Der göttliche Körper

Ein göttliches Leben in einem göttlichen Körper, heißt das Ideal, das wir vor Augen haben. Was aber ist ein göttlicher Körper? Wie wird die Natur, die Struktur, die Grundverhaltensweise dieses Körpers beschaffen sein, die spezifische Vollkommenheit, die ihn von der begrenzten und unvollkommenen Körperlichkeit unterscheidet, an die wir jetzt gebunden sind? An welchen Umständen und Wirkungsweisen kann sein Leben, dessen Basis auf Erden noch physisch ist, als göttlich erkannt werden?

Wenn der göttliche Körper das Ergebnis einer Entwicklung sein soll, – und so müssen wir es sehen, – einer Entwicklung, die aus unserer menschlichen Unvollkommenheit und Unwissenheit hinaus in eine größere Wahrheit des Geistes und der Natur führt, durch welchen Prozess kann er bis zur Offenbarung kommen oder über welche Stufen sie schnell erreichen? Der Entwicklungsprozess auf Erden ist langsam und träge gewesen – welches Prinzip muss eingreifen, wenn eine Transformation, eine wachsende oder plötzliche Wandlung stattfinden soll?

Wir sind tatsächlich, als Resultat unserer Entwicklung, bei der Möglichkeit dieser Transformation angekommen. So wie sich die Natur über die Materie hinaus entwickelt und Leben geoffenbart hat, über das Leben hinaus Denken geoffenbart hat, so muss sie über das Denken hinaus ein Bewusstsein und eine Macht der Existenz offenbaren, ein supramentales oder Wahrheitsbewusstsein, das von der Unvollkommenheit und Begrenztheit unseres mentalen Daseins frei und fähig ist, die Macht und Vollkommenheit des Geistes zu entfalten. Und hier braucht die Art und Weise unserer Entwicklung nicht mehr in einer langsamen und zögernden Wandlung zu bestehen; sie wird diesen Charakter mehr oder weniger nur so lange haben, als die mentale Unwissenheit unseren Aufstieg aufhält und erschwert; sobald wir aber in das Wahrheitsbewusstsein hineingewachsen sind, wird die spirituelle Wahrheitskraft seines Wesens alles bestimmen. Zu dieser Wahrheit sollen wir befreit werden, und sie wird Denken, Leben und Körper umformen. Die natürlichen Kräfte des supramentalen Wahrheitsbewusstseins wie Licht und Seligkeit, Schönheit und die Vollkommenheit eines unwillkürlich richtigen Verhaltens des ganzen Wesens werden die eigentliche Natur des Mentalen, des Vitalen und des Körpers sogar hier auf Erden in eine Offenbarung des wahrheitsbewussten Geistes umformen. Die Dunkelheiten dieser Erde werden sich gegenüber dem supramentalen Wahrheitsbewusstsein nicht behaupten können, denn dieses kann vom allwissenden Licht und der allmächtigen Kraft des Geistes genug sogar in die Erde bringen, um sie zu erobern. Nicht alle mögen sich der Fülle seines Lichtes und seiner Kraft öffnen, was aber sich öffnet, muss sich in gleichem Maße auch der Wandlung unterziehen. Das wird das Prinzip der Transformation sein.

Möglicherweise wird der erste Schritt, der erste Versuch zur Lösung des Problems, in einer psychologischen Wandlung bestehen: In der Beherrschung der Natur durch die Seele, in einer Umformung der Denkkraft in ein Prinzip des Lichtes, der Lebensenergie in Kraft und Reinheit, um so der bloß menschlichen Form zu entfliehen und etwas aufzubauen, was ein göttliches Leben auf Erden genannt werden könnte, der Vorentwurf einer Über-Menschheit, eines supramentalen Lebens unter den Lebensbedingungen der Erdnatur. Das wäre aber noch keineswegs die erforderliche völlige und radikale Wandlung; es wäre keine totale Umformung, nicht die Fülle eines göttlichen Lebens in einem göttlichen Körper. Der Körper wäre immer noch menschlich und in seinem Ursprung wie in seinem grundlegenden Charakter tatsächlich animalisch, was den höheren Schichten des verkörperten Seins die entsprechenden unvermeidlichen Begrenzungen auferlegen würde. So wie Begrenzung durch Unwissenheit und Irrtum den grundsätzlichen Makel eines nicht transformierten Denkvermögens kennzeichnet, so wie Begrenzung durch unreife Impulse, unvollkommene Anstrengungen und Wünsche aus Begierde den Mangel einer untransformierten Lebensenergie charakterisiert, so stellen auch die schwachen Wirkungsmöglichkeiten körperlicher Verrichtungen, die Unvollkommenheit und Begrenztheit im Reagieren seines Halbbewusstseins auf die Forderungen, die an ihn gestellt werden, und die Grobheit und der Makel seiner ursprünglichen Tiernatur die Mängel eines unverwandelten oder nur unvollständig verwandelten Körpers dar. Diese Mängel könnten also nur hinderlich sein und sogar das Wirken der höheren Schichten der Natur auf sie selbst herabziehen. Die Transformation des Körpers muss also die Voraussetzung für die totale Transformation der Natur sein.

Die Transformation kann aber auch stufenweise vor sich gehen; es gibt Naturkräfte, die zwar noch zum mentalen Bereich gehören, aber doch zu wachsender Erkenntnis fähig sind und, über unsere menschliche Mentalität hinausgehoben, des Lichtes und der Kraft des Göttlichen teilhaftig wurden, – und eine Herabkunft dieser Ebenen in das denkbegabte Wesen und das Aufsteigen von unten her könnte als der natürliche Entwicklungsverlauf angesehen werden. In Wirklichkeit aber mag sich herausstellen, dass diese Hilfen zu einer totalen Transformation nicht ausreichen, denn sie könnten, obwohl sie selbst zwar leuchtende Möglichkeiten des Mentalen, aber noch nicht im vollen Sinne des Wortes supramental wären, dem Denken nur einen Tropfen Göttlichkeit bringen oder das Denkwesen emporheben, nicht aber in die volle Supramentalität des Wahrheitsbewusstseins erheben. Und doch mögen diese Ebenen zu Stufen des Aufstiegs werden, die einige erreichen würden, um dort haltzumachen, während andere höher stiegen und die darüberliegende Ebene eines halbgöttlichen Daseins erreichen könnten. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die ganze Menschheit en bloc zum Supramentalen erheben wird; zunächst würden nur jene zu der höchsten oder zu irgendeiner dazwischenliegenden Stufe des Aufstiegs gelangen, deren innere Entwicklung sie auf solch eine große Wandlung vorbereitet hätte, oder die durch eine direkte Berührung mit dem Göttlichen in sein vollkommenes Licht, seine vollkommene Macht und Seligkeit gelangt wären. Die große Masse der Menschen aber mag noch lange Zeit mit einer normalen oder nur teils erleuchteten und erhobenen menschlichen Natur zufrieden sein. Aber selbst das wäre eine genügend radikale Wandlung und beginnende Transformation des irdischen Lebens; denn der Weg wäre frei für alle, die den Willen hätten, aufzubrechen, der supramentale Einfluss des Wahrheitsbewusstseins würde das Erdenleben berühren und sogar seine untransformierten Massen beeinflussen, und es gäbe eine Hoffnung und ein Versprechen, das eventuell allen erreichbar wäre, woran jetzt nur wenige teilhaben oder was nur wenige jetzt verwirklichen.

