Kapitel 4
Wie man feindlichen Kräften begegnet, die unsichtbar und doch lebendig sind
Worte der Mutter
Auf welche Weise soll man den feindlichen Kräften begegnen, die unsichtbar und doch so lebendig greifbar sind?
Das hängt weitgehend vom Entwicklungsstand deines Bewusstseins ab. Am Anfang, wenn man über kein Wissen und keine besonderen okkulten Kräfte verfügt, bleibt man am besten so friedvoll und still wie möglich. Nimmt der Angriff die Form von feindlichen Einflüsterungen an, so versuche sie in aller Ruhe wie einen stofflichen Gegenstand wegzuschieben. Je ruhiger du bist, desto stärker wirst du. Die feste Grundlage aller spirituellen Kraft ist seelischer Gleichmut. Lass nichts dein Gleichgewicht stören; denn wenn du es bewahrst, kannst du allen Angriffen standhalten. Hast du außerdem noch genügend Unterscheidungsvermögen, um schlechte Einflüsterungen zu durchschauen und zu entlarven, sobald sie auf dich zukommen, dann fällt es dir umso leichter, sie abzuweisen; aber manchmal kommen sie unbemerkt, und dann ist es schwieriger, ihnen zu begegnen. In diesem Fall muss man ruhig bleiben und Frieden und tiefe innere Ruhe herabkommen lassen. Nimm dich fest zusammen und rufe voll Glauben und Vertrauen; wenn deine Aspiration rein und beharrlich ist, darfst du dir sicher sein, die nötige Hilfe zu erhalten.
Angriffe von feindlichen Kräften sind unvermeidlich; man muss sie als Prüfungen auf dem Weg betrachten und den Sturm mutig durchstehen. Hat man ihn aber hinter sich, so ist etwas gewonnen, man ist ein Stück vorangekommen. In gewissem Sinne sind die feindlichen Kräfte sogar nötig: Sie stärken die Entschlossenheit und klären die Aspiration.
Es stimmt auch, dass es sie nur deshalb gibt, weil du ihnen Ursache gibst zu sein. Solange ihnen irgendetwas in dir antwortet, ist ihre Einmischung völlig gerechtfertigt. Würde nichts in dir antworten und hätten sie über keinen Teil deiner Natur Gewalt, so zögen sie sich zurück und ließen dich in Ruhe. Jedenfalls darfst du ihnen nicht erlauben, deinen spirituellen Fortschritt aufzuhalten oder zu hemmen.
Verlieren kann man den Kampf gegen die feindlichen Kräfte nur, wenn man kein echtes Vertrauen in die Hilfe des Göttlichen hat. Aufrichtigkeit in der Aspiration bringt immer den nötigen Beistand herbei. Ein ruhiger, inbrünstiger Ruf, die Gewissheit, dass man beim Anstieg zur Verwirklichung niemals allein marschiert, und der Glaube, dass die Hilfe immer da ist, wenn man ihrer bedarf, führen dich leicht und sicher zum Sieg.
Kommen die feindlichen Kräfte im Allgemeinen von außen oder von innen?
Hast du das Gefühl, dass sie von innen kommen, so zeigt das, dass du für sie offen bist und sie sich unbemerkt in dir eingenistet haben. Die eigentliche Natur der Dinge ist Harmonie; doch gibt es eine Verschiebung in gewissen Welten, die Perversion und Feindschaft bewirkt. Hast du eine Affinität zu diesen entstellenden Welten, so kannst du mit Wesen von dort gut Freund werden und völlig unter ihren Einfluss geraten. Das kommt vor, ist aber kein sehr glücklicher Zustand. Das Bewusstsein wird sofort verdunkelt, und Wahres lässt sich nicht mehr von Falschem unterscheiden. Du kannst nicht einmal mehr erkennen, was eine Lüge ist und was nicht.
Wenn ein Angriff stattfindet, nimmt man jedenfalls am besten an, dass er von außen kommt und sagt sich: „Das bin ich nicht, und ich will damit nichts zu tun haben.“ Genau so musst du dich gegenüber allen niederen Impulsen und Begierden, allen Zweifeln und Unsicherheiten des Mentals verhalten. Wenn du dich mit ihnen identifiziert, sind sie noch viel schwieriger zu bekämpfen; denn dann hast du den Eindruck, vor der nie sehr bequemen Aufgabe zu stehen, deine eigene Natur zu überwinden. Sobald du jedoch imstande bist, dir zu sagen: „Nein, das bin ich nicht, damit will ich nichts zu tun haben“, wird es viel leichter, sie zu vertreiben.
