Zu einem Individuum werden
Mutter, du hast einmal gesagt, dass man zuerst zu einem Individuum werden muss, bevor man sich mit dem Göttlichen identifizieren kann.
Ja, genau das ist es. Ihr seid in der Phase eurer Entwicklung, in der man zu einem Individuum wird. Und so lange man in dieser Phase ist, muss man warten, bis sie vorbei ist, das heißt, bis man zu einem bewussten Individuum geworden ist. Das bedeutet es.
Mutter, du sagtest, dass es nur sehr wenige Menschen gibt, die wirklich bewusst sind, vielleicht nur einer in einer Million.
Oh, wenn du die Menschheit als Gesamtheit nimmst, dann bestimmt! Und die große Masse der Menschheit wird nie zu einem Individuum werden, sie wird immer eine amorphe Masse bleiben, in der alle vermischt sind; so (sie macht eine Geste mit den Händen). Ein Individuum zu werden bedeutet, wie Sri Aurobindo es nennt, ein wirklich mentaler, denkender Mensch zu werden. Also, wenn ihr das Buch „Zyklus der menschlichen Entwicklung“ (The Human Cycle) lest, wird euch klar werden, dass es schon nicht einfach ist, ein wahrhaftig reflektierender Mensch zu werden, der für sich selbst denkt, der frei von allen äußeren Einflüssen ist, der eine Individualität besitzt und seine eigene Verwirklichung erschafft, in der er sich ausdrückt; selbst das ist nicht leicht.
Aber durch eine Art Gnade kann es geschehen, dass jemand plötzlich die Erfahrung von seinem psychischen Wesen hat, die ihm alle Türen öffnet, sogar bevor er zu einem Individuum geworden ist, wenn er eine innere Sehnsucht in sich trägt, wenn er das Bedürfnis fühlt, zu etwas Größerem in sich selbst zu erwachen, zu etwas Besserem in sich selbst, wenn er spürt, wie klein dieses Individuum ist, und etwas in ihm wirklich nach etwas außerhalb der gewöhnlichen Begrenzungen sucht. Später schließen sich diese Türen wieder, aber wenn sie sich einmal geöffnet haben, wird man diese Erfahrung seines inneren psychischen Wesens niemals vergessen. Die Erinnerung daran bleibt sehr lebhaft bestehen…
DIE MUTTER, CWM 6:333

Süße Mutter, warum hängen wir so an unserem Ego?
Wie ich gerade eben gesagt habe, weil wir es wahrscheinlich immer noch sehr brauchen, nicht wahr? Um zu einem bewussten, individualisierten Wesen zu werden, braucht man sein Ego; darum ist es da. Erst wenn man seine eigene Individualität genügend verwirklicht hat und zu einem bewussten, unabhängigen Wesen mit seiner eigenen Verwirklichung geworden ist, braucht man kein Ego mehr. Und zu diesem Zeitpunkt kann man die Anstrengung unternehmen, es los zu werden. Unglücklicherweise haben aber die meisten Menschen, sobald sie zu einem wirklichen Individuum geworden sind, so ein starkes Gefühl ihrer eigenen Wichtigkeit und ihrer eigenen Fähigkeit entwickelt, dass sie überhaupt nicht mehr daran denken, ihr Ego loszuwerden. Aber das ist natürlich etwas anderes.
Hier bei uns (im Ashram) lasse ich euch nicht einschlafen, sondern ich erinnere euch von Zeit zu Zeit an die wahre Sache. Aber ihr seid alle noch sehr jung, seht ihr, und man braucht einige Jahre, Jahre intensiver innerer Entwicklung, um ein Mensch zu werden, der für sich selbst denkt, der sich seines Willens bewusst ist und seine eigene Natur kennt und den Sinn und Zweck seines Daseins, unabhängig von der Masse der Menschen. Dazu ist eine gewisse Zeit notwendig. Einige Kinder beginnen damit, wenn sie noch sehr klein sind. Wenn man sehr jung anfängt, kann man mit zwanzig Jahren schon sehr gut entwickelt sein. Aber du musst damit in frühem Alter anfangen, bewusst, sehr bewusst: du musst alles beobachten was in dir vor sich geht, deine Gedanken und Gefühle und Motive und deine Beziehungen zu anderen Menschen, um genau den Grad deiner Unabhängigkeit, deiner realen Individualität festzustellen. Mit dieser Beobachtung deiner selbst kannst du erkennen, wo deine Impulse und andere Motivationen herkommen, ob sie als Ansteckung von außen in dich einströmen oder aus dir selbst entspringen. Ein sehr grundlegendes Studium all der Vorgänge in einem selbst ist einfach nötig, damit es einem gelingt, aus sich ein Wesen herauszukristallisieren, das ein wenig bewusst ist, ein wenig bewusst. Aber wenn du sozusagen fließend lebst, wenn du nicht einmal weißt, was in dir selbst geschieht, und nur vage Eindrücke davon hast und dich unter hundert Malen mindestens neunundneunzig Mal fragst: „Warum habe ich so gedacht? Warum habe ich so gefühlt?“ oder sogar: „Warum habe ich so gehandelt?“, dann ist die Antwort fast immer gleich: „Ich weiß es nicht. Es ist so passiert. Das ist alles.“ Das bedeutet, dass man sich seiner selbst überhaupt nicht bewusst ist.