Jedenfalls wäre das nur ein Anfang und nicht die Fülle des göttlichen Lebens auf Erden; es wäre eine neue Orientierung des irdischen Lebens, nicht aber das Ziel seiner Wandlung. Dazu bedarf es der souveränen Herrschaft jenes Wahrheitsbewusstseins, dem alle anderen Lebensformen unterstünden, von dessen Herrschaftsprinzip und höchster Macht sie abhingen, zu dem sie als Ziel aufschauen, aus dessen Einfluss sie Nutzen ziehen, von dem sie durch etwas von seiner erleuchtenden und durchdringenden Kraft bewegt und erhoben werden könnten. Der menschliche Körper musste, um dem Prinzip des Mentalen und dem Leben eines mentalen Wesens dienen und die Bewegungen und Aktionen der neuen Fähigkeiten des Lebens ausdrücken zu können, in Abwandlung der voraufgegangenen tierhaften Form mit aufrechter Gestalt ins Dasein treten; genauso muss für ein supramentales Bewusstsein ein Körper mit neuen Kräften und Wirkungsmöglichkeiten entwickelt werden, der dem Ausmaß göttlicher Aktion gerecht werden, ein wahrheitsbewusstes Wesen ausdrücken und einen bewussten Geist offenbaren kann. Während die Fähigkeit da sein muss, alle Tätigkeiten des Erdenlebens, die spiritualisiert werden können, aufzugreifen und zu sublimieren, muss die Folge und Begleiterscheinung dieser totalen Wandlung eine Transzendierung der ursprünglichen Tierhaftigkeit und jener Tätigkeiten sein, die unheilbar von ihr gezeichnet sind, oder zumindest muss eine gewisse erlösende Transformation, eine gewisse Durchgeistigung oder Durchseelung ihres Bewusstseins und der sie anregenden Motive stattfinden; und alles, was nicht in dieser Weise transformiert werden konnte, muss abgelegt werden; sogar eine Wandlung dessen, was man seine instrumentale Struktur nennen könnte, ihr Funktionieren und ihre Organisation, und darüber hinaus, eine vollständige und bisher beispiellose Kontrolle über diese Dinge muss folgen. All das ist bis zu einem gewissen Grade bereits durch das Leben vieler Menschen illustriert worden, die von spirituellen Mächten besessen waren, aber als etwas Außergewöhnliches und Gelegentliches, als eher zufällige oder unvollkommene Offenbarung einer erworbenen Fähigkeit, denn als Organisation eines neuen Bewusstseins, eines neuen Lebens und einer neuen Natur. Wie weit kann solch eine körperliche Transformation getrieben werden, wo liegen die Grenzen, die sie respektieren muss, um mit dem Leben auf Erden verbunden zu bleiben, ohne über die Erdsphäre hinaus oder zu einem außerirdischen Dasein getrieben zu werden? Das supramentale Bewusstsein ist keine feststehende Größe, sondern eine Kraft, die zu immer höheren Ebenen der Möglichkeit aufsteigt, bis sie die höchsten Gipfel spiritueller Existenz erreicht, in denen das Supramentale seine Erfüllung findet, so wie die Bereiche des spirituellen Bewusstseins, die von der menschlichen oder mentalen Ebene her zu ihm vorstoßen, ihrerseits im Supramentalen ihre Erfüllung finden. Bei dieser Weiterentwicklung mag auch der Körper eine vollkommenere Form finden, eine höhere Ausdruckskraft erreichen und ein immer vollkommeneres Gefäß der Gottheit werden.

Dieses Entwicklungsziel des Körpers ist in der Vergangenheit kaum ins Auge gefasst worden oder zumindest nicht für den Körper hier auf Erden; vielmehr wurden solche Formen als den bevorrechteten himmlischen Wesen zugehörig angesehen oder an ihnen erschaut und schienen als körperlicher Wohnsitz für eine Seele, die noch an die irdische Natur gebunden ist, unerreichbar zu sein. Die Vaishnavas1 haben von einem spiritualisierten, bewussten Körper gesprochen, cinmaya deha; es hat die Konzeption eines strahlenden oder leuchtenden Körpers gegeben, der als der vedische jyotirmaya deha verstanden werden könnte. Manche Menschen wollen gesehen haben, dass von den Körpern hochentwickelter spiritueller Personen ein Licht ausstrahlte, sogar bis zur Aussendung einer einhüllenden Aura hin, und in der Biographie einer so großen spirituellen Persönlichkeit wie Ramakrishna wird berichtet, dass Anfangssymptome dieser Art gesehen wurden. Aber diese Dinge haben entweder nur in der Vorstellung gelebt oder waren selten und gelegentlich; und meistens wurde der Körper nicht für transformationsfähig gehalten oder im Besitz von spirituellen Möglichkeiten. Man sprach von ihm als dem Mittel, das dharma zu erfüllen, und dharma schließt hier alle hohen Ziele, Leistungen und Ideale des Lebens mit ein und schließt die spirituelle Wandlung nicht aus: er sei aber ein Instrument, das fallengelassen werden müsse, wenn seine Arbeit getan sei, und obwohl es eine spirituelle Verwirklichung geben möge und geben müsse, während man noch im Körper weile, könne sie erst voll erreicht werden, nachdem die körperliche Hülle aufgegeben sei. Noch üblicher war in der spirituellen Tradition die Ansicht, dass der Körper ein Hindernis sei, unfähig zur Spiritualisierung oder zur Umwandlung, ein schweres Gewicht, das die Seele in der irdischen Natur festhielte und ihren Aufstieg zur spirituellen Erfüllung im Höchsten oder zur Auflösung des individuellen Wesens im Höchsten verhindere. Während sich diese Ansicht über die Rolle des Körpers in unserem Schicksal durchaus für eine Sadhana2 eignet, die die Erde bloß als einen Platz der Unwissenheit ansieht und das irdische Leben als eine Vorbereitung auf die rettende Abkehr vom Leben als der unerlässlichen Voraussetzung für die spirituelle Befreiung, ist sie unzureichend für eine sadhana, die sich vorstellt, dass ein göttliches Leben auf Erden und ein Freiwerden von der irdischen Natur selbst einen Teil des Gesamtplanes der Verkörperung des Geistes hier ausmacht. Wenn unser Ziel eine totale Transformation des Wesens ist, dann gehört die Transformation des Körpers notwendigerweise dazu; ohne sie ist kein völlig göttliches Leben auf Erden möglich.

Die vergangene Entwicklung des Körpers, besonders aber seine animalische Herkunft und Natur, scheinen dieser Vollendung im Wege zu stehen. Wie wir gesehen haben, ist der Körper ein Ergebnis und eine Schöpfung des Unbewussten, selbst unbewusst oder nur halb bewusst; er begann als unbewusste Materie, die Gestalt annahm, Leben entwickelte und aus einem materiellen Gegenstand ein lebendig Wachsendes wurde, Denkfähigkeit entwickelte und aus dem Unterbewusstsein der Pflanze und dem anfänglichen, elementaren Denkvermögen oder der unvollkommenen Intelligenz des Tieres das intellektuelle Denkvermögen und die vollkommenere Intelligenz des Menschen entwickelte und nun als körperliche Basis, als Gefäß und instrumentales Mittel unseres umfassenden spirituellen Strebens dient. Sein animalischer Charakter und seine grobe Begrenztheit stehen tatsächlich unserer spirituellen Vervollkommnung im Wege; die Tatsache aber, dass er eine Seele entwickelt hat und imstande ist, ihr als Instrument zu dienen, mag darauf hinweisen, dass er weiterer Entwicklung fähig ist und ein Gefäß und Ausdruck des Geistes werden kann, eine geheime Spiritualität der Materie zu enthüllen vermag und nicht nur halb, sondern gänzlich bewusst werden und ein gewisses Einssein mit dem Geiste erreichen kann. So viel muss er schon tun, so weit muss er wenigstens seine ursprüngliche Erdnatur hinter sich lassen, wenn er nicht länger ein Hindernis, sondern das vollkommene Instrument des göttlichen Lebens sein soll.

