Die Vervollkommnung des Körpers

Die Vollkommenheit des Körpers, und zwar die weitestgehende Vollkommenheit, die wir durch die uns zur Verfügung stehenden Mittel erreichen können, muss das letzte Ziel der Körpererziehung sein. Vollkommenheit ist das eigentliche Ziel aller Kultur, der spirituellen wie der seelischen, der mentalen wie der vitalen und also auch das Ziel unserer Körperkultur. Wenn wir nach alles umfassender Vollkommenheit des Wesens trachten, kann man seinen physischen Teil nicht außer acht lassen; denn der Körper stellt unsere materielle Grundlage dar, der Körper ist das Instrument, das uns zur Verfügung steht. Shariram khalu dharmasadhanam sagt das alte Sanskritwort, – der Körper ist das Mittel, das dharma1 zu erfüllen, und dharma bedeutet jedes Ideal, das wir uns vorstellen können und das Gesetz seiner Verwirklichung und seiner Wirkung. Unser höchstes Ziel ist die totale Vollkommenheit, denn unser Ideal ist das göttliche Leben, das wir hier aufbauen möchten, ein Leben des Geistes, das sich auf Erden erfüllt, ein Leben, das seine eigene spirituelle Umformung sogar unter den Bedingungen der materiellen Schöpfung hier auf Erden vollzieht. Das kann nur gelingen, wenn auch der Körper eine Wandlung durchmacht und in seinen Handlungen, wie in seinem Funktionieren, eine höchste Leistungsfähigkeit erreicht und jene Vollkommenheit, die ihm möglich ist oder möglich werden kann.

In einer früheren Schrift habe ich bereits angedeutet, dass wir in diesem Ashram angefangen haben, einer relativen Vervollkommnung des physischen Bewusstseins im Körper, und des Mentalen, des Vitalen und des Charakters, die er beherbergt, besondere Aufmerksamkeit und besonderen Spielraum einzuräumen und die ursprünglichen Fähigkeiten des Körpers als wünschenswerte Ergebnisse der Übungen und des Trainings in der Körpererziehung zu erwecken und zu entfalten. Die Entwicklung des physischen Bewusstseins muss immer einen bedeutenden Teil unserer Bemühungen ausmachen, und dazu gehört ganz wesentlich die richtige Entwicklung des Körpers selbst; zunächst sind Gesundheit, Kraft und Tauglichkeit erforderlich, aber der physische Rahmen selbst muss der bestmögliche sein. Zu einem göttlichen Leben in einer materiellen Welt gehört notwendigerweise, dass die beiden Pole des Daseins, der spirituelle Gipfel und die materielle Grundlage, eine Einheit bilden. Die Seele, mit ihrer Lebensgrundlage in der Materie, erhebt sich zu den Höhen des Geistes; sie stößt sich nicht von ihrer Basis ab, sondern verbindet die Höhen mit den Tiefen. Der Geist steigt mit all seinem Licht, seiner Herrlichkeit und Macht in die Materie und in die materielle Welt hinab, erfüllt sie und verwandelt mit ihnen das Leben in der materiellen Welt, so dass es immer göttlicher wird. Die Umformung ist keine Wandlung in etwas bloß Subtiles und Spirituelles, zu dem sich die Materie von Natur her in Widerspruch befindet und von dem aus sie sich als Hindernis oder als Fessel für den Geist empfinden würde; sie beansprucht die Materie als eine Form des Geistes, obwohl jetzt noch eine Form, die ihn verbirgt, und verwandelt sie in ein offenbarendes Instrument – sie verwirft nicht die Energien, Fähigkeiten und Methoden der Materie, bringt vielmehr ihre verborgenen Möglichkeiten ans Licht, hebt sie auf, läutert sie und deckt die ihr eingeborene Göttlichkeit auf. Das göttliche Leben wird nichts zurückweisen, was zur Vergöttlichung fähig ist; alles soll aufgenommen, erhöht und aufs äußerste vervollkommnet werden. Das Denkwesen, das jetzt noch unwissend ist, obwohl es nach Erkenntnis ringt, soll sich zum supramentalen Licht und zur supramentalen Wahrheit emporschwingen und sie herunterbringen, so dass sie unser Denken, unsere Wahrnehmung, unsere Einsicht und all unsere Erkenntnismittel durchdringt, bis sie in ihren innersten und äußersten Regungen die höchste Wahrheit ausstrahlen. Unser Leben, das noch so voll ist von Dunkelheit und Verwirrung und von so vielen dumpfen und niederen Zielen in Anspruch genommen, muss sich in seinem inneren Drang und in seinen Instinkten erhoben und erleuchtet fühlen und ein strahlendes Ebenbild des supramentalen Lebens über ihm werden. Das physische Bewusstsein und das physische Sein, der Körper selbst, muss in allem, was er ist und tut, eine Vollkommenheit erreichen, wie wir sie jetzt noch kaum ahnen. Es mag sogar schließlich mit dem Licht, der Schönheit und Seligkeit aus dem Jenseits überflutet werden und dem göttlichen Leben einen göttlichen Körper geben.

