DAS WACHSEN DES BEWUSSTSEINS: MITTEL UND METHODEN

Vielerlei Methoden

Was ist der Unterschied zwischen mechanischen, religiösen und psychologischen Methoden? Religiöse Methoden sind jene, die sich die verschiedenen Religionen zu eigen gemacht haben. Nicht viele Religionen sprechen von der inneren Wahrheit; für sie ist es mehr eine Sache, mit ihrem Gott in Kontakt zu kommen. Himmel und Hölle: so ungefähr kann man es ausdrücken …6

Psychologische Methoden sind solche, die sich mit Bewusstseinszuständen befassen, die das innere Selbst zu verwirklichen suchen, indem sie sich von aller Aktivität zurückziehen und versuchen, bewusste innere Bedingungen der Loslösung zu schaffen, der Selbstversunkenheit, der Konzentration, der höheren Realität, der Ablösung von allen äußeren Regungen usw. Eine psychologische Methode ist eine, die auf Gedanken, Gefühle und Tätigkeiten einwirkt. Mechanische Methoden sind jene, die auf rein mechanischen Mitteln gründen – man kann von ihnen profitieren, indem man sie auf bestimmte Weise benützt. Nimm die Atemkontrolle zum Beispiel – sie wirkt mehr oder weniger mechanisch, es wird jedoch manchmal empfohlen, sie mit einer Konzentration der Gedanken zu verbinden, ein [bestimmtes] Wort zu wiederholen, wie in Vivekanandas Lehre. Das führt bis zu einem bestimmten Punkt, doch dann verblasst es. Die Versuche der Menschen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten waren individuell mehr oder weniger erfolgreich, haben aber niemals zu einem kollektiven Ergebnis geführt.

Die psychologische Methode ist weit schwieriger, doch weit wirkungsvoller; durch deine Handlungsweise in einem Zustand inneren Willens zu sein, um nichts anderes auszudrücken als die Wahrheit deines Wesens, und alles von dieser Wahrheit abhängig zu machen. Wenn du natürlich nichts tust, ist es einfacher, es ist aber auch einfacher, dich selbst zu täuschen. Wenn du dich in Einsamkeit hinsetzt, in völliger Isolierung, weit entfernt von allem, und dich mit mehr oder weniger nachsichtigen Augen prüfst, magst du zu der Ansicht gelangen, dass du etwas Wunderbares verwirklichst. Doch wenn du dich in jeder Minute deines Lebens prüfst, wenn du Gelegenheit hast, deine Unvollkommenheiten wahrzunehmen, deine Schwächen, deine kleinen Regungen von Böswilligkeit, hundert Mal am Tag, verlierst du bald die Illusion …7 und daher sind deine Bemühungen aufrichtiger.

DIE MUTTER

Das Wachsen aus dem gewöhnlichen Mental in das spirituelle Bewusstsein kann entweder durch Meditation erfolgen, durch hingebungsvolle Arbeit, oder durch bhakti für das Göttliche.

SRI AUROBINDO

Das Ziel der Sadhana ist das Sich-Öffnen des Bewusstseins gegenüber dem Göttlichen, und die Wandlung der Natur. Meditation oder Kontemplation ist ein Mittel hierfür, doch nur eines; bhakti ist ein anderes; Arbeit ist wiederum ein anderes.

SRI AUROBINDO

Arbeit, bhakti und Meditation sind die drei Stützen des Yoga. Man kann alle drei, oder nur zwei oder nur eines ausüben. Es gibt Menschen, die in der festgelegten Weise nicht meditieren können, doch mit Hilfe von Arbeit oder bhakti oder beiden vorankommen. Durch Arbeit und bhakti kann man ein Bewusstsein entwickeln, in dem zu gegebener Zeit eine natürliche Meditation und Verwirklichung möglich werden.

SRI AUROBINDO

Meditation

Zwei Worte werden im Englischen für den indischen Begriff des dhyana gebraucht: „Meditation“ und „Kontemplation.“ Meditation bedeutet eigentlich die Konzentration des Mentals auf einen bestimmten Gedankengang, der ein bestimmtes Thema ausarbeitet. Kontemplation bedeutet, mental ein bestimmtes Objekt zu betrachten, ein Bildnis, eine Idee, so dass sich im Mental durch die Kraft der Konzentration auf natürliche Weise das Wissen über das Objekt, das Bildnis oder die Idee bildet. Beides sind Formen von dhyana, denn das Prinzip des dhyana ist mentale Konzentration, sei es der Gedanken, der Schau oder des Wissens.

Es gibt andere Formen von dhyana. Vivekananda empfiehlt dir in einem Textabschnitt, von den Gedanken zurückzustehen, sie in deinem Mental nach ihrem Belieben treiben zu lassen und sie lediglich zu beobachten, um zu erkennen, von welcher Art sie sind. Man könnte es Konzentration auf die Selbstbeobachtung nennen.

Dies führt zu einer anderen Form, dem Freimachen des Mentals von allen Gedanken, was eine Art reiner, aufmerksamer Leere zurücklässt, in die das Göttliche Wissen kommen und sich einprägen kann, ungestört von den niedrigeren Gedankengängen des gewöhnlichen menschlichen Mentals und mit der Klarheit einer weißen Kreideschrift auf einer schwarzen Tafel. Du wirst feststellen, dass die Gita von dieser Zurückweisung allen mentalen Denkens als einer der Methoden des Yoga spricht und diese Methode sogar zu bevorzugen scheint. Man könnte sie den dhyana der Befreiung nennen, da sie das Mental von der Versklavung an den mechanischen Denkprozess befreit und ihm anheimstellt, zu denken oder nicht zu denken, wann und wie es ihm beliebt, oder aber seine eigenen Gedanken zu wählen, oder das Denken zu überschreiten und zur reinen Wahrnehmung der Wahrheit zu gelangen, die in unserer Philosophie vijnana genannt wird.