Anfangs gibt es einfach die Schwierigkeiten des animalischen Körpers, seiner animalischen Natur und Impulse und die Begrenzungen des menschlichen Körpers auch im besten Fall, und die dauern immer solange, wie die volle und grundlegende Befreiung noch nicht erreicht ist und solange sein Unterbewusstsein oder Halbbewusstsein und die Bindung seiner Seele, seines Denkvermögens und seiner Lebenskraft an die Materie, an Stofflichkeit aller Art, an den Ruf der nicht erneuerten Erdnatur, existieren und sich ständig dem Ruf des Geistes widersetzen und dem Aufstieg zu Höherem Grenzen setzen. Dem physischen Wesen bringt dies eine Bindung an die materiellen Instrumente, an Hirn, Herz und Sinne, die an Stofflichkeit und Materialismus aller Art gekettet sind, an den körperlichen Mechanismus mit seinen Nöten und Zwangsläufigkeiten, an das beherrschende Bedürfnis nach Nahrung als einem der bedrängendsten Lebensinteressen und das Beschäftigtsein mit den Mitteln, sie zu bekommen und zu speichern, an Müdigkeit und Schlaf und an die Befriedigung der körperlichen Begierden. Die Lebenskraft im Menschen ist ebenfalls an diese kleinen Dinge geknüpft; sie muss dem Spielraum ihrer größeren Ambitionen und Sehnsüchte Grenzen setzen, ihrem Drang, sich der Schwerkraft der Erde zu entziehen und den himmlischeren Intuitionen ihrer seelischen Schichten von oben her, dem Ideal des Herzens und dem Sehnen der Seele zu folgen. Dem Mentalen zwingt der Körper die Grenzen seines physischen Wesens und Lebens auf und das Gefühl, dass allein die physischen Dinge vollkommene Wirklichkeit besitzen, der Rest aber eine Art brillantes Feuerwerk der Einbildungskraft sei, eines Lichtes und einer Herrlichkeit, die ihr volles Spiel nur in jenseitigen Himmeln entfalten könnte, auf höheren Ebenen des Seins, nicht aber hier; er plagt Ahnung und Sehnsucht mit der Last des Zweifels, die Aussage der subtilen Sinne und die Intuition mit Unsicherheit, das große Feld supraphysischen Bewusstseins und supraphysischer Erfahrung mit der Unterstellung der Unwirklichkeit und umklammert mit seinen Erdwurzeln den Geist, der aus seiner ursprünglichen begrenzenden Menschlichkeit in die supramentale Wahrheit und die göttliche Natur hinaufwachsen will. Diese Hindernisse kann man überwinden, die Verneinung und der Widerstand des Körpers können bezwungen werden, seine Transformation ist möglich. Sogar der unbewusste und tierhafte Teil in uns kann erleuchtet und befähigt werden, die Gottnatur zu offenbaren, genauso wie unsere mentale Menschlichkeit dazu gebracht werden kann, die Übermenschlichkeit des supramentalen Wahrheitsbewusstseins und jene Göttlichkeit, die über unserem jetzigen Bewusstsein liegt, zu offenbaren und die völlige Umformung hier zu einer Realität zu machen. Dazu müssen aber die Nötigungen und Zwänge seiner Animalität aufhören notwendig zu sein, muss seine Stofflichkeit geläutert werden, wodurch die Offenbarung der göttlichen Natur aus dieser Urstofflichkeit ihre stoffliche Gediegenheit gewinnt. Denn bei der totalen Erdumformung darf nichts Wesentliches ausgeklammert werden; die Materie selbst kann in ein Mittel verwandelt werden, die spirituelle Wirklichkeit, das Göttliche zu offenbaren.

Die Schwierigkeit ist sowohl psychologischer wie körperlicher Art: die erstere besteht in der Auswirkung der nicht überwundenen Animalität auf das Leben, besonders in der Beharrlichkeit der groben Instinkte, Impulse und Begierden des Körpers; die zweite resultiert aus unserer körperlichen Struktur mit seiner organischen Instrumentation, die die Dynamik der höheren göttlichen Natur einschränkt. Die erste der beiden Schwierigkeiten ist leichter zu behandeln und zu meistern; denn da kann der Wille eingreifen und den Körper der Macht der höheren Natur unterwerfen. Gewisse Triebe und Instinkte des Körpers sind von spirituellen Suchern als besonders schmerzlich empfunden worden und haben wesentlich zu der asketischen Verneinung des Körpers beigetragen. Der Geschlechtstrieb und das Geschlechtsleben und alles, was daraus entspringt und sein Vorhandensein bezeugt, musste gebannt, ja aus dem spirituellen Leben entfernt werden, und das ist, wenn auch schwierig, so doch durchaus nicht unmöglich und kann zu einer Grundbedingung für den spirituellen Sucher erklärt werden. Obwohl es anfangs nicht leicht ist, sie zu erfüllen, ist sie für die asketische Lebensführung doch natürlich und unerlässlich, und ihre Einhaltung wird nach einer Weile ganz leicht. Die Überwindung der Sexualinstinkte und -impulse ist tatsächlich verbindlich für alle, die zur Selbstherrschaft kommen und ein spirituelles Leben führen wollen. Alle spirituellen Sucher müssen unbedingt zu ihrer totalen Beherrschung kommen, der vollkommene Asket sogar zu ihrer Auslöschung. Das muss man erkennen; und man darf es weder in seiner verbindlichen Wichtigkeit noch im Prinzip mildern.

In einem göttlichen Leben auf Erden kann dem Prinzip der Sexualität, abgesehen von der dumpfen physischen Befriedigung des Sexualtriebes aber nicht alle Daseinsberechtigung abgesprochen werden; es existiert, es spielt eine große Rolle, man muss sich damit befassen, es kann nicht einfach ignoriert, unterdrückt, unterbunden oder aus dem Gesichtskreis verbannt werden. Zunächst einmal ist es in einem seiner Aspekte ein kosmisches und sogar ein göttliches Prinzip: es nimmt die spirituellen Formen des Ishvara3 und der Shakti4 an, und ohne sie gäbe es keine Weltschöpfung oder Offenbarung des Weltprinzips von Purusha5 und Prakriti6, die beide für die Schöpfung notwendig sind, notwendig auch in ihrer Verbindung und ihrem Austausch für das Spiel seines psychologischen Wirkens und in ihrer Offenbarung als Seele und Natur, dieser Basis für das göttliche Spiel überhaupt (Lila). Im göttlichen Leben selbst wäre eine Fleischwerdung oder zumindest die Anwesenheit der beiden Kräfte in irgendeiner Form oder die anfängliche Einwirkung durch ihre Verkörperungen oder Repräsentanten unerlässlich, um die neue Schöpfung zu ermöglichen. Der Geschlechtstrieb ist in seinem menschlichen Wirken auf mentaler und vitaler Ebene keineswegs ein ganz und gar ungöttliches Prinzip; er hat seine edleren Aspekte und Wertigkeiten, und man muss sehen, wie und wie weit er in dem neuen und größeren Leben zugelassen werden kann. Alle dumpfe animalische Befriedigung sexueller Wünsche und Triebe müsste ausgelöscht werden; sie könnte nur fortgesetzt werden unter jenen, die nicht oder noch nicht zu einem vollkommenen spirituellen Leben bereit sind. All jene, die nach ihm strebten, es aber noch nicht in seiner ganzen Fülle verwirklichen könnten, müssten das Sexuelle sublimieren, dem spirituellen oder seelischen Impuls und einer Kontrolle durch das höhere Mentale und das höhere Vitale unterwerfen, alle seine leichteren, frivolen oder degradierten Formen abwerfen und sich der Berührung mit der Reinheit des Ideals offenhalten. Die Liebe würde bleiben, alle Formen der reinen Wahrheit der Liebe auf immer höheren Ebenen, bis ihre höchste Natur verwirklicht wäre, universale Liebe geworden, eingetaucht in die Liebe des Göttlichen. Die Liebe zwischen Mann und Frau würde ebenfalls diese Erhöhung und Vollendung erfahren; denn alle, die ein Gefühl für das Ideal und das Spirituelle haben, müssen dem Weg der Aufwärtsentwicklung folgen, bis sie die göttliche Wirklichkeit erreichen. Der Körper mit all seinen Aktivitäten muss als Teil des göttlichen Lebens akzeptiert werden und sich diesem Gesetz beugen; was aber die Voraussetzungen zum göttlichen Leben nicht akzeptieren kann, kann auch nicht einbezogen werden und muss daher von der sich weiterentwickelnden Natur fallengelassen werden, wie das auch schon in anderen Zeiten der Entwicklungsgeschichte geschehen ist.

