Anhang

Lebensskizze der Mutter

Die Mutter wurde am 21. Februar 1878 in Paris geboren. Mirra, wie das Kind genannt wurde, war die Tochter von Maurice Alfassa, einem Bankier, geboren 1843 in Adrianopolis in der Türkei und von Mathilde Ismaloun, geboren 1857 in Alexandria, Ägypten. Im Jahre 1877 emigrierten die Eltern von Ägypten nach Frankreich und ein Jahr später wurde Mirra geboren. In ihren jungen Jahren wurde Mirra zu Hause erzogen. Im Alter von etwa 14 Jahren besuchte sie ein Studio, um zeichnen und malen zu lernen und später studierte sie an der berühmten Ecole de Beaux Arts. Sie malte nicht nur ausgezeichnet (einige ihrer Werke wurden im Pariser Salon ausgestellt), sondern war auch eine begabte Musikerin und Schriftstellerin.

Über ihr frühes spirituelles Leben schrieb sie: „Zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr offenbarten mir eine Reihe seelischer und spiritueller Erfahrungen nicht nur die Existenz Gottes, sondern die Möglichkeit des Menschen, sich mit Ihm zu einen, Ihn integral in einem göttlichen Leben zu verwirklichen.“ 1905 reiste sie nach Tlemcen in Algerien, wo sie zwei Jahre lang Okkultismus bei einem polnischen Adepten, Max Theon, und seiner Frau Alma studierte. 1906 kehrte sie nach Paris zurück und formte ihre erste Gruppe spirituell Suchender. Zwischen 1911 und 1913 hielt sie zahlreiche Vorträge vor verschiedenen Gruppen in Paris.

Im Alter von 36 Jahren reiste sie per Schiff nach Pondicherry in Indien, um Sri Aurobindo zu treffen. Sie sah ihn am 29. März 1914 und erkannte ihn sofort als denjenigen, der ihre spirituelle Entwicklung viele Jahre innerlich geleitet hatte. Sie blieb elf Monate in Pondicherry, musste dann aber bei Ausbruch des ersten Weltkrieges nach Frankreich zurückkehren. Nach einem Jahr in Frankreich fuhr sie nach Japan, wo sie nahezu vier Jahre lang lebte.

Am 24. April 1920 kehrte die Mutter nach Pondicherry zurück und nahm ihre Arbeit mit Sri Aurobindo wieder auf. Nach ihrer Rückkehr nahm die Zahl der Jünger um Sri Aurobindo allmählich zu. Diese zunächst zwanglose Gruppierung nahm schließlich Form an als Sri Aurobindo Ashram. Von seinen Anfängen im November 1926 überließ Sri Aurobindo das gesamte Material und die spirituelle Führung des Ashrams der Mutter. Unter ihrer Leitung, die eine Spanne von fast fünfzig Jahren umfasste, wuchs der Ashram zu einer großen, vielschichtigen Gemeinschaft an.

1943 eröffnete die Mutter eine kleine Schule, die sich allmählich erweiterte, um schließlich das Sri Aurobindo International Centre of Education zu werden. Ferner gründete die Mutter eine internationale Stadt, Auroville, die „Stadt der Morgendämmerung“, ungefähr 6 km von Pondicherry entfernt. Das war am 28. Februar 1968.

Die Mutter nahm an den täglichen Aktivitäten des Ashrams bis zu ihrem 84. Lebensjahr teil. Im März 1962 zog sie sich in ihre Räume zurück, doch während des folgenden Jahrzehnts leitete sie weiterhin den Ashram und empfing regelmäßig Besucher. Am 17. November 1973, im Alter von 95 Jahren, verließ die Mutter ihren Körper.

Über die Beziehung zwischen der Mutter und sich selbst schrieb Sri Aurobindo: „Das Bewusstsein der Mutter und meines sind dasselbe“; und wiederum: „Es besteht kein Unterschied zwischen dem Pfad der Mutter und dem meinen; wir haben und hatten immer den gleichen Pfad, den Pfad, der zur supramentalen Wandlung und göttlichen Verwirklichung führt…“

An ihrem 90. Geburtstag fasste die Mutter ihr Leben und ihre Arbeit folgendermaßen zusammen: „Die Reminiszenzen sind kurz: Ich kam nach Indien, um Sri Aurobindo zu treffen. Ich blieb in Indien, um mit Sri Aurobindo zu leben. Als er seinen Körper verließ, fuhr ich fort hier zu leben, um seine Arbeit zu tun, die darin besteht, der Wahrheit zu dienen und die Menschheit zu erleuchten, die Herrschaft der Göttlichen Liebe auf Erden zu beschleunigen.“