Kapitel 7
Lache mit dem Herrn
Worte der Mutter
Die Tugend hat ihre Zeit immer damit verbracht, auszumerzen, was immer sie am Leben für schlecht befand, und wenn alle Tugenden der verschiedenen Länder zusammengebracht worden wären, existierten nur sehr wenige Dinge weiter.
Die Tugend nimmt für sich in Anspruch, nach Vollkommenheit zu streben, aber Vollkommenheit ist eine Totalität. Deshalb widersprechen diese beiden Bewegungen einander. Eine Tugend, die beseitigt, reduziert, Grenzen festsetzt und eine Vollkommenheit, die alles annimmt, nichts zurückweist, sondern jedes Ding auf dessen Platz verweist, können offensichtlich nicht miteinander harmonieren.
Das Leben ernst zu nehmen besteht üblicherweise aus zwei Bewegungen: die erste besteht darin, Dingen Wichtigkeit zu verleihen, die wahrscheinlich keine haben, und die zweite will das Leben auf eine gewisse Anzahl von Eigenschaften reduzieren, die als rein und der Existenz für würdig erachtet werden. Bei einigen Menschen … wird diese Tugend trocken, öde, grau, aggressiv und findet überall Makel, in allem, das frei, froh und glücklich ist.
Die einzige Methode, das Leben zu vervollkommnen – ich meine natürlich hier, das Leben auf Erden – ist die, aus einer Höhe herabzublicken, die es erlaubt, es als ein Ganzes zu sehen, nicht nur in seiner gegenwärtigen Totalität, sondern in seiner Gesamtheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: was es war, was es ist und was es sein wird – man muss fähig sein, alles zugleich zu erfassen. Denn das ist die einzige Möglichkeit, allem seinen Platz zuzuweisen. Nichts darf ausgeschlossen werden, nichts sollte ausgeschlossen werden, sondern jedes Ding muss an seinen Platz in einer allumfassenden Harmonie mit all dem Übrigen sein. Und dann wären alle diese Dinge, die dem puritanischen Geist so „schlecht“, so „verwerflich“, so „unannehmbar“ erscheinen, Bewegungen der Freude und Freiheit in einem vollständig göttlichen Leben. Und dann würde nichts uns daran hindern, dies wundervolle Lachen des Höchsten, der unendliche Freude daran findet, sich selbst unendlich leben zu sehen, zu kennen, zu verstehen, zu fühlen und zu erleben.
Dieses Entzücken, dieses wunderbare Lachen, das jeden Schatten, jeden Schmerz, jedes Leiden auflöst! Du musst nur tief genug in dich hineingehen, um die innere Sonne zu finden, dich von ihr durchfluten zu lassen. Und dann gibt es nur noch eine Kaskade harmonischen, lichtvollen, sonnenhellen Lachens, welches keinen Raum für irgend einen Schatten oder Schmerz mehr übrig lässt.
Ja, auch die größten Schwierigkeiten, auch die größten Sorgen, auch die schlimmsten physischen Schmerzen – kannst du sie von diesem Standpunkt aus betrachten, von dort aus, dann siehst du, wie unwirklich die Schwierigkeit, wie unwirklich der Kummer, wie unwirklich der Schmerz ist, und alles ist nur noch eine freudige und leuchtende Schwingung.
Dies ist im Grunde das wirksamste Mittel, Schwierigkeiten zu beseitigen, Kummer zu überwinden und Schmerzen zu vertreiben. Die ersten beiden sind verhältnismäßig einfach zu vollziehen – ich sage verhältnismäßig –, das letztere ist schwieriger, weil man gewohnt ist, den Körper und was er empfindet für äußerst konkret und real zu halten; doch ist es damit dasselbe: wir haben einfach nicht gelernt, uns nicht daran gewöhnt, unseren Körper als etwas Unverfestigtes, Unbestimmtes, formbar Geschmeidiges anzusehen. Wir haben nicht gelernt, dort dies strahlende Lachen hineinzubringen, das alle Schatten auflöst, alle Schwierigkeiten, Misshelligkeiten, Disharmonien, alles, was kreischt und weint und klagt.
Und diese Sonne, diese Sonne göttlichen Lachens, ist im Zentrum von allem, ist die Wahrheit von allem: Wir müssen nur lernen, sie zu sehen, zu fühlen und zu leben.
Und deshalb sollten wir die Menschen meiden, die das Leben ernst nehmen. Sie sind sehr langweilig.
