Kapitel 5
Das Mantra und der Integrale Yoga
Keine festgelegte Methode im Integralen Yoga
Worte Sri Aurobindos
Die Sadhana dieses Yoga geht nicht durch eine festgelegte mentale Lehre vonstatten oder durch vorgeschriebene Formen der Meditation, durch Mantra oder andere Dinge, sondern durch Aspiration, durch nach innen oder oben gerichtete Konzentration, durch das Sich-Öffnen für einen Einfluss, für die Göttliche Macht über uns und ihr Wirken, für die Göttliche Gegenwart im Herzen und durch die Zurückweisung all dessen, was diesen Dingen fremd ist. Und allein durch Glauben, Aspiration und Hingabe kann dieses Sich-Öffnen erfolgen.

Kein festgelegtes Mantra im Integralen Yoga
Worte Sri Aurobindos
In diesem Yoga gibt es kein festgelegtes Mantra, und es wird auch kein Wert auf Mantra gelegt, obwohl die Sadhaks ein solches anwenden können, wenn oder solange sie es hilfreich finden. Die Betonung liegt hier vielmehr auf einer Aspiration im Bewusstsein und einer Konzentration des Mentals, Herzens und Willens im ganzen Wesen. Wenn hierfür ein Mantra als förderlich empfunden wird, kann man es anwenden. OM, in der richtigen Weise angewandt (nicht mechanisch), kann durchaus sowohl das Sich-Öffnen nach oben und außen (in das kosmische Bewusstsein) als auch die Herabkunft fördern.

Mutters Name als Mantra
Worte Sri Aurobindos
In der Regel ist das einzige Mantra, das in dieser Sadhana benutzt wird, der Name der Mutter oder mein Name und der der Mutter. Die Konzentration im Herzen und die Konzentration im Kopf können beide angewendet werden – jede hat ihr eigenes Ergebnis. Erstere öffnet das seelische Wesen und bringt Bhakti, Liebe und die Einung mit der Mutter, ihre Gegenwart im Herzen und das Wirken ihrer Kraft in der menschlichen Natur. Letztere öffnet das Mental für die Selbstverwirklichung, für das Bewusstsein dessen, was sich über dem Mental befindet, für den Aufstieg des Bewusstseins über den Körper und das Herabkommen des höheren Bewusstseins in den Körper.

Für die Sadhana des Körpers ist das Mantra essentiell
Worte der Mutter
Ich erkannte, dass für diese Sadhana des Körpers ein Mantra essentiell ist. Sri Aurobindo gab keines. Er sagte, man müsse die Arbeit auch tun können, ohne auf äußere Mittel zurückzugreifen. Hätte er den Punkt erreicht, wo wir jetzt stehen, würde er erkennen müssen, dass die rein psychologische Methode nicht ausreicht und dass ein Japa notwendig ist, denn einzig das Japa besitzt einen direkten Einfluss auf den Körper. So musste ich die Vorgangsweise ganz alleine entdecken, musste mein Mantra selber finden. Doch jetzt, wo die Dinge bereit sind, schaffe ich in einigen Monaten die Arbeit von zehn Jahren. Darin liegt die Schwierigkeit, es braucht Zeit, die Zeit…
Und ich wiederhole mein Mantra ständig – wenn ich wach bin und sogar wenn ich schlafe. Ich sage es, während ich mich anziehe, während ich esse, während ich arbeite, während ich mit anderen spreche. Stets ist es im Hintergrund, die ganze Zeit, die ganze Zeit.
Man erkennt auch sofort den Unterschied zwischen denen, die ein Mantra haben, und den anderen. Bei jenen, die kein Mantra benutzen, selbst wenn sie eine lange Gewohnheit der Meditation oder Konzentration haben, bleibt etwas Verschwommenes, etwas Ungenaues um sie. Während das Japa denen, die es praktizieren, eine Art Präzision, Solidität gibt: ein festes Gerüst. Sie sind wie gestählt.