Zunächst aber muss die Natur in ihrer Entwicklung einen Punkt erreicht haben, wo sie dem Geist unmittelbar begegnen, die Sehnsucht nach der spirituellen Wandlung fühlen und sich dem Wirken der Kraft, die sie umformen wird, öffnen kann. Denn die höchste, totale Vollkommenheit ist nur durch eine Umformung unserer niederen oder menschlichen Natur möglich, durch eine Umformung des Denkwesens in ein Lichtwesen, unseres Vitalen in ein Instrument der Macht, ein Instrument des rechten Handelns, des richtigen Gebrauchs all seiner Kräfte, eine glückliche Erhöhung seines Wesens über seine gegenwärtig vergleichsweise engen Möglichkeiten hinaus zu einer sich selbst verwirklichenden Kraft des Wirkens und der Freude des Lebens. Dementsprechend muss sich der Körper durch eine Umstellung seines Tuns, seines Verhaltens und seiner Fähigkeiten einer umformenden Wandlung zu einem Instrument unterziehen, das jene Begrenzungen hinter sich gelassen hat, die es jetzt sogar in seinen größten menschlichen Fähigkeiten belasten und hemmen. In die zu erreichende Totalität der Umwandlung müssen wir auch die rein menschlichen Mittel und Kräfte einbeziehen, wir dürfen sie nicht fallen lassen, sondern müssen sie nutzen, sie bis zu ihrer äußersten Möglichkeit steigern und in das neue Leben hineinnehmen. Eine solche Sublimierung unserer gegenwärtigen menschlichen Denk- und Lebenskräfte in Elemente göttlichen Lebens auf Erden kann man sich ohne große Schwierigkeiten vorstellen; wie aber sollen wir uns den vollkommenen Körper vorstellen?

In der Vergangenheit wurde der Körper von den spirituellen Suchern eher als Hindernis, als etwas, was man überwinden oder ablegen muss, angesehen, denn als ein Instrument der spirituellen Vervollkommnung und ein Bereich der spirituellen Wandlung. Er ist als grobe Materie verworfen worden, als unüberwindliches Hindernis, und die Begrenzung des Körpers als etwas Unabänderliches, das die Transformation unmöglich mache; und zwar, weil auch der beste menschliche Körper nur von einer Lebensenergie getrieben zu sein scheint, die ihre eigenen Grenzen hat und in ihren geringeren physischen Aktivitäten noch durch vieles gemindert wird, was kleinlich, roh oder gar böse ist; der Körper selbst ist belastet mit der Trägheit und der Unbewusstheit der Materie, nur teilweise erwacht und, obwohl ermuntert und belebt durch Nerventätigkeit, doch unterbewusst in den fundamentalen Tätigkeiten seiner konstituierenden Zellen und Gewebe und deren geheimer Arbeit. Sogar in seiner vollen Kraft und Stärke und in seiner größten Schönheit ist er noch eine Blüte des materiellen Unbewussten; das Unbewusste ist der Boden, aus dem er gewachsen ist, und der Ausdehnung seiner Kräfte und jedem Versuch zu einer radikalen Selbstübersteigerung ist in jeder Hinsicht eine enge Grenze gesetzt. Wenn aber ein göttliches Leben auf Erden möglich ist, dann muss auch diese Selbstübersteigerung möglich sein.

In der Bemühung um Vervollkommnung können wir bei jeder Schicht unseres Wesens beginnen, müssen aber, zumindest anfangs, jene Mittel und Verfahren anwenden, die unserer Wahl entsprechen. Im Yoga hat der Prozess eine spirituelle und seelische Qualität; sogar seinen vitalen und körperlichen Prozessen wird eine Wendung zum Spirituellen und Seelischen gegeben, wodurch sie in einen höheren Rang aufsteigen, als ihnen im gewöhnlichen Vitalen und Physischen zuerkannt wird, z.B. beim Training des Atmens und der Körperhaltungen im Hathayoga2 und Rajayoga3 Gewöhnlich müssen das Denkwesen (Mentale), das Vitale und der Körper für den Empfang der spirituellen Energie und für die Organisierung seelischer Kräfte und Methoden vorbereitet sein, und zwar in der dem Yoga entsprechenden speziellen Richtung. Andererseits müssen wir auch, wenn wir in irgendeinem Bereich der niederen Schichten anfangen, jene Mittel und Wege benutzen, die Vitales und Materie uns anbieten und auch die sogenannten Bedingungen und Techniken beachten, die uns durch die vitale und materielle Energie aufgezwungen werden. Wir mögen die Aktivität, die Leistungsfähigkeit, die Vollkommenheit weit über ihren anfänglichen Status, ja sogar über die normalen Möglichkeiten hinaus entwickeln und müssen doch auf der gleichen Basis bleiben, von der wir ausgegangen sind, und innerhalb ihrer Grenzen. Die Bemühungen von oben und von unten her können sich zwar begegnen, die höhere Vervollkommnung kann die niedere zu sich emporheben und in sich aufnehmen; aber gewöhnlich geschieht das nur durch den Übergang von der niederen zur höheren Auffassung, Sehnsucht und Motivation: und den müssen wir vollziehen, wenn wir uns das Ziel gesetzt haben, das menschliche Leben in ein göttliches umzuwandeln. Hier aber begegnen wir der Notwendigkeit, die Aktivitäten des menschlichen Lebens zu akzeptieren und durch die Macht des Geistes zu sublimieren. Die niedrigere Vollkommenheit wird hier nicht verschwinden; sie wird bleiben, aber durch die Vollkommenheit höherer Art vergrößert und umgeformt werden, was allein die Kraft des Geistes vermag. Das wird deutlich, wenn wir Dichtung und bildende Kunst, philosophisches Denken, die Vollkommenheit des geschriebenen Wortes oder die vollkommene Organisation des irdischen Lebens betrachten: sie müssen aufgegriffen werden, und die schon erlangten Möglichkeiten, oder welche Vollkommenheiten auch immer schon erreicht worden sind, müssen in eine neue und größere Vollkommenheit einbezogen werden, aber in der größeren Vision und Inspiration eines spirituellen Bewusstseins und mit neuen Formen und Kräften. Das gleiche gilt für die Vervollkommnung des Körpers.