Eine andere Schwierigkeit in Hinsicht auf die Transformation des Körpers besteht darin, dass er existenziell von Nahrung abhängt, und auch hierin sind die dumpfen körperlichen Instinkte, Impulse und Begierden verwickelt, die mit diesem schwierigen Faktor verbunden sind, das grundsätzliche Verlangen des Gaumens, die Gier nach Nahrung und animalischer Völlerei, die Verrohung des Mentalen, wenn es im Morast der Sinne herumkriecht, seiner bloß animalischen Schicht in Knechtschaft hörig geworden ist und sich an seine Bindung an die Materie klammert. Das höhere Menschliche in uns sucht Zuflucht in einer gemäßigten Abwandlung all dessen, in Enthaltsamkeit und Abstinenz oder in Nachlässigkeit hinsichtlich des Körpers und seiner Wünsche, und indem es sich an höhere Dinge verliert. Der spirituelle Sucher, wie z.B. der Jain-Asket, nimmt oft Zuflucht zu langem, häufigem Fasten, das ihn, zumindest zeitweise, aus den Fesseln des körperlichen Verlangens löst und ihm hilft, in sich die reine Leere der weiten Räume des Geistes zu fühlen. Aber all das ist noch keine Befreiung, und es mag sich die Frage erheben, ob sich das göttliche Leben ebenfalls nicht nur anfangs, sondern für immer dieser Notwendigkeit unterwerfen muss. Aber es könnte sich nur dann gänzlich befreien, wenn es den Weg ausfindig machen könnte, die universale Energie an sich zu ziehen, und zwar so, dass die Energie nicht nur die vitalen Schichten unserer Körperlichkeit erhalten würde, sondern auch die ihn aufbauende Materie, so dass keine äußere materielle Substanz zu seiner Aufrechterhaltung mehr nötig wäre. Es ist tatsächlich möglich, sogar während langer Fastenperioden, die volle Energie und Aktivität der Seele, des Mentalen und des Vitalen, ja sogar des Körpers zu erhalten, wach zu bleiben, doch alle Zeit im Yoga konzentriert, oder tief nachzudenken und Tag und Nacht zu schreiben, auf Schlaf zu verzichten, acht Stunden täglich zu marschieren, nur eine dieser Tätigkeiten oder aber alle miteinander zu verrichten und keinen Kräfteverlust zu spüren, keine Müdigkeit, keine Art von Versagen oder gar Zusammenbruch. Am Ende der Fastenzeit kann man sogar die normale oder gar eine größere als die normale Nahrungsmenge sofort zu sich nehmen, ohne einen Übergang oder irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, wie sie die medizinische Wissenschaft empfiehlt, als ob beides, sowohl das völlige Fasten wie auch das Schlemmen ganz natürliche Verhaltensweisen seien, wobei man sofort und leichthin von einer zur anderen überwechseln kann, weil der Körper schon durch eine Art beginnender Transformation trainiert ist, ein Instrument der Kräfte und Aktivitäten des Yoga zu sein. Einer einzigen Folge wird man nicht entgehen können, nämlich dem Schwinden des stofflichen Körpergewebes, seiner fleischlichen Substanz. Es wäre denkbar, wenn nur ein praktischer Weg und die Mittel gefunden werden könnten, dieses letzte und unbesiegbar scheinende Hindernis ebenfalls erobern und den Körper erhalten zu können, und zwar durch einen Austausch seiner Kräfte mit den Kräften der materiellen Natur, indem er ihr die notwendigen Rechte einräumen und von ihr direkt die unterstützenden Energien aus ihrer universalen Existenz beziehen würde. Es wäre auch denkbar, dass man auf dem Höhepunkte der Entwicklung des Lebens jenes Phänomen wiederentdecken und zurückerobern könnte, das man als seine Basis betrachten kann, nämlich die Fähigkeit, die Mittel zur Erhaltung und Selbsterneuerung aus der Umgebung an sich zu ziehen. Oder aber, das entwickeltere Wesen könnte die noch größere Fähigkeit erwerben, diese Mittel von oben an sich zu ziehen statt von unten oder aus unserer Umgebung rundum. Bis wir aber irgendetwas dieser Art erreicht oder ermöglicht haben, müssen wir zu Nahrung und den bekannten materiellen Kräften der Natur zurückkehren.

In Wirklichkeit beziehen wir ständig, wie unbewusst auch immer, universale Energie, die Kraft in der Materie, um unsere materielle Existenz und die mentalen, vitalen und anderen Fähigkeiten im Körper aufzufrischen: Wir tun es direkt in den unsichtbaren Austauschprozessen, die durch die Natur dauernd in Gang gehalten werden und durch spezielle Mittel, die sie erfunden hat; atmen ist eines dieser Mittel, schlafen und ruhen ebenso. Um aber den grobstofflichen Körper, sein Wirken und seine inneren Fähigkeiten zu erhalten und zu erneuern, hat die Natur als ihr grundlegendes Mittel das Aufnehmen von Materie von außen in Form von Nahrung gewählt, deren Verdauung, die Assimilierung dessen, was angleichbar ist, und die Ausscheidung dessen, was nicht angeeignet werden kann oder werden sollte; und das genügt zur bloßen Erhaltung; um aber dem Körper, der auf diese Weise erhalten wird, Gesundheit und Kraft zu verleihen, hat sie noch den Impuls zu Körperübungen und Spielen allerlei Art hinzugefügt, Wege der Verausgabung und Erneuerung der Energie, die Wahl oder die Notwendigkeit vielfältigen Handelns und Arbeitens. In dem neuen Leben wäre es, zumindest anfangs, nicht notwendig oder ratsam, eine übertriebene oder voreilige Zurückweisung der Nahrungsaufnahme zu fordern oder der althergebrachten natürlichen Art, den noch nicht völlig umgeformten Körper zu erhalten. Wenn diese Dinge überwunden werden müssen, dann muss der Entschluss aus dem erwachten Willen des Geistes kommen, eines Willens, der auch in der Materie selbst als gebieterischer Entwicklungszwang auftauchen müsste, als ein Akt der schöpferischen Transmutation der Zeit oder als eine Herabkunft aus dem Transzendenten. Unterdessen mag das Aufladen mit universeller Energie aus unserer Umwelt oder von oben durch bewussten Einsatz der höheren Kräfte unseres Wesens, durch Anrufen des für uns immer noch transzendenten Bewusstseins oder durch die Herabkunft und das Eindringen des Transzendenten selbst ein gelegentliches, ein häufiges oder ein ständiges Phänomen werden; und damit würde die Rolle, die die Nahrung und das Bedürfnis nach ihr spielt, immer mehr an Bedeutung verlieren und zu einer Nebensache werden, die uns nicht mehr wesentlich beschäftigt und von der wir immer weniger abhängig wären. In der Zwischenzeit mögen Ernährung und die gewöhnlichen Naturprozesse akzeptiert werden, obwohl wir uns aus der Haft der Begierden und der gröberen unterschiedslosen Gelüste und aus dem Griff der Fleischeslust befreien müssten, die alle in den Bereich der Unwissenheit gehören; die körperlichen Prozesse müssen verfeinert und die gröbsten sollten ausgelöscht werden, und entweder müssen neue Verfahrensweisen gefunden werden oder neue Mittel auftauchen. Solange sie akzeptiert sind, mag ein verfeinertes Vergnügen an ihnen erlaubt sein, sogar ein begierdeloses Entzücken des Geschmackssinnes an die Stelle des körperlichen Genusses und des wählerischen Bevorzugens und Zurückweisens treten, unserer jetzigen unreifen Antwort auf das, was die Natur uns anbietet. Es muss daran erinnert werden, dass Erde und Materie in einem göttlichen Leben auf Erden gar nicht zurückgewiesen werden können und sollen, sondern zu sublimieren sind; sie sollen die Möglichkeiten des Geistes in sich enthüllen, den höchsten Absichten des Geistes dienen und in Instrumente eines größeren Lebens umgeformt werden.

