Kapitel 5

Wie man sehnsuchtsvoll strebt

Worte Sri Aurobindos

Das ist der Weg: Die Intensität der Aspiration bringt die Intensität der Erfahrung, und durch die wiederholte Intensität der Erfahrung erfolgt die Veränderung.

Worte Sri Aurobindos

Worte sind bei der Aspiration nicht notwendig. Diese kann in Worten ausgedrückt werden oder auch ohne sie.

Worte Sri Aurobindos

Es ist ein Fehler zu glauben, dass die Aspiration oder das Verlangen nach dem Göttlichen nicht echt sei, wenn vyakulata, der erregte, leidenschaftliche Eifer, ständig fehlt. Nur in bestimmten Formen des Bhakti-Yoga gibt es dieses fortwährende vyakulata oder Weinen oder hahakara, Jammern (letzteres ist häufig mehr vital als seelisch). Dagegen ist in unserem Yoga – obwohl das seelische Sehnen manchmal oder auch häufig in intensiven Wellen kommen kann – die Grundlage eine Stille des Wesens und in dieser Stille eine immer stetigere Wahrnehmung der Wahrheit ein immer stetigeres Suchen nach dem Göttlichen und Verlangen nach dem Göttlichen, so dass sich alles mehr und mehr diesem zuwendet. Und in all dem findet die Erfahrung und wachsende Verwirklichung statt. Da sich das Offensein in dir weitet, erhältst du dieses abhasa, Spiegelung, der (formlosen) Gegenwart der Mutter. In dem Maße, wie die innere Verwirklichung wächst, erhält diese Gegenwart in der körperlichen Form ihren vollen Wert.

Worte Sri Aurobindos

Natürlich, je ausgerichteter die Aspiration, umso rascher ist der Fortschritt. Die Schwierigkeit entsteht, wenn sich entweder das Vital mit seinen Begierden oder das Physische mit seinen alten, gewohnheitsmäßigen Regungen einmischt – wie es beinahe jedem geschieht. Hierdurch entstehen dann in einer spontanen Aspiration Dürre und Widerstand. Diese Dürre ist ein wohlbekanntes Hindernis in jeder Sadhana. Doch muss man ausharren und darf sich nicht entmutigen lassen. Wenn man seinen Willen in diesen unfruchtbaren Zeitspannen aufrechterhält, werden sie vorübergehen, und nachher wird eine größere Kraft der Aspiration und der Erfahrung möglich werden.

Worte Sri Aurobindos

Du findest es immer noch schwierig, die Zwischenzeiten, wenn alles ruhig ist und an der Oberfläche nichts geschieht, zu ertragen. Doch durch diese Zeiten müssen alle hindurch, und man kann sie nicht umgehen. Du darfst nicht mit der Vorstellung spielen, dass all dies aus deinem Mangel an Aspiration oder irgendeiner anderen Unfähigkeit herrühre und dass es solche Zeiten nicht gäbe und ein ununterbrochener Strom von Erfahrungen stattfände, wenn diese fortwährende, glühende Aspiration in dir wäre. Dies ist nicht der Fall. Auch wenn die Aspiration vorhanden wäre, gäbe es diese Zwischenzeiten. Und wenn man sogar während dieser Zeiten zu streben vermag, umso besser – die Hauptsache aber ist, ihnen mit Ruhe zu begegnen, nicht rastlos, niedergeschlagen oder verzagt zu werden. Ein immerwährendes Feuer kann erst dann brennen, wenn ein gewisses Stadium erreicht wurde, das heißt wenn man innerlich bewusst im seelischen Wesen lebt, doch hierfür ist all diese Vorbereitung des Mentals, des Vitals, des Physischen notwendig. Denn dieses Feuer gehört dem Seelischen an, und es kann nicht allein durch die Bemühung des Mentals beherrscht werden. Das Seelische muss vollkommen befreit werden, und die Kraft wirkt dahingehend, dass dies ganz möglich wird.

Worte der Mutter

Sri Aurobindo hat auch dieses geschrieben: Strebe intensiv, doch ohne Ungeduld… Der Unterschied zwischen Intensität und Ungeduld ist sehr subtil – alles ist ein Unterschied in der Schwingung. Sie ist subtil, doch darin liegt der ganze Unterschied.

Worte der Mutter

Die erste Regung der Aspiration ist so: Du fühlst irgendwie unbestimmt, dass es hinter dem Universum etwas gibt, das zu erkennen sich lohnt, das wahrscheinlich – du weißt es ja noch nicht – das Einzige ist, wofür es sich zu leben lohnt, und das dich mit der Wahrheit verbinden kann – etwas, von dem das Universum abhängt, das aber nicht vom Universum abhängt, etwas, das noch über dein Verständnis geht, jedoch hinter allen Dingen dazusein scheint… Ich habe hier viel mehr gesagt, als der größte Teil der Menschheit davon spürt, doch das ist der Anfang der ersten Aspiration – Jenes zu erkennen und nicht mehr in dieser dauernden Falschheit zu leben, wo die Dinge so entstellt und künstlich sind. Das wäre erstrebenswert, etwas zu finden, das die Mühe des Lebens lohnen würde.

Worte der Mutter

Man kann den Yoga nicht ausüben, wenn man ihn nicht ernst nimmt. Denn um eine beständige Aspiration zu verspüren und die Tapasya ausüben zu können, muss es einem sehr ernst damit sein. Ist man nicht ernsthaft, so strebt man sehnsuchtsvoll für fünf Minuten, dann zehn Stunden lang nicht. An einem Tag ist man voller Eifer, dann einen Monat lang wieder nicht usw. Unter solchen Bedingungen kann man den Yoga nicht ausüben. Er muss beständig sein, kontinuierlich, darf nie nachlassen. Vergisst man oder lässt man nach, kann man den Yoga nicht machen.

Muss man nicht mit einer großen Aspiration geboren sein?

Nein, die Aspiration ist etwas, das entwickelt, ausgebildet werden muss wie alle Betätigungen des Wesens. Man kann mit einer ganz geringen Aspiration geboren werden und sie zu einer sehr großen entwickeln. Man kann mit einem ganz schwachen Willen geboren werden und ihn zu einem sehr starken heranbilden. Es ist lächerlich zu meinen, dass die Dinge dir so zufliegen, durch eine Art Gnade, dass du, wenn dir keine Aspiration geschenkt wird, du eben keine hast – das ist nicht wahr.