Kapitel 7
Wie man meditiert
Worte der Mutter
Die Methode ist immer die gleiche: Sammle die Energien in dir, die normalerweise draußen zerstreut sind, konzentriere dein Bewusstsein im Inneren, unter der Oberflächenbewegung, und begründe so weit wie möglich eine vollkommene Ruhe in deinem Herzen und Kopf. Formuliere dann dein Streben, wenn du eines hast, und öffne dich, um die göttliche Kraft von oben zu empfangen.

Worte der Mutter
Was ist nun echte Meditation?
Meditation ist eine aktive und bewusste Konzentration auf die Göttliche Gegenwart und eine fortwährende, wachsame Kontemplation dieser Erhabenen Realität.

Worte der Mutter
Wenn du in der Meditation sitzt, musst du so offen und einfach wie ein Kind sein, ohne dich in dein äußeres Mental einzumischen, ohne etwas zu erwarten, auf etwas zu bestehen. Sobald diese Bedingung erfüllt ist, hängt der ganze Rest von dem sehnsuchtsvollen Streben tief in dir ab. Und wenn du die Göttlichkeit anrufst, wirst du auch die Antwort bekommen.

Worte der Mutter
Statt in Spannung zu sein und eine gewaltige Anstrengung zu machen, die kleine innere Maschine stillzulegen und das Denken auf das wirklich Gewollte auszurichten, tust du es ganz einfach, ganz natürlich, ohne Anstrengung, wie von selbst. Und meditierst du zu einem bestimmten Zweck, bleibt das, was du sehen, wissen oder erfahren willst, im Bewusstsein, während alles Übrige wie durch ein Wunder verschwindet: Alles wird still in dir, dein ganzes Wesen schweigt, die Nerven sind völlig beruhigt, das Bewusstsein ist ganz gesammelt – natürlich, spontan –, und voller Freude trittst du in eine noch tiefere Kontemplation ein.
Das zeigt, dass du es geschafft hast, sonst ist es nicht das Wahre.

Worte der Mutter
…übrigens: Wir verwenden zwar das Wort „Meditation“, doch das bedeutet nicht notwendigerweise, Ideen oder Gedanken im Kopf hin und her zu wälzen, im Gegenteil. Für die Meditation konzentriert man sich am besten auf ein Zentrum, gewissermaßen das Zentrum seiner Aspiration, auf jenen Ort, an dem die Flamme der Aspiration brennt, um dort alle Energien zu bündeln, im Zentrum des Solarplexus, um sich so nach Möglichkeit in eine aufmerksame Stille zu versetzen, als ob man nach etwas äußerst Subtilem lauschte, nach etwas, das die komplette Aufmerksamkeit erfordert, vollständige Konzentration und absolute Stille. Und dann muss man regungslos verharren. Man darf nicht denken, sich nicht rühren, muss sich öffnen, um alles Empfangbare zu empfangen, wobei man darauf achten muss, dass man nicht versucht, die Geschehnisse zu verstehen, ja man darf sie noch nicht einmal aktiv beobachten, denn dadurch bliebe das Gehirn in gewisser Weise aktiv, womit man nicht mehr für alles empfänglich wäre – es gilt also still zu sein, so still wie nur irgend möglich, in aufmerksamer Konzentration, und dann in Ruhe zu verharren.
Wenn einem dies gelingt und irgendwann alles vorbei ist, wenn man wieder aus der Meditation herauskommt, auch erst einige Zeit danach – in der Regel nicht unmittelbar –, entsteht vom Wesens-Inneren heraus etwas Neues im Bewusstsein: ein neues Verständnis, eine neue Wertschätzung der Dinge, eine neue Einstellung zum Leben – kurz gesagt: eine neue Art des Seins. Das mag ein flüchtiger Moment sein, doch wenn man ihn beobachtet, wird man feststellen, dass irgendetwas auf dem Weg des Verstehens oder der Transformation einen Schritt nach vorne gemacht hat. Vielleicht ist es eine Erleuchtung, ein tieferes Verständnis oder ein der Wahrheit näherliegendes Verständnis oder eine transformierende Kraft, jedenfalls wird dir dies helfen, einen psychologischen Fortschritt zu erzielen oder das Bewusstsein zu erweitern oder eine bessere Kontrolle über deine Regungen oder die Aktivitäten deines Wesens zu erlangen.
Derlei Resultate treten nie unmittelbar ein. Denn bei dem Versuch, diese sofort zu erzielen, verharrt man in einem Zustand der Aktivität, der wahrer Empfänglichkeit diametral entgegengesetzt ist. Es gilt so unbeteiligt, so bewegungslos, so passiv zu sein wie nur irgend möglich vor dem Hintergrund stiller Aspiration, welche nicht in Worten, Ideen oder gar Gefühlen zum Ausdruck gebracht werden sollte. Man muss zu so etwas werden (deutet mit der Hand eine emporsteigende Flamme an), voll glühender Schwingung, darf dabei aber nichts formulieren und vor allem nicht versuchen, etwas zu verstehen.
Mit etwas Übung kann man einen Zustand erreichen, in den man sich willentlich in wenigen Sekunden versetzen kann, das heißt man vergeudet keine Meditationszeit mehr. Natürlich geht es zuerst darum, das Mental langsam zu beruhigen, sein Bewusstsein zu sammeln und sich zu konzentrieren. Es vergeht also Dreiviertel der Zeit damit, sich vorzubereiten. Doch mit ausreichend Übung lässt sich dieser Zustand in zwei oder drei Sekunden erlangen, und dann profitiert man immer von dieser Fähigkeit.
Selbstverständlich gibt es darüber hinaus noch fortgeschrittenere und vollkommenere Zustände, aber diese kommen erst später. Aber schon wenn es einem gelingt, den beschriebenen Zustand zu erreichen, zieht man in vollem Umfang aus der Meditation einen Nutzen.

