Kapitel 5

Höre auf den Körper

Worte der Mutter

Das Beste ist, nicht an das Essen zu denken, sondern sein Leben hinreichend regelhaft zu ordnen, so dass keine Notwendigkeit entsteht, darüber nachzusinnen. Du isst zu festgesetzten Stunden, maßvoll, du brauchst dich nicht einmal damit auseinanderzusetzen, während du etwas zu dir nimmst. Du musst ruhig essen, das ist alles, still, mit Konzentration, und wenn du nicht isst, darfst du dich niemals gedanklich damit beschäftigen. Du darfst nicht zu viel essen, weil du dich dann mit deiner Verdauung beschäftigen musst, und das wird sehr unerfreulich für dich sein und dich zwingen, viel Zeit zu verschwenden. Du musst einfach essen, … du musst allem Begehren, aller Versuchung, allen Regungen des Vitals ein Ende setzen, denn wenn du einfach deshalb isst, weil der Körper Nahrung braucht, wird er dir absolut präzise und exakt mitteilen, wann er genug hat. Siehst du, wenn man durch vitale Gier oder mentale Vorstellungen nicht getrieben wird, erfasst man dies mit Sicherheit. „Nun ist es genug!“ sagt der Körper, „ich will nicht mehr.“ Folgerichtig beendet man die Mahlzeit.

Sobald man nachdenkt oder aber ein vitales Verlangen hat, wenn es zum Beispiel etwas ist, das du ganz besonders magst, dann isst du dreimal soviel davon, weil du es eben besonders magst… Übrigens kann dich das bis zu einem gewissen Grad kurieren, denn wenn du keinen sehr stabilen Magen hast, bekommst du eine Magenverstimmung, und danach hast du einen Widerwillen gegen die Sache, die dir den Magen verdorben hat. Nun ja, das sind etwas drastische Mittel. Man kann auch ohne diese Mittel Fortschritte machen. Am besten denkt man nicht daran.

Natürlich gibt es Leute, die das Essen für sich und die anderen zubereiten und gezwungen sind, daran zu denken, aber minimal. Man kann die Nahrung zubereiten und dabei an interessantere Dinge denken. Auf jeden Fall aber ist es umso besser, je weniger man daran denkt; und wenn man sich nicht damit beschäftigt, weder mental noch vital, wird der Körper ein sehr guter Indikator. Wenn er Hunger hat, sagt er es dir; wenn er das Bedürfnis hat, etwas aufzunehmen, sagt er es dir; wenn er fertig ist, wenn er nichts mehr braucht, sagt er es dir; und wenn er keine Nahrung braucht, denkt er nicht daran, er denkt an etwas anderes. Nur der Kopf bringt die ganze Unruhe. Eigentlich ist es immer der Kopf, der Probleme schafft, weil man es nicht versteht, ihn zu gebrauchen. Wenn man seinen rechten Gebrauch kennen würde, könnte er auch Harmonie schaffen. Aber es ist etwas recht Merkwürdiges: Die Leute gebrauchen ihre Vorstellungskraft immer für etwas Schlechtes; und nur sehr, sehr selten benutzen sie sie für das Gute. Anstatt an schöne Dinge zu denken, die zu Ausgeglichenheit und Harmonie verhelfen, denken sie immer an alle möglichen Katastrophen, wodurch sie natürlich das Gleichgewicht ihres Wesens stören und sind sie zudem noch besorgt, ziehen sie auch noch die befürchteten Katastrophen an.

Worte der Mutter

Mutter, hier heißt es, dass insbesondere ein Athlet bestimmte Nahrungsmittel braucht, um bestimmte notwendige Vitamine zu erhalten, und das alles…

Das sagt die moderne Wissenschaft. Ja … nun, wenn du noch fünfzig Jahre wartest, werden sie etwas anderes gefunden haben, und alles ändert sich wieder und die Vitamine sind vergessen…

Worte der Mutter

Liebe Mutter, welche Dinge sind wirklich unentbehrlich für unser Leben?

Ich glaube nicht, dass es für alle die gleichen Sachen sind. Das hängt vom Land ab, das hängt von den Gewohnheiten ab, und offen gestanden, wenn man ganz genau analysiert, glaube ich nicht, dass es viele sind. Nicht wahr, wenn man durch die Welt reist, haben die Leute in jedem Land andere Schlafgewohnheiten, Essgewohnheiten, Bekleidungsgewohnheiten, Waschgewohnheiten. Und natürlich werden sie einem sagen, dass die Dinge, die sie brauchen, unentbehrlich sind. Wenn man aber in ein anderes Land geht, merkt man, dass all diese Dinge für diese Leute keinen Wert haben, weil sie andere Sachen benutzen, die alle für sie ebenso nützlich sind und ihnen unentbehrlich erscheinen. Dann geht man in ein anderes Land, und dort sind es wiederum andere Sachen. Und wenn man überall ein wenig gereist ist, sagt man sich dann schließlich: „Was ist denn nun wirklich nützlich?“ Ich bin der Meinung, dass eine Zahnbürste etwas Unentbehrliches ist. Mein Nachbar wird mich anschauen und sagen: „Was soll das, Ihre Zahnbürste? Ich gebrauche meine Finger und das ist optimal.“ Und so ist alles, nicht wahr.

Bei der Nahrung hat man den Eindruck, dass eine bestimmte Menge an Sachen unentbehrlich ist, um einem die notwendige Kraft zu geben, und es sind diese Sachen, weil man daran gewöhnt ist, – doch in einem anderen Land ist es etwas ganz anderes.

Also kann man keine Regeln aufstellen; und will man ganz genau sein, ist es – so glaube ich – eine rein persönliche Angelegenheit, die vom Körper eines jeden einzelnen abhängt; denn sobald man sich in seinem Bewusstsein ausweitet, merkt man, dass die Dinge, die einem so unentbehrlich erscheinen, gar nicht unentbehrlich sind, dass es einem auch ohne diese scheinbar unentbehrlichen Sachen sehr gut gehen kann, dass man sehr gut arbeiten und viel Energie haben kann. Gibt es Dinge, die in der ganzen Welt unentbehrlich sind, ich meine materielle Dinge? Ja, man kann sagen, ein Mindestmaß an Nahrung – und man kann keine allgemeine Regel aufstellen, es kommt auf das Klima an.

Worte der Mutter

Ich habe von so vielen widersprüchlichen Berichten über die Wirkung von Nahrungsmitteln, Gewürzen usw. gehört, dass ich zum Schluss gekommen bin, dass es – so wie alles Übrige – eine ganz persönliche Angelegenheit ist und infolgedessen keine allgemeingültigen Regeln aufgestellt, geschweige denn aufgezwungen werden können.