4. Kapitel
Die Umwandlung des Physischen
1. Abschnitt
Nicht notwendig, das physische Wesen zu verachten – es ist Teil der geplanten Manifestation.

Dein Bewusstsein ist im Verlauf der Sadhana mit der niederen physischen Natur in Kontakt gekommen und sieht sie so, wie sie an sich ist, wenn sie weder vom Mental noch von der Seele oder der spirituellen Kraft unterdrückt oder kontrolliert wird. Diese [physische] Natur ist voll niederer und dunkler Begierden, sie ist der animalischste Teil des menschlichen Wesens. Man muss damit in Berührung kommen, damit man erkennt, was es dort alles gibt, und es umwandeln kann. Die meisten Sadhaks der alten Schule begnügen sich damit, in die spirituellen oder seelischen Bereiche aufzusteigen und diesen Teil sich selbst zu überlassen – auf diese Weise bleibt er jedoch ungewandelt, selbst wenn er sich großenteils im Zustand der Ruhe befindet – die volle Umwandlung [des menschlichen Wesens] ist dann nicht möglich. Um diese dunkle physische Natur zu wandeln, hast du nur ruhig und gelassen zu bleiben und die höhere Kraft wirken zu lassen.

All das mag in der Theorie durchaus stimmen, doch in der Praxis hat es sich erwiesen, dass die physische Unreinheit stark genug ist, um den inneren Fortschritt zu blockieren und die innere Erfahrung starr auf einen passiven Frieden zu beschränken.

Diesen Gegen-Kräften wird dann Gelegenheit gegeben, wenn der Sadhak im unabänderlichen Verlauf der Sadhana von der mentalen oder der höheren vitalen Ebene in das physische Bewusstsein herabkommt. Das wird immer begleitet von einem Verblassen der ersten tiefen Erfahrungen und einem Hinabsteigen in die neutrale, dunkle Trägheit, dem Grundgestein der unerlösten physischen Natur. Dorthin müssen das Licht, die Macht, der Ananda des Göttlichen herabkommen, um alles umzuwandeln und alle Dunkelheit und Trägheit für immer zu vertreiben und die leuchtende Energie, das vollendete Licht und die unwandelbare Seligkeit zu errichten. Dort und nicht im Mental oder höheren Vital liegt die ganze Schwierigkeit, dort aber muss auch der Sieg erfochten und die Grundlage einer neuen Welt gelegt werden. Es ist nicht meine Absicht, dir die Schwierigkeit dieser großen und gewaltigen Wandlung zu verhehlen oder die Tatsache, dass möglicherweise eine lange und harte Arbeit vor dir liegt. Bist du aber wirklich nicht willens, dem die Stirn zu bieten und deinen Anteil an der großen Arbeit auf dich zu nehmen? Willst du dieses Unterfangen in seiner ganzen Bedeutung von dir weisen, um einem verrückten, irrationalen Drang nach einer anregenderen Arbeit der Stunde oder des Augenblicks zu folgen, wofür kein echter Ruf in irgendeinem Teil deiner Natur besteht?
Es gibt keinen echten Grund zur Verzweiflung; in allem, was geschehen ist, kann ich keinerlei stichhaltige Begründung dafür erkennen. Die Schwierigkeiten, die du durchmachst, sind nichts im Vergleich mit denen, die andere erfahren und dennoch überwunden haben – andere, die nicht stärker waren als du. Alles was geschah ist, dass durch diese Herabkunft in das physische Bewusstsein die gewöhnliche, äußere menschliche Natur mit ihren elementaren Unvollkommenheiten und unterbewussten, unbefriedigten Impulsen in den Vordergrund getreten ist, und diese sind es, an die sich die feindliche Kraft wendet. Das Mental und höhere Vital haben sich bereits von den Ideen und Illusionen befreit, durch die sie eine Billigung erhielten – einer Illusion der Rechtmäßigkeit und selbst der Würde in ihrer [ der Impulse] Befriedigung. Aber ihre Wurzel, der innere irrationale Drang nach Erfüllung, ist noch nicht beseitigt – sie ist zum Beispiel die Ursache für die sexuellen Regungen, die du vor kurzem im Schlaf oder Wachsein hattest. Das war unvermeidlich. Das einzig Notwendige ist, dass dein seelisches Wesen hervortritt und dich dem direkten, wirklichen und immerwährenden Kontakt mit mir und der Mutter öffnet. Bis jetzt hat sich deine Seele durch das Mental, seine Ideale und Begeisterung oder durch das Vital und seine höheren Freuden und Bestrebungen ausgedrückt; das aber ist nicht genug, um die physische Schwierigkeit zu bewältigen und die Materie zu erleuchten und umzuwandeln. Deine Seele selbst, dein seelisches Wesen muss in den Vordergrund treten, vollständig erwachen und die grundlegende Wandlung vollziehen. Das seelische Wesen bedarf nicht der Unterstützung durch intellektuelle Ideen oder äußere Zeichen und Hilfen. Nur es allein kann dir die direkte Empfindung des Göttlichen vermitteln, die fortwährende Nähe, die innere Unterstützung und Hilfe. Du wirst dann nicht länger der Meinung sein, dass die Mutter dir fern sei, oder irgendeinen weiteren Zweifel an der Verwirklichung haben; denn das Mental denkt und das Vital begehrt, aber die Seele fühlt und erkennt das Göttliche.
Weise diese Regungen von Zweifel und Niedergeschlagenheit und all das Übrige zurück – sie gehören nicht zu deiner wahren und höheren Natur. Weise diese Suggestionen der Unfähigkeit, Untauglichkeit und all diese irrationalen Bewegungen einer fremden Kraft zurück. Bleibe dem Licht deiner Seele treu, selbst wenn es von Wolken verhüllt ist. Meine Hilfe und die der Mutter werden im Hintergrund wirken selbst in Augenblicken, in denen du sie nicht fühlen kannst. Das einzige Erfordernis für dich und alle ist, sogar in der Finsternis der dunklen Mächte des physischen Bewusstseins deiner Seele gegenüber unbeirrbar treu zu sein und dich des Göttlichen Rufes zu erinnern. Sei treu, und du wirst siegen.

Als ich davon sprach, dem Licht der Seele und dem göttlichen Ruf treu zu sein, bezog ich mich nicht auf etwas Vergangenes oder auf irgendein Vergehen deinerseits. Ich wollte damit einfach das große Erfordernis hervorheben, sich in allen Krisen und Anfechtungen nicht irgendwelchen Einflüssen, Impulsen und Verlockungen hinzugeben, sondern ihnen allen den Ruf der Wahrheit entgegenzuhalten, das gebieterische Zeichen des Lichtes; und wenn Zweifel und Depressionen auftreten, zu sagen: „Ich gehöre dem Göttlichen, ich kann nicht scheitern“; allen Suggestionen von Unreinheit und Untauglichkeit entgegenzuhalten: „Ich bin ein Kind der Unsterblichkeit, erwählt vom Göttlichen; ich brauche nur mir und Ihm gegenüber wahr zu sein – der Sieg ist gewiss; selbst wenn ich zu Fall käme, würde ich mich wieder erheben“; allen Impulsen, sich abzuwenden und einem geringeren Ideal zu dienen, zu erwidern: „Das ist das Größte, das ist die Wahrheit, die allein die Seele in mir befriedigen kann; ich werde durch alle Prüfungen und Leiden hindurch bis zum Ende der göttlichen Reise ausharren“. Das ist es, was ich unter Treue gegenüber dem Licht und dem Ruf verstehe.

Es ist nahezu unvermeidlich, dass diese Dinge in dem einen oder anderen Ausmaß in einem bestimmten kritischen Stadium eintreten – ein Stadium, durch das beinahe jeder hindurch muss und das im Allgemeinen eine unangenehm lange Zeit anhält, aber keinesfalls entscheidend oder endgültig zu sein braucht. Es ist, wenn man ausharrt, die Zeit der dunkelsten Nacht vor der Morgendämmerung, die jeder oder beinahe jeder spirituell Strebende erfährt. Sie hat ihre Ursache darin, dass man in das rein physische Bewusstsein eintauchen muss, ohne von irgendeinem wahren mentalen Licht oder irgendeiner vitalen Freude im Leben gestützt zu werden, denn diese ziehen sich dann meist hinter den Schleier zurück, obwohl sie nicht, wie es scheint, für immer verloren sind. Es ist eine Zeit, in der Zweifel, Leugnung, Dürre, Düsterkeit und alle ähnlichen Dinge mit großer Kraft auftreten und häufig eine Zeitlang völlig vorherrschen. Wenn man dieses Stadium erfolgreich hinter sich gelassen hat, beginnt das wahre Licht zu kommen – das Licht, das nicht vom Mental, sondern vom Spirit stammt. Das spirituelle Licht kommt, darüber besteht kein Zweifel, in den frühen Stadien zu einigen in gewissem Ausmaß und zu ganz wenigen in einem beachtlichen Umfang; das trifft aber nicht für alle zu – denn manche müssen warten, bis sie den hemmenden Stoff in Mental, Vital und dem physischen Bewusstsein ausräumen können, und sie empfangen bis dahin nur hie und da eine Berührung. Doch selbst im besten Fall ist dieses frühe spirituelle Licht niemals vollständig, solange nicht der Finsternis des physischen Bewusstseins entgegengetreten, solange sie nicht überwunden wurde. In diesen Zustand gerät man nicht durch eigenes Verschulden; er kann eintreten, während man sein Bestes versucht, um Fortschritte zu machen. Es ist nicht so, dass er auf eine radikale Unfähigkeit in der Natur hinweist, er ist aber bestimmt eine harte Feuerprobe, und man hat sich sehr fest an den Weg zu halten, um durch ihn hindurchzugehen. Diese Dinge sind nicht leicht zu erklären, denn für den gewöhnlichen menschlichen Verstand ist es schwer, die psychologische Notwendigkeit zu verstehen oder zu akzeptieren.

Es gibt nichts, worüber du entmutigt zu sein brauchst. Tatsache ist, dass, nachdem du so lange auf der mentalen und vitalen Ebene gewesen bist, du nun des physischen Bewusstseins gewahr wurdest, und das physische Bewusstsein ist in allen Menschen so.

Es ist träge, konservativ, es will sich nicht bewegen, nicht ändern – es klammert sich an seine Gewohnheiten (die die Menschen als ihren Charakter bezeichnen), oder aber seine Gewohnheiten (seine gewohnten Regungen) klammem sich an es und wiederholen sich einem Uhrwerk gleich auf hartnäckig mechanische Weise. Wenn du dein Vital ein wenig geläutert hast, gehen die Dinge weiter hinunter und setzen sich dort fest. Und wenn du dir deiner selbst bewusst geworden bist, übst du einen Druck aus, vielleicht, doch reagiert das Physische sehr langsam und scheint sich zu Beginn fast gar nicht zu bewegen. Der Ausweg besteht in einem stetigen und unveränderlichen Streben, in geduldiger Arbeit und darin, dass die Seele im Physischen weilt, um das Licht und die Kraft in diese dunklen Teile herabzurufen. Durch das Licht wirst du dir dessen bewusst, was vorhanden ist, die [Yoga-] Kraft hat zu folgen und auf sie [die dunklen Teile] einzuwirken, bis sie sich ändern oder aufhören zu bestehen.

Es ist immer eine Auswirkung des vorherrschenden physischen Bewusstseins, wenn man sich so fühlt – wie ein gewöhnlicher Mensch oder schlimmer, ganz und gar im äußeren Bewusstsein, das innere Bewusstsein verhüllt und das Wirken der Yoga-Macht anscheinend unterbrochen. Das findet auch in den früheren Stadien statt, ist dann aber meist nicht so ausgeprägt, weil ein Teil des Mentals oder Vitals noch im Physischen wirkt; oder selbst bei einer völligen Unterbrechung der Sadhana dauert es nicht lange, und man bemerkt es nicht so deutlich. Wenn man aber vom mentalen und vitalen Yoga-Stadium in das Physische herabkommt, offenbart sich dieser Zustand, der dem physischen Bewusstsein von Natur aus eigen ist, in vollem Ausmaß und hält über lange Zeitspannen an. Der Grund dafür ist, dass man herabkommen und sich mit diesem Teil direkt auseinandersetzen muss, indem man bewusstseinsmäßig in ihn eintritt – denn wenn das nicht geschieht, kann die vollständige Wandlung der [ menschlichen] Natur nicht stattfinden. Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich um ein vorübergehendes Stadium handelt, und in dem Glauben auszuharren, dass es überwunden werden wird. Wenn das der Fall ist, wird es für die Yoga-Kraft leichter sein, zunächst hinter dem Schleier und dann im Vordergrund zu wirken, um das Yoga-Bewusstsein in diese äußere physische Hülle zu bringen und sie leuchtend und responsiv zu machen.

Wenn man immerfort den Glauben und die Ruhe bewahrt, geht es schneller – wenn sich aber der Glaube verdunkelt oder die Ruhe durch die lang anhaltende Schwierigkeit gestört wird, dauert es länger, doch auch dann wird es geschehen; denn die Kraft ist dort am Werk, auch wenn sie nicht gefühlt wird. Es kann nur dann verhindert werden, wenn man ausbricht oder die Sadhana aufgibt, weil man gegenüber der Schwierigkeit zu unduldsam wurde, um sie zu bewältigen. Das ist das einzige, was niemals geschehen sollte.

Es bedeutet, dass es nur eine einzige Sadhana für alle Teile gibt, nicht eine gesonderte mentale, vitale oder physische Sadhana – das Wirken der Sadhana findet jedoch manchmal in jedem einzelnen Teil getrennt statt, manchmal dagegen gleichzeitig im Mental und Vital oder im Vital und Physischen oder im Mental, Vital und Physischen zusammen. Es ist jedoch immer die gleiche Sadhana.

Als ich über die physische Trägheit sprach, wollte ich zum Ausdruck bringen, dass sie es war, die stets die Eliminierung der alten Bewegungen verhinderte und jedes Mal, wenn sie hinausgestoßen waren, ihre Rückkehr möglich machte – denn dort im stofflichen Halbbewussten oder Unterbewussten liegt das Grundgestein des Widerstandes. Wenn das in Erscheinung tritt und sich in seinem gesonderten Dasein zeigt, vom Mental und Vital nicht unterstützt, sondern durch die Macht seiner eigenen Trägheit wirkend, und wenn es durch die Billigung des Mentals oder Vitals nicht verhüllt wird, sondern die alten Bewegungen lediglich durch die Kraft der alten Gewohnheiten wiederholt, dann ist es soweit, dass man den Widerstand an seiner Wurzel packen kann, anstatt nur seine Blüten, Früchte und Zweige abzuschneiden, sobald sie sich zeigen.
Es ist genaugenommen dieser Widerwille, irgend etwas zu beginnen, von dem man sich befreien muss – denn es ist nichts anderes als ein Sich-Ergeben in die Macht der Trägheit. Die alten Methoden der Gewalttätigkeit gegenüber dir selbst sind offensichtlich unfruchtbar – du solltest den Göttlichen Frieden und die Kraft bitten, herabzukommen und sich damit auseinanderzusetzen, und dich selbst diesem Wirken öffnen. Wenn dieses sich widersetzende Physische dazu gebracht wird zuzustimmen und zu reagieren, hast du den Schlüssel zur Lösung deiner Probleme gefunden.

Ich habe gesagt, dass dein Bewusstsein herabgekommen ist und den direkten Kontakt mit der äußeren physischen Natur, die immer voll von niederen Bewegungen ist, aufgenommen hat; wenn das geschieht, vermagst du zu erkennen, von welcher Art sie sind, wenn sie nicht unter der Kontrolle des Mentals und der Seele stehen. Jedermann muss in diesen direkten Kontakt kommen – im anderen Fall kann es keine Umwandlung dieses Wesensteils geben.

Ja, sicher, das ist es, worauf ich bestehe – das Herabbringen der Verwirklichung in diesen trägen physischen Teil, der hervorgetreten ist. Wenn irgendein Teil des Wesens auf diese Weise in Erscheinung tritt und alle seine Mängel und Begrenzungen offenbart – wie in diesem Fall Trägheit oder Unfähigkeit (apravrrtti), Dunkelheit oder Vergesslichkeit (aprakasa) –, dann deshalb, um sie in Ordnung zu bringen, denn er [dieser Wesensteil] ist zu einer ersten oder vorläufigen Umwandlung hervorgetreten. Friede und Licht im Mental, Liebe und Sympathie im Herzen, Ruhe und Macht im Vital, eine kraftvolle Aufnahmebereitschaft und Erwiderung (prakasa, pravrtti) im Physischen – das ist die erforderliche Wandlung.

Deine Empfindung besteht nur deshalb, weil du in großen Umfang mit dem Teil [deines Wesens] identifiziert bist, der sich der Wandlung nicht unterzogen hat, und daher hast du das Gefühl der Schwierigkeit, ja selbst der Unmöglichkeit einer Wandlung. Doch trotz dieser Schwierigkeit gibt es keine Unmöglichkeit. Selbst diese Identifizierung [mit dem ungewandelten Wesensteil] kann dir helfen, denn auf diese Weise kann durch ein direktes Wirken in diesem Teil oder einen indirekten Einfluss auf ihn die Wandlung durch das Mental oder höhere Vital radikal sein. Gewähre deinen physischen Kräften Ruhe und stelle sie wieder her, öffne dich; damit die Kraft der Mutter frei auf dich einzuwirken vermag, all deine Sorgen dahinschwinden und eine neue und stärkere Bewegung beginnen kann.

Was du beschreibst, ist das stoffliche Bewusstsein; es ist großenteils unterbewusst, sein bewusster Teil aber ist mechanisch und wird durch die Gewohnheiten oder Kräfte der niederen Natur träge bewegt. Es [das stoffliche Bewusstsein] wiederholt immerfort die gleichen beschränkten und unerleuchteten Bewegungen und ist der Routine und dem verankerten Gesetz des bereits Bestehenden verhaftet – es ist nicht gewillt, sich zu wandeln, das Licht zu empfangen oder der höheren Kraft zu gehorchen. Oder es ist, selbst wenn es willens ist, dazu nicht fähig. Ist es aber fähig, so verleiht es der Tätigkeit, die ihm durch das Licht und die Kraft gegeben wurde, eine neue mechanische Routine und beraubt sie auf diese Weise der ganzen Seele und des ganzen Lebens. Es ist dunkel, dumm und faul, voll von Unwissenheit und Trägheit, der Finsternis und Saumseligkeit des tamas.
Dieses stoffliche Bewusstsein ist es, in das wir zuerst das höhere (göttliche oder spirituelle) Licht, die Macht und den Ananda zu bringen versuchen und schließlich die supramentale Wahrheit, die das Ziel unseres Yoga ist.

Ich verstehe nicht, weshalb du die Möglichkeit der Vollendung deines stofflichen Bewusstseins anzweifelst: Wenn Glaube, Ruhe, Offenheit im übrigen Wesen bestehen, muss sich auch das Stoffliche öffnen. Tamas, Trägheit, Unwissenheit, Dummheit, Engstirnigkeit, die Hemmung der wahren Bewegung sind universale Eigentümlichkeiten des stofflichen Bewusstseins, solange es von oben noch nicht erleuchtet, erneuert und umgewandelt ist – es handelt sich dabei nicht um eine besondere Eigenart deines Wesens. Deshalb gibt es auch für den Zweifel, den du beschreibst, keine hinreichende Ursache oder Rechtfertigung.
Wenn das Supramental voll in das stoffliche Bewusstsein herabkommt, wird es dort die rechten Bedingungen schaffen. Das Einssein wird erreicht, die fortwährende Gegenwart und der Kontakt werden im Stofflichen gefühlt werden, und es wird der ganze echte physische Kontakt sein, der erforderlich ist. Die Traurigkeit, von der du sprichst, ist nicht von seelischer Art, denn das „schmerzliche Sehnen“ ist Sache des Vitals und nicht der Seele. Die Seele ist niemals wegen eines enttäuschten Verlangens traurig – es liegt nicht in ihrer Natur; sie fühlt manchmal die Sorge, wenn sie sieht, wie das Göttliche zurückgewiesen wird oder wie sich das Mental, das Vital und das Physische im Menschen oder in der Natur von der Wahrheit abwenden, um der Perversion, der Finsternis oder Unwissenheit zu folgen. Immerhin, wenn das Supramental die Herrschaft angetreten hat, ist selbst die vitale äußere Natur gezwungen, sich zu wandeln, und deshalb wird es für Gefühle dieser Art keine Gelegenheit geben.

Es ist das durch und durch physische Bewusstsein, dessen du gewahr wurdest; in beinahe jedem ist es so: sobald man voll oder ausschließlich in es eintritt, fühlt man, dass es dem eines Tieres gleicht, entweder finster und rastlos oder träge und dumm, und in keinem Fall für das Göttliche offen. Nur wenn man die Kraft und das höhere Bewusstsein in es hineinbringt, vermag es sich grundlegend zu ändern. Rege dich nicht auf, wenn sich diese Dinge zeigen, sondern begreife, dass sie dazu da sind, um gewandelt zu werden.
Hier wie anderswo ist Ruhe das erste Erfordernis – das Bewusstsein ruhig zu halten, ihm nicht zu erlauben, erregt und in Aufruhr zu sein. Dann rufe in dieser Ruhe nach der Kraft, damit sie all die Finsternis aufhelle und wandle.

Du bist, wie ich feststelle, in deiner Sadhana bei einer lang anhaltenden Flaute oder Zeitspanne der Leere angelangt. Das geschieht häufig besonders dann, wenn man in das Physische und äußere Bewusstsein hinausgeworfen wird. Mit dem Zurücktreten des Yoga-Bewusstseins und durch die Sensitivität gegenüber den kleinen und äußeren Dingen, die du beschreibst, treten die nervlichen und physischen Teile hervor und scheinen zur Norm des Wesens zu werden. Ein Stadium wie dieses kann jedoch durchaus eine Pause vor einem neuen Fortschritt sein. Du musst darauf bestehen, Zeit für die Meditation zu erübrigen – zu irgendeiner Stunde des Tages, wenn du voraussichtlich am wenigsten gestört wirst –, und durch die Meditation musst du den Kontakt zurückerlangen. Es kann mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein, weil sich das physische Bewusstsein zuoberst befindet, ein beharrliches Streben jedoch wird ihn [den Kontakt] zurückbringen. Wenn du dann fühlst, dass die Verbindung zwischen dem inneren und dem äußeren Wesen wieder hergestellt ist, rufe den Frieden und die Macht in das letztere herab, um eine Grundlage für ein beständiges Bewusstsein im äußerlichsten Mental und Wesen zu schaffen, das dich sowohl bei der Arbeit und Tätigkeit als auch bei der Meditation und Einsamkeit nicht verlassen wird.

„Den äußeren Geräuschen und körperlichen Sinneswahrnehmungen preisgegeben“, „nicht in der Lage, aus dem gewöhnlichen Bewusstsein aus eigenem Antrieb herauszukommen“, „die gesamte Tendenz des Wesens vom Yoga abgewandt“ – all das trifft unverkennbar für das physische Mental und physische Bewusstsein zu, sobald sie sich gleichsam isolieren und völlig in den Vordergrund treten und das Übrige zurückdrängen. Wenn ein Teil des Wesens in den Vordergrund gebracht wird, damit für die Wandlung auf ihn eingewirkt werden kann, hat dies sehr häufig zur Folge, dass sich ein alles beherrschendes Hervortreten dieses Teils einstellt sowie seine dominierende Tätigkeit, als ob er allein vorhanden wäre; leider sind es immer die Dinge, die gewandelt werden sollen, die unerwünschten Zustände, die Schwierigkeiten jenes Teils, die sich zuerst erheben, hartnäckig das Feld beherrschen und wiederkehren. Im Physischen sind es Trägheit, Finsternis und Unfähigkeit, die auftreten, sowie die Hartnäckigkeit dieser Dinge. Das einzige, was man in dieser unerfreulichen Phase tun kann, ist, hartnäckiger als die physische Trägheit zu sein, in festem Streben zu beharren – eine stetige Beharrlichkeit ohne irgendein rastloses Ringen – und ein weites und andauerndes Sich-Öffnen zu erlangen selbst in diesem harten Fels des Widerstandes.

Es bedeutet, dass du mit dem unterbewussten Physischen in vollem Kampf stehst. Wie schwer und zäh der Widerstand auch ist, du musst ausharren, bis es dir gelungen ist, an die Stelle der Trägheit den Frieden, das Wissen, die Kraft herab zubekommen.

Physische Sadhana bedeutet, das höhere Licht, die Macht, den Frieden und Ananda in das Körperbewusstsein herabzubringen, sich von der Trägheit des Physischen zu befreien, von den Zweifeln, Begrenzungen, von dem äußeren Hang des physischen Mentals, den unvollkommenen Energien des vitalen Physischen (den Nerven) und sie durch das wahre Bewusstsein zu ersetzen, so dass das Physische ein vollendetes Instrument für den Göttlichen Willen werde. Die Nahrung und Pflege des Körpers haben nur den Zweck, ihn in einen guten Zustand zu versetzen, später wird es nicht notwendig sein, sich mit solchen Dingen zu befassen.
Du brauchst dir deswegen [deinem Schlafbedürfnis] keine Sorgen zu machen. Wenn eine starke Hinwendung nach innen besteht, versucht der Körper, der noch nicht bewusst genug ist, um an der Erfahrung im Wachzustand teilzuhaben, die herabkommenden Kräfte im Schlaf zu assimilieren. Das ist eine allgemeine Erfahrung. Wenn er hinreichend assimiliert hat, wird er bereitwilliger sein.

Der Unterschied liegt in der Tatsache, dass jene, die die Sadhana ausüben, auf der physischen Ebene leben, um sie umzuwandeln – unter dem Druck einer Kraft, die durch die Sadhana ausgelöst wird und die darauf drängt und nicht. locker lässt, bis es erreicht ist. Diejenigen, die keine Sadhana ausüben, leben auch auf der physischen Ebene, aber nicht um sie umzuwandeln, sondern um sie fortbestehen zu lassen, wie sie ist – für sie gibt es weder eine Kraft noch einen Druck, weder eine Notwendigkeit noch ein Drängen dieser Art. Diejenigen, die noch keine Sadhaks sind, aber ihr Mental dem höheren Bewusstsein zuwenden, bereiten sich auf eine Sadhana vor und werden sie eines Tages ausüben – wie immer diese Sadhana auch sein mag.
Das Vorherrschen der physischen Schwierigkeiten, wenn man in das Physische herabkommt, ist das gleiche Phänomen wie das Vorherrschen der vitalen Schwierigkeiten auf der vitalen Ebene. Umwandlung bezieht mit ein, dass man den Schwierigkeiten begegnet und das wandelt oder überwindet, was sich in jedem einzelnen Teil des Wesens erhebt, damit jener Teil auf das Höhere reagieren kann; die volle Wandlung des ganzen Wesens kann jedoch nur durch den Aufstieg nach oben kommen sowie durch die Herabkunft von oben. Der erste Schritt ist (im Allgemeinen, doch nicht immer) die Verwirklichung des Selbstes über uns und die Herabkunft des höheren Friedens in das gesamte Wesen bis hinab zum ganz Stofflichen.

[Im physischen Bewusstsein zu leben:] Sofern es durch äußere Zeichen erkennbar ist, handelt es sich um ein Stadium von grundlegender Passivität, in welchem man das ist und tut, was einen die Kräfte der physischen Ebene sein und tun lassen. Wenn man im Mental lebt, besteht eine aktive mentale Verstandestätigkeit und ein mentaler Wille, welche die Tätigkeit, Erfahrung, das Leben und alles Übrige zu kontrollieren und formen versuchen. Wenn man im Vital lebt, ist man voller Energie, Begeisterung, Leidenschaft und Kraft, was richtig oder falsch sein kann, aber sehr lebendig ist. In der physischen Trägheit verschwinden diese Dinge oder schwächen sich ab, oder es sind Kräfte, die gelegentlich auf das System einwirken, aber nicht von ihm beherrscht werden. Es braucht kein absoluter Zustand zu sein, denn es gibt auch noch das Mental und Vital, aber es ist der Zustand, der überwiegt. Es gibt zwei Wege, um sich davon zu befreien – der eine davon ist, sich nach oben in das Selbst zu erheben und das Physische von dort als ein Instrument zu betrachten und nicht als das eigene Selbst; der andere ist, die göttliche Kraft von oben herabzubringen und das Physische zum Instrument jener Kraft zu machen.

Du kannst, solange du einen Körper hast, nicht ohne physisches Bewusstsein leben, du kannst aber mehr innerlich, in der Seele und den anderen Teilen leben und durch sie das Physische umwandeln.

[Mängel des physischen Bewusstseins:] Es gibt viele, die hauptsächlichen aber sind Finsternis, Trägheit, tamas, ein passives Akzeptieren des Spiels der falschen Kräfte, die Unfähigkeit sich zu wandeln, das Verhaftet-sein mit den Gewohnheiten, Mangel an Plastizität, Vergesslichkeit, die Einbuße von gewonnenen Erfahrungen oder Verwirklichungen, die Abneigung, das Licht zu empfangen oder ihm zu folgen, die Unfähigkeit (aufgrund von tamas oder Verhaftet-sein oder Passivität gegenüber gewohnten Kräften), das zu tun, was es als das Richtige und Beste zu tun anerkennt.

Aus dieser Negierung besteht die eigentliche Natur des physischen Widerstandes, und der physische Widerstand ist die ganze Grundlage der Leugnung des Göttlichen in der Welt. Alles im Physischen ist hartnäckig, widerspenstig, mit einer massiven Kraft der Verneinung und Trägheit – wenn es nicht so wäre, wäre die Sadhana äußerst oberflächlich. Du musst diesem Wesenszug des physischen Widerstandes ins Auge sehen und ihn überwinden, wie oft er sich auch erheben mag. Es ist der Preis für die Umwandlung des Erdbewusstseins.

Es gibt, abgesehen von der individuellen Schwierigkeit, eine allgemeine Schwierigkeit in der physischen Erd-Natur. Die physische Natur ist langsam und träge und nicht willens, sich zu wandeln; sie neigt zur Unbeweglichkeit, und für ein wenig Fortschritt braucht sie eine lange Zeit, Diese Trägheit zu überwinden ist sehr schwierig selbst für den stärksten mentalen, vitalen oder sogar seelischen Willen. Nur indem man fortwährend das Bewusstsein, die Kraft und das Licht von oben herabbringt, kann es geschehen. Deshalb muss [im Wesen] ein andauernder Wille, eine fortwährende Bestrebung danach sowie nach der Wandlung bestehen – und es hat ein stetiger und geduldiger Wille zu sein, der selbst durch den äußersten Widerstand in der physischen Natur nicht ermüdet.

Es liegt in der Natur des physischen Mentals, widerspenstig zu sein. Die physische Natur existiert durch die fortwährende Wiederholung der gleichen Sache, die lediglich eine nicht endende Darstellung ihrer verschiedenen Ausdrucksformen ist. Diese hartnäckige Wiederkehr ist daher charakteristisch für sie, wenn sie in Tätigkeit ist; im anderen Fall verharrt sie in dumpfer Trägheit. Wenn wir uns also von den alten Bewegungen der physischen Natur befreien wollen, widersetzen sie sich durch diese Art von hartnäckiger Wiederkehr. Man muss in der Zurückweisung sehr ausdauernd sein, um sich davon zu befreien.
Es gibt zwei Aspekte der physischen sowie der ganzen [übrigen] Natur – den individuellen und den universalen. Alle Dinge treten von der universalen Natur her in dich ein – das individuelle Physische aber behält einige von ihnen für sich, während es andere zurückweist, und jenen, die es behält, gibt es eine persönliche Form. Daher kann man sagen, dass diese Dinge sowohl innen sind und von innen nach außen gelangen, als auch, dass sie durch es [das individuelle Physische] geschaffen werden, da es ihnen eine spezielle Form verleiht; man kann aber genauso gut sagen, dass sie außerhalb sind und von außen nach innen gelangen. Wenn man sich aber von ihnen befreien will, wirft man zuerst alle Dinge, die innen sind, in die uns umgebende Natur – von dort versucht die universale Natur, sie zurückzubringen oder neue und ähnliche eigene Dinge in dich hineinzubringen, um sie zu ersetzen. Man hat dann ständig dieses Eindringen zurückzuweisen. Durch fortwährende Zurückweisung schwindet schließlich die Kraft der Wiederkehr, und der Einzelne wird frei und ist fähig, das höhere Bewusstsein und seine Bewegungen in das physische Wesen herabkommen zu lassen.