Meditation ist der leichteste Vorgang für das menschliche Mental, doch in seinen Ergebnissen am begrenztesten. Kontemplation ist schwieriger, doch größer; die Selbstbeobachtung und Befreiung von den Fesseln des Denkens ist das Schwierigste von allem, jedoch in seinem Ergebnis am weitesten und größten. Man kann irgendeine dieser Formen wählen, entsprechend der eigenen Neigung und Fähigkeit. Die vollkommene Methode ist, sie alle zu gebrauchen, jede am ihrem Ort und zu ihrem Zweck; hierzu wäre aber ein gefestigter Glaube, eine gefestigte Geduld und eine große Willenskraft in der Anwendung des Yoga vonnöten.

SRI AUROBINDO

Innere und äußere höchst wesentliche Voraussetzungen für die Meditation

Es gibt keine wesentlichen äußeren Voraussetzungen, doch sind sowohl Einsamkeit und Abgeschlossenheit während der Meditation als auch die Stille des Körpers hilfreich und für den Anfänger nahezu unumgänglich. Man sollte aber durch äußere Voraussetzungen nicht gebunden sein. Hat sich einmal die Gewohnheit der Meditation geformt, sollte es möglich sein, sie unter allen Voraussetzungen durchzuführen, liegend, sitzend, gehend, allein, in Gesellschaft, in der Stille oder inmitten des Lärms usw.

Die erste erforderliche innere Voraussetzung ist die Konzentration des Willens gegen die Hindernisse der Meditation, zum Beispiel das Umherschweifen des Mentals, die Vergesslichkeit, Schlaf, physische und nervöse Ungeduld, Rastlosigkeit usw.

Die zweite Voraussetzung ist eine wachsende Reinheit und Ruhe des innere Bewusstseins (citta), aus dem sich Gedanken und Gefühle erheben, das heißt, die Befreiung von allen störenden Reaktionen, wie Ärger, Schmerz, Niedergeschlagenheit, Besorgnis über weltliche Ereignisse usw.… Mentale Vollkommenheit und Moral sind immer eng miteinander verbunden.

SRI AUROBINDO

Die sitzende, reglose Haltung ist die natürliche Stellung für die konzentrierte Meditation – Gehen und Stehen sind aktive Zustände. Erst wenn man die dauernde Ruhe und Passivität des Bewusstseins erlangt hat, wird es leicht, sich während des Gehens oder einer Tätigkeit zu konzentrieren und zu empfangen. Ein grundlegend passiver, in sich konzentrierter Bewusstseinszustand ist die richtige Haltung für die Konzentration, und hierfür ist eine gesammelte Reglosigkeit des sitzenden Körpers die beste Stellung. Die Konzentration kann auch im Liegen stattfinden, doch ist diese Stellung zu passiv und führt eher zur Trägheit als zur Sammlung. Das ist der Grund, warum die Yogis immer in einer asana-Stellung sitzen. Man kann sich daran gewöhnen, während des Gehens, Stehens und Liegens zu meditieren, doch zu sitzen ist die beste natürliche Stellung.

SRI AUROBINDO

Was meint Sri Aurobindo mit einer „selbst-dynamisierenden Meditation“?

Es ist eine Meditation, die die Kraft hat, dein Wesen umzuwandeln. Es ist eine Meditation, die dich Fortschritte machen lässt, im Gegensatz zur statischen Meditation, die reglos ist und verhältnismäßig träge, und die nichts in deinem Bewusstsein ändert oder in deiner Art zu sein. Eine dynamische Meditation ist eine Meditation der Umwandlung.

Im allgemeinen haben die Menschen keine dynamische Meditation. Wenn sie zu meditieren beginnen – oder zumindest das, was sie Meditation nennen – treten sie in eine Art Reglosigkeit ein, in der sich nichts bewegt, und sie gehen daraus hervor, genauso wie sie hineingingen, ohne irgendeine Veränderung, weder in ihrem Wesen noch in ihrem Bewusstsein. Und je regloser sie ist [die Meditation], um so glücklicher sind sie. Sie können auf diese Weise Ewigkeiten meditieren, und es würde nichts verändern, weder im Universum noch in ihnen selbst. Daher spricht Sri Aurobindo von einer dynamischen Meditation, die genau das Gegenteil davon ist. Es ist eine umwandelnde Meditation.

Wie geht sie vor sich? Auf andere Weise?

Ich denke, es ist das Streben, das anders sein sollte, die Einstellung sollte anders sein. „Andere Weise“ – was meinst du mit „Weise“, (lachend) die Weise zu sitzen? … Nein, das nicht? Die innere Art und Weise?

Ja.

Aber sie ist für jeden anders.

Ich glaube, das Wichtigste ist zu wissen, warum man meditiert; das ist es, was der Meditation Qualität verleiht und sie der einen oder anderen Ordnung angehören lässt.

Du kannst meditieren, um dich der göttlichen Kraft zu öffnen, du kannst meditieren, um das gewöhnliche Bewusstsein zurückzuweisen, du kannst meditieren, um in die Tiefen deines Wesens einzutreten, du kannst meditieren, um zu lernen, dich integral zu geben; du kannst aller möglichen Dinge wegen meditieren. Du kannst meditieren, um in Frieden und Ruhe und Stille einzutreten – das ist es, was die Menschen im allgemeinen tun, doch ohne viel Erfolg. Du kannst aber auch meditieren, um die Kraft der Umwandlung zu empfangen, um die umzuwandelnden Punkte zu entdecken, um die Linie des Fortschritts abzustecken. Und dann kannst du auch aus durchaus praktischen Gründen meditieren: wenn du eine Schwierigkeit zu bewältigen hast, eine Lösung finden musst, wenn du bei der einen oder anderen Tätigkeit Hilfe erhalten willst. Auch deshalb kannst du meditieren.

