Innere Ordnung, Harmonisierung, Vereinigung
Der Mensch ist aus verschiedenen Elementen gemacht und man braucht Zeit und eine bewusste Bemühung, all diese unterschiedlichen Teile seines Wesens zu einen und in Einklang miteinander zu bringen.
DIE MUTTER, CWM 14:333

Ordne dein Leben, deine Arbeit und dein Bewusstsein. Organisation besteht darin, jedes Ding an seinen richtigen Platz zu stellen.
DIE MUTTER, CWM 5:154

Das Zentrum im Inneren des Menschen besteht aus seinem psychischen Wesen, das der Wohnsitz des verinnerlichten Göttlichen in ihm ist. Einigung bedeutet, die Eingliederung und die Harmonisierung aller Teile seines Wesens (der mentalen, vitalen und körperlichen) mit diesem Zentrum und darum herum, so dass alle Aktivitäten des Menschen der richtige Ausdruck dieser inneren göttlichen Anwesenheit in ihm sind.
DIE MUTTER, CWM 14:333

Eine wirklich harmonische Persönlichkeit setzt eine bewusste Ausrichtung der verschiedenen individuellen Seiten in einem selbst voraus. Eine Auswahl der verschiedenen individuellen Persönlichkeiten, die man verkörpern möchte, kann man spontan treffen, bevor man wieder geboren wird, aber das kommt selten vor. Die Ausrichtung wird später gewählt, durch eine innere Disziplin oder durch eine gute Erziehung. Aber um damit Erfolg zu haben, muss man das psychische Wesen in sich als das Zentrum etablieren und seine verschiedenen individuellen Wesensteile damit in Übereinstimmung bringen. Wahre innerliche Harmonie und eine innere Organisation seiner verschiedenen Wesensteile sind das Resultat einer solchen dauerhaften Bemühung.
DIE MUTTER, CWM 15:288

Süße Mutter, wie kann man sein Wesen innerlich in eine Harmonie bringen?
Der erste Schritt dazu ist, tief in sich selbst, hinter seinen Wünschen und Impulsen, ein leuchtendes Bewusstsein zu finden, das immer gegenwärtig ist und das körperliche Wesen in der Schöpfung manifestiert.
Normalerweise wird man sich seiner Gegenwart in einem selbst nur dann bewusst, wenn man einer Gefahr ausgesetzt ist oder durch ein unerwartetes Ereignis oder auch durch einen großen Kummer.
Man muss dann mit diesem inneren Zentrum eine bewusste Verbindung aufnehmen und lernen, das immer dann tun zu können, wenn man es will. Das Übrige folgt von alleine.
DIE MUTTER, CWM 16:412

Du musst die Punkte in dir wahrnehmen, an denen diese Harmonie nicht existiert; du musst sie erfühlen und den Widerspruch verstehen, zwischen deinem inneren Bewusstsein und bestimmten Ausdrucksweisen deiner äußeren Natur. Zuerst musst du diese Gegensätze erkennen und wenn sie dir dann bewusst werden, versuchen, deine äußeren Handlungen, die äußeren Ausdrucksweisen deiner Natur an das innere Ideal anzupassen. Aber vor allem musst du dir dieser Unstimmigkeit erst einmal bewusst werden. Denn es gibt viele Menschen, die denken, dass alles gut voran geht, und wenn man ihnen sagt: „Nein, das ist nicht so, denn deine äußere Natur verhält sich gegensätzlich zu deinem inneren Bestreben“, dann protestieren sie dagegen. Sie nehmen es nicht wahr. Darum ist der erste Schritt, sich darüber im Klaren zu sein, was nicht stimmt, und sich die Widersprüche bewusst zu machen.
Zunächst werden die meisten Leute sagen: „Was ist dieses innere Bewusstsein von dem du redest? Ich weiß nichts davon!“ Deshalb können sie offensichtlich keine Harmonie in sich herstellen, wenn sie sich nicht einmal etwas Höheres als das ganz alltägliche Bewusstsein in sich selbst wahrnehmen können. Das heißt, dass viele vorbereitende Stufen notwendig sind, vorbereitende Zustände der Wahrnehmung von etwas Höherem in sich selbst, bevor sie für diese Harmonisierung bereit sind.
Du musst vor allem wissen, was das innere Ziel deines Wesens ist, dein inneres Bestreben, die innere Sehnsucht danach und was die Kraft ist, die herabkommt, um es dir bewusst zu zeigen, und was in dir diese Kraft empfängt, all das muss dir bewusst werden. Und danach musst du all die Aktivitäten deiner äußeren Natur im Licht dieser inneren Erfahrung betrachten und sehen, was in dir damit in Einklang ist und was nicht. Und dann, wenn du gesehen hast, was in dir nicht harmonisch abläuft, musst du deinen Willen und dein inneres Bestreben darauf konzentrieren, um es zu ändern und mit dem leichtesten Teil beginnen. Du solltest nicht mit dem schwierigsten Teil in dir beginnen, sondern mit dem, der am einfachsten zu ändern ist, den du leicht und am besten verstehst, mit der Disharmonie in dir, die für dich offensichtlich erkennbar ist.
Von dort aus kannst du dann allmählich zu den schwierigeren und hauptsächlichen Dingen übergehen…
DIE MUTTER, CWM 7:1

