung oder Verachtung aufdrängen oder einen Druck zur Wandlung auf sie ausüben. Du ziehst dich von diesen Dingen aus einem persönlichen inneren Bedürfnis zurück – das ist alles. Was die anderen anbelangt, wie sie sich in dieser Situation verhalten, ob richtig oder nicht richtig, ist deren Sache und die unsere [die Sache Sri Aurobindos und der Mutter]; wir werden uns um sie kümmern, so wie wir es zum gegebenen Zeitpunkt im Rahmen des Möglichen für notwendig erachten, und zu diesem Zweck können wir verschiedene Menschen nicht nur ganz verschieden behandeln und dem einem erlauben, was wir dem anderen versagen, sondern auch mit ein und derselben Person zu verschiedenen Zeiten verschieden umgehen und heute das erlauben oder gar zu etwas ermutigen, was wir morgen verbieten werden. Xs Fall liegt völlig anders als der deine, denn zwischen euren Naturen besteht keine Ähnlichkeit. Ich sagte dir das oder dergleichen schon vor langem und hob in meinem Brief an X hervor, dass eine Regel, die für mich oder Y angewandt würde, in seinem Fall keine Gültigkeit zu haben braucht. Anders zu handeln, würde Schwierigkeiten in seiner Sadhana schaffen und nicht eine Erleichterung oder Abkürzung. Ich habe ihm auch in meinem Brief recht deutlich mitgeteilt, dass der Versuch, anderen Menschen zu begegnen und mit ihnen zu verkehren – was im gewöhnlichen Leben durch Geselligkeit und andere Kontakte vonstatten geht –, im Yoga auf einer anderen Bewusstseins-Ebene und ohne die niedere Beimengung unternommen werden muss – auf einer spirituellen und seelischen Grundlage für eine höhere Einheit mit allen [Menschen]. Übrigens braucht die Zeit und Art der Bewegung, wodurch das geschieht, nicht für jedermann gleich zu sein. Der Versuch, sich zu zwingen, würde zu Düsterkeit, Verzagtheit und einer künstlichen Bewegung führen, die nicht der wahre Weg zum Erfolg wären. Eine menschliche Seele und Natur kann man nicht mit Hilfe einer Reihe von festgelegten Regeln, für jedermann auf die gleiche Weise anwendbar, behandeln; wenn dem so wäre, bräuchte man keinen Guru, jeder würde seine Tabelle yogischer Regeln vor sich hinlegen – wie die Regeln von Sandows Gymnastik-Übungen – und ihnen folgen, bis er der vollendete siddha ist.

Soviel, damit du verstehst, warum wir X nicht auf die gleiche Weise wie dich oder einen anderen behandeln. Die Tendenz, das, was ich für den einen festlege, ohne Unterscheidung auf einen anderen anzuwenden, ist schuld an vielen Missverständnissen. Auch kann eine generelle Aussage, die in sich richtig ist, nicht auf jedermann in der gleichen Weise angewendet werden, ohne die Voraussetzung, den Umstand, die Person oder die Zeit zu berücksichtigen. Allgemein möchte ich sagen, dass es mein Ziel im Yoga ist, das Supramental herabzubringen, und dass man sich für diesen Zweck zuerst aus dem Mental in das Obermental erheben muss; doch wenn daraufhin irgendjemand und jedermann versuchen würde, das Supramental herabzuziehen oder seinen Weg unmittelbar aus dem Mental in das Obermental zu erzwingen, würde das Ergebnis eine Katastrophe sein.

Kümmere dich daher um deinen eigenen Fortschritt und folge der Führung der Mutter! Überlasse es den anderen, das gleiche zu tun! Die Mutter ist hier, um sie zu führen und ihnen entsprechend ihrem Erfordernis und ihrer Natur zu helfen. Es macht nicht das geringste aus, wenn der Weg, den sie für X vorsieht, von dem deinen verschieden ist oder das Gegenteil davon zu sein scheint. So wie dieser der richtige für ihn ist, ist jener der richtige für dich.

Du hast nun begonnen, die Schwierigkeiten, die sich noch in deinem Vital befinden, zu erkennen; halte dich an diese klare Wahrnehmung, lass sie noch klarer und genauer werden! Konzentriere dich auf das, was du zu tun hast, und lass dich nicht auf diese oder eine andere Weise durch belanglose Voreingenommenheiten oder irgendeinen anderen Einfluss stören!

Die zugrundeliegende Ursache deines Rückfalls wird mit Sicherheit nicht durch die Beantwortung von Fragen behoben. Selbst eine befriedigende Antwort wäre nur etwas Zeitweiliges. Die selben Fragen würden sich entweder in einer mechanischen Wiederholung erheben – denn in Wirklichkeit stammen sie nicht vom Verstand, sondern von einem bestimmten Teil des vitalen Bewusstseins, der durch die ihn umgebende Atmosphäre beeinflusst wird –, oder sie würden von einem veränderten Standpunkt oder einem etwas veränderten Gesichtswinkel her gestellt werden. Die Schwierigkeit kann nur dann behoben werden, wenn du unbeirrt darauf beharrst, dass sie behoben werden soll – wenn du dich weigerst, den Rechtfertigungen irgendwelchen Wert beizumessen, die das Mental unter diesem atmosphärischen Einfluss für deine „Traurigkeit“ vorbringen muss, und wenn du dich fest an den Entschluss hältst, so wie du es bei bestimmten anderen Gelegenheiten tatest, die yogische Wandlung zu vollziehen, die Seele voll zu erwecken, nicht den Stimmen des Mentals zu folgen, sondern vielmehr das zu tun, was die Mutter von dir fordert, und auszuharren, wie schwierig es auch sein mag oder zu sein scheint. Auf diese Weise kann die Seele voll erwachen und ihren Einfluss festigen – nicht in deinem höheren Vital, wo sie bereits erwacht ist, sondern in deinem niederen Vital, denn dort sind deine Schwierigkeiten und dort wiederholt sich die vitale Depression.

Es ist tatsächlich erstaunlich, dass du dich an eine extravagante Täuschung, wie X sie zuwege brachte, verloren haben solltest. Es ist schlechthin der Geist vitaler Falschheit, dramatisch und romantisch, der die Vernunft verdunkelt und den gesunden Menschenverstand sowie die einfache Wahrheit ausschaltet. Um das Vital zu läutern, musst du es von diesem ganzen Kompromiss mit der Falschheit befreien – gleichgültig wie bestechend die vorgebrachte Begründung auch ist – und ihm statt dessen die Gewohnheit einer einfachen, aufrichtigen seelischen Wahrheit einprägen, so dass nichts Gelegenheit erhält einzudringen. Wenn diese Lektion jenem Teil des Vitals, der solcher Kompromisse fähig ist, eingeprägt werden kann, wird etwas Gutes aus dieser falschen Bewegung hervorgehen. Hefte für immer die folgende Warnung der Mutter an die Pforte deines vitalen Wesens, „hier darf künftig keine Falschheit mehr eintreten“, und stelle einen Wächter auf, der sich darum kümmert, dass sie beachtet wird!

Deine Verteidigung von X hört sich an, als ob es Xs eigene Ideen wären – und was für seltsame Ideen es sind! Falls sie richtig sind, müssten wir zu den folgenden Rückschlüssen kommen:

1. Sattva ist nicht der beste Weg zur Verwirklichung, rajas ist der beste Weg, spirituell zu werden. Es ist der rajasische Mensch mit seinem wilden Ego und seinen heftigen Leidenschaften, welcher der wahre Sadhak des Göttlichen ist.

2. Der asura ist der beste bhakta. Die Gita hat ganz unrecht, wenn sie die deva-Natur und nicht die asura-Natur als Voraussetzung für die Verwirklichung hinstellt. Es ist genau umgekehrt.

3. Ravana, Hiranyakasipu, Shishupala waren die größten Verehrer des Göttlichen, weil sie der Feindschaft gegenüber dem Göttlichen fähig waren, und aus diesem Grund wurden sie in wenigen Leben befreit – verglichen damit waren die großen rsis und bhaktas nur dürftige spirituelle Werkzeuge. Ich bin mir des Paradoxes bezüglich Ravana im Purana bewusst, doch möchte ich klarstellen, dass diese asuras und rakshasas nicht vorgaben, Jünger oder Anbeter von Rama, Krishna oder Vishnu zu sein, oder ihre Stellung als Jünger nicht dazu benützten, moksa [Befreiung] durch Aufruhr zu erlangen – sie erhielten moksa durch die Tatsache, dass sie Feinde [des Göttlichen] waren und von der Gottheit getötet und in sie absorbiert wurden.

4. Der Gehorsam gegenüber dem Guru, die Anbetung des Göttlichen ist alles purer Blödsinn und recht für Schafe, aber nicht für Menschen. Wenn man sich wütend gegen den Guru oder das Göttliche wendet, ihn beleidigt, Verachtung ausdrückt, seine Aufrichtigkeit auf die Probe stellt, seine Handlungsweise als falsch, töricht oder als listig erklärt, wenn man sich in jedem Punkt recht gibt, sein Urteil aber als verfehlt, voreingenommen, absurd und falsch ansieht, als einen Rückhalt für die Teufel usw. usw., so ist das der beste Weg der Hingabe und der wahren Beziehung zwischen Guru und sisya. Ungehorsam ist der höchste Respekt, den man dem Guru erweisen, Ärger und Aufruhr die erhabenste Anbetung, die man ihm darbringen kann.

5. Jemand, der die Schläge von Mahakali mit Freuden hinnimmt als Mittel, seine Fehler zu entdecken und an Licht, Stärke und Reinheit zu wachsen, ist ein Schaf und der Jüngerschaft unwürdig – jemand, der auf den leisesten Druck zur Wandlung mit Aufruhr reagiert und auf seinen Irrtümern beharrt, ist ein starker Mann, ein mächtiger adhara und edler Jünger auf dem Weg zur Vollendung.

Ich könnte fortfahren, die Konsequenzen zu vervielfachen, habe aber keine Zeit. Glaubst du wirklich all diese Dinge? Sie sind die natürlichen Folgeerscheinungen von Xs Theorie oder dieser Theorie des Aufruhrs als dem Weg zur Vollendung. Wenn du die Voraussetzung akzeptierst, musst du die logischen Konsequenzen akzeptieren. Das ist es was X tat – nur nannte er seine Irrtümer Wahrheit und den von mir vorgeschriebenen Weg Falschheit – eine Falschheit, die nur durch die Tatsache erklärt werden kann, dass ich ein Meister sei, der sein höheres Selbst vergessen hätte. Und diese Konsequenzen führten zu seiner Abreise, die von uns nicht gewollt war, für die er sich vielmehr selbst entschlossen hatte, und zwar unter Umständen, die es mir praktisch unmöglich machen, ihn zurückkommen zu lassen, es sei denn, er würde sich einer Wandlung unterziehen, die mir nach den Erfahrungen der Vergangenheit aber als nicht gewährleistet erscheint.

Deine Analyse ist absolut zutreffend – mit dieser klaren Erkenntnis vom Mechanismus der ganzen Sache sollte es leichter sein, sich von diesen unwissenden Kräften zu befreien. Es stimmt, dass sie sich um Wahrheit oder Vernunft nicht kümmern und nur an die blinden Gefühle des Vitals appellieren; aber dennoch sollte das Licht des wahren Bewusstseins, das ständig auf sie gerichtet ist, so sehr dein eigenes Vital erleuchten, dass es sich nicht länger für diese Dinge hergibt, die es zu stören versuchen, sondern bereit sein, seine Grundlage in der Stille und dem Glück der Hingabe an das Göttliche zu finden.

6. Abschnitt

Die Schwierigkeit deines Vitals ist nicht eine spezifische Eigentümlichkeit von dir, sondern bis zu einem gewissen Grad und in dieser oder einer anderen Form ein ziemlich allgemeines Übel. Ihre fortwährende Wiederkehr, die mechanische, irrationale Wiederkehr [der Schwierigkeit], selbst wenn sie von der ganzen übrigen Natur zurückgewiesen wurde, hat ihre Ursache in der Widerspenstigkeit des stofflichen Bewusstseins, das bei der geringsten Berührung durch die alten, gewohnten Kräfte die alte Bewegung im alten Fahrwasser ständig wiederholt. Es ist eine Frage des Glaubens, der Geduld und der Beharrlichkeit. Man muss widerspenstiger als die widerspenstigste stoffliche Natur sein und ausharren, bis das Licht und die Wahrheit für immer auch jene Teile ergreifen können, die noch auf die alten Bewegungen reagieren. Es kann keinen Zweifel geben, dass mit dieser Beharrlichkeit am Ende die Wahrheit siegen wird.

Es wäre leichter, wenn du dich von bestimmten fixen Ideen und der gewohnten Reaktion der Verzagtheit und Verzweiflung bei diesen Rückfällen befreien könntest. Bezweifle zum Beispiel nicht die „Möglichkeit“ der Bekehrung deines vitalen Wesens; du solltest vielmehr erkennen, dass sie mit Sicherheit stattfinden wird und nicht nur möglich ist. Lass dich durch diese Rückfälle nicht deprimieren, sondern beobachte sie einfach, löse dich ab und rufe die höhere Kraft in vollem Vertrauen darauf, dass es sich um mechanische Rückfälle und im wesentlichen um nichts anderes handelt – wie stark sie auch zu sein scheinen. Das Prinzip der mechanischen Wiederkehr in der stofflichen Natur ist sehr stark, so stark, dass es einen leicht glauben lässt, es sei unausrottbar. Das jedoch ist nur ein Trick der Kräfte der stofflichen Unbewusstheit, die sich zu behaupten versuchen, indem sie diesen Eindruck schaffen. Wenn du dagegen fest bleibst und Verzagtheit oder Mutlosigkeit zurückweist und selbst im Augenblick der Attacke dir der Gewissheit des endlichen Sieges sicher bist, wird der Sieg als solcher viel leichter und schneller kommen.

Du solltest dich durch die Tatsache, dass die Bewegungen der niederen vitalen Natur so beharrlich sind, nicht entmutigen lassen. Einige davon werden solange versuchen fortzubestehen und zurückzukehren, bis die gesamte physische Natur durch die Umwandlung des allerstofflichsten Bewusstseins umgeformt ist; bis dahin wiederholt sich ihr Druck als mechanische Gewohnheit – manchmal verbunden mit einem Wiederaufleben ihrer Kraft, manchmal schwerfälliger. Nimm ihnen die Lebenskraft, indem du die mentale oder vitale Zustimmung verweigerst; dann wird die mechanische Gewohnheit nicht mehr die Macht haben, die Gedanken und Taten zu beeinflussen, und wird schließlich versiegen.

Sehr oft, wenn man glaubt, dass ein bestimmter Widerstand erloschen ist und nicht länger im Vital herrscht, schießt er wiederum empor.

Die Verschlimmerung bestimmter vitaler Bewegungen ist ein durchaus wohlbekanntes Phänomen im Yoga und bedeutet nicht, dass man dekadent ist, sondern mit den grundlegenden Instinkten der erdhaften, vitalen Natur in enge Tuchfühlung statt der [bisherigen] oberflächlichen Bekanntschaft gekommen ist. Ich selbst hatte während eines bestimmten Stadiums spiritueller Entwicklung diese Erfahrung, dass Dinge, die zuvor kaum existierten und im rein yogischen Leben ganz zu fehlen schienen, hoch emporschossen. Diese Dinge erheben sich deshalb so stark, weil sie um ihre Existenz kämpfen – es haftet ihnen nichts Persönliches an, und die Heftigkeit ihres Angriffs wird nicht durch eine „Minderwertigkeit“ in der individuellen Natur verursacht. Ich schätze, dass unter zehn Sadhaks sieben eine ähnliche Erfahrung haben. Später, wenn sie ihr Ziel, das darin besteht, den Sadhak von seiner Sadhana abzubringen, nicht durchsetzen können, beruhigt sich die ganze Sache, und es gibt keine ernstliche Störung mehr. Ich wiederhole, dass das einzig Bedenkliche daran die in dir ausgelöste Depression ist sowie die Vorstellung, für den Yoga unfähig zu sein, die sie dir aufdrängen wollen, wenn sie an der Arbeit sind. Falls du dich davon befreien kannst, ist die Heftigkeit der vitalen Angriffe lediglich die Erscheinungsform eines bestimmten Stadiums [im Yoga] und hat am Ende keine Bedeutung.

Alle diese Dinge sind in der menschlichen Natur enthalten, es sind gewohnheitsmäßige Bewegungen, die ihren wahren Charakter erst dann zeigen, wenn das Licht des höheren Bewusstseins auf sie gerichtet wird. Selbst nachdem sie zurückgewiesen wurden, besteht weiterhin die Möglichkeit einer Reaktion auf solche äußeren Einflüsse in der Grundsubstanz des niederen Vitals oder vitalen Physischen oder des Unterbewusstseins, bis die volle Erleuchtung dort stattgefunden hat.

Die Tatsache, dass dein Vital „aus dem Gleichgewicht gerät“ und diese Dinge akzeptiert (Ego, Forderung, Begehren), zeigt, dass du ihnen gegenüber offen bist. Wenn das innere Vital sie zurückweist, so dass sie zu nichts anderem als bloßen Suggestionen werden, dann ist dies ein Zeichen, dass diese Dinge nicht länger zugelassen werden. Es können sich dann Fluten von Suggestionen oder auch Wogen aus der allgemeinen Natur einstellen, sie können jedoch keinen Einlass finden. Erst dann kann ein Wille aufrechterhalten werden, der von der allgemeinen Atmosphäre unberührt ist.

Der Grund muss darin liegen, dass bei jener Gelegenheit das Bewusstsein absackte und eine vitale Woge aus der Atmosphäre eindrang, welche die alten, bereits beruhigten Vibrationen des rastlosen Vitals wieder aufleben ließ. Du musst dich von ihnen loslösen und das Gleichgewicht der Ruhe wieder herstellen. Sie besitzen weder im Vital noch im Herzen eine wirkliche Grundlage und verlassen sich lediglich auf die Kraft der Wiederholung, die vom Unterbewusstsein her aufsteigt und, einmal in Bewegung gesetzt, diese alten Ideen und Gefühle zu wiederholen versucht, um das Bewusstsein daran zu hindern, sich in Ruhe zu festigen. Das einmal erlangte Gleichgewicht ist jedoch vorhanden, es war nur verdeckt und musste von dieser Umwölkung befreit werden. Wenn diese Attacken stattfinden, solltest du die Gewohnheit annehmen, irgendwo in dir die Ruhe zu bewahren, etwas innerlich zu erhalten, das sich weigert, diesen Einflüssen zuzustimmen oder sie als die eigenen Gedanken und Gefühle zu akzeptieren.

Immerhin, die [Yoga-] Kraft wird eingesetzt werden, um dir zu helfen; empfange sie, und all das wird aufhören!

Es war offensichtlich nicht das Wirken von etwas, das innerlich noch verwurzelt ist, sondern eine alte Bewegung, die von außen zurückkehrt (aus der universalen Natur) und auf die im Vital durch die Macht der Gewohnheit, die Kraft der gewohnten Wiederkehr noch etwas anspricht. Das wird durch die Tatsache deutlich, dass du zu jenem Zeitpunkt nichts fühltest – erst später; es zeigt sich auch durch den Wechsel von Ruhe und Unrast, nachdem du die Kraft gerufen hattest, so als ob etwas seinen Griff lockern und dann versuchen würde, ihn wieder zu festigen und zu bewahren. Dinge, die hinausgestoßen wurden, kehren stets auf diese Weise zurück, indem sie sich auf die alte Gewohnheit der Reaktion in der Substanz der menschlichen Natur verlassen – auf die alte Vibration. Wenn man sie jedoch hinaus stößt, wann immer sie auftreten, wird am Ende der Teil, der reagiert, verstehen, dass er das nicht darf, und allmählich oder rasch von dieser Gewohnheit befreit werden.

Es ist normal, dass sich bei einem besonderen Druck [der Yoga-Kraft] auf eine vitale Bewegung ein Widerstand offenbart, sei es im Vital selbst (hier im vitalen Physischen) oder im Unterbewusstsein. Manchmal ist es ein tatsächlicher Widerstand, manchmal nur die pravrtti [der Impuls zu Tat und Werken], die sich zur Läuterung darbringt.

Der einzige Weg, sich von diesen vitalen Bewegungen zu befreien, besteht darin, beharrlich das zu tun, was er seiner Beschreibung nach mit den eindringenden Kräften tut – das heißt immer wachsam zu sein, immer und in jedem Augenblick zu versuchen, bewusst zu sein, immer diese Dinge zurückzuweisen, sich zu weigern, an ihnen Gefallen zu finden, die Mutter zu rufen und das Licht herabzubringen. Er darf sich durch ihre [der vitalen Bewegungen] beharrliche Wiederkehr nicht entmutigen lassen, es ist nicht möglich, die [menschliche] Natur auf einmal zu ändern, es dauert lange Zeit. Wenn er jedoch das seelische Bewusstsein im Vordergrund bewahren kann, wird es viel leichter sein, und die Wandlung wird mit viel weniger Schwierigkeiten und Störung vonstatten gehen. Das kann durch fortwährendes Streben und abhyasa [fortwährende Übung] geschehen.

In den meisten Menschen ist das niedere Vital voller schwerwiegender Mängel und voller Bewegungen, die auf feindliche Kräfte ansprechen. Ein immerwährendes seelisches Sich-Öffnen, ein beharrliches Zurückweisen dieser Einflüsse, ein Sich-Ablösen von allen feindlichen Eingebungen und das Einströmen der Stille und des Lichtes, des Friedens und der Reinheit, die der Macht der Mutter innewohnen, werden schließlich das [menschliche] System von der Bedrängnis befreien.

Es ist notwendig, ruhig und immer noch ruhiger zu sein, diese Einflüsse als etwas zu betrachten, das nicht du selbst bist, sondern das eingedrungen ist, damit du dich davon löst, es abweist und in ruhigem Vertrauen auf die göttliche Macht verharrst. Wenn dein seelisches Wesen nach dem Göttlichen verlangt, wenn dein Mental aufrichtig ist und um die Befreiung von der niederen Natur und allen feindlichen Kräften bittet, wenn du die Macht der Mutter in dein Herz rufen kannst und dich darauf mehr als auf deine eigene Stärke verlässt, wird diese Bedrängnis schließlich von dir genommen werden, und Stärke und Frieden werden an ihre Stelle treten.

Es ist immer besser, Frieden zu haben. Im Vital ist stets etwas, das widersteht und zu verzögern versucht; doch wenn sich das innere Wesen hinreichend öffnet und du im inneren Wesen zu leben vermagst, kann der Friede herabkommen und sich dort auf eine Weise festigen, dass die vitalen Bewegungen an der Oberfläche zwar vorhanden sein mögen, aber den inneren Frieden nicht brechen können.

Die Geduld zu verlieren, ist unter allen Umständen zu vermeiden; denn das verlängert nur die vitale Störung. Das Vital, wenn es (grundlegend) verändert werden soll, verursacht ständige Schwierigkeiten, so wie diese, bis man in der Ruhe des inneren Bewusstseins unverwandt ausharren und die vitalen Bewegungen ziemlich an der Oberfläche halten kann.

Warum solltest du annehmen, dass es umsonst sei? Die Läuterung des Vitals nimmt lange Zeit in Anspruch, weil keiner der Teile ganz frei ist, solange nicht alle zusammen frei sind, und sie sich einer Vielfalt von Bewegungen bedienen, die verändert oder erleuchtet werden müssen – außerdem besteht eine starke Gewohnheit des Beharrens und Widerstandes in den eingewurzelten Bewegungen der Natur. Man kann daher leicht annehmen, noch keinen Fortschritt erzielt zu haben – aber jede aufrichtige und stetige Bemühung um Läuterung hat ihr Ergebnis, und nach einiger Zeit wird der erzielte Fortschritt offenbar werden.

Die Attacke ist deshalb so heftig und erscheint dir anormal, weil sowohl dein Mental als auch dein Vital aufrichtig geworden sind. Früher als du von Zeit zu Zeit nachgabst, war der fordernde Teil nicht absolut hartnäckig, und wenn er einen Druck ausübte, wurde es von der übrigen vitalen Natur nicht so deutlich empfunden. Dein mentales, seelisches und höheres vitales Wesen haben sich jetzt völlig davon distanziert. Es ist dein physisches Vital, das am Begehren noch festhält und von Zeit zu Zeit von den Gegenkräften gedrängt wird, es zu aktivieren. Dieses Begehren war es auch, das die physische Störung verursachte, an der du vor einigen Tagen gelitten hast. Du musst dich von diesem Begehren des niederen Vitals ganz und gar befreien.

Nicht das Mental, sondern das seelische Wesen machte den Vorschlag, und zwar unter Zuhilfenahme des Mentals. Es gibt einen Teil des Mentals, der unter dem Einfluss der Wahrheit steht und ein Durchlass für das Wissen oder Fühlen des seelischen Wesens sein kann; es gibt einen anderen Teil [des Mentals], der auf das Vital reagiert und die Schwierigkeiten und Widerstände in der [menschlichen] Natur zum Ausdruck bringt und stützt. Wenn sich das ganze Mental weigert, auf das Vital zu reagieren oder seine Vorschläge zu akzeptieren oder zu stützen, verringert sich die Macht der vitalen Attacke beträchtlich, und man ist eher dazu fähig, einen Druck auf das Vital auszuüben und es zu zwingen, auf die Seele zu hören und sich zu wandeln.

In deinem Fall war es so, dass sich die ganze vitale Schwierigkeit anhäufte und erhob. Wenn eine Attacke wie diese überwunden wird, findet immer eine Klärung der inneren Atmosphäre statt. Man darf nicht zulassen, dass sie wieder an Stärke zunimmt – und hierfür muss das Mental stets der seelischen Eingebung folgen und sich sofort weigern, gegenteiligen Vorschlägen Zuflucht zu gewähren; gleichzeitig muss es sich für die Kraft der Mutter offen halten, damit sie in das Vital herabkomme, davon Besitz ergreife und dort wirke.

Im Allgemeinen verhält es sich so, dass etwas das Vital berührt, oft ohne dass man es merkt, und das alte, gewöhnliche oder äußere Bewusstsein so zurückbringt, dass das innere Mental verdeckt wird und die ganzen alten Gedanken und Gefühle für eine Weile zurückkehren. Es ist das physische Mental, das aktiv wird und seine Zustimmung gibt. Wenn das ganze Mental ruhig und distanziert bleibt und die vitale Bewegung beobachtet, ohne seine Zustimmung zu geben, wird die Zurückweisung einfacher. Die Ruhe und Loslösung des Mentals, die wieder hergestellt wurden, kennzeichnen in der Sadhana immer einen großen Schritt nach vorne.

Was aber willst du tun mit all diesen dunklen und nutzlosen vitalen Bewegungen, die dich quälen, diesen falschen Gedanken, Suggestionen, Verworrenheiten, Unfähigkeiten usw. Du schreibst so, als wärst du der Meinung, dass man sie bewahren und dann wandeln müsste. Aber warum sie bewahren und auf welche Weise sie wandeln? Welchen Nutzen versprichst du dir davon? Was du zu tun hast, ist vielmehr, sie „auszuschließen“, sie zurückzuweisen, dich zu weigern sie zu bewahren, dich zu weigern sie überhaupt zu haben. Was die Yoga-Kraft dir auferlegt, ist strenggenommen, deine Betrachtungsweise zu ändern und auf die wahre Weise zu sehen. Es wäre tatsächlich ein großer Segen, wenn du diese anderen, „falschen Dinge“ alle vergessen könntest. Und nochmals, warum willst du die falschen Dinge, wie du sie selbst nennst, bewahren und dann wandeln? Wenn du eine Krankheit hast, willst du die Schmerzen, das Siechtum und alles Übrige bewahren und dann ändern? Was du tatsächlich willst, ist, dass die Krankheit hinausgestoßen wird, dass der Körper sie vergisst, dass kein Eindruck davon zurückbleibt, dass selbst die Möglichkeit ihrer Wiederkehr ausgeschlossen wird, dass du auf eine ganz andere Weise lebst und fühlst – auf eine gesunde Weise. Genau das gleiche ist es hier [mit den dunklen vitalen Bewegungen].

Diese Vorstellung, dass du hilflos seist, besteht deshalb, weil das Vital der falschen Bewegung zustimmt, die sich in den Weg stellt. Du musst deinen inneren Willen und das Licht der Mutter auf das Vital richten, damit es sich ändern möge, und es nicht tun lassen, was es will. Wie ist eine Wandlung möglich, solange man glaubt, hilflos zu sein, und von einem beliebigen Teil des instrumentalen Wesens gelenkt wird. Die Kraft der Mutter oder die Seele kann nur unter der Voraussetzung wirken, dass das Wesen zustimmt. Wenn es dem Vital überlassen wird zu tun, was es will, wird es immer seinen alten Gewohnheiten folgen; es muss dazu gebracht werden, selbst zu fühlen, dass es sich ändern muss.

Wenn du deinen Glauben zurückgewinnen und bewahren willst, musst du erst dein Mental beruhigen und es der Kraft der Mutter öffnen und fügsam machen. Bei einem erregten Mental, das jedem Einfluss und Impuls preisgegeben ist, wirst du ein Feld von widersprüchlichen und gegensätzlichen Kräften bleiben und kannst keine Fortschritte machen. Du wirst auf deine eigene Unwissenheit, statt auf das Wissen der Mutter zu hören beginnen, dein Glaube wird naturgemäß versiegen und du wirst in eine falsche Verfassung geraten und eine falsche Haltung einnehmen.

Dein Leiden beruht offensichtlich auf einem Nervenleiden und ist kein gewöhnliches physisches Leiden. Diese Krankheiten werden durch den Druck feindlicher Kräfte ausgelöst; sie werden schlimmer, wenn etwas in dir ihnen zustimmt und sie akzeptiert, und je mehr das Mental ihnen Bedeutung beimisst und sich mit ihnen befasst, um so mehr wachsen sie. Der einzige Ausweg ist, ruhig zu bleiben, sich loszulösen, sich zu weigern sie anzunehmen oder ihnen große Wichtigkeit beizumessen, sowie die Ruhe und Stärke, welche die Mutter um dich errichtet, in dein Mental eintreten und dein Nervensystem durchdringen zu lassen. Eine andere Verhaltensweise würde bedeuten, dich auf die Seite der dich peinigenden feindlichen Kräfte zu stellen. Die Heilung mag lange dauern, weil dein Nervensystem lange Zeit diesen Einflüssen ausgesetzt war; auch kehren sie, wenn sie einmal vertrieben sind, voller Ungestüm zurück, um ihren Griff neu zu festigen. Wenn du aber hinsichtlich dieser Dinge Geduld und Stärke sowie das rechte Bewusstsein und die rechte Einstellung gewinnen und bewahren kannst, wird sich ihr Griff immer mehr lockern.

Es gibt Mängel in deiner vitalen Natur, die einem gesicherten spirituellen Fortschritt im Wege stehen; sie können aber ausgemerzt werden, wenn du all diese übertriebenen Vorstellungen von „Sünde“ und Untauglichkeit fallen lässt, sie gelassen betrachtest, erkennst und zurückweist. Beruhige alle übereifrigen Forderungen und Begierden in dir, alle Erregung und Übertreibung von gegensätzlichen Gefühlen und Impulsen, suche als erstes die Intensität der Hingabe, aber auch Ruhe, Stärke, Reinheit und Frieden. Lass zu, dass ein ruhiger und stetiger Wille zum Fortschritt sich in dir festige; nimm die Gewohnheit an, schweigend, beharrlich und gründlich das zu assimilieren, was die Mutter in dich hineingibt. Das ist der zuverlässige Weg, um Fortschritte zu machen.

Es wäre ganz und gar nicht das richtige, diesen Suggestionen nachzugeben, die offensichtlich von einer Kraft stammen, die sich das Unbehagen und die Enttäuschung des Vitals zunutze machen will, um dich dazu zu bringen, deine Sadhana abzubrechen. Es sind die üblichen Suggestionen, die alle [Sadhaks] unter der Anspannung des vitalen Zustandes erfahren: „Ich bin nicht fit für diese Sadhana. Ich muss fort, ich kann hier nicht bleiben. Die Mutter liebt mich nicht. Ich habe alles aufgegeben und nichts erhalten. Der Kampf macht mich zu elend; lass mich gehen“. Überflüssig zu sagen, dass es keine echte Grundlage für diese Suggestionen gibt. Es wäre absurd, wegen eines akuten Kampfes zu folgern, dass du für die Sadhana nicht taugst, und sie aufzugeben, nachdem du schon so weit gekommen bist. Der Grund für deinen Zustand ist in der Tatsache zu suchen, dass du das physische Vital aufgefordert hast, bestimmte Bindungen und Gewohnheiten, die es hegte, aufzugeben; und da es gänzlich unfähig ist zu widerstehen, und elend, weil es sich beraubt fühlt, benützt es diese Suggestionen als Vorwand, um dem von dir auferlegten Druck zu entrinnen. Die Schärfe des Kampfes wird durch die Heftigkeit der Attacke ausgelöst, aber noch mehr dadurch, dass dieses Vital oder ein Teil davon auf die Suggestionen anspricht; im anderen Fall wäre eine weniger störende, wenn auch langsamere Bewegung durchaus möglich. Die Haltung der Mutter dir gegenüber hat sich in keiner Weise geändert, sie ist auch nicht über dich enttäuscht – das ist eine Suggestion, die aus der Verfassung deines eigenen Mentals stammt, das seine falsche Empfindung von Enttäuschung und Untauglichkeit auf die Mutter schiebt. Sie hat keinen Grund, ihre Haltung dir gegenüber zu ändern oder enttäuscht zu sein, da sie sich immer der vitalen Schwächen in dir bewusst war und erwartete und immer noch erwartet, dass du sie überwindest. Der Aufforderung zu folgen, bestimmte Dinge zu ändern, die der Substanz des Charakters anzugehören scheinen, erweist sich selbst für die besten Sadhaks als schwierig, aber eine Schwierigkeit ist kein Beweis für Unfähigkeit. Genau diesem Impuls, von hier fortzugehen, darfst du nicht nachgeben – denn solange diese Kräfte an ihren Erfolg glauben, werden sie auf diesen Punkt einen Druck ausüben, so sehr sie können. Du musst dich auch im Vital noch mehr der Kraft der Mutter öffnen, und hierfür ist es notwendig, dich von dieser Suggestion einer Enttäuschung oder mangelnder Liebe der Mutter zu befreien, denn das ist es, was die Reaktion während des pranama auslöst. Unsere Hilfe, Unterstützung und Liebe sind immer da wie zuvor – halte dich offen für sie und vertreibe mit ihrer Hilfe diese Suggestionen.

7. Abschnitt

Jegliche Depression ist schlecht, da sie das Bewusstsein senkt, die Energie verbraucht und die feindlichen Kräfte einlässt.

Erlaube dir nicht, irgendeine Bewegung vitaler Depression zuzulassen, geschweige denn einen deprimierten Zustand. Was das äußere Wesen anbelangt, so ist es immer – nicht nur in dir, sondern in jedem Menschen – ein schwer zu handhabendes Tier. Es muss mit Geduld und Ruhe und einer freudigen Ausdauer behandelt werden; lass dich niemals durch seinen Widerstand deprimieren, denn dadurch wird es nur empfindlich, bedrückt und schwierig oder aber es verliert den Mut. Gib ihm vielmehr die Ermutigung des Sonnenlichtes und übe einen ruhigen Druck auf es aus – und eines Tages wirst du sehen, dass es sich gänzlich der Gnade öffnet.

Das äußere Wesen macht sich nichts aus der Sadhana, außer es kann durch sie etwas erhalten, das ihm angenehm, erfreulich oder befriedigend erscheint – daher neigt es leicht zur Depression.

Natürlich gibt es, wenn das Vital ruhig ist und dem Mental erlaubt, die Dinge auf die rechte Weise zu sehen, diese Depressionen nicht.

Diese Gefühle der Verzweiflung und das übertriebene Empfinden der Selbsterniedrigung und Hilflosigkeit sind Suggestionen einer feindlichen Kraft und sollten niemals zugelassen werden. Die Mängel, von denen du sprichst, hast du mit der menschlichen Natur von allen gemeinsam, und das äußere Wesen jedes Sadhaks ist voll von ihnen; sich ihrer bewusst zu werden, ist für die Umwandlung notwendig, doch muss es mit einem ruhigen Mental geschehen und mit dem Glauben und der Hingabe an das Göttliche und einem überzeugten Streben nach dem höheren Bewusstsein, wie sie dem seelischen Wesen eigen sind. Die Umwandlung des äußeren Wesens ist der schwierigste Teil des Yoga und verlangt Glauben, Geduld, Ruhe und feste Entschlossenheit. Das ist die Einstellung, mit der du diese Depressionen ablegen musst und im Yoga stetig vorankommst.

Wenn du dich in einem bemitleidenswerten Zustand befindest, so sicher nicht deshalb, weil du unser Missfallen erregt hättest. Ich habe gesagt, dass wir immer bei dir sind, und das ist wahr; um es aber zu fühlen, musst du dich von deinem Vital zurückziehen und in der Lage sein, dich in deinem inneren Wesen zu konzentrieren. Wenn du das getreu und aufrichtig tust, wirst du nach einer gewissen Zeit den Kontakt und die Beziehung fühlen.

Die Bedeutung der erwähnten Redewendung ist, dass im Allgemeinen das Vital dem Ruf nach Wandlung widersteht. Das ist mit Aufruhr oder Widerstand gemeint. Wenn der innere Wille beharrlich ist und Aufruhr oder Widerstand unterbindet, kann die Abneigung des Vitals häufig die Form von Depression oder Trübsinn annehmen, begleitet von einem Widerstand im physischen Mental, das die Wiederholung der alten Ideen, Gewohnheiten, Bewegungen oder Tätigkeiten unterstützt, während das Körper-Bewusstsein unter einer Besorgnis oder Furcht vor der geforderten Wandlung leidet, unter einem Zurückweichen vor ihr oder einer Stumpfheit, die den Ruf nicht empfängt.

Von diesen Dingen musst du dich befreien. Eine sorgenvolle oder verzagte Stimmung aber ist nicht die geeignete Voraussetzung dafür. Du musst dich von dem Gefühl des Leidens, der Qual und Befürchtung befreien, es zurückweisen und ruhig den Widerstand betrachten, du musst immer deinen Willen zur Wandlung auf dich selbst einsetzen und darauf beharren, dass sie mit der göttlichen Hilfe geschehen muss, früher oder später, weil die Göttliche Hilfe existiert. Dann kannst du die Stärke empfangen, durch welche die Schwierigkeiten überwunden werden.

Das Weinen, das mit dem von dir beschriebenen Gefühl einhergeht, ist das Zeichen einer seelischen Sorge – denn es übermittelt ein Streben des seelischen Wesens. Depression und Hoffnungslosigkeit aber sollten nicht aufkommen. Du solltest dich vielmehr an den Glauben halten, dass das wahrhafte Streben in dir mit Sicherheit erfüllt werden wird, welcher Art auch immer die Schwierigkeiten der äußeren Natur sein mögen. In diesem Glauben musst du den inneren Frieden und die innere Ruhe wiederfinden und gleichzeitig die klare Einsicht in das zu Geschehende bewahren sowie das stetige Streben nach der inneren und äußeren Wandlung.

Es ist mir nicht bekannt, dass Traurigkeit die Macht hätte, die Dürre im Vital zu heilen. Ich selbst bin dem Pfad des Gleichmuts gefolgt, den die Gita vorschreibt – aber für einige mag die seelische Traurigkeit notwendig sein. Ich bin jedoch der Meinung, dass sie eher das Merkmal eines Defektes als einer Heilung ist.

Im Yoga gilt die Regel, sich durch eine Depression nicht deprimieren zu lassen, sondern sich davon zu distanzieren, ihre Ursachen zu entdecken und sie zu beseitigen; denn die Ursache liegt immer in einem selbst, vielleicht ist es eine vitale Schwäche irgendwo, eine falsche Bewegung, der man nachgegeben hat, oder ein kleinliches Begehren, das eine Rückwirkung hervorruft, manchmal indem man es befriedigt, manchmal indem man es zurückweist. Im Yoga löst ein befriedigtes Begehren oder eine falsche Bewegung, der man sich hingibt, sehr häufig eine schlimmere Rückwirkung aus als ein Begehren, das man zurückweist.

Wichtig für dich ist, mehr und mehr tief innerlich zu leben und weniger im äußeren vitalen und mentalen Teil, der diesen Eindrücken ausgesetzt ist. Das innerste seelische Wesen wird durch sie nicht deprimiert; es hat seine eigene Nähe zum Göttlichen und sieht die kleinen Bewegungen an der Oberfläche als äußere Dinge, die dem wahren Wesen fremd sind.

Es ist wirklich gut, dass die Seele eingriff und das Mental daran hinderte, die falsche Richtung einzuschlagen. Die Arbeit der Selbstläuterung und Wandlung ist ohne Straucheln, Versagen usw. nicht möglich; sich deswegen aber aufzuregen oder reumütig zu werden, ist eher schädlich als förderlich; es führt leicht zu einer Depression, und diese wiederum bringt eine Umwölkung des Mentals und Schwäche mit sich. Die falsche Bewegung und ihre Natur ruhig zu beobachten (in diesem Fall war es die Zunge, welche Fehler beging, und die Zunge ist immer ein sich leicht irrendes Glied) und sie innerlich in Ordnung zu bringen, ist stets der beste Weg. Was ständig bewahrt werden muss, ist Ruhe, besonders wenn es die wahre spirituelle Ruhe des Selbstes ist; damit kann alles Übrige zur rechten Zeit und mit der geringstmöglichen Störung geschehen.

Tamasische Gleichgültigkeit und das Freisein von Sorge sind zweierlei Dinge. Man muss beobachten, was falsch ist, und alles tun, um es in Ordnung zu bringen. Traurigkeit als solche hat nicht die Macht, das richtigzustellen, was falsch ist. Die Macht hierzu hat nur ein fester, ruhiger und beharrlicher Wille.

Dass du beim Kochen halfst, war an sich nicht falsch. Wenn aber eine falsche [innere] Bewegung damit verbunden war, darf man ihr nicht mit einer Depression entgegentreten – denn die Depression selbst ist eine falsche oder irrige Bewegung; und einen Fehler kann man nicht durch einen neuen Fehler berichtigen. Die korrekte Weise, mit einer falschen Bewegung umzugehen, besteht darin, sie ruhig zu betrachten und das Bewusstsein genau auf jenen Punkt zu richten.

Es ist ebenso falsch, Ruhe für Gefühllosigkeit zu halten. Wenn du durch das, was die Leute sagen oder tun, nicht länger gestört wirst, dann ist es ein großer Fortschritt. Wenn du keinen abhimana [verletzten Stolz] gegenüber der Mutter hegst, so ist auch das bestimmt sehr wünschenswert. Abhimana, Erregung usw. mögen Zeichen des Lebens sein, doch eines vitalen, nicht eines inneren Lebens. Sie müssen zur Ruhe gebracht werden und Platz machen für das innere Leben. Zunächst mag das Ergebnis in einer neutralen Ruhe bestehen, durch die man aber oft hindurch muss, um zu einem positiveren neuen Bewusstsein zu gelangen. Wenn das Mental auf diese Weise ruhig wird, beginnen Gedanken der Vergangenheit aufzusteigen, alle möglichen sich ständig wiederholenden oder mechanischen Gedanken – sie stammen vom physischen Mental oder Unterbewusstsein. Man muss sie zurückweisen und vorüberziehen lassen und nach der völligen neutralen Ruhe streben, in welcher sich das neue Bewusstsein nach und nach enthüllen kann. Bleibe fest und ruhig, bewahre den rechten Willen in dir und lass die [Yoga-] Kraft ihre Arbeit tun. Dieser Wille mag nicht sofort erkennbare Früchte tragen, wenn du ihn aber aufrechterhältst, wird die Frucht kommen.

Zerknirschung, Reue ist die natürliche Bewegung des vitalen Mentals, wenn es erkennt, dass es einen Fehler begangen hat. Sie ist bestimmt besser als Gleichgültigkeit. Ihr Nachteil aber besteht darin, dass sie die vitale Substanz beeinträchtigt und manchmal zu Depressionen und Entmutigung führt. Aus diesem Grund wird dem Sadhak gewöhnlich empfohlen, den Fehler in Ruhe zu erkennen, verbunden mit dem aufrichtigen Streben und Willen, dass er sich nicht wiederhole oder, zumindest, dass die Gewohnheit, solche Fehler zu begehen, bald ausgemerzt werde. In einem höheren Entwicklungsstadium, wenn die innere Ruhe gefestigt ist, beobachtet man einfach die Fehler der [menschlichen] Natur wie Defekte eines Mechanismus, die man in Ordnung bringen muss, und ruft das Licht und die Kraft zu ihrer Behebung herab. Zu Beginn jedoch hilft sogar die Bewegung der Reue, unter der einen Voraussetzung, dass sie nicht zu Entmutigung oder Depression führt.

Die äußeren Ursachen für die Verzagtheit liefert das Mental, und es ist das Mental, das auf sie reagiert oder nicht reagiert. Nichts Äußeres kann dich anfechten, wenn das Mental (meist das vitale Mental) es sich nicht auf eine bestimmte Weise selber darstellt und seine eigene Reaktion darauf schafft.

Es kann tatsächlich als eine große Befreiung betrachtet werden, wenn das Mental nicht auf irgendwelche suggerierten Gründe für die Depression anspricht.

Das vitale Mental ist Teil des Vitals. Solange das Mental (das mentale Mental, das vitale Mental, das physische Mental, das unterbewusste Mental) nicht auf äußere Dinge reagiert, ist eine Depression unmöglich. Was niemals deprimiert sein kann, ist auf der einen Seite das Selbst, auf der anderen der Stein und dazwischen das wahre Mental, das wahre Vital, das wahre physische Bewusstsein – weil sie nicht auf Dinge ansprechen, die eine Depression auslösen.

Du scheinst dich sehr auf X und seine Erfahrungen und die Ideen, die er darüber hat, zu verlassen. Xs Erfahrung beweist nichts, weil er ganz unwissend ist. Seine Depression kommt von außen und hat ihre Ursachen, nur registriert oder versteht sein vitales Mental die Ursachen nicht, reagiert aber trotzdem auf sie. Da das vitale Mental in der Vergangenheit die Depression immer mit diesen Ursachen assoziiert hat und dieser Eindruck in der vitalen Substanz erhalten blieb, reagiert sie [die vitale Substanz] auf die Berührung mit ihnen in der üblichen Weise, die ihr vom vitalen Mental gelehrt wurde. Von einem unwissenden und ungeschulten Mental, wie dem von X, kann man nicht erwarten, dass es die geheime Mechanik seines eigenen Bewusstseins erkennt.

Es sieht so aus, als ob die vitalen Schwierigkeiten, die sich bei dir herausstellten, bevor du von hier weggingst, mit deiner Rückkunft in die Atmosphäre zurückkehrten, was die Ursache deiner heftigen Depression und deines schlechten Befindens war. Die Depression wiederum war die Ursache, warum alles misslang und die getroffenen Anordnungen ins Wasser fielen oder eine falsche Wende nahmen. Denn durch eine Depression wird das Fließen der Kraft verhindert, werden die feindlichen Kräfte herbeigerufen, und es wird ihnen Gelegenheit gegeben, die geschaffenen hilfreichen Gestaltungen zu zerstören. Alle Sorgen und Schwierigkeiten, die du hattest, werden verschwinden oder sich auf ein Mindestmaß verringern, wenn du diese Neigung zur Depression ganz abschüttelst.

Das einzige, was man mit einer Depression tun kann – wie oder von woher auch immer sie kommt – ist, sie hinauszuwerfen.

Die von dir erwähnte innere Schwäche existiert tatsächlich, wie die Hartnäckigkeit dieser Bewegungen beweist; sie ist aber nicht im Herzen zu suchen [dem Herz-Zentrum] – dein Herz ist in Ordnung –, sondern in der niederen vitalen Natur. Dort sind all deine Schwächen; dein übriges Wesen ist für das spirituelle Leben durchaus stark genug. Doch ist diese Unzulänglichkeit des niederen Vitals nicht allein dir eigentümlich, sie ist in beinahe jedem menschlichen Wesen. Die Neigung zu unbegründeter Traurigkeit, Verzagtheit und die Einbildungen, Ängste und abwegigen Schlussfolgerungen, die, wenn du es genau betrachtest, die gleichen Bewegungen, Ideen und Gefühle und, wie eine Maschine, sogar die gleichen Redensarten ständig wiederholen – all das ist typisch für das Wirken der niederen vitalen Natur. Der einzige Weg, sich davon zu befreien, ist, ihr mit der festen Entschlossenheit des höheren Vitals, des Mentals und seelischen Wesens zu begegnen, um sie [die niedere vitale Natur] zu bekämpfen, zurückzuweisen und zu meistern. Wie du entschlossen warst, den Sex-Impuls und die Esslust zu meistern, genauso musst du entschlossen dieses „vernunftwidrige Problem“ der Verzagtheit und die niedere vitale Natur meistern. Wenn du ihr nachgibst und sie als einen natürlichen Teil deiner selbst betrachtest, der durchaus seine Daseinsberechtigung hat, oder wenn du eifrig diese oder jene Rechtfertigung für sie erfindest, gibt es keinen Grund, warum sie ihre unliebsame Gewalt über dich aufgeben sollten. Sei hier fest und mutig, so wie du es gelernt hast, gegenüber anderen Bewegungen deines niederen Vitals zu sein; dann wirst du weniger Schwierigkeiten bei deiner Meditation und in deiner allgemeinen Sadhana haben.

Es ist die Schwäche im Vital, die sie [die Kräfte der Unzufriedenheit und des Begehrens] in die Lage versetzt, ihre Attacke aufrechtzuerhalten. Anstatt die Schwäche zuzulassen, belebe deinen Willen und dein Streben, damit sie diese egoistische Finsternis hinaus stoßen …

Lass auch nicht zu, dass eine Forderung des menschlichen Vitals sich im Tumult eines egoistischen Aufruhrs erhebt, oder, wenn es der Fall ist, sieh zu, dass kein Teil von dir sich damit identifiziert.

Die Gefühle und Bewegungen der Vergangenheit kehren immer nachts im Schlaf zurück. Nur dann, wenn das Bewusstsein, das sie hervorrief, sich im Wachzustand gewandelt und geklärt hat, kann man auch später den Schlaf davon freimachen.

Du schenkst den Suggestionen des äußeren Bewusstseins zu viel Beachtung, „nicht fähig zu sein“ usw. usw. Die Tatsache, dass du dich eine Zeit lang öffnen konntest, zeigt, dass du fähig bist. Zu dieser Bewegung musst du zurückkehren; und hierfür musst du dieses äußere Vital dazu überreden, nicht ständig zu wiederholen „ich bin nicht fähig, meine Bemühungen können nicht erfolgreich sein, ich bin zu unehrlich usw.“ – oder du darfst nicht darauf hören, wenn es dennoch damit fortfährt. Du musst dich auf die Möglichkeit konzentrieren, die dir gezeigt wurde, und nicht auf die vermeintliche Unmöglichkeit.

Es ist klar ersichtlich, dass die Kraft und der Friede herabkommen und mehr und mehr in dir arbeiten, um sich in dir zu festigen.

Die anderen Empfindungen, der Wunsch traurig zu sein, die Furcht davor, glücklich zu sein, die Suggestion der Unfähigkeit oder Unbrauchbarkeit, sind die üblichen Bewegungen einer vitalen Gestaltung, die nichts mit dir zu tun hat und lediglich entsteht, um die Wandlung in dir zu verhindern. Du hast dich nur zu weigern, diese Suggestionen anzunehmen, und musst dich beharrlich auf die Seite deiner inneren Wahrheit stellen, was dich frei und glücklich machen wird – und alles wird gut werden.

Wer fühlte nicht irgendwo in sich die Verworrenheit oder Unwissenheit, solange das volle Licht und die wahre Kraft noch nicht eingetreten sind? Dein Fehler ist, dass du immer über die Verwirrung nachdenkst und mit ihr ringst, ihr Wichtigkeit beimisst und, indem du dich mit ihr beschäftigst, sie vergrößerst und behandelst, als wäre sie die einzige wirkliche und wahre Sache. Wenn du die [Yoga-] Kraft fühlst, wende dich der Kraft zu und lass sie wirken – diese Kraft ist es, die dich von Verwirrung und Finsternis befreit; es geschieht nicht durch dich oder dein Grübeln und Ringen. Was hast du davon zu erforschen, ob dein Glaube und Vertrauen von der „wahren“ Art sind oder nicht? Fühle die Kraft, sei ruhig, lasse sie wirken – das ist alles, was gebraucht wird.

Es ist gut, dass du von diesem Ringen ablässt und dich auf die ruhige Grundlage zurückziehst, die dem Sich-Öffnen förderlich ist. All dieses Ringen, diese Verwirrung und quälende Selbsterniedrigung ist der alte und falsche Weg vorwärtszukommen; er ist mental und vital und kann nicht zum Erfolg führen; im ruhigen Mental muss das Sich-Öffnen stattfinden. Dann beginnt das seelische Wesen, die Seele in dir hervorzutreten. Die Seele kennt und sieht die Wahrheit – nicht aber das Mental und Vital, solange sie nicht durch das Wissen der Seele erleuchtet sind.

Es ist nicht wahr, dass du niemals in Ordnung kommen kannst oder wirst. Das erscheint dir nur so, wenn dein niederes Vital rastlos ist oder aber dein physisches Mental die Oberhand gewinnt. Wahr ist nur, dass die Sache schneller und mit viel weniger Schwierigkeit und Mühe getan werden würde, wenn du immer in jenem Teil von dir verweilen könntest, der in Kontakt [mit dem Göttlichen] ist.

Wenn diese Unbewusstheit herrscht, musst du darauf achten, in all deinen Tätigkeiten bewusst zu sein, damit die vitalen Bewegungen dich nicht länger täuschen oder sich verhüllen können. Du musst es dir angelegen sein lassen, in vollkommener Wahrhaftigkeit diese vitalen Bewegungen zu betrachten und sie so zu sehen, wie sie sind.

Wenn du dich einmal in deinem seelischen Wesen öffnen und es offenhalten kannst, wird aus deinem Innern fortwährend eine Wahrnehmung kommen, die dir bei jedem Schritt die tatsächliche Wahrheit zeigt und dich gegen jede Art von Täuschung wachsam sein lässt. Wenn du immerfort strebst und den Frieden in dir wachsen und die Kraft in dir wirken lässt, wird dieses Sich-Öffnen kommen.

8. Abschnitt

Ich habe niemals gesagt, dass es leicht sei, den Zweifel zu besiegen; es ist deshalb schwierig, weil sich etwas im menschlichen physischen Mental an dem Zweifel um seiner selbst willen festhält. Es ist nicht leicht, Trübsinn, Verzagtheit, Schmerz und Leiden zu überwinden, weil etwas im menschlichen Vital sich daran klammert und seiner als Teil des Lebensdramas geradezu bedarf. Ich habe auch niemals gesagt, dass Sex, Ärger, Eifersucht usw. leicht zu überwinden seien. Ich sagte im Gegenteil, dass es schwierig wäre, weil sie im menschlichen Vital verwurzelt seien und, selbst wenn sie hinausgestoßen werden, immer wieder in es zurückgebracht würden – sei es durch die eigene Gewohnheit oder das Eindringen der allgemeinen Natur und das Wiederaufleben ihrer früheren Reaktionen. Das äußere Bewusstsein – das physische Mental und Bewusstsein des Menschen – hasst sein eigenes Leiden und liebt es auch nicht, wenn ihm allein die Entscheidung überlassen wäre, andere leiden zu sehen. Wenn du aber ergründen willst, warum du das Drama liebst – oder den Hang zum Drama, wovon sich sehr wenige Menschen freimachen können – und wenn du tief genug in dich gehst, wirst du finden, dass etwas im Vital das Leiden liebt und sich um dieses Dramas willen daran klammert. Es ist etwas unterhalb der Oberfläche, ist aber stark, beinahe universal in der menschlichen Natur und schwierig auszurotten, es sei denn, man erkennt es und vermag, sich innerlich davon abzuwenden. Das Mental und das Physische im Menschen lieben das Leiden nicht, denn sonst wäre es nicht länger ein Leiden; doch dieses Etwas im Vital will es, gleichsam als Würze des Lebens. Es ist die Ursache, warum beharrliche Depressionen immer und immer wiederkehren können, obwohl das Mental sich davon befreien will – weil dieses Etwas im Vital darauf anspricht und damit fortfährt, die gleiche Bewegung zu wiederholen wie ein einmal angestelltes Grammophon, das beharrlich wieder und wieder die volle Runde der alt-bekannten Platte dreht. Tatsächlich aber hängt es von den Gründen, die das Vital ihm liefert, um die Runde ablaufen zu lassen, nicht ab, denn diese sind oft von höchst trivialer Art und reichen für eine Rechtfertigung nicht aus. Allein durch einen starken Willen, sich von diesem Etwas abzulösen, es nicht zu rechtfertigen, es zurückzuweisen, es nicht willkommen zu heißen, kann man sich letzten Endes von dieser höchst beunruhigenden und gefährlichen Anlage in der menschlichen Natur befreien. Wenn wir daher von der vitalen Komödie sprechen, vom vitalen Drama, sprechen wir aus einem psychologischen Wissen heraus, das nicht an der Oberfläche der Dinge Halt macht, sondern diese verborgenen Bewegungen sieht. Es ist unmöglich sich mit Dingen für die Zwecke des Yoga auseinanderzusetzen, wenn wir uns allein auf das Oberflächenbewusstsein beschränken: es stimmt auch ganz mit dem Gesetz dieser Reaktionen überein, dass deine Verzagtheit sich unmittelbar nach einem beachtlichen Fortschritt in der bhakti und dem Willen zur Hingabe im inneren Wesen einstellte – denn sie stammt vom Geist der Finsternis, der den Sadhak anfällt, wann immer er kann, und dieser Geist verübelt grimmig allen erzielten Fortschritt, ja er hasst die eigentliche Idee des Fortschritts selbst; seine ganze Taktik besteht darin, den Sadhak durch seine Attacken und Suggestionen davon zu überzeugen, dass er keinen Fortschritt erzielt, oder dass das, was als Fortschritt bezeichnet werden kann, letzten Endes null und nichtig ist.

Die Gesetze dieser Welt, wie sie ist, sind die Gesetze der Unwissenheit, und das Göttliche in der Welt erhält sie solange aufrecht, wie die Unwissenheit existiert; wenn es anders wäre, würde das Universum in Stücke zerfallen – utsideyur ime lokah [„diese Welten würden in Stücke zerfallen (von tamas überwältigt in Untätigkeit sinken), wenn ich nicht Werke verrichten würde“], wie es die Gita ausdrückt. Doch gibt es natürlich auch Bedingungen, um aus der Unwissenheit in das Licht zu gelangen. Eine davon ist, dass das Mental des Sadhaks mit der Wahrheit und sein Wille mit der Göttlichen Macht zusammenarbeiten, wodurch die [menschliche] Natur zum Licht emporgehoben wird, wie langsam dieses Wirken dem Vital oder physischen Mental auch erscheinen mag; wenn dieses Zusammenwirken vollständig ist, wird auch der Fortschritt rasch sein. Der Sadhak aber sollte die erforderliche Zeit und Mühe nicht scheuen, damit trotz der Blindheit und Schwäche der menschlichen Natur das Zusammenwirken uneingeschränkt möglich und voll wirksam werde.

All dein Rufen nach Glauben, Wahrhaftigkeit, Hingabe ist lediglich eine Aufforderung, dieses Zusammenwirken leichter möglich zu machen. Wenn das physische Mental aufhört, alle Dinge zu beurteilen, einschließlich jener, die es nicht kennt oder die über es hinausreichen – wie die tieferen Dinge des Spirits –, dann fällt es ihm leichter, das Licht zu empfangen, und durch Erleuchtung und Erfahrung die Dinge zu erkennen, die es noch nicht kennt. Wenn Mental und Vital sich rückhaltlos in die Göttliche Hand geben, ist es für die [Göttliche] Macht leichter zu wirken und greifbare Ergebnisse zu erzielen. Wenn ein Widerstand besteht, dauert es natürlich länger; die Arbeit sollte dann von innen her geschehen oder – wie es erscheinen mag – vom Untergrund her, um die Natur vorzubereiten und den Widerstand zu unterminieren.

Das Etwas in dir welches das Leiden liebt und es will, ist ein Teil des menschlichen Vitals – diese Dinge sind es, die wir als Unaufrichtigkeit und perverse Verbogenheit im Vital bezeichnen; das Vital bäumt sich gegen Sorge und Mühsal auf und beschuldigt das Göttliche und das Leben und alles Übrige, es zu quälen, doch entstehen Sorge und Mühsal hauptsächlich deshalb, weil das perverse Etwas im Vital sie will! Von diesem Element im Vital hat man sich ganz zu befreien.

Und dennoch ist es so. Es gibt sogar etwas im vitalen Bewusstsein, das sich nicht wohl fühlen würde, wenn es das Leiden im Leben nicht gäbe. Es ist das Physische, welches das Leiden fürchtet und verabscheut, das Vital hingegen betrachtet es als einen Teil des Lebens-Spiels.

Nicht die Seele, sondern das Vital oder vielmehr etwas in ihm findet am Stöhnen und Weinen Gefallen – tatsächlich an allen möglichen Sorgen und Leiden.

Nicht die Oberflächen-Natur, sondern etwas im Inneren genießt die lila [das Spiel] von „Lachen und Weinen“, Freude und Leid, Vergnügen und Schmerz, in einem Wort, das Spiel der Unwissenheit. In manchen Menschen tritt das bis zu einem gewissen Grad nach außen hin in Erscheinung. Viele Menschen würden dich misstrauisch betrachten, wenn du ihnen vorschlagen würdest, das Leiden aus dem Leben zu bannen; sie wären der Meinung, dass es gänzlich falsch sei, nichts als Freude, Ananda und Frieden zu haben – viele haben das sogar zum Ausdruck gebracht.

Enttäuschtes vitales Begehren muss zu Leiden führen. Schmerz und Leiden sind die unumgänglichen Ergebnisse der Unwissenheit, in welcher wir leben; die Menschen wachsen durch alle Arten von Erfahrungen, durch Schmerz und Leid und ihr Gegenteil, durch Freude und Glück. Wenn man ihnen in der richtigen Weise begegnet, kann man durch sie Kraft erlangen. Viele genießen den Schmerz und das Leid, wenn sie mit Kampf, Anstrengung oder Abenteuer verbunden sind, aber mehr wegen der Anregung oder Aufregung, die der Kampf vermittelt als wegen des Leidens um seiner selbst willen. Etwas im Vital jedoch erfreut sich an der Gesamtheit des Lebens mit seinen dunklen und seinen lichten Seiten. Auch im Vital steckt eine gewisse Perversität, die eine Art dramatisches Vergnügen an dem eigenen Elend und Drama findet, selbst an Erniedrigung oder Krankheit.

Ich glaube nicht, dass bloße Zweifel gewinnbringend sein können. Mentale Fragen mögen gewinnbringend sein, wenn sie um der Wahrheit willen gestellt werden, lediglich aber aus Skepsis oder aus einem reinen Geist des Widerspruchs heraus zu fragen, kann, wenn es gegen die Wahrheiten des Spirits gerichtet ist, nur zu Irrtümern oder einer dauernden Ungewissheit führen. Wenn ich stets das Licht bei seinem Eintreten in Frage stelle und sein Anerbieten der Wahrheit zurückweise, kann das Licht in mir nicht verweilen, kann es sich nicht festigen; und schließlich zieht es sich zurück, da es im Mental weder willkommen geheißen wird noch eine Grundlage findet. Man muss in das Licht vorstoßen, nicht immer in die Finsternis zurückfallen und die Finsternis hätscheln in dem Irrglauben, dass sie das wahre Licht sei. Die Erfüllung, welcher Art auch immer, die man in Schmerz oder Zweifel findet, gehört der [Welt der] Unwissenheit an; die echte Erfüllung liegt in der Göttlichen Freude und Göttlichen Wahrheit und ihrer Gewissheit – und das ist es, wonach der Yogi strebt. Während des Kampfes mag er noch Zweifel zu überwinden haben, nicht aus eigener Wahl oder eigenem Willen, sondern wegen der Unvollkommenheit in seinem Wissen.

Was du über die Störung bemerkt hast, ist richtig. Es gibt zwei Arten von Bewusstsein in dir: das neue, welches wächst, und das, was vom alten noch übrig ist. Im alten ist etwas enthalten, eine Gewohnheit des menschlichen Vitals, es ist die Neigung, jeden Anflug von Leid, Ärger, Qual usw. oder jegliche Art von emotionaler, vitaler oder mentaler Störung zu bewahren, viel Wesens davon zu machen, sie zu verlängern, ihre Beendigung nicht zu wünschen und wieder auf sie zurückzukommen, selbst wenn die Ursache der Störung der Vergangenheit angehört und vergessen werden könnte, stets daran zu denken und sie nach Möglichkeit wieder aufleben zu lassen. Das ist ein allgemeiner Zug der menschlichen Natur und eine ganz gewohnte Bewegung. Das neue Bewusstsein hingegen will diese Dinge nicht, und es befreit sich, wenn sie sich einstellen, so schnell wie möglich von ihnen. Sobald das neue Bewusstsein voll ausgereift und gefestigt ist, werden Störungen überhaupt zurückgewiesen. Selbst auf ihre Ursachen wird die [menschliche] Natur nicht [mehr] mit Leid, Ärger oder Qual usw. reagieren.

Die Düsterkeit und andere Schwierigkeiten stammen von einem Widerstand der Trägheit im niederen vitalen und physischen Bewusstsein. Du musst daher das Bewusstsein vorbereiten, indem du dich von der Trägheit befreist. Ein sattvisches Glücklichsein sowie Ruhe und Vertrauen sind die richtige innere Beschaffenheit für diesen Yoga; der Düsterkeit, der Depression und dem Weinen sollte man nicht nachgeben, da sie dem Sich-Öffnen im Weg stehen, es sei denn die Tränen stammen aus dem seelischen Weinen der Befreiung, der Anbetung oder einer bewegten Liebe und bhakti. Der Fortschritt, der durch die Beherrschung sexueller und anderer rajasischer Bewegungen des niederen Vitals erzielt wurde, ist eine gute Vorbereitung, reicht aber nicht aus; für sich betrachtet, ist es nur die negative Seite, die allerdings unerlässlich ist. Strebe nach einem positiven sattvischen Sich-Öffnen gegenüber der Stärke, dem Licht, dem Frieden und mache dir nichts daraus und sei nicht unzufrieden, wenn der Fortschritt zu Beginn langsam vonstatten geht, und murre weder über die Zeit noch die Mühe, die für die Vorbereitung notwendig ist, bevor ein schneller Fortschritt im Yoga erzielt werden kann.

Die Veränderung, die X bemerkte, weist offensichtlich auf einen großen Fortschritt im vitalen und physischen Wesen hin. Glücklich und froh zu sein, ist spirituell nicht falsch, im Gegenteil, es ist richtig. Was die Kämpfe und das Streben anbelangt, so sind Kämpfe tatsächlich für den Fortschritt nicht unerlässlich; es gibt aber viele Menschen, die sich so sehr die kämpferische Haltung angewöhnt haben, dass sie die ganze Zeit über Kämpfe auszufechten haben und nicht viel anderes tun. Das ist nicht wünschenswert. Es gibt sowohl einen sonnenhellen als auch einen düsteren Pfad und der erstere ist der bessere von beiden – ein Pfad, auf dem man in absolutem Vertrauen auf die Mutter vorwärtsschreitet, auf dem man nichts fürchtet, sich über nichts sorgt. Streben ist notwendig, doch gibt es ein sonnen-helles Streben, voller Licht und Glauben, voller Vertrauen und Freude. Selbst einer auftretenden Schwierigkeit kann man mit einem Lächeln begegnen.

Diese Bewegung versucht sich immer dann einzustellen, wenn du Geburtstag hast oder ein Darshan kommt, und ist ganz offensichtlich eine Einwirkung von Kräften, die dich beunruhigen und dir einen schlechten Geburtstag oder Darshan bereiten wollen. Du musst dich von der Vorstellung befreien, dass sie [diese Bewegung] für die Sadhana irgendwie förderlich sei, zum Beispiel dass sie dir dazu verhilft, an das Göttliche zu denken usw.; wenn es tatsächlich der Fall ist, dann lässt sie dich auf die falsche Weise an das Göttliche denken und führt zusätzlich eine Schwäche herbei, auch Depression, Selbst-Misstrauen usw usw. A quoi bon Fröhlichkeit? Sie versetzt dich in den rechten Zustand, in dem die Seele arbeiten kann, und ohne es zu merken, wächst du dann in die genau richtigen Wahrnehmungen und Gefühle für die spirituelle Haltung hinein. Dieses Wachsen habe ich jetzt über eine ziemlich lange Zeit hinweg in dir beobachtet, und es ist am aktivsten, wenn du fröhlich bist. Japa, an das Göttliche zu denken, all das ist in Ordnung – aber es muss auf dieser Grundlage geschehen und gemeinsam mit Arbeit und mentaler Tätigkeit, denn dann ist das Instrument in einer gesunden Verfassung. Wenn dich aber rastloser Eifer überfällt, nichts anderes als japa zu tun und an nichts anderes zu denken als an das Göttliche und an den „Fortschritt“, den du erzielt oder nicht erzielt hast (X sagte, dass du nie an Fortschritt denken solltest, es sei seiner Meinung nach eine Ego-Bewegung), dann ist der Teufel los – weil das [Körper-] System für eine herkulische Anstrengung noch nicht bereit ist und sich zu erregen beginnt und glaubt, es sei nicht fit und würde niemals fit sein. Sei also ein guter und froher Arbeiter und bringe deine bhakti dem Göttlichen auf jede dir mögliche Weise dar, aber überlasse es ihm, die Dinge in dir auszuarbeiten.

Erforderlich ist, aus der Entdeckung Nutzen zu ziehen und dich von der Behinderung zu befreien. Die Mutter erklärte dir nicht nur die [Art der] Behinderung, sondern zeigte dir sehr deutlich, wie du sie loswerden kannst; zu jener Zeit hattest du sie verstanden, jetzt aber (zu dem Zeitpunkt, da du diesen Brief an mich schreibst) wurde das Licht, das du sahst, anscheinend verdunkelt, weil du deinem Vital immer mehr den bitteren Zeitvertreib des Traurigseins zugestanden hast. Es musste so kommen, denn darauf läuft Traurigkeit immer hinaus. Das ist der Grund, weshalb ich mich gegen das Evangelium des Kummers wende und gegen jede Sadhana, in welcher der Kummer ein tragendes Element ist abhimama, Aufruhr, viraha. Denn der Kummer ist – entgegen der Meinung Spinozas – nicht der Durchgang zu einer größeren Vollendung, ein Weg zur siddhi und kann es nicht sein, denn er verwirrt und schwächt und beunruhigt das Mental, vermindert die vitale Kraft und trübt den Spirit. Von Freude, vitaler Elastizität und Ananda in Kummer, Mangel an Selbstvertrauen, Verzagtheit und Schwäche zurückzufallen, bedeutet einen Rückschritt von einem größeren in ein geringeres Bewusstsein. Die Gewohnheit dieser Stimmungen zeigt, dass sich etwas im Vital an die kleinere, trübere, dunkle und bedrückte Bewegung klammert, aus der sich zu erheben, das eigentliche Ziel des Yoga ist.

Daher ist es ganz und gar unrichtig zu sagen, dass dir die Mutter den falschen Schlüssel wegnahm, mit dem du den Feen-Palast zu öffnen versuchtest, und dich mit leeren Händen zurückließ. Nicht nur, dass sie dir den richtigen Schlüssel zeigte, sie gab ihn dir auch. Das, was sie dir gab, war nicht eine bloß unbestimmte Aufforderung, fröhlich zu sein, sondern sie beschrieb genau den Zustand, der bei der richtigen Art von Meditation gefühlt wird – ein Zustand der inneren Ruhe und nicht der Anspannung, ein ruhiges Sich-Öffnen und nicht ein heftiges, verzweifeltes Herabzerren [der Yoga-Kraft], ein harmonisches Sich-Geben an die Göttliche Kraft, damit sie wirke; und in jener Ruhe die Empfindung der wirkenden Kraft sowie ein ruhe-volles Vertrauen, das ihr erlaubt, ohne jede unruhige Einmischung tätig zu sein. Und als sie [die Mutter] dich fragte, ob du nicht die Erfahrung jenes Zustandes gehabt hättest, hast du es bejaht und gesagt, dass du ihn sehr gut kennen würdest. Nun, jener Zustand ist der Beginn des seelischen Sich-Öffnens, und wenn du ihn erfahren hast, weißt du, was das seelische Sich-Öffnen ist; natürlich gibt es noch vieles mehr, das später kommt, um ihn zu vollenden, aber das ist der grundlegende Zustand, der alles Übrige leichter eintreten lässt. Es wäre besser gewesen, den Schlüssel, den die Mutter dir gab, in deinem Bewusstsein bereitzuhalten und zu gebrauchen und dich nicht zurückzuwenden und der Traurigkeit und unzufriedenen Betrachtung der Vergangenheit zu erlauben, über dich Macht zu gewinnen. In diesem Zustand, den wir als den richtigen oder als die seelische Haltung bezeichnen, kann es und wird es den Ruf; das Gebet und das Streben geben. Intensität und Konzentration werden von selbst kommen und nicht durch eine harte Anstrengung oder angespannte Bemühung der Natur. Zurückweisung der falschen Bewegungen, ein ehrliches Zugeben der Mängel stehen nicht nur in keinem Widerspruch dazu, sondern fördern sie [die seelische Haltung]; durch diese Haltung werden Zurückweisung und Einsicht leicht, spontan, vollständig, aufrichtig und wirksam. Das ist die Erfahrung aller, die sich zu dieser Haltung entschlossen haben.

Beiläufig möchte ich erwähnen, dass Bewusstsein und Empfangsbereitschaft nicht das gleiche sind; man mag empfangsbereit sein und dennoch sich äußerlich nicht bewusst sein, wie die Dinge geschehen und was geschieht. Die Kraft wirkt hinter dem Schleier – wie ich wiederholt geschrieben habe; die Ergebnisse häufen sich im Hintergrund und stellen sich später heraus, oft langsam, nach und nach, bis soviel Druck entstanden ist, dass auf irgendeine Weise ein Durchbruch erfolgt, der sich der äußeren Natur aufdrängt. Hierin liegt der Unterschied zwischen einem mentalen bzw. vitalen Sich-Mühen und Zerren [an der Yoga-Kraft] und einer spontanen seelischen Offenheit, und es ist durchaus nicht das erste Mal, dass wir auf diesen Unterschied hingewiesen haben. Die Mutter und ich haben unzählige Male darüber gesprochen und geschrieben und haben das Zerren2 und Sich-Mühen abgelehnt und die Haltung der seelischen Offenheit empfohlen. In Wirklichkeit erhebt sich nicht die Frage eines falschen oder richtigen Schlüssels, sondern ob man den Schlüssel auf die richtige oder falsche Weise in das Schloss steckt; entweder du versuchst aufgrund eines Hemmnisses dem Schloss Gewalt anzutun, indem du den Schlüssel gewaltsam so oder so herumdrehst, oder du gibst ihm vertrauensvoll und ruhig die rechte Wende – und die Pforte öffnet sich.

Es ist nicht so, dass das Zerren, Sich-Mühen und die Spannung nichts ausrichten können; letzten Endes zeitigen sie das eine oder andere Ergebnis, doch mit Schwierigkeit, Verzögerung, Kampf und einem starken Aufwühlen der [Yoga-] Kraft, die trotz allem durchbricht. Ramakrishna selbst begann mit Zerren und Sich-Mühen und erzielte sein Ergebnis, aber auf Kosten eines ungeheuren und gefährlichen Aufwühlens der Kraft; später bevorzugte er den ruhigen seelischen Weg, wann immer er ein Ergebnis wollte, und erhielt es mühelos und in kürzester Zeit. Du sagst, dass dieser Weg für dich oder deinesgleichen zu schwierig sei und dass nur „Avatare“ wie ich oder die Mutter ihn gehen können. Das ist eine eigenartige Fehleinschätzung; denn es ist ganz im Gegenteil der leichteste, einfachste und kürzeste Weg, den jeder gehen kann, wenn er sein Mental und Vital beruhigt – selbst jene, die nur ein Zehntel deiner Fähigkeiten besitzen, können ihn gehen. Der andere Weg ist es, der schwierig ist, der Weg der Spannung, Anstrengung und harten Bemühung, und er bedarf einer großen Kraft der tapasya. Was die Mutter und mich betrifft, so mussten wir alle Wege erproben, allen Methoden folgen und Berge von Schwierigkeiten überwinden, eine weit schwerere Bürde tragen als du oder irgendjemand anderer im Ashram oder außerhalb, weit schwierigere Bedingungen auf uns nehmen, Schlachten schlagen, Wunden ertragen, Wege durch undurchdringlichen Morast, durch Wüste und Wildnis bahnen und feindliche Horden besiegen – eine Arbeit, die, wie ich mit Sicherheit weiß, vor uns niemand sonst verrichten musste. Denn derjenige, der den Weg einer Arbeit wie der unseren weist, hat nicht nur das Göttliche herabzubringen, zu vertreten oder zu verkörpern, sondern muss auch das aufsteigende Element in der Menschheit repräsentieren und voll die Bürde der Menschheit tragen, sowie alle Hemmnisse und Schwierigkeiten, jeden Widerstand und jede unmögliche und behinderte und nur langsam siegreiche Arbeit des Pfades auf sich nehmen, und zwar nicht in einem bloßen Spiel oder lila, sondern in grimmigem Ernst. Doch es ist weder notwendig noch tragbar, dass all das in der Erfahrung von anderen in vollem Umfang wiederholt wird. Gerade weil wir die vollständige Erfahrung haben, können wir anderen einen geraderen und leichteren Weg weisen – wenn sie nur zustimmen würden, ihn anzunehmen. Es ist aufgrund unserer Erfahrung, die um einen ungeheuren Preis gewonnen wurde, dass wir dir und anderen dringend empfehlen können: „Nimm die seelische Haltung ein; folge dem geraden, sonnenhellen Pfad, wobei das Göttliche dich offen oder im geheimen trägt – wenn es im geheimen geschieht, wird es sich dennoch im rechten Augenblick zeigen –, beharre nicht auf der harten, hindernisreichen, weitläufigen und schwierigen Reise“.

Du behauptest, dass dir früher all das nicht erklärt worden sei. Seit langem jedoch sagen wir das immer und immer wieder zu jedem. Du aber warst nicht geneigt, es für praktikabel zu halten, oder warst zumindest nicht bereit, es auf dem Gebiet der Meditation anzuwenden, weil dein Bewusstsein sich aus Tradition – in folge früherer Leben und aus anderen Gründen an vergangene, gegenteilige Auffassungen klammerte. Etwas in dir wandte sich zu einer bestimmten Art von Vaishnava-Sadhana zurück, was das für sie charakteristische Gefühl entstehen ließ – Elemente von abhimana [verletztem Stolz], von Aufruhr und Leiden, das Göttliche, das sich verbirgt („immerfort suche ich, aber es zeigt sich nie“), die Seltenheit der Offenbarung und des Kontaktes (milana). Etwas anderes in dir neigte dazu, als einzige Alternative ein hartes, grimmiges, asketisches Ideal anzuerkennen, das leere eigenschaftslose Brahman, und hielt es für das Supramental; etwas im Vital betrachtete die Bewältigung falscher Bewegungen als eine harte, verzweifelte tapasya und nicht als einen Durchgang zur Reinheit und Freude des Göttlichen – selbst jetzt scheint irgendein Element in dir darauf zu beharren, die seelische Haltung als etwas Außergewöhnliches, Schwieriges, Unmenschliches und Unmögliches anzusehen. Und dann dieses und jenes Zaudern im Mental und Vital; all das musst du ausmerzen und die Einfachheit der Wahrheit mit einem geraden und klaren Blick betrachten.

Nicht dass diese Schwierigkeiten nur dir eigentümlich wären; jeder Sadhak, der den [Yoga-] Weg betritt, muss ähnliche Behinderungen überwinden. Es kostete mich vier Jahre eines inneren Ringens, um einen wirklichen Weg zu finden, obwohl die göttliche Hilfe die ganze Zeit über hinter mir stand, und selbst dann schien es durch einen Zufall zu geschehen; und es kostete mich weitere zehn Jahre von intensivem Yoga unter einer höchsten inneren Führung, um ihn zu erforschen – und zwar deshalb, weil ich meine Vergangenheit und die Vergangenheit der Welt assimilieren und zurücklassen musste, bevor ich die Zukunft finden und festlegen konnte.

Dir jedoch sollte es nicht so schwer fallen, wie du es dir vorstellst, den Schlüssel, den wir dir anbieten, zu gebrauchen. Schließlich war seine Anwendung in der Meditation so erfolgreich für deine schöpferische Arbeit. Es gibt einen Weg des Erschaffens durch Anstrengung und Spannung, indem man dem Gehirn durch harte und peinvolle Arbeit Gewalt antut – und oft ist der Durchgang blockiert und nichts kommt, oder es kommt nur als Erwiderung auf eine intellektuelle tapasya. Es gibt den anderen Weg, auf dem man ruhig bleibt, sich einer Macht im Hintergrund öffnet und auf die Inspiration wartet; die Kraft strömt herein und mit ihr die Inspiration, die Erleuchtung, der Ananda – alles geschieht durch eine innere Macht. Das Fluten geht vorüber, aber man erwartet ruhig die nächste Flut, die zur rechten Zeit mit Sicherheit kommt. Auch hier ist nicht alles auf einmal vollkommen, doch kommt der Fortschritt durch immer neue Wellen der gleichen Macht. Es ist die gleiche Methode, die dir die Mutter für deine Meditation vorschlug – wenn man es unbedingt Meditation nennen will –, nicht eine Anstrengung mentaler Aktivität, sondern ein ruhe-volles Sich-Öffnen gegenüber der Kraft, welche immer über dir und um dich ist, so dass sie frei fließen und ihre Arbeit in Frieden, Erleuchtung und Ananda verrichten kann. Der Weg ist dir gewiesen worden, und zeitweilig hattest du den wahren Zustand bereits; du musst nur lernen, wie du ihn beibehalten oder wiederfinden kannst, wobei du es der Kraft überlassen musst, auf ihre Weise die Arbeit zu verrichten. Es mag einige Zeit dauern, bis man ihn gänzlich inne hat – befreie dich von der anderen Gewohnheit und mache diesen [Zustand] zur üblichen Gewohnheit, beginne aber nicht mit der Feststellung, dass es unmöglich sei! Es ist mehr als möglich und genau das, was jedermann früher oder später zu tun haben wird; denn es ist die Pforte für den entscheidenden Eintritt. Die Schwierigkeit, der Kampf waren nur für die Zeit der Vorbereitung notwendig, um sich von der Behinderung im Bewusstsein zu befreien oder sie zu entkräften – sie war die Dornenhecke um den Feen-Palast.