Das göttliche Leben muss immer durch den Drang nach Vervollkommnung angeregt sein; dazu gehört, und zwar ganz wesentlich, die Vervollkommnung der Lebensfreude; das Entzücken des Körpers an den Dingen und die Lebensfreude des Körpers sind davon nicht ausgeschlossen; sie müssen ebenfalls vervollkommnet werden. Die eigentliche Natur dieser neuen und sich entwickelnden Art des Daseins ist weite Totalität, eine Fülle von Möglichkeiten des Mentalen, das in ein Wesen des Lichtes verwandelt ist, des Lebens, das in eine Kraft der spirituellen Macht und Freude verwandelt ist, des Körpers, der in ein Instrument göttlichen Wirkens, göttlichen Wissens und göttlicher Seligkeit umgeformt ist. Alles kann in seinen Rahmen einbezogen werden, soweit es fähig ist, sich selbst umzuformen, alles, was ein Instrument, ein Gefäß, eine Gelegenheit für den Ausdruck dieser Totalität des sich selbst offenbarenden Geistes sein kann.

Diejenigen, die grundsätzlich jede Art von Verpflichtung zurückweisen, die ihnen durch die Animalität des Körpers aufgezwungen ist, sehen sich einem Problem des Sexuellen gegenüber, das sich jedem Streben nach einem höheren Leben beharrlich widersetzt: das ist die Notwendigkeit, dass das Menschengeschlecht weiter existiere, wozu die Natur die sexuelle Aktivität als einziges Mittel vorgesehen und der Menschheit unausweichlich aufgezwungen hat. Natürlich ist das kein Problem für den Einzelnen, ja nicht einmal für die Gruppe, die nicht nur für sich allein nach einem göttlichen Leben strebt, sondern wünscht, dass die Menschheit dieses Ziel, ganz allgemein, zumindest als Ideal anerkenne. Die große Menge wird sich nicht damit befassen oder nicht zu seiner völligen Verwirklichung bereit sein, und ihr kann man die Sorge um den Fortbestand der Menschheit überlassen. Die Zahl jener, die das göttliche Leben führen, kann erhalten bleiben und sich in dem Maße vergrößern, wie sich das Ideal verbreitet, und zwar durch den freiwilligen Anschluss derer, die durch die Sehnsucht ergriffen sind; man braucht zu diesem Zweck keine Zuflucht zu physischen Mitteln zu nehmen, auch nicht von der Regel strikter sexueller Enthaltsamkeit abzuweichen. Und doch mag es Umstände geben, unter denen es von einem anderen Standpunkt aus wünschenswert erscheinen könnte, freiwillig Körper für Seelen zu schaffen, die in das irdische Leben einzutreten versuchen, um das göttliche Leben auf Erden erschaffen und sich ausdehnen zu helfen. In dem Fall könnte die Notwendigkeit einer physischen Zeugung zu diesem Zweck nur vermieden werden, wenn neue Mittel übernatürlicher Art entwickelt und erreichbar gemacht würden. So wie wir es jetzt sehen, gehört eine Entwicklung dieser Art fraglos in die Sphäre des Okkulten, denn sie verlangt die Ausnutzung der verborgenen Kräfte des Wirkens oder der Schöpfung, was nicht zum Allgemeinwissen und -können der Menschheit gehört. Im Okkultismus geht es ganz richtig um die Nutzung der höheren Kräfte unserer Natur, – der Seele, der Denkfähigkeit, der Lebenskraft und der Fähigkeit des subtilen physischen Bewusstseins, – die entweder auf ihrer eigenen oder auf der materiellen Ebene durch einen gewissen Druck aus ihrem eigenen geheimen Wesensgesetz und dessen Möglichkeiten Resultate erzielen wollen, – Offenbarungen, die sich im menschlichen oder irdischen Mentalen, Vitalen und Physischen oder in den Dingen, bzw. Geschehnissen in der Welt der Materie niederschlagen. Einige berühmte Denker haben nun ins Auge gefasst, dass die Entdeckung, bzw. Verbreitung dieser wenig bekannten oder noch unentwickelten Kräfte der nächste Schritt sein wird, den die Menschheit in ihrer gegenwärtigen Entwicklungsphase zu machen hat; die schöpferische Kraft, von der wir gesprochen haben, ist in diese Entwicklungen bislang nicht einbezogen worden, könnte aber ohne weiteres als eine der neuen Möglichkeiten angesehen werden. Sogar die Naturwissenschaften suchen nach Mitteln, über die gewöhnliche Instrumentation oder die üblichen Verfahren der Natur in Hinsicht auf die Fortpflanzung oder Erneuerung der physischen Lebenskraft in menschlichen oder tierischen Wesen hinauszukommen; es wäre aber ein größeres Unterfangen, wenn es ermöglicht werden könnte, okkulte Mittel und die Hilfe subtilphysischer Prozesse anzuwenden, weil die Mittel und Resultate, die durch materielle Kraft allein bereits zu haben sind, Begrenzungen, Abstriche, Mängel und schwerwiegende Unvollkommenheiten zeigen, die vermieden werden könnten. In Indien hat es immer schon seit frühesten Zeiten den weitverbreiteten Glauben an die Möglichkeit und Realität des Gebrauchs okkulter Kräfte durch den Menschen gegeben, mit einem reifen Wissen um diese geheimen Dinge, einer entwickelten spirituellen Erkenntnis, Erfahrung und dynamischen Kraft, und sogar einem organisierten System ihrer Methode und Praxis, und zwar in den Tantras7. Man glaubt auch allgemein daran, dass der Yogi zu der gewünschten Geburt eines Nachkommen verhelfen kann, und er wird häufig darum angegangen, und manchmal wird er darum gebeten, einem auf diese Weise erhaltenen Kinde durch seinen Willen oder Segen spirituelles Wissen oder Schicksal zu verleihen; ein solches Ergebnis wird nicht nur laut Tradition aus der Vergangenheit berichtet, sondern durch Zeugen aus der Gegenwart bestätigt. Dabei handelt es sich aber immer noch um die Notwendigkeit, Zuflucht zu dem normalen Mittel der Zeugung und zu den groben Methoden der physischen Natur nehmen zu müssen. Wenn wir diese Notwendigkeit vermeiden sollen, müssten rein okkulte Methoden möglich sein, die Zuflucht zu supraphysischen Prozessen, in denen supraphysische Mittel ein physisches Ergebnis bewirkten; sonst könnte die Zuflucht zum sexuellen Impuls und seinem animalischen Prozess nicht transzendiert werden. Wenn in dem Phänomen der Materialisation und der Dematerialisation ein Kern von Wahrheit steckt, wie der Okkultist behauptet und wie durch Vorkommnisse offenbar geworden ist, die viele von uns bezeugen können, dann braucht eine solche Methode nicht außerhalb des Möglichen zu liegen. Gemäß Yogawissen und den Theorien der Okkultisten gibt es in der Hierarchie von Ebenen und Stufen unseres Wesens nicht nur eine subtile physische Kraft, sondern eine subtile physische Materie, die zwischen dem Vitalen und der groben Materie vermittelt, und in diesem Subtil-Physischen kann man Substanzen erschaffen und diese so geschaffenen Formen in unsere gröbere Stofflichkeit herabbeschwören. Es sollte nämlich möglich sein, und daran glaubt man auch, dass eine Form aus dieser subtilen physischen Substanz durch Intervention einer okkulten Kraft und eines okkulten Prozesses mit oder auch ohne Hilfe oder Vermittlung irgendeines grob materiellen Verfahrens aus ihrem Zustand der Feinstofflichkeit direkt in jenen der groben Stofflichkeit übergehen kann. Einer Seele, die in einen Körper eingehen oder sich selbst einen Körper formen möchte, um an einem göttlichen Leben auf Erden teilzuhaben, könnte geholfen werden oder sie könnte durch diese Methode der direkten Transmutation sogar mit einer solchen Form versorgt werden, ohne über den sexuellen Zeugungsprozess eine Geburt durchmachen zu müssen, oder sich einer Erniedrigung oder irgendeiner der schweren Behinderungen in Wachstum und Entwicklung ihrer Denkkraft und ihres materiellen Körpers unterwerfen zu müssen, wie sie unserer gegenwärtigen Daseinsart entsprechen. Sie könnte dann gleich die Struktur, die machtvolleren Kräfte und Wirkungsweisen des wahrhaft göttlichen Körpers annehmen, der eines Tages sowieso – bei fortschreitender Evolution zu einer total transformierten Existenz des Lebens wie auch der Formen – in einer vergöttlichten Erdnatur auftauchen muss.