Wir bestehen aus vielen unterschiedlichen Wesensteilen, die sich um das psychische Wesen in uns einigen sollen, wenn es uns bewusst ist, oder die zumindest von unserem zentralen inneren Bestreben aus geeint werden sollten. Wenn diese Einigung nicht hergestellt wird, tragen wir eine Spaltung in uns. Um die Einigung zu erreichen, muss jeder Gedanke, jedes Gefühl, jede Empfindung, jede Reaktion, sobald sie in uns entstehen, dem zentralen inneren Wesen oder seinem Bestreben gezeigt werden. Was mit ihm in Übereinstimmung ist, wird angenommen, was nicht, wird abgelehnt, zurückgewiesen oder umgewandelt.
Das ist ein langes Bemühen, das Jahre dauern kann – aber wenn es einmal getan wird, ist die Einigung erreicht und der innere Weg wird einfach und man kommt schnell voran.
DIE MUTTER, CWM 7:1

… Diese Verbindung von Elementen in uns ist in ihrer Zusammensetzung eine uneinheitliche Mischung und besteht nicht aus einem einzigen harmonischen und homogenen Ganzen.
Das ist der Grund dafür, warm es in den verschiedenen Teilen unserer Persönlichkeit ein ständiges Durcheinander gibt oder warum es unter ihnen sogar zu Streitigkeiten kommt, was unsere mentale Vernunft und unseren Willen dazu bewegt, sie zu kontrollieren und wieder Harmonie in uns herzustellen, und es ist auch der Grund, warum sie oft große Schwierigkeiten damit haben, die Führung auszuüben oder wieder Ordnung zu schaffen. Dennoch treiben wir gewöhnlich zu oft auf dem Strom unserer Natur oder werden von ihm getrieben und handeln aus dem Antrieb heraus, der gerade eben ganz oben ist und unser Denken und Fühlen am stärksten ergreift. Sogar unsere anscheinend freie Wahl, die wir treffen, ist mehr ein Automatismus als wir denken, die Koordination unserer vielfältigen Elemente und der in ihnen entstehenden Gedanken, Gefühle, Impulse und Handlungen durch die Vernunft und unseren Willen ist nur unvollständig und unzulänglich.
Im Bereich der Tiere handelt die Natur durch die ihr eigenen vitalen und mentalen Impulse, sie stellt eine Ordnung her durch den Zwang, Gewohnheit und Instinkt zu folgen, dem das Tier bedingungslos gehorcht, sodass Änderungen in seinem Bewusstsein keine Rolle spielen. Aber der Mensch kann nicht auf die völlig gleiche Weise handeln, ohne sein Privileg des Menschseins zu verlieren. Er kann sein Wesen nicht einem Chaos von Instinkten und Impulsen überlassen, die durch den Automatismus der Natur reguliert werden: Das Denken ist in ihm bewusst geworden und er ist deshalb herausgefordert, selbst einen Versuch zu unternehmen – auch wenn dieser Versuch in den meisten Menschen noch sehr unbeholfen ist – die vielfältigen Elemente in sich selbst, seine unterschiedlichen und gegensätzlichen Neigungen und Tendenzen, die sein oberflächliches Wesen ausmachen, zu überschauen, zu kontrollieren und schließlich immer perfekter miteinander in Einklang zu bringen. Es gelingt ihm, in sich selbst eine Art reguliertes Chaos oder eine geordnete Konfusion herzustellen, oder zumindest denkt er, dass er sich durch seinen Verstand und seinen Willen leitet, obwohl die Führung, die er ausübt, tatsächlich nur eingeschränkt ist. Denn nicht nur ein uneinheitliches Konsortium von gewohnheitsmäßigen Motivkräften, sondern auch neu auftauchende vitale und körperliche Impulse und Neigungen, die nicht immer kontrollierbar und kalkulierbar sind, und viele unzusammenhängende und disharmonische Elemente des Denkens benutzen seine Vernunft und seinen Willen, dringen in sie ein und bestimmen seine Selbstentfaltung, die Entwicklungsprozesse seiner Natur und die Handlungen seines Lebens. Der Mensch ist in seinem Selbst eine einzige Person, aber in der Entfaltung seines Selbst ist er auch eine Multiperson und besteht aus vielen Persönlichkeiten. Es wird ihm nie gelingen, Meister seiner selbst zu werden, wenn er sich über diese vielfachen Persönlichkeiten in ihm selbst keine Autorität verschafft: aber das kann durch den oberflächlichen mentalen Willen und die Vernunft nur unvollständig geschehen. Seine Selbstbestimmung ist nur dann vollkommen, wenn er tief in sich geht und das zentrale innere Wesen in sich findet, das durch seinen vorherrschenden Einfluss an der Spitze seines gesamten Selbstausdrucks und seines Handelns steht. In seiner innersten Wahrheit ist seine Seele sein zentrales Wesen, aber als äußere Tatsache ist es oft die eine oder andere seiner Teilpersönlichkeiten, die sein Wesen bestimmen, und diesen Repräsentanten der Seele, diesen Stellvertreter, kann er mit seinem innersten Seelen-Prinzip verwechseln.
SRI AUROBINDO, CWSA 21-22:930