Was du über X schreibst, ist ganz richtig. Es ist nicht notwendig, immer ein ernstes Gesicht zu machen oder schweigend den Yoga auszuüben; notwendig ist vielmehr, den Yoga ernst zu nehmen und dem Schweigen und der inneren Konzentration viel Platz einzuräumen. Man kann sich nicht die ganze Zeit über nach außen verlieren, wenn es das Ziel ist, sich nach innen zu wenden und dort dem Göttlichen zu begegnen. Das heißt aber nicht, dass man immer ernst und trübsinnig oder die meiste Zeit über trübsinnig zu sein hätte, und ich glaube nicht, dass es die Sadhaks hier sind. Es ist Xs rhetorische Art, seine Schwierigkeit darzulegen – die Schwierigkeit eines Vitals, das sich immer nach außen in die Tat und Schöpfung werfen will, während ein anderer Teil mit dem Ergebnis unzufrieden ist und fühlt, dass seine eigene Bewegung gehemmt wird. Es gibt zwei Menschen in ihm, der eine will ein Leben, das aus vitaler Ausbreitung besteht, der andere ein inneres Leben. Der erstere wird rastlos, weil das innere Leben nicht ein Leben der äußeren Ausbreitung ist; der andere fühlt sich elend, weil sein Ziel nicht verwirklicht wird. In diesem Yoga braucht keine Persönlichkeit aufgegeben zu werden, doch muss das äußere Vital dem inneren erlauben, sich durchzusetzen, es muss ihm den ersten Platz einräumen und zustimmen, nur ein Instrument der Seele zu sein und dem Gesetz des inneren Lebens zu gehorchen. Das ist es, was Xs Mental immer noch nicht begreifen will; er glaubt, man müsse entweder völlig düster, kalt und ernst sein oder aber das vitale Brodeln und Überschäumen in das innere Leben bringen. Eine ruhige, glückliche und freudige Kontrolle des Vitals durch das innere Wesen ist etwas, das er sich bislang noch nicht vorzustellen vermag.

Die erforderliche Ernsthaftigkeit, welcher Art auch immer, muss von selbst und von innen kommen. Äußerlich ernsthaft zu sein, weil es vorgeschrieben ist, ist nicht notwendig.

Warum um Himmels willen sollten die Menschen nicht ernsthaft sein, wenn ihnen danach zumute ist? Das Leben mag ein Scherz sein – es gibt darüber allerdings geteilte Meinungen –, man kann aber nicht die ganze Zeit über lachen. Es scheint die Meinung zu bestehen, dass man nur dann ernsthaft sein kann, wenn man entweder (1.) wütend, (2.) unzufrieden oder (3.) traurig und elend ist. Man kann aber bestimmt [auch dann] ernsthaft sein, wenn man nachdenkt oder ernste Dinge betrachtet oder ganz einfach, wenn man nicht lacht. Und man kann eben nicht 24 Stunden lang pausenlos lachen – die Magenmuskeln würden dem nicht standhalten und selbst die Amerikaner, die [gern] Rekorde aufstellen, würden einen derartigen Test scheuen.

Fröhlichkeit ist das Salz der Sadhana. Sie ist tausendmal besser als Trübsinn.

Die innere Freude und Fröhlichkeit sind hilfreich – aber das ist nur ein vitales Brodeln an der Oberfläche. Für das gewöhnliche Leben ist es in Ordnung, im Yoga aber wird dadurch lediglich die vitale Kraft für nichts verausgabt.

Fröhlichkeit als solche ist vital. Ich sage nicht, dass ich etwas dagegen hätte, doch gibt es eine tiefere Fröhlichkeit, ein inneres sukhahasya, welches die spirituelle Voraussetzung für die Fröhlichkeit ist.

In der von uns erwähnten Art der Meditation sind Streben, Gebet, Konzentration, Intensität als natürlicher Teil enthalten. Diejenigen, die sie ausüben, kommen schneller voran und entwickeln ihre Sadhana – wenn sie sich einmal daran gewöhnt haben – leichter und einfacher als durch eine bedrückte, zweifelnde und bange Anspannung mit heftigen Reaktionen von Verzagtheit und der Abkehr von Hoffnung und Bestreben. Wir haben von einem stetigen Sich-Öffnen gegenüber dem Göttlichen gesprochen, verbunden mit einem Fließen der [Yoga-] Kraft, die ihre Arbeit im adhara verrichtet, ein ausgeglichenes Sich-Öffnen mit einem ruhigen Mental und einem Herzen voller Vertrauen und dem Sonnenlicht der Zuversicht; wo sollen wir gesagt haben, dass hilfloses Warten dein Programm zu sein habe?

Hinsichtlich der Leichtherzigkeit und Unbekümmertheit – eine leichtfertige Haltung ist das letzte, was wir irgendjemand empfehlen würden. Die Mutter sprach von Fröhlichkeit, und wenn sie das Wort „leichtherzig“ gebrauchte, war es nicht im Sinn von irgend etwas Leichtem oder von frivoler Lustigkeit und Unbekümmertheit – obwohl eine tiefere und feinere Heiterkeit als einem Element von yogischem Charakter ihren Platz haben kann. Was sie meinte, war vielmehr ein froher Gleichmut selbst angesichts von Schwierigkeiten, und das widerspricht weder der yogischen Lehre noch ihrer eigenen Erfahrung. Die vitale Oberflächen-Natur (die Tiefen des wahren Vitals sind anders) ist einerseits mit einer oberflächlichen Heiterkeit und Freude verhaftet, andererseits mit Sorge und Verzweiflung, mit Düsterkeit und [einem Hang zum] Drama – denn sie sind für sie die geliebten Licht- und Schattenseiten des Lebens; doch ein lichter oder weiter und freier Friede oder eine anandamaya-Intensität oder am besten das Miteinander-Verschmelzen von beiden ist die wahre Haltung im Yoga sowohl der Seele als auch des Mentals und des wahren Vitals. Es ist für einen ganz menschlichen Sadhak im Rahmen des Möglichen, eine derartige Haltung zu erreichen, und es ist nicht notwendig, dass er göttlich ist, bevor das geschieht.

Es ist zutreffend, dass der richtige Weg zur Umwandlung darin besteht, sich in ein höheres Bewusstsein als das gewöhnliche menschliche Bewusstsein zu erheben. Lediglich im niederen gewöhnlichen Bewusstsein zu verharren und von dort die falschen Bewegungen zurückzuweisen, kann kein bleibendes oder vollständiges Ergebnis bringen. Es gibt aber hierbei einige Einzelheiten, auf die du achten musst, andernfalls könnte diese Auffassung von einem Irrtum begleitet sein:

1. Wie du selbst hinterher gesehen hast, müssen alle Teile und Persönlichkeiten, die das Wesen formen, am höheren Bewusstsein teilnehmen, andernfalls werden die alten Bewegungen unter vielfältigen Vorwänden fortbestehen.

2. Du sprichst davon, das niedere Vital zurückzuweisen, doch sind es nur die ungeläuterten, niederen vitalen Bewegungen, von denen man sich befreien kann; du kannst dich nicht vom niederen Vital selbst befreien, denn es ist ein notwendiger Teil der manifestierten Natur, wie das höhere Vital oder das Mental. Es muss in die Macht des höheren Bewusstseins gewandelt werden, darf aber nicht sich selbst überlassen oder abgeworfen werden.

3. Wenn du es nicht wandelst, wenn es dir genügt, einfach innerlich in der Seele oder einem anderen, höheren Bewusstsein zu leben, läufst du Gefahr, wie jene zu werden, die damit zufrieden sind, Erfahrungen und eine gewisse innere Ruhe oder den Ananda zu haben, ihre äußere Natur und tätigen Oberflächen-Bewegungen aber unverändert lassen; sie halten sie entweder für unwichtig oder rechtfertigen sie unter dem Vorwand, dass das seelische oder spirituelle Bewusstsein dahinter steht.

Glücklichsein im üblichen Sinn ist ein sonnenheller Zustand des Vitals, der eine Ursache haben kann, aber nicht zu haben braucht. Befriedigung ist etwas Geringeres als Glücklichsein; die Freude des Friedens oder des Befreitseins von Schwierigkeiten ist eher ein Zustand von freudigem santi. Glücklichsein sollte nicht ein Zustand von Selbst-Zufriedenheit oder Trägheit sein und braucht es nicht zu sein, denn man kann Glücklichsein und Streben verbinden. Natürlich gibt es einen Zustand von glücklicher Trägheit, doch sind die meisten Menschen nicht lange damit zufrieden und beginnen, etwas anderes zu wollen. Es gibt Yogis, die mit einer glücklichen, stillen Reglosigkeit zufrieden sind, der Grund hierfür aber liegt darin, dass Glücklichsein eine Form von Ananda ist, und in der Reglosigkeit fühlen sie das Selbst und seine ewige Ruhe und wollen nichts anderes.

Es gibt keinen echten Grund, warum dem Entzücken notwendigerweise die Sorge folgen sollte – außer es ist eine Gewohnheit des Vitals. Doch kann man diese Gewohnheit überwinden.

9. Abschnitt

Es gibt drei Hindernisse im Vital, die man zu überwinden hat, und sie sind sehr schwer zu überwinden: Lust (sexuelles Begehren), Zorn und das rajasische Ego. Das rajasische Ego ist die stützende Grundlage für die beiden anderen.

Es ist völlig klar – wenn nicht nirvana das Ziel ist, dann hat man sich des kleinen Egos anzunehmen und ihm nicht nachzugeben, sondern es umzuwandeln bis es aufhört zu bestehen.

Die Form des Egos muss aufgelöst werden, es darf nicht durch ein größeres Ego oder eine andere Art von Ego ersetzt werden. Es muss durch das wahre Wesen ersetzt werden, das sich trotz seiner Individualität mit allen und mit dem Göttlichen eins fühlt.

Im seelischen Wesen ist Individualität, aber nicht Egoismus. Der Egoismus verschwindet, wenn das Einzelwesen sich mit dem Göttlichen eint oder dem Göttlichen gänzlich hingegeben ist.

Auf den höheren spirituellen Ebenen gibt es kein Ego, weil das Einssein mit dem Göttlichen gefühlt wird; es kann aber das Gefühl der wahren Person oder wahren Individualität bestehen, die nicht das Ego ist, sondern ein Teil des Göttlichen.

Auf den spirituellen Ebenen gibt es kein Ego, dennoch kann das Ego auf den niederen Ebenen durch die spirituelle Erfahrung stärker werden und zwar durch Stolz und die falsche Aufnahme der Erfahrung. Das Ego kann sich auch verstärken, wenn man in die größeren mentalen und vitalen Ebenen eintritt. Solche Dinge sind immer möglich, solange im Wesen keine Harmonisierung zwischen dem höheren und niedrigeren Bewusstsein stattgefunden hat und das niedrigere Bewusstsein nicht in die Natur des höheren umgewandelt worden ist.

Selbst wenn es kein Ego-Bewusstsein in den höheren Teilen gibt, wo das Einssein aller Dinge verwirklicht wurde, muss nicht zwangsläufig das Ego in den niederen Teilen ausgelöscht sein. Es kann sogar sehr stark werden, und die Tätigkeit kann sehr egoistisch sein, selbst wenn das Mental denkt: „Ich habe kein Ego mehr“.

Vom Ego kann man sich nicht so leicht befreien. Es bleibt trotz aller Arbeit und auch trotz des Wissens oder der bhakti bestehen. Das Verschwinden des Egos bedeutet vollständige mukti. Selbst der Yogi, der sein individuelles Wesen im kosmischen Bewusstsein oder in einer Art von transzendentem Bewusstsein absorbiert fühlt, findet bei einer äußeren Tätigkeit und Reaktion das Oberflächen-Ego [immer] noch vor. Aus diesem Grund hat der Asket Abscheu vor dem Tun und behauptet, dass es ohne Ego nicht geschehen könne. Es kann geschehen; in vollem Umfang aber erst dann, wenn diese äußerlichsten Dinge in ihrer Gesamtheit voll vom höheren Bewusstsein aufgenommen werden.

Samata bedeutet nicht die Abwesenheit vom Ego, sondern die Abwesenheit von Begehren und Verhaftet-sein. Der Egoismus mag verschwinden oder in subtiler oder beschränkter Form bestehen bleiben – es hängt von der Person ab.

Stolz ist nur eine von vielen Formen des Egos, es gibt zehntausend andere. Jede Tat des Menschen ist voller Ego, sowohl die guten als auch die schlechten, sowohl seine Demut als auch sein Stolz, seine Tugenden so sehr wie seine Laster.

Die menschliche Natur vom Ego zu befreien, ist nicht so einfach. Wenn man frei vom Ego ist und nichts mit Bezug auf sich selbst oder sich zuliebe tut, sondern alles nur für das Göttliche, wenn alle Gedanken und Gefühle auf das Göttliche gerichtet sind, dann ist man der jivanmukta und ein siddha-Yogi.

Das jedoch ist bei allen Menschen so. Jede Tätigkeit ist vom Ego durchsetzt – Taten, Gedanken, alles, ob groß oder klein, gut oder schlecht. Selbst die Demut und das, was Nächstenliebe genannt wird, ist bei den meisten Menschen nur eine Form des Egos. Es hängt nicht davon ab, dass man etwas tut, worauf man stolz ist.

So ist es bei jedem. Die menschliche Natur ist in ihrem ganzen Stoff mit dem Faden des Egos durch-wirkt; selbst wenn man versucht, sich davon zu befreien, steht es vor einem oder könnte wie ein Schatten hinter allen Gedanken und Tätigkeiten stehen. Das zu erkennen, ist der erste Schritt; die Falschheit und Absurdität der Ego-Bewegungen wahrzunehmen, ist der zweite; sie bei jedem Schritt zu entmutigen und zurückzuweisen, der dritte – doch verschwindet es erst dann gänzlich, wenn man den Einen in Allen und überall sieht, erfährt und lebt.

Es ist so mit jedermann, weil all die vergangenen Ideen des menschlichen Bewusstseins mit dieser Substanz des Egoismus durchsetzt sind. Allein durch fortwährende ruhige Wachsamkeit und ein wachsendes Bewusstsein kann man ihn loswerden – denn wenn man ihm keinen freien Spielraum zubilligt, verbirgt er sich und nimmt feine und verkleidete Formen an.

Mental und Vital sind viel mehr voller Ego als der Körper.

Der Kampf mit dem Ego ist ein Teil des Kampfes mit der physischen Natur, denn es ist das oberflächliche Ego im physischen Bewusstsein, irrational und instinktiv, das nicht gehen will.

Natürlich ist das menschliche Wesen egoistisch und egozentrisch – alles, was es tut, denkt und fühlt, ist vom Ego geprägt – und das kann gar nicht anders sein, bis es gelernt hat, nicht das Ego, sondern das Göttliche zum Zentrum seines Daseins zu machen und nur für das Göttliche zu denken, zu handeln und zu fühlen; oder bis es [das menschliche Wesen] in das höhere oder göttliche Bewusstsein oder das göttliche Bewusstsein in es eingetreten ist, denn im göttlichen Bewusstsein gibt es kein Ego.

Der egozentrische Mensch empfindet und nimmt die Dinge so, wie sie ihn selbst betreffen. Gefällt mir dies oder missfallt es mir, verschafft es mir Freude oder Schmerz, schmeichelt es meinem Stolz, meiner Eitelkeit, meinem Ehrgeiz oder verletzt es ihn, befriedigt es meine Wünsche oder durchkreuzt es sie, usw. Der nicht egoistische Mensch sieht die Dinge nicht auf diese Weise. Er betrachtet die Dinge, um zu erkennen, was sie in sich selbst sind und wären, wenn es ihn nicht gäbe, was sie bedeuten, wie sie in das Schema des Ganzen passen – oder aber er hat das Gefühl der Stille und des Gleichmuts und bezieht alles auf das Göttliche – oder, wenn er ein Mensch der Tat ist, auf welche Weise sie der zu geschehenden Arbeit dienen oder dem Leben der Welt oder der Sache, der er dient, usw. usw. Es gibt viele Standpunkte, die nicht egoistisch sind.

Es ist ganz offensichtlich, dass all dies verschwinden muss – es ist der alte vitale Egoismus des Menschen, immer mit sich selbst beschäftigt, so dass sich das Wesen nicht einfach und fraglos der Anbetung des Göttlichen hingeben kann.

Es gibt keinen Grund, sich zu beunruhigen. Du solltest dir eher dazu gratulieren, dass du dir deiner Egozentrik bewusst geworden bist. Das ist nur bei sehr wenigen Menschen im Ashram der Fall. Sie alle sind egozentrisch, erkennen aber ihre Egozentrik nicht. Selbst in ihrer Sadhana ist das Ich immer vorhanden – meine Sadhana, mein Fortschritt, mein alles Übrige. Das Heilmittel besteht darin, immer an das Göttliche zu denken und nicht an sich selbst, für das Göttliche zu arbeiten, zu handeln, die Sadhana zu tun; nicht zu überlegen, wie das oder jenes mich persönlich berührt, nichts zu fordern, sondern alles dem Göttlichen zu überlassen. Es wird einige Zeit dauern, bis man das aufrichtig und gründlich tun kann, es ist aber der richtige Weg.

Es ist das Ego, das sich in seinem wahren Charakter zeigt. Früher verbündete es sich mit der Sadhana, weil es entweder etwas erhielt, wonach es verlangte, oder große Erwartungen hegte. Nun aber, da diese Dinge ausbleiben und die wahre Haltung von ihm gefordert wird, leistet es Widerstand, verweigert die Zusammenarbeit und sagt: „Zwecklos, solche Sadhana“. In allen Sadhaks hier erweist sich das Ego (in seinen physischen oder vital-physischen Wurzeln) als ein Hindernis. Eine Umwandlung ist nicht möglich, solange es sich nicht ändert.

Deine Natur ist, wie die von nahezu allen anderen, großenteils egozentrisch, und die ersten Stadien der Sadhana sind fast bei jedem Menschen egozentrisch. Die Hauptsache dabei ist immer die eigene Sadhana, das eigene Bemühen, die eigene Entwicklung, Vollendung, siddhi. Tatsächlich aber kann keines dieser Dinge – Entwicklung, Vollendung oder siddhi – irgend einen Grad der Vollkommenheit oder klaren Endgültigkeit erreichen, solange sich diese egozentrierte Haltung nicht in die gottzentrierte Haltung gewandelt hat, solange sie nicht die Entwicklung, Vollendung und siddhi des Göttlichen Bewusstseins geworden ist, sein Wille und Instrument in diesem Körper; das aber kann nur dann geschehen, wenn diese Dinge [die eigene Sadhana, das eigene Bemühen] zweitrangig werden und das alleinige Ziel in der bhakti für das Göttliche besteht, der Liebe zum Göttlichen, der Einung mit dem Göttlichen im Bewusstsein, Willen, Herzen und Körper – das Übrige ist dann nur noch die Erfüllung des Göttlichen Willens durch die Göttliche Macht. Diese Haltung fällt der Seele niemals schwer, es ist ihre natürliche Einstellung, ihr natürliches Gefühl, und wann immer deine Seele im Vordergrund war, war sie [diese Haltung] im Mittelpunkt deines Bewusstseins. Doch das äußere Mental, Vital und Physische brachten ihr Gemisch aus Begehren und Ego mit hinein, so dass eine wirksame Befreiung im Leben und in der Tätigkeit nicht möglich war, solange diese nicht befreit waren. Das denkende Mental und höhere Vital vermögen ohne allzu große Schwierigkeiten zu akzeptieren; die Schwierigkeit liegt vielmehr beim niederen Vital und Physischen, und besonders in ihren äußerlichsten Teilen; denn diese sind völlig Geschöpfe der Gewohnheit, der immer wiederkehrenden Bewegung, einer hartnäckigen Wiederholung der immer gleichen Regung. Diese Gewohnheit ist so blind, widerspenstig und beharrlich, dass sie nahezu unbesiegbar zu sein scheint, besonders wenn sie bei einer Krise wie dieser den Kräften der Unwissenheit als deren letzte Zuflucht oder als Angriffspunkt dient. Aber diese scheinbare Unbesiegbarkeit ist nicht echt. Der größte Egozentriker kann sich wandeln und tut es, wenn sich das seelische Prinzip in der äußeren Natur festigt. Dass es nur durch die Göttliche Gnade und Macht getan werden kann, ist wahr (das trifft für die ganze spirituelle Wandlung zu) – aber mit der vollen Zustimmung des Wesens. Wie es im inneren Wesen geschehen ist, so kann es auch im äußeren geschehen; gib dazu die Einwilligung deines ganzen Willens und Glaubens, und es wird trotz aller Schwierigkeiten getan werden.

Es ist richtig, dass, wenn man lebt und tätig ist, alles für die eigene Person geschieht, doch das ist die Natur des Menschen, er ist in seinem Ego zentriert, ist egozentrisch und tut alles seinem Ego zuliebe; selbst seine Liebe und Neigungen gründen meistenteils auf dem Ego. All das muss geändert und im Göttlichen zentriert werden und für die Göttliche Mutter geschehen. Das zu erreichen, ist die Arbeit der Sadhana. Durch das Schweigen, das Wachsen der Seele und alles Übrige soll es herbeigeführt werden – es kann aber nicht alles auf einmal getan werden. Wenn das Bewusstsein bereit ist, beginnt sich die seelische Liebe, der Impuls des Selbst-Gebens im Herzen zu entfalten und die Wandlung ist vollzogen – immer mehr, bis es ein vollständiges Selbst-Geben geworden ist.

Wenn du glaubst, es sei kein Ego oder Begehren in dir, sondern nur reine Hingabe, so weist das auf eine große Unbewusstheit hin. Von Ego oder Begehren frei zu sein, ist ein Zustand, der einer hohen Yoga-siddhi bedarf – selbst viele Yogis mit einer hohen spirituellen Verwirklichung sind nicht frei davon. Für einen Sadhak in deinem Entwicklungsstadium bedeutet die Annahme, dass er von Ego und Begehren frei sei, sich selbst zu täuschen und die klare Wahrnehmung der Bewegungen der eigenen Natur zu verhindern, die aber für den Fortschritt auf die spirituelle Vollendung hin notwendig ist.

Die Mutter bedarf deiner Schriften nicht, um zu sehen, was in dir vorgeht.

Wenn deine Schriften Ego und Begehren aufweisen – was sie mit Sicherheit tun –, so deshalb, weil diese ohne dein Wissen vorhanden sind und ohne deine Absicht zum Ausdruck kommen. Was das Oberflächenmental denkt und beabsichtigt, ist die eine Sache, und was hinter den Gedanken und Taten steht, eine andere. Ein Mensch formt mit seinem Oberflächenmental die Vorstellungen von sich und seiner Natur in gänzlicher Unwissenheit. Das erste, was man zu tun hat, um sich von dieser Unwissenheit zu befreien, ist, sich vom Oberflächenmental zurückzuziehen und in Kontakt mit der Seele zu kommen, die solche Täuschungen nicht zulässt und klar die Wahrheit über die eigenen Bewegungen aufzeigt.

Auf welche Weise aber können alle Dinge dem Göttlichen gehören, solange das Ego sie sich aneignet und für die eigenen Zwecke gebraucht? Selbstgeben bedeutet in Wirklichkeit eine Wandlung der Zentrierung im Ego in die Zentrierung in Gott; auch würde solch ein Selbstgeben zu einer Wandlung der ganzen Bewusstseins-Grundlage führen.

Ja, die ganze Verwirrung, Störung und Unwissenheit entsteht, weil man die Dinge vom Standpunkt des Egos aus betrachtet. Man muss an das Göttliche denken, ruhig sein und das göttliche Bewusstsein eintreten lassen, damit es das egoistische menschliche ablöst – dann verschwindet all das.

Ja, das Ego ist eine Ursache der Schwierigkeit in jedermann.

Ohne das Spiel des Egos würden Zusammenstöße nicht stattfinden, und wenn im Vital nicht der Hang zum Drama wäre, würde es keine dramatischen Ereignisse im Leben geben.

Ja, das ist richtig – sich fortwährend des Friedens und der Stille zu erinnern und darin zu leben, damit die Kraft wirke und das Licht kommen möge. Die kleinen Dinge des täglichen Lebens müssen sich im Oberflächenbewusstsein abspielen und dürfen darin einen nicht zu großen Platz einnehmen, bis die Kraft und das Licht die Herrschaft übernommen haben und auch sie unmittelbar erfassen können. Es ist das Ego, das ihnen einen zu großen Platz einräumt – das Ego muss entmutigt werden, und die Devise des ganzen Bewusstseins, Denkens und Handelns sollte sein: „Nicht für mich, sondern für das Göttliche“. Es kann durchgreifend nicht alles auf einmal geschehen, doch sollte es sobald wie möglich die vorherrschende Richtung im Mental werden.

Warum sollte die Konzentration auf das Göttliche Selbstsucht sein? Selbstsucht bedeutet, für sich selbst zu leben und nicht für etwas Größeres als das [kleine] Selbst. Die Konzentration auf das Göttliche zu allen Zeiten bedeutet, aus dem persönlichen Selbst und seinen Zielen heraus in etwas Größeres zu gelangen und den Zielen jenes größeren Daseins zu dienen. Es ist nicht selbstsüchtiger, als es Selbstsucht wäre, nur für andere zu leben.

Es liegt auf der Hand, dass man darüber nicht egoistisch werden darf, aber das Zurückziehen vom äußeren oder niederen Bewusstsein in das innere ist als solches keine egoistische Bewegung. Wenn das stimmen würde, wäre jede Sadhana egoistisch, und die einzig richtige Sache wäre, immer gesellig und oberflächlich zu sein.

Die Selbstsucht des Egos ist kein Grund, nicht das höhere göttliche Bewusstsein herabzurufen, dessen Vordergrund oder Basis gleichsam aus dem Frieden und der Kraft besteht. Wie willst du dich vom selbstsüchtigen Ego befreien, wenn du nicht jenes höhere Bewusstsein herabrufst, das kein Ego braucht?

In der Evolution des niederen Bewusstseins hier waren Ego und Selbstsucht eine Notwendigkeit. Solange das höhere Bewusstsein oberhalb des gewöhnlichen Mentals nicht herabkommt, bleibt das Ego eine Notwendigkeit selbst im Streben nach dem Göttlichen oder nach mukti, auch wenn es ein sattvisches Ego wird. Allein im höheren Bewusstsein kann sich das Ego auflösen, entweder durch das Aufsteigen nach dort oder durch seine Herabkunft in das Bewusstsein darunter.

Ich nehme an, dass das Ego hier [auf Erden] erstens als ein Instrument des äußeren Bewusstseins erschien, das sich in dem ständigen Wandel der Natur individualisierte, und zweitens als ein Ansporn für den tamasischen Tier-Menschen, damit er handle und etwas zuwege bringe. Im anderen Fall hätte er sich vermutlich nur mit Essen und Schlafen zufriedengegeben und nichts anderes getan. Mit diesem Ansporn des Egos (Besitzergreifung, Eitelkeit, Ehrgeiz, Machthunger usw. usw.) begann er, alle möglichen Dinge zu tun, die er sonst niemals getan hätte. Nun aber, da er sich höher [in ein höheres Bewusstsein] erheben muss, kommt ihm dieses Ego sehr in die Quere.

Was aber ist dieses Ego, von dem du sprichst? Jedermann hat ein Ego, und es ist nicht möglich, sich völlig davon zu befreien, außer durch zwei Dinge – durch das Sich-Öffnen der Seele im Innern und die Herabkunft eines umfassenderen, egofreien Bewusstseins von oben. Das Sich-Öffnen des seelischen Wesens befreit nicht auf einmal vom Ego, sondern läutert es und bringt es mit allen Bewegungen [der menschlichen Natur] dem Göttlichen dar, so dass man durch Selbst-Geben und Überantwortung unegoistisch wird. Gleichzeitig öffnet sich die Natur nach oben, und das umfassendere egofreie Bewusstsein kommt herab, das Ego verschwindet und durch die Macht der Seele erkennst du dein eigenes wahres Wesen, das ein Teil der Mutter ist. Das ist es, was geschehen muss, aber in so kurzer Zeit nicht geschehen kann. Denke nicht immer an die vitale Bewegung und das Ego; du hast sie erkannt und weißt, dass sie vorhanden sind – das genügt. Konzentriere dich vielmehr auf das Sich-Öffnen im Herzen; konzentriere dich beharrlich, strebe beharrlich und habe keine Bedenken, wenn es lange dauert. Rufe das Göttliche auf jede Weise, selbst wenn du noch nicht aus der Tiefe zu rufen vermagst – der Ruf aus der Tiefe wird kommen.

Ich bin der Meinung, dass du sowohl dem Ego als auch den anderen Elementen, die mit der Natur der Menschheit verwoben sind, noch eine übertriebene Bedeutung und Aufmerksamkeit beimisst – man kann sich nicht gänzlich von ihnen befreien, es sei denn durch ein neues Bewusstsein, das diese durch höhere Bewegungen ersetzt. Wenn man Ego und rajas zentral und in aller Aufrichtigkeit zurückweist, lockern sich ihre Wurzeln, und sattva vermag in der [menschlichen] Natur die Oberhand zu gewinnen; doch kann die Ausrottung des gesamten Egos und rajas nicht durch den Willen und seine Bemühung geschehen. Nach einem gewissen Vorbereitungsstadium hat man daher die positive Seite der Sadhana mehr zu betonen als die negative der Zurückweisung – letztere muss natürlich zur Unterstützung der positiven Seite bestehen bleiben. Dennoch, das Wichtige ist die Entwicklung der Seele im Inneren und das Herabbringen des höheren Bewusstseins von oben. Die Seele deckt in dem Maß, wie sie wächst und sich offenbart, sofort alle falschen Bewegungen oder Elemente auf und stützt gleichzeitig nahezu automatisch das wahre Element oder die wahre Bewegung, die sie [die falschen Bewegungen] ersetzen wird – dieser Vorgang ist viel leichter und wirksamer als der einer strengen tapasya der Läuterung. Das höhere Bewusstsein bringt mit seinem Herabkommen Frieden und Reinheit in alle inneren Teile; das innere Wesen trennt sich vom unvollkommenen äußeren Bewusstsein, und gleichzeitig birgt der eintretende Frieden eine Macht in sich, die das hinaus stoßen kann, was dem Frieden und der Reinheit widerspricht. Das Ego kann verschwinden – langsam oder rasch, aber sicher – und tamas und rajas wandeln sich in ihre göttlichen Entsprechungen.

Es ist möglich, sich durch das Wirken der [Yoga-] Kraft vom Ego zu befreien, wenn dein Bewusstsein selbst sich mit diesem Wirken assoziiert; dann kann man zumindest von seiner Haupttätigkeit befreit werden, so dass nur geringfügige Überreste bestehen bleiben. Die völlige Befreiung vom Ego erfolgt jedoch meist erst durch die Herabkunft des [höheren] Bewusstseins von oben und die Besitzergreifung des ganzen Wesens [durch dieses Bewusstsein] – natürlich unterstützt durch die Herrschaft der Seele in der Natur.

Man muss das Ego im Auge behalten, wie hartnäckig es auch sein mag, und zu all seinen Vorschlägen nein sagen, so dass jede Stellung, die es einnimmt, sich als eine fruchtlose Bewegung erweist. Wenn man es auf diese Weise behandelt, wird es für den Augenblick reif, in dem die Seele nur einen kleinen Anstoß zu geben braucht, und es fällt in jedem seiner Wirkungsbereiche von seinen gelockerten Wurzeln ab. Harre in der gegenwärtigen Bewegung stetig aus und sie muss zum Erfolg führen.

Das Empfinden des Egos kann sich verlieren in dem Empfinden, das Selbst oder der purusa zu sein, doch führt das nicht bereits zum Verschwinden der alten Ego-Reaktionen in der prakrti. Der purusa muss sich von diesen durch einen Vorgang fortwährender Zurückweisung und Neuformung befreien. Die Neuformung besteht darin, alles in einer Weihung an die Mutter aufgehen zu lassen und alles für sie zu tun, ohne Bezug auf sich selbst, auf die eigenen Wünsche, Meinungen, vitalen Reaktionen als seien es Dinge, denen man nachgeben muss. Am einfachsten geschieht das, wenn das seelische Wesen voll erwacht ist.

Ohne fortwährende Zurückweisung kann die Befreiung vom Ego nicht stattfinden. Die Erhebung in das Selbst befreit die höheren Teile, das Ego aber bleibt in den niederen Teilen bestehen. Die wirksamste Kraft für diese Befreiung ist die seelische Kontrolle, die mit einer steten Zurückweisung einhergeht.

Es ist nicht möglich, sich von den Ego-Bewegungen auf einmal zu befreien. Sie müssen aus der [menschlichen] Natur herausgelöst werden, indem man sich ihrer immer bewusst ist und sie immer zurückweist. Selbst wenn das zentrale Ego verschwunden ist, bleiben die gewohnten Bewegungen noch lange Zeit bestehen.

Ohne die Befreiung der Seele und die Verwirklichung des wahren Selbstes kann das Ego nicht verschwinden – beides ist notwendig. Wenn man sich des Selbstes nicht bewusst ist, wie soll dann das Ego verschwinden? Die Seele kann durch Liebe und Weihung befreit werden, ich aber sprach von einem Fall, in dem sie nicht auf diese Weise befreit wurde und die Verwirklichung des Selbstes als der leichtere Weg erschien.

Wenn du dich nach innen gewandt hättest, wäre die seelische Entwicklung und die Bewältigung des Egos leichter gewesen – und ebenso das Sich-Weiten des Bewusstseins.

Es ist eher ein weiteres als ein höheres Bewusstsein, das für die Befreiung vom Ego notwendig ist – sich hoch zu erheben ist natürlich auch notwendig, doch als solches reicht es nicht aus.

Wenn das Ego verschwunden ist und die volle Hingabe vollzogen wurde, sollte es keine Hindernisse mehr geben. Wenn jedoch das vitale rajas nur ruht, kann durch diese Ruhe tamas entstehen – und das wäre ein Hindernis.

Wenn einmal die Universalität gefestigt wurde, hat der vitale Egoismus in der Natur eine sichere Festung verloren – ihre Wälle wurden niedergerissen. Die egoistischen vitalen Bewegungen können zwar noch von außen angreifen, doch liegt es nun in der Hand des Sadhaks, sie daran zu hindern, eine feste Gestaltung in ihm zu bilden.

Allein die Ruhe im Vital reicht kaum aus. Etwas muss da sein, das das Ego aus dem Vital hinaus stößt.

Das Ego erhebt sich deshalb, weil es in seiner Natur liegt, das zu tun; es will das Wesen ergreifen, das es als sein Eigentum und seinen Erfahrungsbereich betrachtet.

Natürlich, das Ego und vitale Wesen widerstehen immer dem Druck, der dadurch entsteht, dass man sich von ihnen loslösen will – und wenn man dafür eine bestimmte Zeit festsetzt, leisten sie um so heftigeren Widerstand in der Hoffnung, Enttäuschung und Entmutigung darüber zu schaffen, dass es in der festgesetzten Zeit nicht möglich ist.

Diese Dinge [der kleine Egoismus im niederen Vital] klingen entweder langsam durch fortwährende Zurückweisung ab oder aber sie fallen ab, wenn das höhere Bewusstsein stetig in das niedere Vital herabkommt und es gleichsam aufsaugt. Eine rasche Tilgung ist unter Umständen möglich – zumindest wird von solchen Fällen berichtet –, aber meist leben diese Dinge noch fort und vergehen nur langsam, indem sie allmählich an Kraft verlieren, gleichsam als ob sie sich verbrauchen würden.

Dein Ego tritt von Zeit zu Zeit hervor, ohne dass du bemerkst, dass es dein Ego ist. Es tritt nicht in deinen höheren Wesens-Teilen hervor, sondern in deinem physischen Mental und Bewusstsein; du aber bist der Meinung, weil deine höheren Teile frei davon sind, müssten auch jene frei sein.

Natürlich, solche Suggestionen sind dazu angetan, das Ego anzuregen. Ich vermute, dass sie deshalb so beharrlich sind, weil sie noch Hoffnung haben, das Ego wachrütteln zu können. Selbst wenn man ziemlich frei [von Ego] ist, können alle Arten von Suggestionen auftreten. Man nimmt entweder keine Notiz von ihnen oder betrachtet sie flüchtig, um zu sehen, ob noch ein Bruchteil von Ego irgendwo lauert.

Solcherart sind die Gefühle des tamasischen Egos – die Reaktion auf eine Enttäuschung im rajasischen Ego. Mit der richtigen Haltung und Erfahrung vermischt oder gleichzeitig damit einhergehend bestand eine Forderung des Vitals, „Was ich jetzt habe, muss ich immer haben, sonst kann ich die Sadhana nicht ausüben; wenn ich das jemals verliere, werde ich sterben“ – die richtige Haltung aber ist diese: „Wenn ich es für eine gewisse Zeit verliere, dann deshalb, weil etwas in mir gewandelt werden muss, damit sich das Bewusstsein der Mutter in mir vollende, nicht nur im Selbst, sondern in jedem [Wesens-] Teil.“ Die niederen Kräfte griffen an einer schwachen Stelle an, stellten Forderungen durch das Vital und führten einen Zustand von Trägheit herbei, in dem das, woran du dich geklammert hattest, verloren schien und sich hinter dem Schleier verbarg. So kam die tamasische Reaktion des Egos zustande: „Welchen Sinn hat es zu leben, ich möchte lieber sterben“. Offensichtlich ist es nicht dein ganzes Wesen, welches das sagt, sondern ein Teil im enttäuschten Vital oder tamasischen Physischen. Die aktiven Forderungen zu zähmen und abzulegen, ist nicht genug; denn auch diese Haltung ist ein passiver Weg des Forderns: „Meine Forderungen können nicht erfüllt werden, nun gut, ich trete ab, ich will nicht [mehr] leben“. All das muss aufhören.

Das tamasische Ego akzeptiert und stützt die Verzagtheit, die Schwäche, Trägheit und Selbst-Erniedrigung, den Widerwillen zu handeln und den Widerwillen zu wissen oder offen zu sein, die Ermüdung, Faulheit, Nichtstuerei. Im Gegensatz zum rajas sagt es: „Ich bin so schwach, so unbedeutend, so elend, fühle mich so bedrückt und missbraucht – es gibt keine Hoffnung für mich, keinen Erfolg, alles wird mir versagt, mir wird nicht geholfen, wie soll ich das tun, wie soll ich jenes tun, ich habe nicht die Kraft, nicht die Fähigkeit dazu, ich bin hilflos; lass mich sterben; lass mich stillliegen und stöhnen!“ usw. usw. Natürlich nicht all das zur gleichen Zeit oder in jedem Fall – ich gebe nur eine allgemeine Darstellung der Sache.

Tamas und tamasisches Ego schließen einander mit ein. Wenn man dem tamas nachgibt, gibt man sich dem tamasischen Ego hin.

Solange du voll die Haltung der Hingabe inne hattest, konnte das tamasische Ego lediglich die Form von äußeren Suggestionen annehmen, Aufwallungen aus dem Unterbewusstsein. Es wurde im Vital unterdrückt. Als sich aber die Trägheit erhob und die Willensenergie zurückzog, versuchte es, wieder einzudringen.

Willst du behaupten, dass du niemals ein rajasisches Element in dir hattest? Es gibt kein menschliches Wesen ohne dieses rajasische Element in sich, solange es in seinem Vital nicht vergöttlicht ist. Was waren all die vitalen Suggestionen, die dir so beharrlich zusetzten anderes als Appelle an das rajasische Ego? Als du Sex, Eifersucht, Eitelkeit usw. aus dir verbannt hattest, was hattest du verbannt, wenn nicht das rajasische Ego? Was war die Forderung beim pranam oder die dort verursachte Störung anderes als eine Bewegung des rajasischen Egos? Von einigen dieser Dinge konntest du dich erfolgreich befreien – andere bewahrten noch eine Reaktion.

Wie aber ist es möglich, dass irgendeiner deiner [Wesens-] Teile den Suggestionen irgendwelchen Wert beimisst? Wenn ihnen durch keinen Teil Wert beigemessen würde, müssten sie dir sicherlich zu lächerlich und verächtlich vorkommen, um eine Auswirkung oder Macht zu haben, die dich revoltieren lässt.

Wenn du den Suggestionen keinen Wert beimisst, kann zwar Trägheit vorhanden sein, aber nicht dies.

Xs Ego ist klein und nicht gigantisch – nicht groß und wild und aggressiv wie das von Y, sondern gedrungen und auf träge Weise widerspenstig – weder ganz fett noch dünn, sondern kurz und rund und von grauer Farbe.

Gedrungen = kurz von Wuchs, aber breit und substantiell, sehr schwierig, sich davon zu befreien. Nicht hoch und überragend oder in der eigenen Fülle blühend und wurzelnd.

Rundlich = reichlich von all dem.

Grau = der Hang zum Tamasischen, daher nicht aggressiv, aber hartnäckig im Ausharren. Doch sind dies keine Symbole, sondern temperamentsbedingte Formen des Egos.

Eine wahre spirituelle Erfahrung muss vom Anspruch des Egos frei sein. Das Ego kann stolz darauf sein, die Erfahrung zu haben, und kann denken: „Wie groß ich doch bin!“ Oder es kann denken, „Ich bin das Selbst, das Göttliche. Lass mich also tun, was ich will, denn es ist das Göttliche, das es in mir will.“ Nur dann, wenn die Erfahrung des Selbstes den anderen [Wesens-] Teilen Schweigen auferlegt und die Seele befreit, kann das Ego verschwinden. Auch wenn das Ego als solches nicht mehr vorhanden ist, können doch zahlreiche Fragmente und Überreste der Ego-Gewohnheit bestehen bleiben, die ausgemerzt werden müssen.

Der Traum war ein Treffen mit der Mutter auf der vitalen Ebene. In diesen Träumen sind viele Einzelheiten symbolisch; es ist aber nicht immer leicht zu sagen, was ein bestimmtes Symbol bedeutet, wie hier der Zustand der Hand. Doch der letzte Teil des Traumes ist klar genug. Der Mann dort symbolisiert jene Ego-Tendenz in der menschlichen Natur, die einen Menschen, wenn er eine Verwirklichung hat, denken lässt, was für eine große Verwirklichung dies sei und „was für ein großer Sadhak ich doch bin“, und die ihn veranlasst, andere zu rufen, damit sie es sehen und bewundern können – vielleicht denkt er wie der Mann im Traum, „Ich habe das Göttliche gesehen, ich fühle mich tatsächlich eins mit dem Göttlichen – nun will ich alle rufen, damit sie es erfahren.“ Das ist eine Neigung, die der Sadhana vieler geschadet und sie manchmal überhaupt zugrunde gerichtet hat. Die Gedanken, die du beschreibst, ließen dich etwas in dir erkennen, das mehr oder weniger allen menschlichen Wesen eigen ist, der Wunsch, dass andere gut von einem denken mögen, dass man einen hohen Rang in ihrer Wertschätzung oder Zuneigung einnimmt, dass man Ehre, Ansehen, Bewunderung erfährt. Wenn jemand dieses Gefühl mit der Idee der Sadhana verbindet, entsteht der Wunsch, die Sadhana zu diesem Zweck auszuüben und nicht schlicht und einfach für das Göttliche, und es wird sich eine Störung oder ein Widerstand in der Sadhana einstellen oder, wenn trotzdem die spirituelle Erfahrung stattfindet, besteht die Gefahr des Missbrauchs der Erfahrung zur Stärkung des Egos, wie bei dem Mann im Traum. Alle diese Träume entstehen, um dir ein lebendiges, konkretes Wissen und die Erfahrung darüber zu vermitteln, worin diese menschlichen Mängel bestehen, damit es dir leichter fällt, sie im Wachzustand hinauszustoßen und ihnen den Eintritt zu verwehren. Diese Dinge sind nicht nur in dir, sondern sind der gesamten menschlichen Natur eigen; es sind Dinge, von denen man sich befreien oder gegen die man sich wehren muss, damit man sich voll, selbstlos, wahr und rein dem Göttlichen weihen kann.

Eine gewisse Erhebung des Wesens kommt auf natürliche Weise mit den stärkeren Erfahrungen, und das Gefühl des Wunderbaren oder Wunders mag damit verschwinden; es sollte aber kein egoistisches Gefühl in der Erhebung enthalten sein.

Ja, es ist etwas, das viele erleben; in übertriebener Form und als ausschlaggebender Teil der vitalen Haltung wurde es für viele, die sich als große Sadhaks betrachteten, zur Ursache des Versagens und des Weggangs [von hier] – sie [eine spirituelle Erfahrung] diente ihnen als Rechtfertigung, um dem vitalen Ego nachzugeben und es zu vergrößern. Da du selbst einsiehst, dass das lächerlich ist, dürftest du keine Schwierigkeit haben, dich davon zu befreien. Die einzige Wahrheit daran ist, dass jeder, der sich auf solch eine Weise öffnet, dass die [Yoga-] Kraft ihn bis hin zum Stofflichen durchdringen kann, um es zu ändern, hierdurch zum Sieg der Kraft beiträgt – das aber trifft für jedermann zu, nicht für jemand Bestimmten.

Der Egoismus in dir, von dem du sprichst, gehört zur Beziehung der menschlichen Wesen untereinander und ist beinahe allen Menschen gemein – es ist äußerst schwierig, sich davon zu befreien; wenn man ihn aber klar erkennt und entschlossen ist, ihn nicht zu haben, kann er zunächst unter Kontrolle gebracht und dann aus der Natur verbannt werden. Jener Egoismus aber, der die Menschen veranlasst, von hier fortzugehen – aufgrund der Überheblichkeit in ihrer Sadhana und dem Verhaftet-sein mit der angeblichen Größe ihrer Erfahrungen –, ist von anderer Art und spirituell weit gefährlicher. Du bist nicht damit behaftet und ich glaube nicht, dass du in Gefahr bist, es jemals zu sein.

Die Erfahrung, mit der Mutter zusammen zu sein und zu ihr zu sprechen, kann man, leicht haben, wenn man an sie schreibt, und es ist eine echte Erfahrung, weil ein bestimmter Teil des Wesens sie tatsächlich trifft und sich ihr öffnet, wenn man seine Erfahrungen niederschreibt.

Ja, wenn einmal eine echte Erfahrung eintritt, wird die Ego-Gewohnheit stark vermindert, verschwindet aber nicht ganz. Sie nimmt Zuflucht in dem Gefühl, ein Instrument zu sein, und wenn die seelische Wende nicht stattgefunden hat, ist es leicht möglich, dass sie das Instrument einer bestimmten Kraft wird, welche die Befriedigung des Egos nährt. In solchen Fällen kann das Ego noch stark bleiben, auch wenn es sich als Instrument und nicht als der ursprünglich Handelnde fühlt.

Der Egoismus des Instrumentes kann ebenso gefährlich oder gefährlicher für den spirituellen Fortschritt sein als der Egoismus des Handelnden. Der Ego-Sinn steht im Widerspruch zur spirituellen Verwirklichung; wie kann also irgendeine Art von Ego etwas zu Ermutigendes sein? Was das verstärkte Ego anbelangt, so ist es eines der gefährlichsten Hindernisse für die Befreiung und Vollendung. Es sollte kein großes Ich geben und nicht einmal ein kleines.

Mit dem verstärkten Ego ist gemeint, dass man ein weit größeres und machtvolleres Bewusstsein und unbegrenzte Möglichkeiten fühlt, wenn die Schranken des gewöhnlichen Mentals und Vitals beseitigt sind; wenn man aber all das an den Schwanz des eigenen Egos bindet, wird man tausendmal egoistischer als ein gewöhnlicher Mensch. Die Größe des Göttlichen wird zu einem Vorwand und einer Stütze für die eigene Größe, und das große „Ich“ bläht sich auf, um nicht nur die Erde, sondern auch die Himmel einzunehmen. Diese Verstärkung des Egos ist etwas, wovor man sich mit wachsamer Umsicht schützen muss.

Ja, das sind kleine Anzeichen oder kleine Formen des Egos als Instrument – nicht sehr ernsthaft, aber meist ziemlich zäh. Es gibt eine größere Art von Egoismus, die nicht so allgemein ist und die sich zu einer Art Größenwahn steigern kann: „Ich, ich bin das Instrument, ein wie großes Instrument ich doch bin, durch mich wird alles getan werden“ – es gibt drei oder vier [Sadhaks im Ashram], die ihn in einer erschütternd ausgeprägten Form gehabt haben, geheim oder offen; es endet oft damit, dass sie fortgehen, um draußen große Dinge zu verrichten, große Dinge, die auf irgendeine Weise ungeschehen bleiben.

Unpersönlichkeit an sich ist nicht das Göttliche. Alle diese Fehler können gemacht werden oder werden von vielen gemacht, die beanspruchen, ein unpersönliches Bewusstsein erlangt zu haben. Eine Kraft kann universal sein, doch kann sie auch eine falsche Kraft sein: viele glauben, sie seien unpersönlich und frei von Ego, weil sie einer Kraft oder etwas Größerem gehorchen als ihrer eigenen Persönlichkeit – aber diese Kraft oder dieses Etwas kann etwas ganz anderes sein als das Göttliche und sie durch irgend etwas in ihrer Persönlichkeit und ihrem Ego beherrschen.

Es ist die prakrti oder Natur, die handelt; das Göttliche zwingt die Menschen nicht dazu, etwas zu tun. Nichts kann ohne die Gegenwart und den Beistand des Göttlichen geschehen, denn die Natur oder prakrti ist die Göttliche Kraft, und sie ist es, die die Dinge ausarbeitet, doch entsprechend der individuellen Natur und mit dem Willen jedes einzelnen Menschen, der voller Unwissenheit ist – das dauert so lange, bis sich die Menschen dem Göttlichen zuwenden und Seiner bewusst und mit Ihm geeint werden. Erst dann kann man sagen, dass alles in ihm [im Menschen] durch den direkten Willen des Göttlichen geschieht.

Ehrgeiz und Eitelkeit sind Dinge, die etwas ganz Normales für das menschliche Bewusstsein sind – sie haben im gewöhnlichen Leben sogar ihren Zweck, so dass es ganz natürlich ist, dass sie zunächst auch in der Sadhana erscheinen und dort fortdauern, selbst wenn sie zurückgewiesen werden. Man muss sie aber hinaus stoßen, ehe man auf dem Pfad weit vorangekommen ist, sonst sind sie sehr gefährliche Begleiter und können sowohl das Streben als auch die siddhi entstellen.

Ehrgeiz ist immer eine Kraft des Vitals.

Suggestionen von Ehrgeiz usw. entstehen immer im vitalen Mental oder – wie es auch genannt werden kann – im Mental des Vitals, und von dort schießen sie empor zum denkenden Mental und fordern seine Zustimmung sowie die Billigung durch den mentalen Willen. Wenn das denkende Mental durch dieses Emporschießen umwölkt wird, lässt es sich verleiten und erteilt seine Zustimmung. Das denkende Mental (der Verstand) muss über all dem immer unbewegt verharren und entscheiden, was richtig ist, ohne sich vom Vital einfangen und forttragen zu lassen.

Eine innere, spirituelle Demut ist sehr notwendig; ich glaube aber nicht, dass eine äußere Demut sehr ratsam ist (das Nicht-Vorhandensein von Stolz, Arroganz oder Eitelkeit ist natürlich unerlässlich im äußeren Umgang mit anderen); sie lässt häufig Stolz aufkommen und wird nach einiger Zeit formell oder unwirksam. Ich habe Menschen gekannt, die äußerlich demütig waren, um ihren Stolz zu kurieren, habe aber nicht erlebt, dass sie damit ein anhaltendes Ergebnis erzielten.

[Jeden mit namaskara zu grüßen]: Es ist ein Gefühl, das einige haben, die entweder Demut üben wollen (X pflegte es zu tun; ich habe aber nicht erlebt, dass es ihn von seiner angeborenen Selbstherrlichkeit befreite) oder die, mit einem Hang zum Vishnuismus, Narayana [ein Name Vishnus] in allen erkennen oder versuchen zu erkennen. Den Einen in allen zu fühlen ist in Ordnung, sich aber vor dem individuellen Wesen zu verneigen, das noch in seinem Ego lebt, ist weder für dieses Wesen gut noch für denjenigen, der es tut. Es führt besonders in diesem Yoga dazu, zu zerstreuen, was zu konzentrieren wäre und auf eine höhere Verwirklichung ausgerichtet sein sollte – nicht auf jene des kosmischen Gefühls [des All-Einsseins], die nur ein Schritt auf dem [Yoga-] Weg ist.

Vielleicht könnte man sagen, dass spirituelle Demut darin besteht, sich dessen bewusst zu rein, was bereits getan wurde im Vergleich zu dem, was noch getan werden muss – und auch darin, sich bewusst zu sein, dass man nichts ist ohne die Göttliche Gnade.

Hinsichtlich des Gefühls der Überlegenheit – dies zu vermeiden, fällt ein wenig schwer, wenn sich vor dem Bewusstsein größere Horizonte auftun, es sei denn, man hätte bereits einen heiligmäßigen und demütigen Zustand erreicht. Es gibt Menschen, wie Nag Mahashaya (einer von Sri Ramakrishnas Jüngern), in denen sich durch die spirituelle Erfahrung eine immer größere Demut entwickelte; es gibt andere, wie Vivekananda, in denen sie eine große Empfindung von Stärke und Überlegenheit auslöste – europäische Kritiker hatten ihm das schwer angekreidet; in anderen wiederum festigt es ein Gefühl der Überlegenheit gegenüber den Menschen und der Demut gegenüber dem Göttlichen. Jede Einstellung hat ihre Berechtigung. Nimm zum Beispiel Vivekanandas berühmte Antwort als der Pandit aus Madras gegen eine seiner Behauptungen einwandte: „Aber Shankara hat das nicht gesagt“; worauf Vivekananda erwiderte: „Nein, aber ich, Vivekananda, sage es“ – und der Pandit war sprachlos. Dieses „Ich, Vivekananda“ erscheint dem gewöhnlichen Auge wie ein Himalaya aus selbstgerechtem Egoismus. An Vivekanandas spiritueller Erfahrung aber war nichts Falsches oder Anfechtbares. Denn es war nicht reiner Egoismus, sondern das Gefühl für etwas geradezustehen, und es war auch die Haltung des Kämpfers, der als Vertreter einer sehr großen Sache sich nicht erlauben konnte, herabgesetzt oder geschmäht zu werden. Das Gesagte soll das Erfordernis der Uneigennützigkeit und spirituellen Demut nicht leugnen, sondern zeigen, dass die Frage nicht so einfach ist, wie sie im ersten Augenblick erscheint. Denn wenn ich meinen spirituellen Erfahrungen Ausdruck verleihen muss, hat das in voller Wahrheit zu geschehen – ich muss sie aufzeichnen, ihr bhava, ihre Gedanken, Gefühle und die Bewusstseins-Ausweitungen, die sie begleiten. Was soll ich mit der Erfahrung tun, in der ich die ganze Welt in mir fühle oder spüre wie die Kraft des Göttlichen in meinem Wesen und meiner Natur fließt, oder in der ich mich in der Gewissheit des Glaubens gegen alle Zweifel und Zweifler weiß, oder in der ich das Einssein mit dem Göttlichen fühle oder die Kleinheit des menschlichen Denkens und Lebens, verglichen mit diesem größeren Wissen und Dasein? Und ich muss das Wort „ich“ gebrauchen, ich kann keine Umschweife machen und sagen: „dieser Körper“, oder „diese Erscheinung“, besonders deshalb, weil ich kein Mayavadin bin [jemand der die Welt als Maya, Illusion betrachtet]. Ich muss daher Ausdrücke gebrauchen, die X veranlassen, über meine Behauptungen voller Stolz und Ego den Kopf zu schütteln. Ich glaube fast, dass es schwer zu umgehen wäre.

Eine andere Sache: mir scheint, dass du Glauben mit mentaler Überzeugung verwechselst; wirklicher Glaube aber ist etwas Spirituelles, ein Wissen der Seele. Die Aussagen, die du in deinem Brief zitierst, sind die strengen Behauptungen einer mentalen Überzeugung, die dazu führen, das eigene mentale Glaubensbekenntnis und Ziel nur deshalb stark und heftig zu verfechten, weil es das eigene ist und daher größer als jenes von anderen sein muss – eine allgemeine Einstellung in der menschlichen Natur. Selbst der Atheist ist nicht tolerant und bezeichnet seine Auffassungen von Natur und Materie als die einzige Wahrheit, und alle, die nicht daran glauben oder die an andere Dinge glauben, verachtet er als unaufgeklärte Trottel und abergläubische Schwachköpfe. Nicht dass ich ihm gegenüber Groll hegte, dass er mich dafür hält, doch möchte ich nur feststellen, dass sich diese Einstellung nicht auf den religiösen Glauben beschränkt, sondern in gleicher Weise für jene zutrifft, die ohne religiösen Glauben sind und nicht an Götter oder Gurus glauben. Du wirst dich, wie ich hoffe, nicht daran stoßen, dass ich die andere Seite der Frage aufgreife; was ich darlegen will, ist, dass es eine andere Seite gibt und dass viel mehr darüber gesagt werden kann, als es im ersten Augenblick erscheint.

Die richtige Einstellung ist, zu erkennen, dass man als abgesondertes Wesen, als Ego keine Bedeutung hat und dass das Beharren auf den eigenen Wünschen, auf Stolz, Stellung usw. Unwissenheit ist, dass man nur als Spirit, als ein Teil des Göttlichen Bedeutung hat, nicht mehr als andere, sondern so wie dies für alle Seelen in ihrer Beziehung zu der einen Seele in allen gilt.

Ja, das Gerede über fortgeschrittene Sadhaks ist etwas, wovon ich immer abgeraten habe – aber die Menschen fahren damit fort, weil es dem vitalen Ego zusagt.

Vorstellungen von Überlegenheit und Unterlegenheit haben keinen großen Nutzen oder Wert. Jeder ist er selbst, mit seinen eigenen Möglichkeiten, für die es keine Grenzen zu geben braucht, außer denen des Willens, der Entwicklung und der Zeit. Jede Natur hat ihre eigenen Richtlinien und mehr oder weniger entwickelte Seiten, aber der Maßstab sollte durch ihr eigenes inneres Ziel festgelegt werden. Ein Vergleich mit anderen bringt einen falschen Maßstab der Werte mit sich.

Das ist ein sehr verbreitetes Übel bei den Sadhaks, Vergleiche zu ziehen und dabei Gefühle von Eifersucht und Neid zu hegen; in einigen führt es zu Aufruhr und Anmaßung, in anderen zu Selbst-Herabwürdigung und Verzagtheit. Natürlich sind diese Gefühle keineswegs berechtigt, und die Beurteilung ist nicht stichhaltig. Jeder Sadhak hat seine eigene Bewegung [der Entwicklung], seine eigene Beziehung zum Göttlichen, seinen eigenen Platz in der Arbeit oder der allgemeinen Sadhana, und der Vergleich mit anderen führt sofort zu einem falschen Maßstab. Die Wahrheit seiner eigenen inneren Bewegung hat seine Basis zu sein – svadharma.

Selbstachtung und das Gefühl der Überlegenheit sind zwei grundverschiedene Dinge. Selbstachtung ist nicht unbedingt ein Zeichen von Egoismus, ebenso wenig wie es ein Zeichen der Befreiung vom Egoismus ist, keine Selbstachtung zu haben. Selbstachtung heißt, eine gewisse Verhaltensnorm aufrechtzuerhalten, die der Ebene der Menschheit, zu der ich gehöre, eigentümlich ist; ich kann zum Beispiel aus Selbstachtung nicht eine falsche Behauptung aufstellen, obwohl es vorteilhaft wäre, es zu tun, und die meisten Menschen es unter den gegebenen Umständen tun würden. Amour-propre [Eigenliebe] ist etwas anderes und gehört zum sattvischen Typ des Egos. Wenn man vom Ego nicht frei ist, ist amour-propre (wie die Selbstachtung, die mit oder ohne Ego vorhanden sein kann) eine notwendige Stütze für die Erhaltung der Persönlichkeit auf der ihr gemäßen Ebene.

Hass, der sehr unspirituell ist, ist keine Hilfe, die zu dem Zweck gerufen werden darf.

Bei vielen Sadhaks gibt es ein erstes Stadium [der Sadhana], das vom Mental oder höheren Vital beherrscht wird, wobei sie sehr gut vorankommen, weil es, im Mental oder höheren Vital Elemente gibt, die stark genug sind, das Übrige zu kontrollieren, solange die ersten Erfahrungen stattfinden oder der erste Fortschritt gemacht wird. Es kommt aber eine Zeit, in welcher der Sadhak sich mit den niederen Teilen des Wesens auseinanderzusetzen hat, und dann erheben sich all die vitalen Schwierigkeiten. Wenn der erste Fortschritt oder die ersten Erfahrungen Stolz oder Ego hervorgerufen haben oder wenn irgendwo im Wesen ein ernsthafter Defekt besteht, ist der Sadhak nicht fähig, sich mit diesen auseinanderzusetzen, solange das Ego nicht abgelegt oder überwunden oder der Defekt beseitigt ist. In X entwickelte sich ein Hochmut der Selbstgerechtigkeit, der ihm durchaus im Wege stand; es haftet ihm auch der Makel eines beschränkten, widersetzlichen Mentals an, das an seinen eigenen Ideen hängt, als ob allein sie die richtigen wären – die Beispiele, die du von seinem Betragen anführst, veranschaulichen dies. Das ist der Grund, weshalb er hier mit jedermann streitet und glaubt, dass er recht habe und die anderen schlecht und boshaft seien, und weshalb er seine eigenen Mängel und Fehler nicht zu erkennen vermag; wenn er von mir oder der Mutter nicht angehört wird, fühlt er sich verletzt und beleidigt, weil wir seine Heiligkeit und Rechthaberei gegenüber den Bösen, die ihn tyrannisieren, nicht unterstützen. Er ist ein guter und kluger Arbeiter, kann aber in der Sadhana nicht vorankommen, solange er diese Halsstarrigkeit und sein Ego bewahrt.

Du hast Fähigkeiten und das Zeug zum Yoga, doch gehen Hand in Hand damit eine sehr ausgeprägte Selbstachtung und ein selbstgerechter Geist, die der Vollendung im Wege stehen und ein durchaus ernsthaftes Hindernis bilden. Solange ein Sadhak das hat, wird der Versuch der Wahrheit, sich in ihm zu offenbaren, immer vereitelt werden, weil er sie in mentale und vitale Konstruktionen umformt, die sie zu einer unwirksamen Halbwahrheit oder sogar zu einer Quelle des Irrtums machen.

Ja, Selbstrechtfertigung hält die falsche Bewegung aufrecht, weil sie eine mentale Stütze gewährt. Selbstrechtfertigung ist immer ein Zeichen von Ego und Unwissenheit. Wenn man ein weiteres Bewusstsein hat, weiß man, dass jeder Mensch die Dinge auf seine Weise betrachtet und in dieser Weise seine eigene Rechtfertigung findet, so dass sich bei einem Streit beide Parteien im Recht glauben. Nur wenn man etwas von oben betrachtet, in einem Bewusstsein, das vom Ego frei ist, sieht man alle Seiten einer Sache und auch ihre tatsächliche Wahrheit.

Das [das Nichterkennen der eigenen Mängel] ist eine sehr verbreitete menschliche Schwäche; ein Sadhak aber sollte sie nicht haben, denn sein Fortschritt hängt weitgehend davon ab zu erkennen, was in ihm geändert werden muss. Nicht dass dieses Erkennen als solches schon genug ist, aber es ist ein sehr notwendiges Element. Es [das Nicht-Erkennen der eigenen Mängel] beruht natürlich auf einer Art Stolz oder Eitelkeit, die ihn glauben macht, es sei für seine Macht und sein Ansehen nötig. Nicht nur, dass sie [die Menschen] ihre Mängel nicht vor anderen zugeben, sondern sie verbergen sie auch noch vor sich selbst oder, wenn sie genötigt werden, sie mit dem einen Auge zu betrachten, schauen sie mit dem anderen Auge weg. Oder sie weben einen Schleier von Worten, Entschuldigungen und Rechtfertigungen, wobei sie versuchen, etwas anderes daraus zu machen, als es in Wirklichkeit ist. Xs Äußerung („Ich würde sterben, wenn ich meine Fehler zugeben müsste“) ist sehr charakteristisch für ihn – es war sein hauptsächliches Hindernis auf dem Yoga-Pfad.

Was dich daran hindert, ruhig zu sein, ist nur diese Gewohnheit deiner Natur – die Selbst-Bemitleidung und das Herumreiten auf dem Gefühl der Unzulänglichkeit. Wenn du das hinaus stoßen würdest, wäre es ein Leichtes, ruhig zu sein. Demut ist notwendig, aber fortwährende Selbstherabsetzung ist nicht förderlich; übermäßige Selbstachtung und übermäßige Selbstherabsetzung sind beides falsche Haltungen. Irgendwelche Mängel zu erkennen, ohne dabei zu übertreiben, ist nützlich; wenn sie aber einmal erkannt sind, ist es nicht gut, immer wieder darauf zurückzukommen; du musst das Vertrauen haben, dass die Göttliche Kraft alles zu wandeln vermag, und du musst diese Kraft wirken lassen.

Vitale Sensitivität ist weder gut noch schlecht. Sie entsteht im Laufe der Entwicklung. Manche sind unfähig, sich anderen gegenüber bewusst oder sichtbar zu öffnen, weil sie nicht sensitiv sind. Auf der anderen Seite ist es störend, zu offen zu sein.

Es hängt von der Natur des Egos ab. Einige Egoisten sind dickfellig und überhaupt nicht sensitiv, andere sind über-sensitiv.

Äußerste Sensitivität ist ein Ergebnis oder Zeichen von Ego.

Sensitivität ist eines der hartnäckigsten Hindernisse vieler Sadhaks. Es gibt zwei Heilmittel, das Vertrauen der Seele in die Mutter und die damit verbundene Hingabe, jenes: „Was immer sie auch will, es ist das beste für mich“ – sowie die Weite, die du jetzt fühlst; es ist die Weite des wahren Selbstes, auch des wahren mentalen, vitalen und physischen Wesens, wovon solche Dinge wie Staub abfallen, weil sie für sie ohne jede Wichtigkeit sind.

Nur eines gilt es zu tun, nämlich immerfort in die Weite, den Frieden und das Schweigen einzutreten und das Ego sich darin auflösen und die Bindungen abfallen zu lassen.

In einem Bewusstsein, das nicht sensitiv ist, kann es keine Umwandlung des Wesens geben.

Es ist nicht notwendig, sich von der eigenen Sensitivität zu heilen, sondern man muss die Macht erwerben, sich zu einem höheren Bewusstsein zu erheben, und dabei solche Ernüchterungen als eine Art Sprungbrett anzusehen. Ein Weg besteht darin, von anderen [Menschen] nicht einmal eine anständige Behandlung zu erwarten, ganz gleichgültig, wer die anderen sind. Und außerdem ist es gut, wenn man die wahre Natur einiger Menschen kennenlernt, der gegenüber ein großherziges Wesen oft blind ist; denn das trägt zum Wachsen des eigenen Bewusstseins bei. Der Schlag, unter dem du zusammenzuckst, erscheint dir deshalb so hart, weil es ein Schlag ist, den die Welt deiner mentalen Konstruktion erlitten hat. Solch eine Welt wird oft zu einem Teil unseres Wesens. Die Folge davon ist, dass ein Schlag, der ihm zugefügt wird, nahezu physischen Schmerz verursacht. Das wird weitgehend dadurch wieder ausgeglichen, dass es dich mehr und mehr in der wirklichen Welt leben lässt, die von der Welt deiner Einbildung verschieden ist, von der du wünscht, dass es die wirkliche Welt sei. Aber die wirkliche Welt ist, wie du weißt, keineswegs eine wünschenswerte Welt, und daher muss das Göttliche Bewusstsein auf sie einwirken und sie umwandeln. Doch hierfür ist die Kenntnis der Wirklichkeit, so widerwärtig sie auch ist, beinahe das erste Erfordernis. Diese Kenntnis wird uns oft genug durch Schläge und Wunden beigebracht. Aufrichtige, idealistische Menschen, empfindsame Menschen, verfeinerte Naturen leiden unter solchen Ernüchterungen mehr als andere, die etwas dickfelliger sind; das aber ist kein Grund, warum feine Gefühle verurteilt und die scharfe Schneide verfeinerter Empfindlichkeit stumpf gemacht werden sollten. Was man zu lernen hat, ist, sich von solchen Erfahrungen zu distanzieren und die Verirrungen anderer von einer größeren Höhe aus zu betrachten, von wo aus man solche Dinge in der richtigen Perspektive sehen kann – der unpersönlichen. Dann werden unsere Schwierigkeiten tatsächlich und buchstäblich zu Möglichkeiten. Denn Erkenntnis, wenn sie bis an die Wurzeln unseres Kummers reicht, birgt in sich gleichsam eine wunderbare Heilkraft. Sobald du das Mark des Kummers berührst, sobald du, tiefer und tiefer tauchend, das erreichst, was dich wirklich schmerzt, verschwindet der Schmerz wie durch ein Wunder. Unerschütterlicher Mut, um zum wahren Wissen zu gelangen, ist daher die eigentliche Essenz des Yoga. Kein dauerhafter Überbau kann errichtet werden, außer auf einer soliden Basis von wahrem Wissen. Die Füße müssen sich der Erde gewiss sein, bevor das Haupt darauf hoffen kann, die Himmel zu küssen.

Deine Überraschung über Xs Benehmen zeigt, dass du noch nicht erkannt hast, von welcher Art im Durchschnitt die menschliche Natur ist. Hast du niemals von der Antwort Vidyasagars gehört, der, als man ihm berichtete, dass ein bestimmter Mensch ihn beschimpfen würde, sagte: „Warum beschimpft er mich? Ich habe ihm niemals etwas Gutes getan (upakara)“. Das ungeläuterte Vital ist für eine Wohltat nicht dankbar, es stößt sich daran, eine Verpflichtung auferlegt zu bekommen. Solange die Wohltat andauert, ist es überschwänglich und sagt süße Dinge, aber sobald es nichts weiter mehr erwarten kann, ändert es seinen Sinn und beißt die Hand, die ihm Gutes tat. Manchmal tut es das sogar schon vorher, wenn es glaubt, dass dem Wohltäter der Ursprung der üblen Nachrede, der Kritik oder Schmähung nicht bekannt sei. In all deinen Beziehungen ist nichts Ungewöhnliches, nichts, das, wie du glaubst, nur dir eigentümlich sei. Die meisten haben diese Art von Erfahrung, und nur wenige können ihr völlig entrinnen. Natürlich, Menschen mit einem entwickelten seelischen Element sind von Natur aus dankbar und benehmen sich nicht auf diese Weise.

10. Abschnitt

Die meisten Menschen werden wie Tiere von den Kräften der Natur getrieben: was immer an Wünschen aufkommt, sie erfüllen sie; was immer an Gefühlen auftaucht, sie lassen sie spielen; was immer sie an physischen Bedürfnissen haben, sie versuchen sie zu befriedigen. Wir sagen dann, dass die Tätigkeiten und Gefühle der Menschen von ihrer prakrti oder Natur beherrscht werden, meist von der vitalen und physischen Natur. Der Körper ist das Instrument der prakrti oder Natur – er gehorcht seiner eigenen Natur oder er gehorcht den vitalen Kräften der Begierde, Leidenschaft usw.

Der Mensch hat aber auch ein Mental, und im Laufe seiner Entwicklung lernt er, sein Vital und die physische Natur durch seinen Verstand und seinen Willen zu kontrollieren. Diese Kontrolle ist sehr einseitig, denn der Verstand wird von vitalen Wünschen und der Unwissenheit des Physischen oft irregeführt, stellt sich auf ihre Seite und versucht, ihre Fehler und falschen Bewegungen durch seine Ideen, Gedankengänge und Argumente zu rechtfertigen. Selbst wenn der Verstand sich davon freihält und dem Vital oder Körper sagt, „tu das nicht“, folgen Vital und Körper trotz des Verbotes oft ihrer eigenen Bewegung – der mentale Wille des Menschen ist nicht stark genug, um einen Zwang auf sie auszuüben.

Wenn Menschen die Sadhana ausüben, wirkt in ihnen eine höhere Natur, die seelische und spirituelle, und sie müssen ihre [menschliche] Natur unter den Einfluss des seelischen Wesens und des höheren spirituellen Selbstes oder des Göttlichen stellen. Nicht nur Vital und Körper müssen die Göttliche Wahrheit erfahren und dem göttlichen Gesetz gehorchen, sondern auch das Mental. Doch wegen der niederen Natur, unter deren unausgesetztem Einfluss sie stehen, sind sie anfangs und auf lange Zeit hinaus unfähig, ihre Natur daran zu hindern, den alten Wegen zu folgen – auch dann, wenn sie wissen oder innerlich die Weisung bekommen, was zu tun ist und was nicht. Allein durch eine ausdauernde Sadhana, indem sie in das höhere spirituelle Bewusstsein und die spirituelle Natur eintreten, kann diese Schwierigkeit überwunden werden; aber selbst für den stärksten und besten Sadhak dauert es lange Zeit.

Das Verlangen nach dem Göttlichen oder nach der bhakti für das Göttliche ist das einzige Verlangen, das dich von allen anderen befreien kann – in seinem Kern ist es nicht ein Verlangen, sondern eine Sehnsucht, ein Bedürfnis der Seele, der Daseinsatem des innersten Wesens, und als solches kann es nicht als Verlangen angesehen werden.

Hat man denn auf dem „geraden Pfad“ überhaupt Zeit dazu, Begierden zu befriedigen? Wie wäre ein gerades Ausschreiten auf dem geraden Pfad möglich, wenn das Begehren nicht gemeistert würde?

Yoga lässt das freie Spiel der natürlichen Instinkte und Begierden nicht zu. Yoga heißt die Natur zu meistern und nicht, sich ihr zu unterwerfen.

Kamana basana [schwärmerische Begierden] gehören nicht zum Yoga, sie können ihn nicht fördern, sondern nur behindern. Solange Ego und Begehren bestehen bleiben, gibt es keine Hingabe an das Göttliche, keine Erfüllung im Yoga. Es sind Bewegungen des Vitals und nichts anderes.

Egolose Stärke ist eine Stärke, die nicht aus selbstsüchtigen Motiven handelt oder für die Begierden des Vitals oder um die Ideen des eigenen Mentals auszuführen, sondern allein deshalb, um dem Göttlichen zu dienen, um ein Instrument des Göttlichen zu sein.

Forderung und Begehren sind lediglich zwei verschiedene Aspekte der gleichen Sache – und ein erregtes oder rastloses Gefühl muss nicht unbedingt ein Begehren sein; es kann im Gegenteil ruhig gefestigt und beharrlich sein oder aber beharrlich wiederkehren. Eine Forderung oder ein Begehren kommt vom Mental oder Vital, ein seelisches oder spirituelles Erfordernis hingegen ist etwas ganz anderes. Die Seele fordert oder begehrt nicht – sie strebt; sie stellt für ihre Hingabe keine Bedingungen oder zieht sich zurück, wenn ihr Streben nicht augenblicklich erfüllt wird – denn die Seele hat volles Vertrauen in das Göttliche oder den Guru und kann auf den rechten Augenblick oder die Stunde der Göttlichen Gnade warten. Die Seele hat ihre eigene Beharrlichkeit, mit der sie aber nicht das Göttliche, sondern die [menschliche] Natur unter Druck setzt und mit einem Lichtstrahl auf alle Mängel in ihr hinweist, die der Verwirklichung im Wege stehen, alles aussondernd, was vermischt, unwissend oder unvollkommen in der Erfahrung oder den Bewegungen des Yoga ist; sie ist weder mit sich noch der Natur zufrieden, solange sie nicht erreicht hat, dass diese sich gänzlich dem Göttlichen öffnet – frei von allen Formen des Egos, hingegeben, einfach und richtig in der Einstellung und allen Bewegungen. Das ist es, was sich im Mental, Vital und physischen Bewusstsein durch und durch festigen muss, bevor die Supramentalisierung der ganzen Natur möglich ist. Andernfalls erhält man nur mehr oder weniger brillante, halb erhellte und halb verhüllte Erleuchtungen und Erfahrungen auf den mentalen, vitalen und physischen Ebenen, die entweder von einem größeren Mental oder einem größeren Vital inspiriert werden oder bestenfalls von den mentalen Bereichen zwischen dem Intellekt und dem Obermental. Diese können bis zu einem gewissen Punkt sehr anregend und befriedigend sein und sind gut für jene, die eine spirituelle Verwirklichung auf diesen Ebenen suchen; die supramentale Verwirklichung aber ist in ihren Voraussetzungen viel schwieriger und anspruchsvoller, und das Schwierigste von allem ist, sie auf die physische Ebene herabzubringen.

Es gibt immer zwei Methoden, um im Höchsten zu leben. Die eine besteht darin, die Teilnahme des Bewusstseins von den Dingen gänzlich zurückzuziehen und so weit nach innen zu gehen, dass man vom Dasein getrennt ist und in Kontakt mit dem lebt, was jenseits davon ist. Die andere Methode ist jene, mit der man zum Kern aller Dinge gelangt und sich nicht durch äußere Formen absorbieren und verwirren lässt. Begehren, Verhaftet-sein, Versklavung gegenüber den Verlockungen der äußeren Sinne sind die hauptsächlichen Hemmnisse für diese Bewegung – deshalb muss man sich in jedem Fall von ihnen befreien. Es ist aber durchaus möglich, den Höchsten zu erkennen, bevor die Anziehungskraft der äußeren Sinne geschwunden ist – nur kann man nicht sicher in Ihm leben, solange Begehren und äußere Anziehung bestehen, da das immer das innere Gleichgewicht stört.

Alle gewöhnlichen vitalen Bewegungen sind dem wahren Wesen fremd und kommen von außerhalb; sie gehören weder der Seele an, noch haben sie ihren Ursprung in ihr, es sind vielmehr Wellen der allgemeinen Natur, prakrti.

Die Begierden kommen von außen, treten in das unterbewusste Vital ein und steigen zur Oberfläche empor. Erst dann, wenn sie nach oben kommen und das Mental sie wahrnimmt, werden wir uns des Begehrens bewusst. Es erscheint uns so, als ob es unser eigenes Begehren sei, da wir spüren, wie es vom Vital in das Mental aufsteigt, und nicht wissen, dass es von außerhalb kam. Das, was dem Vital, dem Wesen angehört, wofür es verantwortlich ist, ist nicht das Begehren als solches, sondern die Gewohnheit, auf die Wellen oder Strömungen des Einflusses zu reagieren, die von der universalen prakrti in es [das Wesen] eindringen.

Die Zurückweisung der Begierden ist im wesentlichen gleichbedeutend mit der Zurückweisung des Elementes der Begehrlichkeit, das hierdurch vom eigentlichen Bewusstsein als ein Fremdkörper, der nicht zum wahren Selbst und zur inneren Natur gehört, ausgeschieden wird. Doch die Weigerung, den Suggestionen der Begierde nachzugeben, ist auch ein Teil der Zurückweisung; sich des suggerierten Handelns zu enthalten, wenn es nicht das richtige Handeln ist, muss in die yogische Disziplin miteinbezogen werden. Es kann nur dann als Unterdrückung bezeichnet werden, wenn es auf die falsche Weise, mit Hilfe eines mentalen, asketischen Prinzips oder einer strengen moralischen Regel geschieht. Der Unterschied zwischen Unterdrückung und innerer essentieller Zurückweisung ist der gleiche wie zwischen mentaler oder moralischer Kontrolle und spiritueller Läuterung.

Wenn man im wahren Bewusstsein lebt, empfindet man die Begierden als etwas, das sich außerhalb von einem befindet, das von außen, von der universalen niederen prakrti in das Mental und die vitalen Teile eindringt. Im gewöhnlichen menschlichen [Bewusstseins] Zustand wird das nicht empfunden; die Menschen nehmen das Begehren erst dann wahr, wenn es bereits vorhanden und in sie eingedrungen ist und dort eine Stätte oder einen Zufluchtsort gefunden hat; dann meinen sie, es sei ihr eigenes Begehren und ein Teil von ihnen. Mit dem wahren Bewusstsein bewusst zu werden, ist daher die erste Voraussetzung dafür, sich vom Begehren zu befreien; denn dann kann man sich seiner viel leichter entledigen, als wenn man damit zu kämpfen hätte wie mit einem wesentlichen Teil von einem selbst, der aus dem Wesen verbannt werden muss. Es ist einfacher, sich von etwas Fremdem zu befreien, als das auszuschalten, was als Teil der eigenen Substanz empfunden wird.

Wenn sich das seelische Wesen im Vordergrund befindet, wird auch die Befreiung vom Begehren einfach; denn das seelische Wesen als solches kennt keine Begierden, es will nur nach dem Göttlichen streben, es suchen und lieben und all das erlangen, was das Göttliche ausmacht oder ihm entgegenstrebt. Durch die immerwährende Vorherrschaft des seelischen Wesens entsteht von selbst die Neigung, das wahre Bewusstsein zutage treten zu lassen und die Bewegungen der Natur beinahe automatisch ins rechte Lot zu bringen.

Sich gänzlich vom Begehren zu befreien, dauert lange Zeit. Wenn du aber einmal aus der menschlichen Natur herauszutreten vermagst und sie als Kraft erkennst, die von außen kommt, um ihre Klauen in das Vital und Physische zu graben, ist es leichter, den Eindringling loszuwerden. Du bist zu sehr daran gewöhnt, sie als Teil von dir oder als etwas in dich Gepflanztes zu empfinden – das macht es schwieriger, ihre Bewegungen zu bekämpfen und ihre alte Kontrolle über dich auszuschalten.

Du solltest dich auf nichts anderes verlassen – wie hilfreich es auch erscheinen mag – als hauptsächlich, in erster Linie und grundlegend auf die Kraft der Mutter. Die Sonne und das Licht mögen und werden eine Hilfe sein, wenn es das wahre Licht und die wahre Sonne ist, sie können aber nicht die Kraft der Mutter ersetzen.

Niemand kann sich leicht von den Begierden befreien. Was zuerst zu geschehen hat, ist, ihnen eine äußerliche Form zu geben, sie an die Oberfläche zu drängen und die inneren Teile ruhig und klar werden zu lassen. Später können sie hinausgestoßen und durch die wahre Sache ersetzt werden, durch einen glücklichen, leuchtenden Willen, der mit dem Göttlichen eins ist.

Ein Sadhak sollte möglichst wenig Bedürfnisse haben; denn es gibt nur wenige Dinge im Leben, die tatsächlich notwendig sind. Alles Übrige sind entweder Dinge für den Gebrauch oder solche, die das Leben verschönern, oder dem Luxus dienen. Der Yogi hat nur dann ein Recht, diese zu besitzen oder sich ihrer zu erfreuen, wenn er eine von zwei Bedingungen erfüllt:

1. Wenn er sie in seiner Sadhana allein deshalb verwendet, um sich darin zu üben, Dinge ohne Verhaftet-sein oder Begehren zu besitzen, und zu lernen, sie im Einklang mit dem Göttlichen Willen auf die rechte Weise zu gebrauchen, in richtiger Handhabung, in der richtigen Einteilung und Ordnung und im richtigen Maß, oder

2. wenn er bereits eine echte Befreiung von Begehren und Verhaftet-sein erlangt hat und durch Verlust, Vorenthaltung oder Entzug nicht im geringsten bewegt oder angefochten wird. Wenn er irgendeine Begierde hat, einen Wunsch, eine Forderung, einen Anspruch auf Besitz oder Vergnügen und wenn Furcht, Leid, Ärger oder Qual aufkommen, sobald es ihm versagt oder genommen wird, ist seine Haltung nicht frei, und der Gebrauch der Dinge durch ihn widerspricht dem Geist der Sadhana. Und selbst dann, wenn seine Haltung frei ist, hat er nicht die Reife, etwas zu besitzen, solange er nicht gelernt hat, die Dinge nicht für sich selbst, sondern gemäß dem Göttlichen Willen zu gebrauchen und sie als ein Instrument im rechten Wissen und in der rechten Haltung für die angemessene Ausgestaltung eines Lebens zu verwenden, das nicht für ihn selbst, sondern für das Göttliche gelebt wird.

Das wäre natürlich sehr einfach, wenn alles, was man zu tun hätte, darin bestünde, den Begierden nachzugeben; sich von seinen Begierden beherrschen zu lassen, hat aber nichts mit Yoga zu tun.