Das Erd-Bewusstsein will sich nicht wandeln, daher weist es das, was von oben auf es herabkommt, zurück – das hat es immer getan. Dieser Widerwille, sich zu wandeln, kann nur dann verschwinden, wenn jene, die den Yoga aufgenommen haben, sich öffnen und willens sind, ihre niedere Natur zu ändern.
Im Weg steht natürlich immer das vitale Ego mit seiner Unwissenheit und dem Dünkel seiner Unwissenheit und das physische Bewusstsein mit seiner Trägheit, das jeden Ruf nach Wandlung verübelt und ihm widersteht, sowie seine Gleichgültigkeit, die jede Mühe scheut – es findet es bequemer, seinen eigenen Weg zu gehen, dabei immer die gleichen alten Bewegungen zu wiederholen und bestenfalls zu erwarten, dass alles auf irgendeine Weise und zu irgendeiner Zeit für es getan werde.
Das Wichtigste ist, die richtige innere Einstellung zu haben – du hast sie; das Übrige ist der Wille, sich zu wandeln, und die Wachsamkeit, alles, was zum Ego und der tamasischen Beharrlichkeit der niederen Natur gehört, zu erkennen und zurückzuweisen. Und schließlich sich in jedem Teil des Wesens stets der Mutter gegenüber offen zu halten, damit der Prozess der Umwandlung nicht behindert werde.

Der physische Widerstand gegen den Frieden und die gesammelte Macht hat zwei Seiten, Dumpfheit und Zerstreuung. Sie stimmen mit der Trägheit und chaotischen Aktivität der physischen Natur überein, jenem Aspekt, der einige moderne Wissenschaftler sagen lässt, dass alles Zufall ist und dass es keine Gewissheit der Dinge, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit gibt.

Die Trägheit des physischen Bewusstseins auszumerzen ist immer eine schwierige Sache; es ist das, was mehr noch als irgendein vitaler Widerstand alle Bewegungen der Unwissenheit wiederkehren lässt, selbst wenn das Wissen und der Wille zur Wandlung vorhanden sind. Dieser Schwierigkeit aber muss der Sadhak entgegentreten und sie durch eine gleich starke Beharrlichkeit im Willen überwinden. Es ist eine Flamme, die stetig brennen muss, so stetig wie die Behinderung hartnäckig ist. Lass dich deshalb von der beharrlichen Behinderung durch die Unwissenheit nicht entmutigen. Die Beharrlichkeit deines eigenen Willens zu siegen wird, unterstützt durch die Kraft der Mutter, zu einem Ende des Widerstandes führen.

Der Hang des Physischen zur Trägheit ist sehr groß; selbst nachdem man die Gewohnheit erlangt hat, im höheren Bewusstsein zu leben, kann ein Teil des Wesens den Druck der Trägheit fühlen – meist sind es die ganz äußerlichen oder stofflichsten Teile. Die Trägheit erhebt sich meist aus dem Unterbewussten. Sie hebt das höhere Bewusstsein im Physischen nicht auf, dämpft aber seine Tätigkeit oder zieht sie von einer höheren auf eine niedrigere Ebene herab, das heißt von der Intuition zum höheren Mental oder von den höheren zu den niedrigeren Bereichen des Obermentals. Eine Zeitlang widersetzt sie sich der Vollkommenheit der siddhi. Erst dann, wenn das stofflichste, das unterbewusste und das uns umgebende [environmental] Bewusstsein ganz befreit sind, kann diese hemmende oder senkende Auswirkung der Ur-Trägheit gänzlich überwunden werden.

Wenn man sich mit dem Physischen und Unterbewussten auseinandersetzt, ist das Wirken immer langsamer als beim Mental und Vital, weil der Widerstand der physischen Substanz stets heftiger und [diese Substanz] weniger intelligent und anpassungsfähig ist; dafür aber ist die Arbeit, die im Wesen durch diese langsamere Bewegung geschieht, am Ende vollkommener, solider und dauerhafter.

Der physische Widerstand ist weniger ungestüm [als der vitale Widerstand], doch bin ich nicht der Meinung, dass er weniger hartnäckig oder weniger mühsam ist.

Es ist unvermeidlich, dass sich im Entwicklungsablauf der Sadhana die Schwierigkeit der physischen Natur zeigt. Ihr Widerstand, ihre Trägheit, der Mangel an Streben oder Bewegung müssen hervortreten, bevor man sich davon befreien kann – im anderen Fall würden diese Dinge immer unbemerkt bleiben und selbst die beste Sadhana hemmen und ihre Vollendung verhindern. Dieses Hervortreten der physischen Natur hält den Umständen entsprechend mehr oder weniger lang an, doch gibt es niemand, der es nicht durchmachen muss. Notwendig ist, nicht beunruhigt zu sein oder ängstlich oder ungeduldig zu werden, denn dadurch dauert es nur länger, sondern volles Vertrauen in die Mutter zu setzen und ruhig im Glauben auszuharren, sowie in Geduld und im stetigen Willen zur vollen Wandlung. Auf diese Weise kann die Kraft der Mutter im Wesen am besten wirken.

Als erstes gilt, sich nicht aufzuregen, wenn sie [die Trägheit] kommt oder bestehen bleibt. Als zweites gilt, dass du dich loslöst, nicht nur oben [im Mental und Vital], sondern auch unten [im Physischen] und dich nicht damit identifizierst. Das Dritte ist, alles zurückzuweisen, was sich durch die Trägheit erhebt, und es nicht als zu dir gehörig zu betrachten oder es gar anzunehmen.
Wenn du diese Dinge zu tun vermagst, wird etwas in dir völlig ruhig bleiben, auch in der größten Trägheit. Durch diesen ruhigen Teil kannst du den Frieden, die Kraft; sogar das Licht und Wissen in die Trägheit selbst herabbringen.

Trägheit und all das Sonstige müssen als etwas von dir Getrenntes betrachtet werden, nicht als Teil des eigenen wirklichen Selbstes, das eins ist mit dem Göttlichen.

Die feindlichen Kräfte spüren, dass etwas in dir wegen des Fortbestehens der Trägheit aus der Fassung geraten und unruhig ist, und sie hoffen, indem sie mehr und mehr Druck ausüben, ein Aufbegehren schaffen zu können. Unter diesen Umständen ist für dich wichtig, deinen Glauben, deine Überantwortung und samata absolut zu machen. Das ist ein ebenso großer und wesentlicher Fortschritt wie hohe Erfahrungen usw. zu haben.

[Gewalt anzuwenden, um das Physische zu wandeln:] es wurde von einigen unternommen, doch glaube ich nicht, dass es viel Wert hat. Kein Zweifel, das Physische ist ein hartnäckiges Hindernis, es muss aber erleuchtet und überzeugt, ja es kann selbst zur Wandlung gedrängt werden – doch darf man es nicht unterdrücken oder gewaltsam antreiben. Die Menschen wenden gegenüber dem Mental, dem Vital und dem Körper Gewalt an, weil sie es eilig haben; meine eigene Beobachtung war jedoch immer, dass es zu weiteren Reaktionen und Behinderungen führt, nicht aber zu einem wirklich echten Fortschritt.

[Die Folge der Behinderung durch das physische Bewusstsein:] Es hängt von den schwachen Stellen des Einzelnen und dem Stadium seines Fortschritts ab. Durch den Widerstand wird ganz allgemein eine Trägheit ausgelöst, die das Wirken der höheren Mächte erschwert. In einem frühen Stadium kann er den Fortschritt überhaupt blockieren. Später wirkt sich der Widerstand dahingehend aus, dass er ihn [den Fortschritt] durch Intervalle von stagnierender Trägheit verzögert oder erschwert. Die hauptsächliche Schwierigkeit des physischen Bewusstseins besteht darin, dass es vor seiner Umwandlung außerstande ist, irgendeine angespannte tapasya aufrechtzuerhalten – es verlangt Zeiten der Assimilation und sinkt in das gewöhnliche Bewusstsein ab, um auszuruhen – auch wird das, was bereits getan wurde, ständig vergessen, usw.

Es [Willensschwäche] ist ein erstes Ergebnis des Herabkommens in das physische Bewusstsein oder des Hervortretens des physischen Bewusstseins – vorher warst du meist im Mental und Vital. Das physische Bewusstsein ist voller Trägheit, es will sich nicht bewegen, sondern will bewegt werden, gleichgültig von welchen Kräften – das ist seine Gewohnheit. Diese Trägheit muss kuriert werden, indem man es mit den richtigen Kräften in Kontakt bringt. Deshalb verlangte ich von dir, nach der höheren Weite zu streben, nach Reinheit und Frieden, damit das Physische davon beherrscht werden und die wahre Kraft an Stelle dieser eindringenden Ideen und Impulse wirken kann.

Eine Zeitspanne der Nicht-Bemühung besteht meist dann, wenn sich das physische Bewusstsein zuoberst befindet – denn seine Natur ist die der Trägheit, von höheren Kräften oder niedrigeren Kräften oder irgendwelchen Kräften bewegt zu werden, aber nicht sich selbst zu bewegen. Dennoch muss man sich nach Möglichkeit bemühen, doch ist das Wichtigste, fähig zu sein, die Kraft von oben in das Physische herabzurufen – und sonst völlig ruhig und gelassen ihr Kommen zu erwarten.

Nur wenn eine beständigere dynamische Kraft in einen unwandelbaren Gleichmut und Frieden herabkommt, lässt sich die übliche Neigung der physischen Natur ausrotten.
Die übliche Neigung der physischen Natur besteht darin, träge zu sein und in ihrer Trägheit nur auf gewöhnliche vitale Kräfte zu reagieren, nicht aber auf höhere Kräfte. Wenn in dir völliger Gleichmut und Frieden herrschen, berührt dich die Ausbreitung der Trägheit nicht, und du kannst allmählich oder schnell diesen Frieden mit einer Kraft des höheren Bewusstseins in sie herabbringen, was sie verändern wird. Dann werden die Schwierigkeiten und Schwankungen sowie das Vorherrschen der Trägheit beendet sein, wie es jetzt bei dir der Fall ist.

Die Schwierigkeit ist deshalb größer, weil die Sadhana jetzt unmittelbar auf der physischen Ebene stattfindet, wo die Kraft einer einmal geformten Gewohnheit oder gewohnheitsmäßigen Bewegung sehr stark ist. Wenn die Sadhana auf der mentalen oder vitalen Ebene stattfindet, ist die Kontrolle oder Wandlung leichter, weil Mental und Vital plastischer sind als das Physische. Wenn aber andererseits etwas Endgültiges auf der physischen Ebene gewonnen wurde, ist es dauerhafter und vollendeter, als wenn es auf der mentalen oder vitalen Ebene allein stattfände.

Wahrscheinlich hast du im Jahre 1933 dich einer größeren tapasya unterzogen und eine strenge Kontrolle über dich ausgeübt. Das jedenfalls war dein Zustand zu jener Zeit. Später, als du von der mental-vitalen Ebene herabkamst, hast du dich eine Zeitlang gehenlassen und einen großen Teil der Kontrolle aufgehoben; daher findest du es nun schwierig, sie wieder einzusetzen – wegen der Gewohnheit der automatischen Wiederkehr, die eine Eigenart der physischen Natur ist. Du musst die Kontrolle nun auf andere Weise erlangen, indem du den Frieden festigst und das höhere Bewusstsein darauf aufbaust – die spirituelle Kontrolle, welche die der mentalen tapasya ersetzt.

Nein, die mentale Kontrolle aufzuheben ist nicht notwendig; das Beste ist, sie allmählich durch die seelische oder spirituelle zu ersetzen. Viele aber geben sie auf, bevor die andere [Kontrolle] bereit oder während sie noch nicht vollständig ist, und dann wirken die Natur-Kräfte im physischen Bewusstsein; dieses wird dann manchmal durch den herabkommenden Frieden oder die herabkommende Macht von oben beherrscht und ein anderes mal durch die gewöhnlichen Natur-Kräfte. Solche Schwankungen erfährt fast jeder, zumindest in einem bestimmten Stadium, bis der höhere Zustand vorherrscht.
Das über-sensitive Grübeln über frühere Schläge, die das Vital empfing, ist eine ungesunde Empfindsamkeit. Was vergangen ist, sollte dich nicht auf diese Weise beherrschen. Man sollte es vielmehr verklingen lassen.

Im physischen Wesen ist die Macht der früheren Eindrücke sehr ausgeprägt, denn es ist der Prozess der immer wieder stattfindenden Eindrücke, durch den das Bewusstsein dazu gebracht wurde, sich in der Materie zu manifestieren – und ebenso durch die gewohnten Reaktionen des Bewusstseins auf diese Eindrücke; die Psychologen würden es vermutlich „Verhalten“ nennen. Eine bestimmte Schule behauptete, dass Bewusstsein nur aus diesen Dingen besteht – das aber ist die übliche Gepflogenheit [der Wissenschaft], ein Detail der Natur auszuweiten, um damit ihre Gesamtheit zu erklären.

Deine Beschreibung stimmt mit dem überein, was die Gita meint, wenn sie sagt, dass alles Tun durch die prakrti geschieht. Du empfindest es als mechanisch, weil du im physischen Bewusstsein bist, wo alles mechanisch ist. Auf der mentalen und vitalen Ebene kann man die gleiche Erfahrung haben. Dort aber ist es die der Tätigkeiten als einem Spiel der Kräfte. Was dir gegenwärtig fehlt, ist die andere Seite der Erfahrung, die des schweigenden atman oder aber die des Betrachters purusa, der still, ruhig, frei und rein ist, unberührt vom Spiel der prakrti. Sie versucht zu kommen, und du bist nahe daran, in sie einzutreten, doch ist deine Neigung, dich nach außen zu wenden, noch zu stark. Von dieser Neigung wurdest du erfasst, als du in das Physische herabkamst – denn es ist die Natur des gewöhnlichen physischen Bewusstseins, sich in die Tätigkeit der äußeren Persönlichkeit zu werfen. Du musst die Macht des inneren Bewusstseins zurückerlangen – oben als atman und unten als purusa, zuerst Betrachter und dann Beherrscher der Natur.

Die Ursache ist der Einfluss des physischen Bewusstseins. Das physische Bewusstsein oder zumindest seine mehr äußerlichen Teile sind, wie ich dir mitgeteilt habe, ihrer Natur nach träge – sie gehorchen jeder Kraft, der zu gehorchen sie gewöhnt sind und handeln nicht auf eigene Initiative. Wenn die physische Trägheit einen starken Einfluss ausübt oder wenn man in diesen Teil des Bewusstseins herabgekommen ist, fühlt das Mental ebenso wie die stoffliche Natur, dass eine Willenstätigkeit unmöglich ist. Im Gegensatz dazu ist die mentale und vitale Natur ganz auf den Willen und die Initiative ausgerichtet – wenn man also im Mental oder Vital lebt oder unter ihrem Einfluss handelt, ist der Wille immer bereit, aktiv zu sein.

Es ist die Indifferenz des physischen Bewusstseins, welche sagt: „Ich bewege mich nur dann, wenn ich bewegt werde. Bewege mich wer kann.“

Das Physische ist der Sklave bestimmter Kräfte, die eine Gewohnheit schaffen und es dann durch die mechanische Macht der Gewohnheit antreiben. Solange das Mental zustimmt, bemerkst du die Sklaverei nicht; wenn aber das Mental seine Zustimmung zurückzieht, empfindest du die Knechtschaft, du fühlst, wie dich eine Kraft ungeachtet des mentalen Willens drängt. Sie ist sehr hartnäckig, und kehrt immer wieder, bis die Gewohnheit, die innere Gewohnheit, sich im äußeren Akt zu enthüllen, gebrochen ist. Sie ist wie eine Maschine, die, einmal in Bewegung gesetzt, die gleiche Bewegung wiederholt. Du brauchst nicht beunruhigt oder verzagt zu sein; ein ruhiges und beharrliches Streben wird dich zu dem Punkt bringen, an dem diese Gewohnheit zu bestehen aufhört und du frei bist.

Die Gewohnheit im Physischen ist deshalb so hartnäckig und hat den Anschein, unwandelbar zu sein, weil sie immer wiederkehrt, auch wenn man glaubt, dass sie überwunden sei. Sie ist aber in Wirklichkeit nicht unwandelbar; sobald das physische Mental sich loslöst, abseits steht und ihre Annahme verweigert, beginnt die Gewohnheit ihre Kraft der Wiederkehr im Physischen zu verlieren. Manchmal geht es langsam, manchmal (aber das ist weniger häufig) hört sie plötzlich auf zu bestehen und stellt sich nicht wieder ein.

Die Bedingung ist, dass du mit der Sadhana in dein physisches Bewusstsein herabkommen und allein für die Sadhana und das Göttliche leben musst. Du hast unbedingt die noch weiterbestehenden schlechten Gewohnheiten aufzugeben und nie wieder jene aufzunehmen, die aufgehört haben zu bestehen oder unterbrochen wurden. Innere Erfahrungen sind für die Wandlung des Mentals und höheren Vitals hilfreich, doch für das niedere Vital und äußere Wesen ist eine Sadhana der Selbstdisziplin unerlässlich. Die äußeren Tätigkeiten und die ihnen innewohnende Einstellung müssen sich wandeln, deine äußeren Gedanken und Tätigkeiten müssen allein dem Göttlichen gehören. Selbstbeherrschung, völlige Wahrhaftigkeit in allem, was du tust, ein fortwährendes Denken an das Göttliche – das ist der Weg, um das niedere Vital zu wandeln. Durch deine bewusste Selbst-Weihung und Selbst-Disziplin wird die [Yoga-] Kraft in das äußere Wesen herabgebracht und die Wandlung vollzogen werden.

2. Abschnitt
Die Kraft der Loslösung wohnt deinem seelischen Wesen inne, und du hast diesen Zustand des Losgelöstseins selbst erfahren. Natürlich war es zunächst nur ein vorübergehender Zustand, weil das äußere Bewusstsein erst darauf vorbereitet wird, daran teilzuhaben, und erst wenn es bereit ist, kann sich das innere immer zeigen und in das äußere Wesen hinaustreten.
Du fragst, ob Mental und Vital nicht genauso im Weg stehen wie das Physische. Ja, aber wenn ich vom physischen Bewusstsein spreche, meine ich sowohl das physische Mental und Vital als auch das eigentliche Körperbewusstsein. Dieses physische Mental und physische Vital befassen sich mit den kleinen, gewöhnlichen Bewegungen des Lebens und werden von einer sehr äußerlichen Auffassung der Dinge sowie durch die gewohnten kleinen Reaktionen gelenkt; sie sprechen auf das innere Bewusstsein nur zögernd an, nicht weil sie sieh in aktivem Gegensatz dazu befinden – wie es beim vitalen Mental und dem eigentlichen Vital der Fall sein kann –, sondern weil sie es schwierig finden, ihre gewohnten Bewegungen zu ändern. Das ist es, was du jetzt empfindest und was dich denken lässt, du würdest auf die innere Erfahrung nur unzureichend reagieren. Aber das ist nicht der Fall; in deinem Mental und in einem großen Teil deines Vitals besteht eine beträchtliche Fähigkeit der Reaktion. Was das Physische anbelangt, so ist seine Schwierigkeit universal in jedermann und nicht eine besondere Eigenart von dir. Sie ist in Erscheinung getreten, weil das in der Sadhana immer dann der Fall ist, wenn auf das physische Bewusstsein zur notwendigen Wandlung eingewirkt werden soll. Sobald es geschehen ist, wird sich die von dir empfundene Schwierigkeit zunächst verringern und dann überhaupt verschwinden.
Es ist dieses Wirken, das fortdauert – und als du in der Meditation das weiße Licht fühltest und das Ergebnis davon, das noch andauerte selbst nachdem du die Augen geöffnet hattest – der Kopf und die Augen kühl und alles groß und weit –, war es dieses Wirken, das in deinem physischen Mental stattfand, um es zu wandeln. Das übrige physische Bewusstsein war noch unter dem Einfluss einer anderen Einwirkung und fühlte daher die Hitze und nicht diese Befreiung und Weite. Später aber kann das Wirken zunächst bis zum Herzen und dann noch tiefer vordringen bis hinab in den ganzen Körper, und die gleiche Befreiung und Weite können sich auch dort einstellen. Natürlich sind die Ergebnisse noch nicht anhaltend, sondern währen nur eine Zeitlang und zeigen sich nur als Erfahrungen, nicht als bleibende Verwirklichungen. Im gegenwärtigen Stadium [der Sadhana] kann es aber nicht anders sein. Diese Erfahrungen, wie flüchtig auch immer, sind dazu ausersehen, die verschiedenen Teile der Natur vorzubereiten, was sie auch tun.
Ich habe dir gesagt, dass X zwei verschiedene Elemente in sich hat. Das äußere Mental in ihr will, dass sie sich der Stickerei widmet, wobei sie von der Idee geleitet wird, dass auch andere es tun und dass eine besondere Gunst der Mutter damit verbunden ist (was nicht der Fall ist). Wenn wir ihr erlauben, dieser Idee zu folgen, wirkt es sich spirituell nicht gut für sie aus, zumal jetzt, da ihr inneres Wesen durch Unterwerfung, Hingabe und die Aufopferung ihres Egos gestärkt werden müsste. Daher haben wir diese Veränderung nicht befürwortet. Als es geschehen war, bereute sie es selbst und erkannte, dass sie einen Fehler begangen hatte. Aber das physische Mental kehrt fortwährend zurück zu seinen gewohnten Bewegungen, und es dauert lange Zeit, bis es durch Erfahrung lernt.
Du solltest den Federhalter behalten und benützen. Es ist ein Geschenk der Mutter. Schreibe deine Erfahrungen damit nieder, nimm ihn als Zeichen der in dir wirkenden Liebe und Gnade der Mutter.

Früher waren der mentale Wille, das höhere Vital und die Seele aktiv, ihre Einwilligung reichte daher aus, um das niedere Vital zu unterdrücken oder unwirksam zu machen. Nun aber ist das physische Mental aktiv in dir und das physische Mental misst dem niederen Vital einen Wert bei und verleiht ihm eine Macht, die es früher nicht besaß.

Das Sich-Öffnen des Physischen und Unterbewussten dauert immer lange Zeit, weil es ein Bereich der Gewohnheit und fortwährenden Wiederholung der alten Bewegungen ist – dunkel, steif, unplastisch und nur nach und nach einwilligend. Das physische Mental kann leichter geöffnet und bekehrt werden als das Übrige, das Vital-Physische und Stofflich-Physische aber sind widerspenstig. Die alten Dinge kehren dort durch die Macht der Gewohnheit grundlos und immerfort zurück. Ein großer Teil des Vital-Physischen und das meiste des Stofflichen befinden sich im Unterbewussten oder hängen von ihm ab. Es bedarf einer starken und anhaltenden Aktivität, um dort Fortschritte zu machen.

Solange sie [das Stoffliche und das Unterbewusste] nicht zu streben beginnen oder zumindest dem Streben und Willen des höheren Wesens voll zustimmen, kann es keine andauernde Wandlung in ihnen geben.

Es gibt eine Grenze des Widerstandes [des physischen Mentals und des Vital-Physischen]. Es kommt auf jeden Fall der Tag, an dem der grundlegende Widerstand für immer gebrochen sein wird und nur eine Auseinandersetzung mit Einzelheiten übrigbleibt, die nicht beschwerlich ist.

Ein großer Teil des Körper-Bewusstseins ist unterbewusst, Und das Körper-Bewusstsein und das Unterbewusste sind eng miteinander verbunden.
Der Körper und das Physische entsprechen einander nicht genau – das Körper-Bewusstsein ist nur ein Teil des gesamten physischen Bewusstseins.

Sie [das physische Mental und das vitale Physische] sind dem [Unbewussten] sehr nahe – ausgenommen jener Teil des physischen Mentals, der darin geübt ist, sich mit physischen Gegenständen und Dingen auseinanderzusetzen. Er ist aber nur innerhalb seiner eigenen Grenzen beweglich, aktiv und kompetent. Wenn er sich mit über-physischen Dingen auseinanderzusetzen hat, ist er unfähig und oft töricht, dabei aber rechthaberisch, arrogant und in seiner Unwissenheit dogmatisch. Das übrige physische Bewusstsein ist dem Unbewussten nahe. Auch hier ist es so, dass es in seinem eigenen Bereich genaue Wahrnehmungen und Instinkte haben kann, wenn es fähig ist, spontan zu handeln; im menschlichen Wesen aber wird ihm dies meist nicht erlaubt, da das Mental und Vital sich einmischen. Das vitale Physische ist in seiner Tätigkeit gänzlich irrational – selbst wenn es im Recht ist; vermag es nicht zu erklären, warum; denn es setzt sich mehr als alles Übrige aus automatischen oder gewohnheitsmäßigen Instinkten, Impulsen, Eindrücken und Gefühlen zusammen. Das Mental liefert ihm die Gründe und Rechtfertigungen für seine Bewegungen; wenn aber das Mental zurücktritt, urteilt und fragt, kann das vitale Physische nichts anderes antworten als „ich will“, „es gefällt mir“, „es gefällt mir nicht“, „ich empfinde es so“.

Halte in Ruhe durch und lass dich durch nichts entmutigen. Man muss darauf gefasst sein, dass Ruhe und Freude noch nicht beständig sind; das ist anfangs immer der Fall, wenn auf das physische Bewusstsein und seine Widerstände eingewirkt wird. Wenn du durchhältst, werden sie beständiger werden und längere Zeit anhalten, bis du eine Grundlage aus Frieden und Glücklichsein hast; und die Störungen, gleichgültig welcher Art, die an die Oberfläche kommen, werden diese Grundlage nicht länger durchdringen oder erschüttern, ja nicht einmal verhüllen können, außer vielleicht für einen Augenblick.
Der fortwährende Stimmungswechsel ist etwas hinreichend Allgemeines; er hat seine Ursache darin, dass auf das physische Vital zur gleichen Zeit eingewirkt wird, und diese Wechselhaftigkeit ist ein Wesenszug der physisch-vitalen Natur. Lass dich dadurch nicht entmutigen – sobald die Grundlage besser gefestigt ist, wird es sich vermindern und das Vital beständiger und ausgeglichener werden.

Die Unstetigkeit, von der du sprichst, liegt in der Natur des physischen Mentals im Menschen – nahezu jeder ist damit behaftet, denn das physische Mental jagt allen möglichen äußeren Dingen nach. Das Bewusstsein innerlich zu festigen, es auf das Göttliche allein zu konzentrieren, ist für alle eine große Schwierigkeit – es ist das, was die Sadhana zu einer langwierigen Sache macht, wofür meist eine langsame Entwicklung des Bewusstseins notwendig ist, jedenfalls zu Beginn. Du brauchst dich also nicht entmutigen zu lassen. Dein inneres Vital besitzt sehr viel starken Willen, und tief in deiner Seele ist das wahre Streben, die wahre Liebe, die hervortreten, sobald die Seele aktiv ist und einmal die ganze Natur beherrscht.

Es ist ganz natürlich, dass die Unstetigkeit des physischen Mentals stört, wenn eine volle, stetige Ruhe und ein ebensolcher Glauben sich ausbreiten wollen – das ist bei jedermann der Fall, was aber nicht bedeutet, dass die Ruhe und der Glaube sich in der menschlichen Natur nicht festigen werden oder können. Alles was ich ausdrücken wollte, war, dass du versuchen solltest, einen Willen zu erlangen, der stetig auf diese Ruhe ausgerichtet ist; dann wird, sobald die Rastlosigkeit und Unsicherheit aufkommen, der Wille zur Ruhe ihnen entgegentreten und rasch die Störung vertreiben. Das würde die Ausmerzung der Rastlosigkeit oder Ungeduld leichter machen; auf jeden Fall aber ist die Kraft der Mutter da, wirkt hinter den Abweichungen des Oberflächen-Bewusstseins und wird dich durch sie hindurchführen.
Deine Erfahrungen bedeuten, dass du abermals das seelische Wirken flüchtig wahrgenommen hast, das die ganze Zeit über [in dir] stattfindet, selbst wenn kein Anzeichen davon sich an der Oberfläche zeigt. Das goldene Schwert war das Schwert der Wahrheit, das die Schwierigkeiten vernichten wird.

Diese kleinen Dinge des physischen Mentals sind von der Art, wie jedermann sie hat, und sie werden abfallen, wenn das wahrere und weitere Bewusstsein hervortritt. Dein Mental versteht zwar, aber diese Dinge dauern fort, weil sie in Wirklichkeit zum kleineren vitalen Teil gehören; wenn dieser Teil weit wird, werden sie nicht wiederkehren. Man kann sie entmutigen, indem man im Mental bestimmte Ideen aufrechterhält, wie zum Beispiel, dass diese Dinge, die dich quälen, zur menschlichen Natur gehören und nur mit der Wandlung der Natur verschwinden können, dass man selbst seine Arbeit gut zu verrichten hat, sich aber durch die mangelhafte Arbeit der anderen nicht stören lassen darf, dass ein ruhiger innerer Wille, das Rechte zu tun, für sie wirksamer ist, als sich durch ihre Entgleisungen quälen oder stören zu lassen. Grundlegend aber ist es das erweiterte Bewusstsein in deinem Mental, Vital und Physischen, das dich von diesen kleinen Reaktionen ganz befreien wird. Du brauchst nur weiterzugehen mit Hilfe der Kraft der Mutter, die in dir wirkt, und diese Dinge werden sich später glätten.

Diese kleinen Bewegungen (unnützes Sprechen usw.) zu ändern ist am schwierigsten von allem, und zwar gerade wegen ihrer Geringfügigkeit und weil die Gewohnheit des häufigen Nachgebens als eine natürliche und oberflächliche tägliche Bewegung des Lebens besteht. Das Beste ist, die Kraft, den Frieden und das Licht im Mental und höheren Vital zu konzentrieren, bis sie auch das physische Mental, das jene Bewegungen meist mehr oder weniger stützt, erfassen können; dann kann über das physische Mental mit mehr Erfolg darauf eingewirkt werden.

3. Abschnitt
Das Gefühl der Hilflosigkeit, der Unmöglichkeit das Hindernis loszuwerden, ist ähnlich der Finsternis selbst ein Charakteristikum des physischen Bewusstseins, welches träge und mechanisch und daran gewöhnt ist, schwerfällig bewegt zu werden durch alle möglichen Kräfte, die von ihm Besitz ergreifen. Aber dieses Gefühl der Hilflosigkeit oder Unmöglichkeit ist etwas Unreales, und ihm nicht nachzugeben, es nicht zu akzeptieren, sich von ihm zu befreien, ist durchaus möglich und dringend notwendig, um das physische Hindernis zu überwinden, das im anderen Fall den Fortschritt sehr verzögern würde.

Ja, auch daran ist das physische Bewusstsein schuld. Es ist besessen von der Idee, dass das, „was ist“, so zu sein hat, dass die Gewohnheit der Dinge nicht geändert werden kann. Diese Unumstößlichkeit dehnt es nicht nur auf das Bestehende aus, sondern auch auf das, wovon es lediglich annimmt, dass es besteht – es öffnet sich träge jeder Suggestion oder Möglichkeit, die durch die Gewohnheit der Dinge gerechtfertigt scheint. Es ist das hauptsächliche Hindernis für die stoffliche Wandlung.