Diese Einigung ist unerlässlich, wenn man Herr seiner selbst und seines ganzen Handelns sein will.
Das ist eine lange und akribische Arbeit, die sehr viel Ausdauer erfordert, aber das Resultat ist der Mühe wert, denn es bringt nicht nur die innere Meisterschaft über sich selbst mit sich, sondern auch die Möglichkeit einer Transformation und der Erleuchtung des Bewusstseins.
DIE MUTTER, CWM 16:398

Wie kann man Einheit und Homogenität in seinem Wesen herstellen?
Mit deinem entschlossenen Willen. Behandle die widerspenstigen Teile in dir wie ungehorsame Kinder. Behandle sie ausdauernd und mit Geduld. Überzeuge sie von ihren Fehlern.
In der Tiefe deines Bewusstseins lebt das psychische Wesen, der Tempel des Göttlichen in dir. Das ist das Zentrum, um das herum die Einigung all der Meinungsverschiedenheiten in dir selbst und der widersprüchlichen Ausrichtungen der unterschiedlichen Wesensteile in dir stattfinden sollte. Sobald du das Bewusstsein des psychischen Wesens und sein innerstes Bemühen fühlst, können die Zweifel und Schwierigkeiten abgebaut werden. Es dauert kürzer oder länger, aber es wird dir schließlich bestimmt gelingen. Wenn du dich einmal dem Göttlichen zugewendet und gesagt hast: „Ich möchte dir gehören“, und das Göttliche hat „Ja“ gesagt, kann die ganze Welt dich nicht davon abhalten. Wenn das zentrale Wesen in dir sich an das Göttliche übergeben hat, ist die hauptsächliche Schwierigkeit verschwunden. Das äußere Wesen unserer Natur ist wie eine harte Kruste. In den gewöhnlichen Menschen ist diese Kruste so hart und dick, dass sie das Göttliche in sich selbst nicht wahrnehmen. Wenn das innere Wesen aber einmal, nur für einen Moment, gesagt hat: „Hier bin ich und ich gehöre dir“, dann ist es, als ob eine Brücke gebaut wurde, und allmählich wird diese Kruste dünner, bis die beiden Teile deiner äußeren Natur und deines inneren Wesens vollständig miteinander verbunden sind und eins werden.
DIE MUTTER, CWM 3:7

