6. Kapitel
Die Schwierigkeiten des Pfades
1. Abschnitt
Alle, die den spirituellen Pfad betreten, müssen den Schwierigkeiten und Prüfungen des Pfades die Stirn bieten – jenen, die sich aus ihrer eigenen Natur erheben und jenen, die von außen kommen. Die Schwierigkeiten in der [menschlichen] Natur erheben sich stets aufs neue, bis du sie überwunden hast; man muss ihnen sowohl mit Stärke als auch mit Geduld begegnen. Der vitale Teil aber neigt zu Depressionen, sobald Prüfungen und Schwierigkeiten auftauchen. Das ist nicht nur bei dir so, sondern bei allen Sadhaks – es bedeutet weder Untauglichkeit für die Sadhana, noch rechtfertigt es ein Gefühl der Hilflosigkeit. Du hast dich aber darin zu üben, diese Reaktion der Hilflosigkeit zu überwinden und die Kraft der Mutter anzurufen, damit sie dir helfe.
Alle, die sich standhaft an den Pfad halten, können ihrer spirituellen Erfüllung sicher sein. Wenn irgendjemand sie nicht erreichen sollte, kann das nur einen von zwei Gründen haben: Entweder weil er den Pfad verlässt oder weil er einer Verlockung von Ehrgeiz, Eitelkeit, Begehren usw. folgend das aufrichtige Vertrauen auf das Göttliche aufgibt.

Allgemein kann gesagt werden, dass es nicht klug ist, sich zu sehr darum zu bemühen, alle möglichen Menschen, besonders sehr junge Menschen, für die Sadhana gewinnen zu wollen. Der Sadhak, der diesen Yoga aufnimmt, muss eine echte Berufung haben, und selbst dann ist der Weg oft schwierig genug. Wenn man aber die Menschen in einem Geist enthusiastischer Propaganda zur Aufnahme der Sadhana überredet, besteht die Gefahr, ein künstliches und unwirkliches Feuer zu entzünden, nicht den wahren Agni, oder aber ein kurzlebiges Feuer, das nicht andauern kann und vom Aufwallen vitaler Wogen überflutet wird. Das ist besonders bei jungen Menschen der Fall, die lenkbar sind und sich leicht von Ideen und übertragenen Gefühlen, die nicht die eigenen sind, fesseln lassen – später dann erhebt sich das Vital mit seinen unbefriedigten Forderungen, und sie pendeln zwischen zwei gegensätzlichen Kräften hin und her oder geben rasch dem starken Sog des gewöhnlichen Lebens und Treibens sowie der Befriedigung von Begierden nach, was ein natürlicher Hang im heranwachsenden Menschen ist. Oder aber der untaugliche adhara leidet unter dem Stress einer Berufung, für die er nicht bereit war oder noch nicht bereit war. Wenn man die wirkliche Sache in sich hat, geht man durch all das hindurch und nimmt am Ende die volle Sadhana auf – das trifft aber nur für eine Minderheit zu. Es ist besser, nur Menschen anzunehmen, die von selbst kommen, und von diesen nur jene, die wirklich eine eigene und anhaltende Berufung haben.

Eine feste Regel für ein solches Leiden gibt es nicht. Nicht die Seele ist es, die leidet; das Selbst ist ruhig und gleichmütig gegenüber allen Dingen, und der einzige Kummer des seelischen Wesens ist der Kummer über den Widerstand der [menschlichen] Natur gegenüber dem Göttlichen Willen oder über den Widerstand der Dinge und Menschen gegenüber dem Ruf des Wahren, Guten und Schönen. Was vom Leiden betroffen wird, das ist die vitale Natur und der Körper. Wenn sich die Seele dem Göttlichen zuwendet, kann ein Widerstand im Mental auftreten, der meist in Form von Leugnung und Zweifel in Erscheinung tritt, was mentales und vitales Leiden hervorrufen kann. Es kann auch einen Widerstand in der vitalen Natur geben, deren hauptsächlicher Wesenszug das Begehren und das Verhaftet-sein mit den Gegenständen des Begehrens ist, und wenn auf diesem Gebiet ein Konflikt zwischen der Seele und der vitalen Natur besteht, zwischen der Anziehungskraft des Göttlichen und dem Sog der Unwissenheit, dann leiden das Mental und der vitale Teil ganz offensichtlich. Auch das physische Bewusstsein kann Widerstand bieten, der im Allgemeinen in einer grundlegenden Trägheit besteht, einer Dunkelheit im reinen Stoff des Physischen, in einem Nicht-begreifen, einer Unfähigkeit, auf das höhere Bewusstsein anzusprechen, sowie in der Gewohnheit, hilflos und mechanisch auf das Niedere zu reagieren, selbst wenn es nicht will; daraus kann sowohl vitales als auch physisches Leiden entstehen. Außerdem gibt es den Widerstand der Universalen Natur, die nicht will, dass das Wesen aus der Unwissenheit in das Licht entkommt. Das kann die Form eines leidenschaftlichen Beharrens auf der Weiterführung der alten Bewegungen annehmen, deren Wogen das Mental, Vital und den Körper erfassen, so dass die alten Ideen, Impulse, Begierden, Gefühle und Reaktionen fortbestehen – selbst nachdem sie hinausgeworfen und zurückgewiesen wurden – und wie eine Armee, die von außen angreift, zurückkehren können, bis schließlich die ganze dem Göttlichen hingegebene Natur sich weigert, sie anzunehmen. Das ist die subjektive Form des universalen Widerstandes; er kann aber auch eine objektive Form annehmen – Feindseligkeit, Verleumdung, Angriffe, Verfolgung, Unglück von vielerlei Art, feindliche Bedingungen und Umstände, Schmerzen, Krankheiten, Bedrohung von Seiten der Menschen oder Kräfte. Auch hier liegt die Möglichkeit des Leidens auf der Hand. Es gibt zwei Wege, all dem zu begegnen: erstens den des Selbstes, der Stille, des Gleichmuts – ein Spirit, Wille, Mental, Vital, ein physisches Bewusstsein, die entschlossen dem Göttlichen zugewandt bleiben und sich von all den Suggestionen des Zweifels, Begehrens, Verhaftet-seins, von Depression und Kummer, Schmerz und Trägheit nicht erschüttern lassen. Das ist möglich, wenn das innere Wesen erwacht, wenn man sich des Selbstes bewusst wird, des inneren Mentals, des inneren Vitals, des inneren Physischen, denn sie können sich leichter dem göttlichen Willen anpassen; und dann findet eine Spaltung im Wesen statt, als ob es zwei Wesen gäbe, eines im Inneren, ruhig, stark, gleichmütig, gelassen, ein Kanal des Göttlichen Bewusstseins und der Göttlichen Kraft, und ein äußeres, das immer noch von der niederen Natur missbraucht wird; dann aber werden die Störungen durch letzteres etwas Oberflächliches sein – nicht mehr als ein äußerliches Kräuseln, bis auch dieses unter dem inneren Druck dahinschwindet und versinkt und auch das äußere Wesen ruhig, konzentriert und unangreifbar bleibt. Es gibt auch den Weg der Seele – er besteht darin, dass das seelische Wesen mit seiner ihm innewohnenden Kraft, seiner Weihung, Anbetung, seiner Liebe für das Göttliche, seiner Selbst-Hingabe und Überantwortung hervortritt und diese dem Mental, Vital und physischen Bewusstsein auferlegt und sie zwingt, all ihre Bewegungen auf Gott zu richten. Wenn die Seele stark und ganz und gar Gebieter ist, gibt es kein subjektives Leiden mehr oder nur noch wenig, und das objektive kann weder die Seele noch die anderen Teile des Bewusstseins berühren – der Weg ist sonnen-hell und eine große Freude und Süße werden zum Grundton der ganzen Sadhana. Was die äußeren Angriffe und feindlichen Umstände anbelangt, so hängt das von dem Wirken der [Yoga-] Kraft ab, die die Beziehung des Wesens zur äußeren Natur umwandelt; in dem Maß, in dem die Kraft ihren Sieg ausdehnt, werden sie eliminiert werden; aber sie können die Sadhana nicht behindern, wie lange auch immer sie andauern, denn dann werden selbst feindliche Dinge und Geschehnisse ein Mittel für ihren Fortschritt und für das Wachsen des Spirits werden.

Die noch verbleibenden Schwierigkeiten, obwohl sie nicht identisch sind, gleichen in ihrer Ursache und grundlegenden Natur jenen, die du entweder zum großen Teil oder vollständig überwunden hast, und sie können auf die gleiche Weise überwunden werden; es ist eine Frage der Zeit und des inneren Sich-Fügens gegenüber dem Göttlichen Druck, der die Wandlung des Menschen bewirkt.
Bei der menschlichen Natur und dem Charakter des Individuums handelt es sich um ein Gebilde, das sich in und aus der Unbewusstheit der stofflichen Welt erhoben hat und vom Druck dieses Unbewussten niemals völlig frei werden kann. In dem Maß, in dem das Bewusstsein im Wesen wächst, das in diese stoffliche Welt hineingeboren wurde, nimmt es die Form einer Unwissenheit an, die langsam Wissen aufnimmt oder unter Schwierigkeiten danach strebt; aus dieser Unwissenheit besteht die menschliche Natur, und aus den Elementen der Unwissenheit besteht der Charakter des Einzelwesens. Es ist großenteils ein mechanischer Vorgang wie alles Übrige in der stofflichen Natur, und es besteht beinahe ausnahmslos ein Widerstand, meist sogar ein starker und hartnäckiger Widerstand gegenüber jeder von ihr geforderten Wandlung. Der Charakter setzt sich aus Gewohnheiten zusammen und klammert sich daran; er neigt dazu, sie für das eigentliche Gesetz seines Wesens zu halten, und es ist eine harte Aufgabe, ihn überhaupt zur Wandlung zu bewegen, wenn er nicht einem starken Druck von Umständen ausgesetzt ist. Dieser Widerstand besteht besonders in den physischen Teilen, im Körper, im physischen Mental und in den physischen Bewegungen des Lebens; das tamasische Element in der Natur ist dort machtvoll – das was die Gita als aprakasa beschreibt –, Mangel an Licht und apravrtti, die Tendenz zu Trägheit, Untätigkeit sowie Abgeneigtheit, sich anzustrengen, und als Folge davon, selbst wenn eine Anstrengung erfolgt, eine ständige Bereitschaft zu zweifeln, zu verzagen und die Hoffnung sowie das Ziel und die Bemühung aufzugeben, zusammenzubrechen. Glücklicherweise gibt es in der menschlichen Natur auch ein sattvisches Element, das sich dem Licht zuwendet, sowie ein rajasisches oder kinetisches Element, dessen Wunsch und Bedürfnis es ist zu handeln, und das man dazu bewegen kann, nicht nur die Wandlung, sondern auch ständigen Fortschritt zu wollen. Aber auch diese [Elemente] sind infolge der Begrenzungen durch die menschliche Unwissenheit und der Hemmnisse durch die grundlegende Unbewusstheit mit Kleinlichkeit und Spaltung behaftet und können das spirituelle Bemühen sowohl behindern als auch fördern. Die spirituelle Wandlung, welche der Yoga von der menschlichen Natur und ihrem individuellen Charakter fordert, ist daher sehr schwierig, man kann beinahe sagen, dass sie die schwierigste aller menschlichen Bestrebungen und Bemühungen ist. Wenn die sattvischen und rajasischen Elemente veranlasst werden können, sie [die spirituelle Wandlung] zu unterstützen, vereinfacht das ihren Weg; doch selbst das sattvische Element kann sich durch sein Verhaftet-sein mit alten Ideen, vorgefassten Meinungen, mentalen Vorlieben und einseitigen Beurteilungen sowie mit Ansichten und Gedankengängen, die sich der höheren Wahrheit in den Weg stellen, widersetzen. Das kinetische Element widersteht durch seinen Egoismus, seine Leidenschaften, Begierden und starken Bindungen, seine Eitelkeit und seinen Eigendünkel, seine ständige Gewohnheit zu fordern, und viele andere Hindernisse. Der Widerstand des Vitals hat einen ungestümeren Charakter, als ihn die Übrigen [das sattvische und kinetische Element] haben, und unterstützt die anderen mit der ihm eigenen Heftigkeit und Leidenschaft, was die Ursache der ganzen akuten Schwierigkeit, des Aufruhrs, der Umwälzung und Störung ist und den Ablauf des Yoga beeinträchtigt. Das Göttliche ist da, aber Es missachtet nicht die Bedingungen, Gesetze und Umstände der Natur; diese Umstände sind es, unter denen Es all seine Arbeit tut, Seine Arbeit in der Welt und im Menschen und folglich auch im Sadhak, im Strebenden, selbst im Gott-Erkennenden und Gott-Liebenden; sogar der Heilige und der Weise haben weiterhin Schwierigkeiten und werden durch ihre menschliche Natur behindert. Eine vollständige Befreiung und Vollendung oder das vollständige Besitzergreifen des Göttlichen [durch den Sadhak] und die Besitzergreifung [des Sadhaks] durch das Göttliche sind möglich, sie geschieht aber meist nicht durch ein schlichtes Wunder oder eine Reihe von Wundem. Das Wunder kann geschehen und geschieht, aber nur wenn der Ruf voll gehört wird und das vollständige Selbstgeben der Seele und das gänzliche weiteste Sich-Öffnen der [menschlichen] Natur stattfindet.
Dennoch, wenn einmal der Ruf der Seele ergeht, auch wenn es nicht der volle Ruf ist, kann es, wie groß und hartnäckig die Schwierigkeiten auch sein mögen, keinen endgültigen, nicht wiedergutzumachenden Fehlschlag mehr geben; selbst wenn der Faden durchtrennt wurde, wird er wieder aufgenommen, zusammengefügt und bis zu seinem Ende verfolgt werden. In der [menschlichen] Natur selbst findet als Reaktion auf das innere Bedürfnis ein Wirken statt, das, wie langsam auch immer, das Ergebnis herbeiführt. Doch ist eine gewisse innere Zustimmung erforderlich; der Fortschritt, den du in dir selbst bemerkt hast, ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass diese Zustimmung in der Seele und auch in einem Teil der Natur bestand; die Wandlung wurde durch das Mental beharrlich verlangt und von einem Teil des Vitals gefordert; der Widerstand in einem Teil des Mentals und Vitals machte sie langwierig und schwierig, konnte sie aber nicht verhindern.
Du fragst, was du meinem Wunsche folgend tun sollst. Mein Wunsch ist, dass du ausharrst und mehr jene innere Zustimmung erteilst, die den bereits erzielten Fortschritt herbeiführte, so dass auch hier der Widerstand sich verringern und schließlich verschwinden möge.
Und befreie dich von einem übertriebenen Beharren auf dem Gebrauch des Verstandes, der Richtigkeit deiner individuellen Vernunft und ihrem Recht, in allen Fragen die Entscheidung zu treffen. Der Verstand hat seine Befugnis, besonders hinsichtlich bestimmter physischer Dinge und allgemeiner weltlicher Fragen – obwohl er selbst dort ein sehr fehlbarer Richter ist – oder in der Formung von metaphysischen Folgerungen und Verallgemeinerungen; aber sein Anspruch, die entscheidende Autorität in Fragen des Yoga oder in spirituellen Dingen zu sein, ist unhaltbar. Die Tätigkeit des äußeren Intellektes führt hier nur zur Bildung von persönlichen Meinungen, nicht aber zur Entdeckung der Wahrheit. In Indien wusste man immer, dass der Verstand und seine Logik oder sein Urteil nicht die Verwirklichung spiritueller Wahrheiten vermitteln, sondern nur zu einer intellektuellen Darlegung von Ideen beitragen können; Verwirklichung kommt durch Intuition und innere Erfahrung. Verstand und Intellektualität können nicht bewirken, dass du das Göttliche siehst – es ist die Seele, die sieht. Das Mental und die anderen Instrumente können an dieser Schau nur teilhaben, wenn sie ihnen durch die Seele übermittelt wird, und sie willkommen heißen und sich daran erfreuen. Das Mental kann die Verwirklichung auch verhindern oder zumindest ihr oder der Schau lange im Wege stehen. Denn seine Voreingenommenheiten, vorgefassten Meinungen und mentalen Vorlieben können einen Wall von Argumenten gegenüber der zu verwirklichenden spirituellen Wahrheit bilden und es [das Mental] kann sich weigern, sie anzunehmen, wenn sie sich in einer Form darbietet, die seinen eigenen Ideen von früher nicht entspricht; genauso kann es dich auch daran hindern, das Göttliche zu erkennen, wenn das Göttliche sich in einer Form zeigt, auf die der Intellekt nicht vorbereitet ist oder die in einer beliebigen Einzelheit seinen Voreingenommenheiten und Vorurteilen nicht entspricht. Man kann sich in anderen Dingen auf den Verstand verlassen, vorausgesetzt der Verstand versucht, offen und unparteiisch zu sein, frei von ungebührlicher Leidenschaft und bereit zuzugeben, dass er nicht immer recht hat und irren kann. In Fragen hingegen, für die er nicht zuständig ist, wie die spirituelle Verwirklichung, und in Fragen des Yoga, die einer anderen Wissensebene angehören, ist es nicht ratsam, sich allein auf ihn zu verlassen.

Es besteht kein Widerspruch zwischen meinen früheren Bemerkungen über den sonnenhellen Pfad und dem, was ich über die schwierigen und unerfreulichen Passagen sagte, welche der Yoga bei seiner normalen Entwicklung in der menschlichen Natur durchlaufen muss. Dem sonnenhellen Pfad können jene folgen, die fähig sind, die Hingabe zu vollziehen, zuerst eine zentrale Hingabe und später ein vollständigeres Selbstgeben in allen Teilen des Wesens. Wenn sie die Haltung der zentralen Hingabe einnehmen und aufrechterhalten können, wenn sie sich ganz dem Göttlichen überlassen können und freudig das annehmen, was immer vom Göttlichen auf sie zukommt, dann wird ihr Pfad sonnen-hell werden und kann sogar gerade und einfach sein. Sie können nicht allen Schwierigkeiten entgehen, kein Suchender kann das, aber sie werden fähig sein, ihnen ohne Schmerz und Verzagtheit zu begegnen – so wie Yoga entsprechend der Empfehlung der Gita tatsächlich ausgeübt werden soll, anirvinnacetasa – auf die innere Führung vertrauend und sie mehr und mehr wahrnehmend, oder aber auf die äußere Führung durch den Guru. Man kann ihm [dem sonnenhellen Pfad] auch dann folgen, wenn man kein Licht und keine Führung empfindet, aber ein lichter, fester Glaube und eine glückliche bhakti bestehen oder erworben werden können oder wenn man die Natur eines spirituellen Optimisten und den festen Glauben oder das feste Gefühl hat, dass alles, was durch das Göttliche geschieht, zum besten ist, auch wenn wir sein Tun nicht verstehen können. Doch haben nicht alle diese Natur; die meisten sind sehr weit davon entfernt, und die volle oder selbst die zentrale Hingabe ist nicht so leicht zu vollziehen, und sie immer zu bewahren ist schwer genug für unsere menschliche Natur. Wenn diese Dinge nicht gegeben sind, wird die Freiheit der Seele nicht erreicht, und wir müssen uns statt dessen dem Gesetz unterwerfen oder eine harte und schwierige Disziplin erfüllen.
Das Gesetz wird uns durch die Unwissenheit auferlegt, aus welcher die Natur all unserer Teile besteht; unser physisches Wesen ist offensichtlich eine Masse von Unwissenheit, das Vital ist voller unwissender Begierden und Leidenschaften, auch das Mental ist ein Instrument der Unwissenheit, das sich eine Art von unvollständigem, im wesentlichen untergeordnetem und äußerem Wissen erkämpft. Der Pfad des Suchenden führt durch diese Unwissenheit hindurch; auf lange Zeit ist es ihm nicht möglich, das Licht einer zuverlässigen Erfahrung oder Verwirklichung zu entdecken; er hat nur die Hoffnungen, Ideen und Anschauungen des Mentals, die nicht das wahre spirituelle Sehen vermitteln; oder es werden ihm flüchtige Schimmer des Lichtes oder Zeiten des Lichtes zuteil; oft aber verlöscht es, und den lichten Perioden folgen häufige oder lange Zeiten der Finsternis. Es gibt fortwährende Schwankungen, nachhaltige Enttäuschungen, unzählige Stürze und Fehlschläge. Kein Yoga-Pfad ist wirklich leicht oder frei von diesen Schwierigkeiten oder Schwankungen; der Weg der bhakti wird als der einfachste betrachtet, dennoch werden immer wieder Klagen darüber laut, dass man [ auf ihm] ständig sucht, doch niemals findet und bestenfalls fortwährendes Ebben und Fluten herrschen, milana [Einung] und viraha [die Abwesenheit des Göttlichen Geliebten], Freude und Weinen, Ekstase und Verzweiflung. Wenn man den Glauben oder bei fehlendem Glauben den Willen hat hindurchzugehen, setzt man seinen Weg fort und tritt in die Freude und das Licht der Göttlichen Verwirklichung ein. Wenn man jedoch den Zustand der wahren Hingabe erlangen kann, ist all das nicht notwendig; man kann den sonnenhellen Weg beschreiten. Oder wenn man von der reinen bhakti berührt wird, suddha bhakti, dann ist das allein genug, was immer auch geschieht; der Weg wird einfach, oder es stellt, auch wenn er nicht einfach ist, doch einen ausreichenden Anfang dar, der uns bis zum Ende trägt, ohne die Leiden und Stürze auf uns nehmen zu müssen, die dem unwissenden Suchenden so oft widerfahren.
In allen Yoga-Systemen gibt es drei hauptsächliche Ziele, die durch den Suchenden erreicht werden müssen: die Einung oder der bleibende Kontakt mit dem Göttlichen, die Befreiung der Seele oder des Selbstes, des Spirits, und eine bestimmte Wandlung des Bewusstseins, die spirituelle Wandlung. Diese Wandlung, die notwendig ist, um die beiden anderen Ziele zu erreichen, zumindest in gewissem Umfang, ist die Ursache der meisten Kämpfe und Schwierigkeiten; denn es ist nicht leicht, sie zu vollziehen: es wird eine Wandlung des Mentals, eine Wandlung des Herzens, eine Wandlung der Gewohnheiten des Willens gefordert, dem unsere unwissende Natur einen hartnäckigen Widerstand entgegensetzt. Dieser Yoga ist auf eine volle Umwandlung der Natur ausgerichtet, weil das für die vollständige Einung mit dem Göttlichen und für die Befreiung nicht nur der Seele und des Spirits sondern auch der [menschlichen] Natur notwendig ist. Es ist auch ein Yoga der Werke und des integralen göttlichen Lebens; es liegt auf der Hand, dass hierfür die integrale Umwandlung der Natur notwendig ist; die Einung mit dem Göttlichen muss den vollen Eintritt in das Göttliche Bewusstsein und die göttliche Natur mit sich bringen; es darf nicht nur sayujya [die absolute Einung des Göttlichen mit dem menschlichen Spirit] oder salokya [das Verweilen der Seele im Göttlichen] sein, sondern sadrsya [die Ähnlichkeit mit dem Göttlichen] oder, wie es in der Gita genannt wird, sadharmya [die Einswerdung mit dem Göttlichen Gesetz des Seins und Handelns]. Der volle Yoga, Purna-Yoga, bedeutet einen vierfachen Pfad, einen Yoga des Wissens für das Mental, einen Yoga der bhakti für das Herz, einen Yoga der Werke für den Willen und einen Yoga der Vervollkommnung für die ganze Natur. Wenn man aber mit ganzem Herzen einer dieser Richtungen zu folgen vermag, erreicht man im Allgemeinen das Ergebnis von allen vieren. So nähert man sich zum Beispiel durch bhakti dem Göttlichen, wird sich seiner intensiv bewusst und gelangt zu Wissen; denn das Göttliche ist die Wahrheit und die Wirklichkeit, und wenn man Es kennt, sagt die Upanishad, kennt man alles. Durch bhakti wird der Wille auf den Pfad der Werke der Liebe, des Dienstes am Göttlichen gelenkt sowie der Kontrolle über die Natur und ihrem Tun durch das Göttliche – das ist der Karma-Yoga. Durch bhakti erfolgt auch die spirituelle Wandlung des Bewusstseins und der Tätigkeit der [menschlichen] Natur, welches ein erster Schritt auf ihre Umwandlung hin ist. So ist es mit allen anderen Richtungen des vierfachen Pfades. Es ist aber auch möglich, dass viele Hemmnisse im Wesen die Herrschaft der bhakti über das Mental, das Herz und den Willen sowie den sich daraus ergebenden Kontakt mit dem Göttlichen blockieren. Die zu große Aktivität des intellektuellen Mentals und sein Verhaftet-sein mit der Überheblichkeit seiner eigenen Ideen, seinen Vorurteilen, festgefahrenen Vorstellungen und seinem unwissenden Verstand können die Türen zum inneren Licht verschließen und die volle Flut der bhakti daran hindern, alles zu überströmen; es [das intellektuelle Mental] kann sich auch an eine oberflächliche mentale Aktivität klammern, sich weigern, nach innen zu gehen und der seelischen Schau und den Gefühlen des inneren Herzens zu erlauben, es zu lenken; es sind aber diese Schau und dieses Gefühl, durch welche die bhakti wächst und siegt. Auch die Leidenschaften und Begierden des vitalen Wesens und seines Egos können den Weg blockieren und die Hingabe des Mentals und Herzens an das Göttliche verhindern. Die Trägheit, Unwissenheit und Unbewusstheit des physischen Bewusstseins, sein Verhaftet-sein mit festen Gewohnheiten des Denkens, Fühlens und Handelns, sein Beharren darauf, im alten Fahrwasser weiterzumachen, kann der geforderten Wandlung sehr im Wege stehen. Unter solchen Umständen wird das Göttliche auf seine Zeit zu warten haben; wenn aber das wirkliche Verlangen im Herzen herrscht, kann all das die endgültige Verwirklichung nicht verhindern; dennoch wird sie sich möglicherweise Zeit lassen müssen, bis die Behinderungen beseitigt oder zumindest so sehr ausgeräumt sind, dass die Göttliche Macht ungehindert auf die Oberflächennatur einwirken kann. Bis dahin mag es Perioden einer inneren Entspannung geben, ein gewisses Licht im Mental, auch Perioden, in denen man das Gefühl der bhakti und des Friedens hat, Perioden voller Freude der Selbstweihung in den Werken und im Dienen; es wird aber lange Zeit benötigen, bis diese Dinge für immer verweilen können, und es wird viel Kampf, Unruhe und Leiden geben. Am Ende wird das Wirken des Göttlichen sichtbar werden, und man wird fähig sein, in seiner Gegenwart zu leben.
Ich habe die Schwierigkeiten des Yoga in ihrer schlimmsten Form beschrieben, wie sie selbst jene, die für die Verwirklichung ausersehen sind, behindern und anfechten können; ebenso oft aber wechseln Licht und Finsternis einander ab oder vermischen sich; vielleicht eine anfängliche Erreichung und nachfolgend tiefgreifende Schwierigkeiten; Fortschritt und dann Attacken und Verzögerungen, kraftvolle Vorwärtsbewegungen und ein ratloses Umherirren im Morast der Unwissenheit. Selbst große Verwirklichungen können sich einstellen, ein heller Glanz an Licht und spiritueller Erfahrung, und dennoch ist das Ziel nicht erreicht; denn, wie es im Rig-Veda heißt, „indem man Gipfel um Gipfel erklimmt, wird es sichtbar, wie viel noch zu tun übrigbleibt“. Es gibt aber immer etwas, das uns weiterträgt oder vorwärtstreibt. Das kann die Form von etwas Bewusstem im Vordergrund annehmen, die Form einer beherrschenden spirituellen Idee, eines unanfechtbaren Strebens oder eines festen Glaubens, die manchmal gänzlich verhüllt oder in Zeiten der Finsternis oder schwerer Umwälzungen sogar vernichtet zu sein scheinen; stets aber treten sie wieder hervor, wenn der Sturm vorübergezogen ist oder die Dunkelheit des Himmels sich aufgehellt hat, und machen ihren Einfluss geltend. Es kann aber auch etwas in der eigentlichen Essenz des Wesens sein, tiefer als irgendeine Idee oder ein Wille im Mental, tiefer und dauerhafter als das Streben des Herzens, der eigenen Wahrnehmung jedoch verhüllt. Es kann sich jemand, der aus einer mentalen Neugierde oder selbst aus einem mentalen Bedürfnis nach Wissen heraus zum Yoga gedrängt wird, aus Enttäuschung oder irgendeiner anderen Ursache vom Pfad abwenden; viel mehr noch können sich jene von ihm abwenden, die ihn aus einem inneren Ehrgeiz oder vitalen Begehren heraus aufgenommen haben, aber dem Aufruhr, der Enttäuschung oder Mutlosigkeit über häufige Rückschläge und Versagen nicht standhalten konnten. Wenn aber diese tiefere Sache in dir ist, kannst du den Pfad des spirituellen Bestrebens nicht für immer verlassen: du magst zwar den Entschluss fassen, wirst aber innerlich daran gehindert, oder du verlässt ihn, wirst aber durch das geheime spirituelle Erfordernis im Inneren dazu gezwungen, zu ihm zurückzukehren.
All diese Dinge sind jedem Yoga-Pfad gemein; es sind die normalen Schwierigkeiten, Schwankungen und Kämpfe, die sich auf dem Pfad des spirituellen Bemühens einstellen. In diesem Yoga aber gibt es eine Ordnung oder Folge des Wirkens der geheimen Kraft, die in ihren Einzelheiten in jedem Sadhak völlig anders sein kann, aber dennoch eine allgemeine Linie aufweist. Durch unsere Evolution wurde das Wesen emporgeführt aus der unbewussten Materie in die Unwissenheit von Mental, Leben und Körper, die durch ein unvollkommenes Wissen modifiziert wird; sie [diese Evolution] versucht nun, uns in das Licht des Spirits hinauszuführen, uns in dieses Licht zu heben und es für uns herabzubringen, sowohl in den Körper und das Leben als auch in das Mental und das Herz, und damit unser ganzes Sein zu erfüllen. Dies und seine Folgeerscheinungen, deren größte die Einung mit dem Göttlichen und das Leben im göttlichen Bewusstsein ist, sind der Sinn der integralen Umwandlung. Das Mental ist gegenwärtig unsere höchste geistige Kraft; mit Hilfe des denkenden Mentals und des Herzens, mit der Seele, dem seelischen Wesen dahinter, müssen wir in den Spirit hineinwachsen; denn was die Yoga-Kraft zuerst zu erreichen versucht, ist, das Mental festzulegen in der richtigen zentralen Idee, im Glauben oder in der mentalen Haltung und im rechten Streben und Gleichmut des Herzens, und diese Dinge hinreichend zu stärken und zu festigen, damit sie ausharren, trotz der anderen Dinge im Mental und Herzen, die von ihnen verschieden sind oder in Widerspruch zu ihnen stehen. Damit einhergehend übermittelt sie [die Yoga-Kraft] alle Erfahrung, Verwirklichung, Herabkunft, alles wachsende Wissen, wofür das Mental des Einzelwesens zu dem entsprechenden Zeitpunkt bereit ist, oder soviel davon, wie unbedeutend es auch sei, wie für seinen weiteren Fortschritt notwendig ist; manchmal sind diese Verwirklichungen und Erfahrungen sehr groß und reich, manchmal geringfügig und klein oder unbedeutend; bei einigen Menschen scheint in diesem ersten Stadium nicht viel davon oder nichts Entscheidendes zu geschehen – die Kraft scheint sich allein auf die Vorbereitung des Mentals zu konzentrieren. In vielen Fällen scheint die Sadhana mit Erfahrungen im Vital zu beginnen und fortzuschreiten; aber ohne eine gewisse mentale Vorbereitung sollte dies nicht geschehen, selbst wenn es nichts weiter ist als eine Wende des Mentals oder eine Art Öffnung, welche die vitalen Erfahrungen möglich macht. Mit dem Vital zu beginnen ist in jedem Fall eine gewagte Sache; die Schwierigkeiten dort sind zahlreich und heftiger als auf der mentalen Ebene, und die Gefahren sind unzählbar. Der Zugang zur Seele, dem seelischen Wesen, ist weniger einfach, weil es von einer dicken Schicht aus Ego, Leidenschaft und Begehren überdeckt ist. Man kann leicht von der Verworrenheit vitaler Erfahrungen, die nicht immer verlässlich sind, verschlungen werden, der Versuchung der kleinen Siddhis, der Anziehungskraft der Mächte der Finsternis auf das Ego. Man muss sich durch dieses Dickicht zum seelischen Wesen im Hintergrund hindurch kämpfen, um es nach vorne zu bringen; erst dann kann die Sadhana auf der vitalen Ebene sicher sein.
Wie dem auch sei, die Herabkunft der Sadhana, die Herabkunft des Wirkens der [Yoga-] Kraft auf die vitale Ebene unseres Wesens wird nach einiger Zeit notwendig. Die Kraft vollzieht, bevor dieser Schritt getan ist, keine globale Wandlung des mentalen Wesens und der [menschlichen] Natur und noch viel weniger eine integrale Umwandlung; wenn das geschehen könnte, würde die restliche Sadhana verhältnismäßig sicher und einfach sein. Aber da ist das Vital und übt immer einen Druck aus auf das Mental und das Herz, stört die Sadhana und gefährdet sie, und es kann nicht zu lange Zeit sich selbst überlassen werden. Mit dem Ego und den Begierden des Vitals, seinen Tumulten und Umwälzungen muss man sich auseinandersetzen, sie müssen, wenn auch nicht auf einmal verbannt, so doch zumindest beherrscht und für eine allmähliche Modifikation, Wandlung und Erleuchtung vorbereitet werden. Das kann nur auf der vitalen Ebene selbst geschehen indem man [mit dem Bewusstsein] auf diese Ebene herabkommt. Das vitale Ego muss sich selbst seiner Mängel bewusst werden und willens sein, sich davon zu befreien; es muss entschlossen seine Eitelkeiten, seinen Ehrgeiz, seine Begierden und Sehnsüchte, seinen Groll und seine Empörung und all den übrigen ungeläuterten Stoff sowie die unreinen Bewegungen hinaus stoßen. Das ist die Zeit der größten Schwierigkeiten, Revolten und Gefahren. Das vitale Ego hasst es, wenn man seine Wünsche durchkreuzt, es verübelt Enttäuschung und ist wütend, wenn sein Stolz und seine Eitelkeit verletzt werden; der Vorgang der Läuterung ist ihm zuwider, und es ist durchaus möglich, dass es diesem gegenüber satyagraha erklärt – die Zusammenarbeit verweigert, seine eigenen Forderungen und Neigungen rechtfertigt, mancherlei passiven Widerstand leistet, die vitale Unterstützung, die sowohl für das Leben als auch für die Sadhana notwendig ist, zurückzieht und versucht, das Wesen vom spirituellen Pfad abzubringen. All dem hat man die Stirn zu bieten, und man muss es überwinden, denn der Tempel des Wesens muss rein gefegt werden, wenn der Gott unseres Wesens seinen Platz dort einnehmen und unsere Anbetung empfangen soll.