Deine Annahme, dass ich dir zu deiner Ermutigung Dinge sage, die unwahr sind, stellt die übliche Beschränktheit des physischen Mentals dar – wenn das stimmen würde, wärst nicht du untauglich für den Yoga, sondern ich selbst wäre untauglich, irgendjemanden auf der Suche nach der Göttlichen Wahrheit zu lenken. Denn es ist zwar möglich, jemanden durch eine geringere zu einer höheren Wahrheit hinzuführen, aber nicht durch die Falschheit zur Wahrheit. Was deine Tauglichkeit oder Untauglichkeit für den Yoga anbelangt, so ist das nicht eine Frage, die vom physischen Mental beurteilt werden kann, da dieses in seinem Urteil von der unmittelbaren Erscheinungsform der Dinge ausgeht und keine Kenntnis hat von den Gesetzen, die das Bewusstsein lenken, oder den Mächten, die im Yoga wirken. Tatsächlich geht es nicht um die Frage der Tauglichkeit oder Untauglichkeit, sondern darum, die Gnade zu akzeptieren. Es gibt kein menschliches Wesen, dessen physisches, äußeres Bewusstsein – jener Teil von dir, in dem du jetzt lebst – für den Yoga tauglich wäre. Durch die Gnade und ein Licht von oben kann es fähig werden; hierfür aber muss es ausdauernd und für das Licht offen sein. Jeder hat die gleiche Schwierigkeit, wenn er in das physische Bewusstsein eintritt, und fühlt sich untauglich, so als ob, seit er den Yoga ausübt, nichts mit ihm geschehen und nichts in ihm verändert worden wäre; er neigt dann dazu, alles zu vergessen, was früher geschah, oder das Gefühl zu haben, als ob er es verloren hätte oder alles unwirklich oder unwahr gewesen sei.
Ich vermute, dass du dich aus diesem Grund gegen meine Formulierung wendest, dass du [im Yoga] bereits so weit vorangekommen seist. Ich wollte damit sagen, dass sich dein denkendes Mental, dein Herz und höheres Vital wiederholt geöffnet haben, du auch Erfahrungen hattest, sehr klar den Zustand deines eigenen Wesens und deiner Natur erkannt hast und du bereits so weit gekommen warst, dass diese Teile für die spirituelle Wandlung bereit waren – was übrig bleibt, ist das physische und äußere Bewusstsein, das gezwungen werden muss, die Notwendigkeit der Wandlung anzuerkennen. Das ist ohne Zweifel der schwierigste Teil der zu geschehenden Arbeit, es ist aber auch der Teil, der – wenn es einmal getan ist – die totale Wandlung des Wesens und der Natur möglich macht. Daher sagte ich, dass es absurd wäre, nachdem du so weit gegangen bist, wegen dieses Widerstandes jetzt umzukehren und aufzugeben. Es [das äußere physische Bewusstsein] widersetzt sich in jedem, und zwar sehr hartnäckig. Das ist kein Grund, die Bemühung abzubrechen.
Dieses Bewusstsein – oder sein dunkler Teil, der sich an seine alte Einstellung klammert – kam in deinem Brief zum Ausdruck. Es will die Sadhana nicht ausüben, außer es kann durch sie die Dinge erhalten, nach denen es verlangt. Es will die Befriedigung des Egos, „Selbst-Erfüllung“, Anerkennung, die Gewährung seiner Wünsche. Es misst die Göttliche Liebe an äußeren Gunstbezeigungen, mit denen es überschüttet wird, und hält eifersüchtig danach Ausschau, wer von diesen Gunstbezeigungen mehr erhält, um dann zu behaupten, dass das Göttliche es nicht liebe; als Grund dafür führt es etwas an, das entweder dem Göttlichen abträglich ist, oder, wie es in deinen Briefen zum Ausdruck kommt, es zeigt Selbstverachtung und Verzweiflung. Es ist nicht nur bei dir der Fall, dass dieser Teil so fühlt und handelt, sondern beinahe in jedem. Wenn dies das einzige in dir oder anderen Wäre, würde es in Wirklichkeit für den Yoga keine Möglichkeit geben. Aber obgleich es stark ist, macht es nicht das Ganze aus – es gibt ein seelisches Wesen, welches Mental und Herz beeinflusst und erleuchtet und andere Gefühle und eine andere Anschauung der Dinge und Ziele in der Sadhana hat. Diese sind jetzt in dir durch das Aufwallen jenes Teils, der sich wandeln. muss, verdeckt. Er ist tamasisch und will sich nicht wandeln, er will nicht glauben, wenn es nicht durch eine erneute Bestätigung des vitalen Egos geschehen kann. Aber all das ist nichts Neues – es gehört zur menschlichen Natur und ist in ihr immer vorhanden gewesen, die Sadhana behindernd und einschränkend. Sein Bestehen ist kein Grund zur Verzweiflung – jeder hat es, und die Sadhana muss trotzdem ausgeübt werden, trotz der Vermischung, die damit verbunden ist, bis die Zeit kommt, in der es endgültig zurückgewiesen werden kann. Es zu tun, ist schwer, aber durchaus möglich. Ich kenne diese Dinge, und daher bestehe ich darauf, dass du durchhältst, und ermutige dich weiterzumachen. Nicht meine Darlegung der Situation ist unwahr, sondern die Ansicht, die durch diesen dunklen Teil deines Wesens vertreten wird, ist falsch und irrig.

Dieser unerfreuliche Zustand dauert nicht deshalb länger, als er sollte, weil du nicht die wahre Haltung zurückgewinnen kannst, sondern weil du in einem Teil deines Mentals die falsche Suggestion der Unfähigkeit zulässt. Ein Teil deines physischen Bewusstseins bewahrt die Erinnerung an die alten Bewegungen und ist daran gewöhnt, sie zuzulassen, weil er sie für unvermeidlich hält. Du musst mit dem klareren Teil deines Bewusstseins auf der echten Wahrheit bestehen und diese Suggestionen und Gefühle ständig zurückweisen, bis auch dieser dunkle Teil offen ist und das Licht einlässt.

Es ist eine Suggestion der tamasischen Kräfte, die sich an die Schwierigkeit klammern und sie schaffen, und das physische Bewusstsein akzeptiert sie. Streben ist niemals wirklich schwierig. Die Zurückweisung mag nicht sofort wirksam sein, aber den Willen zur Zurückweisung und Verweigerung zu bewahren ist immer möglich.

Was meinst du mit aktiven Mitteln? Die Kraft zu verweigern und zurückzuweisen und mit der Zurückweisung fortzufahren, bis sie wirksam ist, besteht immer im Wesen. Ein ruhiges Streben kann durch nichts behindert werden, außer durch Einwilligung in die Trägheit.

Die Gedanken und Gefühle, die in deinem Brief zum Ausdruck kommen, haben ihren Ursprung in einer Depression und entsprechen für sich betrachtet nicht der Wahrheit. Durch dein Hiersein nimmst du nicht im mindesten den Platz in Anspruch, der einem besseren Sadhak gebühren würde. Für einen guten Sadhak ist auf die eine oder andere Weise immer Platz. Die Unfähigkeit, die du in dir entdeckst, ist einfach der Widerstand der gewohnten äußeren und physischen Natur, der jedermann eigen ist und den bislang noch keiner, nicht einmal der beste Sadhak, radikal umwandeln konnte; es ist die letzte Sache, die gewandelt wird, und ihr Widerstand ist gegenwärtig besonders kritisch, denn die Macht der Sadhana stürmt auf ihn ein, um die Wandlung herbeizuführen, Wenn dieser Teil hervortritt, versucht er immer den Eindruck zu erwecken, unwandelbar zu sein, unfähig zur Wandlung und unzugänglich für die Sadhana. In Wirklichkeit aber ist es nicht so, und man darf sich durch diesen Anschein nicht täuschen lassen. Was die Furcht vor dem Wahnsinn anbelangt, so ist das nur ein nervlich bedingter Eindruck, von dem du dich befreien solltest. Nicht die vitale Schwäche führt zu solchen Verwirrungen, vielmehr die Dunkelheit und Schwäche im physischen Mental, begleitet von den Bewegungen einer erregten vitalen Natur (zum Beispiel übertriebener spiritueller Ehrgeiz), die für das Mental zu stark sind, um sie zu ertragen. Bei dir trifft das nicht zu. Du hattest lange Zeit die Erfahrung von innerem Frieden, von Weite, Ananda, einem inneren, Gott zugewandten Leben, und jemand, der das hatte, sollte nicht von einer allgemeinen Unfähigkeit sprechen, wie groß auch immer die Schwierigkeiten seiner äußeren Natur sein mögen – Schwierigkeiten, die in der einen oder anderen Form bei allen gleich sind.

Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass du die Sadhana ausüben kannst, wenn du dabei bleibst – natürlich nicht durch deine eigene Stärke allein, denn das ist niemandem gegeben, sondern durch den Willen des seelischen Wesens in dir, unterstützt durch die Göttliche Gnade. Es gibt einen Teil im physischen und vitalen Bewusstsein jedes menschlichen Wesens, der hierzu nicht willens ist, der sich nicht fähig fühlt und jeder Hoffnung, jedem Versprechen einer spirituellen Zukunft misstraut und der jeder derartigen Sache gegenüber träge und gleichgültig ist. All das erhebt sich zu einem bestimmten Zeitpunkt im Verlauf der Sadhana, und man fühlt sich damit identifiziert. Das ist es, was jetzt mit dir geschah, doch Hand in Hand mit einer Attacke von schlechter Gesundheit und nervöser Indisposition, die dieses Durchqueren des dunklen Physischen zu einer düsteren und heftigen Störung machte. Mit hinreichend Schlaf, einer Beruhigung der Nerven und der Rückkehr der physischen Energie sollte das verschwinden, und dann wäre es möglich, das Licht und Bewusstsein in diesen dunklen Teil herabzubringen. Nicht eine intensive Konzentration, die ein [innerliches] Ringen mit sich bringt, ist erforderlich, sondern eine sehr ruhige Haltung des Sich-Öffnens. Nicht eine gesteigerte Bemühung der Sadhana, sondern das Wiederfinden der Ruhe und des Gleichgewichts ist gegenwärtig erwünscht, um das Sich-Öffnen deiner Natur wieder möglich zu machen.

Es war bestimmt nicht deshalb, weil die Mutter sich dir gegenüber anders verhielt wie an anderen Tagen oder dich weit von sich fort schob, sondern weil du in diesem Teil deines physischen Wesens, der noch vor dem Licht zurückschreckt, ganz eingeschlossen warst. Dieser Teil war im Grunde immer verantwortlich für all deine schwierigen Phasen und leidvollen Bewegungen, auch wenn die unmittelbare Schwierigkeit [im Wesen] weiter oben lag. Es liegt in seiner Natur, sich an die alten, gewohnten Bewegungen zu klammem, vor dem yogischen Bewusstsein zurückzuschrecken und Türen und Fenster vor der angebotenen Hilfe zu verschließen und in der Finsternis zu lamentieren, sobald er sich verletzt fühlt. Das ist eine Sache, von der sich jeder, der vorwärts kommen will, befreien muss. Identifiziere dich nicht mit diesem Teil und bezeichne ihn nicht als dein Selbst. Wende dich zurück, deinem inneren Wesen zu, und betrachte ihn lediglich als einen kleinen, wenn auch widerspenstigen Teil deiner Natur, der gewandelt werden muss. Denn es gibt, abgesehen von seiner Beharrlichkeit, keinen Grund, warum dein Weg in die Wüste führen sollte. Er sollte in eine Weite der Befreiung führen – offen für die Ruhe, den Frieden, die Macht und das Licht, für ein Bewusstsein, das weiter ist als das persönliche und in welchem das Ego sich glücklich auflösen kann.

Zu dem, was in deiner Sadhana geschah, wäre zu sagen, dass du es nicht verhindert hast, in das Fahrwasser des physischen Mentals und der äußeren vitalen Natur zu geraten, und du dich in einer beharrlichen oder ständigen Wiederholung von Ideen und Gefühlen, die jene dir präsentieren, festgefahren hast – Gefühle einer fortwährenden Enttäuschung, Entmutigung und eines Pessimismus über dich selbst und deine spirituelle Zukunft sowie Ideen oder Vorstellungen (wenn ich es so nennen darf), die diesen Gefühlen zu Hilfe kommen und sie unterstützen. Das Ergebnis davon ist, dass du dich gegenüber dem Kontakt mit uns und unserer spirituellen Einflussnahme und Hilfe, die du früher fühltest oder zu fühlen begannst, verschlossen hast. Damit verschließt du dich auch gegenüber deinem eigenen tieferen Selbst, und das macht deine persönliche Bemühung zunichte. Ein Ereignis dieser Art ist etwas hinreichend Allgemeines auf dem Pfad der spirituellen Bemühung, und du hast, um dich von seinen Auswirkungen zu befreien, zuerst die beharrlichen Ideen und Gefühle, die dich in diesem Fahrwasser festhalten, energisch zurückzuweisen. Ich weiß nicht, ob du zu dem früheren Zustand zurückkehren kannst, denn es ist selten, dass man zu einem Punkt in der Vergangenheit zurückkehren kann; es ist aber immer möglich, dass du weitergehst und die Antriebskraft des früher Erreichten wiederentdeckst, das mit Sicherheit in deinem inneren Wesen noch assimiliert ist. Wenn du einen Teil des Yoga durch deine aktiven Bemühungen und dein Streben fortsetzen willst, gibt es keinen Grund, warum du diese Fähigkeit nicht wiederfinden solltest; doch zuerst hast du dich darum zu bemühen, diese untauglichen Gedanken und Gefühle, die alle Hoffnung und allen Glauben in dir lähmen, zurückzuweisen, und zwar ausdauernd, voll und zäh, sie nicht zu akzeptieren, sie nicht zu rechtfertigen und ihnen durch dein Stillschweigen nicht das Recht zu geben, stets den gleichen Ton der Entmutigung, der Unfähigkeit und des Versagens anzustimmen – und nicht ein oder zwei Tage lang, sondern immer, solange sie [auf ihrem Bleiben] beharren oder wiederkehren. Die Ideen, mit denen du sie rechtfertigst, sind – ich wiederhole – nur Vorstellungen des physischen Mentals, nicht wirkliche Dinge; zum Beispiel die Vorstellung, dass du einen bestimmten Gedankengang nicht zu verstehen vermagst (intellektuell etwas zu akzeptieren oder nicht zu akzeptieren ist etwas anderes); denn es ist absolut gewiss, dass dein denkender Verstand hinreichend trainiert ist, um alles zu verstehen, was an ihn herangetragen wird. Es ist nur das physische Mental, das selbst im intelligentesten Menschen beschränkt ist und sich Anfällen von Dummheit oder zumindest größeren oder kleineren Intervallen von reinem Nicht-Verstehen öffnet, wenn es ungewohnten Ideen oder einer neuen Richtung möglicher Erfahrung oder irgend etwas sonstigem gegenübersteht, das entweder den Gewohnheiten des Mentals fremd oder den vitalen Teilen unwillkommen ist. Ich vermute, wir hatten alle die gleiche Erfahrung dieses unfähigen Elementes in unserer Natur, und wenn man sich daran festklammert, kann es sogar Dinge, die für uns normalerweise leicht sind, schwierig und schwierige Dinge unmöglich erscheinen lassen. Doch warum sollte ein im Denken geübtes Mental diesem seinen armseligen Teil erlauben, es zu beherrschen? Genauso ist es mit anderen Vorstellungen. Es gibt nichts, was ein anderer auf dem Yoga-Weg tun kann, das du nicht auch tun kannst, wenn du den festen Willen dazu hast; manche Dinge mögen aufgrund einer früheren Schulung, von Gewohnheiten und mentalen Assoziationen längere Zeit in Anspruch nehmen, es gibt aber nichts Unmögliches, nichts, was zu schwierig wäre, kein von Natur aus unüberwindliches Hindernis.

Es ist der instinktive (nicht mentale) Wille im äußeren Wesen, der blind ist – das innere Mental weiß und versteht, und wenn es hervortritt, erhellt es das Übrige, so dass alles klar wird. Aber das äußere Wesen lässt die Dunkelheit und Verwirrung wiederum zu – sei es durch eine falsche Bewegung des Vitals oder ein träges Akzeptieren der Finsternis des unwissenden physischen Bewusstseins –, und das Wissen wird getrübt. Aber es ist da und braucht nur wieder hervorzutreten. Das physische Bewusstsein ist seiner Beschaffenheit nach unwissend – man kann es dazu bringen zu verstehen, aber es fährt fort zu vergessen und zu empfinden, als ob es nie etwas gewusst hätte – bis schließlich die Kraft und das Licht von ihm Besitz ergreifen, und dann vergisst es nicht mehr.

4. Abschnitt
Du bist mehr in das physische Bewusstsein eingedrungen, wohin der Friede und das Licht des höheren Bewusstseins herabgebracht werden müssen. Das ist häufig zunächst mit einem gewissen Nachlassen der Intensität der Erfahrung verbunden, einer Ausbreitung oder Wiederkehr der alten Bewegungen, die aus den anderen Ebenen verbannt wurden, doch darf man sich hierdurch nicht entmutigen lassen. Der Ausweg ist der, die höheren Kräfte (den Frieden usw.) beharrlicher in diesen Bereich herabzubringen.

Der Drang nach Veräußerlichung muss immer zurückgewiesen werden – es ist die Art und Weise des physischen Bewusstseins, sich der Haltung einer konzentrierten Sadhana zu entziehen. Wenn sich die Arbeit der Wandlung speziell auf das physische Bewusstsein richtet, ist es besonders notwendig, im inneren Bewusstsein zu bleiben und von dort her auf das äußere Wesen einzuwirken, bis auch dieses bereit ist.

Der mondbeschienene maidan ist das spirituelle Bewusstsein, an dessen Pforten du gleichsam stehst, seinen Frieden und seine Leichtigkeit fühlend.
Das Hindernis oder die Mauer der Knechtschaft, welche du empfindest, ist ganz einfach die Mauer der Gewohnheiten des gewöhnlichen physischen Bewusstseins. Allen ergeht es so – die gewöhnliche vitale Natur mit ihrem Ego, Begehren, ihren Leidenschaften, Störungen, sowie die gewöhnliche physische Natur mit ihren starken Gewohnheiten und ihrer Äußerlichkeit sind die hauptsächlichsten Hindernisse, die in der [menschlichen] Natur überwunden werden müssen. Wenn sie zur Ruhe kommen, ist es leichter, in das wahre Bewusstsein einzutreten und sich mit der Mutter zu vereinen. Sie sind aber an die Ruhe nicht gewöhnt, und sobald sie sie fühlen, wollen sie aus ihr herauskommen und ihre üblichen Bewegungen wieder aufnehmen. Das aber wird beendet sein, wenn dein Inneres der äußeren Natur hinreichend Boden abgewonnen hat, um sie zu beherrschen. Die inneren Dinge werden wachsen, sie werden mehr und mehr in Erscheinung treten, in dem Maß wie du den inneren Pfad wachsen fühlst, bis sie stark genug sind, das äußere Verhalten zu lenken. Die von dir empfundenen Hemmnisse, das Empor-wallen der alten Dinge und die wiederholte Rastlosigkeit usw. haben ihre Ursache in dieser Macht der Gewohnheit der physischen Natur – sie lebt davon, die immer gleichen Bewegungen und gleichen Dinge zu wiederholen, an die sie in der Vergangenheit gewöhnt war. Der innere Einfluss wird in dem Maß, in dem er hervortritt, für sie neue Gewohnheiten des Denkens, Fühlens und Tuns schaffen, und dann wird sie fest in diesen weilen und nicht in den Dingen der alten Natur.

Die Enge usw., über die du dich beklagst, sind normale Dinge für die physische Natur. Es ist die gleiche Sache, die aber auf eine andere Weise wirkt, welche X gegenüber einem Rat rebellieren und sie gereizt und schlecht gelaunt sein lässt, wenn sie auf ihre Fehler hingewiesen wird. So ist die physische Natur von beinahe jedem – intolerant, leicht gereizt und ohne Geduld im Umgang mit anderen. Diese physische Natur aber kann durch die seelische Natur ersetzt und gewandelt werden, und du hattest die Erfahrung, von welcher Art diese seelische Natur ist und wie sie wirkt. Daher weißt du, welche Wandlung in dir stattfinden muss, und du weißt ebenso, dass diese neue Natur bereits in dir vorhanden ist und sich darauf vorbereitet hervorzutreten. Bewahre also den Glauben, dass es bestimmt geschehen wird – und wenn das Physische kommt und [die neue Natur] mit den alten Bewegungen verhüllt, dann versuche daran zu denken und das physische Mental zu erinnern, dass allein durch diese Wandlung in dir selbst und in allen anderen [Menschen] sich die Dinge wandeln können. Jetzt ist es notwendig, dass alle diese seelische Wandlung zu ihrem Hauptziel machen, jeder für sich. Wenn das von einigen erreicht wird, wird es sich schneller unter den Übrigen verbreiten. Nur so kann der gegenwärtige Zustand des physischen Bewusstseins voller Ego und Hader zu dem werden, was er sein sollte.

Das, was geschah, ist, dass die Seele in dir, die früher immer im Mental und Vital tätig war, eine Zeitlang durch die Unwissenheit des physischen Bewusstseins verhüllt oder verdeckt war. Die Seele ist es, die dich mit der Mutter verbindet und ihr alle Bewegungen deines Wesens zuwendet oder sie von ihr in Empfang nimmt oder mit ihr vereint und von ihr abhängig macht. Das hat sie auch mit deinem mentalen und vitalen Wesen und seinen Bewegungen so gehalten und dich vor allen falschen mentalen und vitalen Suggestionen und Attacken bewahrt und dir gezeigt, was wahr und falsch ist. Nun ist es wiederum dieses seelische Wesen, das sich auch in deinem physischen Bewusstsein offenbart. Du brauchst nur darin zu leben, und dein ganzes Wesen wird der Mutter zugewandt, mit ihr vereint und vor Zweifel, Irrtümern und falschen Eingebungen geschützt sein – und du kannst wiederum vorwärtsschreiten, der vollen Verwirklichung der Sadhana entgegen.

All das ist sehr gut – es ist der seelische Zustand, der sich ausweitet. Der Friede und das spontane Wissen sind im seelischen Wesen und von dort breiten sie sich zum Mental, Vital und Physischen aus. Im äußeren physischen Bewusstsein versucht die Schwierigkeit noch anzudauern und überträgt die Ruhelosigkeit manchmal auf das physische Mental, manchmal auf die Nerven und manchmal in Form von physischer Störung auf den Körper. All diese Dinge aber können und müssen gehen. Selbst die Krankheit kann gänzlich mit dem Wachsen des Friedens und der Kraft in den Nerven und physischen Zellen aufhören – Magenschmerzen, Augenschwäche und alles Übrige.

Die Gewohnheit der Rückkehr dieser Gefühle gehört zum physischen Bewusstsein, und das menschliche Wesen ist in seinem physischen Bewusstsein immer schwach und unfähig, sich von den gewohnten Bewegungen zu befreien oder ihnen zu widerstehen. Es gibt drei Dinge, die ihm dabei helfen können (abgesehen von seinem mentalen Willen, der nicht immer stark genug ist, es zu tun). Zunächst das seelische Wesen; einige Tage lang war deine Seele äußerst aktiv und stieß diese Bewegungen fort, wann immer sie zu kommen versuchten, oder warf sie hinaus, sobald sie eindrangen. Diese Aktivität der Seele wird zurückkehren und schließlich in das physische Bewusstsein selbst herabkommen; dann wird es kaum eine Schwierigkeit mehr geben. Zweitens, dass das innere Bewusstsein immer wachsam ist. Gegenwärtig ist das schwierig, denn um das innere Bewusstsein zu allen Zeiten wach zu halten, bedarf es deines Sich-Vertiefens – dann wird der Schleier zwischen dem äußeren und inneren [Bewusstsein], der sich [gegenwärtig] nur dann lüftet, wenn du dich in Konzentration befindest, aufhören zu existieren, auch wenn du in einem gewöhnlichen, unkonzentrierten Zustand bist. Dieses Sich-Vertiefen ist der Grund, weshalb sich in dir der starke Hang zu einer Wende nach innen einstellt. Und drittens, dass die Kraft der Mutter immer gegenwärtig ist und auch sofort eine Erwiderung vom physischen Bewusstsein erhält. Diese drei Dinge zusammen vermögen alles zu bewerkstelligen. Es dauert einige Zeit, um sie alle drei gleichzeitig aktiv sein zu lassen, es wird aber mit Sicherheit kommen, und damit werden diese inneren Schwierigkeiten aufhören.

Es ist unvermeidlich, dass im Verlauf der Sadhana alle möglichen Zustände auftreten, durch die man zur Fülle des wahren Bewusstseins geführt wird. Du bist jetzt, wie es bei den meisten der Fall ist, im physischen Bewusstsein, und seine hauptsächliche Schwierigkeit ist die Veräußerlichung sowie das Verhüllen der aktiven Erfahrung, so dass man nicht weiß, was innerlich vor sich geht, oder das Gefühl hat, als ob nichts passieren würde. Wenn das der Fall ist, bedeutet es, dass etwas hervorgetreten ist, ein Teil oder eine Ebene des Physischen, auf die eingewirkt werden muss, und nachher – es mag längere oder kürzere Zeit dauern – beginnt die bewusste, aktive innere Erfahrung von neuem. Die Lautlosigkeit im Mental ist an sich nichts Schlechtes, sie ist eine günstige Voraussetzung für die Arbeit. Auch muss das, was deiner Beschreibung nach im Kopf stattfindet, das Wirken der [Yoga-] Kraft dort sein – das lässt manchmal den Eindruck von Kopfschmerzen entstehen. Vermutlich findet eine Arbeit im physischen Mental statt, um es von irgendeiner Schwierigkeit zu befreien, oder aber um es auf das, was von oben kommt, besser vorzubereiten.
Um durch diese Zustände hindurchzugehen und nicht furchtsam oder rastlos zu werden, ist große Geduld notwendig und auch das Vertrauen darauf, dass alle Schwierigkeiten überwunden werden.

Nicht, dass immer etwas „falsch“ in dir wäre, es gibt vielmehr im unterbewussten physischen Wesen noch einen Teil der daran gewöhnt war, sehr stark auf die Vibrationen dieser Gedanken und Gefühle zu reagieren, und immer noch darauf reagiert. Im Allgemeinen würdest du ihnen gar nicht erlauben, in Form von Gedanken oder Gefühlen aufzukommen – sie würden sich lediglich als eine Depression des Körpers oder eine Ermüdung offenbaren – oder du würdest, wenn sie aufkämen, sofort darüber hinwegkommen, und die Vibrationen würden abklingen und verschwinden. Aber bei der Atmosphäre, die mit der Überflutung durch das gewöhnliche Bewusstsein stark überladen ist, besteht eine verringerte Elastizität im physischen Bewusstsein, und daher konnten sie [die Gefühle] entstehen. Das ist eine außerordentlich häufige Erfahrung. Man muss sich von diesen noch schwachen Teilen loslösen und sie als ein Detail im Mechanismus betrachten, der in Ordnung gebracht werden muss. Auch ist dein Nervenwesen [das vitale Physische] äußerst bewusst und sensitiv, und irgend etwas Falsches in der Atmosphäre beeinträchtigt es mehr als es bei den meisten anderen der Fall ist.

Was du in deiner Brust fühltest, war der Versuch der alten Unwissenheit, durch die physische Attacke die vitale Ruhelosigkeit, Depression und Verwirrung zurückzubringen – denn jetzt ist sie auf die Verdunkelung des Physischen angewiesen, um das Licht und die Kraft an ihrem Kommen zu hindern, um ihr Wirken zu trüben, Störung zu schaffen und die Ruhe zunichte zu machen. Weise sie zurück, so wie du es schon diesmal getan hast, wann immer sie zu kommen versucht.

Es ist sehr gut, dass alles diesen Verlauf genommen hat und das wahre Bewusstsein seine Kontrolle im Physischen kräftigte. Diese Dinge sind in Wirklichkeit Attacken, die den Zweck haben zu verhindern, dass die Kontrolle im physischen Wesen errichtet wird – so wie es in den inneren [Wesens-] Teilen geschah. Wo immer sich das physische Bewusstsein öffnet, kann die [Yoga-] Kraft alles beseitigen, was eine Störung verursachen könnte. Manchmal dauert es einige Zeit, bis der Widerstand überwunden ist, vor ihr aber schwindet schließlich alles dahin.

Es ist tatsächlich das Körperbewusstsein, das noch Schwierigkeit bereitet – wenn aber Ruhelosigkeit und Verwirrung aufkommen, musst du sie sofort darbringen und darum bitten, dass der widerstrebende Teil sich öffnet. Auf diese Weise ist es möglich, einen Zustand herzustellen, in welchem mit der aufkommenden Schwierigkeit gleichzeitig auch die entgegenwirkende Kraft in Erscheinung tritt. Daher wird die Schwierigkeit nicht von langer Dauer sein.

Für deine Sadhana ist es notwendig, zuerst das physische Wesen ganz zu öffnen und in ihm die Herabkunft der Ruhe, Stärke, Reinheit und Freude zu stabilisieren sowie das Gefühl der Gegenwart und des Wirkens der Kraft der Mutter in dir. Allein auf dieser gesicherten Grundlage kann man ein völlig wirksames Instrument für die Arbeit werden. Ist das einmal geschehen, muss noch die dynamische Umwandlung des instrumentalen Wesens erreicht werden, und das hängt von der Herabkunft einer höheren und immer höheren Bewusstseinsmacht in das Mental, Vital und den Körper ab – „höher“ bedeutet näher und immer näher zum Licht und zur Kraft des Supramentals. Das aber kann nur auf der von mir erwähnten Grundlage geschehen und wenn das seelische Wesen ständig im Vordergrund ist und als Mittler zwischen dem instrumentalen Mental, Vital und Körper und diesen höheren Wesens-Ebenen wirkt. Diese grundlegende Stabilisierung muss also zuerst vollendet sein.

Ja, das ist die Zeit, in der du ausharren musst, bis du in deinem inneren Bewusstsein ganz gefestigt bist, und die Nachhaltigkeit des Schweigens und Friedens ist ein Zeichen, dass es jetzt möglich ist. Wenn man diese Art von Schweigen, Frieden und Weite fühlt, kann man sicher sein, dass sie zum wahren Wesen gehören, dem wirklichen Selbst, das in das Mental und Vital eindringt und vielleicht auch in das physische Bewusstsein. Die Rastlosigkeit des Physischen wird vermutlich durch den Frieden und das Schweigen ausgelöst, die das Physische berühren, aber noch nicht das stoffliche oder Körper-Bewusstsein durchdrungen haben. Die frühere Rastlosigkeit ist noch im Körper und versucht zu bleiben, obwohl sie weder in das Mental noch in das Vital eindringen kann und nicht einmal ganz allgemein in das physische Bewusstsein als Ganzes. Wenn der Friede nach dort herabkommt, wird die Rastlosigkeit beendet sein.
Die sexuelle Erregung stammt vom wachen Unterbewussten. Wenn sie sich im Wachbewusstsein nicht offenbaren kann, steigt sie im Schlaf aus dem Unterbewussten hoch. Das Mental darf sich nicht stören lassen – es wird mit dem Übrigen verschwinden.

Dies ist eine Form, die der Widerstand im Physischen leicht und oft annimmt – ein Unbehagen voll Rastlosigkeit im Nervensystem. Wenn sie in den Beinen auftritt, bedeutet es, dass der stofflichste Teil des Bewusstseins der Sitz der Störung ist. Da sie sich gezeigt hat, sollte sie für immer verbannt werden. Dieser Teil ist vermutlich hinreichend bewusst geworden, um den erhöhten Druck zu empfinden, wenn die [Kraft der] Mutter herabkommt, aber nicht genügend, um ihn aufzunehmen und assimilieren zu können – daher das Unbehagen und der Widerstand. Wenn das der Fall ist, wird es von selbst verschwinden – wenn du dich dort etwas mehr öffnest.

Was du beschreibst – Dumpfheit, Unbehagen, Schwäche, das Gefühl, alt und erschöpft zu sein oder krank – sind die aufkommenden Reaktionen, wenn sich die Trägheit der physischen Natur dem Licht widersetzt – die anderen, das Gefühl der Würde und Selbstachtung (des Egos), sind die Reaktionen des Vitals. Beiden Arten muss die Annahme verweigert werden. Es gibt nur ein Ziel, dem man zu folgen hat: das Wachsen des Friedens, des Lichtes, der Macht und eines neuen Bewusstseins im Wesen. Mit jenem neuen Bewusstsein wird das wahre Wissen, Verstehen, die wahre Stärke, das wahre Gefühl kommen, und statt des Aufruhrs und Kampfes wird es eine Harmonie und die Einung mit dem Göttlichen Bewusstsein und Willen schaffen.