Wie aber würde die innere oder äußere Form und die Struktur dieses göttlichen Körpers aussehen, und welcher Art wäre seine Instrumentation? Die materielle Entwicklungsgeschichte des tierischen und menschlichen Körpers hat diesen an ein umständlich konstruiertes und ausgearbeitetes Organsystem und an eine gefährdete Funktionsordnung gebunden, die leicht in Unordnung geraten kann, da sie der Möglichkeit einer allgemeinen oder örtlichen Desorganisation ausgesetzt, von einem störanfälligen Nervensystem abhängig und von einem Gehirn beherrscht ist, dessen Schwingungen man für mechanisch und automatisch und nicht für bewusst von uns kontrolliert hält. Der Materialist erklärt dies alles für ein bloßes Funktionieren der Materie allein, die in Wirklichkeit nichts anderes sei als Chemie. Demnach sei der Körper mittels chemischer Elemente konstruiert, baue Atome, Moleküle und Zellen auf, die wiederum die wirkenden Kräfte und einzigen Dirigenten in dem Orchester einer komplizierten physischen Struktur und Instrumentation seien und die einzige mechanische Ursache all unseres Handelns, Denkens und Fühlens; die Seele sei nichts als eine Fiktion, Denkkraft und Vitales nur eine materielle und mechanische Offenbarung und eine Projektion dieser Maschinerie, mit einem eingebildeten Bewusstsein in sich automatisch angetrieben, das aus den Kräften resultiere, die der unbewussten Materie innewohnten. Wenn das der Wahrheit entspräche, dann wäre jede Vergöttlichung oder göttliche Transformation des Körpers oder von irgendetwas anderem nichts als Illusion, Einbildung, ein sinnloses und unmögliches Hirngespinst. Aber selbst dann, wenn wir an eine Seele, einen bewussten Willen in diesem Körper glauben, könnte es zu keiner göttlichen Transformation kommen, wenn es keine radikale Umwandlung im körperlichen Instrument selbst und in der Organisation seines materiellen Verhaltens gäbe. Die transformierende Kraft würde in ihrer Arbeit durch die unwandelbare Fixiertheit des körperlichen Organismus gebunden und durch die unveränderte oder unvollkommen verwandelte ursprüngliche Tierhaftigkeit in uns aufgehalten werden. Die Möglichkeit von Unordnungen, Störungen, Krankheiten, die diesen physischen Systemen angeboren sind, wäre immer noch da und könnte nur durch eine dauernde Wachsamkeit oder verbindliche Kontrolle des innewohnenden spirituellen Meisters des körperlichen Instrumentes ausgeschlossen werden. Das könnte man aber keinen wirklich göttlichen Körper nennen; denn es würde der inneren Natur eines göttlichen Körpers entsprechen, von all diesen Dingen auf immer befreit zu sein; diese Freiheit würde aus der normalen und angeborenen Wahrheit seines Wesens resultieren und wäre deshalb selbstverständlich und unveränderlich. Das setzt aber eine radikale Transformation der Funktionen, höchstwahrscheinlich auch der Struktur, ganz bestimmt aber der allzu mechanischen und materiellen Impulse und Triebkräfte des körperlichen Systems als notwendig voraus. Wen oder was aber könnten wir zum Mittler dieser überaus wichtigen Befreiung und Wandlung machen? Es gibt etwas in uns – oder muss erst noch entwickelt werden, – vielleicht einen zentralen, aber noch verborgenen Teil unseres Wesens, das Kräfte enthält, deren Macht in unserer derzeitigen Natur nur ein Bruchteil dessen ist, was sie sein könnte, die aber, wenn sie vollständig und beherrschend wäre, mit Hilfe des Lichtes und der Kraft der Seele und des supramentalen Wahrheitsbewusstseins, wirklich die notwendige körperliche Transformation und ihre Folgen hervorbringen könnte. Dies könnte man in dem System der Chakren finden, das im tantrischen Wissen aufgezeigt ist und in den Yogasystemen akzeptiert wurde: Bewusste Zentren und Quellenall der dynamischen Kräfte unseres Wesens, – die über das Nervengeflecht wirken und die in Ebenen übereinanderliegen, beginnend bei dem untersten physischen über das höchste mentale bis zum spirituellen Zentrum, das der tausendblättrige Lotus genannt wird, durch welche die auffahrende Natur, die Schlangenkraft der Tantras, das Brahman trifft und befreit ist in das göttliche Sein. Diese Zentren in uns sind geschlossen oder halb geschlossen und müssen geöffnet werden, bevor sich ihre volle innere Kraft in unserer physischen Natur offenbaren kann; sind sie aber erst einmal geöffnet und völlig aktiviert, kann die Entwicklung ihrer Fähigkeiten nicht mehr so leicht begrenzt werden, und die totale Transformation wird möglich.

Was aber würde sich aus dem Auftreten dieser Kräfte und ihrem freigewordenen göttlichen Wirken auf den Körper selbst, aus ihrer dynamischen Verbindung mit ihm ergeben; wie sähe das Ergebnis der transformierenden Operation an der immer noch tierhaften Natur mit ihren animalischen Impulsen und groben materiellen Prozeduren aus? Vermutlich wird die erste notwendige Wandlung darin bestehen, die Denkkraft, die Lebenskraft, die subtil-physischen Organe und das physische Bewusstsein zu einer unbehinderten und göttlicheren Aktivität, zu einem vieldimensionierten und unbegrenzten Wirken ihres Bewusstseins freizusetzen, den höheren Mächten zu einem umfassenden Durchbruch zu verhelfen, das körperliche Bewusstsein selbst, seine Instrumentation, seine Fähigkeiten und seine Tauglichkeit zur Offenbarung der Seele in einer Welt der Materie zu sublimieren. Die subtilen Sinne, die jetzt noch in uns verborgen sind, könnten in freier Aktion nach vorne kommen, und die materiellen Sinne selbst könnten uns die Vision des jetzt noch Unsichtbaren vermitteln oder Instrumente der Entdeckung von Dingen werden, die uns zwar umgeben, aber gegenwärtig doch nicht greifbar und unserem Wissen noch vorenthalten sind. Über die Impulse der tierischen Natur müsste eine feste Kontrolle ausgeübt werden, oder sie müssten so gereinigt und verfeinert werden, dass sie Aktiva und nicht Passiva darstellten und so transformiert wären, dass sie Teile und Prozesse eines göttlicheren Lebens wären. Aber selbst diese Wandlungen würden immer noch einen Rückstand an materiellen Prozessen übriglassen, der an seiner alten Weise festhielte und keiner höheren Kontrolle zugänglich wäre und die restliche Transformation selbst hemmen und unvollkommen machen würde, falls das nicht geändert werden könnte. Eine totale Transformation des Körpers würde eine ausreichende Wandlung des materiellsten Teils seines Organismus, seiner Konstitution, seiner Prozesse und natürlichen Verhaltensweisen erfordern.