Ich denke, jeder hat seine eigene Art und Weise der Meditation. Wenn man aber will, dass die Meditation dynamisch ist, muss man nach Fortschritt streben und die Meditation muss den Zweck haben, dieses Streben nach Fortschritt zu fördern und es zu erfüllen. Dann wird es dynamisch.

DIE MUTTER

Man kann die Sadhana ausüben, ohne festgelegte Stunden der Meditation zu haben.

SRI AUROBINDO

Konzentration ist ein ,Zusammensammeln‘ des Bewusstseins, um es entweder an einem Punkt zu zentrieren oder einem bestimmten Objekt zuzuwenden, zum Beispiel dem Göttlichen; es kann ebenfalls ein gesammelter Zustand im gesamten Wesen bestehen, und nicht nur an einem Punkt. In der Meditation ist es nicht unerlässlich, sich derart zu sammeln, man verharrt vielmehr mit ruhigem Mental, denkt an etwas Bestimmtes oder beobachtet, was in das Bewusstsein eintritt, und setzt sich damit auseinander.

SRI AUROBINDO

Konzentration bedeutet, in einem bestimmten Zustand das Bewusstsein auf einen Ort oder ein Objekt zu lenken. Meditation kann weitschweifig sein, indem man zum Beispiel über das Göttliche nachdenkt, Eindrücke empfängt und beurteilt, indem man beobachtet, was in der menschlichen Natur vor sich geht, und innerlich darauf einwirkt usw.

SRI AUROBINDO

Meist ist das Bewusstsein überall ausgebreitet, es ist zerstreut und bewegt sich in diese oder jene Richtung auf der Suche nach Gegenständen und Objekten mannigfacher Art. Wenn irgend etwas Dauerhaftes geschehen soll, muss als erstes dieses ganze verstreute Bewusstsein zurückgezogen und konzentriert werden. Es ist dann gleichsam dazu gezwungen, auf einem Ort oder eine Beschäftigung konzentriert zu sein, auf ein Thema oder ein Ziel – so als würdest du ein Gedicht schreiben oder ein Botaniker eine Blume untersuchen. Wenn es das Denken ist, auf das man sich konzentriert, liegt der Ort gewöhnlich irgendwo im Gehirn, und wenn es das Gefühl ist, liegt er im Herzen. Das yogische Bewusstsein ist einfach eine Ausdehnung und Intensivierung der gleichen Sache. Es kann auf ein Objekt gerichtet sein, so als würde man sich auf einen leuchtenden Punkt konzentrieren, trataka – dann muss man sich so konzentrieren, dass man nur diesen Punkt sieht, und darf keinen anderen Gedanken haben als diesen. Es kann auf eine Idee, ein Wort oder einen Namen gerichtet sein, auf die Idee des Göttlichen, die Silbe OM, den Namen Krishna, oder aber auf eine Kombination von Idee und Wort oder von Idee und Namen. Darüber hinaus konzentriert man sich im Yoga auch auf einen bestimmten Ort. Es gibt die bekannte Regel, sich zwischen den Augenbrauen zu konzentrieren, wo sich das Zentrum des inneren Mentals, der okkulten Schau und des Willens befindet, und von dort aus fest an das zu denken, was du Zum Gegenstand deiner Konzentration machst, oder aber zu versuchen, sein Bild von dort her zu sehen. Wenn dir dies gelingt, fühlst du nach einer Weile, dass dein gesamtes Bewusstsein auf diesen Ort konzentriert ist – natürlich nur für die betreffende Zeit. Nachdem man dies eine gewisse Zeit lang und oft wiederholt hat, wird es leicht und normal.…

Man könnte fragen, was aus dem übrigen Bewusstsein wird, wenn diese örtliche Konzentration stattfindet. Nun, es gelangt entweder zum Schweigen, wie in jeder Konzentration, oder aber, wenn dies nicht der Fall ist, können sich die Gedanken oder andere Dinge umherbewegen, als wären sie außerhalb, während der konzentrierte Teil nicht an ihnen teilnimmt oder sie gar nicht bemerkt. So ist es bei einer einigermaßen erfolgreichen Konzentration.

Man darf sich anfangs, solange man nicht daran gewöhnt ist, durch zu lange Konzentration nicht ermüden, denn in einem erschöpften Mental verliert sie ihre Kraft und ihren Wert. Man kann sich entspannen und meditieren, statt sich zu konzentrieren. Erst, wenn die Konzentration zu etwas Normalem wird, kann man sie auf immer längere Zeit ausdehnen.

SRI AUROBINDO

Wenn man sich auf einen Gedanken oder ein Wort konzentriert, muss man bei der grundlegenden Idee, die in dem Wort enthalten ist, verweilen und sich bemühen, das, was sie ausdrückt, zu erfühlen.

SRI AUROBINDO

Es schadet nicht, sich manchmal im Herzen und manchmal [im Zentrum] über dem Kopf zu konzentrieren. Doch Konzentration auf einen dieser Orte bedeutet nicht, die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Punkt zu richten; du musst vielmehr das Bewusstsein an einem dieser Orte verankern und dich von dort nicht auf den Ort, sondern auf das Göttliche konzentrieren. Dies kann mit geschlossenen Augen oder mit geöffneten Augen geschehen, was dir gerade am besten liegt.