Eine dringende Notwendigkeit und ein Wunsch sind nicht das gleiche. Die Tatsache, dass man auch ohne sie [die Erfüllung eines Wunsches] lange Zeit leben konnte, zeigt, dass es keine dringende Notwendigkeit war.

Begehren ist eine psychologische Bewegung, die sich sowohl mit einem „wahren Bedürfnis“ als auch mit Dingen verbinden kann, die keine wahren Bedürfnisse sind. Man sollte selbst wahren Bedürfnissen gegenüber kein Begehren hegen. Es muss einem gleichgültig sein, wenn man sie nicht befriedigen kann.

Was die Unbequemlichkeiten anbelangt, so solltest du sie als eine Übung in samata ansehen. Die Fähigkeit, Unbequemlichkeiten zu ertragen, ist eine der elementarsten Erfordernisse, wenn man die wahre yogische Haltung erlangen will.

Ob Asket oder Nicht-Asket, der Yogi, der Sadhak muss vom vitalen Begehren frei und spirituell Herr über die Bewegungen seiner Natur werden – und hierfür muss er frei sein von Ego, Begierden und Dualität. Ich habe das immer sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass Nachgiebigkeit gegenüber dem Begehren ebenso wenig wie sannyasa [die Entsagung vom Leben und der Tätigkeit] zu diesem Yoga gehört. Man muss fähig sein, physische Dinge und physisches Leben zu gebrauchen und zu handhaben, aber von der Ebene des spirituellen Bewusstseins aus, nicht von der des vitalen Egos.

Alles gehört dem Göttlichen – es darf kein Ego oder Begehren geben – nur das Göttliche und sein Licht und Wissen, seine Macht, sein Ananda, sein Wirken. Aber all das muss von oben kommen, nicht von den vermischten niederen kosmischen Kräften.

Alle Dinge sind das Göttliche, weil das Göttliche in ihnen ist, [es ist] aber verborgen und nicht offenbar; wenn sich das Mental hinaus zu den Dingen wendet, geschieht es nicht mit der Wahrnehmung, dass das Göttliche in ihnen ist, sondern allein mit der Wahrnehmung ihrer äußeren Erscheinungsformen, die das Göttliche verhüllen. Es ist daher für dich als Sadhak notwendig, dich gänzlich der Mutter zuzuwenden, in der das Göttliche offenbar ist, und nicht den äußeren Erscheinungsformen nachzulaufen, die zu begehren oder für die Interesse zu zeigen deine Begegnung mit dem Göttlichen verhindert. Wenn sich das Wesen einmal geweiht hat, kann es das Göttliche überall sehen und dann kann es alle Dinge in dem einen Bewusstsein einschließen, ohne ein gesondertes Interesse oder Begehren zu haben.

Wenn eine Verwirklichung stattgefunden hat, ist das, was der höhere Wille von dir fordert, das Beste für dich – die erste Regel aber ist Loslösung. Freiheit ohne Disziplin und Entwicklung zu erreichen, ist nur wenigen gegeben.

Es ist richtig, dass die reine Verdrängung oder Unterdrückung des Begehrens nicht ausreicht und in sich nicht wahrhaft wirksam ist, was aber nicht heißt, dass man den Begierden nachgeben soll; es heißt vielmehr, dass die Begierden nicht nur unterdrückt, sondern aus der Natur verbannt werden müssen. An die Stelle des Begehrens muss ein allein auf das Göttliche gerichtetes Streben treten.

Was die Liebe anbelangt, so muss sie sich allein dem Göttlichen zuwenden. Was die Menschen mit diesem Wort bezeichnen, ist ein vitaler Austausch zur gegenseitigen Befriedigung des Begehrens, des vitalen Impulses oder physischen Vergnügens. Nichts von alledem darf in der Beziehung der Sadhaks untereinander enthalten sein; denn dies zu suchen oder dieser Art von Impuls nachzugeben, lenkt dich lediglich von der Sadhana ab.

Deine Theorie ist falsch. Einer Leidenschaft frei Ausdruck zu verleihen, mag das Vital eine Zeitlang erleichtern, gibt ihr aber gleichzeitig das Recht, immer wiederzukehren. Sie wird dadurch keinesfalls verringert. Die Unterdrückung einer Leidenschaft, die mit einem innerlichen Nachgeben in subtiler Form einhergeht, ist kein Heilmittel; ihr jedoch durch ein äußerliches Nachgeben Ausdruck zu verleihen, ist noch viel weniger ein Heilmittel. Es ist durchaus möglich, sich zurückzuziehen, ohne der Leidenschaft Ausdruck zu verleihen, wenn man entschlossen ist, eine vollständige Kontrolle zu erlangen, eine Kontrolle, die nicht aus bloßer Unterdrückung, sondern einer inneren und äußeren Zurückweisung besteht.

Du scheinst von der Natur des Begehrens nicht die richtige Vorstellung zu haben. Vitales Begehren wird, wenn man ihm nachgibt, nicht befriedigt, sondern wächst, an. Wenn du deinem Begehren nachgeben würdest, würde es immer größer werden und mehr fordern. Das war unsere ständige Erfahrung mit den Sadhaks, und sie bestätigt, was man immer schon über das Begehren wusste. Begehren und Neid müssen aus dem Bewusstsein hinausgestoßen werden – es gibt keinen anderen Weg, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Der Unterschied zwischen Unterdrückung (nigraha) und Selbstkontrolle (samyama) besteht darin, dass man in dem einen Fall sagt: „Ich kann nicht umhin, ein Verlangen zu haben, will es aber nicht befriedigen“, während man im anderen Falle sagt: „Ich weise sowohl das Verlangen als auch die Befriedigung des Verlangens zurück“.

Nigraha bedeutet, die Bewegung zu unterdrücken, aber eine unterdrückte Bewegung ist lediglich eine zeitweilig suspendierte; es ist besser, sie durch Loslösung zurückzuweisen und aufzugeben.

Alles, wonach das Vital trachtet, ist ihm begehrenswert – das Begehren muss aber zurückgewiesen werden. Zu sagen, „Ich will nicht begehren“, ist genau richtig, solange vom Vital noch nicht gesagt werden kann: „Ich begehre nicht“. Dennoch gibt es etwas im Wesen, das sogar sagen kann „Ich begehre nicht“ und das sich weigert, das vitale Begehren als Teil des wahren Wesens anzuerkennen. Es ist jenes Bewusstsein, das den Frieden und die Macht bringt, welches als das wahre „Ich“ erkannt und ständig im Vordergrund gehalten werden muss.

Es gehört zur steten Gewohnheit des vitalen Wesens, Dinge ausfindig zu machen, durch die es das Mental überzeugt und seine Begierden rechtfertigt; und die Umstände formen sich im Allgemeinen auf eine Weise, dass dies weiterhin gerechtfertigt wird. Denn das, was in uns ist, schafft die Umstände außerhalb von uns. Wichtig ist, innerlich in Zukunft eine andere Haltung einzunehmen.

Natürlich das Vital ist unersättlich. Es gibt nur zwei Dinge, die ihm Einhalt gebieten – Begrenzungen durch den Körper und die Missbilligung durch das Mental; doch ist letzteres nicht immer gegeben. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit des seelischen Eingreifens, wofür das Vital aber erst in einem bestimmten Stadium zugänglich wird. Es ist daher der Körper, der bei den meisten Menschen den einzigen Einhalt gebietet.

Es ist schwierig, sich auf einmal ganz und gar von den Begierden zu befreien – wenn die richtigen die Oberhand haben, stellt das bereits den letzten Sieg sicher. Lass dich daher nicht beunruhigen! Diese Dinge entwickeln sich auf dem Weg einer fortschreitenden Wandlung, und wenn der Fortschritt einmal seinen Anfang genommen hat, darf man im wesentlichen ein Gefühl der Gewissheit über den Ausgang der Sadhana haben und ruhig dem entgegensehen, was geschehen muss, weil es mit Sicherheit geschehen wird.

Die Vision bedeutet ganz einfach, dass, wenn du dich an etwas klammerst und versuchst, es dir mit einem egoistischen Sinn des Besitzenwollens zu eigen zu machen, es seinen Wert verliert und ganz gewöhnlich wird, wie schön und wunderbar es auch immer sein mag.

Wenn man das beharrliche Verlangen nach einer Sache aufgibt, kommt diese Sache von selbst – das ist eine häufige Erfahrung. Die richtige Haltung ist, auf den göttlichen Willen zu warten und nur ihn zu suchen – Begehren schafft immer eine Störung und befriedigt nicht, auch wenn es erfüllt wird. Streben ist eine andere Sache. Das Schwanken zwischen den zwei Zuständen, von denen du sprichst, ist das Zeichen eines Kampfes im physischen Bewusstsein – er muss enden durch den Frieden und die Macht, die sich dort festigen, dann wird das andere verschwinden.

Es sollte dir eigentlich ziemlich klar sein, was die beiden gegensätzlichen Dinge sind, die beiden Dinge, mit denen sich jeder Sadhak auseinanderzusetzen hat. Das eine ist die Heftigkeit des erdhaft egoistischen Begehrens, das nur Verwirrung und Leiden mit sich bringt, und das andere ist der Frieden, die Kraft, die Freude, das Licht des Verstehens, die göttlich in dir sind und die wir in dir zu errichten versuchen. Wenn du dich auf die richtige Seite stellst, werden die Dinge einfach; wenn du zögerst und voller Zwiespalt bist, entsteht ein zwiespältiger Zustand; wenn etwas in dir die Begierden empfängt und sich daran klammert, geht alles schief. Du musst lernen, stets das Gewicht deiner Wahl in die richtige Waagschale zu legen. Ich werde bestimmt alles tun, dass der falsche Wille gewandelt und durch den richtigen ersetzt wird, welcher Art auch immer die Schwierigkeit oder der Widerstand sein mag – das werde ich immer tun.

Es handelt sich hier wiederum um die Furcht des physischen Bewusstseins oder des vitalen Elementes in ihm; es fürchtet alles zu verlieren, wenn es das Begehren aufgibt – oder alles, was es will – und nichts dafür zu gewinnen oder zumindest nichts, was es will. Es erkennt nicht, dass es anstelle dieses quälenden Begehrens und seiner fragwürdigen und unsicheren Folgen etwas weit Größeres, Mächtigeres und Beglückenderes erhält – denn es ist daran gewöhnt, das Begehren als das einzig mögliche Lebensmotiv zu betrachten. Es weiß nichts davon, dass die Göttliche Kraft mit ihrem Licht, ihrem Frieden und ihrer Freude darauf harrt herabzukommen, um viel größere Dinge und ein glücklicheres Leben zu bringen. Wenn dieser Teil erleuchtet und überredet werden kann, die Wandlung mit ganzem Herzen zu wollen, wird eine große Schwierigkeit, tatsächlich die zentrale Schwierigkeit verschwunden sein.

Es ist die alte vitale Natur, die so empfindet, weil sie spürt, dass ihre menschlich-weltlichen Begierden nicht befriedigt werden. All dem darf man nicht nachgeben, sondern muss es zurückweisen und zur Seite fegen. An seine Stelle muss die Weite treten, in der ein selbst-bestehender Friede und die Erfüllung herrschen, und in jenen Frieden und jene Weite muss der größere Frieden der Mutter eintreten, die Kraft, das Licht, das Wissen, der Ananda.

Ein neues Stadium in deiner spirituellen Entwicklung hat sich vor dir aufgetan. Damit es sich verwirkliche, musst du zunächst in zwei Richtungen vorankommen. Die eine haben wir dir bereits gewiesen, und zwar das Überwinden jener vitalen Begierden, die dich an die niederen Bewegungen fesselten und den Druck einer feindlichen Kraft auf dein niederes Vital und deinen Körper heraufbeschworen, sowie die gänzliche Überantwortung von Leben und Körper an den Einen allein. Die andere ist die Herabkunft einer vollen Ruhe, Stärke und Gelassenheit in diese Teile, damit du das Leben und seine Schwierigkeiten bewältigen und deine Arbeit für das Göttliche verrichten kannst. Diese Ruhe und Stärke kamen oft schon in dein Mental und höheres Vital herab, doch waren die anderen [Wesens-] Teile immer noch offen für viel Schwäche, Verhaftet-sein und einer nachgiebigen Bewegung. Das muss verschwinden, wenn man ein Held und Meister des spirituellen Wirkens werden will. Da, wo du früher warst, wurden diese Dinge zu sehr toleriert und durften bestehen bleiben; wo du jetzt bist, hast du die Möglichkeit, selbst mit der Göttlichen Kraft in Verbindung zu sein, dem Leben aus der inneren Stärke der Seele heraus gegenüberzutreten und Herr der Umstände zu werden. Du solltest dich durch äußere Schwierigkeiten oder Unannehmlichkeiten nicht beunruhigen oder deprimieren lassen. Aber auch inneren Schwierigkeiten sollte man mit Loslösung, Stille, Gleichmut und dem unbeirrbaren Willen zur Bewältigung begegnen.

Was das Übrige angeht, so hast du ganz richtig gesagt: „Wenn mir eine Falschheit oder irgendeine Störung oder Schwierigkeit begegnet, muss ich meinen Gleichmut und den Glauben an die Göttliche Führung bewahren“. Der Fehler, der den Weg für die körperlichen und anderen Schwierigkeiten freigab, war das Zaudern in deinem Entschluss, das Vital zu bewältigen und dem geraden hohen Pfad zu folgen, was Verzweiflung und Depression mit sich brachte. Lass diese ganz und gar verschwinden und erlaube ihnen nicht, sich auf diese Weise wieder zu erheben. Der Pfad der spirituellen Stille, Stärke und der Hingabe all deiner Kräfte an das Göttliche, ist der einzig sichere Weg für dich, dem du jetzt beharrlich zu folgen hast.

Es ist wiederum die alte, leere Vorstellung, die durch ein Aufsteigen der unbefriedigten Begierden der vitalen Natur ausgelöst wird. Offensichtlich hat die falsche Haltung des Begehrens auf ihre Gelegenheit gewartet und verschaffte auch dem alten Vital die Möglichkeit, sich zu erheben und seinen gewohnten Bewegungen zu frönen. Es ist auch klar, dass es der von unten kommende Druck des Begehrens war, der den Ananda verdrängte. Der seelische Ananda und das Begehren des sich beklagenden und fordernden Vitals können nicht nebeneinander bestehen; wenn das Begehren aufkommt, muss sich der Ananda zurückziehen – außer du weist das Begehren rechtzeitig zurück und weigerst dich, einen Kompromiss mit ihm zu schließen. Es war in höchstem Maße unvernünftig, besonders als dir die Mutter Weite und Frieden und intensiven Ananda gab, einem äußeren Begehren nachzugeben und all das seinetwillen zu opfern.

Sich einer Depression hinzugeben, wenn die Dinge falsch laufen, ist der schlechteste Weg, einer Schwierigkeit zu begegnen. Es muss irgendein Begehren oder ein Verlangen in dir stecken, bewusst oder unbewusst, das sich erhebt und revoltiert, wenn es nicht befriedigt wird. Der beste Weg ist, sich seiner bewusst zu sein, ihm ruhig zu begegnen und es fortwährend hinauszustoßen.

Wenn das niedere Vital (nicht nur das Mental) zu der festen Überzeugung käme, dass jedes Begehren und jede Forderung der Wahrheit widersprechen, und es nicht länger nach ihnen rufen würde, verlören diese Dinge sehr bald ihre Kraft zur Wiederkehr.

Durchdringe dein Mental und Vital mit der Wahrheit und bleibe ruhig und still. Alles Leiden entsteht aus unbefriedigtem Begehren; stütze dich auf eine Ruhe, die frei von Begehren ist. Wenn das geschehen ist, können die ganze Göttliche Wahrheit und Göttliche Liebe und der Ananda kommen und sicher darauf Fuß fassen.

Hinsichtlich dieser Dinge hast du richtig gehandelt. Diese kleinen Begierden behindern großenteils die Wandlung im äußeren Bewusstsein, und das Wesen muss frei von ihnen sein, wenn die Umwandlung dort nicht aufgehalten werden soll.

Es ist das Vital-Physische, das diese Suggestionen empfängt und diesen Begierden gehorcht. Du musst das Bewusstsein in das ganze Vital herabkommen lassen, so dass nicht nur das Mental, sondern das Vital selbst diese Begierden zurückweisen wird. Dann werden die vital-physischen Begierden ihre halbe Kraft verlieren.

Wenn der Friede und die Macht, die auf den Kopf und die Brust einwirken, in den Magen und noch weiter herabgekommen sind, würde es bedeuten, dass sie nicht mehr nur auf das Mental und emotionale Wesen einwirken, sondern auch voll auf das Vital – das ist ein großer Fortschritt.

Die Begierden, die du erwähnst, sind jene des Vital-Physischen im feinen, physischen Bewusstsein – der Impuls zu sprechen, der essentielle Hunger, Durst usw. Der volle Friede und die volle Ruhe im Vital-Physischen und feinen Physischen bis hinab zu den niedrigsten Ebenen sind für die ganze zu geschehende Wandlung notwendig. Die Hitze, von der du sprichst, ist jene des subtilen Prinzips des vital-physischen Begehrens, das um seiner selbst willen besteht und nicht für die wirklichen Bedürfnisse des Körpers – deshalb wird sie durch eine physische Befriedigung nicht vermindert.

Es sind die kleinen Gewohnheiten des niederen Vitals, die ihre ganze Stärke sammeln, um sich einer Korrektur zu widersetzen, und versuchen, das Bewusstsein in Beschlag zu legen. Du musst lernen, dein inneres Bewusstsein, sobald sie auftreten, völlig von ihnen loszulösen, so dass sie, selbst wenn sie kraftvoll auftreten, nicht fähig sind, das Bewusstsein zu beherrschen oder eine Zustimmung zu erlangen.

Das Vital im Physischen fällt leicht in seine alten, kleinen Gewohnheiten zurück, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Dort ist es, wo sie sich anklammern. Sie verschwinden erst dann vollständig, wenn jener Teil Gleichmut und eine einfache natürliche Freiheit von allen Begierden erlangt.

Diese Gewohnheiten des physischen Vitals sind beinahe automatisch in ihrem Wirken und es bedarf entweder eines sehr starken Willens oder einer beharrlichen Bemühung der Selbst-Disziplin, um dieses automatische, beinahe reflektive Wirken loszuwerden. Du solltest dich daher durch die Schwierigkeit nicht entmutigen lassen, sondern mit der notwendigen Beharrlichkeit des Willens weitermachen, um sie aus dem Dasein zu drängen.

11. Abschnitt

Die Tatsache, dass der Ärger mit solcher Kraft auftritt, ist an sich ausreichend, um zu beweisen, dass er nicht in dir ist, sondern von außen kommt. Es ist ein Ansturm von Kraft aus der universalen Natur, die vom individuellen Wesen Besitz zu ergreifen versucht und es veranlasst, dem Willen dieser äußeren Kräfte entsprechend zu handeln und nicht gemäß dem Willen der inneren Seele. Diese Dinge treten im Laufe der Sadhana auf, weil sich der Sadhak von der niederen Natur befreit und versucht, die Hinwendung zur Mutter zu vollziehen und in ihrem göttlichen Bewusstsein sowie in der höheren Natur zu leben. Die Kräfte der niederen Natur stimmen dem nicht zu und lösen daher diese Ausbrüche aus, um ihre Herrschaft zurückzugewinnen. Wenn das der Fall ist, ist es notwendig, innerlich ruhig zu bleiben, sich der Mutter zu erinnern oder sie zu rufen und den Ärger, oder was immer kommt, zurückzuweisen sobald oder so oft dies geschieht. Dann verlieren diese Kräfte allmählich ihre Macht einzudringen. Es ist leichter, wenn man deutlich fühlt, dass es sich um äußere Kräfte handelt, die nicht zu einem gehören; aber auch wenn du das bei ihrem Eindringen noch nicht zu fühlen vermagst, muss dennoch das Mental diesen Grundgedanken aufrechterhalten und sich weigern, sie weiterhin als Teil der Natur anzuerkennen. Deine Meinung, dass die Mutter streng sei, ist natürlich eine Suggestion, die mit der eindringenden Kraft entstand, um ihr Eintreten zu erleichtern. Viele Sadhaks werden von derartigen Suggestionen zur Zeit des pranama heimgesucht, die mancherlei Störungen verursachen. Solche Suggestionen müssen sofort streng zurückgewiesen werden.

Tatsächlich haben all diese unwissenden vitalen Bewegungen ihren Ursprung außerhalb, in der unwissenden universalen Natur; der Mensch formt in seinen äußeren Wesensteilen, mental, vital und physisch, die Gewohnheit bestimmter Reaktionen auf diese Wellen von außen. Diese Reaktionen betrachtet er dann als seinen Charakter (Ärger, Begehren, Sex usw.) und glaubt, es kann nicht anders sein. Aber das stimmt nicht; er kann sich ändern. Es gibt ein anderes, tieferes Bewusstsein in seinem Inneren, sein wahres inneres Wesen, sein wirkliches Selbst, was aber von der äußeren Natur verdeckt wird. Das weiß der gewöhnliche Mensch nicht, der Yogi aber wird sich dessen in dem Maße bewusst, wie er in seiner Sadhana fortschreitet. So wie das Bewusstsein dieses inneren Wesens durch die Sadhana wächst, wird die Oberflächennatur mit ihren Reaktionen hinausgestoßen, und man kann sich gänzlich davon frei machen. Doch will die unwissende, universale Natur ihren Griff nicht lockern und bedrängt den Sadhak mit den alten Bewegungen, die sie versucht, wieder in ihn eindringen zu lassen; und die Oberflächennatur reagiert in der gewohnten alten Weise. Wenn er die feste Überzeugung gewinnen kann, dass diese Dinge von außerhalb kommen und nicht ein echter Teil von ihm selbst sind, ist es für den Sadhak leichter, solche Rückfälle zurückzuweisen, oder er kann sich, wenn sie ihren Griff erneuern, schneller von ihnen befreien. Aus diesem Grund habe ich wiederholt gesagt, dass sich diese Dinge nicht in dir, sondern außerhalb von dir erheben.

Ich glaube, du warst immer der Meinung, dass, einem Impuls oder einer Bewegung Ausdruck zu verleihen, der beste, wenn nicht der einzige Weg ist, sich davon zu befreien. Das aber ist eine irrige Vorstellung. Wenn du deinem Ärger Ausdruck verleihst, verlängerst oder verstärkst du die Gewohnheit der Wiederkehr des Ärgers; weder verminderst du die Gewohnheit, noch befreist du dich von ihr. Der allererste Schritt, die Macht des Ärgers in der Natur zu schwächen und sich dann ganz davon zu befreien, besteht darin, jeden Ausdruck im Handeln oder Sprechen zurückzuweisen. Nachher kann man mit größeren Erfolgsaussichten damit fortfahren, ihn aus dem Denken und Fühlen zu verbannen. Und ebenso ist es mit allen anderen falschen Bewegungen.

Alle diese Bewegungen kommen von außerhalb, von der universalen niederen Natur oder werden dir durch feindliche Kräfte suggeriert oder auf dich geworfen – feindlich gegenüber deinem spirituellen Fortschritt. Deine Methode, sie als deine eigenen anzusehen, ist wiederum eine falsche Methode; denn indem du das tust, verstärkst du ihre Macht zurückzukehren und von dir Besitz zu ergreifen. Wenn du sie als zu dir gehörig ansiehst, gibt ihnen das gewissermaßen eine Existenzberechtigung. Wenn du sie nicht als die eigenen empfindest, haben sie kein Recht, und dein Wille kann mehr Macht entwickeln, sie fortzuschicken. Was du aber immer bewahren und als dein eigen empfinden musst, ist dieser Wille oder die Macht, die Zustimmung nicht zu erteilen – die Zulassung einer falschen Bewegung zurückzuweisen; oder, wenn sie kommt, die Macht, sie fortzuschicken, ohne ihr Ausdruck zu verleihen.

Der beste Weg ist natürlich der, wenn du einen engeren Kontakt mit der Mutter, ihrem Licht und ihrer Kraft bewahren kannst und nur das empfängst und annimmst und nur dem folgst, was von dieser höheren Kraft stammt.

Es ist tatsächlich nichts anderes als die Wiederkehr einer alten Gewohnheit der Natur. Betrachte sie und erkenne, wie geringfügig der Anlass für diesen Ärger und seinen Ausbruch ist, und erkenne [zudem] die Absurdität solcher Bewegungen überhaupt. Es wäre tatsächlich nicht sehr schwer, sich davon zu befreien, wenn du ihn, sobald er sich einstellt, ruhig betrachten würdest (denn es ist durchaus möglich, sich in einem Teil des Wesens zu distanzieren und in losgelöstem Gleichmut zu beobachten, selbst wenn der Ärger zur Oberfläche aufsteigt), so als ob es jemand anderer in deinem Wesen wäre, der den Ärger hat. Die Schwierigkeit ist, dass du bestürzt bist und dich aufregst, und das erleichtert es der Sache, dein Mental zu ergreifen, was nicht geschehen sollte.

Wir helfen dir – distanziere dich, dann wirst du fähig, unsere Hilfe zu fühlen und nicht die Besessenheit dieser Oberflächen-Bewegungen.

Das ist das Richtige, und es hat immer zu geschehen, wenn sich Ärger oder dergleichen erhebt. Die seelische Reaktion muss zur Gewohnheit werden und aufzeigen, dass Ärger weder richtig noch förderlich ist; und dann muss sich das Wesen von diesen äußeren Belangen zurückziehen, auf das innere Selbst stützen und sich von all diesen Dingen und Menschen loslösen. Diese Loslösung ist das erste, was der Sadhak erlangen muss – er muss davon ablassen, in den äußeren Dingen zu leben und muss in seinem inneren Wesen leben. Je mehr das geschieht, desto größer ist die Befreiung und der Friede. Später, wenn man in diesem inneren Wesen sicher gefestigt ist, wird es sich allmählich abzeichnen, das Richtige zu tun und die richtige Art mit Menschen und Dingen umzugehen.

Wenn alle Bewegungen des Wesens durch die Seele gelenkt werden, hört der Ärger ganz und gar auf; und auch dann, wenn der Gleichmut des höheren Bewusstseins das niedere Vital voll ergreift. Bis dahin ist es am besten, eine Kontrolle auszuüben, ihn auf einen Anflug, der keine äußere Auswirkung hat zu verringern und einzuschränken oder auf eine Welle, die vorüberzieht, ohne sich im Leben auszudrücken.

Ja, sicher. Unendlicher Friede, universale Liebe können den Ärger zerstreuen – wenn sie vollständig und dauerhaft sind.

Es stimmt, dass Ärger und Hader in der Natur des menschlichen Vitals verwurzelt sind und nicht leicht verschwinden; wichtig aber ist, den Willen zur Wandlung zu haben sowie die klare Erkenntnis, dass diese Dinge gehen müssen. Mit diesem Willen und dieser Erkenntnis werden sie schließlich verschwinden. Auch hier besteht die wichtigste Hilfe darin, dass das seelische Wesen innerlich wächst – denn das bringt eine gewisse Freundlichkeit, Geduld, ein Wohlwollen gegenüber allem mit sich, und man betrachtet die Dinge nicht länger vom Standpunkt des eigenen Egos aus, mit seinem Schmerz oder Vergnügen, seinen Neigungen und Abneigungen. Eine weitere Hilfe ist, dass der innere Friede wächst, den äußere Dinge nicht anfechten können. Mit dem Frieden kommt eine ruhige Weite, in der man alles als das eigene Selbst erkennt, alle Wesen als Kinder der Mutter, und fühlt, wie die Mutter in einem selbst und in allen wohnt. In dieser Richtung wird sich deine Sadhana entwickeln, denn das sind die Dinge, die mit dem Wachsen des seelischen und spirituellen Bewusstseins kommen. Dann werden die quälenden Reaktionen auf äußere Dinge nicht länger stattfinden.

Wenn die Ruhe von oben herabkommt oder aus der Seele entspringt, wird das Vital in der Tat voller Frieden, Wohlwollen und Gutwilligkeit sein. Daher müssen die innere, seelische Ruhe und später der Frieden von oben das ganze Wesen erfassen. Eine andere Möglichkeit ist, Dinge, wie Ärger im Vital, zu kontrollieren, doch ist es schwierig, sich ganz von ihnen zu befreien, wenn nicht das Wesen durch die innere Ruhe und den höheren Frieden erfasst wird. Sich hinsichtlich der Sadhana auf die Mutter zu verlassen, ist die beste Haltung, denn es ist tatsächlich ihre Kraft, durch welche die Sadhana in dir geschieht.

Diese Dinge, eine schroffe Ausdrucksweise, Ärger usw., sind Gewohnheiten, die vom vital-physischen Bewusstsein geformt werden und, da sie durch das Unterbewusstsein Unterstützung finden, sehr schwer zu wandeln sind. Wenn man sie durch die Willenskraft oder mentale oder spirituelle Kontrolle besiegen oder wandeln kann, umso besser. Wenn man das aber nicht sofort schafft, darf man sich nicht aufregen oder sich für untauglich halten. Für die meisten ist es leichter, das Göttliche zu verwirklichen oder in das seelische Bewusstsein einzutreten, als diesen Teil der Natur zu wandeln; wenn aber einmal das seelische Bewusstsein herrscht oder das höhere Bewusstsein herabkommt, können diese Dinge leichter verschwinden. Du darfst dich daher durch die Rückfälle oder Hartnäckigkeiten nicht entmutigen lassen, sondern musst immer versuchen, in einer inneren Ruhe dich abzulösen; wenn sie auftreten, lass sie vorüberziehen wie eine Wolke vor dem Licht. Mit diesen. Dingen wird sich schließlich im rechten Augenblick die [Yoga-] Kraft auseinandersetzen.

Es ist tatsächlich ein sehr gutes Zeichen, dass der Ärger, wenn er aufkommt, kurz und gedämpft ist und sich äußerlich nicht mehr ausdrückt – denn das ist immer ein sehr deutliches Zeichen der Zurückweisung von etwas, das von der Natur nicht gewollt wird. Es tritt noch auf, hat aber nicht mehr die alte Kraft, Dauer, Intensität und Stärke. Der nach außen gewandte Zustand wird häufig benützt, um den Fortschritt, der in der äußeren Natur gemacht wurde, aufzuzeigen oder zu prüfen, denn wenn man gänzlich im Inneren weilt, bleiben diese äußeren Bewegungen ruhig; daher kann das Ausmaß ihrer Wandlung nicht ohne weiteres erkannt werden. Aber natürlich ist es die Wende nach innen, die am meisten dazu beiträgt, die Natur zu befreien.

Wenn der Ärger nicht aufkam, dann möglicherweise deshalb, weil die vitale Kraft der Attacke sich verringert und mehr im physischen Mental und dem äußeren physischen Vital wirkt. Du verfügst über viel Stärke zum Handeln; was das innere Wachsen und Wirken der Sadhana anbelangt, so hast du auch in dieser Beziehung eine Stärke der Seele und des Vitals – es ist nur das äußere Wesen, dem diese Schwierigkeiten im Wege stehen und das im Augenblick von ihnen überwältigt wird oder betroffen ist, Wenn man in der Sadhana Fortschritte machen will, kommt immer etwas dazwischen, doch bei einem aufrichtigen Streben tragen am Ende diese Störungen dazu bei, den Sieg der Seele über alles Widerstrebende vorzubereiten.

Manchmal hat der innere Wille die Oberhand, manchmal hat er sie eine Zeit lang nicht. Das ist durchaus normal. Es hängt von gewissen Bedingungen ab, die das physische Mental nicht erkennt. In dem Maß, wie man an Wissen wächst, wird man sich dieser unsichtbaren Bedingungen bewusst und versteht besser, was geschieht.

Das Feuer ist immer das Feuer der Läuterung – es ist sehr rot, wenn es auf das Vital einwirkt; wenn das Vital nicht länger die Seele verdeckt, kommt die rosenrote Farbe der Seele mehr und mehr zum Vorschein.

Das Haus, das du sahst, ist die neue Behausung deiner Natur – besonders im Vital –, die durch die Sadhana vorbereitet wird.

Der Grund, warum die Ruhe noch nicht gefestigt ist und der Ärger wiederkehrt, ist der, dass du deinem physischen Mental erlaubst, aktiv zu werden. Und es beginnt zu glauben, dass hinsichtlich der Sadhana dieser oder jener Defekt in dir ist und aus diesem Grund die Sadhana nicht sofort zur Wirkung und Vollendung kommt. Dadurch wird das Vital nervös oder mutlos, und aus der Mutlosigkeit entwickelt sich ein Zustand der Reizbarkeit. Gleichzeitig wird dieses [physische] Mental aktiv, wie es jetzt bei X geschah, oder beginnt zu urteilen oder zu kritisieren; und auch das führt zu Nervosität und Reizbarkeit. All dies gehört dem alten Mental an, das du aufzugeben versuchst, und steht daher der Konzentration und Ruhe im Wege. Es sollte an seiner Wurzel gestoppt werden, indem man die Suggestionen des physischen Mentals zurückweist, sobald sie sich zeigen. Ein neues Bewusstsein ist im Begriff zu kommen, das sich auf dem inneren Schweigen und der inneren Ruhe gründet. Warte ruhig darauf, dass es sich entwickelt. Wahres Wissen und wahre Erkenntnis von Menschen und Dingen werden sich in diesem neuen, schweigenden Bewusstsein einstellen. Die Ansicht des Mentals über Menschen und Dinge muss notwendigerweise entweder begrenzt und fehlerhaft oder irrig sein – mit seiner Hilfe weiterhin urteilen zu wollen, ist jetzt Zeitverschwendung. Warte darauf, dass sich das neue Bewusstsein entwickelt und dir alles in einem neuen, wahren Licht zeigt. Dann würde der Hang zum Ärger, der sich aus diesem Mental erhebt – und der nichts anderes ist als eine heftige Ungeduld, gerichtet gegen Dinge, die vom Mental und Vital abgelehnt werden –, keinerlei Grund haben, aufzukommen; wenn er sich aber ohne Grund erheben würde, könnte er leichter zurückgewiesen werden. Verlasse dich hinsichtlich der Sadhana auf die Gnade der Mutter und ihre Kraft und denke selbst immer daran, nur zwei Elemente zu bewahren, Ruhe und Vertrauen. Was die Dinge und Menschen anbelangt – überlasse auch sie der Mutter; genauso wie du Schwierigkeiten in deiner Natur hast, haben sie die ihrigen; sich aber mit ihnen auseinanderzusetzen, erfordert Einsicht, Wohlwollen und Geduld.

Was das Verhaftet-sein mit den Dingen anbelangt, so ist die physische Zurückweisung nicht der beste Weg, sich davon zu befreien. Nimm an, was dir gegeben wird, bitte um das, was notwendig ist, und denke dann nicht weiterhin daran; miss ihnen keine Bedeutung bei, gebrauche sie, wenn du sie hast, quäle dich nicht, wenn du sie nicht hast. Das ist der beste Weg, sich vom Verhaftet-sein zu befreien.

Wenn du genau hinschaust, wirst du erkennen, dass alle diese Dinge – die Grobheit des einen, der Ärger des anderen – außerordentlich geringfügige Dinge sind, die mit Gleichgültigkeit hingenommen werden sollten. Erlaube ihnen nicht, dich so sehr zu beunruhigen. Die einzige Sache von höchster Wichtigkeit ist deine Sadhana und dein spirituelles Wachsen. Das darf durch nichts berührt oder gestört werden.

Die Essays on the Gita erläutern den gewöhnlichen Karma-Yoga, wie er in der Gita dargelegt ist, wo das verrichtete Werk aus der gewöhnlichen Arbeit des menschlichen Lebens besteht, nur mit [dem Unterschied] der Wende nach innen. Auch ist dort die anzuwendende Gewalttätigkeit nicht eine persönliche Gewalttätigkeit aus egoistischen Motiven, sondern gehört zum geordneten System der [ menschlichen] Gesellschaft. Individuelle Gewalttätigkeit aus Ärger, Leidenschaft oder irgendeinem anderen vitalen Motiv, kann spirituell durch nichts gerechtfertigt werden. In unserem Yoga ist es das Ziel, sich über das gewöhnliche Leben der Menschen zu erheben, und dabei muss Gewalttätigkeit ganz und gar beiseite gelassen werden.

Eine innere, seelische oder spirituelle Wandlung wird nicht durch Gewalttätigkeit herbeigeführt. In den Sadhaks soll nicht eine Wandlung der Verhaltensweise herbeigeführt werden, sondern eine Wandlung der Seele und des Spirits, damit sie Mental, Vital und Körper lenken, statt dass sie durch Mental und Vital gelenkt werden. Gewalttätigkeit steht hierzu in krassem Widerspruch; sie macht mentalen Egoismus, vitale Leidenschaft und vitalen Zorn oder auch Grausamkeit zu Herrschern. Die Gewalttätigkeit in der gewöhnlichen Natur rechtfertigt nicht eine Gewalttätigkeit in der spirituellen Arbeit.

In allen Dingen muss eine Kontrolle über das Denken und Sprechen stattfinden. Doch obgleich rajasische Heftigkeit ausgeschlossen wird, ist eine ruhig kraftvolle Ernsthaftigkeit des Denkens und Sprechens dort, wo Ernsthaftigkeit erforderlich ist, manchmal unerlässlich.

12. Abschnitt

Wenn du den Yoga ausüben willst, hast du dich von der Furcht zu befreien. Yoga und Furcht können nicht nebeneinander bestehen.

Es stimmt, das, wovor du dich fürchtest, tritt aller Voraussicht nach ein, bis du fähig bist, ihm entgegenzutreten und das Zurückschrecken zu überwinden. Man muss lernen, seine Grundlage im Göttlichen zu finden, die Furcht zu überwinden und sich auf die [Göttliche] Hilfe zu verlassen, die dich durch alle Dinge führt, auch wenn sie unangenehm und widrig sind. Selbst durch sie wirkt eine Kraft für den Suchenden und trägt ihn seinem Ziel entgegen.

Ja, Furcht erzeugt eingebildete Schrecken – selbst bei wirklicher Gefahr hilft Furcht nicht; sie umwölkt den Verstand, raubt die Geistesgegenwart und hindert dich daran, die richtige Sache, die zu geschehen hat, zu erkennen.

Lass die Kraft, die am Werk ist, stärker werden, bis sie das vermischte Bewusstsein gänzlich klärt.

Es ist ein Fehler zu glauben, dass du durch Furcht oder Unglücklichsein vorwärtskommen kannst. Furcht ist immer ein Gefühl, das zurückzuweisen ist, denn genau das, wovor du dich fürchtest, wird aller Wahrscheinlichkeit nach eintreten: Furcht übt eine Anziehungskraft auf den Gegenstand der Furcht aus. Unglücklichsein schwächt die Stärke und öffnet dich noch mehr den Ursachen des Unglücklichseins.

Man kann ruhig, glücklich und fröhlich sein, ohne es in einer leichten oder seichten Weise zu sein – und Glücksgefühl bringt nicht notwendigerweise eine vitale Reaktion mit sich. Alles, was du zu tun hast, ist, zu beobachten und wachsam zu sein – wachsam deshalb, damit du falschen Bewegungen oder der Rückkehr der alten Gefühle, der Dunkelheit und Verworrenheit usw. nicht zustimmst. Wenn du wachsam bleibst, wird mit dem Anwachsen der Kraft, die dich trägt, eine Fähigkeit der Selbstkontrolle kommen, eine Fähigkeit, die eintretende falsche Wende oder falsche Reaktion zu erkennen und zurückzuweisen. Furcht und Unglücklichsein werden dir das nicht geben. Es kommt allein durch die Wachsamkeit, begleitet von einem Sich-Öffnen gegenüber der stützenden und führenden Kraft. Was du als die Fähigkeit beschreibst, das Richtige zu wählen sowie die Stärke oder Macht zu fühlen, durch welche die falsche Bewegung, sobald sie erkannt wird, angehalten und die rechte aufgenommen werden kann, ist genau diese Kontrolle und Wachsamkeit. Durch diese Kontrolle und Wachsamkeit, unterstützt durch die Kraft, kannst du auch verhindern, dass Liebe und Hingabe mit selbstsüchtigen Begierden und Unreinheiten vermengt oder durch sie ersetzt werden. Je mehr du dich öffnest, desto mehr wird diese Macht in dir anwachsen.

Du solltest sowohl Furcht als auch Ärger verbannen, ruhig auf deinem Weg weitergehen und dabei auf die Mutter vertrauen.

[Wege zur Beseitigung der Furcht:] Indem man Stärke und Ruhe in das niedere Vital bringt (die Region unterhalb des Nabels). Auch durch den Willen und indem man, wenn sich die Furcht erhebt, dem [Körper-] System Ruhe auferlegt. Es kann sowohl auf einem dieser Wege oder auf beiden gleichzeitig geschehen.

In der höheren Natur gibt es keine Furcht. Furcht ist eine Schöpfung der vitalen Ebene, ein Instinkt der Unwissenheit, ein Gefühl der Gefahr, verbunden mit einer heftigen vitalen Reaktion, die an die Stelle eines raschen Erfassens einer Sache tritt und es meist verhindert oder entstellt. Sie [die Furcht] könnte beinahe als eine Erfindung der feindlichen Kräfte betrachtet werden.

13. Abschnitt

Es sollte keine Eifersucht geben, solange kein Grund dafür besteht, denn dann wäre sie absurd und ohne Sinn; aber auch dann, wenn nach gewöhnlichen Maßstäben ein Grund vorhanden wäre, sollte sie nicht aufkommen, denn sie ist eine unedle und völlig unyogische Empfindung.

Um dich von lobha [Habsucht] zu befreien, wird dir bestimmt die volle Hilfe der Mutter zuteil werden.

Natürlich ist es die alte Reaktion – Eifersucht ist mit Sicherheit vorhanden, sonst würdest du nicht diese heftige Sorge empfinden. Dass sie in den Tiefen noch fortbesteht und sich mit solcher Heftigkeit erhebt, zeigt, wie tief diese Regung in deinem physischen Bewusstsein verwurzelt war. Du warst nicht in der Lage, sie auszurotten; denn wenn sie in Erscheinung tritt, assoziierst du dich gänzlich mit ihr und überlässt dich ihrem Aufschrei und ihrer Heftigkeit. Du musst die Stärke haben, dich in jenem Teil deiner Natur, der frei [von Eifersucht] ist, loszulösen; erst dann wirst du fähig sein, sie aus dir hinauszustoßen; und nur wenn sie jedes Mal hinausgestoßen wird, sobald sie sich erhebt, wird sie willens sein zu verschwinden und nicht mehr zurückkehren. Was unsere Unterstützung und Hilfe anbelangt, so ist sie vorhanden; aber du musst dir dessen bewusst bleiben – und du darfst falschen Ideen, wie jenen von heute morgen, nicht erlauben, dass sie das Gefühl des Einsseins und Kontaktes mit der Mutter vermindern.

Ich verstehe nicht, warum du so einen großen Unterschied machst zwischen Streit und Eifersucht anderer Frauen wegen und Streit und Eifersucht anderer nicht-sexueller Attraktionen. Beides entspringt dem gleichen grundlegenden Impuls, dem besitzgierigen Instinkt, der sich an der Wurzel der gewöhnlichen vitalen Liebe befindet. Da in letzterem Fall sexuelle Eifersucht häufig nicht möglich ist, stützt sich das Mental auf andere Motive, die ihm ganz vernünftig und berechtigt erscheinen – es ist sich möglicherweise der Tatsache nicht bewusst, dass es durch das Vital angetrieben wird; aber die Streitigkeiten und die Lebhaftigkeit der Misshelligkeiten sind trotzdem vorhanden. Ob du beide Formen hattest oder nicht hattest, ist ohne Belang, und es macht die Dinge weder besser noch schlechter. Es kommt darauf an, sich vom Instinkt als solchem zu befreien, sei es vom psychologischen Standpunkt aus oder dem der spirituellen Wandlung.

Die einzig wichtige Tatsache ist die, dass die alte Persönlichkeit, die du hinausgestoßen hast, sich für den Augenblick wieder Geltung verschafft hat – wie du selbst siehst. Das hat dein Mental verwirrt, sonst würdest du nicht die Frage stellen, ob sie [die alte Persönlichkeit] noch vorhanden ist und wie das damit übereinstimmt, dass ich dein Streben und deinen Versuch, dich ganz der Mutter zuzuwenden, als echt und wirklich bezeichnet habe. Natürlich war das alles echt und wirklich und aufrichtig, und es ist noch vorhanden, auch wenn für den Augenblick verhüllt. Du weißt inzwischen sehr wohl, dass das ganze Wesen nicht aus einem Guss besteht und dass, wenn ein Teil sich wandelt, nicht alles andere gleichzeitig auf wunderbare Weise mit gewandelt wird. Etwas von den alten Dingen kann noch unterdrückt vorhanden sein und sich wieder erheben, wenn der Druck und die feste Entschlossenheit, sich davon zu befreien, nachlassen. Ich weiß nicht, worauf du dich beziehst, wenn du davon sprichst, dass Licht und Dunkelheit, Wahrheit und Falschheit nicht beieinander wohnen können; es kann aber sicher nur bedeuten, dass man ihnen im spirituellen Streben nicht erlauben kann, beieinander zu wohnen – das Licht und die Wahrheit müssen bewahrt und die Dunkelheit, die Falschheit oder das Irren müssen gänzlich hinausgestoßen werden. Es bedeutete mit Sicherheit nicht, dass in den menschlichen Wesen entweder nur Licht oder nur Dunkelheit herrschen könne und dass demjenigen, der mit irgendeiner Schwäche behaftet ist, kein Licht, kein aufrichtiges Streben und keine Wahrheit in seiner Natur eigen sei. Wenn dem so wäre, wäre der Yoga unmöglich. Alle Sadhaks dieses Ashrams würden der Unaufrichtigkeit und der Tatsache überführt werden, keine wahre Sadhana auszuüben – denn wo ist jener, in dem es keine Finsternis und keine unwissende Bewegung gibt?

Wenn du von dem Bewusstsein, das du hattest, abgesunken bist, dann deshalb, weil du, statt die Auseinandersetzung mit Y als die Bewegung eines Augenblicks abzutun, darüber zu brüten begannst und die falsche Wende, die sie in dir auslöste, aufrechterhältst. Es hat keinen Wert, auf den Empfindungen, die dabei in dir entstanden sind, zu beharren. Tue nur das, was ich dir zu sagen versuche. Zieh dich von ihnen [den Empfindungen] zurück und, nachdem du nun gesehen hast, was es alles in deiner Natur gibt, verbanne sie in aller Ruhe und wende dich abermals dem wahren Bewusstsein zu, öffne dich, um wiederum die Wahrheit zu empfangen, die dich neu erschaffen wird, und lass sie in deine ganze Natur herabkommen.

 

1 „Schließlich sind wir Menschen, wir sind noch nicht Götter geworden.“

2 Ein stetiges [Herab-] Ziehen der [Yoga-] Kraft ist möglich; es ist aber nicht das, was ich mit „Zerren“ meine – das Ziehen an der Kraft wird ziemlich allgemein angewandt und ist hilfreich.

4. Kapitel

Die Umwandlung des Physischen

1. Abschnitt

Nicht notwendig, das physische Wesen zu verachten – es ist Teil der geplanten Manifestation.

Dein Bewusstsein ist im Verlauf der Sadhana mit der niederen physischen Natur in Kontakt gekommen und sieht sie so, wie sie an sich ist, wenn sie weder vom Mental noch von der Seele oder der spirituellen Kraft unterdrückt oder kontrolliert wird. Diese [physische] Natur ist voll niederer und dunkler Begierden, sie ist der animalischste Teil des menschlichen Wesens. Man muss damit in Berührung kommen, damit man erkennt, was es dort alles gibt, und es umwandeln kann. Die meisten Sadhaks der alten Schule begnügen sich damit, in die spirituellen oder seelischen Bereiche aufzusteigen und diesen Teil sich selbst zu überlassen – auf diese Weise bleibt er jedoch ungewandelt, selbst wenn er sich großenteils im Zustand der Ruhe befindet – die volle Umwandlung [des menschlichen Wesens] ist dann nicht möglich. Um diese dunkle physische Natur zu wandeln, hast du nur ruhig und gelassen zu bleiben und die höhere Kraft wirken zu lassen.

All das mag in der Theorie durchaus stimmen, doch in der Praxis hat es sich erwiesen, dass die physische Unreinheit stark genug ist, um den inneren Fortschritt zu blockieren und die innere Erfahrung starr auf einen passiven Frieden zu beschränken.

Diesen Gegen-Kräften wird dann Gelegenheit gegeben, wenn der Sadhak im unabänderlichen Verlauf der Sadhana von der mentalen oder der höheren vitalen Ebene in das physische Bewusstsein herabkommt. Das wird immer begleitet von einem Verblassen der ersten tiefen Erfahrungen und einem Hinabsteigen in die neutrale, dunkle Trägheit, dem Grundgestein der unerlösten physischen Natur. Dorthin müssen das Licht, die Macht, der Ananda des Göttlichen herabkommen, um alles umzuwandeln und alle Dunkelheit und Trägheit für immer zu vertreiben und die leuchtende Energie, das vollendete Licht und die unwandelbare Seligkeit zu errichten. Dort und nicht im Mental oder höheren Vital liegt die ganze Schwierigkeit, dort aber muss auch der Sieg erfochten und die Grundlage einer neuen Welt gelegt werden. Es ist nicht meine Absicht, dir die Schwierigkeit dieser großen und gewaltigen Wandlung zu verhehlen oder die Tatsache, dass möglicherweise eine lange und harte Arbeit vor dir liegt. Bist du aber wirklich nicht willens, dem die Stirn zu bieten und deinen Anteil an der großen Arbeit auf dich zu nehmen? Willst du dieses Unterfangen in seiner ganzen Bedeutung von dir weisen, um einem verrückten, irrationalen Drang nach einer anregenderen Arbeit der Stunde oder des Augenblicks zu folgen, wofür kein echter Ruf in irgendeinem Teil deiner Natur besteht?

Es gibt keinen echten Grund zur Verzweiflung; in allem, was geschehen ist, kann ich keinerlei stichhaltige Begründung dafür erkennen. Die Schwierigkeiten, die du durchmachst, sind nichts im Vergleich mit denen, die andere erfahren und dennoch überwunden haben – andere, die nicht stärker waren als du. Alles was geschah ist, dass durch diese Herabkunft in das physische Bewusstsein die gewöhnliche, äußere menschliche Natur mit ihren elementaren Unvollkommenheiten und unterbewussten, unbefriedigten Impulsen in den Vordergrund getreten ist, und diese sind es, an die sich die feindliche Kraft wendet. Das Mental und höhere Vital haben sich bereits von den Ideen und Illusionen befreit, durch die sie eine Billigung erhielten – einer Illusion der Rechtmäßigkeit und selbst der Würde in ihrer [ der Impulse] Befriedigung. Aber ihre Wurzel, der innere irrationale Drang nach Erfüllung, ist noch nicht beseitigt – sie ist zum Beispiel die Ursache für die sexuellen Regungen, die du vor kurzem im Schlaf oder Wachsein hattest. Das war unvermeidlich. Das einzig Notwendige ist, dass dein seelisches Wesen hervortritt und dich dem direkten, wirklichen und immerwährenden Kontakt mit mir und der Mutter öffnet. Bis jetzt hat sich deine Seele durch das Mental, seine Ideale und Begeisterung oder durch das Vital und seine höheren Freuden und Bestrebungen ausgedrückt; das aber ist nicht genug, um die physische Schwierigkeit zu bewältigen und die Materie zu erleuchten und umzuwandeln. Deine Seele selbst, dein seelisches Wesen muss in den Vordergrund treten, vollständig erwachen und die grundlegende Wandlung vollziehen. Das seelische Wesen bedarf nicht der Unterstützung durch intellektuelle Ideen oder äußere Zeichen und Hilfen. Nur es allein kann dir die direkte Empfindung des Göttlichen vermitteln, die fortwährende Nähe, die innere Unterstützung und Hilfe. Du wirst dann nicht länger der Meinung sein, dass die Mutter dir fern sei, oder irgendeinen weiteren Zweifel an der Verwirklichung haben; denn das Mental denkt und das Vital begehrt, aber die Seele fühlt und erkennt das Göttliche.

Weise diese Regungen von Zweifel und Niedergeschlagenheit und all das Übrige zurück – sie gehören nicht zu deiner wahren und höheren Natur. Weise diese Suggestionen der Unfähigkeit, Untauglichkeit und all diese irrationalen Bewegungen einer fremden Kraft zurück. Bleibe dem Licht deiner Seele treu, selbst wenn es von Wolken verhüllt ist. Meine Hilfe und die der Mutter werden im Hintergrund wirken selbst in Augenblicken, in denen du sie nicht fühlen kannst. Das einzige Erfordernis für dich und alle ist, sogar in der Finsternis der dunklen Mächte des physischen Bewusstseins deiner Seele gegenüber unbeirrbar treu zu sein und dich des Göttlichen Rufes zu erinnern. Sei treu, und du wirst siegen.

Als ich davon sprach, dem Licht der Seele und dem göttlichen Ruf treu zu sein, bezog ich mich nicht auf etwas Vergangenes oder auf irgendein Vergehen deinerseits. Ich wollte damit einfach das große Erfordernis hervorheben, sich in allen Krisen und Anfechtungen nicht irgendwelchen Einflüssen, Impulsen und Verlockungen hinzugeben, sondern ihnen allen den Ruf der Wahrheit entgegenzuhalten, das gebieterische Zeichen des Lichtes; und wenn Zweifel und Depressionen auftreten, zu sagen: „Ich gehöre dem Göttlichen, ich kann nicht scheitern“; allen Suggestionen von Unreinheit und Untauglichkeit entgegenzuhalten: „Ich bin ein Kind der Unsterblichkeit, erwählt vom Göttlichen; ich brauche nur mir und Ihm gegenüber wahr zu sein – der Sieg ist gewiss; selbst wenn ich zu Fall käme, würde ich mich wieder erheben“; allen Impulsen, sich abzuwenden und einem geringeren Ideal zu dienen, zu erwidern: „Das ist das Größte, das ist die Wahrheit, die allein die Seele in mir befriedigen kann; ich werde durch alle Prüfungen und Leiden hindurch bis zum Ende der göttlichen Reise ausharren“. Das ist es, was ich unter Treue gegenüber dem Licht und dem Ruf verstehe.

Es ist nahezu unvermeidlich, dass diese Dinge in dem einen oder anderen Ausmaß in einem bestimmten kritischen Stadium eintreten – ein Stadium, durch das beinahe jeder hindurch muss und das im Allgemeinen eine unangenehm lange Zeit anhält, aber keinesfalls entscheidend oder endgültig zu sein braucht. Es ist, wenn man ausharrt, die Zeit der dunkelsten Nacht vor der Morgendämmerung, die jeder oder beinahe jeder spirituell Strebende erfährt. Sie hat ihre Ursache darin, dass man in das rein physische Bewusstsein eintauchen muss, ohne von irgendeinem wahren mentalen Licht oder irgendeiner vitalen Freude im Leben gestützt zu werden, denn diese ziehen sich dann meist hinter den Schleier zurück, obwohl sie nicht, wie es scheint, für immer verloren sind. Es ist eine Zeit, in der Zweifel, Leugnung, Dürre, Düsterkeit und alle ähnlichen Dinge mit großer Kraft auftreten und häufig eine Zeitlang völlig vorherrschen. Wenn man dieses Stadium erfolgreich hinter sich gelassen hat, beginnt das wahre Licht zu kommen – das Licht, das nicht vom Mental, sondern vom Spirit stammt. Das spirituelle Licht kommt, darüber besteht kein Zweifel, in den frühen Stadien zu einigen in gewissem Ausmaß und zu ganz wenigen in einem beachtlichen Umfang; das trifft aber nicht für alle zu – denn manche müssen warten, bis sie den hemmenden Stoff in Mental, Vital und dem physischen Bewusstsein ausräumen können, und sie empfangen bis dahin nur hie und da eine Berührung. Doch selbst im besten Fall ist dieses frühe spirituelle Licht niemals vollständig, solange nicht der Finsternis des physischen Bewusstseins entgegengetreten, solange sie nicht überwunden wurde. In diesen Zustand gerät man nicht durch eigenes Verschulden; er kann eintreten, während man sein Bestes versucht, um Fortschritte zu machen. Es ist nicht so, dass er auf eine radikale Unfähigkeit in der Natur hinweist, er ist aber bestimmt eine harte Feuerprobe, und man hat sich sehr fest an den Weg zu halten, um durch ihn hindurchzugehen. Diese Dinge sind nicht leicht zu erklären, denn für den gewöhnlichen menschlichen Verstand ist es schwer, die psychologische Notwendigkeit zu verstehen oder zu akzeptieren.

Es gibt nichts, worüber du entmutigt zu sein brauchst. Tatsache ist, dass, nachdem du so lange auf der mentalen und vitalen Ebene gewesen bist, du nun des physischen Bewusstseins gewahr wurdest, und das physische Bewusstsein ist in allen Menschen so.

Es ist träge, konservativ, es will sich nicht bewegen, nicht ändern – es klammert sich an seine Gewohnheiten (die die Menschen als ihren Charakter bezeichnen), oder aber seine Gewohnheiten (seine gewohnten Regungen) klammem sich an es und wiederholen sich einem Uhrwerk gleich auf hartnäckig mechanische Weise. Wenn du dein Vital ein wenig geläutert hast, gehen die Dinge weiter hinunter und setzen sich dort fest. Und wenn du dir deiner selbst bewusst geworden bist, übst du einen Druck aus, vielleicht, doch reagiert das Physische sehr langsam und scheint sich zu Beginn fast gar nicht zu bewegen. Der Ausweg besteht in einem stetigen und unveränderlichen Streben, in geduldiger Arbeit und darin, dass die Seele im Physischen weilt, um das Licht und die Kraft in diese dunklen Teile herabzurufen. Durch das Licht wirst du dir dessen bewusst, was vorhanden ist, die [Yoga-] Kraft hat zu folgen und auf sie [die dunklen Teile] einzuwirken, bis sie sich ändern oder aufhören zu bestehen.

Es ist immer eine Auswirkung des vorherrschenden physischen Bewusstseins, wenn man sich so fühlt – wie ein gewöhnlicher Mensch oder schlimmer, ganz und gar im äußeren Bewusstsein, das innere Bewusstsein verhüllt und das Wirken der Yoga-Macht anscheinend unterbrochen. Das findet auch in den früheren Stadien statt, ist dann aber meist nicht so ausgeprägt, weil ein Teil des Mentals oder Vitals noch im Physischen wirkt; oder selbst bei einer völligen Unterbrechung der Sadhana dauert es nicht lange, und man bemerkt es nicht so deutlich. Wenn man aber vom mentalen und vitalen Yoga-Stadium in das Physische herabkommt, offenbart sich dieser Zustand, der dem physischen Bewusstsein von Natur aus eigen ist, in vollem Ausmaß und hält über lange Zeitspannen an. Der Grund dafür ist, dass man herabkommen und sich mit diesem Teil direkt auseinandersetzen muss, indem man bewusstseinsmäßig in ihn eintritt – denn wenn das nicht geschieht, kann die vollständige Wandlung der [ menschlichen] Natur nicht stattfinden. Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich um ein vorübergehendes Stadium handelt, und in dem Glauben auszuharren, dass es überwunden werden wird. Wenn das der Fall ist, wird es für die Yoga-Kraft leichter sein, zunächst hinter dem Schleier und dann im Vordergrund zu wirken, um das Yoga-Bewusstsein in diese äußere physische Hülle zu bringen und sie leuchtend und responsiv zu machen.

Wenn man immerfort den Glauben und die Ruhe bewahrt, geht es schneller – wenn sich aber der Glaube verdunkelt oder die Ruhe durch die lang anhaltende Schwierigkeit gestört wird, dauert es länger, doch auch dann wird es geschehen; denn die Kraft ist dort am Werk, auch wenn sie nicht gefühlt wird. Es kann nur dann verhindert werden, wenn man ausbricht oder die Sadhana aufgibt, weil man gegenüber der Schwierigkeit zu unduldsam wurde, um sie zu bewältigen. Das ist das einzige, was niemals geschehen sollte.

Es bedeutet, dass es nur eine einzige Sadhana für alle Teile gibt, nicht eine gesonderte mentale, vitale oder physische Sadhana – das Wirken der Sadhana findet jedoch manchmal in jedem einzelnen Teil getrennt statt, manchmal dagegen gleichzeitig im Mental und Vital oder im Vital und Physischen oder im Mental, Vital und Physischen zusammen. Es ist jedoch immer die gleiche Sadhana.

Als ich über die physische Trägheit sprach, wollte ich zum Ausdruck bringen, dass sie es war, die stets die Eliminierung der alten Bewegungen verhinderte und jedes Mal, wenn sie hinausgestoßen waren, ihre Rückkehr möglich machte – denn dort im stofflichen Halbbewussten oder Unterbewussten liegt das Grundgestein des Widerstandes. Wenn das in Erscheinung tritt und sich in seinem gesonderten Dasein zeigt, vom Mental und Vital nicht unterstützt, sondern durch die Macht seiner eigenen Trägheit wirkend, und wenn es durch die Billigung des Mentals oder Vitals nicht verhüllt wird, sondern die alten Bewegungen lediglich durch die Kraft der alten Gewohnheiten wiederholt, dann ist es soweit, dass man den Widerstand an seiner Wurzel packen kann, anstatt nur seine Blüten, Früchte und Zweige abzuschneiden, sobald sie sich zeigen.

Es ist genaugenommen dieser Widerwille, irgend etwas zu beginnen, von dem man sich befreien muss – denn es ist nichts anderes als ein Sich-Ergeben in die Macht der Trägheit. Die alten Methoden der Gewalttätigkeit gegenüber dir selbst sind offensichtlich unfruchtbar – du solltest den Göttlichen Frieden und die Kraft bitten, herabzukommen und sich damit auseinanderzusetzen, und dich selbst diesem Wirken öffnen. Wenn dieses sich widersetzende Physische dazu gebracht wird zuzustimmen und zu reagieren, hast du den Schlüssel zur Lösung deiner Probleme gefunden.

Ich habe gesagt, dass dein Bewusstsein herabgekommen ist und den direkten Kontakt mit der äußeren physischen Natur, die immer voll von niederen Bewegungen ist, aufgenommen hat; wenn das geschieht, vermagst du zu erkennen, von welcher Art sie sind, wenn sie nicht unter der Kontrolle des Mentals und der Seele stehen. Jedermann muss in diesen direkten Kontakt kommen – im anderen Fall kann es keine Umwandlung dieses Wesensteils geben.

Ja, sicher, das ist es, worauf ich bestehe – das Herabbringen der Verwirklichung in diesen trägen physischen Teil, der hervorgetreten ist. Wenn irgendein Teil des Wesens auf diese Weise in Erscheinung tritt und alle seine Mängel und Begrenzungen offenbart – wie in diesem Fall Trägheit oder Unfähigkeit (apravrrtti), Dunkelheit oder Vergesslichkeit (aprakasa) –, dann deshalb, um sie in Ordnung zu bringen, denn er [dieser Wesensteil] ist zu einer ersten oder vorläufigen Umwandlung hervorgetreten. Friede und Licht im Mental, Liebe und Sympathie im Herzen, Ruhe und Macht im Vital, eine kraftvolle Aufnahmebereitschaft und Erwiderung (prakasa, pravrtti) im Physischen – das ist die erforderliche Wandlung.

Deine Empfindung besteht nur deshalb, weil du in großen Umfang mit dem Teil [deines Wesens] identifiziert bist, der sich der Wandlung nicht unterzogen hat, und daher hast du das Gefühl der Schwierigkeit, ja selbst der Unmöglichkeit einer Wandlung. Doch trotz dieser Schwierigkeit gibt es keine Unmöglichkeit. Selbst diese Identifizierung [mit dem ungewandelten Wesensteil] kann dir helfen, denn auf diese Weise kann durch ein direktes Wirken in diesem Teil oder einen indirekten Einfluss auf ihn die Wandlung durch das Mental oder höhere Vital radikal sein. Gewähre deinen physischen Kräften Ruhe und stelle sie wieder her, öffne dich; damit die Kraft der Mutter frei auf dich einzuwirken vermag, all deine Sorgen dahinschwinden und eine neue und stärkere Bewegung beginnen kann.

Was du beschreibst, ist das stoffliche Bewusstsein; es ist großenteils unterbewusst, sein bewusster Teil aber ist mechanisch und wird durch die Gewohnheiten oder Kräfte der niederen Natur träge bewegt. Es [das stoffliche Bewusstsein] wiederholt immerfort die gleichen beschränkten und unerleuchteten Bewegungen und ist der Routine und dem verankerten Gesetz des bereits Bestehenden verhaftet – es ist nicht gewillt, sich zu wandeln, das Licht zu empfangen oder der höheren Kraft zu gehorchen. Oder es ist, selbst wenn es willens ist, dazu nicht fähig. Ist es aber fähig, so verleiht es der Tätigkeit, die ihm durch das Licht und die Kraft gegeben wurde, eine neue mechanische Routine und beraubt sie auf diese Weise der ganzen Seele und des ganzen Lebens. Es ist dunkel, dumm und faul, voll von Unwissenheit und Trägheit, der Finsternis und Saumseligkeit des tamas.

Dieses stoffliche Bewusstsein ist es, in das wir zuerst das höhere (göttliche oder spirituelle) Licht, die Macht und den Ananda zu bringen versuchen und schließlich die supramentale Wahrheit, die das Ziel unseres Yoga ist.

Ich verstehe nicht, weshalb du die Möglichkeit der Vollendung deines stofflichen Bewusstseins anzweifelst: Wenn Glaube, Ruhe, Offenheit im übrigen Wesen bestehen, muss sich auch das Stoffliche öffnen. Tamas, Trägheit, Unwissenheit, Dummheit, Engstirnigkeit, die Hemmung der wahren Bewegung sind universale Eigentümlichkeiten des stofflichen Bewusstseins, solange es von oben noch nicht erleuchtet, erneuert und umgewandelt ist – es handelt sich dabei nicht um eine besondere Eigenart deines Wesens. Deshalb gibt es auch für den Zweifel, den du beschreibst, keine hinreichende Ursache oder Rechtfertigung.

Wenn das Supramental voll in das stoffliche Bewusstsein herabkommt, wird es dort die rechten Bedingungen schaffen. Das Einssein wird erreicht, die fortwährende Gegenwart und der Kontakt werden im Stofflichen gefühlt werden, und es wird der ganze echte physische Kontakt sein, der erforderlich ist. Die Traurigkeit, von der du sprichst, ist nicht von seelischer Art, denn das „schmerzliche Sehnen“ ist Sache des Vitals und nicht der Seele. Die Seele ist niemals wegen eines enttäuschten Verlangens traurig – es liegt nicht in ihrer Natur; sie fühlt manchmal die Sorge, wenn sie sieht, wie das Göttliche zurückgewiesen wird oder wie sich das Mental, das Vital und das Physische im Menschen oder in der Natur von der Wahrheit abwenden, um der Perversion, der Finsternis oder Unwissenheit zu folgen. Immerhin, wenn das Supramental die Herrschaft angetreten hat, ist selbst die vitale äußere Natur gezwungen, sich zu wandeln, und deshalb wird es für Gefühle dieser Art keine Gelegenheit geben.

Es ist das durch und durch physische Bewusstsein, dessen du gewahr wurdest; in beinahe jedem ist es so: sobald man voll oder ausschließlich in es eintritt, fühlt man, dass es dem eines Tieres gleicht, entweder finster und rastlos oder träge und dumm, und in keinem Fall für das Göttliche offen. Nur wenn man die Kraft und das höhere Bewusstsein in es hineinbringt, vermag es sich grundlegend zu ändern. Rege dich nicht auf, wenn sich diese Dinge zeigen, sondern begreife, dass sie dazu da sind, um gewandelt zu werden.

Hier wie anderswo ist Ruhe das erste Erfordernis – das Bewusstsein ruhig zu halten, ihm nicht zu erlauben, erregt und in Aufruhr zu sein. Dann rufe in dieser Ruhe nach der Kraft, damit sie all die Finsternis aufhelle und wandle.

Du bist, wie ich feststelle, in deiner Sadhana bei einer lang anhaltenden Flaute oder Zeitspanne der Leere angelangt. Das geschieht häufig besonders dann, wenn man in das Physische und äußere Bewusstsein hinausgeworfen wird. Mit dem Zurücktreten des Yoga-Bewusstseins und durch die Sensitivität gegenüber den kleinen und äußeren Dingen, die du beschreibst, treten die nervlichen und physischen Teile hervor und scheinen zur Norm des Wesens zu werden. Ein Stadium wie dieses kann jedoch durchaus eine Pause vor einem neuen Fortschritt sein. Du musst darauf bestehen, Zeit für die Meditation zu erübrigen – zu irgendeiner Stunde des Tages, wenn du voraussichtlich am wenigsten gestört wirst –, und durch die Meditation musst du den Kontakt zurückerlangen. Es kann mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein, weil sich das physische Bewusstsein zuoberst befindet, ein beharrliches Streben jedoch wird ihn [den Kontakt] zurückbringen. Wenn du dann fühlst, dass die Verbindung zwischen dem inneren und dem äußeren Wesen wieder hergestellt ist, rufe den Frieden und die Macht in das letztere herab, um eine Grundlage für ein beständiges Bewusstsein im äußerlichsten Mental und Wesen zu schaffen, das dich sowohl bei der Arbeit und Tätigkeit als auch bei der Meditation und Einsamkeit nicht verlassen wird.

„Den äußeren Geräuschen und körperlichen Sinneswahrnehmungen preisgegeben“, „nicht in der Lage, aus dem gewöhnlichen Bewusstsein aus eigenem Antrieb herauszukommen“, „die gesamte Tendenz des Wesens vom Yoga abgewandt“ – all das trifft unverkennbar für das physische Mental und physische Bewusstsein zu, sobald sie sich gleichsam isolieren und völlig in den Vordergrund treten und das Übrige zurückdrängen. Wenn ein Teil des Wesens in den Vordergrund gebracht wird, damit für die Wandlung auf ihn eingewirkt werden kann, hat dies sehr häufig zur Folge, dass sich ein alles beherrschendes Hervortreten dieses Teils einstellt sowie seine dominierende Tätigkeit, als ob er allein vorhanden wäre; leider sind es immer die Dinge, die gewandelt werden sollen, die unerwünschten Zustände, die Schwierigkeiten jenes Teils, die sich zuerst erheben, hartnäckig das Feld beherrschen und wiederkehren. Im Physischen sind es Trägheit, Finsternis und Unfähigkeit, die auftreten, sowie die Hartnäckigkeit dieser Dinge. Das einzige, was man in dieser unerfreulichen Phase tun kann, ist, hartnäckiger als die physische Trägheit zu sein, in festem Streben zu beharren – eine stetige Beharrlichkeit ohne irgendein rastloses Ringen – und ein weites und andauerndes Sich-Öffnen zu erlangen selbst in diesem harten Fels des Widerstandes.

Es bedeutet, dass du mit dem unterbewussten Physischen in vollem Kampf stehst. Wie schwer und zäh der Widerstand auch ist, du musst ausharren, bis es dir gelungen ist, an die Stelle der Trägheit den Frieden, das Wissen, die Kraft herab zubekommen.

Physische Sadhana bedeutet, das höhere Licht, die Macht, den Frieden und Ananda in das Körperbewusstsein herabzubringen, sich von der Trägheit des Physischen zu befreien, von den Zweifeln, Begrenzungen, von dem äußeren Hang des physischen Mentals, den unvollkommenen Energien des vitalen Physischen (den Nerven) und sie durch das wahre Bewusstsein zu ersetzen, so dass das Physische ein vollendetes Instrument für den Göttlichen Willen werde. Die Nahrung und Pflege des Körpers haben nur den Zweck, ihn in einen guten Zustand zu versetzen, später wird es nicht notwendig sein, sich mit solchen Dingen zu befassen.

Du brauchst dir deswegen [deinem Schlafbedürfnis] keine Sorgen zu machen. Wenn eine starke Hinwendung nach innen besteht, versucht der Körper, der noch nicht bewusst genug ist, um an der Erfahrung im Wachzustand teilzuhaben, die herabkommenden Kräfte im Schlaf zu assimilieren. Das ist eine allgemeine Erfahrung. Wenn er hinreichend assimiliert hat, wird er bereitwilliger sein.

Der Unterschied liegt in der Tatsache, dass jene, die die Sadhana ausüben, auf der physischen Ebene leben, um sie umzuwandeln – unter dem Druck einer Kraft, die durch die Sadhana ausgelöst wird und die darauf drängt und nicht. locker lässt, bis es erreicht ist. Diejenigen, die keine Sadhana ausüben, leben auch auf der physischen Ebene, aber nicht um sie umzuwandeln, sondern um sie fortbestehen zu lassen, wie sie ist – für sie gibt es weder eine Kraft noch einen Druck, weder eine Notwendigkeit noch ein Drängen dieser Art. Diejenigen, die noch keine Sadhaks sind, aber ihr Mental dem höheren Bewusstsein zuwenden, bereiten sich auf eine Sadhana vor und werden sie eines Tages ausüben – wie immer diese Sadhana auch sein mag.

Das Vorherrschen der physischen Schwierigkeiten, wenn man in das Physische herabkommt, ist das gleiche Phänomen wie das Vorherrschen der vitalen Schwierigkeiten auf der vitalen Ebene. Umwandlung bezieht mit ein, dass man den Schwierigkeiten begegnet und das wandelt oder überwindet, was sich in jedem einzelnen Teil des Wesens erhebt, damit jener Teil auf das Höhere reagieren kann; die volle Wandlung des ganzen Wesens kann jedoch nur durch den Aufstieg nach oben kommen sowie durch die Herabkunft von oben. Der erste Schritt ist (im Allgemeinen, doch nicht immer) die Verwirklichung des Selbstes über uns und die Herabkunft des höheren Friedens in das gesamte Wesen bis hinab zum ganz Stofflichen.

[Im physischen Bewusstsein zu leben:] Sofern es durch äußere Zeichen erkennbar ist, handelt es sich um ein Stadium von grundlegender Passivität, in welchem man das ist und tut, was einen die Kräfte der physischen Ebene sein und tun lassen. Wenn man im Mental lebt, besteht eine aktive mentale Verstandestätigkeit und ein mentaler Wille, welche die Tätigkeit, Erfahrung, das Leben und alles Übrige zu kontrollieren und formen versuchen. Wenn man im Vital lebt, ist man voller Energie, Begeisterung, Leidenschaft und Kraft, was richtig oder falsch sein kann, aber sehr lebendig ist. In der physischen Trägheit verschwinden diese Dinge oder schwächen sich ab, oder es sind Kräfte, die gelegentlich auf das System einwirken, aber nicht von ihm beherrscht werden. Es braucht kein absoluter Zustand zu sein, denn es gibt auch noch das Mental und Vital, aber es ist der Zustand, der überwiegt. Es gibt zwei Wege, um sich davon zu befreien – der eine davon ist, sich nach oben in das Selbst zu erheben und das Physische von dort als ein Instrument zu betrachten und nicht als das eigene Selbst; der andere ist, die göttliche Kraft von oben herabzubringen und das Physische zum Instrument jener Kraft zu machen.

Du kannst, solange du einen Körper hast, nicht ohne physisches Bewusstsein leben, du kannst aber mehr innerlich, in der Seele und den anderen Teilen leben und durch sie das Physische umwandeln.

[Mängel des physischen Bewusstseins:] Es gibt viele, die hauptsächlichen aber sind Finsternis, Trägheit, tamas, ein passives Akzeptieren des Spiels der falschen Kräfte, die Unfähigkeit sich zu wandeln, das Verhaftet-sein mit den Gewohnheiten, Mangel an Plastizität, Vergesslichkeit, die Einbuße von gewonnenen Erfahrungen oder Verwirklichungen, die Abneigung, das Licht zu empfangen oder ihm zu folgen, die Unfähigkeit (aufgrund von tamas oder Verhaftet-sein oder Passivität gegenüber gewohnten Kräften), das zu tun, was es als das Richtige und Beste zu tun anerkennt.

Aus dieser Negierung besteht die eigentliche Natur des physischen Widerstandes, und der physische Widerstand ist die ganze Grundlage der Leugnung des Göttlichen in der Welt. Alles im Physischen ist hartnäckig, widerspenstig, mit einer massiven Kraft der Verneinung und Trägheit – wenn es nicht so wäre, wäre die Sadhana äußerst oberflächlich. Du musst diesem Wesenszug des physischen Widerstandes ins Auge sehen und ihn überwinden, wie oft er sich auch erheben mag. Es ist der Preis für die Umwandlung des Erdbewusstseins.

Es gibt, abgesehen von der individuellen Schwierigkeit, eine allgemeine Schwierigkeit in der physischen Erd-Natur. Die physische Natur ist langsam und träge und nicht willens, sich zu wandeln; sie neigt zur Unbeweglichkeit, und für ein wenig Fortschritt braucht sie eine lange Zeit, Diese Trägheit zu überwinden ist sehr schwierig selbst für den stärksten mentalen, vitalen oder sogar seelischen Willen. Nur indem man fortwährend das Bewusstsein, die Kraft und das Licht von oben herabbringt, kann es geschehen. Deshalb muss [im Wesen] ein andauernder Wille, eine fortwährende Bestrebung danach sowie nach der Wandlung bestehen – und es hat ein stetiger und geduldiger Wille zu sein, der selbst durch den äußersten Widerstand in der physischen Natur nicht ermüdet.

Es liegt in der Natur des physischen Mentals, widerspenstig zu sein. Die physische Natur existiert durch die fortwährende Wiederholung der gleichen Sache, die lediglich eine nicht endende Darstellung ihrer verschiedenen Ausdrucksformen ist. Diese hartnäckige Wiederkehr ist daher charakteristisch für sie, wenn sie in Tätigkeit ist; im anderen Fall verharrt sie in dumpfer Trägheit. Wenn wir uns also von den alten Bewegungen der physischen Natur befreien wollen, widersetzen sie sich durch diese Art von hartnäckiger Wiederkehr. Man muss in der Zurückweisung sehr ausdauernd sein, um sich davon zu befreien.

Es gibt zwei Aspekte der physischen sowie der ganzen [übrigen] Natur – den individuellen und den universalen. Alle Dinge treten von der universalen Natur her in dich ein – das individuelle Physische aber behält einige von ihnen für sich, während es andere zurückweist, und jenen, die es behält, gibt es eine persönliche Form. Daher kann man sagen, dass diese Dinge sowohl innen sind und von innen nach außen gelangen, als auch, dass sie durch es [das individuelle Physische] geschaffen werden, da es ihnen eine spezielle Form verleiht; man kann aber genauso gut sagen, dass sie außerhalb sind und von außen nach innen gelangen. Wenn man sich aber von ihnen befreien will, wirft man zuerst alle Dinge, die innen sind, in die uns umgebende Natur – von dort versucht die universale Natur, sie zurückzubringen oder neue und ähnliche eigene Dinge in dich hineinzubringen, um sie zu ersetzen. Man hat dann ständig dieses Eindringen zurückzuweisen. Durch fortwährende Zurückweisung schwindet schließlich die Kraft der Wiederkehr, und der Einzelne wird frei und ist fähig, das höhere Bewusstsein und seine Bewegungen in das physische Wesen herabkommen zu lassen.

Das Erd-Bewusstsein will sich nicht wandeln, daher weist es das, was von oben auf es herabkommt, zurück – das hat es immer getan. Dieser Widerwille, sich zu wandeln, kann nur dann verschwinden, wenn jene, die den Yoga aufgenommen haben, sich öffnen und willens sind, ihre niedere Natur zu ändern.

Im Weg steht natürlich immer das vitale Ego mit seiner Unwissenheit und dem Dünkel seiner Unwissenheit und das physische Bewusstsein mit seiner Trägheit, das jeden Ruf nach Wandlung verübelt und ihm widersteht, sowie seine Gleichgültigkeit, die jede Mühe scheut – es findet es bequemer, seinen eigenen Weg zu gehen, dabei immer die gleichen alten Bewegungen zu wiederholen und bestenfalls zu erwarten, dass alles auf irgendeine Weise und zu irgendeiner Zeit für es getan werde.

Das Wichtigste ist, die richtige innere Einstellung zu haben – du hast sie; das Übrige ist der Wille, sich zu wandeln, und die Wachsamkeit, alles, was zum Ego und der tamasischen Beharrlichkeit der niederen Natur gehört, zu erkennen und zurückzuweisen. Und schließlich sich in jedem Teil des Wesens stets der Mutter gegenüber offen zu halten, damit der Prozess der Umwandlung nicht behindert werde.

Der physische Widerstand gegen den Frieden und die gesammelte Macht hat zwei Seiten, Dumpfheit und Zerstreuung. Sie stimmen mit der Trägheit und chaotischen Aktivität der physischen Natur überein, jenem Aspekt, der einige moderne Wissenschaftler sagen lässt, dass alles Zufall ist und dass es keine Gewissheit der Dinge, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit gibt.

Die Trägheit des physischen Bewusstseins auszumerzen ist immer eine schwierige Sache; es ist das, was mehr noch als irgendein vitaler Widerstand alle Bewegungen der Unwissenheit wiederkehren lässt, selbst wenn das Wissen und der Wille zur Wandlung vorhanden sind. Dieser Schwierigkeit aber muss der Sadhak entgegentreten und sie durch eine gleich starke Beharrlichkeit im Willen überwinden. Es ist eine Flamme, die stetig brennen muss, so stetig wie die Behinderung hartnäckig ist. Lass dich deshalb von der beharrlichen Behinderung durch die Unwissenheit nicht entmutigen. Die Beharrlichkeit deines eigenen Willens zu siegen wird, unterstützt durch die Kraft der Mutter, zu einem Ende des Widerstandes führen.

Der Hang des Physischen zur Trägheit ist sehr groß; selbst nachdem man die Gewohnheit erlangt hat, im höheren Bewusstsein zu leben, kann ein Teil des Wesens den Druck der Trägheit fühlen – meist sind es die ganz äußerlichen oder stofflichsten Teile. Die Trägheit erhebt sich meist aus dem Unterbewussten. Sie hebt das höhere Bewusstsein im Physischen nicht auf, dämpft aber seine Tätigkeit oder zieht sie von einer höheren auf eine niedrigere Ebene herab, das heißt von der Intuition zum höheren Mental oder von den höheren zu den niedrigeren Bereichen des Obermentals. Eine Zeitlang widersetzt sie sich der Vollkommenheit der siddhi. Erst dann, wenn das stofflichste, das unterbewusste und das uns umgebende [environmental] Bewusstsein ganz befreit sind, kann diese hemmende oder senkende Auswirkung der Ur-Trägheit gänzlich überwunden werden.

Wenn man sich mit dem Physischen und Unterbewussten auseinandersetzt, ist das Wirken immer langsamer als beim Mental und Vital, weil der Widerstand der physischen Substanz stets heftiger und [diese Substanz] weniger intelligent und anpassungsfähig ist; dafür aber ist die Arbeit, die im Wesen durch diese langsamere Bewegung geschieht, am Ende vollkommener, solider und dauerhafter.

Der physische Widerstand ist weniger ungestüm [als der vitale Widerstand], doch bin ich nicht der Meinung, dass er weniger hartnäckig oder weniger mühsam ist.