Mutter, ist den feindlichen Kräften die Aufgabe bewusst, die ihnen zugewiesen wurde, das heißt…
Nein, er sagte in dem Buch, sie hätten sie sich selbst zugewiesen. Er sagte wörtlich: „Die Aufgabe, die sie sich zugewiesen haben“, das heißt, sie haben beschlossen, das zu tun.
Was wolltest du denn fragen? Warum man ihnen diese Aufgaben zugewiesen hat?
Nein, ich wollte fragen, ob den feindlichen Kräften die Aufgabe bewusst ist, die ihnen zugewiesen wurde. Denn das würde bedeuten, dass die feindlichen Kräfte bei der spirituellen Durchführung mithelfen.
Es gibt nichts, das letzten Endes nicht hilft. Wenn sie es absichtlich täten, wären es keine feindlichen Kräfte mehr, es wäre eine Zusammenarbeit. Denn – und da muss man vor etwas auf der Hut sein – man darf nicht „feindliche Kräfte“ sagen und dabei an Kräfte denken, die uns feindlich gesinnt sind. Es sind nicht Kräfte, die den Menschen und ihrer Ruhe und ihrem Glück feindlich gesinnt sind, sondern es sind Kräfte, die dem göttlichen Werk feindlich gegenüberstehen.
Und ganz allgemein habe ich viele Leute von „den feindlichen Kräften“ reden hören – zum Beispiel, „die feindlichen Kräfte der Krankheit haben mich angegriffen“. Das ist zu persönlich gesehen, das braucht nicht das Ergebnis feindlicher Kräfte zu sein; du nennst sie feindlich, weil sie dich angreifen. Doch wenn man von feindlichen Kräften spricht, meint man eigentlich Kräfte, die dem göttlichen Werk oder dem göttlichen Willen gegenüber feindlich eingestellt sind. Wenn sie nun bei diesem Werk mitarbeiten würden, wären sie nicht mehr feindlich, nicht wahr. Das ist von einer völlig unwiderlegbaren Logik.
Folglich kann man nicht sagen, dass es irgendein Werk ist für den Fortschritt der Menschheit oder auch für den Fortschritt des Universums. Doch gibt es nichts, nicht einmal das Feindlichste, das nicht für das göttliche Werk genutzt werden könnte. Es kommt darauf an, wie es auf gefasst wird. Doch muss man sagen, dass sie in ihrer Beziehung zu den Menschen ein sehr boshaftes Vergnügen darin finden, diese auf die Probe zu stellen. Ist man zum Beispiel nicht äußerst stark und äußerst aufrichtig und sagt sich: „Oh, ich bin mir meines Glaubens sicher“ – dies als Beispiel unter vielen anderen –, geschieht sofort etwas, das den Glauben schwer zu erschüttern versucht. Das ist eine … es ist vermutlich ihre Zerstreuung, ihr Vergnügen.
Wie oft, nicht wahr, wenn sich jemand brüstet… das kann sehr kindlich sein, doch wenn sich jemand wegen etwas brüstet: „Oh, da bin ich sicher, ich werde diesen Fehler niemals machen“, sehe ich da sofort eine feindliche Formation so vorbeigehen und durch das kleine Loch schlüpfen, das von dieser Prahlerei herrührt. Diese Formation geht da hinein, dringt ein und bereitet alles vor, damit man genau das tut, was man nicht tun wollte. Doch ist das Spaß, es geschieht sicher nicht, um dir beim Fortschritt zu helfen. (Die Mutter lacht) Aber wenn du es annehmen kannst, hilft es dir beim Fortschritt. Du sagst: „Gut, ein andermal werde ich mich nicht mehr brüsten.“
Und da diese Kräfte auf der mentalen und vitalen Ebene sehr bewusst sind, ist es nicht einmal nötig, den Satz auszusprechen. Wenn der Gedanke … wenn du zum Beispiel sehr daran gearbeitet hast, etwas zu verändern, entweder eine schlechte Angewohnheit oder eine materielle Schwäche, kurz, du hast hart gearbeitet, um das zu verändern, und da du hart gearbeitet hast, hast du in einem gewissen Umfang Erfolg. Wenn du nun einfach in Gedanken den Erfolg feststellst, fängt es eine Minute später wieder an. Man darf nicht einmal daran denken. Sobald man lediglich denkt: „Sieh mal an, vorher war es so, und jetzt ist es so. Ah, das ist gut“, fängt es eine Minute danach von neuem an!