Eine gewisse Trägheit, der Hang zum Schlafen, die Lässigkeit, die Unlust oder Unfähigkeit für die Arbeit oder spirituelle Bemühung längere Zeit hindurch stark zu sein, das alles ist in der Natur des menschlichen physischen Bewusstseins verwurzelt. Wenn man sich in sein Physisches hinab wendet, um es zu wandeln (das war der allgemeine Zustand hier für lange Zeit). verstärken sich diese Dinge [Trägheit usw.]. Dies steigert sich manchmal vorübergehend, wenn der Druck der Sadhana im Physischen zunimmt oder man sich sehr nach innen wenden muss – der Körper braucht entweder mehr Ruhe oder verwandelt die nach innen gerichtete Bewegung in den Hang zu schlafen oder sich auszuruhen. Du brauchst dir darüber jedoch keine Sorgen zu machen. Nach einiger Zeit regelt sich das von selbst; das physische Bewusstsein empfängt den wahren Frieden und die Stille in den Zellen und fühlt sich ausgeruht, auch wenn es sich in voller Arbeit oder in einem höchst konzentrierten Zustand befindet, und dieser Hang zur Trägheit verschwindet aus der Natur.

Nachts hat die Trägheit immer größere Chancen, weil im Schlaf ein bedeutender Teil vom Unterbewussten eingenommen wird – aber abgesehen davon sollte eine innere Reaktion gegen das Aufkommen der Trägheit bestehen. Die Ruhe in den Zellen des Körpers, selbst die Empfindung der Unbeweglichkeit (so dass der Körper eher bewegt zu werden scheint als dass er sich selbst bewegt) ist etwas ganz anderes und leicht von der Trägheit zu unterscheiden. Das Herabfließen des Friedens bringt meist viel vom statischen Brahman in das Bewusstsein bis ins Physische herab, so dass man jenes „unbeweglich, bewegt es sich“ der Upanishad empfindet.

Mir ist kein wirksames äußerliches Mittel bekannt, um sich davon zu befreien [der Trägheit]. Manche verbringen die Zeit, in der sie die Sadhana nicht ausüben können, mit anderen Dingen – Lesen, Schreiben oder Arbeiten – und machen nicht im mindesten den Versuch, sich zu konzentrieren. Ich vermute aber, dass in deinem Fall der Körper es ist, der Kraft benötigt.

Es ist völlig richtig, dass Körperübungen sehr notwendig sind, um tamas fernzuhalten. Ich freue mich, dass du sie jetzt betreibst, und hoffe, dass du weitermachen wirst.
Physische tamas kann in ihren Wurzeln nur durch die Herabkunft und Umwandlung ausgemerzt werden, jedoch können Körperübungen und die regelmäßige Tätigkeit des Körpers das Vorherrschen eines tamasischen Zustandes im Körper immer verhindern.

In der Sadhana ist es notwendig, ein starkes Mental, einen starken Körper und eine starke Lebenskraft zu haben. Es sollte besonders darauf geachtet werden, tamas hinauszustoßen und Stärke und Kraft in das Gefüge der Natur zu bringen.
Der Yoga-Weg muss etwas Lebendiges sein, nicht ein mentales Prinzip oder eine festgelegte Methode, an die man sich ungeachtet aller notwendigen Spielarten klammert.

Die Schwäche des Körpers muss geheilt und darf nicht übergangen werden. Das kann nur geschehen, indem man die Kraft von oben herabbringt, nicht indem man lediglich den Körper zwingt.

Durch Überanstrengung wird die Trägheit nur verstärkt – der mentale und vitale Wille können den Körper zwingen, aber der Körper fühlt sich mehr und mehr überfordert und setzt sich letzten Endes durch. Nur wenn der Körper selbst den Willen und die Kraft zur Arbeit fühlt, kann man sie verrichten.

Die erste Regel lautet: genügend Schlaf und Ruhe, nicht im Übermaß, doch auch nicht zu wenig.
Der Körper muss für die Arbeit geschult werden, darf aber nicht über seine höchstmögliche Leistungsfähigkeit hinaus angestrengt werden.
Das äußere Mittel ohne das innere ist ohne Wirkung. Bis zu einem gewissen Grad kann der Körper durch ein progressives Training für die Arbeit fähiger gemacht werden. Wichtig aber ist, die Kraft für die Arbeit und den rasa, der Arbeit in den Körper herabzubringen. Dann wird der Körper ohne zu murren oder sich ermüdet zu fühlen das tun, was von ihm verlangt wird.
Selbst wenn die Kraft und der rasa vorhanden sind, muss man sein Gefühl für das Maß bewahren.
Arbeit ist ein Mittel, sich dem Göttlichen zu weihen, sie muss jedoch mit dem notwendigen inneren Bewusstsein verrichtet werden, an dem das äußere Vital und Physische auch teilhaben.
Ein fauler Körper ist bestimmt kein geeignetes Instrument für den Yoga – er muss aufhören, faul zu sein. Aber auch ein ermüdeter und lustloser Körper kann nicht richtig empfangen oder ein gutes Instrument sein. Jedes Extrem zu vermeiden ist das Richtige.

Wenn der Körper nach der Arbeit schmerzt, tust du im Hinblick auf deine physische Kraft möglicherweise zu viel und überforderst den Körper. Wenn du Arbeit verrichtest, kommt die [Yoga-] Kraft in dich herab, nimmt die Form von vitaler Energie an und stützt deinen Körper, so dass er während dieser Zeit die Anstrengung nicht fühlt; wenn du aber zu arbeiten aufhörst, kehrt der Körper in seinen normalen Zustand zurück und spürt die Auswirkung – er ist noch nicht hinreichend offen gewesen, um die Kraft zu bewahren. Du musst abwarten, ob diese Auswirkung des Schmerzes anhält; wenn sie vorübergeht, ist es in Ordnung; im anderen Fall solltest du darauf achten, dich nicht durch zu viel Arbeit zu überanstrengen.

Es ist dem guten seelischen Zustand in dir zuzuschreiben, dass diese Leichtheit und Kraft für die Arbeit über dich kommen; denn damit bist du offen für die Kraft der Mutter, und sie ist es, die in dir wirkt, so dass es keine Ermüdung gibt. Früher hast du nach der Arbeit Müdigkeit empfunden, weil dein Vital offen und die vitale Energie das Instrument der Arbeit war; das Körperbewusstsein aber war nicht ganz offen und empfand die Anstrengung. Diesmal scheint sich auch das Physische geöffnet zu haben.

Der Schmerz, das Brennen, die Rastlosigkeit, das Weinen und die Unfähigkeit zur Arbeit, die du empfindest, treten auf, wenn eine gewisse Schwierigkeit oder ein Widerstand in einem Teil der [menschlichen] Natur besteht. Wenn sich das einstellt, rufe die Mutter und weise diese Dinge zurück; wende dich ihr zu, damit der Friede und die Ruhe in dein Mental zurückkehren, sich im Herzen festigen und für diese anderen Dinge kein Platz mehr ist.

5. Abschnitt
Das dem Essen Verhaftet-sein, die Gier und das heftige Verlangen danach, machen es zu einer ungebührlich wichtigen Sache im Leben, die dem Geist des Yoga widerspricht. Festzustellen, dass etwas gut schmeckt, ist nichts Falsches, man darf es nur nicht begehren oder danach trachten, weder jubeln, wenn man es erhält, noch missmutig oder betrübt sein, wenn man es nicht erhält. Man muss ruhig und gleichmütig sein, darf nicht aufgeregt oder unzufrieden werden, wenn das Essen nicht schmackhaft oder sehr reichlich ist, sondern man hat eine bestimmte notwendige Menge zu essen, nicht weniger und nicht mehr. Weder heftiges Verlangen noch Widerwille sollte vorhanden sein.
Ständig an das Essen zu denken und sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ist ein ganz falscher Weg, sich von der Esslust zu befreien. Räume dem Nahrungselement den richtigen Platz im Leben ein, eine kleine Ecke, konzentriere dich auf andere Dinge und nicht darauf.

Es ist bestimmt nicht sehr yogisch, sich durch die Aufdringlichkeit des Gaumen derart quälen zu lassen. Diese kleinen Begierden, denen viele Menschen, die durchaus keine Yogis und auch keine Anwärter auf den Yoga sind, den richtigen Platz einzuräumen wissen, scheinen – wie ich feststelle – eine übermäßige Wichtigkeit im Bewusstsein der Sadhaks hier einzunehmen – sicherlich nicht bei allen, doch bei vielen. Sie scheinen in diesen wie in anderen Belangen nicht zu erkennen, dass man, wenn man den Yoga ausüben will, in allen Dingen, ob klein oder groß, immer mehr die yogische Haltung einzunehmen hat. Diese Haltung besteht auf unserem Weg nicht in gewaltsamer Unterdrückung, sondern, was die Ziele der Begierden anbelangt, in Loslösung und Gleichmut. Heftige Unterdrückung steht auf der gleichen Stufe mit freier Befriedigung; in beiden Fällen bleibt die Begierde erhalten; in dem einen wird sie durch Befriedigung genährt, im anderen bleibt sie verborgen und wird durch Unterdrückung verschlimmert. Nur dann, wenn man zurücktritt und sich vom niederen Vital loslöst, wenn man sich weigert, seine Begierden und lauten Forderungen als die eigenen zu betrachten, und im Bewusstsein eine völlige Gleichgültigkeit und Gleichmütigkeit ihnen gegenüber bewahrt, wird das niedere Vital selbst allmählich geläutert und auch still und gleichmütig werden. Jede Woge des Begehrens muss, sobald sie sich zeigt, beobachtet werden, so ruhig und mit einer so unbewegten Loslösung, wie du etwas beobachten würdest, das außerhalb von dir vor sich geht, und man muss sie vorübergehen lassen, aus dem Bewusstsein verweisen und immerfort die wahre Bewegung, das wahre Bewusstsein an ihre Stelle setzen.
Wäre es nicht besser, wenn die Menschen sich erinnern würden, dass sie um des Yoga willen hier sind und diesen zum Salz und zur Würze ihres Lebens machen, und die samata des Gaumens erwerben würden. Meiner Erfahrung nach würden dann alle Sorgen schwinden und selbst die Küchen- und Kochprobleme ihr Ende finden.

Mach dir keine Gedanken über das Essen. Nimm es in der richtigen Menge zu dir (weder zu viel noch zu wenig) ohne Gier oder Abneigung, als ein Mittel, das dir von der Mutter zur Erhaltung des Körpers gegeben wurde – in der richtigen Einstellung, indem du es dem Göttlichen in dir darbringst; dann besteht keine Gefahr, dass es Trägheit verursacht.

Wichtig ist, ausreichend Nahrung zu sich zu nehmen und dann nicht mehr darüber nachzudenken, sie nur als ein Mittel zur Erhaltung des physischen Instrumentes zu betrachten. Aber genauso wie man sich nicht überessen sollte, darf man die Nahrungsmenge auch nicht zu sehr verringern – es erzeugt eine Reaktion, die das Ziel verfehlt –, denn das Ziel ist, die Konzentration auf spirituelle Erfahrung und spirituellen Fortschritt nicht beeinträchtigen zu lassen, weder durch die Gier nach Nahrung noch durch die schwere tamas des Physischen, die das Ergebnis von übermäßigem Essen ist. Wenn der Körper unzureichend ernährt wird, denkt er mehr an Essen als im anderen Fall.

Diese Dinge erheben sich immer noch in dir, weil sie so lange Zeit bedeutende Schwierigkeiten darstellten und, was das erstere anbelangt, du es eine Zeitlang gedanklich sehr gerechtfertigt hast. Doch wenn das innere Bewusstsein derart wächst, werden sie mit Sicherheit verschwinden. Wenn sie sich aber erheben, gewähre ihnen keine Zuflucht. Vielleicht war deine Haltung hinsichtlich der Gier nach Nahrung nicht ganz korrekt. Die Gier nach Nahrung muss überwunden werden, doch sollte man nicht zu viele Gedanken darauf verschwenden. Eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Nahrung ist mit Sicherheit die richtige Einstellung. Die Nahrung dient der Erhaltung des Körpers, und zu diesem Zweck sollte man genügend essen – soviel der Körper braucht; wenn man ihm weniger gibt, entsteht im Körper ein Bedürfnis und Verlangen; wenn du mehr gibst, ist es Nachgiebigkeit gegenüber dem Vital. Was bestimmte dem Gaumen zusagende Dinge anbelangt, so sollte die Haltung des Mentals und Vitals die sein: „Wenn ich es erhalte, nehme ich es an, wenn ich es nicht erhalte, macht es mir nichts aus“. Man sollte nicht zu viel an das Essen denken, weder schwelgen noch es übermäßig unterdrücken – das ist das beste.

Zuviel zu essen macht den Körper stofflich und schwer, zu wenig zu essen macht ihn schwach und nervös – man muss die wahre Harmonie und das Gleichgewicht zwischen dem Erfordernis des Körpers und der eingenommenen Nahrung finden.

Es hängt davon ab, was du vertragen kannst. Wenn du es vertragen kannst, schadet es nichts, mehr zu essen, weil du hungrig bist. Alle diese Dinge hängen vom wahren Erfordernis des Körpers ab, und das mag in verschiedenen Fällen verschieden sein gemäß der Konstitution des Körpers, der Menge der geleisteten Arbeit oder der Körperübungen, die man ausführt. Möglicherweise hast du deine Nahrung zu sehr verringert – versuche also, etwas mehr zu essen.

Das ist ganz natürlich. Körperübungen steigern immer den Appetit, weil der Körper mehr Nahrung benötigt, um die mehr verbrauchte Energie zu ersetzen. Je mehr physische Arbeit der Körper verrichtet, umso mehr Nahrung braucht er normalerweise. Auf der anderen Seite erfordert mentale Arbeit keine Steigerung der Nahrungsmenge – das wurde wissenschaftlich durch Experimente festgestellt. Hunger kann aufgrund anderer Ursachen zunehmen, wenn er aber damit zusammentrifft, dass du anstrengende Spiele oder Körperübungen aufgenommen hast, ist das ganz normal.

Im vorgerückten Alter ist es wünschenswert, die Kost zu verringern.

Diese Neigung der Natur [die Esslust] solltest du weder übergehen noch zu sehr beachten; man muss sich damit auseinandersetzen, sie läutern und bezähmen, ohne ihr zu große Bedeutung beizumessen. Es gibt zwei Wege, sie zu überwinden: den einen der Loslösung – das Essen lediglich als eine physische Notwendigkeit und die vitale Befriedigung des Magens und Gaumens als eine Sache ohne Belang zu betrachten lernen; der andere Weg besteht darin, ohne Beharrlichkeit oder Verlangen jedes angebotene Essen anzunehmen und – gleichgültig, ob andere es gut oder schlecht finden – den gleichen rasa in ihm zu finden, nicht den der Nahrung als solcher, sondern den des universalen Ananda.

Diese Verallgemeinerungen auf beiden Seiten haben nicht viel Wert. Man braucht die Nahrung nicht zu hassen, um sich von der Gier nach Nahrung zu befreien. Auf der anderen Seite kann es förderlich sein, gegenüber gewissen Dingen eine Abneigung zu entwickeln, um sie zurückzuweisen – doch ist das nicht immer die Lösung, denn sie können trotz der Abneigung bestehen bleiben.

Es ist falsch, den Körper zu vernachlässigen und ihn verkommen zu lassen; der Körper ist das Instrument der Sadhana und sollte in gutem Zustand erhalten werden. Man sollte ihm nicht verhaftet sein, doch darf es auch keine Vernachlässigung oder Missachtung des stofflichen Teils unserer Natur geben.
In diesem Yoga besteht das Ziel nicht nur in der Einung mit dem höheren Bewusstsein, sondern auch darin (durch diese Macht des höheren Bewusstseins) das niedrigere Bewusstsein einschließlich der physischen Natur umzuwandeln.
Um zu essen, braucht man kein Verlangen, keine Gier nach Nahrung zu haben. Der Yogi isst nicht aus Begehrlichkeit, sondern um den Körper zu erhalten.

Das Verhaftet-sein mit wohlschmeckender Nahrung muss ebenso aufgegeben werden wie das persönliche Verhaftet-sein damit, eine Stellung einzunehmen und Dienst auszuüben; für diesen Zweck ist es jedoch nicht unerlässlich, asketische Diät einzunehmen oder alles, was mit einer Tätigkeit verbunden ist, wie Geld und ein Amt, aufzugeben. Der Yogi muss nihsva [ohne Besitz] werden, und zwar in dem Sinne, dass er fühlt, dass nichts ihm, sondern alles dem Göttlichen gehört, und er muss zu jeder Zeit bereit sein, alles dem Göttlichen zu geben. Es ist aber sinnlos, alles von sich zu werfen, um ohne zwingenden Grund äußerlich nihsva zu sein.

Ich vermute, du bist dir des Prinzips des Hungers im Vital-Physischen bewusst geworden. Er wird weder aufhören zu bestehen, indem du ihn befriedigst, noch indem du ihn gewaltsam unterdrückst – er kann gewandelt werden, indem du einen Willen zur Wandlung auf ihn richtest und ein höheres Bewusstsein herabbringst.

Hunger auf diese Weise zu unterdrücken ist nicht gut, es bringt sehr oft Störungen mit sich. Ich bezweifle, ob Beleibtheit oder Schlankheit von gesunder Art etwas mit der aufgenommenen Nahrungsmenge zu tun hat – es gibt Menschen, die gut essen und schlank sind, und andere, die nur eine einzige Mahlzeit am Tag einnehmen und dick bleiben. Durch Unterernährung (weniger zu essen als der Körper wirklich braucht), wird man ausgezehrt, doch ist das kein gesunder Zustand. Die Ärzte sagen, dass es großenteils vom Funktionieren gewisser Drüsen abhängt. Auf jeden Fall ist es jetzt wichtig, die Stärke der Nerven zurückzuerlangen.
Auch hinsichtlich der Leber hilft wenig zu essen nicht, sehr oft macht es die Leber träge, so dass sie weniger gut arbeitet. Gegen Störungen der Leber wird empfohlen, fettes Essen und zu viel Süßigkeiten zu meiden. Aber zu wenig zu essen ist nicht gut – es mag für gewisse Magen- oder Darmerkrankungen richtig sein, aber nicht für eine gewöhnliche Leberstörung.

Zum Nahrungsproblem der sannyasins: sannyasins setzen die Begierden in dieser und anderer Richtung unter Druck – sie nehmen aus Prinzip asketische Nahrung zu sich; das tötet aber nicht notwendigerweise die Gier nach Nahrung ab, sie wird vielmehr komprimiert und kann sich, wenn der Zwang oder das Prinzip verschwindet, wiederum erheben, und zwar stärker als zuvor – eine Kompression ohne Beseitigung verstärkt häufig die Kraft dieser Dinge, statt sie zu vernichten.

Bei einer Unterdrückung der Gier nach Essen habe ich immer festgestellt, dass dann für eine gewisse Zeit ein starker Hunger oder ein Erfordernis aufkommt, in großen Mengen zu essen, als ob sich der Körper einen Ausgleich für den früheren Mangel schaffen würde.

Was ich den Menschen als erstes sage, wenn sie nicht essen oder schlafen wollen, ist, dass kein Yoga ohne hinreichende Nahrung und genügend Schlaf ausgeübt werden kann (siehe die Gita zu diesem Punkt). Fasten oder Schlaflosigkeit macht die Nerven morbid und erregt, schwächt das Gehirn und führt zu Wahnvorstellungen und Phantasien. Die Gita sagt, dass Yoga nicht für jemanden sei, der nicht isst oder nicht schläft, sondern dass man ihn am besten ausüben kann, wenn man ausreichend schläft und isst – yuktahari yuktanidrah. Mit allen anderen Dingen ist es genauso. Habe ich nicht oft gesagt, dass mir übermäßige Zurückgezogenheit verdächtig vorkomme und dass nichts anderes zu tun als zu meditieren eine einseitige und daher ungesunde Sadhana sei?

Die Idee, das Essen aufzugeben, ist eine falsche Suggestion. Du kannst dich an eine kleine Nahrungsmenge gewöhnen, aber nicht ganz und gar ohne Nahrung bleiben, es sei denn für verhältnismäßig kurze Zeit. Erinnere dich, was in der Gita steht: „Yoga ist nichts für jemanden, der übermäßig isst, noch für den, der sich gänzlich des Essens enthält“. Vitale Energie ist die eine Sache – davon kann man auch ohne Nahrung eine große Menge in sich aufnehmen, und häufig nimmt sie durch das Fasten zu – aber die physische Substanz, ohne welche das Leben seinen Halt verliert, ist etwas ganz anderes.

Man kann die Stärke herabholen, es ist aber ebenfalls notwendig, darauf zu achten, dass der Körper genügend Nahrung, Schlaf und Ruhe hat – ohne diese Dinge werden die Nerven angestrengt, und wenn dies der Fall ist, fühlt der Körper Ermüdung und wird geschwächt.

Nicht zu essen, um sich von der Gier nach Nahrung zu befreien, ist der asketische Weg. Unser Weg besteht aus Gleichmut und Nicht-Verhaftet-sein.

Es ist richtig, dass man durch Fasten, sofern Mental und Nerven stabil sind oder eine dynamische Willenskraft besteht, für eine gewisse Zeit in einen Zustand innerer Energie und Aufnahmebereitschaft eintreten kann, der dem Mental verlockend erscheint und die üblichen Reaktionen wie Hunger, Schwäche, Darmstörung usw. können dabei gänzlich vermieden werden. Aber der Körper leidet an Auszehrung, und es kann sich im Vital leicht ein morbider, überforderter Zustand entwickeln, der dadurch verursacht wird, dass das Nervensystem mit mehr vitaler Energie überflutet wird als es zu assimilieren oder koordinieren vermag. Nervöse Menschen sollten der Versuchung des Fastens widerstehen, welches häufig von Wahnvorstellungen und Gleichgewichtsverlust begleitet wird oder sie zur Folge hat. Besonders wenn es durch einen Hungerstreik ausgelöst wird oder etwas Derartiges aufkommt, wird Fasten gefährlich, denn dann handelt es sich um Nachgiebigkeit gegenüber einer vitalen Regung, die leicht zu einer für die Sadhana schädlichen und verderblichen Gewohnheit werden kann. Selbst wenn alle diese Reaktionen vermieden werden, hat Fasten nicht viel Sinn, da die höhere Energie oder Aufnahmebereitschaft nicht durch künstliche oder physische Mittel herbeigeführt werden sollte, sondern durch die Intensität des Bewusstseins und den starken Willen zur Sadhana.

Ich habe nie etwas davon gehört; es ist aber genau der Weg [verlängertes Fasten], um zu einer falschen Verwirklichung zu gelangen. Die Nerven geraten in einen erregten, angespannten Zustand (wenn sie nicht überhaupt zusammenbrechen) und erfinden Verwirklichungen oder öffnen sich einer falschen Kraft. Das geschieht zumindest häufig.

Ich halte es nicht für ratsam, irgendeiner Suggestion des Fastens stattzugeben – das öffnet manchmal die Tür der „Nicht-Essens-Kraft“, die das Mental ergreift, und es gibt Störungen. Das kann deshalb leicht geschehen, weil das innere Wesen natürlich keine Nahrung braucht, und bestimmte Kräfte versuchen, dieses Nicht-Bedürfnis auch auf den Körper auszudehnen, der nicht unter dem gleichen glücklichen Gesetz steht. Es ist besser, den Zustand [der Konzentration und des Friedens] an Intensität wachsen zu lassen, bis er sogar während und nach der Mahlzeit anhalten kann. Ich vermute, dass es in Wirklichkeit nicht die Mahlzeit ist, die stört, sondern das Hinaustreten in das äußere Bewusstsein, was einigermaßen schwierig zu vermeiden ist, wenn man isst. Es wird jedoch mit der Zeit überwunden werden.

Du darfst diese Bewegung [die Verringerung der Nahrung] nicht zu weit treiben lassen. Es ist eine der Gefahren der Sadhana; aufgrund der asketischen Wende im Yoga früherer Zeiten entstand, sobald die Erfahrungen auftraten, die Suggestion, dass Nahrung oder Schlaf nicht notwendig seien, und damit kann auch im Körper die Neigung aufkommen, nicht zu essen oder zu schlafen. Wenn das jedoch akzeptiert wird, zeitigt es oft verheerende Folgen. Es darf genauso wenig akzeptiert werden wie die Trägheit selbst.

Wenn du starke Schmerzen hast, kannst du für einen Tag oder zwei Tage die Arbeit ruhen lassen, bis sie abgeklungen sind. Wenn du natürlich glaubst, nur daran zu leiden, dass du keine flüssige Nahrung erhältst, löst es das Problem. Du kannst mit flüssiger Nahrung allein auskommen, doch wenn du nur flüssige Nahrung zu dir nimmst, wirst du zur Arbeit nicht kräftig genug sein. Gewöhnlich aber spielen die Gedanken bei der Festlegung dieser Dinge eine große Rolle. Das Mental hat den Eindruck, dass jede feste Nahrung Schmerz verursachen wird, und der Körper richtet sich danach – als natürliches Ergebnis beginnt daher jede feste Nahrung Schmerz zu verursachen.

Mentale oder vitale Energie hängt nicht von der Nahrung ab oder muss nicht von ihr abhängen – es ist das Physische, das nach einiger Zeit beginnt, überfordert zu sein, wenn es nicht ausreichend ernährt wird.

Die Umwandlung, nach der wir streben, ist zu umfassend und komplex, um auf einmal zu kommen; man muss sie schrittweise kommen lassen. Die physische Wandlung ist der letzte dieser Schritte und in sich ein progressiver Vorgang.
Die innere Umwandlung kann nicht durch physische Mittel, weder positive noch negative, herbeigeführt werden. Im Gegenteil, die physische Wandlung als solche kann nur durch eine Herabkunft des größeren supramentalen Bewusstseins in die Zellen des Körpers zustande gebracht werden. Bis dahin müssen der Körper und seine ihn stützenden Energien teilweise durch die üblichen Mittel, wie Nahrung, Schlaf usw., aufrechterhalten werden. Nahrung sollte im rechten Geist, mit dem rechten Bewusstsein: eingenommen, Schlaf allmählich in yogische Ruhe umgewandelt werden. Eine vorzeitige und übermäßige physische Strenge, tapasya, kann den Vorgang der Sadhana gefährden, indem sie eine Störung und Abnormalität der Kräfte in den verschiedenen Teilen des [Körper-] Systems auslöst. Eine große Energie kann sich in die mentalen und vitalen Teile ergießen, doch können Körper und Nerven dabei überfordert werden und die Kraft verlieren, das Spiel dieser höheren Energien zu stützen. Das ist der Grund, warum hier [in diesem Yoga] übertriebene physische Strenge nicht als ein wesentlicher Teil der Sadhana angesehen wird.
Es schadet nichts, von Zeit zu Zeit für einen Tag oder zwei zu fasten oder die Nahrung auf ein kleines, aber ausreichendes Maß zu beschränken; völlige Enthaltsamkeit über eine lange Zeitspanne hinweg ist jedoch nicht ratsam.

Meiner Meinung nach ist die Bedeutung von sattvischer Ernährung in spiritueller Hinsicht übertrieben worden. Nahrung ist eher eine Frage der Hygiene, und vielen Sanktionen und Verboten, die in den alten Religionen festgelegt wurden, lag eher ein hygienisches als ein spirituelles Motiv zugrunde. Die Erläuterungen der Gita scheinen das gleiche anzudeuten; tamasisches Essen – das scheint sie auszudrücken – ist das, was abgestanden und verdorben ist, das den Wert verloren hat; rajasisches Essen ist das, was scharf, beißend usw. ist, was das Blut erhitzt und der Gesundheit schadet; sattvisches Essen ist, was wohltuend, gesund usw. ist. Es ist durchaus möglich, dass verschiedene Arten von Nahrung das Wirken der verschiedenen gunas fördern und so auf indirekte Weise hilfreich oder schädlich sind, ganz abgesehen von ihrer physischen Auswirkung. Aber nur bis zu diesem Punkt darf man der Sache Glauben schenken. Inwiefern bestimmte Nahrungsmittel sattvisch sind oder nicht, ist eine andere Frage und schwieriger zu entscheiden. In spiritueller Hinsicht möchte ich behaupten, dass die Wirkung der Nahrung mehr von der okkulten Atmosphäre und den damit verbundenen okkulten Einflüssen abhängt als von irgend etwas in der Nahrung selbst. Vegetarismus ist eine völlig andere Frage; er beruht, wie du sagst, auf dem Willen, den bewussteren Lebensformen zur Befriedigung des Magens keinen Schaden zuzufügen.
Sich darin zu üben, alle Arten von Nahrung mit gleichem rasa zu sich zu nehmen, ist nicht notwendig und man kann es in Wirklichkeit auch nicht durch Übung erreichen. Man muss den Gleichmut innerlich im Bewusstsein erwerben, und so wie dieser Gleichmut zunimmt, kann man ihn auf verschiedene Bereiche der Bewusstseinstätigkeit ausdehnen oder anwenden.

Ich glaube, Zwiebeln kann man Ihrem Charakter nach als rajasisch-tamasisch bezeichnen. Sie sind schwer, stofflich und erregen gleichzeitig gewisse starke stofflich-vitale Kräfte. Es liegt auf der Hand, dass, wenn man die physischen Leidenschaften bezwingen will und noch sehr von der Körper-Natur und den sie beeinträchtigenden Dingen abhängt, ungehemmter Genuss von Zwiebeln nicht ratsam ist. Nur jenen, die sich über das Körper-Bewusstsein erhoben haben und es beherrschen und von diesen Dingen nicht beeinflusst werden, macht es gar nichts aus; sie lässt der Genuss dieser oder jener Nahrung oder das Begehren danach gleichgültig. Ich möchte aber in diesem Zusammenhang betonen, dass die Enthaltsamkeit von rajasischer oder tamasischer Nahrung nicht dafür garantiert, von den Dingen, die sie stimuliert, befreit zu werden. Vegetarier können zum Beispiel so sensitiv und erregbar sein wie Fleischesser; ein Mensch mag sich der Zwiebeln enthalten und braucht deshalb in dieser Hinsicht nicht besser sein als zuvor. Es ist der Wandel des Bewusstseins, der wirksam ist, und diese Art von Enthaltsamkeit hilft nur insoweit, als sie darauf abzielt, ein weniger schweres, also ein subtileres und flexibleres physisches Bewusstsein zu schaffen, damit der höhere Wille darauf einwirken kann. Das ist etwas, aber nicht alles; der Bewusstseinswandel kann trotz der Nicht-Enthaltsamkeit stattfinden.
Zwiebeln sind deshalb hier erlaubt, weil der Gaumen der Sadhaks nach etwas „verlangt“ das der Nahrung Geschmack gibt. Wir legen kein Gewicht auf diese Einzelheiten oder stellen eine absolut einzuhaltende Vorschrift auf, weil hier die innere Wandlung mehr betont wird und die äußere daraus hervorgehen wird. Enthaltsamkeit wird nur in dem Maß verlangt, wie sie für die innere und äußere Disziplin unentbehrlich ist und um damit den Weg zu einer unerlässlichen Selbstkontrolle aufzuzeigen. Es wird allen auferlegt, die Gier des Gaumens zu bewältigen, doch hat es letzten Endes von innen her zu geschehen, so wie es auch bei den anderen Leidenschaften und Wünschen der niederen Natur der Fall ist.

Den Geschmackssinn, rasa, ganz zu unterdrücken gehört keinesfalls zu diesem Yoga. Wovon du dich befreien musst, ist das vitale Begehren und Verhaftet-sein, die Gier nach Essen – dich über ein Essen übermäßig zu freuen, das dir schmeckt, und enttäuscht und missvergnügt zu sein, wenn du es nicht erhältst, und ihm eine übertriebene Bedeutung beizumessen. Gleichmut ist hier der Test wie in so vielen anderen Dingen.