Es ist unvermeidlich, dass sich im Entwicklungsablauf der Sadhana die Schwierigkeit der physischen Natur zeigt. Ihr Widerstand, ihre Trägheit, der Mangel an Streben oder Bewegung müssen hervortreten, bevor man sich davon befreien kann – im anderen Fall würden diese Dinge immer unbemerkt bleiben und selbst die beste Sadhana hemmen und ihre Vollendung verhindern. Dieses Hervortreten der physischen Natur hält den Umständen entsprechend mehr oder weniger lang an, doch gibt es niemand, der es nicht durchmachen muss. Notwendig ist, nicht beunruhigt zu sein oder ängstlich oder ungeduldig zu werden, denn dadurch dauert es nur länger, sondern volles Vertrauen in die Mutter zu setzen und ruhig im Glauben auszuharren, sowie in Geduld und im stetigen Willen zur vollen Wandlung. Auf diese Weise kann die Kraft der Mutter im Wesen am besten wirken.

Als erstes gilt, sich nicht aufzuregen, wenn sie [die Trägheit] kommt oder bestehen bleibt. Als zweites gilt, dass du dich loslöst, nicht nur oben [im Mental und Vital], sondern auch unten [im Physischen] und dich nicht damit identifizierst. Das Dritte ist, alles zurückzuweisen, was sich durch die Trägheit erhebt, und es nicht als zu dir gehörig zu betrachten oder es gar anzunehmen.

Wenn du diese Dinge zu tun vermagst, wird etwas in dir völlig ruhig bleiben, auch in der größten Trägheit. Durch diesen ruhigen Teil kannst du den Frieden, die Kraft; sogar das Licht und Wissen in die Trägheit selbst herabbringen.

Trägheit und all das Sonstige müssen als etwas von dir Getrenntes betrachtet werden, nicht als Teil des eigenen wirklichen Selbstes, das eins ist mit dem Göttlichen.

Die feindlichen Kräfte spüren, dass etwas in dir wegen des Fortbestehens der Trägheit aus der Fassung geraten und unruhig ist, und sie hoffen, indem sie mehr und mehr Druck ausüben, ein Aufbegehren schaffen zu können. Unter diesen Umständen ist für dich wichtig, deinen Glauben, deine Überantwortung und samata absolut zu machen. Das ist ein ebenso großer und wesentlicher Fortschritt wie hohe Erfahrungen usw. zu haben.

[Gewalt anzuwenden, um das Physische zu wandeln:] es wurde von einigen unternommen, doch glaube ich nicht, dass es viel Wert hat. Kein Zweifel, das Physische ist ein hartnäckiges Hindernis, es muss aber erleuchtet und überzeugt, ja es kann selbst zur Wandlung gedrängt werden – doch darf man es nicht unterdrücken oder gewaltsam antreiben. Die Menschen wenden gegenüber dem Mental, dem Vital und dem Körper Gewalt an, weil sie es eilig haben; meine eigene Beobachtung war jedoch immer, dass es zu weiteren Reaktionen und Behinderungen führt, nicht aber zu einem wirklich echten Fortschritt.

[Die Folge der Behinderung durch das physische Bewusstsein:] Es hängt von den schwachen Stellen des Einzelnen und dem Stadium seines Fortschritts ab. Durch den Widerstand wird ganz allgemein eine Trägheit ausgelöst, die das Wirken der höheren Mächte erschwert. In einem frühen Stadium kann er den Fortschritt überhaupt blockieren. Später wirkt sich der Widerstand dahingehend aus, dass er ihn [den Fortschritt] durch Intervalle von stagnierender Trägheit verzögert oder erschwert. Die hauptsächliche Schwierigkeit des physischen Bewusstseins besteht darin, dass es vor seiner Umwandlung außerstande ist, irgendeine angespannte tapasya aufrechtzuerhalten – es verlangt Zeiten der Assimilation und sinkt in das gewöhnliche Bewusstsein ab, um auszuruhen – auch wird das, was bereits getan wurde, ständig vergessen, usw.

Es [Willensschwäche] ist ein erstes Ergebnis des Herabkommens in das physische Bewusstsein oder des Hervortretens des physischen Bewusstseins – vorher warst du meist im Mental und Vital. Das physische Bewusstsein ist voller Trägheit, es will sich nicht bewegen, sondern will bewegt werden, gleichgültig von welchen Kräften – das ist seine Gewohnheit. Diese Trägheit muss kuriert werden, indem man es mit den richtigen Kräften in Kontakt bringt. Deshalb verlangte ich von dir, nach der höheren Weite zu streben, nach Reinheit und Frieden, damit das Physische davon beherrscht werden und die wahre Kraft an Stelle dieser eindringenden Ideen und Impulse wirken kann.

Eine Zeitspanne der Nicht-Bemühung besteht meist dann, wenn sich das physische Bewusstsein zuoberst befindet – denn seine Natur ist die der Trägheit, von höheren Kräften oder niedrigeren Kräften oder irgendwelchen Kräften bewegt zu werden, aber nicht sich selbst zu bewegen. Dennoch muss man sich nach Möglichkeit bemühen, doch ist das Wichtigste, fähig zu sein, die Kraft von oben in das Physische herabzurufen – und sonst völlig ruhig und gelassen ihr Kommen zu erwarten.

Nur wenn eine beständigere dynamische Kraft in einen unwandelbaren Gleichmut und Frieden herabkommt, lässt sich die übliche Neigung der physischen Natur ausrotten.

Die übliche Neigung der physischen Natur besteht darin, träge zu sein und in ihrer Trägheit nur auf gewöhnliche vitale Kräfte zu reagieren, nicht aber auf höhere Kräfte. Wenn in dir völliger Gleichmut und Frieden herrschen, berührt dich die Ausbreitung der Trägheit nicht, und du kannst allmählich oder schnell diesen Frieden mit einer Kraft des höheren Bewusstseins in sie herabbringen, was sie verändern wird. Dann werden die Schwierigkeiten und Schwankungen sowie das Vorherrschen der Trägheit beendet sein, wie es jetzt bei dir der Fall ist.

Die Schwierigkeit ist deshalb größer, weil die Sadhana jetzt unmittelbar auf der physischen Ebene stattfindet, wo die Kraft einer einmal geformten Gewohnheit oder gewohnheitsmäßigen Bewegung sehr stark ist. Wenn die Sadhana auf der mentalen oder vitalen Ebene stattfindet, ist die Kontrolle oder Wandlung leichter, weil Mental und Vital plastischer sind als das Physische. Wenn aber andererseits etwas Endgültiges auf der physischen Ebene gewonnen wurde, ist es dauerhafter und vollendeter, als wenn es auf der mentalen oder vitalen Ebene allein stattfände.

Wahrscheinlich hast du im Jahre 1933 dich einer größeren tapasya unterzogen und eine strenge Kontrolle über dich ausgeübt. Das jedenfalls war dein Zustand zu jener Zeit. Später, als du von der mental-vitalen Ebene herabkamst, hast du dich eine Zeitlang gehenlassen und einen großen Teil der Kontrolle aufgehoben; daher findest du es nun schwierig, sie wieder einzusetzen – wegen der Gewohnheit der automatischen Wiederkehr, die eine Eigenart der physischen Natur ist. Du musst die Kontrolle nun auf andere Weise erlangen, indem du den Frieden festigst und das höhere Bewusstsein darauf aufbaust – die spirituelle Kontrolle, welche die der mentalen tapasya ersetzt.

Nein, die mentale Kontrolle aufzuheben ist nicht notwendig; das Beste ist, sie allmählich durch die seelische oder spirituelle zu ersetzen. Viele aber geben sie auf, bevor die andere [Kontrolle] bereit oder während sie noch nicht vollständig ist, und dann wirken die Natur-Kräfte im physischen Bewusstsein; dieses wird dann manchmal durch den herabkommenden Frieden oder die herabkommende Macht von oben beherrscht und ein anderes mal durch die gewöhnlichen Natur-Kräfte. Solche Schwankungen erfährt fast jeder, zumindest in einem bestimmten Stadium, bis der höhere Zustand vorherrscht.

Das über-sensitive Grübeln über frühere Schläge, die das Vital empfing, ist eine ungesunde Empfindsamkeit. Was vergangen ist, sollte dich nicht auf diese Weise beherrschen. Man sollte es vielmehr verklingen lassen.

Im physischen Wesen ist die Macht der früheren Eindrücke sehr ausgeprägt, denn es ist der Prozess der immer wieder stattfindenden Eindrücke, durch den das Bewusstsein dazu gebracht wurde, sich in der Materie zu manifestieren – und ebenso durch die gewohnten Reaktionen des Bewusstseins auf diese Eindrücke; die Psychologen würden es vermutlich „Verhalten“ nennen. Eine bestimmte Schule behauptete, dass Bewusstsein nur aus diesen Dingen besteht – das aber ist die übliche Gepflogenheit [der Wissenschaft], ein Detail der Natur auszuweiten, um damit ihre Gesamtheit zu erklären.

Deine Beschreibung stimmt mit dem überein, was die Gita meint, wenn sie sagt, dass alles Tun durch die prakrti geschieht. Du empfindest es als mechanisch, weil du im physischen Bewusstsein bist, wo alles mechanisch ist. Auf der mentalen und vitalen Ebene kann man die gleiche Erfahrung haben. Dort aber ist es die der Tätigkeiten als einem Spiel der Kräfte. Was dir gegenwärtig fehlt, ist die andere Seite der Erfahrung, die des schweigenden atman oder aber die des Betrachters purusa, der still, ruhig, frei und rein ist, unberührt vom Spiel der prakrti. Sie versucht zu kommen, und du bist nahe daran, in sie einzutreten, doch ist deine Neigung, dich nach außen zu wenden, noch zu stark. Von dieser Neigung wurdest du erfasst, als du in das Physische herabkamst – denn es ist die Natur des gewöhnlichen physischen Bewusstseins, sich in die Tätigkeit der äußeren Persönlichkeit zu werfen. Du musst die Macht des inneren Bewusstseins zurückerlangen – oben als atman und unten als purusa, zuerst Betrachter und dann Beherrscher der Natur.

Die Ursache ist der Einfluss des physischen Bewusstseins. Das physische Bewusstsein oder zumindest seine mehr äußerlichen Teile sind, wie ich dir mitgeteilt habe, ihrer Natur nach träge – sie gehorchen jeder Kraft, der zu gehorchen sie gewöhnt sind und handeln nicht auf eigene Initiative. Wenn die physische Trägheit einen starken Einfluss ausübt oder wenn man in diesen Teil des Bewusstseins herabgekommen ist, fühlt das Mental ebenso wie die stoffliche Natur, dass eine Willenstätigkeit unmöglich ist. Im Gegensatz dazu ist die mentale und vitale Natur ganz auf den Willen und die Initiative ausgerichtet – wenn man also im Mental oder Vital lebt oder unter ihrem Einfluss handelt, ist der Wille immer bereit, aktiv zu sein.

Es ist die Indifferenz des physischen Bewusstseins, welche sagt: „Ich bewege mich nur dann, wenn ich bewegt werde. Bewege mich wer kann.“

Das Physische ist der Sklave bestimmter Kräfte, die eine Gewohnheit schaffen und es dann durch die mechanische Macht der Gewohnheit antreiben. Solange das Mental zustimmt, bemerkst du die Sklaverei nicht; wenn aber das Mental seine Zustimmung zurückzieht, empfindest du die Knechtschaft, du fühlst, wie dich eine Kraft ungeachtet des mentalen Willens drängt. Sie ist sehr hartnäckig, und kehrt immer wieder, bis die Gewohnheit, die innere Gewohnheit, sich im äußeren Akt zu enthüllen, gebrochen ist. Sie ist wie eine Maschine, die, einmal in Bewegung gesetzt, die gleiche Bewegung wiederholt. Du brauchst nicht beunruhigt oder verzagt zu sein; ein ruhiges und beharrliches Streben wird dich zu dem Punkt bringen, an dem diese Gewohnheit zu bestehen aufhört und du frei bist.

Die Gewohnheit im Physischen ist deshalb so hartnäckig und hat den Anschein, unwandelbar zu sein, weil sie immer wiederkehrt, auch wenn man glaubt, dass sie überwunden sei. Sie ist aber in Wirklichkeit nicht unwandelbar; sobald das physische Mental sich loslöst, abseits steht und ihre Annahme verweigert, beginnt die Gewohnheit ihre Kraft der Wiederkehr im Physischen zu verlieren. Manchmal geht es langsam, manchmal (aber das ist weniger häufig) hört sie plötzlich auf zu bestehen und stellt sich nicht wieder ein.

Die Bedingung ist, dass du mit der Sadhana in dein physisches Bewusstsein herabkommen und allein für die Sadhana und das Göttliche leben musst. Du hast unbedingt die noch weiterbestehenden schlechten Gewohnheiten aufzugeben und nie wieder jene aufzunehmen, die aufgehört haben zu bestehen oder unterbrochen wurden. Innere Erfahrungen sind für die Wandlung des Mentals und höheren Vitals hilfreich, doch für das niedere Vital und äußere Wesen ist eine Sadhana der Selbstdisziplin unerlässlich. Die äußeren Tätigkeiten und die ihnen innewohnende Einstellung müssen sich wandeln, deine äußeren Gedanken und Tätigkeiten müssen allein dem Göttlichen gehören. Selbstbeherrschung, völlige Wahrhaftigkeit in allem, was du tust, ein fortwährendes Denken an das Göttliche – das ist der Weg, um das niedere Vital zu wandeln. Durch deine bewusste Selbst-Weihung und Selbst-Disziplin wird die [Yoga-] Kraft in das äußere Wesen herabgebracht und die Wandlung vollzogen werden.

2. Abschnitt

Die Kraft der Loslösung wohnt deinem seelischen Wesen inne, und du hast diesen Zustand des Losgelöstseins selbst erfahren. Natürlich war es zunächst nur ein vorübergehender Zustand, weil das äußere Bewusstsein erst darauf vorbereitet wird, daran teilzuhaben, und erst wenn es bereit ist, kann sich das innere immer zeigen und in das äußere Wesen hinaustreten.

Du fragst, ob Mental und Vital nicht genauso im Weg stehen wie das Physische. Ja, aber wenn ich vom physischen Bewusstsein spreche, meine ich sowohl das physische Mental und Vital als auch das eigentliche Körperbewusstsein. Dieses physische Mental und physische Vital befassen sich mit den kleinen, gewöhnlichen Bewegungen des Lebens und werden von einer sehr äußerlichen Auffassung der Dinge sowie durch die gewohnten kleinen Reaktionen gelenkt; sie sprechen auf das innere Bewusstsein nur zögernd an, nicht weil sie sieh in aktivem Gegensatz dazu befinden – wie es beim vitalen Mental und dem eigentlichen Vital der Fall sein kann –, sondern weil sie es schwierig finden, ihre gewohnten Bewegungen zu ändern. Das ist es, was du jetzt empfindest und was dich denken lässt, du würdest auf die innere Erfahrung nur unzureichend reagieren. Aber das ist nicht der Fall; in deinem Mental und in einem großen Teil deines Vitals besteht eine beträchtliche Fähigkeit der Reaktion. Was das Physische anbelangt, so ist seine Schwierigkeit universal in jedermann und nicht eine besondere Eigenart von dir. Sie ist in Erscheinung getreten, weil das in der Sadhana immer dann der Fall ist, wenn auf das physische Bewusstsein zur notwendigen Wandlung eingewirkt werden soll. Sobald es geschehen ist, wird sich die von dir empfundene Schwierigkeit zunächst verringern und dann überhaupt verschwinden.

Es ist dieses Wirken, das fortdauert – und als du in der Meditation das weiße Licht fühltest und das Ergebnis davon, das noch andauerte selbst nachdem du die Augen geöffnet hattest – der Kopf und die Augen kühl und alles groß und weit –, war es dieses Wirken, das in deinem physischen Mental stattfand, um es zu wandeln. Das übrige physische Bewusstsein war noch unter dem Einfluss einer anderen Einwirkung und fühlte daher die Hitze und nicht diese Befreiung und Weite. Später aber kann das Wirken zunächst bis zum Herzen und dann noch tiefer vordringen bis hinab in den ganzen Körper, und die gleiche Befreiung und Weite können sich auch dort einstellen. Natürlich sind die Ergebnisse noch nicht anhaltend, sondern währen nur eine Zeitlang und zeigen sich nur als Erfahrungen, nicht als bleibende Verwirklichungen. Im gegenwärtigen Stadium [der Sadhana] kann es aber nicht anders sein. Diese Erfahrungen, wie flüchtig auch immer, sind dazu ausersehen, die verschiedenen Teile der Natur vorzubereiten, was sie auch tun.

Ich habe dir gesagt, dass X zwei verschiedene Elemente in sich hat. Das äußere Mental in ihr will, dass sie sich der Stickerei widmet, wobei sie von der Idee geleitet wird, dass auch andere es tun und dass eine besondere Gunst der Mutter damit verbunden ist (was nicht der Fall ist). Wenn wir ihr erlauben, dieser Idee zu folgen, wirkt es sich spirituell nicht gut für sie aus, zumal jetzt, da ihr inneres Wesen durch Unterwerfung, Hingabe und die Aufopferung ihres Egos gestärkt werden müsste. Daher haben wir diese Veränderung nicht befürwortet. Als es geschehen war, bereute sie es selbst und erkannte, dass sie einen Fehler begangen hatte. Aber das physische Mental kehrt fortwährend zurück zu seinen gewohnten Bewegungen, und es dauert lange Zeit, bis es durch Erfahrung lernt.

Du solltest den Federhalter behalten und benützen. Es ist ein Geschenk der Mutter. Schreibe deine Erfahrungen damit nieder, nimm ihn als Zeichen der in dir wirkenden Liebe und Gnade der Mutter.

Früher waren der mentale Wille, das höhere Vital und die Seele aktiv, ihre Einwilligung reichte daher aus, um das niedere Vital zu unterdrücken oder unwirksam zu machen. Nun aber ist das physische Mental aktiv in dir und das physische Mental misst dem niederen Vital einen Wert bei und verleiht ihm eine Macht, die es früher nicht besaß.

Das Sich-Öffnen des Physischen und Unterbewussten dauert immer lange Zeit, weil es ein Bereich der Gewohnheit und fortwährenden Wiederholung der alten Bewegungen ist – dunkel, steif, unplastisch und nur nach und nach einwilligend. Das physische Mental kann leichter geöffnet und bekehrt werden als das Übrige, das Vital-Physische und Stofflich-Physische aber sind widerspenstig. Die alten Dinge kehren dort durch die Macht der Gewohnheit grundlos und immerfort zurück. Ein großer Teil des Vital-Physischen und das meiste des Stofflichen befinden sich im Unterbewussten oder hängen von ihm ab. Es bedarf einer starken und anhaltenden Aktivität, um dort Fortschritte zu machen.

Solange sie [das Stoffliche und das Unterbewusste] nicht zu streben beginnen oder zumindest dem Streben und Willen des höheren Wesens voll zustimmen, kann es keine andauernde Wandlung in ihnen geben.

Es gibt eine Grenze des Widerstandes [des physischen Mentals und des Vital-Physischen]. Es kommt auf jeden Fall der Tag, an dem der grundlegende Widerstand für immer gebrochen sein wird und nur eine Auseinandersetzung mit Einzelheiten übrigbleibt, die nicht beschwerlich ist.

Ein großer Teil des Körper-Bewusstseins ist unterbewusst, Und das Körper-Bewusstsein und das Unterbewusste sind eng miteinander verbunden.

Der Körper und das Physische entsprechen einander nicht genau – das Körper-Bewusstsein ist nur ein Teil des gesamten physischen Bewusstseins.

Sie [das physische Mental und das vitale Physische] sind dem [Unbewussten] sehr nahe – ausgenommen jener Teil des physischen Mentals, der darin geübt ist, sich mit physischen Gegenständen und Dingen auseinanderzusetzen. Er ist aber nur innerhalb seiner eigenen Grenzen beweglich, aktiv und kompetent. Wenn er sich mit über-physischen Dingen auseinanderzusetzen hat, ist er unfähig und oft töricht, dabei aber rechthaberisch, arrogant und in seiner Unwissenheit dogmatisch. Das übrige physische Bewusstsein ist dem Unbewussten nahe. Auch hier ist es so, dass es in seinem eigenen Bereich genaue Wahrnehmungen und Instinkte haben kann, wenn es fähig ist, spontan zu handeln; im menschlichen Wesen aber wird ihm dies meist nicht erlaubt, da das Mental und Vital sich einmischen. Das vitale Physische ist in seiner Tätigkeit gänzlich irrational – selbst wenn es im Recht ist; vermag es nicht zu erklären, warum; denn es setzt sich mehr als alles Übrige aus automatischen oder gewohnheitsmäßigen Instinkten, Impulsen, Eindrücken und Gefühlen zusammen. Das Mental liefert ihm die Gründe und Rechtfertigungen für seine Bewegungen; wenn aber das Mental zurücktritt, urteilt und fragt, kann das vitale Physische nichts anderes antworten als „ich will“, „es gefällt mir“, „es gefällt mir nicht“, „ich empfinde es so“.

Halte in Ruhe durch und lass dich durch nichts entmutigen. Man muss darauf gefasst sein, dass Ruhe und Freude noch nicht beständig sind; das ist anfangs immer der Fall, wenn auf das physische Bewusstsein und seine Widerstände eingewirkt wird. Wenn du durchhältst, werden sie beständiger werden und längere Zeit anhalten, bis du eine Grundlage aus Frieden und Glücklichsein hast; und die Störungen, gleichgültig welcher Art, die an die Oberfläche kommen, werden diese Grundlage nicht länger durchdringen oder erschüttern, ja nicht einmal verhüllen können, außer vielleicht für einen Augenblick.

Der fortwährende Stimmungswechsel ist etwas hinreichend Allgemeines; er hat seine Ursache darin, dass auf das physische Vital zur gleichen Zeit eingewirkt wird, und diese Wechselhaftigkeit ist ein Wesenszug der physisch-vitalen Natur. Lass dich dadurch nicht entmutigen – sobald die Grundlage besser gefestigt ist, wird es sich vermindern und das Vital beständiger und ausgeglichener werden.

Die Unstetigkeit, von der du sprichst, liegt in der Natur des physischen Mentals im Menschen – nahezu jeder ist damit behaftet, denn das physische Mental jagt allen möglichen äußeren Dingen nach. Das Bewusstsein innerlich zu festigen, es auf das Göttliche allein zu konzentrieren, ist für alle eine große Schwierigkeit – es ist das, was die Sadhana zu einer langwierigen Sache macht, wofür meist eine langsame Entwicklung des Bewusstseins notwendig ist, jedenfalls zu Beginn. Du brauchst dich also nicht entmutigen zu lassen. Dein inneres Vital besitzt sehr viel starken Willen, und tief in deiner Seele ist das wahre Streben, die wahre Liebe, die hervortreten, sobald die Seele aktiv ist und einmal die ganze Natur beherrscht.

Es ist ganz natürlich, dass die Unstetigkeit des physischen Mentals stört, wenn eine volle, stetige Ruhe und ein ebensolcher Glauben sich ausbreiten wollen – das ist bei jedermann der Fall, was aber nicht bedeutet, dass die Ruhe und der Glaube sich in der menschlichen Natur nicht festigen werden oder können. Alles was ich ausdrücken wollte, war, dass du versuchen solltest, einen Willen zu erlangen, der stetig auf diese Ruhe ausgerichtet ist; dann wird, sobald die Rastlosigkeit und Unsicherheit aufkommen, der Wille zur Ruhe ihnen entgegentreten und rasch die Störung vertreiben. Das würde die Ausmerzung der Rastlosigkeit oder Ungeduld leichter machen; auf jeden Fall aber ist die Kraft der Mutter da, wirkt hinter den Abweichungen des Oberflächen-Bewusstseins und wird dich durch sie hindurchführen.

Deine Erfahrungen bedeuten, dass du abermals das seelische Wirken flüchtig wahrgenommen hast, das die ganze Zeit über [in dir] stattfindet, selbst wenn kein Anzeichen davon sich an der Oberfläche zeigt. Das goldene Schwert war das Schwert der Wahrheit, das die Schwierigkeiten vernichten wird.

Diese kleinen Dinge des physischen Mentals sind von der Art, wie jedermann sie hat, und sie werden abfallen, wenn das wahrere und weitere Bewusstsein hervortritt. Dein Mental versteht zwar, aber diese Dinge dauern fort, weil sie in Wirklichkeit zum kleineren vitalen Teil gehören; wenn dieser Teil weit wird, werden sie nicht wiederkehren. Man kann sie entmutigen, indem man im Mental bestimmte Ideen aufrechterhält, wie zum Beispiel, dass diese Dinge, die dich quälen, zur menschlichen Natur gehören und nur mit der Wandlung der Natur verschwinden können, dass man selbst seine Arbeit gut zu verrichten hat, sich aber durch die mangelhafte Arbeit der anderen nicht stören lassen darf, dass ein ruhiger innerer Wille, das Rechte zu tun, für sie wirksamer ist, als sich durch ihre Entgleisungen quälen oder stören zu lassen. Grundlegend aber ist es das erweiterte Bewusstsein in deinem Mental, Vital und Physischen, das dich von diesen kleinen Reaktionen ganz befreien wird. Du brauchst nur weiterzugehen mit Hilfe der Kraft der Mutter, die in dir wirkt, und diese Dinge werden sich später glätten.

Diese kleinen Bewegungen (unnützes Sprechen usw.) zu ändern ist am schwierigsten von allem, und zwar gerade wegen ihrer Geringfügigkeit und weil die Gewohnheit des häufigen Nachgebens als eine natürliche und oberflächliche tägliche Bewegung des Lebens besteht. Das Beste ist, die Kraft, den Frieden und das Licht im Mental und höheren Vital zu konzentrieren, bis sie auch das physische Mental, das jene Bewegungen meist mehr oder weniger stützt, erfassen können; dann kann über das physische Mental mit mehr Erfolg darauf eingewirkt werden.

3. Abschnitt

Das Gefühl der Hilflosigkeit, der Unmöglichkeit das Hindernis loszuwerden, ist ähnlich der Finsternis selbst ein Charakteristikum des physischen Bewusstseins, welches träge und mechanisch und daran gewöhnt ist, schwerfällig bewegt zu werden durch alle möglichen Kräfte, die von ihm Besitz ergreifen. Aber dieses Gefühl der Hilflosigkeit oder Unmöglichkeit ist etwas Unreales, und ihm nicht nachzugeben, es nicht zu akzeptieren, sich von ihm zu befreien, ist durchaus möglich und dringend notwendig, um das physische Hindernis zu überwinden, das im anderen Fall den Fortschritt sehr verzögern würde.

Ja, auch daran ist das physische Bewusstsein schuld. Es ist besessen von der Idee, dass das, „was ist“, so zu sein hat, dass die Gewohnheit der Dinge nicht geändert werden kann. Diese Unumstößlichkeit dehnt es nicht nur auf das Bestehende aus, sondern auch auf das, wovon es lediglich annimmt, dass es besteht – es öffnet sich träge jeder Suggestion oder Möglichkeit, die durch die Gewohnheit der Dinge gerechtfertigt scheint. Es ist das hauptsächliche Hindernis für die stoffliche Wandlung.

Deine Annahme, dass ich dir zu deiner Ermutigung Dinge sage, die unwahr sind, stellt die übliche Beschränktheit des physischen Mentals dar – wenn das stimmen würde, wärst nicht du untauglich für den Yoga, sondern ich selbst wäre untauglich, irgendjemanden auf der Suche nach der Göttlichen Wahrheit zu lenken. Denn es ist zwar möglich, jemanden durch eine geringere zu einer höheren Wahrheit hinzuführen, aber nicht durch die Falschheit zur Wahrheit. Was deine Tauglichkeit oder Untauglichkeit für den Yoga anbelangt, so ist das nicht eine Frage, die vom physischen Mental beurteilt werden kann, da dieses in seinem Urteil von der unmittelbaren Erscheinungsform der Dinge ausgeht und keine Kenntnis hat von den Gesetzen, die das Bewusstsein lenken, oder den Mächten, die im Yoga wirken. Tatsächlich geht es nicht um die Frage der Tauglichkeit oder Untauglichkeit, sondern darum, die Gnade zu akzeptieren. Es gibt kein menschliches Wesen, dessen physisches, äußeres Bewusstsein – jener Teil von dir, in dem du jetzt lebst – für den Yoga tauglich wäre. Durch die Gnade und ein Licht von oben kann es fähig werden; hierfür aber muss es ausdauernd und für das Licht offen sein. Jeder hat die gleiche Schwierigkeit, wenn er in das physische Bewusstsein eintritt, und fühlt sich untauglich, so als ob, seit er den Yoga ausübt, nichts mit ihm geschehen und nichts in ihm verändert worden wäre; er neigt dann dazu, alles zu vergessen, was früher geschah, oder das Gefühl zu haben, als ob er es verloren hätte oder alles unwirklich oder unwahr gewesen sei.

Ich vermute, dass du dich aus diesem Grund gegen meine Formulierung wendest, dass du [im Yoga] bereits so weit vorangekommen seist. Ich wollte damit sagen, dass sich dein denkendes Mental, dein Herz und höheres Vital wiederholt geöffnet haben, du auch Erfahrungen hattest, sehr klar den Zustand deines eigenen Wesens und deiner Natur erkannt hast und du bereits so weit gekommen warst, dass diese Teile für die spirituelle Wandlung bereit waren – was übrig bleibt, ist das physische und äußere Bewusstsein, das gezwungen werden muss, die Notwendigkeit der Wandlung anzuerkennen. Das ist ohne Zweifel der schwierigste Teil der zu geschehenden Arbeit, es ist aber auch der Teil, der – wenn es einmal getan ist – die totale Wandlung des Wesens und der Natur möglich macht. Daher sagte ich, dass es absurd wäre, nachdem du so weit gegangen bist, wegen dieses Widerstandes jetzt umzukehren und aufzugeben. Es [das äußere physische Bewusstsein] widersetzt sich in jedem, und zwar sehr hartnäckig. Das ist kein Grund, die Bemühung abzubrechen.

Dieses Bewusstsein – oder sein dunkler Teil, der sich an seine alte Einstellung klammert – kam in deinem Brief zum Ausdruck. Es will die Sadhana nicht ausüben, außer es kann durch sie die Dinge erhalten, nach denen es verlangt. Es will die Befriedigung des Egos, „Selbst-Erfüllung“, Anerkennung, die Gewährung seiner Wünsche. Es misst die Göttliche Liebe an äußeren Gunstbezeigungen, mit denen es überschüttet wird, und hält eifersüchtig danach Ausschau, wer von diesen Gunstbezeigungen mehr erhält, um dann zu behaupten, dass das Göttliche es nicht liebe; als Grund dafür führt es etwas an, das entweder dem Göttlichen abträglich ist, oder, wie es in deinen Briefen zum Ausdruck kommt, es zeigt Selbstverachtung und Verzweiflung. Es ist nicht nur bei dir der Fall, dass dieser Teil so fühlt und handelt, sondern beinahe in jedem. Wenn dies das einzige in dir oder anderen Wäre, würde es in Wirklichkeit für den Yoga keine Möglichkeit geben. Aber obgleich es stark ist, macht es nicht das Ganze aus – es gibt ein seelisches Wesen, welches Mental und Herz beeinflusst und erleuchtet und andere Gefühle und eine andere Anschauung der Dinge und Ziele in der Sadhana hat. Diese sind jetzt in dir durch das Aufwallen jenes Teils, der sich wandeln. muss, verdeckt. Er ist tamasisch und will sich nicht wandeln, er will nicht glauben, wenn es nicht durch eine erneute Bestätigung des vitalen Egos geschehen kann. Aber all das ist nichts Neues – es gehört zur menschlichen Natur und ist in ihr immer vorhanden gewesen, die Sadhana behindernd und einschränkend. Sein Bestehen ist kein Grund zur Verzweiflung – jeder hat es, und die Sadhana muss trotzdem ausgeübt werden, trotz der Vermischung, die damit verbunden ist, bis die Zeit kommt, in der es endgültig zurückgewiesen werden kann. Es zu tun, ist schwer, aber durchaus möglich. Ich kenne diese Dinge, und daher bestehe ich darauf, dass du durchhältst, und ermutige dich weiterzumachen. Nicht meine Darlegung der Situation ist unwahr, sondern die Ansicht, die durch diesen dunklen Teil deines Wesens vertreten wird, ist falsch und irrig.

Dieser unerfreuliche Zustand dauert nicht deshalb länger, als er sollte, weil du nicht die wahre Haltung zurückgewinnen kannst, sondern weil du in einem Teil deines Mentals die falsche Suggestion der Unfähigkeit zulässt. Ein Teil deines physischen Bewusstseins bewahrt die Erinnerung an die alten Bewegungen und ist daran gewöhnt, sie zuzulassen, weil er sie für unvermeidlich hält. Du musst mit dem klareren Teil deines Bewusstseins auf der echten Wahrheit bestehen und diese Suggestionen und Gefühle ständig zurückweisen, bis auch dieser dunkle Teil offen ist und das Licht einlässt.

Es ist eine Suggestion der tamasischen Kräfte, die sich an die Schwierigkeit klammern und sie schaffen, und das physische Bewusstsein akzeptiert sie. Streben ist niemals wirklich schwierig. Die Zurückweisung mag nicht sofort wirksam sein, aber den Willen zur Zurückweisung und Verweigerung zu bewahren ist immer möglich.

Was meinst du mit aktiven Mitteln? Die Kraft zu verweigern und zurückzuweisen und mit der Zurückweisung fortzufahren, bis sie wirksam ist, besteht immer im Wesen. Ein ruhiges Streben kann durch nichts behindert werden, außer durch Einwilligung in die Trägheit.

Die Gedanken und Gefühle, die in deinem Brief zum Ausdruck kommen, haben ihren Ursprung in einer Depression und entsprechen für sich betrachtet nicht der Wahrheit. Durch dein Hiersein nimmst du nicht im mindesten den Platz in Anspruch, der einem besseren Sadhak gebühren würde. Für einen guten Sadhak ist auf die eine oder andere Weise immer Platz. Die Unfähigkeit, die du in dir entdeckst, ist einfach der Widerstand der gewohnten äußeren und physischen Natur, der jedermann eigen ist und den bislang noch keiner, nicht einmal der beste Sadhak, radikal umwandeln konnte; es ist die letzte Sache, die gewandelt wird, und ihr Widerstand ist gegenwärtig besonders kritisch, denn die Macht der Sadhana stürmt auf ihn ein, um die Wandlung herbeizuführen, Wenn dieser Teil hervortritt, versucht er immer den Eindruck zu erwecken, unwandelbar zu sein, unfähig zur Wandlung und unzugänglich für die Sadhana. In Wirklichkeit aber ist es nicht so, und man darf sich durch diesen Anschein nicht täuschen lassen. Was die Furcht vor dem Wahnsinn anbelangt, so ist das nur ein nervlich bedingter Eindruck, von dem du dich befreien solltest. Nicht die vitale Schwäche führt zu solchen Verwirrungen, vielmehr die Dunkelheit und Schwäche im physischen Mental, begleitet von den Bewegungen einer erregten vitalen Natur (zum Beispiel übertriebener spiritueller Ehrgeiz), die für das Mental zu stark sind, um sie zu ertragen. Bei dir trifft das nicht zu. Du hattest lange Zeit die Erfahrung von innerem Frieden, von Weite, Ananda, einem inneren, Gott zugewandten Leben, und jemand, der das hatte, sollte nicht von einer allgemeinen Unfähigkeit sprechen, wie groß auch immer die Schwierigkeiten seiner äußeren Natur sein mögen – Schwierigkeiten, die in der einen oder anderen Form bei allen gleich sind.

Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass du die Sadhana ausüben kannst, wenn du dabei bleibst – natürlich nicht durch deine eigene Stärke allein, denn das ist niemandem gegeben, sondern durch den Willen des seelischen Wesens in dir, unterstützt durch die Göttliche Gnade. Es gibt einen Teil im physischen und vitalen Bewusstsein jedes menschlichen Wesens, der hierzu nicht willens ist, der sich nicht fähig fühlt und jeder Hoffnung, jedem Versprechen einer spirituellen Zukunft misstraut und der jeder derartigen Sache gegenüber träge und gleichgültig ist. All das erhebt sich zu einem bestimmten Zeitpunkt im Verlauf der Sadhana, und man fühlt sich damit identifiziert. Das ist es, was jetzt mit dir geschah, doch Hand in Hand mit einer Attacke von schlechter Gesundheit und nervöser Indisposition, die dieses Durchqueren des dunklen Physischen zu einer düsteren und heftigen Störung machte. Mit hinreichend Schlaf, einer Beruhigung der Nerven und der Rückkehr der physischen Energie sollte das verschwinden, und dann wäre es möglich, das Licht und Bewusstsein in diesen dunklen Teil herabzubringen. Nicht eine intensive Konzentration, die ein [innerliches] Ringen mit sich bringt, ist erforderlich, sondern eine sehr ruhige Haltung des Sich-Öffnens. Nicht eine gesteigerte Bemühung der Sadhana, sondern das Wiederfinden der Ruhe und des Gleichgewichts ist gegenwärtig erwünscht, um das Sich-Öffnen deiner Natur wieder möglich zu machen.

Es war bestimmt nicht deshalb, weil die Mutter sich dir gegenüber anders verhielt wie an anderen Tagen oder dich weit von sich fort schob, sondern weil du in diesem Teil deines physischen Wesens, der noch vor dem Licht zurückschreckt, ganz eingeschlossen warst. Dieser Teil war im Grunde immer verantwortlich für all deine schwierigen Phasen und leidvollen Bewegungen, auch wenn die unmittelbare Schwierigkeit [im Wesen] weiter oben lag. Es liegt in seiner Natur, sich an die alten, gewohnten Bewegungen zu klammem, vor dem yogischen Bewusstsein zurückzuschrecken und Türen und Fenster vor der angebotenen Hilfe zu verschließen und in der Finsternis zu lamentieren, sobald er sich verletzt fühlt. Das ist eine Sache, von der sich jeder, der vorwärts kommen will, befreien muss. Identifiziere dich nicht mit diesem Teil und bezeichne ihn nicht als dein Selbst. Wende dich zurück, deinem inneren Wesen zu, und betrachte ihn lediglich als einen kleinen, wenn auch widerspenstigen Teil deiner Natur, der gewandelt werden muss. Denn es gibt, abgesehen von seiner Beharrlichkeit, keinen Grund, warum dein Weg in die Wüste führen sollte. Er sollte in eine Weite der Befreiung führen – offen für die Ruhe, den Frieden, die Macht und das Licht, für ein Bewusstsein, das weiter ist als das persönliche und in welchem das Ego sich glücklich auflösen kann.

Zu dem, was in deiner Sadhana geschah, wäre zu sagen, dass du es nicht verhindert hast, in das Fahrwasser des physischen Mentals und der äußeren vitalen Natur zu geraten, und du dich in einer beharrlichen oder ständigen Wiederholung von Ideen und Gefühlen, die jene dir präsentieren, festgefahren hast – Gefühle einer fortwährenden Enttäuschung, Entmutigung und eines Pessimismus über dich selbst und deine spirituelle Zukunft sowie Ideen oder Vorstellungen (wenn ich es so nennen darf), die diesen Gefühlen zu Hilfe kommen und sie unterstützen. Das Ergebnis davon ist, dass du dich gegenüber dem Kontakt mit uns und unserer spirituellen Einflussnahme und Hilfe, die du früher fühltest oder zu fühlen begannst, verschlossen hast. Damit verschließt du dich auch gegenüber deinem eigenen tieferen Selbst, und das macht deine persönliche Bemühung zunichte. Ein Ereignis dieser Art ist etwas hinreichend Allgemeines auf dem Pfad der spirituellen Bemühung, und du hast, um dich von seinen Auswirkungen zu befreien, zuerst die beharrlichen Ideen und Gefühle, die dich in diesem Fahrwasser festhalten, energisch zurückzuweisen. Ich weiß nicht, ob du zu dem früheren Zustand zurückkehren kannst, denn es ist selten, dass man zu einem Punkt in der Vergangenheit zurückkehren kann; es ist aber immer möglich, dass du weitergehst und die Antriebskraft des früher Erreichten wiederentdeckst, das mit Sicherheit in deinem inneren Wesen noch assimiliert ist. Wenn du einen Teil des Yoga durch deine aktiven Bemühungen und dein Streben fortsetzen willst, gibt es keinen Grund, warum du diese Fähigkeit nicht wiederfinden solltest; doch zuerst hast du dich darum zu bemühen, diese untauglichen Gedanken und Gefühle, die alle Hoffnung und allen Glauben in dir lähmen, zurückzuweisen, und zwar ausdauernd, voll und zäh, sie nicht zu akzeptieren, sie nicht zu rechtfertigen und ihnen durch dein Stillschweigen nicht das Recht zu geben, stets den gleichen Ton der Entmutigung, der Unfähigkeit und des Versagens anzustimmen – und nicht ein oder zwei Tage lang, sondern immer, solange sie [auf ihrem Bleiben] beharren oder wiederkehren. Die Ideen, mit denen du sie rechtfertigst, sind – ich wiederhole – nur Vorstellungen des physischen Mentals, nicht wirkliche Dinge; zum Beispiel die Vorstellung, dass du einen bestimmten Gedankengang nicht zu verstehen vermagst (intellektuell etwas zu akzeptieren oder nicht zu akzeptieren ist etwas anderes); denn es ist absolut gewiss, dass dein denkender Verstand hinreichend trainiert ist, um alles zu verstehen, was an ihn herangetragen wird. Es ist nur das physische Mental, das selbst im intelligentesten Menschen beschränkt ist und sich Anfällen von Dummheit oder zumindest größeren oder kleineren Intervallen von reinem Nicht-Verstehen öffnet, wenn es ungewohnten Ideen oder einer neuen Richtung möglicher Erfahrung oder irgend etwas sonstigem gegenübersteht, das entweder den Gewohnheiten des Mentals fremd oder den vitalen Teilen unwillkommen ist. Ich vermute, wir hatten alle die gleiche Erfahrung dieses unfähigen Elementes in unserer Natur, und wenn man sich daran festklammert, kann es sogar Dinge, die für uns normalerweise leicht sind, schwierig und schwierige Dinge unmöglich erscheinen lassen. Doch warum sollte ein im Denken geübtes Mental diesem seinen armseligen Teil erlauben, es zu beherrschen? Genauso ist es mit anderen Vorstellungen. Es gibt nichts, was ein anderer auf dem Yoga-Weg tun kann, das du nicht auch tun kannst, wenn du den festen Willen dazu hast; manche Dinge mögen aufgrund einer früheren Schulung, von Gewohnheiten und mentalen Assoziationen längere Zeit in Anspruch nehmen, es gibt aber nichts Unmögliches, nichts, was zu schwierig wäre, kein von Natur aus unüberwindliches Hindernis.

Es ist der instinktive (nicht mentale) Wille im äußeren Wesen, der blind ist – das innere Mental weiß und versteht, und wenn es hervortritt, erhellt es das Übrige, so dass alles klar wird. Aber das äußere Wesen lässt die Dunkelheit und Verwirrung wiederum zu – sei es durch eine falsche Bewegung des Vitals oder ein träges Akzeptieren der Finsternis des unwissenden physischen Bewusstseins –, und das Wissen wird getrübt. Aber es ist da und braucht nur wieder hervorzutreten. Das physische Bewusstsein ist seiner Beschaffenheit nach unwissend – man kann es dazu bringen zu verstehen, aber es fährt fort zu vergessen und zu empfinden, als ob es nie etwas gewusst hätte – bis schließlich die Kraft und das Licht von ihm Besitz ergreifen, und dann vergisst es nicht mehr.

4. Abschnitt

Du bist mehr in das physische Bewusstsein eingedrungen, wohin der Friede und das Licht des höheren Bewusstseins herabgebracht werden müssen. Das ist häufig zunächst mit einem gewissen Nachlassen der Intensität der Erfahrung verbunden, einer Ausbreitung oder Wiederkehr der alten Bewegungen, die aus den anderen Ebenen verbannt wurden, doch darf man sich hierdurch nicht entmutigen lassen. Der Ausweg ist der, die höheren Kräfte (den Frieden usw.) beharrlicher in diesen Bereich herabzubringen.

Der Drang nach Veräußerlichung muss immer zurückgewiesen werden – es ist die Art und Weise des physischen Bewusstseins, sich der Haltung einer konzentrierten Sadhana zu entziehen. Wenn sich die Arbeit der Wandlung speziell auf das physische Bewusstsein richtet, ist es besonders notwendig, im inneren Bewusstsein zu bleiben und von dort her auf das äußere Wesen einzuwirken, bis auch dieses bereit ist.

Der mondbeschienene maidan ist das spirituelle Bewusstsein, an dessen Pforten du gleichsam stehst, seinen Frieden und seine Leichtigkeit fühlend.

Das Hindernis oder die Mauer der Knechtschaft, welche du empfindest, ist ganz einfach die Mauer der Gewohnheiten des gewöhnlichen physischen Bewusstseins. Allen ergeht es so – die gewöhnliche vitale Natur mit ihrem Ego, Begehren, ihren Leidenschaften, Störungen, sowie die gewöhnliche physische Natur mit ihren starken Gewohnheiten und ihrer Äußerlichkeit sind die hauptsächlichsten Hindernisse, die in der [menschlichen] Natur überwunden werden müssen. Wenn sie zur Ruhe kommen, ist es leichter, in das wahre Bewusstsein einzutreten und sich mit der Mutter zu vereinen. Sie sind aber an die Ruhe nicht gewöhnt, und sobald sie sie fühlen, wollen sie aus ihr herauskommen und ihre üblichen Bewegungen wieder aufnehmen. Das aber wird beendet sein, wenn dein Inneres der äußeren Natur hinreichend Boden abgewonnen hat, um sie zu beherrschen. Die inneren Dinge werden wachsen, sie werden mehr und mehr in Erscheinung treten, in dem Maß wie du den inneren Pfad wachsen fühlst, bis sie stark genug sind, das äußere Verhalten zu lenken. Die von dir empfundenen Hemmnisse, das Empor-wallen der alten Dinge und die wiederholte Rastlosigkeit usw. haben ihre Ursache in dieser Macht der Gewohnheit der physischen Natur – sie lebt davon, die immer gleichen Bewegungen und gleichen Dinge zu wiederholen, an die sie in der Vergangenheit gewöhnt war. Der innere Einfluss wird in dem Maß, in dem er hervortritt, für sie neue Gewohnheiten des Denkens, Fühlens und Tuns schaffen, und dann wird sie fest in diesen weilen und nicht in den Dingen der alten Natur.

Die Enge usw., über die du dich beklagst, sind normale Dinge für die physische Natur. Es ist die gleiche Sache, die aber auf eine andere Weise wirkt, welche X gegenüber einem Rat rebellieren und sie gereizt und schlecht gelaunt sein lässt, wenn sie auf ihre Fehler hingewiesen wird. So ist die physische Natur von beinahe jedem – intolerant, leicht gereizt und ohne Geduld im Umgang mit anderen. Diese physische Natur aber kann durch die seelische Natur ersetzt und gewandelt werden, und du hattest die Erfahrung, von welcher Art diese seelische Natur ist und wie sie wirkt. Daher weißt du, welche Wandlung in dir stattfinden muss, und du weißt ebenso, dass diese neue Natur bereits in dir vorhanden ist und sich darauf vorbereitet hervorzutreten. Bewahre also den Glauben, dass es bestimmt geschehen wird – und wenn das Physische kommt und [die neue Natur] mit den alten Bewegungen verhüllt, dann versuche daran zu denken und das physische Mental zu erinnern, dass allein durch diese Wandlung in dir selbst und in allen anderen [Menschen] sich die Dinge wandeln können. Jetzt ist es notwendig, dass alle diese seelische Wandlung zu ihrem Hauptziel machen, jeder für sich. Wenn das von einigen erreicht wird, wird es sich schneller unter den Übrigen verbreiten. Nur so kann der gegenwärtige Zustand des physischen Bewusstseins voller Ego und Hader zu dem werden, was er sein sollte.

Das, was geschah, ist, dass die Seele in dir, die früher immer im Mental und Vital tätig war, eine Zeitlang durch die Unwissenheit des physischen Bewusstseins verhüllt oder verdeckt war. Die Seele ist es, die dich mit der Mutter verbindet und ihr alle Bewegungen deines Wesens zuwendet oder sie von ihr in Empfang nimmt oder mit ihr vereint und von ihr abhängig macht. Das hat sie auch mit deinem mentalen und vitalen Wesen und seinen Bewegungen so gehalten und dich vor allen falschen mentalen und vitalen Suggestionen und Attacken bewahrt und dir gezeigt, was wahr und falsch ist. Nun ist es wiederum dieses seelische Wesen, das sich auch in deinem physischen Bewusstsein offenbart. Du brauchst nur darin zu leben, und dein ganzes Wesen wird der Mutter zugewandt, mit ihr vereint und vor Zweifel, Irrtümern und falschen Eingebungen geschützt sein – und du kannst wiederum vorwärtsschreiten, der vollen Verwirklichung der Sadhana entgegen.

All das ist sehr gut – es ist der seelische Zustand, der sich ausweitet. Der Friede und das spontane Wissen sind im seelischen Wesen und von dort breiten sie sich zum Mental, Vital und Physischen aus. Im äußeren physischen Bewusstsein versucht die Schwierigkeit noch anzudauern und überträgt die Ruhelosigkeit manchmal auf das physische Mental, manchmal auf die Nerven und manchmal in Form von physischer Störung auf den Körper. All diese Dinge aber können und müssen gehen. Selbst die Krankheit kann gänzlich mit dem Wachsen des Friedens und der Kraft in den Nerven und physischen Zellen aufhören – Magenschmerzen, Augenschwäche und alles Übrige.

Die Gewohnheit der Rückkehr dieser Gefühle gehört zum physischen Bewusstsein, und das menschliche Wesen ist in seinem physischen Bewusstsein immer schwach und unfähig, sich von den gewohnten Bewegungen zu befreien oder ihnen zu widerstehen. Es gibt drei Dinge, die ihm dabei helfen können (abgesehen von seinem mentalen Willen, der nicht immer stark genug ist, es zu tun). Zunächst das seelische Wesen; einige Tage lang war deine Seele äußerst aktiv und stieß diese Bewegungen fort, wann immer sie zu kommen versuchten, oder warf sie hinaus, sobald sie eindrangen. Diese Aktivität der Seele wird zurückkehren und schließlich in das physische Bewusstsein selbst herabkommen; dann wird es kaum eine Schwierigkeit mehr geben. Zweitens, dass das innere Bewusstsein immer wachsam ist. Gegenwärtig ist das schwierig, denn um das innere Bewusstsein zu allen Zeiten wach zu halten, bedarf es deines Sich-Vertiefens – dann wird der Schleier zwischen dem äußeren und inneren [Bewusstsein], der sich [gegenwärtig] nur dann lüftet, wenn du dich in Konzentration befindest, aufhören zu existieren, auch wenn du in einem gewöhnlichen, unkonzentrierten Zustand bist. Dieses Sich-Vertiefen ist der Grund, weshalb sich in dir der starke Hang zu einer Wende nach innen einstellt. Und drittens, dass die Kraft der Mutter immer gegenwärtig ist und auch sofort eine Erwiderung vom physischen Bewusstsein erhält. Diese drei Dinge zusammen vermögen alles zu bewerkstelligen. Es dauert einige Zeit, um sie alle drei gleichzeitig aktiv sein zu lassen, es wird aber mit Sicherheit kommen, und damit werden diese inneren Schwierigkeiten aufhören.

Es ist unvermeidlich, dass im Verlauf der Sadhana alle möglichen Zustände auftreten, durch die man zur Fülle des wahren Bewusstseins geführt wird. Du bist jetzt, wie es bei den meisten der Fall ist, im physischen Bewusstsein, und seine hauptsächliche Schwierigkeit ist die Veräußerlichung sowie das Verhüllen der aktiven Erfahrung, so dass man nicht weiß, was innerlich vor sich geht, oder das Gefühl hat, als ob nichts passieren würde. Wenn das der Fall ist, bedeutet es, dass etwas hervorgetreten ist, ein Teil oder eine Ebene des Physischen, auf die eingewirkt werden muss, und nachher – es mag längere oder kürzere Zeit dauern – beginnt die bewusste, aktive innere Erfahrung von neuem. Die Lautlosigkeit im Mental ist an sich nichts Schlechtes, sie ist eine günstige Voraussetzung für die Arbeit. Auch muss das, was deiner Beschreibung nach im Kopf stattfindet, das Wirken der [Yoga-] Kraft dort sein – das lässt manchmal den Eindruck von Kopfschmerzen entstehen. Vermutlich findet eine Arbeit im physischen Mental statt, um es von irgendeiner Schwierigkeit zu befreien, oder aber um es auf das, was von oben kommt, besser vorzubereiten.

Um durch diese Zustände hindurchzugehen und nicht furchtsam oder rastlos zu werden, ist große Geduld notwendig und auch das Vertrauen darauf, dass alle Schwierigkeiten überwunden werden.

Nicht, dass immer etwas „falsch“ in dir wäre, es gibt vielmehr im unterbewussten physischen Wesen noch einen Teil der daran gewöhnt war, sehr stark auf die Vibrationen dieser Gedanken und Gefühle zu reagieren, und immer noch darauf reagiert. Im Allgemeinen würdest du ihnen gar nicht erlauben, in Form von Gedanken oder Gefühlen aufzukommen – sie würden sich lediglich als eine Depression des Körpers oder eine Ermüdung offenbaren – oder du würdest, wenn sie aufkämen, sofort darüber hinwegkommen, und die Vibrationen würden abklingen und verschwinden. Aber bei der Atmosphäre, die mit der Überflutung durch das gewöhnliche Bewusstsein stark überladen ist, besteht eine verringerte Elastizität im physischen Bewusstsein, und daher konnten sie [die Gefühle] entstehen. Das ist eine außerordentlich häufige Erfahrung. Man muss sich von diesen noch schwachen Teilen loslösen und sie als ein Detail im Mechanismus betrachten, der in Ordnung gebracht werden muss. Auch ist dein Nervenwesen [das vitale Physische] äußerst bewusst und sensitiv, und irgend etwas Falsches in der Atmosphäre beeinträchtigt es mehr als es bei den meisten anderen der Fall ist.

Was du in deiner Brust fühltest, war der Versuch der alten Unwissenheit, durch die physische Attacke die vitale Ruhelosigkeit, Depression und Verwirrung zurückzubringen – denn jetzt ist sie auf die Verdunkelung des Physischen angewiesen, um das Licht und die Kraft an ihrem Kommen zu hindern, um ihr Wirken zu trüben, Störung zu schaffen und die Ruhe zunichte zu machen. Weise sie zurück, so wie du es schon diesmal getan hast, wann immer sie zu kommen versucht.

Es ist sehr gut, dass alles diesen Verlauf genommen hat und das wahre Bewusstsein seine Kontrolle im Physischen kräftigte. Diese Dinge sind in Wirklichkeit Attacken, die den Zweck haben zu verhindern, dass die Kontrolle im physischen Wesen errichtet wird – so wie es in den inneren [Wesens-] Teilen geschah. Wo immer sich das physische Bewusstsein öffnet, kann die [Yoga-] Kraft alles beseitigen, was eine Störung verursachen könnte. Manchmal dauert es einige Zeit, bis der Widerstand überwunden ist, vor ihr aber schwindet schließlich alles dahin.

Es ist tatsächlich das Körperbewusstsein, das noch Schwierigkeit bereitet – wenn aber Ruhelosigkeit und Verwirrung aufkommen, musst du sie sofort darbringen und darum bitten, dass der widerstrebende Teil sich öffnet. Auf diese Weise ist es möglich, einen Zustand herzustellen, in welchem mit der aufkommenden Schwierigkeit gleichzeitig auch die entgegenwirkende Kraft in Erscheinung tritt. Daher wird die Schwierigkeit nicht von langer Dauer sein.

Für deine Sadhana ist es notwendig, zuerst das physische Wesen ganz zu öffnen und in ihm die Herabkunft der Ruhe, Stärke, Reinheit und Freude zu stabilisieren sowie das Gefühl der Gegenwart und des Wirkens der Kraft der Mutter in dir. Allein auf dieser gesicherten Grundlage kann man ein völlig wirksames Instrument für die Arbeit werden. Ist das einmal geschehen, muss noch die dynamische Umwandlung des instrumentalen Wesens erreicht werden, und das hängt von der Herabkunft einer höheren und immer höheren Bewusstseinsmacht in das Mental, Vital und den Körper ab – „höher“ bedeutet näher und immer näher zum Licht und zur Kraft des Supramentals. Das aber kann nur auf der von mir erwähnten Grundlage geschehen und wenn das seelische Wesen ständig im Vordergrund ist und als Mittler zwischen dem instrumentalen Mental, Vital und Körper und diesen höheren Wesens-Ebenen wirkt. Diese grundlegende Stabilisierung muss also zuerst vollendet sein.

Ja, das ist die Zeit, in der du ausharren musst, bis du in deinem inneren Bewusstsein ganz gefestigt bist, und die Nachhaltigkeit des Schweigens und Friedens ist ein Zeichen, dass es jetzt möglich ist. Wenn man diese Art von Schweigen, Frieden und Weite fühlt, kann man sicher sein, dass sie zum wahren Wesen gehören, dem wirklichen Selbst, das in das Mental und Vital eindringt und vielleicht auch in das physische Bewusstsein. Die Rastlosigkeit des Physischen wird vermutlich durch den Frieden und das Schweigen ausgelöst, die das Physische berühren, aber noch nicht das stoffliche oder Körper-Bewusstsein durchdrungen haben. Die frühere Rastlosigkeit ist noch im Körper und versucht zu bleiben, obwohl sie weder in das Mental noch in das Vital eindringen kann und nicht einmal ganz allgemein in das physische Bewusstsein als Ganzes. Wenn der Friede nach dort herabkommt, wird die Rastlosigkeit beendet sein.

Die sexuelle Erregung stammt vom wachen Unterbewussten. Wenn sie sich im Wachbewusstsein nicht offenbaren kann, steigt sie im Schlaf aus dem Unterbewussten hoch. Das Mental darf sich nicht stören lassen – es wird mit dem Übrigen verschwinden.

Dies ist eine Form, die der Widerstand im Physischen leicht und oft annimmt – ein Unbehagen voll Rastlosigkeit im Nervensystem. Wenn sie in den Beinen auftritt, bedeutet es, dass der stofflichste Teil des Bewusstseins der Sitz der Störung ist. Da sie sich gezeigt hat, sollte sie für immer verbannt werden. Dieser Teil ist vermutlich hinreichend bewusst geworden, um den erhöhten Druck zu empfinden, wenn die [Kraft der] Mutter herabkommt, aber nicht genügend, um ihn aufzunehmen und assimilieren zu können – daher das Unbehagen und der Widerstand. Wenn das der Fall ist, wird es von selbst verschwinden – wenn du dich dort etwas mehr öffnest.

Was du beschreibst – Dumpfheit, Unbehagen, Schwäche, das Gefühl, alt und erschöpft zu sein oder krank – sind die aufkommenden Reaktionen, wenn sich die Trägheit der physischen Natur dem Licht widersetzt – die anderen, das Gefühl der Würde und Selbstachtung (des Egos), sind die Reaktionen des Vitals. Beiden Arten muss die Annahme verweigert werden. Es gibt nur ein Ziel, dem man zu folgen hat: das Wachsen des Friedens, des Lichtes, der Macht und eines neuen Bewusstseins im Wesen. Mit jenem neuen Bewusstsein wird das wahre Wissen, Verstehen, die wahre Stärke, das wahre Gefühl kommen, und statt des Aufruhrs und Kampfes wird es eine Harmonie und die Einung mit dem Göttlichen Bewusstsein und Willen schaffen.

Eine gewisse Trägheit, der Hang zum Schlafen, die Lässigkeit, die Unlust oder Unfähigkeit für die Arbeit oder spirituelle Bemühung längere Zeit hindurch stark zu sein, das alles ist in der Natur des menschlichen physischen Bewusstseins verwurzelt. Wenn man sich in sein Physisches hinab wendet, um es zu wandeln (das war der allgemeine Zustand hier für lange Zeit). verstärken sich diese Dinge [Trägheit usw.]. Dies steigert sich manchmal vorübergehend, wenn der Druck der Sadhana im Physischen zunimmt oder man sich sehr nach innen wenden muss – der Körper braucht entweder mehr Ruhe oder verwandelt die nach innen gerichtete Bewegung in den Hang zu schlafen oder sich auszuruhen. Du brauchst dir darüber jedoch keine Sorgen zu machen. Nach einiger Zeit regelt sich das von selbst; das physische Bewusstsein empfängt den wahren Frieden und die Stille in den Zellen und fühlt sich ausgeruht, auch wenn es sich in voller Arbeit oder in einem höchst konzentrierten Zustand befindet, und dieser Hang zur Trägheit verschwindet aus der Natur.

Nachts hat die Trägheit immer größere Chancen, weil im Schlaf ein bedeutender Teil vom Unterbewussten eingenommen wird – aber abgesehen davon sollte eine innere Reaktion gegen das Aufkommen der Trägheit bestehen. Die Ruhe in den Zellen des Körpers, selbst die Empfindung der Unbeweglichkeit (so dass der Körper eher bewegt zu werden scheint als dass er sich selbst bewegt) ist etwas ganz anderes und leicht von der Trägheit zu unterscheiden. Das Herabfließen des Friedens bringt meist viel vom statischen Brahman in das Bewusstsein bis ins Physische herab, so dass man jenes „unbeweglich, bewegt es sich“ der Upanishad empfindet.

Mir ist kein wirksames äußerliches Mittel bekannt, um sich davon zu befreien [der Trägheit]. Manche verbringen die Zeit, in der sie die Sadhana nicht ausüben können, mit anderen Dingen – Lesen, Schreiben oder Arbeiten – und machen nicht im mindesten den Versuch, sich zu konzentrieren. Ich vermute aber, dass in deinem Fall der Körper es ist, der Kraft benötigt.

Es ist völlig richtig, dass Körperübungen sehr notwendig sind, um tamas fernzuhalten. Ich freue mich, dass du sie jetzt betreibst, und hoffe, dass du weitermachen wirst.

Physische tamas kann in ihren Wurzeln nur durch die Herabkunft und Umwandlung ausgemerzt werden, jedoch können Körperübungen und die regelmäßige Tätigkeit des Körpers das Vorherrschen eines tamasischen Zustandes im Körper immer verhindern.

In der Sadhana ist es notwendig, ein starkes Mental, einen starken Körper und eine starke Lebenskraft zu haben. Es sollte besonders darauf geachtet werden, tamas hinauszustoßen und Stärke und Kraft in das Gefüge der Natur zu bringen.

Der Yoga-Weg muss etwas Lebendiges sein, nicht ein mentales Prinzip oder eine festgelegte Methode, an die man sich ungeachtet aller notwendigen Spielarten klammert.

Die Schwäche des Körpers muss geheilt und darf nicht übergangen werden. Das kann nur geschehen, indem man die Kraft von oben herabbringt, nicht indem man lediglich den Körper zwingt.

Durch Überanstrengung wird die Trägheit nur verstärkt – der mentale und vitale Wille können den Körper zwingen, aber der Körper fühlt sich mehr und mehr überfordert und setzt sich letzten Endes durch. Nur wenn der Körper selbst den Willen und die Kraft zur Arbeit fühlt, kann man sie verrichten.

Die erste Regel lautet: genügend Schlaf und Ruhe, nicht im Übermaß, doch auch nicht zu wenig.

Der Körper muss für die Arbeit geschult werden, darf aber nicht über seine höchstmögliche Leistungsfähigkeit hinaus angestrengt werden.

Das äußere Mittel ohne das innere ist ohne Wirkung. Bis zu einem gewissen Grad kann der Körper durch ein progressives Training für die Arbeit fähiger gemacht werden. Wichtig aber ist, die Kraft für die Arbeit und den rasa, der Arbeit in den Körper herabzubringen. Dann wird der Körper ohne zu murren oder sich ermüdet zu fühlen das tun, was von ihm verlangt wird.

Selbst wenn die Kraft und der rasa vorhanden sind, muss man sein Gefühl für das Maß bewahren.

Arbeit ist ein Mittel, sich dem Göttlichen zu weihen, sie muss jedoch mit dem notwendigen inneren Bewusstsein verrichtet werden, an dem das äußere Vital und Physische auch teilhaben.

Ein fauler Körper ist bestimmt kein geeignetes Instrument für den Yoga – er muss aufhören, faul zu sein. Aber auch ein ermüdeter und lustloser Körper kann nicht richtig empfangen oder ein gutes Instrument sein. Jedes Extrem zu vermeiden ist das Richtige.

Wenn der Körper nach der Arbeit schmerzt, tust du im Hinblick auf deine physische Kraft möglicherweise zu viel und überforderst den Körper. Wenn du Arbeit verrichtest, kommt die [Yoga-] Kraft in dich herab, nimmt die Form von vitaler Energie an und stützt deinen Körper, so dass er während dieser Zeit die Anstrengung nicht fühlt; wenn du aber zu arbeiten aufhörst, kehrt der Körper in seinen normalen Zustand zurück und spürt die Auswirkung – er ist noch nicht hinreichend offen gewesen, um die Kraft zu bewahren. Du musst abwarten, ob diese Auswirkung des Schmerzes anhält; wenn sie vorübergeht, ist es in Ordnung; im anderen Fall solltest du darauf achten, dich nicht durch zu viel Arbeit zu überanstrengen.

Es ist dem guten seelischen Zustand in dir zuzuschreiben, dass diese Leichtheit und Kraft für die Arbeit über dich kommen; denn damit bist du offen für die Kraft der Mutter, und sie ist es, die in dir wirkt, so dass es keine Ermüdung gibt. Früher hast du nach der Arbeit Müdigkeit empfunden, weil dein Vital offen und die vitale Energie das Instrument der Arbeit war; das Körperbewusstsein aber war nicht ganz offen und empfand die Anstrengung. Diesmal scheint sich auch das Physische geöffnet zu haben.

Der Schmerz, das Brennen, die Rastlosigkeit, das Weinen und die Unfähigkeit zur Arbeit, die du empfindest, treten auf, wenn eine gewisse Schwierigkeit oder ein Widerstand in einem Teil der [menschlichen] Natur besteht. Wenn sich das einstellt, rufe die Mutter und weise diese Dinge zurück; wende dich ihr zu, damit der Friede und die Ruhe in dein Mental zurückkehren, sich im Herzen festigen und für diese anderen Dinge kein Platz mehr ist.

5. Abschnitt

Das dem Essen Verhaftet-sein, die Gier und das heftige Verlangen danach, machen es zu einer ungebührlich wichtigen Sache im Leben, die dem Geist des Yoga widerspricht. Festzustellen, dass etwas gut schmeckt, ist nichts Falsches, man darf es nur nicht begehren oder danach trachten, weder jubeln, wenn man es erhält, noch missmutig oder betrübt sein, wenn man es nicht erhält. Man muss ruhig und gleichmütig sein, darf nicht aufgeregt oder unzufrieden werden, wenn das Essen nicht schmackhaft oder sehr reichlich ist, sondern man hat eine bestimmte notwendige Menge zu essen, nicht weniger und nicht mehr. Weder heftiges Verlangen noch Widerwille sollte vorhanden sein.

Ständig an das Essen zu denken und sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ist ein ganz falscher Weg, sich von der Esslust zu befreien. Räume dem Nahrungselement den richtigen Platz im Leben ein, eine kleine Ecke, konzentriere dich auf andere Dinge und nicht darauf.

Es ist bestimmt nicht sehr yogisch, sich durch die Aufdringlichkeit des Gaumen derart quälen zu lassen. Diese kleinen Begierden, denen viele Menschen, die durchaus keine Yogis und auch keine Anwärter auf den Yoga sind, den richtigen Platz einzuräumen wissen, scheinen – wie ich feststelle – eine übermäßige Wichtigkeit im Bewusstsein der Sadhaks hier einzunehmen – sicherlich nicht bei allen, doch bei vielen. Sie scheinen in diesen wie in anderen Belangen nicht zu erkennen, dass man, wenn man den Yoga ausüben will, in allen Dingen, ob klein oder groß, immer mehr die yogische Haltung einzunehmen hat. Diese Haltung besteht auf unserem Weg nicht in gewaltsamer Unterdrückung, sondern, was die Ziele der Begierden anbelangt, in Loslösung und Gleichmut. Heftige Unterdrückung steht auf der gleichen Stufe mit freier Befriedigung; in beiden Fällen bleibt die Begierde erhalten; in dem einen wird sie durch Befriedigung genährt, im anderen bleibt sie verborgen und wird durch Unterdrückung verschlimmert. Nur dann, wenn man zurücktritt und sich vom niederen Vital loslöst, wenn man sich weigert, seine Begierden und lauten Forderungen als die eigenen zu betrachten, und im Bewusstsein eine völlige Gleichgültigkeit und Gleichmütigkeit ihnen gegenüber bewahrt, wird das niedere Vital selbst allmählich geläutert und auch still und gleichmütig werden. Jede Woge des Begehrens muss, sobald sie sich zeigt, beobachtet werden, so ruhig und mit einer so unbewegten Loslösung, wie du etwas beobachten würdest, das außerhalb von dir vor sich geht, und man muss sie vorübergehen lassen, aus dem Bewusstsein verweisen und immerfort die wahre Bewegung, das wahre Bewusstsein an ihre Stelle setzen.

Wäre es nicht besser, wenn die Menschen sich erinnern würden, dass sie um des Yoga willen hier sind und diesen zum Salz und zur Würze ihres Lebens machen, und die samata des Gaumens erwerben würden. Meiner Erfahrung nach würden dann alle Sorgen schwinden und selbst die Küchen- und Kochprobleme ihr Ende finden.

Mach dir keine Gedanken über das Essen. Nimm es in der richtigen Menge zu dir (weder zu viel noch zu wenig) ohne Gier oder Abneigung, als ein Mittel, das dir von der Mutter zur Erhaltung des Körpers gegeben wurde – in der richtigen Einstellung, indem du es dem Göttlichen in dir darbringst; dann besteht keine Gefahr, dass es Trägheit verursacht.

Wichtig ist, ausreichend Nahrung zu sich zu nehmen und dann nicht mehr darüber nachzudenken, sie nur als ein Mittel zur Erhaltung des physischen Instrumentes zu betrachten. Aber genauso wie man sich nicht überessen sollte, darf man die Nahrungsmenge auch nicht zu sehr verringern – es erzeugt eine Reaktion, die das Ziel verfehlt –, denn das Ziel ist, die Konzentration auf spirituelle Erfahrung und spirituellen Fortschritt nicht beeinträchtigen zu lassen, weder durch die Gier nach Nahrung noch durch die schwere tamas des Physischen, die das Ergebnis von übermäßigem Essen ist. Wenn der Körper unzureichend ernährt wird, denkt er mehr an Essen als im anderen Fall.

Diese Dinge erheben sich immer noch in dir, weil sie so lange Zeit bedeutende Schwierigkeiten darstellten und, was das erstere anbelangt, du es eine Zeitlang gedanklich sehr gerechtfertigt hast. Doch wenn das innere Bewusstsein derart wächst, werden sie mit Sicherheit verschwinden. Wenn sie sich aber erheben, gewähre ihnen keine Zuflucht. Vielleicht war deine Haltung hinsichtlich der Gier nach Nahrung nicht ganz korrekt. Die Gier nach Nahrung muss überwunden werden, doch sollte man nicht zu viele Gedanken darauf verschwenden. Eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Nahrung ist mit Sicherheit die richtige Einstellung. Die Nahrung dient der Erhaltung des Körpers, und zu diesem Zweck sollte man genügend essen – soviel der Körper braucht; wenn man ihm weniger gibt, entsteht im Körper ein Bedürfnis und Verlangen; wenn du mehr gibst, ist es Nachgiebigkeit gegenüber dem Vital. Was bestimmte dem Gaumen zusagende Dinge anbelangt, so sollte die Haltung des Mentals und Vitals die sein: „Wenn ich es erhalte, nehme ich es an, wenn ich es nicht erhalte, macht es mir nichts aus“. Man sollte nicht zu viel an das Essen denken, weder schwelgen noch es übermäßig unterdrücken – das ist das beste.

Zuviel zu essen macht den Körper stofflich und schwer, zu wenig zu essen macht ihn schwach und nervös – man muss die wahre Harmonie und das Gleichgewicht zwischen dem Erfordernis des Körpers und der eingenommenen Nahrung finden.

Es hängt davon ab, was du vertragen kannst. Wenn du es vertragen kannst, schadet es nichts, mehr zu essen, weil du hungrig bist. Alle diese Dinge hängen vom wahren Erfordernis des Körpers ab, und das mag in verschiedenen Fällen verschieden sein gemäß der Konstitution des Körpers, der Menge der geleisteten Arbeit oder der Körperübungen, die man ausführt. Möglicherweise hast du deine Nahrung zu sehr verringert – versuche also, etwas mehr zu essen.

Das ist ganz natürlich. Körperübungen steigern immer den Appetit, weil der Körper mehr Nahrung benötigt, um die mehr verbrauchte Energie zu ersetzen. Je mehr physische Arbeit der Körper verrichtet, umso mehr Nahrung braucht er normalerweise. Auf der anderen Seite erfordert mentale Arbeit keine Steigerung der Nahrungsmenge – das wurde wissenschaftlich durch Experimente festgestellt. Hunger kann aufgrund anderer Ursachen zunehmen, wenn er aber damit zusammentrifft, dass du anstrengende Spiele oder Körperübungen aufgenommen hast, ist das ganz normal.

Im vorgerückten Alter ist es wünschenswert, die Kost zu verringern.

Diese Neigung der Natur [die Esslust] solltest du weder übergehen noch zu sehr beachten; man muss sich damit auseinandersetzen, sie läutern und bezähmen, ohne ihr zu große Bedeutung beizumessen. Es gibt zwei Wege, sie zu überwinden: den einen der Loslösung – das Essen lediglich als eine physische Notwendigkeit und die vitale Befriedigung des Magens und Gaumens als eine Sache ohne Belang zu betrachten lernen; der andere Weg besteht darin, ohne Beharrlichkeit oder Verlangen jedes angebotene Essen anzunehmen und – gleichgültig, ob andere es gut oder schlecht finden – den gleichen rasa in ihm zu finden, nicht den der Nahrung als solcher, sondern den des universalen Ananda.

Diese Verallgemeinerungen auf beiden Seiten haben nicht viel Wert. Man braucht die Nahrung nicht zu hassen, um sich von der Gier nach Nahrung zu befreien. Auf der anderen Seite kann es förderlich sein, gegenüber gewissen Dingen eine Abneigung zu entwickeln, um sie zurückzuweisen – doch ist das nicht immer die Lösung, denn sie können trotz der Abneigung bestehen bleiben.

Es ist falsch, den Körper zu vernachlässigen und ihn verkommen zu lassen; der Körper ist das Instrument der Sadhana und sollte in gutem Zustand erhalten werden. Man sollte ihm nicht verhaftet sein, doch darf es auch keine Vernachlässigung oder Missachtung des stofflichen Teils unserer Natur geben.

In diesem Yoga besteht das Ziel nicht nur in der Einung mit dem höheren Bewusstsein, sondern auch darin (durch diese Macht des höheren Bewusstseins) das niedrigere Bewusstsein einschließlich der physischen Natur umzuwandeln.

Um zu essen, braucht man kein Verlangen, keine Gier nach Nahrung zu haben. Der Yogi isst nicht aus Begehrlichkeit, sondern um den Körper zu erhalten.

Das Verhaftet-sein mit wohlschmeckender Nahrung muss ebenso aufgegeben werden wie das persönliche Verhaftet-sein damit, eine Stellung einzunehmen und Dienst auszuüben; für diesen Zweck ist es jedoch nicht unerlässlich, asketische Diät einzunehmen oder alles, was mit einer Tätigkeit verbunden ist, wie Geld und ein Amt, aufzugeben. Der Yogi muss nihsva [ohne Besitz] werden, und zwar in dem Sinne, dass er fühlt, dass nichts ihm, sondern alles dem Göttlichen gehört, und er muss zu jeder Zeit bereit sein, alles dem Göttlichen zu geben. Es ist aber sinnlos, alles von sich zu werfen, um ohne zwingenden Grund äußerlich nihsva zu sein.

Ich vermute, du bist dir des Prinzips des Hungers im Vital-Physischen bewusst geworden. Er wird weder aufhören zu bestehen, indem du ihn befriedigst, noch indem du ihn gewaltsam unterdrückst – er kann gewandelt werden, indem du einen Willen zur Wandlung auf ihn richtest und ein höheres Bewusstsein herabbringst.

Hunger auf diese Weise zu unterdrücken ist nicht gut, es bringt sehr oft Störungen mit sich. Ich bezweifle, ob Beleibtheit oder Schlankheit von gesunder Art etwas mit der aufgenommenen Nahrungsmenge zu tun hat – es gibt Menschen, die gut essen und schlank sind, und andere, die nur eine einzige Mahlzeit am Tag einnehmen und dick bleiben. Durch Unterernährung (weniger zu essen als der Körper wirklich braucht), wird man ausgezehrt, doch ist das kein gesunder Zustand. Die Ärzte sagen, dass es großenteils vom Funktionieren gewisser Drüsen abhängt. Auf jeden Fall ist es jetzt wichtig, die Stärke der Nerven zurückzuerlangen.

Auch hinsichtlich der Leber hilft wenig zu essen nicht, sehr oft macht es die Leber träge, so dass sie weniger gut arbeitet. Gegen Störungen der Leber wird empfohlen, fettes Essen und zu viel Süßigkeiten zu meiden. Aber zu wenig zu essen ist nicht gut – es mag für gewisse Magen- oder Darmerkrankungen richtig sein, aber nicht für eine gewöhnliche Leberstörung.

Zum Nahrungsproblem der sannyasins: sannyasins setzen die Begierden in dieser und anderer Richtung unter Druck – sie nehmen aus Prinzip asketische Nahrung zu sich; das tötet aber nicht notwendigerweise die Gier nach Nahrung ab, sie wird vielmehr komprimiert und kann sich, wenn der Zwang oder das Prinzip verschwindet, wiederum erheben, und zwar stärker als zuvor – eine Kompression ohne Beseitigung verstärkt häufig die Kraft dieser Dinge, statt sie zu vernichten.

Bei einer Unterdrückung der Gier nach Essen habe ich immer festgestellt, dass dann für eine gewisse Zeit ein starker Hunger oder ein Erfordernis aufkommt, in großen Mengen zu essen, als ob sich der Körper einen Ausgleich für den früheren Mangel schaffen würde.

Was ich den Menschen als erstes sage, wenn sie nicht essen oder schlafen wollen, ist, dass kein Yoga ohne hinreichende Nahrung und genügend Schlaf ausgeübt werden kann (siehe die Gita zu diesem Punkt). Fasten oder Schlaflosigkeit macht die Nerven morbid und erregt, schwächt das Gehirn und führt zu Wahnvorstellungen und Phantasien. Die Gita sagt, dass Yoga nicht für jemanden sei, der nicht isst oder nicht schläft, sondern dass man ihn am besten ausüben kann, wenn man ausreichend schläft und isst – yuktahari yuktanidrah. Mit allen anderen Dingen ist es genauso. Habe ich nicht oft gesagt, dass mir übermäßige Zurückgezogenheit verdächtig vorkomme und dass nichts anderes zu tun als zu meditieren eine einseitige und daher ungesunde Sadhana sei?

Die Idee, das Essen aufzugeben, ist eine falsche Suggestion. Du kannst dich an eine kleine Nahrungsmenge gewöhnen, aber nicht ganz und gar ohne Nahrung bleiben, es sei denn für verhältnismäßig kurze Zeit. Erinnere dich, was in der Gita steht: „Yoga ist nichts für jemanden, der übermäßig isst, noch für den, der sich gänzlich des Essens enthält“. Vitale Energie ist die eine Sache – davon kann man auch ohne Nahrung eine große Menge in sich aufnehmen, und häufig nimmt sie durch das Fasten zu – aber die physische Substanz, ohne welche das Leben seinen Halt verliert, ist etwas ganz anderes.

Man kann die Stärke herabholen, es ist aber ebenfalls notwendig, darauf zu achten, dass der Körper genügend Nahrung, Schlaf und Ruhe hat – ohne diese Dinge werden die Nerven angestrengt, und wenn dies der Fall ist, fühlt der Körper Ermüdung und wird geschwächt.

Nicht zu essen, um sich von der Gier nach Nahrung zu befreien, ist der asketische Weg. Unser Weg besteht aus Gleichmut und Nicht-Verhaftet-sein.

Es ist richtig, dass man durch Fasten, sofern Mental und Nerven stabil sind oder eine dynamische Willenskraft besteht, für eine gewisse Zeit in einen Zustand innerer Energie und Aufnahmebereitschaft eintreten kann, der dem Mental verlockend erscheint und die üblichen Reaktionen wie Hunger, Schwäche, Darmstörung usw. können dabei gänzlich vermieden werden. Aber der Körper leidet an Auszehrung, und es kann sich im Vital leicht ein morbider, überforderter Zustand entwickeln, der dadurch verursacht wird, dass das Nervensystem mit mehr vitaler Energie überflutet wird als es zu assimilieren oder koordinieren vermag. Nervöse Menschen sollten der Versuchung des Fastens widerstehen, welches häufig von Wahnvorstellungen und Gleichgewichtsverlust begleitet wird oder sie zur Folge hat. Besonders wenn es durch einen Hungerstreik ausgelöst wird oder etwas Derartiges aufkommt, wird Fasten gefährlich, denn dann handelt es sich um Nachgiebigkeit gegenüber einer vitalen Regung, die leicht zu einer für die Sadhana schädlichen und verderblichen Gewohnheit werden kann. Selbst wenn alle diese Reaktionen vermieden werden, hat Fasten nicht viel Sinn, da die höhere Energie oder Aufnahmebereitschaft nicht durch künstliche oder physische Mittel herbeigeführt werden sollte, sondern durch die Intensität des Bewusstseins und den starken Willen zur Sadhana.

Ich habe nie etwas davon gehört; es ist aber genau der Weg [verlängertes Fasten], um zu einer falschen Verwirklichung zu gelangen. Die Nerven geraten in einen erregten, angespannten Zustand (wenn sie nicht überhaupt zusammenbrechen) und erfinden Verwirklichungen oder öffnen sich einer falschen Kraft. Das geschieht zumindest häufig.

Ich halte es nicht für ratsam, irgendeiner Suggestion des Fastens stattzugeben – das öffnet manchmal die Tür der „Nicht-Essens-Kraft“, die das Mental ergreift, und es gibt Störungen. Das kann deshalb leicht geschehen, weil das innere Wesen natürlich keine Nahrung braucht, und bestimmte Kräfte versuchen, dieses Nicht-Bedürfnis auch auf den Körper auszudehnen, der nicht unter dem gleichen glücklichen Gesetz steht. Es ist besser, den Zustand [der Konzentration und des Friedens] an Intensität wachsen zu lassen, bis er sogar während und nach der Mahlzeit anhalten kann. Ich vermute, dass es in Wirklichkeit nicht die Mahlzeit ist, die stört, sondern das Hinaustreten in das äußere Bewusstsein, was einigermaßen schwierig zu vermeiden ist, wenn man isst. Es wird jedoch mit der Zeit überwunden werden.

Du darfst diese Bewegung [die Verringerung der Nahrung] nicht zu weit treiben lassen. Es ist eine der Gefahren der Sadhana; aufgrund der asketischen Wende im Yoga früherer Zeiten entstand, sobald die Erfahrungen auftraten, die Suggestion, dass Nahrung oder Schlaf nicht notwendig seien, und damit kann auch im Körper die Neigung aufkommen, nicht zu essen oder zu schlafen. Wenn das jedoch akzeptiert wird, zeitigt es oft verheerende Folgen. Es darf genauso wenig akzeptiert werden wie die Trägheit selbst.