Andererseits sollte man meinen, dass eine volle Kontrolle genügen würde, das Wissen um diesen Organismus und die Einsicht in ihn und sein unsichtbares Verhalten, sowie eine wirksame Kontrolle, die seine Handlungen dem bewussten Willen entsprechend bestimmt, und das ist bereits von Einzelnen im Laufe der Entwicklung ihrer inneren Kräfte erreicht und bestätigt worden. Das Anhalten des Atems, während doch das Leben des Körpers intakt bleibt, das willentliche absolute Einhalten nicht nur der Atmung, sondern aller Lebensäußerungen über lange Zeiträume, gleichfalls das Einstellen des Herzschlages nach Belieben, während Denken, Sprechen und anderes mentales Verhalten unvermindert weitergehen, diese und andere Beweise der Willenskraft über den Körper sind bekannte und wohlbezeugte Beispiele dieser Art Meisterschaft. Aber es sind gelegentliche oder vereinzelte Erfolge, die sich nicht bis zur Transformation steigern; dazu sind eine totale Kontrolle und eine fest gegründete, eingeübte und wirklich zur Natur gewordene Meisterschaft notwendig. Und über das schon Erreichte hinaus muss etwas noch Grundsätzlicheres für die vollständige Befreiung und Umwandlung in einen göttlichen Körper angestrebt werden.

Es muss noch einmal betont werden, dass sowohl an der organischen Struktur des Körpers wie auch an seiner grundlegenden äußeren Form als notwendiger materieller Grundlage festgehalten werden müsste, da die Erdnatur beibehalten werden, das göttliche Leben mit dem Leben der Erde verbunden und somit der Entwicklungsprozess fortgeführt werden soll, um zu verhindern, dass ein Ausbruch nach oben hin und von der Erde weg zu einem Seinszustand stattfände, der einer höheren Ebene entspräche, nicht aber einer irdischen göttlichen Verwirklichung. Um der Kontinuität der Entwicklung im Ganzen willen wäre es erforderlich, dem Animalischen selbst weiterhin Daseinsberechtigung in unserer Natur einzuräumen; allerdings müsste es hinreichend umgeformt sein, um ein Instrument der Offenbarung werden zu können und kein Hindernis zu bleiben; es würde als das lebendige Gefäß, vahana, des auftauchenden Gottes in der materiellen Welt gebraucht werden, wo es zu handeln und die Werke und Wunder des neuen Lebens zu wirken hätte. Es ist klar, dass es eine Körperform als Bindeglied geben muss, als Träger der Erddynamik und ihrer fundamentalen Aktivitäten, aber das Bindeglied sollte keine Behinderung darstellen und keine einschränkende Begrenzung enthalten oder der Totalität der Wandlung Widerstand leisten. Wenn der jetzige Organismus ohne Transformation erhalten bliebe, würde er als solch eine Fessel und Beschränkung innerhalb der alten Natur wirken. Es gäbe dann zwar eine materielle Basis, aber sie hätte die Eigenschaften der sinnlichen alten Erde und nicht etwa der neuen Erde mit ihrer neuen psychologischen Struktur, die göttlicher geworden wäre; denn mit dieser Struktur geriete das alte System aus seiner Harmonie und wäre unfähig, seiner weiteren Entwicklung zu dienen, oder sie gar als Prinzip in der Materie zu unterstützen. Es würde einen Teil des Wesens, eine niedrigere Schicht, an die nicht transformierte Menschlichkeit und an das nicht umgewandelte animalische Funktionieren binden und deren Befreiung in das Übermenschentum verhindern. Folglich ist auch hier eine Wandlung notwendig, ja unerlässlich, als Teil der totalen körperlichen Transformation, die – wenigstens im Endergebnis – den ganzen Menschen vergöttlichen und seine Entwicklung nicht unvollkommen lassen würde.

Es muss erwähnt werden, dass diesem Ziel genügend gedient wäre, wenn die Zentren und ihre Kräfte dank ihrer Instrumentierung alles Wirken der Natur beherrschen würden und bei völliger Gewalt über den Körper ihn sowohl in seiner strukturellen Form als auch in seinem organischen Verhalten zu einem freien Instrument und Kommunikationsmittel machen würden, zu einem wandlungsfähigen Instrument der Erkenntnis und des dynamischen Wirkens hinsichtlich aller Aufgaben, die sie im materiellen Leben, in der Welt der Materie, zu leisten hätten. Es müsste allerdings eine Wandlung in den wirkenden Prozessen der materiellen Organe selbst und höchstwahrscheinlich sogar in ihrer eigentlichen Beschaffenheit und Bedeutung stattfinden; denn sie sollten dem neuen physischen Leben nicht ihre Begrenzungen aufzwingen können. Anfangs könnten sie eindeutiger zu äußeren Enden der Kanäle werden, durch die sich Kommunikation und Handlung vollzieht, brauchbarer für die psychologischen Absichten des innewohnenden Herrn, weniger blind materiell in ihren Reaktionen, des Handelns und des Zieles der inneren Vorgänge bewusster und auch der Mächte, die sie nutzen, von denen der materielle Mensch in uns fälschlicherweise annimmt, dass er sie hervorbringe und nutze. Das Gehirn wäre ein Verbindungskanal für die Gedankenformen und eine Batterie für ihr Einwirken auf den Körper und auf die äußere Welt, wo sie dann direkt wirken, sich von Denkwesen zu Denkwesen ohne physische Mittel mitteilen könnten, indem sie mit einer ähnlichen Direktheit auf die Gedanken, das Tun und das Leben anderer und sogar auf materielle Dinge Wirkungen hervorrufen könnten. Das Herz wäre ebenfalls ein direkter Mittler und ein Medium für den Austausch von Gefühlen und Empfindungen, die durch die Kräfte des seelischen Zentrums in die Welt hinausgesandt würden. Herz könnte direkt dem Herzen antworten, die Lebenskraft anderen Leben zu Hilfe kommen und trotz Fremdheit und Entfernung ihrem Rufen antworten, viele Wesen könnten von einem göttlichen Zentrum aus ohne äußere Mittel von der Botschaft gepackt werden und sich in seinem inneren Lichte treffen. Der Wille könnte jene Organe kontrollieren, die mit der Nahrungsaufnahme zu tun haben, die Gesundheit automatisch überwachen, Gier und Verlangen auslöschen, subtilere Prozesse einleiten oder Kraft und Substanz aus der universalen Lebenskraft ziehen, so dass der Körper lange Zeit seine eigene Kraft und Substanz ohne Verlust oder Schwund erhalten könnte, somit keiner Erhaltung durch materielle Nahrung bedürfte und doch in einer anstrengen den Arbeit ohne Ermüdung oder Schlaf- oder Ruhepause fortfahren könnte. Der Wille der Seele oder der Denkkraft könnte mit Hilfe höherer Quellen auf das Sexualzentrum und seine Organe wirken, um die gröberen sexuellen Impulse oder Antriebe sicher zu zügeln oder sogar zu verbannen, so dass sie, statt der animalischen Erregung oder einem rohen Drang oder der Begierde zu dienen, ihren Nutzen darin sehen würden, die wesentliche Energie, ojas, die in dieser Region hervorgebracht wird, zu speichern und dem Hirn, dem Herzen und der Lebenskraft zuzuleiten, und so die Arbeit des Denkwesens, der Seele, des Geistes und der höheren Lebenskräfte zu unterstützen und die Verausgabung der Energie an niedere Dinge zu begrenzen. Die Seele, das seelische Wesen, könnte leichter alles mit Licht füllen und die eigentliche Materie des Körpers höheren Zwecken und seinen eigenen größeren Absichten zuwenden.