Du kannst zu verschiedenen Zeiten deines Lebens eine unterschiedliche Person sein. Ich kannte Menschen, die Entscheidungen trafen, einen starken Willen hatten, wussten, was sie wollten und bereit waren, das auch durchzuführen. Dann kam es zu einer geringfügigen Umkehr in ihrem Wesen, ein anderer Teil ihrer Persönlichkeit kam in ihnen in den Vordergrund und verdarb alles innerhalb von zehn Minuten.
Was ihnen in zwei Monaten gelungen war, wurde alles zunichte gemacht. Wenn dann der erste Teil ihrer Persönlichkeit wieder zurück in den Vordergrund kommt, fragt er bestürzt: „Was ist das?“ Dann muss die ganze Arbeit langsam wieder von vorn beginnen. Deshalb ist es offensichtlich sehr wichtig, sich seines inneren psychischen Wesens bewusst zu werden. Man braucht eine Art inneren Wegweiser oder einen inneren Spiegel, in dem sich alle Dinge widerspiegeln, die in einem ablaufen und sich einem so zeigen, wie sie wirklich sind. Dann weist man ihnen den einen oder den anderen Platz zu, entsprechend dem, was sie sind, man beginnt, seinen Wesensteilen etwas zu erklären und sie zu organisieren. Das braucht Zeit. Derselbe Teil kommt oft drei oder vier Mal in den Vordergrund und jeder Teil, der auftaucht, sagt: „Stell mich an die erste Stelle, gib mir den Vorrang, was die anderen machen, ist nicht wichtig, es ist überhaupt nicht wichtig. Ich bin es, der entscheiden muss, weil ich am wichtigsten bin.“ Ich bin sicher, wenn ihr euch selbst betrachtet, ist nicht einer unter euch, der diese Erfahrung noch nicht gemacht hat. Du möchtest bewusst werden, du hast den guten Willen dazu, du hast verstanden, deine innere Sehnsucht leuchtet – alles in dir strahlt und ist hell und klar; aber plötzlich geschieht etwas, eine sinnlose Unterhaltung, eine Lektüre, die unglücklich ausgeht, und das genügt, um alles in dir durcheinander zu bringen. Dann denkt man, dass man in einer Illusion gelebt hat, dass man alles nur aus einem bestimmten Blickwinkel erfahren hat.
Das ist das Leben. Man stolpert und fällt bei der ersten Gelegenheit hin. Man sagt zu sich selbst: „Oh, man kann nicht andauernd so ernsthaft sein“, und wenn der andere Teil in einem selbst dann wieder auftaucht, bereut man es bitterlich: „Oh, ich war so ein Narr, ich habe meine Zeit verschwendet, jetzt muss ich wieder von vom beginnen…“ Zeitweise bestimmt ein Teil in einem selbst, der sich in Aufruhr befindet, der übel gelaunt ist und voller Befürchtungen, zu anderen Zeiten ein anderer Teil, der fortschrittlich ist, voller Hingabe an das innerste Wesen. All das geschieht nacheinander.
Es gibt nur ein Mittel dagegen: dieser innere Wegweiser muss immer präsent sein, ein Spiegel, der innerhalb der eigenen Gefühle und Impulse und Empfindungen so gut ausgerichtet wird, dass man sie in diesem Spiegel erkennt. Da gibt es einige, die nicht sehr erfreulich oder schön anzusehen sind, und andere, die gut sind und positiv und die müssen behalten werden. Das muss man am Tag hundert Mal machen, wenn es nötig ist. Und es ist sehr interessant. Man malt eine Art großen Kreis um diesen seelischen Spiegel und arrangiert all seine Teile des Wesens darum herum. Wenn sich unter ihnen etwas befindet, was nicht in Ordnung ist, wirft es eine Art grauen Schatten auf diesen Spiegel: dieses Element muss man zurechtrücken, neu ausrichten. Man muss mit ihm reden, er soll verstehen, dieser Teil seines eigenen Wesens muss aus der Dunkelheit herauskommen. Wenn du das machst, wird dir nie langweilig. Wenn zum Beispiel die Leute nicht nett zu einem sind, wenn man eine Erkältung hat, wenn man seinen Lehrstoff aus der Schule nicht gelernt hat usw., schaut man in diesen Spiegel. Es ist sehr interessant, denn man erkennt das Krebsgeschwür darin. Dann sagt man: „Und ich dachte, dass ich ehrlich war!“ – Nein, überhaupt nicht.
Es geschieht nichts im Leben, was nicht interessant ist. Dieser innere Spiegel ist sehr sehr gut gemacht. Schaue zwei, drei, vier Jahre lang in ihn hinein, manchmal muss man es zwanzig Jahre lang machen. Dann schaue nach ein paar Jahren zurück, richte deinen Blick auf das, was du vor drei Jahren warst, und dann stellst du fest: „Wie ich mich geändert habe!… War ich damals wirklich so?…“ Es ist sehr unterhaltsam.
DIE MUTTER, CWM 5:9