Wenn du starke Schmerzen hast, kannst du für einen Tag oder zwei Tage die Arbeit ruhen lassen, bis sie abgeklungen sind. Wenn du natürlich glaubst, nur daran zu leiden, dass du keine flüssige Nahrung erhältst, löst es das Problem. Du kannst mit flüssiger Nahrung allein auskommen, doch wenn du nur flüssige Nahrung zu dir nimmst, wirst du zur Arbeit nicht kräftig genug sein. Gewöhnlich aber spielen die Gedanken bei der Festlegung dieser Dinge eine große Rolle. Das Mental hat den Eindruck, dass jede feste Nahrung Schmerz verursachen wird, und der Körper richtet sich danach – als natürliches Ergebnis beginnt daher jede feste Nahrung Schmerz zu verursachen.

Mentale oder vitale Energie hängt nicht von der Nahrung ab oder muss nicht von ihr abhängen – es ist das Physische, das nach einiger Zeit beginnt, überfordert zu sein, wenn es nicht ausreichend ernährt wird.

Die Umwandlung, nach der wir streben, ist zu umfassend und komplex, um auf einmal zu kommen; man muss sie schrittweise kommen lassen. Die physische Wandlung ist der letzte dieser Schritte und in sich ein progressiver Vorgang.

Die innere Umwandlung kann nicht durch physische Mittel, weder positive noch negative, herbeigeführt werden. Im Gegenteil, die physische Wandlung als solche kann nur durch eine Herabkunft des größeren supramentalen Bewusstseins in die Zellen des Körpers zustande gebracht werden. Bis dahin müssen der Körper und seine ihn stützenden Energien teilweise durch die üblichen Mittel, wie Nahrung, Schlaf usw., aufrechterhalten werden. Nahrung sollte im rechten Geist, mit dem rechten Bewusstsein: eingenommen, Schlaf allmählich in yogische Ruhe umgewandelt werden. Eine vorzeitige und übermäßige physische Strenge, tapasya, kann den Vorgang der Sadhana gefährden, indem sie eine Störung und Abnormalität der Kräfte in den verschiedenen Teilen des [Körper-] Systems auslöst. Eine große Energie kann sich in die mentalen und vitalen Teile ergießen, doch können Körper und Nerven dabei überfordert werden und die Kraft verlieren, das Spiel dieser höheren Energien zu stützen. Das ist der Grund, warum hier [in diesem Yoga] übertriebene physische Strenge nicht als ein wesentlicher Teil der Sadhana angesehen wird.

Es schadet nichts, von Zeit zu Zeit für einen Tag oder zwei zu fasten oder die Nahrung auf ein kleines, aber ausreichendes Maß zu beschränken; völlige Enthaltsamkeit über eine lange Zeitspanne hinweg ist jedoch nicht ratsam.

Meiner Meinung nach ist die Bedeutung von sattvischer Ernährung in spiritueller Hinsicht übertrieben worden. Nahrung ist eher eine Frage der Hygiene, und vielen Sanktionen und Verboten, die in den alten Religionen festgelegt wurden, lag eher ein hygienisches als ein spirituelles Motiv zugrunde. Die Erläuterungen der Gita scheinen das gleiche anzudeuten; tama­sisches Essen – das scheint sie auszudrücken – ist das, was abgestanden und verdorben ist, das den Wert verloren hat; rajasisches Essen ist das, was scharf, beißend usw. ist, was das Blut erhitzt und der Gesundheit schadet; sattvisches Essen ist, was wohltuend, gesund usw. ist. Es ist durchaus möglich, dass verschiedene Arten von Nahrung das Wirken der verschiedenen gunas fördern und so auf indirekte Weise hilfreich oder schädlich sind, ganz abgesehen von ihrer physischen Auswirkung. Aber nur bis zu diesem Punkt darf man der Sache Glauben schenken. Inwiefern bestimmte Nahrungsmittel sattvisch sind oder nicht, ist eine andere Frage und schwieriger zu entscheiden. In spiritueller Hinsicht möchte ich behaupten, dass die Wirkung der Nahrung mehr von der okkulten Atmosphäre und den damit verbundenen okkulten Einflüssen abhängt als von irgend etwas in der Nahrung selbst. Vegetarismus ist eine völlig andere Frage; er beruht, wie du sagst, auf dem Willen, den bewussteren Lebensformen zur Befriedigung des Magens keinen Schaden zuzufügen.

Sich darin zu üben, alle Arten von Nahrung mit gleichem rasa zu sich zu nehmen, ist nicht notwendig und man kann es in Wirklichkeit auch nicht durch Übung erreichen. Man muss den Gleichmut innerlich im Bewusstsein erwerben, und so wie dieser Gleichmut zunimmt, kann man ihn auf verschiedene Bereiche der Bewusstseinstätigkeit ausdehnen oder anwenden.

Ich glaube, Zwiebeln kann man Ihrem Charakter nach als rajasisch-tamasisch bezeichnen. Sie sind schwer, stofflich und erregen gleichzeitig gewisse starke stofflich-vitale Kräfte. Es liegt auf der Hand, dass, wenn man die physischen Leidenschaften bezwingen will und noch sehr von der Körper-Natur und den sie beeinträchtigenden Dingen abhängt, ungehemmter Genuss von Zwiebeln nicht ratsam ist. Nur jenen, die sich über das Körper-Bewusstsein erhoben haben und es beherrschen und von diesen Dingen nicht beeinflusst werden, macht es gar nichts aus; sie lässt der Genuss dieser oder jener Nahrung oder das Begehren danach gleichgültig. Ich möchte aber in diesem Zusammenhang betonen, dass die Enthaltsamkeit von rajasischer oder tamasischer Nahrung nicht dafür garantiert, von den Dingen, die sie stimuliert, befreit zu werden. Vegetarier können zum Beispiel so sensitiv und erregbar sein wie Fleischesser; ein Mensch mag sich der Zwiebeln enthalten und braucht deshalb in dieser Hinsicht nicht besser sein als zuvor. Es ist der Wandel des Bewusstseins, der wirksam ist, und diese Art von Enthaltsamkeit hilft nur insoweit, als sie darauf abzielt, ein weniger schweres, also ein subtileres und flexibleres physisches Bewusstsein zu schaffen, damit der höhere Wille darauf einwirken kann. Das ist etwas, aber nicht alles; der Bewusstseinswandel kann trotz der Nicht-Enthaltsamkeit stattfinden.

Zwiebeln sind deshalb hier erlaubt, weil der Gaumen der Sadhaks nach etwas „verlangt“ das der Nahrung Geschmack gibt. Wir legen kein Gewicht auf diese Einzelheiten oder stellen eine absolut einzuhaltende Vorschrift auf, weil hier die innere Wandlung mehr betont wird und die äußere daraus hervorgehen wird. Enthaltsamkeit wird nur in dem Maß verlangt, wie sie für die innere und äußere Disziplin unentbehrlich ist und um damit den Weg zu einer unerlässlichen Selbstkontrolle aufzuzeigen. Es wird allen auferlegt, die Gier des Gaumens zu bewältigen, doch hat es letzten Endes von innen her zu geschehen, so wie es auch bei den anderen Leidenschaften und Wünschen der niederen Natur der Fall ist.

Den Geschmackssinn, rasa, ganz zu unterdrücken gehört keinesfalls zu diesem Yoga. Wovon du dich befreien musst, ist das vitale Begehren und Verhaftet-sein, die Gier nach Essen – dich über ein Essen übermäßig zu freuen, das dir schmeckt, und enttäuscht und missvergnügt zu sein, wenn du es nicht erhältst, und ihm eine übertriebene Bedeutung beizumessen. Gleichmut ist hier der Test wie in so vielen anderen Dingen.

Nein, Geschmackssinn verursacht keine Bindung, wenn du nicht damit verhaftet bist. Geschmackssinn ist natürlich und durchaus zulässig, solange man nicht der Sklave des Gaumens ist. Natürlich kann [der Mutter] die Freude am Geschmack geopfert werden.

Der Geschmackssinn ist genauso wenig etwas Schlechtes wie Sehen oder Hören. Das Verlangen, das durch ihn erweckt wird, muss verbannt werden. Es ist möglich, sich vom Geschmackssinn zu befreien, wie es Chaitanya tat, denn er ist etwas, das vom Bewusstsein abhängt, und kann daher unterbunden werden. In hypnotischen Experimenten wurde festgestellt, dass durch Suggestion Zucker einen bitteren Geschmack bekommen kann oder bittere Dinge süß werden. Sowohl Berkeley als auch die Physiologie haben recht. Es gibt eine bestimmte, meist feste Beziehung zwischen dem Bewusstsein im Gaumen und dem guna der Nahrung, doch kann das Bewusstsein diese Beziehung ändern, wenn es will, oder sie überhaupt auflösen. Es gibt Yogis, die sich auch dem Schmerz gegenüber gefühllos machen, und auch das kann durch Hypnose geschehen.

Eine andere Methode ist, dass man alle Dinge gut schmeckend findet ohne mit irgendeinem von ihnen verhaftet zu sein.

Es ist besser, in den Dingen des Essens usw. achtsam zu sein, weil im jetzigen Stadium deiner Sadhana eine beträchtliche Sensitivität im vital-physischen Teil des Wesens besteht; er kann leicht durch eine falsche Einwirkung oder eine falsche Bewegung, wie übermäßiges Essen, gestört werden.

Wenn das physische Bewusstsein sensibilisiert ist, widersteht ihm zu reichliches oder zu schweres Essen.

Im unterbewussten Stofflichen entsteht aus Gewohnheit ein künstliches Bedürfnis, das in der Vergangenheit geschaffen wurde und das sich nicht darum kümmert, ob es schädlich ist oder vielleicht die Nerven belastet. Das liegt in der Natur aller Rauschmittel (Wein, Tabak, Kokain usw.), doch nehmen die Menschen sie weiterhin ein, selbst nachdem sich die schädlichen Auswirkungen gezeigt haben und sogar nachdem alles echte Vergnügen an ihnen erloschen ist – wegen dieses „künstlichen Bedürfnisses“ (es ist kein echtes Bedürfnis). Der Wille hat sich dieser unterbewussten Beharrlichkeit zu bemächtigen und sie aufzulösen.

Diese Rauschmittel stellen die Verbindung mit einer vitalen Welt her, in der solche Dinge (Musik, Gesang usw.) existieren.

6. Abschnitt

In diesem Yoga darf physische Enthaltsamkeit nicht um ihrer selbst willen geübt werden. Schlaf ist für den Körper ebenso notwendig wie Nahrung; ausreichender Schlaf, doch nicht übermäßig viel Schlaf. Was unter ausreichendem Schlaf zu verstehen ist, hängt vom Erfordernis des Körpers ab.

Wenn du nicht genügend schläfst, werden Körper und Nervenhülle geschwächt; der Körper und die Nervenhülle aber sind die Grundlage der Sadhana.

Es muss Mangel an Schlaf sein, wodurch dein Nervensystem ständig geschwächt wird – es ist ein großer Fehler, nicht genügend zu schlafen. Sieben Stunden ist das erforderliche Minimum. Wenn man ein sehr starkes Nervensystem hat, kann man den Schlaf auf sechs Stunden reduzieren, manchmal sogar auf fünf – das ist aber selten und sollte ohne Notwendigkeit nicht versucht werden.

Man sagt, dass die normale Schlafdauer zwischen sieben und acht Stunden beträgt, außer im fortgeschrittenen Alter, wo sie im Allgemeinen darunter liegt. Wenn man weniger schläft (5 - 6 Stunden zum Beispiel), passt sich der Körper irgendwie an, doch wenn die Kontrolle aufgehoben wird, versucht er sofort, seine verlorenen Rückstände aus den normalen acht Stunden nachzuholen. So oft man versucht, mit weniger Nahrung auszukommen, wird der Körper, sobald man nachgibt, ungeheuer gierig nach Nahrung, bis er Guthaben und Verlust ausgeglichen hat.

Es ist nicht möglich, mit dem Körper sofort das zu tun, was du tun willst. Wenn dem Körper gesagt wird, nur zwei oder drei Stunden zu schlafen, mag er bei genügend starkem Willen gehorchen – später aber kann er überanstrengt sein und aus Mangel an erforderlicher Ruhe sogar zusammenbrechen. Die Yogis, die ihren Schlaf auf ein Minimum reduzieren, sind dazu erst nach langer tapasya fähig, in welcher sie lernen, die den Körper lenkenden Naturkräfte zu beherrschen.

Sowohl bei Fieber als auch bei mentalen Störungen ist Schlaf eine große Hilfe, und ein Mangel [an Schlaf] äußerst unerwünscht – es bedeutet die Einbuße von Heilkraft.

Es sind bestimmte Kräfte, die wirken, und bestimmte Teile der Persönlichkeit, die sie gebrauchen. Im gewöhnlichen Bewusstsein sind diese Teilpersönlichkeiten verhüllt und die Kräfte durch das äußere Mental begrenzt; wenn man aber hinter den Schleier tritt, hört diese Begrenzung auf, das Wirken der Kräfte nimmt zu und arbeitet automatisch das aus, was getan werden muss.

Dann aber ist jede der Kräfte auf ihre eigene Arbeit bedacht und kümmert sich um nichts anderes – zum Beispiel missachten sie das Bedürfnis des Körpers nach Ruhe und Schlaf, was schlechte Folgen hat. Das zentrale Bewusstsein muss dazwischentreten und sagen: „Nein, jetzt ist Zeit für den Schlaf und nicht für diese Tätigkeiten; bewahre sie für den Ort und die Stunde auf, die für sie geeignet sind“.

Es ist Mangel an Schlaf, der die Symptome des Unbehagens verursacht. Das Wirken der Sadhana kann von sich aus eine solche Reaktion nicht herbeiführen; diese Dinge stellen sich vielmehr nur dann ein, wenn der Körper durch Mangel an Schlaf, durch ungenügendes Essen, Überarbeitung oder nervöse Reizung überanstrengt wird. Die Schwierigkeit zu schlafen besteht wahrscheinlich darin, dass die Nerven während des Tages angespannt sind und du dich nicht entspannst.

Es ist deine innerliche oder äußerliche Rastlosigkeit, die dich daran hindert zu schlafen. Um gut schlafen zu können, müssen das Vital, das Physische und auch das Mental lernen, wie sie sich entspannen und ruhig sein können.

Achte darauf, genügend auszuruhen. Du musst dich vor Übermüdung schützen, weil sie Erschlaffung und tamas mit sich bringen kann. Gut auszuruhen hat nichts mit tamas zu tun, wie manche Menschen annehmen; es kann im rechten Bewusstsein geschehen, um die Körperenergie aufrechtzuerhalten – wie die savasana [eine Haltung, in welcher man auf dem Rücken liegt und vollständig entspannt] des kraftvollen Hathayogi.

Es liegt auf der Hand, dass das Lesen einer Geschichte vor dem Zubettgehen dich in ein tamasisches Bewusstsein versetzt hat; folglich hattest du einen schweren Schlaf in einem dumpfen Unterbewusstsein, und Müdigkeit war die Folge davon.

Schlaf ist meist wegen seiner unterbewussten Grundlage mit einem Absacken [des Bewusstseins] auf eine niedrigere Ebene verbunden – außer es ist ein bewusster Schlaf; ihn immer bewusster zu machen ist die einzige dauerhafte Lösung; solange das aber nicht erreicht ist, sollte man im Wachzustand stets gegen diese Tendenz des Absinkens angehen und nicht zulassen, dass sich die Auswirkung dumpfer Nächte anhäuft. Hierfür aber ist immer eine entschlossene Bemühung und Disziplin vonnöten – und Zeit, manchmal lange Zeit. Es ist nicht richtig, von der Bemühung abzulassen, weil sich die Ergebnisse nicht sofort zeigen.

Zu versuchen bei Nacht wach zu bleiben, ist nicht die richtige Methode; die Unterdrückung des benötigten Schlafes macht den Körper tamasisch und untauglich für die erforderliche Konzentration während der Wachstunden. Der richtige Weg besteht darin, den Schlaf umzuwandeln und nicht zu unterdrücken, besonders aber zu lernen, wie man mehr und mehr im eigentlichen Schlaf bewusst wird. Wenn das geschieht, verwandelt sich der Schlaf in einen inneren Bewusstseinszustand, in welchem die Sadhana genauso wie im Wachbewusstsein andauern kann; gleichzeitig aber ist man in der Lage, in Bewusstseinsebenen einzutreten, die sich von der physischen unterscheiden, und über einen riesigen Bereich von lehrreicher und verwertbarer Erfahrung zu verfügen.

Das, was er jetzt hat, sind die wahren spirituellen und seelischen Erfahrungen – nicht jene der vitalen Ebene, welche die meisten [Sadhaks] zu Beginn haben. Die Erfahrungen der vitalen Ebene (wo viel Einbildung und Phantasie herrscht) sind nützlich, damit sich das Bewusstsein öffnet; doch beginnt der wahre Fortschritt erst dann, wenn sie durch das spirituelle und seelische Bewusstsein ersetzt werden.

Die Schwierigkeit, das Bewusstsein nachts [auf der Höhe des Vortages] zu bewahren, haben die meisten, weil während der Nacht, zur Zeit des Schlafens und Entspannens, das Unterbewusstsein emporsteigt. Das wahre Bewusstsein stellt sich zuerst im Wachzustand oder in der Meditation ein, es ergreift das Mental, das Vital, das bewusste Physische, während das unterbewusste Vital und Physische dunkel bleiben, und diese Dunkelheit zeigt sich im Schlaf oder in einer trägen Entspannung. Wenn das Unterbewusste erleuchtet und vom wahren Bewusstsein durchdrungen wird, verschwindet diese Ungleichheit.

Die pisaca-Frau [eine Dämonin], die [in ihn] einzudringen versuchte, ist die falsche, vitale, unreine sakti – und die Stimme, die sprach, war die seines seelischen Wesens. Wenn er seine Seele wach und im Vordergrund hält, wird sie ihn immer vor diesen dunklen Kräften beschützen, so wie sie es auch diesmal tat.

Du darfst nie versuchen, nachts den Schlaf zu meiden – wenn du darauf beharrst, zeigen sich die ungünstigen Folgen möglicherweise nicht sofort, doch wird der Körper überfordert und zusammenbrechen, wodurch das zerstört werden kann, was du in deiner Sadhana gewonnen hast.

Wenn du nachts bewusst bleiben willst, dann übe dich darin, deinen Schlaf bewusst zu machen – nicht den Schlaf auszuschalten, sondern ihn umzuwandeln.

Schlaf kann durch nichts ersetzt, aber er kann gewandelt werden, denn du kannst im Schlaf bewusst werden. Wenn du solchermaßen bewusst bist, kann die Nacht für ein höheres Wirken nutzbar gemacht werden – vorausgesetzt der Körper erhält genügend Ruhe; denn der Sinn des Schlafes ist die körperliche Erholung und die Erneuerung der vital-physischen Kraft. Es ist ein Fehler, dem Körper Nahrung und Schlaf zu verweigern, wie es einige Menschen aus einer asketischen Idee oder einem asketischen Impuls heraus tun wollen – das schwächt lediglich den physischen Rückhalt; und obgleich ein überanstrengtes und schwächer werdendes Körpersystem lange Zeit hindurch mit Hilfe yogischer oder vitaler Energie aufrechterhalten werden kann, so kommt doch der Augenblick, in dem dieser Energieentzug nicht mehr so einfach oder vielleicht überhaupt nicht mehr möglich ist. Dem Körper sollte gegeben werden, was er für sein wirksames Funktionieren braucht. Nahrung in mäßiger, aber ausreichender Menge (ohne Gier oder Verlangen), ausreichender Schlaf, jedoch nicht von der schweren tamasischen Art – das sollte die Regel sein.

Es gibt keinerlei Grund dafür, warum eine intensive Sadhana mangelhaften Schlaf mit sich bringen sollte.

Die Sadhana kann sowohl in Traum oder Schlaf als auch im Wachen andauern.

Das ganze Traum – oder Schlafbewusstsein kann nicht mit einem Mal in eine bewusste Sadhana umgewandelt werden. Das hat fortschreitend zu geschehen. Doch bevor es geschehen kann, muss deine Fähigkeit zum bewussten samadhi [Yoga-Trance] wachsen.

Mit dem Schlafbewusstsein kann man sich erst dann erfolgreich befassen, wenn das wache Mental einen gewissen Fortschritt erzielt hat.

Im Allgemeinen dehnt sich die Tätigkeit der Sadhana nur dann auch in den Schlaf hinein aus, wenn sie während des Tages intensiv war.

Hat man einmal voll die Sadhana aufgenommen, dann wird sowohl das Schlafen als auch das Wachen zu einem Teil davon.

Das ist in Ordnung; es zeigt, dass die Sadhana zu einem andauernden Zustand wird und dass du bewusst bist und einen bewussten Willen sowohl im Schlafen als auch im Wachen gebrauchst. Das ist ein sehr wichtiges Stadium im Fortschritt der Sadhana.

Wenn man, nachdem man sich in einem guten Bewusstseinszustand befand, nachts in das Unterbewusste absackt, stellt man fest, dass jener Bewusstseinszustand nur mit Mühe zurückzuerlangen ist. Man kann andererseits aber auch, wenn der Schlaf von der besseren Art ist, in guter Verfassung aufwachen. Natürlich ist es besser, im Schlaf bewusst zu bleiben, sofern das gelingt.

Die durch die Nacht verursachte Kluft und das Erwachen in einem gewöhnlichen Bewusstsein erfährt beinahe jeder (natürlich ist das „gewöhnliche“ Bewusstsein des einzelnen seinem Fortschritt entsprechend verschieden), es hat aber keinen Wert, den Wunsch zu haben, im Schlaf bewusst zu sein; du musst die Gewohnheit annehmen, den Faden des Fortschritts sobald wie möglich zurückzugewinnen, und zu diesem Zweck muss nach dem Aufstehen eine gewisse Konzentration stattfinden.

Du brauchst nicht sofort zu meditieren (nach dem Erwachen am Morgen), nimm aber für einige Augenblicke eine konzentrierte Haltung ein und erbitte die Gegenwart der Mutter für den Tag.

Nachts musst du konzentriert in den Schlaf eintreten – du musst fähig sein, dich mit geschlossenen Augen zu konzentrieren, dich niederzulegen und dabei die Konzentration in den Schlaf zu vertiefen – das heißt, dass der Schlaf ein konzentriertes Nach-innen-Gehen werden muss, weg vom äußeren Wachzustand. Wenn du es für notwendig hältst, [vorher] eine Zeitlang still zu sitzen, kannst du es tun, doch lege dich dann hin und bewahre die Konzentration, wie es oben geschildert wurde.

[Im Schlaf bewusst zu sein:] Du musst damit beginnen, dich, bevor du einschläfst, mit einem bestimmten Willen und Streben zu konzentrieren. Es mag eine Zeitlang dauern, bis der Wille oder das Streben das Unterbewusstsein erreicht, doch wenn es aufrichtig, stark und stetig geschieht, führt es nach einiger Zeit zum Erfolg – so dass sich im Schlaf selbst ein automatisches Bewusstsein und ein automatischer Wille fortsetzen, die das Erforderliche ausrichten.

Es war kein Halbschlaf und kein Viertelschlaf, ja nicht einmal ein Sechzehntelschlaf, was du hattest; es war ein Nach-innen-Gehen des Bewusstseins, das in diesem Zustand bewusst bleibt, für äußere Dinge aber verschlossen und nur für die innere Erfahrung offen ist. Du musst deutlich unterscheiden zwischen diesen beiden ganz verschiedenartigen Zuständen: der eine ist nidra [Schlaf], der andere zumindest der Beginn des samadhi-Zustandes (natürlich nicht nirvikalpa!). Dieses Sich-Zurückziehen nach innen ist notwendig, denn zuerst ist das aktive Mental des menschlichen Wesens zu sehr den äußeren Dingen zugewandt; es muss völlig nach innen gehen, um im inneren Wesen zu leben (dem inneren Mental, dem inneren Vital, dem inneren Physischen, in der Seele). Doch kann man mit Übung erreichen, dass man äußerlich bewusst bleibt, aber dennoch im inneren Wesen lebt und nach Wunsch den nach innen gerichteten oder den nach außen sich verströmenden Zustand hat; hierbei kannst du die gleiche konzentrierte Reglosigkeit haben und das gleiche Einströmen eines größeren und reineren Bewusstseins in den Wachzustand [erfahren] wie in dem [Zustand], den du zu Unrecht als Schlaf bezeichnest.

Du bist bewusster in deinem Schlaf als in deinem Wachzustand. Der Grund hierfür liegt im physischen Bewusstsein, das noch nicht hinreichend offen ist; es beginnt sich gerade erst zu öffnen. In deinem Schlaf ist das innere Wesen aktiv, und die Seele dort kann aktiver das Mental und Vital beeinflussen. Wenn das physische Bewusstsein spirituell erwacht ist, wirst du nicht länger die Störung und Behinderung empfinden, die du jetzt hast, und wirst im Wachbewusstsein ebenso offen sein wie im Schlaf.

Das ist die richtige Einstellung, Glauben zu haben und sich aus den Schwierigkeiten nichts zu machen. Schwierigkeiten, sogar von schwerwiegender Art, treten auf dem Yoga-Pfad zwangsläufig auf, weil es nicht leicht ist, das unwissende menschliche Bewusstsein mit einem Mal zu wandeln und aus ihm ein spirituelles, zum Göttlichen hin offenes Bewusstsein zu machen. Wenn man aber Glauben hat, braucht man sich um die Schwierigkeiten nicht zu kümmern; die Göttliche Kraft ist da und wird sie überwinden.

Der von dir beschriebene Schlaf, in dem ein leuchtendes Schweigen herrscht, oder der Schlaf, in welchem die Zellen den Ananda fühlen, ist offensichtlich der beste Zustand. Die anderen Stunden, jene, deren du dir nicht bewusst bist, können Perioden eines tiefen Schlummers sein, in welchen du dich von der physischen Ebene zu den mentalen, vitalen oder zu anderen Ebenen begeben hast. Du sagst, dass du nicht bewusst gewesen seist, doch kann es auch ganz einfach so sein, dass du dich nicht erinnerst, was geschehen ist; denn beim Zurückkommen findet eine Art Bewusstseinswende statt, ein Übergang oder eine Umkehr, in der alles im Schlaf Erfahrene – außer vielleicht das allerletzte Ereignis oder eines, das sehr eindrucksvoll war – sich aus dem physischen Bewusstsein zurückzieht, wodurch alles wie leer wird. Es gibt noch ein anderes Stadium der Leere, ein Stadium der Trägheit, nicht eigentlich leer, sondern schwer und ohne Erinnerung; dies aber tritt ein, wenn man tief und abrupt in das Unterbewusste eindringt; dieses heimtückische Eintauchen ist etwas sehr Unerwünschtes, verfinsternd, mindernd und eher ermüdend als erholsam – das Gegenteil des leuchtenden Schweigens.

Im Schlaf wandert man sehr häufig in langer Folge immer tiefer von einem Bewusstsein in das andere, bis man die Seele erreicht und dort ruht; oder aber man wandert immer höher von einem Bewusstsein in das andere, bis man die Ruhe in einem Schweigen oder Frieden findet. Die wenigen Minuten, die man in dieser Ruhe verbringt, sind der wirklich regenerierende Schlaf – wenn man ihn nicht erlangt, hat man nur eine halbe Ruhe. Wenn du dich einem dieser Bereiche der Ruhe näherst, fängt diese Art von höheren Träumen an.

Einer neuerlichen medizinischen Theorie zufolge durchläuft man im Schlaf viele Phasen, bis man einen Zustand erreicht, in welchem absolute Ruhe und völliges Schweigen herrschen – er dauert nur zehn Minuten, die übrige Zeit wird benötigt, um nach dort zu wandern und wieder zurück in den Wachzustand. Vermutlich können diese zehn Minuten Schlaf „susupti in Brahman“ oder brahmaloka genannt werden, das Übrige ist svapna oder der Durchgang durch andere Welten (Ebenen oder Zustände bewussten Daseins). In diesen zehn Minuten werden die Energien des Wesens erneuert, und ohne sie ist der Schlaf nicht erquickend.

Der Erfahrung und dem Wissen der Mutter zufolge durchläuft man vom Wachzustand aus eine Folge von Schlafzuständen, die in Wirklichkeit ein Betreten und Durchqueren vieler Welten sind, und erreicht den reinen Sachchidananda-Zustand der vollen Ruhe, des vollen Lichtes und Schweigens – später geht man seinen Weg zurück, bis man den physischen Wachzustand erreicht. Diese Sachchidananda-Zeitspanne ist es, die dem Schlaf seinen ganzen regenerierenden Wert gibt. Die beiden Darstellungen, die wissenschaftliche und die okkult-spirituelle, stimmen praktisch miteinander überein. Erstere ist nur die neueste Entdeckung von dem, was dem okkult-spirituellen Wissen seit langem bekannt ist.

Die Vorstellungen der Menschen von einem gesunden Schlaf sind absolut irrig. Was sie gesunden Schlaf nennen, ist nichts anderes als ein Eintauchen des äußeren Bewusstseins in ein totales Unterbewusstsein. Sie nennen das einen traumlosen Schlaf; es ist aber nur ein Zustand, in dem das Oberflächen-Schlafbewusstsein – eine verfeinerte Fortsetzung des äußeren, noch im Schlaf aktiven Bewusstseins – unfähig ist, die Träume zu speichern und dem physischen Mental zu übermitteln. Tatsächlich ist der ganze Schlaf voller Träume. Nur während der kurzen Zeit, in welcher man in brahmaloka weilt, gibt es keine Träume.

Ein langer, ununterbrochener Schlaf ist deshalb notwendig, weil man im ganzen nur während zehn Minuten zu wahrer Ruhe gelangt – eine Art von Sachchidananda-Reglosigkeit des Bewusstseins –, und diese ist es, die tatsächlich das [Körper-] System erneuert. Die übrige Zeit verbringt man damit, um durch verschiedene Bewusstseinsstadien nach dort zu wandern und dann wieder herauszukommen und in den Wachzustand zurückzukehren. Diese Tatsache der zehn Minuten wahrer Ruhe wurde auch von Ärzten festgestellt, doch wissen sie natürlich nichts über Sachchidananda!

7. Abschnitt

Aller Schlaf ist voller Träume. Warum sollte zwischen Tag und Nacht ein Unterschied bestehen?

Das Bewusstsein sinkt während der Nacht fast immer unter die Ebene dessen ab, was durch die Sadhana im Wachbewusstsein gewonnen wurde, außer es finden besonders erhebende Erfahrungen während der Zeit des Schlafes statt oder das erworbene yogische Bewusstsein ist im Physischen so stark, dass es dem Sog der unterbewussten Trägheit entgegenwirken kann. Während des gewöhnlichen Schlafes ist das Bewusstsein im Körper das des unterbewussten Physischen, ein vermindertes Bewusstsein also, nicht wach lind lebendig wie das übrige Wesen. Das übrige Wesen tritt zurück, und ein Teil seines Bewusstseins geht hinaus zu anderen Ebenen und Regionen und hat dort Erfahrungen, die in Träumen aufgezeichnet werden – wie jene, von denen du berichtet hast. Du sagst, dass du dich [im Traum] zu sehr üblen Orten begibst und Erfahrungen hast von der Art, wie du sie geschildert hast; das ist aber nicht notwendigerweise ein Zeichen, dass etwas in dir falsch ist. Es bedeutet lediglich, dass du dich, wie jeder andere auch, in die vitale Welt begibst, und die vitale Welt ist voll solcher Orte und Erfahrungen. Es geht nicht so sehr darum zu vermeiden, sich nach dort zu begeben, denn es kann nicht völlig vermieden werden, als vielmehr darum, dass du unter dem vollen Schutz [der Mutter] gehst, bis du die Herrschaft in diesen Regionen der außer-physischen Natur erlangt hast. Das ist der eine Grund, weshalb du vor dem Einschlafen an die Mutter denken und dich der [Göttlichen] Kraft öffnen solltest; denn je mehr du dich daran gewöhnst und es erfolgreich tust, umso mehr wird dich der Schutz umgeben.

Es ist das Wachmental, das denkt und etwas will und das Leben im Wachzustand mehr oder weniger kontrolliert. Im Schlaf ist dieses Mental nicht zugegen, und die Kontrolle entfällt. Nicht das denkende Mental sieht, träumt usw. und ist in ziemlich zusammenhangsloser Weise im Schlaf bewusst. Es ist meist das sogenannte Unterbewusste, das dann hochkommt. Wäre das Wachmental im Körper aktiv, dann könnte man nicht schlafen.

Du bringst ganz verschiedene Dinge völlig durcheinander – das ist der Grund, weshalb du nicht verstehst. Ich erklärte dir ganz einfach den Unterschied zwischen dem gewöhnlichen Wachbewusstsein und dem gewöhnlichen Schlafbewusstsein, ihre Wirkungsweise in den Menschen, ob sie nun Sadhaks sind oder nicht – und es hat nichts mit dem wahren Selbst oder seelischen Wesen zu tun. Schlaf und Wachen werden nicht durch das wahre Selbst oder das seelische Wesen bestimmt, sondern durch den Wachzustand des Mentals oder seine Tätigkeit oder das Aufhören seiner Tätigkeit; wenn diese eine Zeitlang aufhört, erscheint das Unterbewusste an der Oberfläche – und du schläfst. Es ist das yogische Bewusstsein, in dem man den Sitz des Unterbewussten unter den Füßen fühlt, doch ist der Einfluss des Unterbewussten nicht auf dort beschränkt – er breitet sich im ganzen Körper aus. Im Wachzustand wird es durch das bewusste denkende Mental, das Vital und das bewusste physische Mental überwältigt, im Schlafzustand jedoch kommt es an die Oberfläche.

Es ist das Unterbewusste, das in gewöhnlichen Träumen aktiv ist. Aber in den Träumen, in denen man zu anderen Bewusstseinsebenen hinaus wandert, zu mentalen, vitalen, feinstofflichen, ist meist der Teil, der aktiv ist, ein Teil des inneren Wesens – das innere Mental oder Vital oder Physische.

Diese Träume sind nicht alle bloße Träume, und nicht alle sind von zufälligem, unzusammenhängendem oder Unbewusstem Charakter. Viele sind Berichte oder Kopien von Erfahrungen auf der vitalen Ebene, die man im Schlaf betritt; einige sind Szenen oder Ereignisse auf der feinstofflichen Ebene. Dort erlebt man oft Dinge oder führt Taten fort, die jenen des physischen Lebens gleichen; man findet die gleiche Umgebung und die gleichen Menschen vor, obwohl in der Art der Anordnung und den charakteristischen Zügen meist ein gewisser oder auch ein beträchtlicher Unterschied besteht. Es kann aber auch ein Kontakt mit einer anderen Umwelt und anderen Menschen sein, die man im physischen Leben nicht kennt oder die überhaupt nicht zur physischen Welt gehören.

Im Wachzustand bist du dir nur eines bestimmten begrenzten Bereiches und Wirkens deiner Natur bewusst. Im Schlaf kannst du intensiv Dinge jenseits dieses Bereiches wahrnehmen – eine größere mentale oder vitale Natur hinter dem Wachzustand oder aber eine feinstoffliche und unterbewusste Natur, die viel von dem enthält, was in dir steckt, im Wachzustand jedoch nicht erkennbar aktiv ist. Alle diese dunklen Bereiche müssen geläutert werden, sonst kann in der prakrti keine Wandlung stattfinden. Du solltest dich durch den Druck vitaler oder unterbewusster Träume nicht beunruhigen lassen – denn aus diesen beiden Arten besteht der größte Teil der Traumerfahrung –, sondern strebe und befreie dich von diesen Dingen und dem Wirken, das sie dir anzeigen, sei bewusst und weise alles außer der göttlichen Wahrheit zurück; je mehr du diese Wahrheit im Wachzustand erlangen kannst, dich daran hältst und alles andere zurückweist, um so mehr wird diese ganze niedere Traumsubstanz geläutert werden.

Es ist der Zustand deines Bewusstseins, von dem ich sprach – je bewusster du wirst, desto mehr wirst du fähig sein, Träume zu haben, die es wert sind, dass man sie hat.

Wenn es nicht wirklich bedeutungsvolle Träume sind, ist es Zeitverschwendung, sich damit zu beschäftigen.

Du scheinst den Träumen zu viel Bedeutung beizumessen. Halte dein Wachmental und Vital frei – später kannst du dich mit den Träumen beschäftigen, die dann nur Erinnerungen aus dem Unterbewussten sein werden.

Alle diese Träume sind ganz offensichtlich Gestaltungen von der Art, wie man sie oft auf der vitalen, seltener auf der mentalen Ebene antrifft. Manchmal sind es Gestaltungen deines eigenen Mentals oder Vitals; manchmal sind es Gestaltungen von einem anderen Mental mit einer genauen oder modifizierten Übertragung auf das deine; manchmal sind es Gestaltungen, die von den nicht-menschlichen Kräften oder Wesen dieser anderen Ebenen geformt werden. Diese Dinge sind nicht wahr und brauchen in der physischen Welt nicht wahr zu werden, können aber dennoch Auswirkungen auf das Physische haben, wenn sie für diesen Zweck oder mit dieser Tendenz geformt wurden; und wenn man es zulässt, können sie im inneren oder äußeren Leben ihre Gestaltungen oder deren Bedeutung verwirklichen – denn sie sind sehr häufig von symbolischer oder schematischer Art. Die richtige Weise, mit ihnen umzugehen, besteht darin, sie einfach zu beobachten und [zu versuchen] sie zu verstehen, und, wenn sie feindlichen Ursprungs sind, sie zurückzuweisen oder zu zerstören.

Andere Träume sind nicht von dieser Art, sondern eine Darstellung oder Kopie von Dingen, die auf anderen Ebenen, in anderen Welten und unter anderen Bedingungen als auf den unseren tatsächlich geschehen. Und dann gibt es noch Träume, die rein symbolisch sind, und solche, die vorhandene Bewegungen und Neigungen – dem Wachmental bekannt oder unbekannt – in uns anzeigen oder alte Erinnerungen verwerten oder aber Dinge aufrühren, die entweder passiv gespeichert oder noch im Unterbewusstsein wirksam sind – eine Unmasse von verschiedenerlei Stoff, der gewandelt werden oder von dem man sich befreien muss, sobald man in ein höheres Bewusstsein aufsteigt. Wenn man sie zu deuten lernt, kann man aus Träumen viel Wissen von den Geheimnissen unserer Natur und der Natur anderer Menschen erlangen.

Diese Gestalten und Mitteilungen können auf drei verschiedenen Ursachen beruhen:

1. Wesen, denen du in der über-physischen Welt begegnest und die Interesse an dir haben.

2. Kräfte der Natur, der Mental-Natur oder Vital-Natur, die diese menschlichen Erscheinungsformen annehmen und dir in einem symbolischen Traum eine bestimmte Gestaltung des universalen Mentals oder Lebens übermitteln. Diese Botschaften können die Form von Andeutungen auf bevorstehende Dinge annehmen oder vor ihnen warnen. Die Frau muss eine solche Kraft der Natur gewesen sein, denn ihr Kind und die Schachtel waren offensichtlich Symbole – das Kind deutet auf eine ihrer Schöpfungen oder Gestaltungen hin, von denen sie wünschte, dass du sie annehmen und in deinem Bewusstsein bewahren würdest; die Schachtel weist auf einige gewohnheitsmäßige Bewegungen hin, von denen diese Kraft wollte, dass du ihnen Zuflucht gewähren solltest. Das Angebot, sich deiner anzunehmen, war nur eine Umschreibung dafür, dass sie dich kontrollieren wollte. Sich all dessen zu entledigen, war richtig.

3. Gestaltungen deines eigenen Mentals, die die Form von Träumen annahmen, um dir Mitteilungen zukommen zu lassen, die es empfangen hatte, oder weil es, wie im letzten Traum, eine Naturkraft wahrgenommen hatte, von der es wollte, dass das innere Wesen sie zurückweist.

Das ist das Beispiel eines Traumes von exakter physischer Vorherschau. Die Fähigkeit, solche Träume zu haben, ist ziemlich selten, denn im Allgemeinen erscheinen diese Arten von Vorherschau in einer inneren Vision, jedoch nicht im Schlaf. Vitale oder mentale Gestaltungen nehmen in Träumen oft eine Form an, die sich manchmal in großen Zügen erfüllen, nicht aber mit dieser Genauigkeit im Detail.

Das ist nur bei einer bestimmten Gruppe von Träumen der Fall [die genaue Vergangenheit und Zukunft anzuzeigen]. Die meisten zusammenhängenden Träume sind entweder symbolisch oder weisen auf Dinge hin, die eher auf den mentalen oder vitalen Ebenen stattfinden als auf der physischen.

Dieses [Beispiel] lässt die Fähigkeit von bewusster Gedanken-Gestaltung erkennen. Gedanken haben eine wirksame Macht – meist indem sie eine Atmosphäre oder Tendenzen schaffen; wenn man krank ist, sollten daher jene, die einem am nächsten sind, nicht Gedanken von düsterer Vorahnung, Leid oder Furcht hegen, denn das wirkt der Heilung entgegen. Die Fähigkeit der bewussten Gedanken-Gestaltung aber ist eine besondere Macht und etwas Ungewöhnliches. Durch die Sadhana kann sie erworben werden oder von selbst kommen.

Träume dieser Art erheben sich aus dem Unterbewussten. Es ist eines der verwirrendsten Elemente yogischer Erfahrung festzustellen, wie hartnäckig das Unterbewusste das bewahrt, was in den oberen Bewusstseinsschichten [bereits] bereinigt ist und beseitigt wurde. Aber gerade aus diesem Grund sind diese Träume häufig ein nützlicher Hinweis, weil sie uns ermöglichen, Dinge bis hin zu ihren dunklen Wurzeln in dieser Unterwelt zu verfolgen und sie auszurotten. Nein, es ist nicht ein Hinweis dafür, dass du in irgendeinem Teil deines Bewusstseins die gegenwärtige Ausübung des Yoga für einen Notbehelf hältst, sondern dass in jener geheimnisvollen und dunklen, unterbewussten Rumpelkammer noch alte, vitale Neigungen und Tätigkeiten bestehen und ihre Geister kichernd zur Oberfläche aufsteigen können, wenn der bewusste Wille ausgeschaltet ist. Wenn es ein trivialer Traum war, scheint er anzuzeigen, dass dieser Geist nicht ein starker Dämon war, wie die revenants [Geister] der militanten norwegischen Saga, sondern ein Phantom aus einem substanzlosen Hades.

Wenn etwas aus dem Wachbewusstsein hinausgeworfen wurde, erscheint es oft im Traum wieder. Diese Wiederkehr ist von zweierlei Art. Die eine ist, wenn eine Sache aufgehört hat zu bestehen, aber im Unterbewusstsein die Erinnerung daran und der Eindruck davon noch fortbestehen und im Schlaf in der Traumform erscheinen. Diese unterbewusste Wiederkehr im Traum ist ohne Bedeutung; sie ist eher ein Schatten als eine Realität. Bei der anderen Art handelt es sich um Träume, die in das Vital kommen, um zu zeigen oder zu prüfen, wie weit in einem bestimmten Teil des inneren Wesens die alte Bewegung noch vorhanden oder ob sie überwunden ist. Denn im Schlaf ist die Kontrolle des wachen Bewusstseins und Willens ausgeschaltet. Wenn man trotzdem sogar im Schlaf bewusst ist und entweder die alte Bewegung nicht fühlt, sobald sich im Traum die sie früher auslösenden Umstände wiederholen, oder aber sie sofort bekämpft und hinaus stößt, kann man erkennen, dass auch dort der Sieg errungen ist. Dein Traum, der mit den Realitäten übereinzustimmen schien, war eine echte Erfahrung dieser Art; die alte Bewegung kam aus Gewohnheit, doch wurdest du sofort bewusst und hast sie zurückgewiesen. Das ist ein ermutigendes Zeichen und verspricht völlige Befreiung [von ihr] in sehr kurzer Zeit.

Jene Träume, die sich aus unterbewussten Eindrücken formen, aufs Geratewohl angeordnet (unterbewusstes Mental, Vital oder Physisches), haben entweder keine Bedeutung oder lassen nur eine Deutung zu, die schwierig, und selbst wenn sie gefunden wurde, nicht sehr interessant ist. Bei anderen Träumen handelt es sich einfach entweder um Geschehnisse der mentalen, vitalen oder feinstofflichen Welten oder aber sie gehören zu den höheren mentalen, vitalen oder feinstofflichen Ebenen und haben die Bedeutung, die die Gestalten des Traumes zu übermitteln versuchen.

Wenn man sich im physischen Bewusstsein befindet, neigt der Schlaf dazu, von unterbewusster Art zu sein, oft schwer und nicht erfrischend; auch die Träume sind von unterbewusster Art, unzusammenhängend und ohne Bedeutung – oder es sind, wenn sie eine Bedeutung haben, die Traum-Symbole so verworren und dunkel, dass es nicht möglich ist, sie zu deuten. Indem man das Licht der Mutter in das Unterbewusste bringt, kann all dies aufgelöst und der Schlaf ruhe-voll oder leuchtend und bewusst werden.

Diese Erfahrungen sind normal, wenn das innere Bewusstsein wächst und immer mehr das natürliche Zentrum des Wesens wird – es ist das spontane intuitive Wissen jenes inneren Bewusstseins, das hervortritt und den üblichen Verlass des äußeren Mentals auf die Aufzeichnungen der Sinne und äußeren Geschehnisse ersetzt. Tatsächlich ist es das Wesen als Ganzes, das bewusst wird – die Substanz des Bewusstseins, die der Dinge gewahr wird, und nicht ein äußerer instrumentaler Wesensteil.

Im Schlaf wandert ein Teil des Bewusstseins hinaus zu anderen Wesensebenen und sieht und erfährt dort Dinge. Es ist für das Betrachter-Bewusstsein durchaus möglich, diesen Geschehnissen zu folgen, die sich meist in einer zusammenhängenden Übertragung dem schlafenden Teil des Bewusstseins mitteilen – letzterer empfängt sie, und sie erscheinen als klare, bedeutsame Träume im Gegensatz zu den unzusammenhängenden Träumen des Unterbewussten. Oder aber das Betrachter-Bewusstsein kann die Empfindung haben, als würde es dort die Geschehnisse genauso beobachten wie hier. Das wird sich [bei dir] vermutlich nach einiger Zeit entwickeln.

Das physische Mental (oder aber das Unterbewusste) greift fast immer in den Traum ein und gibt ihm seine eigene Version. Nur wenn eine klare Erfahrung auf der mentalen oder vitalen Ebene stattfindet, macht es nicht den Versuch, sich einzumischen.

Es sind Träume der mentalen und höheren vitalen Ebenen, in denen Dinge geschehen, die einen anderen Rhythmus und freiere Kräfte haben, doch wirken einige von ihnen auf die Dinge und Ereignisse auf Erden formbildend ein – nicht dass sie sich genau wie Prophezeiungen erfüllen, aber sie schaffen Kräfte für eine Erfüllung.

Es gibt keine feste Verbindung (zwischen Wach- und Schlafzuständen), es kann aber eine subtile Verbindung bestehen. Ereignisse des Wachzustandes beeinflussen häufig die Traumwelt, vorausgesetzt, dass sie eine genügend große Auswirkung auf das Mental und Vital haben. Gestaltungen und Tätigkeiten der Traumebenen können etwas von sich oder ihrem Einfluss in den wachen physischen Zustand projizieren, wiederholen sich dort aber nur selten mit einiger Genauigkeit. Nur wenn das Traumbewusstsein sehr hoch entwickelt ist, vermag man dort Dinge zu sehen, die später durch die Gedanken, Rede oder Handlungsweise der Menschen oder durch Ereignisse in der physischen Welt bestätigt werden.

Dies sind Träume der vitalen Ebene, in welchen die vitale Ebene die spirituelle Erfahrung aufgreift und sie in Gestaltungen des Egos zu verwandeln versucht, wobei sich nachher das Gefühl eines Verlustes an Macht und Bewusstsein und eines Sturzes einstellt. Du solltest diesen Träumen keine Bedeutung beimessen, sondern sie nur als einen Hinweis der Natur im Schlafzustand betrachten.

Es bedeutet einfach, dass sie sich beim Aufwachen der Tatsache nicht bewusst sind, geträumt zu haben. Im Schlaf geht das Bewusstsein zu anderen Ebenen und hat dort Erfahrungen, und wenn sie durch das physische Mental mehr oder weniger vollkommen übertragen werden, nennt man sie Träume. Solche Träume finden während der ganzen Zeit des Schlafens statt – manchmal erinnert man sich ihrer, und manchmal erinnert man sich ihrer nicht. Manchmal geht man auch tief hinunter in das Unterbewusste, und die Träume finden dann dort statt, aber so tief unten, dass, wenn man wieder emporkommt, man sich nicht einmal dessen bewusst ist, geträumt zu haben.

Der Wechsel zwischen Ruhe und Redseligkeit ist natürlich, wenn auf das physische Wesen von innen her eingewirkt wird. Wenn sich der Schlaf sozusagen dem Wachse in nähert, hat man Träume aller Art; wenn diese Träume nicht wahrgenommen werden, dann deshalb, weil der Schlaf des Körpers tiefer ist – die Träume sind vorhanden, das Körperbewusstsein bemerkt sie aber nicht oder erinnert sich ihrer nicht.

Es hängt von der Verbindung zwischen zwei Bewusstseinszuständen zur Zeit des Erwachens ab. Meist findet dann eine Wende des Bewusstseins statt, während welcher der Traumzustand mehr oder weniger plötzlich beendet ist und den flüchtigen Eindruck auslöscht, den die Traumereignisse oder besser ihre Übertragung auf die physische Hülle hinterlassen haben. Wenn das Erwachen ruhiger und weniger abrupt ist oder wenn der Eindruck [des Traumes] sehr stark ist, wird die Erinnerung zumindest an den letzten Traum bewahrt. In diesem Fall ist es möglich, dass man sich lange des Traumes erinnert; im Allgemeinen aber verblassen die Traumerinnerungen nach dem Aufstehen. Jene, die die Erinnerung an ihre Träume bewahren wollen, üben sich darin, ruhig zu liegen und die Spur zurückzuverfolgen und auf diese Weise einen Traum nach dem anderen wieder aufzufinden. Bei einem sehr leichten Traumzustand kann man sich an mehr Träume erinnern als bei einem schweren.

Das Unterbewusste bleibt während des Schlafes im Körper. Es ist in Wirklichkeit das Wesen, das zu verschiedenen Bewusstseinsebenen hinausgeht, doch werden seine Erfahrungen nicht im Gedächtnis bewahrt, weil das speichernde Bewusstsein zu tief untergetaucht ist, um den Bericht an das Wachmental weiterzugeben.

Ja, sicher, Traumerfahrungen können an sich großen Wert haben und Wahrheiten übermitteln, die man im Wachzustand nicht so leicht erhalten kann.

Oft ist das so [dass man sich des Geträumten nicht erinnert]. Es findet ein Wechsel oder eine Umkehr des Bewusstseins statt, und das Traumbewusstsein nimmt im Entschwinden die Episoden und Erfahrungen mit. Das kann manchmal vermieden werden, wenn man nicht abrupt in den Wachzustand hinaustritt oder rasch aufsteht, sondern eine Zeitlang ruhig bleibt, um festzustellen, ob die Erinnerung [an das Geträumte] bestehen bleibt oder zurückkehrt. Im anderen Fall muss man dem physischen Gedächtnis beibringen, sich zu erinnern.

Die meisten Menschen bewegen sich, wenn sie schlafen, hauptsächlich im Vital, weil es dem Physischen am nächsten ist und man sich dort am leichtesten aufhalten kann. Man tritt zwar in die höheren Ebenen ein, doch ist entweder der Durchgang dort kurz oder man erinnert sich ihrer nicht. Auf der Rückkehr zum Wachbewusstsein durchquert man wiederum das niedere Vital und subtile Physische, und weil es die letzten Träume [vor dem Erwachen] sind, erinnert man sich ihrer leichter. An die anderen Träume erinnert man sich nur dann, 1. wenn sie sich dem aufzeichnenden Bewusstsein kraftvoll einprägen oder 2. wenn man unmittelbar nach einem dieser Träume aufwacht oder 3. wenn man gelernt hat, im Schlaf bewusst zu sein, das heißt bewusst dem Durchgang von Ebene zu Ebene folgt. Manche üben sich im Erinnern [ der Träume], indem sie beim Erwachen bewegungslos verharren und die Spur der Träume zurückverfolgen.

Die Äußerung stammt von der seelischen Ebene – und auch die Musik kam von diesem Bereich. Sehr oft, wenn man aus einem bewussten Schlaf wie diesem erwacht, und selbst noch nach dem [völligen] Erwachen bleibt das innere Bewusstsein (das die Musik hörte) einige Sekunden lang [im Vordergrund] bestehen, bevor es zurücktritt und durch das Wachmental gänzlich überdeckt wird. In diesem Fall würde sich das, was im Schlaf gehört oder gesehen wurde, für diese wenigen Sekunden nach dem Erwachen fortsetzen.

In Träumen auf der vitalen Ebene besteht immer eine Abweichung von der Norm der physischen Tatsache – manchmal ist es wegen des freien Spiels im Vital, ein andermal jedoch ist es nur eine Phantasie der Gestaltung entweder im Vital selbst oder im unterbewussten Mental, welche die Traumereignisse überträgt und sie zuweilen durch eigene Beiträge ändert.

Die Menschen im Traum unterscheiden sich sehr oft von den Menschen der Wirklichkeit. Manchmal ist es der wirkliche Mensch, der auf einer anderen Ebene erscheint – manchmal ist es ein Gedanke, eine Kraft oder dergleichen, die seine Erscheinungsform durch einen Trick der Assoziation oder sonst wie annehmen.

Das ist im Gegensatz zu vielem anderen ein Symbol-Traum auf der vitalen Ebene. Es ist aber schwierig, die vitalen symbolischen Träume zu interpretieren, außer sie bieten selbst einen Anhaltspunkt an – sie sind in ihrer Form eine Art Hieroglyphe. Wenn man einmal den Anhaltspunkt hat, können sie sehr bedeutsam sein – andere natürlich sind ziemlich banal.

Nur eine sehr kleine Anzahl von Träumen kann auf diese Weise erklärt werden (dass sie ihre Ursache in einem Anreiz von außen haben), und oft ist die Erklärung reichlich willkürlich oder kann nicht bewiesen werden. Eine viel größere Zahl von Träumen erhebt sich aus unterbewussten Eindrücken der Vergangenheit ohne irgendeinen Anreiz von außen. Das sind die Träume aus dem Unterbewussten, welche die große Masse jener Träume ausmachen, an welche sich Menschen erinnern, die hauptsächlich im äußeren Mental leben. Es gibt auch Träume, die Wiedergaben von gewohnten vitalen Bewegungen und Neigungen sind, persönliche Gestaltungen der vitalen Ebene. Wenn man aber innerlich zu leben beginnt, sind die Träume oft Übertragungen der eigenen Erfahrungen auf der vitalen Ebene, und darüber hinaus gibt es ein großes Feld von symbolischen und anderen Träumen, die mit Erinnerung nichts zu tun haben. Es ist natürlich bewiesen worden, dass ein sehr langer und ausführlicher Traum in ein oder zwei Sekunden abzulaufen vermag, so dass ein Einwand gegen die Behauptung Bergsons nicht standhalten kann. Es gibt aber auch prophetische Träume und vieles andere mehr. Das Gedächtnis bewahrt die Erfahrungen, doch ist es absurd, Gedächtnis mit Bewusstsein zu identifizieren (selbst in der beschränkten europäischen Vorstellung von Bewusstsein). Diese Theorie der Erinnerung ist ein Teil von Bergsons grundlegender Idee, dass Zeit alles ist. Was „spirituell“ anbelangt, so wird in Europa zwischen dem Spirituellen, dem Mentalen und dem Vitalen meist nicht unterschieden.

Diese Träume haben viele Menschen. Es ist das vitale Wesen, das im Schlaf hinausgeht und sich in den vitalen Welten umherbewegt und das Gefühl hat, mit seinem eigenen vitalen Körper in der Luft zu schweben. Die Meereswogen von der Farbe des Blitzes müssen aus der Atmosphäre eines vitalen Bereiches stammen. Ich weiß von einigen Sadhaks, dass sie glaubten, als sie zum ersten Mal den Körper in einer bewussteren Weise verließen, in Wirklichkeit frei zu schweben, weil die Lebhaftigkeit der Bewegung so intensiv ist; es ist aber nur der vitale Körper, der hinausgeht.

Die Träume sind Erfahrungen auf der vitalen Ebene, tatsächliche Kontakte mit mir und der Mutter in deinem inneren Wesen, nicht symbolisch – obwohl sie symbolische Elemente enthalten können –, sondern Beziehungen, Einflüsse oder ein wechselseitiges Arbeiten unseres Bewusstseins mit dem deinen ausdrückend. Der zweite Traum enthält symbolische Elemente. Die Leiter ist natürlich ein Symbol des Aufstiegs von einer Stufe zur anderen. Die Schlange weist auf eine Energie hin, zuweilen auf eine gute, öfter auf eine schlechte (vital oder feindlich). Möglicherweise war die Energie verhalten und daher nicht beunruhigend; doch indem du sie berührt hast, um zu erkennen, von welcher Art sie sei, hast du sie geweckt und festgestellt, dass es sich um etwas handelt, das zu handhaben nicht ganz ungefährlich ist. Es besteht kein klarer Hinweis, was diese Energie darstellte. Diese Traumerfahrungen hängen nicht von den Wachgedanken ab wie die gewöhnlichen unterbewussten Träume, die nur Träume und keine Erfahrungen sind. Sie besitzen Leben, Struktur, Ordnung sowie Formen und Bedeutungen von eigener Art; sie sind aber sehr häufig mit dem inneren Zustand und den Erfahrungen oder Bewegungen der Sadhana verbunden. Es ist nicht klar, ob die Blumen-Episode symbolisch war oder nur etwas, das sich auf der inneren Ebene abspielte. Vielleicht wäre es möglich gewesen, etwas dazu zu sagen, wenn ein Hinweis bestanden hätte, welche Blume es tatsächlich war, die du gabst.

Diese schlechte Verfassung ist ein Abfall (oft ausgelöst durch eine sehr geringfügige Ursache) von der inneren Ausgeglichenheit zum äußeren Bewusstsein. Lass dich dadurch nicht beeinflussen, sondern bleibe ruhig, rufe die Mutter und kehre zum inneren Zustand zurück.

Die Träume, die du beschreibst, sind ganz deutlich symbolische Träume auf der vitalen Ebene. Diese Träume können alles mögliche symbolisieren – Kräfte, die am Werk sind, die zugrunde liegende Struktur und Verknüpfung von getanen oder erfahrenen Dingen, tatsächliche oder potentielle Geschehnisse, echte oder hinweisende Bewegungen oder Wandlungen in der inneren oder äußeren Natur.

Die Furchtsamkeit, die durch die Vorahnung im Traum angezeigt wurde, stammte vermutlich nicht aus dem bewussten Mental oder höheren Vital, sondern aus dem Unterbewussten in der niederen vitalen Natur. Dieser Teil fühlt sich immer klein und unbedeutend und gerät leicht in Furcht, dass er vom höheren Bewusstsein überflutet wird – eine Furcht, die in manchen beim ersten Kontakt mit dem höheren Bewusstsein in eine Art Panik, Angst oder Schrecken ausarten kann.

Das sind Erfahrungen der vitalen Ebene; sie haben einen Sinn, wenn man ihn zu deuten weiß. Diese hier weist auf die Möglichkeit schwerer Attacken auf der vitalen Ebene hin, verspricht aber gleichzeitig Schutz. Es sind Gestaltungen der vitalen Ebene, manchmal Dinge, die versuchen, sich zu ereignen, aber nicht notwendigerweise damit Erfolg haben. Man kann sie beobachten und verstehen, darf aber nicht zulassen, dass sie das Mental beeinflussen; denn häufig versuchen feindliche Kräfte durch diese Traum-Erfahrungen suggestiv einen Einfluss auf das Mental auszuüben.

Ich sagte, dass dieser Traum ein tatsächliches Geschehen auf der vitalen Ebene war und nicht eine Gestaltung. Wenn dich jemand auf der Straße angreift, dann handelt es sich nicht um eine Gestaltung. Wenn dich aber jemand hypnotisiert und dir einflößt, dass du krank seist, so ist diese Suggestion eine Gestaltung, die durch den Hypnotiseur auf dich übertragen wurde.

Diese Träume stammen von der vitalen Ebene – sie beziehen sich vermutlich auf etwas, das in deinem Vital vor sich geht, doch können sie nicht genau gedeutet werden, außer es besteht entweder ein deutlicher Anhaltspunkt an der Oberfläche oder aber du kannst es selbst auf etwas in deiner Erfahrung beziehen, dessen du dir bewusst bist. Die Symbole des Aufsteigens oder des Herabfließens von Wasser (Bewusstsein oder eine andere Gabe von oben) sind häufig, und der allgemeine Sinn ist immer der gleiche – doch ist hier die genaue Bedeutung nicht klar.

Es ist ein Traum der vitalen Ebene. In diesen Träumen nehmen die Gestalten des physischen Lebens eine andere Form und Bedeutung an, und das Bewusstsein, in welchem sie leben und handeln, ist nicht das äußere physische Bewusstsein, sondern ein innerer vitaler Teil des Wesens. Der Aufstand der französischen Soldaten ist das Symbol einer Störung auf der vitalen Ebene, die stattfinden und das innere Leben beeinträchtigen will. Das, was der Traum ausdrücken will, ist die Bereitschaft des vitalen inneren Bewusstseins, sich auf die Mutter zu verlassen und in ihr Zuflucht vor allen nur denkbaren Störungen und Gefahren des inneren Lebens zu suchen.

Ja, dein Gefühl hinsichtlich des Schutzes ist völlig richtig.

Der Traum über X und dass du zur Mutter gingst, war die Erfahrung von etwas, das auf der vitalen Ebene stattfand. Dort ereignen sich Dinge, die eine gewisse Verbindung mit der Natur und dem Leben hier haben, sie ereignen sich aber auf andere Weise, weil es dort nicht die physischen Wesen, sondern die vitalen Wesen der Menschen sind, die sich begegnen. Man kann daraus die Natur des eigenen inneren vitalen Wesens erkennen – die häufig sehr verschieden ist von der physischen Persönlichkeit, welche vordergründig im Körper handelt. Durch das Wirken des Bewusstseins in diesen Träumen beginnen die inneren Wesens teile aktiver zu werden und größeren Einfluss auf die äußere Natur zu haben. Dein inneres vitales Wesen scheint – wenn man aus den von dir berichteten Traumerfahrungen schließen will – sehr stark und ehrlich, mental klar, entschlossen und fähig zu sein, sich mit den feindlichen Kräften und ihrem Wirken in der richtigen Weise auseinanderzusetzen und das Richtige zu tun.

Das Gefühl, dass du dich irgendwohin begibst, bedeutet, dass ein Teil des Bewusstseins zu einer anderen Ebene als der physischen wandert. Die Menschen, die du sahst, und auch die spätere Vision gehörten diesen über-physischen Welten an. Die Vision scheint für etwas von einer höheren Ebene symbolisch zu sein, doch wofür, ist aus den Einzelheiten nicht ganz klar zu ersehen. Gold ist die Farbe der Wahrheit, die von oben kommt.

Die physische ist nicht die einzige Welt; es gibt andere, die uns durch Traum-Berichte, durch die feinen Sinne, durch Einflüsse und Kontakte, durch die Phantasie, Intuition und Vision bewusst werden. Es gibt Welten eines größeren, subtileren Lebens als dem unseren – vitale Welten; oder Welten, in denen das Mental seine eigenen Formen und Gestalten bildet – mentale Welten; seelische Welten, die die Heimat der Seele sind; andere über uns, mit denen wir wenig Kontakt haben. In jedem von uns gibt es sowohl eine mentale, eine seelische, eine vitale und eine feinstoffliche Bewusstseinsebene als auch die grob-stoffliche und materielle Ebene. Die gleichen Ebenen gibt es im Bewusstsein der allgemeinen Natur. Wenn wir in diese anderen Ebenen eintreten oder mit ihnen Kontakt aufnehmen, treten wir mit jenen Welten über den physischen in Verbindung. Im Schlaf verlassen wir den physischen Körper, in welchem nur ein unterbewusster Rest zurückbleibt; und treten in alle möglichen Ebenen und Welten ein. In jeder von ihnen sehen wir Szenen, begegnen Wesen, nehmen an Geschehnissen teil und stoßen auf Gestaltungen, Einflüsse, Suggestionen, welche zu diesen Ebenen gehören. Selbst wenn wir wach sind, bewegt sich ein Teil von uns auf diesen Ebenen, doch finden ihre Tätigkeiten dann hinter dem Schleier statt; unser Wachmental ist sich dessen nicht bewusst. Viele Träume sind nur unzusammenhängende Gestaltungen unseres Unterbewusstseins, andere hingegen sind Berichte (oft sehr vermischt und entstellt) oder Übertragungen von Erfahrungen auf diesen über-physischen Ebenen. Wenn wir die Sadhana ausüben, wird diese Art von Träumen etwas sehr Allgemeines; die unterbewussten Träume hören dann auf zu dominieren.

Die Kräfte und Wesen der vitalen Welt haben großen Einfluss auf menschliche Wesen. Die vitale Welt ist einerseits eine Welt der Schönheit – Dichter, Künstler, Musiker stehen mit ihr in engem Kontakt; sie ist ebenso eine Welt der Mächte und Leidenschaften, der Lüste und Begierden – und unsere eigenen Lüste und Begierden, unsere Leidenschaften und Bestrebungen können uns mit den vitalen Welten, mit ihren Wesen und Kräften in Verbindung bringen. Darüber hinaus ist es eine Welt von dunklen, gefährlichen und abscheulichen Dingen. Alpträume, wie X sie hatte, sind Kontakte mit dieser Seite der vitalen Ebene. Der Ursprung von vielem, was in den Menschen dämonisch, schmutzig, grausam und niedrig ist, ist auf ihre Einflüsse zurückzuführen.

Die Erfahrung von X stellt einen Kontakt dar mit etwas auf der falschen Seite der vitalen Ebene. Ihre Visionen hingegen von Göttern, Göttinnen usw. sind Erfahrungen der anderen [positiven] Seite der vitalen Welt. Diese [Erfahrung, von der zuerst die Rede ist] stellt den Versuch einer vitalen Macht dar, eine Art Kontrolle über X auszuüben, indem sie durch ihre Furcht auf sie einwirkt. Wenn sie sich nicht fürchten würde, könnte die vitale Macht nicht in sie eindringen. Wenn sie in ihren Wachstunden unter Begierden, Mutlosigkeit und Depressionen leidet, pflegt auch das dazu beizutragen, dass sie im Schlaf in diese Welten eintritt oder eine Verbindung mit ihnen herstellt. Ihre Erfahrungen, über die du berichtet hast, weisen auf eine große Fähigkeit hin, die vitale Ebene auf der guten Seite zu betreten – diese Traumerfahrungen hingegen liegen auf der anderen Seite. Da es sich nur um Träume handelt, sind sie nicht so gefährlich, wie es eine ähnliche Erfahrung in der Meditation wäre – sie sind aber trotzdem sehr unerwünscht.

Wenn ein derartiges Eindringen [von feindlichen Kräften] versucht wird, gilt es nur das eine zu tun, es auszufechten, wie sie es tat, und zur gleichen Zeit die Mutter anzurufen. Grundsätzlich sollte man vor dem Einschlafen die Mutter anrufen, sich auf sie konzentrieren und versuchen, den Schutz der Mutter um sich zu fühlen und damit einschlafen. Selbst im Traum sollte man die Gewohnheit entwickeln, die Mutter zu rufen, wenn man in Schwierigkeit oder Gefahr ist; viele Sadhaks tun das. Das Eindringen nicht zuzulassen, keinerlei Eindringen von irgendeiner Macht oder irgendeinem Wesen, sei es im Traum, in der Meditation oder sonst wie – von keiner Kraft, außer der Göttlichen Kraft –, was bedeutet, Zurückweisung [dieses Eindringens] und Verweigerung der Zustimmung, weder durch Anerkennung noch durch Schwäche. Um die Verbindung abzubrechen, muss der innere Wille eingesetzt werden, ein Wille der Zurückweisung, eine Konzentration auf höhere Dinge als jene der vitalen Ebene; auch [ein Wille der] Zurückweisung von auftretenden vitalen Begierden, Verzweiflung und Depressionen. Veranlasse sie [X], hauptsächlich nach den höheren, spirituellen Erfahrungen zu streben, dem seelischen Sich-Öffnen, nach Stille, Frieden, Reinheit und nach dem Sich-Öffnen gegenüber dem höheren Licht, nach Stärke, Seligkeit, Wissen.

Noch etwas: sie sollte ein nicht zu sehr zurückgezogenes Leben führen; ein gewisses Offen-sein gegenüber der physischen Welt ist notwendig, desgleichen sind einige normale mentale Aktivitäten von gesunder Art empfehlenswert.

Das sind Träume, die aus der vitalen Welt stammen. Drei Dinge müssen im Hinblick auf sie entwickelt werden:

1. die Gewohnheit, selbst im Traum sofort nach der Mutter zu rufen;

2. Furchtlosigkeit – wenn man keine Furcht hat, werden diese Kräfte der anderen Welt machtlos;

3. der Realität solcher Gestaltungen keinen Glauben zu schenken und sie lediglich als Gestalt gewordene Suggestionen zu betrachten, genauso wie man eine grässliche Vorstellung von diesem oder jenem Geschehen haben kann, während die Vernunft weiß, dass es eine bloße Machenschaft der Phantasie ist, und sich dadurch nicht beeindrucken lässt.

Deine Erfahrung des Friedens im Körper war eine sehr gute Erfahrung. Was den bösen Traum anbelangt, so handelte es sich um eine feindselige Gestaltung der vitalen Welt – eine Suggestion in Traumform, die den Zweck hatte, dich aus der Fassung zu bringen. Diese Dinge sollte man hinausweisen – du solltest dir innerlich sagen: „Es ist falsch, derartiges kann nicht geschehen“, und dich dessen entledigen, wie du es mit einer falschen Suggestion im Wachzustand tun würdest.

Diese Dinge, die dich erschrecken wollen, sind lediglich Eindrücke, die dir durch kleine vitale Kräfte aufgedrängt werden, welche dein Vorwärtskommen in der Sadhana verhindern wollen (indem sie dich nervös machen). Sie können dir in Wirklichkeit nichts anhaben, du musst nur alle Furcht zurückweisen. Wenn diese Dinge kommen, halte immer an dem einen Gedanken fest: „Der Schutz der Mutter umgibt mich, mir kann nichts Schlimmes geschehen“ – denn wenn sich die Seele geöffnet und man Glauben an die Mutter hat, ist das genug, um diese Dinge abzuwenden. Viele Sadhaks lernen, wenn sie alarmierende Träume haben, den Namen der Mutter sogar im Traum zu rufen, und dann werden die bedrohlichen Dinge machtlos oder hören auf zu bestehen. Du darfst dich daher nicht einschüchtern lassen und musst diese Eindrücke mit Verachtung zurückweisen. Wenn es etwas Furchterregendes gibt, rufe den Schutz der Mutter herab.

Die von dir empfundene Hitze wurde vermutlich dadurch ausgelöst, dass die [Yoga-] Kraft Schwierigkeit hatte, von dem Augenbrauen-Zentrum, wo sie bis jetzt gewirkt hatte, weiter nach unten zu gelangen. Wenn ein solches Gefühl oder das Unbehagen, das du einmal empfunden hattest, oder ähnliche Dinge aufkommen, darfst du dich nicht beunruhigen; bleibe vielmehr ruhig und lass die Schwierigkeit vorübergehen.

Was du vorher erfahren hast, [das Gefühl] des Mondlichtes in der Stirn, war das Einwirken auf das Zentrum dort zwischen den Augenbrauen, das Zentrum des inneren Mentals, Willens und der inneren Vision. Das Mondlicht, das du sahst, ist das Licht der Spiritualität, und dies war es, was durch das Augenbrauen-Zentrum in dein Mental eintrat mit dem Ergebnis eines Sich-Weitens im Herzen, als ob der Himmel von Mondlicht durchflutet würde. Später fand eine gewisse Bemühung statt, um den niederen Teil des Mentals, dessen Zentrum im Hals ist, vorzubereiten, ihn mit dem inneren Mental zu verbinden und ihn zu öffnen; aber es gab, wie es sehr häufig der Fall ist, ein Hemmnis, das die Hitze auslöste. Es war vermutlich das Feuer des tapas, Agni, das versuchte, sich den Weg zu diesem Zentrum zu bahnen.

Die Erfahrung, in den Himmel hinaufgetragen zu werden, ist eine sehr allgemeine und bedeutet einen Aufstieg des Bewusstseins in eine höhere Welt des Lichtes und Friedens.

Deine Idee, mehr und mehr nach innen zu gehen und dich ganz der Mutter hinzuwenden, ist völlig in Ordnung. Wenn kein Verhaftet-sein mit äußeren Dingen um ihrer selbst willen besteht und alles nur für die Mutter geschieht, wenn das Leben durch das innere seelische Wesen in ihr seinen Mittelpunkt hat, so ist das die beste Voraussetzung für die spirituelle Verwirklichung.

Der Traum war von der Art, wie man ihn oft auf der vitalen Ebene hat – wo man in unentwirrbare Schwierigkeiten verstrickt wird, bis man plötzlich den Weg findet, der herausführt. Gujerat im Traum war nicht Gujerat, sondern nur ein Symbol eines bestimmten Teils der vitalen Welt, der gegen das spirituelle Leben gerichtet und voll vitaler Mächte ist, die sich mit Hilfe eines Tricks oder mit Gewalt in den Weg stellen. Diese Träume weisen auf gewisse Teile der vitalen Natur hin (nicht auf die eigene, sondern die allgemeine vitale Natur), welche der spirituellen Erfüllung im Wege stehen. Wenn man sich dorthin begibt und diese Teile der Natur meistert, ist man frei von ihrer Einmischung in der Sadhana.

Diese Träume sind recht symbolisch für die vitalen Kräfte, die auftreten, um dich anzugreifen. Wenn du ihnen mit Mut begegnest, werden sie machtlos. Ich bin nicht der Meinung, dass es sich überhaupt um deinen Vater und Bruder handelt, denen du begegnest – obwohl jene Kräfte ihre feindseligen Gefühle ausnützen können, indem sie ihre Gestalt annehmen; möglicherweise tun sie das auch, um in dir Zuneigung zu erwecken und dich daran zu hindern, gegen sie anzugehen. Doch abgesehen davon sind die Gestalten der physischen Mutter, des physischen Vaters und der Verwandten sehr oft symbolisch für die stoffliche oder ererbte Natur oder allgemein für die gewöhnliche Natur, in die wir hineingeboren sind.

In diesen Träumen bedeuten die Eltern oder Verwandten die gewöhnlichen Kräfte des physischen Bewusstseins (der alten Natur).

Diese Träume stammen von der vitalen Ebene. Jene [Menschen], die im Begriff waren nach Hause zu gehen, stammen von einem Teil des Vitals, das noch die Erinnerung an die vergangenen Beziehungen bewahrt und sich während des Schlafes dorthin begibt. Die Träume über die Mutter berichten von Begegnungen mit ihr auf der vitalen Ebene. Du solltest sie zuallererst hinaus stoßen, wenn du erwachst, und nicht zulassen, dass dein Vital ihren Eindruck bewahrt. Jene Erfahrungen hingegen (von der Mutter, die in dein Herz kam und mit dir sprach) waren ihrer Natur nach seelisch und nicht vital.

Deine Schwierigkeit in der Sadhana kann vom vitalen oder physischen Mental herrühren, das aktiv wird. Das geschieht oft nach den ersten Erfahrungen der Stille und des Schweigens. Man muss sich in der Meditation von diesen Tätigkeiten loslösen, wie ein Betrachter, und auch in diese Teile die ursprüngliche Stille rufen. Aber das mag Zeit in Anspruch nehmen. Wenn man sich in der Meditation hinreichend von der Umgebung isolieren und nach innen gehen kann, kommt die Ruhe rascher.

Wenn du den Yoga ausübst, öffnet sich das Bewusstsein und du nimmst besonders im Schlaf Dinge, Szenen, Wesen, Geschehnisse von anderen (nicht physischen) Welten wahr, gehst selbst im Schlaf dorthin und bist dort tätig. Sehr oft haben diese Dinge eine Bedeutung für die Sadhana. Daher brauchst du es nicht zu bedauern, all dies zu sehen, wenn du schläfst oder meditierst.

Auf keinen Fall aber solltest du Furcht haben. Die Tatsache, dass du fähig warst, die mit dir kämpfenden Wesen zu vernichten (es waren Wesen einer feindlichen vitalen Welt), ist sehr erfreulich, denn sie zeigt, dass irgendwo in deiner vitalen Natur Stärke und Mut ist. Außerdem solltest du, da du den Namen der Mutter gebrauchst und ihren Schutz hast, nichts fürchten.

Das Fortlaufen im Traum ist ein Symbol der Trägheit in einem Teil deines Wesens, das den [feindlichen] Kräften einzudringen erlaubt, sich vor ihnen zurückzieht und den Boden verliert, statt ihnen zu begegnen und sie zu vernichten.

Es ist offensichtlich, dass die Erfahrung von X nichts anderes als ein Alptraum war – eine Attacke im Schlaf von einer bestimmten Kraft der vitalen Welt, der er sich vermutlich irgendwie geöffnet hatte, möglicherweise dadurch, dass er dem Mann auf der Straße antwortete, der von einer vitalen Atmosphäre der übelsten Art umgeben war. Die Gestalt der Frau war nur eine Form, die sein unterbewusstes Mental dieser Kraft gab. Diese Kräfte sind überall um uns, nicht nur in einem bestimmten Zimmer oder Haus, und wenn man ihnen die Tür öffnet, dringen sie ein, wo immer du dich auch befindest. Es wäre ohne Bedeutung, wenn X nicht der nervösen Reaktion einer irrationalen Panik nachgegeben hätte. Jemand, der die Sadhana ausüben will, darf einer solchen Panik nicht nachgeben; das ist eine Schwäche, die mit den Forderungen des Yoga unvereinbar ist, und es ist sicherer, wenn man sich von ihr nicht befreien kann, den Yoga nicht auszuüben.

Die Depression, die im Schlaf über dich kam, muss eine von zwei möglichen Ursachen gehabt haben. Es kann der Überrest gewesen sein, den eine unerfreuliche Erfahrung zurückgelassen hat, die in einem unangenehmen Bereich der vitalen Welten stattfand – und solche Orte gibt es dort in Hülle und Fülle. Es war wohl kaum eine Attacke, denn das hätte mit Sicherheit einen deutlicheren Eindruck hinterlassen, dass sich etwas [Bestimmtes] ereignet hat, selbst wenn keine eigentliche Erinnerung damit verbunden war; doch allein bestimmte Orte zu betreten oder ihren Bewohnern zu begegnen oder mit ihrer Atmosphäre in Berührung zu kommen kann eine deprimierende und lähmende Auswirkung haben, es sei denn, man wäre ein geborener Kämpfer und hätte ein aggressives Vergnügen daran, sich diesen Feuerproben zu unterziehen und sie zu bestehen. Wenn das die Ursache deiner Depression ist, brauchst du nur entweder diese Ebene zu meiden, was, wenn du einmal weißt, was sich dort ereignet, durch die Bemühung deines Willens geschehen kann, oder aber dich mit einem besonderen Schutz gegenüber dem Kontakt mit dieser Atmosphäre zu umgeben. Die andere mögliche Ursache [der Depression] ist ein Absacken in einen zu dunklen und unterbewussten Schlaf – das hat manchmal die Auswirkung, die du beschreibst. Lass dich aber auf keinen Fall entmutigen, wenn sich diese Dinge ereignen; es sind die üblichen Erscheinungen, denen man unweigerlich begegnet, sobald man hinter den Schleier dringt und die okkulten Ursachen der psychologischen Geschehnisse in uns berührt. Man muss die Ursachen erkennen, von der Schwierigkeit Kenntnis nehmen und ihr begegnen und immer darauf reagieren – man darf niemals die Depression, die auf dich geworfen wurde, akzeptieren, sondern muss reagieren, wie du es das erste Mal getan hast. Genauso wie uns ständig Kräfte umgeben, deren Anliegen es ist zu deprimieren und zu entmutigen, sind auch immer Kräfte über uns und um uns, auf die wir uns stützen können, die wir in uns hereinziehen können, damit sie uns regenerieren und erneut mit Stärke, Glauben, Freude und jener Macht erfüllen, die ausharrt und überwindet. Man kann es tatsächlich zu einer Gewohnheit machen, sich diesen hilfreichen Kräften zu öffnen und sie entweder passiv zu empfangen oder aktiv in Anspruch zu nehmen – denn beides ist möglich. Es ist leichter, wenn du weißt, dass sie über dir und um dich herum sind, und den Glauben und Willen hast, sie zu empfangen – denn das bringt dann die Erfahrung und das konkrete Gefühl von ihnen und die Fähigkeit, sie bei Bedarf oder nach Wunsch aufzunehmen. Es ist eine Frage der Gewöhnung deines Bewusstseins [an die Möglichkeit], mit diesen hilfreichen Kräften in Kontakt zu kommen und den Kontakt zu bewahren – und zu diesem Zweck musst du dich daran gewöhnen, die Einwirkungen der anderen Kräfte auf dich, wie Depression, Mangel an Selbstvertrauen, Unzufriedenheit und alle ähnlichen Störungen, zurückzuweisen.

Was die tatsächliche Meisterung einer Situation durch okkulte Kräfte anbelangt, so ist das nur durch Übung und Experiment möglich – so wie man Stärke durch Leibesübung oder wie man einen Vorgang im Laboratorium entwickelt, indem man durch die praktische Handhabung einer Kraft herausfindet, wie sie in ihrem Wirkungsbereich angewandt werden kann und sollte. Das Warten auf die Stärke hat keinen Wert, solange man das nicht versucht hat; die Stärke wird nach wiederholten Versuchen kommen. Weder darfst du den Fehlschlag fürchten noch dich durch Fehlschlag entmutigen lassen – denn diese Dinge sind nicht immer gleich erfolgreich. Es sind Dinge, die man durch persönliche Erfahrung lernen muss – wie wir mit kosmischen Kräften Kontakt aufnehmen können, wie unser individuelles Tun mit dem ihren zu verbinden oder gleichzusetzen ist, wie wir ein Instrument des Meister-Bewusstseins werden können, das wir das Göttliche nennen.

Deine Einstellung ist ein wenig zu persönlich – ich meine dein Beharren auf persönlicher Stärke oder Schwäche als dem entscheidenden Faktor. Schließlich gilt für den Größten wie für den Kleinsten von uns, dass die Stärke nicht unsere eigene ist, sondern uns verliehen wurde für das Spiel, das gespielt werden muss, und für die Arbeit, die zu verrichten ist. Die Stärke kann in uns geformt werden, doch ist ihre gegenwärtige Formung nicht endgültig – weder die Formung von Macht noch die Formung von Schwäche. In jedem Augenblick sieht man, besonders unter dem Druck des Yoga, wie Schwäche sich in Macht wandelt, der Unfähige fähig wird, wie sich plötzlich oder allmählich das instrumentale Bewusstsein zu neuer Größe erhebt oder seine latenten Fähigkeiten entwickelt. Über uns, in uns, um uns ist die All-Stärke, und auf sie müssen wir uns für unsere Arbeit stützen, für unsere Entwicklung, unsere allmähliche Wandlung. Wenn wir mit Glauben an die Arbeit, an unsere Mitwirkung bei der Arbeit, an die uns bestimmende Macht vorwärtsschreiten, dann wird in dem eigentlichen Akt der Prüfung, der Begegnung mit Schwierigkeiten und Fehlschlägen und ihrer Überwindung die Stärke kommen, und wir werden unser Vermögen entdecken, soviel wie nötig von der All-Stärke aufzunehmen, zu deren immer vollendeteren Gefäßen wir werden.