Dies würde die erste mächtige Wandlung sein, aber längst nicht alles, was möglich oder wünschenswert wäre. Denn es könnte durchaus sein, dass der Entwicklungstrieb auf eine Umwandlung der Organe selbst in ihrem materiellen Verhalten und Nutzen drängen und weitgehend ihre instrumentelle und sogar ihre existenzielle Notwendigkeit mindern würde. Die Zentren im subtilen Körper, suksma sarira, – denn man würde sich seiner bewusst werden und alles wahrnehmen, was sich in ihm abspielt, würden ihre Energien in die materiellen Nervenzellen und Muskelgewebe ergießen und durch den ganzen materiellen Körper ausstrahlen; durch diese höheren Mittler könnte das ganze physische Leben und seine notwendigen Aktivitäten in diesem neuen Dasein erhalten bleiben und in einer freieren und weiteren, einer weniger drückenden und beschränkten Weise arbeiten. Das könnte soweit gehen, dass diese Organe nicht mehr unentbehrlich wären und gar als zu hinderlich empfunden würden: die zentrale Kraft würde sich ihrer immer weniger bedienen und sie zuletzt völlig fallenlassen. In diesem Falle könnten sie verkümmern, bis zu einem unbedeutenden Minimum gemindert werden oder sich sogar ganz auflösen. Die zentrale Kraft könnte sie durch subtile Organe von ganz anderem Charakter ersetzen oder, wenn irgend etwas Materielles nötig wäre, durch Instrumente, die keine Organe mehr wären, wie wir sie jetzt kennen, sondern eher anpassungsfähige Übermittler oder Zentren der Dynamik. Dies könnte sehr wohl Teil einer höchsten totalen Transformation des Körpers sein, obwohl auch das nichts Endgültiges zu sein bräuchte. Solche Wandlungen ins Auge fassen heißt sehr weit vorausschauen, und das Denken, das sich an der gegenwärtigen Form der Dinge orientiert, mag unfähig sein, diesen Möglichkeiten Glauben zu schenken. Dem Entwicklungsdrang aber können hinsichtlich irgendeiner notwendigen Wandlung keine solchen Grenzen gesetzt und kein solches Unmöglich entgegengehalten werden. Es muss nicht grundsätzlich alles umgewandelt werden: Im Gegenteil, alles, was für das Ganze noch gebraucht wird, muss erhalten, aber vervollkommnet werden. Und alles muss beibehalten, ja gefördert werden, was für die Entwicklung unerlässlich ist, für das Wachsen, Größer- und Höherwerden des Bewusstseins, worauf sein zentraler Wille hier zu zielen scheint, oder für den Fortschritt seiner dazu fähigen Mittel und der begünstigenden Umgebung; was aber überwunden werden muss, was nicht länger nützlich, sondern entartet, nicht mehr hilfreich, sondern hinderlich ist, kann weggeworfen oder unterwegs fallengelassen werden. Das ist aus der Entwicklungsgeschichte des Körpers von einfachen Formen am Anfang bis zu seinem kompliziertesten Vertreter, dem Menschen, bereits bekannt, und es gibt keinen Grund dafür, warum sich dieser Prozess beim Übergang vom menschlichen in den göttlichen Körper nicht wiederholen sollte. Für die Offenbarung oder den Aufbau eines göttlichen Körpers auf Erden muss es eine initiierende Transformation geben, muss ein neuer, größerer und entwickelterer Typ auftauchen, und die gegenwärtige Körperform mit ihren begrenzten Möglichkeiten kann nicht etwa, unter kleinen Modifikationen, weiterentwickelt werden. Was bewahrt bleiben muss, muss natürlich erhalten bleiben, d.h. alles, was notwendig ist oder dem Zweck des neuen Lebens auf Erden wirklich dienen könnte; was weiterhin notwendig und zweckdienlich, aber unvollkommen ist, muss beibehalten, aber entwickelt und vervollkommnet werden; was den neuen Zielen nicht länger von Nutzen oder gar unfähig ist, muss weggeworfen werden. Die notwendigen Formen und Instrumentationen der Materie müssen bleiben, denn das göttliche Leben muss sich in einer materiellen Welt offenbaren, ihre Materialität aber muss verfeinert, erhöht, veredelt und erleuchtet werden, weil die Materie und die Welt der Materie in wachsendem Maße den innewohnenden Geist offenbaren müssen.

Der neue Typ, der göttliche Körper, muss die bereits entwickelte Form beibehalten; der Typ, an dem die Natur schon immer gearbeitet hat, muss weiterentwickelt werden, es muss eine Verbindung zwischen dem menschlichen und dem göttlichen Körper bestehen, keine Loslösung zu etwas Unerkennbarem, sondern eine hohe Fortsetzung dessen, was bereits erreicht und teilweise vervollkommnet wurde. Der menschliche Körper enthält Schichten und Instrumente, die zu ihrem Dienst im göttlichen Leben hinreichend vorgebildet sind; sie müssen in ihrer Form weiterleben, allerdings noch vervollkommnet werden, ihre Grenzen an Spielraum und Verwendbarkeit, ihre Neigungen zu Fehlleistungen, Krankheit und Schwäche müssen verschwinden, ihre Fähigkeit zu Erkenntnis und dynamischem Handeln aber muss über die gegenwärtigen Grenzen hinausentwickelt werden. Neue Kräfte müssen vom Körper dazuerworben werden, die zu verwirklichen unsere gegenwärtige Menschheit nicht hoffen kann, von denen sie nicht einmal träumen oder die sie sich lediglich einbilden könnte. Vieles, was jetzt nur durch den Einsatz entsprechender Werkzeuge oder Maschinen erkannt, erarbeitet oder geschaffen werden kann, könnte durch den neuen Körper aus eigener Kraft oder durch den innewohnenden Geist durch seine eigene direkte spirituelle Macht erreicht werden. Der Körper selbst würde neue Möglichkeiten und Ebenen der Begegnung mit anderen Körpern erwerben, neue Verfahren entdecken, Wissen zu erlangen, neue Wahrnehmungssinne, neue Möglichkeiten der Behandlung seiner selbst und seiner Gegenüber entwickeln. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er Mittel besitzen oder entdecken könnte, die seiner Konstitution schon eingeboren sind, z.B. eine Substanz oder ein natürliches Instrument, um die Ferne anzunähern oder die Entfernung aufzuheben, etwas zu kennen, was derzeit jenseits der Erkennbarkeit durch den Körper liegt, an Orten oder auf Ebenen zu wirken, die jetzt noch nicht in seiner Reichweite oder in seinem Einflussbereich liegen, eine Feinheit und Anpassungsfähigkeit zu entwickeln, die unter den jetzigen Bedingungen, die eine Festigkeit des materiellen Gefäßes notwendig machen, nicht angebracht wäre. Diese und zahlreiche andere Fähigkeiten mögen auftauchen und den Körper zu einem Instrument machen, das demjenigen unermesslich überlegen wäre, das wir uns jetzt als möglich vorstellen können. Es könnte eine Entwicklung von einem ersten begreifenden Wahrheitsbewusstsein bis zu den höchsten Gipfeln der Hierarchie des Supramentalen stattfinden, und sogar über die selbst dem Supramentalen eigenen Grenzen hinaus dorthin, wo es beginnt, bestimmte Formen des Lebens zu versinnbildlichen, herauszuentwickeln und aufzuzeichnen, die von einer höchsten reinen Existenz und Seligkeit, einem höchsten reinen Bewusstsein berührt sind, die die Welten einer höchsten Wahrheit des Seins, der höchsten Dynamik der spirituellen Macht, tapas, der höchsten Herrlichkeit und Süße der Seligkeit konstituieren, der absoluten Essenz und des Gipfels der alles erschaffenden Seligkeit (ananda). Die Transformation des körperlichen Wesens könnte dieser ständigen Weiterentwicklung folgen, und der göttliche Körper könnte hier in einem göttlichen Leben auf Erden etwas von dieser höchsten Größe und Herrlichkeit des sich selbst offenbarenden Geistes widerspiegeln oder hervorbringen.

1 ind. Sekte, bekannt durch die ekstatischen Formen, in denen sich ihre Liebe zum Göttlichen ausdrückt.

2 Yogapraxis, geistige Disziplin

3 das reine göttliche Sein und die unendliche göttliche Person

4 die universale göttliche Energie

5 Geist-Seele

6 Natur

7 strengste asketische Yogadisziplin

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