Es gibt Menschen, die sehr konstruktiv arbeiten können, wenn sie sich in einem bestimmten Zustand befinden, und dann sind sie fähig, ihr Leben gut zu organisieren und nützliche Arbeit zu leisten, und in einem anderen Teil ihres Wesens sind sie absolut destruktiv und zerstören andauernd, was der andere Teil aufgebaut hat. Ich kannte eine ganze Menge Leute dieser Art, die offensichtlich ein eher zusammenhangloses Leben führten, aber das war nur deshalb so, weil die beiden unterschiedlichen Teile ihres Wesens von einander getrennt waren und in Opposition zueinander standen, anstatt sich gegenseitig zu ergänzen und in einer inneren Synthese harmonisch zusammenzufinden. Ein Teil in ihnen machte das zunichte, was der andere unternommen hatte, und so ging es die ganze Zeit hin und her. Sie führten ein ungeordnetes Leben. Von diesen Menschen gibt es mehr als man denkt!
Es gibt auffallende, eklatante Beispiele dafür, in denen das eindeutig klar ist. Weniger gegensätzliche Zustände, die aber trotzdem in Opposition zueinander stehen, kommen sehr sehr oft vor. Nebenbei, man hat ja selbst die Erfahrung, während man versucht, in seinem Inneren einen Fortschritt zu machen, ist da ein Teil des Wesens in einem, der bei der Bemühung mitmacht und vorankommt, und plötzlich, ohne erkennbaren Grund, schlägt die ganze Anstrengung, die man unternommen hat, all die Einsicht, die man gewonnen hat, in etwas ganz anderes, Gegensätzliches um, worüber man keine Kontrolle hat.
Manche Menschen bemühen sich den ganzen Tag lang, etwas in sich aufzubauen, und es gelingt ihnen; sie gehen ins Bett und am nächsten Morgen haben sie all das, was sie am vorigen Tag erreicht haben, in dem Zustand der Unbewusstheit der Nacht wieder verloren. Das sind keine außergewöhnlichen Fälle, ganz und gar nicht. Siehst du, das erklärt, warum manche Menschen sich in ihr höheres Denken zurückziehen, und dort in eine sehr tiefe Meditation gelangen können und dann von den Angelegenheiten der Welt befreit sind, und wenn sie in ihr normales körperliches Bewusstsein zurückkommen, benehmen sie sich völlig ordinär, wenn nicht sogar vulgär, weil sie sich nicht darum gekümmert haben, zwischen ihrem höheren und ihrem niederen Bewusstsein eine Verbindung herzustellen und zu sehen, dass das höhere auf das niedere einwirkt und es umwandelt.
DIE MUTTER, CWM 7:291