Deine Frage wirft eines der schwierigsten und kompliziertesten aller Probleme auf, und sich hinreichend damit auseinanderzusetzen würde eine Antwort erfordern, die so lang ist wie das längste Kapitel des „Life Divine“. Ich kann nur meine eigene Erkenntnis darlegen, die sich nicht auf Überlegungen, sondern auf die Erfahrung gründet, dass es eine solche Führung gibt und in diesem Universum nichts vergebens ist.
Wenn wir nur äußere Tatsachen betrachten, so wie sie sich oberflächlich darstellen, oder wenn wir das, was um uns herum geschieht, als endgültig betrachten, nicht als Vorgänge eines Augenblicks in einem sich entwickelnden Ganzen, ist die Führung nicht ersichtlich; bestenfalls können wir ein gelegentliches oder auch ein häufiges Eingreifen erkennen. Die Führung kann nur dann erkennbar werden, wenn wir hinter die Erscheinungsformen blicken und die Kräfte, die am Werk sind, sowie die Art ihres Wirkens und ihre verborgene Bedeutung zu verstehen beginnen. Schließlich können wir echte Erkenntnis – selbst wissenschaftliche Erkenntnis – nur dann erlangen, wenn wir hinter den Erscheinungsformen der Oberfläche ihre verborgene Entwicklung und ihre Ursachen zu entdecken versuchen. Es ist ziemlich offensichtlich, dass diese Welt voller Leiden ist und an Vergänglichkeit krankt, so sehr, dass ihre Beschreibung in der Gita als „diese unglückliche und vergängliche Welt“, anityam asukham, berechtigt zu sein scheint. Die Frage ist, ob es sich um eine reine Schöpfung des Zufalls handelt, ob sie von einem mechanischen, unbewussten Gesetz beherrscht wird oder ob ihr eine Bedeutung innewohnt, etwas, das über ihre gegenwärtige Erscheinungsform hinausgeht, auf das wir uns zubewegen. Wenn sie eine Bedeutung hat und wenn es etwas gibt, auf das sich die Dinge hin entwickeln, dann muss es unbedingt eine Führung geben; das aber bedeutet, dass ein stützendes Bewusstsein und ein stützender Wille vorhanden sind, mit denen wir einen inneren Kontakt aufnehmen können. Wenn es ein solches Bewusstsein und einen solchen Willen gibt, ist es nicht wahrscheinlich, dass sie sich selbst widerlegen, indem sie die Bedeutung der Welt annullieren oder sie einem immerwährenden oder möglichen Scheitern überlassen.
Diese Welt hat einen doppelten Aspekt. Sie scheint auf einer stofflichen Unbewusstheit zu beruhen, auf einem unwissenden Mental und Leben, voll von dieser Unbewusstheit – Irren und Kummer, Tod und Leiden sind die unumgängliche Folge. Es gibt aber offensichtlich auch ein teilweise erfolgreiches Bemühen und ein unvollkommenes Wachsen hin zum Licht, zu Wissen, Wahrheit, zum Guten und Glück, zu Harmonie und Schönheit – zumindest ein teilweises Blühen dieser Dinge. Die Bedeutung dieser Welt muss scheinbar in diesem Gegensatz liegen; es muss sich um eine Evolution handeln, die aus einer zuerst dunklen Erscheinungsform zu höheren Dingen führt oder sich zu ihnen durchringt. Welcher Art auch immer die Führung ist, sie muss unter diesen Bedingungen des Gegensatzes und Kampfes erfolgen und zu jenem höheren Zustand der Dinge hinführen. Das Einzelwesen wird mit Sicherheit und die Welt vermutlich dem höheren Zustand entgegen geführt, doch unter dem zweifachen Aspekt des Wissens und der Unwissenheit, des Lichtes und der Dunkelheit, des Todes und des Lebens, der Schmerzen und der Freuden, des Glücks und des Leidens; keines dieser Dinge kann ausgeschlossen werden, bis ein höherer Zustand erreicht und errichtet ist. Es ist nicht eine Führung, welche die dunklen Dinge mit einem Mal zurückweist, und kann es nicht sein, noch viel weniger aber ist es eine Führung, die uns einzig und allein nur Erfreuliches, Erfolg und Glück bringt. Ihr hauptsächliches Anliegen ist das Wachsen unseres Wesens und Bewusstseins, ein Wachsen auf ein höheres Selbst hin, dem Göttlichen entgegen, und schließlich auf ein höheres Licht hin, eine höhere Wahrheit und Seligkeit; das Übrige ist zweitrangig, manchmal ein Mittel, manchmal ein Ergebnis, nicht ein eigentlicher Zweck.
Der wahre Sinn der Führung wird deutlicher, wenn wir tief nach innen gehen können und von dort her in einer inneren Sicht das Spiel der Kräfte betrachten und Andeutungen des Willens empfangen, der hinter ihnen steht. Das Oberflächenmental kann nur einen unvollkommenen Eindruck erhalten. Wenn wir mit dem Göttlichen oder mit einem inneren Wissen und einer inneren Schau in Kontakt sind, beginnen wir, alle Umstände unseres Lebens in einem neuen Licht zu sehen; wir können beobachten, wie sie alle ohne unser Wissen auf das Wachsen unseres Wesens und Bewusstseins ausgerichtet waren, auf die Arbeit, die wir zu verrichten hatten, auf eine Entwicklung, die erfolgen musste – nicht nur auf das, was gut, günstig oder erfolgreich erschien, sondern auch auf die Kämpfe, Fehlschläge, Schwierigkeiten und Umwälzungen. Bei jedem Menschen aber wirkt die Führung anders – entsprechend seiner Natur, den Bedingungen seines Lebens, der Art seines Bewusstseins, dem Stadium seiner Entwicklung und dem Erfordernis seiner weiteren Erfahrung. Wir sind nicht Automaten, sondern bewusste Wesen, und unsere Mentalität, unser Wille und seine Entscheidungen, unsere Einstellung gegenüber dem Leben und unsere Anforderungen an dieses Leben, unsere Motive und Bewegungen tragen dazu bei, den Ablauf unseres Lebens zu bestimmen; sie können zu viel Leid und Bösem führen, doch macht sich die Führung all das zunutze für unser Wachsen an Erfahrung und folglich für die Entwicklung unseres Wesens und Bewusstseins. Durch allen Fortschritt, auf welchen Umwegen auch immer, und sogar trotz all dem, was eine Umkehr oder ein Abschweifen zu sein scheint, sammeln wir die Erfahrung, die für das Schicksal der Seele notwendig ist. Wenn wir in engem Kontakt mit dem Göttlichen sind, umgibt uns ein Schutz, der uns hilft oder uns unmittelbar führt oder bewegt; er beseitigt zwar nicht alle Schwierigkeiten, Leiden und Gefahren, doch trägt er uns durch sie hindurch und aus ihnen heraus – ausgenommen dort, wo für einen besonderen Zweck das Gegenteil erforderlich ist.
Das gleiche trifft zu, wenn auch in größerem Maßstab und in einer komplexeren Weise, für die Führung in der Entwicklung der Welt. Sie [diese Entwicklung] scheint, den Bedingungen und Gesetzen oder Kräften des Augenblicks gehorchend, einem fortwährenden Wandel zu unterliegen, enthält aber dennoch etwas, das auf das evolutionäre Ziel zustrebt, obwohl es schwieriger ist, dies zu erkennen, zu verstehen und dem zu folgen als in dem kleineren und vertrauteren Bereich des individuellen Bewusstseins und Lebens. Was zu einem bestimmten Zeitpunkt des Weltgeschehens oder des Lebens der Menschheit stattfindet, wie katastrophal auch immer es sein mag, ist letztlich nicht entscheidend. Auch hier darf man nicht nur das äußere Spiel der Kräfte in einem bestimmten Fall oder einem bestimmten Augenblick sehen, sondern muss das innere und geheime Spiel erkennen, den weit entfernten Ausgang, das Ereignis, das jenseits davon [des Spiels der Kräfte] liegt, und den Willen, der in allem wirkt. Falschheit und Dunkelheit sind überall auf Erden stark, sind es immer gewesen und scheinen zeitweilig zu dominieren; es hat aber auch immer Zeiten gegeben; in denen das Licht nicht nur ein schwacher Schein war, sondern hervorgebrochen ist. Doch im Großen gesehen und im langen Ablauf der Zeit und wie immer auch die Erscheinungsform dieser oder jener Epoche oder Bewegung sein mag – das Licht wächst und das Ringen um die besseren Dinge hat kein Ende. Gegenwärtig haben Falschheit und Finsternis ihre Kräfte gesammelt und sind äußerst machtvoll; aber selbst, wenn wir die seit alters her gemachten Zusicherungen der Mystiker und Propheten von uns weisen, die besagen, dass solch ein Zustand der Dinge der Manifestation vorausgehen müsse, ja sogar ein Zeichen ihrer Ankunft sei, zeigt er ebenso wenig den endgültigen Sieg der Falschheit an, nicht einmal einen vorübergehenden. Er bedeutet lediglich, dass der Kampf zwischen den Kräften seinen Höhepunkt erreicht hat. Das Ergebnis kann durchaus das kraftvolle Hervortreten des Bestmöglichen sein, denn die Entwicklung der Welt vollzieht sich oft auf diese Weise. Ich belasse es dabei und sage weiter nichts.

Dieser Yoga ist bestimmt schwierig; gibt es aber irgendeinen Yoga, der wirklich einfach ist? Du sprichst vom Reiz der Befreiung in das transzendente Absolute, doch wie viele, die sich aufmachen, den Pfad des nirvana zu gehen, erreichen es in diesem Leben oder ohne ein langes, anstrengendes und schwieriges Bemühen? Welcher der Yoga-Pfade führt zum verheißenen Land nicht zuerst durch die dürre Wüste? Selbst der bhakti-Pfad, der für den einfachsten Pfad gehalten wird, ist voller Klagen der bhaktas darüber, dass sie zwar rufen würden, der Geliebte aber sich ihnen entziehe, dass der Ort der Begegnung vorbereitet sei, doch nicht einmal dann Krishna erscheine. Selbst der Freude eines flüchtigen Anblicks oder der Leidenschaft von milana folgen lange Zeitspannen von viraha. Es ist falsch zu glauben, dass irgendein Yoga-Pfad einfach sei, dass irgendeiner ein königlicher Weg oder eine Abkürzung zum Göttlichen sei; es gibt auch nicht – ähnlich der Methode „Französisch leichtgemacht“ oder „Französisch ohne Tränen“ – eine Methode „Yoga leichtgemacht“ oder „Yoga ohne Tränen“. Einige wenige große Seelen, vorbereitet in früheren Leben oder auf andere Weise die durchschnittliche spirituelle Veranlagung überschreitend, können die Verwirklichung rascher erreichen; einige können erhebende Erfahrungen in einem frühen Stadium haben, doch muss für die meisten die siddhi des jeweiligen Pfades das Ende eines langen, schwierigen und beharrlichen Unterfangens sein. Man kann die Krone des spirituellen Sieges nicht ohne Kampf erlangen oder die Höhen ohne den Aufstieg mit seinen Mühen erreichen. Für alle [Yoga-Systeme] gilt der Satz: „Schwierig ist der Weg und so mühsam zu beschreiten als ginge man auf des Messers Schneide“.
Du findest den Pfad genaugenommen deshalb trocken, weil du ihn noch nicht einmal betreten hast. Doch alle Pfade haben ihre dürren Strecken, und bei den meisten, nicht aber bei allen, liegen sie am Anfang. Es ist ein langes Stadium der Vorbereitung notwendig, um den inneren psychologischen Zustand zu erreichen, in welchem sich die Türen der Erfahrung öffnen können und man von einem Ausblick zum anderen wandert – obwohl selbst dann noch neue Schranken auftauchen können, die nicht weichen, solange nicht alles bereit ist. Diese Strecke kann trocken und wüsten gleich sein, außer man hätte das Bestreben der Selbstschau und Selbstmeisterung und fände jeden Schritt des Bemühens und Kampfes interessant oder man hätte oder empfinge das Geheimnis des Vertrauens und der Selbsthingabe, wodurch man die Hand des Göttlichen bei jedem Schritt auf dem Pfad und sogar in Schwierigkeiten die Gnade oder Führung erkennt. Die [ allgemeine] Beschreibung des Yoga als „am Anfang bitter wie Gift“ wegen der Schwierigkeit und des Kampfes, „doch am Ende süß wie Nektar“ wegen der Freude der Verwirklichung, des Friedens der Befreiung oder des Göttlichen Ananda sowie die häufige Schilderung von Perioden der Dürre durch Sadhaks und Bhaktas zeigen deutlich, dass es sich nicht um eine einmalige Eigenart dieses Yoga handelt. Alle alten Disziplinen hatten dies erkannt, und es ist der Grund, weshalb die Gita sagt, der Yoga müsse geduldig und stetig ausgeübt werden, mit einem Herzen, das sich von Verzweiflung nicht überwältigen lässt. Diese Empfehlung kann man auf unseren Pfad beziehen, aber auch auf den Weg der Gita und den „messerscharfen Pfad“ des Vedanta sowie auf jeden anderen. Es ist ganz natürlich: je höher der Ananda ist, der herabkommen soll, umso schwieriger mag der Anfang des Weges sein und um so trockener sind die Wüsten, die auf ihm durchquert werden müssen.
Natürlich bringt die supramentale Manifestation nicht allein Frieden, Reinheit, Kraft, Macht oder Wissen; diese schaffen die notwendigen Voraussetzungen für die endgültige Verwirklichung, sind ein Teil davon; die Essenz ihrer Vollendung aber sind Liebe, Schönheit und Ananda. Und obwohl der höchste Ananda zusammen mit der höchsten Vollendung kommt, gibt es keinen echten Grund, warum man Liebe, Ananda und Schönheit nicht auch auf dem Weg erfahren sollte. Einige haben sie in einem frühen Stadium erfahren, bevor irgendeine andere Erfahrung stattgefunden hatte. Das Geheimnis aber liegt im Herzen, nicht im Mental – das Herz, das seine innere Tür öffnet, und die Seele, die hervorleuchtet im hellen Schein des Vertrauens und der Hingabe. Vor diesem inneren Feuer verdorren die Debatten des Mentals sowie seine Schwierigkeiten, und der Pfad, wie lang und mühsam er auch sein mag, wird ein sonnenheller Pfad, der nicht nur in der Liebe und im Ananda endet, sondern durch Liebe und Ananda auch hindurchführt.
Immerhin kann es, selbst wenn das nicht als erstes kommt, durch geduldiges Ausharren erreicht werden – die seelische Wandlung ist tatsächlich die unerlässliche Vorstufe jeder Annäherung an den supramentalen Pfad, und der eigentliche Kern dieser Wandlung ist das Erblühen der inneren Liebe, Freude und bhakti. Manche mögen zuerst mit einem mentalen Sich-Öffnen beginnen, und dieses mentale Sich-Öffnen kann zuerst Frieden und Licht und ein anfängliches Wissen bringen, aber es ist unvollständig, wenn ihm nicht das Sich-Öffnen des Herzens nach innen folgt. Wenn du annimmst, dass der Yoga deshalb trocken und freudlos ist, weil durch die Kämpfe deines Mentals und Vitals deine erste Annäherung an ihn eine trockene Angelegenheit wurde, so ist das ein Missverständnis und ein Irrtum. Die verborgenen Quellen der Süße werden sich auftun, wenn du durchhältst, auch wenn sie jetzt noch von den Drachen des Zweifels und unbefriedigten Verlangens bewacht werden. Murre, wenn dich deine Natur dazu zwingt, aber halte durch.

Das Supramental ist nicht, wie du glaubst, etwas Kaltes, Hartes und einem Felsen gleich. Es birgt in sich die Gegenwart der Göttlichen Liebe und Göttlichen Wahrheit, und seine Herrschaft hier würde für jene, die sie annehmen, den geraden und dornenlosen Pfad bedeuten, auf dem es keinen Wall, kein Hindernis gibt und den die alten Rishis als ferne Verheißung erblickten.
Es gibt den dunklen Pfad, und wie die Christen machen viele daraus ein Evangelium spirituellen Leidens; viele halten ihn für den unerlässlichen Preis des Sieges. Das kann unter bestimmten Umständen der Fall sein, so wie es in vielen Leben am Anfang war oder man mag sich dafür selbst entscheiden. Dann aber muss der Preis mit Ergebung, Stärke oder einer zähen Energie beglichen werden. So ertragen haben die Angriffe der dunklen Kräfte oder die von ihnen auferlegten Prüfungen zugegebenermaßen einen Sinn. Nach jedem Sieg, der über sie errungen wurde, ergibt sich dann ein fühlbarer Fortschritt; oft scheinen sie uns unsere inneren Schwierigkeiten aufzuzeigen, die wir überwinden müssen, und zu besagen: „Hier musst du dich einsetzen“; wie dem auch sei, es ist ein zu dunkler und schwieriger Weg, dem niemand folgen sollte, der nicht dazu gezwungen wird.
So viele haben den Yoga ausgeübt, indem sie sich auf tapasya oder irgend etwas anderes verließen, nicht aber auf die Göttliche Gnade. Doch ist es nicht das, was unerlässlich ist, sondern das Verlangen der Seele nach einer höheren Wahrheit oder einem höheren Leben. Wo das vorhanden ist, wird die Göttliche Gnade eingreifen, ob man an sie glaubt oder nicht. Wenn du daran glaubst, erleichtert und beschleunigt das die Dinge; wenn du noch nicht daran zu glauben vermagst, wird sich dennoch das Streben der Seele rechtfertigen, unter welchen Schwierigkeiten und Kämpfen auch immer.

Du hast ganz recht, in der Sadhana eine optimistische und nicht eine pessimistische Haltung einzunehmen; durch einen gesicherten Glauben und ein festes Vertrauen wird eine progressive Sadhana gewaltig unterstützt. Solch ein Vertrauen verhilft dir zur Verwirklichung, denn es ist dynamisch und neigt dazu, sich zu erfüllen.

Hinsichtlich der Skeptiker – nun, Optimismus, selbst ein ungerechtfertigter Optimismus ist noch vertretbar, weil er Gelegenheit und Kraft vermittelt, dass die Dinge geschehen können, während Pessimismus, selbst wenn er durch [äußere] Erscheinungen durchaus gerechtfertigt ist, einfach ein Klotz und eine „nicht funktionierende“ Angelegenheit ist. Die richtige Einstellung ist, vorwärts zu gehen und das zuwege zu bringen, was möglich ist, zumindest das, was geschehen sollte, aber auf jeden Fall so viel, dass alles, was geschehen sollte, im Zuge des eigenen Handelns unweigerlich geschehen muss. Soweit die Propheten und das Evangelium.

Wenn diese Dinge [falsche Bewegungen] schon aufgehört hätten, wäre der Sieg bereits errungen. Was ich meine1, ist die Gewissheit des sich einstellenden Sieges, was eine Frage des Glaubens und inneren Vertrauens in das Göttliche ist. Der Friede, der aus dieser Gewissheit geboren wird, trägt einen durch alle beharrlichen oder immer wiederkehrenden Schwierigkeiten hindurch.

Ich stimme dir völlig zu, dass du nicht an der Idee einer weiteren Attacke dieser Art festhalten solltest. Ich selbst bin vermutlich eher ein Held aus Zwangsläufigkeit als aus eigener Wahl – ich finde keinen Gefallen an Stürmen und Schlachten, zumindest nicht auf der subtilen Ebene. Der sonnen-helle Weg mag eine Illusion sein obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass es so ist, denn ich habe erlebt, dass die Menschen ihm jahrelang gefolgt sind; aber ein Weg unter ganz normalen Wetterbedingungen oder höchstens maßvollen Ausbrüchen von stürmischen Gewittern, also ein Weg ohne Orkane, ist mit Sicherheit möglich; hierfür gibt es viele Beispiele; durgam pasthatat [schwierig ist dieser Pfad zu beschreiten] mag allgemein betrachtet richtig sein, und ganz bestimmt ist der Pfad, der zu laya oder nirvana führt, für die meisten im höchsten Maße schwierig (in meinem Fall war es allerdings so, dass ich ins nirvana wanderte, ohne es überhaupt zu beabsichtigen, oder besser gesagt, nirvana wanderte unerwartet in mich hinein, ziemlich am Anfang meiner yogischen Laufbahn und ohne um Erlaubnis zu fragen). Der Pfad wird aber nicht zwangsläufig von periodisch heftigen Stürmen heimgesucht – dass es allerdings bei vielen so ist, ist eine nicht zu bestreitende Tatsache. Doch selbst bei diesen stelle ich fest, dass, wenn sie sich an den Pfad halten, die Stürme nach einem bestimmten Punkt an Kraft, Häufigkeit und Dauer nachlassen. Das ist der Grund, warum ich so sehr darauf bestand, dass du durchhalten solltest, denn wenn du durchhältst, muss der Wendepunkt kommen. Ich habe kürzlich einige erstaunliche Beispiele erlebt, wie diese orkanartige Periodizität nach vielen Jahren heftiger Wiederkehr abzuklingen begann.
Diese Dinge gehören nicht zu den normalen Schwierigkeiten der Natur, wie akut auch immer sie sein mögen, sondern sind besondere Formungen – Tornados, die (meist von einem bestimmten Punkt ausgehend, manchmal von einem anderen) im immer gleichen Kreis herumwirbeln, bis sie sich erschöpft haben … Sie aufzulösen ist dann möglich, wenn man erkennt, welchem Zweck sie dienen, und sich dann entschlossen von ihnen befreit, niemals eine mentale Rechtfertigung dafür zulässt, wie logisch, richtig und plausibel sie auch zu sein scheint, stets auf alle mentalen Argumente oder vitalen Gefühle, die sie begünstigen, so reagiert wie einst Cato, der den Debattierenden zurief „delenda est Carthago“, („Karthago muss zerstört werden“), wobei in diesem Fall Karthago die Formung und ihr ruchloser Kreis ist.
Immerhin, die abschließende Idee in deinem Brief ist die richtige. „Das Göttliche ist es wert, aufgespürt zu werden, selbst wenn Ozeane von Düsterkeit durchquert werden müssen“. Wenn du diesen festen Entschluss der Formung immer entgegenhalten könntest, würde der Sieg errungen werden.

Das Dürsten nach dem Göttlichen ist die eine Sache und Depression eine ganz andere; auch ist die Depression nicht eine zwangsläufige Folge des ungestillten Durstes [nach dem Göttlichen], der zu einem noch heftigeren Dürsten führen kann oder zu einem festen Entschluss und hartnäckiger Anstrengung oder zu einem noch sehnsuchtsvolleren Ruf [nach dem Göttlichen] oder einer seelischen Betrübnis, die keinesfalls mit Depression und Verzweiflung identisch ist. Eine Depression ist ihrer Natur nach ein umwölkter, düsterer Zustand, und es ist für das Licht schwieriger, Wolken und Düsterkeit zu durchdringen als eine klare Atmosphäre. Es ist eine allgemeine Erfahrung, dass eine Depression das innere Licht behindert. Die Gita sagt ausdrücklich: „Yoga sollte unverdrossen und mit einem Herzen, das frei von Verzagtheit ist, ausgeübt werden“ – anirvinnacetasa. In [dem Buch von] Bunyan „The Pilgrims Progress“ [Der Fortschritt des Pilgers] wird sie [die Verzagtheit] als „Sumpf der Verzweiflung“ geschildert, eine der Gefahren des Weges, die überwunden werden müssen. Es ist ganz sicher unmöglich, den Attacken der Depression zu entgehen, und beinahe alle Sadhaks haben sie durchzustehen; prinzipiell jedoch sollte man dagegen angehen und ihnen nicht durch mentale Ermutigung oder das Akzeptieren ihrer Suggestionen erlauben anzudauern oder chronisch zu werden.
Man kann es schwerlich als Tatsache bezeichnen, dass Kummer notwendig sei, um die Seele zu bewegen, nach dem Göttlichen zu suchen. Es ist der Ruf der Seele im Inneren nach dem Göttlichen, der ihre Wende auslöst, und dieser kann unter mancherlei Umständen erfolgen – im vollen Wohlstand und Genuss, auf der Höhe der äußeren Errungenschaft und des äußeren Sieges, ohne jeden Kummer, ohne jede Enttäuschung, durch eine plötzliche oder allmähliche Erleuchtung, als ein Blitz der Erhellung inmitten sinnlicher Leidenschaft (wie bei Bilwamangal), durch die Erkenntnis, dass es etwas Größeres und Wahreres gibt als dieses äußere Leben, das im Ego und in Unwissenheit gelebt wird. Keine dieser Wenden braucht von Kummer und Depression begleitet zu sein. Oft wird die Wende ausgelöst, indem man feststellt: „Das Leben ist durchaus in Ordnung und als ein Spiel interessant, aber es ist eben nur ein Spiel; die spirituelle Wirklichkeit ist größer als das Leben des Mentals und der Sinne“. Auf welche Weise der Ruf auch immer ergeht, es ist der Ruf des Göttlichen oder der Ruf der Seele nach dem Göttlichen, auf den es ankommt, und seine Anziehungskraft ist etwas weit Größeres, als es jene Dinge sind, die im Allgemeinen die [menschliche] Natur fesseln. Sicher, wenn man mit dem Leben zufrieden ist, wenn man davon gebannt ist, so dass dadurch die Empfindung der Seele im Inneren ausgeschlossen oder die Anziehungskraft zum Göttlichen behindert wird, dann kann eine Periode von vairagya [Abkehr von Leben], des Kummers, der Depression, eines leidvollen Abbruchs der vitalen Bindungen notwendig sein, und viele müssen da hindurch. Wenn aber einmal die Wende vollzogen ist, sollte dies nur in der einen Richtung geschehen, und ein fortwährendes vairagya ist nicht notwendig. Auch meinen wir, wenn wir von Freudigkeit als der besten Voraussetzung [für den Yoga] sprechen, nicht ein freudiges Aufnehmen des vitalen Lebens, sondern ein freudiges Aufnehmen des Pfades zum Göttlichen hin, was nicht unmöglich ist, wenn Mental und Herz den richtigen Standpunkt und die richtige Haltung einnehmen. Auch sollte man sich, wenn positive Freudigkeit im eigenen Fall nicht möglich ist, dennoch nicht ständiger Depression und Traurigkeit hingeben oder sie mental unterstützen. Das ist keinesfalls unerlässlich, um dem Göttlichen zugewandt zu bleiben.
Die Mutter, als sie von dem Buddhisten und seinen neun Jahren auf der Mauer und anderen Beispielen sprach, widerlegte lediglich die Ansicht, dass sieben oder acht Jahre der Erfolglosigkeit unbedingt Untauglichkeit und für die Zukunft die Vernichtung aller Hoffnungen bedeuten würden. Der Mann der Mauer steht für einen der größten Namen im japanischen Buddhismus, und seine lange Sterilität bedeutete nicht Unfähigkeit oder spirituelle Untauglichkeit; doch abgesehen davon gibt es viele, die lange Zeit aushielten und schließlich den Sieg davontrugen. Es ist die übliche und nicht die unübliche Erfahrung.

Ich halte nicht viel von dieser Göttlichen Finsternis. Es ist eine christliche Idee. Für uns ist das Göttliche Frieden, Reinheit, Weite, Licht, Ananda.

Buddhismus ist die Abkehr von duhkha [der Kummer] und seinen Ursachen und die Hinwendung zur fesselnden Erscheinung von nirvana. Der duhkhavada existierte in Indien nicht, außer in der Theorie des Vaishnava-viraha; im Übrigen wurde er nicht als ein Mittel oder gar als ein Stadium der Sadhana betrachtet. Das heißt aber nicht, dass duhkha in der Sadhana nicht vorkommt; es kommt vor und muss zurückgewiesen, überwunden, überschritten werden – mit Ausnahme des seelischen Kummers, der das Vital weder stört noch deprimiert, sondern es vielmehr befreit. Ein vada oder Evangelium des Kummers zu schaffen ist gefährlich, weil der Kummer, wenn man sich ihm hingibt, zur Gewohnheit wird und sich festsetzt – und wenn diese Dinge einmal festkleben, dann gibt es nur wenige, die noch klebriger sind.

Leiden wird nicht als Strafe für Sünden oder Feindseligkeit verhängt – das ist eine falsche Vorstellung. Leiden ist wie Freude und Glück ein unumgänglicher Teil des Lebens in der Unwissenheit. Die Dualitäten von Freude und Leid, Fröhlichkeit und Schmerz, Glück und Unglück sind die unabwendbaren Folgen der Unwissenheit, die uns von unserem wahren Bewusstsein und vom Göttlichen trennen. Nur indem wir zu ihm zurückkehren, können wir uns vom Leiden befreien. Das karma vergangener Leben existiert tatsächlich, und viel von dem, was geschieht, wird dadurch ausgelöst, doch nicht alles. Denn mit Hilfe unseres eigenen Bewusstseins und unserer Bemühungen können wir unser karma verbessern. Leiden aber ist einfach eine natürliche Folge von vergangenem Irren, nicht eine Strafe, genauso wie ein Brand die natürliche Folge des Spieles mit dem Feuer ist. Es ist ein Teil der Erfahrung, durch welche die Seele über ihre Instrumente lernt und wächst, bis sie bereit ist, sich dem Göttlichen zuzuwenden.

Manchmal sind Schmerz und Leiden Mittel, durch welche die Seele erweckt und zum Göttlichen hingedrängt wird. Das ist die Erfahrung, welche X immer wieder hervorhebt, da er in seinem Leben viel gelitten hat – doch sind nicht alle dieser Meinung.

Die Haltung, die in deinem Brief zum Ausdruck kommt, ist ganz die richtige – die Leiden auf dem Weg, welcher Art auch immer, sind ein nicht zu hoher Preis für den Sieg, der gewonnen werden muss, und werden sogar, wenn sie im rechten Geist hingenommen werden, zu einer Hilfe für den Sieg.

Die Frage des Idealisten lautet: Warum muss es überhaupt Schmerz geben, selbst wenn er durch die grundlegende Daseinsfreude aufgewogen wird? Das eigentliche Problem aber ist: Warum stehen Unzulänglichkeit, Begrenzung und Leiden dieser natürlichen Daseinsfreude im Weg? Es bedeutet nicht, dass Leben seiner eigentlichen Natur nach grundsätzlich elend ist.

Ich kann nicht behaupten, dass ich die Logik deiner Zweifel ganz verstehe. Inwiefern macht das Leiden eines edlen und selbstlosen Freundes die Hoffnung des Yoga zunichte? Es gibt viele bedrückende Dinge auf der Welt, doch ist das letzten Endes der eigentliche Grund, warum Yoga ausgeübt werden muss. Wenn die Welt ganz glücklich, schön und ideal wäre, wer würde dann den Wunsch haben, sie zu verändern, oder wer würde es für notwendig erachten, ein höheres Bewusstsein in das Erd-Mental und die Erd-Materie zu bringen? Dein anderer Einwand ist, dass die Arbeit des Yoga als solche schwierig ist, nicht einfach, kein leichter Galopp hin zum Ziel. Der Grund hierfür ist natürlich der, dass die Welt und die menschliche Natur so sind wie sie sind. Ich habe nie behauptet, dass er [der Yoga] leicht wäre oder dass es keine hartnäckigen Schwierigkeiten auf dem Weg des Strebens gäbe. Auch verstehe ich deine Bemerkung nicht, ob ich der Meinung sei, zur Erschaffung einer neuen Rasse beizutragen, wenn ich mich damit befasse, zehn Stunden täglich „triviale“ Briefe zu schreiben. Natürlich nicht, auch nicht wenn ich bedeutende Briefe schreiben würde; selbst wenn ich meine Zeit damit zubrächte, großartige Gedichte zu machen, würde dadurch keine neue Rasse erschaffen. Jede Tätigkeit ist an ihrem Platz wichtig – ein Elektron, Molekül oder ein Korn mögen für sich genommen kleine Dinge sein, aber für den Aufbau einer Welt sind sie an ihrem Platz unerlässlich ; diese kann nicht nur aus Gebirgen, Sonnenuntergängen und dem Fluten der aurora borealis [Nordlicht] bestehen, obwohl auch diese Dinge einen Platz in ihr haben. Alles hängt von der Kraft ab, die hinter diesen Dingen steht, und dem Zweck ihrer Tätigkeit – und das ist dem kosmischen Spirit, der am Werk ist, bekannt; und er wirkt nicht, wie ich hinzufügen möchte, über das Mental oder entsprechend den menschlichen Normen, sondern über ein größeres Bewusstsein, das, von einem Elektron ausgehend, eine Welt aufbauen kann und, unter Zuhilfenahme eines Ganglienknotens, sie zur Grundlage für das Wirken des Mentals und Spirits in der Materie machen kann – das einen Ramakrishna, Shakespeare oder Napoleon hervorgebracht hat. Auch das Leben eines bedeutenden Dichters besteht nicht nur aus großartigen und wichtigen Dingen. Wie viele triviale Dinge mussten behandelt und getan werden, bevor ein „König Lear“ oder ein „Hamlet“ geschrieben werden konnte? Und wäre es nicht entsprechend deiner Logik gerechtfertigt, wenn sich die Menschen lustig machten über dein Aufhebens – wie sie es nennen würden, ich nenne es nicht so –, was Versmaß und Skandieren anbelangt und darüber, auf wie viele Arten eine Silbe gelesen werden kann? Warum, könnten sie sagen, verschwendet er seine Zeit auf solche triviale, prosaische Dinge, wenn er stattdessen eine schöne Lyrik oder erlesene Musik hätte schaffen können? Aber der Schaffende kennt und respektiert den Stoff, mit dem er zu arbeiten hat, und er weiß, warum er sich mit Lappalien und kleinen Einzelheiten abgibt und welche Bedeutung sie in der Fülle seines Werkes einnehmen.
Was den Glauben anbelangt, so schreibst du, als ob ich niemals Zweifel gehabt hätte. Ich hatte schlimmere als irgendein Mensch sich vorstellen kann. Nicht deshalb, weil ich die Schwierigkeiten ignoriert habe, sondern weil ich sie klarer gesehen, sie in größerem Ausmaß erfahren habe als irgendjemand anderer, der lebt oder gelebt hat und der ihnen die Stirn geboten und sie ausgelotet hat, bin ich mir bezüglich der Ergebnisse meiner Arbeit sicher. Doch selbst wenn ich die Möglichkeit gesehen hätte, dass alles vergebens ist [was nicht zutrifft], hätte ich ruhig weitergemacht, denn dann hätte ich die zu verrichtende Arbeit nach meinem besten Vermögen getan – und was auf diese Weise geschieht, hat immer seinen Wert im Haushalt des Universums. Doch warum sollte ich das Gefühl haben, dass all dies möglicherweise zu nichts führt, wenn ich jeden Schritt vor mir sehe, worauf er hinzielt, und wenn jede Woche und jeder Tag (einst war es jedes Jahr und jeder Monat und künftig wird es jeder Tag und jede Stunde sein) mich meinem Ziel so sehr viel näher bringt? Auf dem Weg, den man geht – mit dem größeren Licht von oben –, hilft sogar jede Schwierigkeit und hat ihren Wert, und selbst die Nacht trägt die Bürde des Lichtes, das kommen wird.

Hinsichtlich der [Schicksals-] Schläge – nun, werden sie immer durch den Yoga veranlasst? Ist es nicht manchmal der Sadhak des Yoga, der sich selbst die Schläge zufügt? Meiner Erfahrung nach muss man im gewöhnlichen Leben eine Unmenge von Schlägen hinnehmen. Schläge gehören zur Ordnung des Daseins: sie werden uns zugefügt aufgrund unserer eigenen Natur und der Natur der Dinge, bis wir gelernt haben, ihnen einen Rücken zu zeigen, dem sie nichts mehr anhaben können.

Es ist eine Lehre des Lebens, dass in dieser Welt ein Mensch von allem im Stich gelassen wird – nur nicht vom Göttlichen, wenn er sich gänzlich dem Göttlichen zuwendet. Nicht deshalb, weil etwas Schlechtes in dir ist, hast du unter Schlägen zu leiden – Schläge empfangen alle Wesen, weil sie voller Begierde sind nach Dingen, die nicht andauern können und die sie preisgeben müssen; und selbst wenn sie sie erhalten, bringt es ihnen Enttäuschung und befriedigt sie nicht. Die Hinwendung zum Göttlichen ist die einzige Wahrheit im Leben.

Alle Probleme von X werden zum einen Teil durch ein früheres karma in einem anderen Leben, zum anderen Teil durch seine eigene Natur ausgelöst, die unfähig ist, eine Harmonie mit seiner Umgebung herzustellen oder sie durch einen starken Willen und ein klares Verständnis zu beherrschen oder aber ihr in ruhiger Haltung und Ausgeglichenheit entgegenzutreten. Der Sinn des Lebens liegt in, der Erfahrung und dem Wachstum [des Wesens], und bis man seine Lektion gelernt hat, geschehen immerfort Dinge, die aus dem eigenen unvollkommenen Ausgleich mit der Natur oder aus inneren Unvollkommenheiten hervorgehen. Dass alles, was geschieht, zum besten geschieht, hat nur dann Gültigkeit, wenn wir mit dem kosmischen Auge sehen, welches die vergangene und künftige Entwicklung miteinbezieht und diese wird sowohl durch Unglück als auch durch Glück, sowohl durch Gefahr, Tod, Leiden und Unheil als auch durch Freude, Erfolg und Sieg gefördert. Es hat keine Gültigkeit, wenn es bedeutet, dass nur Dinge geschehen, die im menschlichen Sinne glückbringend oder offensichtlich gut sind für die betreffende Person.

Allen diesen Schwierigkeiten sollte man in einem ruhigeren und weniger egoistischen Geist entgegentreten.
Dieser Yoga ist eine spirituelle Schlacht; allein der Versuch ihn auszuüben, rührt alle Arten von feindlichen Kräften auf, und man muss bereit sein, Schwierigkeiten, Leiden und Rückschlägen aller Art in ruhiger, unerschrockener Weise zu begegnen.
Die auftretenden Schwierigkeiten sind Feuerproben und Tests, und wenn man ihnen im rechten Geist entgegentritt, geht man stärker sowie spirituell reiner und größer daraus hervor.
Kein Unglück kann eintreten, die feindlichen Kräfte können dir weder etwas anhaben noch die Oberhand gewinnen, wenn nicht ein Fehler in dir selbst steckt, eine Unreinheit, Schwäche oder mindestens eine Unwissenheit. Man sollte dann diesen Fehler in sich herausfinden und berichtigen.
Wenn eine Attacke feindlicher Kräfte durch ihre menschlichen Handlanger erfolgt, sollte man versuchen, sie nicht mit einem Geist von persönlichem Hass, Ärger oder verwundetem Egoismus zu überwinden, sondern mit einem ruhigen Geist der Stärke und des Gleichmuts sowie durch einen Ruf nach der Göttlichen Kraft, damit sie wirke. Erfolg oder Versagen liegt beim Göttlichen.
Im Umgang mit anderen gibt es eine Art und Weise zu sprechen und zu handeln, die im höchsten Maße kränkend und durch die man dem größten Missverständnis ausgesetzt ist; es gibt aber auch eine Art, die ruhig und fest, doch versöhnlich ist gegenüber jenen, die zur Versöhnung bereit sind – alle jene also, die nicht ganz und gar übelwollend sind. Es ist besser, die letztere Art zu wählen als die erstere. Keine Schwäche, keine Arroganz oder Heftigkeit – das sollte die Haltung sein.

