Kapitel 8

Umkehrungen des Bewusstseins

Die Erfahrung vom fünften November [1958] war ein neuer Schritt in der Schaffung einer Verbindung zwischen den zwei Welten. Ich wurde tatsächlich in den Ursprung der supramentalen Schöpfung versetzt: all das warme Gold, diese lebendige unermessliche Kraft, dieser allerhöchste Frieden. Ich sah noch einmal, dass die Werte, welche in dieser supramentalen Welt gelten, nichts mit unseren Werten hier unten zu tun haben, sogar nichts mit den Werten der Weisesten, auch nichts mit jenen Werten, die wir als die heiligsten ansehen, wenn wir beständig in der göttlichen Gegenwart leben. Sie sind vollkommen unterschiedlich.

Nicht nur während des Zustands der Anbetung und Hingabe an den Herrn, sondern sogar in unserem Zustand des Einsseins ist die Qualität der Identifikation eine andere. Sie hängt davon ab, ob wir uns auf dieser Seite befinden, in dieser Hemisphäre hier unten voranschreiten, oder in die andere übergegangen und in die andere Welt, die andere, höhere Hemisphäre eingetaucht sind.

Diese Qualität oder Art der Beziehung, die ich mit dem Höchsten in jenem Augenblick hatte, war ziemlich verschieden von der, die wir hier haben, und sogar die Identifikation hatte eine andere Qualität. Bezüglich der niederen Regungen versteht man sehr gut, dass diese andersartig sind, aber jenes war der Höhepunkt unserer Erfahrung hier, jene Identifikation, in der es der Höchste ist, der herrscht und lebt. Gut!! er regiert und lebt recht anders, je nachdem, ob wir uns in dieser niederen Hemisphäre oder im supramentalen Leben befinden. Was der Erfahrung in jenem Augenblick [vom 13. November] Intensität gab, war mein ahnendes Erkennen dieser zwei Zustände zur gleichen Zeit. Es ist fast so, als ob der Höchste selbst verschiedenartig ist, das heißt, die Erfahrung, die wir von ihm haben. Und doch gab es in beiden Fällen Kontakt mit dem Höchsten. Gut, wahrscheinlich liegt der Unterschied in dem, was wir von ihm erkennen oder in der Art und Weise, wie wir es übersetzen; aber die Qualität der Erfahrung ist verschieden.

Es gibt in der anderen Hemisphäre eine Intensität und eine Fülle, welche sich durch eine Kraft ausdrückt, die von der hiesigen verschieden ist. Wie kann man das erklären? Es geht nicht. Die Qualität des Bewusstseins selbst scheint sich zu ändern. Es ist nicht etwas Höheres als der Gipfel, den wir hier erreichen können, es ist nicht ein weiterer Schritt: hier haben wir das Ende erreicht, sind am Gipfel. Es ist die Qualität, die anders ist, die Qualität in dem Sinne, dass es dort eine Fülle, einen Reichtum, eine Macht gibt. Dies ist eine Übersetzung in unsere Art und Weise, aber dort gibt es etwas, was uns entgeht, – es ist wahrhaftig eine neue Wende des Bewusstseins.

Wenn wir anfangen, das spirituelle Leben zu leben, findet eine Umkehrung des Bewusstseins statt, die für uns der Beweis ist, dass wir ins spirituelle Leben eingetreten sind. Nun, eine andere Bewusstseinswende findet statt, wenn man die supramentale Welt betritt.

Übrigens, vielleicht wird es jedes Mal, wenn sich eine neue Welt öffnet, wieder eine neue Wende dieser Art geben. So ist und scheint sogar unser spirituelles Leben – das im Verhältnis zum normalen Leben eine völlige Umkehrung ist – in Beziehung zum supramentalen Bewusstsein, zur supramentalen Verwirklichung etwas so vollkommen anderes zu sein, dass beider Werte fast entgegengesetzt sind.

Man kann es so sagen (aber dies ist sehr unpräzise, mehr als eingeschränkt – entstellt): es ist, als ob unser gesamtes spirituelles Leben aus Silber, das supramentale aber aus Gold gemacht wäre, als ob das spirituelle Leben hier unten eine silberne Schwingung wäre, glanzlos, ein bloßes Licht, ein Licht, dass bis zum Gipfel steigt, ein sehr reines und intensives Licht. Aber in dem anderen Leben, dem supramentalen Leben, gibt es einen Reichtum und eine Kraft, welche den ganzen Unterschied macht. Dieses ganze spirituelle Leben unseres seelischen Wesens und unseres gegenwärtigen Bewusstseins, das dem gewöhnlichen Bewusstsein so warm, so voll, so wunderbar, so funkelnd erscheint, nun, diese ganze Pracht scheint arm im Verhältnis zur Herrlichkeit der neuen Welt.

Das Phänomen kann sehr gut auf diese Weise erklärt werden: eine Reihe von Umkehrungen, die Schritt für Schritt eine immer neue Fülle der Schöpfung hervorbringen, so dass alles, was vorausgegangen ist, im Vergleich dazu arm erscheint. Was für uns im Vergleich zum gewöhnlichen Leben eine höchste Fülle ist, erscheint in Beziehung zu dieser neuen Bewusstseinswende Armut zu sein. Dies war meine Erfahrung….

Aber so lange, wie diese Realisierung keine vollendete Tatsache ist, wird sie immer nur ein Voranschreiten sein – ein Voranschreiten, ein Aufstieg: du gewinnst, gewinnst Boden, du steigst höher und höher hinauf; so lange es nicht die neue Wende ist, ist es so, als ob alles wieder und wieder getan werden muss. Es ist die Wiederholung der Erfahrung hier unten – sie wird dort oben reproduziert….

In der Zwischenzeit müssen wir wirklich erkennen, dass wir den Schlüssel noch nicht gefunden haben. Wir halten ihn nicht in unseren Händen. Oder aber wir wissen sehr gut, wo er ist, und müssen nur in einer Sache ernsthaft sein: in der vollkommene Hingabe, von der Sri Aurobindo spricht, der völligen Übergabe an den Göttlichen Willen, was auch immer geschieht, sogar in der tiefsten Nacht.

Da ist die Nacht und da ist die Sonne, die Nacht und die Sonne, wieder die Nacht, viele Nächte; aber man muss an diesem Willen zur Hingabe festhalten, sich wie in einem Wirbelsturm an ihn klammern und alles in die Hände des Höchsten Herrn legen, bis zu dem Tag, an dem die Sonne, der vollkommene Sieg, für immer kommen wird.

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