Wenn du mit Anderen zusammen bist, kannst du dann sagen, was von ihnen und was von dir selbst kommt? In welchem Ausmaß ihre Art zu sein, ihre besonderen Eigenheiten auf dich einwirken? Ihr seid euch dessen gar nicht bewusst. Ihr lebt in einer Art „ungefähr“ Bewusstsein, halb wach und halb schlafend, in einem sehr vagen Zustand, in dem ihr nach den Dingen greifen müsst, um etwas von ihnen mitzubekommen. Aber habt ihr eine klare, genaue, deutliche Wahrnehmung, was in euch vorgeht und warum? Und von den Vibrationen, die von außen zu euch kommen, und denen, die aus euch selbst entstehen? Und dann, noch einmal: was kann von Anderen kommen und all das ändern und dem Ganzen eine neue Orientierung geben? Ihr lebt in einer Art nebliger Flüssigkeit, gewisse kleine Dinge kristallisieren sich plötzlich in eurem Bewusstsein, ihr habt sie gerade für einen Moment erfasst: sie sind gerade mal klar genug für einen Moment, als ob da ein Projektor wäre, und die Dinge auf einer Leinwand passieren und nur für eine Sekunde klar sind: im nächsten Augenblick ist alles wieder verschwommen und ungenau, aber ihr bemerkt es nicht, weil ihr euch nicht die Frage danach stellt, weil ihr einfach so vor euch hin lebt. Etwas hört auf, etwas fängt an, etwas endet hier, das ist alles. Ihr lebt und handelt von Tag zu Tag, von Minute zu Minute, ihr nehmt es so hin.
DIE MUTTER, CWM 6:334

Was bedeutet: „Ego“?
Ich denke, dass es das Ego ist, das jeden Menschen zu einem unterscheidbaren Wesen macht. Es ist das Ego, das einem das Gefühl gibt, eine Person zu sein, die sich von anderen unterscheidet. Es ist sicherlich das Ego, das einem den „Ich“ Sinn verleiht, „Ich bin“, „Ich will“, „Ich mache“, „Ich existiere“, sowie das berühmte Zitat: „Ich denke, also bin ich“ – was, es tut mir leid, eine Dummheit ist – immerhin ist es eine berühmte Dummheit – gut, auch das ist das Ego. Das, was dir den Eindruck vermittelt, dass du Manoj bist, ist das Ego, und dass du vollkommen von diesem und jenem anderen verschieden bist. Es hindert deinen Körper daran, einfach wegzuschmelzen, sich in einer allgemeinen Masse von körperlichen Einflüssen aufzulösen. Es ist tatsächlich das Ego, das dir eine bestimmte Form verleiht, einen bestimmten Charakter, ein separates Bewusstsein, die Wahrnehmung, dass du für dich selbst existierst, unabhängig von allen anderen. Wenn man nicht weiter darüber nachdenkt, hat man spontan das Gefühl, dass man noch da wäre, dass man das bleiben würde, was man ist, selbst wenn die Welt verschwinden würde. Es ist natürlich das Super-Ego, das so denkt. Sicherlich, im Hinblick auf die mentale und gefühlsmäßige Entwicklung, würde man wieder in einer amorphen Masse aufgehen, wenn man sein Ego zu früh verlieren würde. Das Ego ist sicherlich das Instrument zur Individualisierung des Wesens, das heißt, bis man ein individuelles Wesen entwickelt hat, das in sich selbst begründet ist, ist das Ego ein absolut wichtiger Faktor. Wenn man die Macht hätte, sein Ego vorzeitig abzuschaffen, würde man seine Individualität verlieren. Aber wenn diese Individualität einmal gebildet ist, wird das Ego nicht nur überflüssig, sondern es wird schädlich. Erst dann kommt der Zeitpunkt, wenn es abgeschafft werden muss. Aber natürlich, weil es sich soviel Arbeit damit gemacht hat, dich zu formen, gibt es diese Aufgabe nicht so leicht auf und es fordert die Früchte seiner Arbeit, was bedeutet, dass es sich seiner Individualität erfreuen will.