Vitale Schwierigkeiten sind das allgemeine Los jedes menschlichen Wesens und jedes Sadhaks. Man muss ihnen mit ruhiger Entschlossenheit und mit Vertrauen in das Göttliche begegnen.

Yoga hat immer seine Schwierigkeiten, um welchen Yoga es sich auch handelt. Außerdem wirkt Yoga auf jeden Suchenden anders. Einige haben zuerst die Schwierigkeiten ihrer Natur zu überwinden, bevor ihnen irgendwelche nennenswerte Erfahrungen zuteil werden, andere haben einen glänzenden Beginn, und alle Schwierigkeiten kommen später, andere erleben für lange Zeit abwechselnd ein Aufsteigen zum Kamm der Woge und dann ein Absinken in den Schlund, und so fort, bis die Schwierigkeit abgebaut ist; andere wiederum haben einen ebenen Weg, was nicht bedeutet, dass sie keine Schwierigkeiten hätten – sie haben deren viele, aber es macht ihnen nichts aus, weil sie fühlen, dass das Göttliche ihnen dazu verhelfen wird, das Ziel zu erreichen, oder dass Es mit ihnen ist, auch wenn sie Es nicht fühlen – ihr Glaube macht sie unerschütterlich.

Um eine völlig reibungslose Umwandlung zu haben, ist entweder ein ruhiger, entschlossener Wille notwendig, der das ganze Wesen beherrscht, oder sehr große samata. Wenn sie vorhanden sind, gibt es, auch wenn noch Schwierigkeiten herrschen, kein Aufbegehren, keine Attacken, nur eine bewusste Auseinandersetzung mit den Mängeln der [eigenen] Natur, keinen Sturz, sondern nur ein Berichtigen der falschen Schritte oder Bewegungen.

Dein Kopfweh ist lediglich eine Folge davon, dass der Körper den Druck nicht gewöhnt ist oder dort ein Widerstand besteht. Die Schwierigkeiten erheben sich natürlich, aber nicht immer gleich am Anfang [des Yoga-Weges]. Manchmal ist die erste Auswirkung [des Yoga] die, dass man das Gefühl hat, als ob es keine Schwierigkeiten gäbe; sie erheben sich später, wenn der erste Triumph nachlässt und das normale Bewusstsein Gelegenheit erhält, sich gegenüber der Flut von Macht oder Licht von oben zu behaupten. Es besteht ein Widerstand, der ausgefochten oder abgebaut werden muss – ausgefochten, wenn die eigene Natur unstetig oder sehr beharrlich ist, abgebaut, wenn der Wille stetig und die Natur in ihren Reaktionen gemäßigt ist. Wenn andererseits eine lange Vorbereitung stattgefunden hat und die Seele oder der erleuchtete mentale Wille sich bereits großenteils mit den Widerständen der Natur auseinandergesetzt hat, gibt es anfangs und auch später keine Erschwernis, sondern die Wandlung setzt sich ruhig und stetig durch; und in dem Maß, in dem sich ein neues Bewusstsein formt, fallen die restlichen Schwierigkeiten von selbst ab, oder aber es gibt möglicherweise gar keine Schwierigkeiten, sondern nur eine notwendige Neuordnung und Wandlung.

Der Andrang der Erfahrung zu Beginn ist oft sehr machtvoll, so machtvoll, dass die widerstrebenden Elemente sich ruhig verhalten; später erheben sie sich dann. Die Erfahrung muss dann herabgebracht und auch in diesen Teilen gefestigt werden.

Ich habe niemals gesagt, dass Yoga oder dieser Yoga ein sicherer und leichter Weg sei. Ich behaupte vielmehr, dass jeder, der den Willen hat hindurchzugehen, hindurchgehen kann. Wenn du hoch hinaus willst, besteht immer die Gefahr eines tiefen Sturzes, sofern du dein Flugzeug falsch steuerst. Aber die Gefahr besteht nur für jene, die einem Zwiespalt in sich stattgeben, indem sie hoch hinauswollen, gleichzeitig aber ihrer niederen Einstellung und ihren niedrigen Begierden nachgeben. Was kannst du anderes erwarten, wenn die Menschen sich so verhalten? Du musst zielstrebig sein, dann werden die Schwierigkeiten des Mentals und Vitals überwunden. Jene aber, die zwischen ihren Höhen und Abgründen hin- und herpendeln, sind immer in Gefahr, bis sie zielstrebig geworden sind. Das trifft für den „Fortgeschrittenen“ ebenso zu wie für den Anfänger. Es sind Tatsachen der Natur; ich kann nicht, nur um irgendjemand zu beruhigen, etwas anderes behaupten. Es gilt aber auch die Tatsache, dass niemand sich in dieser Gefahr aufzuhalten braucht. Zielstrebigkeit, Hingabe an das Göttliche, Glaube, wahre Liebe für das Göttliche, vollständige Aufrichtigkeit des Willens, spirituelle Demut (die echte, nicht die äußerliche) – es gibt so viele Dinge, die einen Schutz gegen jede Möglichkeit eines Sturzes bieten. Ein Ausgleiten, ein Stolpern, Schwierigkeiten, Aufregungen kennt jeder; gegen diese Dinge kann man sich nicht absichern, wenn man diesen Schutz aber hat, sind sie etwas Vorübergehendes und helfen der [menschlichen] Natur zu lernen – es folgt ihnen dann ein rascherer Fortschritt.

Ja, es ist aber mehr ein Mangel an eingleisigem Streben als an Willensstärke – sie [einige Sadhaks] gingen fort von hier, weil ein Begehren oder etwas anderes sich ihrer bemächtigte, was unvereinbar war mit einem standhaften, eingleisigen Streben nach der Göttlichen Verwirklichung.
Wenn Buddha nur die tapasya gewollt hätte, warum ließ er dann auf der Suche nach der Wahrheit ohne zu zögern alles hinter sich und blickte kein einziges Mal zurück, bedauerte nichts und hatte keinerlei Kampf? Sein einziges Problem bestand darin, wie die Wahrheit zu finden sei, und sein zielstrebiger Wille, sie zu finden, geriet nie ins Wanken; die Intensität der tapasya als solcher wäre unmöglich gewesen ohne jene Stärke des Willens. Menschen, die nicht so stark sind wie Buddha, haben ihn erst durch ihre Bemühung zu entwickeln. Jene, die dazu nicht in der Lage sind, müssen ihre Stärke im Vertrauen auf die Göttliche Mutter finden.

Ein aufrichtiges Herz wiegt alle außergewöhnlichen [okkulten] Mächte der Welt auf.

Wenn X ein Absinken in ihrem Bewusstsein und ihrer Tätigkeit zugelassen hat, das ihre Sadhana verzögert, und wenn sie noch nicht fähig ist, ihre Schwäche ganz zu überwinden, so ist das kein Grund zuzulassen, dass ihre Schwierigkeit deinen Glauben und dein Bemühen überwältigt. Es gibt keine natürliche Verbindung zwischen beiden und keinen Grund, warum es eine solche geben sollte – es ist nur dein Mental, das eine solche herstellt. Jeder Sadhak hat für sich seine eigene Sadhana, seine eigenen Schwierigkeiten, hat seinem eigenen Weg zu folgen. Seine Sadhana ist eine Sache zwischen ihm und dem Göttlichen; niemand sonst nimmt daran teil. Auch besteht kein Grund, dass, selbst wenn jemand strauchelt oder versagt, der andere sich deswegen quält, seinen Glauben verliert und seinen Weg aufgibt. Der Kampf, den X auszufechten hat, von welcher Natur oder welchen Ausmaßen auch immer, ist ihr eigener und betrifft sie und die Mutter. Es ist nicht der deine und sollte dich überhaupt nicht berühren oder kümmern; wenn du zulässt, dass es dich berührt oder erschüttert, weil sie zufällig deine Schwester ist, fügst du eine unnötige Schwierigkeit deiner eigenen hinzu und behinderst deinen persönlichen Fortschritt. Halte dich fest an deinen eigenen Pfad, konzentriere dich auf die Überwindung deiner eigenen Hemmnisse. Was X anbelangt, so kannst du bestenfalls darum beten, dass die Göttliche Macht ihr helfen möge, und es dabei belassen.

Es besteht kein Grund, düstere Zweifel bezüglich der eigenen Zukunft zu hegen, die sich lediglich auf dem Versagen anderer gründen. Das ist es, was X und Y immer tun und was ihren Fortschritt so sehr stört. Wenn man sich schon an die anderen hält, warum nicht statt dessen Hoffnung aus dem Beispiel jener schöpfen, die zufrieden sind und Fortschritte machen? Ich gebe allerdings zu, dass ihr Erfolg nicht so sichtbar ist wie das Versagen der anderen. Doch abgesehen davon, stellt sich Versagen aufgrund sehr eindeutiger Fehler ein und am häufigsten aus Mangel an einem unveränderlichen und unentwegten Streben oder Bemühen. Das Bemühen, das vom Sadhak gefordert wird, hat aus Streben, Zurückweisung und Hingabe zu bestehen. Wenn diese drei Dinge gegeben sind, wird das Übrige durch die Gnade der Mutter und das Wirken ihrer Kraft in dir von selbst kommen. Von diesen drei Dingen ist das wichtigste die Hingabe, die notwendigerweise zuerst aus Vertrauen, Zuversicht und Geduld bei Schwierigkeiten bestehen muss. Es gibt keine Regel, dass Vertrauen und Zuversicht nur dann weilen können, wenn das Streben vorhanden ist. Im Gegenteil, wenn der Druck der Trägheit so groß ist, dass kein Streben aufkommt, können Vertrauen, Zuversicht und Geduld weiterhin bestehen bleiben. Wenn aber Vertrauen und Geduld versagen, wenn das Streben ruht, würde das bedeuten, dass der Sadhak sich allein auf seine eigene Bemühung verlässt – es würde bedeuten: „Oh, mein Streben hat versagt, daher gibt es keine Hoffnung für mich, und auch die Mutter kann nichts für mich tun“. Der Sadhak sollte aber im Gegenteil das Gefühl haben: „Mach dir nichts daraus, mein Streben wird zurückkehren. Auch weiß ich, dass die Mutter bei mir ist, selbst wenn ich sie nicht fühle; sie wird mich selbst durch die dunkelste Zeit hindurch tragen“. Das ist die völlig richtige Einstellung, die du haben solltest. Jenen, die diese Haltung einnehmen, kann eine Depression nichts anhaben, und wenn sie kommt, hat sie sich enttäuscht zurückzuziehen. Das hat mit tamasischer Hingabe nichts zu tun; tamasische Hingabe ist es, wenn man sagt: „Ich werde gar nichts tun; die Mutter wird alles machen. Selbst Streben, Zurückweisung, Hingabe sind nicht notwendig. Sie wird all das in mir bewerkstelligen“. Zwischen diesen beiden Haltungen besteht ein großer Unterschied. Die eine ist die des Drückebergers, der nichts tun will, die andere ist die des Sadhaks, der sein bestes tut, wenn er aber eine Zeitlang zur Ruhe gezwungen wird und die Dinge sich gegen ihn richten, sein Vertrauen immer in die Kraft und Gegenwart der Mutter setzt, die hinter allem stehen, und mit Hilfe dieses Vertrauens die Gegenkraft abweist und das Wirken der Sadhana zurückruft.

Die Gründe für den Sturz von X nach einem Jahr raschen Fortschritts liegen offensichtlich in seinem Charakter, den andere nicht haben. Die Möglichkeiten eines Sturzes sind allen Yogis durchaus bekannt, und die Gita spricht mehr als einmal davon. Wie aber sollte solch ein Sturz beweisen, dass spirituelle Erfahrung nicht wahr und echt sei? Der Sturz eines Menschen von einem hohen Gipfel beweist nicht, dass er den hohen Gipfel nie erreicht hat.

Ein Mensch, der hoch aufgestiegen ist, kann tief fallen, besonders wenn seine Erfahrungen nur über das spirituelle Mental stattfinden und das Vital und das Physische bleiben, wie sie sind. Es ist aber absurd zu sagen, dass er mit Sicherheit tief fallen wird.

2. Abschnitt
Jeder, der durch sein seelisches Wesen auf den spirituellen Pfad gerufen wird, hat eine Fähigkeit für diesen Pfad und kann zum Ziel gelangen, wenn oder sobald er einen zielstrebigen Willen allein hierfür entwickelt. Jeder Sadhak aber ist in sich zwei Elementen gegenübergestellt, dem inneren Wesen, welches das Göttliche und die Sadhana will, und dem äußeren, vorwiegend vitalen und physischen Wesen, das sie nicht will, sondern den Dingen des gewöhnlichen Lebens verhaftet bleibt. Das Mental wird manchmal von dem einen und manchmal von dem anderen beeinflusst. Daher ist eines der wichtigsten Dinge, die er zu tun hat, grundlegend den Streit zwischen diesen beiden Teilen zu entscheiden, die widersetzlichen Elemente durch seelisches Streben, durch Stetigkeit im mentalen Denken und Willen und durch die Möglichkeiten des höheren Vitals in seinem emotionalen Wesen zu überzeugen oder dazu zu zwingen, zunächst zur Ruhe zu gelangen und dann die Zustimmung zu erteilen. Solange er nicht fähig ist, das zu tun, wird er entweder sehr langsam oder aber schwankend und wechselvoll fortschreiten, weil das innere Streben zu keinem anhaltenden Wirken bzw. keinem anhaltenden Ergebnis kommt. Solange das der Fall ist, wird das Vital voraussichtlich immer wieder aufbegehren, über den langsamen Fortschritt unzufrieden, verzweifelt und verzagt sein und den adhara für untauglich erklären; der Lockruf des alten Lebens wird ergehen; Umstände werden sich einstellen, die all das zu rechtfertigen scheinen, Suggestionen von Menschen und unsichtbaren Mächten werden auftauchen und den Sadhak von der Sadhana abdrängen und auf das frühere Leben hinweisen. Und dennoch wird er in jenem [äußeren] Leben wahrscheinlich keine echte Befriedigung mehr finden.
Die Umstände [deiner Sadhana] zu Beginn und lange Zeit danach unterscheiden sich nicht von denen anderer. Du hast dich vom Familienleben losgelöst, aber etwas in deinem Vital bewahrt noch die Gewohnheit, dafür empfänglich zu sein, und diese wird dazu benützt, dich von hier fortzuziehen. Durch die Ungeduld des Vitals wird das noch gefördert, weil du keinen raschen spirituellen Fortschritt oder eine anhaltend gute Verfassung zu verzeichnen hast – Dinge, die zu erwerben selbst bei den größten Sadhaks Zeit beanspruchen. Die [äußeren] Umstände verbinden sich, um den Sog zu unterstützen – Dinge wie die Krankheit von X oder das Ansuchen deines Gatten, der, wenn er besänftigt, schmeichelt, bittet und Versprechungen macht, statt beleidigend zu sein, dich mit Erfolg beschwichtigt und einen Zustand schafft, in dem du dich nicht mehr wirkungsvoll verteidigen kannst. Und dann die vitale Natur und ihre Mächte, welche dir dieses und jenes einflüstern – dass du nicht tauglich seist, dass du nicht streben würdest, dass die Mutter und Sri Aurobindo dir nicht helfen würden, dass sie ungehalten seien, sich nicht um dich kümmern würden und es am besten wäre abzureisen.
Die meisten Sadhaks mussten durch all das hindurch und aus all dem wieder herauskommen und die alten Bindungen hinter sich lassen. Es gibt keinen Grund, warum du das nicht auch tun solltest. Unsere Hilfe ist immer da; es ist nicht so, dass sie einmal gewährt und ein anderes Mal versagt wird; auch wird sie nicht dem einen gewährt und den anderen versagt. Sie ist für alle da, die sich der Mühe unterziehen und den Willen haben, [zum Ziel] zu gelangen. Du musst aber in deinem Willen stetig sein und darfst dich von äußeren Suggestionen nicht einfangen oder dich von ihnen irreführen lassen, auch nicht von jenen, welche in Form deiner eigenen feindseligen Gedanken und Depressionen kommen – du musst sie bekämpfen und überwinden. Es mag kürzer oder länger dauern, entsprechend der Energie, die du einsetzt, um sie zu bekämpfen und zu überwinden. Aber jeder hat sich um die Meisterung zu bemühen und muss die alte vitale Natur überwinden.
Was deine Abreise anbelangt, so musst du in dich gehen und dir klar werden, was dich nach dort zieht. Die Feststellung, zur Sadhana nicht fähig zu sein, ist völlig wertlos. Sie ist lediglich ein Vorwand, der von den feindlichen Elementen im Vital vorgebracht und durch die Suggestion der feindlichen Kräfte verstärkt wird. Wenn du der Meinung bist, dass deine Bindung an Gatten und Sohn oder an andere so stark ist, dass deine Seele und dein Streben nichts dagegen ausrichten können, wenn du ferner glaubst, dass dein Zuhause der eigentliche Ort ist, wo du hingehörst, dann ist natürlich deine Abreise unumgänglich – eine derartige Behauptung kann in deinem Fall aber kaum als wahr hingenommen werden. Oder wenn du sagst, dass die Anziehungskraft noch immer so groß sei, dass du es für besser hältst, eine Zeitlang von hier fortzugehen, um dich zu prüfen und sie [die Anziehungskraft] erlahmen zu lassen, dann könnte das, wenn das Vital sich stark geltend gemacht hat, für eine Weile das Richtige sein; und wir würden nicht nein sagen, genauso wenig wie wir nein sagten, als du fortgehen wolltest, um X zu pflegen. Aber selbst in diesem Fall wäre es klüger, dich ernsthaft zu prüfen und nicht aufgrund eines Umstandes, der auf andere Weise vorübergehen könnte, eine Entscheidung zu treffen. Die Briefe deines Mannes sind für uns wertlos; so hat er geschrieben, wann immer er hoffte, dich dazu bewegen zu können, von hier fortzugehen; ein anderes Mal schlägt er einen durchaus anderen Ton an.
Ich habe dir die ganze Sache ausführlich auseinandergesetzt. Für uns besteht der gerade Ablauf der Sadhana darin, dass man sich immer an den Weg hält, welcher Art die Schwierigkeiten auch seien, bis man die Meisterung erlangt hat und der Weg nicht mehr so beschwerlich ist. Aber im Grunde muss die Entscheidung dem Sadhak selbst überlassen werden. Wir können auf die richtige Wahl Einfluss nehmen, aber wir können nicht befehlen, dass er sie treffen soll.

Im Allgemeinen gibt es zwei verschiedene Bestrebungen in den beiden Teilen des menschlichen Wesens, die eine ist die seelische oder die mentale, die durch die Seele unterstützt wird; diese Bestrebung sucht nach dem besseren Weg und den höheren Dingen; die andere hat ihr Schwergewicht im vitalen Teil des Wesens, der voller Instinkte und Wünsche des Lebens ist, den Dingen der niederen Natur verhaftet oder ihnen zugewandt, und den Leidenschaften, dem Ärger und Sex usw. unterworfen. Wenn der höhere Teil dominiert, wird der niedrigere unter Kontrolle gehalten, und er verursacht nicht viel Kummer. Aber oft wird der niedrigere von den äußeren Kräften und Mächten der niederen Natur im Universum gestützt, und manchmal dringen sie ein und verleihen dem übelsten Teil des Wesens eine gesonderte Personalität und eigene Unabhängigkeit. Dies mag die Erklärung für den Traum von dem ekligen Ungeheuer und für den Widerstand dieser anderen Personalität sein. Wenn das der Fall ist, darf sie nicht als ein Teil von einem selbst, sondern muss als ein dem wahren Wesen fremdes Element angesehen werden. Nur indem man beharrlich die Befehle des Höheren wählt und beharrlich die anderen zurückweist, verliert letzteres an Boden und weicht schließlich zurück. All dem sollte man so ruhig wie möglich begegnen, ohne dem Mental zu erlauben, durch einen Sturz oder ein Versagen beunruhigt zu sein, mit einer ausgeglichenen, stetigen Wachsamkeit und einem entschlossenen Willen.

Es ist nicht notwendig, so viele Fragen zu stellen und auf alle eine gesonderte Antwort zu erhalten. Alle deine zehn Fragen münden in eine einzige. In jedem menschlichen Wesen gibt es zwei Teile; den seelischen Teil, der vom denkenden Mental und höheren (emotionalen, mehr dynamischen) Vital all das enthält, was der Seele zugekehrt ist, an den Zielen der Seele festhält und die höheren Erfahrungen zulässt; und auf der anderen Seite das niedere Vital und das physische und äußere Wesen (äußeres Mental und Vital eingeschlossen), die mit der unwissenden Personalität und Natur verbunden sind und sich nicht wandeln wollen. Der Konflikt zwischen diesen beiden Teilen verursacht alle Schwierigkeiten in der Sadhana. Alle Schwierigkeiten, die du aufzählst, erheben sich von dorther und von nirgendwo anders. Nur wenn man die Dualität heilt, kann man sie [die Schwierigkeiten] überwinden. Das geschieht dann, wenn man [erstens] innerlich zu leben vermag, seines inneren Wesens gewahr wird, sich damit identifiziert und das Übrige nicht als das eigene Selbst betrachtet, sondern als eine Schöpfung der unwissenden Natur, von der man sich getrennt hat und die sich auflösen muss, und zweitens, wenn man sich fortwährend dem Göttlichen Licht, der Göttlichen Kraft und der Gegenwart der Mutter öffnet, wodurch ein dynamisches Wirken der Sadhana aufrechterhalten wird, das die Bewegungen der Unwissenheit stetig hinaus stößt und durch die Bewegungen der inneren und höheren Natur ersetzt – selbst im niederen Vital und physischen Wesen. Dann gibt es keinen Kampf mehr, sondern nur noch ein automatisches Wachsen der göttlichen Elemente und ein Verblassen der ungöttlichen. Die Hingabe des Herzens und die wachsende Aktivität des seelischen Wesens, die am besten durch Weihung und Selbstgeben unterstützt werden, sind die machtvollsten Hilfsmittel, um diesen Zustand zu erlangen.

Jeder Mensch hat eine doppelte Natur [das äußere Wesen und die Seele], außer jene, die geborene Asuras, Rakshasas oder Pishachas sind, und selbst diese haben ein seelisches Wesen, das sich kraft ihres latenten Menschseins irgendwo verbirgt. Ein doppeltes Wesen (oder eine doppelte Natur im besonderen) bezieht sich aber auf jene, die aus zwei stark gegensätzlichen Teilen bestehen, ohne dass bislang eine sich damit verbindende Kontrolle über sie errichtet werden konnte. Manchmal sind sie alle nach oben gerichtet und dann ist alles in bester Ordnung – aber manchmal zielen sie auf die Abgründe, dann bedeuten ihnen die Höhen nichts, ja sie verachten und verfluchen sie sogar und geben die volle Herrschaft dem niederen Menschen in die Hand. Oder sie ersetzen die Höhen durch den rußigen Krater eines Vulkans. Dies sind extreme Beispiele, doch andere, bei denen die Gegensätze nicht so krass sind, sind einmal das eine und dann das andere. Wenn sie den niederen Burschen bekehren oder ein zentrales Wesen in sich entdecken, kann ein wahrhaft harmonisches Ganzes geschaffen werden.

Das Problem ist, dass in jedem Menschen zwei Personen stecken (mindestens) – eine im äußeren Vital und Physischen, die sich an das vergangene Selbst klammert und versucht, die Zustimmung des Mentals und inneren Wesens zu erhalten oder zu sichern, und die andere, die Seele, die nach einer neuen Geburt verlangt. Das, was in dir gesprochen und gebetet hat, ist das seelische Wesen, das sich mit Hilfe des Mentals und höheren Vitals Ausdruck verschaffte, und dieses ist es, das sich immer in dir erheben sollte durch das Gebet und die Hinwendung zur Mutter, um dir die richtige Vorstellung und den richtigen Impuls zu geben.
Es ist wahr, dass, wenn du die Tätigkeit, die der alte Adam vorschlägt, immer zurückweist, das ein großer Schritt vorwärts sein wird. Der Kampf wird dann auf die psychologische Ebene verlegt, wo es viel leichter ist, die Sache auszufechten. Ich leugne nicht, dass es eine Zeitlang Schwierigkeiten geben wird; aber wenn die Tätigkeit kontrolliert wird, muss sich notwendigerweise auch die Kontrolle des Denkens und Fühlens einstellen. Bei Nachgiebigkeit hingegen wird mit dem alten Selbst ein neuer Pachtvertrag geschlossen.

Der Grund für diese schwankenden Stimmungen liegt in zwei verschiedenen Elementen in dir. Auf der einen Seite versucht das seelische Wesen in dir, sich zu entwickeln, das, sobald es erwacht, dir das Gefühl der Nähe der Mutter oder Einung mit ihr und das Gefühl des Ananda gibt; auf der anderen Seite besteht deine alte vitale Natur, rastlos und voller Begierden und zugleich unglücklich wegen dieser Rastlosigkeit und Begierden. Es ist diese alte vitale Natur, die du akzeptiert und der du nachgegeben hattest, und sie ließ dich Falsches tun und stand deinem Fortschritt im Weg. Wenn das Begehren und die Rastlosigkeit des Vitals zurückgewiesen werden, kommt die Seele in dir hervor, und dann wandelt sich selbst das Vital und fühlt die volle Freude und Nähe. Wenn das alte, unglückliche und rastlose Vital erneut hochkommt, fühlst du dich untauglich, ohne an irgend etwas Freude zu haben. Wenn es zurückkehrt, darfst du es nicht annehmen, sondern musst die Nähe der Mutter herbeirufen und das seelische Wesen in dir wachsen lassen. Wenn du das ausdauernd tust und die Rastlosigkeit sowie das Begehren zurückweist, wird sich dein vitaler Teil ändern und für die Sadhana tauglich werden.

Es sind verschiedene Teile des Wesens, in denen diese verschiedenartigen Bewegungen stattfinden. Es ist, wie du sagst, etwas in dir, etwas im Vital, das „unaufrichtig“ ist oder von dem falschen, verworrenen Zustand angezogen wird; das aber solltest du nicht als etwas betrachten, das zu dir gehört, sondern als einen Teil der alten Natur, der umgewandelt werden muss. Genauso ist etwas im Physischen, das finster und unbewusst ist; auch dies solltest du nicht als etwas Eigenes betrachten, sondern als etwas, das in der äußeren Natur geformt wurde, das gewandelt werden muss und gewandelt werden wird. Das wirkliche „Du“ ist das innere Wesen, die Seele, das seelische Wesen, welches den Frieden, die Ruhe und das Wirken der Kraft ruft.
Mit anderen zu diskutieren, besonders wenn sie in schlechter Verfassung sind, ist immer ein Fehler. Ihre Unruhe kann, während du mit ihnen sprichst, sehr leicht auf dich übergehen, ohne dass du es auch nur bemerkst; hinterher fühlst du es dann. Aus diesem Grund habe ich dir geraten, X und das, was er sagt, zu ignorieren, wenn er in schlechter Verfassung ist.

Das Wesen besteht aus vielen Teilen. Der eine Teil mag Wissen haben, dem anderen mag an Wissen nichts liegen, oder er handelt dementsprechend.
Das ganze Wesen muss eins werden im Licht, so dass alle Teile harmonisch und entsprechend der Wahrheit handeln können.

Jeder ist eine Mischung nicht nur aus zwei, sondern aus vielen Persönlichkeiten. In diesem Yoga gehört es zur yogischen Vollendung, sie abzustimmen und zu verwandeln, um die Persönlichkeit zu integrieren.

Ich glaube nicht, dass man sagen kann, du hättest keine Individualität. Bei vielen Menschen gibt es keine Koordinierung und Harmonisierung der Teile [des Wesens]; das ist etwas, das man erreichen oder aufbauen muss. Zudem besteht in einem bestimmten Stadium der Sadhana fast immer eine Ungleichheit oder Gegensätzlichkeit zwischen den Teilen, die sich bereits der Wahrheit zugewandt haben und der Erfahrung fähig sind, und jenen anderen, bei denen das nicht der Fall ist und die dich auf eine niedrigere Ebene herabziehen. Dieser Gegensatz ist nicht in allen Fällen gleichmäßig akut, aber in dem einen oder anderen Ausmaß ist er beinahe universal. Koordinierung und Aufbau können nur dann zur Zufriedenheit bewerkstelligt werden, wenn dies überwunden ist. Bis dahin sind Schwankungen unvermeidlich. Das aber sind nicht Schwierigkeiten, die dich daran hindern sollten, über sie hinauszublicken, hin zum höchsten spirituellen Ausweg aus diesem Strom von ringenden Kräften der Natur.

Du darfst nicht vergessen, dass dein Wesen nicht nur ein einfaches Ganzes ist, alles von einer einzigen Art oder einem einzigen Stück, sondern dass es komplex ist, aus vielen Dingen besteht. Es gibt die inneren Teile des Wesens, denen es nicht schwerfällt, sich der Wahrheit und des Göttlichen bewusst zu sein – wenn diese hervortreten, ist alles in Ordnung. Da ist das äußere Wesen, das voll von früherer Unwissenheit, Mangelhaftigkeit und Schwäche ist, aber bereits begonnen hat, sich zu wandeln. Es ist noch nicht genügend oder in all seinen Teilen gewandelt. Wenn irgendein Teil, der teilweise gewandelt ist, sich dem Frieden und der Kraft sehr stark öffnet, wird alles Übrige entweder ganz ruhig oder ist nicht sehr aktiv, und du wirst dir des Friedens und der Kraft bewusst und bist ausgeglichen oder gewahrst nur undeutlich irgendwo eine Verwirrung o. ä. Wenn aber etwas Unwissendes von unten emporkommt oder ein wenig hervortritt (oder aber eine alte, hinausgestoßene Bewegung des Bewusstseins zurückkehrt und dich umwölkt), dann empfindest du den Frieden und die Kraft als etwas dir Fremdes oder Nicht-Existentes oder als etwas außerhalb von dir oder weit Entferntes. Wenn du beharrlich die Ruhe bewahrst, vermindert sich diese Unstetigkeit, die Kraft der Mutter gelangt überall hin und es wird eine feste Grundlage geschaffen für das, was noch getan werden muss.

Ich habe dir erklärt, dass eine Teilung zwischen deinem inneren und äußeren Wesen besteht – und das ist bei den meisten Menschen der Fall. Dein inneres Wesen will die Wahrheit und das Göttliche und hat sie immer gewollt – wenn Frieden und Macht gefühlt werden, tritt es hervor, und du empfindest es, als wärst du es selbst, du verstehst die Dinge, und dein Wissen, Glücklichsein und wahres Gefühl nehmen zu. Die äußere Natur wird durch den Einfluss des inneren Wesens gewandelt, doch kehrt das, was aus ihr hinausgestoßen wird, aus alter Gewohnheit immerfort zurück – und dann hast du das Gefühl, als ob diese alte Natur du selbst wärst. Diese äußere Natur ist, wie in beinahe allen menschlichen Wesen und den meisten Sadhaks hier, selbstsüchtig und voller Wünsche, sie verlangt die Erfüllung der eigenen Begierden und nicht die Wahrheit und das Göttliche. Wenn sie wie jetzt zurückkehrt und dich überlagert, versuchen alle diese alten, immer gleichen Ideen und Gefühle dich zu ergreifen und zur Verzweiflung zu treiben – denn es ist eine feindliche Kraft, die sie in dich zurücktreibt. Die Schwierigkeit ist, dass dein physisches Bewusstsein noch nicht weiß, wie all das, wenn es eintritt, zurückgewiesen werden kann. Das innere Wesen weist es zurück; wenn aber das physische Bewusstsein es einlässt, wird das innere Wesen für die betreffende Zeit zurückgedrängt. Du hast unbedingt zu lernen, diese Sache nicht hereinzulassen, nicht nachzugeben und sie, wenn sie kommt, nicht zu unterstützen. Es ist eine Falschheit und kann nichts anderes sein – und mit Falschheit meine ich etwas, das nicht nur gegen die Sadhana und Göttliche Wahrheit gerichtet ist, sondern gegen die Wahrheit deines eigenen inneren Wesens, gegen das Streben deiner Seele und das Begehren deines Herzens. Wie kann so etwas wahr sein? Es existiert, macht aber nicht die Wahrheit deines Wesens aus. Es ist die Seele, das innere Wesen, welches das wahre Selbst in jedem Menschen ist. Diese hast du als dein Selbst zu erkennen und das andere als etwas Falsches zurückzuweisen, das dir durch die niedere, unwissende Natur aufgedrängt wurde.