Das Vitale und die Materie in das, seinem Wesen nach, spirituelle Streben mit aufzunehmen statt zurückzuweisen und gänzlich auszuschließen, wie es der Einstellung jener Spiritualität entsprach, die das Leben in der Welt mied oder sich von ihm abwandte, bezieht bestimmte Entwicklungen mit ein, die von einer spirituellen Institution alter Art als zweckentfremdet betrachtet werden könnte. Ein göttliches Leben in der Welt oder eine Institution mit diesem Ziel und Zweck kann sich auf die Dauer vom Leben der gewöhnlichen Menschen in der Welt nicht gänzlich absondern oder ausschließen oder am irdischen Dasein desinteressiert sein; sie muss die Arbeit des Göttlichen in der Welt selbst tun und nicht abseits oder getrennt von ihr. Die alten Rishis4 in ihren Ashrams lebten in solcher Verbundenheit; sie waren schöpferisch tätig, Erzieher und Führer der Menschen, und das Leben des indischen Volkes wurde in der alten Zeit weitgehend von ihnen gesteuert und hat sich unter ihrem formenden Einfluss entfaltet. In diesem neuen Streben sind Leben und Handeln nicht dasselbe, müssen aber ebenfalls auf die Welt wirken und etwas Neues in ihr sein. Es muss Berührungen und Verbindungen mit ihr haben und Aktivitäten aufweisen, die ihren Platz im allgemeinen Leben einnehmen und deren anfängliche oder ursprüngliche Ziele sich nicht von jenen der gleichen Aktivitäten in der äußeren Welt zu unterscheiden scheinen. Hier in unserem Ashram haben wir es für nötig gehalten, eine Schule für die Erziehung der Kinder der hier lebenden Ashramiten (Sadhaks) aufzubauen, in der wir die üblichen Fächer unterrichten, wenn auch mit gewissen Abwandlungen, und wir haben zusätzlich, und zwar als wichtigen Teil ihrer Erziehung, ein gründliches Körpertraining ins Programm aufgenommen, woraus die Spiele und Leichtathletik resultieren, die von der Sportjugend des Ashrams betrieben werden. Einige Leute haben gefragt, welchen Platz Sport in einem Ashram einnehmen könne, der für spirituelle Sucher geschaffen worden sei, und welche Verbindung es zwischen Spiritualität und Sport geben könne. Die erste Antwort liegt bereits in dem, was ich über die Verbindungen dieser Art Institution mit den Aktivitäten des gewöhnlichen Lebens geschrieben habe und wo ich auf die Nützlichkeit eines solchen Trainings für das Leben des Volkes und seinen Vorteil für das internationale Leben hingewiesen habe. Eine weitere Antwort aber mag sich für uns ergeben, wenn wir über diese ersten Ziele hinausgehen und uns dem Streben nach totaler Vollkommenheit zuwenden, die die Vervollkommnung des Körpers einschließt.

Wenn wir solche Aktivität wie Sport und Körpertraining im Ashramleben zulassen, dann heißt das, dass die Methoden und die ersten zu erreichenden Ziele der sogenannten unteren Schicht des Wesens angehören. Ursprünglich sind sie für die Körpererziehung und die Körperertüchtigung der Kinder der Ashram-Schule eingeführt worden, und diese sind zu jung, als dass man streng spirituelle Übungen oder Ziele in ihr Programm aufnehmen könnte; es ist fraglich, ob jemals eine große Anzahl von ihnen das spirituelle Leben wählen wird, wenn sie alt genug sind, ihre weitere Zukunft selbst zu bestimmen. Körpertraining und die Entwicklung bestimmter Bereiche im Mentalen und im Charakter sind das Ziel, soweit das durch dieses Training oder in Verbindung mit ihm geschehen kann, und ich habe im Vorwort bereits ausgeführt, wie und in welcher Richtung das möglich ist. Es ist eine relative und menschliche Vollkommenheit, die innerhalb dieser Grenzen erlangt werden kann; irgendetwas Größeres kann nur durch das Eingreifen höherer Mächte erreicht werden, seelischer Mächte oder der Mächte des Geistes. Und doch kann es etwas sehr Beachtenswertes und manchmal Großartiges sein, wozu man innerhalb der menschlichen Begrenzungen kommen kann: Das Geniale liegt im Entfaltungsbereich menschlichen Wesens und seine Leistungen, besonders die mentalen und willensmäßigen, können uns bereits halbwegs zum Göttlichen tragen. Und auch was Denken und Wille im eigentlichen Bereich des Körpers und seines Lebens mit dem Körper erreichen können, an körperlicher Leistung, körperlicher Ausdauer, Spitzenleistungen aller Art, an dauernder Aktivität, die keine Müdigkeit, kein Versagen zulässt und weit über das hinausgeht, was zunächst möglich zu sein schien, an Mut und der Weigerung, einem endlosen und mörderischen physischen Leiden zu erliegen – all diese und weitere Siege vielerlei Art, die manchmal ans Wunderbare grenzen oder es erreichen, kann man im rein menschlichen Bereich finden und müssen in unsere Vorstellung von totaler Vollkommenheit einbezogen werden. Von gleicher Art ist auch die unerschrockene und beharrliche Antwort, die der Körper, die Lebensenergie und auch das Mentale des Menschen auf jegliche Forderung geben können, die in den schwierigsten und entmutigendsten Umständen – etwa durch die Notwendigkeiten eines Krieges, einer Reise oder eines Abenteuers – an sie gestellt werden mag, und ihre Ausdauer kann ein erstaunliches Maß erreichen, und sogar das Unbewusste im Körper scheint fähig zu sein, überraschende Reaktionen zu zeigen.