DIE MUTTER, CWM 7:12

Deshalb ist der Weg sehr sehr lang, bis man zu dem Punkt kommt, an dem man sein Ego mit dem Göttlichen vereinigen kann.
Sein Ego dem Göttlichen übergeben! Aber man kann sein Ego anfänglich nicht mit dem Göttlichen vereinen, weil man nicht vollständig individualisiert ist. Weißt du, was es heißt, vollständig individualisiert zu sein? Fähig, allen äußeren Einflüssen zu widerstehen?
Vor einigen Tagen erhielt ich einen Brief von jemanden, in dem er schrieb, dass er sehr zögern würde, normale Literatur wie Dramen oder Novellen zu lesen, weil seine Natur eine fast unüberwindliche Neigung dazu hätte, die Eindrücke der beschriebenen Charaktere dieser Bücher in sich aufzunehmen, und er damit anfangen würde, die Gedanken und Gefühle dieser Charaktere, die Natur dieser Personen zu leben. Es gibt sehr viel mehr Menschen, die so sind, als man denkt. Sie lesen ein Buch und während sie es lesen, fühlen sie alle möglichen Arten von Emotionen, von Gedanken, Wünschen, Absichten, Plänen, sogar Idealen in sich aufkommen. Sie sind einfach von dem Buch absorbiert. Sie sind sich dessen nicht einmal bewusst, denn mindestens neunundneunzig Teile des Charakters eines Individuums ist aus weicher Butter gemacht – nicht essbarer natürlich… auf die der Druck eines Daumens einen Eindruck hinterlässt.
So, alles ist letztendlich wie ein „Daumen“, der sich einprägt: ein Gedanke, den jemand äußert, ein gelesener Satz, ein Objekt, das man betrachtet, eine Beobachtung dessen, was ein anderer macht und auch der Wille des Nachbarn. Und alle diese unterschiedlichen Ausdrücke des Willens… wisst ihr, wenn man sie sieht, sind sie alle so miteinander vermischt (Mutter überkreuzt ihre Finger), jeder von ihnen versucht, für sich die Oberhand über andere zu gewinnen, und dadurch verursachen sie eine Art ständigen Konflikt innerhalb und außerhalb einer Person…
Sie bewegen sich von außen in die Leute herein und aus ihnen heraus, so wie elektrische Ströme, seht ihr. Man ist sich dessen überhaupt nicht bewusst, es ist ein andauernder Konflikt verschiedener Einflüsse von Willensrichtungen, die versuchen, sich durch die Person auszudrücken, und die stärkste wird gewinnen. Aber da es viele sind und man allein gegen eine große Anzahl von ihnen kämpfen muss, ist es nicht einfach.
So wird man wie ein Korken auf den Wellen hin und her geworfen… Heute will man dies und morgen will man das, in diesem Moment wird man von einer Sache in eine Richtung gedrängt, im nächsten in eine andere, gerade erhebt man sein Gesicht zum Himmel, (Mutter macht eine Bewegung) dann fällt man in ein tiefes Loch! Das ist das Leben, das man führt!
Zuerst muss man ein bewusstes, gut entwickeltes, individualisiertes Wesen werden, das in sich selbst und durch sich selbst existiert, unabhängig von seiner ganzen Umgebung, jemand, der alles hören kann, alles lesen kann, alles sehen kann, ohne davon beeinflusst zu werden. Man empfängt von außen nur das, was man empfangen möchte, man lehnt automatisch alles ab, was nicht mit seinen Plänen übereinstimmt, und nichts kann einen Eindruck hinterlassen, außer man stimmt zu, diesen Eindruck aufzunehmen. Dann fängt man an, sich zu seiner Individualität zu entwickeln! Wenn man sie so entfaltet hat, kann man damit beginnen, sie dem Göttlichen anzubieten.
Denn wenn man etwas nicht besitzt, kann man es nicht schenken. Zuerst muss man sein, als Individuum bestehen, dann erst kann man sich selbst geben. Solange man nicht sich selbst lebt, kann man nichts geben. Damit das trennende Ego verschwindet, wie du sagst, muss man fähig sein, sich selbst völlig an das Göttliche zu übergeben, vollkommen, ohne Vorbehalt. Und um sich selbst zu geben, muss man zuerst eine Individualität gebildet haben.