Ich glaube, es ist notwendig, dir zu zwei oder drei Dingen etwas zu sagen, die dein spirituelles Leben sowie deine Schwierigkeiten betreffen.
Als erstes hatte ich es für wünschenswert, dass du dich von der Vorstellung befreist, wonach alles, was die Schwierigkeiten verursacht, so sehr ein Teil deines eigenen Selbstes ist, dass ein wahres inneres Leben für dich unmöglich ist. Das innere Leben ist immer möglich, wenn in der Natur, wie sehr sie auch stets durch andere Dinge überlagert sein mag, eine göttliche Möglichkeit besteht, durch die sich die Seele manifestieren und ihre eigene wahre Form im Mental und Leben aufbauen kann – ein Teil des Göttlichen. In dir besteht diese göttliche Möglichkeit in einem ausgeprägten und außergewöhnlichen Maß. Es gibt in dir ein inneres Wesen aus spontanem Licht, intuitiver Vision, Harmonie und schöpferischer Schönheit, das sich unverkennbar jedes Mal gezeigt hat, wenn es fähig war, die Wolken zu vertreiben, die sich in deiner vitalen Natur ansammeln. Dieses [innere Wesen] war es, von dem die Mutter immer wollte, dass es in dir wächst und hervortritt. Wenn man das in sich hat, besteht kein Grund zur Verzweiflung, kein echter Grund, um von einer Unmöglichkeit zu sprechen. Wenn du das einmal als dein wahres Selbst akzeptieren könntest (was es tatsächlich ist, denn dein inneres Wesen ist dein wahres Selbst, und das äußere – die Ursache der Schwierigkeiten – ist immer etwas Erworbenes und Vorübergehendes und kann gewandelt werden) und wenn du seine Entwicklung zu deinem festen und ständigen Ziel im Leben machen könntest, würde der Pfad klar sein und deine spirituelle Zukunft wäre nicht nur eine zwingende Möglichkeit, sondern eine Gewissheit.
Sehr oft geschieht es, dass, wenn eine außergewöhnliche Macht wie diese in der Natur besteht, im äußeren Wesen ein gegenteiliges Element herrscht, durch welches sie einem ganz entgegengesetzten Einfluss geöffnet wird. Das lässt das Bemühen um ein spirituelles Leben so oft zu einem schwierigen Kampf werden; doch macht solch ein Widerstand, selbst in intensiver Form, dieses spirituelle Leben nicht unmöglich. Zweifel, Kampf, Bemühung und Versagen, Entgleisungen, Wechsel zwischen glücklichen und unglücklichen oder guten und schlechten Zuständen, zwischen Zuständen des Lichtes und der Finsternis sind das allgemeine Los menschlicher Wesen. Sie werden nicht durch den Yoga ausgelöst oder durch die Bemühung um Vollendung; nur wird man sich im Yoga ihrer Bewegungen und Ursachen bewusst, statt sie nur blind zu fühlen, und am Ende findet man seinen Weg aus ihnen heraus, in ein klareres und glücklicheres Bewusstsein hinein. Das gewöhnliche Leben bleibt bis zuletzt eine Folge von Störungen und Kämpfen, doch lässt der Sadhak des Yoga die Störung und den Kampf hinter sich und gelangt zu einem Bereich essentieller Heiterkeit, die zwar durch oberflächliche Störungen noch beeinträchtigt, aber nicht mehr zerstört werden kann – und schließlich hört alle Störung überhaupt auf.
Selbst die dich so erschreckende Erfahrung von Bewusstseinszuständen, in denen du Dinge sagst und tust, die deinem wahren Willen zuwiderlaufen, ist kein Grund zur Verzweiflung. In der einen oder anderen Form ist es eine allgemeine Erfahrung aller, die versuchen, sich über ihre gewöhnliche Natur zu erheben. Nicht nur diejenigen, welche den Yoga ausüben, sondern auch religiöse Menschen und sogar jene, die nur eine moralische Kontrolle und Selbst-Verbesserung suchen, sind dieser Schwierigkeit gegenübergestellt. Und es ist hier wiederum nicht der Yoga oder die Bemühung um Vollendung, wodurch dieser Zustand hervorgerufen wird – es gibt gegensätzliche Elemente in der menschlichen Natur und in jedem menschlichen Wesen, die es veranlassen, auf eine Weise zu handeln, welche sein besseres Mental missbilligt. Das widerfährt jedem, dem allergewöhnlichsten Menschen im allergewöhnlichsten Leben. Es wird nur dann für unser Mental sichtbar und deutlich, wenn wir versuchen, uns über unser gewöhnliches, äußeres Selbst zu erheben, denn dann können wir erkennen, dass es die niederen Elemente sind, die dazu veranlasst werden, bewusst gegen den höheren Willen zu revoltieren. Es scheint dann eine Zeitlang eine Teilung in der menschlichen Natur zu bestehen, weil das wahre Wesen und alles, was es stützt, zurücktritt und sich von diesen niederen Elementen trennt. Das eine Mal beherrscht das wahre Wesen den Bereich der Natur, ein anderes Mal stößt die niedere Natur, die von einer Gegenkraft benützt wird, es zurück und besetzt das Feld – jetzt aber erkennen wir den Vorgang, während, wenn es früher geschah, wir uns über die Natur des Geschehnisses nicht im klaren waren. Wenn der feste Wille zum Fortschritt besteht, wird diese Teilung überwunden; und wenn auch in der um diesen Willen geeinten Natur andere Schwierigkeiten auftauchen können, so wird diese Art von Missklang und Kampf aufhören. Ich habe deshalb so ausführlich über diesen Punkt geschrieben, weil ich dachte, du hättest irgendwie die falsche Vorstellung, dass der Yoga diesen Kampf auslösen würde und dass dieser Widerspruch oder diese Teilung in der Natur auch das Zeichen für Untauglichkeit sei oder für die Unmöglichkeit, bis zum Ende durchzuhalten. Beide Vorstellungen sind völlig falsch, und die Dinge werden einfacher sein, wenn du sie ganz aus dem Bewusstsein weist.
Es ist aber richtig, dass in deinem Fall und auch bei anderen dieser Widerspruch eine besondere und sehr unangenehme Intensität angenommen hat durch eine vererbte Schwäche deines Nervenwesens, was in dir immer durch Anfälle von Verzagtheit, Trübsinn, Unruhe und selbstquälerischer Finsternis zum Vorschein kam und dir die Freude am Leben verdorben hat. Dein Fehler ist zu glauben, dass es etwas ist, an das du gefesselt bist und dem du nicht entkommen kannst, ein Schicksal, das eine spirituelle Wandlung deiner Natur unmöglich macht. Ich habe andere Familien gekannt, die auch von dieser Art Nervenschwäche befallen waren, aber oft begleitet von außergewöhnlicher Intelligenz, außergewöhnlichen künstlerischen Fähigkeiten oder spirituellen Möglichkeiten. Ein oder zwei [der Familienmitglieder] mögen der Schwäche erlegen sein, andere aber haben, manchmal nach einer Periode akuter Beeinträchtigung, die durch diese Schwäche verursachten Störungen überwunden; entweder sie verschwand völlig oder nahm eine untergeordnete und harmlose Form an, die der Entwicklung des Lebens und seiner Fähigkeiten nicht im Weg stand. Warum also deine Verzweiflung oder ohne jeden echten Grund die Überzeugung hegen, dass du dich nicht wandeln kannst und dich diese Sache immer hindern wird? Diese Verzagtheit, diese negative Gesinnung sind eine echte Gefahr für dich; sie hindern dich daran, eine ruhige und feste Entscheidung zu treffen und eine anhaltend wirksame Anstrengung zu machen; sie sind die Ursache, dass die Rückkehr dieses dunkleren Zustandes dich rasch nachgeben lässt und du die äußere feindliche Kraft zulässt, welche diesen Fehler benützt, um mit dir zu spielen und ihren Willen auf dich auszuüben. Diese falsche Vorstellung macht den überwiegenden Teil der Störung aus.
Es gibt keinen echten Grund, warum du diesen Mangel deines äußeren Wesens nicht überwinden solltest, wie viele andere es getan haben. Es ist nur ein Teil deiner vitalen Natur, der betroffen ist, obwohl er häufig das Übrige überschattet; die anderen Teile deines Wesens können leicht zu tauglichen Instrumenten der göttlichen Möglichkeit gemacht werden, von der ich gesprochen habe. Du hast besonders eine klare und hervorragende Intelligenz, die zu einem einsatzbereiten Instrument des Lichtes werden und für dich von großem Nutzen sein kann, um diese vitale Schwäche zu überwinden. Und diese Göttliche Möglichkeit, diese Wahrheit deines inneren Wesens kann, wenn du sie annimmst, von sich aus deine Befreiung und die Wandlung deiner äußeren Natur herbeiführen.
Akzeptiere diese göttliche Möglichkeit in dir; habe Glauben an dein inneres Wesen und sein spirituelles Schicksal. Mach seine Entwicklung als Teil des Göttlichen zum Ziel deines Lebens – denn ein großes und ernsthaftes Ziel im Leben ist die machtvollste Hilfe, um sich von einer solchen Störung oder dieser unfähig machenden nervösen Schwäche zu befreien; es verleiht dir Festigkeit, Ausgeglichenheit, dem ganzen Wesen eine starke Stütze und dem Willen einen machtvollen Grund zu handeln. Akzeptiere auch die Hilfe, die wir dir geben können; verschließe dich nicht dagegen durch Unglauben, Verzweiflung und unbegründeten Aufruhr. Für den Augenblick kannst du dich nicht durchsetzen, weil in dir kein Glaube gefestigt ist, weil du kein Ziel, kein festes Vertrauen hast; die Schwermut vermochte dein ganzes Bewusstsein zu umwölken. Wenn du aber diesen Glauben in dir festigst und dich daran halten kannst, wird die Wolke nicht lange bestehen bleiben können, und das innere Wesen wird dir zu Hilfe kommen. Und dann wird sogar das bessere Selbst fähig sein, im Vordergrund zu bleiben, dich für das Licht offenzuhalten und den inneren Bereich für die Seele zu bewahren, selbst wenn das Äußere teilweise umwölkt oder beeinträchtigt ist. Wenn das geschieht, ist der Sieg gewonnen, und die restlose Eliminierung der vitalen Schwäche ist dann nur noch eine Frage von etwas Ausdauer.

Ich werde deine Fragen kurz beantworten. (1.) Wenn du wieder in Ordnung kommen willst, hast du deine Natur in Ordnung zu bringen und dich zum Meister deines vitalen Wesens und seiner Impulse zu machen. (2.) Deine Stellung in der menschlichen Gesellschaft ist oder kann die gleiche sein, wie sie viele andere innehaben, die sich in jungen Jahren mancherlei Ausschweifungen hingegeben und später die Kontrolle über sich selbst erlangt und den ihnen gemäßen Platz im Leben gefunden haben. Wenn du etwas mehr Lebenserfahrung hättest, würdest du begreifen, dass dein Fall nicht außergewöhnlich, sondern im Gegenteil ganz alltäglich ist und dass viele diese Dinge getan haben, später jedoch nützliche Bürger wurden und in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen sogar die Führung von Menschen übernommen haben. (3.) Es ist durchaus möglich, dass du deine Eltern belohnst und die gehegten Erwartungen von früher erfüllst, wenn das dein Ziel ist. Du musst dich nur zuerst von deiner Krankheit erholen und die richtige Ausgeglichenheit deines Mentals und Willens erlangen. (4.) Das Ziel deines Lebens hängt von deiner eigenen Wahl ab, und der Weg, es zu erreichen, von der Art des Zieles. Auch wird deine Stellung [in der Gesellschaft] so sein, wie du sie gestaltest. Zuallererst ist deine Gesundheit wiederherzustellen; später kannst du deinen Fähigkeiten und Neigungen entsprechend in Ruhe dein Lebensziel festlegen; es ist nicht meine Sache, die Entscheidung für dich zu treffen. Ich kann dir nur andeuten, was ich selbst für die eigentlichen Ziele und Ideale halte.
Abgesehen von den äußerlichen Dingen gibt es zwei mögliche innere Ideale, denen ein Mensch folgen kann. Das erstere ist das höchste Ideal des gewöhnlichen menschlichen Lebens und das andere ist das Göttliche Ideal des Yoga. Ein bedeutender Mensch zu sein ist nicht das Ziel des ersteren, und ein großer Yogi zu sein, ist nicht das Ziel des letzteren. (Ich sage das nur im Hinblick auf eine Bemerkung, die du deinem Vater gegenüber gemacht zu haben scheinst.) Das Ideal des [gewöhnlichen] menschlichen Lebens besteht darin, das ganze Wesen einem klaren, starken und vernünftigen Mental sowie einem rechten, von der Vernunft geleiteten Willen zu unterwerfen, die das emotionale, vitale und physische Wesen beherrschen, eine Harmonie des Ganzen schaffen, alle möglichen Fähigkeiten entwickeln und im Leben einsetzen. Entsprechend dem hinduistischen Denken bedeutet das, das Gesetz der geläuterten und sattvischen buddhi zu errichten, dem dharma zu folgen, sein eigenes svadharma zu erfüllen und die Arbeit zu tun, die den eigenen Fähigkeiten entspricht, sowie kama und artha unter der Kontrolle von buddhi und dharma zu befriedigen. Das Ziel des göttlichen Lebens andererseits, ist sein höchstes Selbst zu verwirklichen oder Gott zu verwirklichen und das ganze Wesen mit der Wahrheit des höchsten Selbstes oder dem Gesetz der göttlichen Natur in Einklang zu bringen, seine eigenen göttlichen Fähigkeiten zu entdecken, ob groß oder klein, und sie im Leben als Darbringung an den Höchsten oder als ein wahres Instrument der göttlichen Shakti zu vollenden. Über das letztere Ideal werde ich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt mehr schreiben. Für den Augenblick möchte ich nur etwas über die von dir empfundene Schwierigkeit sagen, das gewöhnliche Ideal zu erfüllen.
Dieses Ideal richtet sich auf die Formung von Mental und Charakter, was stets ein langwieriger und schwieriger Prozess ist, der eine geduldige Arbeit von Jahren erfordert und manchmal den größten Teil des Lebens beansprucht. Die hauptsächliche Schwierigkeit dabei für fast jeden besteht darin, die Begierden und Impulse des vitalen Wesens unter Kontrolle zu bringen. In vielen Fällen, wie auch bei dir, richten sich gewisse starke Impulse fortwährend gegen das Ideal und die Forderung des Willens und Verstandes. Der Grund hierfür liegt beinahe immer in einer Schwäche des vitalen Wesens selbst, denn wenn diese Schwäche besteht, vermag es den Anforderungen des höheren Mentals nicht zu folgen und muss statt dessen unter dem Andrang von Impulsen handeln, die von bestimmten Kräften in der Natur stammen. Diese Kräfte befinden sich in Wirklichkeit außerhalb der Person, begegnen aber in diesem [vitalen] Teil von ihr einer gewissen mechanischen Bereitschaft, sie zu befriedigen und ihnen zu gehorchen. Die Schwierigkeit vergrößert sich, wenn das Zentrum der Schwäche im Nervensystem liegt. Dann entsteht das, was von der europäischen Wissenschaft als neurasthenische Veranlagung bezeichnet wird und unter bestimmten Umständen zu nervlichen Zusammenbrüchen und Versagen führt. Das ist der Fall, wenn die Nerven zu sehr angestrengt werden oder eine übermäßige Nachgiebigkeit gegenüber sexuellen oder anderen Neigungen besteht, manchmal auch wenn ein zu harter und langer Kampf zwischen dem zügelnden Willen und diesen Neigungen stattgefunden hat. Das ist die Krankheit, an der du leidest, und wenn du all diese Dinge in Betracht ziehst, wirst du den wahren Grund erkennen, weshalb du in Pondicherry einen Zusammenbruch erlitten hast. Das Nervensystem in dir war schwach; es vermochte weder dem Willen zu gehorchen noch der Forderung der äußeren vitalen Kräfte zu widerstehen; zu dem Kampf gesellte sich noch die Überanstrengung des Mentals und der Nerven sowie ein Zusammenbruch aufgrund einer akuten Attacke von Neurasthenie. Diese Schwierigkeiten bedeuten nicht, dass du [am Ende] nicht die Oberhand gewinnen, die Kontrolle deiner Nerven und deines vitalen Wesens zustande bringen sowie eine Harmonie zwischen Mental und Charakter aufbauen kannst. Du musst die Sache nur richtig in die Hand nehmen, darfst falschen und morbiden Ideen nicht nachgeben und musst die richtigen Mittel anwenden. Erforderlich ist ein ruhiges Mental und ein ruhiger Wille, die sich geduldig und beharrlich weigern, jeglicher Erregung oder Entmutigung nachzugeben, und immer ruhig darauf beharren, dass sich die notwendige Wandlung im Wesen vollzieht. Ein ruhiger Wille dieser Art kann letzten Endes nicht versagen. Seine Wirkung ist unabwendbar. Die Zurückweisung durch ihn [den Willen] muss zuerst im Wachzustand erfolgen – eine Zurückweisung nicht nur des gewohnten Handelns durch das vitale Wesen, sondern auch der Impulse dahinter – die er als etwas erkennen muss, das sich außerhalb der Person befindet, jedoch in ihr zutage tritt – und auch der Suggestionen, die hinter den Impulsen stehen. Wenn all das auf diese Weise zurückgewiesen wird, können sich diese einst gewohnten Gedanken und Bewegungen zwar noch im Traumzustand offenbaren, denn es ist ein wohlbekanntes psychologisches Gesetz, dass das, was im Wachzustand unterdrückt oder zurückgewiesen wird, im Schlaf und Traum wiederkehren kann, weil es im unterbewussten Wesen fortbesteht. Wenn aber der Wachzustand gründlich geläutert wurde, müssen diese Traumbewegungen langsam aufhören, weil sie nicht mehr gefördert werden und die Eindrücke im Unterbewusstsein allmählich erlöschen. Das ist die Ursache der Träume, vor denen du dich so sehr fürchtest. Versuche, sie lediglich als ein nebensächliches Symptom zu betrachten, das dich nicht zu alarmieren braucht, wenn du einmal die Kontrolle über deinen Wachzustand erlangt hast.
Du musst dich aber von den Ideen befreien, die der Selbstüberwindung im Wege gestanden haben.
1. Erkenne, dass diese Dinge nicht aus irgendeiner echten moralischen Verworfenheit herrühren, denn diese kann nur dann bestehen, wenn das Mental selbst verworfen ist und die perversen vitalen Impulse unterstützt. Wenn das Mental und der Wille sie zurückweisen, dann ist das moralische Wesen gesund, und es handelt sich nur um einen Fall von Schwäche oder Krankheit der vitalen Teile oder des Nervensystems.
2. Grüble nicht über die Vergangenheit nach, sondern wende dich mit geduldiger Hoffnung und geduldigem Vertrauen der Zukunft zu. Dein Grübeln über früheres Versagen wird dich daran hindern, deine Gesundheit wiederzuerlangen, es wird dein Mental und deinen Willen schwächen und sie bei der Arbeit der Selbstüberwindung und der Neuformung des Charakters behindern.
3. Lass dich nicht entmutigen, wenn du nicht sofort Erfolg hast, sondern mache geduldig und unerschütterlich weiter, bis die Sache getan ist.
4. Quäle dich nicht, indem du immer über deine Schwächen nachdenkst. Bilde dir nicht ein, dass sie dich für das Leben oder die Erfüllung des menschlichen Ideals untauglich machen. Wenn du einmal ihr Vorhandensein erkannt hast, dann suche nach deinen Quellen der Stärke und denke lieber darüber nach sowie über die Gewissheit des Sieges.
Deine vordringlichste Aufgabe ist, für die Wiederherstellung der Gesundheit deines Mentals und Körpers zu sorgen, wofür die Ruhe des Mentals und für eine gewisse Zeit eine ruhige Lebensweise erforderlich sind. Zermartere dein Mental nicht mit Fragen, die zu lösen es noch nicht reif ist. Grüble nicht immer über die eine Sache nach. Beschäftige dein Mental so gut du kannst mit vernünftigen und normalen Dingen und gib ihm soviel Ruhe wie möglich. Später, wenn du deinen normalen mentalen Zustand und dein Gleichgewicht wiedererlangt hast, kannst du mit klarem Urteilsvermögen entscheiden, wie du dein Leben gestalten willst und was du in Zukunft zu tun haben wirst.
Ich habe dir so gut ich kann geraten und dargelegt, was mir gegenwärtig am wichtigsten erscheint. Was deine Rückkehr nach Pondicherry anbelangt, so würde ich für den Augenblick davon abraten. Ich könnte dir nichts anderes sagen als das, was ich dir geschrieben habe. Solange du krank bist, ist es am besten, dich nicht der Obhut deines Vaters zu entziehen; vor allem gilt bei Krankheiten wie der deinen die feststehende Regel, nicht zu dem Ort und der Umgebung des Zusammenbruches zurückzukehren, solange man nicht völlig erholt ist und die mit dem Zusammenbruch verbundenen Assoziationen ihre Intensität nicht eingebüßt sowie ihre Macht über das Mental nicht verloren haben, so dass sie nicht länger einen störenden oder gewaltsamen Einfluss darauf ausüben können.

Ja, die Lösung besteht mit Sicherheit in der Göttlichen Gnade – sie kommt von selbst, wenn alles bereit ist, indem sie plötzlich oder mit zunehmender Kraft eingreift. Bis dahin bleibt sie im Hintergrund aller Kämpfe, und das „unbezähmbare Streben nach dem Licht“, von dem du sprichst, ist das äußere Anzeichen dafür, dass sie eingreifen wird. Was die zweifache Natur anbelangt, so ist sie nur eine Form der immerwährenden Dualität in der menschlichen Natur, der niemand entgeht, sie ist etwas so Universales, dass viele [philosophische] Schulen sie als feststehende Tatsache betrachten, der man in der jeweiligen Disziplin Rechnung tragen muss – zwei Personen in jedem menschlichen Wesen, die eine licht, die andere dunkel. Wenn das nicht so wäre, wäre der Yoga ein leichter Spaziergang, und es gäbe keinen Kampf. Diese Dualität ist jedoch kein Grund anzunehmen, dass man untauglich sei; auch die Hartnäckigkeit des weltlichen Elementes ist kein Grund dafür, denn es ist seiner eigentlichen Natur nach immer hartnäckig. Es gleicht den Deutschen in ihren Schützengräben, die jedes Mal, wenn ihre Pläne vereitelt wurden, zurückweichen und sich für einen neuen Massenangriff wieder eingraben. Trotz allem aber: Wenn die lichte Person fest entschlossen ist, sich ohne die Krone des Lichtes nicht zufriedenzugeben, wenn sie stark genug ist, das Wesen zu veranlassen, nicht an geringeren Dingen Genüge zu finden, kann man das als ein Zeichen für die Berufung des Wesens betrachten, einer der Erwählten zu sein, trotz aller äußeren [gegenteiligen] Anzeichen, trotz aller Zweifel und Verzweiflung – und wer hätte sie nicht, nicht einmal ein Christus oder ein Buddha waren frei davon –, und dass der innere Spirit am Ende den Sieg davontragen wird. Es besteht also in dieser Hinsicht keinerlei Grund zu irgendeiner Besorgnis.

Was du über die „üble Person“ sagst, hat mich sehr interessiert, da es mit meiner eigenen Erfahrung übereinstimmt, dass einem Menschen, der in hohem Maße für die Arbeit [der Umwandlung] befähigt ist, immer oder beinahe immer – man sollte besser keine zu starre und universale Regel hinsichtlich dieser Dinge aufstellen – ein Wesen anhaftet, das manchmal wie ein Teil von ihm erscheint, aber genau das Gegenteil dessen ist, was er in der zu verrichtenden Arbeit zentral verkörpert. Oder aber es tritt, wenn es anfangs nicht vorhanden und nicht an seine Person gebunden ist, eine Kraft dieser Art in seinen Umkreis, sobald er beginnt, seine Bewegung zu verwirklichen. Ihre Aufgabe scheint zu sein, Widerstand zu schaffen, Straucheln und falsche [Bewusstseins-] Zustände zu verursachen – in einem Wort, ihm die ganze Schwierigkeit der begonnenen Arbeit deutlich zu machen. Es scheint, als ob das Problem im okkulten Haushalt der Dinge auf andere Weise nicht gelöst werden kann als dadurch, dass das ausersehene Instrument die Schwierigkeit zu seiner eigenen macht. Das würde viele Dinge erklären, die von der Oberfläche her betrachtet recht beunruhigend erscheinen.

Ich habe dich bereits wissen lassen, dass ich beiden Leuten zustimme, deren Fotos du mir gesandt hast. Was A anbelangt, so schließe ich mich deiner Meinung an, dass er ein geborener Yogi ist. Sein Gesicht hat den Ausdruck eines Sufis oder arabischen Mystikers, und er muss es in einem früheren Leben sicherlich gewesen sein und viel von seiner einstigen Persönlichkeit in sein gegenwärtiges Dasein mitgebracht haben. Es gibt Mängel und Begrenzungen in seinem Wesen. Die Enge des physischen Mentals, die du erwähnst, wird auf dem Foto deutlich, obwohl sie in seinem Gesichtsausdruck nicht in Erscheinung tritt; sie treibt ihn möglicherweise in die Richtung eines an Armut gebundenen Asketizismus, anstatt sich weit der Fülle des Göttlichen zu öffnen und sich darin zu entfalten. Unter anderen Umständen könnte es ihn auch zu einer Art Fanatismus führen. Wenn er aber den richtigen Weg einschlägt und sich den richtigen Mächten öffnet, können diese Dinge in wertvolle Elemente gewandelt werden, die asketische Fähigkeit in eine Kraft, die gegen physisch-vitale Gefahren nützlich eingesetzt werden kann, und das, was in Fanatismus hätte ausarten können, in eine innige Hingabe an die ihm geoffenbarte Wahrheit. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es eine gewisse Störung im physisch-vitalen Wesen geben. Ich kann aber noch nicht sagen von welcher Art. Es handelt sich nicht um einen Fall von völlig sicherer Entwicklung, die nur dann gegeben wäre, wenn eine starke vitale und physische Grundlage und ein gewisses natürliches Gleichgewicht in den verschiedenen Teilen des Wesens bestünden. Dieses Gleichgewicht muss hier geschaffen werden, was durchaus möglich ist. Welches Risiko auch immer vorhanden ist, er hat es auf sich zu nehmen; denn diese Natur hier ist für den Yoga geboren, und es sollte ihr die Gelegenheit dazu nicht versagt werden. Er muss lernen, das Wesen und die Forderungen des Integralen Yoga voll zu verstehen.
Als nächstes zu B. Er ist ohne Zweifel, wie du sagst, der Typ eines wohlhabenden und erfolgreichen Menschen, aber die beste Art dieses Typs, auf einer vernünftigen und großzügigen Linie. Außerdem weist sein Gesicht und sein Ausdruck auf Feinheit sowie auf eine Fähigkeit zum Idealismus hin, die nicht allzu weit verbreitet sind. Es versteht sich von selbst, dass wir die Menschen nicht um ihres Reichtums willen veranlassen, den Yoga aufzunehmen; andererseits dürfen wir nicht dazu neigen, jemanden aufgrund seines Reichtums abzuweisen. Reichtum mag ein großes Hindernis sein, ist aber auch eine große Gelegenheit, und es gehört zum Ziel unserer Arbeit, die vitalen und stofflichen Mächte, einschließlich der des Reichtums, die jetzt anderen Einflüssen unterliegen, nicht zurückzuweisen, sondern zu gewinnen, damit sich das Göttliche dadurch ausdrücken kann. Wenn dann solch ein Mensch mit ernstem und echtem Willen bereit ist, zusammen mit seiner Macht vom anderen Lager zu dem unseren überzuwechseln, besteht kein Grund, ihn abzuweisen. Natürlich ist er nicht der Typ, der für den Yoga geboren ist, wie zum Beispiel C, er ist aber jemand, der für das spirituelle Erwachen offen ist und, wie ich glaube, von einer Natur, die aufgrund bestimmter Unzulänglichkeiten zwar versagen kann, aber nicht aufgrund eines feindlichen Elementes in seinem Wesen. Das Notwendigste ist, dass er das, was der Yoga von ihm fordert, versteht und annimmt – als erstes das Suchen nach einer höheren Wahrheit, zweitens die Hingabe seiner selbst, seiner Fähigkeiten und seines Wohlstandes, um ihr [der Wahrheit] zu dienen, und schließlich die Umwandlung seines ganzen Lebens, damit es den Bedingungen der Wahrheit entspricht –, und dass er nicht nur eine enthusiastische Wende seines Idealismus vollzieht, sondern einen festen und entschlossenen Willen für dieses Ziel einsetzt. Es ist besonders für diese reichen Menschen notwendig zu erkennen, dass es in unserem Yoga nicht genügt, einerseits ein spirituelles Bestreben zu haben und andererseits die verbleibenden Energien gewöhnlichen Motiven unterzuordnen, sondern dass das ganze Wesen und Leben dem Yoga geweiht werden muss. Vermutlich ist dieses geteilte Leben der Grund dafür, dass Menschen wie D trotz einer natürlichen Veranlagung keinen Fortschritt erzielen. Wenn er das verstehen und annehmen könnte, würde die Selbst-Weihung, die er erwähnt, unter seinen Voraussetzungen offensichtlich der erste Schritt auf dem Pfad sein. Wenn er den Yoga aufnimmt, wäre es vermutlich ratsam, dass er bald nach Pondicherry käme, um mich zu treffen. Das kann aber natürlich später entschieden werden …
PS. Nach Beendigung dieses Briefes erhielt ich dein Schreiben vom 12. Was du darin über E sagst, hatte ich bereits vermutet; du hast es nur präzisiert. Ich glaube nicht, dass diese Dinge sehr wichtig sind. Alle starken Naturen haben die rajasisch-aktive, nach außen drängende Kraft in sich, und wenn das ausreichen würde, um sie für den Yoga untauglich zu machen, hätten nur sehr wenige von uns eine Chance. Was den Zweifel des physischen Mentals anbelangt, ob die ganze Sache überhaupt möglich ist – wer hätte ihn nicht gehabt? Er verfolgte selbst mich jahrelang, und erst in den vergangenen beiden Jahren ist sein letzter Schatten von mir gewichen – und es war letztlich nicht ein Zweifel an der theoretischen Durchführbarkeit der Sache, sondern an der praktischen Gewissheit ihres Zustandebringens im gegenwärtigen Zustand der Welt und der menschlichen Natur. [Dies schrieb Sri Aurobindo am 16. April 1923.] Das gleiche kann vom Egoismus gesagt werden, dass beinahe alle Menschen von starker Natur eine stark egoistische Haltung haben. Vom Foto her zu urteilen handelt es sich aber nicht um den gleichen halb-Stier, halb-Hund Typ wie bei F. Diese Dinge verschwinden erst im Laufe der spirituellen Entwicklung und Erfahrung, und dann erweist sich die Stärke, die hinter ihnen steht, als nützlich. Aus deinem Bericht über seine frühere Erfahrung der Stimme und Weite geht hervor, dass, wie ich schon vermutete, ein seelisches Etwas in ihm harrt und dem spirituellen Erwachen nahe ist. Ich glaube, er wartet auf die intellektuelle Überzeugung und, um sie herbeizuführen, auf eine Art Bestätigung durch die innere Erfahrung. Auch hierzu ist nichts zu sagen. Die Frage ist nur – und es scheint mir in seinem Fall die einzige zu sein –, ob er bereit ist, den festen, vollen und absoluten Willen für den Yoga aufzubringen sowie die Weihung, die erforderlich ist, um ihm über alle Kämpfe und Krisen der Sadhana hinwegzuhelfen. Die Unvereinbarkeit seiner mentalen Haltung mit seinem Handeln ist ganz natürlich, besonders weil es eine mentale Haltung ist. Es muss eine spirituelle Haltung werden, bevor Leben und Ideal eins werden können. Hat die Verwöhnung durch Luxus und weltliches Leben, die du erwähnst, in ihm die Möglichkeit erstickt, einen ganz auf Gott gerichteten Willen zu entwickeln? Wenn das nicht der Fall ist, kann man ihm eine Chance geben. Ich vermag nicht mit Sicherheit zu sagen, dass er der adhikari ist oder sein wird. Ich kann nur sagen, dass eine Fähigkeit im besten Teil seiner Natur besteht. Ich vermag auch nicht zu sagen, dass er zu den „Besten“ zählt. Doch scheint er mir zumindest eine mehr ursprüngliche Fähigkeit zu besitzen als einige andere, die angenommen worden sind. Als ich von den „Besten“ sprach, meinte ich nicht einen adhara ohne Mängel und Gefährdungen, denn ich glaube nicht, dass ein solcher gefunden werden kann. Meine Feststellungen gründen sich natürlich auf einen allgemein günstigen Eindruck, der durch seine Physiognomie und Erscheinung hervorgerufen, wurde, sowie auf gewissen Betrachtungen und seelischen Anzeichen, die vermischt, aber im Allgemeinen günstig sind. Ich sehe den Mann nicht so wie du. Nimm die dargebotene Summe an, verlange von ihm für den Augenblick nicht mehr und gib ihm nicht nur klar zu verstehen, was Yoga ist, sondern auch welche großen Forderungen er an die Natur stellt. Beobachte, wie er sich entwickelt und ob man ihm nicht eine Chance geben soll.

3. Abschnitt
Es gibt nur drei grundlegende Hindernisse, die im Weg stehen können:
1. Fehlender oder ungenügender Glaube.
2. Egoismus – das Mental, das sich an seine eigenen Ideen klammert; das Vital, das seine eigenen Begierden einer wahren Hingabe vorzieht; das Physische, das an seinen eigenen Gewohnheiten haftet.
3. Eine gewisse Trägheit oder ein grundlegender Widerstand im Bewusstsein, das sich nicht wandeln will, weil es zu mühsam ist oder weil es nicht an seine Fähigkeit oder an die Macht des Göttlichen glauben will – oder aus einem anderen, mehr unterbewussten Grund. Du musst selbst herausfinden, welches von all diesen Hindernissen es ist.

Die Hauptschwierigkeit in der Sadhana besteht in den Bewegungen der niederen Natur, den Ideen des Mentals, den Begierden und der Anziehungskraft des Vitals, den Gewohnheiten des Körperbewusstseins, die dem Wachsen des höheren Bewusstseins im Wege stehen – es gibt noch andere Schwierigkeiten, doch machen diese [von mir aufgeführten] den Großteil des Widerstandes aus.

In der einen oder anderen Form ist der Widerstand des Mentals und des prana, die unter dem Vorwand der spirituellen Verwirklichung versuchen, unabhängig zu sein und das Ego zu befriedigen, ein häufiges Hindernis im Yoga.

Jeder Teil der [menschlichen] Natur will mit seinen alten Bewegungen fortfahren und weigert sich so sehr er kann, eine radikale Wandlung und einen radikalen Fortschritt zuzulassen, denn das würde ihn etwas Höherem als er selbst ist unterwerfen und der obersten Gewalt in seinem eigenen Bereich berauben – seiner Alleinherrschaft. Das ist es, was aus der Umwandlung einen so langwierigen und schwierigen Vorgang macht.
Das Mental wird schwerfällig, weil sich an seiner unteren Basis das physische Mental mit dem Prinzip des tamas oder der Trägheit befindet – denn die Trägheit ist in der Materie das grundlegende Prinzip; Eine anhaltende oder lange Folge höherer Erfahrungen verursacht in diesem Teil des Mentals ein Gefühl der Erschöpfung oder eine Reaktion des Unbehagens oder der Dumpfheit. Die Trance oder der samadhi-Zustand ist ein Ausweg – der Körper kommt zur Ruhe, das physische Mental befindet sich in einem Stadium der Lethargie, und das innere Bewusstsein kann ungehindert seine Erfahrungen fortsetzen. Der Nachteil besteht darin, dass die Trance zu einer Unerlässlichkeit wird, ohne dass das Problem des Wachbewusstseins eine Lösung findet; es bleibt unvollkommen.

Die Starrheit lag an der Hartnäckigkeit, mit der dein Mental und Vital, die sich nicht wandeln wollten, sich an ihre eigenen Ideen und vitalen Gewohnheiten klammerten. Die Folge davon war eher eine Laxheit, eine allgemeine Schlaffheit, durch die die Natur sich mit dem spirituellen Bestreben nicht in Einklang bringen, sondern nach Belieben alle möglichen Dinge auf ihren Saiten spielen ließ. Plastizität des Bewusstseins ist notwendig, aber eine Plastizität gegenüber der wahren Berührung durch die [Göttliche] Macht, nicht gegenüber einer gewöhnlichen Berührung durch Kräfte der Natur. Dein Ziel sollte sein, alles auf das Höhere abzustimmen – dann wird die wahre Poesie des Spirits möglich, nicht nur im Schreiben, sondern auch im Leben.

Das Vorhanden sein von Unvollkommenheiten, selbst vieler und schwerwiegender Unvollkommenheiten, kann kein bleibendes Hindernis für den Fortschritt im Yoga sein. (Ich meine nicht die Wiedererlangung des früheren Sich-Öffnens, denn meiner Erfahrung nach ist das, was nach einer Zeit der Behinderung oder des Kampfes kommt, meist ein neues und weiteres Sich-Öffnen, ein umfassenderes Bewusstsein und ein Fortschritt gegenüber dem bereits Gewonnenen, das für den Augenblick verloren scheint – aber nur scheint.) Das einzige Hindernis, das dauerhaft sein kann – aber nicht sein muss, denn auch das kann sich ändern –, ist Unaufrichtigkeit, und damit bist du nicht behaftet. Wenn Unvollkommenheit ein Hemmnis wäre, könnte niemand im Yoga erfolgreich sein, denn alle sind unvollkommen, und ich bin mir nach all dem, was ich beobachten konnte, nicht sicher, ob jene, die die größten Fähigkeiten zum Yoga haben, nicht auch sehr oft mit den größten Unvollkommenheiten belastet sind oder waren. Du kennst vermutlich den Kommentar von Sokrates über seinen eigenen Charakter; das gleiche könnte man von vielen großen Yogis über ihre ursprüngliche menschliche Natur sagen. Aufrichtigkeit im Yoga ist die einzige Sache, die letzten Endes zählt, und mit ihr die Geduld, auf dem Pfad auszuharren – viele schlagen sich durch, sogar ohne diese Geduld, denn trotz Aufruhr, Übereifer, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Ermüdung und der zeitweiligen Einbuße des Glaubens treibt sie eine Kraft, die größer ist als ihr äußeres Selbst, die Kraft des Spirits, das drängende Bedürfnis der Seele durch Wolken und Nebel dem vor ihnen liegenden Ziel entgegen. Unvollkommenheiten können ein Hemmschuh sein und für den Augenblick zu einem schlimmen Sturz führen, doch sind sie kein dauerndes Hindernis. Hemmnisse infolge eines Widerstandes in der [menschlichen] Natur können ernsthaftere Ursachen der Verzögerung darstellen; aber auch sie währen nicht ewig.
Auch die lang anhaltende Dumpfheit ist kein hinreichender Grund dafür, den Glauben an deine Eignung oder deine spirituelle Bestimmung zu verlieren. Ich glaube, dass Wechsel von lichten und dunklen Zeiten eine nahezu universale Erfahrung des Yogi darstellen und Ausnahmen sehr selten sind. Wenn man nach den Ursachen dieses Phänomens forscht – ein für unsere ungeduldige menschliche Natur sehr unliebsames Phänomen –, dürften sich, wie ich meine, hauptsächlich zwei abzeichnen. Die erste ist, dass das menschliche Bewusstsein weder eine andauernde Herabkunft des Lichtes, der Macht oder des Ananda ertragen noch auf einmal empfangen und in sich aufnehmen kann; es braucht Zeiten der Assimilation; diese Assimilation jedoch geht hinter dem Schleier des Oberflächen-Bewusstseins vor sich; die herabgekommene Erfahrung oder Verwirklichung zieht sich hinter den Schleier zurück und lässt dieses äußere oder Oberflächen-Bewusstsein brachliegen und für eine neue Herabkunft bereit werden. In den höher entwickelten Stadien des Yoga werden diese dunklen oder dumpfen Zeitspannen kürzer, sind weniger ermüdend und werden durch die Empfindung des größeren Bewusstseins angehoben, welches, wenngleich nicht für den unmittelbaren Fortschritt wirkend, dennoch bestehen bleibt und die äußere Natur stützt. Die zweite Ursache ist ein gewisser Widerstand, etwas in der menschlichen Natur, das die erfolgte Herabkunft nicht gefühlt hat, das nicht bereit, vielleicht nicht willens ist, sich zu wandeln – oft ist es auch eine starke gewohnheitsmäßige Prägung des Mentals oder des Vitals oder eine zeitweilige Trägheit des physischen Bewusstseins und nicht genau genommen ein Teil der [menschlichen] Natur –, und hierdurch wird, erkennbar oder nicht, das Hindernis geschaffen. Wenn man die Ursache in sich selbst auffinden, sich eingestehen, ihr Wirken erkennen und die [Göttliche] Macht zu ihrer Beseitigung herabrufen kann, ist es möglich, die Zeiten der Finsternis weitgehend zu verkürzen und ihre Härte zu mildern. Im Hintergrund jedenfalls wirkt die Göttliche Macht immer; und eines Tages, vielleicht wenn man es am wenigsten erwartet, bricht das Hindernis zusammen, die Wolken weichen zurück, und es herrschen wieder Licht und Sonnenschein. In diesem Fall ist es das beste, sich nicht zu quälen, nicht zu verzagen, sondern ruhig und beharrlich weiterzumachen, sich offen zu halten, ausgebreitet für das Licht und in vollem Glauben darauf zu harren, dass es kommt; meiner Erfahrung nach werden so diese Bewährungsproben verkürzt. Später, wenn das Hindernis verschwunden ist, erkennt man, dass ein großer Fortschritt erzielt wurde und das Bewusstsein wesentlich fähiger ist aufzunehmen und zu bewahren als vorher. Im spirituellen Leben bringt jede Heimsuchung und Prüfung einen Gewinn.