Om Namo Bhagavateh
Worte der Mutter
Bis jetzt bleibt von allen Formulierungen und Mantras das, was am direktesten auf den Körper wirkt und alle Zellen einnimmt und sie sofort ergreift (schwingende Geste), das Sanskrit-Mantra: OM NAMO BHAGAVATEH.
Sobald ich mich zu einer Meditation setze, sobald ich eine Minute ruhig bin oder mich konzentriere, setzt sofort dieses Mantra ein, und es erweckt eine Antwort im Körper, in den Zellen des Körpers: Sie beginnen alle zu schwingen.
Das kam so: Y war gerade zurückgekehrt und brachte mir eine Kiste voller Dinge, die er mir zeigte. Seine Erregung erzeugte viele kleine gedrängte Wellen, die mir Kopfschmerzen bereiteten – jedenfalls war es sehr unangenehm. Als ich ging, nachdem das geschah, setzte ich mich hin und tat dies (Geste der Klärung), damit das aufhört. Da begann augenblicklich das Mantra.
Es stieg von hier auf (Solarplexus): OM NAMO BHAGAVATEH, OM NAMO BHAGAVATEH, OM NAMO BHAGAVATEH. Es war ungeheuerlich. Während der ganzen Viertelstunde der Meditation: Es erfüllte alles mit Licht! In den tiefen Noten war es von einem bronzenen Gold (auf Höhe der Kehle war es fast rot), und in den Höhen glich es einem opalweißen Licht: OM NAMO BHAGAVATEH, OM NAMO BHAGAVATEH, OM NAMO BHAGAVATEH.
Neulich (das war oben in meinem Badezimmer) kam es und ergriff den gesamten Körper. Es stieg auf: Alle Zellen bebten. Und mit einer Macht! Ich unterbrach alle Tätigkeiten und ließ es sich entwickeln: Die Schwingung wurde immer stärker, immer weiter, als der Ton zunahm. Alle Körperzellen wurden in eine Intensität der Aspiration gezogen …, als würde der ganze Körper sich ausdehnen – es war überwältigend. Ich hatte den Eindruck, alles würde bersten.
Da verstand ich jene, die sich von allem zurückziehen, um ausschließlich das zu leben. Und welch transformative Macht es besitzt! Ich fühlte, sollte sich das fortsetzen, würde etwas geschehen, so etwas wie eine Veränderung des Beharrungszustandes der Körperzellen.

Worte der Mutter
Om-namo-bhagavate.
Diese drei Wörter. Für mich bedeuten sie Folgendes:
OM – Ich flehe den Höchsten Herrn an.
NAMO – Ich verbeuge mich vor Ihm.
BHAGAVATE – Vergöttliche mich.

Savitri – das Mantra der Transformation
Worte der Mutter
Man kann sagen, dass Savitri eine Offenbarung ist, eine Meditation, eine Suche nach dem Unendlichen, dem Ewigen. Wenn man es mit dieser Aspiration nach Unsterblichkeit liest, wird das Lesen selbst als Führer zur Unsterblichkeit dienen. Savitri zu lesen bedeutet wirklich, Yoga zu üben, spirituelle Konzentration. Alles kann man dort finden, was nötig ist, um das Göttliche zu verwirklichen. Jeder Schritt des Yoga ist dort aufgezeichnet, einschließlich des Geheimnisses aller anderen Yogas. Es ist gewiss, dass man, wenn man ehrlich dem folgt, was in jedem Vers enthüllt wird, die Transformation des Supramentalen Yoga erreichen wird. Es ist wirklich der unerschütterliche Führer, der einen nie verlässt, und seine Hilfe ist immer für denjenigen da, der dem Weg folgen will. Jeder Vers von Savitri ist wie ein enthülltes Mantra, das alles übertrifft, was der Mensch sich auf dem Weg des Wissen angeeignet hat, und ich wiederhole: Die Worte sind auf solche Art gewählt und angeordnet, dass der Rhythmus zum Ursprung des Klangs, der OM ist, hinführt.