Nein, Geschmackssinn verursacht keine Bindung, wenn du nicht damit verhaftet bist. Geschmackssinn ist natürlich und durchaus zulässig, solange man nicht der Sklave des Gaumens ist. Natürlich kann [der Mutter] die Freude am Geschmack geopfert werden.

Der Geschmackssinn ist genauso wenig etwas Schlechtes wie Sehen oder Hören. Das Verlangen, das durch ihn erweckt wird, muss verbannt werden. Es ist möglich, sich vom Geschmackssinn zu befreien, wie es Chaitanya tat, denn er ist etwas, das vom Bewusstsein abhängt, und kann daher unterbunden werden. In hypnotischen Experimenten wurde festgestellt, dass durch Suggestion Zucker einen bitteren Geschmack bekommen kann oder bittere Dinge süß werden. Sowohl Berkeley als auch die Physiologie haben recht. Es gibt eine bestimmte, meist feste Beziehung zwischen dem Bewusstsein im Gaumen und dem guna der Nahrung, doch kann das Bewusstsein diese Beziehung ändern, wenn es will, oder sie überhaupt auflösen. Es gibt Yogis, die sich auch dem Schmerz gegenüber gefühllos machen, und auch das kann durch Hypnose geschehen.
Eine andere Methode ist, dass man alle Dinge gut schmeckend findet ohne mit irgendeinem von ihnen verhaftet zu sein.

Es ist besser, in den Dingen des Essens usw. achtsam zu sein, weil im jetzigen Stadium deiner Sadhana eine beträchtliche Sensitivität im vital-physischen Teil des Wesens besteht; er kann leicht durch eine falsche Einwirkung oder eine falsche Bewegung, wie übermäßiges Essen, gestört werden.

Wenn das physische Bewusstsein sensibilisiert ist, widersteht ihm zu reichliches oder zu schweres Essen.

Im unterbewussten Stofflichen entsteht aus Gewohnheit ein künstliches Bedürfnis, das in der Vergangenheit geschaffen wurde und das sich nicht darum kümmert, ob es schädlich ist oder vielleicht die Nerven belastet. Das liegt in der Natur aller Rauschmittel (Wein, Tabak, Kokain usw.), doch nehmen die Menschen sie weiterhin ein, selbst nachdem sich die schädlichen Auswirkungen gezeigt haben und sogar nachdem alles echte Vergnügen an ihnen erloschen ist – wegen dieses „künstlichen Bedürfnisses“ (es ist kein echtes Bedürfnis). Der Wille hat sich dieser unterbewussten Beharrlichkeit zu bemächtigen und sie aufzulösen.
Diese Rauschmittel stellen die Verbindung mit einer vitalen Welt her, in der solche Dinge (Musik, Gesang usw.) existieren.

6. Abschnitt
In diesem Yoga darf physische Enthaltsamkeit nicht um ihrer selbst willen geübt werden. Schlaf ist für den Körper ebenso notwendig wie Nahrung; ausreichender Schlaf, doch nicht übermäßig viel Schlaf. Was unter ausreichendem Schlaf zu verstehen ist, hängt vom Erfordernis des Körpers ab.

Wenn du nicht genügend schläfst, werden Körper und Nervenhülle geschwächt; der Körper und die Nervenhülle aber sind die Grundlage der Sadhana.

Es muss Mangel an Schlaf sein, wodurch dein Nervensystem ständig geschwächt wird – es ist ein großer Fehler, nicht genügend zu schlafen. Sieben Stunden ist das erforderliche Minimum. Wenn man ein sehr starkes Nervensystem hat, kann man den Schlaf auf sechs Stunden reduzieren, manchmal sogar auf fünf – das ist aber selten und sollte ohne Notwendigkeit nicht versucht werden.

Man sagt, dass die normale Schlafdauer zwischen sieben und acht Stunden beträgt, außer im fortgeschrittenen Alter, wo sie im Allgemeinen darunter liegt. Wenn man weniger schläft (5 - 6 Stunden zum Beispiel), passt sich der Körper irgendwie an, doch wenn die Kontrolle aufgehoben wird, versucht er sofort, seine verlorenen Rückstände aus den normalen acht Stunden nachzuholen. So oft man versucht, mit weniger Nahrung auszukommen, wird der Körper, sobald man nachgibt, ungeheuer gierig nach Nahrung, bis er Guthaben und Verlust ausgeglichen hat.

Es ist nicht möglich, mit dem Körper sofort das zu tun, was du tun willst. Wenn dem Körper gesagt wird, nur zwei oder drei Stunden zu schlafen, mag er bei genügend starkem Willen gehorchen – später aber kann er überanstrengt sein und aus Mangel an erforderlicher Ruhe sogar zusammenbrechen. Die Yogis, die ihren Schlaf auf ein Minimum reduzieren, sind dazu erst nach langer tapasya fähig, in welcher sie lernen, die den Körper lenkenden Naturkräfte zu beherrschen.

Sowohl bei Fieber als auch bei mentalen Störungen ist Schlaf eine große Hilfe, und ein Mangel [an Schlaf] äußerst unerwünscht – es bedeutet die Einbuße von Heilkraft.

Es sind bestimmte Kräfte, die wirken, und bestimmte Teile der Persönlichkeit, die sie gebrauchen. Im gewöhnlichen Bewusstsein sind diese Teilpersönlichkeiten verhüllt und die Kräfte durch das äußere Mental begrenzt; wenn man aber hinter den Schleier tritt, hört diese Begrenzung auf, das Wirken der Kräfte nimmt zu und arbeitet automatisch das aus, was getan werden muss.
Dann aber ist jede der Kräfte auf ihre eigene Arbeit bedacht und kümmert sich um nichts anderes – zum Beispiel missachten sie das Bedürfnis des Körpers nach Ruhe und Schlaf, was schlechte Folgen hat. Das zentrale Bewusstsein muss dazwischentreten und sagen: „Nein, jetzt ist Zeit für den Schlaf und nicht für diese Tätigkeiten; bewahre sie für den Ort und die Stunde auf, die für sie geeignet sind“.

Es ist Mangel an Schlaf, der die Symptome des Unbehagens verursacht. Das Wirken der Sadhana kann von sich aus eine solche Reaktion nicht herbeiführen; diese Dinge stellen sich vielmehr nur dann ein, wenn der Körper durch Mangel an Schlaf, durch ungenügendes Essen, Überarbeitung oder nervöse Reizung überanstrengt wird. Die Schwierigkeit zu schlafen besteht wahrscheinlich darin, dass die Nerven während des Tages angespannt sind und du dich nicht entspannst.

Es ist deine innerliche oder äußerliche Rastlosigkeit, die dich daran hindert zu schlafen. Um gut schlafen zu können, müssen das Vital, das Physische und auch das Mental lernen, wie sie sich entspannen und ruhig sein können.

Achte darauf, genügend auszuruhen. Du musst dich vor Übermüdung schützen, weil sie Erschlaffung und tamas mit sich bringen kann. Gut auszuruhen hat nichts mit tamas zu tun, wie manche Menschen annehmen; es kann im rechten Bewusstsein geschehen, um die Körperenergie aufrechtzuerhalten – wie die savasana [eine Haltung, in welcher man auf dem Rücken liegt und vollständig entspannt] des kraftvollen Hathayogi.

Es liegt auf der Hand, dass das Lesen einer Geschichte vor dem Zubettgehen dich in ein tamasisches Bewusstsein versetzt hat; folglich hattest du einen schweren Schlaf in einem dumpfen Unterbewusstsein, und Müdigkeit war die Folge davon.

Schlaf ist meist wegen seiner unterbewussten Grundlage mit einem Absacken [des Bewusstseins] auf eine niedrigere Ebene verbunden – außer es ist ein bewusster Schlaf; ihn immer bewusster zu machen ist die einzige dauerhafte Lösung; solange das aber nicht erreicht ist, sollte man im Wachzustand stets gegen diese Tendenz des Absinkens angehen und nicht zulassen, dass sich die Auswirkung dumpfer Nächte anhäuft. Hierfür aber ist immer eine entschlossene Bemühung und Disziplin vonnöten – und Zeit, manchmal lange Zeit. Es ist nicht richtig, von der Bemühung abzulassen, weil sich die Ergebnisse nicht sofort zeigen.

Zu versuchen bei Nacht wach zu bleiben, ist nicht die richtige Methode; die Unterdrückung des benötigten Schlafes macht den Körper tamasisch und untauglich für die erforderliche Konzentration während der Wachstunden. Der richtige Weg besteht darin, den Schlaf umzuwandeln und nicht zu unterdrücken, besonders aber zu lernen, wie man mehr und mehr im eigentlichen Schlaf bewusst wird. Wenn das geschieht, verwandelt sich der Schlaf in einen inneren Bewusstseinszustand, in welchem die Sadhana genauso wie im Wachbewusstsein andauern kann; gleichzeitig aber ist man in der Lage, in Bewusstseinsebenen einzutreten, die sich von der physischen unterscheiden, und über einen riesigen Bereich von lehrreicher und verwertbarer Erfahrung zu verfügen.

Das, was er jetzt hat, sind die wahren spirituellen und seelischen Erfahrungen – nicht jene der vitalen Ebene, welche die meisten [Sadhaks] zu Beginn haben. Die Erfahrungen der vitalen Ebene (wo viel Einbildung und Phantasie herrscht) sind nützlich, damit sich das Bewusstsein öffnet; doch beginnt der wahre Fortschritt erst dann, wenn sie durch das spirituelle und seelische Bewusstsein ersetzt werden.
Die Schwierigkeit, das Bewusstsein nachts [auf der Höhe des Vortages] zu bewahren, haben die meisten, weil während der Nacht, zur Zeit des Schlafens und Entspannens, das Unterbewusstsein emporsteigt. Das wahre Bewusstsein stellt sich zuerst im Wachzustand oder in der Meditation ein, es ergreift das Mental, das Vital, das bewusste Physische, während das unterbewusste Vital und Physische dunkel bleiben, und diese Dunkelheit zeigt sich im Schlaf oder in einer trägen Entspannung. Wenn das Unterbewusste erleuchtet und vom wahren Bewusstsein durchdrungen wird, verschwindet diese Ungleichheit.
Die pisaca-Frau [eine Dämonin], die [in ihn] einzudringen versuchte, ist die falsche, vitale, unreine sakti – und die Stimme, die sprach, war die seines seelischen Wesens. Wenn er seine Seele wach und im Vordergrund hält, wird sie ihn immer vor diesen dunklen Kräften beschützen, so wie sie es auch diesmal tat.

Du darfst nie versuchen, nachts den Schlaf zu meiden – wenn du darauf beharrst, zeigen sich die ungünstigen Folgen möglicherweise nicht sofort, doch wird der Körper überfordert und zusammenbrechen, wodurch das zerstört werden kann, was du in deiner Sadhana gewonnen hast.
Wenn du nachts bewusst bleiben willst, dann übe dich darin, deinen Schlaf bewusst zu machen – nicht den Schlaf auszuschalten, sondern ihn umzuwandeln.

Schlaf kann durch nichts ersetzt, aber er kann gewandelt werden, denn du kannst im Schlaf bewusst werden. Wenn du solchermaßen bewusst bist, kann die Nacht für ein höheres Wirken nutzbar gemacht werden – vorausgesetzt der Körper erhält genügend Ruhe; denn der Sinn des Schlafes ist die körperliche Erholung und die Erneuerung der vital-physischen Kraft. Es ist ein Fehler, dem Körper Nahrung und Schlaf zu verweigern, wie es einige Menschen aus einer asketischen Idee oder einem asketischen Impuls heraus tun wollen – das schwächt lediglich den physischen Rückhalt; und obgleich ein überanstrengtes und schwächer werdendes Körpersystem lange Zeit hindurch mit Hilfe yogischer oder vitaler Energie aufrechterhalten werden kann, so kommt doch der Augenblick, in dem dieser Energieentzug nicht mehr so einfach oder vielleicht überhaupt nicht mehr möglich ist. Dem Körper sollte gegeben werden, was er für sein wirksames Funktionieren braucht. Nahrung in mäßiger, aber ausreichender Menge (ohne Gier oder Verlangen), ausreichender Schlaf, jedoch nicht von der schweren tamasischen Art – das sollte die Regel sein.

Es gibt keinerlei Grund dafür, warum eine intensive Sadhana mangelhaften Schlaf mit sich bringen sollte.

Die Sadhana kann sowohl in Traum oder Schlaf als auch im Wachen andauern.

Das ganze Traum – oder Schlafbewusstsein kann nicht mit einem Mal in eine bewusste Sadhana umgewandelt werden. Das hat fortschreitend zu geschehen. Doch bevor es geschehen kann, muss deine Fähigkeit zum bewussten samadhi [Yoga-Trance] wachsen.

Mit dem Schlafbewusstsein kann man sich erst dann erfolgreich befassen, wenn das wache Mental einen gewissen Fortschritt erzielt hat.

Im Allgemeinen dehnt sich die Tätigkeit der Sadhana nur dann auch in den Schlaf hinein aus, wenn sie während des Tages intensiv war.

Hat man einmal voll die Sadhana aufgenommen, dann wird sowohl das Schlafen als auch das Wachen zu einem Teil davon.

Das ist in Ordnung; es zeigt, dass die Sadhana zu einem andauernden Zustand wird und dass du bewusst bist und einen bewussten Willen sowohl im Schlafen als auch im Wachen gebrauchst. Das ist ein sehr wichtiges Stadium im Fortschritt der Sadhana.

Wenn man, nachdem man sich in einem guten Bewusstseinszustand befand, nachts in das Unterbewusste absackt, stellt man fest, dass jener Bewusstseinszustand nur mit Mühe zurückzuerlangen ist. Man kann andererseits aber auch, wenn der Schlaf von der besseren Art ist, in guter Verfassung aufwachen. Natürlich ist es besser, im Schlaf bewusst zu bleiben, sofern das gelingt.

Die durch die Nacht verursachte Kluft und das Erwachen in einem gewöhnlichen Bewusstsein erfährt beinahe jeder (natürlich ist das „gewöhnliche“ Bewusstsein des einzelnen seinem Fortschritt entsprechend verschieden), es hat aber keinen Wert, den Wunsch zu haben, im Schlaf bewusst zu sein; du musst die Gewohnheit annehmen, den Faden des Fortschritts sobald wie möglich zurückzugewinnen, und zu diesem Zweck muss nach dem Aufstehen eine gewisse Konzentration stattfinden.
Du brauchst nicht sofort zu meditieren (nach dem Erwachen am Morgen), nimm aber für einige Augenblicke eine konzentrierte Haltung ein und erbitte die Gegenwart der Mutter für den Tag.
Nachts musst du konzentriert in den Schlaf eintreten – du musst fähig sein, dich mit geschlossenen Augen zu konzentrieren, dich niederzulegen und dabei die Konzentration in den Schlaf zu vertiefen – das heißt, dass der Schlaf ein konzentriertes Nach-innen-Gehen werden muss, weg vom äußeren Wachzustand. Wenn du es für notwendig hältst, [vorher] eine Zeitlang still zu sitzen, kannst du es tun, doch lege dich dann hin und bewahre die Konzentration, wie es oben geschildert wurde.

[Im Schlaf bewusst zu sein:] Du musst damit beginnen, dich, bevor du einschläfst, mit einem bestimmten Willen und Streben zu konzentrieren. Es mag eine Zeitlang dauern, bis der Wille oder das Streben das Unterbewusstsein erreicht, doch wenn es aufrichtig, stark und stetig geschieht, führt es nach einiger Zeit zum Erfolg – so dass sich im Schlaf selbst ein automatisches Bewusstsein und ein automatischer Wille fortsetzen, die das Erforderliche ausrichten.

Es war kein Halbschlaf und kein Viertelschlaf, ja nicht einmal ein Sechzehntelschlaf, was du hattest; es war ein Nach-innen-Gehen des Bewusstseins, das in diesem Zustand bewusst bleibt, für äußere Dinge aber verschlossen und nur für die innere Erfahrung offen ist. Du musst deutlich unterscheiden zwischen diesen beiden ganz verschiedenartigen Zuständen: der eine ist nidra [Schlaf], der andere zumindest der Beginn des samadhi-Zustandes (natürlich nicht nirvikalpa!). Dieses Sich-Zurückziehen nach innen ist notwendig, denn zuerst ist das aktive Mental des menschlichen Wesens zu sehr den äußeren Dingen zugewandt; es muss völlig nach innen gehen, um im inneren Wesen zu leben (dem inneren Mental, dem inneren Vital, dem inneren Physischen, in der Seele). Doch kann man mit Übung erreichen, dass man äußerlich bewusst bleibt, aber dennoch im inneren Wesen lebt und nach Wunsch den nach innen gerichteten oder den nach außen sich verströmenden Zustand hat; hierbei kannst du die gleiche konzentrierte Reglosigkeit haben und das gleiche Einströmen eines größeren und reineren Bewusstseins in den Wachzustand [erfahren] wie in dem [Zustand], den du zu Unrecht als Schlaf bezeichnest.

Du bist bewusster in deinem Schlaf als in deinem Wachzustand. Der Grund hierfür liegt im physischen Bewusstsein, das noch nicht hinreichend offen ist; es beginnt sich gerade erst zu öffnen. In deinem Schlaf ist das innere Wesen aktiv, und die Seele dort kann aktiver das Mental und Vital beeinflussen. Wenn das physische Bewusstsein spirituell erwacht ist, wirst du nicht länger die Störung und Behinderung empfinden, die du jetzt hast, und wirst im Wachbewusstsein ebenso offen sein wie im Schlaf.
Das ist die richtige Einstellung, Glauben zu haben und sich aus den Schwierigkeiten nichts zu machen. Schwierigkeiten, sogar von schwerwiegender Art, treten auf dem Yoga-Pfad zwangsläufig auf, weil es nicht leicht ist, das unwissende menschliche Bewusstsein mit einem Mal zu wandeln und aus ihm ein spirituelles, zum Göttlichen hin offenes Bewusstsein zu machen. Wenn man aber Glauben hat, braucht man sich um die Schwierigkeiten nicht zu kümmern; die Göttliche Kraft ist da und wird sie überwinden.

Der von dir beschriebene Schlaf, in dem ein leuchtendes Schweigen herrscht, oder der Schlaf, in welchem die Zellen den Ananda fühlen, ist offensichtlich der beste Zustand. Die anderen Stunden, jene, deren du dir nicht bewusst bist, können Perioden eines tiefen Schlummers sein, in welchen du dich von der physischen Ebene zu den mentalen, vitalen oder zu anderen Ebenen begeben hast. Du sagst, dass du nicht bewusst gewesen seist, doch kann es auch ganz einfach so sein, dass du dich nicht erinnerst, was geschehen ist; denn beim Zurückkommen findet eine Art Bewusstseinswende statt, ein Übergang oder eine Umkehr, in der alles im Schlaf Erfahrene – außer vielleicht das allerletzte Ereignis oder eines, das sehr eindrucksvoll war – sich aus dem physischen Bewusstsein zurückzieht, wodurch alles wie leer wird. Es gibt noch ein anderes Stadium der Leere, ein Stadium der Trägheit, nicht eigentlich leer, sondern schwer und ohne Erinnerung; dies aber tritt ein, wenn man tief und abrupt in das Unterbewusste eindringt; dieses heimtückische Eintauchen ist etwas sehr Unerwünschtes, verfinsternd, mindernd und eher ermüdend als erholsam – das Gegenteil des leuchtenden Schweigens.

Im Schlaf wandert man sehr häufig in langer Folge immer tiefer von einem Bewusstsein in das andere, bis man die Seele erreicht und dort ruht; oder aber man wandert immer höher von einem Bewusstsein in das andere, bis man die Ruhe in einem Schweigen oder Frieden findet. Die wenigen Minuten, die man in dieser Ruhe verbringt, sind der wirklich regenerierende Schlaf – wenn man ihn nicht erlangt, hat man nur eine halbe Ruhe. Wenn du dich einem dieser Bereiche der Ruhe näherst, fängt diese Art von höheren Träumen an.

Einer neuerlichen medizinischen Theorie zufolge durchläuft man im Schlaf viele Phasen, bis man einen Zustand erreicht, in welchem absolute Ruhe und völliges Schweigen herrschen – er dauert nur zehn Minuten, die übrige Zeit wird benötigt, um nach dort zu wandern und wieder zurück in den Wachzustand. Vermutlich können diese zehn Minuten Schlaf „susupti in Brahman“ oder brahmaloka genannt werden, das Übrige ist svapna oder der Durchgang durch andere Welten (Ebenen oder Zustände bewussten Daseins). In diesen zehn Minuten werden die Energien des Wesens erneuert, und ohne sie ist der Schlaf nicht erquickend.
Der Erfahrung und dem Wissen der Mutter zufolge durchläuft man vom Wachzustand aus eine Folge von Schlafzuständen, die in Wirklichkeit ein Betreten und Durchqueren vieler Welten sind, und erreicht den reinen Sachchidananda-Zustand der vollen Ruhe, des vollen Lichtes und Schweigens – später geht man seinen Weg zurück, bis man den physischen Wachzustand erreicht. Diese Sachchidananda-Zeitspanne ist es, die dem Schlaf seinen ganzen regenerierenden Wert gibt. Die beiden Darstellungen, die wissenschaftliche und die okkult-spirituelle, stimmen praktisch miteinander überein. Erstere ist nur die neueste Entdeckung von dem, was dem okkult-spirituellen Wissen seit langem bekannt ist.
Die Vorstellungen der Menschen von einem gesunden Schlaf sind absolut irrig. Was sie gesunden Schlaf nennen, ist nichts anderes als ein Eintauchen des äußeren Bewusstseins in ein totales Unterbewusstsein. Sie nennen das einen traumlosen Schlaf; es ist aber nur ein Zustand, in dem das Oberflächen-Schlafbewusstsein – eine verfeinerte Fortsetzung des äußeren, noch im Schlaf aktiven Bewusstseins – unfähig ist, die Träume zu speichern und dem physischen Mental zu übermitteln. Tatsächlich ist der ganze Schlaf voller Träume. Nur während der kurzen Zeit, in welcher man in brahmaloka weilt, gibt es keine Träume.

Ein langer, ununterbrochener Schlaf ist deshalb notwendig, weil man im ganzen nur während zehn Minuten zu wahrer Ruhe gelangt – eine Art von Sachchidananda-Reglosigkeit des Bewusstseins –, und diese ist es, die tatsächlich das [Körper-] System erneuert. Die übrige Zeit verbringt man damit, um durch verschiedene Bewusstseinsstadien nach dort zu wandern und dann wieder herauszukommen und in den Wachzustand zurückzukehren. Diese Tatsache der zehn Minuten wahrer Ruhe wurde auch von Ärzten festgestellt, doch wissen sie natürlich nichts über Sachchidananda!

7. Abschnitt
Aller Schlaf ist voller Träume. Warum sollte zwischen Tag und Nacht ein Unterschied bestehen?

Das Bewusstsein sinkt während der Nacht fast immer unter die Ebene dessen ab, was durch die Sadhana im Wachbewusstsein gewonnen wurde, außer es finden besonders erhebende Erfahrungen während der Zeit des Schlafes statt oder das erworbene yogische Bewusstsein ist im Physischen so stark, dass es dem Sog der unterbewussten Trägheit entgegenwirken kann. Während des gewöhnlichen Schlafes ist das Bewusstsein im Körper das des unterbewussten Physischen, ein vermindertes Bewusstsein also, nicht wach lind lebendig wie das übrige Wesen. Das übrige Wesen tritt zurück, und ein Teil seines Bewusstseins geht hinaus zu anderen Ebenen und Regionen und hat dort Erfahrungen, die in Träumen aufgezeichnet werden – wie jene, von denen du berichtet hast. Du sagst, dass du dich [im Traum] zu sehr üblen Orten begibst und Erfahrungen hast von der Art, wie du sie geschildert hast; das ist aber nicht notwendigerweise ein Zeichen, dass etwas in dir falsch ist. Es bedeutet lediglich, dass du dich, wie jeder andere auch, in die vitale Welt begibst, und die vitale Welt ist voll solcher Orte und Erfahrungen. Es geht nicht so sehr darum zu vermeiden, sich nach dort zu begeben, denn es kann nicht völlig vermieden werden, als vielmehr darum, dass du unter dem vollen Schutz [der Mutter] gehst, bis du die Herrschaft in diesen Regionen der außer-physischen Natur erlangt hast. Das ist der eine Grund, weshalb du vor dem Einschlafen an die Mutter denken und dich der [Göttlichen] Kraft öffnen solltest; denn je mehr du dich daran gewöhnst und es erfolgreich tust, umso mehr wird dich der Schutz umgeben.

Es ist das Wachmental, das denkt und etwas will und das Leben im Wachzustand mehr oder weniger kontrolliert. Im Schlaf ist dieses Mental nicht zugegen, und die Kontrolle entfällt. Nicht das denkende Mental sieht, träumt usw. und ist in ziemlich zusammenhangsloser Weise im Schlaf bewusst. Es ist meist das sogenannte Unterbewusste, das dann hochkommt. Wäre das Wachmental im Körper aktiv, dann könnte man nicht schlafen.

Du bringst ganz verschiedene Dinge völlig durcheinander – das ist der Grund, weshalb du nicht verstehst. Ich erklärte dir ganz einfach den Unterschied zwischen dem gewöhnlichen Wachbewusstsein und dem gewöhnlichen Schlafbewusstsein, ihre Wirkungsweise in den Menschen, ob sie nun Sadhaks sind oder nicht – und es hat nichts mit dem wahren Selbst oder seelischen Wesen zu tun. Schlaf und Wachen werden nicht durch das wahre Selbst oder das seelische Wesen bestimmt, sondern durch den Wachzustand des Mentals oder seine Tätigkeit oder das Aufhören seiner Tätigkeit; wenn diese eine Zeitlang aufhört, erscheint das Unterbewusste an der Oberfläche – und du schläfst. Es ist das yogische Bewusstsein, in dem man den Sitz des Unterbewussten unter den Füßen fühlt, doch ist der Einfluss des Unterbewussten nicht auf dort beschränkt – er breitet sich im ganzen Körper aus. Im Wachzustand wird es durch das bewusste denkende Mental, das Vital und das bewusste physische Mental überwältigt, im Schlafzustand jedoch kommt es an die Oberfläche.

Es ist das Unterbewusste, das in gewöhnlichen Träumen aktiv ist. Aber in den Träumen, in denen man zu anderen Bewusstseinsebenen hinaus wandert, zu mentalen, vitalen, feinstofflichen, ist meist der Teil, der aktiv ist, ein Teil des inneren Wesens – das innere Mental oder Vital oder Physische.

Diese Träume sind nicht alle bloße Träume, und nicht alle sind von zufälligem, unzusammenhängendem oder Unbewusstem Charakter. Viele sind Berichte oder Kopien von Erfahrungen auf der vitalen Ebene, die man im Schlaf betritt; einige sind Szenen oder Ereignisse auf der feinstofflichen Ebene. Dort erlebt man oft Dinge oder führt Taten fort, die jenen des physischen Lebens gleichen; man findet die gleiche Umgebung und die gleichen Menschen vor, obwohl in der Art der Anordnung und den charakteristischen Zügen meist ein gewisser oder auch ein beträchtlicher Unterschied besteht. Es kann aber auch ein Kontakt mit einer anderen Umwelt und anderen Menschen sein, die man im physischen Leben nicht kennt oder die überhaupt nicht zur physischen Welt gehören.
Im Wachzustand bist du dir nur eines bestimmten begrenzten Bereiches und Wirkens deiner Natur bewusst. Im Schlaf kannst du intensiv Dinge jenseits dieses Bereiches wahrnehmen – eine größere mentale oder vitale Natur hinter dem Wachzustand oder aber eine feinstoffliche und unterbewusste Natur, die viel von dem enthält, was in dir steckt, im Wachzustand jedoch nicht erkennbar aktiv ist. Alle diese dunklen Bereiche müssen geläutert werden, sonst kann in der prakrti keine Wandlung stattfinden. Du solltest dich durch den Druck vitaler oder unterbewusster Träume nicht beunruhigen lassen – denn aus diesen beiden Arten besteht der größte Teil der Traumerfahrung –, sondern strebe und befreie dich von diesen Dingen und dem Wirken, das sie dir anzeigen, sei bewusst und weise alles außer der göttlichen Wahrheit zurück; je mehr du diese Wahrheit im Wachzustand erlangen kannst, dich daran hältst und alles andere zurückweist, um so mehr wird diese ganze niedere Traumsubstanz geläutert werden.

Es ist der Zustand deines Bewusstseins, von dem ich sprach – je bewusster du wirst, desto mehr wirst du fähig sein, Träume zu haben, die es wert sind, dass man sie hat.

Wenn es nicht wirklich bedeutungsvolle Träume sind, ist es Zeitverschwendung, sich damit zu beschäftigen.

Du scheinst den Träumen zu viel Bedeutung beizumessen. Halte dein Wachmental und Vital frei – später kannst du dich mit den Träumen beschäftigen, die dann nur Erinnerungen aus dem Unterbewussten sein werden.

Alle diese Träume sind ganz offensichtlich Gestaltungen von der Art, wie man sie oft auf der vitalen, seltener auf der mentalen Ebene antrifft. Manchmal sind es Gestaltungen deines eigenen Mentals oder Vitals; manchmal sind es Gestaltungen von einem anderen Mental mit einer genauen oder modifizierten Übertragung auf das deine; manchmal sind es Gestaltungen, die von den nicht-menschlichen Kräften oder Wesen dieser anderen Ebenen geformt werden. Diese Dinge sind nicht wahr und brauchen in der physischen Welt nicht wahr zu werden, können aber dennoch Auswirkungen auf das Physische haben, wenn sie für diesen Zweck oder mit dieser Tendenz geformt wurden; und wenn man es zulässt, können sie im inneren oder äußeren Leben ihre Gestaltungen oder deren Bedeutung verwirklichen – denn sie sind sehr häufig von symbolischer oder schematischer Art. Die richtige Weise, mit ihnen umzugehen, besteht darin, sie einfach zu beobachten und [zu versuchen] sie zu verstehen, und, wenn sie feindlichen Ursprungs sind, sie zurückzuweisen oder zu zerstören.
Andere Träume sind nicht von dieser Art, sondern eine Darstellung oder Kopie von Dingen, die auf anderen Ebenen, in anderen Welten und unter anderen Bedingungen als auf den unseren tatsächlich geschehen. Und dann gibt es noch Träume, die rein symbolisch sind, und solche, die vorhandene Bewegungen und Neigungen – dem Wachmental bekannt oder unbekannt – in uns anzeigen oder alte Erinnerungen verwerten oder aber Dinge aufrühren, die entweder passiv gespeichert oder noch im Unterbewusstsein wirksam sind – eine Unmasse von verschiedenerlei Stoff, der gewandelt werden oder von dem man sich befreien muss, sobald man in ein höheres Bewusstsein aufsteigt. Wenn man sie zu deuten lernt, kann man aus Träumen viel Wissen von den Geheimnissen unserer Natur und der Natur anderer Menschen erlangen.

Diese Gestalten und Mitteilungen können auf drei verschiedenen Ursachen beruhen:
1. Wesen, denen du in der über-physischen Welt begegnest und die Interesse an dir haben.
2. Kräfte der Natur, der Mental-Natur oder Vital-Natur, die diese menschlichen Erscheinungsformen annehmen und dir in einem symbolischen Traum eine bestimmte Gestaltung des universalen Mentals oder Lebens übermitteln. Diese Botschaften können die Form von Andeutungen auf bevorstehende Dinge annehmen oder vor ihnen warnen. Die Frau muss eine solche Kraft der Natur gewesen sein, denn ihr Kind und die Schachtel waren offensichtlich Symbole – das Kind deutet auf eine ihrer Schöpfungen oder Gestaltungen hin, von denen sie wünschte, dass du sie annehmen und in deinem Bewusstsein bewahren würdest; die Schachtel weist auf einige gewohnheitsmäßige Bewegungen hin, von denen diese Kraft wollte, dass du ihnen Zuflucht gewähren solltest. Das Angebot, sich deiner anzunehmen, war nur eine Umschreibung dafür, dass sie dich kontrollieren wollte. Sich all dessen zu entledigen, war richtig.
3. Gestaltungen deines eigenen Mentals, die die Form von Träumen annahmen, um dir Mitteilungen zukommen zu lassen, die es empfangen hatte, oder weil es, wie im letzten Traum, eine Naturkraft wahrgenommen hatte, von der es wollte, dass das innere Wesen sie zurückweist.