SRI AUROBINDO

Das Mental ist immer aktiv, doch erkennen wir nicht voll, was es tut, sondern lassen uns in einem Strom fortwährenden Denkens forttragen. Sobald wir versuchen, uns zu konzentrieren, wird uns dieser Strom eigenständigen mechanischen Denkens deutlich. Es ist das erste übliche Hindernis (das andere ist der Schlaf während der Meditation) für die Bemühung im Yoga.

Das beste ist, wenn du erkennst, dass dieser Gedankenstrom nicht du selbst bist, dass nicht du denkst, sondern dass das Denken im Mental stattfindet. Die Prakriti mit ihrer Gedankenenergie rührt diesen ganzen Denkwirbel in dir auf und erlegt ihn dem Purusha auf. Du, der Purusha, musst als der Betrachtende, der das Geschehen beobachtet, zurückstehen und es ablehnen, dich damit zu identifizieren. Das nächste ist, eine Kontrolle auszuüben und die Gedanken zurückzuweisen; manchmal fällt durch diesen Akt der Loslösung die Denkgewohnheit von einem ab oder vermindert sich während der Meditation, und es tritt ein ausreichendes Schweigen oder jedenfalls eine Art Ruhe ein, die es einem leicht macht, die aufkommenden Gedanken zurückzuweisen und sich auf das Objekt der Meditation zu fixieren. Wird man sich der Gedanken als von außerhalb, von der universalen Natur kommend bewusst, dann kann man sie hinausstoßen, bevor sie das Mental erreichen, und auf diese Weise gelangt das Mental schließlich zum Schweigen. Wenn keines dieser Dinge geschieht, wird ein beharrliches Üben und eine beharrliche Zurückweisung notwendig – es sollte kein Kampf, kein Ringen mit dem Denken stattfinden, sondern nur eine ruhige Selbstablösung und Zurückweisung. Der Erfolg kommt nicht gleich, doch wenn die Zustimmung immerfort verweigert wird, verebbt der mechanische Wirbel schließlich und beginnt abzusterben; man kann dann nach Wunsch zu einer inneren Stille oder einem inneren Schweigen gelangen.

Es sei bemerkt, dass das Ergebnis yogischer Vorgänge, außer in seltenen Fällen, kein unmittelbares ist, und man bedarf eines geduldigen Willens, bis sie ein Ergebnis zeitigen; wenn viel Widerstand in der äußeren Natur vorhanden ist, dauert es manchmal lange Zeit.

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Arbeit

Es gibt Menschen, die sich nicht für die Meditation eignen und sich nur durch Arbeit vorbereiten können, und es gibt jene, bei denen es sich umgekehrt verhält.

SRI AUROBINDO

Das Einbeziehen des äußeren Bewusstseins in die Umwandlung ist von höchster Wichtigkeit in diesem Yoga – die Meditation vermag es nicht. Meditation kann nur das innere Wesen erfassen. Daher ist die Arbeit von vordringlicher Wichtigkeit – allein, sie muss in der rechten Haltung und im rechten Bewusstsein getan werden, dann ist sie so fruchtbar, wie jede Meditation es zu sein vermag.

SRI AUROBINDO

… das ist ein großer Nutzen der Arbeit, dass sie die menschliche Natur prüft und den Sadhak die Fehler seines äußeren Wesens erkennen lässt, die er sonst übersehen könnte.

SRI AUROBINDO

Die Arbeit beizubehalten verhilft dazu, die Ausgewogenheit zwischen innerer Erfahrung und äußerer Entwicklung herzustellen; andernfalls können Einseitigkeit und Mangel an Maß und Gleichgewicht aufkommen. Zudem ist die Sadhana der Arbeit für das Göttliche notwendig, da sie am Ende den Sadhak befähigt, den inneren Fortschritt auf die äußere Natur und das äußere Leben zu übertragen, und zur Vollständigkeit der Sadhana beiträgt.

SRI AUROBINDO

Es mag für den einzelnen hier und da notwendig sein, zu meditieren und dann mit der Arbeit auszusetzen, oder ihr einen untergeordneten Platz zuzuweisen; doch dies kann nur ein vereinzelter Fall und eine vorübergehende Zurückgezogenheit sein. Zudem ist ein völliges Aufgeben der Arbeit und ein gänzliches Zurückziehen in sich selbst selten ratsam; es kann einen einseitigen und visionären Zustand begünstigen, da man in einer Art Mittelwelt der rein subjektiven Erfahrungen lebt ohne festen Halt, weder in der äußeren Wirklichkeit noch in der höchsten Realität, und ohne richtige Anwendung der subjektiven Erfahrung, die ein festes Verbindungsglied und dann eine Einung zwischen der höchsten Wirklichkeit und der äußeren Verwirklichung im Leben bilden soll.

SRI AUROBINDO

Ich meine mit Arbeit nicht eine Tätigkeit, die im Ego [-Bewusstsein] und in der Unwissenheit geschieht, zur Befriedigung des Egos und ausgelöst durch einen Impuls rajasischen Begehrens. Es kann keinen Karma-Yoga geben ohne den Willen, sich vom Ego, von rajas und dem Begehren zu befreien, welche die Siegel der Unwissenheit sind. Ich meine nicht Philanthropie oder Dienst an der Menschheit oder all die übrigen Dinge moralischer oder idealistischer Art, die das Mental des Menschen an die Stelle der tieferen Wahrheit der Werke setzt.

Ich meine mit Arbeit eine Tätigkeit, die für das Göttliche geschieht, und mehr und mehr im Einssein mit dem Göttlichen – allein für das Göttliche und für nichts sonst. Natürlich ist es zu Beginn nicht einfach, ebensowenig wie tiefe Meditation und leuchtendes Wissen oder selbst die wahre Liebe und bhakti einfach sind. Doch wie alles andere auch, muss es im rechten Geist und in der rechten Haltung begonnen werden, mit dem rechten Willen in dir, dann wird das übrige kommen.

