Kapitel 5
Leben nach dem Tod und Wiedergeburt
In stumme zwischengeburtliche Trance versunken
Saßen dort Wesen, die einst Gestalt auf Erden trugen,
In leuchtenden Gemächern spirituellen Schlafes.
Durchschritten war das Säulentor von Geburt und Tod,
Durchschritten war ihr kleiner Schauplatz von Symbol-Taten,
Durchschritten waren die Himmel und Höllen ihres langen Weges;
Sie waren zurückgekehrt in die tiefe Seele der Welt.
Gesammelt war alles nun in trächtiger Ruhe:
Person und Natur durchliefen eine Schlummer-Wandlung.
In Trance riefen sie ihr vergangenes Selbst zurück,
Und im Hintergrund entwarf der Erinnerung voraussehend Sinnen,
Kündend eine neue Persönlichkeit,
Die Karte ihres kommenden Schicksalslaufs:
Erben ihrer Vergangenheit, Entdecker ihrer Zukunft,
Wähler ihres eigenen selbstgewollten Loses,
Erwarteten sie das Abenteuer eines neuen Lebens.
Eine Person, beständig durch den Lauf der Welten,
Obwohl immer dieselbe in vielerlei Gestalt
Und für das äußere Mental nicht wiedererkennbar,
Annehmend unbekannte Namen in unbekannten Landen,
Prägt durch die Zeit auf die verschlissene Seite der Erde
Ein werdendes Bild ihres geheimen Selbstes
Und lernt durch Erfahrung das, was der Geist wusste,
Bis sie ihre Wahrheit lebendig sehen kann und Gott.
Und wieder müssen sie sich dem Problemspiel der Geburt stellen,
Der Seele Experiment mit Freude und Leid
Und Denken und Antrieb, die dem blinden Tun leuchten,
Und sich auf die Straßen der Umstände wagen,
Durch innere Vorgänge und äußere Schauplätze hin,
Durch die Formen der Dinge reisend dem Selbste zu.
In das Zentrum der Schöpfung war er gekommen.
Der Geist, der von einer Seinsart zur anderen wandert,
Findet hier das Schweigen seines Ausgangspunktes
In der formlosen Kraft und der stillen Festigkeit
Und der sinnenden Leidenschaft der Welt der Seele.
Alles, was geschaffen und dann wieder aufgehoben wird,
Erschafft die ruhige beharrliche Schau des Einen
Unausweichlich wieder, er lebt erneut:
Kräfte und Leben und Wesen und Ideen
Werden für eine Weile in die Stille genommen;
Dort bilden sie neu ihre Absicht und ihre Richtung,
Prägen ihre Wesensart neu und formen ihre Gestalt um.
Stets wandeln sie sich und sich wandelnd wachsen sie,
Und schreitend durch ein gedeihliches Stadium des Todes
Und nach langem wiederherstellendem Schlafe
Nehmen sie ihren Platz im Arbeitsgang der Götter wieder ein,
Bis ihr Werk vollbracht ist in kosmischer Zeit.
II.14.149-95