Kapitel 4

Dynamische Hingabe

Worte Sri Aurobindos

Im frühen Stadium der Sadhana – und mit früh meine ich eine lange Zeitspanne – ist Bemühung unerlässlich. Hingabe natürlich auch, doch ist Hingabe nicht etwas, das in einem Tag getan werden kann. Das Mental hat seine Vorstellungen und hält daran fest. Das menschliche Vital widersetzt sich der Hingabe, denn was es in den frühen Stadien Hingabe nennt, ist eine zweifelhafte Art des Selbstgebens, die Forderungen enthält. Das physische Bewusstsein ist wie ein Stein, und was es Hingabe nennt, ist häufig nichts als Trägheit. Allein das Seelische weiß, wie es sich hinzugeben hat, doch ist das Seelische am Anfang zumeist sehr verschleiert. Sobald das Seelische erwacht, kann dies eine plötzliche und wahre Hingabe des ganzen Wesens mit sich bringen, denn die übrigen Schwierigkeiten sind dann rasch beseitigt und verschwinden. Solange aber ist Bemühung unerlässlich. Oder aber sie ist notwendig, bis die Kraft von oben in das Wesen herabströmt und die Sadhana übernimmt, sie mehr und mehr für einen ausführt und immer weniger der individuellen Anstrengung überlässt – doch selbst dann, wenn auch nicht die Bemühung, so sind doch Aspiration und Wachsamkeit erforderlich, bis das Mental, der Wille, das Leben und der Körper von der Göttlichen Macht vollständig in Besitz genommen worden sind.

Worte Sri Aurobindos

Von aller Vorliebe frei zu sein und freudig zu empfangen, was immer vom Göttlichen Willen kommt, ist zunächst keinem menschlichen Wesen möglich. Man sollte zu Beginn fortwährend die Vorstellung in sich hegen, dass das, was das Göttliche will, immer zum Besten ist, selbst wenn das Mental es nicht versteht. Man sollte fortwährend mit Ergebung das hinnehmen, was man noch nicht mit Freude hinnehmen kann, und auf diese Weise bei einem ruhigen Gleichmut anlangen, der nicht erschüttert wird, selbst wenn an der Oberfläche vorübergehende Regungen einer momentanen Reaktion auf äußere Geschehnisse sein mögen. Ist das einmal gefestigt, kann auch das Übrige kommen.

Worte Sri Aurobindos

Selbstbeherrschung aufzugeben würde bedeuten, dem Vital freies Spiel zu lassen, und das würde allen möglichen Kräften Einlass gewähren. Solange nicht das supramentale Bewusstsein alles kontrolliert und durchdringt, im gesamten Wesen vom Obermental abwärts, besteht ein verschwommenes Spiel von Kräften, und jede Kraft, wie göttlich sie auch in ihrem Ursprung sei, kann zwar von den Mächten des Lichtes benutzt werden, sie kann aber bei der Durchquerung des Mentals oder Vitals auch von den Mächten der Finsternis abgefangen werden. Wachsamkeit, Unterscheidungsvermögen und Kontrolle können nicht aufgegeben werden, bevor der vollständige Sieg errungen und das Bewusstsein gewandelt ist.

Worte Sri Aurobindos

Aktive Hingabe ist, wenn du deinen Willen mit dem Göttlichen Willen verbindest, wenn du das zurückweist, was nicht das Göttliche ist, und du dem zustimmst, was das Göttliche ist. Passive Hingabe ist, wenn alles ganz und gar dem Göttlichen überlassen wird – hierzu sind nur wenige fähig, denn in der Praxis erweist es sich, dass man unter dem Vorwand der Hingabe an das Göttliche sich in Wirklichkeit der niederen Natur hingibt.

Worte der Mutter

Erforderlich ist nicht eine passive Hingabe, die dich zu einem trägen Klotz werden lässt, sondern dass du deinen Willen dem Göttlichen Willen zur Verfügung stellst.

Wie aber lässt sich das tun, bevor die Einung vollzogen ist?

Du hast einen Willen, und du kannst diesen Willen darbringen. Du willst zum Beispiel dir deiner Nächte bewusst werden. Nimmst du nun die Haltung passiver Hingabe ein, wirst du sagen: „Wenn es Gottes Wille ist, dass ich bewusst werden soll, dann werde ich bewusst.“ Bringst du hingegen deinen Willen dem Göttlichen dar, so fasst du einen Entschluss und sagst: „Ich werde mir meiner Nächte bewusst.“ Du hast den Willen, dass es sei, du wartest nicht einfach untätig ab. Die Hingabe kommt ins Spiel, wenn du die Haltung einnimmst, die sagt: „Ich gebe meinen Willen dem Göttlichen. Ich will mit aller Kraft mir meiner Nächte bewusst werden, ich habe aber nicht das Wissen, möge es der Göttliche Wille für mich ausarbeiten.“ Dein Wille muss weiterhin ständig handeln und zwar nicht in der Weise, dass er eine bestimmte Tätigkeit wählt oder etwas Bestimmtes verlangt, sondern als eine inbrünstige Aspiration, die sich auf das zu erreichende Ziel konzentriert. Das ist der erste Schritt. Wenn du wachsam und aufmerksam bist, wirst du sicherlich etwas in Form einer Inspiration empfangen, was zu tun ist, und du machst dich unverzüglich an die Ausführung. Nur darfst du nie vergessen: Hingabe heißt, das Ergebnis deines Handelns anzunehmen, wie es auch sei, selbst wenn es ganz anders ist, als du es erwartet hast. Ist dagegen deine Hingabe von passiver Art, so willst und versuchst du gar nichts. Indem du auf das Wunder wartest, schläfst du ganz einfach ein.

Nun, um zu wissen, ob dein Wille oder Wunsch mit dem Göttlichen Willen übereinstimmt oder nicht, musst du achtgeben, ob du darauf eine Antwort erhältst oder nicht, ob du dich bestätigt oder widersprochen fühlst, nicht vom Mental oder vom Vital oder vom Körper, sondern von etwas, das immer tief im inneren Wesen da ist, in deinem Herzen.

Worte der Mutter

Wie überzeugt man die widerspenstigen Teile unserer Natur zur Hingabe?

Versuche, es ihnen verständlich zu machen, wie man es mit einem Kind macht, das nicht versteht, durch alle Arten von Hilfsmitteln: Bilder, Erklärungen und Symbole. Mache ihnen die Notwendigkeit von Einheit und Harmonie mit den anderen Teilen des Wesens verständlich; sprich vernünftig mit ihnen und versuche, ihnen ihre Taten und deren Konsequenzen bewusst zu machen. Doch vor allem sei sehr geduldig, werde nicht müde, diese Dinge zu wiederholen.

Kann das Mental bei dieser Arbeit hilfreich sein?

Ja, wenn ein Teil des Mentals voll erleuchtet ist, wenn es sich dem seelischen Licht hingegeben hat und einen Sinn für die Wahrheit besitzt, kann es eine sehr große Hilfe sein, es kann die Dinge in der richtigen Weise erläutern.

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