Kapitel 5

Sri Krishnas Antwort an Arjuna

Worte Sri Aurobindos

Die Gita … stellt eine Art umfassende Eingangsgrundlage an Werken und Wissen voran, die ein Element enthält, welches zu Bhakti und höherem Wissen hinführt, ohne dort jedoch schon anzugelangen. Die ersten sechs Kapitel stellen uns diese Grundlage vor.

Wir können dann innehalten, um zu überlegen, wie weit sie die Lösung des ursprünglichen Problems1 vorangebracht haben, mit dem die Gita begann. Das Problem in sich selbst – es mag noch mal nützlich sein, das festzustellen – muss nicht notwendigerweise zur ganzen Frage nach der Natur des Daseins und dem Ersetzen des normalen durch das spirituelle Leben geführt haben. Man hätte es auf einer pragmatischen oder ethischen Basis oder von einem intellektuellen oder ideellen Standpunkt aus behandeln können oder indem man all dies zusammen in Betracht zieht. Das wäre in der Tat unsere moderne Methode gewesen, um die Schwierigkeit zu lösen… Die Gita erkennt an, dass es von diesem Standpunkt aus keine absolute Lösung geben kann, nur eine unmittelbar praktische, und nachdem sie Arjuna von den höchsten Idealen seines Zeitalters aus genau eine solche praktische Lösung angeboten hat, die er nicht in der Stimmung ist zu akzeptieren und die er in der Tat offensichtlich auch nicht akzeptieren soll, geht sie zu einem ganz anderen Standpunkt über und zu einer ganz anderen Antwort.

Die Lösung der Gita besteht darin, uns über unser naturgegebenes Wesen und unser gewöhnliches Mental zu erheben, über unsere intellektuelle und ethische Verwirrtheit, in ein anderes Bewusstsein mit einem anderen Gesetz des Seins und damit zu einem anderen Standpunkt für unser Handeln, wo persönliche Wünsche und persönliche Emotionen es nicht länger beherrschen, wo die Dualitäten wegfallen, das Handeln nicht länger unser eigenes ist und wo deshalb über die Bedeutung von persönlicher Tugend und persönlicher Sünde hinausgegangen wird, wo das Universelle, das Unpersönliche, der göttliche Geist seinen Sinn und Zweck in der Welt durch uns ausarbeitet, wo wir selbst durch eine neue und göttliche Geburt in das Sein dieses Seins, in das Bewusstsein von diesem Bewusstsein, in die Macht dieser Macht, in die Glückseligkeit dieser Seligkeit verwandelt werden, und wo wir, da wir nicht länger in unserer niederen Natur leben, keine eigenen Werke tun müssen, kein persönliches Ziel zu erreichen haben, sondern … nur die göttlichen Werke verrichten, jene, für die unsere äußere Natur nur ein passives Instrument ist und nicht mehr die Ursache, für die sie nicht mehr das Motiv stellt. Denn die treibende Kraft des Motivs ist über uns, im Willen des Meisters unserer Werke…

Dieses nach oben gerichtete Verlegen unseres Seins-Zentrums und die nachfolgende Umwandlung unserer gesamten Existenz und unseres gesamten Bewusstseins, mit dem Ergebnis einer Veränderung im gesamten Geist und Motiv unseres Handelns, während das eigentliche Tun in all seinen äußeren Erscheinungen oft genau das gleiche bleibt, ist die Quintessenz des Karma-Yoga der Gita. Verändere dein Wesen, werde wiedergeboren im Geist und fahre durch diese neue Geburt mit dem Tun fort, das dir der Geist im Inneren aufgetragen hat – das kann man als das Herzstück ihrer Botschaft bezeichnen. Oder, um es mit einer tieferen und spirituelleren Bedeutung anders auszudrücken, mache die Arbeit, die du hier zu tun hast, zu deinem Mittel der inneren, spirituellen Wiedergeburt, der göttlichen Geburt und, göttlich geworden, tue immer noch göttliche Werke als Instrument des Göttlichen zum Anführen der Völker.

1 Sri Aurobindo bezieht sich auf „Arjunas leidenschaftliches Sich-Selbst-Infragestellen, sein Zurückweichen vom Morden, seine Empfindung des Kummers und der Sünde, seine Trauer über ein leeres und verzweifeltes Leben, seine Prophezeiung übler Folgen einer üblen Tat.“

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