Das ist das Beispiel eines Traumes von exakter physischer Vorherschau. Die Fähigkeit, solche Träume zu haben, ist ziemlich selten, denn im Allgemeinen erscheinen diese Arten von Vorherschau in einer inneren Vision, jedoch nicht im Schlaf. Vitale oder mentale Gestaltungen nehmen in Träumen oft eine Form an, die sich manchmal in großen Zügen erfüllen, nicht aber mit dieser Genauigkeit im Detail.
Das ist nur bei einer bestimmten Gruppe von Träumen der Fall [die genaue Vergangenheit und Zukunft anzuzeigen]. Die meisten zusammenhängenden Träume sind entweder symbolisch oder weisen auf Dinge hin, die eher auf den mentalen oder vitalen Ebenen stattfinden als auf der physischen.
Dieses [Beispiel] lässt die Fähigkeit von bewusster Gedanken-Gestaltung erkennen. Gedanken haben eine wirksame Macht – meist indem sie eine Atmosphäre oder Tendenzen schaffen; wenn man krank ist, sollten daher jene, die einem am nächsten sind, nicht Gedanken von düsterer Vorahnung, Leid oder Furcht hegen, denn das wirkt der Heilung entgegen. Die Fähigkeit der bewussten Gedanken-Gestaltung aber ist eine besondere Macht und etwas Ungewöhnliches. Durch die Sadhana kann sie erworben werden oder von selbst kommen.

Träume dieser Art erheben sich aus dem Unterbewussten. Es ist eines der verwirrendsten Elemente yogischer Erfahrung festzustellen, wie hartnäckig das Unterbewusste das bewahrt, was in den oberen Bewusstseinsschichten [bereits] bereinigt ist und beseitigt wurde. Aber gerade aus diesem Grund sind diese Träume häufig ein nützlicher Hinweis, weil sie uns ermöglichen, Dinge bis hin zu ihren dunklen Wurzeln in dieser Unterwelt zu verfolgen und sie auszurotten. Nein, es ist nicht ein Hinweis dafür, dass du in irgendeinem Teil deines Bewusstseins die gegenwärtige Ausübung des Yoga für einen Notbehelf hältst, sondern dass in jener geheimnisvollen und dunklen, unterbewussten Rumpelkammer noch alte, vitale Neigungen und Tätigkeiten bestehen und ihre Geister kichernd zur Oberfläche aufsteigen können, wenn der bewusste Wille ausgeschaltet ist. Wenn es ein trivialer Traum war, scheint er anzuzeigen, dass dieser Geist nicht ein starker Dämon war, wie die revenants [Geister] der militanten norwegischen Saga, sondern ein Phantom aus einem substanzlosen Hades.

Wenn etwas aus dem Wachbewusstsein hinausgeworfen wurde, erscheint es oft im Traum wieder. Diese Wiederkehr ist von zweierlei Art. Die eine ist, wenn eine Sache aufgehört hat zu bestehen, aber im Unterbewusstsein die Erinnerung daran und der Eindruck davon noch fortbestehen und im Schlaf in der Traumform erscheinen. Diese unterbewusste Wiederkehr im Traum ist ohne Bedeutung; sie ist eher ein Schatten als eine Realität. Bei der anderen Art handelt es sich um Träume, die in das Vital kommen, um zu zeigen oder zu prüfen, wie weit in einem bestimmten Teil des inneren Wesens die alte Bewegung noch vorhanden oder ob sie überwunden ist. Denn im Schlaf ist die Kontrolle des wachen Bewusstseins und Willens ausgeschaltet. Wenn man trotzdem sogar im Schlaf bewusst ist und entweder die alte Bewegung nicht fühlt, sobald sich im Traum die sie früher auslösenden Umstände wiederholen, oder aber sie sofort bekämpft und hinaus stößt, kann man erkennen, dass auch dort der Sieg errungen ist. Dein Traum, der mit den Realitäten übereinzustimmen schien, war eine echte Erfahrung dieser Art; die alte Bewegung kam aus Gewohnheit, doch wurdest du sofort bewusst und hast sie zurückgewiesen. Das ist ein ermutigendes Zeichen und verspricht völlige Befreiung [von ihr] in sehr kurzer Zeit.

Jene Träume, die sich aus unterbewussten Eindrücken formen, aufs Geratewohl angeordnet (unterbewusstes Mental, Vital oder Physisches), haben entweder keine Bedeutung oder lassen nur eine Deutung zu, die schwierig, und selbst wenn sie gefunden wurde, nicht sehr interessant ist. Bei anderen Träumen handelt es sich einfach entweder um Geschehnisse der mentalen, vitalen oder feinstofflichen Welten oder aber sie gehören zu den höheren mentalen, vitalen oder feinstofflichen Ebenen und haben die Bedeutung, die die Gestalten des Traumes zu übermitteln versuchen.

Wenn man sich im physischen Bewusstsein befindet, neigt der Schlaf dazu, von unterbewusster Art zu sein, oft schwer und nicht erfrischend; auch die Träume sind von unterbewusster Art, unzusammenhängend und ohne Bedeutung – oder es sind, wenn sie eine Bedeutung haben, die Traum-Symbole so verworren und dunkel, dass es nicht möglich ist, sie zu deuten. Indem man das Licht der Mutter in das Unterbewusste bringt, kann all dies aufgelöst und der Schlaf ruhe-voll oder leuchtend und bewusst werden.

Diese Erfahrungen sind normal, wenn das innere Bewusstsein wächst und immer mehr das natürliche Zentrum des Wesens wird – es ist das spontane intuitive Wissen jenes inneren Bewusstseins, das hervortritt und den üblichen Verlass des äußeren Mentals auf die Aufzeichnungen der Sinne und äußeren Geschehnisse ersetzt. Tatsächlich ist es das Wesen als Ganzes, das bewusst wird – die Substanz des Bewusstseins, die der Dinge gewahr wird, und nicht ein äußerer instrumentaler Wesensteil.
Im Schlaf wandert ein Teil des Bewusstseins hinaus zu anderen Wesensebenen und sieht und erfährt dort Dinge. Es ist für das Betrachter-Bewusstsein durchaus möglich, diesen Geschehnissen zu folgen, die sich meist in einer zusammenhängenden Übertragung dem schlafenden Teil des Bewusstseins mitteilen – letzterer empfängt sie, und sie erscheinen als klare, bedeutsame Träume im Gegensatz zu den unzusammenhängenden Träumen des Unterbewussten. Oder aber das Betrachter-Bewusstsein kann die Empfindung haben, als würde es dort die Geschehnisse genauso beobachten wie hier. Das wird sich [bei dir] vermutlich nach einiger Zeit entwickeln.

Das physische Mental (oder aber das Unterbewusste) greift fast immer in den Traum ein und gibt ihm seine eigene Version. Nur wenn eine klare Erfahrung auf der mentalen oder vitalen Ebene stattfindet, macht es nicht den Versuch, sich einzumischen.

Es sind Träume der mentalen und höheren vitalen Ebenen, in denen Dinge geschehen, die einen anderen Rhythmus und freiere Kräfte haben, doch wirken einige von ihnen auf die Dinge und Ereignisse auf Erden formbildend ein – nicht dass sie sich genau wie Prophezeiungen erfüllen, aber sie schaffen Kräfte für eine Erfüllung.

Es gibt keine feste Verbindung (zwischen Wach- und Schlafzuständen), es kann aber eine subtile Verbindung bestehen. Ereignisse des Wachzustandes beeinflussen häufig die Traumwelt, vorausgesetzt, dass sie eine genügend große Auswirkung auf das Mental und Vital haben. Gestaltungen und Tätigkeiten der Traumebenen können etwas von sich oder ihrem Einfluss in den wachen physischen Zustand projizieren, wiederholen sich dort aber nur selten mit einiger Genauigkeit. Nur wenn das Traumbewusstsein sehr hoch entwickelt ist, vermag man dort Dinge zu sehen, die später durch die Gedanken, Rede oder Handlungsweise der Menschen oder durch Ereignisse in der physischen Welt bestätigt werden.

Dies sind Träume der vitalen Ebene, in welchen die vitale Ebene die spirituelle Erfahrung aufgreift und sie in Gestaltungen des Egos zu verwandeln versucht, wobei sich nachher das Gefühl eines Verlustes an Macht und Bewusstsein und eines Sturzes einstellt. Du solltest diesen Träumen keine Bedeutung beimessen, sondern sie nur als einen Hinweis der Natur im Schlafzustand betrachten.

Es bedeutet einfach, dass sie sich beim Aufwachen der Tatsache nicht bewusst sind, geträumt zu haben. Im Schlaf geht das Bewusstsein zu anderen Ebenen und hat dort Erfahrungen, und wenn sie durch das physische Mental mehr oder weniger vollkommen übertragen werden, nennt man sie Träume. Solche Träume finden während der ganzen Zeit des Schlafens statt – manchmal erinnert man sich ihrer, und manchmal erinnert man sich ihrer nicht. Manchmal geht man auch tief hinunter in das Unterbewusste, und die Träume finden dann dort statt, aber so tief unten, dass, wenn man wieder emporkommt, man sich nicht einmal dessen bewusst ist, geträumt zu haben.

Der Wechsel zwischen Ruhe und Redseligkeit ist natürlich, wenn auf das physische Wesen von innen her eingewirkt wird. Wenn sich der Schlaf sozusagen dem Wachse in nähert, hat man Träume aller Art; wenn diese Träume nicht wahrgenommen werden, dann deshalb, weil der Schlaf des Körpers tiefer ist – die Träume sind vorhanden, das Körperbewusstsein bemerkt sie aber nicht oder erinnert sich ihrer nicht.

Es hängt von der Verbindung zwischen zwei Bewusstseinszuständen zur Zeit des Erwachens ab. Meist findet dann eine Wende des Bewusstseins statt, während welcher der Traumzustand mehr oder weniger plötzlich beendet ist und den flüchtigen Eindruck auslöscht, den die Traumereignisse oder besser ihre Übertragung auf die physische Hülle hinterlassen haben. Wenn das Erwachen ruhiger und weniger abrupt ist oder wenn der Eindruck [des Traumes] sehr stark ist, wird die Erinnerung zumindest an den letzten Traum bewahrt. In diesem Fall ist es möglich, dass man sich lange des Traumes erinnert; im Allgemeinen aber verblassen die Traumerinnerungen nach dem Aufstehen. Jene, die die Erinnerung an ihre Träume bewahren wollen, üben sich darin, ruhig zu liegen und die Spur zurückzuverfolgen und auf diese Weise einen Traum nach dem anderen wieder aufzufinden. Bei einem sehr leichten Traumzustand kann man sich an mehr Träume erinnern als bei einem schweren.

Das Unterbewusste bleibt während des Schlafes im Körper. Es ist in Wirklichkeit das Wesen, das zu verschiedenen Bewusstseinsebenen hinausgeht, doch werden seine Erfahrungen nicht im Gedächtnis bewahrt, weil das speichernde Bewusstsein zu tief untergetaucht ist, um den Bericht an das Wachmental weiterzugeben.

Ja, sicher, Traumerfahrungen können an sich großen Wert haben und Wahrheiten übermitteln, die man im Wachzustand nicht so leicht erhalten kann.
Oft ist das so [dass man sich des Geträumten nicht erinnert]. Es findet ein Wechsel oder eine Umkehr des Bewusstseins statt, und das Traumbewusstsein nimmt im Entschwinden die Episoden und Erfahrungen mit. Das kann manchmal vermieden werden, wenn man nicht abrupt in den Wachzustand hinaustritt oder rasch aufsteht, sondern eine Zeitlang ruhig bleibt, um festzustellen, ob die Erinnerung [an das Geträumte] bestehen bleibt oder zurückkehrt. Im anderen Fall muss man dem physischen Gedächtnis beibringen, sich zu erinnern.

Die meisten Menschen bewegen sich, wenn sie schlafen, hauptsächlich im Vital, weil es dem Physischen am nächsten ist und man sich dort am leichtesten aufhalten kann. Man tritt zwar in die höheren Ebenen ein, doch ist entweder der Durchgang dort kurz oder man erinnert sich ihrer nicht. Auf der Rückkehr zum Wachbewusstsein durchquert man wiederum das niedere Vital und subtile Physische, und weil es die letzten Träume [vor dem Erwachen] sind, erinnert man sich ihrer leichter. An die anderen Träume erinnert man sich nur dann, 1. wenn sie sich dem aufzeichnenden Bewusstsein kraftvoll einprägen oder 2. wenn man unmittelbar nach einem dieser Träume aufwacht oder 3. wenn man gelernt hat, im Schlaf bewusst zu sein, das heißt bewusst dem Durchgang von Ebene zu Ebene folgt. Manche üben sich im Erinnern [ der Träume], indem sie beim Erwachen bewegungslos verharren und die Spur der Träume zurückverfolgen.

Die Äußerung stammt von der seelischen Ebene – und auch die Musik kam von diesem Bereich. Sehr oft, wenn man aus einem bewussten Schlaf wie diesem erwacht, und selbst noch nach dem [völligen] Erwachen bleibt das innere Bewusstsein (das die Musik hörte) einige Sekunden lang [im Vordergrund] bestehen, bevor es zurücktritt und durch das Wachmental gänzlich überdeckt wird. In diesem Fall würde sich das, was im Schlaf gehört oder gesehen wurde, für diese wenigen Sekunden nach dem Erwachen fortsetzen.

In Träumen auf der vitalen Ebene besteht immer eine Abweichung von der Norm der physischen Tatsache – manchmal ist es wegen des freien Spiels im Vital, ein andermal jedoch ist es nur eine Phantasie der Gestaltung entweder im Vital selbst oder im unterbewussten Mental, welche die Traumereignisse überträgt und sie zuweilen durch eigene Beiträge ändert.

Die Menschen im Traum unterscheiden sich sehr oft von den Menschen der Wirklichkeit. Manchmal ist es der wirkliche Mensch, der auf einer anderen Ebene erscheint – manchmal ist es ein Gedanke, eine Kraft oder dergleichen, die seine Erscheinungsform durch einen Trick der Assoziation oder sonst wie annehmen.

Das ist im Gegensatz zu vielem anderen ein Symbol-Traum auf der vitalen Ebene. Es ist aber schwierig, die vitalen symbolischen Träume zu interpretieren, außer sie bieten selbst einen Anhaltspunkt an – sie sind in ihrer Form eine Art Hieroglyphe. Wenn man einmal den Anhaltspunkt hat, können sie sehr bedeutsam sein – andere natürlich sind ziemlich banal.

Nur eine sehr kleine Anzahl von Träumen kann auf diese Weise erklärt werden (dass sie ihre Ursache in einem Anreiz von außen haben), und oft ist die Erklärung reichlich willkürlich oder kann nicht bewiesen werden. Eine viel größere Zahl von Träumen erhebt sich aus unterbewussten Eindrücken der Vergangenheit ohne irgendeinen Anreiz von außen. Das sind die Träume aus dem Unterbewussten, welche die große Masse jener Träume ausmachen, an welche sich Menschen erinnern, die hauptsächlich im äußeren Mental leben. Es gibt auch Träume, die Wiedergaben von gewohnten vitalen Bewegungen und Neigungen sind, persönliche Gestaltungen der vitalen Ebene. Wenn man aber innerlich zu leben beginnt, sind die Träume oft Übertragungen der eigenen Erfahrungen auf der vitalen Ebene, und darüber hinaus gibt es ein großes Feld von symbolischen und anderen Träumen, die mit Erinnerung nichts zu tun haben. Es ist natürlich bewiesen worden, dass ein sehr langer und ausführlicher Traum in ein oder zwei Sekunden abzulaufen vermag, so dass ein Einwand gegen die Behauptung Bergsons nicht standhalten kann. Es gibt aber auch prophetische Träume und vieles andere mehr. Das Gedächtnis bewahrt die Erfahrungen, doch ist es absurd, Gedächtnis mit Bewusstsein zu identifizieren (selbst in der beschränkten europäischen Vorstellung von Bewusstsein). Diese Theorie der Erinnerung ist ein Teil von Bergsons grundlegender Idee, dass Zeit alles ist. Was „spirituell“ anbelangt, so wird in Europa zwischen dem Spirituellen, dem Mentalen und dem Vitalen meist nicht unterschieden.

Diese Träume haben viele Menschen. Es ist das vitale Wesen, das im Schlaf hinausgeht und sich in den vitalen Welten umherbewegt und das Gefühl hat, mit seinem eigenen vitalen Körper in der Luft zu schweben. Die Meereswogen von der Farbe des Blitzes müssen aus der Atmosphäre eines vitalen Bereiches stammen. Ich weiß von einigen Sadhaks, dass sie glaubten, als sie zum ersten Mal den Körper in einer bewussteren Weise verließen, in Wirklichkeit frei zu schweben, weil die Lebhaftigkeit der Bewegung so intensiv ist; es ist aber nur der vitale Körper, der hinausgeht.

Die Träume sind Erfahrungen auf der vitalen Ebene, tatsächliche Kontakte mit mir und der Mutter in deinem inneren Wesen, nicht symbolisch – obwohl sie symbolische Elemente enthalten können –, sondern Beziehungen, Einflüsse oder ein wechselseitiges Arbeiten unseres Bewusstseins mit dem deinen ausdrückend. Der zweite Traum enthält symbolische Elemente. Die Leiter ist natürlich ein Symbol des Aufstiegs von einer Stufe zur anderen. Die Schlange weist auf eine Energie hin, zuweilen auf eine gute, öfter auf eine schlechte (vital oder feindlich). Möglicherweise war die Energie verhalten und daher nicht beunruhigend; doch indem du sie berührt hast, um zu erkennen, von welcher Art sie sei, hast du sie geweckt und festgestellt, dass es sich um etwas handelt, das zu handhaben nicht ganz ungefährlich ist. Es besteht kein klarer Hinweis, was diese Energie darstellte. Diese Traumerfahrungen hängen nicht von den Wachgedanken ab wie die gewöhnlichen unterbewussten Träume, die nur Träume und keine Erfahrungen sind. Sie besitzen Leben, Struktur, Ordnung sowie Formen und Bedeutungen von eigener Art; sie sind aber sehr häufig mit dem inneren Zustand und den Erfahrungen oder Bewegungen der Sadhana verbunden. Es ist nicht klar, ob die Blumen-Episode symbolisch war oder nur etwas, das sich auf der inneren Ebene abspielte. Vielleicht wäre es möglich gewesen, etwas dazu zu sagen, wenn ein Hinweis bestanden hätte, welche Blume es tatsächlich war, die du gabst.
Diese schlechte Verfassung ist ein Abfall (oft ausgelöst durch eine sehr geringfügige Ursache) von der inneren Ausgeglichenheit zum äußeren Bewusstsein. Lass dich dadurch nicht beeinflussen, sondern bleibe ruhig, rufe die Mutter und kehre zum inneren Zustand zurück.

Die Träume, die du beschreibst, sind ganz deutlich symbolische Träume auf der vitalen Ebene. Diese Träume können alles mögliche symbolisieren – Kräfte, die am Werk sind, die zugrunde liegende Struktur und Verknüpfung von getanen oder erfahrenen Dingen, tatsächliche oder potentielle Geschehnisse, echte oder hinweisende Bewegungen oder Wandlungen in der inneren oder äußeren Natur.
Die Furchtsamkeit, die durch die Vorahnung im Traum angezeigt wurde, stammte vermutlich nicht aus dem bewussten Mental oder höheren Vital, sondern aus dem Unterbewussten in der niederen vitalen Natur. Dieser Teil fühlt sich immer klein und unbedeutend und gerät leicht in Furcht, dass er vom höheren Bewusstsein überflutet wird – eine Furcht, die in manchen beim ersten Kontakt mit dem höheren Bewusstsein in eine Art Panik, Angst oder Schrecken ausarten kann.

Das sind Erfahrungen der vitalen Ebene; sie haben einen Sinn, wenn man ihn zu deuten weiß. Diese hier weist auf die Möglichkeit schwerer Attacken auf der vitalen Ebene hin, verspricht aber gleichzeitig Schutz. Es sind Gestaltungen der vitalen Ebene, manchmal Dinge, die versuchen, sich zu ereignen, aber nicht notwendigerweise damit Erfolg haben. Man kann sie beobachten und verstehen, darf aber nicht zulassen, dass sie das Mental beeinflussen; denn häufig versuchen feindliche Kräfte durch diese Traum-Erfahrungen suggestiv einen Einfluss auf das Mental auszuüben.

Ich sagte, dass dieser Traum ein tatsächliches Geschehen auf der vitalen Ebene war und nicht eine Gestaltung. Wenn dich jemand auf der Straße angreift, dann handelt es sich nicht um eine Gestaltung. Wenn dich aber jemand hypnotisiert und dir einflößt, dass du krank seist, so ist diese Suggestion eine Gestaltung, die durch den Hypnotiseur auf dich übertragen wurde.

Diese Träume stammen von der vitalen Ebene – sie beziehen sich vermutlich auf etwas, das in deinem Vital vor sich geht, doch können sie nicht genau gedeutet werden, außer es besteht entweder ein deutlicher Anhaltspunkt an der Oberfläche oder aber du kannst es selbst auf etwas in deiner Erfahrung beziehen, dessen du dir bewusst bist. Die Symbole des Aufsteigens oder des Herabfließens von Wasser (Bewusstsein oder eine andere Gabe von oben) sind häufig, und der allgemeine Sinn ist immer der gleiche – doch ist hier die genaue Bedeutung nicht klar.

Es ist ein Traum der vitalen Ebene. In diesen Träumen nehmen die Gestalten des physischen Lebens eine andere Form und Bedeutung an, und das Bewusstsein, in welchem sie leben und handeln, ist nicht das äußere physische Bewusstsein, sondern ein innerer vitaler Teil des Wesens. Der Aufstand der französischen Soldaten ist das Symbol einer Störung auf der vitalen Ebene, die stattfinden und das innere Leben beeinträchtigen will. Das, was der Traum ausdrücken will, ist die Bereitschaft des vitalen inneren Bewusstseins, sich auf die Mutter zu verlassen und in ihr Zuflucht vor allen nur denkbaren Störungen und Gefahren des inneren Lebens zu suchen.

Ja, dein Gefühl hinsichtlich des Schutzes ist völlig richtig.
Der Traum über X und dass du zur Mutter gingst, war die Erfahrung von etwas, das auf der vitalen Ebene stattfand. Dort ereignen sich Dinge, die eine gewisse Verbindung mit der Natur und dem Leben hier haben, sie ereignen sich aber auf andere Weise, weil es dort nicht die physischen Wesen, sondern die vitalen Wesen der Menschen sind, die sich begegnen. Man kann daraus die Natur des eigenen inneren vitalen Wesens erkennen – die häufig sehr verschieden ist von der physischen Persönlichkeit, welche vordergründig im Körper handelt. Durch das Wirken des Bewusstseins in diesen Träumen beginnen die inneren Wesens teile aktiver zu werden und größeren Einfluss auf die äußere Natur zu haben. Dein inneres vitales Wesen scheint – wenn man aus den von dir berichteten Traumerfahrungen schließen will – sehr stark und ehrlich, mental klar, entschlossen und fähig zu sein, sich mit den feindlichen Kräften und ihrem Wirken in der richtigen Weise auseinanderzusetzen und das Richtige zu tun.
Das Gefühl, dass du dich irgendwohin begibst, bedeutet, dass ein Teil des Bewusstseins zu einer anderen Ebene als der physischen wandert. Die Menschen, die du sahst, und auch die spätere Vision gehörten diesen über-physischen Welten an. Die Vision scheint für etwas von einer höheren Ebene symbolisch zu sein, doch wofür, ist aus den Einzelheiten nicht ganz klar zu ersehen. Gold ist die Farbe der Wahrheit, die von oben kommt.

Die physische ist nicht die einzige Welt; es gibt andere, die uns durch Traum-Berichte, durch die feinen Sinne, durch Einflüsse und Kontakte, durch die Phantasie, Intuition und Vision bewusst werden. Es gibt Welten eines größeren, subtileren Lebens als dem unseren – vitale Welten; oder Welten, in denen das Mental seine eigenen Formen und Gestalten bildet – mentale Welten; seelische Welten, die die Heimat der Seele sind; andere über uns, mit denen wir wenig Kontakt haben. In jedem von uns gibt es sowohl eine mentale, eine seelische, eine vitale und eine feinstoffliche Bewusstseinsebene als auch die grob-stoffliche und materielle Ebene. Die gleichen Ebenen gibt es im Bewusstsein der allgemeinen Natur. Wenn wir in diese anderen Ebenen eintreten oder mit ihnen Kontakt aufnehmen, treten wir mit jenen Welten über den physischen in Verbindung. Im Schlaf verlassen wir den physischen Körper, in welchem nur ein unterbewusster Rest zurückbleibt; und treten in alle möglichen Ebenen und Welten ein. In jeder von ihnen sehen wir Szenen, begegnen Wesen, nehmen an Geschehnissen teil und stoßen auf Gestaltungen, Einflüsse, Suggestionen, welche zu diesen Ebenen gehören. Selbst wenn wir wach sind, bewegt sich ein Teil von uns auf diesen Ebenen, doch finden ihre Tätigkeiten dann hinter dem Schleier statt; unser Wachmental ist sich dessen nicht bewusst. Viele Träume sind nur unzusammenhängende Gestaltungen unseres Unterbewusstseins, andere hingegen sind Berichte (oft sehr vermischt und entstellt) oder Übertragungen von Erfahrungen auf diesen über-physischen Ebenen. Wenn wir die Sadhana ausüben, wird diese Art von Träumen etwas sehr Allgemeines; die unterbewussten Träume hören dann auf zu dominieren.
Die Kräfte und Wesen der vitalen Welt haben großen Einfluss auf menschliche Wesen. Die vitale Welt ist einerseits eine Welt der Schönheit – Dichter, Künstler, Musiker stehen mit ihr in engem Kontakt; sie ist ebenso eine Welt der Mächte und Leidenschaften, der Lüste und Begierden – und unsere eigenen Lüste und Begierden, unsere Leidenschaften und Bestrebungen können uns mit den vitalen Welten, mit ihren Wesen und Kräften in Verbindung bringen. Darüber hinaus ist es eine Welt von dunklen, gefährlichen und abscheulichen Dingen. Alpträume, wie X sie hatte, sind Kontakte mit dieser Seite der vitalen Ebene. Der Ursprung von vielem, was in den Menschen dämonisch, schmutzig, grausam und niedrig ist, ist auf ihre Einflüsse zurückzuführen.
Die Erfahrung von X stellt einen Kontakt dar mit etwas auf der falschen Seite der vitalen Ebene. Ihre Visionen hingegen von Göttern, Göttinnen usw. sind Erfahrungen der anderen [positiven] Seite der vitalen Welt. Diese [Erfahrung, von der zuerst die Rede ist] stellt den Versuch einer vitalen Macht dar, eine Art Kontrolle über X auszuüben, indem sie durch ihre Furcht auf sie einwirkt. Wenn sie sich nicht fürchten würde, könnte die vitale Macht nicht in sie eindringen. Wenn sie in ihren Wachstunden unter Begierden, Mutlosigkeit und Depressionen leidet, pflegt auch das dazu beizutragen, dass sie im Schlaf in diese Welten eintritt oder eine Verbindung mit ihnen herstellt. Ihre Erfahrungen, über die du berichtet hast, weisen auf eine große Fähigkeit hin, die vitale Ebene auf der guten Seite zu betreten – diese Traumerfahrungen hingegen liegen auf der anderen Seite. Da es sich nur um Träume handelt, sind sie nicht so gefährlich, wie es eine ähnliche Erfahrung in der Meditation wäre – sie sind aber trotzdem sehr unerwünscht.
Wenn ein derartiges Eindringen [von feindlichen Kräften] versucht wird, gilt es nur das eine zu tun, es auszufechten, wie sie es tat, und zur gleichen Zeit die Mutter anzurufen. Grundsätzlich sollte man vor dem Einschlafen die Mutter anrufen, sich auf sie konzentrieren und versuchen, den Schutz der Mutter um sich zu fühlen und damit einschlafen. Selbst im Traum sollte man die Gewohnheit entwickeln, die Mutter zu rufen, wenn man in Schwierigkeit oder Gefahr ist; viele Sadhaks tun das. Das Eindringen nicht zuzulassen, keinerlei Eindringen von irgendeiner Macht oder irgendeinem Wesen, sei es im Traum, in der Meditation oder sonst wie – von keiner Kraft, außer der Göttlichen Kraft –, was bedeutet, Zurückweisung [dieses Eindringens] und Verweigerung der Zustimmung, weder durch Anerkennung noch durch Schwäche. Um die Verbindung abzubrechen, muss der innere Wille eingesetzt werden, ein Wille der Zurückweisung, eine Konzentration auf höhere Dinge als jene der vitalen Ebene; auch [ein Wille der] Zurückweisung von auftretenden vitalen Begierden, Verzweiflung und Depressionen. Veranlasse sie [X], hauptsächlich nach den höheren, spirituellen Erfahrungen zu streben, dem seelischen Sich-Öffnen, nach Stille, Frieden, Reinheit und nach dem Sich-Öffnen gegenüber dem höheren Licht, nach Stärke, Seligkeit, Wissen.
Noch etwas: sie sollte ein nicht zu sehr zurückgezogenes Leben führen; ein gewisses Offen-sein gegenüber der physischen Welt ist notwendig, desgleichen sind einige normale mentale Aktivitäten von gesunder Art empfehlenswert.

Das sind Träume, die aus der vitalen Welt stammen. Drei Dinge müssen im Hinblick auf sie entwickelt werden:
1. die Gewohnheit, selbst im Traum sofort nach der Mutter zu rufen;
2. Furchtlosigkeit – wenn man keine Furcht hat, werden diese Kräfte der anderen Welt machtlos;
3. der Realität solcher Gestaltungen keinen Glauben zu schenken und sie lediglich als Gestalt gewordene Suggestionen zu betrachten, genauso wie man eine grässliche Vorstellung von diesem oder jenem Geschehen haben kann, während die Vernunft weiß, dass es eine bloße Machenschaft der Phantasie ist, und sich dadurch nicht beeindrucken lässt.

Deine Erfahrung des Friedens im Körper war eine sehr gute Erfahrung. Was den bösen Traum anbelangt, so handelte es sich um eine feindselige Gestaltung der vitalen Welt – eine Suggestion in Traumform, die den Zweck hatte, dich aus der Fassung zu bringen. Diese Dinge sollte man hinausweisen – du solltest dir innerlich sagen: „Es ist falsch, derartiges kann nicht geschehen“, und dich dessen entledigen, wie du es mit einer falschen Suggestion im Wachzustand tun würdest.