Sobald die Atmosphäre gewichtig wird, kannst du sicher sein, dass irgend etwas nicht stimmt, dass ein störender Einfluss besteht, eine alte Gewohnheit versucht, sich wieder geltend zu machen, was nicht akzeptiert werden sollte. All dies Bedauern, all diese Reue, dieses Empfinden, unwert zu sein, schuldig zu sein – und dann, einen Schritt weiter, und du erlebst das Gefühl von Sünde. Oh! All das scheint mir einem anderen Zeitalter anzugehören, einem Zeitalter der Finsternis.
Doch all das, was fortbestehen will, was versucht, sich festzuhalten und auszuharren, all diese Verbote und die Gewohnheit, das Leben in zwei Teile zu zerschneiden – in kleine und große Dinge, das Heilige und das Profane…. „Was!“ sagen die Leute, die vorgeben, ein spirituelles Leben zu führen, „wie kannst du solche kleinen Dinge, solche unbedeutenden Dinge zum Gegenstand spiritueller Erfahrung machen?“ Und dennoch ist dies eine Erfahrung, die immer konkreter und realer wird, selbst auf materieller Ebene: Es ist nicht so, als gäbe es „einige Dinge“, wo der Herr ist und „andere Dinge“, wo Er nicht ist. Der Herr ist immer da. Nichts nimmt Er ernst, alles erfreut Ihn, und Er spielt mit dir, falls du zu spielen verstehst. Du vermagst nicht zu spielen, die Leute können nicht spielen. Aber wie gut Er zu spielen vermag! Wie gut spielt Er! Mit allem, mit den kleinsten Dingen: du musst etwas auf den Tisch legen? Glaube nicht, du müsstest denken, arrangieren, nein, lass uns spielen: lass uns dieses hier, jenes dort hinlegen, und dieses so. Und ein anderes Mal ist es wieder anders…. Welch ein Spiel und welch ein Spaß!
So sind wir also übereingekommen, dass wir versuchen werden zu lernen, mit dem Herrn lachen zu können.

Worte der Mutter
Allgemein gesprochen ist der Mensch ein Tier, das sich selbst furchtbar ernst nimmt. Zu wissen, wie man in allen Umständen über sich selbst zu schmunzeln vermag, über seine Sorgen und Ernüchterungen zu lächeln vermag, über seinen Ehrgeiz und seine Leiden, Entrüstungen und Auflehnungen – welch machtvolle Waffe, sich selbst zu bezwingen!

Worte der Mutter
Wenn man aufmerksam hinschaut, muss man annehmen, dass der Herr ein phantastisches Schauspiel für sich Selbst veranstaltet! Dass die Manifestation ein Schauspiel ist, dass Er für sich Selbst und mit sich Selbst in Szene setzt.
Er nimmt den Standort des Betrachters ein, und Er schaut auf sich Selbst. Und um sich Selbst beobachten zu können, muss Er das Konzept von Raum und Zeit akzeptieren, sonst kann Er das nicht! Und unmittelbar beginnt die ganze Komödie. Aber es ist eine Komödie, nichts anderes.
Doch wir nehmen sie sehr ernst, weil wir Marionetten sind! Sobald wir jedoch aufhören, welche zu sein, können wir recht klar erkennen, dass es sich um eine Komödie handelt.
Für einige Menschen ist es auch eine echte Tragödie.
Ja, wir sind diejenigen, die es tragisch machen. Wir sind diejenigen, die es tragisch machen….
Verstehst du, nur der, der dem Spiel zusieht, ist nicht beunruhigt, weil er alles kennt, was geschehen wird, und er besitzt ein umfassendes Wissen von allem – allem, was geschieht, geschehen ist und geschehen wird – und es ist für ihn alles da, als eine Gegenwart. Und so sind es die anderen, die armen Schauspieler, die noch nicht einmal ihre Rolle kennen! Und sie sorgen sich in großem Maße, denn sie werden dazu veranlasst, etwas darzustellen und wissen nicht, was es ist. Das ist etwas, was ich gerade sehr stark empfunden habe: wir alle führen ein Stück auf, aber wir wissen nichts darüber, weder wo es hinführt oder herkommt, noch, was es als Ganzes bedeutet. Wir wissen kaum – unvollkommen –, was wir von Augenblick zu Augenblick tun sollen. Unser Wissen ist unvollkommen. Und deshalb sorgen wir uns! Aber wenn man alles weiß, kann man nicht länger beunruhigt sein, man lächelt. Er muss großen Spaß haben, aber wir…. Und dennoch ist uns die volle Macht gegeben, uns in gleicher Weise zu vergnügen wie Er.
Wir geben uns einfach keine Mühe.