Wir haben gesagt, dass der Körper eine Schöpfung des Unbewussten und selbst unbewusst sei, oder zumindest unterbewusst in Teilen seiner selbst und in vielen seiner verborgenen Mechanismen. Was wir aber das Unbewusste nennen, ist die Erscheinung, die Wohnung oder das Instrument eines geheimen Bewusstseins oder eines Überbewusstseins, das jenes Wunder geschaffen hat, das wir das Universum nennen. Das Unbewusste hat die Materie geschaffen, sie ist seine ureigene Ebene, und die Vollkommenheit der Verfahren der unbewussten Materie, die völlige Anpassung ihrer Mittel an einen Endzweck, die Wunderwerke, die sie vollbringt, die Wunder an Schönheit, die sie erschafft, tun die Gegenwart und Macht des Bewusstseins dieses Überbewusstseins in jedem Teil und jeder Bewegung des materiellen Weltalls kund, trotz all des unwissenden Leugnens, das wir ihm entgegensetzen können. Es befindet sich im Körper, es hat ihn geschaffen, und sein Auftauchen in unserem Bewusstsein ist das geheime Ziel der Evolution und der Schlüssel zum Geheimnis unseres Daseins.

Wenn wir Sport und körperliche Übungen für die Erziehung des Einzelnen in Kindheit und früher Jugend ausnutzen wollen, um seine sichtbaren und verborgenen Möglichkeiten zur vollsten Entfaltung zu bringen, sind wir in den anzuwendenden Mitteln und Methoden durch die Natur des Körpers begrenzt; ihr Ziel muss eine derartige relative menschliche Vollkommenheit sein, wie diese Methoden sie entwickeln helfen können, und zwar aller Kräfte und Fähigkeiten des Körpers, wie auch der Kräfte des Mentalen, des Willens, des Charakters und des Handelns, die in ihm wohnen und deren Instrument er ist. Ich habe genug über die mentalen und ethischen Seiten der Vervollkommnung geschrieben, zu denen dieses Streben beitragen kann und brauche das hier nicht zu wiederholen. Der Körper selbst kann hierdurch die Vollendung seiner natürlichen Beschaffenheit und Veranlagung erreichen und andererseits seine allgemeine Tauglichkeit zu einem Instrument für all die Aktivitäten trainieren, die das Mentale und der Wille, die Lebensenergien oder die wirkenden Vorstellungen, Beweggründe und Instinkte unseres subtilen physischen Wesens ihm abfordern mögen, das ein zwar unerkanntes, aber sehr wichtiges Element und eine Kraft unserer Natur darstellt. Gesundheit und Kraft sind die ersten Voraussetzungen für die natürliche Vollkommenheit des Körpers, nicht nur Muskelkraft, solide Gliederstärke und körperliche Widerstandsfähigkeit, sondern jene feinere, lebendige, plastische und anpassungsfähige Kraft, die unsere nervlichen und subtil-physischen Schichten in die äußerlichen Aktivitäten einbringen können. Außerdem gibt es die noch dynamischere Kraft, die die Lebensenergien in der Not dem Körper leihen, und die ihn zu größerer Aktivität, sogar zu Leistungen von ungewöhnlichstem Charakter aufrütteln können, zu denen er in normalem Zustand nicht in der Lage wäre. Und dann gibt es noch jene Kraft, die vom Denken und vom Willen dem Körper mitgeteilt oder von der er beherrscht und inspiriert werden kann, die aus ihren Ansprüchen und Antrieben resultiert, aus ihrer geheimen Macht, und von der wir, ohne genau den Ursprung ihrer Wirkung zu kennen, Gebrauch machen, oder durch die wir gebraucht werden. Ich habe schon darauf hingewiesen, dass wir zu den natürlichen Fähigkeiten und Körperkräften, die so geweckt, angeregt und zu normaler Aktivität gebracht werden können, auch Gewandtheit und Ausdauer in allerhand Körperübungen zählen, wie zum Beispiel: Schnelligkeit im Laufen, Gewandtheit im Kampf, Geschicklichkeit und Ausdauer beim Bergsteigen, eine konstante und sogar außergewöhnliche Leistungsfähigkeit, die allen Anforderungen entspricht, die an den Soldaten, den Seemann, den Reisenden oder den Forscher bei Abenteuern jeglicher Art gestellt werden. Dazu gehört auch die große Summe physischer Befähigungen, an die sich der Mensch gewöhnt hat oder zu denen er ausnahmsweise durch seinen eigenen Willen oder durch den Zwang der Umstände gedrängt wurde. Bei all diesen Bemühungen geht es ganz einfach um eine generelle Tauglichkeit des Körpers zu allem, was von ihm verlangt werden mag, eine Tauglichkeit, wie sie ein paar oder auch viele erlangt haben, und die durch eine gründliche und vielseitige Körpererziehung und Disziplin allgemein erreichbar gemacht werden kann. Einige dieser Aktivitäten können unter der Bezeichnung Sport zusammengefasst werden; für andere wiederum können Sport und Körperübungen wirksame Vorbereitungen sein. Unsere Körperübungen können auch zu jenen Aktionen befähigen, in denen gemeinsames Vorgehen, Zusammenwirken und Disziplin erforderlich sind, für andere werden eher ein ausgeprägter individueller Wille, geschicktes Denken, schnelle Auffassungsgabe, kraftvolle Lebensenergie und feine körperliche Impulse benötigt und mögen sogar der eine, völlig ausreichende Lehrer sein. Alles muss in unserer Konzeption von den natürlichen Kräften des Körpers, seiner Fähigkeit und Brauchbarkeit als Instrument im Dienste des menschlichen Denkvermögens und Willens enthalten sein und deshalb auch in unserem Konzept von der totalen Vervollkommnung des Körpers.