Diese Dinge, die dich erschrecken wollen, sind lediglich Eindrücke, die dir durch kleine vitale Kräfte aufgedrängt werden, welche dein Vorwärtskommen in der Sadhana verhindern wollen (indem sie dich nervös machen). Sie können dir in Wirklichkeit nichts anhaben, du musst nur alle Furcht zurückweisen. Wenn diese Dinge kommen, halte immer an dem einen Gedanken fest: „Der Schutz der Mutter umgibt mich, mir kann nichts Schlimmes geschehen“ – denn wenn sich die Seele geöffnet und man Glauben an die Mutter hat, ist das genug, um diese Dinge abzuwenden. Viele Sadhaks lernen, wenn sie alarmierende Träume haben, den Namen der Mutter sogar im Traum zu rufen, und dann werden die bedrohlichen Dinge machtlos oder hören auf zu bestehen. Du darfst dich daher nicht einschüchtern lassen und musst diese Eindrücke mit Verachtung zurückweisen. Wenn es etwas Furchterregendes gibt, rufe den Schutz der Mutter herab.
Die von dir empfundene Hitze wurde vermutlich dadurch ausgelöst, dass die [Yoga-] Kraft Schwierigkeit hatte, von dem Augenbrauen-Zentrum, wo sie bis jetzt gewirkt hatte, weiter nach unten zu gelangen. Wenn ein solches Gefühl oder das Unbehagen, das du einmal empfunden hattest, oder ähnliche Dinge aufkommen, darfst du dich nicht beunruhigen; bleibe vielmehr ruhig und lass die Schwierigkeit vorübergehen.
Was du vorher erfahren hast, [das Gefühl] des Mondlichtes in der Stirn, war das Einwirken auf das Zentrum dort zwischen den Augenbrauen, das Zentrum des inneren Mentals, Willens und der inneren Vision. Das Mondlicht, das du sahst, ist das Licht der Spiritualität, und dies war es, was durch das Augenbrauen-Zentrum in dein Mental eintrat mit dem Ergebnis eines Sich-Weitens im Herzen, als ob der Himmel von Mondlicht durchflutet würde. Später fand eine gewisse Bemühung statt, um den niederen Teil des Mentals, dessen Zentrum im Hals ist, vorzubereiten, ihn mit dem inneren Mental zu verbinden und ihn zu öffnen; aber es gab, wie es sehr häufig der Fall ist, ein Hemmnis, das die Hitze auslöste. Es war vermutlich das Feuer des tapas, Agni, das versuchte, sich den Weg zu diesem Zentrum zu bahnen.
Die Erfahrung, in den Himmel hinaufgetragen zu werden, ist eine sehr allgemeine und bedeutet einen Aufstieg des Bewusstseins in eine höhere Welt des Lichtes und Friedens.
Deine Idee, mehr und mehr nach innen zu gehen und dich ganz der Mutter hinzuwenden, ist völlig in Ordnung. Wenn kein Verhaftet-sein mit äußeren Dingen um ihrer selbst willen besteht und alles nur für die Mutter geschieht, wenn das Leben durch das innere seelische Wesen in ihr seinen Mittelpunkt hat, so ist das die beste Voraussetzung für die spirituelle Verwirklichung.

Der Traum war von der Art, wie man ihn oft auf der vitalen Ebene hat – wo man in unentwirrbare Schwierigkeiten verstrickt wird, bis man plötzlich den Weg findet, der herausführt. Gujerat im Traum war nicht Gujerat, sondern nur ein Symbol eines bestimmten Teils der vitalen Welt, der gegen das spirituelle Leben gerichtet und voll vitaler Mächte ist, die sich mit Hilfe eines Tricks oder mit Gewalt in den Weg stellen. Diese Träume weisen auf gewisse Teile der vitalen Natur hin (nicht auf die eigene, sondern die allgemeine vitale Natur), welche der spirituellen Erfüllung im Wege stehen. Wenn man sich dorthin begibt und diese Teile der Natur meistert, ist man frei von ihrer Einmischung in der Sadhana.

Diese Träume sind recht symbolisch für die vitalen Kräfte, die auftreten, um dich anzugreifen. Wenn du ihnen mit Mut begegnest, werden sie machtlos. Ich bin nicht der Meinung, dass es sich überhaupt um deinen Vater und Bruder handelt, denen du begegnest – obwohl jene Kräfte ihre feindseligen Gefühle ausnützen können, indem sie ihre Gestalt annehmen; möglicherweise tun sie das auch, um in dir Zuneigung zu erwecken und dich daran zu hindern, gegen sie anzugehen. Doch abgesehen davon sind die Gestalten der physischen Mutter, des physischen Vaters und der Verwandten sehr oft symbolisch für die stoffliche oder ererbte Natur oder allgemein für die gewöhnliche Natur, in die wir hineingeboren sind.

In diesen Träumen bedeuten die Eltern oder Verwandten die gewöhnlichen Kräfte des physischen Bewusstseins (der alten Natur).

Diese Träume stammen von der vitalen Ebene. Jene [Menschen], die im Begriff waren nach Hause zu gehen, stammen von einem Teil des Vitals, das noch die Erinnerung an die vergangenen Beziehungen bewahrt und sich während des Schlafes dorthin begibt. Die Träume über die Mutter berichten von Begegnungen mit ihr auf der vitalen Ebene. Du solltest sie zuallererst hinaus stoßen, wenn du erwachst, und nicht zulassen, dass dein Vital ihren Eindruck bewahrt. Jene Erfahrungen hingegen (von der Mutter, die in dein Herz kam und mit dir sprach) waren ihrer Natur nach seelisch und nicht vital.
Deine Schwierigkeit in der Sadhana kann vom vitalen oder physischen Mental herrühren, das aktiv wird. Das geschieht oft nach den ersten Erfahrungen der Stille und des Schweigens. Man muss sich in der Meditation von diesen Tätigkeiten loslösen, wie ein Betrachter, und auch in diese Teile die ursprüngliche Stille rufen. Aber das mag Zeit in Anspruch nehmen. Wenn man sich in der Meditation hinreichend von der Umgebung isolieren und nach innen gehen kann, kommt die Ruhe rascher.

Wenn du den Yoga ausübst, öffnet sich das Bewusstsein und du nimmst besonders im Schlaf Dinge, Szenen, Wesen, Geschehnisse von anderen (nicht physischen) Welten wahr, gehst selbst im Schlaf dorthin und bist dort tätig. Sehr oft haben diese Dinge eine Bedeutung für die Sadhana. Daher brauchst du es nicht zu bedauern, all dies zu sehen, wenn du schläfst oder meditierst.
Auf keinen Fall aber solltest du Furcht haben. Die Tatsache, dass du fähig warst, die mit dir kämpfenden Wesen zu vernichten (es waren Wesen einer feindlichen vitalen Welt), ist sehr erfreulich, denn sie zeigt, dass irgendwo in deiner vitalen Natur Stärke und Mut ist. Außerdem solltest du, da du den Namen der Mutter gebrauchst und ihren Schutz hast, nichts fürchten.

Das Fortlaufen im Traum ist ein Symbol der Trägheit in einem Teil deines Wesens, das den [feindlichen] Kräften einzudringen erlaubt, sich vor ihnen zurückzieht und den Boden verliert, statt ihnen zu begegnen und sie zu vernichten.

Es ist offensichtlich, dass die Erfahrung von X nichts anderes als ein Alptraum war – eine Attacke im Schlaf von einer bestimmten Kraft der vitalen Welt, der er sich vermutlich irgendwie geöffnet hatte, möglicherweise dadurch, dass er dem Mann auf der Straße antwortete, der von einer vitalen Atmosphäre der übelsten Art umgeben war. Die Gestalt der Frau war nur eine Form, die sein unterbewusstes Mental dieser Kraft gab. Diese Kräfte sind überall um uns, nicht nur in einem bestimmten Zimmer oder Haus, und wenn man ihnen die Tür öffnet, dringen sie ein, wo immer du dich auch befindest. Es wäre ohne Bedeutung, wenn X nicht der nervösen Reaktion einer irrationalen Panik nachgegeben hätte. Jemand, der die Sadhana ausüben will, darf einer solchen Panik nicht nachgeben; das ist eine Schwäche, die mit den Forderungen des Yoga unvereinbar ist, und es ist sicherer, wenn man sich von ihr nicht befreien kann, den Yoga nicht auszuüben.

Die Depression, die im Schlaf über dich kam, muss eine von zwei möglichen Ursachen gehabt haben. Es kann der Überrest gewesen sein, den eine unerfreuliche Erfahrung zurückgelassen hat, die in einem unangenehmen Bereich der vitalen Welten stattfand – und solche Orte gibt es dort in Hülle und Fülle. Es war wohl kaum eine Attacke, denn das hätte mit Sicherheit einen deutlicheren Eindruck hinterlassen, dass sich etwas [Bestimmtes] ereignet hat, selbst wenn keine eigentliche Erinnerung damit verbunden war; doch allein bestimmte Orte zu betreten oder ihren Bewohnern zu begegnen oder mit ihrer Atmosphäre in Berührung zu kommen kann eine deprimierende und lähmende Auswirkung haben, es sei denn, man wäre ein geborener Kämpfer und hätte ein aggressives Vergnügen daran, sich diesen Feuerproben zu unterziehen und sie zu bestehen. Wenn das die Ursache deiner Depression ist, brauchst du nur entweder diese Ebene zu meiden, was, wenn du einmal weißt, was sich dort ereignet, durch die Bemühung deines Willens geschehen kann, oder aber dich mit einem besonderen Schutz gegenüber dem Kontakt mit dieser Atmosphäre zu umgeben. Die andere mögliche Ursache [der Depression] ist ein Absacken in einen zu dunklen und unterbewussten Schlaf – das hat manchmal die Auswirkung, die du beschreibst. Lass dich aber auf keinen Fall entmutigen, wenn sich diese Dinge ereignen; es sind die üblichen Erscheinungen, denen man unweigerlich begegnet, sobald man hinter den Schleier dringt und die okkulten Ursachen der psychologischen Geschehnisse in uns berührt. Man muss die Ursachen erkennen, von der Schwierigkeit Kenntnis nehmen und ihr begegnen und immer darauf reagieren – man darf niemals die Depression, die auf dich geworfen wurde, akzeptieren, sondern muss reagieren, wie du es das erste Mal getan hast. Genauso wie uns ständig Kräfte umgeben, deren Anliegen es ist zu deprimieren und zu entmutigen, sind auch immer Kräfte über uns und um uns, auf die wir uns stützen können, die wir in uns hereinziehen können, damit sie uns regenerieren und erneut mit Stärke, Glauben, Freude und jener Macht erfüllen, die ausharrt und überwindet. Man kann es tatsächlich zu einer Gewohnheit machen, sich diesen hilfreichen Kräften zu öffnen und sie entweder passiv zu empfangen oder aktiv in Anspruch zu nehmen – denn beides ist möglich. Es ist leichter, wenn du weißt, dass sie über dir und um dich herum sind, und den Glauben und Willen hast, sie zu empfangen – denn das bringt dann die Erfahrung und das konkrete Gefühl von ihnen und die Fähigkeit, sie bei Bedarf oder nach Wunsch aufzunehmen. Es ist eine Frage der Gewöhnung deines Bewusstseins [an die Möglichkeit], mit diesen hilfreichen Kräften in Kontakt zu kommen und den Kontakt zu bewahren – und zu diesem Zweck musst du dich daran gewöhnen, die Einwirkungen der anderen Kräfte auf dich, wie Depression, Mangel an Selbstvertrauen, Unzufriedenheit und alle ähnlichen Störungen, zurückzuweisen.
Was die tatsächliche Meisterung einer Situation durch okkulte Kräfte anbelangt, so ist das nur durch Übung und Experiment möglich – so wie man Stärke durch Leibesübung oder wie man einen Vorgang im Laboratorium entwickelt, indem man durch die praktische Handhabung einer Kraft herausfindet, wie sie in ihrem Wirkungsbereich angewandt werden kann und sollte. Das Warten auf die Stärke hat keinen Wert, solange man das nicht versucht hat; die Stärke wird nach wiederholten Versuchen kommen. Weder darfst du den Fehlschlag fürchten noch dich durch Fehlschlag entmutigen lassen – denn diese Dinge sind nicht immer gleich erfolgreich. Es sind Dinge, die man durch persönliche Erfahrung lernen muss – wie wir mit kosmischen Kräften Kontakt aufnehmen können, wie unser individuelles Tun mit dem ihren zu verbinden oder gleichzusetzen ist, wie wir ein Instrument des Meister-Bewusstseins werden können, das wir das Göttliche nennen.
Deine Einstellung ist ein wenig zu persönlich – ich meine dein Beharren auf persönlicher Stärke oder Schwäche als dem entscheidenden Faktor. Schließlich gilt für den Größten wie für den Kleinsten von uns, dass die Stärke nicht unsere eigene ist, sondern uns verliehen wurde für das Spiel, das gespielt werden muss, und für die Arbeit, die zu verrichten ist. Die Stärke kann in uns geformt werden, doch ist ihre gegenwärtige Formung nicht endgültig – weder die Formung von Macht noch die Formung von Schwäche. In jedem Augenblick sieht man, besonders unter dem Druck des Yoga, wie Schwäche sich in Macht wandelt, der Unfähige fähig wird, wie sich plötzlich oder allmählich das instrumentale Bewusstsein zu neuer Größe erhebt oder seine latenten Fähigkeiten entwickelt. Über uns, in uns, um uns ist die All-Stärke, und auf sie müssen wir uns für unsere Arbeit stützen, für unsere Entwicklung, unsere allmähliche Wandlung. Wenn wir mit Glauben an die Arbeit, an unsere Mitwirkung bei der Arbeit, an die uns bestimmende Macht vorwärtsschreiten, dann wird in dem eigentlichen Akt der Prüfung, der Begegnung mit Schwierigkeiten und Fehlschlägen und ihrer Überwindung die Stärke kommen, und wir werden unser Vermögen entdecken, soviel wie nötig von der All-Stärke aufzunehmen, zu deren immer vollendeteren Gefäßen wir werden.

8. Abschnitt
Das ganze Prinzip dieses Yoga besteht darin, sich gänzlich dem Göttlichen allein zu geben und niemandem und nichts sonst, und durch die Einung mit der Göttlichen Mutter-Macht all das transzendente Licht, die Kraft, die Weite, den Frieden, die Reinheit, das Wahrheits-Bewusstsein und den Ananda des supramentalen Göttlichen in uns herabzubringen. In diesem Yoga ist daher kein Platz für vitale Beziehungen oder vitalen Austausch mit anderen; jede derartige Beziehung oder jeder derartige Austausch fesselt die Seele sofort an das niedere Bewusstsein mit seiner niederen Natur und verhindert die wahre und volle Einung mit dem Göttlichen; sie hemmt sowohl den Aufstieg zum supramentalen Wahrheits-Bewusstsein als auch die Herabkunft der supramentalen Ishvari Shakti. Noch schlimmer wäre es, wenn dieser Austausch, auch wenn ein äußerer Akt nicht stattfände, die Form einer sexuellen Beziehung oder eines sexuellen Vergnügens annähme; aus diesem Grund sind diese Dinge in der Sadhana absolut verboten. Es versteht sich von selbst, dass jeder physische Akt dieser Art nicht erlaubt ist; aber auch jede subtilere Form ist ausgeschlossen. Erst nach unserem Einswerden mit dem supramentalen Göttlichen können wir unsere wahren spirituellen Beziehungen zu anderen [Menschen] finden – im Göttlichen; in dieser höheren Einigung kann diese Art roher, niederer vitaler Bewegung nicht mehr stattfinden.
Den Sex-Impuls zu meistern – so sehr Herr des Sex-Zentrums zu werden, dass die sexuelle Energie aufwärts gezogen und nicht hinausgeschleudert und vergeudet wird – bedeutet tatsächlich, die Samenkraft in primäre physische Energie zu wandeln, welche alle übrigen [Energien] stützt, retas [Samenkraft] in ojas [essentielle Energie]. Es gibt aber keinen gefahrvolleren Irrtum, als die Einmischung des sexuellen Begehrens und eine gewisse subtile Befriedigung zu akzeptieren und als zur Sadhana gehörend zu betrachten. Es wäre der wirksamste Weg, geradewegs auf spirituellen Verfall loszusteuern und Kräfte in die Atmosphäre zu schleudern, welche die supramentale Herabkunft blockieren und statt dessen die Herabkunft von feindlichen vitalen Mächten herbeiführen würden, damit sie Verwirrung und Verheerung stiften. Diese Abweichung, sollte sie sich einzustellen versuchen, muss unbedingt ausgemerzt und aus dem Bewusstsein getilgt werden, wenn die Wahrheit herabgebracht werden und die Arbeit geschehen soll.
Auch die Vorstellung, dass es zur Umwandlung des Sex-Zentrums gehört, den aufzugebenden physisch-sexuellen Akt innerlich zu imitieren, beruht auf einem Irrtum. Die Tätigkeit der animalischen Sex-Energie in der Natur ist eine Einrichtung, die in der Unwissenheit im Haushalt der stofflichen Schöpfung einem bestimmten Zweck dient. Die sie begleitende vitale Erregung jedoch schafft die günstigste Gelegenheit und die Vibration in der Atmosphäre für das Eindringen jener sehr vitalen Kräfte und Wesen, deren ganzes Bestreben es ist, die Herabkunft des supramentalen Lichtes zu verhindern. Das damit verbundene Vergnügen ist eine Herabwürdigung und nicht die wahre Form des göttlichen Ananda. Der wahre göttliche Ananda im Physischen hat eine andersartige Beschaffenheit, Bewegung und Substanz; seine Offenbarung, die essentiell selbst-bestehend ist, hängt allein von einer inneren Einung mit dem Göttlichen ab. Du hast die Göttliche Liebe erwähnt; die Göttliche Liebe aber, wenn sie das Physische berührt, erweckt nicht die groben, niederen vitalen Neigungen; ihnen nachzugeben würde lediglich bewirken, dass sie sich wieder zu den Höhen zurückzieht, nachdem es bereits schwierig genug war, sie in die Derbheit der stofflichen Schöpfung herabzubringen, die allein sie umzuwandeln vermag. Suche die göttliche Liebe durch die einzige Pforte, durch die sie einzutreten bereit ist, die Pforte des seelischen Wesens – und lege das niedere vitale Irren ab.
Für die physische siddhi [Vollendung] ist die Umwandlung des Sex-Zentrums und seiner Energie notwendig; denn es ist der körperliche Rückhalt aller mentalen, vitalen und physischen Kräfte in der Natur [des Menschen]. Es muss in eine Anhäufung und Bewegungen inneren Lichtes, schöpferischer Macht, reinen göttlichen Ananda umgewandelt werden. Nur durch das Herabbringen des Lichtes, der Macht und der Seligkeit des Supramentals in das [Sex-]Zentrum kann es gewandelt werden. Was sein späteres Wirken anbelangt, so wird es durch die supramentale Wahrheit, die schöpferische Schau und den schöpferischen Willen der Göttlichen Mutter bestimmt werden. Es wird jedoch eine Tätigkeit der bewussten Wahrheit sein und nicht die der Dunkelheit und Unwissenheit, wozu sexuelles Begehren und Vergnügen gehören; es wird eine Macht der Bewahrung und der freien, wunschlosen Ausstrahlung der Lebenskräfte sein und nicht ihr Hinausschleudern und ihre Vergeudung. Gib dich nicht der Vorstellung hin, dass das supramentale Leben lediglich aus einer gehobenen Befriedigung der Begierden des Vitals und Körpers bestehen wird; nichts kann ein größeres Hindernis für die herabkommende Wahrheit sein als diese Hoffnung auf Verherrlichung des Tieres in der menschlichen Natur. Das Mental wünscht sich, dass der supramentale Zustand eine Bestätigung der eigenen gehegten Ideen und Vorurteile ist; das Vital möchte, dass er eine Glorifizierung der eigenen Begierden ist; das Physische will, dass eine üppige Erweiterung der eigenen Annehmlichkeiten, Vergnügen und Gewohnheiten damit verbunden ist. Wenn dem so wäre, dann wäre er nur eine gesteigerte und sehr erhöhte Vollendung der tierischen und menschlichen Natur und nicht der Übergang vom Menschlichen ins Göttliche.
Es ist gefährlich, daran zu denken „jede Schranke der Unterscheidung und Verteidigung“ gegenüber dem, was auf dich herabzukommen versucht, aufzugeben. Hast du überlegt, was es bedeutet, wenn das Herabkommende nicht in Einklang mit der Göttlichen Wahrheit steht, vielleicht sogar etwas Feindliches ist? Eine feindliche Macht könnte sich zur Erlangung der Herrschaft über den Suchenden nichts Besseres wünschen. Man sollte nur die Kraft der Mutter und die göttliche Wahrheit unbegrenzt zulassen. Und selbst hier gilt es, die Fähigkeit der Unterscheidung zu bewahren, damit alles Falsche, das sich als die Kraft der Mutter und die Göttliche Wahrheit ausgibt, aufgedeckt wird; und ebenso gilt es, sich die Fähigkeit der Zurückweisung zu erhalten, durch die alles Zweifelhafte entfernt wird.
Bewahre den Glauben an deine spirituelle Bestimmung, wende dich vom Irren ab und öffne das seelische Wesen mehr und mehr der direkten Führung durch das Licht und die Macht der Mutter. Wenn der zentrale Wille aufrichtig ist, kann jedes Erkennen eines Fehlers ein Sprungbrett für eine wahrere Bewegung und einen höheren Fortschritt sein.

Es ist richtig, dass das Sex-Zentrum und seine Reaktionen umgewandelt werden können und dass ein Ananda von oben die tierische Sex-Reaktion zu ersetzen vermag. Der Sex-Impuls ist eine Herabminderung dieses Ananda. Es kann aber gefährlich sein, diesen Ananda zu empfangen, bevor das physische Bewusstsein (einschließlich des physisch-vitalen) umgewandelt ist; denn andere und niedrigere Dinge können sich das zunutze machen und sich einmischen, und das würde das ganze Wesen beunruhigen und könnte auf einen falschen Pfad führen durch den Eindruck, dass diese niedrigeren Dinge ein Teil der Sadhana sind und von oben gebilligt werden – oder einfach dadurch, dass die niedrigeren Elemente die wahre Erfahrung zunichte machen. Im letzteren Fall würde der Ananda erlöschen und das Sex-Zentrum von den niederen Reaktionen beherrscht werden.

In meinem vorhergehenden Brief habe ich ganz kurz meine Einstellung hinsichtlich des Sex-Impulses und Yoga dargelegt. Ich möchte hier hinzufügen, dass sich meine Folgerung nicht auf irgendeine mentale Meinung oder vorgefasste moralische Idee gründet, sondern auf erprobte Tatsachen sowie auf Beobachtung und Erfahrung. Ich bestreite nicht, dass, solange man eine gewisse Trennung zwischen innerer Erfahrung und äußerem Bewusstsein aufrechterhält – wobei man das letztere als eine untergeordnete Tätigkeit ansieht, die zwar kontrolliert wird, aber noch nicht umgewandelt ist –, es durchaus möglich ist, spirituelle Erfahrungen zu haben und Fortschritte zu machen, ohne dass die Sex-Tätigkeit gänzlich zum Stillstand kommt. Das Mental distanziert sich vom äußeren Vital (den Lebens-Teilen) und dem physischen Bewusstsein und lebt sein eigenes, inneres Leben. Doch nur wenige bringen dies tatsächlich einigermaßen vollkommen zustande, und sobald sich die Erfahrungen auf die Lebens-Ebene und das Physische ausdehnen, kann der Sex-Trieb nicht länger auf diese Weise behandelt werden. Er kann in jedem Augenblick zu einer störenden, erregenden und deformierenden Kraft werden. Ich habe beobachtet, dass er in gleichem Maß wie das Ego (Stolz, Eitelkeit, Ehrgeiz) und die rajasischen Begierden und Wünsche eine Hauptursache der in der Sadhana vorkommenden spirituellen Unfälle ist. Der Versuch, dem zu begegnen, indem man sich von ihm löst, ohne ihn völlig auszurotten, schlägt fehl; der Versuch, ihn zu sublimieren – von vielen modernen Mystikern in Europa befürwortet –, ist ein höchst unbesonnenes und gefährliches Experiment. Denn die Vermischung von Sextrieb mit Spiritualität hat die verheerendsten Folgen. Selbst der Versuch, ihn zu sublimieren, indem man ihn dem Göttlichen zuwendet – wie in der vishnuitischen madhura bhava [das süße Gefühl] –, birgt eine ernsthafte Gefahr in sich, wie die Folgen der falschen Auffassung oder des falschen Gebrauchs dieser Methode häufig beweisen. In diesem Yoga jedenfalls, der nicht nur die essentielle Erfahrung des Göttlichen sucht, sondern die Umwandlung des ganzen Wesens und der ganzen Natur, ist meiner Meinung nach das Streben nach der völligen Meisterung der Sex-Kraft ein absolutes Erfordernis der Sadhana; im anderen Fall bleibt das vitale Bewusstsein ein trübes Gemisch, und diese Trübung beeinflusst die Reinheit des spiritualisierten Mentals und behindert ernsthaft die aufwärts gerichtete Wende der Körperkräfte. Dieser Yoga fordert einen vollen Aufstieg des gesamten niederen oder gewöhnlichen Bewusstseins, damit es sich mit dem spirituellen [Bewusstsein] über uns vereinige, sowie eine volle Herabkunft des spirituellen Bewusstseins (und schließlich des Supramentals) in das Mental, Leben und den Körper, damit sie umgewandelt werden. Der totale Aufstieg ist unmöglich, solange sexuelles Begehren den Weg blockiert, die Herabkunft ist gefährlich, solange sexuelles Begehren machtvoll im Vital herrscht. Denn in jedem Augenblick kann ein nicht erfülltes oder latentes Sex-Begehren die Ursache einer Vermengung sein, welche die wahre Herabkunft zurückweist und die gewonnenen Energien für andere Zwecke verbraucht oder die gesamte Tätigkeit des Bewusstseins einer falschen, trüben und täuschenden Erfahrung zuwendet. Daher muss man dieses Hindernis aus dem Weg schaffen; im anderen Fall gibt es in der Sadhana entweder keine Sicherheit oder keine freie Entwicklung auf etwas Endgültiges hin.
Die gegenteilige Ansicht, die du erwähnst, mag von der Idee herrühren, dass der [Sex-] Impuls ein natürlicher Teil der vital-physischen Gesamtheit des Menschen ist, ein Erfordernis wie Nahrung und Schlaf, und dass seine völlige Zurückhaltung zu Unausgeglichenheit und ernsthaften Störungen führen kann. Es ist richtig, dass Sex, in seinem äußeren Vollzug unterdrückt, aber auf andere Weise befriedigt, zur Erkrankung des [Körper-] Systems und zu Gehirnstörungen führen kann. Hierauf beruht die medizinische Theorie, die von sexueller Enthaltsamkeit abrät. Meiner Beobachtung nach kommen diese Dinge aber nur dann vor, wenn entweder eine geheime Befriedigung perverser Art stattfindet, welche den normalen sexuellen Vorgang ersetzt, oder aber wenn ihm auf eine subtil-vitale Weise über die Phantasie oder durch unsichtbaren vitalen Austausch von okkulter Art nachgegeben wird – ich glaube nicht, dass jemals bei echter spiritueller Bemühung um Meisterung und Enthaltsamkeit Schaden entsteht. Viele Ärzte in Europa sind jetzt der Ansicht, dass sexuelle Enthaltsamkeit, wenn sie echt ist, zuträglich sei; denn das Element im retas [Samenkraft], das dem sexuellen Akt dient, wird dann in ein anderes Element gewandelt, welches die Energien des [Körper-] Systems nährt, die vitalen, mentalen und physischen – und das rechtfertigt die indische Idee von brahmacarya [völlige geschlechtliche Enthaltsamkeit], die Umwandlung von retas in ojas [Samenkraft in essentielle Energie] und das Aufsteigen seiner Energien zur Umformung in eine spirituelle Kraft.
Was die Methode der Meisterung anbelangt, so genügt physische Enthaltsamkeit allein nicht – sie entwickelt sich durch einen kombinierten Vorgang von Loslösung und Zurückweisung. Das Bewusstsein distanziert sich vom Sex-Impuls, empfindet ihn als nicht zu sich gehörend, als etwas Fremdes, das durch die Natur-Kraft auf es geworfen wurde und dem es die Zustimmung und Identifizierung verweigert; und mit jedem Mal wird er durch eine bestimmte Bewegung der Zurückweisung mehr und mehr nach außen gedrängt. Das Mental bleibt unbeeinflusst; nach einer gewissen Zeit zieht sich das vitale Wesen, das sein hauptsächlicher Rückhalt ist, auf die gleiche Weise zurück, und schließlich wird er auch durch das physische Bewusstsein nicht länger gestützt. Dieser Vorgang setzt sich fort, bis das Unterbewusste ihn [den Sex-Impuls] selbst im Traum nicht mehr wachrufen kann und dieses niedere Feuer durch keine weitere Bewegung der äußeren Natur-Kraft aufs Neue entfacht wird. So ist der Verlauf, wenn die Sex-Veranlagung hartnäckig ist; einige hingegen sind fähig, sie entschlossen durch eine schnelle und radikale Abkehr von der [äußeren] Natur auszuschalten. Das jedoch ist seltener.
Es muss gesagt werden, dass die totale Ausmerzung des Sex-Impulses eines der schwierigsten Dinge in der Sadhana ist, und man muss darauf gefasst sein, dass sie lange dauert. Aber es ist erreicht worden, dass er völlig erlöscht, und ein praktisches Freiwerden davon, nur durch gelegentliche Traumbewegungen aus dem Unterbewussten gestört, ist ziemlich allgemein.

Sex (okkult) steht vom Standpunkt der Gefahr aus betrachtet, auf ziemlich der gleichen Ebene mit Ehrgeiz usw., nur ist seine Wirkungsweise meist weniger auffällig ….

Ich habe nicht behauptet, dass der Sex-Impuls in anderen Yoga-Systemen nicht gemeistert wurde. Ich habe vielmehr gesagt, dass es schwierig sei, sich gänzlich davon zu befreien, und dass der Versuch, ihn zu sublimieren, wie es in der Vaishnava-Sadhana geschieht, seine Gefahren hat. Das kann von all denen bestätigt werden, die wissen, was sich oft, selbst in großem Umfang unter den Vaishnavas ereignete. Transzendenz und Umwandlung sind ganz verschiedene Dinge. Es gibt drei Arten oder Stadien der Umwandlung in dieser Sadhana, die seelische Umwandlung, die spirituelle und die supramentale. Die beiden ersten wurden in anderen Yogasystemen in der für sie typischen Weise erreicht; letztere ist ein neues Unterfangen. Eine für die spirituelle Verwirklichung genügende Umwandlung ist durch die beiden ersten Stadien erreichbar; eine Umwandlung, ausreichend für die Vergöttlichung des menschlichen Lebens, hat meiner Ansicht nach eine supramentale Wandlung zu sein.

Was hat dieser Yoga mit Sex und Sex-Beziehungen zu tun? Ich habe dir wiederholt gesagt, dass man sich vom Sex befreien und ihn überwinden muss, bevor es eine siddhi in diesem Yoga geben kann.

Wandlung ist die eine Sache, und das Akzeptieren der gegenwärtigen Formen in der gewöhnlichen menschlichen Natur ist eine andere. Der von dir angeführte Grund für die Befriedigung des Sex-Impulses ist in keiner Weise überzeugend. Nur eine Minorität der Menschheit ist für das strenge yogische Leben berufen, und es wird immer eine große Anzahl von Menschen geben, welche für den Fortbestand der Rasse sorgt. Natürlich verachtet der Yogi die menschliche Natur nicht oder hegt ihr gegenüber Abneigung. Er hat Verständnis für sie und sieht mit klarem und ruhigem Blick den Rang, der jeder ihrer Tätigkeiten eingeräumt wurde. Auch ist es der bessere Weg, wenn eine Tat mit Selbstkontrolle geschehen kann, ohne Begierde, unter der Führung eines höheren Bewusstseins; und man kann diesem Weg manchmal folgen, um den göttlichen Willen in solchen Dingen zu erfüllen, die andernfalls von einem Yogi nicht unternommen würden – wie Krieg und Zerstörung, welche den Krieg begleitet. Aber eine zu lässige Anwendung einer solchen Regel könnte leicht zu einem Vorwand werden, der gewöhnlichen menschlichen Natur nachzugeben.

Die Mutter hat dir bereits die Wahrheit hinsichtlich dieser Idee gesagt. Die Vorstellung, dass durch eine völlige Befriedigung des Sex-Hungers dieser gestillt und für immer zum Erlöschen gebracht werden kann, ist eine irreführende Behauptung des Vitals gegenüber dem Mental, um eine Billigung seines Verlangens zu erreichen; sie hat sonst keinen „raison d‘etre“, keine Wahrheit oder Berechtigung. Wenn eine gelegentliche Befriedigung das Sex-Verlangen weiter glimmen lässt, würde eine volle Befriedigung dich nur in seinen Schlamm ziehen. Dieser Hunger, wie andere Arten davon auch, wird nicht durch eine gelegentliche Sättigung gestillt; er erwacht, nachdem er sich zeitweilig erschöpft hatte, aufs Neue und verlangt, wiederum gestillt zu werden. Nur durch eine radikale seelische Zurückweisung kann er aufhören oder aber durch ein volles spirituelles Sich-Öffnen, verbunden mit der wachsenden Herabkunft eines Bewusstseins, das ihn nicht will und das den wahreren Ananda besitzt.

