Kapitel 8

Ich bin bei dir

Worte der Mutter

„Ich bin bei dir“ … was bedeutet das eigentlich?

Werden wir, wenn wir beten oder in unserem Inneren mit einem Problem ringen, wirklich erhört, immer, trotz unserer Unbeholfenheit und unserer Unvollkommenheiten, ja selbst trotz unseres bösen Willens und unserer Irrtümer? Wer erhört? Du, die du hier bei uns bist?

Bist du es in deinem höchsten Bewusstsein als eine unpersönliche göttliche Kraft? Ist es die Kraft des Yoga? Oder bist du es, die Mutter, gegenwärtig im Körper, mit deinem physischen Bewusstsein? Ist es eine persönliche Gegenwart, die wirklich jeden einzelnen Gedanken und jede einzelne Handlung von uns kennt? Oder ist es etwa nur irgendeine anonyme Kraft? Kannst du uns sagen, wie und in welcher Weise du bei uns bist?

Es heißt, Sri Aurobindo und du bilden ein und dasselbe Bewusstsein. Gibt es nun aber eine persönliche Gegenwart Sri Aurobindos und deine persönliche Gegenwart, zwei voneinander verschiedene Dinge, von denen jedes seine eigene Rolle spielt?

Ich bin bei dir, denn ich bin du oder du bist ich.

Ich bin bei dir, das bedeutet eine ganze Welt von Dingen, denn ich bin auf allen Ebenen bei dir, in allen Bereichen, vom höchsten Bewusstsein bis hinab zum allerphysischsten. Hier in Pondicherry kannst du nicht atmen, ohne dass du mein Bewusstsein einatmest. Es sättigt die Atmosphäre im Subtil-Physischen in einer beinahe materiellen Weise, und es breitet sich aus bis zum „Lake“ (ein landwirtschaftliches Gut des Ashrams an einem Stausee), zehn Kilometer von hier. Ferner kann mein Bewusstsein im stofflich-vitalen Bereich gefühlt werden und weiter überall auf der mentalen und auf anderen höheren Ebenen. Als ich zum ersten Male hierher kam, fühlte ich die Atmosphäre von Sri Aurobindo; ich fühlte sie ganz materiell in einer Entfernung von zehn Seemeilen, nicht Kilometern. Das war plötzlich da, sehr konkret, eine reine lichterfüllte leichte Atmosphäre – etwas Schwereloses, das dich emporträgt.

Es ist nun lange her, seit Sri Aurobindo überall im Ashram die Mahnung anbringen ließ, die ihr ja alle kennt: „Verhalte dich immer so, als schaue dir die Mutter zu; denn in der Tat ist sie immer gegenwärtig.“

Das ist keine leere Phrase. Das sind nicht nur Worte, das ist eine Tatsache. Ich bin in einer sehr konkreten Weise bei dir. Wer die Gabe der subtilen Schau hat, kann mich sehen.

In einer allgemeinen Weise ist es meine Kraft, die hier beständig am Werk ist und die dauernd die psychologischen Elemente deines Wesens hin und her schiebt, um sie in immer neue Beziehungen zueinander zu bringen und um dir die verschiedenen Seiten deiner Natur deutlich zu machen, so dass du erkennen kannst, was verändert, entfaltet oder zurückgewiesen werden muss.

Aber darüber hinaus gibt es ein ganz besonderes persönliches Band zwischen dir und mir, zwischen mir und allen denen, die sich Sri Aurobindos und meiner Lehre zugewandt haben. Wohlverstanden: Die Entfernungen zählen hier nicht mehr. Du magst in Frankreich, am anderen Ende der Erde oder in Pondicherry sein, diese Verbindung ist immer wirklich und lebendig. In jedem Augenblick, wo ein Ruf zu mir kommt, jedes Mal, wenn ich etwas wissen muss, um eine Kraft, eine Inspiration, einen Schutz oder etwas anderes auszusenden, kommt ganz plötzlich eine Art von Botschaft zu mir, und ich tue das Nötige. Offensichtlich kommen diese Mitteilungen in jedem beliebigen Augenblick zu mir. Du musst schon mehr als einmal beobachtet haben, dass ich plötzlich, mitten in einem Satz oder in einer Arbeit, innehielt. Das geschieht, weil etwas, eine Mitteilung, zu mir kommt, und ich konzentriere mich darauf.

Zu denen, die ich als Jünger angenommen und zu denen ich „Ja“ gesagt habe, besteht aber mehr als nur ein solches Band; dorthin geht eine „Emanation“ von mir aus. Diese Emanation gibt mir jedes Mal eine Warnung, dass etwas nötig ist, um mir zu sagen, was da vor sich geht. Tatsächlich erhalte ich ständig Meldungen. Aber alle diese Dinge werden nicht in meinem aktiven Gedächtnis aufgezeichnet; ich würde ja sonst davon überschwemmt werden. Mein physisches Bewusstsein wirkt da wie ein Filter. Die Dinge werden aber auf einer subtilen Ebene aufgezeichnet. Dort befinden sie sich dann in einem latenten Zustand – etwa wie eine Musik, die man aufgenommen hat, aber im Augenblick nicht abspielt. Wenn ich aber mit meinem physischen Bewusstsein den Inhalt wissen muss, stelle ich den Kontakt mit dieser subtil-physischen Ebene her, und die „Platte“ läuft ab. Ich sehe dann, wie die Dinge sind; ich sehe ihre Entwicklung im Ablauf der Zeit und das aktuelle Ergebnis.

Wenn du mir aus dem einen oder anderen Grunde schreibst und mich um Hilfe bittest, und wenn ich dann antworte: „Ich bin bei dir“ – dann bedeutet es, dass die Verbindung zwischen mir und dir aktiv wird. Du selbst bist für eine gewisse Zeit in meinem aktiven Bewusstsein, eben für die notwendige Zeit.

Dieses Band zwischen dir und mir wird nie abgeschnitten. Es gibt Leute, die schon lange den Ashram in einem Zustand der Auflehnung verlassen haben. Trotzdem bleibe ich über sie auf dem Laufenden. Ich beschäftige mich weiter mit ihnen. Du wirst niemals im Stich gelassen.

Wir benutzen Cookies

Wir verwenden auf unserer Website nur für den Betrieb notwendige sowie sogenannte Session Cookies, also ausdrücklich keine Werbe- oder Trackingcookies.

Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Website zur Verfügung stehen.