SRI AUROBINDO

Das gewöhnliche Leben besteht aus der Arbeit für ein persönliches Ziel und der Befriedigung des Begehrens unter einer gewissen mentalen oder moralischen Kontrolle, die manchmal von einem mentalen Ideal beeinflusst ist. Der Yoga der Gita besteht aus der Darbringung der eigenen Arbeit als Opfer für das Göttliche, aus der Überwindung des Begehrens, aus der egolosen und wunschlosen Tat.…

SRI AUROBINDO

… die Gita ist der große Führer auf diesem Weg. Sich von egoistischen Bewegungen und persönlichen Begierden zu läutern und der besten Einsicht, die man hat, zu folgen, sind eine vorbereitende Übung für diesen Pfad.…

SRI AUROBINDO

Der erste Schritt im Karma-Yoga dieser Art ist, die egozentrische Einstellung in den Werken zu vermindern und sich ihrer schließlich zu entledigen – der niederen vitalen Reaktionen und des Prinzips des Begehrens.

SRI AUROBINDO

Jede Arbeit kann man als einen Bereich ansehen, sich im Geist der Gita zu üben.

SRI AUROBINDO

Meist arbeiten die Menschen und betreiben ihre Geschäfte aus den üblichen Beweggründen des vitalen Wesens: weil es notwendig ist, weil sie nach Reichtum verlangen, nach Erfolg, Ansehen, Macht oder Ruhm, weil der Drang zur Aktivität in ihnen ist oder die Freude darüber, ihre Talente entfalten zu können; ihr Erfolg oder Misserfolg entspricht ihrer Begabung, ihrer Arbeitskraft und ihrem guten oder schlechten Geschick, die aus ihrer Natur und ihrem karma resultieren. Wenn man den Yoga aufnimmt und sein Leben dem Göttlichen weihen will, können diese gewöhnlichen Beweggründe des vitalen Wesens nicht länger ihr volles und freies Spiel entfalten; sie müssen durch ein anderes, hauptsächlich seelisches und spirituelles Motiv ersetzt werden, das den Sadhak befähigt, mit der gleichen Kraft wie vorher zu arbeiten, doch nicht mehr für sich, sondern für das Göttliche.

SRI AUROBINDO

Die einzige Arbeit, die spirituell reinigt, ist diejenige, die ohne persönliche Beweggründe geschieht, ohne Wunsch nach Ruhm, öffentlicher Anerkennung oder weltlicher Größe, ohne Beharren auf den eigenen mentalen Motiven oder vitalen Lüsten und Ansprüchen oder physischen Vorlieben, ohne Eitelkeit oder grobe Selbstanmaßung, ohne Forderung nach Stellung oder Ruhm – eine Arbeit, die allein um des Göttlichen willen und auf Befehl des Göttlichen geschieht. Alle Arbeit, die in egoistischer Haltung verrichtet wird, wie nützlich sie auch für die Menschen in der Welt der Unwissenheit sein mag, ist ohne Nutzen für den Suchenden im Yoga.

SRI AUROBINDO

Alles sollte ruhig von innen her geschehen – Arbeiten, Sprechen, Lesen, Schreiben –, als Teil des wirklichen Bewusstseins, und nicht mit der zerstreuten, unruhigen Bewegung des gewöhnlichen Bewusstseins.

SRI AUROBINDO

Die Vorstellung von Größe oder Kleinheit ist der spirituellen Wahrheit natürlich durchaus fremd.… Spirituell gibt es nichts Großes oder Kleines. Solche Ideen gleichen denen der gebildeten Leute, die glauben, ein Gedicht zu schreiben sei eine erhabene Arbeit, und Schuhe zu machen oder ein Essen zu kochen sei etwas Kleines und Niederes. Es ist jedoch alles gleich in den Augen des Spirits – nur der innere Geist, in dem eine Sache geschieht, zählt. Genauso ist es mit einer bestimmten Art von Arbeit; es gibt nichts Großes oder Kleines.

SRI AUROBINDO

„Wenn eine Aufteilung der Werke gemacht werden soll, dann die in solche, die dem Herzen der heiligen Flamme am nächsten sind, und solche, die von ihr am wenigsten berührt oder erleuchtet werden, da sie weiter davon entfernt sind – oder aber zwischen dem Öl, das stark und hell brennt, und den Balken, die, wenn sie zu dicht auf dem Altar aufgehäuft werden, die Glut des Feuers durch ihre feuchte, schwere und durchdringende Fülle behindern können.“ (SRI AUROBINDO, 20: 123)

Was in unserem Leben entspricht dieser Aufteilung in psychologischer Sicht?

Ich vermute, dass es für jeden verschieden ist. Ein jeder hat diejenigen Tätigkeiten zu finden, die sein Streben, sein Bewusstsein, sein tieferes Wissen um die Dinge mehren, im Gegensatz zu jenen, die ihn mechanisieren und ihn gründlich in eine rein stoffliche Beziehung zu den Dingen zurückbringen.

Es ist schwierig, eine allgemeine Regel aufzustellen.

Bedeutet das, dass alles als eine Darbringung getan werden sollte?

Ehrlich gesagt, es hängt mehr von der Art ab, eine Sache zu tun als von der Sache selbst.

