Kapitel 8
Das Schweigen hinter dem Leben
Es gibt sowohl ein Schweigen hinter dem Leben wie im Leben, und nur in diesem geheimen, tragenden Schweigen können wir die Stimme Gottes deutlich vernehmen. Im Lärm der Welt hören wir nur ein verändertes und verzerrtes Echo davon; denn die Stimme ertönt immer – wer sonst spricht zu uns auf unserem Weg? – Aber die Götter des Herzens, die Götter des Mentals, die Götter der Begierde, die Götter der Sinne fangen den göttlichen Ruf auf, fangen ihn ab und verändern ihn für ihre Zwecke. Krishna ruft uns, aber der erste Ton, selbst die erste Kraft oder Süße, erweckt ein großes Getöse dieser Echos. Es ist nicht die Schuld der armen Götter. Der Akzent der Kraft ist so begehrenswert, der Ton der Süße so fesselnd, dass sie ihn ergreifen müssen; sie wären dumpf und seelenlos, es gäbe keine Hoffnung auf ihre Erlösung, wenn sie sich nicht sofort darauf stürzten und ihn sich zu eigen machten. Aber wenn sie ihn sich zu eigen machen, hören sie auf, ihm ganz zu gehören. Wie viele, die einen religiösen Glauben und ein religiöses Temperament haben, folgen dem Drängen ihres Herzens, dem Verlangen ihrer Begierden, dem Drängen ihrer Sinne, dem Diktat ihrer Meinung, wenn sie ganz sicher sind, dass ihr Gott sie führt! Und sie tun gut daran, weil Gott sie führt. Es ist der Weg, den Er für sie gewählt hat, und weil Er ihn gewählt hat, ist es für sie der beste, weiseste und fruchtbarste Weg. Und doch ist es ihr Gott – nicht ein Gott, den sie sich nach ihrem eigenen Bild gemacht haben, wie der Atheist glaubt, sondern ein Gott, der sich nach dem Bild macht, das sie bevorzugen, das ihrem Wesen oder ihrer Entwicklung am besten entspricht. „Wie auch immer die Menschen zu mir kommen, ich liebe sie und bleibe mit ihnen verbunden“. Es ist ein Satz von unergründlicher Tiefe, der den Keim der ganzen Wahrheit über Gott und Religion enthält. Denn nur so kann das Bedingte dem Absoluten begegnen, dem, was eine eigene Natur oder ein eigenes Dharma hat, mit dem, was jenseits aller Grenzen der Natur oder des Dharmas ist. Was nach der Begegnung der Seele mit Gott geschieht – nun, das ist eine andere Sache. Die Geheimnisse Seines Brautgemachs können nicht alle genannt werden.