Ich habe nicht den Versuch unternommen, die verschiedenen individuellen Seiten meiner Persönlichkeit in mir zu vereinigen, aber ich habe versucht, sie gegeneinander zu stellen, sodass die guten Seiten den schlechten gegenüberstehen, doch ich habe nie eine ausreichend wirksame dynamische Kraft in den guten gefunden, die schlechten zu bekämpfen.
Hast du jemals daran gedacht, dass dein Urteil darüber, was „gut“ und was „schlecht“ ist, eine rein menschliche Beurteilung ist? Und dass die nicht unbedingt mit dem Urteil der göttlichen Gegenwart in dir übereinstimmt? Die „schlechten“ Dinge, die du nicht loswerden konntest, waren vermutlich nur nicht an ihrem richtigen Platz, sondern Dinge, die in dir nicht wirklich ausgeglichen waren, und es wäre sehr schade, wenn man sie auslöschen würde, denn vielleicht würde gleichzeitig mit ihnen ein Teil deiner Energie und deiner göttlichen Präsenz verschwinden. Menschen, die Yoga nicht unter der Anleitung eines Führers betreiben, folgen oft normalen moralischen Auffassungen und fühlen sich manchmal sehr ratlos, weil sie trotz allem guten Willen nicht das erwartete Ergebnis bekommen. Das passiert, weil sie im Allgemeinen sich selbst und das, was sie tun, gutheißen wollen, anstatt ihr Wesen zu transformieren, und dafür sind moralische Auffassungen sehr schlecht geeignet. In der Arbeit der Einigung deines Wesens musst du unbedingt genügend Vorstellungskraft besitzen, die inneren Vorgänge in dir, die du behalten möchtest, dem zu zeigen, von dem du dir vorstellst, dass es der göttlichen Präsenz in dir gleicht. Natürlich ist das am Anfang nur eine Vorstellung, die weit von der Wahrheit entfernt ist, aber es würde dir ein wenig helfen, aus der moralischen Enge herauszukommen und auch aus der Begrenzung deines Bewusstseins. Zum Beispiel, du hast die Idee, das was du bist und was du tust, einem Bewusstsein zu zeigen, das zugleich unendlich und ewig ist. Diese beiden Wörter machen am Anfang nicht viel Sinn, aber sie zwingen dich, die Grenzen zu durchbrechen und dich selbst vor etwas zu zeigen, das überall so weit über dich hinausgeht, dass sein Urteil nicht das gleiche wie das der menschlichen Denkweise sein kann. Man muss unbedingt so anfangen. Wenn du versuchst, dich nach moralischen Prinzipien zu analysieren, kannst du sicher sein, dem göttlichen Plan entgegenzuwirken. Nicht, dass das Göttliche unmoralisch wäre, das musst du festhalten, aber es hat keine Art von Moral, die die Menschheit überhaupt verstehen würde, es ist nicht das Gleiche.
DIE MUTTER, CWM 4:80

Es scheint mir unmöglich, der Notwendigkeit zu entgehen, sein Wesen an der zentralen inneren Präsenz des Göttlichen zu orientieren, wenn man ein bewusstes Instrument der göttlichen Kraft sein möchte. Ihr könnt als unbewusste Werkzeuge von der göttlichen Kraft zu bestimmten Dingen bewegt oder zum Handeln gedrängt werden, wenn ihr ein Minimum an Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit zeigt. Aber um zu einem bewussten Instrument zu werden, das zur inneren Identifikation mit dem Göttlichen und zu bewussten, gewollten Ausführungen fähig ist, benötigt ihr diese innere Ordnung; sonst rennt ihr immer irgendwo in ein Chaos, irgendwo in eine Verwirrung oder eine Verschwommenheit oder in eine Unbewusstheit. Obwohl euer Handeln dann ausschließlich dem Göttlichen gewidmet ist, wird es natürlich nicht die Perfektion des Ausdrucks haben, die es hat, wenn man ein bewusstes Ordnen seiner Natur um das innere göttliche Zentrum herum erlangt hat.