Angenommen, du übernimmst eine ziemlich materielle Arbeit, wie den Boden zu säubern oder ein Zimmer abzustauben; nun, ich meine, dass diese Arbeit zu einem sehr tiefen Bewusstsein führen kann, wenn sie mit einem gewissen Gefühl für Vollkommenheit und Fortschritt getan wird; während andere Arbeit, die als etwas Höheres angesehen wird, wie zum Beispiel Studien oder literarische oder künstlerische Arbeit, wenn sie mit der Vorstellung getan wird, Ruhm zu suchen oder die eigene Eitelkeit zu befriedigen, oder eines materiellen Gewinnes wegen, dir nicht zum Fortschritt verhelfen wird. Nun, das ist bereits eine Art Klassifizierung, die mehr von der inneren Haltung abhängt als von der äußeren Tatsache. Diese Klassifizierung aber kann auf alles angewandt werden.

Natürlich, es gibt eine Art Arbeit, die nur um pekuniärer und persönlicher Gründe willen getan wird, wie diejenige, die man tut, um einen Lebensunterhalt zu verdienen – was immer es auch sein mag. Diese Haltung ist genau jene, die Sri Aurobindo mit den feuchten Holzbalken vergleicht, die so dicht aufeinander gehäuft sind, dass die Flamme nicht hochzüngeln kann. Sie hat etwas Dunkles und schwerfällig Dumpfes an sich.

DIE MUTTER

Du sollst nicht das tun, was dir missfallt, sondern aufhören, Missfallen zu empfinden. Nur das zu tun, was dir gefällt, heißt, dem Vital nachzugeben und dessen Herrschaft über die Natur aufrechtzuerhalten – das ist das eigentliche Prinzip der ungewandelten Natur, von ihren Neigungen und Abneigungen beherrscht zu werden. Das Prinzip des Karma-Yoga ist, fähig zu sein, alles mit Gleichmut zu tun.

SRI AUROBINDO

Es hat seine Ursache in einer gewissen Erweiterung und Intensivierung des Bewusstseins, wodurch alle Tätigkeit interessant wird, doch nicht als solche, sondern durch das Bewusstsein, das in ihr wirkt; durch die Intensität der Energie entsteht die Freude an der Anwendung der Energie und daran, die Arbeit vollkommen zu tun, welcher Art sie auch sei.

SRI AUROBINDO

… einer der beiden Pfade zum Yoga der Werke besteht in der Trennung des Purusha von der Prakriti, des inneren schweigenden Wesens vom äußeren aktiven, so dass man zwei Arten von Bewusstsein oder ein doppeltes Bewusstsein fühlt: das eine im Hintergrund, das betrachtet und beobachtet, und das schließlich das andere im Vordergrund kontrolliert und wandelt. Doch auch dies bedeutet, in einem inneren Frieden und Schweigen zu leben und die Tätigkeiten so zu handhaben, als ob sie Dinge an der Oberfläche wären. Der andere Weg zum Yoga der Werke besteht darin, sie für das Göttliche, für die Mutter und nicht für sich selbst zu tun, die Werke darzubringen und zu weihen, bis man konkret fühlt, wie die Göttliche Kraft die Tätigkeiten aufnimmt und für einen tut.

SRI AUROBINDO

Es ist verhältnismäßig einfach, sich [des Göttlichen] zu erinnern und bewusst zu sein, solange man ruhig meditiert; es ist jedoch schwierig, sobald man mit der Arbeit beschäftigt ist. Dieses Erinnern und dieses Bewusstsein während der Arbeit stellen sich nach und nach ein, und du darfst nicht alles auf einmal erwarten; niemand kann alles auf einmal haben. Es kommt auf zwei Arten – erstens, man versucht, an die Mutter zu denken und ihr jede Arbeit darzubringen, die man gerade verrichtet (man tut es nicht die ganze Zeit über, doch zu Beginn der Arbeit, oder wann immer man daran denken kann); dies wird dann für die [menschliche] Natur allmählich etwas Einfaches und Gewohntes. Zweitens, durch die Meditation beginnt sich ein inneres Bewusstsein zu entwickeln, das nach einiger Zeit – nicht sofort oder plötzlich – mehr und mehr von selbst anhält. Man empfindet dieses als vom äußeren, arbeitenden Bewusstsein getrennt. Zuerst wird das abgetrennte Bewusstsein bei der Arbeit nicht empfunden, doch fühlt man, sobald die Arbeit beendet ist, dass es die ganze Zeit über gegenwärtig war und aus dem Hintergrund beobachtete; später beginnt man, es selbst während der Arbeit zu fühlen, so als würde man aus zwei Teilen bestehen – einem Teil, der aus dem Hintergrund beobachtet und hilft, der sich der Mutter erinnert und ihr [die Arbeit] darbringt, und einem anderen, der die Arbeit tut. Sobald dies geschieht, wird es immer einfacher, im wahren Bewusstsein zu arbeiten.

SRI AUROBINDO

Für den Sadhak kommt einmal eine Zeit, in der auch während der vollen Arbeit oder im Schlaf, während des Sprechens oder bei jeder Art von Tätigkeit das Bewusstsein und die tiefere Erfahrung erhalten bleiben.

SRI AUROBINDO

Zu sagen, man könne allein durch die Werke in den Strom der Sadhana eintreten, wäre zu viel gesagt. Man kann ihn durch Meditation betreten oder durch bhakti, doch ist Arbeit erforderlich, um von dem vollen Strom aufgenommen und nicht auf eine Seite abgetrieben und dort herumgewirbelt zu werden. Natürlich ist jede Arbeit förderlich, vorausgesetzt, sie geschieht in der rechten Haltung.

SRI AUROBINDO

Arbeit, die in der wahren Einstellung getan wird, ist Meditation.