Und das ist ganz klar, denn es gibt Zeugen rings um dich, die von notorischer Bosheit sind, und das macht ihnen gewaltigen Spaß. Ego höre sie sogar manchmal lachen, wenn jemand etwas in aller Unschuld sagt. Ego höre da so ein kurzes Lachen. Oh, es macht ihnen großen Spaß. Und eine Minute oder einen Tag darauf, tadah! ist es kaputt.
Wie kann man diese Zeugen loswerden?
Vom praktischen Standpunkt aus muss man in einem Zustand der Stille sein, wobei die mentale Tätigkeit ausschließlich damit beschäftigt ist, die Sache, die man tun will, und den Fortschritt, den man ausführen will, zu formen, das heißt, die mentale Konstruktion zu bilden, die man für seine Arbeit braucht. Und seine Beobachtungsqualitäten sollte man eher – ich möchte sagen, es ist absolut unerlässlich – dazu benutzen, um sein Aktionsfeld zu beobachten, die Verfahren, die man für sein Handeln anwendet, die Resultate, die man erzielt, den Grundsatz, den man aus der Erfahrung ableiten kann, das erreichbare Wissen, nun, das alles … aber nicht für diese Selbstbezogenheit und sich beim Tun zuschauen. Gefährlich ist diese Bewegung, sich selbst als Beobachtungsobjekt zu nehmen. Das ruft immer Unannehmlichkeiten hervor, und manchmal sehr ernste. Nun, die meisten verbringen ihre Zeit damit, sich beim Tun zuzuschauen, sich beim Leben zuzuschauen, und das macht sie sehr … was man im Englischen „self-conscious“ nennt, das heißt, statt in dem zu sein, was sie tun, ehrlich und ausschließlich, schauen sie sich dabei zu und schätzen sich selbst oder setzen sich selbst herab, je nach ihrer Wesensart. Manche sehen sich mit großer Selbstgefälligkeit und äußerster Befriedigung beim Handeln zu und halten sich für wirklich ganz hervorragend. Im Gegensatz dazu gibt es Leute, die einen kritischen Geist haben und ihre Zeit damit verbringen, sich dauernd zu kritisieren. Nun, das eine ist nicht besser als das andere. Sie sind ebenfalls schlecht. Das Beste ist, sich nicht mit sich selbst zu beschäftigen. Hat man eine Arbeit zu tun, ist es das Beste, sich mit seiner Arbeit zu befassen und natürlich mit der besten Methode, sie auszuführen. Das ist immer gut. Aber nicht damit, ob man sie gut oder schlecht macht, ob man sich zuschaut und ob man sich schätzt; das ist unnützes Zeug.
Entdecken, wie die Arbeit zu machen ist und welches die beste Methode ist, das ist sehr nützlich. Aber sich beim Tun zuschauen und sich selbst bewundern oder herabsetzen, ist nicht nur unnütz, sondern verhängnisvoll.
Jedes Mal, wenn wir einen entscheidenden Schritt in unserem spirituellen Fortschritt gemacht haben, versuchen die unsichtbaren Feinde des Göttlichen immer Rache zu nehmen, und wenn sie die Seele nicht verletzen können, schlagen sie auf den Körper ein. Aber all ihre Bemühungen sind vergeblich und werden schließlich zunichte gemacht, denn die Göttliche Gnade ist mit uns.
Wir dürfen den feindlichen Kräften niemals eine Chance geben, ihr Unwesen zu treiben – sie nutzen die geringste Unbewusstheit aus.
Es sind Missgunst, selbstsüchtige Unzufriedenheit und verletzte Eitelkeit, die die Türen des Bewusstseins für die feindlichen Angriffe öffnen, indem sie einen aus dem Schutz des Göttlichen herausziehen.