Diese Vollkommenheit hat zwei Voraussetzungen: Das größtmögliche Erwecken des Körperbewusstseins und das Hervorrufen und Erziehen seiner Fähigkeiten, genauso total, so vollkommen und so vielseitig wie möglich. Die Gestalt oder der Körper ist seinem Ursprung nach zweifellos eine Schöpfung des Unbewussten und dadurch allseitig begrenzt, immerhin aber eines Unbewussten, das jenes geheime Bewusstsein entwickelt, das in ihm verborgen ist und das im Lichte des Wissens, der Macht und der Seligkeit wächst. Wir müssen ihn in jenem Stadium seiner menschlichen Entwicklung nehmen, den er in diesen Dingen erreicht hat, davon Gebrauch machen, soweit wie möglich; und soviel wir können, die Entwicklung bis zu jenem Höchstgrad fördern, den die Kraft des individuellen Temperamentes und der individuellen Natur zulässt. In allem Geformten in der Welt ist eine Kraft wirksam, unbewusst aktiv oder in ihren niederen Formen durch Trägheit gehemmt, im Menschen aber, mit seinen teils wachen, teils schlafenden oder verborgenen Entwicklungsmöglichkeiten, von Anfang an bewusst; was aber in ihm wach ist, haben wir vollends bewusst zu machen, was schläft, zu wecken und in Gang zu bringen, was verborgen ist, hervorzuholen und zu erziehen. Nun gibt es zwei Aspekte des Körperbewusstseins: Einerseits scheint es seine Arbeit auf der physischen Ebene ohne Einmischung des Denkens sozusagen automatisch zu verrichten, teilweise sogar ohne die Möglichkeit einer direkten Beobachtung durch das Denken, andererseits scheint es, wenn es bewusst oder wahrnehmbar ist, in der Arbeit fortzufahren, wenn sie erst einmal in Gang gekommen ist, und zwar durch ein offensichtlich mechanisches Verhalten, das keiner Steuerung durch das Denkvermögen bedarf und solange unverändert weitermacht, als das Denken nicht eingreift.