DIE MUTTER

Bhakti – Hingabe

Das Göttliche und die Wahrheit haben immer eine persönliche und eine unpersönliche Seite, und es ist ein Fehler anzunehmen, dass allein die unpersönliche wahr oder wichtig ist; denn wenn man nur einer Seite Genüge tut, führt das in einem Teil des Wesens zu einer leeren Unvollkommenheit. Das Unpersönliche ist Sache des intellektuellen Mentals und des statischen Selbstes, das persönliche hingegen ist Sache der Seele, des Herzens und des dynamischen Wesens. Jene, die das persönliche Göttliche außer acht lassen, übersehen etwas, das tief und wesentlich ist.

Dem Herzen in seinen reineren Impulsen zu folgen, ist mindestens so wertvoll wie die Treue des Mentals zu seiner Auffassung von der Wahrheit.

SRI AUROBINDO

Das Wesen der bhakti ist Verehrung und Anbetung sowie die Selbstdarbringung an etwas, das größer ist als man selbst.…

SRI AUROBINDO

Bhakti ist keine Erfahrung, es ist ein Zustand des Herzens und der Seele. Es ist ein Zustand, der eintritt, wenn das seelische Wesen erwacht ist und hervortritt.

SRI AUROBINDO

Im Yoga sind Gebet und Meditation gleichwertig. Das Gebet muss jedoch aus dem Herzen aufsteigen, auf der Woge der Emotion oder Aspiration, und japa oder die Meditation muss aus einem lebendigen Impuls heraus kommen und Freude und Licht in sich tragen. Sobald sie mechanisch ausgeübt werden, nur als etwas, das zu geschehen hat (als ernste, grimmige Pflicht), werden sie auf Grund von mangelndem Interesse und Trockenheit wirkungslos sein.…

SRI AUROBINDO

Was ist mit bahyapuja [äußerem Ritus] gemeint? Wenn er wirklich rein äußerlich ist, stellt er natürlich die niedrigste Form dar; wenn er aber im wahren Bewusstsein verrichtet wird, kann er der Anbetung die größtmögliche Vollendung bringen, indem er dem Körper und rein äußerlichen Bewusstsein erlaubt, am Geist und Akt der Anbetung teilzunehmen.

SRI AUROBINDO

… je tiefer die Emotion, je inniger die bhakti ist, desto größer ist die Kraft für die Verwirklichung und Umwandlung. Die Intensität der Emotion bringt meist das seelische Wesen zum Erwachen – und dann öffnen sich die inneren Türen dem Göttlichen.

SRI AUROBINDO

Das eigentliche Ziel des Yoga ist eine Wandlung des Bewusstseins; durch die Erlangung eines neuen Bewusstseins, oder indem das verborgene Bewusstsein des wahren Wesens im Inneren enthüllt und in zunehmendem Maß offenbar und vervollkommnet wird, gelangt man zunächst in Kontakt und dann zu einer Einung mit dem Göttlichen. Ananda und bhakti sind Teile dieses tieferen Bewusstseins, und nur, wenn man in ihm lebt oder in es hineinwächst, können ananda und bhakti zu einem dauernden Zustand werden. Bis dahin kann man nur Erfahrungen von ananda und bhakti haben, nicht aber den immerwährenden, andauernden Zustand. Dieser Zustand der bhakti und immerfort wachsenden Hingabe tritt jedoch nicht bei allen in einem frühen Stadium der Sadhana ein; viele, sogar die meisten, müssen eine lange Reise der Läuterung und tapasya auf sich nehmen, bevor es soweit ist, und Erfahrungen dieser Art, zuerst selten und vereinzelt, später häufiger, sind dann die Marksteine ihres Fortschritts. Es hängt von bestimmten Voraussetzungen ab, die mit einer großen oder kleinen Fähigkeit für den Yoga nichts zu tun haben, sondern eher mit der Bereitschaft des Herzens, sich zu öffnen – wie du sagst, der Sonne des Göttlichen Einflusses.

SRI AUROBINDO

Seinem eigenen Pfad folgen

Jeder muss dem Pfad folgen, der mit seiner eigenen Natur harmoniert, und man zieht immer einen bestimmten Weg dem anderen vor … für jemanden, der dem Pfad der Werke folgt, ist es viel schwieriger zu erkennen, dass die menschliche Persönlichkeit nicht existiert und dass nur die göttliche Kraft wirkt. Für jemanden, der dem Pfad des Wissens folgt, ist es relativ einfach, es ist etwas, das man beinahe sofort entdeckt. Für jemanden, der dem Pfad der Liebe folgt, ist es elementar, denn es ist das Selbstgeben, durch das man fortschreitet. Doch für jemanden, der dem Pfad der Werke folgt, ist es viel schwieriger, und daher ist für ihn der erste Schritt, das zu tun, was in dem Abschnitt der Synthesis of Yoga, den wir gerade gelesen haben8, gesagt wird: in sich selbst diese vollständige Loslösung von der Frucht der Tat zu schaffen, zu handeln, weil es das ist, was zu geschehen hat, es in der bestmöglichen Weise zu tun und sich nicht um die Auswirkungen zu sorgen, sie einem höheren Willen als dem eigenen zu überlassen.

Es gibt keine allgemeine Regel, in welcher Reihenfolge die Pfade am wichtigsten sind. Es ist eine ausschließlich persönliche Angelegenheit. Und es kommt der Zeitpunkt, an dem man das sehr gut versteht, da es offensichtlich ist, dass nicht zwei Pfade gleich sind, nicht gleich sein können, und dass jeder Mensch seinem eigenen Pfad folgt und dieser die Wahrheit seines Wesens ist. Von genügender Höhe aus betrachtet, kann man einen Unterschied in der Geschwindigkeit des Fortschritts erkennen, doch stimmt dieser nicht mit den äußeren Zeichen überein; und mit etwas Humor könnte man sagen, dass es nicht immer der Weiseste ist, der am raschesten geht.