Der Yogi erreicht eine Art Teilung seines Wesens, bei welcher der innere purusa gefestigt und ruhig die Störungen im äußeren Menschen beobachtet, so wie man die Ausbrüche eines unvernünftigen Kindes betrachtet; wenn das einmal erreicht ist, kann er darüber hinaus auch den äußeren Menschen kontrollieren; die völlige Kontrolle des äußeren Menschen aber bedarf einer langen und anstrengenden tapasya.
Doch selbst von einem siddha-Yogi kannst du nicht immer eine vollkommene Vollkommenheit erwarten: vielen ist sogar an der Vollkommenheit der äußeren Natur gar nichts gelegen, was aber ihre Verwirklichung und Erfahrung nicht widerlegt. Wenn du es auf deine Weise betrachtest, müsstest du eine große Zahl von Yogis der Vergangenheit ausschließen, und auch die Rishis der alten Zeiten.
Ich gebe zu, dass sich darin das Ideal meines Yoga [von anderen Yoga-Systemen] unterscheidet, kann aber andere spirituelle Menschen, ihre Leistungen und ihre Disziplin nicht darauf festlegen. Mein eigenes Ideal ist die Umwandlung der äußeren Natur – Vollkommenheit so vollkommen wie möglich. Du kannst aber nicht behaupten, dass jene, die das nicht erreicht haben oder denen daran nichts gelegen war, keine Spiritualität besessen hätten. Ein gutes Verhalten – nicht Höflichkeit, die eine äußere, wenn auch schätzenswerte Sache ist –, Schönheit, die sich auf einer spirituellen, in das Leben projizierten Verwirklichung der Einheit und des Gleichklangs gründet, ist bestimmt ein Teil der vollendeten Harmonie.

Doch wann gehörten Höflichkeit und gute gesellschaftliche Manieren je auf dieser Welt zur spirituellen Erfahrung oder wahren Yoga-siddhi oder galten als Test dafür. Sie sind ebenso wenig ein Test wie die Fähigkeit, gut zu tanzen oder sich geschmackvoll zu kleiden. So wie es sehr gute und wohlwollende Menschen gibt, die flegelhafte und rüde Manieren haben, kann es sehr spirituelle Menschen geben (ich meine hiermit Menschen, die tiefe spirituelle Erfahrungen hatten), die das physische Leben und Treiben nicht beherrschen – was übrigens auch bei vielen Intellektuellen der Fall ist –, und die auf ihr Benehmen überhaupt nicht achten. Ich glaube, man wirft auch mir ein grobes und arrogantes Benehmen vor, weil ich es ablehne, Leute zu empfangen, Briefe zu beantworten, und mich einer Unmenge anderer Vergehen schuldig mache. Ich habe von einem berühmten Einsiedler gehört, der jeden, der sich seiner Klause näherte, mit Steinen bewarf, weil er keine Jünger wollte und sich nicht anders zu helfen wusste, um die Flut von Bewerbern abzuwehren. Ich zumindest würde zögern zu behaupten, dass solche Menschen kein spirituelles Leben oder keine spirituelle Erfahrung hätten. Natürlich ist es mir lieber, wenn die Sadhaks untereinander einigermaßen rücksichtsvoll sind, das aber ist eine Regel für das kollektive Leben und die Harmonie, gilt aber nicht für die Yoga-siddhi oder als ein untrügliches Zeichen innerer Erfahrung.
So wie du schreibst, müsste man in dem Augenblick, in dem man irgendeine spirituelle Erfahrung oder Verwirklichung erlangt, gleichzeitig eine vollendete Person ohne Mängel oder Schwächen sein. Das heißt, eine Forderung zu erheben, der unmöglich zu entsprechen ist, und es heißt ferner, die Tatsache zu ignorieren, dass spirituelles Leben ein Wachsen und nicht ein plötzliches und unerklärliches Wunder ist. Kein Sadhak kann so beurteilt werden, als ob er bereits ein siddha-Yogi wäre, am allerwenigsten jene, die erst ein Viertel oder noch weniger eines sehr langen Weges zurückgelegt haben. Selbst große Yogis beanspruchen nicht, die Vollendung erreicht zu haben, und man darf nicht behaupten, dass sie, weil sie nicht durch und durch vollendet sind, ihre Spiritualität unecht oder für die Welt ohne Wert sei. Im übrigen gibt es alle Arten von spirituellen Menschen: Einige geben sich mit ihrer spirituellen Erfahrung zufrieden und suchen nicht eine äußere Vollendung oder äußeren Fortschritt; einige sind Heilige, andere suchen keine Heiligkeit, wiederum andere sind zufrieden, im kosmischen Bewusstsein in Berührung und Einung mit dem All zu leben, lassen sich aber von allen Arten von Kräften durchdringen, wie es zum Beispiel in der Beschreibung des typischen paramahamsa [die vollendete spirituelle Person] zum Ausdruck kommt. Das Ideal, das ich für unseren Yoga aufgestellt habe, ist die eine Sache, die aber nicht alles bestehende spirituelle Leben und Bemühen bindet. Das spirituelle Leben ist nicht etwas, das in einer starren Definition formuliert oder durch eine starre mentale Regel festgelegt werden kann; es ist ein weiter Bereich der Evolution, ein unermessliches Königreich, das potentiell größer ist als alle Königreiche darunter – mit hundert Provinzen und tausend Arten, Stadien, Formen, Pfaden, Verschiedenheiten des spirituellen Ideals und Abstufungen des spirituellen Fortschritts. Von der Grundlage dieser Wahrheit müssen die Dinge, welche die Spiritualität und ihre Sucher betreffen, betrachtet werden, wenn es mit Kenntnis geschehen soll. Nur indem man Spiritualität so auffasst, kann man sie wahrhaft verstehen – entweder in ihrer vergangenen oder künftigen Form oder indem man statt dessen die spirituellen Menschen der Vergangenheit und Gegenwart betrachtet oder eine Beziehung zwischen den verschiedenen Idealen, Stadien usw. herstellt, die in der spirituellen Evolution des Menschen in Erscheinung traten.

Ich beantworte deinen Brief, weil die Mutter noch zu sehr beschäftigt ist, um dir zu schreiben.
Was sie damals meinte, war eine Vollendung in Form von Eigenschaften und Taten, die einen mentalen Idealismus befriedigen würden und für andere besonders sichtbar und wahrnehmbar wären – in der Psychologie des indischen Yoga eine „sattvische“ Vollendung genannt. Das ruft oft eine Art Stolz und Selbstgerechtigkeit, einen „sattvischen“ Egoismus hervor, der das Bewusstsein starr macht, so dass es gegenüber dem Göttlichen Willen nicht flexibel und formbar ist. Die wahre spirituelle Vollendung ist nicht so sehr eine Sache der Form, sondern der Substanz des Bewusstseins als solchem, und da sie [die spirituelle Vollendung] an ihrer Basis aus einer vollen Harmonie mit dem Göttlichen Bewusstsein besteht, aus einer freien und plastischen Selbstanpassung an den Göttlichen Willen in jedem Augenblick, sind ihre Formen und die Formen ihrer Tätigkeit [äußerlich] nicht so leicht sichtbar oder abschätzbar. Das Wort „rechtschaffen“ ist auf ihre Bewegungen nicht anwendbar, sie sind ganz einfach deshalb recht, weil sie in Einklang mit dem Göttlichen stehen.
Es liegt auf der Hand, dass man echten Unvollkommenheiten nicht nachgeben soll – [es doch zu tun und] das als Prinzip aufzustellen, wäre gefährlich; die sichtbaren Schwächen sind jene, die nur einer äußerlichen Betrachtungsweise so erscheinen würden. Ein „rechtschaffener“ Ärger könnte leicht Teil jener Selbstgerechtigkeit sein, welche die Mutter meinte; und sich mit der Bewegung des Ärgers zu identifizieren, ob rechtschaffen oder nicht, ist spirituell unerwünscht. Eine Bewegung wie die, die du meinst, könnte von außen betrachtet eine Bewegung der Unvollkommenheit in der [menschlichen] Natur sein, im Sinne der Rechtschaffenheit jedoch, wie oben beschrieben, völlig zu Recht bestehen. Es geht nicht um die Frage einer bestimmten Tätigkeit oder einzunehmenden Haltung, sondern um das innere Bewusstsein, das dem Göttlichen Willen, der in ihm wirkt, freien und plastischen Ausdruck verleiht.
Chakyamuni ist ein Name Buddhas; „der Weise der Chakyas“ – das ist die Sippe, welcher der Buddha von Geburt angehörte und deren König sein Vater war.

4. Abschnitt
Es spielt keine Rolle, welche Mängel in deiner Natur bestehen. Es kommt einzig darauf an, dass du dich für die Kraft offen hältst. Niemand vermag sich selbst durch die eigenen, durch nichts unterstützten Bemühungen umzuwandeln; allein die Göttliche Kraft ist es, die dich umwandeln kann. Wenn du dich offen hältst, wird alles Übrige für dich getan werden.

Alle Begrenzungen können überwunden werden; wenn sie aber in der Gestaltung des gegenwärtigen Wesens tief verwurzelt sind, kann es nur dann geschehen, wenn man eine Macht und ein Bewusstsein herabruft, die höher sind als das persönliche Mental und der persönliche Wille. Das höhere Bewusstsein kann durch das, was es mit sich bringt, die Defekte der persönlichen Natur korrigieren oder umformen.

Kaum irgendjemand ist stark genug, nur durch sein eigenes Streben und seinen eigenen Willen die Kräfte der niederen Natur zu überwinden; selbst jene, die es versuchen, erlangen nur eine gewisse Kontrolle, nicht aber die volle Meisterung. Wille und Streben sind notwendig, um die Hilfe des Göttlichen herabzubringen, und damit das menschliche Wesen in seiner Auseinandersetzung mit den niederen Mächten auf seiner [des Göttlichen] Seite bleibt. Allein die Göttliche Kraft, die den spirituellen Willen und das seelische Streben des Herzens erfüllt, kann den Sieg herbeiführen.

Wie ich dir bereits schrieb, hat es keinen Wert mehr, über richtiges Verstehen und falsche Bewegungen nachzudenken und sich aufzuregen, wenn man der Meinung ist, es [das richtige Verstehen] sei nicht vorhanden oder unvollkommen. Niemand kann sich selbst wandeln – selbst die besten Sadhaks hier haben das erkannt. Ihr Bestreben ist darauf gerichtet, den Frieden, die Kraft, das Licht und den Ananda der Mutter in sich eintreten zu lassen, wachsen zu lassen – denn sie wissen, dass sie dadurch gewandelt werden. Solange das noch nicht besteht, noch nicht berührt, nicht wächst, kämpfen sie mit dem Mental und Vital, weil sie nicht anders können und es nötig ist, das Bewusstsein ein wenig vorzubereiten, um den Frieden und die Kraft einzulassen. Wenn aber einmal die Berührung [von Frieden, Kraft, Licht usw.] stattgefunden hat, bleibt nur das eine zu tun, alle Kraft darauf zu verwenden, darauf zu vertrauen, sich zu überantworten und hinzugeben – denn dann ist der gerade Weg gefunden und die wahre Macht sowie das wahre Bewusstsein konnten erfahren werden.

Ich möchte, dass du offen und mit dem Frieden, der Gegenwart und der Kraft des Göttlichen in Kontakt bist. Dann wird alles Übrige kommen und man braucht sich keine Sorgen mehr zu machen über die erforderliche Zeit, die es in Anspruch nimmt in den peripeties [Wechselfälle] der Sadhana.

Das einzig Wahre an deiner anderen Erfahrung – die dir, wie du sagst, zu jenem Zeitpunkt so gültig erschien – ist, dass weder für dich noch für irgendjemand Hoffnung besteht, durch die eigene, nicht unterstützte Bemühung aus dem niederen Bewusstsein herauszukommen. Daher erscheint dir, wenn du in dieses Bewusstsein absinkst, alles so hoffnungslos – weil dir eine Zeitlang das wahre Bewusstsein abhanden gekommen ist. Diese Befürchtung jedoch ist unbegründet, denn du hast eine Bereitschaft für das Göttliche und bist nicht daran gebunden, im niederen Bewusstsein zu verbleiben.
Wenn du im wahren Bewusstsein lebst, kannst du erkennen, dass alles getan werden kann, auch wenn gegenwärtig erst ein kleiner Anfang gemacht wurde; aber ein Anfang genügt, wenn einmal die [Göttliche] Kraft und Macht gegenwärtig sind. Denn durch sie kann tatsächlich alles geschehen, und für die volle Wandlung und Vollendung der Seele ist nur Zeit und das Streben der Seele erforderlich.

Durch mentale Kontrolle etwas zu erreichen ist immer schwierig, wenn das, was versucht wird, sich gegen den Hang der menschlichen oder persönlichen Natur richtet. Ein starker Wille, der geduldig und beharrlich auf sein Ziel gerichtet ist, kann eine Wandlung bewirken, doch dauert es meist lange Zeit, und der anfängliche Erfolg mag nur ein teilweiser und von vielen Fehlschlägen begleitet sein.
Alle Tätigkeiten automatisch in Anbetung zu wandeln kann nicht allein durch Kontrolle im Denken geschehen; im Herzen muss ein starkes Streben herrschen, wodurch eine gewisse Verwirklichung oder das Gefühl der Gegenwart des Einen, dem man die Anbetung darbringt, ausgelöst wird. Der bhakta verlässt sich nicht nur auf die eigene Bemühung, sondern auf die Gnade und Macht des Göttlichen, das er anbetet.

Diese Hemmnisse sind in den ersten Stadien der Sadhana nichts Ungewöhnliches. Sie sind der [menschlichen] Natur zuzuschreiben, die noch nicht genügend empfangsbereit ist. Du solltest herausfinden, wo das Hemmnis liegt, im Mental oder Vital, und versuchen, dort das Bewusstsein zu weiten, und um mehr Reinheit und Frieden bitten; in dieser Reinheit und diesem Frieden bringe den entsprechenden Teil deines Wesens aufrichtig und voll der Göttlichen Macht dar.

Der wahre Grund der Schwierigkeit und des fortwährenden Wechsels ist der Kampf zwischen dem verhüllten wahren Wesen im Inneren und der äußeren Natur, besonders dem niederen Vital voller Begierden und dem physischen Mental voller Finsternis und Unwissenheit. Der Kampf ist unvermeidlich in der menschlichen Natur, und kein Sadhak kann ihm entrinnen; jeder muss sich mit dieser Finsternis und diesem Widerstand auseinandersetzen, mit ihrer Hartnäckigkeit und ständigen Rückkehr; es ist nicht nur die niedere Natur, die in ihren Wiederholungen und ihrer Wiederkehr so beharrlich ist; denn selbst wenn sie im Begriff ist, sich zu wandeln, versuchen die allgemeinen Mächte dieser Ebene in der universalen Natur den Widerstand aufrechtzuerhalten, indem sie die alten Bewegungen bei jedem Schritt zurückholen, um zu verhindern, dass der Fortschritt für immer gefestigt und endgültig sei. Es trifft daher zu, dass eine beharrliche und ununterbrochene Sadhana notwendig ist, wenn man schnell vorankommen will; doch selbst im anderen Fall wird man am Ziel anlangen, wenn an die Seele im Inneren der Ruf ergeht; denn die Seele harrt aus, und nach jeder Verfinsterung oder jedem Straucheln bringt sie das Licht zurück und treibt dich auf dem Pfad voran, bis sie sich schließlich eines glatten und leichten Marsches zum Ziel gewiss ist.

Wie soll man sich mit einer Schwierigkeit oder einer Stockung in einer Bewegung, die begonnen hat oder bereits eine Zeitlang durchgeführt wurde, auseinandersetzen? Denn solch eine Stockung ist zwangsläufig nur allzu häufig, nicht nur bei dir, sondern bei jedem Suchenden; man könnte beinahe sagen, dass jedem Schritt vorwärts eine Stockung folgt – das zumindest ist eine sehr allgemeine, wenn nicht universale Erfahrung. Man muss sich damit auseinandersetzen, indem man immer ruhiger und der Wille zum Durchhalten immer fester wird; indem man sich mehr und mehr öffnet, so dass jede Hemmung durch fehlende Empfangsbereitschaft in der Natur sich abschwächt oder schwindet; indem man den Glauben stärkt, selbst inmitten der Finsternis, den Glauben an die Gegenwart einer Macht, die hinter der Wolke und dem Schleier wirkt, den Glauben an die Führung durch den Guru; indem man sich selbst beobachtet, um jede Ursache der Stockung ausfindig zu machen, nicht in einer Haltung der Niedergeschlagenheit oder Entmutigung, sondern mit dem Willen, sie zu finden und zu beseitigen. Das ist die einzig richtige Haltung, und wenn man sie immerfort einnimmt, werden die Zeitspannen der Stockung zwar nicht ausgeschaltet – denn das ist in diesem Stadium nicht möglich –, aber stark verkürzt und leichter. Manchmal handelt es sich bei diesen Stockungen um mehr oder weniger lange Perioden der Assimilation oder unsichtbaren Vorbereitung und ihr äußerer Anschein einer fruchtlosen Unbeweglichkeit täuscht; wenn man die richtige Haltung einnimmt, kann man nach einiger Zeit durch ein Sich-Öffnen, durch Beobachtung, durch gesammelte Erfahrung das, was vorbereitet wird oder geschieht, zu fühlen oder zu ahnen beginnen. Manchmal ist es eine Zeitspanne echter Behinderung, in der die wirkende Macht sich mit den Hindernissen auf dem Weg auseinandersetzen muss, den Hindernissen in einem selbst, den Hindernissen der sich widersetzenden kosmischen Kräfte oder irgendwelcher anderer oder aller zusammen, und diese Art von Stillstand kann kurz oder lang sein, entsprechend der Stärke, Hartnäckigkeit oder Vielfalt der Behinderungen, denen man begegnet. Doch vermag auch hier die richtige Haltung auszugleichen oder zu verkürzen, und, wenn man sie dauernd einnimmt, zu einer radikaleren Beseitigung der Schwierigkeiten führen und die Notwendigkeit eines gänzlichen Stillstands später verringern.
Im Gegenteil, eine Haltung der Niedergeschlagenheit oder des fehlenden Glaubens gegenüber der Hilfe oder Führung oder des sicheren Sieges der führenden Macht, ein Sich-Einschließen in das Gefühl der Schwierigkeiten verzögert die Gesundung, verlängert die Schwierigkeit, verhilft den Widerständen zu einer kraftvollen Rückkehr, statt dass sich ihr Auftreten allmählich vermindert. Es ist eine Haltung, deren Beharrlichkeit oder Rückkehr du entschlossen verhindern musst, wenn du den Widerstand, den du so sehr empfindest, überwinden willst – jenen Widerstand, der durch die Haltung der Niedergeschlagenheit, solange sie besteht, nur noch spürbarer wird.

Ich glaube nicht, dass irgendein Sadhak, wie fortgeschritten er auch sei, die ganze Zeit über das volle [höhere] Bewusstsein hat. Diese Wechselhaftigkeit kommt, und man kann sie nicht verhindern, denn etwas vom gewöhnlichen Bewusstsein ist immer noch vorhanden und tritt hervor, damit man sich damit auseinandersetzt. Man muss das verstehen und nicht beunruhigt sein – denn wenn man sich erregt, verzögert das den Prozess. Wenn das wahre Bewusstsein in seiner Fülle ohne Unterbrechung verweilen würde, wäre die Sadhana beendet, und das wäre die siddhi. Das kann nicht sofort kommen.

Wie ich dir schon immer gesagt habe, kannst du nicht erwarten, dass alles sofort erleuchtet ist. Selbst die größten Yogis können nur schrittweise vorankommen, und erst am Ende nimmt die ganze Natur am wahren Bewusstsein teil, das sich zuerst im Herzen oder dahinter oder im Kopf oder darüber festigt. Langsam kommt es herab oder dehnt sich aus und erobert jede Schicht des Wesens, eine nach der anderen; aber jeder Schritt dauert seine Zeit.

Du solltest begreifen, dass diese Perioden der Umwölkung nicht durch eine besondere Unfähigkeit oder Abnormität deinerseits ausgelöst werden – selbst die besten Sadhaks werden davon heimgesucht. Es liegt an der Schwierigkeit der menschlichen Natur, die Umwandlung zu erlangen. Diese Schwierigkeit nimmt manchmal irgendwo im Vital die Form eines bösen Willens an oder im Physischen die Tendenz, sich an alte Fehler und Gewohnheiten zu klammem, oder vor der Mühe der Umwandlung zurückzuschrecken – doch hast du in dieser Hinsicht einen großen Fortschritt gemacht. Was noch verblieben ist, ist die mechanische Gewohnheit der niederen Natur im Allgemeinen – mechanisch, aber nicht vorsätzlich –, die alten Bewegungen zu wiederholen, an die sie immer oder noch bis vor kurzem gewöhnt war, wenn sie in einer starken Welle aus der umgebenden universalen Natur eingedrungen sind. Das schafft so etwas wie einen wiederholten Rückfall in Zustände, die durch den spirituellen Fortschritt hinausgestoßen werden, und es ist nicht leicht, diese Wiederkehr völlig loszuwerden. Das beste ist, nicht bedrückt oder beunruhigt zu sein, wenn es geschieht, sondern zu erkennen, worum es sich handelt und sehr ruhig zu bleiben sowie nach der Kraft der Mutter zu rufen, um davon befreit zu werden. Auf diese Weise nimmt die Gewohnheit dieser Rückfälle ab, auch ihre Kraft und Intensität, während man andererseits fähig wird, immer leichter und schneller das wahre Bewusstsein und die wahre Kraft zurückzurufen sowie den lichten, glücklichen, friedvollen, offenen Zustand. Man kann dann auf einer gesicherten Basis einen immer positiveren Fortschritt erreichen.

Diese Zeiten der Schwierigkeiten kommen zwangsläufig – niemand wird davon verschont, denn die niedere Natur ist in allen. Was du zu tun hast ist, die Standhaftigkeit, von der du sprichst, zu bewahren und durchzuhalten, bis die Göttliche Macht zusammen mit deinem Willen sich mit dem auseinandergesetzt hat, was von unten aufsteigt. Warum betrachtest du das, was aufsteigt und sich zeigt, als ob es nur dir eigentümlich wäre? Es gehört zur eigentlichen Substanz des niederen Vitals des menschlichen Wesens, und niemand ist frei davon. Sein Vorhandensein bedeutet keinesfalls, dass du die Mutter nicht erreichen kannst. Wenn das Mental und die Seele das Ziel gewählt haben, muss das Übrige zwangsläufig folgen; der Widerstand dort ist nur deshalb blinder und hartnäckiger, weil es [das niedere Vital] dunkler ist. Doch selbst in deinem Vital ist jetzt der Wille gefestigt, das Ziel zu erreichen; es ist nur ein noch niedrigerer Teil dort, der die Gewohnheit hat, auf diese Dinge anzusprechen, und wenn daher eine Welle kommt, weiß er nicht, wie er ihr entgehen kann, und wird von ihr für eine Weile auf-geschluckt. Es kann sich aber nur um etwas Vorübergehendes handeln, da diese Dinge nicht mehr wirklich zu dir gehören, weil dein zentrales Wesen und der größere Teil deiner Natur sie nicht länger begehren. Du hast nur entschlossen weiterzugehen, dann wird die Zeit kommen, in der sich diese Wellen nicht länger erheben.

Es ist zweifellos der Druck der Seele in dir, wovon du in deinem Brief schreibst. So will die Seele es haben. Es ist aber ein Fehler anzunehmen, dass ein Mangel an Selbstvertrauen oder eine Unfähigkeit die Schuld daran trägt, dass es noch nicht so weit ist oder nicht immer so ist. Diese Dinge dauern lange Zeit, selbst nachdem sie begonnen haben. Es ist unmöglich, von der vermischten und verworrenen Natur des menschlichen Wesens zu erwarten, dass sie sich fortwährend in einem Zustand glühenden Strebens, vollkommenen Glaubens und vollkommener Liebe oder in voller Offenheit gegenüber der Göttlichen Kraft befinde. Da ist das Mental mit seinem begrenzten Wissen und seinen Bedenken, da ist das Vital mit seinen Begierden, seinem Widerwillen und seinen Kämpfen, da ist das Physische mit seiner Dunkelheit, Schwerfälligkeit und Trägheit. Das Feld allein für eine beginnende Erfahrung hinreichend zu klären, ist im Allgemeinen eine sehr langwierige Arbeit. Nachher aber, wenn der Friede einsetzt oder irgendein anderer wahrer Zustand sich einstellt, kommt sie [die Erfahrung] und bleibt eine Zeitlang – später wallt das empor, was von der niederen Natur noch übrig ist, unter irgendeinem Vorwand oder unter keinem Vorwand, und verhüllt den [wahren] Zustand. Friede und Sich-Öffnen können so stark sein, dass es den Anschein hat, als ob alle Schwierigkeiten vorüber seien und nie mehr zurückkehren könnten – das aber ist nur ein Anzeichen, ein Versprechen. Es zeigt, dass es so sein wird, wenn der Friede und das Sich-Öffnen unwiderruflich in der ganzen Natur gefestigt sind. Denn das, was erforderlich ist, ist die Ausdauer, ohne Entmutigung vorwärtszugehen, zu erkennen, dass der Ablauf des Natur-Prozesses und die Kraft der Mutter sogar durch die Schwierigkeit hindurch wirken und alles Erforderliche tun werden. Unsere Unfähigkeit – es gibt kein menschliches Wesen, das in [den verschiedenen] Teilen seiner Natur nicht unfähig ist – spielt keine Rolle, denn es gibt auch die Göttliche Kraft. Wenn man darauf vertraut, wird sich Unfähigkeit in Fähigkeit wandeln. Selbst Schwierigkeiten und Kampf werden dann zu einem Mittel für die Vollendung.

Die Erfahrung ist richtig. Alles wird oben [das heißt, in den höheren Bereichen über uns] vorbereitet und dann durch das innere Wesen ausgearbeitet, bis die Ergebnisse in der äußeren Person erreicht und vollendet sind. Daher sollte der Sadhak nicht zulassen, beunruhigt, bestürzt oder bekümmert zu sein oder wegen irgendwelcher Schwierigkeiten des Augenblicks zu verzweifeln. Er muss wissen, dass alles oben vorbereitet wurde, muss es ruhig und vertrauensvoll beobachten und zu seiner Ausarbeitung hier beitragen.

Das Wirken des höheren Bewusstseins beginnt im Allgemeinen nicht mit der Wandlung der äußeren Natur; es wirkt auf das innere Wesen ein, bereitet es vor und wendet sich dann nach außen. Vorher muss jede Wandlung in der äußeren Natur durch die Seele bewerkstelligt werden.

Lass nicht zu, dass du durch diese Dinge erschüttert oder beunruhigt wirst. Das, was du stets zu tun hast, ist, in deinem Streben nach dem Göttlichen fest zu bleiben und allen Schwierigkeiten und allen Widerständen mit Gleichmut und Loslösung zu begegnen. Für diejenigen, die ein spirituelles Leben führen wollen, hat das Göttliche immer an erster Stelle zu stehen, alles Übrige muss zweitrangig sein.
Bleibe losgelöst und betrachte diese Dinge mit der ruhigen, inneren Schau desjenigen, der sich innerlich dem Göttlichen geweiht hat.

Es ist nicht möglich zu sagen, ob der Sieg nah ist oder nicht; man muss stetig damit fortfahren, die Sadhana auszuüben, ohne an nah oder fern zu denken, ausgerichtet auf das Ziel, darf nicht freudig erregt sein, wenn es nahe scheint, und nicht niedergeschlagen sein, wenn es noch in weiter Ferne scheint.

5. Abschnitt
Die Göttliche Macht kommt nicht deshalb herab, um die niederen Kräfte aufzuwühlen, sondern wie sie gegenwärtig zu arbeiten hat, ist dieses Aufwühlen eine Reaktion auf ihr Wirken. Erforderlich ist die Errichtung eines stillen und weiten Bewusstseins am Grunde der ganzen Natur, so dass, wenn das niedere Wesen zum Vorschein kommt, es nicht einem Angriff oder Kampf gleichzusetzen ist, sondern als ob ein Meister der Kräfte die Mängel des gegenwärtigen Getriebes sieht und Schritt für Schritt das Nötige tut, um sie zu beheben und zu wandeln.

Wenn ich dich recht verstehe, besteht die von dir erwähnte Methode darin, die Schwierigkeiten aufzuwühlen zu dem Zweck, sie kennenzulernen und zu erschöpfen oder zu vernichten. Wenn man einmal den Yoga aufgenommen hat, ist es unvermeidlich, dass sich Schwierigkeiten erheben, und das bleibt so, solange noch irgendein Rest davon im [menschlichen] System besteht. Man könnte daher zu der Annahme neigen, dass es besser sei, sie selbst alle auf einmal aufzurühren, damit die Sache ein für allemal erledigt ist. Aber wenn das auch in einigen Fällen erfolgreich sein mag, ist es nicht einmal im [äußeren] mentalen und vitalen Leben eine sichere und zuverlässige Methode. Eine Erschöpfung [der Schwierigkeiten] ist natürlich unmöglich; das, was die Schwierigkeiten schafft, sind kosmische Kräfte, Kräfte der kosmischen Unwissenheit, die nicht erschöpft werden können. Die Menschen sprechen von Erschöpfung, weil diese Kräfte nach einiger Zeit ihre Intensität einbüßen und verfallen; ihre Erschöpfung ist aber nur durch die Kraft der Zurückweisung des purusa möglich und mit Hilfe des Göttlichen Eingreifens, das diese Zurückweisung unterstützt und die Schwierigkeit, jedes Mal wenn sie sich zeigt, zerstört oder auflöst. Selbst dann ist die Befreiung von Schwierigkeiten mit einem Schlag selten möglich; etwas davon bleibt oder kehrt zurück, bis plötzlich ein endgültiges göttliches Eingreifen oder eine Wandlung des Bewusstseins stattfindet, wodurch die Rückkehr der Schwierigkeit unmöglich wird. Immerhin, im Mental und Vital kann es geschehen.
Im Physischen ist es viel gefährlicher, weil das, was hier angegriffen wird, der physische adhara selbst ist, und eine zu große Menge von physischen Schwierigkeiten kann zerstören oder unfähig machen oder auf die Dauer schädigen. Das einzige, was man hier tun kann, ist das physische Bewusstsein bis hinab zu den allerstofflichsten Teilen der [Göttlichen] Macht zu öffnen, es daran zu gewöhnen, dass es darauf reagiert und ihr gehorcht und für jede sich erhebende physische Schwierigkeit die Göttliche Kraft einsetzt oder ruft, um die angreifende Kraft hinauszustoßen. Die physische Natur besteht aus Gewohnheiten; aus Gewohnheit reagiert sie auf die Kräfte der Krankheit; man muss sie veranlassen, die gegenteilige Gewohnheit anzunehmen und allein auf die Göttliche Kraft zu reagieren. Das gilt natürlich nur, solange ein höchstes Bewusstsein, das Krankheit nicht kennt, noch nicht herabgekommen ist.

Sicher ist es möglich, Kräfte von unten heraufzuziehen. Es können die verborgenen göttlichen Kräfte von unten sein, die durch deinen Sog emporsteigen, und diese Aufwärtsbewegung ergänzt dann die Bewegung und Bemühung der göttlichen Kraft von oben, was besonders dazu beiträgt, sie in den Körper zu bringen. Es können aber auch die dunklen Kräfte von unten sein, die auf den Ruf reagieren, und dann hat diese Art des Herbeiziehens [der Kräfte] entweder tamas oder eine Störung zur Folge – manchmal Unmengen von Trägheit oder eine gewaltige Umwälzung und Störung.
Das niedere Vital ist eine sehr dunkle Ebene und kann nur dann mit Gewinn voll geöffnet werden, wenn sich die anderen Ebenen darüber weit dem Licht und Wissen aufgetan haben. Jemand, der sich auf das niedere Vital ohne diese höhere Vorbereitung und ohne Wissen konzentriert, wird voraussichtlich in heillose Verwirrung geraten. Das bedeutet nicht, dass Erfahrungen dieser Ebene nicht schon früher kommen können oder sogar zu Beginn; tatsächlich kommen sie von selbst, es sollte ihnen jedoch keine zu große Wichtigkeit beigemessen werden.

Wenn du in die niederen Ebenen oder Teile deiner Natur hinabsteigst, musst du immer darauf achten, eine wachsame Verbindung mit den höheren, bereits neu geformten Bewusstseinsebenen aufrechtzuerhalten und durch sie das Licht und die Reinheit in diese niederen, noch nicht erneuerten Bereiche herabzubringen. Ohne diese Wachsamkeit wird man von der unregenerierten Bewegung der niederen Schichten ganz in Anspruch genommen, und es stellen sich Trübung und Störung ein.
Der sicherste Weg ist der, im höheren Teil des Bewusstseins zu verbleiben und von dort zur Wandlung des niedrigeren einen Druck auszuüben. Auf diese Weise kann es geschehen, nur musst du wissen, wie man das bewerkstelligt und zur Gewohnheit werden lässt. Wenn du die Kraft hast, dies zu tun, macht es den Fortschritt einfacher und weniger leidvoll.

Es kann kein Zweifel bestehen, dass du hindurchzugehen vermagst – jeder hat diese Kämpfe auszufechten; um hindurchzugehen sind Aufrichtigkeit und Ausdauer erforderlich.
Es hat keinen Sinn, diese Kämpfe heraufzubeschwören, wie es viele tun, oder sie sogar anzunehmen, um sie auszufechten, denn sie wiederholen sich ständig. Nur dann, wenn sie nicht vermieden werden können, hat man ihnen die Stirn zu bieten. Man kommt nicht gänzlich ohne sie durch, besonders in einem frühen Stadium des Yoga; wenn du dich ihnen aber ruhig entziehen kannst, ist das bereits ein Vorteil. Ruhig zu werden und ruhig den wahren seelischen Zustand zurückzurufen, bis er etwas Normales wird und den Kampf entweder ausschließt oder verringert – das ist der beste Weg für den Fortschritt.

Es ist besser, durch eine ruhige Zurückweisung und ein ruhiges Wachsen im Bewusstsein voranzukommen und keinen Kampf heraufzubeschwören; wenn dir aber ein Kampf aufgezwungen wird, dann begegne ihm mit Ruhe und Mut.

Es ist die alte Gewohnheit des äußerlichen Bewusstseins, von der es nicht befreit werden will. Zwar wirkt die [Yoga-] Kraft, bis dieser Wille, die alten Bewegungen zu wiederholen, verbannt ist, doch nur unter Schwierigkeiten und im Hintergrund, statt das frontale Bewusstsein miteinzubeziehen, was der Fall wäre, wenn auch in der äußeren Natur ein Aufstieg zu verzeichnen wäre. Auch besteht die alte, beharrliche Gewohnheit, die Schwierigkeiten aufzuwühlen und sie hervorzuheben, statt sie zurückzuweisen – die falsche Idee, dass der einzige Weg, sich von ihnen zu befreien, darin besteht, sie anzunehmen, zu billigen und auf ihrem Vorhandensein zu bestehen. Ich habe dir bereits gesagt, dass das nicht der Weg ist und nur den Kampf verlängert.

Es ist nichts dagegen einzuwenden, die Sadhana auszuüben; sie muss aber ruhig ausgeübt werden, ohne ständigen Kampf und ständige Unruhe – man darf nicht daran Anstoß nehmen, wenn es lange dauert, und darf nicht in einen immerwährenden Rhythmus des „Kämpfens gegen Schwierigkeiten“ geraten. Das ist meine Meinung.

Dagegen ist nichts einzuwenden – es ist eine sehr gute Sache, die Arbeit im höheren Bewusstsein aufrechtzuerhalten. Es ist wirksamer, als die ganze Zeit mit den niederen Kräften zu ringen.

Es gibt höhere und niedrigere Kräfte – die letzteren müssen durch den Kontakt mit den höheren abgebaut werden, und dabei treten sie manchmal hervor und manchmal verschwinden sie, bis es um sie geschehen ist. Es ist nicht notwendigerweise auf einen Fehler oder ein Verschulden zurückzuführen, wenn sie sich erheben.