Es gibt auch noch andere Verhaltensweisen, die, mental gelehrt und trainiert, auch dann noch automatisch und doch fehlerfrei ablaufen können, wenn sie vom Denken oder Willen nicht beachtet werden; andere wiederum können im Schlafe wirken und Ergebnisse erzielen, die für das Wachbewusstsein wertvoll sind. Aber noch wichtiger ist jener trainierte und entwickelte Automatismus, jene perfekte Geschicklichkeit und Fähigkeit von Auge und Ohr, den Händen und allen Gliedern, jedem Anruf zu gehorchen, der an sie ergeht, bereit zu unmittelbarem Handeln als Instrument, vollkommen fähig zu jeder Aufgabe, die das Denken und die Lebensenergie an ihn stellen können. Das ist gewöhnlich das beste, was wir vom niederen Ende aus erreichen können, wenn wir von ihm ausgehen und uns auf die ihm eigenen Mittel und Methoden beschränken. Wollen wir mehr, dann müssen wir uns an Verstand und Lebensenergie selbst oder an die Energie des Geistes und ihre Möglichkeiten wenden, und an das, was sie für eine größere Vervollkommnung des Körpers tun können. Das meiste, was wir im physischen Bereich durch physische Mittel tun können, ist notwendigerweise sowohl ungesichert wie auch begrenzt; sogar die anscheinend vollkommene Gesundheit und Kraft des Körpers ist gefährdet und kann jeden Augenblick durch Störungen von innen oder einen starken Angriff oder Schock von außen her gestört werden; nur durch ein Überschreiten unserer Grenzen kann eine höhere und dauerhaftere Vollkommenheit erreicht werden. Unser Bewusstsein muss in einer bestimmten Richtung wachsen, nämlich, in zunehmendem Maße den Körper und seine Kräfte von innen und von oben her beeinflussen und ihn zu einer immer bewussteren Antwort auf die höheren Ebenen unseres Wesens bringen. Der Mensch ist charakterisiert durch sein Denkvermögen; er ist ein denkfähiges Wesen, und seine menschliche Vollkommenheit wächst in dem Maße, – gemäß den Upanishaden, – wie das mentale Wesen, Purusha, Herr über das Vitale und den Körper wird. Wenn sich die Vernunft der Instinkte und Automatismen der Lebensenergien, des subtil physischen Bewusstseins und des Körpers annehmen und sie kontrollieren, in sie eindringen und ihr instinktives oder spontanes Verhalten bewusst nutzen und sozusagen voll mentalisieren kann, dann wird auch die Vollkommenheit dieser Energien und ihres Wirkens bewusster, ihrer selbst mehr gewahr und noch vollkommener. Aber auch das Denken muss vollkommener werden, und das kann es am besten, wenn es sich weniger auf den fehlbaren Intellekt des physischen Mentalen verlässt, sich nicht einmal durch das ordentlichere und sorgfältigere Wirken der Vernunft begrenzt, sondern in die Intuition hineinwächst, ein weiteres, tieferes und innigeres Schauen und den leuchtenderen Energiestrom eines höheren intuitiven Willens erwirbt. Schon innerhalb der Grenzen seiner gegenwärtigen Entwicklung ist es schwierig zu ermessen, wie weit das Mentale fähig ist, seine Kontrolle über die Kräfte und Fähigkeiten des Körpers auszudehnen oder diese auszunutzen, und es wird unmöglich, irgendwelche Grenzen festzulegen, wenn das Mentale noch höhere Kräfte entwickelt und seine menschliche Begrenzung abstreift: Bei bestimmten Realisationen scheint es sogar möglich zu werden, sich willentlich in die Automatik der körperlichen Organe einzuschalten. Wo auch immer Begrenzungen schwinden und in dem Maße, wie sie verschwinden, wird der Körper plastischer und empfänglicher und gleichermaßen ein geeigneteres und vollkommeneres Instrument für das Wirken des Geistes. Für alles fruchtbare und wirkungsvolle Tun hier in der materiellen Welt ist die Zusammenarbeit der beiden Enden unseres Wesens unerlässlich. In gleichem Maße, wie der Körper aus Müdigkeit oder natürlicher Unfähigkeit oder irgendeinem anderen Grunde heraus unfähig ist, das Denken oder den Willen zu unterstützen, oder wie er irgendwie unansprechbar oder nicht genügend ansprechbar ist, wird jede Aktion fehlschlagen, den Erwartungen nicht entsprechen oder irgendwie unbefriedigend oder unvollkommen sein. Selbst eine scheinbar so rein mentale Ausbeute des Geistes wie der Ausfluss dichterischer Inspiration bedarf der antwortenden Mitschwingung des Gehirns und seines Offenseins als Kanal für die Macht des Gedankens und der Vision und für das Licht des Wortes, das sich einen Weg bahnt oder durchbricht oder nach seinem vollkommenen Ausdruck sucht. Wenn das Hirn ermüdet oder durch irgendein Hemmnis stumpf geworden ist, kann keine Inspiration kommen und nichts wird geschrieben, oder es geht daneben, und etwas Minderwertiges ist alles, was herauskommen kann; oder eine schwächere Inspiration tritt an die Stelle der leuchtenden Formulierung, die um ihre Gestaltung rang, oder der Verstand findet es leichter, sich einer weniger strahlenden Eingebung hinzugeben oder für poetische Tricks empfänglich zu sein und damit zu arbeiten. Sogar für rein mentale Aktivitäten ist die Tauglichkeit, die Bereitschaft oder das perfekte Training des körperlichen Instrumentes eine unerlässliche Voraussetzung. Dieses Bereitsein, dieses Antwortenkönnen gehört ebenfalls zur totalen Vollkommenheit des Körpers.

Das Auftauchen des Bewusstseins in einem offensichtlich unbewussten Universum, das Wachsen des Bewusstseins und mit ihm das Wachsen des Lichtes und der Macht des Wesens ist der wesentliche Zweck und das Zeichen einer wachsenden Entwicklung hier; es ist zwar unerlässlich, Formen zu entwickeln, die funktionieren oder lebensfähig sind, keinesfalls aber letzter Zweck oder zentraler Beweggrund. Das immer größere Erwachen eines Bewusstseins, das immer höhere Ebenen erklimmt und zu immer größerer Weite seiner Vision und seines Handelns gelangt, ist die Voraussetzung für unseren Fortschritt in Richtung auf jene höchste und totale Vollkommenheit, die das Ziel unseres Daseins ist, gleichzeitig aber auch die Voraussetzung für die totale Vervollkommnung unseres Körpers. Es gibt höhere Ebenen des Mentalen als irgendeine, die wir bis jetzt wahrnehmen, und die müssen wir eines Tages erreichen und uns über sie hinaus zu den Höhen eines größeren, eines spirituellen Lebens erheben. Im Emporsteigen aber müssen wir ihnen unsere tieferen Schichten öffnen und sie mit jener überlegenen und höchsten Dynamik des Lichtes und der Kraft erfüllen; den Körper aber müssen wir zu einem immer bewussteren, ja sogar gänzlich bewussten Gefäß und Instrument, zu einem bewussten Zeichen und Siegel, zu einer Kraft des Geistes machen. Sowie er in diese Vollkommenheit hineinwächst, muss auch die Kraft, die Spannweite seines dynamischen Handelns und seiner Empfänglichkeit wachsen, mit der er dem Geiste dient; gleichzeitig muss die Kontrolle des Geistes über ihn und die Anpassungsfähigkeit seines Funktionierens zunehmen, und zwar in den entwickelten und den erworbenen Kraftzentren, und auch in seinen automatischen Reaktionen bis hin zu jenen, die jetzt noch rein organisch sind und die Regungen eines mechanischen Unbewussten zu sein scheinen. Das kann aber nicht ohne eine wahrhaftige Transformation erreicht werden, und eine Transformation des Mentalen, des Vitalen und des eigentlich Körperlichen ist tatsächlich die Wandlung, auf die sich unsere Entwicklung insgeheim zubewegt, und diese Transformation ermöglicht erst das Auftauchen der ganzen Fülle eines göttlichen Lebens auf Erden. Und bei dieser Transformation kann der Körper selbst Handelnder und Partner werden. Es mag für den Geist tatsächlich möglich sein, mit einem nur passiv und unvollständig bewussten Körper als seinem letzten oder niedrigsten Werkzeug materiellen Wirkens eine beachtliche Offenbarung zu erreichen, aber das könnte nichts irgendwie Vollkommenes oder Vollständiges sein. Ein vollkommen bewusster Körper könnte sogar die richtige materielle Methode und den richtigen materiellen Prozess einer materiellen Transformation entdecken und herausarbeiten. Dazu müssen sich aber zweifellos das höchste Licht, die höchste Macht und die schöpferische Freude des Geistes auf dem Gipfel des individuellen Bewusstseins offenbart und ihr „Es sei“ dem Körper befohlen haben, trotzdem aber mag der Körper spontan Anteil an der Selbstentdeckung und Leistung beim Ausarbeiten nehmen. So würde er zum Mittäter und Vermittler der eigenen Umformung und der integralen Umformung des ganzen Wesens werden; und das würde ebenfalls ein Teil, ein Zeichen, ein Merkmal der totalen Vervollkommnung des Körpers sein.