Es ist eine Aufgabe, die Beharrlichkeit erfordert, die zu jeder Zeit unter allen Umständen durchgeführt werden kann, weil alle Bestandteile zur Lösung dieser Aufgabe in dir selbst vorhanden sind. Du brauchst für diese Arbeit keine Hilfe, die von außen kommt. Sie erfordert jedoch große Ausdauer, eine Art Hartnäckigkeit, denn sehr häufig befinden sich unangenehme Deformationen im Charakter, Angewohnheiten, die alle nur möglichen Ursachen haben können. Diese können in Rückschlägen in der Entwicklung liegen oder in zurückliegenden charakterlichen Missbildungen oder in der Erziehung oder in dem Milieu, in dem du gelebt hast sowie in vielen anderen Ursachen. Du versuchst, diese Missbildungen wie Falten zu glätten, aber sie kräuseln sich immer wieder. Dann musst du die Arbeit wieder von vorne beginnen, oft viele Male, ohne entmutigt zu werden, bevor das endgültige Ergebnis sich zeigt. Aber nichts und niemand und kein Umstand kann dich davon abhalten. Denn du trägst in dir selbst das Problem und die Lösung.
(Schweigen)
Um die Wahrheit zu sagen, die verbreitetste Krankheit, unter der die Menschen leiden, ist Langeweile. Die meisten Dummheiten, die Menschen begehen, entspringen dem Versuch, dieser Langeweile zu entkommen. Nun, ich kann mit Sicherheit sagen, dass kein äußeres Hilfsmittel nützt und dass die Langeweile dich verfolgen wird, egal, was du versuchst, um ihr zu entkommen. Aber diese innere Arbeit zu beginnen, dein Wesen und all seine Bewegungen der Elemente des Denkens, Fühlens und Wollens in dir, um das zentrale innere Bewusstsein und seine Präsenz in dir herum zu ordnen, ist die sicherste, die wohltuendste und vollständigste Heilung für jede Art von Langeweile. Diese innere Arbeit verleiht dem Leben ein großes Interesse. Und eine außergewöhnliche Vielfalt. Du hast keine Zeit mehr, um dich zu langweilen.
Man muss nur die Ausdauer dazu aufbringen.
Was die Sache noch interessanter macht ist, dass diese Art von Arbeit, sein Wesen um das göttliche Zentrum in seinem Inneren herum zu ordnen und in Harmonie damit zu bringen, nur auf der Erde und nur in einem physischen Körper gemacht werden kann. Das ist eigentlich der wesentliche und der ursprüngliche Grund für das physische Leben auf der Erde. Denn wenn du nicht mehr länger in einem physischen Körper bist, kannst du es überhaupt nicht mehr machen.
Noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass nur Menschen das machen können, denn nur Menschen haben in ihrem inneren Zentrum die Göttliche Präsenz in ihrem psychischen Wesen. Diese Arbeit der inneren Selbstentwicklung und Organisation und der Bewusstwerdung all seiner inneren Bestandteile, liegt zum Beispiel nicht im Bereich der Möglichkeiten derjenigen Wesen, die sich auf den vitalen und mentalen Ebenen der Existenz befinden und nicht einmal der Wesen, die als „Götter“ bezeichnet werden; wenn sie diese Arbeit machen möchten, sie sich wirklich organisieren und vollständig bewusst werden möchten, müssen sie durch Geburt einen Körper annehmen.
Und dennoch, die Menschen kommen in einen Körper, ohne zu wissen, warum, die meisten gehen durch ihr Leben, ohne zu wissen, warum, sie verlassen ihren Körper, ohne zu wissen, warum, und sie müssen dasselbe immer wieder von vorne anfangen, endlos, bis eines Tages jemand daherkommt und ihnen sagt: „Sei achtsam! Das Ganze hat einen Sinn! Du bist hier für diese innere Arbeit, versäume deine Gelegenheit nicht!“
Und wie viele Jahre werden verschwendet.
DIE MUTTER, CWM 8:174