8. Abschnitt

Das ganze Prinzip dieses Yoga besteht darin, sich gänzlich dem Göttlichen allein zu geben und niemandem und nichts sonst, und durch die Einung mit der Göttlichen Mutter-Macht all das transzendente Licht, die Kraft, die Weite, den Frieden, die Reinheit, das Wahrheits-Bewusstsein und den Ananda des supramentalen Göttlichen in uns herabzubringen. In diesem Yoga ist daher kein Platz für vitale Beziehungen oder vitalen Austausch mit anderen; jede derartige Beziehung oder jeder derartige Austausch fesselt die Seele sofort an das niedere Bewusstsein mit seiner niederen Natur und verhindert die wahre und volle Einung mit dem Göttlichen; sie hemmt sowohl den Aufstieg zum supramentalen Wahrheits-Bewusstsein als auch die Herabkunft der supramentalen Ishvari Shakti. Noch schlimmer wäre es, wenn dieser Austausch, auch wenn ein äußerer Akt nicht stattfände, die Form einer sexuellen Beziehung oder eines sexuellen Vergnügens annähme; aus diesem Grund sind diese Dinge in der Sadhana absolut verboten. Es versteht sich von selbst, dass jeder physische Akt dieser Art nicht erlaubt ist; aber auch jede subtilere Form ist ausgeschlossen. Erst nach unserem Einswerden mit dem supramentalen Göttlichen können wir unsere wahren spirituellen Beziehungen zu anderen [Menschen] finden – im Göttlichen; in dieser höheren Einigung kann diese Art roher, niederer vitaler Bewegung nicht mehr stattfinden.

Den Sex-Impuls zu meistern – so sehr Herr des Sex-Zentrums zu werden, dass die sexuelle Energie aufwärts gezogen und nicht hinausgeschleudert und vergeudet wird – bedeutet tatsächlich, die Samenkraft in primäre physische Energie zu wandeln, welche alle übrigen [Energien] stützt, retas [Samenkraft] in ojas [essentielle Energie]. Es gibt aber keinen gefahrvolleren Irrtum, als die Einmischung des sexuellen Begehrens und eine gewisse subtile Befriedigung zu akzeptieren und als zur Sadhana gehörend zu betrachten. Es wäre der wirksamste Weg, geradewegs auf spirituellen Verfall loszusteuern und Kräfte in die Atmosphäre zu schleudern, welche die supramentale Herabkunft blockieren und statt dessen die Herabkunft von feindlichen vitalen Mächten herbeiführen würden, damit sie Verwirrung und Verheerung stiften. Diese Abweichung, sollte sie sich einzustellen versuchen, muss unbedingt ausgemerzt und aus dem Bewusstsein getilgt werden, wenn die Wahrheit herabgebracht werden und die Arbeit geschehen soll.

Auch die Vorstellung, dass es zur Umwandlung des Sex-Zentrums gehört, den aufzugebenden physisch-sexuellen Akt innerlich zu imitieren, beruht auf einem Irrtum. Die Tätigkeit der animalischen Sex-Energie in der Natur ist eine Einrichtung, die in der Unwissenheit im Haushalt der stofflichen Schöpfung einem bestimmten Zweck dient. Die sie begleitende vitale Erregung jedoch schafft die günstigste Gelegenheit und die Vibration in der Atmosphäre für das Eindringen jener sehr vitalen Kräfte und Wesen, deren ganzes Bestreben es ist, die Herabkunft des supramentalen Lichtes zu verhindern. Das damit verbundene Vergnügen ist eine Herabwürdigung und nicht die wahre Form des göttlichen Ananda. Der wahre göttliche Ananda im Physischen hat eine andersartige Beschaffenheit, Bewegung und Substanz; seine Offenbarung, die essentiell selbst-bestehend ist, hängt allein von einer inneren Einung mit dem Göttlichen ab. Du hast die Göttliche Liebe erwähnt; die Göttliche Liebe aber, wenn sie das Physische berührt, erweckt nicht die groben, niederen vitalen Neigungen; ihnen nachzugeben würde lediglich bewirken, dass sie sich wieder zu den Höhen zurückzieht, nachdem es bereits schwierig genug war, sie in die Derbheit der stofflichen Schöpfung herabzubringen, die allein sie umzuwandeln vermag. Suche die göttliche Liebe durch die einzige Pforte, durch die sie einzutreten bereit ist, die Pforte des seelischen Wesens – und lege das niedere vitale Irren ab.

Für die physische siddhi [Vollendung] ist die Umwandlung des Sex-Zentrums und seiner Energie notwendig; denn es ist der körperliche Rückhalt aller mentalen, vitalen und physischen Kräfte in der Natur [des Menschen]. Es muss in eine Anhäufung und Bewegungen inneren Lichtes, schöpferischer Macht, reinen göttlichen Ananda umgewandelt werden. Nur durch das Herabbringen des Lichtes, der Macht und der Seligkeit des Supramentals in das [Sex-]Zentrum kann es gewandelt werden. Was sein späteres Wirken anbelangt, so wird es durch die supramentale Wahrheit, die schöpferische Schau und den schöpferischen Willen der Göttlichen Mutter bestimmt werden. Es wird jedoch eine Tätigkeit der bewussten Wahrheit sein und nicht die der Dunkelheit und Unwissenheit, wozu sexuelles Begehren und Vergnügen gehören; es wird eine Macht der Bewahrung und der freien, wunschlosen Ausstrahlung der Lebenskräfte sein und nicht ihr Hinausschleudern und ihre Vergeudung. Gib dich nicht der Vorstellung hin, dass das supramentale Leben lediglich aus einer gehobenen Befriedigung der Begierden des Vitals und Körpers bestehen wird; nichts kann ein größeres Hindernis für die herabkommende Wahrheit sein als diese Hoffnung auf Verherrlichung des Tieres in der menschlichen Natur. Das Mental wünscht sich, dass der supramentale Zustand eine Bestätigung der eigenen gehegten Ideen und Vorurteile ist; das Vital möchte, dass er eine Glorifizierung der eigenen Begierden ist; das Physische will, dass eine üppige Erweiterung der eigenen Annehmlichkeiten, Vergnügen und Gewohnheiten damit verbunden ist. Wenn dem so wäre, dann wäre er nur eine gesteigerte und sehr erhöhte Vollendung der tierischen und menschlichen Natur und nicht der Übergang vom Menschlichen ins Göttliche.

Es ist gefährlich, daran zu denken „jede Schranke der Unterscheidung und Verteidigung“ gegenüber dem, was auf dich herabzukommen versucht, aufzugeben. Hast du überlegt, was es bedeutet, wenn das Herabkommende nicht in Einklang mit der Göttlichen Wahrheit steht, vielleicht sogar etwas Feindliches ist? Eine feindliche Macht könnte sich zur Erlangung der Herrschaft über den Suchenden nichts Besseres wünschen. Man sollte nur die Kraft der Mutter und die göttliche Wahrheit unbegrenzt zulassen. Und selbst hier gilt es, die Fähigkeit der Unterscheidung zu bewahren, damit alles Falsche, das sich als die Kraft der Mutter und die Göttliche Wahrheit ausgibt, aufgedeckt wird; und ebenso gilt es, sich die Fähigkeit der Zurückweisung zu erhalten, durch die alles Zweifelhafte entfernt wird.

Bewahre den Glauben an deine spirituelle Bestimmung, wende dich vom Irren ab und öffne das seelische Wesen mehr und mehr der direkten Führung durch das Licht und die Macht der Mutter. Wenn der zentrale Wille aufrichtig ist, kann jedes Erkennen eines Fehlers ein Sprungbrett für eine wahrere Bewegung und einen höheren Fortschritt sein.

Es ist richtig, dass das Sex-Zentrum und seine Reaktionen umgewandelt werden können und dass ein Ananda von oben die tierische Sex-Reaktion zu ersetzen vermag. Der Sex-Impuls ist eine Herabminderung dieses Ananda. Es kann aber gefährlich sein, diesen Ananda zu empfangen, bevor das physische Bewusstsein (einschließlich des physisch-vitalen) umgewandelt ist; denn andere und niedrigere Dinge können sich das zunutze machen und sich einmischen, und das würde das ganze Wesen beunruhigen und könnte auf einen falschen Pfad führen durch den Eindruck, dass diese niedrigeren Dinge ein Teil der Sadhana sind und von oben gebilligt werden – oder einfach dadurch, dass die niedrigeren Elemente die wahre Erfahrung zunichte machen. Im letzteren Fall würde der Ananda erlöschen und das Sex-Zentrum von den niederen Reaktionen beherrscht werden.

In meinem vorhergehenden Brief habe ich ganz kurz meine Einstellung hinsichtlich des Sex-Impulses und Yoga dargelegt. Ich möchte hier hinzufügen, dass sich meine Folgerung nicht auf irgendeine mentale Meinung oder vorgefasste moralische Idee gründet, sondern auf erprobte Tatsachen sowie auf Beobachtung und Erfahrung. Ich bestreite nicht, dass, solange man eine gewisse Trennung zwischen innerer Erfahrung und äußerem Bewusstsein aufrechterhält – wobei man das letztere als eine untergeordnete Tätigkeit ansieht, die zwar kontrolliert wird, aber noch nicht umgewandelt ist –, es durchaus möglich ist, spirituelle Erfahrungen zu haben und Fortschritte zu machen, ohne dass die Sex-Tätigkeit gänzlich zum Stillstand kommt. Das Mental distanziert sich vom äußeren Vital (den Lebens-Teilen) und dem physischen Bewusstsein und lebt sein eigenes, inneres Leben. Doch nur wenige bringen dies tatsächlich einigermaßen vollkommen zustande, und sobald sich die Erfahrungen auf die Lebens-Ebene und das Physische ausdehnen, kann der Sex-Trieb nicht länger auf diese Weise behandelt werden. Er kann in jedem Augenblick zu einer störenden, erregenden und deformierenden Kraft werden. Ich habe beobachtet, dass er in gleichem Maß wie das Ego (Stolz, Eitelkeit, Ehrgeiz) und die rajasischen Begierden und Wünsche eine Hauptursache der in der Sadhana vorkommenden spirituellen Unfälle ist. Der Versuch, dem zu begegnen, indem man sich von ihm löst, ohne ihn völlig auszurotten, schlägt fehl; der Versuch, ihn zu sublimieren – von vielen modernen Mystikern in Europa befürwortet –, ist ein höchst unbesonnenes und gefährliches Experiment. Denn die Vermischung von Sextrieb mit Spiritualität hat die verheerendsten Folgen. Selbst der Versuch, ihn zu sublimieren, indem man ihn dem Göttlichen zuwendet – wie in der vishnuitischen madhura bhava [das süße Gefühl] –, birgt eine ernsthafte Gefahr in sich, wie die Folgen der falschen Auffassung oder des falschen Gebrauchs dieser Methode häufig beweisen. In diesem Yoga jedenfalls, der nicht nur die essentielle Erfahrung des Göttlichen sucht, sondern die Umwandlung des ganzen Wesens und der ganzen Natur, ist meiner Meinung nach das Streben nach der völligen Meisterung der Sex-Kraft ein absolutes Erfordernis der Sadhana; im anderen Fall bleibt das vitale Bewusstsein ein trübes Gemisch, und diese Trübung beeinflusst die Reinheit des spiritualisierten Mentals und behindert ernsthaft die aufwärts gerichtete Wende der Körperkräfte. Dieser Yoga fordert einen vollen Aufstieg des gesamten niederen oder gewöhnlichen Bewusstseins, damit es sich mit dem spirituellen [Bewusstsein] über uns vereinige, sowie eine volle Herabkunft des spirituellen Bewusstseins (und schließlich des Supramentals) in das Mental, Leben und den Körper, damit sie umgewandelt werden. Der totale Aufstieg ist unmöglich, solange sexuelles Begehren den Weg blockiert, die Herabkunft ist gefährlich, solange sexuelles Begehren machtvoll im Vital herrscht. Denn in jedem Augenblick kann ein nicht erfülltes oder latentes Sex-Begehren die Ursache einer Vermengung sein, welche die wahre Herabkunft zurückweist und die gewonnenen Energien für andere Zwecke verbraucht oder die gesamte Tätigkeit des Bewusstseins einer falschen, trüben und täuschenden Erfahrung zuwendet. Daher muss man dieses Hindernis aus dem Weg schaffen; im anderen Fall gibt es in der Sadhana entweder keine Sicherheit oder keine freie Entwicklung auf etwas Endgültiges hin.

Die gegenteilige Ansicht, die du erwähnst, mag von der Idee herrühren, dass der [Sex-] Impuls ein natürlicher Teil der vital-physischen Gesamtheit des Menschen ist, ein Erfordernis wie Nahrung und Schlaf, und dass seine völlige Zurückhaltung zu Unausgeglichenheit und ernsthaften Störungen führen kann. Es ist richtig, dass Sex, in seinem äußeren Vollzug unterdrückt, aber auf andere Weise befriedigt, zur Erkrankung des [Körper-] Systems und zu Gehirnstörungen führen kann. Hierauf beruht die medizinische Theorie, die von sexueller Enthaltsamkeit abrät. Meiner Beobachtung nach kommen diese Dinge aber nur dann vor, wenn entweder eine geheime Befriedigung perverser Art stattfindet, welche den normalen sexuellen Vorgang ersetzt, oder aber wenn ihm auf eine subtil-vitale Weise über die Phantasie oder durch unsichtbaren vitalen Austausch von okkulter Art nachgegeben wird – ich glaube nicht, dass jemals bei echter spiritueller Bemühung um Meisterung und Enthaltsamkeit Schaden entsteht. Viele Ärzte in Europa sind jetzt der Ansicht, dass sexuelle Enthaltsamkeit, wenn sie echt ist, zuträglich sei; denn das Element im retas [Samenkraft], das dem sexuellen Akt dient, wird dann in ein anderes Element gewandelt, welches die Energien des [Körper-] Systems nährt, die vitalen, mentalen und physischen – und das rechtfertigt die indische Idee von brahmacarya [völlige geschlechtliche Enthaltsamkeit], die Umwandlung von retas in ojas [Samenkraft in essentielle Energie] und das Aufsteigen seiner Energien zur Umformung in eine spirituelle Kraft.

Was die Methode der Meisterung anbelangt, so genügt physische Enthaltsamkeit allein nicht – sie entwickelt sich durch einen kombinierten Vorgang von Loslösung und Zurückweisung. Das Bewusstsein distanziert sich vom Sex-Impuls, empfindet ihn als nicht zu sich gehörend, als etwas Fremdes, das durch die Natur-Kraft auf es geworfen wurde und dem es die Zustimmung und Identifizierung verweigert; und mit jedem Mal wird er durch eine bestimmte Bewegung der Zurückweisung mehr und mehr nach außen gedrängt. Das Mental bleibt unbeeinflusst; nach einer gewissen Zeit zieht sich das vitale Wesen, das sein hauptsächlicher Rückhalt ist, auf die gleiche Weise zurück, und schließlich wird er auch durch das physische Bewusstsein nicht länger gestützt. Dieser Vorgang setzt sich fort, bis das Unterbewusste ihn [den Sex-Impuls] selbst im Traum nicht mehr wachrufen kann und dieses niedere Feuer durch keine weitere Bewegung der äußeren Natur-Kraft aufs Neue entfacht wird. So ist der Verlauf, wenn die Sex-Veranlagung hartnäckig ist; einige hingegen sind fähig, sie entschlossen durch eine schnelle und radikale Abkehr von der [äußeren] Natur auszuschalten. Das jedoch ist seltener.

Es muss gesagt werden, dass die totale Ausmerzung des Sex-Impulses eines der schwierigsten Dinge in der Sadhana ist, und man muss darauf gefasst sein, dass sie lange dauert. Aber es ist erreicht worden, dass er völlig erlöscht, und ein praktisches Freiwerden davon, nur durch gelegentliche Traumbewegungen aus dem Unterbewussten gestört, ist ziemlich allgemein.

Sex (okkult) steht vom Standpunkt der Gefahr aus betrachtet, auf ziemlich der gleichen Ebene mit Ehrgeiz usw., nur ist seine Wirkungsweise meist weniger auffällig ….

Ich habe nicht behauptet, dass der Sex-Impuls in anderen Yoga-Systemen nicht gemeistert wurde. Ich habe vielmehr gesagt, dass es schwierig sei, sich gänzlich davon zu befreien, und dass der Versuch, ihn zu sublimieren, wie es in der Vaishnava-Sadhana geschieht, seine Gefahren hat. Das kann von all denen bestätigt werden, die wissen, was sich oft, selbst in großem Umfang unter den Vaishnavas ereignete. Transzendenz und Umwandlung sind ganz verschiedene Dinge. Es gibt drei Arten oder Stadien der Umwandlung in dieser Sadhana, die seelische Umwandlung, die spirituelle und die supramentale. Die beiden ersten wurden in anderen Yogasystemen in der für sie typischen Weise erreicht; letztere ist ein neues Unterfangen. Eine für die spirituelle Verwirklichung genügende Umwandlung ist durch die beiden ersten Stadien erreichbar; eine Umwandlung, ausreichend für die Vergöttlichung des menschlichen Lebens, hat meiner Ansicht nach eine supramentale Wandlung zu sein.

Was hat dieser Yoga mit Sex und Sex-Beziehungen zu tun? Ich habe dir wiederholt gesagt, dass man sich vom Sex befreien und ihn überwinden muss, bevor es eine siddhi in diesem Yoga geben kann.

Wandlung ist die eine Sache, und das Akzeptieren der gegenwärtigen Formen in der gewöhnlichen menschlichen Natur ist eine andere. Der von dir angeführte Grund für die Befriedigung des Sex-Impulses ist in keiner Weise überzeugend. Nur eine Minorität der Menschheit ist für das strenge yogische Leben berufen, und es wird immer eine große Anzahl von Menschen geben, welche für den Fortbestand der Rasse sorgt. Natürlich verachtet der Yogi die menschliche Natur nicht oder hegt ihr gegenüber Abneigung. Er hat Verständnis für sie und sieht mit klarem und ruhigem Blick den Rang, der jeder ihrer Tätigkeiten eingeräumt wurde. Auch ist es der bessere Weg, wenn eine Tat mit Selbstkontrolle geschehen kann, ohne Begierde, unter der Führung eines höheren Bewusstseins; und man kann diesem Weg manchmal folgen, um den göttlichen Willen in solchen Dingen zu erfüllen, die andernfalls von einem Yogi nicht unternommen würden – wie Krieg und Zerstörung, welche den Krieg begleitet. Aber eine zu lässige Anwendung einer solchen Regel könnte leicht zu einem Vorwand werden, der gewöhnlichen menschlichen Natur nachzugeben.

Die Mutter hat dir bereits die Wahrheit hinsichtlich dieser Idee gesagt. Die Vorstellung, dass durch eine völlige Befriedigung des Sex-Hungers dieser gestillt und für immer zum Erlöschen gebracht werden kann, ist eine irreführende Behauptung des Vitals gegenüber dem Mental, um eine Billigung seines Verlangens zu erreichen; sie hat sonst keinen „raison d‘etre“, keine Wahrheit oder Berechtigung. Wenn eine gelegentliche Befriedigung das Sex-Verlangen weiter glimmen lässt, würde eine volle Befriedigung dich nur in seinen Schlamm ziehen. Dieser Hunger, wie andere Arten davon auch, wird nicht durch eine gelegentliche Sättigung gestillt; er erwacht, nachdem er sich zeitweilig erschöpft hatte, aufs Neue und verlangt, wiederum gestillt zu werden. Nur durch eine radikale seelische Zurückweisung kann er aufhören oder aber durch ein volles spirituelles Sich-Öffnen, verbunden mit der wachsenden Herabkunft eines Bewusstseins, das ihn nicht will und das den wahreren Ananda besitzt.

Es ist nicht eine Frage der Furcht – es ist eine Frage der Wahl zwischen dem Göttlichen Frieden und Ananda und dem minderwertigen Vergnügen des Sex – zwischen dem Göttlichen und der Anziehungskraft der Frauen, Nahrung muss aufgenommen werden, um den Körper zu erhalten, Sex-Befriedigung hingegen ist keine Notwendigkeit. Selbst der rasa der Nahrung kann nur dann mit dem spirituellen Zustand harmonisiert werden, wenn alle Gier nach Nahrung und das Verlangen des Gaumens aufhören. Intellektuelle oder ästhetische Freude kann für die spirituelle Vollendung ebenfalls ein Hindernis sein, sofern man damit verhaftet ist, obwohl sie dem Spirituellen viel näher ist als ein derber, ungewandelter körperlicher Appetit; um Teil des spirituellen Bewusstseins zu werden, muss sich tatsächlich auch die intellektuelle und ästhetische Freude in etwas Höheres wandeln. Es ist aber nicht möglich, alle Dinge, die rasa enthalten, aufrecht zu erhalten. Auch im Verletzen und Töten von anderen liegt rasa, eine sadistische Freude; sich selbst zu quälen enthält rasa, eine masochistische Freude – die moderne Psychologie ist voll davon. Lediglich rasa zu haben, ist kein ausreichender Grund dafür, eine Sache als Teil des spirituellen Lebens anzusehen.

In der ganzen Sex-Affaire gibt es kein „Entzücken“; sie ist notwendigerweise nur eine flüchtige Erregung und kann nichts anderes sein, ein flüchtiges Vergnügen, das sich schließlich selbst mit der Erschöpfung des Körpers erschöpft.

Ja, die Sex-Atmosphäre hat überall überhand genommen (in der modernen Welt), besonders deshalb, weil die Menschen nicht länger an die alten moralischen Einschränkungen glauben und diese durch nichts anderes ersetzt wurden.

Es ist die Idee der neuen europäischen Mystiker, wie Lawrence und Middleton Murry usw., dass die Befriedigung des Sex-Impulses der festgelegte Weg sei, das Über-selbst zu erreichen – oder besser das Unterselbst, denn das scheint es in Wirklichkeit zu sein. X weiß es natürlich besser. Wenn aber das persönliche Über-selbst alles ist, was man erreichen will, und nicht das Göttliche, dann sind Sex und viele andere Dinge zulässig. Man braucht sich nur vorzustellen, dass man nicht der Körper, nicht das Leben, nicht das Mental ist, sondern das Über-selbst, und kann dann das tun, was immer das Über-selbst will.

Ich sprach vom persönlichen Über-selbst – und meinte die Verwirklichung von etwas in uns (dem purusa), das nicht die prakrti ist, nicht aus den Bewegungen des Mentals, Vitals oder des Physischen besteht, sondern etwas, das der Denker usw. ist. Dieser purusa kann jeder Bewegung der Natur zustimmen oder sie verweigern, oder er kann die prakrti anleiten, was sie zu tun hat oder nicht. Er kann ihr erlauben, den Sex-Impuls zu befriedigen, oder ihr die Befriedigung verweigern. Es ist meist der mentale purusa (manomaya purusa), den man auf diese Weise verwirklicht, es gibt aber auch den pranamaya oder vitalen purusa. Mit der Bezeichnung Über-selbst meinen sie vermutlich diesen purusa – sie sehen ihn als eine Art persönlichen atman an.

Einssein mit allen würde also bedeuten, den Sex-Instinkt mit allen zu befriedigen – das wäre ein recht ungeheuerlicher siddhanta, obwohl es Ähnliches in der Tantra-Praxis der linken Hand gibt. Doch sind die Tantriker der linken Hand logischer als du, denn warum sollte Einssein, wenn es als Rechtfertigung für die Ausübung des Sex dienen soll, lediglich die Grundlage für die feineren und nicht auch für die gröberen Formen des Ausdrucks der Liebe sein. Gründet sich Sex aber tatsächlich auf Liebe oder gründet sich die sexuelle Liebe auf Sex-Instinkt? Und ist der Sex-Instinkt ein Ausdruck des spirituellen Empfindens des Einen in allen? Gründet er sich in Wirklichkeit nicht auf Dualität, außer wenn er nur Befriedigung und Vergnügen sucht und Liebe gar nicht zur Debatte steht? Fühlt man sich zu einer Frau hingezogen durch das Gefühl, dass diese Frau man selbst ist, oder durch die Tatsache, dass sie jemand anderer ist, der einen durch Charme oder Schönheit fesselt, die man genießen oder besitzen will; oder einfach durch die Tatsache, dass sie anders ist als man selbst, dass sie eine Frau und nicht ein Mann ist und daher der Sex-Instinkt bei ihr ein freies Feld finden kann?

Der Sex-Impuls ist mit Sicherheit die stärkste Kraft auf der vitalen Ebene; wenn er sublimiert und nach oben gewandt werden kann, wird ojas geschaffen, was eine große Hilfe zur Erlangung des höheren Bewusstseins ist. Doch reicht Enthaltsamkeit allein nicht aus.

Die Sex-Energie, die von der Natur zum Zweck der Fortpflanzung benutzt wird, ist ihrer eigentlichen Natur nach eine fundamentale Lebensenergie. Sie kann benützt werden, nicht für eine Steigerung, sondern für eine gewisse Intensivierung des vital-emotionalen Lebens; sie kann kontrolliert, vom Sex abgelenkt und für ästhetische, artistische oder andere schöpferische Leistung oder Produktivität oder für die Steigerung der intellektuellen oder anderer Energien verwendet werden. Bei völliger Beherrschung kann sie auch in eine Kraft spiritueller Energie verwandelt werden. Dies war im alten Indien durchaus bekannt und wurde als die Verwandlung von retas in ojas [Samenkraft in essentielle Energie] durch brahmacarya [völlige geschlechtliche Enthaltsamkeit] bezeichnet. Die falsch angewandte Sex-Energie hat Verwirrung und Auflösung der Lebensenergie und ihrer Kräfte zur Folge.

Natürlich, der Sex-Impuls ist etwas absolut Normales, und alle Menschen haben ihn. Er wurde von der Natur als ein Teil ihres Wirkens zum Zweck der Zeugung eingesetzt, damit die [menschliche] Rasse weiterbesteht. Auch bei den Tieren wird er zu diesem Zweck benützt, doch haben sich die Menschen von der Natur abgewandt und gebrauchen ihn hauptsächlich zu ihrem Vergnügen – das ist der Grund, weshalb er sich ihrer bemächtigt hat und sie ständig quält.

Natürlich hast du den Sex-Impuls zu überwinden, was aber nicht auf einmal und gänzlich geschehen kann; es bedarf einer geduldigen Beharrlichkeit und eines festen Entschlusses, ihm nicht nachzugeben, weder physisch noch mental. Selbst wenn das geschehen ist und kein Gedanke daran oder Begehren mehr besteht, kann sich die mechanische Emission im Schlaf fortsetzen; wenn aber das Mental davon frei ist, hört auch das schließlich auf.

Sex-Gefühle „werden“ nicht erst zu einer Grundlage des physischen Bewusstseins – sie sind bereits in der physischen Natur vorhanden –, wo immer es bewusstes Leben gibt, ist die Sex-Kraft vorhanden. Sie ist das Werkzeug der physischen Natur für die Fortpflanzung und existiert nur aus diesem Grund.

Die Sex-Bewegung auf Erden ist eine Nutzbarmachung der fundamentalen physischen Energie durch die Natur zum Zweck der Zeugung. Der Schauer, von dem die Dichter sprechen, der von einer sehr derben Erregung begleitet wird, ist das Lockmittel, wodurch sie [die Natur] die vitale Zustimmung zu diesem sonst unerquicklichen Vorgang erhält; zahlreiche Menschen haben nach dem Akt eine Reaktion des Ekels und deshalb des Abscheus vor dem Partner; sie werden jedoch rückfällig, sobald der Ekel verflogen ist, aufgrund dieses Lockmittels.

Die Sex-Energie als solche ist eine große Macht mit zwei Komponenten in ihrer physischen Basis; die eine dient der Erhaltung der Art und dem hierfür notwendigen Prozess, die andere [Komponente] dient der Versorgung der allgemeinen Energien von Körper, Mental und Vital und auch der spirituellen Energien des Körpers. Die alten Yogis bezeichnen diese beiden Komponenten als retas [Samenkraft] und ojas [essentielle Energie]. Die europäischen Wissenschaftler rümpfen die Nase über diese Vorstellung, doch beginnen sie nun die gleiche Tatsache selbst zu entdecken. Was den Schauer anbelangt, um den die Dichter so viel Wesens machen, so ist er nichts als eine sehr derbe Entstellung und Herabwürdigung jenes physischen Ananda, der durch den Yoga im Körper verankert werden kann – dies aber ist solange nicht möglich wie die Abweichung durch den Sex besteht.

Das stimmt – wenn der Samenerguss unterbunden wird, wird er in rejas und ojas verwandelt. Die ganze Theorie der Yogis von brahmacarya gründet sich darauf. Wenn es nicht so wäre, wäre brahmacarya nicht notwendig, um rejas und ojas hervorzubringen.

Es ist nicht eine Frage der Stärke und Energie per se, sondern der physischen Unterstützung – in der physischen Unterstützung nimmt ojas, das durch brahmacarya gebildet wird, einen hohen Rang ein. Die Umwandlung von retas in ojas ist eine Umwandlung von physischer Substanz in physische Energie (die notwendigerweise auch eine vital-physische Energie hervorbringt). Die spirituelle Energie selbst kann den Körper nur antreiben, genau wie das Mental und Vital; sie würde ihn aber dabei erschöpfen, wenn sie die physische Unterstützung nicht hätte. (Ich spreche natürlich von der gewöhnlichen spirituellen Energie, nicht von der kommenden supramentalen, die nicht nur retas in ojas verwandelt, sondern ojas in etwas noch Sublimierteres.)

Was die Wissenschaftler anbelangt, so betrachten sie das Produkt der Sex-Drüsen (so habe ich es wenigstens gelesen) als eine große Stütze und als Versorger der allgemeinen Energien. Man ist sogar der Meinung, dass die Sex-Kraft eine große Rolle in der Dichtung, Kunst usw. spielt sowie im Schaffen des Genies ganz allgemein. Ein Arzt hat schließlich entdeckt, dass die Sex-Flüssigkeit aus zwei Teilen besteht, der eine dient dem Sex, der andere als Grundlage der allgemeinen Energie, und wenn dem Sex-Impuls nicht nachgegeben wird, das erstere Element dazu neigt, sich in das zweite zu wandeln (retas in ojas, was die Yogis bereits entdeckt hatten). Theorien? Es sind die Behauptungen und Folgerungen der Gegenseite, und die eine Theorie ist so gut wie die andere. Ich jedenfalls glaube nicht, dass die Verkümmerung von Sex-Drüsen durch Enthaltsamkeit eine allgemeine Erfahrung ist. Die Behauptung von X ist jedoch logisch – wenn wir nicht die individuellen Ergebnisse betrachten, sondern den Verlauf der Evolution und annehmen, dass diese [supramentale] Evolution auf der Linie der alten vonstatten gehen wird –, denn diese nutzlosen Organe werden vermutlich verschwinden oder verkümmern. Wird aber die supramentale Evolution tatsächlich den gleichen Verlauf nehmen wie die alte [Evolution], oder wird sie neue Anpassungen von eigener Art entwickeln – das ist das ungewisse Element dabei.

Du hast mich nicht verstanden. Ich antwortete auf die Behauptung, dass die Wissenschaftler dem Sex-Drüsen Produkt keinerlei Bedeutung beimessen würden und der Meinung seien, es würde nur für einen äußerlichen Zweck gebraucht. Viele Wissenschaftler betrachten es aber im Gegenteil als Grundlage der produktiven Energie; unter anderem spielt es eine Rolle in künstlerischem und poetischem Schaffen. Ich behaupte nicht, dass Künstler und Dichter Einsiedler und brahmacarys seien, sondern dass sie eine machtvolle Sex-Drusen-Aktivität besitzen, wovon ein Teil der schöpferischen und ein Teil der Art erhaltenden Tätigkeit zugewandt wird. Gemäß der neuesten Theorie und der Yoga-Theorie wäre der Art erhaltende Teil retas und der schöpferische Teil die Grundlage von ojas. Wenn wir nun davon ausgehen, dass der Dichter oder Künstler sein retas in ojas verwandelt, bestünde das Ergebnis in einer gesteigerten Macht schöpferischer Ergiebigkeit.

Deine Idee über die Impotenz ist ziemlich unlogisch – Impotenz entsteht entweder durch übermäßige oder durch falsche Befriedigung (gewisse perverse Gewohnheiten); sie entsteht nicht durch Selbstkontrolle. Selbstkontrolle bedeutet nur eine Umlenkung zu anderen Kräften, weil die kontrollierte Sex-Macht eine Kraft für die Lebens-Energien, für die mentalen Mächte und das immer einflussreichere Wirken des spirituellen Bewusstseins wird.

In der Natur der meisten Menschen ist der Sex-Impuls der stärkste aller Impulse.

Der Sex-Impuls ist sich selbst Grund genug. Er findet in sich Befriedigung und fragt nach keinem anderen Grund, denn er ist instinktiv und irrational.

[Warum die Illusion des Sex immer weiterbesteht:] Zu viele Wurzeln im menschlichen Vital. Sex hat eine schreckliche Zähigkeit. Und außerdem hat die universale Natur ein derartiges Bedürfnis danach, dass selbst dann, wenn der Mensch sich seiner entledigt hat, sie ihn möglichst lange noch damit bedrängt.

Alle Bewegungen sind im großen und ganzen Bewegungen der kosmischen Naturkräfte, sie sind Bewegungen der universalen Natur. Das Einzelwesen empfängt einen Teil davon, eine Woge oder den Druck einer kosmischen Kraft, und wird von ihm angetrieben; es hält dies für etwas Eigenes, das gesondert in ihm erzeugt wurde; das aber ist nicht der Fall; es ist Teil einer allgemeinen Bewegung, die auf die genau gleiche Weise auch in anderen wirkt. Die Sex-Triebkraft zum Beispiel ist eine Bewegung der allgemeinen Natur, die ihr Spiel sucht und diesen oder jenen dafür gebraucht – ein Mann, der vital oder physisch in eine Frau „verliebt“ ist, wie man das so bezeichnet, wiederholt und befriedigt nur die Weltbewegung des Sex; wenn nicht bei dieser Frau, dann bei einer anderen; er ist nichts anderes als ein Instrument im Mechanismus der Natur, und es ist keine unabhängige Bewegung [die in ihm wirkt]. Genauso ist es mit Ärger und anderen Triebkräften der Natur.

Natürlich, die Sex-Bewegung ist eine Kraft für sich, unpersönlich und nicht von einem bestimmten Objekt abhängig. Sie klammert sich an den oder jenen, allein mit dem Zweck, sich zu verkörpern und einen Bereich des Vergnügens zu finden. Wenn sie im vitalen Austausch gezügelt wird, neigt sie dazu, ihren vitalen Charakter abzulegen, und attackiert durch ihre allerphysischste und elementarste Bewegung. Sie ist erst dann besiegt, wenn sie aus dem Vital-Physischen sowie dem äußersten Physischen verbannt ist.

Sex besteht um seiner eigenen Befriedigung willen, und diese oder jene Person ist lediglich ein Vorwand oder eine Gelegenheit für sein Wirken oder ein Mittel zur Auslösung seines Wirkens. Er muss von innen her zum Verschwinden gebracht werden, durch den Frieden und die Reinheit, die von oben in jenen Teil gelangen und von ihm Besitz ergreifen.

Der Wunsch, andere durch physischen Charme zu reizen, ist die übliche Eitelkeit des niederen Vitals – es ist etwas sehr Allgemeines. Wenn die Sex-Kräfte aktiv sind, kann jeder Mann für jede Frau attraktiv sein und umgekehrt, doch ist diese Attraktion nicht seine eigene, es ist die Anziehungskraft des Sex.

Die Anziehungskraft des Sex ist die einer allgemeinen Kraft, die das Einzelwesen für ihren Zweck benützt und Vorteil aus der Nähe irgendeines anderen zieht. Die Möglichkeit, sich davor zu schützen, liegt in einem selbst, in einer sofortigen Loslösung (sich von ihr zu distanzieren und sie nicht als etwas Eigenes zu akzeptieren) und in ihrer Zurückweisung.

Es ist natürlich die universale Sex-Kraft, die wirkt, wobei bestimmte Menschen mehr davon besitzen als andere, also Sex-Appeal haben – wie man jetzt in Europa sagt. Dieser Sex-Appeal kommt meist bei Frauen zum Ausdruck, selbst ohne dass sie beabsichtigen ihn auf eine bestimmte Person wirken zu lassen. Sie können ihn bewusst auf eine bestimmte Person richten, was sich aber auch auf viele andere auswirken kann, an denen ihnen nichts besonderes liegt. Nicht alle Frauen haben Sex-Appeal, aber eine sexuelle Anziehungskraft ist den meisten eigen. Natürlich üben Männer eine ähnliche Attraktion auf Frauen aus.

Ein Lächeln, eine Bewegung, das Äußere einer Frau oder ihre Wirkung können der Ausgangspunkt für diese Vibrationen sein. Ich glaube nicht, dass etwas Besonderes dem Lächeln als solchem innewohnt, aber alle diese Dinge waren schon immer die Mittel, durch welche der Sex-Impuls in den Männern ausgelöst wurde (havabhava), und die Frau wendet sie oft unbewusst und rein gewohnheitsmäßig an, wenn sie mit einem Mann in Kontakt kommt; gleichgültig, ob sie ihm gefallen oder ihn rühren will oder nicht – es entsteht dennoch als eine instinktive Bewegung. X ist der Typ einer Frau mit dieser instinktiven Bewegung, dem Mann zu gefallen. Aber selbst wenn die Frau ganz zufällig lächelt und ohne die übliche instinktive Bewegung, kann trotzdem vonseiten des Mannes eine Vibration ausgelöst werden durch die ihm eigene Gewohnheit, auf weibliche Attraktion zu reagieren. Diese Dinge sind in ihren Anfängen beinahe mechanisch. Wie ich oben sagte, ist es die automatische Erwiderung des physischen oder vitalen Mentals (Einbildungskraft usw.), die diese Vibrationen ausdehnt und wirksam macht. Sonst würden sie nach einer gewissen Zeit abklingen.

Sie mag dir gegenüber kein sexuelles Gefühl hegen, doch ist da ein gewisser vitaler Impuls, ein Ausstrecken der Fühler – ich weiß nicht, wie ich es genau ausdrücken soll –, das geheime Ziel der Natur, den Mann zu gewinnen, seine Aufmerksamkeit zu fesseln und sie der Frau zuzuwenden, ihn zu ködern und mehr oder weniger zu verleiten. Dieses Ziel mag der Frau durchaus nicht bewusst sein, das heißt, es braucht in ihrem Mental nicht klar oder gegenwärtig zu sein – es mag lediglich instinktiv oder unterbewusst bestehen. Es braucht keine physische, sexuelle Absicht zu bestehen, es ist nichts als eine spontane Bewegung des Vitals. Dies ist allen Frauen mit ausgeprägt vitalem Temperament eigen – einigen mehr, anderen weniger. Obwohl kein spezifischer Sex-Impuls darin enthalten zu sein braucht, wird es dennoch die Sex-Vorstellung im Manne auslösen. X hat natürlich keine psychologischen Kenntnisse, und diese Dinge sind zu subtil für sie, als dass sie von ihr wahrgenommen oder erkannt würden. Sie mag durchaus annehmen, dass sie in völlig unschuldiger und natürlicher Weise handelt, und braucht sich des Wirkens des Naturtriebes in ihr überhaupt nicht bewusst zu sein.

Kleidung wurde von der Frau immer benützt, um ihren Sex-Appeal zu unterstreichen, und immer war der Mann empfänglich dafür; auch Frauen fühlen sich oft von der Kleidung des Mannes gefesselt (zum Beispiel der Uniform eines Soldaten). Es gibt auch bestimmte Geschmacksrichtungen, was die Kleidung anbelangt, und dass ein Sari von einer besonderen Farbe anziehend wirkt, ist ganz normal. Die Anziehungskraft wirkt auf die Sinne und das Vital, das Mental hingegen hat eine Abneigung gegenüber psychologischen Mängeln und fühlt sich durch ihre Enthüllung ernüchtert; aber diese Abneigung des Mentals ist der stärkeren vitalen Anziehungskraft nicht gewachsen.

Die Assoziation [von Berührung] mit Sex ist eine vital-physische – im Übrigen braucht keine Verbindung zwischen dem Ausdruck der Zuneigung durch Berührung und dem Sex-Gefühl zu bestehen. Wenn Mutter und Sohn oder Bruder und Schwester einander umarmen, haben sie dabei kein sexuelles Gefühl – außer in exzeptionellen Fällen ….

Berührung ist etwas Vital-Physisches. Jede Sex-Bewegung enthält ein vitales Element, doch ist die rein vitale Bewegung an der Berührung oder dem Sex-Akt nicht unmittelbar interessiert. Sie interessiert sich mehr für das Spiel der Emotionen, der Vorherrschaft und Unterwerfung, des Streites und der Versöhnung, des Austauschs vitaler Kräfte usw. Es ist das vital-physische Bewusstsein, das der Berührung, der Umarmung, dem Sex-Akt usw. eine solche Wichtigkeit beimisst.

Berührung zu vermeiden ist das beste, solange eine Sex-Reaktion auf Berührung hin von einer der Seiten besteht. In einem höheren Stadium [des Yoga] spielt es keine Rolle mehr, ob man sich berührt oder nicht. Was aus der Berührung auf dem supramentalen Höhepunkt wird – diese Entscheidung überlasse dem Supramental!

Eine Berührung kann neutral sein oder sie kann den Austausch von Kräften mit sich bringen. Wenn es ein Austausch der spirituellen oder spiritualisierten Kräfte ist, hat sie ihre Bedeutung und wird dadurch in der supramentalen Verwirklichung gerechtfertigt werden. Bis dahin aber ist es besser, sich vorzusehen.

In der gewöhnlichen Gesellschaft berühren die Menschen einander mehr oder weniger frei, den Sitten der Gesellschaft entsprechend. Das ist etwas ganz anderes, weil dort dem Sex-Impuls kein Zwang auferlegt wird, und selbst seine geheime Befriedigung ist allgemein üblich, obwohl die Menschen ihre Aufdeckung zu vermeiden suchen. In Bengalen, wo purdah besteht, ist die Berührung zwischen Männern und Frauen auf die Familie beschränkt, in Europa hingegen gibt es keine derartige Beschränkung, übermäßige Vertrautheit oder Anstößigkeit ausgenommen; doch herrscht in Europa jetzt praktisch sexuelle Freiheit. Hier hingegen wird jede Befriedigung des Sex-Impulses, innerlich oder äußerlich, als unerwünscht und als Hemmnis für die Sadhana betrachtet – was sie auch wirklich ist. Aus diesem Grund muss jede unangemessene Vertraulichkeit einer Berührung zwischen Männern und Frauen vermieden werden – auch jede Zärtlichkeit, weil dies dazu führt, sexuelle Gefühle oder sogar einen starken Sex-Impuls zu verursachen. Auch ein zufälliges Berühren muss vermieden werden, wenn es den Sex-Impuls auslöst. Das sind Regeln des gesunden Menschenverstandes, wenn man die Voraussetzung akzeptiert, dass dem Sex-Impuls nicht nachgegeben werden darf.

In der stofflichen Welt begann die Natur mit der physisch-sexuellen Anziehungskraft zum Zweck der Zeugung und fügte die Liebe auf der Grundlage der sexuellen Anziehung hinzu – aus diesem Grund neigt das eine dazu, das andere zu erwecken.

Nur durch harte Disziplin, einen starken Willen oder einen Wandel des Bewusstseins kann man die [sexuelle] Anziehungskraft eliminieren.

Es ist nicht unmöglich, die Liebe (vom Sex-Begehren) frei zu halten, doch sind die beiden Dinge einander so nahe und waren in den animalischen Anfängen der Menschheit so eng miteinander verquickt, dass es nicht leicht ist, sie vollkommen getrennt zu halten. In der rein seelischen Liebe gibt es keine Spur eines sexuellen Verlangens, aber meist ist es so, dass sich vitale Zuneigung sehr stark mit der seelischen assoziiert, die dann vermischt, aber dennoch nicht sexuell ist; vitale Zuneigung und vital-physische Sex-Emotion liegen aber äußerst dicht beieinander, so dass in jedem Augenblick oder bei jeder Gelegenheit das eine vom anderen erweckt werden kann. Das tritt besonders deutlich hervor, wenn in einem Menschen die Sex-Kraft sehr stark ist, wie es bei den meisten vital-energischen Menschen der Fall ist. Ständig die Kraft der Seele zu verstärken, den Sex-Impuls zu kontrollieren und ihn in ojas zu verwandeln, die Liebe dem Göttlichen zuzuwenden, das sind die wahren Heilmittel für diese Schwierigkeit. Samenkraft, die nicht auf sexuelle Weise verausgabt wird, kann immer in ojas verwandelt werden.

Wenn die Seele ihren Einfluss auf das Vital ausübt, ist die geringste Vermengung einer falschen vitalen Bewegung mit der seelischen Bewegung das erste, was du unbedingt vermeiden musst. Wollust ist Perversion oder Herabwürdigung, welche die Liebe daran hindert, ihre Herrschaft zu errichten; wenn also im Herzen die Bewegung der seelischen Liebe herrscht, ist Wollust oder vitales Begehren etwas, dessen Einmischung man nicht zulassen darf – genauso wie persönlicher Stolz und Ehrgeiz weit zurückzuweisen sind, wenn die Stärke von oben herabkommt; denn jede Vermischung mit der Perversion wird das seelische oder spirituelle Wirken verderben und eine wahre Vollendung verhindern.

Wie kommst du auf die Idee, dass dieses Begehren des Herzens, das nach der Liebe der Frauen verlangt, kein Sex-Begehren sei? Das und die physische Lust sind beides Ausdruck des Sex-Begehrens.

Warum sich verzehren, wenn es ein vitales Begehren ist? Es ist eine Form des Sex und ruft im Allgemeinen ein noch stärkeres physisches Begehren hervor.

Der Sex-Trieb ist nicht bloß der Impuls zum Sex-Akt – wie X vielleicht glaubt –, sondern der Drang, einen Menschen zu umklammern und zu erobern, zu besitzen und zu beherrschen. Das ist besonders bei den Frauen der Fall, für die der Sex-Akt sehr häufig weniger attraktiv ist als für Männer; doch immer wenn das Vital-Physische einen bestimmten Punkt erreicht, entsteht die Tendenz, dass die physische Sex-Bewegung folgt.

Das Sex-Gefühl kann überall seinen Anfang nehmen. Als vitale Liebe entsteht es im vitalen Zentrum, im Herz oder Nabel – viele romantisch veranlagte Knaben erfahren dies und beginnen eine Liebschaft (oft im Alter von zehn oder sogar acht Jahren), bevor sie überhaupt irgend etwas über Sex-Beziehungen wissen. Bei anderen beginnt es bei den Nerven oder beim Sex-Organ selbst. Andere wiederum haben es nicht. Viele Mädchen würden es überhaupt nicht kennen, wenn es ihnen nicht beigebracht würde und sie von den Männern nicht dazu angeregt würden. Einige verabscheuen es selbst dann noch und dulden es nur aus einem gesellschaftlichen Zwang heraus oder um Kinder zu haben.

Es gibt viele Frauen, die mit dem Mental, der Seele, dem Vital (Herzen) lieben können, aber vor einer Berührung des Körpers zurückschrecken; und selbst wenn sich das legt, bleibt der physische Akt für sie abstoßend. Sie mögen sich unter Zwang fügen, es versöhnt sie aber nicht mit dem Akt als solchem, der für sie immer tierisch und erniedrigend bleibt. Frauen wissen dies, nur den Männern scheint es schwer zu fallen, dies zu glauben; es ist aber tatsächlich so.

Abnorm ist ein Wort, das du allem anheften kannst, was nicht ganz wohlfeil und gewöhnlich ist. So betrachtet ist auch das Genie etwas Abnormes, ebenso die Spiritualität oder der Versuch, sich von hohen Ideen lenken zu lassen. Die Neigung zu physischer Keuschheit bei den Frauen ist nichts Abnormes, sie ist ziemlich allgemein und umfasst einen sehr edlen Typ der Frau.

Das Mental ist der Sitz des Denkens und der Wahrnehmung, das Herz der Sitz der Liebe, das Vital der Sitz des Begehrens – doch inwiefern wird dadurch das Vorhandensein von mentaler Liebe verhindert? Genauso wie das Mental von den Gefühlen des Emotionals oder des Vitals überflutet werden kann, so kann auch das Herz vom Mental beherrscht und von mentalen Kräften bewegt werden.

Es gibt eine vitale Liebe, eine physische Liebe. Das Vital [eines Mannes] kann eine Frau aus verschiedenen vitalen Gründen ohne Liebe begehren – um den Instinkt der Dominierung oder Besitzergreifung zu befriedigen, um die vitalen Kräfte einer Frau einzusaugen und damit das eigene Vital zu nähren, um vitale Kräfte auszutauschen, um die Eitelkeit, den Jagdinstinkt zu befriedigen, usw. (das alles vom Standpunkt des Mannes aus gesehen, aber auch die Frau hat ihre vitalen Motive). Es wird oft Liebe genannt, ist aber nur ein vitales Begehren, eine Art von Lust. Wenn jedoch die Emotionen des Herzens erweckt werden, wird es vitale Liebe – eine vermischte Angelegenheit mit einigen dieser vitalen Motiven oder mit ihnen allen, kraftvoll, aber dennoch vitale Liebe.

Es gibt auch physische Liebe, die Attraktion der Schönheit, der physische Sex-Appeal oder dergleichen, wodurch die Emotionen des Herzens erweckt werden. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist das physische Bedürfnis alles, und das besteht aus reiner Wollust und nichts anderem; physische Liebe aber ist möglich.

Ebenso kann es mentale Liebe geben. Sie erwächst aus dem Versuch, in dem anderen sein Ideal zu finden, oder aus einer starken mentalen Leidenschaft der Bewunderung und des Bestaunens oder aus dem Suchen des Mentals nach einem Gefährten, einer Ergänzung und Erfüllung der eigenen Natur, einen sahadharmi (jemand, der das gleiche dharma hat), einen Führer und Helfer, einen Lenker und Meister oder aus hundert anderen mentalen Motiven. An sich ist es nicht Liebe, obwohl es manchmal so glühend ist, dass es von Liebe kaum unterschieden werden und sogar zu Selbstaufopferung, zu einem gänzlichen Selbstgeben usw. führen kann. Wenn es aber die Gefühle des Herzens erweckt, kann es sich zu einer sehr machtvollen Liebe entwickeln, die dennoch in ihren Wurzeln und ihrem dominierendem Charakter mental ist. Im Allgemeinen jedoch sind es Mental und Vital, die sich verbinden; diese Kombination aber kann mit einer Abneigung oder einem ausdrücklichen Widerwillen gegen den physischen Akt und seine Begleiterscheinungen einhergehen. Zweifellos, wenn der Mann einen Druck ausübt, wird sich die Frau aller Wahrscheinlichkeit nach fügen, doch contre coeur – gegen ihre Gefühle und tiefsten Instinkte.

Es ist eine unwissende Psychologie, die alles auf die Triebkraft des Sex und den Sex-Impuls zurückführt.

Die Ärzte raten zur Heirat, weil sie glauben, dass die Befriedigung des Sex-Instinktes für die Gesundheit notwendig sei und eine Unterdrückung Störungen im Körper-System verursachen würde. Das stimmt nur dann, wenn die sexuelle Befriedigung nicht tatsächlich aufgegeben wird, sondern nur die Art und Weise der Befriedigung sich ändert. Eine neue Theorie wurde jetzt bekannt, welche die indische Lehre von brahmacarya bestätigt, nämlich, dass durch Enthaltsamkeit retas in ojas gewandelt werden kann, wodurch die Stärke und Macht des Wesens gewaltig wächst.

Was du über die Stimulierung des vitalen Austausches sagst, trifft für das vitale Leben zu. Die Menschen verausgaben ständig vitale Energie und müssen sie erneuern; eine Art, das zu tun, besteht darin, dass man sie anderen im vitalen Austausch entzieht. Das ist jedoch nicht notwendig, wenn man weiß, wie man sie von der universalen Natur oder vom Göttlichen, das heißt von oben, empfangen kann. Außerdem geht, wenn die Seele aktiv ist, im vitalen Austausch immer mehr verloren als gewonnen wird.

[Das Wort] „Zölibat“ bedeutet vor allem „Ehelosigkeit“ – die Bedeutung kann dahingehend erweitert werden, dass überhaupt keine sexuellen (physischen) Beziehungen zu Frauen bestehen, obwohl das im eigentlichen Sinn des Wortes nicht enthalten ist. Es ist nicht gleichbedeutend mit brahmacarya. Auf dem bhakti-Weg oder im karma-Yoga ist brahmacarya nicht obligatorisch, wohl aber für einen asketischen jnana-Yoga sowie für den raja-und hatha-Yoga. Auch von den grhasta-Yogis wird brahmacarya nicht verlangt [grhasta = Hausvater; jemand, der den Yoga in der Familie ausübt]. In diesem [Integralen] Yoga muss die Sexualität überwunden werden, da im anderen Fall keine Umwandlung des niederen Vitals und der physischen Natur stattfinden kann. Jede physisch-sexuelle Beziehung sollte aufhören, da man sich sonst ernsthaften Gefahren aussetzt. Auch der Sex-Impuls muss überwunden werden; es ist aber nicht richtig, dass man die Sadhana nicht ausüben kann oder dass Erfahrungen nicht stattfinden können, bevor man ihn völlig überwunden hat – nur kann man ohne seine Überwindung nicht bis zum Ende [des Yoga-Weges] gehen; er muss klar als eines der besonders ernst zu nehmenden Hemmnisse und seine Befriedigung als eine beträchtliche Störung [der Sadhana] erkannt werden.

Zölibat ist die eine Sache und die Befreiung von den Sex-Trieben eine andere. Die letzteren müssen überwunden werden, und man muss sich davon befreien; wenn aber die Befreiung davon zu einem Test für die Tauglichkeit gemacht würde, den [Yoga-] Weg fortzusetzen, möchte ich nicht wissen, wie viele man für meinen Yoga als tauglich erklären könnte. Der Wille zur Überwindung muss vorhanden sein, die Eliminierung des Sex-Impulses aber ist eines der schwierigsten Dinge für die menschliche Natur, und wenn es lange dauert, so ist das ganz natürlich.

Was die Frage der Ehe im Allgemeinen anbelangt, so halten wir sie bei jemanden, der sich dem spirituellen Leben zuwenden will, für nicht ratsam. Eine Ehe bedeutet im Allgemeinen jede Menge Sorgen, eine schwere Verantwortung, eine Bindung an das weltliche Leben und große Schwierigkeiten auf dem Weg des eingleisigen spirituellen Bemühens. Ihr einziger naturgemäßer Sinn wäre, eine Beschränkung und kontrollierte Befriedigung [des Sex-Impulses] zu erreichen, falls es nicht anders möglich ist, die sexuellen Neigungen zu bewältigen. Ich vermag aber nicht zu erkennen, auf welche Weise sie [die Ehe] dir dazu verhelfen könnte, dein Mental zu kontrollieren und zu zähmen; ein rastloses Mental kann nur von innen her beruhigt werden.

Hinsichtlich deiner Konzentration: wenn du daran gewöhnt bist, dich zwischen den Augenbrauen zu konzentrieren, und es förderlich findest, kannst du im Allgemeinen damit fortfahren, versuche aber von Zeit zu Zeit die Konzentration im Herzzentrum (in der Mitte der Brust) und achte darauf, ob sie bei dir zum Erfolg führt.

Wenn du dich einmal dem Göttlichen zugewendet hast, ist es nicht richtig, irgendeiner Verzweiflung stattzugeben. Wie groß auch immer die Schwierigkeiten und Sorgen sein mögen, dieses Vertrauen musst du bewahren, dass, indem du dich auf das Göttliche verlässt, das Göttliche dich durch alles hindurchführen wird. Nun beantworte ich die Fragen deines Briefes:

1. Wenn du dich entschlossen hast, dem spirituellen Pfad zu folgen, können Ehe und Familie diesen Entschluss nur durchkreuzen. Eine Ehe käme allein dann in Frage, wenn der sexuelle Drang so stark wäre, dass du nicht darauf hoffen kannst, ihn zu überwinden, außer durch eine kontrollierte und vernünftige Befriedigung während einer gewissen Zeit, in der er langsam dem Willen unterworfen werden könnte. Du sagst aber, dass seine Macht über dich nachlässt, weshalb das [eine Ehe] nicht unbedingt notwendig erscheint.

2. Alles aufzugeben und von dort fortzugehen kann nur dann geschehen, wenn eine klare und sichere Entscheidung in dir gereift ist. Es impulsiv zu tun würde bedeuten, dass du, nachdem du hierhergekommen bist, all den Sog der alten Dinge fühlst und ernste Störungen und Kämpfe in der Sadhana heraufbeschwörst. Wenn die anderen Dinge von dir abfallen oder abgetrennt werden, dann kannst du kommen. Sei beharrlich in deinem Streben, bestehe darauf, dass dein Vital Glauben hat und ruhiger wird. Es wird geschehen.

Dein Gefühl ist richtig, dass der Schutz und die Gnade immer gegenwärtig sind und dass alles zum besten geschah. Bei dem Zustand deiner Frau war es das beste, dass sie ihren Körper verließ; sie war in der Lage, das in einer Geistesverfassung zu tun, welche die für sie glücklichsten Voraussetzungen sowohl für die Periode nach dem Tod als auch für eine spätere Fortsetzung ihrer spirituellen Entwicklung geschaffen hat, nach der zu streben sie begonnen hatte. Es ist auch gut, dass du fähig warst, bei diesem Geschehen dein Gleichgewicht und deine freie Haltung zu bewahren.

Und ebenso hast du völlig recht in deinem Entschluss, nicht wieder zu heiraten; das zu tun würde in jedem Fall ernsthafte und wahrscheinlich unüberwindbare Schwierigkeiten auf deinem Yoga-Weg heraufbeschwören; und da es auf diesem Weg notwendig ist, sexuelles Begehren zu überwinden, wäre eine Ehe nicht nur sinnlos, sondern würde in krassem Widerspruch zu deinem spirituellen Leben stehen. Von uns kannst du volle Unterstützung und vollen Schutz für deinen Vorsatz erwarten, und wenn du einen aufrichtigen Willen, eine aufrichtige Entschlossenheit in dieser Sache bewahrst, kannst du sicher sein, dass dich die Göttliche Gnade erreichen wird.

Wenn sie ihre Zustimmung zur Heirat gäbe, wäre es das beste. Alle diese vitalen Störungen entstehen aus einem unterdrückten Sex-Instinkt – unterdrückt, aber nicht zurückgewiesen und überwunden.

Ein mentales Akzeptieren der Sadhana oder Begeisterung dafür ist weder ein hinlänglicher Garant noch ein hinlänglicher Grund, um die Menschen, besonders junge Menschen zu ermutigen, mit der Ausübung der Sadhana zu beginnen. Später erheben sich diese vitalen Instinkte und es gibt nichts, das ausreicht, um sie auszugleichen oder sich dagegen zu behaupten – nur mentale Ideen, die gegen die Instinkte nichts ausrichten können, andererseits aber den natürlichen Weg der Befriedigung, wie er für die Menschen allgemein üblich ist, blockieren. Wenn sie jetzt heiratet und die Erfahrung des menschlich-vitalen Lebens macht, hat später ihr mentales Streben nach der Sadhana Aussicht auf Erfolg.

Unterdrückung als solche wäre auf die Dauer nicht wirksam, weil der Samen dennoch vorhanden wäre, es sei denn, er würde durch eine Umwandlung des Sex-Impulses beseitigt; eine Unterdrückung aber kann diese Umwandlung unterstützen. In Europa erkennen jetzt die Ärzte – die früher zu sagen pflegten, dass Sex nur auf die Gefahr von körperlichen Komplikationen hin verboten werden könne –, dass im Gegenteil ein Teil der Zeugungskraft der Gesundheit, Stärke und Jugend dient (in ojas verwandelt, wie der Yogin sagt), während ein anderer Teil für die Zwecke des Sex vorgesehen ist; wenn ein Mann völlig keusch lebt, wandelt sich dieser letztere Teil mehr und mehr in den ersteren. Aber die rein äußerliche Unterdrückung trägt natürlich nicht zu dieser Wandlung bei, solange das Mental sich den sexuellen Gedanken oder das Vital oder der Körper sich dem unbefriedigten Sex-Begehren oder Sex-Gefühl hingibt. Wenn aber all dies zum Stillstand gebracht wird, ist das Verbot nützlich.

Was den anderen Punkt anbelangt, so ist die richtige Haltung die, sich weder über die Schwäche für den Sex zu grämen und von ihrer Bedeutung beherrscht zu sein, so dass man sich deshalb in ständigem Kampf und ständiger Verzweiflung befindet, noch zu achtlos zu sein, damit sie dadurch nicht zunimmt. Es ist vielleicht von allem das Schwierigste, sich gänzlich davon zu befreien; man hat in aller Ruhe ihre Bedeutung und ihre Schwierigkeiten zu erkennen und sich gelassen und stetig um ihre Kontrolle zu kümmern. Wenn einige unbedeutende Reaktionen zurückbleiben, so braucht man sich darüber nicht zu beunruhigen, sie dürfen nur nicht zunehmen, da sie die Sadhana stören oder zu stark werden könnten für den zügelnden Willen des mentalen und höheren vitalen Wesens.

Zuviel über den Sex nachzudenken, selbst um ihn zu unterdrücken, macht die Sache nur schlimmer. Du musst dich mehr einer positiven Erfahrung öffnen. Die ganze Zeit damit zuzubringen, mit dem niederen Vital zu ringen, ist eine sehr langwierige Methode.

Hinsichtlich des Sex-Impulses: Betrachte ihn nicht als etwas Sündiges und Entsetzliches und zur gleichen Zeit Anziehendes, sondern als Fehler und falsche Bewegung der niederen Natur. Weise ihn gänzlich von dir, nicht indem du mit ihm kämpfst, sondern indem du dich davon zurückziehst, dich davon loslöst und deine Zustimmung verweigerst; betrachte ihn als etwas, das nicht zu dir gehört, sondern dir durch eine Naturkraft außerhalb von dir auferlegt wurde. Weise jedes Zugeständnis an diese Aufbürdung zurück. Wenn etwas in deinem Vital zustimmt, bestehe darauf, dass dieser Teil seine Zustimmung zurückzieht. Rufe die Göttliche Kraft, um dir bei deiner Lossagung und Weigerung zu helfen. Wenn du dies ruhig, entschlossen und geduldig zu tun vermagst, wird am Ende dein innerer Wille gegenüber der Gewohnheit der äußeren Natur die Oberhand behalten.

Die kleinen Neigungen, rajasisch-vital, die du aufzählst, sind von geringer Bedeutung. Sie müssen aufgegeben werden in dem Sinn, dass das Verhaftet-sein mit diesen Dingen aufhören muss; der vitale Teil des Wesens muss darauf vorbereitet werden, ihrem Verschwinden mit Ruhe und Gleichgültigkeit zuzustimmen, sie nur dann anzunehmen, wenn sie frei vom Göttlichen gegeben werden und ohne dass man sie fordert, beansprucht oder sich an sie klammert; im Übrigen ist es keine sehr ernst zu nehmende Sache.

Die einzige ernst zu nehmende Sache ist die Neigung zum Sex. Sie muss überwunden werden. Aber sie wird leichter überwunden werden, wenn du, statt durch ihr Vorhandensein bestürzt zu sein, das innere Wesen davon loslöst, dich darüber erhebst und sie als eine Schwäche der niederen Natur betrachtest. Wenn du dich in völliger Neutralität im inneren Wesen davon loslösen kannst, wird sie dir mehr und mehr als etwas Fremdes, von äußeren Kräften Aufgebürdetes erscheinen. Dann wird es leichter sein, sie zu überwinden.

Die Störung durch den Sex-Impuls muss zwangsläufig dahinschwinden, wenn es dir ernst damit ist, ihn loszuwerden. Das Problem ist, dass ein Teil deiner Natur (besonders das niedere Vital und das Unterbewusste, welches im Schlaf aktiv ist) die Erinnerung an diese Dinge bewahrt und ihnen verhaftet bleibt und du diese Teile nicht öffnest, damit sie zu ihrer Läuterung das Licht und die Kraft der Mutter annehmen. Wenn du das tun würdest und – statt zu lamentieren, beunruhigt zu sein und sich an die Vorstellung zu klammern, diese Dinge nicht loswerden zu können – ruhig, mit stillem Glauben und geduldiger Entschlossenheit auf ihrem Verschwinden beharren würdest, indem du dich von ihnen loslöst und dich weigerst, sie zu akzeptieren oder überhaupt als einen Teil von dir zu betrachten, würden sie nach einer Weile ihre Kraft verlieren und dahinschwinden.

Die Schwierigkeit, dich Von der Ursprünglichkeit deiner Natur zu befreien, wird anhalten, solange du versuchst, deinen vitalen Teil nur oder hauptsächlich durch die Kraft deines Mentals und mentalen Willens zu wandeln, und höchstens eine unbestimmte und unpersönliche göttliche Macht zu Hilfe rufst. Es ist eine alte Schwierigkeit, die niemals auf radikale Weise im Leben selbst gelöst wurde, weil man ihr nie in der richtigen Weise begegnet ist. In vielen Yoga-Methoden spielt es keine große Rolle, weil das Ziel nicht in einem umgewandelten Leben, sondern in einer Abkehr vom Leben besteht. Wenn dies das Ziel einer Bemühung ist, mag es genügen, das Vital durch einen mentalen und moralischen Zwang niederzuhalten, oder es kann beruhigt werden und in einer Art von Schlaf und Bewegungslosigkeit verharren. Es gibt sogar einige Menschen, die ihm erlauben, sich auszutoben und zu erschöpfen, wenn es kann, während sein Besitzer vorgibt, davon unberührt und unbetroffen zu sein; denn es ist nur die alte Natur, die durch den früheren Antrieb weiterläuft und mit dem Körper abfallen wird. Wenn keines dieser Ergebnisse erreicht werden kann, führt der Sadhak manchmal ein doppeltes inneres Leben, geteilt zwischen seinen spirituellen Erfahrungen und seinen vitalen Schwächen, mit dem Ergebnis, soviel wie möglich aus seinem besseren Teil und sowenig wie möglich aus dem äußeren Wesen zu machen. Keine dieser Methoden genügt jedoch für unseren Zweck. Wenn du die wahre Beherrschung und Umwandlung der vitalen Bewegungen willst, kann es nur unter der Bedingung geschehen, dass du deinem seelischen Wesen, der Seele in dir erlaubst, voll zu erwachen, ihre Herrschaft zu errichten und alle Wesensteile der dauernden Berührung durch die Göttliche sakti zu öffnen und ihnen den ihr [ der Seele] eigenen Weg der reinen Hingabe aufzuerlegen, sowie auf das Mental, das Herz und die vitale Natur mit rückhaltlosem Streben und vollständigem, unnachgiebigem Verlangen nach allem, was göttlich ist, einzuwirken. Es gibt keinen anderen Weg, und es ist sinnlos, nach einem bequemeren Pfad Ausschau zu halten. Nanyah pantha vidyate yanaya. [Es gibt keinen anderen Pfad für den großen Übergang.]

Es ist der Grund, warum die Schwierigkeit mit dem vitalen Sex am schwersten zu überwinden ist – selbst jene, die aufrichtig die mehr physische Form aufgegeben haben, unterliegen noch der vitalen Form des Impulses. Dies ist aber schädlich, weil es eine feine Infiltration von Kräften erlaubt, die der Sadhana im Wege stehen. Man muss sich von ihnen befreien, wenn das Vital ganz rein und fähig werden soll, die göttliche Liebe und den Ananda aufzunehmen.

Im Vital-Physischen hält die „Reaktion“ [auf Sex-Impulse] noch lange an, nachdem sich das Mental und höhere Vital davon abgewandt haben. Ich habe das bei Menschen bemerkt, die mental und emotional völlig aufrichtig waren. Einige können sich leicht davon befreien, doch ist es nur eine Minorität. Man sollte sich aber nicht nach dem Gesichtspunkt „was schadet es“ rechtfertigen – das ist ein Versuch des niederen Vitals, das Mental und höhere Vital auf seine Seite zu ziehen. Schaden kann immer entstehen, solange die Sex-Reaktion nicht in beiden [in Mental und höherem Vital] ausgemerzt ist – nicht nur in dir.

Der sexuelle Drang ist etwas, das versucht, dich zu ergreifen, und keinerlei Spielraum für Verbot oder Kontrolle zulässt. Er hat die Möglichkeit einer zeitweiligen Bemächtigung, wie sie keine andere Leidenschaft oder kein anderer Lebensimpuls in gleichem Ausmaß hat, stärker sogar als Ärger, der gleich danach kommt. Das ist der Grund, warum es so schwierig ist, sich davon zu befreien – weil, selbst wenn das Mental und höhere Vital ihn zurückweist, das vitale Physische diese besitzgierige Kraft fühlt und eine tief eingewurzelte Neigung hat, ihrem Drängen gegenüber passiv zu sein.

Die Schwierigkeit mit dem Sex ist nur ernst zu nehmen, solange sie die Zustimmung des Mentals und vitalen Willens erhalten kann. Wenn sie aus dem Mental vertrieben wird, das heißt, wenn das Mental seine Zustimmung verweigert, aber der vitale Teil darauf reagiert, kommt sie als eine große Woge vitalen Begehrens und versucht, das Mental gewaltsam mit sich fortzureißen. Wenn sie auch aus dem höheren Vital vertrieben wird, aus dem Herzen und der dynamischen, besitzgierigen Lebenskraft, sucht sie Zuflucht im niederen Vital und erscheint dort in Form von unbedeutenden Einflüssen und Trieben. Wenn sie von der niederen vitalen Ebene vertrieben wird, geht sie hinab in das dunkle, schwerfällig sich wiederholende Physische und tritt im Sex-Zentrum in Form von Erregung auf und auch als mechanische Reaktion auf Einflüsse. Auch von dort vertrieben, geht sie hinab in das Unterbewusste und steigt in Träumen auf und in Form von nächtlichen Emissionen, die auch ohne Traum stattfinden können. Aber wohin auch immer sie sich zurückzieht, versucht sie, von der betreffenden Grundlage oder dem Zufluchtsort aus noch eine Zeitlang Störung zu verursachen und die Zustimmung der höheren Teile wiederzugewinnen – bis schließlich der Sieg vollständig ist und sie sogar aus dem uns umhüllenden oder umgebenden Bewusstsein vertrieben wird, welches unsere eigene Ausdehnung in die allgemeine oder universale Natur darstellt.

Ist es so, dass der Körper die sexuellen Gedanken und Begierden nicht akzeptiert? Wenn das der Fall ist, kannst du sie als etwas Äußeres zurückweisen oder als etwas, das höchstens im Unterbewusstsein existiert. Denn nur dieses Etwas in uns, das akzeptiert, unterstützt, sich an etwas erfreut oder auf etwas mechanisch reagiert, kann als Teil von uns bezeichnet werden. Wenn es nichts dergleichen gibt, gehört es zur allgemeinen Natur, aber nicht zu uns. Natürlich kehrt es zurück und versucht, sein verlorenes Territorium wieder in Besitz zu nehmen, aber es ist eine fremde Invasion. Grundsätzlich gilt für diese Dinge, dass sie aus dem individuellen Bewusstsein hinausgedrängt werden müssen. Wenn sie vom Mental und höheren Vital zurückgewiesen wurden, versuchen sie, sich noch an das niedere Vital und Physische zu klammem. Wenn sie vom niederen Vital zurückgewiesen wurden, üben sie ihre Macht noch durch ein physisches Begehren auf den Körper aus. Vom Körper zurückgewiesen, ziehen sie sich in das uns umgebende Bewusstsein zurück (auch manchmal in das Unterbewusste, von wo sie in Träumen aufsteigen) und versuchen, von dorther einzudringen. (Ich meine mit dem uns umgebenden Bewusstsein eine Art uns umgebende Atmosphäre, die wir mit uns herumtragen und durch die wir mit den universalen Kräften in Verbindung stehen.) Von dort zurückgewiesen, werden sie am Ende zu schwach, um mehr als nur äußerliche Suggestionen zu sein, bis auch das endet und sie erledigt und nicht mehr existent sind.

Der Sex-Impuls ist die hauptsächliche Schwierigkeit auf deinem Weg. Wenn er weiterbesteht, so deshalb, weil ein Teil deines Wesens sich noch daran klammert und dein Mental und Wille unentschlossen sind und eine Art halbe Rechtfertigung für sein Fortbestehen gefunden haben. Als erstes haben das Mental und auch das höhere Vital ihre Zustimmung völlig zurückzuziehen; wenn das geschehen ist, findet nur noch eine mechanische Rückkehr von außen zum Physischen statt, und schließlich ist es nur noch eine lebendige Erinnerung, die verschwinden wird, wenn kein Teil der Natur sie mehr willkommen heißt.

Nur wenn das ganze Bewusstsein erwacht und sich seiner verborgenen Bewegungen bewusst ist, können solche Sex-Reaktionen vermieden werden. Sie bedeuten nicht, dass du schlechter bist als andere, sondern dass in allen Menschen das sexuelle Element besteht, aktiv oder passiv, befriedigt oder unterdrückt. Es kann nur durch ein spirituelles Erwachen in allen Teilen der [menschlichen] Natur überwunden werden.

Der Sex-Impuls ist tief im Unterbewussten verwurzelt, und es ist schwierig, sich davon zu befreien. Allein durch die volle Umwandlung des physischen Bewusstseins kann es geschehen – einige wenige ausgenommen, die damit nicht sehr stark belastet sind.

Es ist natürlich das Physische, das sofort in der allerstofflichsten Weise auf Sex-Suggestionen reagiert. Was du tust, ist richtig. Da du es im Wachzustand kontrollierst, tritt es nachts hervor. Auch davon musst du dich befreien.

Beharre auf der Konzentration im Herzen und bleibe angesichts der Hindernisse unbewegt. Die Suggestionen dürfen niemals angenommen werden – denn ihre Annahme gibt ihnen das Recht zurückzukehren oder weiterzubestehen. Wenn keine sexuelle Reaktion im Mental oder Vital stattfindet, die Erregung im organischen [Sex-] Zentrum isoliert ist und keine Unterstützung im Wesen findet, kann sie gesondert überwunden werden. Daher darf es keine mentale Zustimmung oder vitale Erwiderung geben – das ist der erste erforderliche Schritt.

Sex ist eng mit dem physischen Zentrum verbunden, aber auch mit dem niederen Vital – der größte Teil seiner Intensität und Erregung stammt vom niederen Vital. Er kann vom niederen Vital getrennt werden, und wird dann eine rein physische, mechanische Bewegung ohne große Kraft. Wenn auch das physische Zentrum befreit ist, hört der Sex-Impuls auf zu bestehen.

Natürlich, es ist das Vital, welches dem Spiel des Sex seine Intensität und Macht gibt, das Bewusstsein in Beschlag zu nehmen.

Es ist das physische Zentrum – Sex ist nur eine seiner Bewegungen. Natürlich, wenn der Sex aktiv ist, statt der Schönheit und dem Ananda Platz zu machen, und wenn die niederen Bewegungen aktiv sind, bildet das ein Hindernis für die Errichtung des höheren Bewusstseins. Doch kann das höhere Bewusstsein trotzdem herabkommen, sogar bevor die niederen Bewegungen endgültig verschwunden sind, wenn das Wesen überhaupt offen ist – es muss dann die Arbeit des Ersetzens vollenden.

Durch pranayama und andere physische Praktiken, wie asanas, wird sexuelles Begehren nicht unbedingt ausgerottet – manchmal können sie sogar, da sie die vitale Kraft im Körper ungeheuer mehren, auf ziemlich bestürzende Weise auch die Kraft der sexuellen Neigungen steigern, die, an der Basis des physischen Lebens gelegen, immer schwer zu überwinden ist. Das einzige, was man tun kann, ist, sich von diesen Bewegungen zu lösen, sein inneres Selbst zu finden und darin zu leben; dann ist es für immer vorbei, dass diese Bewegungen als Teile des eigenen Wesens erscheinen, sie sind vielmehr etwas, das die äußere prakrti dem inneren Selbst oder purusa auferlegt. Sie können dann leichter abgelegt werden und sich in Nichts auflösen.

Dem Körper Schmerz zuzufügen ist kein Mittel gegen den Sex-Impuls, obwohl es eine zeitweilige Ablenkung darstellen kann. Es ist das Vital und meist das Vital-Physische, welches die sinnliche Wahrnehmung als Vergnügen oder als etwas anderes empfindet.

Die Nahrung zu verringern hat meist keine anhaltende Wirkung. Es mag die Empfindung von physischer oder vital-physischer Reinheit erhöhen, das Körpersystem leicht machen und gewisse Arten von tamas verringern. Der Sex-Impuls kann sich jedoch durchaus an eine verringerte Nahrungsmenge anpassen. Nicht durch physische Mittel, sondern durch eine Wandlung im Bewusstsein können diese Dinge überwunden werden.

Es scheint das beste zu sein, die Bewegung des Aufsteigens sich vollenden zu lassen; wenn du dort die Weite, den Frieden, die Ruhe, die Stille des Selbstes zu fühlen vermagst und all das durch die Zentren in den Körper herabkommen kann und in diesem Zustand des physischen Wesens das Wirken der [Yoga-] Kraft stattfindet, dann kannst du der vital-physischen Schwierigkeit begegnen. Die Bemühung, das durch persönliche tapasya zu erreichen, kann dich bis zu einem bestimmten Punkt führen und Sex usw. kann dadurch eliminiert werden, bei den meisten aber wird hierdurch nicht die Rückkehr [ dieser Kräfte] durch eine Attacke verhindert – es sei denn die Stärke der tapasya wäre so groß und anhaltend, dass diese Kräfte keine Chance mehr hätten. Meiner Meinung nach können diese Dinge jedoch nur dann ausgemerzt werden, wenn das höhere Bewusstsein herabkommt – indem es seine selbst-bestehende Ruhe und Weite mit sich bringt und die höhere Kraft und der Ananda alles bis hin zu den Zellen des Körpers ergreifen. Diese drei Dinge zusammen würden zweifellos im Körper keinen Spielraum für den Sex lassen – auch wenn der Sex-Impuls aufkäme, würde er sofort auf eine Weise gewandelt werden, dass er nicht länger Sex wäre.

Wenn Frieden und Schweigen durch und durch gefestigt sind, dann entsteht Reinheit, und durch die Reinheit werden die sexuellen Suggestionen hinausgestoßen.

Es gibt eine Kraft der Reinheit – nicht die Reinheit der Moralisten, sondern eine essentielle Reinheit des Spirits – in der wahren Substanz des Wesens. Wenn sie sich einstellt, können sich die Sex-Wellen entweder nicht nähern oder sie verebben ohne einen Impuls auszulösen, ohne irgendwo eine Verbindung herzustellen.

Du musst unbedingt die perverse Gewohnheit ablegen, die eine der hauptsächlichen Ursachen deiner Verzagtheit, vitalen Schwäche usw. ist. Es gibt nichts, das eine größere Kraft hätte, das [Körper-]System zu stören und zu schwächen. Wenn du nicht nur im Mental, sondern auch im Vital den Entschluss gefasst hättest, sie aufzugeben, hätte sie längst aufgehört zu bestehen.

Es gibt den einen Weg, durch den es dir möglich wird, dich von der perversen Gewohnheit zu befreien: eine starke mentale Kontrolle, wodurch du dich der falschen Bewegung entledigst. Es ist nicht wahr, dass sie unbesiegbar ist; im Gegenteil, die Tatsache, dass du fähig warst, sie für einige Zeit zu unterbrechen, beweist, dass du ihrer Herr werden kannst. Sie kehrt deshalb zurück, weil diese Dinge eine Bewegung gewisser universaler Lebenskräfte darstellen, die, wenn ihnen einmal erlaubt wurde, eine falsche Reaktion im [Körper-]System zur Gewohnheit werden zu lassen, die Neigung haben, in dieser Form fortzudauern, und die, selbst wenn sie vertrieben wurden, stets versuchen zurückzukehren. Dein Mental hat sie abgewiesen, aber etwas in deiner vitalen Natur – jener Teil, der direkt auf die universalen Lebenskräfte anspricht – ergötzt sich noch daran und hat das Vermögen der falschen Reaktion sowie das Verlangen danach bewahrt. Eine entschlossene und beharrliche Bemühung des Willens kann am Ende die Zurückweisung des Begehrens erzwingen und schließlich sogar die Zurückweisung jeder gewohnten mechanischen Einwirkung auf diesen Teil der [menschlichen] Natur. Du darfst dich durch Rückschläge nur nicht entmutigen lassen; dein Wille muss standhafter sein als die Gewohnheit und ausharren, bis eine volle Überwindung stattgefunden hat.

Erforderlich ist die volle innere Zurückweisung der Sex-Impulse und vitalen Impulse, eine Zurückweisung durch das ganze niedere Vital als solches – die äußere Zurückweisung kann nur dann wirksam sein, wenn sie durch diese innere Zurückweisung unterstützt wird. Im Allgemeinen versuchen die Menschen mit der äußeren Zurückweisung, weil sonst (wenn man diesen Dingen nachgibt) die innere Zurückweisung aller Voraussicht nach nicht möglich ist, da die vitale Neigung immer durch die äußere Tat bestätigt wird – wenn aber das äußere Begehren zurückgewiesen wird, ist der Konflikt auf das innere Begehren beschränkt und wird dort ausgefochten. Eine äußere Enthaltung allein befreit natürlich nicht.

Natürlich muss man fähig sein, mit Frauen in Verbindung zu treten, ohne dabei sexuelle Gefühle zu haben oder an Sex zu denken; doch den Kontakt zu suchen, um sich zu prüfen, ist nicht der richtige Weg; das kann allzu leicht in das Gegenteil umschlagen, wenn die Meisterung keine vollständige ist. Die Empfindung und Überwindung müssen ein innerer Vorgang sein – die tantrische äußere Methode ist nicht ratsam.

All das geschieht, weil das Vital in der Annäherung sexbewusst ist und sofort die „Man-und-Frau“-Haltung einnimmt. Um davon frei zu werden, muss man fähig sein, eine Frau einfach als menschliches Wesen zu betrachten und zu empfinden. Das ist schwierig und bedarf einer gewissen Übung; denn das Mental mag fähig sein, diese Haltung einzunehmen, das Vital aber ist unzuverlässig, und man muss auf der Hut sein, dass es nicht plötzlich oder verstohlen sich seiner Vorliebe für sexuellen Austausch erinnert.

Es wäre besser, du würdest dich von dem Einfluss befreien. Es wäre falsch, wenn man eine Frau oder das Bild einer Frau nicht ansehen könnte, ohne sexuelle Gefühle zu haben – davon musst du dich befreien.

Wenn man alle schönen Dinge, nicht nur die Frauen, ohne Verlangen bewundern würde, wäre alles in Ordnung. Aber besonders im Hinblick auf die Frauen, ist es [das Verlangen] ein Überbleibsel des „Sex-Appeals“.

Stärke und Reinheit im niederen Vital und Weite im Herzen stellen die beste Voraussetzung dar, um anderen zu begegnen, besonders den Frauen – wenn das immer gegenwärtig wäre, hätte der Sex kaum eine Chance.

Wenn die tatsächliche Befriedigung des Vitals [am Sex] aufgegeben wird (äußerer Austausch, Berührung oder Kontakt), beschäftigt sich die Phantasie noch weiterhin damit. Wenn aber auch dies überwunden werden kann, hat man die ganze Sache überwunden. Eine äußere Befriedigung hingegen hält die Tätigkeit am Leben. Das ist die raison d‘etre, der Grund dafür, dass man sich äußerlich meidet. Wenn man sich von all dem befreien kann, ohne sich zu meiden, umso besser.

