Kapitel 8

Die Chakren

Worte Sri Aurobindos

Wenn wir vom Purusha im Herzen, im Kopf usw. sprechen, verwenden wir ein Gleichnis. Das Muladhara, von dem sich die Kundalini erhebt, befindet sich wie die übrigen Zentren nicht im physischen, sondern im feinstofflichen Körper (in diesen feinstofflichen Körper geht das Wesen in tiefer Entrückung ein oder endgültig bei Eintritt des Todes). Doch da der feinstoffliche Körper den grobstofflichen durchdringt und mit ihm verwoben ist, besteht eine Art Entsprechung zwischen diesen Chakras und gewissen Zentren im eigentlichen Physischen. Wir sprechen daher bildlich vom Purusha in diesem oder jenem Zentrum des Körpers. Aufgrund dieser Entsprechung durchdringt das Ananda, oder was immer herabkommt, den feinstofflichen Körper und teilt sich über diesen dem grobstofflichen Körper und seinem Bewusstsein mit, so dass die Empfindung entsteht, als würde er den grobstofflichen Körper (direkt) durchdringen. Doch all dies hat nichts mit der Behauptung zu tun, der spirituelle Geist befände sich in einer Drüse. Der grobe Körper ist eine Maschine, ein Mittel der Kommunikation und des Wirkens des spirituellen Geistes auf die Welt, und er ist nur ein kleiner Teil der Instrumentierung. Es ist absurd, von all dem so viel Aufhebens zu machen. Es ist eine Art falscher Materialismus mit dem Ziel, Menschen mit dürftiger wissenschaftlicher Kenntnis zu beruhigen. Doch was ist der Zweck? Jeder weiß heute, dass Wissenschaft nicht die Wahrheit der Dinge darlegt, sondern einfach eine Sprache ist, die gewisse Erfahrungen mit Objekten, ihre Struktur, ihre Mathematik und eine koordinierte und brauchbare Vorstellung ihrer Vorgänge formuliert – und nichts sonst. Die Materie als solche ist etwas (vielleicht eine Formung von Energie?), das wir seiner Struktur nach oberflächlich kennen, so wie sie unserem Mental und den Sinnen und gewissen untersuchenden Instrumenten erscheint, von denen man inzwischen annimmt, dass sie großenteils ihre eigenen Ergebnisse determinieren, da die Natur ihre Antworten den benutzten Instrumenten anpasst – doch kein Wissenschaftler weiß mehr oder kann mehr wissen.

Worte Sri Aurobindos

Man kann von Chakras nur in Bezug auf den Yoga sprechen. In den gewöhnlichen Menschen sind die Chakras nicht geöffnet, erst wenn man die Sadhana ausübt, öffnen sich die Chakras. Denn Chakras sind Zentren des inneren Bewusstseins und gehören eigentlich dem feinstofflichen Körper an. Das, was von ihnen im durchschnittlichen Menschen aktiv ist, ist sehr gering – in ihnen ist das äußere Bewusstsein aktiv.

Worte Sri Aurobindos

Chakras sind Zentren des Bewusstseins. Durch ihre Öffnung entwickelt sich das yogische oder innere Bewusstsein – andernfalls wärst du an das gewöhnliche, nach außen gerichtete Bewusstsein gebunden.

Worte Sri Aurobindos

Es gibt sieben Zentren oder Chakren:

1. Der tausendblättrige Lotos über dem Scheitelpunkt des Kopfes;

2. das Ajna Chakra in der Stirn (Wille, Vision, dynamisches Denken);

3. das Hals-Zentrum, das sich ausdrückende Mental (das physische Mental);

4. der Herz-Lotus, das emotionale Zentrum; die Seele befindet sich dahinter;

5. der Nabel, das eigentliche höhere Vital;

6. unterhalb des Nabels, das niedere Vital;

7. das Muladhara, das Physische.

Diese Zentren befinden sich in der Mitte des Körpers und man ordnet sie der Wirbelsäule entlang an. In Wirklichkeit jedoch befinden sich all diese Dinge im feinstofflichen Körper, suksma deha, obwohl man, sobald das Bewusstsein erwacht ist, das Gefühl hat, als würden sie im physischen Körper wirken.

Worte Sri Aurobindos

Ich habe nie von zwei Lotussen im Herz-Zentrum gehört. Doch ist es der Sitz von zwei Mächten: im Vordergrund das höhere Vital oder emotionale Wesen, dahinter und verborgen die Seele oder das seelische Wesen. Die Farben der Lotusse und die Anzahl der Blätter sind im Einzelnen von unten nach oben: 1) das Muladhara oder physische Bewusstseins-Zentrum, vier Blätter, rot; 2) das Leib-Zentrum, sechs Blätter, tief-purpurrot; 3) das Nabel-Zentrum, zehn Blätter, violett; 4) das Herz-Zentrum, zwölf Blätter, gold-rot; 5) das Hals-Zentrum, sechzehn Blätter, grau; 6) das Stirn-Zentrum zwischen den Augenbrauen, zwei Blätter, weiß; 7) der tausendblättrige Lotus über dem Kopf, blau mit goldenem Licht umgeben. Ihre Funktionen in unserem Yoga sind die folgenden: 1) dem physischen Bewusstsein und dem Unterbewussten zu gebieten; 2) den kleinen vitalen Regungen zu gebieten, den kleinen Begierden, Lüsten und Begehren, den kleinen Regungen der Sinne; 3) den größeren Lebenskräften zu gebieten, den Leidenschaften und größeren Wunsch-Regungen; 4) dem höheren emotionalen Wesen zu gebieten mit der Seele tief dahinter; 5) dem Ausdruck und der ganzen Formgebung der höheren, denkenden Mentalregungen und der mentalen Kräfte zu gebieten; 6) dem Denken, dem Willen, der inneren Schau zu gebieten; 7) dem höheren denkenden Mental, dem erleuchteten Mental und der Öffnung zur Intuition und zum Obermental zu gebieten. Die siebente wird zuweilen, das heißt von manchen, mit dem Gehirn identifiziert, doch ist dies ein Irrtum. Das Gehirn ist nichts als ein Verbindungskanal zwischen dem tausendblättrigen Lotus und dem Stirn-Zentrum. Ersterer wird manchmal das Zentrum der Leere genannt, sunya, entweder weil er sich nicht im Körper befindet, sondern in der scheinbaren Leere darüber, oder weil man, sobald man sich über den Kopf erhebt, zuerst in die Stille des Selbstes oder des spirituellen Wesens eintritt.