… Du hast viele Seiten in deiner Persönlichkeit oder besser, es gibt viele Persönlichkeiten in dir. Tatsächlich sind es ihre uneinigen Gemütsbewegungen, die sich gegenseitig in die Quere kommen, während sie sich durch dein äußerliches Denken ausdrücken, die dir in deiner Sadhana sehr im Weg gestanden haben. Da ist die vitale Persönlichkeit in dir, die sich Erfolg wünschte und ihr Vergnügen haben wollte, und als sie das erreicht hatte, wollte sie damit weitermachen, sie konnte das übrige Wesen in dir aber nicht von diesem eingeschlagenen Weg überzeugen. Diese vitale Persönlichkeit wollte dann jedoch in den Genuss eines Vergnügens etwas tieferer Art kommen und versuchte, die anderen Teilen in dir davon zu überzeugen, dass sie die unbefriedigenden Dinge leicht aufgeben könnten, wenn sie dafür einen entsprechenden Ersatz in irgendeinem Märchenland der höheren Freude bekommen würden. Außerdem gibt es deine psycho-vitale Persönlichkeit, den Vaishnava in dir, der sich Krishna, Bhakti und Ananda wünschte. Dann ist da deine Persönlichkeit des Dichters und Sängers, der versucht, durch Dinge wie Gesang und Dichtung Schönheit zu verwirklichen. Es gibt auch noch deine mental-vitale Persönlichkeit, die auf einem verbissenen Kampf von Tapasya mit deiner vitalen Natur bestand, als sie sah, dass diese im Wege stand, und zweifellos ist sie es, die dem Ziel von Vairagja und Nirvana zustimmt, das du verfolgst. Dann ist da deine körperlich-mentale Persönlichkeit, der Anhänger von Russel, der Extrovertierte, der Zweifler. Und es gibt noch deine andere, mental-emotionale Persönlichkeit, deren Ideen alle vom Göttlichen, dem Yoga und von Bhakti und Guruvada überzeugt sind. Da ist auch das psychische Wesen, das dich dazu gedrängt hat, Sadhana zu betreiben und das auf die Stunde seines Hervortretens in dir wartet.
Was willst du mit der Ansammlung all dieser „Leute“ in dir anfangen? Wenn du Nirvana möchtest, musst du sie entweder aus dir herauswerfen, ersticken oder solange schlagen, bis sie ins Koma fallen. Alle Autoritäten zu diesem Thema versichern uns, dass das ausschließliche „Geschäft“, Nirvana zu erreichen, ein höchst schwieriger Job ist, dukham dehavadibhih, sagt auch die Gita. Deiner Beschreibung nach ließ dieser Versuch dich so ausgetrocknet und verzweifelt zurück wie eine ausgepresste Orange, es war kein Saft mehr übrig. Wenn die Wüste dein Weg zum gelobten Land ist, dann spielt das keine Rolle. Aber, – gut, wenn das nicht so ist, dann gibt es einen anderen Weg – der ist das, was wir die Integration, die Harmonisierung unseres Wesens nennen. Sie kann durch die äußeren, vitalen und denkenden Teile unserer Person nicht erreicht werden, sie werden die Sache ganz sicher verpfuschen. Es kann nur von innen heraus, durch unsere Seele geschehen, den Zentralisierer, der alles in uns in seinem Mittelpunkt vereinigt und der selbst das spirituelle Zentrum der Radien dieser Persönlichkeiten ist.
In jedem dieser Teile unserer Persönlichkeit befindet sich eine Wahrheit, die mit den Wahrheiten in den anderen Teilen in uns in Übereinstimmung gebracht werden kann. Denn es gibt eine Wahrheit im Nirvana – Nirvana ist nichts anderes als der Friede und die Freiheit des spirituellen Geistes, die in sich selbst bestehen kann, ob es nun eine Welt oder Welt-Ordnung oder Welt-Unordnung gibt oder nicht. Bhakti und der Ruf des Herzens nach dem Göttlichen enthält auch eine Wahrheit – es ist die Wahrheit der göttlichen Liebe und der göttlichen Freude, Ananda. Der Wille, Tapasya ausüben zu wollen, enthält ebenso eine Wahrheit – die Wahrheit, die Meisterschaft anzustreben, die der innere spirituelle Geist über die Teile seiner Persönlichkeit besitzt.
Der Musiker und der Dichter in dir stehen auch für eine Wahrheit, die Wahrheit des Ausdrucks von Schönheit durch den spirituellen Geist. Auch hinter dem Teil deiner Persönlichkeit, der das mentale Denken betont, sogar hinter dem Teil des mentalen Zweiflers in dir, dem Anhänger von Russel, steht eine Wahrheit – wenn auch weit hinter ihm – die Wahrheit der Ablehnung aller falschen Formen. Selbst hinter deinen beiden vitalen Persönlichkeiten steht eine Wahrheit, die, dass das Göttliche und nicht das Ego, die inneren und äußeren Welten in Besitz nimmt. Das bedeutet Harmonisierung in unserem Yoga – aber sie kann nicht durch äußerliche Einigung erreicht werden, sondern nur, indem man in sich geht, und vom psychischen, spirituellen Zentrum aus bestimmt und handelt. Denn dort befindet sich die Wahrheit unseres Wesens und auch das Geheimnis von Harmonie lebt dort.
SRI AUROBINDO, CWSA 29:455

Als die Menschheit anfänglich erschaffen wurde, war das Ego das Element, das den Menschen vereinigte. Seine verschiedenen Wesensteile gruppierten sich darum herum; aber jetzt, da die Geburt einer Super-Menschheit vorbereitet wird, muss das Ego verschwinden und dem psychischen Wesen Platz machen, das langsam gebildet wurde, um das Göttliche im Menschen zu etablieren.
Unter dem psychischen Einfluss manifestiert sich das Göttliche im Menschen und bereitet so die Ankunft der Super-Menschheit vor.
Das psychische Wesen ist unsterblich und durch das psychische Wesen wird Unsterblichkeit auf der Erde manifestiert werden.
Deshalb ist jetzt die wichtigste Sache, sein psychisches Wesen zu finden, sich damit zu vereinigen und ihm zu erlauben, das Ego zu ersetzen, das gezwungen sein wird, sich entweder umzustellen oder zu verschwinden.
DIE MUTTER, CWM 16:434