Mir ist kein Fall bekannt, dass sich die niederen Kräfte nicht erhoben hätten. Wenn das geschehen würde, wäre es das erste Mal in der menschlichen Geschichte.

All diese Schwierigkeiten verschwinden mit Sicherheit rechtzeitig unter dem Einwirken der [Yoga-] Kraft. Sie erheben sich, denn wenn das nicht der Fall wäre, wäre das Einwirken nicht vollkommen – man muss allem entgegentreten und es abbauen, damit nichts zurückbleibt, was später dann aufsteigen könnte. Das seelische Wesen selbst kann das Licht bringen, wodurch das volle Bewusstsein kommt und nichts in der Finsternis bleibt.

Alles kommt zu seiner Zeit. Man muss ruhig und stetig weitergehen, das höhere Bewusstsein wachsen lassen, bis es vom vitalen und physischen Teil Besitz ergreift.

6. Abschnitt
Sobald sich eine Schwäche zeigt, solltest du sie als Gelegenheit betrachten, um zu erfahren, was noch getan werden muss, und die Stärke in diesen Teil herabrufen. Verzagtheit ist nicht der richtige Weg, dem zu begegnen.

Was immer du erlebst, lass dich nicht stören oder deprimieren. Wenn man einen Defekt sieht, muss man ihn mit äußerster Ruhe betrachten und nach mehr Kraft und Licht rufen, um sich davon zu befreien.

Fehler sind immer möglich, solange irgendein Teil des Mentals (selbst sein unterbewusster Teil) nicht gründlich gewandelt ist. Man braucht sich dadurch nicht beunruhigen zu lassen.

Natürlich darf man keinen Fehler begehen, nur damit er sich zeigt, und man darf auch den einmal gemachten Fehler nicht akzeptieren – wenn er sich aber zeigt, sollte man sich das zunutze machen, um ihn zu wandeln.

Ein Vorkommnis dieser Art sollte immer als Gelegenheit zur Selbsteroberung betrachtet werden. Setze deinen Stolz und deine Würde darein, dich nicht von den Leidenschaften überwältigen zu lassen, sondern sie zu beherrschen.

Lass dich von diesen kleinen Dingen weder erschüttern noch berühren. Betrachte die Dinge von einem inneren Standpunkt aus und versuche, aus allem was geschieht Nutzen zu ziehen. Wenn du einen Fehler machst, verzage deshalb nicht, mache ihn dir vielmehr zunutze, indem du seine Ursache erkennst und in Zukunft die richtige Bewegung aufnimmst. Das aber kannst du nur dann tun, wenn du ihn ruhig von deinem inneren Wesen her betrachtest, ohne besorgt oder beunruhigt zu sein.

Warum sich über diese geringfügigen Dinge erregen oder sich durch sie stören lassen? Wenn du ruhig bleibst, werden die Dinge viel leichter vorbeigehen, und wenn eine Schwierigkeit auftaucht, wirst du mit ruhigem Mental, das dem Frieden und der Macht geöffnet ist, leichter einen Weg finden, der herausführt. Das ist das Geheimnis des Fortschritts, nicht zuzulassen, dass Dinge oder Geschehnisse, selbst echte Fehler dich beunruhigen, vielmehr sehr ruhig zu bleiben, dich der Macht anzuvertrauen, damit sie dich leite und die Dinge mehr und mehr in Ordnung bringe. Wenn man das tut, werden die Dinge tatsächlich immer besser in Ordnung gebracht, und selbst die Schwierigkeiten und Fehler werden ein Mittel zum Lernen und Stufen für den Fortschritt.

Dass du diesen Frohsinn immer bewahren mögest, das ist es, was wir wünschen. Es ist das Glück der Seele, die ihren Weg gefunden hat und die sich dessen sicher ist, welcher Art die Schwierigkeiten auch seien, dass sie vorwärts geleitet wird und das Ziel erreicht. Wenn ein Sadhak sich dessen immerfort bewusst ist, wissen wir, dass er die schlimmste Schwierigkeit überwunden hat und nun auf dem sicheren Pfad gefestigt ist.

Du fragst, wie du das Unrecht, das du anscheinend begangen hast, wieder gutmachen kannst. Vorausgesetzt dass es so ist, wie du sagst, scheint mir die Wiedergutmachung genau darin zu bestehen, dich zu einem Gefäß für die Göttliche Wahrheit und Liebe zu machen. Und die ersten Schritte in dieser Richtung liegen in einer völligen Selbst-Weihung und Selbst-Läuterung, einem gänzlichen Sich-Öffnen gegenüber dem Göttlichen und in der Zurückweisung all dessen, was der Vollendung im Wege steht. Eine andere Wiedergutmachung eines Fehlers gibt es im spirituellen Leben nicht – keine andere, die voll wirksam wäre. Zu Beginn sollte man um keinen anderen Gewinn, kein anderes Ergebnis bitten als um dieses innere Wachsen, diese innere Wandlung – denn sonst setzt man sich schweren Enttäuschungen aus. Erst wenn man selbst frei ist, kann man andere befreien, und im Yoga ist es die innere Bewältigung, aus welcher der Sieg hervorgeht.

Es wäre leichter, dich von falschen Bewegungen zu befreien, wenn du einen gefestigten Frieden und Gleichmut in jenen Teil des Wesens herabbrächtest. Dann würden solche Bewegungen eher automatisch zurückgewiesen und tapasya wäre nicht so sehr vonnöten.

Wenn ein Teil in dir die Ruhe bewahrt – das innere Wesen –, dann kannst du dich mit dem Übrigen auseinandersetzen. Lass also nicht zu, dass das Vital aus der Fassung gerät und die Störung das innere Selbst verhüllt, das ist das Wichtigste. Halte immer die Zurückweisung aufrecht.

Erforderlich ist einfach eine stetige und ruhige Zurückweisung und ein ruhiges und stetiges Herabrufen der wahren Kraft. Diese ganze emotionelle Erregbarkeit muss besänftigt werden, denn dadurch wird das Vital diesen Kräften geöffnet. Wenn es nicht so wäre, könnten alle Fehler der Natur ruhig beobachtet und ruhig behoben werden.

Sicher, alle erdenkliche Hilfe wird dir zuteil werden. Was die Methode anbelangt, so sind immer zwei Wege möglich – der eine besteht darin, die Schwierigkeit in ihrem eigenen Feld zu überwinden, der andere, die innere Verwirklichung zu entwickeln, bis sie so stark ist, dass die Wurzeln, von denen du sprichst, keinen Halt mehr haben, um sich festzuklammern, und sich durch eine spontane seelische Wandlung leicht loslösen.

Es ist das wahre Bewusstsein, das innerlich reift, welches die Macht verleiht. In dem Maße, in dem es wächst, werden diese vitalen Kräfte mehr und mehr nach außen gedrängt und der Natur entfremdet. Nur durch die Macht der vergangenen Gewohnheit erheben sie sich wieder.

Die eigenen Schwächen und falschen Bewegungen zu erkennen und sich von ihnen abzuwenden ist der Weg, sich von ihnen zu befreien.
Es ist ein ausgezeichneter Grundsatz, über niemanden zu urteilen, außer über sich selbst, bis man die Dinge mit ruhigem Mental und ruhigem Vital betrachten kann. Erlaube auch weder deinem Mental, sich aufgrund einer gewissen äußeren Erscheinungsform ein voreiliges Bild zu machen, noch deinem Vital [aufgrund dieser Meinung], auf sie einzuwirken.
Es gibt im inneren Wesen einen Ort, an dem man immer still bleiben und von wo man mit Ausgeglichenheit und Einsicht auf die Störungen des Oberflächen-Bewusstseins blicken und darauf einwirken kann, um es zu verändern. Wenn du lernen kannst, in dieser Stille des inneren Wesens zu leben, hast du eine feste Grundlage gefunden.

Was du schreibst, ist ohne Zweifel richtig, und es ist notwendig, es so zu sehen, um fähig zu sein, die wahre, für die Sadhana notwendige Haltung zu verstehen und zu erfassen. Doch darf man wie gesagt nicht betrübt oder niedergeschlagen sein, wenn man die Schwäche, die der menschlichen Natur innewohnt, und die Schwierigkeit, sich davon zu befreien, wahrnimmt. Die Schwierigkeit ist natürlich, denn sie besteht schon seit Tausenden von Leben und ist die eigentliche Natur der vitalen und mentalen Unwissenheit im Menschen. Es überrascht nicht, dass sie die Macht besitzt, sich anzuklammern, und dass es lange dauert, bis sie verschwindet. Aber es gibt ein wahres Wesen und ein wahres Bewusstsein in uns, die durch die Oberflächen-Gestaltungen der Natur verdeckt sind und, wenn sie einmal hervorgetreten sind, diese [Oberflächen-Gestaltungen] abzuschütteln vermögen. Wenn man die richtige Haltung der selbstlosen inneren Weihung einnimmt und darin trotz der störenden Wiederholungen der Oberflächennatur verharrt, ermöglicht man es diesem inneren Wesen und Bewusstsein hervorzutreten und befreit mit der in ihnen wirkenden Kraft der Mutter das Wesen von jeder Wiederkehr der Bewegungen der alten Natur.

Lass den Frieden und das Selbstgeben stärker werden, bis sie auch jene Teile erfassen, in denen es Unvollkommenheiten gibt, damit sie davon befreit werden. Was die Unvollkommenheiten anbelangt, so ist es richtig, sich durch sie nicht beunruhigen zu lassen; man muss sich ihrer nur bewusst sein und den steten und ruhigen Willen haben, dass sie verschwinden sollten.

Wenn du in einem voll bewussten Zustand verbleibst, sollte die Läuterung deiner Natur nicht schwierig sein – später kann die positive Arbeit der Umwandlung in ein vollkommenes Instrument in Angriff genommen werden.

Natürlich, Bewusstsein wächst in dem Maß, wie das Offen-sein zunimmt, und eines der Ergebnisse des [anwachsenden] Bewusstseins ist, fähig zu sein, in sich selbst hineinzublicken – nicht nur die Schwächen zu sehen, sondern das ganze Spiel der Kräfte. Nur sieht man im richtigen Bewusstsein die Schwächen in einer nicht so persönlichen Weise, als dass man sich entmutigen ließe. Man muss sie als ein Spiel der Natur betrachten, der mentalen, vitalen und physischen Natur, welche allen menschlichen Wesen gemein ist – so muss man sie sehen, muss ruhig und losgelöst bleiben, die Kraft und das Licht der Mutter rufen, damit sie dieses fehlerhafte Spiel in die wahre Natur umwandle, darf nicht ungeduldig werden, wenn es nicht sofort geschieht, sondern muss stetig fortschreiten und der Wandlung Zeit lassen. Die volle Wandlung kann tatsächlich nicht kommen, solange nicht alles bereit ist für die Herabkunft eines größeren, stilleren und weiteren Bewusstseins von oben – das aber ist nur dann möglich, wenn das gewöhnliche Bewusstsein gründlich dafür vorbereitet wurde.
Intensive Liebe und bhakti kommen nicht sofort. Sie kommen in dem Maß, in dem die Macht der Seele im Wesen mehr und mehr zunimmt. Es ist aber richtig, danach zu streben, und das wahre Streben wird mit Sicherheit erfüllt werden. Stetig vorwärtszuschreiten in Ruhe, Freude und Vertrauen, das ist die hilfreichste Haltung. Höre nicht auf gegenteilige Einflüsterungen von außen.

Das Erkennen der Göttlichen Macht und das Abstimmen der eigenen Natur darauf ist nicht möglich, ohne die Unvollkommenheiten in dieser Natur zu erkennen; doch ist es eine falsche Haltung, sie [die Unvollkommenheiten] oder die Schwierigkeiten, die durch sie ausgelöst werden, zu sehr zu betonen oder wegen der Schwierigkeiten, die man erfährt, dem Göttlichen Wirken zu misstrauen oder, die dunkle Seite der Dinge fortwährend hervorzuheben. Dies zu tun mehrt die Kraft der Schwierigkeiten und verleiht den Unvollkommenheiten ein größeres Recht fortzubestehen. Ich beharre nicht auf einem Optimismus á la Coué, obwohl übermäßiger Optimismus hilfreicher ist als übermäßiger Pessimismus; jener von Coué hat die Tendenz, Schwierigkeiten zu verhüllen, und außerdem sollte man in allen Dingen immer ein gewisses Maß einhalten. Bei dir aber besteht nicht die Gefahr, dass du sie verhüllst und dich mit einer zu optimistischen Betrachtungsweise Illusionen hingibst; ganz im Gegenteil, du betonst stets zu sehr die Schattenseiten und intensivierst sie dadurch und blockierst deine Fluchtwege in das Licht. Glaube, mehr Glaube! Glaube an deine Möglichkeiten, Glaube an die Macht, die hinter dem Schleier wirkt, Glaube an das Werk, das getan werden muss, sowie an die dargebotene Führung.
Es gibt kein hohes Bestreben, am wenigsten im spirituellen Bereich, das nicht schwere Hemmnisse von sehr beharrlicher Art hervorruft. Sie sind sowohl von innerlicher als auch von äußerlicher Art, und es kann, obwohl sie im großen und ganzen grundsätzlich für alle gleich sind, ein großer Unterschied in ihrem Schwergewicht oder ihrer äußeren Form bestehen. Die einzig wirkliche Schwierigkeit jedoch ist die Abstimmung der [eigenen] Natur auf das Wirken des Göttlichen Lichtes und der Göttlichen Macht. Löse dieses Problem und alle anderen werden entweder verschwinden oder einen untergeordneten Platz einnehmen; und selbst jene Schwierigkeiten von mehr allgemeinem Charakter, die anhaltender sind, weil sie dem Werk der Umwandlung innewohnen, werden nicht so schwer wiegen, weil das Gefühl der stützenden Kraft und eine größere Macht vorhanden sein werden, die ihrer Bewegung folgen.

Nun ja, das stimmt. Die Schwierigkeit der Schwierigkeiten ist selbstgeschaffen; ein Knäuel von Unwissenheit; wenn eine bestimmte innere Erkenntnis das Knäuel entwirrt, ist die schlimmste Schwierigkeit überstanden.

Es ist notwendig, dass du die falschen Bewegungen in dir beobachtest und erkennst; denn sie sind die Quelle deiner Unruhe und müssen beharrlich zurückgewiesen werden, wenn du frei sein willst.
Denke aber nicht immer an deine Mängel und falschen Bewegungen. Konzentriere dich lieber auf das, was du sein willst, auf das Ideal, und da es das vor dir liegende Ziel ist, glaube daran, dass du es erreichen wirst und musst.
Fehler und falsche Bewegungen immer zu beobachten führt zu Niedergeschlagenheit und erschüttert den Glauben. Richte dein Augenmerk mehr auf das kommende Licht und weniger auf irgendeine augenblickliche Finsternis. Glaube, Frohsinn und Vertrauen auf den höchsten Sieg sind Dinge, die helfen – sie erleichtern und beschleunigen den Fortschritt.
Nütze deine guten Erfahrungen besser aus; eine einzige Erfahrung dieser Art ist wichtiger als die Entgleisungen und Fehlschläge. Wenn sie [die gute Erfahrung] aufhört, beklage dich nicht, lass dich nicht entmutigen, sondern sei innerlich ruhig und strebe nach ihrer Erneuerung in stärkerer Form, die zu einer noch tieferen und volleren Erfahrung führen wird.
Strebe immer, aber mit Ruhe – öffne dich dem Göttlichen, einfach und ganz.

Die Mängel sollten bemerkt und zurückgewiesen werden, die Konzentration aber sollte positiv sein – auf das gerichtet, was du sein willst, zum Beispiel eher auf die Entwicklung des neuen Bewusstseins als auf diese negative Seite.

Du musst dir der falschen Bewegungen bewusst sein, darfst dich aber nicht ausschließlich damit beschäftigen.

Es [die Projizierung vom Mental in das Vital] geschah deshalb, weil du zu sehr mit den Schwierigkeiten deiner Natur beschäftigt warst. Es ist immer besser, auf die gute Seite der Dinge in sich einzugehen. Ich meine nicht in einer egoistischen Weise, sondern mit Glauben und freudigem Vertrauen, indem du die positive Erfahrung herabrufst, wofür deine Natur bereits fähig ist, so dass durch ein immerwährendes echtes Wachsen all das zurückgewiesen wird, was zurückgewiesen werden muss. Man wird aber tatsächlich oft in einem frühen Stadium in vitale Schwierigkeiten versetzt, und dann muss man, statt den Weg vom Mental (über das Herz) in die Seele zu nehmen, durch das aufgewühlte Vital hindurch.

Es [das Zurückverfolgen des Weges vom Vital in die Seele] kann dann geschehen, wenn du dich von der Vorstellung deiner Schwierigkeiten nicht zu sehr in Anspruch nehmen lässt und dich auf wirklich hilfreiche und positive Dinge konzentrierst. Sei freudig und vertrauensvoll. Zweifel, Begehren und Co. sind vorhanden, ganz sicher, doch ist auch das Göttliche in dir. Öffne deine Augen und schau, schau bis der Schleier zerrissen ist und du IHN oder SIE erblickst.

Von Schwierigkeiten und Verworrenheit kann man sich niemals mit Hilfe des Mentals befreien, das darüber nachgrübelt und auf diese oder jene Weise versucht, aus ihnen herauszukommen; diese Gewohnheit des Mentals [zu grübeln] lässt sie nur wiedererstehen, ohne eine Lösung zu schaffen, und erhält sich am Leben, indem sie das hartnäckige Durcheinander fördert. Die Lösung muss durch etwas kommen, das über und außerhalb des Durcheinanders steht. Die Schwierigkeit des physischen Mentals – nicht der wahren denkenden Intelligenz – besteht darin, dass es nicht an dieses größere Bewusstsein außerhalb seiner selbst glauben will, weil es sich dessen nicht bewusst ist; und es bleibt in sich wie in einer Schachtel verschlossen und lässt das Licht, das es umgibt und eintreten will, nicht ein. Es ist ein subtiles Gesetz des Wirkens des Bewusstseins, dass, wenn du Schwierigkeiten betonst – du musst sie natürlich beobachten, aber kein Aufhebens davon machen, denn das tun sie zur Genüge selbst –, sie dazu neigen, sich festzuklammern oder gar zu vermehren; wenn du im Gegenteil dein ganzes Gewicht auf Glauben und Streben legst und dich auf das konzentrierst, wonach du strebst, dann wird das früher oder später dazu neigen, sich zu verwirklichen. Diese Verlagerung des Schwergewichtes, die Wandlung in der Haltung und Einstellung des Mentals ist der hilfreichere Vorgang.
Was die Einzelheiten anbelangt, so ist die Methode des Mentals, das sich auf Einzelheiten konzentriert und versucht, sie in Ordnung zu bringen, langsam und schleppend; es muss getan werden, aber wie ein untergeordneter Vorgang, nicht als der hauptsächliche. Wenn die Methode überhaupt Erfolg hat, dann deshalb, weil nach einer Zeit des Kampfes und der Anspannung etwas befreit wird, ein Sich-Öffnen stattfindet, das größere Bewusstsein durchdringt und ein gewisses allgemeines Ergebnis zeitigt. Aber der Fortschritt ist viel rascher, wenn man das Sich-Öffnen zur Hauptsache machen kann und die Auseinandersetzung mit den Einzelheiten zu etwas, was daraus hervorgeht und zweitrangig ist. Wenn dieses Sich-Öffnen besteht, kann ein wesentlicher (und daher allgemeiner) Fortschritt erzielt werden und, wie du selbst sagst, „sich in Einzelheiten ausdrücken und übertragen“. Das Mental versucht immer, sich mit Einzelheiten auseinanderzusetzen und aus ihnen ein allgemeines Ergebnis zu konstruieren; das [Bewusstsein] hingegen, das über dem Mental ist, und sogar die besten Mächte der höheren Mental-Ebenen neigen eher dazu, eine essentielle Wandlung zu bewerkstelligen, und diese sich in den erforderlichen Einzelheiten ausdrücken oder übertragen zu lassen.
Ich möchte jedoch hinzufügen, dass die essentielle Wandlung auch empfunden werden kann, ohne dass sie sich in Einzelheiten ausdrückt; zum Beispiel kann man einen weiten, schweigenden Frieden oder ein Stadium von Freiheit und Freude fühlen und still und sicher darin verharren, ohne das Bedürfnis zu haben, sie in mannigfache Einzelheiten zu übertragen, um den erzielten Fortschritt zu spüren.
Das ist nicht Theorie, sondern eine ständige Erfahrung und, wenn sie eintritt, sogar eine sehr greifbare Erfahrung, dass sich über uns, über dem Bewusstsein im physischen Körper, gleichsam eine große, stützende Weite von Frieden, Licht, Macht und Freude befindet; wir können sie wahrnehmen und in das physische Bewusstsein herabbringen, sie kann bestehen bleiben – anfangs für eine gewisse Zeit, später häufiger und für längere Zeit und zuletzt für immer – und die gesamte Grundlage unseres täglichen Bewusstseins verändern. Noch bevor wir sie über uns wahrnehmen, können wir plötzlich fühlen, wie sie herabkommt und in uns eindringt. Erforderlich ist das Streben nach einem ruhigen Mental, so dass das Sich-Öffnen möglich wird. Ein beruhigtes Mental (nicht notwendigerweise reglos und schweigend, obwohl es gut ist, wenn man das nach Belieben haben kann) und ein beharrliches Streben im Herzen sind die beiden hauptsächlichen Schlüssel zum Yoga. Es mit Hilfe eines aktiven Mentals zu tun, ist ein viel langsamerer Prozess und führt nicht von sich aus zu entscheidenden Ergebnissen. Der Unterschied ist damit zu vergleichen, dass man sich einer Sache auf geradem Weg nähert oder auf ständigen Kreisen, Spiralen und Schlangenlinien.

Die negativen Mittel sind nicht schlecht; sie sind nützlich für ihr Ziel, das darin besteht, sich vom Leben abzuwenden. Vom positiven Standpunkt aus betrachtet sind sie jedoch nachteilig, denn durch sie befreit man sich von den Kräften des Wesens, statt sie für die Umwandlung des Lebens zu vergöttlichen.

Mit negativ meine ich lediglich die Unterdrückung der Begierden, falschen Bewegungen und des Egoismus; mit positiv meine ich das Herabbringen von Licht, Frieden und Reinheit von oben in jene Teile. Ich meine nicht, dass diese Bewegungen nicht zurückgewiesen werden sollen – es sollte aber nicht die ganze Energie nur auf die Zurückweisung verwendet werden. Sie muss auch auf die positive Ersetzung der falschen Bewegungen durch das höhere Bewusstsein gerichtet werden. Je mehr sich dieses Bewusstsein ausbreitet, desto leichter wird auch die Zurückweisung sein.

Die Aussage2 ist eine allgemeine und wie alle allgemeinen Aussagen aufgrund der jeweiligen Umstände einer Einschränkung unterworfen. Meine Absicht war, das zu missbilligen, was manche tun, nämlich immer nur ihre Schwierigkeiten und Mängel zu betonen, da sie sich dadurch wie Eichhörnchen in einem Käfig immer im gleichen Kreis von Schwierigkeiten drehen, ohne dass das geringste Licht durch die Wolken bricht. Der Satz wäre genauer oder allgemein anwendbar, wenn es hieße: „zu sehr“ oder „ausschließlich aufhalten“. Natürlich kann ohne Zurückweisung nichts geschehen. Und in schweren Zeiten oder Augenblicken ist eine Konzentration auf die Schwierigkeiten unerlässlich. Auch in den frühen Stadien [der Sadhana] ist oft eine große Läuterungsarbeit zu leisten, damit man dem Weg überhaupt zu folgen vermag.

Wenn eine Unvollkommenheit besteht, muss man sie erkennen. Man muss lernen, im inneren Selbst zu leben und von dort her die Unvollkommenheit zu sehen und zu wandeln.

Von den Schwierigkeiten nicht berührt oder beunruhigt zu werden, sich von ihnen getrennt zu fühlen, ist der erste Schritt zur Freiheit.

In der Auseinandersetzung mit deinen Schwierigkeiten und den dich anfechtenden falschen Bewegungen machst du vermutlich den Fehler, dich zu sehr mit ihnen zu identifizieren und sie als Teil deiner eigenen Natur zu betrachten. Du solltest dich eher von ihnen zurückziehen, loslösen, trennen, sie als Bewegungen der universalen, niederen, unvollkommenen und ungeläuterten Natur betrachten, als Kräfte, die in dich eindringen und versuchen, dich zu einem Instrument ihres Selbstausdrucks zu machen. Wenn du dich auf diese Weise loslöst und trennst, wird es dir eher möglich sein, einen Teil deines Wesens zu entdecken und immer stärker darin zu leben – dein inneres oder seelisches Wesen, das von diesen Bewegungen weder angefochten noch gestört wird, sie als fremd empfindet, ihnen automatisch die Zustimmung verweigert und sich immer den göttlichen Kräften und höheren Bewusstseinsebenen zugewandt oder sich mit ihnen in Kontakt fühlt. Entdecke diesen Teil deines Wesens und lebe in ihm; die Fähigkeit, das zu tun, ist die wahre Grundlage im Yoga.
Wenn du dich auf diese Weise zurückziehst, ist es auch leichter, hinter dem Ringen an der Oberfläche in dir selbst eine ruhige Ausgeglichenheit zu finden, in der du wirksamer die Hilfe zu deiner Befreiung herbeirufen kannst. Die Gegenwart und Ruhe, der Friede, die Reinheit, die Kraft, das Licht, die Freude und Weite des Göttlichen warten über dir darauf, in dich herabzukommen. Entdecke diese Ruhe im Hintergrund, wodurch dein Mental ruhiger wird; und über das ruhige Mental kannst du zunächst die Reinheit und den Frieden herabrufen und später die göttliche Kraft. Wenn du zu fühlen vermagst, wie dieser Friede und diese Reinheit in dich herabkommen, kannst du sie immer wieder herabrufen, bis sie sich zu festigen beginnen; du wirst auch fühlen, wie die [Göttliche] Kraft in dir wirkt, um diese Bewegungen zu verändern und das Bewusstsein umzuwandeln. In diesem Wirken nimmst du die Gegenwart und Macht der Mutter wahr. Ist das einmal geschehen, ist alles Übrige eine Frage der Zeit und fortschreitenden Entfaltung der wahren und göttlichen Natur in dir.

Er kann mit seiner Bemühung fortfahren und uns wissen lassen, ob irgendein Ergebnis erzielt wurde. Die Schwierigkeiten, die sich in ihm erhoben haben, sind durchaus üblich und eine natürliche Reaktion auf seine Bemühung. Es ist normal, dass sich diese Widerstände erheben, denn sie müssen sich offenbaren, damit man sich mit ihnen auseinandersetzen und sie hinaus stoßen kann. Wenn er durchhält, wird das früher oder später geschehen. Es ist aber das beste, nicht mit Widerständen zu ringen, sondern sich von ihnen loszulösen, sie als Betrachter zu beobachten, diese Bewegungen zurückzuweisen und die Göttliche Macht zu rufen, damit sie sie beseitige. Die Überantwortung der [menschlichen] Natur ist keine einfache Sache und kann lange Zeit beanspruchen; die Überantwortung des Selbstes ist leichter, sofern man sie vollziehen kann, und wenn das einmal geschehen ist, wird die [Überantwortung] der Natur früher oder später folgen. Hierfür aber ist es notwendig, sich vom Wirken der prakrti loszulösen und sich als etwas Gesondertes zu betrachten. Die Bewegungen als Betrachter zu beobachten, ohne entmutigt oder beunruhigt zu sein, ist der beste Weg, die notwendige Loslösung und Trennung zu bewerkstelligen. Das würde auch dazu beitragen, die Empfangsbereitschaft für alle gewährte Hilfe zu erhöhen und das Vertrauen zu erwecken.

Zur Wandlung der Natur: Der erste Schritt besteht darin, sich der alten Oberflächennatur bewusst zu werden und sich von ihr zu trennen. Denn diese rajasisch-vitale Natur ist eine Oberflächenschöpfung der prakrti, sie ist nicht das wahre Wesen; wie ausdauernd sie auch erscheint, so ist sie doch nur eine vorübergehende Kombination von vitalen Bewegungen. Dahinter steht das wahre mentale und vitale Wesen, das von der Seele gestützt wird. Das wahre Wesen ist ruhig, weit und voller Frieden. Indem man sich [von der Oberflächennatur] zurückzieht und sich von ihr loslöst, schafft man die Möglichkeit, im Frieden dieses inneren purusa zu leben und nicht länger mit der Oberflächen-prakrti identifiziert zu sein. Später ist es viel einfacher, sich durch die Kraft der seelischen Wahrnehmung zu wandeln sowie durch den Frieden, die Macht und das Licht, die sich über dem Oberflächenwesen befinden.

Diese Dinge erheben sich, weil sie entweder im bewussten Teil des [menschlichen] Wesens als Gewohnheiten der Natur bestehen oder aber sich dort verbergen, um im geeigneten Augenblick hervorzutreten, oder weil es Suggestionen der allgemeinen oder universalen Natur sind, auf welche das persönliche Wesen reagiert. In jedem Fall erheben sie sich deshalb, damit man ihnen begegne, sie hinaus stoße und schließlich zurückweise, so dass sie die Natur nicht länger stören können. Das Ausmaß der durch sie verursachten Störung hängt von der Art und Weise ab, in der man ihnen begegnet. Als erstes hat man sich von ihnen loszulösen, sich nicht mit ihnen zu identifizieren, sie nicht länger als Teil der eigenen wirklichen Natur zu betrachten, sondern als Dinge, die einem auferlegt sind und zu denen man sagt: „Das bin nicht ich, das gehört nicht zu mir, es ist etwas, das ich völlig zurückweise“. Man beginnt im Inneren einen Teil des Wesens wahrzunehmen, der mit diesen Suggestionen nicht identisch ist, der fest bleibt und sagt: „Das kann zwar an der Oberfläche eine Störung verursachen, soll mich aber nicht berühren“. Wenn dieses getrennte Wesen innerlich wahrgenommen werden kann, ist die halbe Arbeit geschehen – Voraussetzung dafür ist ein Wille, sich von den Unvollkommenheiten der Oberflächennatur nicht nur loszulösen, sondern auch davon zu befreien.

Du musst dir immer des Selbstes bewusst bleiben; die dunkle Natur darf nicht als das Selbst empfunden werden, sondern muss als ein Instrument betrachtet werden, das mit dem Selbst in Einklang zu bringen ist.

Egoismus, Begierden, Fehler der Natur sind in jedem Menschen ziemlich die gleichen. Wenn man aber einmal beginnt, sich ihrer bewusst zu werden, und den Willen hat, sich davon zu befreien, braucht man diesen Willen nur aufrechtzuerhalten, und es besteht dann keine wirkliche Gefahr mehr. Denn wenn man auf eine Weise wie du bewusst zu werden beginnt und im Inneren etwas besteht, das alles Verborgene sich erheben lässt, so bedeutet das, dass die Gnade der Mutter über deiner Natur waltet, dass ihre Kraft wirkt und dein inneres Wesen der Kraft der Mutter hilft, dich von diesen Dingen zu befreien. Sei daher nicht bekümmert, mutlos oder voll Furcht, sondern betrachte alles, was kommt, mit Ruhe und habe den Willen, dass es völlig und für immer verschwinde. Durch das Wirken der Kraft der Mutter und das seelische Wesen, das diese Kraft unterstützt, kann alles geschehen, und es wird mit Sicherheit alles geschehen. Diese Läuterung findet deshalb statt, damit in Zukunft keine Störung entsteht, wie es bei manchen der Fall war, die nicht geläutert waren – damit das höhere Bewusstsein in eine geläuterte Natur eintreten und die innere Umwandlung gesichert vonstatten gehen kann. Mach daher weiter und verlass dich voller Glauben und Vertrauen auf die Mutter.

Alles, was du hier geschrieben hast, ist vollkommen richtig. Indem man sich von diesen Kräften loslöst, von ihnen weder angezogen noch beunruhigt wird, erlangt man die Freiheit, nimmt ihre Falschheit und Unvollkommenheit wahr und ist fähig, sich über sie zu erheben und sie zu überwinden. Das Bewusstsein, das sich bei dir zeigt, kann entweder die Seele oder das spiritualisierte Mental sein – wahrscheinlich ist es das erstere.

Was die Mutter meinte war weder eine Selbst-Analyse noch eine Selbst-Sektion – das sind mentale Dinge, die sich mit dem Unbelebten befassen oder das Lebendige töten –, es sind nicht spirituelle Methoden. Die Mutter meinte nicht Analyse, sondern Selbstbetrachtung, ein Sehen aller lebendigen Bewegungen des Wesens und der Natur, eine intensive Beobachtung der Personalitäten und Kräfte, die sich auf der Bühne unseres Wesens bewegen, ihre Motive, Impulse und Fähigkeiten – eine Beobachtung, die genauso interessant ist wie das Erleben und Verstehen eines Schauspiels oder einer Erzählung, eine lebendige Schau und Wahrnehmung, wie sich die Dinge in uns abspielen, womit auch eine echte Meisterung dieses inneren Universums verbunden ist. Solche Dinge werden nur dann langweilig, wenn man sie mit dem analytischen und rationalen Verstand betrachtet, nicht aber wenn man ihnen als einer Bewegung des Lebens durch Erkennen und Intuition begegnet. Wenn du diese Betrachtungsweise übernehmen würdest (vom inneren, spirituellen und nicht vom äußeren, intellektuellen und ethischen Standpunkt aus), dann wäre es verhältnismäßig einfach für dich, aus deinen Schwierigkeiten herauszukommen; du würdest zum Beispiel sofort erkennen, woher dieser irrationale Impuls zu fliehen stammt, und er hätte keine Gewalt mehr über dich. Natürlich geschieht all das am besten dadurch, dass du dich vom Spiel deiner Natur zurückziehst und zum Betrachter-Überwacher wirst oder zum Zuschauer-Darsteller-Spielleiter. Das aber geschieht, wenn du diese selbst-betrachtende Haltung einnimmst.
Die Furcht, dass dies langweilig oder leidvoll sein wird, ist eine Idee des nicht-begreifenden Intellektes.

Du bleibst bei deiner intellektuell-ethischen Version der inneren Selbstschau? Langweilig? Polizist? Übeltäter? Großer Gott! Wenn dem so wäre, würde es keine Selbstschau mehr sein – denn in der wahren Selbstschau gibt es weder Polizei noch Übeltäter. All das gehört zum intellektuell ethischen Tugend-und-Sünde-Mechanismus, der lediglich eine mentale Konstruktion von praktischem Wert für das äußere Leben ist, nicht aber eine Wahrheit echter innerer Werte darstellt. In der wahren Selbstschau erkennen wir nur Harmonien und Disharmonien, stimmen die falschen Töne richtig und ersetzen sie durch die wahren Noten. Das aber sage ich um der Wahrheit willen, nicht um dich zu überreden, dass du dich um die Selbstschau bemühst; denn wenn es mit dieser Vorstellung geschähe, würdest du es zwangsläufig auf der Polizisten-Grundlage tun und in Schwierigkeiten geraten. Außerdem bist du im Yoga offensichtlich lieber das Piano als der Pianist, was soweit ganz in Ordnung ist, aber ein volles Selbstgeben miteinbezieht sowie die Leitung durch den höchsten Musiker und Komponisten. Möge es so sein!
Jedermann ist voll von diesen Widersprüchen, weil er, obwohl zweifelsohne eine Person, aus vielen verschiedenen Personalitäten besteht, die im Allgemeinen untereinander nicht einig sind – auch die Psychologen erkennen diese Tatsache jetzt an. Solange man nicht versucht, sie [die Personalitäten] in dem einzigen, beherrschenden Vorhaben der Gottsuche und der Hingabe an das Göttliche zu vereinen, kommen sie recht und schlecht miteinander aus – sie wechseln sich gegenseitig ab oder streiten miteinander oder wursteln sich irgendwie durch oder es übernimmt eine die Führung und zwingt die anderen sich unterzuordnen; wenn du aber einmal versuchst, sie in einem einzigen Ziel zu vereinen, wird die Schwierigkeit offenbar.

7. Abschnitt
Du solltest von äußeren Dingen nicht so abhängig sein; diese Abhängigkeit ist es, die dich den [äußeren] Umständen eine so übertriebene Wichtigkeit beimessen lässt. Ich behaupte nicht, dass die [äußeren] Umstände nicht helfen oder behindern können – aber es sind nur Umstände, und es ist nicht die grundlegende Sache, die in uns selbst ist, und ihre Hilfe oder die Behinderung durch sie sollte nicht von vordringlicher Wichtigkeit sein. Im Yoga wie bei jeder anderen großen oder ernsthaften menschlichen Bemühung gibt es zwangsläufig ein Übermaß an feindlicher Einmischung und ungünstigen Umständen, die überwunden werden müssen. Ihnen eine zu große Wichtigkeit beizumessen steigert ihren Einfluss sowie ihre Macht, sich zu vervielfältigen, es stärkt gleichsam ihr Selbstvertrauen und lässt sie die Gewohnheit annehmen, sich einzustellen. Ihnen mit Gleichmut zu begegnen – wenn man ihnen nicht die freudige Beharrlichkeit eines vertrauensvollen und entschlossenen Willens entgegensetzen kann – vermindert hingegen ihre Bedeutung und Wirkung und befreit schließlich, wenn auch nicht sofort, von ihrer Beharrlichkeit und Wiederkehr. Es ist daher ein Prinzip im Yoga, die bestimmende Macht in uns zu erkennen; denn das in Ordnung zu bringen und die innere Stärke gegen die Macht der äußeren Umstände einzusetzen, das ist die tiefere Wahrheit. Die Stärke ist vorhanden, selbst im Schwächsten; man hat sie zu entdecken, zu enthüllen, im Vordergrund zu bewahren während der ganzen Reise und der ganzen Schlacht.