Wenn dein Körper nicht die starre Form hätte – denn sie ist ziemlich hart, nicht wahr, wenn du nicht so eine feste Haut hättest, wenn du äußerlich das Spiegelbild dessen wärest, was du auf den vitalen und mentalen Ebenen darstellst, wäre das schlimmer als ein Tintenfisch zu sein! Alles würde miteinander verschmelzen…
Oh, was für ein Durcheinander wäre das! Deshalb war es am Anfang der Schöpfung nötig, ihr eine feste Form zu geben. Später beklagen wir uns darüber. Wir sagen: „Das Körperliche ist festgelegt, es ist ein Ärgernis, ihm fehlt die Formbarkeit, ihm fehlt die Geschmeidigkeit, ihm fehlt das Fließende, das es uns ermöglicht würde, in das Göttliche überzugehen.“ Aber das war unbedingt notwendig (in der Evolution), denn ohne das… wenn du einfach aus deinem Körper hinausgehen könntest (die meisten von euch können es nicht, weil das vitale Wesen in euch kaum mehr individualisiert ist als das körperliche), wenn du aus deinem Körper hinausgehen und in die vitale Welt kommen könntest, würdest du sehen, dass sich dort alle Dinge miteinander vermischen, sie sind gemixt, sie sind uneins und alle möglichen Arten von Schwingungen und Strömungen von Kräften kommen und gehen, kämpfen sich durch und versuchen, sich gegenseitig zu zerstören, ergreifen voneinander Besitz, saugen sich gegenseitig auf, werfen sich gegenseitig (aus dieser Ebene) hinaus… und so geht es in einem fort.
Aber es ist sehr schwierig, eine wirkliche Persönlichkeit in all dem zu finden. Auf dieser vitalen Ebene setzt sich alles aus Kräften, Bewegungen, Wünschen und Schwingungen zusammen.
Es gibt dort auch individuelle Einzelwesen und Persönlichkeiten, aber die bestehen aus mächtigen Kräften! Menschen, die sich in dieser vitalen Welt individualisiert haben, sind entweder Helden oder Teufel!
Und nun zu dem, was den Verstand betrifft… (Schweigen). Wenn du dir nur allein deines körperlichen Verstandes bewusst wirst… manche Leute haben ihn als einen öffentlichen Marktplatz bezeichnet, denn alle Gedanken gehen zu ihm, durchstreifen ihn, ziehen vorüber und kommen wieder zu ihm zurück… Alle Ideen strömen zu ihm, sie kommen an einer Stelle hinein und gehen an einer anderen hinaus, einige befinden sich hier, andere dort, es ist ein öffentlicher Platz, der nicht sehr gut organisiert ist, denn normalerweise treffen sich Ideen hier, prallen aufeinander und stürzen einander um, es gibt dort alle möglichen Unfälle. Bis man sich dann bewusst wird: „Was kann ich eigentlich meinen Verstand nennen? Was genau ist mein Verstand?“
Oh, man braucht Jahre sehr aufmerksamer, sehr sorgfältiger, sehr vernünftiger, sehr zusammenhängender Arbeit einer Organisation, einer Auswahl und eines konstruktiven Aufbaus von Gedanken, um einfach nur diese kleine Angelegenheit herauszuarbeiten: die eigene Art zu denken.
Man denkt, man hätte seine eigene Art zu denken, aber das ist überhaupt nicht so! Denn die eigene Denkweise ist vollkommen abhängig von den Leuten, mit denen man sich unterhält, oder von den Büchern, die man gelesen hat, oder von der Stimmung, in der man sich gerade befindet. Sie ist abhängig davon, ob du eine gute oder eine schlechte Verdauung hast, sie hängt davon ab, ob du in einem Zimmer mit schlechter Belüftung eingeschlossen bist oder ob du dich im Freien befindest, ob du eine schöne Landschaft vor dir siehst, ob die Sonne scheint oder ob es regnet. Du bist dir dessen nicht bewusst, aber du denkst alles Mögliche, eine Menge Dinge, die nichts mit dir zu tun haben!