Wenn das Auftauchen und Wachsen des Bewusstseins das eigentliche Motiv der Evolution ist und der Schlüssel zu ihrem verborgenen Sinn, dann muss sich durch dieses Wachstum, der eigentlichen Natur der Evolution gemäß, nicht nur eine ständig zunehmende Leistungsfähigkeit ergeben, sondern auch der Aufstieg zu immer höheren Ebenen, bis die höchstmögliche erreicht ist. Denn das Bewusstsein, das wir in der Materie an der Arbeit sehen, das materielle Universum erschaffend, startet auf der untersten Ebene, wo es in das Unbewusste eingewickelt ist; es entfaltet sich weiter über eine Unwissenheit, die doch immer mehr Wissen entwickelt und zu immer größerem Licht und zu immer umfassenderer Organisation und Wirksamkeit des Willens führt, wie auch zu einer Harmonisierung aller ihm innewohnenden und auftauchenden Kräfte; zuletzt muss es dazu kommen, die ganze Fülle seiner Fähigkeiten zu entwickeln oder zu erwerben, und das muss ein Zustand sein oder ein Wirken, in dem nicht länger Unwissenheit nach Wissen strebt, sondern das Wissen selbstbeherrscht dem Wesen innewohnt, Herr seiner eigenen Wahrheiten ist und sie mit einer natürlichen Vision und Kraft, an der weder Begrenzung noch Irrtum haften, herausarbeitet. Oder aber, wenn eine Begrenzung da ist, dann muss sie wie ein freiwillig vorgezogener Vorhang sein, hinter dem es die Wahrheit zurückhält für eine Offenbarung im Zeitlichen, sie aber hervorholt – willentlich und ohne sie erst suchen oder sich aneignen zu müssen – in der Reihenfolge einer richtigen Wahrnehmung der Dinge oder in der rechten Abfolge dessen, was dem Ruf der Zeit gehorchend offenbart werden muss. Das würde bedeuten, dass man in das sogenannte in sich selbst existierende Wahrheitsbewusstsein eintreten oder sich ihm nähern würde, in dem sich der Mensch seiner eigenen Wirklichkeiten bewusst wäre und die innewohnenden Kräfte hätte, diese in einer Zeitschöpfung zu offenbaren, wo alles Wahrheit wäre, Wahrheit, die ihren eigenen unfehlbaren Schritten folgte und ihre eigenen Harmonien aufbaute; jeder Gedanke und Wille, alles Fühlen und Handeln würde spontan richtig sein, inspiriert oder intuitiv und vollkommen, weil es aus dem Lichte der Wahrheit stammte. Alles würde Wirklichkeiten ausdrücken, die dem Geiste innewohnen; es würde viel mehr an Geistesmacht da sein. Man würde die jetzigen Grenzen des Mentalen überschritten haben: Denken würde zum Schauen im Lichte der Wahrheit werden, Wille zu Kraft und Macht der Wahrheit, Leben zu wachsender Erfüllung der Wahrheit, der Körper selbst ein bewusstes Gefäß der Wahrheit und Teil der Mittel zu ihrer Selbstverwirklichung und eine Form des Daseins, das seiner selbst gewahr ist. Wenn es ein göttliches Leben oder irgendeine volle Offenbarung der Materie geben soll, müsste zumindest eine Art Initiation dieses Wahrheitsbewusstseins, ein erstes Erscheinen und Wirken erreicht werden und in eine erste Operation eingetreten sein. Oder zumindest muss solch ein Wahrheitsbewusstsein mit unserem eigenen Denken, Leben und Körper in Verbindung stehen, zu einer Berührung mit ihm herabkommen, seine Schau und sein Wirken kontrollieren, seine Motive veranlassen, seine Kräfte ergreifen und ihre Richtung und ihren Zweck formen. Nicht alle, die von ihm berührt würden, mögen fähig sein, es voll zu verkörpern, aber jeder würde ihm eine gewisse Form geben, entsprechend seinem spirituellen Temperament, seiner inneren Fassungskraft und der Richtung seiner Entwicklung in der Natur: Er würde sicher jene Vollkommenheit erreichen, deren er unmittelbar fähig wäre und auf dem Weg sein zum vollen Besitz der Wahrheit des Geistes und der Wahrheit der Natur.