Man hat darauf zu achten, dass eine sexuelle oder erotische Vorstellung nicht vom Bewusstsein Besitz ergreift und sich als spirituelle Wahrheit ausgibt.

Wenn man den Kontakt aufgibt, kann er [der Sex-Impuls] auf zwei Formen reduziert werden – den Traum und die Phantasie. Der Traum ist nicht von großer Wichtigkeit, es sei denn er beeinflusst das Wachmental, was durchaus nicht der Fall zu sein braucht; im Übrigen kann er verhindert werden, und wenn man ihm keine Beachtung schenkt, verblasst er am Ende. Von den Phantasien kann man sich nur durch eine tapasya des Willens befreien, indem man ihnen nicht freien Lauf lässt, sondern sie unterbindet, sobald sie auftreten. Sie kommen am leichtesten auf, wenn man nach dem Erwachen im tamasischen Zustand im Bett liegen bleibt. Man muss sie abbrechen, entweder indem man tamas abschüttelt oder das Mental leer werden lässt und sich wieder dem Schlaf zuwendet. Ansonsten sollte man fähig sein, sie abzustoppen, indem man die Gedanken auf etwas anderes richtet.

Der gefährlichste Antrieb für sexuelle Dinge entsteht dann, wenn man unmittelbar nach dem Erwachen im Bett liegen bleibt; man sollte entweder versuchen wieder einzuschlafen, wenn man dazu Zeit hat, oder die Gedanken auf heilsame Dinge richten.

Es gibt für die sexuelle Phantasie keinen gefährlicheren Zustand, als halbwach im Bett zu liegen oder sonst irgendwie entspannt und träge ohne irgendeine Arbeit oder Erfahrung zu sein.

Untätigkeit ist eine Atmosphäre, in der sich leicht der Sex-Impuls einstellt.

Die [sexuelle] Phantasie [spielen zu lassen], bedeutet eine Zustimmung des physischen oder vitalen Mentals. Ansonsten werden sexuelle Empfindungen oft nur durch physische Ursachen ausgelöst, und wenn sie durch diese automatische Zustimmung von einem Teil des Mentals nicht unterstützt werden, würde sich über kurz oder lang ihre Gewohnheit der Wiederkehr verringern.

Du hast keinen Grund, deprimiert oder entmutigt zu sein. Die Mängel der Natur, von denen du sprichst, sind Gewohnheiten des niederen Vitals und des äußeren Wesens; wenn du sie voll und freimütig erkennst, aufdeckst und zurückweist, wann immer sie auf dich einwirken oder einzuwirken versuchen, werden sie mit der Zeit verschwinden. Die sexuellen Begierden weisen darauf hin, dass das Unterbewusste die alten Eindrücke, Bewegungen und Impulse noch bewahrt; mache die bewussten Teile des Wesens gänzlich frei davon, strebe danach und setze deinen Willen ein, dass das höhere Bewusstsein voll in das Unterbewusste kommt, so dass sogar im Schlaf und Traum etwas in dir bewusst und auf der Hut ist und diese Dinge abweist, wenn sie während dieser Zeit Form anzunehmen versuchen.

Natürlich, wenn du über diese Dinge [die den Sex betreffen] etwas liest, treten sie in das Mental ein und wandern von dort in das Unterbewusste, wo sie ihren Eindruck hinterlassen. Wenn das Bewusstsein vom sexuellen Impuls nicht frei ist, kann dieser Eindruck aus dem Unterbewussten aufsteigen und im Mental wirken.

Ich habe dir bereits gesagt, dass du dich nicht über diese Träume und Vorfälle im Schlaf aufregen sollst. Sie kommen von außerhalb, und etwas im Unterbewusstsein, wo auf lange Zeit hin all das bewahrt wird, was das bewusste Wesen zurückweist, reagiert darauf. Erst in den späteren Stadien des Yoga kann dieser unterbewusste Teil bewusst gemacht und befreit werden. Es ist das Wachbewusstsein, das du von sexuellen Vorgängen und sexuellen Suggestionen freihalten musst. Wenn du das tust, kann später der unterbewusste Teil leicht befreit werden.

Nachtträume über Sex sind ein unfreiwilliges Aufwallen sexueller Eindrücke aus dem Unterbewussten; die meisten Menschen, selbst wenn sie sich nicht dem sexuellen Akt hingeben, haben sie von Zeit zu Zeit, und zwar in Abständen von einer Woche, zwei Wochen, einem Monat bis zu drei oder vier Monaten. Sie öfter zu haben weist entweder auf ein Schwelgen in sexuellen Vorstellungen hin, wodurch das Sex-Zentrum angeregt wird, oder aber auf eine nervöse Schwäche in diesem Teil, verursacht durch die Befriedigung in der Vergangenheit. Einige fanden es hilfreich, dem Körper nachts vor dem Einschlafen den Willen aufzuerlegen, dass diese Träume nicht stattfinden sollen; wenn es anfangs auch keinen Erfolg haben mag, so wird in den meisten Fällen nach einer gewissen Zeit eine hemmende Kraft auf das Unterbewusstsein einwirken, von dem diese Träume aufsteigen. Wenn Kinder sich dem hingeben, so ist das nicht etwas Ererbtes, sondern eine Sache, die sie in schlechter Gesellschaft lernen, und diese Kinder werden dadurch manchmal schon in sehr jungen Jahren verdorben.

Es ist ein Fehler, wegen der Emissionen soviel Wesens zu machen – jeder hat sie. Das Unterbewusste hat seine eigene Bewegung, und der Mangel an Kontrolle dort ist eine Sache, von der man sich nur dann befreien kann, wenn das volle Licht nach dort gelangt ist. Dieses spezielle Element bekämpft man am besten dadurch, indem man dem Unterbewussten (dem Sex-Zentrum oder Sex-Organ selbst) einen Willen auferlegt, so dass sogar im Unterbewusstsein während des Schlafes etwas dagegen reagiert. Viele konnten auf diese Weise Rückfälle verringern und sich beinahe davon befreien, andere hingegen waren weniger erfolgreich. In einem Fall fand alle vierzehn Tage ein Rückfall statt, und das hielt trotz des eingesetzten Willens an. Wegen der Schwierigkeit im Wachsein solltest du nicht soviel Gedanken verschwenden. Treibe die positive Seite der Sadhana voran, der Verwirklichung entgegen – diese Dinge werden verblassen und verschwinden, wenn das höhere Bewusstsein in das Sex-Zentrum gelangt ist. Unterdessen hat man vor allem eine Kontrolle darüber auszuüben und sich möglichst weitgehend davon zu befreien.

Es besteht kein Grund, in diesem Ausmaß niedergeschlagen zu sein oder derartige Vorstellungen von einem Fehlschlag im Yoga zu hegen. Es ist keinesfalls ein Zeichen deiner Untauglichkeit für den Yoga. Es bedeutet einfach, dass der sexuelle Impuls, der durch die bewussten Teile zurückgewiesen wurde, im Unterbewusstsein Zuflucht gesucht hat, vermutlich irgendwo im niederen Vital-Physischen und im durch und durch physischen Bewusstsein, wo einige Bereiche für das Streben und Licht noch nicht offen sind. Das Fortbestehen von Dingen im Schlaf, die im Wachbewusstsein abgewiesen wurden, ist ein ziemlich allgemeines Vorkommnis im Verlauf der Sadhana.

Die Lösung ist die folgende:

1. zu erreichen, dass das höhere Bewusstsein, sein Licht und das Wirken seiner Macht in die dunkleren Teile der Natur herabkommen;

2. im Schlaf immer bewusster zu werden, mit einem inneren Bewusstsein, das sich des Wirkens der Sadhana sowohl im Schlaf als auch im Wachsein bewusst ist;

3. den wachen Willen und das Streben des Wachzustandes auch im Schlaf auf den Körper einwirken zu lassen.

Eine der Methoden für letzteres besteht darin, den Körper vor dem Einschlafen stark und bewusst zu beeinflussen, dass die Sache nicht geschehen soll; je konkreter und physischer und je direkter auf das Sex-Zentrum die Suggestion ausgeübt werden kann, desto besser. Die Wirkung mag zunächst keine sofortige oder gleichbleibende sein; meist aber, wenn du weißt, wie sie auszuüben ist, obsiegt am Ende diese Art der Suggestion; auch wenn sie den Traum nicht verhindert, erweckt sie das innere Bewusstsein doch sehr oft so rechtzeitig, dass unliebsame Konsequenzen vermieden werden.

Es ist ein Fehler zuzulassen, in der Sadhana deprimiert zu sein, selbst bei wiederholten Fehlschlägen. Man muss ruhig, ausdauernd und hartnäckiger als der Widerstand sein.

Wenn das Wachbewusstsein die Befriedigung der sexuellen Begierden und Impulse zurückgewiesen hat, nehmen sie ihre Zuflucht zu Eindrücken, Erinnerungen und unterdrückten Begierden im Unterbewusstsein und steigen im Schlaf als Träume und unfreiwillige Schlafemissionen auf. Wenn das Wachbewusstsein selbst nicht geläutert ist – das heißt, wenn, obwohl keine physische Befriedigung stattfindet, dennoch Sex-Vorstellungen im Mental oder Begierden im Vital oder Körper aufkommen –, können diese Träume und Emissionen häufig sein. Selbst wenn das Wachbewusstsein geläutert ist, kann dieses Auftauchen aus dem Unterbewusstsein noch eine Zeitlang anhalten; doch wird es sich allmählich abschwächen. Einige Menschen sind fähig, sich davon zu befreien, indem sie vor dem Einschlafen einen starken unterbindenden Willen oder eine Kraft auf das Unterbewusste oder das Sex-Zentrum einsetzen – das hat aber nicht bei jedem Erfolg. Die Hauptsache ist, das Wachbewusstsein von der wachsenden Kraft des brahmacarya durchdringen zu lassen und alle Gedanken und Worte über sexuelle Dinge sowie das physische Verlangen oder den physischen Impuls vollständig zurückzuweisen – die unterbewussten Rückstände werden später, wenn man fähig ist, das höhere Bewusstsein nach dort herabzubringen, entweder absterben oder ausgeräumt werden.

Um die Emissionen im Traum zu verringern oder zum Stillstand zu bringen, ist es notwendig, zuerst den Zustand des vollen brahmacarya zu erreichen, kayamanovakyena [im Körper, Mental und in der Rede] – die Sexualität nicht nur aus den physischen Tätigkeiten zu verbannen, sondern auch das Vital- und Körperbewusstsein von sexuellen Impulsen und das Mental und die Rede von sexuellen Gedanken und Vorstellungen zu befreien. Die Träume erheben sich aus dem Unterbewussten, wo alle Eindrücke und Instinkte gespeichert werden und jedes dieser Dinge das Unterbewusste anregt und seinen Vorrat mehrt, was in die Träume aufsteigen kann. Wenn man das Wachbewusstsein gänzlich geläutert hat, indem man einen Willen oder eine Kraft auf das Unterbewusste einsetzt (besonders bevor man einschläft), kann man nach einiger Zeit die Sex-Träume und Emissionen eliminieren.

Abgesehen von der völligen Zurückweisung der sexuellen Gedanken, Vorstellungen und des sexuellen Vollzugs, die dahin führt, dass sie auch im Unterbewussten wirkt, weiß ich kein Heilmittel gegen Sex-Träume, es sei denn das Einsetzen einer möglichst konkreten Kraft auf das sexuelle Zentrum und Organ, um diesen Drang und seine Folgen zu unterbinden; das hat beim Einschlafen zu geschehen und ist jedes Mal zu erneuern, wenn man aufwacht und wieder in Schlaf fällt. Aber all das [was du erwähnst], hat keinen Wert, denn es setzt einen mentalen Willen statt einer konkreten Kraft ein (der mentale Wille kann wirksam sein, ist es aber nicht immer). Außerdem wirkt diese Methode nur zeitlich bedingt, sie unterbindet, stellt aber, außer in seltenen Fällen, kein anhaltendes Heilmittel dar; sie befreit nicht von den sexuellen Eindrücken im Unterbewusstsein, was natürlich bedeutet, dass man, wenn auch im negativen Sinn, trotzdem an die ganze Sex-Affaire denkt.

Ich habe sagen hören, dass sogar sehr fortgeschrittene Yogis wenigstens einmal innerhalb von sechs Monaten Sex-Träume hätten – ich weiß nicht, inwieweit es stimmt oder was die Yogis selbst dazu sagen. Doch kann man sich von den sexuellen Prägungen im Herzen lange vor Lebensende befreien, und es ist durchaus nicht unmöglich, selbst den Keimzustand im Unterbewussten, der in die Träume aufsteigt und überaus zäh ist, zu beseitigen.

In keinem Fall sind Träume etwas, worüber man sich so große Sorgen zu machen braucht, außer sie sind häufig – es ist der Wachzustand, der rigoros geläutert werden muss. Hat man das getan, dehnt sich manchmal die Gewohnheit der Zurückweisung in das Unterbewusste aus, so dass, wenn der Traum kommen will, eine automatische Unterbindung einsetzt, die ihm ein Ende bereitet. Unter einer derartigen Kontrolle würde der sexuelle Druck meiner Meinung nach wenn auch nicht aufhören, so doch in seinem Keimzustand für immer zur Ruhe gebracht werden und wäre praktisch non est [nicht existent].

Das erste Erfordernis bei solchen Dingen ist, absolut ruhig zu sein und die Erregung, die durch diese Schwierigkeiten entsteht, zurückzuweisen. Wenn sie sich einstellen, muss man den Standpunkt einnehmen, dass es deshalb geschieht, damit sie verarbeitet werden. Wenn im Wachbewusstsein nichts die Sex-Schwierigkeiten stützt, kann es sich bei diesen Tag-Träumen und den Absonderungen ohne Traum nur um ein Aufsteigen von alten, ruhenden Eindrücken aus dem Unterbewusstsein handeln. Solch ein Aufsteigen findet häufig dann statt, wenn die [Yoga-] Kraft im Unterbewusstsein zu dessen Läuterung wirkt. Auf keinen Fall aber darf man sich beunruhigen lassen, sondern muss eine Kraft oder einen Willen auf das Sex-Zentrum oder Sex-Organ einsetzen, damit diese Dinge aufhören. Das kann unmittelbar vor dem Einschlafen geschehen. Es führt nach einiger Zeit bei regelmäßiger Übung meist zum Erfolg. Es muss durch einen ruhigen allgemeinen Druck des Willens oder der Kraft auf das physische Unterbewusste geschehen. Das Unterbewusste in seiner andauernden Beharrlichkeit kann sich lange widersetzen, es kann sich aber mehr oder weniger rasch dem Willen des bewussten Wesens anpassen und tut es auch.

Die meisten deiner Träume fanden auf der vital-physischen Ebene statt. Wenn dort irgendein physischer Kontakt von sexueller oder anderer Art besteht, wirkt das stark auf das Sex-Zentrum oder ein Sinnesorgan ein – es kann, selbst ohne irgendein Lustgefühl auszulösen, eine Emission durch ein mechanisches, blindes und unterbewusstes Wirken von rein physischer (nicht einmal vital-physischer) Natur verursachen. Es wird erst dann unmöglich, wenn das Sex-Zentrum [durch die Yoga-Kraft] erstarkt ist.

Wenn eine sexuelle Emission etwas Normales wäre, wie wäre es dann möglich, dass sie das Körper-System so sehr deprimiert und schwächt? Die Menschen klagen immer über diese Entkräftung, und wenn es häufig geschieht, haben sie ernsthafte Depressionen und werden tamasisch. Das muss natürlich nicht so sein, denn wenn man sich dagegen wehrt, kann die Depression oder Schwäche verhindert werden – doch leiden die meisten darunter. Dass es geschieht, ist in dem Sinn etwas Normales, als man die sexuelle Aktivität aufgegeben hat, ohne von sexuellen Vorstellungen und Impulsen befreit zu sein; aber auch später, wenn man nicht mehr vom Sex behelligt wird, kann sie [die Emission] noch eine Zeitlang fortdauern, da die Eindrücke im Unterbewusstsein noch nicht ausgemerzt sind. Zuweilen befreit sie von einem Sekretionsüberschuss, doch scheint die resultierende Schwäche eher einen Verlust der notwendigen Lebenskraft anzuzeigen. Der richtige Weg, mit dem Überschuss fertig zu werden, besteht darin, ihn in reine Energie zu wandeln, retas in ojas.

Es ist offensichtlich eine Attacke auf dein Nervensystem über das Unterbewusste. Sie kommt deshalb im Schlaf, weil du im Wachbewusstsein mehr auf der Hut bist und dich gegen Attacken wehren kannst. Meist findet diese Art von Traum und die Absonderung dann statt, wenn sich das physische Bewusstsein infolge von Ermüdung, Anstrengung oder irgendeiner anderen Ursache in einem tamasischen Zustand befindet, in einem schweren Schlaf, oder wenn es unter dem Druck von Trägheit leidet.

Das erste, was du zu tun hast, ist, die Nachwirkungen abzuweisen, wie du es diesmal getan hast – denn du sagst, dass du nicht die Empfindung irgendeiner Schwäche hättest, sondern eher die, als ob sich nichts ereignet hätte. Es ist durchaus nicht unvermeidlich, dass man nach einem Traum wie diesem Schwäche empfindet und dass eine Absonderung stattfindet; nur aufgrund der gewohnten Assoziation im physischen Mental können diese Kräfte Reaktionen von nervöser Schwäche mit sich bringen.

Die Absonderung kannst du nur dadurch verhindern, dass du im Schlaf bewusster wirst. Du warst dir all dessen, was geschah, bewusst, aber du musst außerdem die Kraft eines bewussten Willens entwickeln, der erkennt, was sich ereignen wird und der eingreift, um es zu verhindern, entweder indem er dich rechtzeitig weckt oder den Traum abbricht oder die Absonderung verhindert. All das ist durchaus möglich, es ist eine Frage der Gewohnheit, eine Frage von etwas Beharrlichkeit.

Vor dem Einschlafen einen Willen oder eine Kraft auf das Körperbewusstsein wirken zu lassen, dass es nicht geschieht, wird ebenfalls oft als sehr wirksam empfunden – es sollte besonders dann geschehen, wenn du den auslösenden Zustand der Schwere und Trägheit spürst. Dieser Wille ist nicht immer gleich erfolgreich, aber nach einer Zeit gewöhnt sich das Unterbewusstsein daran, auf den Willen oder die Kraft, die ihm auferlegt wurde, zu reagieren, und die Unannehmlichkeit nimmt ab und verschwindet letztlich ganz.

Diese Art von sexueller Attacke im Schlaf hängt nicht so sehr vom Essen oder von irgend etwas anderem Äußerlichen ab. Es ist eine mechanische Gewohnheit im Unterbewussten; wenn der sexuelle Impuls zurückgewiesen und aus den Wachgedanken und Wachgefühlen verbannt wird, tritt er in dieser Form im Schlaf auf, weil dann nur das Unterbewusste tätig ist und es keine bewusste Kontrolle gibt. Es ist das Zeichen eines sexuellen Begehrens, das im Wachmental und Wachvital unterdrückt, aus der Substanz der physischen Natur aber nicht ausgemerzt wurde.

Um es auszumerzen, muss man zunächst darauf achten, keine sexuellen Vorstellungen oder Gefühle im Wachzustand zu hegen, als nächstes dem Körper, besonders dem Sex-Zentrum einen starken Willen aufzuerlegen, damit nichts dieser Art im Schlaf auftritt. Das mag nicht sofort zum Erfolg führen, wenn man es aber lange Zeit durchhält, hat es meist ein Ergebnis; das Unterbewusste beginnt zu gehorchen.

Der Druck, der von den Nieren oder vom Darm ausgeht und Sex-Träume oder sexuelle Vorstellungen auslöst, ist die letzte und allerphysischste Form – sie hält oft an, wenn die anderen [Erscheinungsformen] verschwunden sind. Wenn der Körper dumpf und das Mental halbwach ist, so stellt das tatsächlich die beste Voraussetzung dar. Wenn es aber nur einige Minuten anhält und keine Nachwirkung hinterlässt, dürfte die Neigung nach einiger Zeit verschwinden.

Die Sex-Kräfte können bei Tag oder bei Nacht attackieren und daher auch bei elektrischem Licht. Nur das innere Licht wehrt die Attacken ab, obwohl es sie nicht ganz verhindern kann, es sei denn, die [Yoga-] Kraft würde dahinter stehen.

Ja, natürlich, Hautkrankheiten haben viel mit sexuellen Begierden zu tun – selbstverständlich nicht immer, aber oft.

Ich vermute, dass Pickel im Gesicht häufig das Ergebnis einer unterdrückten Sexualität sind – unterdrückt im Vollzug, aber innerlich noch aktiv. Diese Dinge wirken nicht bei allen Menschen auf die gleiche Weise, bei einigen wirkt es auf das Blut, bei anderen nicht oder zumindest nicht in dieser Form. Ich nehme aber nicht an, dass Sex die einzige Ursache für Pickel im Gesicht ist, es gibt andere Dinge, die sie hervorrufen können.

9. Abschnitt

Das Sprechen zu kontrollieren ist sehr notwendig für die physische Wandlung.

Mauna [nicht zu sprechen] hat selten viel Sinn. Wenn es [die Zeit des Schweigens] vorüber ist, beginnt man wieder wie zuvor zu sprechen. Im Sprechen selbst muss sich das Sprechen ändern.

Das ist nicht der Weg. Absolutes Schweigen und loses Geschwätz sind zwei Extreme; keines davon ist gut. Ich habe viele Menschen gekannt, die maunvrata [ein Schweigegelöbnis] praktizierten, aber nachher genauso geschwätzig waren wie zuvor. Es ist die Herrschaft über dich selbst, die du erlangen musst.

Im großen und ganzen hast du recht. Ein sinnloses Gespräch, welches das Bewusstsein senkt oder etwas von einem vergangenen Bewusstsein wiedererstehen lässt, sollte besser gemieden werden. Dazu gehört auch, über die Sadhana zu sprechen; wenn es sich nur um eine mentale Diskussion von oberflächlicher Art handelt.

Es ist etwas sehr Äußerliches, das an leichter Unterhaltung Vergnügen hat, und nur wenn die Ruhe und mit ihr eine gewisse spontane Selbstkontrolle in der niederen vitalen Natur gefestigt sind, kann diese Veranlagung gänzlich überwunden werden.

Alle diese Dinge werden zu ihrer Zeit ausgearbeitet werden. Das Wichtigste ist, in das ganze Wesen die Ruhe herab zubekommen und damit die wahre Kraft, welche die Energie bringt, die du beschreibst.

Wenn man sich unterhält, neigt man dazu, in ein niedrigeres und mehr äußerliches Bewusstsein abzusinken, weil die Unterhaltung vom äußerlichen Mental stammt. Es ist aber nicht möglich, sie ganz und gar zu vermeiden. Du musst lernen, sofort in das innere Bewusstsein zurückzukehren – all dies, solange du nicht fähig bist, stets vom inneren Wesen her zu sprechen oder zumindest solange das innere Wesen das Sprechen nicht stützt.

Sprechen ist eine Tätigkeit, die mehr als das Schreiben äußerlich ist und mehr vom Physischen und seinem Bewusstseinszustand abhängt. Es ist daher in den meisten Fällen schwieriger, es aus der Gewalt des äußerlichen Mentals zu befreien.

Eine Unterhaltung der üblichen Art macht sehr leicht zerstreut oder senkt den inneren Bewusstseins-Zustand, weil sie im Allgemeinen nur aus dem niederen Vital und dem physischen Mental stammt und diesen Teil des Bewusstseins zum Ausdruck bringt – sie hat die Neigung, das Wesen zu veräußerlichen. Aus diesem Grund flüchten so viele Yogis in das Schweigen.

Der Redefluss einiger Menschen ist naturbedingt, und diejenigen, die sehr vital sind, können ohne ihn nicht auskommen. Letzteres aber (ohne ihn nicht auskommen zu können) ist, vom spirituellen Standpunkt aus betrachtet, zweifellos eine Unzulänglichkeit. Es gibt gewisse Stadien der Sadhana, in denen man nach innen gehen muss, und das Schweigen zu dieser Zeit ist äußerst notwendig, weil unnötiges Sprechen zu einer Zerstreuung der Energien führt oder das Bewusstsein veräußerlicht. Es ist besonders die Neigung, sich um der Unterhaltung willen zu unterhalten, die zu überwinden ist.

Unterhaltung von dieser Art hat, wenn man bereits in den Strom der wahren Erfahrung eingetreten ist, tatsächlich eine sehr ermüdende Auswirkung, weil sie die Energie nutzlos vergeudet und die Mentalbewegung zu einer Sache von wertlosen Brocken und Fetzen macht, statt in sich gesammelt und ausgeglichen zu sein, um empfangen zu können.

Es ist immer möglich, dass etwas Leichtfertiges und Unausgeglichenes in einen eintritt, wenn man sich der Frivolität um ihrer selbst willen hingibt. Das Bewusstsein fühlt sich in seinem Halt erschüttert, wenn nicht sogar nach außen gezogen. Wenn einmal das Bewusstsein innen gefestigt ist, wird die äußere Bewegung von innen her bestimmt, und es gibt keine derartige Störung mehr.

Ja, die Rede muss von innen kommen und von innen her kontrolliert werden.

Deine Schwierigkeit besteht deshalb, weil Sprechen etwas ist, das in der Vergangenheit sehr viel mehr als ein Ausdruck des Vitals im Menschen als des mentalen Willens gewirkt hat. Sprechen bricht hervor als Ausdruck des Vitals und seiner Gewohnheit, ohne auf die mentale Kontrolle zu warten; von der Zunge wurde als dem nicht lenkbaren Glied gesprochen. In deinem Fall wurde die Schwierigkeit größer durch die Gewohnheit, über andere zu reden – Klatsch, wozu dein Vital so sehr neigt, dass es noch nicht einmal jetzt das Vergnügen daran überwinden kann. Daher muss diese Neigung bereits im Vital zum Stillstand gebracht werden. Es ist ein dringend notwendiger Teil yogischer Selbstkontrolle, sich nicht vom Impuls der Rede beherrschen zu lassen, fähig zu sein, sich vom Zwang zur Rede zu befreien und nur dann zu sprechen, wenn man erkennt, dass es richtig ist, und wenn man das Richtige zu sagen weiß.

Allein durch Ausdauer, Wachsamkeit und einen festen Entschluss ist es möglich; ist aber einmal der Entschluss gefasst, kann es mit Hilfe der Göttlichen Kraft im Hintergrund in kurzer Zeit geschehen.

Es ist ganz klar, dass Dinge, die eine seit langem bestehende Gewohnheit sind, nicht auf einmal verschwinden können. Besonders das Reden ist etwas, das bei den meisten Menschen großenteils automatisch abläuft und nicht unter ihrer Kontrolle steht. Die Kontrolle wird durch Wachsamkeit errichtet; man muss also auf der Hut sein vor der Gefahr des Nachlassens der Wachsamkeit, von der du sprichst. Je mehr es sich um eine ruhige und reine und nicht um eine ängstliche Wachsamkeit handelt, desto besser.

Die Gewohnheiten der physischen oder der vital-physischen Natur sind immer am schwierigsten zu verändern, weil ihre Tätigkeit eine automatische ist und vom mentalen Willen nicht gelenkt wird – daher fällt es ihm schwer, sie zu überwachen oder umzuwandeln. Du musst durchhalten und die Gewohnheit der Kontrolle entwickeln. Wenn es dir gelingt, das Sprechen häufig zu überwachen – wozu es einer ständigen Wachsamkeit bedarf – wirst du am Ende erkennen, dass die Kontrolle sich eingeprägt hat und auf die Dauer immer eingreifen kann. Das muss so lange geschehen, wie jene Bewegung [des Sprechens] für das Licht und die Kraft der Mutter noch nicht voll geöffnet ist – ist das aber einmal der Fall, kann die Sache schneller und manchmal sehr rasch überwunden werden. Auch das Eingreifen der Seele ist möglich – wenn die Seele erwacht und genügend aktiv ist, um jedes Mal einzuschreiten, sobald du im Begriff bist, aufs Geratewohl daherzureden, und es dir zu untersagen –, dann wird die Wandlung leichter möglich sein.

Der Kopfschmerz und die Ermüdung sind stets ein Zeichen dafür, dass das Bewusstsein nicht länger dieses nach außen gerichtete Denken und Sprechen will und sogar physisch dadurch überfordert ist. Aber die unterbewusste Gewohnheit will fortdauern. Menschliches Denken und Sprechen vollzieht sich meistens mechanisch in bestimmten, sich immer wiederholenden Schablonen – es ist in Wirklichkeit nicht das Mental, das sie kontrolliert oder beherrscht. Daher kann diese Gewohnheit noch eine Zeitlang weiterbestehen, selbst nachdem das bewusste Mental seine Unterstützung und Zustimmung zurückgezogen und sich zu etwas anderem entschlossen hat. Wenn man aber durchhält, erschöpft sich diese unterbewusste mechanische Bewegung wie jeder Mechanismus, der nicht aufgezogen ist. Dann kann man die entgegengesetzte Bewegung im Unterbewussten formen, nur jenes Denken und Sprechen zuzulassen, zu dem das innere Wesen seine Zustimmung erteilt.

Unnötiges Sprechen ermüdet das innere Wesen, weil es von der äußeren Natur kommt, während die innere [Natur] die Energie zu beschaffen hat, deren Vergeudung sie fühlt.

Selbst jene, deren inneres Leben stark ist, brauchen lange Zeit, bevor sie es mit der äußeren Rede und Tat verbinden können. Die äußere Rede gehört dem sich Ausdruck verleihenden Mental an – daher ist es so schwierig, sie mit dem inneren Leben zu verbinden.

Ja, natürlich, die volle Wahrheit in der Rede ist für den Sadhak sehr wichtig und eine große Hilfe, um die Wahrheit in das Bewusstsein zu bringen. Es ist aber gleichzeitig schwierig, das Sprechen unter Kontrolle zu bringen; denn die Menschen sind daran gewöhnt, das zu sagen, was ihnen in den Sinn kommt, ohne es zu überprüfen und zu kontrollieren. Im Reden liegt etwas Mechanisches, und es auf die Ebene des höchsten Bewusstseins zu erheben ist niemals leicht. Das ist einer der Gründe, warum es förderlich ist, mit dem Reden sparsam zu sein. Es verhilft zu einer bewussteren Kontrolle und verhindert, dass die Zunge mit einem durchgeht und tut, was sie will. Zurückzustehen bedeutet, ein Betrachter des eigenen Mentals und der eigenen Rede zu werden, sie anzusehen, als würden sie nicht zu einem selbst gehören und sich nicht mit ihnen zu identifizieren. Wenn man sie als ein Betrachter beobachtet, getrennt von ihnen, gelangt man dahin zu erkennen, was sie sind, wie sie wirken, und kann dann eine Kontrolle über sie ausüben – zurückweisen, was man nicht billigt und nur das denken und sprechen, was man als die Wahrheit empfindet. Das kann natürlich nicht alles auf einmal geschehen. Es kostet Zeit, diese Haltung des Getrenntseins einzunehmen, und noch mehr Zeit, die Kontrolle zu errichten. Mit Übung und Beharrlichkeit jedoch ist es möglich.

Das Sprechen kann nur dann kontrolliert werden, wenn du dich von dem Teil, der spricht, trennst und fähig bist, ihn zu beobachten. Es ist das äußere Mental, das spricht – man muss es vom inneren, wachsamen Mental her beobachten und kontrollieren.

Es ist tatsächlich ein inneres Schweigen, dessen man bedarf – ein schweigendes Etwas im Inneren, welches das äußere Gespräch und Handeln betrachtet, es jedoch als etwas Oberflächliches und nicht als sich selbst empfindet, und das dem gegenüber völlig gleichgültig und davon unberührt ist. Es kann Kräfte hervorbringen, um das Sprechen und Handeln zu stützen oder es kann sie zum Stillstand bringen indem es sich zurückzieht oder es kann sie treiben lassen und beobachten, ohne sich darin zu verlieren oder davon bewegt zu werden.

Es ist natürlich deshalb, weil das Bewusstsein in diese Dinge [Diskussion und Gelächter] hinausgetrieben wird und man aus dem inneren Gleichgewicht gerät und Schwierigkeit hat, es wieder zu erlangen – besonders weil eine Art Zerstreuung der Vital-Energie stattfindet. Wenn man einen Zustand erreicht, in dem man diese Dinge nur von der Oberfläche des Bewusstseins aus tun kann und im Inneren bleibt und das, was an der Oberfläche vor sich geht, beobachtet, ohne sich darin zu verlieren, dann hat man seine Ausgeglichenheit bewahrt. Es ist aber ein wenig schwierig, diese eigene Zweiteilung zu vollziehen – man schafft es jedoch mit der Zeit, besonders wenn der innere Friede und die innere Ruhe sehr intensiv und dauerhaft werden.

Wenn der Friede im Inneren sehr stark ist, wird er durch das Sprechen nicht umwölkt – denn dieser Friede ist nicht mental oder vital, auch wenn er das Mental und Vital durchdringt – oder es handelt sich um eine rasch vorüberziehende Wolke, die nicht in der Tiefe berührt. Im Allgemeinen jedoch wird das Bewusstsein durch solch ein Gespräch zerstreut, und man kann viel dabei verlieren. Nicht zu sprechen hat nur den Nachteil, dass es zu sehr isoliert, wenn es streng eingehalten wird – doch wenn man über derartige Dinge (wie Neuigkeiten usw.) nicht spricht, verliert man nichts.

Darüber nachzudenken was gesprochen wurde, ist eine physische Gewohnheit des Mentals, die mit der Zeit abgelegt werden sollte. Das Mental sollte so frei sein, dass es sofort nach Beendigung des Gesprächs in der Lage ist, abzuschalten.

Hastigkeit im Sprechen und Handeln – (das heißt im Übermaß, denn bis zu einem gewissen Grad besteht sie bei jedem) – ist eine Frage des Temperamentes. Ich glaube nicht, dass du mehr damit behaftet bist als andere hier. Natürlich muss man sich davon befreien, es ist aber eine der geringeren, nicht der hauptsächlichen Unvollkommenheiten der [menschlichen] Natur, mit denen die Yoga-Kraft sich auseinanderzusetzen hat. Das sich Ausdruck verleihende Mental muss diszipliniert werden, damit es nicht zu voreilig folgert oder sofort vom Gedanken zur Rede und Tat überspringt.

Diese Diskussionen sind ganz und gar nutzlos, sie lenken lediglich das Mental ab und öffnen der Falschheit die Tore.

Seelische Selbstkontrolle, die in dieser Umgebung und inmitten der Diskussion wünschenswert ist, würde unter anderem bedeuten:

1. Dem Rede-Impuls nicht zu erlauben, sich zu sehr geltend zu machen oder irgend etwas zu sagen, ohne nachzudenken, sondern immer über das Sprechen eine bewusste Kontrolle auszuüben und nur das zu sagen, was notwendig und nützlich ist.

2. Alles Debattieren, Disputieren oder zu angeregtes Diskutieren zu vermeiden und einfach das zu sagen, was gesagt werden muss, und es dabei zu belassen. Du solltest nicht darauf beharren, dass du im Recht bist und nicht die anderen, sondern es sollte das, was gesagt wird, nur als Beitrag eingeworfen werden, um die Wahrheit einer Sache zu erwägen.

3. Den Ton der Rede und der Worte sehr ruhig und still und unaufdringlich zu halten.

4. Sich überhaupt nicht darum zu kümmern, ob andere sich erhitzen und diskutieren, sondern ruhig und unbeeindruckt zu bleiben und selbst nur das zu sprechen, was zur Glättung der Dinge beitragen kann.

5. Sich keinem Klatsch und harter Kritik über andere anzuschließen – denn diese Dinge sind in keiner Weise förderlich und senken nur das Bewusstsein.

6. Alles zu vermeiden, was andere verletzten oder verwunden könnte.

Tiraden und Ermahnungen berühren nur die Oberfläche des Mentals. Wenn das Mental damit übereinstimmt, ist es erfreut und angeregt; das aber ist alles. Wenn es nicht damit übereinstimmt, beginnt das Mental zu kritisieren oder wird ungeduldig und wendet sich ab. Wenn die Tirade sehr eindringlich ist, kann sie manchmal das Vital berühren und eine vorübergehende Wirkung erzielen.

Anderen zu predigen, was einem selbst fehlt, hat nichts mit Heuchelei zu tun, sondern ist ein Konflikt zwischen zwei Teilen der Natur. Heuchelei ist es nur dann, wenn man eine Sache predigt, die man selbst nicht glaubt, oder wenn man bewusst vorgibt, etwas zu sein oder werden zu wollen, was man nicht ist und nicht werden will.

Die Depression drang unterbewusst durch die Diskussion mit X in dich ein. Wenn du auf diese Weise mit Menschen diskutierst, geht etwas von dir auf sie über, aber gleichzeitig geht etwas von ihnen auf dich über. Da sich X in keinem sehr guten Zustand befand – wenn auch bei weitem nicht einem solchen wie während seiner Depression –, konnte dich leicht etwas berühren, und sobald das Unterbewusste eine übliche Ausrede finden konnte, sandte es sie zum Mental empor. Du solltest dich vor einem solchen mechanischen Austausch immer hüten. Etwas Achtsamkeit reicht aus – und keine überflüssige Diskussion.

Während des Sprechens sollte immer eine Art instinktive Abwehr bestehen – außer bei jenen, die vom gewöhnlichen vitalen Impuls frei sind.

Es ist die Nervenhülle, die labil ist – und das hast du erkannt. Die Tatsache, dass du dich nach dem Gespräch mit Leuten schwach fühlst, zeigt, dass der Ursprung des ganzen Kummers eine geschwächte Nervenkraft ist. Du musst sie stark werden lassen. Du solltest es vermeiden, viel mit anderen zu sprechen – du kannst dich auch ausruhen, wenn du die Symptome sehr ausgeprägt fühlst. Die grundlegende Haltung besteht jedoch in Glauben, Ruhe und in Offenheit gegenüber der höheren Kraft.

Ja, ganz eindeutig; die Fähigkeit, „nein“ zu sagen, ist unerlässlich im Leben und noch viel mehr in der Sadhana. Es ist die Fähigkeit der Zurückweisung in der Rede.

Das Denken und Sprechen muss in jeder Hinsicht kontrolliert werden. Rajasische Heftigkeit ist ausgeschlossen, doch ist manchmal eine ruhig kraftvolle Strenge im Denken und Sprechen dort, wo Strenge am Platz ist, unerlässlich.

Die Gewohnheit des Kritisierens – meist ein unkundiges Kritisieren von anderen –, vermischt mit allen möglichen Einbildungen, Rückschlüssen, Übertreibungen, falschen Auslegungen, sogar groben Erfindungen, ist eines der universalen Leiden. Es ist ein Leiden des Vitals, unterstützt vom physischen Mental, das sich zum Handlanger des Vergnügens an dem seichten und schädlichen Treiben des Vitals macht. Wenn die innere Erfahrung eine wahrhaft umwandelnde Auswirkung auf das äußere Leben haben soll, ist es sehr notwendig, die Rede zu überwachen, sowie dieses Leiden und die Gelüste des Vitals zurückzuweisen.

Es ist besser, mit sich selbst strenger zu sein und über andere weder zu sprechen, noch sie aus der Sicht des gewöhnlichen Mentals zu kritisieren. Das ist notwendig, um ein tieferes Bewusstsein und eine tiefere Einstellung zu den Dingen zu entwickeln, wobei man im Schweigen die Bewegungen der Natur in einem selbst und in anderen erkennt und weder bewegt noch gestört noch oberflächlich interessiert wird, und sich nicht in eine äußerliche Bewegung hineinziehen lässt.

Die Sadhaks des Ashrams sind nicht perfekt – sie haben viele Fehler und falsche Regungen. Das nicht zu erkennen wäre Blindheit; es sollte aber nicht zu einer kritischen oder verächtlichen Haltung gegenüber den Menschen führen – es sollte als das Spiel der Kräfte betrachtet werden, das überwunden werden muss.

Es ist klar ersichtlich, dass dein seelisches Wesen im Inneren erwacht ist – es geht aus dieser inneren Kontrolle hervor, von der du fühlst, wie sie dich erleuchtet und führt, sowie dem Entschluss, den es dich fassen ließ, die Wahrheit zu sprechen. Die Charakterschwäche, die du erwähnst, ist allgemein und beinahe universal in der menschlichen Natur. Es ist ein sehr allgemeiner Impuls, die Unwahrheit zu sprechen oder mindestens zu übertreiben oder zu untertreiben oder die Wahrheit zu entstellen, um der eigenen Eitelkeit zu schmeicheln, den Vorlieben und Wünschen zu entsprechen, oder um einen Vorteil zu ergattern oder die Erfüllung eines Wunsches zu sichern. Man muss jedoch lernen, nur die Wahrheit zu sprechen, wenn man die Natur wirklich erfolgreich wandeln will.

Sich dessen bewusst zu werden, was in der Natur gewandelt werden muss, ist der erste Schritt zur Wandlung. Diese Dinge müssen jedoch gewandelt werden, ohne dass man verzagt oder denkt „es ist hoffnungslos“ oder „ich kann mich nicht ändern“. Du tust recht daran, darauf zu vertrauen, dass die Wandlung kommen wird. Denn nichts ist unmöglich in der [menschlichen] Natur, wenn die Seele erwacht ist und dich führt und das Bewusstsein und die Kraft der Mutter dahinter stehen und in dir arbeiten. Das ist es, was jetzt geschieht. Sei dessen ganz gewiss, dass alles Nötige getan werden wird.

Nutzlos oder nicht, Unwahrheit sollte vermieden werden.

Wenn du das englische Original1 von X erhältst, wirst du sehen, dass es vom höchsten Standpunkt aus geschrieben ist. Wenn du ein Instrument der Wahrheit sein willst, musst du immer die Wahrheit und darfst nie etwas Falsches sprechen. Das aber bedeutet nicht, dass du jedermann alles erzählen sollst. Die Wahrheit durch Schweigen oder Zurückweisung des Sprechens zu verbergen ist erlaubt, weil jene, die nicht auf sie vorbereitet sind oder sich ihr entgegenstellen, die Wahrheit missverstehen oder missbrauchen können – sie kann sogar zu einem Ausgangspunkt für Entstellung oder reine Falschheit gemacht werden. Etwas Falsches zu sagen ist dagegen eine andere Sache. Es sollte selbst im Scherz vermieden werden, denn es hat die Tendenz, das Bewusstsein zu senken. Auch der letzte Satz ist vom höchsten Standpunkt aus geschrieben – die Wahrheit, wie man sie mental erkennt, ist nicht genug, denn die Idee des Mentals kann unrichtig oder unzureichend sein –, es ist notwendig, das wahre Wissen im wahren Bewusstsein zu haben.

Warum sollte es eine Lüge sein? Man ist nicht gezwungen, jedermann alles zu erzählen – es würde oft mehr schaden als nützen. Natürlich muss das, was gesagt wird, wahr und darf nicht falsch sein, und es darf niemals eine Absicht der Täuschung bestehen.

„Wie man will“ ist niemals eine Formulierung, die zur Wahrheit führt, sie läuft darauf hinaus, das Vital und sein Begehren zum Maßstab zu erheben oder den Vorlieben des Mentals zu folgen – was sogar in jeder beliebigen mentalen Disziplin als Widerspruch zum eigentlichen Prinzip der Wahrheitssuche betrachtet wird.

Erstens, es besteht ein großer Unterschied darin, etwas als Wahrheit auszugeben, was man für falsch hält oder wovon man weiß, dass es falsch ist, und etwas als Wahrheit auszugeben, was man nach seinem Gewissen für wahr hält, was aber in Wirklichkeit nicht wahr ist. Ersteres richtet sich ganz eindeutig gegen den Geist der Wahrheit, das zweite huldigt ihm. Das erste ist bewusste Falschheit, das zweite schlimmstenfalls ein Irrtum oder Unwissenheit.

Das ist vom praktischen Standpunkt aus betrachtet, die Antwort zum Problem „die Wahrheit zu sprechen“. Vom Standpunkt der höheren Wahrheit aus betrachtet, darf nicht vergessen werden, dass jede Bewusstseinsebene ihre eigene Norm hat – was für das Mental Wahrheit ist, mag für ein höheres Bewusstsein nur eine teilweise Wahrheit sein, doch muss das Mental durch diese teilweise Wahrheit hindurch, um die umfassendere und vollendetere Wahrheit dahinter zu erreichen. All das braucht es, um flexibel und offen zu sein, um bereit zu sein, die höhere [Wahrheit], wenn sie kommt, zu erkennen, und es darf sich nicht an die niedrigere klammem, weil sie zu ihm gehört, es darf den vitalen Begierden und Passionen nicht erlauben, es [das Mental] blind zu machen für das Licht oder die Dinge zu verdrehen und zu entstellen. Wenn einmal das höhere Bewusstsein zu wirken beginnt, verringert sich die Schwierigkeit, und es findet ein klarer Fortschritt von der Wahrheit zu einer größeren Wahrheit statt.

Alles was ein wahrheitsliebender Mensch sagt (im Sinne des Nicht-Lügens), braucht sich nicht wirklich zu ereignen. Hierfür muss er die Wahrheit kennen – mit der Wahrheit der Dinge in Berührung sein, nicht nur die Wahrheit sprechen, wie sein Mental sie kennt.

Was die Zurückhaltung anbelangt, so gibt es zwei Arten, die eine, die egoistische, schämt sich, die Wahrheit auszusprechen oder ihr auf eine Weise die Treue zu bekunden, die andere nicht verstehen würden; die andere Art ist eine gewisse Verschlossenheit, ein Abgeneigt-sein, die eigenen tieferen Gefühle vor den Augen der anderen zu enthüllen, der Wunsch, die Beziehungen der Liebe zum Göttlichen heilig und geheim zu halten – das ist ein seelisches Gefühl.

10. Abschnitt

Ich glaube nicht, dass die Trance von X irgend etwas mit ihrem schlechten Gesundheitszustand zu tun hat. Es wäre mir völlig neu, dass die Veranlagung zu Trancen dieser Art eine derartige Auswirkung hätte; nur die gewaltsame Unterbrechung einer Trance kann ein ungutes Ergebnis zeitigen, muss aber nicht unbedingt eine Katastrophe hervorrufen, Wenn jedoch das bewusste Wesen den Körper in einer absolut vollständigen Trance verlässt, ist es möglich, dass der Faden, der es mit dem Körper verbindet, abreißt oder von einer feindlichen Kraft zertrennt wird, und es nicht fähig wäre, in sein physisches Gehäuse zurückzukehren. Ganz abgesehen von einer derartig fatalen Möglichkeit, könnte ein Schock entstehen, der eine zeitweilige Störung oder sogar eine gewisse Schädigung hervorrufen könnte; in der Regel jedoch wäre ein Schock die einzige Folge. Die allgemeine Frage ist eine andere. Es besteht seit alters her in vielen Menschen der Glaube, dass die Ausübung des Yoga für die Gesundheit des Körpers schädlich sei und die Neigung zu einer ungünstigen Auswirkung der einen oder anderen Art entstehen lässt und schließlich sogar zu einem vorzeitigen Aufgeben des Körpers führt. Ramakrishna scheint diese Ansicht vertreten zu haben, denn aus seinen Bemerkungen ist zu schließen, dass eine Verbindung zwischen Keshav Sens Fortschritt in der Spiritualität und der Krankheit bestand, die seine Gesundheit allmählich zerrüttete – das eine war das Ergebnis, das wünschenswerte Ergebnis des anderen, eine Befreiung und Erlösung vom Leben dieser Welt, mukti. Das mag oder mag nicht so sein; es fällt mir jedoch schwer zu glauben, dass Krankheit und Verfall des Körpers das natürliche und übliche Ergebnis der Ausübung des Yoga sind oder dass diese Ausübung die Ursache einer unumgänglichen Zerrüttung der Gesundheit oder am Ende einer Krankheit ist, die zur Auflösung des Körpers führt. Wie wollen wir diese Annahme begründen oder beweisen, dass Nicht-Yogis an ihren Gebrechen leiden und aufgrund der Störungen in ihrer Natur sterben, während die Yogis an ihrem Yoga sterben? Wenn nicht eine unmittelbare Verbindung zwischen ihrem Tod und der Ausübung ihres Yoga bewiesen werden kann – und dies wäre nur in besonderen Fällen mit einiger Gewissheit möglich, nicht aber mit absoluter Gewissheit –, gibt es keinen Grund, an einen derartigen Unterschied zu glauben. Es ist vernünftiger anzunehmen, dass sowohl Yogis als auch Nicht-Yogis an natürlichen Ursachen und nach dem selben Gesetz der Natur erkranken und sterben; man könnte sogar die Ansicht weiterführen, dass – da die Yoga-Shakti ihnen zur Verfügung steht, sofern sie sich ihrer bedienen wollen – die Yogis nicht wegen, sondern trotz ihres Yoga erkranken und sterben. Ich glaube jedenfalls nicht, dass Ramakrishna (oder irgendein anderer Yogi) aufgrund seiner Trancen erkrankte; nichts weist darauf hin, dass er jemals nach einer Trance auf solche Weise gelitten hat. Ich glaube, irgendwo steht es, oder er sagte es selbst, dass das Krebsgeschwür seines Halses, an dem er [später] starb, dadurch entstanden sei, dass er die Sünden seiner Jünger und jener, die ihm nahestanden, hinunterschluckte; auch das ist möglich oder nicht möglich, doch handelt es sich um seinen eigenen speziellen Fall. Es ist zweifellos möglich, die Krankheiten der anderen auf sich zu ziehen und es sogar bewusst zu tun – der Fall des Griechenkönigs Antigonus und seines Sohnes Dimitrius ist ein berühmtes historisches Beispiel dafür; auch Yogis tun dies manchmal; oder aber die feindlichen Kräfte überfallen den Yogi mit Krankheiten und benützen die Menschen um ihn herum als Pforte oder Durchlass oder die bösen Wünsche der Menschen als eine instrumentale Kraft. Aber all dies sind spezielle Umstände, die ohne Zweifel mit seiner [des Yogis persönlicher] Ausübung des Yoga verbunden sind; dadurch wird aber die allgemeine Behauptung nicht zur absoluten Regel erhoben. Eine Neigung, wie sie bei X bestand, den Tod als Erlösung zu wünschen oder willkommen zu heißen oder zu akzeptieren, könnte aufgrund ihres [X] fortgeschrittenen spirituellen Bewusstseins eine Kraft haben, welche gewöhnlichen Menschen nicht zur Verfügung steht. Andererseits gibt es eine gegenteilige Anwendung und Konsequenz des yogischen Bewusstseins: eine Krankheit kann vom eigenen Körper abgewiesen, oder sie kann geheilt werden, selbst chronische oder tief verwurzelte Krankheiten und seit langem bestehende konstitutionelle Mängel können geheilt oder beseitigt und sogar ein vorherbestimmter Tod auf lange Zeit hinausgeschoben werden. Narayan Jyotishi, ein Astrologe aus Kalkutta, der damals nicht wusste, wer ich bin – in jener Zeit bevor mein Name politisch bekannt wurde –, sagte meinen Kampf mit den Mlechchha-Feinden sowie die drei folgenden Prozesse gegen mich und meine drei Freisprüche voraus, des weiteren, dass, obwohl mein Tod gemäß meinem Horoskop im Alter von 63 Jahren festläge, ich mein Leben durch yogische Kraft wesentlich verlängern und ein volles hohes Alter erreichen würde. Tatsächlich habe ich mich durch yogischen Druck von einer Anzahl chronischer Krankheiten befreit, die sich in meinem Körper festgesetzt hatten. Aber keines dieser Beispiele, weder die positiven noch die negativen, kann zu einer Regel erhoben werden; die Neigung des menschlichen Verstandes, die Relativität dieser Dinge in etwas Absolutes zu wandeln, ist nicht Rechtens. Abschließend kann zu den Trancen von X gesagt werden, dass sie im Allgemeinen von der üblichen savikalpa-Art [eine Trance mit Gestaltungen und Bewegungen des Bewusstseins] sind und für alle Arten von Erfahrungen öffnen; die großen, bleibenden Verwirklichungen im Yoga kommen jedoch meist nicht in der Trance, sondern durch eine beharrliche, wache Sadhana. Das gleiche kann von der Aufhebung der Bindungen gesagt werden; von einigen kann man sich manchmal durch eine Erfahrung in Trance befreien, häufiger aber hat es durch ein beharrliches Bemühen in der Sadhana des Wachbewusstseins zu geschehen.

Hege vor allem nicht die Vorstellung, einen untauglichen Körper zu besitzen – alle Suggestionen dieser Art sind eine subtile Attacke auf den Willen zur siddhi und besonders gefährlich in physischen Dingen. Sie trat bei verschiedenen Menschen, die den Yoga ausüben, zutage, und das erste ist, sie mit Stumpf und Stiel auszurotten. Der Anschein und die Tatsachen mögen alle dafür sprechen, aber die erste Voraussetzung für den Erfolg des Yogi und in Wirklichkeit für jeden, der etwas Großes und Ungewöhnliches erreichen will, ist, über den Tatsachen zu stehen und äußeren Erscheinungen nicht zu trauen. Setze deinen Willen ein, von der Krankheit frei zu sein, selbst wenn sie in ihren Attacken noch so schrecklich, vielfältig oder beharrlich ist, und weise alle gegensätzlichen Suggestionen zurück.

Alle Krankheiten werden offensichtlich durch die unvollkommene Natur des Körpers und die physische Natur ausgelöst. Der Körper kann nur dann immun sein, wenn er dem höheren Bewusstsein gegenüber offen ist und dieses in ihn herabkommen kann. Bis dahin ist das, was er [der die Anfrage stellte] schreibt, die beste Lösung – wenn er zudem die Yoga-Kraft herbeirufen kann, damit sie ihn von der Krankheit befreit, ist das die machtvollste Hilfe, die möglich ist.

Der menschliche Körper hatte schon immer die Gewohnheit, auf alle Kräfte zu reagieren, die seiner habhaft geworden sind, und Krankheit ist der Preis, den er für seine Trägheit und Unwissenheit zahlt. Er hat zu lernen, allein auf die eine Kraft zu reagieren, aber das zu erkennen, ist nicht leicht.

Anfälle von Krankheit sind Angriffe der niederen Natur oder feindlicher Kräfte, die sich eine gewisse Schwäche, ein Offen-sein oder eine Empfänglichkeit in der [menschlichen] Natur zunutze machen, und sie kommen wie alle anderen Dinge, die auftauchen und abgewiesen werden müssen, von außerhalb. Wenn man sie kommen fühlt und die Stärke und Gewohnheit erlangt, sie vor ihrem Eindringen in den Körper abzuweisen, kann man von der Krankheit verschont bleiben. Selbst wenn die Attacke von innen aufzusteigen scheint, bedeutet das lediglich, dass sie vor ihrem Eindringen in das Unterbewusste nicht wahrgenommen wurde; wenn sie einmal in das Unterbewusste eingedrungen ist, wird sie dort durch die Kraft, durch die sie kam, früher oder später wachgerufen und dringt in das Körper-System ein. Wenn du sie unmittelbar nach ihrem Eindringen fühlst, so deshalb, weil sie direkt und nicht über das Unterbewusste in dich eingedrungen ist, du sie aber nicht entdecken konntest, solange sie sich noch außerhalb befand. Sehr häufig kommt sie auf diese Weise frontal und noch häufiger sprunghaft direkt von der Seite und erzwingt sich einen Weg durch die feinstoffliche vitale Hülle, unserem hauptsächlichen Abwehrpanzer; doch kann sie an dieser Stelle gestoppt werden, bevor sie in den stofflichen Körper eindringt. Dann kann man zwar eine Auswirkung spüren, zum Beispiel Fieberhaftigkeit oder einen Hang zur Erkältung, das volle Eindringen der Krankheit jedoch hat nicht stattgefunden. Wenn sie früher aufgehalten werden kann, oder wenn die vitale Hülle als solche widersteht und stark, kraftvoll und intakt bleibt, entsteht keine Krankheit; die Attacke zeigt keine physische Auswirkung und hinterlässt keine Spuren.

Alle Krankheiten durchdringen die nervliche oder vital-physische Hülle des subtilen Bewusstseins und feinstofflichen Körpers, bevor sie in das Physische eintreten. Wenn man sich des feinstofflichen Körpers bewusst ist oder über das subtile Bewusstsein verfügt, kann man eine Krankheit auf ihrem Weg anhalten und daran hindern, in den physischen Körper einzudringen. Sie kann aber auch kommen, ohne dass man es bemerkt, während des Schlafes oder über das Unterbewusste oder in einem plötzlichen Anflug, wenn man nicht auf der Hut ist; dann bleibt nichts anderes übrig, als sie durch die Macht zu bekämpfen, die man bereits über den Körper gewonnen hat. Die Selbst-Verteidigung durch diese inneren Mittel kann so stark werden, dass der Körper praktisch immun wird, wie viele Yogis es sind. Dennoch ist dieses „praktisch“ nicht gleichbedeutend mit „absolut“. Die absolute Immunität kann nur mit der supramentalen Wandlung eintreten. Denn unterhalb des Supramentals ist sie das Ergebnis des Wirkens einer Kraft unter vielen Kräften, das durch eine Störung des erlangten Gleichgewichtes beeinträchtigt werden kann – im Supramental ist sie ein Gesetz der Natur; in einem supramentalisierten Körper wäre Immunität gegen Krankheit etwas Selbst-bestehendes, das seiner neuen Natur innewohnt.

Es besteht ein Unterschied zwischen der yogischen Kraft auf den mentalen und darunterliegenden Ebenen und der supramentalen Natur. Was durch Yoga-Kraft im Mental- und Körperbewusstsein erlangt und bewahrt wird, wohnt dem Supramental von allein inne und braucht nicht erreicht zu werden, sondern ist naturgegeben – es ist selbst-bestehend und absolut.

Das ist die Art, wie Krankheiten versuchen, von einer Person auf eine andere überzugehen – sie greifen durch eine Suggestion wie diese oder sonst wie das Nervenwesen an und versuchen einzudringen. Auch wenn die Krankheit nicht ansteckend ist, geschieht das häufig auf diese Weise, leichter jedoch bei ansteckenden Krankheiten. Die Suggestion oder der Anflug muss sofort abgeschüttelt werden.

Der Körper ist von einem gewissen Schutz umgeben, den wir die Nervenhülle nennen; wenn diese stark bleibt und der Kraft der Krankheit den Eintritt verwehrt, kann man selbst inmitten von Pest oder anderen Epidemien gesund bleiben; wenn aber die Hülle durchstoßen oder schwach wird, kann die Krankheit eindringen.

Was angegriffen wurde, war in Wirklichkeit nicht der physische Körper, sondern diese Nervenhülle und der Nervenkörper (pranakosa), welche eine Ausdehnung oder Umhüllung [des physischen Körpers] darstellen.

Sie [die feinen Kräfte der Krankheit] schwächen zuerst die Nervenhülle oder Aura oder durchbrechen sie. Wenn sie stark und heil ist, können viele Millionen Krankheitserreger nichts gegen dich ausrichten. Sobald die Hülle durchbrochen ist, greifen sie das unterbewusste Mental im Körper an, manchmal auch das vitale Mental oder das eigentliche Mental – sie bereiten die Krankheit durch Furcht vor oder indem man an sie denkt. Selbst die Ärzte sagen, dass bei Influenza oder Cholera im Fernen Osten 90% der Fälle aufgrund von Furcht erkranken. Nichts unterhöhlt den Widerstand so sehr wie die Furcht. Aber dennoch spielt das Unterbewusstsein [bei der Auslösung der Krankheit] die Hauptrolle.

Wenn die Gegenkraft im Körper stark ist, kann man sich inmitten von Pest und Cholera umherbewegen und wird nicht angesteckt.

Physische Leiden werden durch die Attacken der Kräfte der Unwissenheit ausgelöst. Man kann sie aber zu einem Hilfsmittel der Läuterung machen, wenn man weiß, wie es zu geschehen hat. Es gibt jedoch bessere und weniger schwierige Mittel der Läuterung.

Deine Krankheits-Theorie beruht auf einer ziemlich gefährlichen Überzeugung – denn Krankheit ist etwas, das zu eliminieren und nicht zu akzeptieren oder zu genießen ist. Etwas ist im Wesen, das die Krankheit genießt, und es ist sogar möglich, die Schmerzen einer Krankheit – wie jeden anderen Schmerz – in eine Form des Vergnügens zu wandeln; denn sowohl Schmerz als auch Vergnügen sind eine Degradierung eines ursprünglichen Ananda und gegenseitig austauschbar oder können in ihr ursprüngliches Prinzip des Ananda sublimiert werden. Es ist ebenso wahr, dass man fähig sein muss, die Krankheit mit Ruhe, Gleichmut und Geduld zu ertragen, da sie als etwas aufgetreten ist, das man im Laufe der Erfahrung zu bewältigen hat. Wenn man sie aber akzeptiert und genießt, trägt das zu ihrer Fortdauer bei, und das ist nicht richtig; denn Krankheit ist eine Entstellung der physischen Natur, genauso wie Wollust, Ärger, Eifersucht usw. Entartungen der vitalen Natur sind, während Irrtum, Vorurteil und Nachgiebigkeit gegenüber der Falschheit Entartungen der mentalen Natur sind. Alle diese Dinge müssen ausgemerzt werden, und Zurückweisung ist die erste Voraussetzung für ihr Verschwinden – sie jedoch zu akzeptieren hat die völlig gegenteilige Wirkung.

Es war das Mental, dass sie [die Krankheit] nicht wollte; dieses Vital [das vitale Physische], wenn es sich selbst überlassen ist, wünscht sich häufig die Krankheit, findet sie spannend und glaubt, dass es durch sie für andere interessant würde, gibt sich auch gern dem tamas hin, usw. usw.

Auch das [die fortwährende Schwäche des Körpers] ist tamas. Wenn du die Idee der Schwäche abschütteln würdest, könnte die Stärke zurückkehren. Es besteht jedoch immer etwas im vitalen Physischen, dem es gefällt, schwächer und krank zu werden, so dass es die Tragik seines Falles fühlen und beklagen kann.

Mit dem Willen zur Krankheit meinte ich, dass etwas im Körper sei, das in die Krankheit einwilligt und auf eine bestimmte Weise reagiert, so dass diese Einwilligung wirksam wird – daher muss immer ein Wille in den bewussten Teilen des Wesens herrschen, der dem entgegenwirkt, damit man sich von dieser höchst physischen Bereitwilligkeit befreien kann.

Was ich meinte war, dass das Körperbewusstsein aufgrund einer alten Gewohnheit des Bewusstseins die Kraft der Krankheit zulässt und die Erfahrungen durchläuft, die damit verbunden sind – zum Beispiel eine Ansammlung von Schleim in der Brust und das Gefühl des Erstickens oder Schwierigkeiten beim Atmen, usw. Um sich davon zu befreien, muss man im Körper selbst einen Willen und ein Bewusstsein wachrufen, die nicht zulassen, dass sich diese Dinge ihm aufdrängen. Das aber zu erreichen und mehr noch, es vollständig zu erreichen, ist schwierig. Ein Schritt darauf zu ist, das innere Bewusstsein vom Körper zu trennen – zu fühlen, dass nicht du es bist, der krank ist, sondern nur, dass im Körper etwas geschieht, das auf dein Bewusstsein einwirkt. Dann ist es möglich, dieses gesonderte Körperbewusstsein zu erkennen – was es fühlt, wie es auf Dinge reagiert und wie es arbeitet. Man kann dann darauf einwirken, um sein Bewusstsein und seine Reaktionen zu wandeln.

Je mehr sich das Körperbewusstsein der [Yoga-] Kraft öffnet (sein gänzliches Offen-sein ist immer das schwierigste und letzte), desto geringer wird diese wiederholte Belastung durch die Krankheit, so dass sie [schließlich] verschwindet.

Jede Krankheit wird durch eine gewisse Trägheit oder Schwäche oder durch einen Widerstand oder eine falsche Bewegung ausgelöst – sie ist jedoch manchmal von mehr physischer und manchmal von mehr psychologischer Art. Medikamente können die physischen Folgen bekämpfen.

Eine Krankheit deutet auf eine Unvollkommenheit oder Schwäche hin oder auf ein Offen-sein gegenüber feindlichen Kontakten in der physischen Natur, und oft ist sie auch mit Dunkelheit oder Disharmonie im niederen Vital, im physischen Mental oder sonst wo verbunden.

Es ist sehr gut, wenn man sich von der Krankheit völlig durch den Glauben und die Yoga-Macht oder das Einströmen der Göttlichen Kraft befreien kann. Sehr oft aber ist dies nicht völlig möglich, weil nicht die ganze Natur offen oder weil sie unfähig ist, auf die Kraft zu reagieren. Das Mental mag Glauben haben und darauf ansprechen, doch können das niedere Vital und der Körper vielleicht nicht Schritt halten. Oder wenn das Mental und Vital bereit sind, mag der Körper nicht reagieren oder nur teilweise, da er die Gewohnheit hat, auf Kräfte anzusprechen, die eine bestimmte Krankheit hervorrufen – und Gewohnheit ist eine sehr beharrliche Kraft im stofflichen Teil der Natur. In solchen Fällen kann man auf die Anwendung ärztlicher Mittel zurückgreifen – nicht als hauptsächlichstes Mittel, sondern als Hilfe oder stoffliche Stütze für das Wirken der [Yoga-] Kraft. Keine starken und gewaltsamen Arzneien, sondern solche, die zuträglich sind und den Körper nicht stören.

Ja, wenn du Glauben hast und dich öffnen kannst, sind Medikamente nicht unerlässlich.

Die Mutter erteilte X diesen Rat mehr für die Zeitspanne seines Aufenthaltes im Ashram und nicht als absolute Regel für die Zukunft. Wenn ein Sadhak die [Yoga-] Kraft zu seiner Heilung herabrufen kann, ohne die Notwendigkeit einer medizinischen Behandlung, so ist das immer das beste; es ist aber nicht immer möglich, solange nicht das ganze Bewusstsein, das mentale, vitale und physische bis hinab zum ganz Unterbewussten, offen und erwacht ist. Es schadet nichts, wenn ein Sadhak seinen Beruf als Arzt weiterhin ausübt und seine medizinischen Kenntnisse verwertet; er sollte es jedoch im Vertrauen auf die Göttliche Gnade und den Göttlichen Willen tun; wenn er eine wahre Inspiration empfangen kann, die seine wissenschaftlichen Kenntnisse unterstützt, desto besser. Kein Arzt vermag alle Fälle zu kurieren. Es liegt an dir, dein Bestes zu tun und ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.

Ja sicher, man kann von innen auf eine Krankheit einwirken und sie heilen. Es ist nur nicht immer einfach, weil in der Materie viel Widerstand vorhanden ist, ein Widerstand der Trägheit. Unermüdliche Beharrlichkeit ist notwendig; anfangs kann es durchaus misslingen; oder die Symptome [der Krankheit] können sogar zunehmen, langsam aber wächst die Fähigkeit, den Körper oder eine bestimmte Krankheit zu kontrollieren. Ich wiederhole: die Heilung eines gelegentlichen Anfalls von Krankheit durch innere Mittel ist verhältnismäßig einfach, aber den Körper für die Zukunft dagegen zu immunisieren ist schwieriger. Eine chronische Krankheit zu behandeln ist schwerer, und sie verschwindet zögernder als eine gelegentliche Störung des Körper-Systems. Solange die Kontrolle über den Körper noch nicht vollkommen ist, gibt es all diese und andere Mängel und Schwierigkeiten im Gebrauch der inneren Kraft.

Wenn du durch das innere Wirken eine Verschlimmerung verhindern kannst, bedeutet das allein schon etwas; dann musst du mit Hilfe von abhyasa die [Yoga-] Macht stärken, bis sie zu heilen vermag. Denke daran, dass eine Unterstützung durch physische Mittel nicht völlig zurückzuweisen ist, solange du noch nicht ganz über die [Yoga-] Macht verfügst.

Löse dich los von der ganzen Sache und rufe zu ihrer Heilung nach der Kraft der Mutter – oder aber gebrauche mit der Hilfe der Mutter hinter dir deine Willenskraft mit dem Glauben an die [Göttliche] Macht, die heilt. Wenn du keine dieser Methoden anwenden kannst, musst du dich auf die Wirkung der Arzneien verlassen.

Wenn eine Krankheit im Körper entsteht und chronisch wird, ist häufig die ärztliche Behandlung unumgänglich und dient dann zur Unterstützung der Kraft. X verlässt sich bei seiner Behandlung nicht allein auf Arzneien, sondern gebraucht sie als ein Instrument für die Kraft der Mutter.

Arzneien sind ein pis aller [eine Notlösung] – sie müssen dann angewendet werden, wenn etwas im Bewusstsein nicht oder nur oberflächlich auf die Kraft reagiert. Sehr oft ist es ein Teil des stofflichen Bewusstseins, der nicht empfangsbereit ist, ein andermal ist es das Unterbewusste, das im Wege steht, auch wenn das gesamte Wachmental, das Leben und das Physische dem befreienden Einfluss zustimmen. Wenn auch das Unterbewusste anspricht, kann bereits eine leichte Berührung durch die Kraft die jeweilige Krankheit nicht nur heilen, sondern auch diese Form und Art der Krankheit für die Zukunft ausschließen.

Wenn hinter einer Krankheit eine starke Kraft des Widerstandes steht oder wenn sich in ihr etwas verbirgt, kann es unter dem Druck [der Yoga-Kraft] hervortreten. Es gibt jedoch keine starre Regel. Häufig wirkt die Kraft unmittelbar und ohne Gegenreaktionen, oder sie ruft eine Schwankung hervor, aber nicht eine Verschlimmerung oder Zunahme der Krankheit.

Suggestionen, die eine Krankheit oder ungesunde Verfassung des physischen Wesens hervorrufen, treten im Allgemeinen über das Unterbewusste auf – denn ein großer Teil des physischen Wesens, der stofflichste Teil, ist unterbewusst; das heißt, er hat ein eigenes, dunkles Bewusstsein, und zwar so dunkel und in sich selbst eingeschlossen, dass das Mental von seinen Bewegungen oder dem, was dort vorgeht, nichts weiß. Immerhin ist es ein Bewusstsein und kann Suggestionen von äußeren Kräften empfangen, genauso wie das Mental und Vital. Wäre das nicht der Fall, könnte es für die [Yoga-] Kraft weder geöffnet noch durch diese Kraft geheilt werden, und ohne dieses Bewusstsein wäre es [das physische Wesen] nicht fähig zu reagieren. In Europa und Amerika wird diese Tatsache jetzt von vielen Menschen erkannt, die ihre Krankheit in der Weise behandeln, dass sie auf den Körper durch bewusste mentale Suggestionen einwirken, welche den dunklen, geheimen Suggestionen der Krankheit im Unterbewussten entgegenwirken. Ein berühmter französischer Arzt kurierte Tausende von Menschen, indem er sie veranlasste, auf den Körper ständig solche Gegensuggestionen einwirken zu lassen. Das beweist, dass Krankheit nicht nur rein stoffliche Ursachen hat, sondern durch eine Störung des verborgenen Bewusstseins im Körper ausgelöst wird.

Ruhig und schweigend zu ertragen und das Vital zur Ruhe zu bringen, hilft tatsächlich von der Reaktion des Leides zu befreien; dies sollte aber gleichzeitig der Mutter dargebracht werden. Denn es ist nicht genug, die Mutter von innen her zu kennen; man muss sich ihr preisgeben und überlassen, damit die Reaktion verschwinden möge.

Morphium betäubt örtlich und anderweitig das Bewusstsein sowie seine Reaktion auf den unterbewussten Druck und hebt auf diese Weise den Schmerz auf oder dämpft ihn. Selbst das ist nicht immer der Fall – X erhielt hintereinander fünf Morphium-Injektionen, ohne dass die Schmerzen seiner Leber-Entzündung auch nur gelindert wurden. Was geschah in diesem Fall mit der Macht der Droge über das Unterbewusste? Der Widerstand war einfach zu stark, genauso wie der Widerstand des Unterbewusstseins von Y gegen die [Yoga-] Kraft.

In sehr ähnlicher Weise wurden Coués Patienten durch sein Suggestions-System geheilt, nur dass statt eines physischen ein mentales Mittel angewendet wurde. Das Körper-Bewusstsein reagiert auf die Suggestion der Arznei, und man wird für eine bestimmte Zeit geheilt – oder es reagiert nicht, und es gibt keine Heilung. Wie ist es möglich, dass die gleiche Arznei für die gleiche Krankheit bei dem einen Menschen zum Erfolg führt und bei einem anderen nicht, oder das eine Mal bei einem Menschen eine Wirkung hat und später gar nicht mehr? Die völlige Heilung einer Krankheit, so dass sie nicht mehr zurückkehren kann, hängt davon ab, inwieweit man das Mental-, das Vital-und das Körper-Bewusstsein von der psychologischen Reaktion auf die Kraft, welche die Krankheit herbeiführt, befreien kann. Manchmal geschieht es durch eine Art Befehl von oben (wenn das Bewusstsein bereit ist, es kann aber nicht immer so geschehen). Die volle Immunität gegen jede Krankheit, auf die unser Yoga abzielt, kann nur durch eine totale und andauernde Erleuchtung von oben kommen, die auf den unteren Wesensteil einwirkt, was zur Folge hat, dass die psychologischen Wurzeln der Krankheit beseitigt werden – anders kann es nicht geschehen.

Warum machen die Menschen solche Vorhersagen? Beeinflussungen dieser Art sollten niemals stattfinden, nicht einmal mentale – sie könnten wie Suggestionen wirken und mehr Schaden anrichten, als Arzneien Gutes tun können.

Über Vorhersagen dieser Art sollte man nicht leichtfertig denken oder sprechen, besonders wenn sie die Mutter betreffen – in anderen Fällen, selbst wenn eine Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit [ihrer Richtigkeit] besteht, sollten sie vor der betreffenden Person geheimgehalten werden – außer es bestünde die Notwendigkeit einer Mitteilung. Der Grund hierfür ist der, dass der Bewusstseinszustand und die Suggestion bei der Krankheit eine große Rolle spielen.

Das Gefühl, krank zu sein, ist zuerst nur eine Suggestion; sie wird zur Realität, weil dein physisches Bewusstsein sie akzeptiert. Es ist wie eine falsche Suggestion im Mental – akzeptiert das Mental, dann wird es umwölkt und verwirrt, und es muss sich in die Harmonie und Klarheit zurückkämpfen. Genauso ist es mit dem Körperbewusstsein und der Krankheit. Du darfst sie nicht akzeptieren, sondern musst sie mit Hilfe deines physischen Mentals zurückweisen und damit dem Körperbewusstsein helfen, sich von der Suggestion zu befreien. Stelle, wenn notwendig, eine Gegensuggestion auf: „Nein, ich werde gesund sein; alles ist mit mir in Ordnung und wird es auch weiterhin sein“. Rufe auf jeden Fall die Kraft der Mutter, damit sie diese Suggestionen sowie die Krankheit, die sie mit sich bringt, hinaus stoße.

Mit Suggestionen meine ich nicht nur Gedanken und Worte. Wenn der Hypnotiseur sagt „schlafe“, dann ist das eine Suggestion; wenn er aber nichts sagt, sondern nur seinen schweigenden Willen einsetzt, um Schlaf zu vermitteln, oder mit seinen Händen über dem Gesicht Bewegungen ausführt, dann ist das auch eine Suggestion.

Wenn eine Kraft oder die Vibration einer Krankheit in dich eindringt, wird dem Körper diese Suggestion übermittelt. Eine Welle dringt in den Körper ein und mit ihr eine bestimmte Vibration; der Körper erinnert sich der „Erkältung“ oder fühlt die Vibration einer Erkältung und beginnt zu husten, zu niesen oder zu frösteln; die Suggestion tritt in das Mental ein in der Form „ich bin schwach, ich fühle mich nicht wohl, ich bekomme eine Erkältung“.

Feindlich bedeutet hier, feindlich gegenüber dem Yoga. Eine Krankheit, die im gewöhnlichen Verlauf als Ergebnis physischer Ursachen entsteht – auch wenn feindliche universale Kräfte die primäre Ursache sind –, ist eine gewöhnliche Krankheit. Wenn eine Krankheit von Kräften verursacht wird, die dem Yoga feindlich gegenüberstehen, um das Körpersystem in Unordnung zu bringen sowie den Fortschritt zu verhindern oder zu stören – ohne jeden hinreichenden physischen Grund –, dann handelt es sich um eine feindliche Attacke. Sie kann den Anschein einer Erkältung oder einer anderen Krankheit haben, doch für das Auge, welches das Wirken der Kräfte erkennt und nicht nur die äußeren Symptome oder Folgen sieht, ist der Unterschied klar.

Die Suggestion von Schwäche dringt in den unterbewussten Teil des Körperbewusstseins ein und wird daher vom Mental meistens nicht wahrgenommen. Wenn der Körper selbst wirklich bewusst wäre, könnten die Suggestionen rechtzeitig entdeckt und abgeschüttelt werden, bevor sie eine Wirkung auslösen. Auch würde die Zurückweisung durch das zentrale Bewusstsein von einer bewussten Zurückweisung im Körper unterstützt werden und damit unmittelbarer und rascher wirken.

Eine Suggestion ist nicht ein eigener Gedanke oder ein eigenes Gefühl, sondern ein Gedanke oder ein Gefühl, das von außen kommt, von anderen, aus der allgemeinen Atmosphäre oder der äußeren Natur – wenn sie angenommen werden, klammern sie sich an dem Wesen fest, wirken auf es ein und werden für den eigenen Gedanken, das eigene Gefühl gehalten. Wenn sie als Suggestion erkannt werden, kann man sich leichter von ihnen befreien. Dieses Gefühl des Zweifels, des mangelnden Selbstvertrauens und der Hoffnungslosigkeit hinsichtlich der eigenen Person ist etwas, das in der Atmosphäre umherwandert und versucht, in die Menschen einzudringen und angenommen zu werden; ich möchte, dass du es zurückweist, denn es verursacht nicht nur Störung und Niedergeschlagenheit, sondern steht der Wiederherstellung der Gesundheit und der Rückkehr zur inneren Aktivität der Sadhana im Weg.

Was die medizinische Behandlung anbelangt, so ist sie manchmal unumgänglich. Wenn man durch die [Yoga-] Kraft zu heilen vermag, wie du es oft getan hast, ist es das beste – wenn aber der Körper aus irgendeinem Grund nicht fähig ist, auf diese Kraft zu reagieren (zum Beispiel aufgrund von Zweifel, Abgespanntheit, Entmutigung oder aus Unvermögen, der Krankheit zu widerstehen), wird die Unterstützung durch eine medizinische Behandlung notwendig. Es ist aber nicht so, dass die Yoga-Kraft deshalb zu wirken aufhören und alles dem Medikament überlassen würde – sie wirkt weiterhin über das Bewusstsein, nimmt aber die [medizinische] Behandlung zu Hilfe, um so dem Widerstand im Körper direkt zu begegnen, da der Körper in seinem gewöhnlichen Bewusstsein bereitwilliger auf physische Mittel reagiert.

Das sind die Wogen der feindlichen Kraft, die jeden zu erreichen versuchen. Wenn du eine Attacke dieser Art fühlst, musst du erkennen, dass sie von außen zu dir kommt und einen schwachen Punkt in dir berührt; und du musst so ruhig bleiben, wie du nur irgend kannst, musst sie zurückweisen und dich [der Yoga-Kraft] öffnen. Aus dem, was du schreibst, nehme ich an, dass es das physische und vital-physische Bewusstsein war, das [durch die Attacke] ruhelos wurde und dazu neigte zu revoltieren, und dass nicht die Gesamtheit deines Bewusstseins erfasst wurde. Wenn du sie, sobald sie kommt, auf diese Weise beschränken kannst, wenn du im Mental und Herzen ruhig bleibst und sie zurückweist, wird es nicht so schwierig sein, sie abzuschütteln. Der Friede und die Kraft müssen in diesen vital-physischen Nerventeil und in den ganzen Körper herabgerufen werden, bis du fühlst, dass die Atmosphäre und Kraft [des Yoga] dich durchdringen und deinen ganzen Körper erfüllen und nicht nur über dir sind oder dich umgeben. Wenn du immer noch Schwierigkeiten hast, so deshalb, weil das Nervenwesen daran gewöhnt war zu reagieren und hier eine gewisse Schwäche besteht; halte jedoch durch, stimme nicht dem Eindringen der alten Kräfte zu. Die Gewohnheit wird sich abschwächen und verschwinden, und die wahre Kraft, die vom Körper Besitz ergriffen hat, wird die Schwäche auflösen.

Es ist das rohe Vital-Physische, das auf diese Weise zu dir zurückkehrt, und diese Wiederkehr muss die Ursache all deiner Gefühle von Krankheit, Schwäche und tamas sein. Eine Läuterung dieses Teils durch das Herabkommen des höheren Bewusstseins in ihn ist eine dringende Notwendigkeit in deiner Sadhana.

Es gibt zwei Orte, auf die sich das rohe Vital-Physische zurückziehen kann – das unterbewusste Vital unten oder das dich umgebende Bewusstsein. Wenn es das erstere ist, wallt es bei seiner Rückkehr von unten nach oben auf, wenn es das letztere ist, nähert es sich von außen und dringt ein.

Diese Dinge bestanden lange Zeit heftig und hartnäckig in dir, und du hast sie gewähren lassen. Daher erwuchs ihnen große Kraft zur Wiederkehr, selbst nachdem du begonnen hattest, sie zurückzuweisen, und zwar erstens aufgrund der Gewohnheit, zweitens, weil sie glaubten, sie hätten nun ein Recht über dich erworben, und drittens, weil sich die Gewohnheit, ihnen zuzustimmen und passiv auf sie zu reagieren oder sie zu dulden, deinem physischen Bewusstsein eingeprägt hatte. Dieses physische Bewusstsein ist bis jetzt noch nicht befreit, es hat noch nicht begonnen, für die höhere Kraft ebenso empfänglich zu sein wie das Vital, und kann daher dem Eindringen dieser Dinge [von denen oben die Rede ist] keinen Widerstand entgegensetzen. Daher ziehen sich diese Kräfte, nachdem sie hinausgeworfen wurden, in das dich umgebende Bewusstsein zurück, bleiben dort verborgen und ergreifen jede Gelegenheit, um die Zentren, die daran gewöhnt waren, sie zu akzeptieren (äußeres Mental und äußeres Emotional), anzugreifen und in sie einzudringen. Das erfahren die meisten Sadhaks. Zwei Dinge sind erforderlich: (1.) das Physische voll den höheren Kräften zu öffnen, (2.) jenes Stadium zu erreichen, in dem die [Gegen-] Kräfte, selbst wenn sie angreifen, nicht voll eindringen können, weil das innere Wesen ruhig und frei bleibt. Dann wirst du [von diesen Dingen], selbst wenn noch eine Schwierigkeit an der Oberfläche besteht, nicht mehr überwältigt werden.