Ein Verteidigungs-System [zu schaffen] bedeutet zuzugeben, dass ein Bürgerkrieg stattfindet. Vom Standpunkt des Sadhaks aus gesehen sollte man nicht zugeben, dass die Möglichkeit eines Bürgerkrieges besteht. Ein Sadhak sollte immer daran denken, dass alles von der inneren Haltung abhängt; wenn er einen vollkommenen Glauben an die Göttliche Gnade hat, wird er erkennen, dass die Göttliche Gnade ihn bei jedem Schritt das Richtige tun lässt. Er wird zum Beispiel veranlasst, aus dem Haus zu gehen, wenn es gefährlich ist, im Haus zu bleiben; und er wird im Haus bleiben, wenn es gefährlich ist hinauszugehen. Die Gnade wird ihn genau das tun lassen, was ihn der Gefahr entkommen lässt. Damit aber die Dinge auf diese Weise geschehen, musst du einen tief eingewurzelten Glauben haben, der dein ganzes Wesen durchdringt und gegen den sich keine andere Bewegung in dir richtet. Das ist natürlich schwierig. Auch kannst du für dich den Glauben haben, während die Menschen deiner Umgebung deine Einstellung nicht teilen. Und du kannst, solange du unter ihnen bist, gezwungen sein, äußere Maßnahmen anzuerkennen, dich, wie du es nennst, einem Verteidigungs-System anzuschließen. Dennoch darfst du nicht vergessen, dass nur deine innere Haltung, dein innerer Glaube zählen. Alle äußeren Mittel bedeuten nichts, sie können sich als absolut nutzlos erweisen und zu nichts führen; es ist allein die Göttliche Gnade, die dich beschützt.

Das ist das Problem, wenn man vor einer Schwierigkeit davonläuft – sie läuft einem nach, oder besser, man trägt sie mit sich herum, denn die Schwierigkeit ist in Wirklichkeit im Inneren und nicht außerhalb. Äußere Umstände verschaffen ihr nur die Gelegenheit, sich zu offenbaren, und solange die innere Schwierigkeit nicht bewältigt ist, werden die Umstände immer auf die eine oder andere Weise auftauchen.

Das ist der wahre Grund dafür, warum X all diese Dinge widerfahren. Wenn etwas in der Natur ist, das überwunden werden muss, zieht das immer Vorkommnisse auf sich, die sie [die Natur] auf die Probe stellen, bis der Sadhak es überwunden hat und frei ist. Es geschieht zumindest häufig so, besonders wenn sich der Betreffende aufrichtig bemüht, diese Sache zu überwinden. Man weiß nicht immer, ob es die feindlichen Mächte sind, die versuchen, ihn von seinem Entschluss abzubringen, oder die ihn prüfen (denn sie beanspruchen, das Recht darauf zu haben), oder ob es vielleicht die Götter sind, die das tun, um den Fortschritt zu erzwingen oder zu beschleunigen oder weil sie Sicherheit und Gründlichkeit der erstrebten Wandlung verlangen. Es ist vielleicht hilfreicher, wenn man es vom letzteren Standpunkt aus betrachtet.

Du hast ganz recht – du musst es so sehen, dass hier eine Gelegenheit geboten wird, dieses Hindernis in deiner Natur zu überwinden. Bei der Ausübung der Sadhana erkennt man immer wieder, dass, solange irgendwo [in der menschlichen Natur] ein bedeutender Defekt besteht, sich auf eine Weise Umstände ergeben, die diesem Defekt solange Gelegenheit bieten, in Erscheinung zu treten, bis er aus dem Wesen hinausgestoßen ist. Wenn man das Eintreten dieser Umstände mit klarem Blick als Ruf und Gelegenheit dafür erkennen kann, den Defekt zu überwinden, vermag man sehr rasch weiterzukommen.
Andererseits ist es sehr nützlich, dass du nunmehr die richtige Haltung und Auffassung gegenüber der Kritik seitens anderer hast; das muss aber auch auf ihre falsche Handlungsweise ausgedehnt werden, wenn eine solche besteht. Denn wenn ihre Defekte aus ihrer Natur stammen – welche die allen gemeinsame menschliche Natur ist –, stammt ihre Handlungsweise aus der gleichen Quelle, und es reicht aus, zu sehen und zu verstehen; für beide Dinge gilt die gleiche Regel.

Die Schwierigkeit kann nicht überwunden werden, indem du vor ihr davonläufst.
All das rührt daher, weil du den für dich falschen Weg eingeschlagen hattest. Nicht indem du dich mit Reue und peinigenden Gedanken quälst, kannst du Herr der Angelegenheit werden, sondern indem du dich mit ehrlichem Blick selbst betrachtest, sehr ruhig, mit einer stillen und festen Entschlossenheit, und dann freudig und tapfer weitergehst, in voller Zuversicht und vollem Vertrauen, dich auf die Gnade verlassend, heiter und wachsam, fest verbunden mit deinem seelischen Wesen, und indem du immer stärker Liebe und Ananda herabrufst sowie dich immer ausschließlicher zur Mutter hinwendest. Das ist der wahre Weg, und es gibt keinen anderen.

Es ist gut, dass du dich mit dem Ort befreunden konntest und dich stark genug fühlst, um dich mit der Situation dort auseinanderzusetzen. Eine gewisse Kraft der Anpassung an die Umgebung und der Harmonisierung mit ihr ist notwendig – das war dir in sehr ausgeprägtem Maße eigen, und deshalb warst du auch erfolgreich, wo immer du hinkamst. Die Abwehr gegen deine frühere Position machte dich nervös und deprimiert und beeinträchtigte für einige Zeit das Wirken dieser Kraft in dir. Mit deiner neuen Einstellung wird sie hoffentlich bald zurückkehren und die Lösung all deiner Schwierigkeiten bringen.
Wir senden dir unseren Segen. Halte dich immerfort offen für die Kraft von oben und für unsere Hilfe und bleibe fest und stark gegenüber allen noch verbleibenden Schwierigkeiten, sei es im äußeren Leben oder in der Sadhana. Unter diesen Voraussetzungen ist der Sieg auf jeden Fall sicher.

Verzweiflung ist absurd, und über Selbstmord zu sprechen völlig fehl am Platz. Wenn ein Mensch auch noch so sehr strauchelt, die Göttliche Gnade ist da, solange er danach strebt, und wird ihn schließlich durch alles hindurchführen.

Selbstmord ist eine absurde Lösung; er [der die Anfrage stellt] unterliegt einem großen Irrtum, wenn er glaubt, dass er hierdurch zum Frieden gelangt. Er wird seine Schwierigkeiten lediglich in eine schlimmere jenseitige Daseinsform mitnehmen und sie in ein anderes Leben auf Erden zurückbringen. Die einzige Lösung ist, diese krankhaften Ideen abzuschütteln und dem Leben mit dem klaren Willen zu begegnen, eine bestimmte Arbeit als Lebensziel sowie mit ruhigem und aktivem Mut zu verrichten.

Die Sadhana muss im Körper ausgeübt werden, sie kann von der Seele nicht ohne den Körper getan werden. Wenn der Körper stirbt, geht die Seele auf Wanderschaft in andere Welten und kommt schließlich in ein anderes Leben und einen anderen Körper zurück. Dann begegnet sie allen Schwierigkeiten, die sie nicht gelöst hatte, im neuen Leben wieder. Worin besteht also der Vorteil, den Körper [freiwillig] zu verlassen?
Übrigens, wenn man den Körper vorsätzlich verlässt, hat man in den anderen Welten sehr zu leiden, und wenn man wiedergeboren wird, geschieht es unter schlechteren, statt besseren Bedingungen.
Die einzig vernünftige Sache besteht darin, in diesem Leben und mit diesem Körper den Schwierigkeiten entgegenzutreten und sie zu bewältigen.

Der Tod [durch Selbstmord] ist nicht der Weg, um in der Sadhana Erfolg zu haben. Wenn du auf diese Weise stirbst, wirst du nur später wieder die gleichen Schwierigkeiten haben, vermutlich jedoch unter weniger günstigen Umständen.
Der Weg zum Erfolg in der Sadhana besteht darin, Entmutigung zurückzuweisen, einfach und aufrichtig zu streben, so dass die Kraft der Mutter in dir wirken und das herab bringen kann, was über uns ist. In dieser Sadhana hatte noch nie jemand aufgrund seiner eigenen Verdienste Erfolg. Offen und formbar für die Mutter zu werden – das ist die einzig wichtige Sache.

Wenn du das Leben fortwirfst, werden die Aussichten für das nächste dadurch nicht verbessert. Die Dinge müssen in diesem Leben und in diesem Körper getan werden.

Nun, das ist wohl nicht die richtige Art von Ruhe. Der Frieden des nirvana hätte einen gewissen Sinn, aber der Tod in der Ruhe einer erschöpften prakrti ist keinesfalls eine Befreiung.

Die echte Ruhe ist im inneren Leben und gründet sich auf Frieden und Schweigen und dem Nicht-Vorhandensein des Begehrens. Es gibt keine andere Ruhe – denn ohne sie läuft die Maschine weiter, ob man daran interessiert ist oder nicht. Die innere mukti ist die einzige Lösung.

8. Abschnitt
Es besteht kein Grund, warum du die Hoffnung auf Erfolg im Yoga aufgeben solltest. Der Zustand der Niedergeschlagenheit, den du jetzt fühlst, ist vorübergehend und überkommt selbst die stärksten Sadhaks dann und wann oder kehrt sogar häufig wieder. Das einzig Erforderliche ist, sich fest an den erwachten Teil des Wesens zu halten, alle entgegengesetzten Einflüsse zurückzuweisen und, indem du dich so weit wie möglich gegenüber der [Göttlichen] Macht öffnest, zu warten, bis die Krise oder Veränderung, die in dieser Depression ihren Ausdruck findet, zu Ende ist. Die Eingebungen, die dein Mental empfängt und die dir sagen, dass du nicht geeignet seist und zum gewöhnlichen Leben zurückkehren solltest, sind Suggestionen feindlichen Ursprungs. Ideen dieser Art müssen als Erfindungen der niederen Natur immer zurückgewiesen werden; sie sind falsch, selbst wenn sie sich auf Erscheinungsformen gründen, die auf das unwissende Mental überzeugend wirken, denn sie überbewerten eine vorübergehende Bewegung und stellen sie als die entscheidende und endgültige Wahrheit hin. Es gibt nur eine einzige Wahrheit in dir, an die du dich immer halten musst, das ist die Wahrheit deiner göttlichen Möglichkeiten und der Ruf des höheren Lichtes an deine Natur. Wenn du dich stets daran hältst oder wenn du vorübergehend diesen Halt verlierst, immer wieder dahin zurückkehrst, wird sie [diese Einstellung] sich am Ende trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse, trotz allen Strauchelns rechtfertigen. Alles, was Widerstand leistet, wird mit der fortschreitenden Entfaltung deiner spirituellen Natur allmählich verschwinden.
Die Bekehrung und Hingabe des vitalen Teils ist das, was notwendig ist. Er muss lernen, nur die höchste Wahrheit zu begehren und alles Beharren auf Befriedigung seiner niederen Impulse und Begierden aufzugeben. Die Einwilligung des vitalen Wesens ist es, die die volle Befriedigung und Freude der ganzen [menschlichen] Natur im spirituellen Leben mit sich bringt. Wenn das gegeben ist, ist es unmöglich, an die Rückkehr zum gewöhnlichen Leben auch nur zu denken. In der Zwischenzeit müssen der mentale Wille und das seelische Streben deine Stütze sein; wenn du beharrlich bist, wird das Vital schließlich nachgeben, bekehrt werden und sich überantworten.
Festige in deinem Mental und Herzen den Entschluss, für die Göttliche Wahrheit zu leben und nur für sie allein; weise alles zurück, was dem entgegengesetzt und damit unvereinbar ist, und wende dich von den niederen Begierden ab. Strebe danach, dich nur der Göttlichen Macht zu öffnen und keiner anderen. Tu dies in aller Aufrichtigkeit, und die [immer] gegenwärtige und lebendige Hilfe, die du brauchst, wird dich nicht im Stich lassen.

Nur ein fester Wille zum spirituellen Leben kann alle Hindernisse überwinden.

Es gibt keinen Grund zur Hoffnungslosigkeit, solange sich der Wille nicht zum falschen Weg entscheidet.

Warum vermagst du nicht zu erkennen, dass dieser Zustand nicht das wahre Bewusstsein, sondern nur eine Trübung der Wahrheit ist, von der du dich jederzeit befreien kannst, wenn du dazu fest entschlossen bist? Was du hier [in diesem Brief] zum Ausdruck bringst, ist nicht ein Mangel an Verstehen, sondern ein Mangel an Wille – und dieser Mangel an Wille stammt nicht von dir, sondern wurde dir durch ein niedrigeres Bewusstsein aufgedrängt, das dich überwältigt hat und zwingt, alle wahren Werte des Fühlens und Wissens auf den Kopf zu stellen. Dein Wesen will frei, friedvoll und glücklich sein im Licht – es ist diese Falschheit, die sich deines äußeren Mentals bemächtigt hat und bewirkt, dass du dich dunkel und elend fühlen möchtest, voller Aufbegehren, dass du dich hasst und nicht leben willst. Solche Gefühle, solch ein pervertierter Wille sind ganz das Gegenteil der normalen Gefühle der [menschlichen] Natur und können nicht „wahr“ und richtig sein. Niemand bittet dich darum, etwas vorzutäuschen – was wir von dir verlangen, ist, Entstellungen, falsche Gefühle und Unwissenheit zurückzuweisen und nicht damit fortzufahren, sie zu unterstützen, wie sie es von dir fordern. Diese Dinge als das Gesetz deiner Natur anzunehmen hat weder etwas mit Mut und Würde zu tun, noch ist es Niederträchtigkeit und Feigheit, nach einer höheren Wahrheit zu streben und zu versuchen, ihr gemäß zu handeln und sie zum Gesetz deiner Natur zu machen.

Was seine Schwierigkeiten und Sorgen anbelangt, so besteht wenig Hoffnung, dass er sie überwindet, solange er nicht erkennt, dass sie aus seinem Inneren und nicht von außen kommen. Schuld daran ist die Schwäche seiner vitalen Natur, die schwächliche Hilflosigkeit seines Nervenwesens, das immer weint und klagt und jammert, statt dem Leben entgegenzutreten und seine Schwierigkeiten zu meistern – es ist diese sentimentale, weinerliche Haltung, die bewirkt, dass seine Probleme ungelöst und am Leben bleiben. Einer solchen Natur werden die Götter nicht beistehen, weil sie wissen, dass jede Hilfe nutzlos ist, da sie entweder nicht angenommen oder aber verworfen und vergeudet wird; und alles Rajasische und Asurische auf der Welt wird eine solche Natur verachten und auf ihr herumtrampeln.
Wenn er sich eine stille Stärke und einen ruhigen Mut angeeignet hätte – ohne Schwäche und ohne Aufregung und Heftigkeit –, vertrauend auf die Hilfe, die er immer von uns hätte empfangen können, und voller Offenheit für die Kraft der Mutter, wären die Dinge inzwischen in günstiger Weise bereinigt worden. Er ist aber nicht in der Lage, aus einer ihm gewährten Hilfe irgendeinen Nutzen zu ziehen, weil seine vitale Natur sich an ihre Schwäche klammert, ihr stets nachgibt und rhetorischen Ausdruck verleiht, statt sie verachtungsvoll als etwas für die menschliche Natur Unwürdiges und für einen Sadhak Unpassendes hinauszustoßen. Nur wenn er sie so zurückweist, kann er Stärke empfangen und im Leben stehen oder in der Sadhana vorwärtskommen.

Nur deshalb weil du selbst so zappelig, nervös, gespalten und unentschieden bist, können wir keine endgültige Entscheidung treffen.

Wenn du deine Schwäche akzeptierst, was gleichbedeutend damit ist, die Sache als solche zu akzeptieren – ein Teil deiner Natur nimmt sie an, und diesem Teil gibst du nach –, worin bestünde dann der Nutzen, dir zu sagen, was du zu tun hast?

Dieser Teil deines Vitals wird dem immer entgegenhalten: „Ich war zu schwach, um es auszuführen“. Der einzige Weg, der [aus dieser Situation] herausführt, besteht darin, dass du deine Schwäche überwindest, diesen deinen sentimentalen Teil ablegst und die Stärke herabrufst, um die Schwäche zu ersetzen, und all das mit einem festen und ernsthaften Ziel vor Augen zu tun. Wenn wir nicht einmal dich, der du eine gewisse Grundlage in der Sadhana hattest, dazu bewegen können, dieses Element in dir zu überwinden, wie kannst du dann erwarten, dass es uns bei X gelingt, der behauptet, dass er keine Grundlage hat, sondern noch immer schwankt.

Die Hilfe der Mutter und die meine sind immer für dich da. Du musst sie nur voll annehmen, dann wird sie ihre Wirkung nicht verfehlen.
Was dazwischen gekommen ist, das sind diese falschen Vorstellungen von deiner Untauglichkeit, von schlechten Dingen in dir, die dich davon abhalten, die Gnade der Mutter zu empfangen, Vorstellungen von einem Mangel an Streben, wodurch du verhindert wirst, eine Verwirklichung und Erfahrung zu haben. Diese Gedanken sind völlig falsch und irrig – es sind nicht einmal deine eigenen Gedanken, es sind Suggestionen, die sich dir ebenso wie den anderen Sadhaks aufdrängen mit dem Ziel, in dir eine Depression hervorzurufen. Du bist nicht untauglich, in deinem Inneren ist nichts Schlechtes, das dazwischen kommen könnte, es mangelt dir nicht an Streben, wodurch die Erfahrung beendet werden könnte. Die einzige Ursache ist die Depression, der Mangel an Selbstvertrauen, die Bereitschaft zur Verzweiflung – eine andere [Ursache] gibt es nicht. Wie ich dir bereits schrieb, erfahren alle Sadhaks, selbst die besten und stärksten, diese Unterbrechungen im Ablauf der Sadhana; das ist kein Grund, sich deshalb für untauglich zu halten und in der Vorstellung fortgehen zu wollen, dass alles hoffnungslos sei. Mit ein wenig Ruhe würde das Fließen zurückkehren. Du hattest [bereits] die notwendigen Erfahrungen, den notwendigen Fortschritt, und nur durch das Hervortreten einiger Schwierigkeiten des physischen Bewusstseins wurden die Erfahrungen für einige Zeit unterbrochen. Das widerfährt allen und ist, wie ich dir bereits erklärt habe, nicht allein dir eigentümlich. Diese Schwierigkeiten treten immer auf und müssen überwunden werden. Wenn sie einmal durch das Wirken der [Yoga-] Kraft überwunden wurden, nimmt die Sadhana ihren Fortgang wie zuvor. Du aber beginnst auf die falsche Idee der Untauglichkeit und des Mangels an Streben als der Ursache [deiner Schwierigkeit] einzugehen, und lässt dich dadurch völlig deprimieren. All das musst du ablegen und musst dich weigern, den eindringenden gedanklichen Suggestionen Glauben zu schenken. Kein Sadhak sollte jemals Gedanken von Untauglichkeit und Hoffnungslosigkeit hegen – sie sind völlig fehl am Platz, weil nicht die eigene persönliche Tauglichkeit, der eigene Wert zum Erfolg verhelfen, sondern die Gnade und Macht der Mutter sowie die Zustimmung deiner Seele zu ihrer Gnade und dem Wirken ihrer Kraft.
Wende dich von diesen dunklen Gedanken ab und achte allein auf die Mutter, nicht ungeduldig ein Ergebnis erwartend, sondern mit Vertrauen und Zuversicht; lass zu, dass ihr Wirken dir Ruhe bringt sowie neuen Fortschritt auf das seelische Sich-Öffnen und die Verwirklichung hin. Das wird mit Sicherheit und ohne Zweifel den volleren Glauben und die Liebe herbeiführen, wonach du suchst.

Was ich mit der Wandlung ausdrücken wollte, war die große Besserung in deiner mentalen und vitalen Haltung sowie in den Reaktionen gegenüber äußerlichen Dingen und dem Leben, was in deinen Briefen und dem Bericht über die Geschehnisse deutlich zum Ausdruck kam und ihnen eine ganz neue Atmosphäre verlieh – warm und klar und seelisch. Natürlich ist die Wandlung noch nicht absolut und integral, sie scheint aber doch grundlegend zu sein. Zudem hat sie sicherlich ihre Ursache in einer wachsenden inneren bhakti, besonders in der Annahme der bhakti als deinem [erwählten] Pfad und allem, was damit verbunden ist. Das Mental hat eine neue Haltung eingenommen, weniger intellektuell und mehr seelisch. Was dich daran hindert, das Wachsen der bhakti zu erkennen (manchmal hast du es erfahren und darüber geschrieben), ist die Tatsache, dass das physische Mental weitermacht und bei der geringsten Depression den ständigen, immer gleichen Wirbel seiner festgefahrenen Ideen in Gang setzt. Eine dieser Ideen ist, dass du nicht vorankommst, nicht vorankommen wirst und niemals vorankommen kannst – das alte Lied, das immer wiederholt: „Yoga ist nicht für jemanden wie mich“, usw. Die Tätigkeit des physischen Mentals ist es, die gleich nach der falschen Aktivität des Vitals das eigene Bewusstsein am meisten an der Oberfläche hält und es daran hindert, im Inneren und bei den inneren Vorgängen bewusst zu sein; es kann zwar teilweise die Geschehnisse an der Oberfläche der Natur erkennen, die Resultate der inneren Bewegung, doch nicht die Ursache dieser Geschehnisse, welche die innere Bewegung selbst ist. Das ist ein Grund, warum ich es gern sehe, wenn sich das physische Mental mit Poesie und Musik usw. beschäftigt sowie mit anderen zuträglichen Tätigkeiten, die zum inneren Wachsen beitragen und in denen sich die innere bhakti Ausdruck verleihen kann; denn es beschäftigt das physische Mental, hält es frei von den mechanischen, kreisenden Bewegungen und erlaubt und fördert das innere Wachsen. Die Kreisbewegung hat sich gegenüber früher vermindert, und ich rechne damit, dass sie sich dieser Tage erschöpft und ganz aufhört.

Solche Ideen sind nichts als Suggestionen, die immer dann aufkommen, wenn du es zulässt, dass die Traurigkeit in dir zunimmt; du solltest sie, statt ihnen nachzugeben, sofort zurückweisen. Es gibt kein „warum“ für dein Gefühl, dass wir fern und gleichgültig seien, denn das trifft nicht zu; solche Gefühle entstehen automatisch, ohne jede wahre Ursache, zusammen mit dieser Welle des falschen Bewusstseins. Wann immer dies aufkommt, solltest du dir sofort sicher sein, dass es etwas Falsches ist, es anhalten und all seine typischen Einflüsse zurückweisen. Wenn du das lange Zeit hindurch tun könntest, hättest du einen großen Fortschritt erzielt und sowohl ein richtiges Bewusstsein und richtige Ideen als auch die wahre seelische Haltung entwickelt. Du behinderst weder unsere Arbeit, noch stehst du anderen, die hierherkommen, im Weg; du betrügst dich nicht, indem du dich trotz aller Schwierigkeiten an die Sadhana hältst, sondern tust im Gegenteil das Richtige und täuschst mit Sicherheit das Göttliche nicht, das dein Streben und auch deine Schwierigkeiten sehr gut kennt. Es gibt also nicht den geringsten Grund dafür, von hier fortzugehen. Die Tatsache, dass „du den Yoga aufrichtig tun willst“ – und darüber kann kein Zweifel bestehen –, ist ein durchaus hinreichender Grund für dein Hiersein. Dass du bislang noch keine okkulten Erfahrungen hattest, wie zum Beispiel das Aufsteigen der Kundalini usw., ist ohne Bedeutung – einigen wird sie bald zuteil, anderen spät; außerdem haben verschiedene Naturen diese Erfahrungen auf verschiedene Weise. Du solltest nicht nach ihnen trachten oder über ihr Ausbleiben enttäuscht oder verzagt sein. Man kann sicher sein, dass diese Dinge von selbst kommen, sobald das Bewusstsein bereit ist. Wonach du streben musst, ist bhakti, die Läuterung der Natur, das rechte seelische Bewusstsein und Hingabe. Strebe nach bhakti, und sie wird sich in dir entfalten. Sie ist bereits in deinem Inneren, und sie ist es, die sich in deiner Dichtung und Musik ausdrückt. In dem Maß, in dem bhakti und die Reinheit in der Natur zunehmen, wird auch das richtige seelische Bewusstsein wachsen und dich zur vollen Hingabe führen. Bleibe jedoch standhaft, gib diesen Ideen von Unfähigkeit, Enttäuschung und Versagen nicht nach; sie sind die eigentliche Substanz des tamas und nur dazu da, beiseite geschleudert zu werden.

Niemand verlangt von dir, etwas zu tun, dessen du nicht fähig bist; es ist etwas, das durch dich bereits getan wurde und folglich bist du dazu auch fähig. Niemand verlangt von dir, durch eigene Bemühung deine Natur zu wandeln; du hast dich lediglich von diesen Ideen und Gedanken loszulösen, dich zu weigern, ihnen nachzugeben, hast innerlich ruhig zu bleiben und der Kraft, die du wiederholt gefühlt hast, zu erlauben, dich zu wandeln. Fortwährend zu wiederholen: „Ich bin schwach, ich bin untauglich, ich bin schlecht“ führt zu nichts.

Erinnere dich immer, dass die Göttliche Kraft da ist, dass du sie bereits gefühlt hast und dass sie, selbst wenn du sie für eine Zeitlang nicht wahrnimmst oder sie dir als etwas Fernes erscheint, dennoch da ist und mit Sicherheit den Sieg davontragen wird. Denn diejenigen, welche von der Kraft einmal berührt und ergriffen wurden, gehören fortan dem Göttlichen.

Es ist gut. Je mehr du dieses dominierende Gefühl der Kraft und Stille bewahrst und mehrst, um so mehr wird das andere Gefühl sich verringern und dahinschwinden. Es ist immer so, dass Macht und Friede zuerst nur sanft drängen, dich berühren, an bestimmten Stellen eindringen, bis eine Zeit kommt, in der sich ein Teil des Wesens immer in diesem Zustand weiß, auch wenn eine noch so heftige Störung die Oberfläche ergreift. Später wird die Störung mehr und mehr hinausgestoßen, bis sie außerhalb und nicht mehr innerhalb des Wesens gefühlt wird. Wenn auch das aufhört, ist der volle Friede und die volle Grundlage [der Sadhana] vorhanden.

Im Laufe der Sadhana ist es unvermeidlich, dass sich einige Wesensteile als weniger offen, weniger fortgeschritten erweisen und weniger den Frieden und die [Yoga-] Kraft wahrnehmen als andere. Auf diese Teile muss eingewirkt und sie müssen gewandelt werden, was aber nur dann problemlos geschehen kann, wenn du von ihnen losgelöst bist, wenn du fähig bist, sie nicht als dein eigentliches Selbst, sondern als Teil der Natur zu betrachten, den du zu wandeln hast. Dann wirst du nicht bestürzt sein, wenn sie ihre Mängel hervorkehren, wirst dich von ihren Bewegungen nicht fortreißen lassen und das Gefühl des Friedens und der Kraft nicht verlieren; du wirst vielmehr fähig sein, auf sie einzuwirken (oder besser gesagt, die Yoga-Kraft auf sie einwirken zu lassen), so wie man es mit einer zu reparierenden Maschine tun würde oder mit einer mangelhaften Arbeit, die dieses Mal besser zu tun ist. Wenn du dich mit diesen [weniger bewussten] Teilen identifizierst, ist es sehr mühsam. Dennoch wird die Arbeit getan und die Wandlung vollzogen, doch mit Verzug und üblen Überraschungen, auf schmerzhafte und nicht auf reibungslose Art und Weise. Das ist der Grund, warum wir den Menschen immer sagen, dass sie ruhig und losgelöst sein und diese Dinge nicht als ihr wahres Selbst betrachten sollen, sondern als einen äußeren Wesens-Teil, auf den ruhig eingewirkt werden muss, bis er so ist, wie er sein sollte.

Es ist natürlich ein Schwanken des mentalen Willens, das ein Wissen verhindert, welches aus der Praxis gewonnen wird. Wenn der eigene Wille nicht stark genug ist, muss der größere Wille im Hintergrund – der Wille der Mutter, ihre bewusste Kraft, in der sich Wissen und Wille vereinen – herbeigerufen werden, um ihn zu stärken und zu stützen. Sehr häufig jedoch, selbst wenn sowohl Wille als auch Wissen vorhanden sind, bringt die Gewohnheit der vitalen Natur die alten Reaktionen zurück. Das kann allein durch ein stetiges, nicht entmutigtes Streben überwunden werden, wodurch die Seele mit ihren wahren Bewegungen mehr und mehr in den Vordergrund tritt und die falschen Bewegungen hinausgestoßen und verdrängt werden. Die Natur der Umwandlung, die in diesem Yoga zu vollziehen ist, besteht aus der allmählichen und stetigen Ersetzung des alten, unwissenden Bewusstseins und seiner Bewegungen durch das wahre seelische und spirituelle Bewusstsein. Das aber dauert lange Zeit, es kann nicht mühelos oder auf einmal geschehen. Man sollte sich daher nichts daraus machen oder nicht entmutigt sein, wenn man feststellt, dass die alten Bewegungen trotz des erworbenen Wissens zurückkehren. Man sollte nur versuchen, sich mehr und mehr von ihnen loszulösen, damit ihnen, selbst wenn sie wiederkehren, das Wesen nicht zustimmt.

Die Schwierigkeiten des Charakters bleiben bestehen, solange man ihnen, sobald sie sich erheben, in seinem Verhalten nachgibt. Man muss es sich zur strengen Regel machen, nicht aus einem Impuls heraus zu handeln, der auf Ärger, auf das Ego oder wie immer die Schwäche sein mag, die man loswerden will, zurückzuführen ist; oder wenn man in der Hitze des Augenblicks handelt, die Tat weder zu rechtfertigen noch auf ihr zu beharren. Dann lässt die Schwierigkeit nach einer Weile nach oder beschränkt sich einzig auf eine subjektive Bewegung, die man beobachten, von der man sich ablösen und die man bekämpfen kann.

Man ist immer offen für die unwissenden Kräfte der Natur, solange nicht die endgültige Wandlung stattgefunden hat. Wenn Dinge in das Bewusstsein nicht eindringen können, so deshalb, weil es wachsam ist oder die Seele sich im Vordergrund befindet; doch das geringste Nachlassen der Wachsamkeit oder eine Zerstreuung kann bewirken, dass etwas eindringt.

Man sollte nicht ängstlich, aber auch nicht nachlässig sein, das heißt, der Wille oder Verstand sollte diesen Bewegungen nicht zustimmen. Denn jede Zustimmung verlängert ihr Wirken oder fördert ihre Wiederkehr. Wenn sie trotz der Zurückweisung durch das Mental und den Willen weiterbestehen, so deshalb, weil die weniger bewussten Teile der Natur noch gewohnheitsmäßig reagieren. Sie müssen bewusst werden, indem sie das Licht und die Kraft empfangen, bis auch sie sich weigern, auf den Ruf der niederen Natur zu reagieren.

Das ist ganz in Ordnung. Wenn du diesen Zustand bewahrst und nicht zulässt, dass er völlig verfinstert oder für lange Zeit getrübt ist, wirst du rasch auf eine neue Geburt deiner Natur zugehen sowie die Verankerung deines Lebens und all deiner Gedanken, Taten und Bewegungen in deinem wahren Wesen, dem seelischen Wesen erreichen. Stimme niemals diesen Ideen, Suggestionen und Gefühlen zu, welche den Schatten, die Verwirrung und den Aufruhr zurückbringen. Diese Zustimmung ist es, die sie für eine Wiederkehr erstarken lässt. Weise die Zustimmung zurück, und sie werden sich zurückziehen müssen, entweder sogleich oder nach einiger Zeit.
Bleibe im Sonnenlicht des wahren Bewusstseins gefestigt – denn nur dort ist das Glück und der Friede, die von äußeren Ereignissen nicht abhängig sind.

9. Abschnitt
Es ist der übliche Ablauf des Prozesses, durch den die Wandlung des Bewusstseins bewirkt wird. Ohne langwierigen und wiederholten Kampf weichen die niederen Kräfte selten zurück. Das Gewonnene mag verhüllt sein, ist aber niemals verloren.

Warum gibst du dich diesen übertriebenen Gefühlen von Reue und Verzweiflung hin, sobald diese Dinge aus dem Unterbewusstsein aufsteigen? Sie helfen nicht und machen das Ausmerzen dessen, was kommt, nur schwieriger und nicht leichter. Solch eine wiederholte Rückkehr einer alten Natur, die längst aus den bewussten Wesensteilen verbannt ist, ist in der Sadhana nichts Neues. Sie bedeutet keinesfalls, dass die Natur nicht zu wandeln sei. Versuche, die innere Ruhe wiederzugewinnen, ziehe dich von diesen Bewegungen zurück, betrachte sie gelassen und reduziere sie auf ihre wahren Proportionen. Deine wahre Natur ist das, worin du Frieden findest und den Ananda und die Liebe des Göttlichen fühlst. Dieses Andere ist nur eine Randerscheinung deiner äußeren Persönlichkeit, die trotz wiederholter Rückkehr abfallen muss, wenn das wahre Wesen sich ausbreitet und wächst.

Es besteht kein Grund, derartig niedergeschlagen zu sein oder an deinem Fortschritt zu zweifeln. Offensichtlich fand ein Aufwallen der alten Bewegungen statt, doch ist das immer möglich, solange nicht die alte Natur sowohl im Bewusstsein als auch in den unterbewussten Teilen gänzlich gewandelt ist. Etwas hatte dich aus dem Gleichgewicht gebracht und ließ dich in vergangene Gefühle abschweifen. Der einzige Ausweg besteht darin, dich zu beruhigen und das wahre Bewusstsein und Gleichgewicht zurückzuerlangen.

Die Befreiung, die du empfindest, ist wahrscheinlich grundlegend und endgültig. Man muss aber selbst nach der Befreiung hierin wachsam bleiben, denn oft verlassen dich diese Dinge, bleiben in weiter Ferne und warten, bis sie sich irgendwelche Umstände und Bedingungen zunutze machen können, um ihr Königreich im Sturm zurückzuerobern. Wenn eine volle Läuterung bis hinab in die Tiefen stattgefunden hat, und nichts mehr vorhanden ist, wodurch das Tor geöffnet werden könnte, sind sie hierzu nicht mehr in der Lage. Doch erst lange Zeit nach der Befreiung kann man sagen: „Es ist vorbei, alles ist für immer in Ordnung.“

Was deine innere Haltung anbelangt, so muss sie bleiben wie sie ist: Sich durch solche „Vorkommnisse“ des äußeren Lebens oder durch das Eindringen neuer Elemente weder erregen noch nach außen ziehen zu lassen; hat als Grundsatz zu gelten; wenn sie in dich eintreten, muss es sein als ob Wellen in eine ruhige See gleiten, damit verschmelzen und dabei selbst ruhig und klar werden.
Dein gegenwärtiger Zustand ist ganz so, wie er sein sollte – du musst nur immer auf der Hut sein. Denn wenn du bei guter Verfassung bist, flauen die niederen Bewegungen allmählich ab und werden ruhig, verstecken sich gleichsam – oder sie verlassen die [menschliche] Natur und warten in einiger Entfernung. Wenn sie aber feststellen, dass der Sadhak in seiner Wachsamkeit nachlässt, dann beginnen sie, sich langsam zu erheben oder näherzukommen, meist unbemerkt; und wenn er gänzlich unachtsam ist, schießen sie plötzlich hoch oder versuchen, unvermutet einzudringen. Das dauert so lange, bis die ganze Natur, mental, vital, physisch, bis hinab zum eigentlichen Unterbewussten, erleuchtet, bewusst und voll vom Göttlichen ist. Bis dahin hat man immer in schlafloser Wachsamkeit zu verbleiben.

