Vergnügen und Freude

Süße Mutter, manchmal wenn man deprimiert ist, dauert das sehr lange, aber wenn man eine besondere Art von Freude fühlt, hält sie nicht an. Was kann man tun, damit sie länger anhält?

Es ist nicht derselbe Teil im Wesen, der die Depression hat und die Freude fühlt.

Wenn du das Vergnügen meinst, die Freude, die aus dem vitalen Gefühl entspringt, die ist etwas extrem Flüchtiges – im Leben, so wie es momentan ist – gibt es mehr Anlässe, sich nicht zu freuen als zur Freude. Vergnügen ist an sich sehr flüchtig, denn wenn dieselbe Vibration dieser Freude des Vergnügens etwas verlängert wird, verändert sie sich und wird unangenehm oder sogar abstoßend – genau dieselbe Vibration.

Vergnügen ist an sich etwas, das sich schnell verflüchtigt. Aber wenn du reine Freude an sich meinst, ist das etwas völlig anderes, sie schenkt eine Art von Wärme und Aufhellung der Stimmung im Herzen, siehst du. Man kann auch reine Freude in Gedanken empfinden und sie besteht ebenso aus einer Art Wärme und glückseliger Erleuchtung, die irgendwo im Wesen auftritt. Das ist eine Qualität der Freude, die bis jetzt noch nicht völlig entwickelt ist, und man ist selten in dem psychologischen Zustand, der nötig ist, um sie zu erfahren. Deshalb ist sie flüchtig. Sonst ist die reine Freude immer gegenwärtig, in der Wahrheit deines Wesens, in der Realität deines innersten Wesens, in deinem wahren Selbst, in deiner Seele, in deinem psychischen Wesen ist diese Freude ständig da.

Sie hat nichts mit Vergnügen zu tun, sie ist eine Art inneres Glücksgefühl.

Aber man ist selten in einem Zustand, in dem man sie fühlen kann, außer man ist sich seines psychischen Wesens völlig bewusst. Deshalb ist sie flüchtig, wenn sie kommt, denn oft ist die notwendige psychologische Verfassung, um sie wahrzunehmen, nicht da. Dagegen ist man beinahe immer in einem gewöhnlichen Gefühlszustand, in dem schon das kleinste unerfreuliche Ereignis einen Zustand der Niedergeschlagenheit in einem auslöst – eine Depression, wenn du eine schwache Person bist, innere Auflehnung, wenn du stark bist. Jeder Wunsch, der nicht befriedigt wird, jeder Impuls, der auf ein Hindernis trifft, jeder unangenehme Kontakt mit äußeren Dingen schafft sehr leicht und unverzüglich eine Depression oder Revolte, denn das ist der normale Zustand der Dinge – des normalen Lebens wie es heute ist. Wohingegen reine Freude ein außergewöhnlicher Zustand ist.

Und so verlieren Lust und Genuss, die einfach eine angenehme Empfindung sind, nicht nur schnell ihre Anziehungskraft, sondern enden damit, dass sie unangenehm werden, man kann sie nicht lange aushalten. Deswegen kommen und gehen sie natürlich. Das heißt, dieselbe Sache, die dir Vergnügen bereitet – genau dieselbe Schwingung – kann dir das nach einer kurzen Zeit nicht mehr vermitteln. Und wenn sie andauert, wird sie unangenehm für dich. Deshalb kannst du Vergnügen nicht für eine lange Zeit halten. Die einzige Sache, die andauernd sein kann, ist reine Freude, wenn man in Verbindung mit der Wahrheit seines Wesens tritt, die diese Freude permanent halten kann.

DIE MUTTER, CWM 8:190