Damit aus diesem Zustand koordinierte zusammenhängende, logische Gedankengänge werden, ist eine lange, gründliche Arbeit notwendig. Und das Beste daran ist, wenn es dir gelungen ist, eine sehr gut ausgebildete, sehr starke, sehr aussagekräftige Denkfähigkeit zu entwickeln, ist das Erste, was man dir sagt: „Du musst aufhören zu denken, damit du dich innerlich mit dem Göttlichen vereinen kannst.“ Aber solange du dein Denken nicht entwickelt hast, kannst du dich nicht mit dem Göttlichen verbinden, weil du nichts zu geben hast, außer einer Menge von Gedanken, die nicht aus dir selbst entstehen. Man muss zuerst in sich selbst existieren, um sich selbst geben zu können. Ich wiederhole hiermit, was ich schon vor einer Weile zu euch gesagt habe.
DIE MUTTER, CWM 6:256

All das… sage ich nicht, um euch damit zu überfordern sondern um euch zu sagen, dass man zuerst ein wenig wissen muss, wer man ist, bevor man davon redet mit dem Göttlichen zu verschmelzen. Das Ego ist da. Seine Notwendigkeit besteht darin, dass ihr bewusste, eigenständige, individualisierte Wesen werdet – ich meine im Sinne von unabhängig – und dass ihr nicht der öffentliche Marktplatz seid, auf dem alles durcheinander geht, sodass ihr in euch selbst existieren könnt. Deshalb gibt es ein Ego. So ist es, deshalb hat man eben auch eine Haut (um abgegrenzt zu sein von den Kräften der vitalen Ebene), obwohl eigentlich sogar physische Kräfte durch die Haut hindurchgehen können. Es gibt eine Schwingung, die eine bestimmte Reichweite hat. Und doch, es ist die Haut, die unsere Körper daran hindert, ineinander überzugehen. Und alles andere muss auch so sein.
(Nach einer Weile der Stille) Und dann später übergibt man all das dem Göttlichen. Dafür braucht man Jahre der Arbeit.
Du musst dir nicht nur deiner selbst bewusst werden, aller Details in dir selbst, sondern du musst das, was du „dich selbst“ nennst, an der inneren Orientierung deines psychischen Wesens ausrichten, des göttlichen Zentrums in deinem Wesen, und dich selbst darum herum organisieren, um zu einem einzigen, zusammenhängenden, voll bewussten Wesen zu werden. Weil das göttliche Zentrum in dir schon von sich aus gänzlich dem Göttlichen geweiht ist (Mutter macht eine Geste der Hingabe), wird alles dem Göttlichen geweiht sein, wenn sich alles in dir selbst harmonisch darum herum anordnet. Wenn das Göttliche dann findet, dass der richtige Moment da ist, dass die Zeit gekommen ist und die Arbeit der Individualisierung beendet ist, dann gibt dir das Göttliche die Erlaubnis, dass du dein Ego in ihm aufgehen lässt und von da an nur für das Göttliche zu leben.
Aber es ist das Göttliche, das diese Entscheidung trifft. Du musst zuerst all diese Arbeit gemacht haben, musst zu einem bewussten Wesen geworden sein, das sich einzig und ausschließlich zum Göttlichen hin ausrichtet und von Ihm angeleitet wird. Und sogar danach gibt es immer noch das Ego, denn das Ego dient dazu, aus dir ein Individuum zu machen. Aber wenn diese Arbeit einmal vollkommen abgeschlossen und perfekt ist, dann kannst in diesem Moment zum Göttlichen sagen: „Hier bin ich, ich bin bereit. Möchtest du mich?“ Und das Göttliche antwortet gewöhnlich: „Ja.“ Dann ist alles getan, die Aufgabe ist erfüllt. Dann wirst du zu einem wirklichen Instrument der göttlichen Arbeit. Aber zuerst muss das Instrument dafür geschaffen werden.
DIE MUTTER, CWM 6:260

Süße Mutter, wann wird aus dem Ego ein Instrument?
Wenn es reif genug ist, um zu einem Werkzeug zu werden.
Wie geschieht das?
Wie das geschieht?… In jedem Menschen passiert es, glaube ich, auf eine andere Art und Weise. Es kann ganz plötzlich passieren, innerhalb eines Augenblicks, durch eine Art innerer Umkehr; es kann Jahre dauern; es kann Jahrhunderte dauern; es kann einige Leben lang dauern. Für jeden gibt es einen Moment, in dem das geschieht: wenn er dazu bereit ist.
Und ich denke, dass man dazu bereit ist, wenn man vollständig entwickelt ist. Der Sinn der Existenz des Egos ist die Bildung der Individualität. Wenn das Individuum bereit ist, kann das Ego verschwinden. Aber vorher wird es nicht verschwinden, weil es noch Aufgaben zu erfüllen hat.
DIE MUTTER, CWM 7:360
