Kapitel 6

Göttliche Vollkommenheit muss das Ziel sein

Worte Sri Aurobindos

Ein weiterer, noch größerer Schritt muss nach der Hingabe unseres instrumentalen Egos an die Göttliche Shakti getan werden… Erst wenn wir uns der Göttlichen Shakti in der Wahrheit ihrer Kraft öffnen, die diese niedere Prakriti transzendiert, können wir vollkommene Instrumente ihrer Macht und ihres Wissens werden.

Nicht nur Befreiung, sondern Vollkommenheit muss das Ziel des Karma-Yogas sein. Das Göttliche arbeitet durch unsere Natur und unserer Natur entsprechend. Wenn unsere Natur unvollkommen ist, wird auch die Arbeit unvollkommen, ambivalent und unangemessen sein. Sie kann sogar von groben Irrtümern, Falschheiten, moralischen Schwächen und irreführenden Einflüssen getrübt sein. Die Arbeit des Göttlichen wird trotzdem in uns getan werden, doch unserer Schwäche entsprechend, nicht gemäß der Stärke und Reinheit ihres Ursprungs. Wir erstreben die göttliche Verwirklichung nicht nur in der Regungslosigkeit des Geistes, sondern auch in der Bewegung der Natur. Und das kann nicht ganz und gar stattfinden, bevor wir nicht die Gegenwart und Macht des Göttlichen in jedem Schritt, in jeder Bewegung, jeder Gestalt unserer Aktivitäten spüren, in jedem Willenswandel, jedem Gedanken, Gefühl und Impuls. Zweifellos können wir dies in einer gewissen Weise sogar in der Natur der Unwissenheit spüren, aber es ist die göttliche Macht und Gegenwart in einer versteckten, verminderten und niederen Form. Unser Anspruch ist ein größerer, dass nämlich unsere Natur eine Macht des Göttlichen sein soll in der Wahrheit des Göttlichen, im Licht, in der Kraft des ewigen selbst-bewussten Willens, in der Weite des immerwährenden Wissens.

Nach dem Beseitigen des Ego-Schleiers kommt das Beseitigen des Schleiers der Natur und ihrer niederen Methoden, die unser Mental, unser Leben und unseren Körper regieren. Wir dienen nicht länger dem Ego oder der Ego-Kraft, wir gehorchen dem Meister der Welt und seinem evolutionären Impuls. Bei jedem Schritt sagen wir, in der Sprache des Sanskrit-Verses: „So, wie ich berufen bin von Dir, der in meinem Herzen wohnt, so, O Herr, handle ich.“ Doch diese Handlung kann immer noch eine von zwei ganz unterschiedlichen sein: eine, die nur erleuchtet, die andere transformiert und erhebt in eine größere Übernatur. Denn wir können weiterhin in der Weise der Handlung fortfahren, die von unserer Natur aufrechterhalten und verfolgt wurde, als wir durch sie und ihre Illusion des Egoismus „wie auf eine Maschine montiert bewegt wurden“ – jetzt allerdings mit einem vollkommenen Verstehen des Mechanismus und seiner Nutzung durch den Meister der Werke, den wir dahinter spüren und der ihn für seine Weltzwecke einsetzt. In der Tat sind so weit sogar viele große Yogis auf den Ebenen des spiritualisierten Mentals gekommen. Doch es muss nicht immer so sein, denn es gibt eine größere supramentale Möglichkeit. Es ist möglich, über das spiritualisierte Mental hinaus aufzusteigen und spontan in der lebendigen Präsenz der ursprünglichen göttlichen Wahrheits-Kraft der Höchsten Mutter zu handeln. Unsere Bewegung eins mit ihrer Bewegung und mit ihr verschmolzen, unser Wille eins mit ihrem Willen, unsere Energie in ihrer Energie entbunden, so werden wir ihr Wirken durch uns spüren als das Göttliche, das in einer höchsten Weisheitsmacht manifest ist, und wir werden uns des verwandelten Mentals, Lebens und des Körpers nur als Kanäle eines über sie hinausgehenden höchsten Lichtes und einer höchsten Kraft bewusst werden, unfehlbar in ihren Schritten, da sie transzendent ist, und absolut in ihrem Wissen. Wir werden nicht nur die Empfänger, Kanäle, Instrumente dieses Lichtes und dieser Kraft sein, sondern in einer höchsten, erhobenen und unvergänglichen Erfahrung ein Teil davon werden.

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