Nur wenn man sich weigert, diese falschen Regungen in sich zuzulassen, kann man hoffen, den feindlichen Einfluss und seine katastrophalen Auswirkungen abzuwenden.
Es ist eine große Unwissenheit, die ein Wesen auf die Suggestionen der Mächte der Finsternis und der Zerstörung antworten lässt. Mit einem echten Gefühl der Dankbarkeit für die unendliche Barmherzigkeit des Göttlichen wäre man vor solchen Gefahren gerettet.
Ständig an die feindlichen Kräfte zu denken und sie zu fürchten, ist eine sehr gefährliche Charakterschwäche.
Wie du sagst, ist es die feindliche Kraft selbst, die überwunden und zerstört werden muss, sonst wird sie immer Menschen finden, die sie zum Ausdruck bringen.
Feindliche Kräfte werden in der Welt nur toleriert, weil sie die Aufrichtigkeit der Menschen auf die Probe stellen. An dem Tag, an dem der Mensch ganz aufrichtig wird, werden sie verschwinden, denn es wird keinen Grund mehr für ihre Existenz geben.
Auch heute Nacht gibt es einen schweren Angriff der feindlichen Kräfte. Mein Schlaf ist völlig dahin. Ego bete zu dir mit größter Aufrichtigkeit, dass du mich aus den Fängen dieser Furien befreist. Sie greifen meinen Unterleib, meine Oberschenkel und meine Knie an. Ego bitte dich, mir den verheißenen Rat zu geben, damit ich sie für immer vollständig loswerden kann.
Diese feindseligen Kräfte sind mit dem sexuellen Verlangen verbunden. Sie leben von der Energie, die während des Aktes verschwendet wird. Und selbst ein Gedanke, ein mentales oder vitales Begehren reicht aus, um sie in die Atmosphäre eindringen und sich dort festsetzen zu lassen. Daher muss die Läuterung im Mental selbst stattfinden.
In der irdischen Organisation ist die Welt der Insekten sozusagen das direkte Werk feindlicher Schöpfer in der vitalen Welt. Sie sind das Ergebnis feindseliger und oft teuflischer Gedanken und Vorstellungen, die nicht auf den Menschen, sondern auf das göttliche Werk gerichtet sind. Oft ist ein Insekt, das ganz harmlos aussieht, der Überbringer eines schlechten und bösartigen Willens; in diesem Fall muss man sich ernsthaft mit ihm auseinandersetzen.
Die Liebe kann alles tolerieren – aber im Wirken entscheidet und wählt das Göttliche. Doch selbst in Gottes Zerstörungsakt leuchtet die reine Liebe, die erhabene Liebe, auf.
Dein Ego hat die Angewohnheit, beim geringsten Anlass zu Unzufriedenheit, die Tür deines Wesens für einen bösen Geist von arrogantem und frechem Unglauben zu öffnen, der seine Zeit damit verbringt, Schlamm und Dreck auf alles zu werfen, was heilig und schön ist, und besonders auf das Streben deiner Seele und die Hilfe der Gnade Gottes.
Wenn du dies weiterhin zulässt, wird es in einer sicheren Katastrophe und im Ruin enden. Es müssen starke Maßnahmen ergriffen werden, um dem ein Ende zu setzen, und dazu ist die Mitarbeit deiner Seele erforderlich. Sie muss aufwachen und sich am Kampf gegen das Ego beteiligen, indem sie die Tür zu diesem bösen Geist entschieden schließt.
Was ist schließlich Freiheit? Das zu tun, was man will? Aber weißt du, was „du“ bist? Weißt du, was dein eigener Wille ist? Weißt du, was von dir kommt und was von anderswo kommt? Nun, wenn du einen starken Willen hättest, hätte ich dir erlauben können, zu arbeiten. Aber so ist es nicht; es sind nur Impulse, die dich bewegen, und die sind auch nicht deine eigenen. Sie kommen von außen und bringen einen dazu, alle möglichen dummen Dinge zu tun. Du fällst in die Hände der Rakshasas. Zuerst bringen sie dich dazu, dumme Dinge zu tun, und dann lachen sie. Wenn du einen starken Willen hast, wenn dein Wille, deine Impulse und alles andere auf das Seelische ausgerichtet sind, dann und nur dann kannst du einen gewissen Geschmack von Unabhängigkeit und Freiheit haben; ansonsten bist du ein Sklave.