Alle diese Suggestionen, die auf dich eindringen, waren natürlich ein Teil der Attacke auf das physische Bewusstsein – die Attacke auf den Körper hat den Zweck, diese Ideen entstehen zu lassen, und die Ideen haben den Zweck, die Erholung des Körpers zu erschweren. In einem gewissen Stadium [der Sadhana] befallen schwere Attacken den Körper deshalb, weil es für die Gegenkräfte schwieriger geworden ist, das Mental und Vital aus der Fassung zu bringen – daher überfallen sie das Physische in der Hoffnung zum Ziele zu kommen, weil es anfälliger ist. Die Sensibilität des Körpers gegenüber Attacken ist aber kein Beweis für Unfähigkeit [zur Sadhana], genauso wie die feinere Sensibilität des Mentals und Vitals gegenüber Attacken kein Beweis dafür war – es kann zur rechten Zeit überwunden werden. Was die Gefühle hinsichtlich der Mutter und [die Vorstellung] anbelangt, dass ihre Liebe nur gegen eine Rückerstattung in Arbeit erhältlich oder für jene bestimmt sei, die die Sadhana vorbildlich ausüben können, so ist das die übliche unsinnige Idee des vital-physischen Mentals, die keine Bedeutung hat.

Auf den Körper zu achten, um ihn gesund zu erhalten, ist keineswegs falsch, und wenn die Leber nicht in Ordnung ist, war der Instinkt richtig, zu süßes, zu fettes oder zu schweres Essen zurückzuweisen. Die Mutter hat weder etwas dagegen, dass du, solange die Krankheit anhält, keinen dal [ein Gericht aus Hülsenfrüchten] isst, noch hat sie darauf bestanden, dass du überhaupt dal isst. Ihr Einwand bezog sich auf etwas, was häufig vorkommt, nämlich dass die Menschen bezüglich dieser oder jener Nahrung bestimmte Vorstellungen hegen und sich dieser Nahrung auch dann enthalten, wenn sie nicht akut krank sind. Während eines akuten Leberleidens ist eine Diät oft notwendig. Man darf nur nicht zulassen, dass falsche Ideen eine nervöse Untauglichkeit des Magens oder eine chronisch-nervöse Dyspepsie entstehen lassen. Eine andere Bedeutung hatte es nicht.

Ich hoffe, du wirst bald in Ordnung sein. Wenn der Körper nicht zurechtkommt, musst du mich von Zeit zu Zeit darüber informieren.

Die physische Schwierigkeit, die auf dir lastet, scheint aus zwei Elementen zu bestehen. Das erste ist die Leberstörung, die schwächt und noch mehr schwächen muss, wenn sie dich veranlasst, weniger Nahrung zu dir zu nehmen als der Körper benötigt, um für eine Reaktion stark genug zu sein – vermutlich ist auch die nervlich bedingte Neigung zu Schlaflosigkeit mit ihren Konsequenzen darauf zurückzuführen. Das zweite [Element] ist eine Trägheit des niederen vitalen und physischen Bewusstseins, die dich daran hindert, die Müdigkeit abzuschütteln, auf Attacken zu reagieren und dich stetig der [Yoga-] Kraft zu öffnen, welche diese Dinge beseitigen würde. All das wird ausgelöst durch den Zusammenbruch deiner Ausgeglichenheit, die du so lange Zeit bewahren konntest, durch die vitale Schwierigkeit, die den Zusammenbruch auslöste, und durch die Reaktion des niederen Vitals auf deine Beharrlichkeit, die Ursachen der Störung abzuschütteln. Bei dieser Reaktion scheint es sich um eine Unruhe gehandelt zu haben, jene Dinge, an die es sich noch klammerte, zu verlieren – eine derartige Reaktion hat immer die Trägheit des physischen Bewusstseins zur Folge, während im Gegensatz dazu die richtige Reaktion im niederen Vital ein Gefühl des Friedens, der Erlösung, der Ruhe auslöst, welches mit Sicherheit die niedersten physischen Teile dem höheren Bewusstsein und der höheren Kraft öffnet. Wenn du darüber hinwegkommen kannst und die alte Ausgeglichenheit zurückerhältst, dann können alle diese Dinge zum Verschwinden gebracht werden.

Sicher, man sollte auf den Körper achten – achten auf seine gute Verfassung, für Ruhe, Schlaf, angemessene Nahrung und ausreichende Körperübungen sorgen; es ist jedoch nicht gut, sich zu sehr damit zu beschäftigen, wegen einer Krankheit ängstlich oder verzagt zu sein, denn so etwas begünstigt nur die Verlängerung des Leidens oder der Schwäche. Bei einer Erkrankung der Leber zum Beispiel kann man sich, falls erforderlich, immer einer Behandlung unterziehen.

Die wahren Mittel für die Genesung bestehen jedoch immer in der richtigen inneren Haltung, der inneren und äußeren Ruhe, dem Glauben, dem Sich-Öffnen des Körperbewusstseins gegenüber der Mutter und ihrer Kraft – andere Dinge können nur untergeordnete Hilfen und Lösungen darstellen.

Was X all den Kummer bereitet hat, ist das Beharren auf seinem Ego, seinen Ideen, Forderungen, Begierden, Absichten, sowie seine Aggressivität, ihnen Ausdruck zu verleihen, so dass er mit jedermann Streit hatte. Diese Streitsucht machte ihn offen für alle möglichen Kräfte der vitalen Ebene und ihre Angriffe. Sie ist auch die Ursache seines Leberschadens und seiner Verdauungsbeschwerden – denn Streitsucht und Ärger führen immer dazu, die Leber zu schädigen und hierdurch auch Magen und Darm. Und da seine Streitsucht riesenhaft ist, ist auch der Schaden an seiner Leber und seinen Verdauungsorganen außerordentlich. Er muss sich von seinem Egoismus, von seiner Streitsucht und seinen schlechten Gefühlen gegenüber anderen befreien, wenn er seine Gesundheit und seine Sadhana wieder in Ordnung bringen will.

Es ist ein großer Gewinn, wenn sich durch die Attacke auf den Körper keine Depression bei dir einstellt.

Der Schmerz selbst hat deiner Beschreibung nach offensichtlich nervöse Ursachen und kann, wenn du in den mehr physischen Schichten des Wesens ein Offen-sein entwickelst, durch das Wirken der [Yoga-] Kraft beseitigt werden, oder du selbst wirst fähig sein, dich des Wirkens der Kraft zu bedienen, um ihn hinauszustoßen. Es ist eine Frage des Sich-Öffnens im Körperbewusstsein.

Bewusstsein oder Nichtbewusstsein hängt, wie du selbst bei den Studien in Französisch erfahren hast, vom Zustand [des Körpers] ab. Nicht dass du unbewusst bist, aber das physische Wesen neigt zu einem tamasischen Zustand (dem Zustand der Trägheit), und dann wird es entweder inaktiv oder dunkel, dumm oder unbewusst; wenn tamas sich auflöst, wird die Verfassung licht, und was schwierig war, wird natürlich und einfach. Die ganze Sache läuft darauf hinaus, dem Physischen abzugewöhnen, in seine Trägheit zurückzufallen, und das kann geschehen, indem man es dem Wirken der Kraft öffnet und sich daran anpassen lässt. Wenn das Wirken der Kraft anhält, gibt es kein tamas mehr.

Es ist nichts Physisches, sondern eine vitale Depression, die verhindert, dass der Körper seine Elastizität zurückgewinnt. Ein Teil des Vitals widersetzte sich einer radikalen Wandlung und versuchte, was selbst deinem Mental verborgen blieb, den bestehenden Zustand aufrechtzuerhalten. Es hat nun durch diese letzte Sache einen Schock erlitten und wurde deprimiert, und wenn das Vital auf diese Weise deprimiert ist, greift das auf den Körper über. Du sagst ganz richtig, dass es Teil einer stattfindenden Wandlung oder Wende ist. Aber diese Auswirkungen von Trägheit oder Schwäche sollten nicht anhalten; sobald sich das Vital mit Freuden in die Wende oder Wandlung fügt, werden Elastizität und Energie zurückkehren.

Die Schmerzen im Körper stammen aus der gleichen Quelle wie die Störung in der vitalen Natur; in beiden Fällen sind es Attacken der gleichen äußeren Kraft, die dich verleiten oder, wenn das nicht möglich ist, beunruhigen und stören will. Wenn du dich von diesem vitalen Angriff einmal befreien und seine Wiederkehr verhindern kannst, wird es leichter sein, die physische Schwierigkeit loszuwerden, die ihren Ursprung im Nervensystem (vital-physisch) hat; obwohl ihre Symptome die einer physischen Krankheit zu sein scheinen, handelt es sich im Allgemeinen, wenn du Schmerzen hast, um eine Attacke auf den nervlichen Teil, die den Zweck hat, ihn zu schwächen.

Bleibe immer ruhig und fahre beharrlich fort, dich zu öffnen. Die Kraft, die dich von der vitalen Störung befreit, kann auch die Störung sowohl im nervlichen Teil als auch im physischen Körper beseitigen.

Zuerst verhalten sich die Schmerzen immer so; wenn man sie von einem Ort vertreibt, wandern sie zu einem anderen. Es ist aber besser, als dass sie sich überall festsetzen.

Weder dem Vital noch dem Körper wohnen diese Krankheiten inne – es ist eine Kraft von außen, die sie hervorruft, und das Nervensystem (physisch-vital) sowie der Körper reagieren aus Gewohnheit auf sie oder sind nicht fähig, sie hinauszustoßen. Es ist immer besser, nicht zu sagen: „Ab jetzt will ich nie mehr krank sein“; damit ziehst du die Aufmerksamkeit dieser missgünstigen Kräfte auf dich, die dann sofort beweisen wollen, dass sie den Körper immer noch zu stören vermögen. Wenn sie kommen, weise sie einfach zurück.

Es ist eine Attacke auf dein physisches Bewusstsein, durch welche die alten Kräfte den falschen Zustand herbeiführen. So wie du früher die Macht empfingst, von der vitalen Bewegung zurückzutreten und sie örtlich zu begrenzen, während dein übriges Bewusstsein beobachtet hat und nicht überwältigt wurde, so hast du nun zu lernen, vom physischen Schmerz oder der Unpässlichkeit zurückzutreten und sie zu begrenzen. Wenn du das tun kannst, und zwar vollständig tun kannst, werden Schmerz und Unpässlichkeit leichter und ruhiger verschwinden, und das Gefühl der Schwäche wird dich nicht derartig überwältigen. Du vermagst zu erkennen, dass die [Yoga-] Kraft die Macht besitzt, die Schmerzen zu beseitigen; aber du lässt dich nervlich überwältigen, und daher ist es für sie schwierig, ein anhaltendes Ergebnis zu erzielen. Was damals im Vital möglich war, muss auch im Physischen geschehen. Es ist der einzige Weg, sich von den Attacken zu befreien.

Du musst eine vollständige Trennung deines Bewusstseins von diesen Gefühlen des Körpers und seiner Billigung einer Krankheit erreichen, und von diesem separierten Bewusstsein her auf den Körper einwirken. Nur so kann man sich von diesen Dingen befreien oder sie zumindest neutralisieren.

Wenn das Bewusstsein separiert ist, sollte es nicht daran [an den Schmerzen] leiden. Der Körper mag Schmerzen erdulden, aber das Bewusstsein sollte nicht leiden oder sich von ihnen überwältigt fühlen.

Schmerz wird verursacht, weil das physische Bewusstsein in der [Welt der] Unwissenheit zu begrenzt ist, um die Attacken, die auf es einwirken, zu ertragen. Das kosmische Bewusstsein hingegen, In seinem Zustand des vollständigen Wissens und der vollständigen Erfahrung, erfährt alle Berührungen als Ananda.

Um äußerste Hitze und Kälte ertragen zu können, ist es notwendig, zuerst Frieden in den Zellen zu erlangen, später dann die kompakte Kraft. Schmerz und Unbehagen rühren von einem physischen Bewusstsein her, das nicht kraftvoll genug ist, um seine eigenen Reaktionen auf Dinge zu bestimmen.

Natürlich, der Körper [erleidet physischen Schmerz] – aber der Körper übermittelt ihn dem Vital und Mental. Im gewöhnlichen Bewusstsein wird das Vital gestört, angegriffen und seine Kräfte werden geschwächt; das Mental identifiziert sich damit und gerät aus der Fassung. Das Mental muss [jedoch] unbewegt, das Vital muss unbeeinflusst bleiben, und der Körper muss lernen, ihn [den Schmerz] mit Gleichmut zu ertragen, so dass die höhere Kraft in ihm wirken kann.

Das Selbst ist niemals von irgendeiner Art von Schmerz betroffen. Die Seele nimmt ihn ruhig hin und bietet ihn dem Göttlichen dar, damit das Nötige geschehe.

Das, was einen befähigt weiterzumachen als ob nichts geschehen wäre, ist das Losgelöstsein selbst des physischen Mentals vom Schmerz – aber dieses Losgelöstsein des physischen Mentals ist nicht so leicht zu erreichen.

Die Hauptschwierigkeit scheint darin zu bestehen, dass du zu sehr einer Erregung der Nerven ausgeliefert bist – nur indem die Ruhe und Stille in das ganze Wesen gebracht werden, kann ein stetiger Fortschritt in der Sadhana gesichert werden.

Um wieder zur Ruhe zu kommen, muss man als erstes den nervlich bedingten Attacken Einhalt gebieten – je mehr du dich diesen Ideen und Gefühlen hingibst und dich damit identifizierst, desto mehr nehmen sie zu. Du musst dich zurückziehen und im Hintergrund in dir etwas finden, das von Schmerzen und Depressionen nicht beeinträchtigt wird – dann kannst du dich von dort her von den Schmerzen und Depressionen befreien.

Wenn du darauf hörst, was andere sagen, und dein Handeln darauf ausrichtest, ihren Ideen zu genügen, wie willst du dann die rechte Haltung bewahren, die allein dir bei der Arbeit zu helfen vermag? Für die Mutter hast du zu arbeiten, um sie durch Arbeit in dir zu finden – nicht um dich vor der Kritik durch andere zu schützen.

Ich freue mich zu hören, dass die Störung letzte Nacht vertrieben werden konnte – jetzt muss die Empfangsbereitschaft des Körperbewusstseins bewahrt werden, damit sie [die Störung] keinesfalls mehr zurückkehren kann oder, falls sie es versucht, sofort vertrieben wird. Du musst immer danach trachten, die Ruhe zu bewahren, musst deprimierenden oder quälenden Gedanken oder Gefühlen den Einlass verwehren oder dass sie von deinem Mental oder deiner Rede Besitz ergreifen; wenn man einmal die innere Ruhe und Weite gewonnen hat, gibt es keinen echten Grund zuzulassen, dass sie wieder entgleiten und diese Dinge eindringen. Und wenn das Mental seine Ruhe bewahrt und nur gegenüber den höheren Kräften aufnahmebereit ist, kann es mit Leichtigkeit diese Ruhe und Aufnahmebereitschaft auf das Körperbewusstsein und sogar auf die stofflichen Zellen des Körpers übertragen.

Was immer es sein mag – die Macht der Krankheit, welche die Sadhana verhindert, sollte nicht bestehen. Das yogische Bewusstsein und sein Wirken sollten vorherrschen, ob du gesund oder krank bist.

Wegen Rheumatismus die Arbeit aufzugeben ist zwecklos – es sei denn, er wäre so schlimm, dass du nicht mehr arbeiten kannst – es macht die Dinge nur schlimmer.

Du hattest dein Bewusstsein geöffnet, weshalb der Schmerz aufhörte. Wenn er während des Schlafes zurückkehrte, dann muss es deshalb gewesen sein, weil du den Kontakt verloren hattest und in das gewöhnliche Bewusstsein zurückgefallen bist. Das geschieht oft.

Ja, wenn du nicht genug schläfst, ist das physische System für diese Krankheiten eher anfällig. Wenn es sich in einem guten Zustand befindet, weist es sie meist automatisch zurück, und man bemerkt nicht einmal, dass eine Attacke stattgefunden hat.

Was ich sagte, war, dass der Körper, wenn er sich in einem guten Zustand befindet, jede Attacke einer Krankheit, die in der Luft liegt, automatisch abweist, ohne dass das Mental überhaupt bemerkt, dass eine Attacke stattgefunden hat. Wenn eine Attacke automatisch zurückgewiesen wird, warum sollte es dann notwendig sein, sich damit auseinanderzusetzen?

Die Gewohnheit eines Rückfalls im Körper zu bestimmten Zeiten oder gelegentlich wird durch einen feindlichen Druck bewerkstelligt. Diese Gewohnheit eines festgelegten Rückfalls gibt jeder Krankheit ein größeres Beharrungsvermögen, weil das Körperbewusstsein den Rückfall erwartet und diese Erwartung sein Eintreten begünstigt.

Diese Erwartung des Mentals ist es, die am meisten dazu beiträgt, den Rhythmus der Attacke aufrechtzuerhalten. Wenn man sich davon befreien könnte, würde auch dieser Rhythmus zerstört.

Ich glaube nicht, dass Stottern irgend etwas mit einer schwachen Lunge zu tun hat, und es wird auch nicht durch eine Missbildung der Sprachorgane hervorgerufen – im Allgemeinen ist es eine nervliche Behinderung (physisch-nervös) und vollkommen heilbar. Mir ist kein besonderes Heilverfahren dafür bekannt – die Menschen haben verschiedene Mittel benutzt, um darüber hinwegzukommen; hinter all diesen aber steht das Erfordernis einer Willenskraft und geduldigen Disziplinierung des Sprechvermögens.

Du musst bezüglich deiner Augen vorsichtig sein. Bei Nacht zu viel zu lesen ist nicht ratsam. Zwei Vorschläge jenes Mannes, der die Sonnenbehandlung empfiehlt, fand ich durchaus annehmbar. Erstens sollte man, wenn man Dinge betrachtet oder liest, reichlich blinzeln und nicht die Augen fixieren oder starr blicken. Zweitens verschafft das Auflegen der hohlen Handfläche eine sehr förderliche Ruhe – gemeint ist damit, die Hände gekreuzt über die geschlossenen Augen zu legen, ohne sie auf die Augen zu pressen, um alles Licht auszuschließen.

Was du beschreibst, ereignet sich sehr häufig, während einer Erkältung im Kopf, da man im Allgemeinen für die Übermittlung des mentalen Gedankens von den Gehirnzellen abhängig ist. Wenn das Mental von den Gehirnzellen weniger abhängig ist, wird das klare Sehen und Denken durch die Trübung, welche die Erkältung verursacht, nicht beeinträchtigt, und man wird nicht in das mechanische Mental zurückgeworfen.

Fieber ist natürlich meistens ein Kampf des Körpers, um eingedrungene Unreinheiten auszufechten, aber manchmal ist das Heilmittel ebenso schädlich, wenn nicht schädlicher als die Krankheit. Genauso ist es mit den Beschwerden; eine Krankheit hat manchmal zur Folge, dass einige Unreinheiten ausgestoßen werden, doch kann auch dies mehr Schaden anrichten als Gutes tun.

Nach einer Attacke von Influenza: Das Wichtigste dabei ist, die ganze Zeit über vollkommenen Gleichmut zu bewahren und Gedanken von angstvoller Sorge oder Depression nicht in dich eindringen zu lassen. Es ist ganz natürlich nach dieser schweren Attacke von Influenza, dass sich Schwäche und gewisse Schwankungen im Fortschritt der Besserung abzeichnen. Was du zu tun hast, ist, ruhig und vertrauensvoll zu bleiben und dich nicht zu grämen oder ruhelos zu sein – sei vollständig ruhig und bereit, dich auszuruhen, solange du der Ruhe bedarfst. Es gibt nichts, worüber du dich zu beunruhigen brauchst; ruhe dich aus, dann werden Gesundheit und Stärke zurückkehren.

Ischias ist etwas mehr als eine nervöse Störung – er beeinträchtigt die Bewegungen der Muskeln durch die Nerven. Du kannst dich jedoch sofort davon befreien, wenn du es fertigbringst, die [Yoga-] Kraft darauf zu lenken.

Es gibt kein äußeres Mittel, Ischias ist eine Sache, die nur einer konzentrierten inneren Kraft nachgibt oder aber von selbst aufhört und von selbst kommt. Äußere Mittel können bestenfalls lindernd wirken.

Die Trägheit rührt daher, dass in deinem äußeren Wesen immer eine sehr kraftvolle tamas bestand, und sie ist es, die vom Widerstand benützt wird. Auch fehlte es dem äußeren Mental an stetiger Willenskraft, wodurch es für die [Yoga-] Kraft schwieriger wurde herabzukommen. Wenn du gänzlich offen bist, kann die Kraft auf den Ischias einwirken, so dass er an Stärke verliert oder zum Verschwinden gebracht wird; wenn aber das Bewusstsein durch Trägheit blockiert ist, kommen diese Schwierigkeiten dazwischen.

Wir haben immer wieder festgestellt, dass sich Ischias der [Yoga-] Kraft, wenn sie ruhig und beharrlich angewandt wird, nicht widersetzen kann. Andere Krankheiten können Widerstand leisten, nicht aber Ischias, der gänzlich tamasisch ist. Die Anwendung der Kraft ist für dich wahrscheinlich noch nichts Selbstverständliches; daher ist das Gefühl von Kampf damit verbunden und nicht das Gefühl ruhiger Beherrschung – daher die Rastlosigkeit usw.

Wenn du dich vom Ischias nicht durch innere Mittel befreien kannst, sollte dich das ärztliche Heilmittel (das nicht heilt, dich aber vom Schmerz solange wie möglich befreit) nicht ermüden. Der Ischias tritt periodisch auf und kann wochenlang anhalten; dann verschwindet er plötzlich wieder. Wenn du dich physisch ruhig verhältst und nicht zu aktiv bist, tritt er möglicherweise für lange Zeit nicht auf. Natürlich würde das bedeuten, ein inaktives, physisch behindertes Leben zu führen. Das meinte ich damit, als ich davon sprach, den Ischias zu verewigen – und die Trägheit auch.

Tb. ist das Ergebnis einer starken seelisch-vitalen Depression. Sex kann nicht unmittelbar Tb. auslösen, obwohl er ein Faktor für den Verfall der vitalen Kräfte und das Zurückziehen der stützenden Seelenkräfte sein mag, was schließlich zu Tb. führen kann. Der Mangel an Vitalität, der leicht als eine [Begleit-] Erscheinung der modernen Zivilisation entsteht, gehört daher zu den stark auslösenden Ursachen. Die modernen Menschen haben nicht das solide Nervensystem und die natürliche Lebensfreude ihrer Vorfahren. Über die Soldaten weiß ich nicht Bescheid – doch könnte ich mir vorstellen, dass der schreckliche Krieg im Schützengraben mit all seinen grausigen Umständen und Begleiterscheinungen viel schwerer zu ertragen war als das Marschieren und Kämpfen im Freien zu Napoleons Zeiten.

Der Tod in frühem Alter ist, wenn man den Angaben Glauben schenken darf, in Europa viel seltener, und die Menschen leben im Allgemeinen länger. Gewisse Krankheiten aber haben trotz des Fortschritts in der Hygiene zugenommen – Influenza, Tb., Geschlechtskrankheiten. Es sind auch neue Krankheiten entstanden, die früher kaum existierten. Das scheint ganz offensichtlich das Werk der feindlichen Kräfte zu sein.

Natürlich kann er [Krebs durch Yoga] kuriert werden – jedoch unter der Voraussetzung von Glauben oder Offen-sein [gegenüber der Yoga-Kraft] oder beidem. Selbst eine mentale Suggestion kann mit etwas Glück Krebs heilen, wie es der Fall der jungen Frau beweist, die erfolglos an Krebs operiert wurde; die Ärzte sagten nicht die Wahrheit und teilten ihr mit, dass die Operation gelungen sei: die Krebs-Symptome verschwanden – und viele Jahre später starb sie an einer ganz anderen Krankheit.

Medizin ist genaugenommen nicht Wissenschaft. Sie ist Theorie mit experimentellem Tasten und Glücksache.

Die Theorie [der allopathischen Medizin] ist imponierend, aber wenn sie zur Anwendung kommt, gibt es zu viel Unsicherheiten und auf Mutmaßung gegründete Verfahren, als dass man sie als eine exakte Wissenschaft bezeichnen könnte. Es gibt viele Wissenschaftler, die sich dagegen sträuben, wenn sie hören, dass Medizin als [exakte] Wissenschaft bezeichnet wird. Anatomie und Physiologie sind natürlich [exakte] Wissenschaften.

Injektionen sind große Mode; für alles gibt es Injektionen und wieder Injektionen. In der Neuzeit hat die Medizin drei Stadien durchlaufen – zuerst (in Molières Tagen) war es „Aderlass und Klistier“, dann „Medikament und Diät“ und jetzt ist es „Serum und Injektion“. Befiehl dich Gott – nicht wegen der Krankheiten, sondern der Ärzte wegen. Dennoch steckt hinter jeder dieser Formeln eine Teilwahrheit – mit Vorteilen und Nachteilen. So wie alle Religionen und Philosophien auf den Höchsten ausgerichtet sind, aber jede aus einer anderen Richtung, so sind alle medizinischen Moden Wege zur Gesundheit – obwohl sie sie nicht immer erreichen.

Du kannst über die homöopathischen Theorien sagen was du willst, doch habe ich selbst gesehen, wie X sie Detail für Detail ausarbeitete, dort wo er ein freies und ungehindertes Tätigkeitsfeld hatte und sich des Vertrauens der Patienten und ihres unbedingten Gehorsams sicher wusste; und ich habe weiterhin gesehen, dass die Ergebnisse mit seinen Behauptungen übereinstimmten und seine Voraussagen, die darauf gründeten, sich nicht nur wortwörtlich erfüllten, sondern auch in genau der festgelegten Zeit – und all das nicht gemäß dem, was X berichtete, sondern gemäß den ausführlichen und genauen Berichten des diensttuenden allopathischen Arztes. Seitdem weigere ich mich, daran zu glauben – auch wenn alle Allopathen einstimmig protestieren –, dass die homöopathische Theorie oder ihre Auslegung und Anwendung durch X reiner Quatsch und Blödsinn seien. Was die Fehler anbelangt, so ist festzustellen, dass alle Ärzte Fehler machen, sogar sehr schwerwiegende Fehler, und dass sie ebenso töten wie heilen … Eine bestimmte Theorie ist so gut und so schlecht wie irgendeine andere – es kommt darauf an, wie sie in jedem einzelnen Fall angewandt wird. Es ist etwas anderes dahinter, das den Ausgang entscheidet.

Ich habe einige Gedanken niedergelegt, um etwas kaltes Wasser auf dieses glühend heiße Eisen der Allopathie zu schütten. Doch scheinen mir jetzt alle diese Auseinandersetzungen von geringem Nutzen zu sein. Ich kenne das Wirken beider Systeme (Allopathie und Homöopathie) und anderer und kann nicht glauben, dass eines von ihnen die alleinige Wahrheit vertritt. Die, welche vom orthodoxen Standpunkt aus verdammenswert sind, da sie ihm gänzlich widersprechen, haben ihre eigene Wahrheit und damit Erfolg – und ebenso hat sowohl die orthodoxe als auch die heterodoxe Methode ihre Fehlschläge. Eine Theorie ist nichts anderes als eine konstruierte und festgelegte Idee, die eine unvollkommene Beobachtung einer Reihe von Vorgängen durch den Menschen darstellt, denen die Natur folgt oder folgen kann. Eine andere Theorie ist eine andere konstruierte und festgelegte Idee von anderen Vorgängen, denen sie ebenso folgt oder folgen kann. Allopathie, Homöopathie, Naturheilkunde, Osteopathie, Kaviraji, Hakimi – alle haben sich der Natur bemächtigt und sie auf gewisse Vorgänge festgelegt; jede Theorie hat ihre Erfolge und Misserfolge. Lass jede ihre Arbeit auf ihre Weise tun. Ich sehe keine Notwendigkeit für Kämpfe und Gegenbeschuldigungen. Für mich sind das alles nur äußere Mittel, denn was tatsächlich wirkt, das sind die unsichtbaren Kräfte im Hintergrund – und von ihrem Wirken hängen die äußeren Mittel mit ihrem Erfolg und Misserfolg ab; wenn man aus dem Vorgang einen richtigen Kanal für die richtige Kraft machen kann, erhält er seine volle Wirksamkeit – das ist alles.

Es genügt nicht, dass es sich bei einer Arznei um eine spezielle Arznei handelt. Gewisse Arzneien haben andere Auswirkungen oder mögliche Auswirkungen, die vom Arzt, der nur seinen Fall heilen will, unbeachtet bleiben können, aber nicht übersehen werden dürfen, wenn man das Körpersystem und seine Reaktionen als ein Ganzes betrachtet. Die ungünstigen Auswirkungen des Chinins werden selbst aus ärztlicher Sicht zugegeben, und in Europa sucht man seit langem einen Ersatz für Chinin.

Tumor, Syphilis usw. sind Besonderheiten, aber was ich aufgrund meiner psycho-physischen Erfahrungen festgestellt habe, ist, dass die meisten Störungen des Körpers zusammenhängen, obwohl sie in Gruppen getrennt sind; es gibt aber auch eine Verbindung unter den Gruppen. Wenn man sie an ihrer psycho-physischen Wurzel packen kann, ist eine Heilung möglich, auch ohne das pathologische Ganze der Sache zu erkennen und ohne sich mit den Symptomen als einer Möglichkeit zu beschäftigen. Einige Heilverfahren, die von Halb-Mystikern erfunden wurden, haben diese Macht. Was ich mir jetzt überlege, ist, ob Homöopathie eine psycho-physische Grundlage hat. War ihr Gründer ein Halb-Mystiker? Andernfalls wären bestimmte Eigentümlichkeiten in der Wirkungsweise der Arzneien, die von X angewandt werden, nicht zu verstehen.

Du bist weit hinter der Zeit zurück. Weißt du nicht, dass jetzt sogar viele Ärzte zugeben und es öffentlich publizieren, dass Medikamente zwar ein Faktor sind, doch nur einer, und dass der psychologische Faktor ebenso wichtig ist oder sogar noch wichtiger. Ich habe die Ärzte das oft sagen hören und es in Artikeln mit Unterschriften angesehener Ärzte gelesen. Und sie sagen weiterhin, dass zu den wichtigsten psychologischen Faktoren der Optimismus und das Selbstvertrauen des Arztes gehören sowie das Vertrauen, die Hoffnung, die förderliche mentale Atmosphäre, die er auf seine Patienten einwirken lässt oder womit er sie umgibt. Ich habe die kategorische Behauptung gelesen, dass ein Arzt, der das zu tun vermag, weit erfolgreicher ist als einer, der die medizinische Wissenschaft besser kennt, aber das nicht tun kann … Ich meinte nicht, dass es ohne Medikamente nicht geht. Wenn es aber mit Hilfe von Medikamenten zu geschehen hat, ist das richtige Medikament hilfreich, das falsche dagegen bringt offensichtlich eine Gefahr mit sich. Warum sollte sein Wissen die Intuition verhindern? Selbst ein allopathischer Arzt bedarf oft der Intuition, welches Medikament er zu geben hat oder in welcher Dosierung – und jene mit der besten Intuition haben den besten Erfolg. Selbst von der orthodoxen Wissenschaft wird nicht alles nach einer einzigen Regel oder einem einzigen Buch oder einer Faustregel getan.

Welch eine absurde Behauptung! Selbstvertrauen sei eine angeborene Sache; es beruhe nicht auf Wissen und Erfahrung … Wer sagt das? Ich habe nie gehört, dass Napoleon bei Waterloo aus Mangel an Selbstvertrauen versagte. Ich habe vielmehr immer gelesen, dass er deshalb versagte, weil er wegen seiner überstandenen Krankheit keine so rasche und selbstsichere Entscheidung mehr treffen konnte und in seiner Geistesgegenwart nicht mehr so beweglich war wie zuvor. Bitte schreibe keine Historie, es sei denn, dir stünden Tatsachen für deine neue Version zur Verfügung.

Wunder können geschehen; es gibt aber keinen Grund, warum sie alle augenblicklich stattfinden sollen – ob sie nun von Göttern oder den Ärzten vollbracht werden.

Diese Dinge sind beweisbar, und der Beweis für Coués Erfolg ist überwältigend. Es hat auf der ganzen Welt auch viele andere große Heiler gegeben, deren Erfolge durchaus bezeugt sind. Heilungen durch Glauben und Psychotherapie sind ebenfalls Tatsachen.

Diese Autosuggestionen – in Wirklichkeit ist es Glaube in einer mentalen Form – wirken sowohl auf das Unterschwellige als auch auf das Unterbewusste ein. Im Unterschwelligen setzen sie die Kräfte des inneren Wesens in Tätigkeit, seine okkulte Fähigkeit, den Gedanken, Willen oder einfach die bewusste Kraft auf den Körper wirken zu lassen – im Unterbewussten bringen sie die Suggestionen von Tod und Krankheit zum Schweigen, welche die Wiederkehr der Gesundheit verhindern. Sie tragen auch dazu bei, die gleichen Dinge (feindliche Suggestionen) im Mental, Vital und Körperbewusstsein zu bekämpfen. Wo all dies vollständig oder mit einiger Vollständigkeit getan wird, können die Auswirkungen [der Autosuggestion] sehr bemerkenswert sein.

1 „Wenn wir einer Falschheit, wie geringfügig auch immer, erlauben, sich durch unseren Mund oder unsere Feder auszudrücken, wie können wir dann darauf hoffen, vollendete Boten der Wahrheit zu werden? Ein vollendeter Diener der Wahrheit sollte sich selbst der geringsten Ungenauigkeit, Übertreibung oder Entstellung enthalten.“ – Die Mutter

5. Kapitel

Die Umwandlung des Unterbewussten und Unbewussten

1. Abschnitt

Solange die supramentale Wandlung bis hinab zum Unterbewussten nicht stattgefunden hat, und zwar voll und ganz, wird die niedere Natur auf irgendeinen Teil des Wesens immer einen Einfluss ausüben.

Die unterbewusste Schwierigkeit ist jetzt die Schwierigkeit überhaupt – weil der ganze Kampf in der allgemeinen Sadhana dort stattfindet. Es ist im Unterbewussten und nicht mehr im Vital oder bewussten Physischen, wo sich aller Widerstand zusammenballt.

Das innere Wesen hängt nicht vom Unterbewussten ab, doch in Tausenden von Leben war das äußere [Wesen] davon abhängig – das ist der Grund, warum das äußere Wesen und die Gewohnheit des physischen Bewusstseins, auf das Unterbewusste anzusprechen, ein gewaltiges Hindernis für den Fortschritt der Sadhana darstellen können – und bei den meisten ist das auch der Fall. Es erhält die Wiederholung der alten Bewegungen aufrecht, zieht stets das Bewusstsein nach unten, widersetzt sich der Stetigkeit des Aufstiegs und hemmt mit der alten Natur oder auch mit tamas (Nicht-Erleuchtung und Nicht-Aktivität) die Herabkunft. Nur wenn du voll und dynamisch im inneren Wesen lebst und das äußere als eine ziemlich oberflächliche Sache empfindest, vermagst du dich von dem Hemmnis zu befreien oder es zu verringern, bis die Umwandlung des äußeren Wesens vollständig ist.

Das Unterbewusste ist ein dunkler und unwissender Bereich, weshalb es natürlich ist, dass die dunkleren Bewegungen der Natur dort mehr Macht haben. So ist es in der Tat mit allen niederen Teilen der Natur, das heißt vom niederen Vital abwärts. Doch sendet es [das Unterbewusste] auch gute Dinge empor, wenngleich seltener. Es muss im Lauf der Sadhana erleuchtet und zu einer Stütze des höheren Bewusstseins in der physischen Natur gemacht werden, statt eine Basis der instinktiven niederen Bewegungen zu sein.

Das Unterbewusste muss vom Licht durchdrungen und zur Grundlage der Wahrheit gemacht werden, zu einem Speicher richtiger Eindrücke, richtiger physischer Erwiderungen auf die Wahrheit. Streng genommen wird es überhaupt nicht mehr unterbewusst sein, sondern eine Art Schatzkammer der wahren Werte darstellen, die für den Gebrauch bereitgehalten wird.

Das Wirken [der Sadhana im Unterbewussten] ist nicht individuell, sondern von allgemeiner Natur, doch ist hier notwendigerweise jeder in gewissem Umfang davon betroffen. Wenn Bewusstsein und Licht nicht in das Unterbewusste gebracht werden, kann es dort keine Wandlung geben. Denn es ist das Unterbewusste, wo sich die Keime all der alten, niederen vitalen Instinkte und Bewegungen befinden, und so sehr sie auch im niederen Vital selbst eine Reinigung erfahren, so können sie doch von unten wiederum emporschießen. Das Unterbewusste muss dem höheren Bewusstsein und dem Licht der Wahrheit Einlass gewähren.

Nur wenn das Mental schweigt, kann das Unterbewusste leer sein. Man muss an den alten unwissenden, unyogischen Stoff aus dem Unterbewussten entfernen.

Wenn das Unterbewusste leer wird, würde das bedeuten, dass du über das gewöhnliche Bewusstsein hinausgelangt bist und das Unterbewusste selbst darauf vorbereitet ist, ein Instrument der Wahrheit zu sein.

[Die ersten Auswirkungen des Lichtes, wenn es das Unterbewusste durchdringt und wandelt:]

1. Es wird leichter zu erkennen sein, was das Unterbewusste enthält.

2. Dinge, die von dort aufsteigen, werden vom Mental wahrgenommen, bevor sie das Bewusstsein berühren oder beeinträchtigen können.

3. Das Unterbewusste wird nicht so sehr Zufluchtsort unwissender oder dunkler Bewegungen sein, sondern mehr eine automatische Reaktion des Stofflichen auf das höhere Bewusstsein.

4. Es wird den Suggestionen der feindlichen Kräfte weniger Deckung und Durchlass gewähren.

5. Es wird leichter, im Schlaf bewusst zu sein und eine höhere Art von Traumerfahrung zu haben. Man kann feindlichen Träumen, zum Beispiel Sex-Suggestionen, begegnen und [diesen Sex-Suggestionen] bereits im Traum Einhalt gebieten, wodurch Folgeerscheinungen, wie Emissionen, verhindert werden können.

6. Ein bewusster Wille, der vor dem Einschlafen auf den Traumzustand eingesetzt wird, wird immer wirksamer.

Die bewussten Teile müssen zuerst vorbereitet werden, vorher ist es unmöglich, mit dem Unterbewussten erfolgreich umzugehen, außer in Einzelfällen. Genauso wie der Musiker zuerst mit seinem Mental, seiner vitalen (ästhetischen) Wahrnehmung und seinem Willen die rechte Grundlage und Ausführung seiner Musik erlernen und seinen Fingern die Ausübung beibringen muss, so wird später das Unterbewusste diese Arbeit seiner Finger erlernen und ganz von selbst das Richtige tun – zum Beispiel die richtige Tonlage anstimmen, ohne dass seine Augen zu folgen brauchen.

Weil sich das Unterbewusste genau unter dem Physischen befindet, kann das erleuchtete Physische unmittelbar und vollständig darauf einwirken, und zwar in einer Weise, wie es Mental und Vital nicht können; und dieses direkte Einwirken kann auch für die Befreiung des Mentals und des Vitals förderlich sein.

Es ist nicht wahr, dass formlose Dinge keine Macht haben können – notwendig ist nur, dass sie eine Kraft in sich bergen. Das Unterbewusste beeinflusst den Körper, weil alles im Körper sich aus dem Unterbewussten heraus entwickelt hat und für sich betrachtet erst halbbewusst ist und ein großer Teil seiner Tätigkeit als unterbewusst bezeichnet werden muss. Er wird daher viel leichter durch das Unterbewusste beeinflusst als durch das bewusste Mental und den bewussten Willen oder selbst durch das vitale Mental und den vitalen Willen, ausgenommen jene Dinge, in denen eine bewusste mentale oder vitale Kontrolle errichtet wurde und das Unterbewusste selbst sie akzeptiert hat. Wenn es nicht so wäre, könnte der Mensch seine Tätigkeiten und physischen Zustände vollständig kontrollieren, es gäbe keine Krankheiten, oder sie könnten, wenn es sie gäbe, sofort durch mentales Eingreifen kuriert werden. Aber das ist nicht der Fall. Aus diesem Grund muss das höhere Bewusstsein herabgebracht werden, müssen der Körper und das Unterbewusste durch es erleuchtet und daran gewöhnt werden, seiner Kontrolle zu gehorchen.

Was du schreibst ist richtig. Wenn das physische Bewusstsein gewandelt werden soll, ist die Arbeit im Unterbewussten wesentlich, da es einen großen Einfluss auf das Physische ausübt, das sehr von ihm abhängig ist. Wenn auf das Unterbewusste eingewirkt wird, tritt anfangs natürlich eine Einbuße des [bereits erworbenen] Bewusstseins auf. Du hast darauf zu achten, dass dies nicht zur Gewohnheit wird. Wenn du mit dem Willen, diesen Hang zu verändern, darauf reagierst (ein Kampf ist unnötig), wird es beizeiten vorübergehen.

Es [das unterbewusste Vital-Physische] ist mit der Seele überhaupt nicht in Verbindung. Es ist voller Finsternis, nicht bewusst, gänzlich unwissend.

Das Stoffliche ist zum großen Teil unterbewusst – es hängt hinsichtlich seines wachen Bewusstseins von den subtilen Teilen ab.

Es ist gut so. Leere und Schweigen des Bewusstseins bereiten das Wesen darauf vor, im Inneren zu leben und das äußere Bewusstsein nur als ein Mittel der Verbindung mit der physischen Welt und für das Einwirken auf sie zu benutzen.

So wie es ein Überbewusstsein über dem Kopf gibt (etwas über unserem gegenwärtigen Bewusstsein), von dem das höhere Bewusstsein in den Körper herabkommt, so gibt es auch ein Unterbewusstsein (etwas unter unserem Bewusstsein), unter den Füßen. Die Materie steht unter der Kontrolle dieser Macht, denn daraus wurde sie geschaffen – es ist der Grund, warum Materie uns ziemlich unbewusst erscheint. Aus dem gleichen Grund steht der stoffliche Körper sehr unter dem Einfluss dieser Macht, und wir sind uns deshalb großenteils nicht bewusst, was im Körper vor sich geht. Wenn wir schlafen, sinkt das äußere Bewusstsein in dieses Unterbewusste ab und nimmt daher im Schlaf nicht wahr, was in uns vorgeht, einige wenige Träume ausgenommen. Viele dieser Träume erheben sich aus dem Unterbewussten und enthalten alte Erinnerungen, Eindrücke usw., die aufs Geratewohl zusammengefügt sind. Denn das Unterbewusste empfängt die Eindrücke von allem, was wir in unserem Leben tun oder erfahren, es bewahrt diese Eindrücke in sich und sendet Fragmente davon häufig in den Schlaf empor. Es ist ein sehr wichtiger Teil des Wesens, doch können wir mit dem bewussten Willen nicht viel damit anfangen. Es ist die in uns wirkende höhere Kraft, die in ihrer natürlichen Entwicklung [in dem natürlichen Verlauf ihres Herabkommens in die verschiedenen Wesensteile] sich das Unterbewusste erschließt und ihre Kontrolle und ihr Licht in es herabbringen wird.

Das nicht sprechende Mental ist in Ordnung. Es trägt in diesem Stadium im Allgemeinen zur Konzentration bei.

Dein Traum war tatsächlich ein Emporsteigen von vergangenen Gestaltungen oder Eindrücken aus dem Unterbewussten. Alles, was wir im Leben tun, fühlen oder erfahren, hinterlässt einen Eindruck, eine Art essentieller Erinnerung im Unterbewussten, und dies kann in Träumen aufsteigen, selbst lange nachdem diese Gefühle, Bewegungen oder Erfahrungen im bewussten Wesen zu existieren aufgehört haben – umso mehr wenn sie vor kurzem stattgefunden haben und erst jetzt oder unlängst vom Mental oder Vital hinausgestoßen wurden. Auf diese Weise geschieht es, dass lange nachdem man aufgehört hat, an alte Bekannte oder Verwandte zu denken, aus dieser Quelle immer wieder Träume von ihnen aufsteigen. Ebenso können noch, selbst wenn Zorn oder Sex das bewusste Vital nicht länger stören, Träume über Sex, Träume über Zorn oder Hader aufsteigen. Erst dann, wenn das Unterbewusste gereinigt ist, hören sie auf; sie haben jedoch keine große Bedeutung (vorausgesetzt man versteht, was sie darstellen, und ist davon nicht betroffen), solange den alten Bewegungen nicht erlaubt wird, in den Wachzustand zurückzukehren oder dort zu verbleiben.

Sie [die Unaufrichtigkeit im unterbewussten Vital] kann nur dann gefährlich sein, wenn das Wachmental sie akzeptiert. Immerhin, solange sie im Unterbewussten bleibt, besteht der Keim einer Möglichkeit für sie – daher muss man sich ganz von ihr befreien.

Gerade jetzt findet ein starkes Aufwallen des Unterbewussten statt, das die Keime oder kraftvollen Überreste der gewohnten Schwierigkeiten der Natur enthält. Seinem Wesen nach besteht es aus Verworrenheit und Finsternis, ohne System oder klare mentale oder sonstige Ordnung – eine Wirrnis aus Depression, Entmutigung, Unfähigkeit zum Fortschritt, verbunden mit dem Gefühl: „Was tun wir eigentlich? Warum sind wir hier? Wie können wir weitermachen? Wird irgend etwas jemals erreicht werden?“ und den damit einhergehenden alten Schwierigkeiten, die in einer verworrenen, willkürlichen und oft heftigen und bedrückenden Weise wiederkehren.

Du kannst nicht wieder „von vorne“ anfangen; es wäre eine zu schwierige Sache in dieser Wirrnis. Du musst zu dem Punkt zurückkehren, an dem du vom Weg abgewichen bist. Wenn du zu dem Frieden zurückkehrst, der im Begriff war sich einzustellen, und in diesem Frieden nach der Freiheit und Weite des purusa- Bewusstseins strebst – das einen point d‘appui der Loslösung und Trennung von all dieser Wirrnis der unterbewussten prakrti bildet –, dann wirst du festen Grund unter den Füßen haben, auf dem du stehen und fortschreiten kannst. Aber hierfür hast du eine entschlossene Wahl zu treffen und musst dich weigern, in jedem geeigneten Augenblick erregt zu sein und dich davon ablenken zu lassen.

Es gibt im Unterbewussten immer viel zu tun. Aber wenn du es besonders spürst, ist sicher die Zeit für diese Reinigung gekommen. Wenn sich die anderen [Wesens-] Teile offen halten und zur Erwiderung bereit sind, sollte dies nicht allzu viel Mühe verursachen.

All das sind vermutlich Dinge, die sich aus dem Unterbewussten erheben – oder es wird vielleicht auf das Unterbewusste selbst eingewirkt, um einen Zustand des Lichtes und Friedens zu erreichen. Es [das Unterbewusste] tritt manchmal in einen glücklichen Zustand ein, manchmal in einen neutralen, manchmal lässt es grundlose Sorge aufkommen. Die Bewegungen des Unterbewussten finden sogar ohne Ursache statt, von selbst, aufgrund der innewohnenden Gewohnheit der Natur – daher hat Kummer oft keine erkennbare Ursache. Du kannst ihn nicht lokalisieren, weil er sich im Unterbewussten befindet. Wenn Kummer sich einstellt, musst du dich von ihm distanzieren, ihn zurückweisen, darfst ihn nicht als etwas Eigenes betrachten, und musst stattdessen den Frieden und Ananda der Mutter herabrufen, bis er [der Kummer] nicht mehr kommt.

Es ist in Ordnung. Wir werden dir bestimmt in der Weise helfen, wie du es erbeten hast.

Was die Stimmung anbelangt, die dich überkam, so erhebt sie sich aus dem Unterbewussten, wohin die Dinge der alten Natur absinken, wenn sie zurückgewiesen werden. Wenn derartige Stimmungen aufkommen, musst du ruhig bleiben und die Mutter rufen, bis sie vorübergegangen sind. Nach einer Weile erschöpft sich die Macht der mechanischen, grundlosen Wiederkehr aus dem Unterbewussten und verschwindet – dann treten diese Stimmungen nicht mehr auf.

Vermutlich ist es etwas, das von außen kam und es [das innere Wesen] verhüllte. Das kann in diesem Stadium vorkommen, wenn die Arbeit im Physischen und Unterbewussten stattfindet – denn es ist die Eigenart dieser Teile, im äußeren Wesen zu leben, während das innere durch eine Art natürlichen Schleier aus Finsternis verhüllt wird. Daher besteht die Neigung zur Rückkehr, wenn man die Öffnung durch diesen Schleier vollzieht. Wenn das geschieht, muss man unbeeinflusst bleiben und die Kraft und das Licht zur Beseitigung des Hindernisses herabrufen. Das muss so lange geschehen, bis das Sich-Öffnen andauernd und vollständig und ein Verhüllen nicht mehr möglich ist.

So ist es immer mit Eindrücken, die im unterbewussten Physischen zurückbleiben. Einmal erscheinen sie als blasse, ferne Dinge, ohne Leben in sich; ein andermal scheinen sie eine gewisse Kraft zu besitzen. Es hängt davon ab, ob sie von einem Strom universaler Kraft erfasst werden oder von selbst aufsteigen, ohne innere Kraft, außer jener, die ihnen aus der Vergangenheit noch innewohnt.

Es geschah vermutlich deshalb, weil zur Zeit auf das physische Bewusstsein eingewirkt wird – dabei erheben sich massenhaft alle vergangenen Eindrücke (die im Allgemeinen im Unterbewussten bleiben und von Zeit zu Zeit aufsteigen, wobei sie das Denken, Handeln und Fühlen unbemerkt beeinflussen) und werfen sich auf das Bewusstsein. Das geschieht deshalb, damit der Sadhak sie erkennen, zurückweisen und gänzlich von seiner physischen Vergangenheit befreit werden kann (sowohl im Unterbewussten als auch in den bewussten Teilen). Aus diesem Grund hattest du später die Empfindung der Erleichterung. Der Hals ist das Zentrum des sich Ausdruck verleihenden Mentals (das physische Mental).

Es kommt höchstwahrscheinlich aus dem Unterbewussten. Wenn sich diese Erinnerungen einstellen, sollten sie unter dem Gesichtspunkt behandelt werden, dass sie aufgestiegen sind, um aufgelöst und verbannt zu werden, damit durch ihre ständige Vernichtung verhindert wird, dass man durch die Eindrücke im Unterbewussten an die Vergangenheit gebunden bleibt (das ist der Mechanismus des karma), und man stattdessen frei ist für die ungebundene Zukunft des Spirits.

Das beste ist, wenn du zur wahren Erkenntnis gelangen kannst, warum es geschah und welchem Zweck es diente; dann verschwindet es leicht.

Dieser Rückblick auf die Vergangenheit ist ein sehr gutes Zeichen, denn er findet im Allgemeinen dann statt, wenn das physische Bewusstsein und das Unterbewusstsein zur Wandlung vorbereitet werden. Man hat die Fehltritte der Vergangenheit nicht zu bedauern, sondern muss sie ruhig und mit Verständnis betrachten, denn alles, die Fehltritte mit eingeschlossen, war ein Teil der notwendigen Erfahrung, durch welche das Wesen lernt und durch Irren zum Licht und durch die Unvollkommenheiten der Natur zur göttlichen Vollendung gelangt.

Was du beschreibst, scheint seinem Wesen nach ein unkontrolliertes Aufwallen aus dem Unterbewussten zu sein, das die Form einer mechanischen Wiederkehr alter Gedanken, Interessen oder Begierden annimmt, womit das physische Mental gewöhnlich beschäftigt ist. Wenn das alles wäre, gälte es nur eines zu tun, nämlich sie zurückzuweisen, sich loszulösen und sie vorbeigehen zu lassen, bis sie sich beruhigt haben. Doch entnehme ich deinem Bericht, dass ein Angriff stattfindet, dass eine dunkle Kraft diese Wiederkehr benützt, um in das Mental und den Körper einzudringen und sie zu quälen. Es wäre von Nutzen, wenn du die hauptsächliche Eigenart der auftretenden Gedanken genau beschreiben könntest und um welche Dinge und Ideen es sich dabei handelt. In jedem Fall aber ist das einzige, was zu geschehen hat, dich durch Streben der Kraft der Mutter zu öffnen, oder indem du an sie denkst oder auf jede andere Weise, und hierdurch die Attacke zu vertreiben. Wir werden dir immerfort die Kraft senden, bis das geschehen ist. Es wäre gut, wenn du uns etwa alle drei Tage wissen ließest, wie du zurechtkommst, denn das wird dazu beitragen, ein gezielteres Wirken der Kraft herbeizuführen.

Diese Sehnsüchte und Begierden sind alte Gewohnheiten des Physischen, die aus der universalen Natur stammen und die es als Teil seiner selbst und seines Lebens angenommen hat. Wenn diese Dinge durch das Wachbewusstsein zurückgewiesen werden, versuchen sie im Unterbewussten Zuflucht zu nehmen oder aber in dem, was man das [den Menschen] umgebende (environmental) Bewusstsein nennen könnte; und von dort üben sie einen Druck auf das Bewusstsein aus und versuchen, ihre Macht zurückzugewinnen oder einfach für eine gewisse Zeit zurückzukehren. Wenn sie im Unterbewussten sind, steigen sie am häufigsten in Träumen auf, doch können sie auch in das Wachbewusstsein empor dringen. Wenn sie aus der Umwelt kommen, nehmen sie die Form von Gedanken-Suggestionen oder Impulsen an oder werden zu einem vagen, rastlosen oder störenden Druck. Es ist vermutlich dieser Druck aus der Umwelt, den du fühlst. Wenn der Körper vom neuen Bewusstsein erfüllt ist – Friede und Macht zur gleichen Zeit –, wird dieser äußere Druck zwar gefühlt, kann aber nicht länger stören, zieht sich schließlich weit zurück (wirkt nicht länger unmittelbar auf das physische Mental oder den Körper ein) und verschwindet entweder allmählich oder rasch.

Mit dem umgebenden Bewusstsein meine ich etwas, das jeden Menschen umgibt, außerhalb seines Körpers, selbst wenn er sich dessen nicht bewusst ist – durch das er mit anderen Menschen und den universalen Kräften in Kontakt steht. Durch dieses umgebende Bewusstsein treten Gedanken, Gefühle, usw. von anderen in ihn ein – auch die Wogen der universalen Kraft –, dringen Begehren, Sex usw. ein und ergreifen vom Mental, Vital oder vom Körper Besitz.

Diese Gedanken, die dich im Schlaf oder in dem Stadium zwischen Schlaf und Wachen anfallen, gehören nicht zu irgendeinem Teil deines bewussten Wesens, sondern kommen entweder aus dem Unterbewussten oder von der dich umgebenden Atmosphäre durch das Unterbewusste. Wenn es Gedanken sind, die du in der Vergangenheit hattest und die von dir hinausgestoßen wurden, muss es sich bei dem, was sich erhebt, um die Eindrücke handeln, die sie im Unterbewussten zurückgelassen haben – denn all das, was du gedacht, gefühlt oder erfahren hast, lässt solche Eindrücke zurück, die im Schlaf von dorther aufsteigen können. Oder die Gedanken können aus dir gekommen und in das dich umgebende (environmental) Bewusstsein gewandert sein – das heißt in eine Atmosphäre des Bewusstseins, die sich rings um uns befindet und durch die wir mit der universalen Natur in Verbindung stehen –, von wo sie sich erheben, um zu dir zurückzukehren. Da es ihnen im Wachzustand nicht gelingt, benützen sie die Abwesenheit der bewussten Kontrolle im Schlaf und erscheinen dort. Wenn es aber etwas Neues ist, das nicht zu dir gehört, dann handelt es sich nicht um diese Dinge, sondern es ist die Attacke einer äußeren Kraft.

Es ist zu hoffen, dass sie [diese Gedanken] aufgrund deiner Zurückweisung nicht wiederkehren werden; wenn sie es aber dennoch tun, musst du vor dem Einschlafen einen bewussten Willen einsetzen, um zu verhindern, dass sie kommen, Eine Suggestion dieser Art auf das Unterbewusste hat oft Erfolg, wenn auch nicht sofort, dann doch nach einiger Zeit; denn das Unterbewusste lernt, dem Willen zu gehorchen, der ihm im Wachzustand auferlegt wurde.

Das, was geschieht – das Verebben der Woge unterbewusster Gedanken und Bewegungen und ihres Druckes auf das Mental –, ist genau das, was zu geschehen hat. Es ist keine Unterdrückung oder Verdrängung in das Unterbewusste, sondern ein Vertreiben aus dem bewussten Selbst, in das diese Dinge aufgestiegen waren. Es ist richtig, dass sich noch mehr aus dem Unterbewussten erheben kann, aber es wird sich um etwas handeln, was dort noch übrig geblieben ist. Was du jetzt zurückweist, wandert – wenn es nicht ausgelöscht wird, sondern irgendwohin geht – nicht in das Unterbewusste, sondern in das dich umgebende Bewusstsein, das man um sich trägt; wenn es einmal dort ist, gehört es in keiner Weise mehr zu einem selbst, und wenn es zurückzukehren versucht, ist es etwas Fremdes, das man nicht länger akzeptieren oder zulassen darf. Dies sind die bei den letzten Stadien der Zurückweisung, durch die man sich von den alten Dingen der Natur befreit; sie wandern entweder in das Unterbewusste hinab, und man muss sich von dorther von ihnen befreien oder sie wandern hinaus in das uns umgebende Bewusstsein und gehören nicht länger mehr zu uns.

Die Idee, dass man das, was sich aus dem Unterbewussten erhebt, solange wiederkehren lässt, bis es sich erschöpft hat, ist nicht die richtige Idee. Denn das würde unnötigerweise den gestörten Zustand verlängern und könnte schädlich sein. Wenn diese Dinge aufsteigen, müssen sie beobachtet, dann hinausgestoßen und dürfen nicht bewahrt werden.

Sri Aurobindo war bis jetzt nicht in der Lage, deinen Brief zu beantworten, aber die Antworten, die nachfolgend Punkt für Punkt gegeben sind, werden dir dennoch gesandt, da er glaubt, sie könnten für deine künftige Sadhana von Nutzen sein:

1. „Widerwärtige Szenen usw.“

Es muss etwas sein, das sich aus dem Unterbewussten erhebt, wo es viele seltsame Dinge dieser Art gibt – oder aber es sind Gestaltungen, die von der entsprechenden Ebene der universalen Natur auf das niedere vitale Bewusstsein geworfen wurden, wo es Kräfte gibt, die sich an Schmutz, Widerwärtigkeit und allen Arten von Perversitäten ergötzen. In jedem Fall hat die erforderliche Reaktion in einer stetigen losgelösten Zurückweisung zu bestehen.

2. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn man das eigene Bett als asana benützt.

3. Schwierigkeiten in Verbindung mit Sex:

Das ist eine ganz allgemeine Erscheinung, wenn man die sexuelle Betätigung einstellt und sie aus dem bewussten Mental und Vital zurückweist. Sie nimmt Zuflucht im Unterbewussten, das nicht unter der unmittelbaren Kontrolle des Mentals steht, und tritt in Form von Träumen auf, welche Emissionen verursachen. Das ist solange der Fall, bis das Unterbewusste geläutert ist. Es wird manchmal dadurch erreicht, dass man vor dem Einschlafen einen starken Willen oder wenn möglich einen konkreten Kraftstrom auf das Sexzentrum lenkt. Man kann nicht immer einen sofortigen Erfolg verzeichnen, aber wenn es eindrucksvoll geschieht, wird das Ganze voraussichtlich nicht mehr so oft vorkommen und schließlich überhaupt aufhören.

Diese Dinge (Ansammlung von Urin, scharfes, anregendes Essen usw.) sind alles auslösende oder förderliche Ursachen oder können es sein. Das unterbewusste Aufwallen ist oft, wie beschrieben, einem Rhythmus unterworfen – es findet entweder zu einer bestimmten Zeit des Monats statt oder auch nach einer bestimmten Zeitspanne (einer Woche, zwei Wochen, einem Monat, sechs Monaten).

4. Die Klassifikationen des samadhi-Zustandes:

Für diesen Yoga sind diese Einteilungen nicht so wichtig.

5. Die Erfahrung des samadhi-Zustandes:

In diesem Stadium [der Sadhana] ist sie nicht unerlässlich; wenn sie aber von selbst eintritt, kann man ihre Weiterentwicklung zulassen. Wichtiger in diesem Yoga aber ist die Erfahrung im Wachzustand. Der samadhi-Zustand ist eine Hilfe, um die inneren Tiefen des Bewusstseins zu erreichen. Durch ihn kann man leichter nach innen gehen, unter das Oberflächenwesen, um den unmittelbaren Kontakt mit anderen über-physischen Ebenen der Erfahrung aufzunehmen, um in andere Welten einzutreten und zurückzukehren, um mit fernen Ereignissen in Raum und Zeit in Verbindung zu kommen, um zu erkennen, was sich im Über-bewussten befindet und in das einzutreten, was für unseren mentalen Zustand über-bewusst ist.

6. Das kosmische Bewusstsein – die Seele:

Mit diesen Dingen kann man sich in einem kurzen Überblick nicht zur Genüge auseinandersetzen. Das gewöhnliche Bewusstsein des Menschen ist auf seine Individualität begrenzt; er vermag in das Bewusstsein anderer Menschen und des Universalen nur mit Hilfe indirekter Mittel oder durch ein oberflächliches und unvollständiges Erfassen einzutreten, durch Sinneserfahrung, Kontakte, emotionelle Sympathie, durch mentale Auffassungen, durch die Übereinstimmung seiner eigenen Bewegungen mit der von anderen, durch Rückschlüsse. Im Yoga bricht an einem bestimmten Punkt diese Begrenzung zusammen, das Bewusstsein weitet sich, wird sich direkt des kosmischen Selbstes bewusst und weiß das individuelle Selbst im Einssein damit; es wird sich der kosmischen Energie bewusst und tritt mit dem Wirken der kosmischen Kräfte in unmittelbaren Kontakt; auch mit dem des kosmischen Mentals und Lebens und der kosmischen Materie und fühlt zuerst einen Kontakt seines individuellen Mentals, Lebens und Körpers damit, dann ein Einssein, in dem die eigene individuelle Mentalität, Vitalität, Körperlichkeit nur als ein Teil des Universalen empfunden wird, als eine Woge im Ozean, ein Dynamo, der die universalen Kräfte empfängt und umformt. Schließlich verschmilzt das individuelle Bewusstsein mit dem kosmischen, man fühlt die ganze Welt in sich selbst und fühlt sich selbst von der Welt durchdrungen – das ist das kosmische Bewusstsein, das kosmische Mental und Leben, die stoffliche (kosmische) Energie, die durch die individuelle Tätigkeit wirkt. Das getrennte Ego hat entweder aufgehört zu bestehen oder ist nur ein Hilfsmittel für den universalen Spirit und sein Wirken. Das ist die wahre Vollendung des kosmischen Bewusstseins, die aber in ihrer Fülle nicht etwas allgemein Verbreitetes ist, sondern eigentlich zu dem gehört, was wir die Obermental-Verwirklichung nennen können; doch eine dauernde teilweise und wachsende Erfahrung davon oder ein wachsender Kontakt mit dem kosmischen Bewusstsein gehört normalerweise zum Yoga.

Das, was man in der Terminologie des Yoga unter „psychisch“ versteht, ist das Element der Seele in der Natur, die reine Seele oder der göttliche Nukleus, der hinter dem Mental, Leben und Körper steht (es ist nicht das Ego) und dessen wir uns nur undeutlich bewusst sind. Es ist ein Teil des Göttlichen, und er besteht fort von Leben zu Leben, wobei er die Lebenserfahrung durch seine äußeren Instrumente empfängt. In dem Maße, wie diese Erfahrung wächst, offenbart er eine sich entfaltende seelische Persönlichkeit, die immer auf dem Guten, Wahren und Schönen beharrt und schließlich bereit und stark genug wird, die [menschliche] Natur dem Göttlichen zuzuwenden. Sie kann dann gänzlich hervortreten und den mentalen, vitalen und physischen Schirm durchbrechen, die Instinkte beherrschen und die Menschennatur wandeln. Die Natur drängt sich nicht länger mehr der Seele auf; vielmehr ist es die Seele, der purusa, der der Natur seine Befehle auferlegt.

Dich einer Psychoanalyse zu unterziehen war ein Fehler. Zumindest für den Augenblick hat es die Arbeit der Läuterung komplizierter und nicht einfacher gemacht. Die Psychoanalyse von Freud ist das letzte, was man mit dem Yoga in Verbindung bringen sollte. Sie befasst sich mit einem bestimmten Teil, dem dunkelsten, dem gefährlichsten, dem abträglichsten Teil der [menschlichen] Natur, mit der niederen vitalen, unterbewussten Schicht, isoliert einige ihrer krankhaftesten Erscheinungsformen und unterstellt ihnen einen Einfluss, der in keinem Verhältnis zu ihrer wahren Rolle in der Natur steht. Moderne Psychologie ist eine in den Kinderschuhen steckende Wissenschaft, sowohl unbesonnen als auch unsicher und unausgereift. Wie bei allen neu entwickelten Wissenschaften tobt sich die universale Gewohnheit des menschlichen Mentals hier aus: eine teilweise oder örtlich begrenzte Wahrheit ungebührlich zu verallgemeinern und zu versuchen, den gesamten Bereich der Natur mit ihren engen Begriffen zu erklären. Im übrigen ist es auf gefährliche Weise falsch, die Bedeutung unterdrückter sexueller Komplexe zu übertreiben; es kann einen schlimmen Einfluss haben und dahin führen, Mental und Vital grundlegend unreiner zu machen als vorher und nicht reiner.

Es ist richtig, dass das Unterschwellige [subliminal] im Menschen den größten Teil seiner Natur umfasst und das Geheimnis ungeahnter Dynamiken in sich birgt, wodurch seine Oberflächen-Tätigkeiten erklärt werden. Doch das niedere vitale Unterbewusste, das alles ist, was diese Psychoanalyse von Freud zu kennen scheint – und selbst hiervon kennt sie nur ein paar schlecht erhellte Winkel –, ist nicht mehr als ein begrenzter und sehr untergeordneter Teil des unterschwelligen Ganzen. Dahinter steht das unterschwellige Selbst und stützt den ganzen Menschen der Oberfläche; es birgt in sich ein umfassenderes und wirksameres Mental hinter dem Oberflächen-Mental, ein größeres und machtvolleres Vital hinter dem Oberflächen-Vital, ein feineres und freieres physisches Bewusstsein hinter dem Oberflächen-Dasein des Körpers. Und über diesen öffnet es sich dem höheren Über-bewussten und darunter den niederen unterbewussten Bereichen. Wenn man die Natur läutern und umwandeln will, muss man sich der Macht dieser höheren Bereiche öffnen und sich zu ihnen erheben, um mit ihrer Hilfe sowohl das unterschwellige als auch das Oberflächen-Wesen zu wandeln. Auch das sollte nicht übereilt und unbesonnen, sondern mit Bedacht geschehen, indem man einer höheren Führung folgt und immer die rechte Haltung bewahrt; denn andernfalls könnte die Kraft, die herabgezogen wird, zu stark sein für das dunkle und schwache Gerüst der [menschlichen] Natur. Doch damit zu beginnen, das niedere Unterbewusste zu öffnen und zu riskieren, dass all das Verdorbene oder Finstere in ihm sich erhebt, bedeutet, vom Weg abzukommen und sich Kummer zu bereiten. Zuerst sollte man sich bemühen, dass das höhere Mental und Vital stark, beständig und voller Licht und Frieden von oben werden; dann erst kann man mit größerer Sicherheit und einiger Aussicht auf eine schnelle und erfolgreiche Wandlung das Unterbewusste öffnen und sogar in es hinabtauchen.

Die Methode, sich von den Dingen durch anubhava [Erfahrung] zu befreien, kann ebenfalls gefährlich sein; denn auf diese Weise kann man sich leicht noch mehr verstricken, statt die Freiheit zu erreichen. Hinter dieser Methode stehen zwei wohlbekannte psychologische Motive. Eines davon, das Motiv der absichtlichen Erschöpfung, hat nur in einigen Fällen Berechtigung, besonders dann, wenn eine angeborene Neigung [des Wesens] sich zu sehr festgesetzt oder einen zu ausgeprägten Charakter hat, als dass man sich durch vicara [die intellektuelle Auseinandersetzung] oder durch Zurückweisung und Ersetzung durch die wahre Bewegung davon befreien könnte; wenn anubhava im Übermaß angewendet wird, muss der Sadhak manchmal sogar zur gewöhnlichen Tätigkeit des gewöhnlichen Lebens zurückkehren, um mit frischem Geist und frischer Willenskraft zur wahren Erfahrung zu gelangen, und dann, wenn das Hindernis ausgeräumt oder für die Ausmerzung reif ist, zum spirituellen Leben zurückkehren. Doch diese Methode des bewussten Nachgebens ist, wenngleich manchmal unvermeidlich, immer gefährlich. Sie hat nur dann Erfolg, wenn im Wesen ein sehr starker Wille zur Verwirklichung besteht; denn dann ruft dieses Nachgeben eine große Unzufriedenheit und Gegenwirkung hervor, vairagya [Abscheu vor der Welt], und der Wille zur Vervollkommnung kann in den widerstrebenden Teil der Natur herabgebracht werden.

Das andere Motiv für anubhava ist von allgemeinerer Anwendbarkeit; denn um etwas vom Wesen zurückweisen zu können, muss man sich dessen erst bewusst werden, die klare innere Erfahrung seiner Wirkungsweise haben und seinen tatsächlichen Platz unter den Tätigkeiten der [menschlichen] Natur entdecken. Dann kann man darauf einwirken und es ausräumen, wenn es eine völlig falsche Bewegung ist, oder umwandeln, wenn es nur die Entartung einer höheren und wahren Bewegung ist. Das oder ähnliches wird im System der Psychoanalyse auf unreife und falsche Weise mit rudimentärem und ungenügendem Wissen versucht. Die Methode, die niederen Bewegungen in das volle Licht des Bewusstseins zu heben, um sie kennenzulernen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, ist unvermeidlich; denn ohne das gibt es keine vollständige Wandlung. Wahrhaft erfolgreich kann es jedoch nur dann sein, wenn ein höheres Licht und eine höhere Kraft hinreichend am Werk sind, um früher oder später die Kraft der Veranlagung, die zur Wandlung dargeboten ist, zu überwinden. Viele wühlen unter dem Vorwand von anubhava nicht nur die feindliche Bewegung auf, sondern unterstützen sie auch durch ihre Zustimmung, statt sie zurückzuweisen; sie erfinden Ausflüchte, um sie fortzusetzen oder zu wiederholen, und fahren auf diese Weise fort, damit zu spielen, sich ihrer Wiederkehr hinzugeben, sie zu verewigen; später, wenn sie sich davon befreien wollen, hat sie sich derart festgesetzt, dass sie hilflos in ihrer Gewalt sind und nur ein furchtbarer Kampf oder ein Eingreifen der göttlichen Gnade sie befreien kann. Einige tun dies aus vitaler Verschrobenheit oder Perversion heraus, andere aus reiner Unwissenheit; aber sowohl im Yoga als auch im Leben wird Unwissenheit von der Natur nicht als rechtfertigende Entschuldigung akzeptiert. Diese Gefahr besteht immer, wenn man sich den unwissenden Teilen der Natur gegenüber falsch verhält; aber nichts ist unwissender, gefährlicher, unvernünftiger und hartnäckiger in seiner Wiederkehr als das niedere vitale Unterbewusste mit seinen Bewegungen. Es zur Erlangung von anubhava übereilt oder auf falsche Weise aufzurütteln, kann zur Folge haben, dass auch die bewussten Teile von seinem dunklen und schmutzigen Stoff überflutet und auf diese Weise das ganze Vital und selbst die mentale Natur vergiftet werden. Daher sollte man immer mit einer positiven und nicht mit einer negativen Erfahrung beginnen, indem man etwas von der göttlichen Natur – die Stille, das Licht, den Gleichmut, die Reinheit, die göttliche Stärke – in die zu verwandelnden Teile des bewussten Wesens herabbringt; erst wenn das zur Genüge geschehen und eine feste, positive Grundlage geschaffen ist, ist es ungefährlich, die verborgenen unterbewussten, feindlichen Elemente aufzurütteln, um sie durch die Stärke der göttlichen Stille, des Lichtes, der Kraft und des Wissens zu vernichten und auszurotten. Auch dann wird sich von selbst noch genug von dem niederen Stoff erheben, um dir so viel anubhava zu verschaffen, wie du zur Befreiung von den Hindernissen brauchst; dann aber kannst du dich mit ihnen wesentlich ungefährdeter und unter einer höheren inneren Führung auseinandersetzen.

Es fällt mir schwer, diese Psychoanalytiker überhaupt ernst zu nehmen, wenn sie versuchen, spirituelle Erfahrung im Flackern ihrer Fackellichter zu prüfen – dennoch sollte man es vielleicht tun, denn Halbwissen ist eine machtvolle Sache und kann ein großes Hindernis für das Hervortreten der reinen Wahrheit sein. Diese modernen Psychologen kommen mir sehr wie Kinder vor, die ein abgekürztes und nicht ausreichendes Alphabet erlernen und jubelnd ihr A-B-C des Unterbewussten mit dem geheimnisvollen Untergrund „Super-Ego“ vermischen und sich einbilden, dass ihr erstes Schulheft dunkler Anfänge (K-A-T-Z-E=Katze, B-A-U-M=Baum) der eigentliche Kern wahren Wissens sei. Sie blicken von unten nach oben und erklären die höheren Formen des Lichtes mit Hilfe der niederen Dunkelheit; aber die Grundlage dieser Dinge ist oben und nicht unten, upari budhna esam. Das Über-bewusste, nicht das Unterbewusste ist die wahre Grundlage der Dinge. Die Bedeutung des Lotos kann nicht ergründet werden, indem man die Geheimnisse des Schlammes analysiert, aus welchem er hier wächst; sein Geheimnis muss im himmlischen Urbild des Lotos gefunden werden, der ewig in dem Licht blüht, das über uns ist. Außerdem ist der Bereich, den die Psychologen sich ausgewählt haben, unergiebig, dunkel und begrenzt; du musst das Ganze kennen, bevor du das Detail kennen kannst, und das Höchste, bevor du das Niederste wahrhaft verstehen kannst. Dies ist die Verheißung einer höheren Psychologie, die auf ihre Stunde wartet und vor der dieses armselige Umhertappen dahinschwinden und im Nichts zerrinnen wird.

2. Abschnitt

Es gibt noch eine andere Ursache für die allgemeine Unfähigkeit zur Wandlung, die gegenwärtig den Sadhak belastet. Der Grund dafür ist, dass die Sadhana ganz allgemein, jetzt und schon seit langem, in das Unterbewusste herabgekommen ist; der Druck und der Ruf sollen die Wandlung in jenem Teil der Natur bewirken, der unmittelbar vom Unbewussten abhängig ist – die starren Gewohnheiten, die automatischen Bewegungen, die mechanischen Wiederholungen der Natur, die unwillkürlichen Reaktionen auf das Leben – von all dem, was zum festliegenden Charakter eines Menschen zu gehören scheint. Das muss geschehen, wenn es für die volle spirituelle Wandlung überhaupt eine Chance geben soll. Die (allgemeine und nicht individuelle) [Yoga-] Kraft ist am Werk, um das möglich zu machen; ihr Druck wirkt dahingehend – denn auf den anderen Ebenen wurde die Wandlung bereits ermöglicht (beachte aber, dass dies nicht für jedermann gilt). Das Unterbewusste dem Licht zu öffnen ist jedoch eine herkulische Aufgabe; die Wandlung auf anderen Ebenen ist viel leichter. Vorläufig hat diese Arbeit erst begonnen, und es überrascht nicht, dass sich in Dingen oder Menschen noch keine Veränderung erkennen lässt. Alles wird zu seiner Zeit kommen, aber nicht in Eile.

Was die Erfahrungen anbelangt, so ist es gut, wenn man sie hat; das Problem ist nur, dass sie die Natur nicht zu wandeln scheinen, sondern lediglich das Bewusstsein bereichern – selbst die Verwirklichung des Brahman [-Zustandes] auf der Mental-Ebene scheint die [menschliche] Natur beinahe dort zu lassen, wo sie ist – von wenigen Ausnahmen abgesehen. Aus diesem Grund bestehen wir auf der seelischen Umwandlung als dem vordringlichsten Erfordernis – denn sie ist es, die die Wandlung der Natur herbeiführt, und ihr hauptsächlichstes Hilfsmittel ist bhakti, Hingabe usw.

Dem sonnenhellen Pfad kann man nur dann folgen, wenn sich die Seele fortwährend oder meistenteils im Vordergrund befindet oder wenn man eine natürliche Haltung des Glaubens und der Hingabe hat oder seine Augen ständig auf die Sonne richtet oder wenn eine seelische Empfänglichkeit (zum Beispiel der Glaube, dass man für den spirituellen Weg bestimmt ist) besteht oder die seelische Wandlung vollzogen ist. Das heißt nicht, dass der sonnen-helle Mensch keine Schwierigkeiten hätte; er kann viele haben, aber er betrachtet sie heiter als etwas, das „zur täglichen Arbeit gehört“. Wenn er schlimme Prügel erhält, vermag er zu sagen: Nun, das war eine seltsame Sache, aber offensichtlich ist das Göttliche in seltsamer Stimmung, und wenn das seine Art ist, die Dinge zu tun, wird es wohl richtig sein. Ich selbst bin bestimmt ein noch seltsamerer Geselle, und es war vermutlich die einzige Möglichkeit, mich aufzuklären. Aber nicht jeder ist von diesem Schlag, und die Hingabe, die alles in Ordnung bringen würde, ist, wie du selbst sagst, schwierig zu vollziehen. Zumindest ist es schwierig, sie ganz zu vollziehen. Deshalb bestehen wir nicht auf einer sofortigen vollen Hingabe, sondern begnügen uns anfangs mit ein wenig und lassen das Übrige wachsen, so gut es geht.

Ich habe dir erklärt, warum so viele Menschen (nicht etwa alle) sich in diesem düsteren Zustand befinden, dumpf und verzweifelt. Es ist tamas, die Trägheit des Unbewussten, die sie ergriffen hat. Es ist aber auch das kleine physische Vital, das sich nur für die kleinen und trivialen Dinge des gewöhnlichen täglichen und geselligen Lebens interessiert und für nichts anderes. Früher, als die Sadhana auf den höheren Ebenen stattfand (Mental, höheres Vital), gab es viel Energie, Begeisterung und Interesse sowohl für die Belange der Ashram-Arbeit und des Ashram-Lebens als auch für ein inneres Leben; das physische Vital wurde in diesem Strom mitgetragen. Bei vielen aber hat das aufgehört; sie leben im unbefriedigten vitalen Physischen und finden alles hoffnungslos langweilig, düster, ohne Reiz oder Ausweg. In ihrem inneren Leben hat der tamas des Unbewussten ein Hindernis oder einen Engpass geschaffen, und sie finden keinen Weg, der sie herausführt. Wenn man den richtigen Zustand und die richtige Haltung bewahren kann, ein starkes Interesse an der Arbeit oder an der Sadhana zu finden vermag, klingt das ab. Darin [in obigem] besteht das Übel. Das Heilmittel ist, den richtigen Zustand zu bewahren und allmählich – oder, wenn man kann, auch schnell – das Licht des höheren Strebens ebenfalls in diesen Wesens-Teil zu bringen, damit auch er, ungeachtet aller Umweltbedingungen, das Gleichgewicht bewahre. Dann würde der sonnen-helle Pfad weniger unmöglich erscheinen.

Die außerordentliche Heftigkeit deiner Schwierigkeit wird durch den Yoga ausgelöst, der zum Grundgestein des Unbewussten vorgestoßen ist, welches sowohl im Einzelwesen als auch in der Welt die eigentliche Grundlage des Widerstandes ist gegenüber dem Sieg des Spirits und gegenüber dem Göttlichen Wirken, das zu diesem Sieg hinführt. Die Schwierigkeiten als solche sind von allgemeiner Art, sowohl im Ashram als auch in der äußeren Welt. Zweifel, Entmutigung, das Nachlassen oder der Verlust des Glaubens, das Verblassen des vitalen Enthusiasmus für das Ideal, Bestürzung sowie die Vereitlung der Hoffnung auf die Zukunft sind die allgemeinen Merkmale dieser Schwierigkeit. In der Welt draußen sind die Symptome viel schlimmer, wie die allgemeine Zunahme des Zynismus zeigt, die Ablehnung, überhaupt an etwas zu glauben, eine Abnahme der Ehrlichkeit, eine ungeheure Korruption, ein Beschäftigtsein mit Essen, Geld, Komfort, Vergnügen, die bis zur Ausschließung aller höheren Dinge führt, sowie die allgemeine Erwartung, dass immer schlimmere Dinge auf die Welt zukommen würden. All das, wie heftig es auch sein mag, ist eine vorübergehende Erscheinung, worauf jene vorbereitet waren, die nur irgend etwas vom Wirken der Weltenergie und vom Wirken des Spirits verstehen. Ich selbst habe vorhergesehen, dass es zum Schlimmsten kommen würde, zur Finsternis der Nacht vor der Dämmerung; ich habe deshalb nicht den Mut verloren. Ich weiß, dass sich etwas hinter der Finsternis vorbereitet und kann die ersten Zeichen seines Kommens erkennen und fühlen. Jene, die das Göttliche suchen, müssen in ihrem Suchen eine feste Beharrlichkeit bewahren; nach einer Weile wird die Finsternis abnehmen und zerrinnen, und das Licht wird kommen.

Ich weiß, dass dies für dich und jeden eine Zeit des Kummers ist. Das ist in der ganzen Welt so. Verwirrung, Sorge, Unordnung und Umsturz überall – das ist der allgemeine Zustand der Dinge. Die besseren Dinge, die kommen sollen, bereiten sich vor oder entwickeln sich unter einem Schleier, und die schlimmeren herrschen überall vor. Das einzige, was es zu tun gilt, ist durchzuhalten, bis die Stunde des Lichtes gekommen ist.

Ich fürchte, ich kann deinen Briefpartnern, die den gegenwärtigen Zustand der Dinge beklagen – wenigstens für den Augenblick –, nur schwachen Trost bieten. Die Dinge stehen schlecht und werden schlimmer, und jeden Moment kann es zum Schlimmsten kommen oder schlimmer als zum Schlimmsten – wenn das überhaupt möglich ist; und alles, wie paradox es auch sei, scheint in der gegenwärtigen in Unruhe versetzten Welt möglich zu sein. Das beste ist zu erkennen, dass all dies notwendig war, weil bestimmte Möglichkeiten hervortreten mussten, damit man sich davon befreie, wenn überhaupt eine neue und bessere Welt ins Dasein treten soll: es wäre nicht damit getan, es auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Es ist das gleiche wie im Yoga, wo die aktiven oder latenten Dinge im Wesen aktiv ins Licht hervorzutreten haben, so dass man sich damit auseinandersetzen oder sie hinaus stoßen kann oder wo sie aus dem gleichen läuternden Grund aus der Verborgenheit der Tiefen auftauchen müssen. Deine Briefpartner können sich auch bestimmt der Redewendung erinnern, dass die Nacht vor der Dämmerung am dunkelsten ist, dass aber die Dämmerung unausweichlich kommt. Sie dürfen jedoch nicht vergessen, dass die neue Welt, deren Kommen wir entgegensehen, nicht von der gleichen Beschaffenheit sein wird wie die alte, dass sie sich von ihr nicht nur in der Form unterscheidet und dass sie auf eine andere Weise kommen muss – von innen und nicht von außen; daher ist es das beste, sich nicht zu viel mit den bedauerlichen Dingen, die draußen geschehen, zu beschäftigen, sondern selbst innerlich zu wachsen, damit man bereit werde für die neue Welt, welche Gestalt auch immer sie annehmen wird.

Bleibe fest in der Finsternis; das Licht ist da und wird siegen.

  1. 6. Die Schwierigkeiten des Pfades
  2. 7. Der Widerstand der feindlichen Kräfte
  3. ANHANG
  4. Zu den Briefen Sri Aurobindos - Elisabeth Beck

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