Die von dir eingenommene Haltung, innerlich die Ruhe zu bewahren, langsam all das zu wandeln, was gewandelt werden muss, und gewisse Dinge auf später zu verschieben – an sich keine falsche Haltung –, machte dich etwas nachlässig und erlaubte gewissen Dingen (Begierden usw.), die du hättest in Schach halten sollen, sich an der Oberfläche herumzutreiben. Diese Haltung hat es wahrscheinlich den alten Bewegungen ermöglicht, sich über jenen Teil hinaus zu erheben, der noch keinesfalls für die Wandlung bereit war; und die feindlichen Kräfte nützten deine Unachtsamkeit aus und trieben den Angriff voran. Sie halten immer nach Gelegenheiten Ausschau, und der Sadhak hat sehr wachsam zu sein, um ihnen diese Gelegenheit nicht zu bieten. Eine andere Möglichkeit ist, dass die [Yoga-] Kraft, die in die allgemeine Atmosphäre herabkommt, einen Druck auf das Bewusstsein der Sadhaks ausübt, damit sie eher bereit, aufmerksamer und in die Bewegungen ihrer gewöhnlichen Natur weniger vertieft sind, als es jetzt der Fall ist; die Kraft trifft auf diesen [Wesens-] Teil, und der Widerstand in ihm, der über lange Zeit hinweg passiv gewesen war, wird unter ihrem Druck plötzlich aktiv.

Alle diese Bewegungen bedeuten ganz einfach, dass ein gewisser Teil deiner Natur, voller gewohnheitsmäßiger emotionaler Bewegungen – der unterdrückt war, auf den aber noch nicht nachhaltig eingewirkt wurde –, sich jetzt mit aller erdenklichen Kraft erhoben hat und aus der Herabkunft des Bewusstseins von der Ebene des Friedens und Ananda Nutzen zieht. Es ist eine altgewohnte Bewegung des egoistischen Vitals, die sich wiederholt. Du hattest sie in das Unbewusste hinabgestoßen und in die Außenbereiche deiner Natur verbannt, konntest aber deine Natur dadurch nicht völlig davon befreien. Es ist nicht überraschend, dass dadurch das innere Selbst und seine Erfahrungen während dieser Zeit zurückgedrängt wurden; wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte sie [die Bewegung] nicht einen einzigen Augenblick lang anhalten können. Es ist aber kein Grund, dass du darüber sprichst, als ob es ein Sturz sei, der alle Hoffnung begräbt. Erkenne es als das, was es ist, und versuche, dich von dem Sog zu befreien und ihn abzuschütteln. Beruhige dich und betrachte offen und ehrlich das Geschehene, ohne seine Bedeutung zu übertreiben, dann wird alles schneller vorübergehen.

Tatsächlich sind diese Dinge keine ausreichenden Gründe, um traurig und niedergeschlagen zu sein. Es ist durchaus normal, dass Schwierigkeiten auf diese Weise zurückkehren, und es beweist nicht, dass kein Fortschritt erzielt wurde. Diese Rückkehr (nachdem man geglaubt hatte, es sei überwunden) ist nichts Ungewöhnliches. Ich habe in meinen Schriften dargelegt, was geschieht. Wenn eine gewohnte Bewegung, die in der [menschlichen] Natur lange Zeit verankert war, hinausgestoßen wird, nimmt sie ihre Zuflucht in einem weniger erleuchteten Teil der Natur, und wenn sie aus der restlichen Natur hinausgestoßen wird, flüchtet sie in das Unterbewusste und steigt von dort her auf, wenn du es am allerwenigsten erwartest; oder sie erscheint in Träumen oder plötzlichen unbewussten Bewegungen, oder sie verlässt dich und wartet im Hinterhalt des dich umgebenden Wesens, durch welches die universale Natur wirkt, und greift von dorther als eine Kraft von außen an, um mit Hilfe einer Suggestion oder der Wiederholung alter Bewegungen ihr Königreich zurückzuerobern. Man hat standhaft zu sein, bis die Kraft zur Rückkehr nachlässt. Diese wiederholte Rückkehr oder diese Angriffe dürfen nicht als Teile von einem selbst betrachtet werden, sondern als Invasionen, die man ohne jede Depression oder Entmutigung zurückweisen muss. Wenn das Mental sie nicht billigt, wenn das Vital es ablehnt, sie willkommen zu heißen, wenn das Physische standhaft bleibt und sich weigert, dem physischen Drängen zu gehorchen, wird die Rückkehr des Gedankens, des vitalen Impulses, des physischen Gefühls ihren letzten Halt verlieren und schließlich zu schwach sein, um irgendeine Störung auszulösen.

Es besteht kein Grund zur Verzweiflung. Wenn man so weit fortgeschritten ist wie du – das heißt so weit, um die Stille zu empfinden und zu bewahren –, wenn man soviel seelische Einsicht und seelisches Gefühl besitzt, hat man kein Recht, an seiner spirituellen Zukunft zu verzweifeln. Du hast noch nicht vermocht, die Einsicht bis zu einer gänzlichen seelischen Wandlung zu führen, weil noch ein großer Teil des äußeren physischen Bewusstseins an den alten Bewegungen Vergnügen empfand und ihre Wurzeln im Unterbewussten daher am Leben blieben. Als du unachtsam warst, erhob sich die ganze Geschichte, und es gab einen vorübergehenden heftigen Sturz. Das aber bedeutet nicht, dass deine Natur nicht wandelbar ist; nur sollte die ruhige innere, bewusste Haltung, die seelische Einsicht und vor allem ein Wille zur Wandlung, stärker und beständiger als zuvor, derart gefestigt sein, dass weder ein Aufwallen noch ein Angriff auch nur teilweise diese [seelische] Einsicht trüben oder den Willen außer Kraft setzen können. Du hattest die Wahrheit erkannt; doch dieser Teil der alten Natur, der sich erhob, wollte dem nicht zustimmen – er wollte sein Spiel und zwang es dir auf. Diesmal musst du auf der vollen Wahrhaftigkeit im ganzen Wesen beharren, das sich weigern wird, irgend etwas abzulehnen, was durch die seelische Einsicht erkannt wurde, oder irgend etwas zu bejahen oder ihm zuzustimmen, was von ihr missbilligt wird – spirituelle Demut und das Aufgeben der Selbstgerechtigkeit, der Selbstrechtfertigung und des Wunsches, sich anderen aufzudrängen, der Neigung, andere zu beurteilen, usw. Alle diese Mängel sind, wie du weißt, in dir; sie auszurotten mag lange Zeit dauern; wenn aber der Wille, dem inneren Selbst gegenüber in jeder Weise wahrhaft zu sein, stark, ausdauernd und wachsam ist und immer die Kraft der Mutter ruft, kann es rascher geschehen als es jetzt möglich erscheint.

Solange du aus der Lektion, welche die Vergangenheit dich lehrte, nicht gelernt hast, musst du sie wiederholen. Beobachte sorgsam, welche Art von Erinnerungen aufkommt, und du wirst erkennen, dass sie mit gewissen psychologischen Bewegungen in dir verbunden sind, von denen du dich befreien musst. Daher solltest du gewillt sein, all das zu erkennen, was in dir nicht in Ordnung und noch nicht berichtigt ist, und nicht zulassen, dass Eitelkeit oder Selbstgerechtigkeit deine Erkenntnis trübt.

10. Abschnitt
Unsere Hilfe ist da. Sie kann ungeachtet deines physischen Mentals zur Auswirkung kommen – wenn aber dein immer reger Wille ihr als Instrument dient, wird sie noch wirksamer sein. Es gibt stets zwei Elemente für den spirituellen Erfolg – der eigene stetige Wille und das eigene Bemühen sowie die Göttliche Macht, welche auf die eine oder andere Weise hilft und das Ergebnis des Bemühens herbeiführt.

In dir bestand die Neigung, [zu höheren Ebenen] aufzusteigen und es dem höheren Bewusstsein zu überlassen, sich mit der niederen Natur zu befassen, ohne deine persönliche Bemühung. Das hätte unter zwei Voraussetzungen funktionieren können: 1. dass der Friede und die Kraft herabkommen und bis hinab zum Physischen alles in Beschlag nehmen; 2. dass du dein inneres Wesen durch die äußere Natur verhüllen lässt. Dem Physischen gelang es nicht, den Frieden aufzunehmen, statt dessen breitete sich die Trägheit aus; die Kraft konnte nicht herabkommen; die Suggestionen der äußeren Natur erwiesen sich als zu stark für dich, und an diesem Punkt, zwischen diesen Suggestionen und der Trägheit, wurde die Sadhana unterbrochen.

Ich habe nicht gesagt, dass du einen Fehler begangen hättest. Ich habe ganz einfach festgestellt, was geschah und warum es geschah. Wenn du fähig gewesen wärst, oben zu bleiben und die Kraft herabkommen und wirken zu lassen, solange du von der äußeren Natur losgelöst warst, wäre es in Ordnung gewesen. Weil der Friede herabkam, warst du fähig aufzusteigen; weil der Friede das Physische nicht hinlänglich erfassen konnte und die Kraft nicht zur Genüge herabkam, konntest du nicht oben bleiben. Mittlerweile erhob sich die Trägheit; du hast zugelassen, mehr und mehr durch die vitalen Suggestionen in der äußeren Natur und den Andrang der Trägheit gestört zu werden, und warst daher unfähig, losgelöst zu bleiben und die [Yoga-] Kraft immer mehr herabkommen zu lassen oder herabzurufen. Daher der Abfall in das physische Bewusstsein. In all dem, was ich sage, ist kein Tadel enthalten oder die Anschuldigung, dass du einen Fehler begangen oder gegen den Willen der Mutter gehandelt hättest. Diese Vorstellungen, Fehler zu begehen oder ihren Willen nicht zu erfüllen, sind deine eigenen und nicht die meinen.

Wenn das Mental und das Vital das Physische in Beschlag nehmen und es zu ihrem Instrument machen, kommt keine Trägheit auf. In diesem Fall aber ist das physische Bewusstsein bekämpft worden. Wenn es den Frieden des Selbstes in sich hätte aufnehmen können, ohne ihn mit Trägheit zu überdecken, wäre es in Ordnung gewesen. Aber es kam irgendwie das Vital mit seiner Forderung und Unzufriedenheit dazwischen, wodurch diese Behinderung sowie die Unfähigkeit entstand, sich weiterzuentwickeln. Das geschieht in der Sadhana oft, und man muss die Kraft haben, es entweder auf dynamische Weise zurückzuweisen oder aber losgelöst zu bleiben, bis es sich selbst erschöpft hat. Dann kann die wahre Bewegung von neuem beginnen.

Du erwartest immer, dass die Mutter es tut, und deshalb kommen Faulheit und Trägheit auf, der Geist der tamasischen Hingabe. Selbst wenn dich die Mutter wieder in einen guten Zustand versetzte, würde dich dein Vital erneut herunterziehen. Wie soll das aufhören, solange du zum Vital „ja“ sagst und seine Entmutigung und Heftigkeit und alles Übrige als dein eigen akzeptierst? Loslösung ist unbedingt erforderlich.

Ich möchte zwei [wesentliche] Dinge hervorheben, weshalb ich so viel schon darüber geschrieben habe: 1. Die Hingabe gegenüber der Mutter darf nicht tamasisch (träge, passiv) sein, denn die Reaktion darauf wäre eine passive, träge Hilflosigkeit gegenüber den niedrigen oder feindlichen Kräften oder Suggestionen, eine widerstandslose oder hilflos widerstrebende Einwilligung zu diesen Angriffen oder ihre Duldung. Ein passiver Zustand kann viel Frieden, Ruhe, sogar Freude bringen, aber er zerstreut das Wesen, statt es in der Weite zu konzentrieren, und der Wille verkümmert. Die Hingabe muss leuchtend sein, aktiv, eine gewollte Darbringung an die Mutter, das Empfangen ihrer Kraft sowie die Unterstützung ihres Wirkens und zur gleichen Zeit ein starker, wachsamer Wille, der alles zurückweist, was nicht von ihr stammt. Zu viele Sadhaks rufen angesichts der Attacke ihrer niederen Natur: „Ich bin hilflos, ich komme nicht dagegen an, es kommt und macht mit mir, was es will“. Das ist falsche Passivität.
2. Man darf sich nicht an einen Zustand gewöhnen, in welchem man immer mit Suggestionen und Kräften ringt. Die Menschen verfallen dem sehr leicht und machen es sich zur Gewohnheit – der vitale Teil findet eine Art glühender Befriedigung darin auszurufen: „Ich werde angegriffen, überwältigt, ich leide und bin elend! Wie tragisch ist mein Schicksal! Warum hilfst du nicht, oh Gott? Gibt es keine Hilfe, keine Göttliche Gnade? Ich bin meinem Elend und Niedergang ausgeliefert“, usw. usw. Ich will nicht, dass noch ein weiterer Sadhak in diesen Zustand verfällt – aus diesem Grund rufe ich „Halt!“, bevor du in diese Gewohnheit eines ständigen Kampfes verfällst. Das ist es, was diese Kräfte wollen – dass du dich hilflos fühlst, geschlagen, überwunden. Du darfst es nicht zulassen.

All das ist das physische Mental, das sich der Mühe und dem notwendigen Kampf um die spirituelle Vollendung nicht unterziehen will. Es will das Höchste erreichen, will aber auf dem ganzen Weg einen glatten Verlauf – „Wer zum Teufel wird sich so viel Mühe machen, um das Göttliche zu erreichen?“, das ist das zugrundeliegende Gefühl. Durch die Schwierigkeit mit den Gedanken muss jeder Yogi hindurch, und ebenso kennt er die Tatsache eines geringen Erfolges nach Tagen der Bemühung. Erst dann, wenn man das Feld gejätet und gepflügt, wenn man gesät und darüber gewacht hat, kann man auf große Ernten hoffen.
Man muss entweder die Bemühung einsetzen, und dann muss man geduldig und ausdauernd sein, oder man kann sich auf das Göttliche verlassen durch einen ständigen Ruf und ein ständiges Streben. Dieses Vertrauen [auf das Göttliche] hat dann aber wahrhaft zu sein und darf nicht auf einem sofortigen Ergebnis beharren.

Die [Göttliche] Macht vermag alles, kann alles wandeln und wird es tun, aber nur dann vollständig und leicht und dauerhaft, wenn dein eigener Wille, mental, vital und physisch auf der Seite der Wahrheit steht. Wenn du dich auf die Seite der vitalen Unwissenheit stellst und gegen deine eigene spirituelle Wandlung kämpfst, bedeutet das ein leidvolles und schwieriges Ringen, bevor die Arbeit getan ist. Daher bestehe ich mindestens auf Ruhe und dem damit einhergehenden geduldigen Vertrauen, so gut es dir möglich ist, damit du einen ruhigen und stetigen Fortschritt erzielst, statt dich in einer leid- und qualvollen Bewegung voller Rückschläge und Kampfe zu verlieren.

Auch die [Yoga-] Kraft bringt kein endgültiges und anhaltendes Ergebnis hervor, wenn im Sadhak nicht der Wille und die Entschlossenheit bestehen, es zu erreichen.

Du hattest geschrieben: „Ich brauche mich nicht darum zu kümmern – wenn der Friede erforderlich ist, kommt er von selbst“. Sicher, das Hauptgewicht sollte auf der [Yoga-] Kraft liegen, doch ist die aktive Zustimmung des Sadhaks notwendig; in bestimmten Dingen kann sein Wille auch als Instrument der Kraft benötigt werden.

Das höhere Wirken schließt den Einsatz des Willens nicht aus – der Wille ist ein Element des höheren Wirkens.

So können diese Dinge nicht getan werden. Wenn die Umwandlung durchgreifend sein soll, muss die Schwierigkeit vonseiten aller [Wesens-] Teile zurückgewiesen werden. Die [Yoga-] Kraft kann nur unterstützen oder sie dazu befähigen, es zu tun, doch kann sie diesen erforderlichen Prozess nicht durch ein Schnellverfahren ersetzen. Dein Mental und dein inneres Wesen müssen ihren Willen dem Ganzen auferlegen.

Der mentale Wille ist notwendig, solange nicht ein fortwährendes Wirken der [Yoga-] Kraft oder aber des tieferen Willens von innen besteht.

Die [Yoga-] Kraft kann den Willen hervorbringen und benützen.

Im Mental besteht nicht nur die Fähigkeit des Denkens, sondern auch ein Wille.

Bewusst zu sein ist der erste Schritt [in dem Bemühen], zu überwinden – hierzu aber ist Stärke erforderlich sowie Losgelöstsein und der Wille zur Überwindung.

Die Energie, welche das Handeln diktiert oder das falsche Handeln verhindert, ist der Wille.

Ohne den Willen gibt es keine Ausdauer oder Beharrlichkeit.

Der Wille kann von sich aus tätig sein – er ist seiner Natur nach eine Kraft oder Energie.

So etwas wie einen trägen, passiven Willen gibt es nicht. Der Wille ist seiner Natur nach dynamisch. Selbst wenn er nicht kämpft und sich müht, ist bereits sein Vorhandensein dynamisch, und er wirkt auf den Widerstand dynamisch ein. Das, was du meinst, ist ein passiver Wunsch – ich wünschte, dass es so wäre, ich möchte, dass es so ist. Das ist nicht Wille.

Dann ist es nicht die richtige Art von Willenskraft; wahrscheinlich gebrauchen sie eine Art kämpfender oder angestrengter Willenskraft, statt des ruhigen und dennoch starken Willens, der das höhere Bewusstsein und die [Yoga-] Kraft herabruft.

Friede ist nicht eine erforderliche Voraussetzung für das Wirken des Willens. Wenn das Wesen unruhig ist, ist es oft die Aufgabe des Willens, die Ruhe aufzuerlegen.

Wille ist Wille, ob er ruhig oder rastlos ist, ob er in einer yogischen oder unyogischen Weise wirkt, für ein yogisches oder nicht-yogisches Ziel. Glaubst du etwa, dass Napoleon oder Caesar keinen Willen gehabt hätten oder dass sie Yogis gewesen wären? Du hast seltsame Ideen. Genauso gut könntest du sagen, dass Gedächtnis nur dann Gedächtnis sei, wenn es sich des Göttlichen erinnere, und dass es kein Gedächtnis sei, wenn es sich anderer Dinge erinnere.

Es gibt keinen Prozess. Der Wille ist selbsttätig, sofern Mental und Vital ihm zustimmen, wie im Fall eines Begehrens. Wenn das Begehren nicht befriedigt wird, fährt er damit fort zu hämmern, versucht oder besteht darauf, die Sache zu bekommen, wiederholt die Forderung, gebraucht diese oder jene Person, dieses oder jenes Mittel, veranlasst das Mental, ihn mit Gründen zu unterstützen, stellt sie [die Sache] als Erfordernis dar, das befriedigt werden muss, usw. usw., bis das Begehren schließlich befriedigt wird. All das beweist, dass ein Wille wirkt. Wenn du den Willen für die Sadhana einzusetzen hast, hat er nicht die gleiche Beharrlichkeit; das Mental erfindet Gründe, wenn es mit der Bemühung nicht weiterkommt, und sie wird aufgegeben, sobald die Schwierigkeit zunimmt; es gibt keine Stetigkeit, kein Festhalten des Willens am Ziel.

Im Laufe seiner Entwicklung wird er [der Wille] fähig, mit dem Willen der Mutter zu verschmelzen. Ein Wille, der nicht stark ist, ist ein großes Hindernis für die Sadhana.

Wenn der Wille stetig eingesetzt wird, lernt das übrige Wesen, wenn auch noch so langsam, dem Willen zu gehorchen, und schließlich entwickelt sich eine Übereinstimmung des Handelns mit dem Willen, und nicht mit den vitalen Impulsen und Begierden. Was das Übrige anbelangt (die Gefühle und Begierden usw. selbst), so beginnen sie, nach einem gewissen Kampf ihre Kraft zu verlieren und dahinzuschwinden, wenn man ihnen weder im Handeln noch in der Phantasie freien Lauf lässt und der Wille sie nicht mehr stützt – wenn man sie, sobald sie sich einstellen, lediglich betrachtet und zurückweist.

Es ist vermutlich deshalb, weil du nicht daran gewöhnt warst, deinen Willen einzusetzen, um die anderen Teile deiner Natur zu zwingen. Jetzt weigern sie sich, einer Kontrolle zu gehorchen, an die sie nicht gewöhnt sind und die auch keinen gewohnheitsmäßigen Einfluss auf sie hat.
Der Wille ist ein Teil des Bewusstseins und sollte in den Menschen das Hauptelement sein, welches die Tätigkeiten der Natur kontrolliert.

Das [der Mangel an Wille] ist eine Suggestion, die dir durch die physische Trägheit eingeprägt wurde. Sie hat deinen Willen überlagert und dich überzeugt, dass du keinen Willen mehr hast und auch keine Möglichkeit für irgendeinen Willen mehr besteht.

Du kannst nicht erwarten, dass eine beharrliche Trägheit wie diese in drei Tagen verschwindet, weil du eine Art anfängliche Bemühung gemacht hast, ihr zu widerstehen.

(Die Quelle der Unfähigkeit, sich gegenüber widersetzlichen Kräften zur Wehr zu setzen:) Es ist die Lässigkeit des Willens, der sich über längere Zeit hinweg nicht anstrengen will. Du gleichst jemandem, der sein Bein für eine Sekunde in Bewegung gesetzt hat und sich dann wundert, warum er nicht bereits hundert Meilen weiter und damit am Ziel sei, nachdem er eine derart gigantische Anstrengung gemacht hat.

Es bedeutet ganz einfach, dass dein Wille schwach und kein echter Wille ist. Ein zweifelhafter Wille! Du kannst ihn vielleicht mit einem Auto vergleichen, das nicht anspringen will und das man anschieben muss.

Wenn du fühlst, dass ein guter Zustand vorherrscht, dass Friede und Kraft wirken, ist es besser, diese Kraft wirken Zu lassen und sich selbst still und ruhig zu verhalten und nicht zu versuchen, über das Mental die Dinge zu tun.
Wenn Wirrnis oder ein falscher Zustand besteht, musst du die Ruhe herabrufen, musst versuchen, zur wahren Haltung zurückzukehren und nicht auf falsche Gedanken zu hören, sondern sie zurückzuweisen. Auch wenn du das nicht unmittelbar tun kannst, bleibe dennoch so ruhig wie möglich, strebe und bringe dich [der Mutter] dar. Die Göttliche Kraft kann immer mehr tun, als es die persönliche Bemühung vermag; das einzige also, was zu tun bleibt, ist, ruhig zu werden und sie herab- oder in den Vordergrund zurückzurufen – denn sie ist immer hinter oder über dir.

X ist immer so gewesen. Es ist die Tätigkeit seines Mentals, das sehr rastlos ist; manchmal ist seine Seele offen, und alles ist in Ordnung; dann wiederum mischt sich das Mental ein, und er ist verwirrt und elend. Von hier fortzugehen, würde ihn nicht heilen; „über die Dinge nachzudenken“ würde ihn nur noch verwirrter machen und verlorener sein lassen. Er ist ein Mensch, der allein durch ein vollständiges und dauerndes seelisches Sich-Öffnen von all dem errettet werden kann – über das Herz und nicht über das Mental.

Welcher Widerstand auch immer im äußeren Wesen ist, er wird aufhören; nur dauert es einige Zeit. Diese Gewissheit zu haben, ist immer das beste, und gleichzeitig Ruhe und Standhaftigkeit im Mental zu bewahren, selbst wenn man nicht wirksam gegen die Schwierigkeit angehen kann. Denn durch den ruhigen passiven Widerstand wird es schneller vorübergehen, auch wenn man beunruhigt und besorgt ist.
Selbst wenn man die Kraft der Mutter nicht aktiv rufen kann, muss man das Vertrauen bewahren, dass sie kommen wird.

Die Art und Weise, wie die Schmerzen aufhörten, zeigt dir, wie du mit deiner ganzen Natur umzugehen hast – denn es ist das gleiche sowohl mit den mentalen und vitalen als auch mit den physischen Ursachen von Unbehagen und Unruhe. Man hat innerlich ruhig zu bleiben, den Glauben zu bewahren und sich an die Erfahrung zu halten, dass der einzig mögliche Weg der ist, ruhig und offen zu sein und die [Yoga-] Kraft wirken zu lassen. Natürlich ist dein volles Offen-sein noch nicht möglich, doch sie [die Kraft] zu fühlen, sich zu öffnen, sie wirken zu lassen, ihr Ergebnis zu beobachten, das ist das erste. Es ist der Beginn des Bewusstwerdens und der Weg zum vollständigen Bewusstsein.

Halte dich immer an unsere Hilfe – wenn du sie nicht fühlen kannst, rufe nach ihr und bleibe ruhig, bis du sie wiederum fühlst. Es ist nur diese von dir erwähnte Trübung, die zwischen dich und das Gefühl ihrer Gegenwart tritt – denn sie ist immer da.

Wenn du sonst nichts tun kannst, musst du zumindest losgelöst bleiben; es gibt stets einen Teil des Wesens, der losgelöst bleiben kann und beharrlich die Kraft von oben herabruft.

Um welche Schwierigkeit es sich auch immer handelt, sie kann durch die Wahrheit im Herzen, die Aufrichtigkeit, den Glauben an das Unterfangen tatsächlich leicht gemacht werden – selbst das, was unmöglich ist, kann möglich werden. Oft ist es auch so, dass nach einem bestimmten Maß an Übung und ehrlichem Bemühen etwas von ihnen eingreift und das, was hätte lange dauern können, in entscheidender Weise und schnell getan ist.

Die Hilfe wird auf die erforderliche oder mögliche Weise gewährt. Sie ist nicht auf die Kraft, das Licht, das Wissen beschränkt. Wenn man mit Kraft natürlich irgendetwas oder alles meint, dann stimmt die Behauptung.

Wenn das Bewusstsein auf der Seite des Wissens entwickelt ist, wird es dich nur warnen; wenn es auf der Seite des Willens oder der Macht entwickelt ist, wird es dir helfen, etwas durchzuführen.

Das Bedürfnis, nach der Hilfe zu rufen, wird immer geringer, je höher man aufsteigt oder, besser gesagt, je erfüllter man wird, so dass es mehr und mehr durch das selbsttätige Wirken der [Yoga-] Kraft ersetzt wird.

Es gibt keinen Grund, warum du ganz aufhören solltest, Briefe zu schreiben – es geht nur um eine bestimmte Art von Briefen, denn sie sind kein sehr guter Weg, sich auszutauschen; du selbst hast empfunden, dass die Reaktion nicht vorteilhaft war. Ich forderte dich zum Schreiben auf, weil dein Bedürfnis, dich der gefährlichen Sache in dir zu entledigen, zu jener Zeit sehr groß war, und wenn es dir auch keine unmittelbare Erleichterung verschaffte, so war ich doch über den Verlauf des Kampfes genau informiert, und es half mir, in einem kritischen Augenblick auf die angreifenden Kräfte einen gewissen Druck auszuüben. Ich glaube aber nicht, dass irgend etwas Derartiges jetzt noch notwendig ist. Es erscheint vielmehr erforderlich, den Ursprung dieser Bewegungen in dir einzudämmen; sie in Worte zu kleiden würde ihnen, wie ich bereits sagte, mehr Gewicht und Substanz verleihen.
Es ist eine unbestrittene Tatsache, in Hunderten von Fällen bewiesen, dass es für viele das beste und oft, wenn auch nicht immer, ein unmittelbares, sofort wirkendes Mittel der Erleichterung ist, wenn sie uns ihre Schwierigkeiten genau schildern. Das wurde immer wieder von Sadhaks festgestellt, nicht nur hier, sondern auch von solchen, die weit entfernt von hier leben, und es bezog sich nicht nur auf ihre inneren Schwierigkeiten, sondern auch ihre Krankheiten und den Druck ungünstiger Umstände. Doch ist hierfür eine bestimmte Haltung erforderlich – entweder ein starker Glaube im Mental und Vital oder das Annehmen und Erwidern im inneren Wesen. Wo dies zur Gewohnheit wurde, ist es, wie ich festgestellt habe, beinahe ausnahmslos wirksam, selbst wenn der Glaube unsicher oder der äußere Ausdruck im Mental unklar, unkundig oder in seiner Form fehlerhaft oder ungenau war. Zudem hat diese Methode meist dann Erfolg, wenn der Schreibende wie ein Betrachter seiner eigenen Bewegungen schreiben kann und sie mit sorgfältiger und möglichst unbefangener Präzision zu schildern vermag als ein Phänomen seiner Natur oder die Bewegung einer Kraft, die auf ihn einwirkt und von der er befreit sein will.
Wenn dagegen während des Schreibens sein Vital von dem Gegenstand, den er schildert, erfasst wird und für ihn die Feder ergreift – und dabei Zweifel, Aufruhr, Depression und Verzweiflung zum Ausdruck bringt und häufig unterstützt –, sieht die Sache ganz anders aus. Doch wirkt selbst hier die Tatsache des Sich-Aussprechens entschlackend; es ist aber auch möglich, dass durch die Beschreibung des eigenen Zustandes der Attacke Kraft verliehen wird, zumindest momentan, und dass sie verstärkt und verlängert erscheint, sich aber schließlich durch ihre eigene Heftigkeit erschöpft und auf diese Weise eine Erleichterung herbeigeführt wird – doch um den hohen Preis von Umbruch und Aufruhr und unter der Gefahr einer zurückkehrenden unendlichen Bewegung; denn die Befreiung hat [nur] durch eine zeitweilige Erschöpfung der angreifenden Kraft stattgefunden und nicht mit Hilfe von Zurückweisung und Läuterung durch das Eingreifen der Göttlichen Kraft und die bedingungslose Zustimmung und Unterstützung des Sadhaks. Es war ein verworrener Kampf, eine tumultartige Intervention, kein klares Ausrichten von Kräften, und in der Wirrnis und dem Wirbel wird das Eingreifen der helfenden Kraft nicht gefühlt. Das ist es, was sich in deinen Krisen zu ereignen pflegte; das Vital in dir war stark in Mitleidenschaft gezogen und begann die Argumentationen der attackierenden Kraft zu unterstützen und ihnen Ausdruck zu verleihen; und statt die Schwierigkeit klar zu beobachten und ihr durch das wachsame Mental Ausdruck zu verleihen, um den Sachverhalt aufzudecken, damit das Höhere Licht und die Höhere Kraft darauf einwirken können, erfolgte eine leidenschaftliche Darlegung des Falles für die Opposition. Viele Sadhaks (sogar „fortgeschrittene“) haben sich diese Art und Weise, ihre Schwierigkeiten zum Ausdruck zu bringen, zur Gewohnheit gemacht, und manche haben sie bis jetzt beibehalten; sie haben nicht verstanden, dass dies nicht der richtige Weg ist. Es gab eine Zeit im Ashram, in der es eine Art Evangelium war, dass die Sache so zu geschehen habe – ich weiß nicht weshalb, denn es war niemals in meiner Yoga-Lehre enthalten; die Erfahrung jedoch hat gezeigt, dass es nicht wirksam ist; es führt zu einer endlosen Aufzeichnung [von Schwierigkeiten], zu einem unaufhörlichen Kreis des Kämpfens. Es hat gar nichts zu tun mit der Bewegung des Sich-Öffnens, die erfolgreich ist (wenn auch nicht unbedingt in einem einzigen Augenblick, aber dennoch fühlbar und fortschreitend) und welche diejenigen im Auge haben, die darauf beharren, dass alles dem Guru gegenüber offen sein muss, damit die Hilfe wirksamer sei.
Es ist unvermeidlich, dass Zweifel und Schwierigkeiten auftreten würden in einem so schwierigen Unterfangen wie der Umwandlung der normalen Natur des Menschen in seine spirituelle Natur, der Ersetzung seines Systems von veräußerlichten Werten und oberflächlichen Erfahrungen durch tiefere, innere Werte und Erfahrungen. Zweifel und Schwierigkeiten können aber nicht überwunden werden, indem man ihnen volle Kraft verleiht; es muss viel eher in der Weise geschehen, dass man lernt, sich von ihnen loszulösen, statt fortreißen zu lassen; dann hat die noch leise Stimme aus dem Inneren eine Chance, gehört zu werden und die lauten und fordernden Stimmen und Bewegungen von außen zu übertönen. Dem Licht von innen musst du Platz machen; das Licht des äußeren Mentals reicht nicht aus für die Entdeckung der inneren Werte, oder um die Wahrheit spiritueller Erfahrung beurteilen zu können.

Man sollte vom Göttlichen Schutz nicht zu viel erwarten, denn so wie wir geartet sind und die Welt geschaffen ist, hat der Göttliche Schutz innerhalb von Grenzen zu wirken. Natürlich finden Wunder statt, aber wir können keinen Anspruch darauf erheben.

Die Haltung, die du eingenommen hast, ist die richtige. Dieses Gefühl und diese Haltung helfen dir, die Attacken, denen du manchmal ausgesetzt bist und die dich aus dem rechten Bewusstsein bringen, rasch zu überwinden. Wie du richtig sagst, werden Schwierigkeiten, die man auf diese Weise angeht, zu Gelegenheiten [voranzukommen]; wenn man der Schwierigkeit in der rechten Haltung begegnet und sie überwindet, erkennt man, dass ein Hindernis gewichen ist und ein Schritt nach vorne getan wurde. Zweifel und Widerstand in einem Teil des Wesens verstärken die Mühe und die Schwierigkeiten – das ist der Grund, weshalb in den alten indischen Yoga-Systemen ein bedingungsloses Annehmen der Anweisungen des Gurus als unerlässlich festgelegt war – nicht wegen des Gurus, sondern wegen des sisyas [Schülers].

Diese Art von akutem Kampf hat ein Sadhak sehr häufig auf sich zu nehmen, wenn er einen vollen und entscheidenden Fortschritt erzielen will, statt der langsamen Eliminierung [der Schwierigkeiten], welche der allgemeine Prozess der Natur ist; dem starken Drang nach oben widersetzt sich ein heftiger Sog von unten. Wenn man aber ausharrt und überwindet, würde durch den Kampf viel gewonnen und in jenem Teil des Wesens, der Widerstand leistet, ein entscheidender Fortschritt erzielt werden. Halte daher durch und gräme dich nicht über ein gelegentliches Schwanken oder Straucheln, was in einem derart zähen Gefecht leicht vorkommen kann. Der Sadhak sollte es sich stets zur Regel machen, bei solchen Dingen nicht zu verweilen, sondern sich aufzuraffen und entschlossen weiterzugehen.
Unsere Hilfe, unsere Kraft, unser Segen werden immer mit dir sein und jeden deiner Schritte bis zum endgültigen Sieg unterstützen.

Die Gnade und der Schutz sind immer mit dir. Wenn du in irgendeiner inneren oder äußeren Schwierigkeit oder Bedrängnis bist, dann lass nicht zu, dass sie dich niederdrückt; suche Zuflucht in der schützenden Göttlichen Kraft.
Wenn du das stets voller Glauben und Wahrhaftigkeit tust, wirst du sehen, dass etwas sich in dir öffnet, das immer ruhig und friedvoll bleibt, trotz aller Störungen an der Oberfläche.

Ja, das stimmt. Jeder Sieg, den du über dich selbst erringst, bedeutet neue Kraft für neue Siege.

Es stimmt tatsächlich, dass, wenn man eine Schwierigkeit bewältigt oder einen Fortschritt erzielt hat, in der Atmosphäre eine gute Schwingung geschaffen wird. Und nach jedem Mal, wenn man sich zu öffnen vermag, kann es dauerhafter werden.

Ein großer Fortschritt sollte dich nur zu einem noch größeren Fortschritt anspornen, neben dem ersterer wie ein Nichts erscheint.

Man sollte seinen Blick immer der Zukunft zuwenden – zurückzublicken ist selten förderlich, da es dich einem früheren Bewusstsein öffnet.

Nimm den Frieden und die Ruhe und die Freude an und bewahre sie, indem du immer an das Göttliche denkst.
Wenn sich Gedanken über die Vergangenheit und Zukunft lediglich als Erinnerungen und Phantasien einstellen, sind sie nutzlos, und du solltest dein Mental in Ruhe von ihnen abwenden und dem Göttlichen und dem Yoga zukehren. Wenn sie irgendwie zweckdienlich sind, dann verweise sie auf das Göttliche, halte sie in das Licht der Wahrheit, damit du ihre Wahrheit erkennst oder für die Zukunft die rechte Entscheidung oder Anordnung triffst, falls dies nötig ist.
Die Tränen, die du erwähnst, schaden nicht; sie kommen aus der Seele, dem seelischen Wesen und sind eine Hilfe und kein Hindernis.

Man kann nicht zur Vergangenheit zurückkehren, man muss immer der Zukunft entgegengehen.

Man sollte seinen Blick besser auf die Zukunft richten und nicht der Vergangenheit zuwenden.

Das Vergangene braucht nicht bewahrt zu werden – man muss auf die künftige Verwirklichung zugehen. Alles Vergangene, das für die Zukunft erforderlich ist, wird aufgenommen werden und eine neue Form erhalten.

1 „Du musst jenen Frieden in dir wachsen lassen, der aus der Gewissheit des Sieges geboren ist.“
2 Man sollte sich nicht bei der niederen Natur und ihren Hindernissen aufhalten. – Sri Aurobindo