Im Wirken eines solchen Wahrheitsbewusstseins würde sich ein bestimmter Automatismus in seinem Wahrheitsvollzug zeigen, der bewusst und gewollt ist und der an die Stelle der unfehlbaren Automatik der unbewussten oder scheinbar unbewussten Kraft treten würde, die aus einer scheinbaren Leere das Wunder eines geordneten Universums geschaffen hat, und dies könnte eine neue Offenbarungsordnung des Seins hervorrufen, in der eine vollkommene Vollkommenheit möglich würde, ja eine höchste und totale Vollkommenheit als letzte Möglichkeit in Aussicht stünde. Wenn wir diese Kraft in die materielle Welt herunterholen könnten, dann würden unsere jahrtausendealten Träume von menschlicher Vervollkommnungsfähigkeit, sowohl von individueller wie auch von der Vervollkommnungsfähigkeit der Gesellschaft, des Menschengeschlechtes überhaupt, der inneren Herrschaft über uns selbst, und einer völligen Kenntnis, Beherrschung und Nutzung der Naturkräfte schließlich und endlich Aussicht auf volle Verwirklichung haben. Diese völlige menschliche Selbst-Erfüllung könnte durchaus über ihre Grenzen hinausgehen und den Charakter eines göttlichen Lebens annehmen. Die Materie würde, nachdem sie die Kraft des Lebens und das Licht des Denkvermögens in sich aufgenommen und offenbart hat, das höhere oder höchste Licht des Geistes und seine Kraft in sich hineinziehen und in einem irdischen Körper, nachdem sie dessen unbewussten Teil losgeworden wäre, zu einem vollkommenen bewussten Gefäß des Geistes werden. Durch den Willen und die Kraft dieses innewohnenden Herrn könnte der körperlichen Hülle dauernde Kraftfülle und sichere Gesundheit erhalten bleiben; alle natürlichen Fähigkeiten des Körpers, alle Kräfte des physischen Bewusstseins würden ihre äußersten Grenzen erreichen und uns auf Wunsch, ihres fehlerlosen Wirkens sicher, zur Verfügung stehen. Als Instrument würde der Körper Fähigkeiten in einer Fülle, Tauglichkeit für alles, was sein Herr von ihm verlangen würde, in einer Totalität erwerben, die weit überall das hinausginge, was er bis jetzt vermag. Er könnte sogar das Gefäß der Offenbarung einer höchsten Schönheit und Seligkeit werden, das die Lichtschönheit des Geistes ausstrahlte, – von ihm überfließend und sich ausgießend, so wie eine Lampe das Leuchten ihrer inneren Flamme ausgießt und verstrahlt, – das in sich die Glückseligkeit des Geistes trüge, seine Freude des schauenden Erkennens, seine Freude des Lebens und der spirituellen Seligkeit, die Freude der Materie, die zu einem spirituellen Bewusstsein erlöst und von einer dauernden Ekstase durchschauert wäre. Das wäre die totale Vollkommenheit des spiritualisierten Körpers.

Das mag nicht alles zugleich kommen, obwohl solch eine plötzliche Erleuchtung möglich ist, wenn eine göttliche Kraft und göttliches Licht und göttliche Seligkeit auf dem Gipfel unseres Wesens stehen und ihre Kraft in Denken, Leben und Körper hinabsenden könnten, indem sie die Zellen erleuchteten und umformten und so im ganzen Gefäß Bewusstsein erweckten. Aber der Weg wäre offen und all das, was im Individuum möglich ist, könnte zunehmend stattfinden. Das Physische würde an dieser Erfüllung des Ganzen ebenfalls teilhaben.

Es würden aber immer Aussichten bleiben, die noch darüber hinausgingen, da der unendliche Geist die sich entwickelnde Natur zu höheren Höhen und größeren Weiten mitgenommen hat in dem Drang des befreiten Wesens, in den Besitz der höchsten Wirklichkeit, des höchsten Daseins, Bewusstseins und der höchsten Glückseligkeit zu gelangen. Aber es wäre verfrüht, davon zu sprechen: Was geschrieben wurde, ist vielleicht gerade soviel, wie das menschliche Denkvermögen in seiner jetzigen Beschaffenheit ins Auge zu fassen wagen und das erleuchtete Denken in gewissem Maße verstehen kann. Diese Auswirkungen des Wahrheitsbewusstseins, das herabkommt und Hand an die Materie legt, wären eine ausreichende Rechtfertigung der Entwicklungsarbeit. Dieser alles mitreißende Aufwärtsschwung des Geistes könnte von einem gleichzeitigen oder darauffolgenden Abwärtsstürmen einer triumphierenden spiritualisierten Natur begleitet sein, das alles einschließt, alles umwandelt und in dem sich eine glorreiche Wandlung der Materie, des physischen Bewusstseins, wie auch der körperlichen Gestalt und ihres Funktionierens vollziehen könnte, so dass wir dann nicht nur von der totalen, sondern der höchsten Vollendung des Körpers sprechen könnten.

1 Das jedem Einzelnen innewohnende Naturgesetz; auch: moralisches Gesetz.

2 Aktivierung der körperlichen Funktionen und Erweckung des Körperbewusstseins durch eine Schule von Körperhaltungen und Atemübungen. Der Körper ist das Instrument der Vervollkommnung und der Realisation.

3 Bewusst ausgewählte Atem- und Körperhaltungsübungen, um zu Befreiung und Vollkommenheit des Mentalen zu kommen und zur Meisterschaft über das Gefühls- und Empfindungsleben mit dem Ziel der Einheit mit dem göttlichen Wesen.

4 Die legendären Seher des alten Indiens, die sich in Einsiedeleien zurückgezogen hatten und dort ein kontemplatives Leben führten.