Worte der Mutter
Es gibt noch eine andere Form der Meditation, bei der man versucht, so ruhig wie möglich zu sein, ohne dabei jedoch alle Gedanken von sich fern zu halten. Es gibt nämlich rein mechanische Gedanken, deren Unterdrückung Jahre erfordert, wobei man sich des Ergebnisses nicht einmal sicher sein kann. Bei dieser Form der Meditation sammelt man vielmehr sein gesamtes Bewusstsein und bleibt so ruhig und friedlich wie nur irgend möglich, man löst sich von den äußeren Dingen, als ob sie einen überhaupt nicht interessierten, und urplötzlich entzündet man die Flamme der Aspiration, in die man alles Auftauchende hineinwirft, so dass die Flamme immer höher steigen möge, höher und höher. Man identifiziert sich mit der Flamme und erklimmt den höchsten Punkt seines Bewusstseins und seiner Aspiration, ohne dabei an irgendetwas anderes zu denken. Das ist einfach eine Aspiration, die steigt, steigt, steigt, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an das Ergebnis zu verschwenden oder an das, was passieren und vor allem nicht passieren könnte, ohne irgendetwas herbeizuwünschen. Das ist die Freude an einer Aspiration, die steigt und steigt und steigt und in der permanenten Konzentration immer intensiver wird. Was dann passiert – das darf ich dir versichern – ist das Beste, was überhaupt geschehen kann: Du wirst das Maximum deiner Möglichkeiten erreichen. Diese können individuell sehr verschieden sein, auf jeden Fall wird sich dein mühsames Streben nach innerer Ruhe und tieferen Einblicken, nach einer Kraft, die dir Antworten gibt, und das Warten auf eine Antwort sich wie ein unwirklicher Nebel lichten. Und wenn es dir gelingt, bewusst in dieser Flamme zu leben, in dieser Säule aufsteigender Aspiration, wirst du feststellen, dass – auch wenn sich unmittelbar kein Ergebnis einstellt – nach einer gewissen Zeit etwas geschieht.

Worte der Mutter
Es kann immer eine Beziehung zwischen allem geben, aber Kontemplation nennt man im Allgemeinen eine Art Öffnung nach oben. Das ist eher ein passiver Zustand der Öffnung, eine recht passive Form der Aspiration. Man macht diese Bewegung eher wie etwas, das sich öffnet, und es öffnet sich in einer Aspiration. Wenn die Kontemplation jedoch vollständig genug ist, wird sie zur Konzentration. Doch das passiert nicht zwangsläufig.
Wenn es eine Konzentration ist, dann ist es der Teil, der sich konzentriert …, die Konzentration ist begrenzt oder…
Eine Konzentration ist ihrem Wesen nach eine Begrenzung. Man kann keine Konzentration auf verschiedene Punkte zugleich haben, das ist keine Konzentration mehr.

Worte der Mutter
Liebe Mutter, oft nach einer langen Meditation oder einer Bemühung zu meditieren fühle ich mich sehr müde und möchte mich ausruhen. Warum ist das so und wie kann ich mich anders fühlen?
Solange du dich anstrengst, ist es keine Meditation, und es nützt nicht viel, diesen Zustand zu verlängern.
Um mentale Stille zu erlangen, muss man lernen, sich zu entspannen, sich auf den Wellen der universalen Kraft treiben zu lassen, wie ein Brett auf Wasser treibt, bewegungslos und entspannt.
Anstrengung ist nie etwas Stilles.

Worte der Mutter
Der in der Meditation erlangte Zustand der mentalen Ruhe ist in der Tat von kurzer Dauer, denn sobald du aus der Meditation herauskommst, verlässt dich auch die mentale Ruhe. Eine wirklich dauerhafte Ruhe im Vital, im Physischen sowie im Mental erreichst du nur durch eine vollständige Hingabe an das Göttliche. Denn wenn du nichts mehr dein Eigen nennen kannst, noch nicht einmal dich selbst, wenn alles, einschließlich deines Körpers, deiner Empfindungen, Gefühle und Gedanken, dem Göttlichen gehört, übernimmt das Göttliche die Verantwortung für alles, und du brauchst dir um nichts mehr Sorgen zu machen.