DIE MUTTER

Jedes Mental hat seinen eigenen Weg, sich der höchsten Wahrheit zu nähern, und für jedes gibt es einen Einlass und gleichzeitig tausend Wege für die Reise dorthin. Es ist nicht notwendig, an die Gnade zu glauben oder eine Gottheit anzuerkennen, die sich vom eigenen höchsten Selbst unterscheidet – es gibt Yogawege, die diese Dinge nicht anerkennen. Ebenso brauchen viele Menschen keine bestimmte Form des Yoga; sie gelangen zu einer Verwirklichung durch eine Art Druck des Mentals, des Herzens oder des Willens, der den Schirm aufbricht, der sich zwischen diesen [zwischen Mental, Herz oder Willen] und dem befindet, was jenseits von ihnen und gleichzeitig ihr eigentlicher Ursprung ist. Was nach dem Aufbrechen des Schirms geschieht, hängt von der Einwirkung der Wahrheit auf das Bewusstsein ab, und von der Veranlagung der Natur. Es besteht daher kein Grund, warum bei X die Verwirklichung seines Wesens nicht auf ihre Weise durch ein Wachsen von innen her erfolgen sollte und nicht durch die Göttliche Gnade, sofern sich sein Mental dieser Bezeichnung widersetzt; wir können es genauso eine spontane Bewegung des Selbstes in ihm nennen.

Was nun diese ,Gnade‘ anbelangt, so beschreiben wir sie auf diese Weise, da wir im unendlichen Spirit oder Selbstseienden eine Gegenwart sehen oder ein Wesen oder ein Bewusstsein, das bestimmend ist – das ist es, was wir als das Göttliche bezeichnen – nicht eine getrennte Person, sondern das eine Wesen, von dem unser individuelles Selbst ein Teil oder ein Gefäß ist. Doch es ist nicht für jedermann notwendig, es auf diese Weise zu betrachten. Wenn wir annehmen, es sei nur das unpersönliche Selbst von allem, so sagt die Upanishad von diesem Selbst und seiner Verwirklichung: „Dieses Verstehen kann weder durch Überlegung noch durch tapasya noch durch viel Lernen gewonnen werden, wer aber von diesem Selbst erwählt wird, dem enthüllt es seinen Körper“. Nun, das ist das gleiche wie das, was wir die Göttliche Gnade nennen – ein Wirken von oben oder von innen, unabhängig von mentalen Ursachen, das seine eigene Bewegung bestimmt. Wir können es die Göttliche Gnade nennen, wir können es das innere Selbst nennen, das seine Stunde und seinen Weg wählt, sich dem mentalen Instrument an der Oberfläche zu offenbaren; wir können es auch das Aufblühen des inneren Wesens in die Selbstverwirklichung und das Selbsterkennen nennen. Wie etwas in uns sich ihm nähert, oder wie es sich selbst uns darstellt, so erkennt es das Mental. In Wirklichkeit ist es die gleiche Sache und der gleiche Vorgang des Wesens in der Natur.

SRI AUROBINDO


6 Es fehlen Worte in der Transkription.

7 Worte fehlen in der Transkription.

8 „Es ist also durch eine Umwandlung des Lebens in seinem eigentlichen Prinzip, nicht durch eine äußere Manipulation seiner Erscheinungsformen, dass der integrale Yoga es von einer sorgenvollen und unwissenden in eine leuchtende und harmonische Bewegung der Natur wandeln will. Es gibt drei Voraussetzungen, die unerlässlich zur Erlangung dieser zentralen inneren Umwälzung und einer neuen Formierung sind; keine ist in sich völlig ausreichend, doch durch ihre vereinte dreifache Macht kann die Erhebung geschehen, die Wandlung vollzogen und vollständig vollzogen werden. Denn erstens, Leben, wie es ist, ist eine Bewegung des Begehrens, die in uns als ihrem Zentrum eine Begierdenseele geschaffen hat, die alle Bewegungen des Lebens auf sich bezieht und auf sie das eigene unruhige Getöse eines unwissenden, halb-erleuchteten und verworrenen Bemühens überträgt: Für ein göttliches Leben muss Begehren ausgetilgt werden und durch eine reinere und gefestigte Motivkraft ersetzt werden, die gepeinigte Seele des Begehrens muss aufgelöst und an ihrer Stelle die Ruhe, Stärke und das Glück des wahren vitalen Wesens hervortreten, das jetzt in uns verborgen ist. Als nächstes, Leben, wie es ist, wird angetrieben oder teilweise gelenkt von dem Impuls der Lebenskraft, teilweise durch ein Mental, das meist der Diener und Helfer des unwissenden Lebensimpulses ist, doch teilweise auch sein unsicherer und nicht sehr erleuchteter oder kompetenter Führer und Lehrer; für ein göttliches Leben dürfen das Mental und der Lebensimpuls nichts anderes mehr sein als Instrumente, und das innerste seelische Wesen muss seinen Platz als der Führende auf dem Pfad einnehmen, als der Vermittler einer göttlichen Lenkung. Zuletzt, Leben, wie es ist, ist der Befriedigung des separaten Egos zugewandt; das Ego muss verschwinden und durch die wahre spirituelle Person ersetzt werden, das zentrale Wesen und das Leben selbst muss der Erfüllung des Göttlichen im Erdendasein zugewandt werden und fühlen, wie eine göttliche Kraft im Inneren erwacht; es muss ein folgsames Instrument ihres Zieles werden. SRI AUROBINDO (20: 166)

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