Es ist nicht eine Frage der Furcht – es ist eine Frage der Wahl zwischen dem Göttlichen Frieden und Ananda und dem minderwertigen Vergnügen des Sex – zwischen dem Göttlichen und der Anziehungskraft der Frauen, Nahrung muss aufgenommen werden, um den Körper zu erhalten, Sex-Befriedigung hingegen ist keine Notwendigkeit. Selbst der rasa der Nahrung kann nur dann mit dem spirituellen Zustand harmonisiert werden, wenn alle Gier nach Nahrung und das Verlangen des Gaumens aufhören. Intellektuelle oder ästhetische Freude kann für die spirituelle Vollendung ebenfalls ein Hindernis sein, sofern man damit verhaftet ist, obwohl sie dem Spirituellen viel näher ist als ein derber, ungewandelter körperlicher Appetit; um Teil des spirituellen Bewusstseins zu werden, muss sich tatsächlich auch die intellektuelle und ästhetische Freude in etwas Höheres wandeln. Es ist aber nicht möglich, alle Dinge, die rasa enthalten, aufrecht zu erhalten. Auch im Verletzen und Töten von anderen liegt rasa, eine sadistische Freude; sich selbst zu quälen enthält rasa, eine masochistische Freude – die moderne Psychologie ist voll davon. Lediglich rasa zu haben, ist kein ausreichender Grund dafür, eine Sache als Teil des spirituellen Lebens anzusehen.

In der ganzen Sex-Affaire gibt es kein „Entzücken“; sie ist notwendigerweise nur eine flüchtige Erregung und kann nichts anderes sein, ein flüchtiges Vergnügen, das sich schließlich selbst mit der Erschöpfung des Körpers erschöpft.

Ja, die Sex-Atmosphäre hat überall überhand genommen (in der modernen Welt), besonders deshalb, weil die Menschen nicht länger an die alten moralischen Einschränkungen glauben und diese durch nichts anderes ersetzt wurden.

Es ist die Idee der neuen europäischen Mystiker, wie Lawrence und Middleton Murry usw., dass die Befriedigung des Sex-Impulses der festgelegte Weg sei, das Über-selbst zu erreichen – oder besser das Unterselbst, denn das scheint es in Wirklichkeit zu sein. X weiß es natürlich besser. Wenn aber das persönliche Über-selbst alles ist, was man erreichen will, und nicht das Göttliche, dann sind Sex und viele andere Dinge zulässig. Man braucht sich nur vorzustellen, dass man nicht der Körper, nicht das Leben, nicht das Mental ist, sondern das Über-selbst, und kann dann das tun, was immer das Über-selbst will.

Ich sprach vom persönlichen Über-selbst – und meinte die Verwirklichung von etwas in uns (dem purusa), das nicht die prakrti ist, nicht aus den Bewegungen des Mentals, Vitals oder des Physischen besteht, sondern etwas, das der Denker usw. ist. Dieser purusa kann jeder Bewegung der Natur zustimmen oder sie verweigern, oder er kann die prakrti anleiten, was sie zu tun hat oder nicht. Er kann ihr erlauben, den Sex-Impuls zu befriedigen, oder ihr die Befriedigung verweigern. Es ist meist der mentale purusa (manomaya purusa), den man auf diese Weise verwirklicht, es gibt aber auch den pranamaya oder vitalen purusa. Mit der Bezeichnung Über-selbst meinen sie vermutlich diesen purusa – sie sehen ihn als eine Art persönlichen atman an.

Einssein mit allen würde also bedeuten, den Sex-Instinkt mit allen zu befriedigen – das wäre ein recht ungeheuerlicher siddhanta, obwohl es Ähnliches in der Tantra-Praxis der linken Hand gibt. Doch sind die Tantriker der linken Hand logischer als du, denn warum sollte Einssein, wenn es als Rechtfertigung für die Ausübung des Sex dienen soll, lediglich die Grundlage für die feineren und nicht auch für die gröberen Formen des Ausdrucks der Liebe sein. Gründet sich Sex aber tatsächlich auf Liebe oder gründet sich die sexuelle Liebe auf Sex-Instinkt? Und ist der Sex-Instinkt ein Ausdruck des spirituellen Empfindens des Einen in allen? Gründet er sich in Wirklichkeit nicht auf Dualität, außer wenn er nur Befriedigung und Vergnügen sucht und Liebe gar nicht zur Debatte steht? Fühlt man sich zu einer Frau hingezogen durch das Gefühl, dass diese Frau man selbst ist, oder durch die Tatsache, dass sie jemand anderer ist, der einen durch Charme oder Schönheit fesselt, die man genießen oder besitzen will; oder einfach durch die Tatsache, dass sie anders ist als man selbst, dass sie eine Frau und nicht ein Mann ist und daher der Sex-Instinkt bei ihr ein freies Feld finden kann?

Der Sex-Impuls ist mit Sicherheit die stärkste Kraft auf der vitalen Ebene; wenn er sublimiert und nach oben gewandt werden kann, wird ojas geschaffen, was eine große Hilfe zur Erlangung des höheren Bewusstseins ist. Doch reicht Enthaltsamkeit allein nicht aus.

Die Sex-Energie, die von der Natur zum Zweck der Fortpflanzung benutzt wird, ist ihrer eigentlichen Natur nach eine fundamentale Lebensenergie. Sie kann benützt werden, nicht für eine Steigerung, sondern für eine gewisse Intensivierung des vital-emotionalen Lebens; sie kann kontrolliert, vom Sex abgelenkt und für ästhetische, artistische oder andere schöpferische Leistung oder Produktivität oder für die Steigerung der intellektuellen oder anderer Energien verwendet werden. Bei völliger Beherrschung kann sie auch in eine Kraft spiritueller Energie verwandelt werden. Dies war im alten Indien durchaus bekannt und wurde als die Verwandlung von retas in ojas [Samenkraft in essentielle Energie] durch brahmacarya [völlige geschlechtliche Enthaltsamkeit] bezeichnet. Die falsch angewandte Sex-Energie hat Verwirrung und Auflösung der Lebensenergie und ihrer Kräfte zur Folge.

Natürlich, der Sex-Impuls ist etwas absolut Normales, und alle Menschen haben ihn. Er wurde von der Natur als ein Teil ihres Wirkens zum Zweck der Zeugung eingesetzt, damit die [menschliche] Rasse weiterbesteht. Auch bei den Tieren wird er zu diesem Zweck benützt, doch haben sich die Menschen von der Natur abgewandt und gebrauchen ihn hauptsächlich zu ihrem Vergnügen – das ist der Grund, weshalb er sich ihrer bemächtigt hat und sie ständig quält.
Natürlich hast du den Sex-Impuls zu überwinden, was aber nicht auf einmal und gänzlich geschehen kann; es bedarf einer geduldigen Beharrlichkeit und eines festen Entschlusses, ihm nicht nachzugeben, weder physisch noch mental. Selbst wenn das geschehen ist und kein Gedanke daran oder Begehren mehr besteht, kann sich die mechanische Emission im Schlaf fortsetzen; wenn aber das Mental davon frei ist, hört auch das schließlich auf.

Sex-Gefühle „werden“ nicht erst zu einer Grundlage des physischen Bewusstseins – sie sind bereits in der physischen Natur vorhanden –, wo immer es bewusstes Leben gibt, ist die Sex-Kraft vorhanden. Sie ist das Werkzeug der physischen Natur für die Fortpflanzung und existiert nur aus diesem Grund.

Die Sex-Bewegung auf Erden ist eine Nutzbarmachung der fundamentalen physischen Energie durch die Natur zum Zweck der Zeugung. Der Schauer, von dem die Dichter sprechen, der von einer sehr derben Erregung begleitet wird, ist das Lockmittel, wodurch sie [die Natur] die vitale Zustimmung zu diesem sonst unerquicklichen Vorgang erhält; zahlreiche Menschen haben nach dem Akt eine Reaktion des Ekels und deshalb des Abscheus vor dem Partner; sie werden jedoch rückfällig, sobald der Ekel verflogen ist, aufgrund dieses Lockmittels.
Die Sex-Energie als solche ist eine große Macht mit zwei Komponenten in ihrer physischen Basis; die eine dient der Erhaltung der Art und dem hierfür notwendigen Prozess, die andere [Komponente] dient der Versorgung der allgemeinen Energien von Körper, Mental und Vital und auch der spirituellen Energien des Körpers. Die alten Yogis bezeichnen diese beiden Komponenten als retas [Samenkraft] und ojas [essentielle Energie]. Die europäischen Wissenschaftler rümpfen die Nase über diese Vorstellung, doch beginnen sie nun die gleiche Tatsache selbst zu entdecken. Was den Schauer anbelangt, um den die Dichter so viel Wesens machen, so ist er nichts als eine sehr derbe Entstellung und Herabwürdigung jenes physischen Ananda, der durch den Yoga im Körper verankert werden kann – dies aber ist solange nicht möglich wie die Abweichung durch den Sex besteht.

Das stimmt – wenn der Samenerguss unterbunden wird, wird er in rejas und ojas verwandelt. Die ganze Theorie der Yogis von brahmacarya gründet sich darauf. Wenn es nicht so wäre, wäre brahmacarya nicht notwendig, um rejas und ojas hervorzubringen.
Es ist nicht eine Frage der Stärke und Energie per se, sondern der physischen Unterstützung – in der physischen Unterstützung nimmt ojas, das durch brahmacarya gebildet wird, einen hohen Rang ein. Die Umwandlung von retas in ojas ist eine Umwandlung von physischer Substanz in physische Energie (die notwendigerweise auch eine vital-physische Energie hervorbringt). Die spirituelle Energie selbst kann den Körper nur antreiben, genau wie das Mental und Vital; sie würde ihn aber dabei erschöpfen, wenn sie die physische Unterstützung nicht hätte. (Ich spreche natürlich von der gewöhnlichen spirituellen Energie, nicht von der kommenden supramentalen, die nicht nur retas in ojas verwandelt, sondern ojas in etwas noch Sublimierteres.)

Was die Wissenschaftler anbelangt, so betrachten sie das Produkt der Sex-Drüsen (so habe ich es wenigstens gelesen) als eine große Stütze und als Versorger der allgemeinen Energien. Man ist sogar der Meinung, dass die Sex-Kraft eine große Rolle in der Dichtung, Kunst usw. spielt sowie im Schaffen des Genies ganz allgemein. Ein Arzt hat schließlich entdeckt, dass die Sex-Flüssigkeit aus zwei Teilen besteht, der eine dient dem Sex, der andere als Grundlage der allgemeinen Energie, und wenn dem Sex-Impuls nicht nachgegeben wird, das erstere Element dazu neigt, sich in das zweite zu wandeln (retas in ojas, was die Yogis bereits entdeckt hatten). Theorien? Es sind die Behauptungen und Folgerungen der Gegenseite, und die eine Theorie ist so gut wie die andere. Ich jedenfalls glaube nicht, dass die Verkümmerung von Sex-Drüsen durch Enthaltsamkeit eine allgemeine Erfahrung ist. Die Behauptung von X ist jedoch logisch – wenn wir nicht die individuellen Ergebnisse betrachten, sondern den Verlauf der Evolution und annehmen, dass diese [supramentale] Evolution auf der Linie der alten vonstatten gehen wird –, denn diese nutzlosen Organe werden vermutlich verschwinden oder verkümmern. Wird aber die supramentale Evolution tatsächlich den gleichen Verlauf nehmen wie die alte [Evolution], oder wird sie neue Anpassungen von eigener Art entwickeln – das ist das ungewisse Element dabei.

Du hast mich nicht verstanden. Ich antwortete auf die Behauptung, dass die Wissenschaftler dem Sex-Drüsen Produkt keinerlei Bedeutung beimessen würden und der Meinung seien, es würde nur für einen äußerlichen Zweck gebraucht. Viele Wissenschaftler betrachten es aber im Gegenteil als Grundlage der produktiven Energie; unter anderem spielt es eine Rolle in künstlerischem und poetischem Schaffen. Ich behaupte nicht, dass Künstler und Dichter Einsiedler und brahmacarys seien, sondern dass sie eine machtvolle Sex-Drusen-Aktivität besitzen, wovon ein Teil der schöpferischen und ein Teil der Art erhaltenden Tätigkeit zugewandt wird. Gemäß der neuesten Theorie und der Yoga-Theorie wäre der Art erhaltende Teil retas und der schöpferische Teil die Grundlage von ojas. Wenn wir nun davon ausgehen, dass der Dichter oder Künstler sein retas in ojas verwandelt, bestünde das Ergebnis in einer gesteigerten Macht schöpferischer Ergiebigkeit.

Deine Idee über die Impotenz ist ziemlich unlogisch – Impotenz entsteht entweder durch übermäßige oder durch falsche Befriedigung (gewisse perverse Gewohnheiten); sie entsteht nicht durch Selbstkontrolle. Selbstkontrolle bedeutet nur eine Umlenkung zu anderen Kräften, weil die kontrollierte Sex-Macht eine Kraft für die Lebens-Energien, für die mentalen Mächte und das immer einflussreichere Wirken des spirituellen Bewusstseins wird.

In der Natur der meisten Menschen ist der Sex-Impuls der stärkste aller Impulse.

Der Sex-Impuls ist sich selbst Grund genug. Er findet in sich Befriedigung und fragt nach keinem anderen Grund, denn er ist instinktiv und irrational.

[Warum die Illusion des Sex immer weiterbesteht:] Zu viele Wurzeln im menschlichen Vital. Sex hat eine schreckliche Zähigkeit. Und außerdem hat die universale Natur ein derartiges Bedürfnis danach, dass selbst dann, wenn der Mensch sich seiner entledigt hat, sie ihn möglichst lange noch damit bedrängt.

Alle Bewegungen sind im großen und ganzen Bewegungen der kosmischen Naturkräfte, sie sind Bewegungen der universalen Natur. Das Einzelwesen empfängt einen Teil davon, eine Woge oder den Druck einer kosmischen Kraft, und wird von ihm angetrieben; es hält dies für etwas Eigenes, das gesondert in ihm erzeugt wurde; das aber ist nicht der Fall; es ist Teil einer allgemeinen Bewegung, die auf die genau gleiche Weise auch in anderen wirkt. Die Sex-Triebkraft zum Beispiel ist eine Bewegung der allgemeinen Natur, die ihr Spiel sucht und diesen oder jenen dafür gebraucht – ein Mann, der vital oder physisch in eine Frau „verliebt“ ist, wie man das so bezeichnet, wiederholt und befriedigt nur die Weltbewegung des Sex; wenn nicht bei dieser Frau, dann bei einer anderen; er ist nichts anderes als ein Instrument im Mechanismus der Natur, und es ist keine unabhängige Bewegung [die in ihm wirkt]. Genauso ist es mit Ärger und anderen Triebkräften der Natur.

Natürlich, die Sex-Bewegung ist eine Kraft für sich, unpersönlich und nicht von einem bestimmten Objekt abhängig. Sie klammert sich an den oder jenen, allein mit dem Zweck, sich zu verkörpern und einen Bereich des Vergnügens zu finden. Wenn sie im vitalen Austausch gezügelt wird, neigt sie dazu, ihren vitalen Charakter abzulegen, und attackiert durch ihre allerphysischste und elementarste Bewegung. Sie ist erst dann besiegt, wenn sie aus dem Vital-Physischen sowie dem äußersten Physischen verbannt ist.

Sex besteht um seiner eigenen Befriedigung willen, und diese oder jene Person ist lediglich ein Vorwand oder eine Gelegenheit für sein Wirken oder ein Mittel zur Auslösung seines Wirkens. Er muss von innen her zum Verschwinden gebracht werden, durch den Frieden und die Reinheit, die von oben in jenen Teil gelangen und von ihm Besitz ergreifen.

Der Wunsch, andere durch physischen Charme zu reizen, ist die übliche Eitelkeit des niederen Vitals – es ist etwas sehr Allgemeines. Wenn die Sex-Kräfte aktiv sind, kann jeder Mann für jede Frau attraktiv sein und umgekehrt, doch ist diese Attraktion nicht seine eigene, es ist die Anziehungskraft des Sex.

Die Anziehungskraft des Sex ist die einer allgemeinen Kraft, die das Einzelwesen für ihren Zweck benützt und Vorteil aus der Nähe irgendeines anderen zieht. Die Möglichkeit, sich davor zu schützen, liegt in einem selbst, in einer sofortigen Loslösung (sich von ihr zu distanzieren und sie nicht als etwas Eigenes zu akzeptieren) und in ihrer Zurückweisung.

Es ist natürlich die universale Sex-Kraft, die wirkt, wobei bestimmte Menschen mehr davon besitzen als andere, also Sex-Appeal haben – wie man jetzt in Europa sagt. Dieser Sex-Appeal kommt meist bei Frauen zum Ausdruck, selbst ohne dass sie beabsichtigen ihn auf eine bestimmte Person wirken zu lassen. Sie können ihn bewusst auf eine bestimmte Person richten, was sich aber auch auf viele andere auswirken kann, an denen ihnen nichts besonderes liegt. Nicht alle Frauen haben Sex-Appeal, aber eine sexuelle Anziehungskraft ist den meisten eigen. Natürlich üben Männer eine ähnliche Attraktion auf Frauen aus.

Ein Lächeln, eine Bewegung, das Äußere einer Frau oder ihre Wirkung können der Ausgangspunkt für diese Vibrationen sein. Ich glaube nicht, dass etwas Besonderes dem Lächeln als solchem innewohnt, aber alle diese Dinge waren schon immer die Mittel, durch welche der Sex-Impuls in den Männern ausgelöst wurde (havabhava), und die Frau wendet sie oft unbewusst und rein gewohnheitsmäßig an, wenn sie mit einem Mann in Kontakt kommt; gleichgültig, ob sie ihm gefallen oder ihn rühren will oder nicht – es entsteht dennoch als eine instinktive Bewegung. X ist der Typ einer Frau mit dieser instinktiven Bewegung, dem Mann zu gefallen. Aber selbst wenn die Frau ganz zufällig lächelt und ohne die übliche instinktive Bewegung, kann trotzdem vonseiten des Mannes eine Vibration ausgelöst werden durch die ihm eigene Gewohnheit, auf weibliche Attraktion zu reagieren. Diese Dinge sind in ihren Anfängen beinahe mechanisch. Wie ich oben sagte, ist es die automatische Erwiderung des physischen oder vitalen Mentals (Einbildungskraft usw.), die diese Vibrationen ausdehnt und wirksam macht. Sonst würden sie nach einer gewissen Zeit abklingen.

Sie mag dir gegenüber kein sexuelles Gefühl hegen, doch ist da ein gewisser vitaler Impuls, ein Ausstrecken der Fühler – ich weiß nicht, wie ich es genau ausdrücken soll –, das geheime Ziel der Natur, den Mann zu gewinnen, seine Aufmerksamkeit zu fesseln und sie der Frau zuzuwenden, ihn zu ködern und mehr oder weniger zu verleiten. Dieses Ziel mag der Frau durchaus nicht bewusst sein, das heißt, es braucht in ihrem Mental nicht klar oder gegenwärtig zu sein – es mag lediglich instinktiv oder unterbewusst bestehen. Es braucht keine physische, sexuelle Absicht zu bestehen, es ist nichts als eine spontane Bewegung des Vitals. Dies ist allen Frauen mit ausgeprägt vitalem Temperament eigen – einigen mehr, anderen weniger. Obwohl kein spezifischer Sex-Impuls darin enthalten zu sein braucht, wird es dennoch die Sex-Vorstellung im Manne auslösen. X hat natürlich keine psychologischen Kenntnisse, und diese Dinge sind zu subtil für sie, als dass sie von ihr wahrgenommen oder erkannt würden. Sie mag durchaus annehmen, dass sie in völlig unschuldiger und natürlicher Weise handelt, und braucht sich des Wirkens des Naturtriebes in ihr überhaupt nicht bewusst zu sein.

Kleidung wurde von der Frau immer benützt, um ihren Sex-Appeal zu unterstreichen, und immer war der Mann empfänglich dafür; auch Frauen fühlen sich oft von der Kleidung des Mannes gefesselt (zum Beispiel der Uniform eines Soldaten). Es gibt auch bestimmte Geschmacksrichtungen, was die Kleidung anbelangt, und dass ein Sari von einer besonderen Farbe anziehend wirkt, ist ganz normal. Die Anziehungskraft wirkt auf die Sinne und das Vital, das Mental hingegen hat eine Abneigung gegenüber psychologischen Mängeln und fühlt sich durch ihre Enthüllung ernüchtert; aber diese Abneigung des Mentals ist der stärkeren vitalen Anziehungskraft nicht gewachsen.

Die Assoziation [von Berührung] mit Sex ist eine vital-physische – im Übrigen braucht keine Verbindung zwischen dem Ausdruck der Zuneigung durch Berührung und dem Sex-Gefühl zu bestehen. Wenn Mutter und Sohn oder Bruder und Schwester einander umarmen, haben sie dabei kein sexuelles Gefühl – außer in exzeptionellen Fällen ….

Berührung ist etwas Vital-Physisches. Jede Sex-Bewegung enthält ein vitales Element, doch ist die rein vitale Bewegung an der Berührung oder dem Sex-Akt nicht unmittelbar interessiert. Sie interessiert sich mehr für das Spiel der Emotionen, der Vorherrschaft und Unterwerfung, des Streites und der Versöhnung, des Austauschs vitaler Kräfte usw. Es ist das vital-physische Bewusstsein, das der Berührung, der Umarmung, dem Sex-Akt usw. eine solche Wichtigkeit beimisst.

Berührung zu vermeiden ist das beste, solange eine Sex-Reaktion auf Berührung hin von einer der Seiten besteht. In einem höheren Stadium [des Yoga] spielt es keine Rolle mehr, ob man sich berührt oder nicht. Was aus der Berührung auf dem supramentalen Höhepunkt wird – diese Entscheidung überlasse dem Supramental!
Eine Berührung kann neutral sein oder sie kann den Austausch von Kräften mit sich bringen. Wenn es ein Austausch der spirituellen oder spiritualisierten Kräfte ist, hat sie ihre Bedeutung und wird dadurch in der supramentalen Verwirklichung gerechtfertigt werden. Bis dahin aber ist es besser, sich vorzusehen.

In der gewöhnlichen Gesellschaft berühren die Menschen einander mehr oder weniger frei, den Sitten der Gesellschaft entsprechend. Das ist etwas ganz anderes, weil dort dem Sex-Impuls kein Zwang auferlegt wird, und selbst seine geheime Befriedigung ist allgemein üblich, obwohl die Menschen ihre Aufdeckung zu vermeiden suchen. In Bengalen, wo purdah besteht, ist die Berührung zwischen Männern und Frauen auf die Familie beschränkt, in Europa hingegen gibt es keine derartige Beschränkung, übermäßige Vertrautheit oder Anstößigkeit ausgenommen; doch herrscht in Europa jetzt praktisch sexuelle Freiheit. Hier hingegen wird jede Befriedigung des Sex-Impulses, innerlich oder äußerlich, als unerwünscht und als Hemmnis für die Sadhana betrachtet – was sie auch wirklich ist. Aus diesem Grund muss jede unangemessene Vertraulichkeit einer Berührung zwischen Männern und Frauen vermieden werden – auch jede Zärtlichkeit, weil dies dazu führt, sexuelle Gefühle oder sogar einen starken Sex-Impuls zu verursachen. Auch ein zufälliges Berühren muss vermieden werden, wenn es den Sex-Impuls auslöst. Das sind Regeln des gesunden Menschenverstandes, wenn man die Voraussetzung akzeptiert, dass dem Sex-Impuls nicht nachgegeben werden darf.

In der stofflichen Welt begann die Natur mit der physisch-sexuellen Anziehungskraft zum Zweck der Zeugung und fügte die Liebe auf der Grundlage der sexuellen Anziehung hinzu – aus diesem Grund neigt das eine dazu, das andere zu erwecken.

Nur durch harte Disziplin, einen starken Willen oder einen Wandel des Bewusstseins kann man die [sexuelle] Anziehungskraft eliminieren.

Es ist nicht unmöglich, die Liebe (vom Sex-Begehren) frei zu halten, doch sind die beiden Dinge einander so nahe und waren in den animalischen Anfängen der Menschheit so eng miteinander verquickt, dass es nicht leicht ist, sie vollkommen getrennt zu halten. In der rein seelischen Liebe gibt es keine Spur eines sexuellen Verlangens, aber meist ist es so, dass sich vitale Zuneigung sehr stark mit der seelischen assoziiert, die dann vermischt, aber dennoch nicht sexuell ist; vitale Zuneigung und vital-physische Sex-Emotion liegen aber äußerst dicht beieinander, so dass in jedem Augenblick oder bei jeder Gelegenheit das eine vom anderen erweckt werden kann. Das tritt besonders deutlich hervor, wenn in einem Menschen die Sex-Kraft sehr stark ist, wie es bei den meisten vital-energischen Menschen der Fall ist. Ständig die Kraft der Seele zu verstärken, den Sex-Impuls zu kontrollieren und ihn in ojas zu verwandeln, die Liebe dem Göttlichen zuzuwenden, das sind die wahren Heilmittel für diese Schwierigkeit. Samenkraft, die nicht auf sexuelle Weise verausgabt wird, kann immer in ojas verwandelt werden.

Wenn die Seele ihren Einfluss auf das Vital ausübt, ist die geringste Vermengung einer falschen vitalen Bewegung mit der seelischen Bewegung das erste, was du unbedingt vermeiden musst. Wollust ist Perversion oder Herabwürdigung, welche die Liebe daran hindert, ihre Herrschaft zu errichten; wenn also im Herzen die Bewegung der seelischen Liebe herrscht, ist Wollust oder vitales Begehren etwas, dessen Einmischung man nicht zulassen darf – genauso wie persönlicher Stolz und Ehrgeiz weit zurückzuweisen sind, wenn die Stärke von oben herabkommt; denn jede Vermischung mit der Perversion wird das seelische oder spirituelle Wirken verderben und eine wahre Vollendung verhindern.

Wie kommst du auf die Idee, dass dieses Begehren des Herzens, das nach der Liebe der Frauen verlangt, kein Sex-Begehren sei? Das und die physische Lust sind beides Ausdruck des Sex-Begehrens.
Warum sich verzehren, wenn es ein vitales Begehren ist? Es ist eine Form des Sex und ruft im Allgemeinen ein noch stärkeres physisches Begehren hervor.

Der Sex-Trieb ist nicht bloß der Impuls zum Sex-Akt – wie X vielleicht glaubt –, sondern der Drang, einen Menschen zu umklammern und zu erobern, zu besitzen und zu beherrschen. Das ist besonders bei den Frauen der Fall, für die der Sex-Akt sehr häufig weniger attraktiv ist als für Männer; doch immer wenn das Vital-Physische einen bestimmten Punkt erreicht, entsteht die Tendenz, dass die physische Sex-Bewegung folgt.

Das Sex-Gefühl kann überall seinen Anfang nehmen. Als vitale Liebe entsteht es im vitalen Zentrum, im Herz oder Nabel – viele romantisch veranlagte Knaben erfahren dies und beginnen eine Liebschaft (oft im Alter von zehn oder sogar acht Jahren), bevor sie überhaupt irgend etwas über Sex-Beziehungen wissen. Bei anderen beginnt es bei den Nerven oder beim Sex-Organ selbst. Andere wiederum haben es nicht. Viele Mädchen würden es überhaupt nicht kennen, wenn es ihnen nicht beigebracht würde und sie von den Männern nicht dazu angeregt würden. Einige verabscheuen es selbst dann noch und dulden es nur aus einem gesellschaftlichen Zwang heraus oder um Kinder zu haben.

Es gibt viele Frauen, die mit dem Mental, der Seele, dem Vital (Herzen) lieben können, aber vor einer Berührung des Körpers zurückschrecken; und selbst wenn sich das legt, bleibt der physische Akt für sie abstoßend. Sie mögen sich unter Zwang fügen, es versöhnt sie aber nicht mit dem Akt als solchem, der für sie immer tierisch und erniedrigend bleibt. Frauen wissen dies, nur den Männern scheint es schwer zu fallen, dies zu glauben; es ist aber tatsächlich so.
Abnorm ist ein Wort, das du allem anheften kannst, was nicht ganz wohlfeil und gewöhnlich ist. So betrachtet ist auch das Genie etwas Abnormes, ebenso die Spiritualität oder der Versuch, sich von hohen Ideen lenken zu lassen. Die Neigung zu physischer Keuschheit bei den Frauen ist nichts Abnormes, sie ist ziemlich allgemein und umfasst einen sehr edlen Typ der Frau.
Das Mental ist der Sitz des Denkens und der Wahrnehmung, das Herz der Sitz der Liebe, das Vital der Sitz des Begehrens – doch inwiefern wird dadurch das Vorhandensein von mentaler Liebe verhindert? Genauso wie das Mental von den Gefühlen des Emotionals oder des Vitals überflutet werden kann, so kann auch das Herz vom Mental beherrscht und von mentalen Kräften bewegt werden.
Es gibt eine vitale Liebe, eine physische Liebe. Das Vital [eines Mannes] kann eine Frau aus verschiedenen vitalen Gründen ohne Liebe begehren – um den Instinkt der Dominierung oder Besitzergreifung zu befriedigen, um die vitalen Kräfte einer Frau einzusaugen und damit das eigene Vital zu nähren, um vitale Kräfte auszutauschen, um die Eitelkeit, den Jagdinstinkt zu befriedigen, usw. (das alles vom Standpunkt des Mannes aus gesehen, aber auch die Frau hat ihre vitalen Motive). Es wird oft Liebe genannt, ist aber nur ein vitales Begehren, eine Art von Lust. Wenn jedoch die Emotionen des Herzens erweckt werden, wird es vitale Liebe – eine vermischte Angelegenheit mit einigen dieser vitalen Motiven oder mit ihnen allen, kraftvoll, aber dennoch vitale Liebe.
Es gibt auch physische Liebe, die Attraktion der Schönheit, der physische Sex-Appeal oder dergleichen, wodurch die Emotionen des Herzens erweckt werden. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist das physische Bedürfnis alles, und das besteht aus reiner Wollust und nichts anderem; physische Liebe aber ist möglich.
Ebenso kann es mentale Liebe geben. Sie erwächst aus dem Versuch, in dem anderen sein Ideal zu finden, oder aus einer starken mentalen Leidenschaft der Bewunderung und des Bestaunens oder aus dem Suchen des Mentals nach einem Gefährten, einer Ergänzung und Erfüllung der eigenen Natur, einen sahadharmi (jemand, der das gleiche dharma hat), einen Führer und Helfer, einen Lenker und Meister oder aus hundert anderen mentalen Motiven. An sich ist es nicht Liebe, obwohl es manchmal so glühend ist, dass es von Liebe kaum unterschieden werden und sogar zu Selbstaufopferung, zu einem gänzlichen Selbstgeben usw. führen kann. Wenn es aber die Gefühle des Herzens erweckt, kann es sich zu einer sehr machtvollen Liebe entwickeln, die dennoch in ihren Wurzeln und ihrem dominierendem Charakter mental ist. Im Allgemeinen jedoch sind es Mental und Vital, die sich verbinden; diese Kombination aber kann mit einer Abneigung oder einem ausdrücklichen Widerwillen gegen den physischen Akt und seine Begleiterscheinungen einhergehen. Zweifellos, wenn der Mann einen Druck ausübt, wird sich die Frau aller Wahrscheinlichkeit nach fügen, doch contre coeur – gegen ihre Gefühle und tiefsten Instinkte.
Es ist eine unwissende Psychologie, die alles auf die Triebkraft des Sex und den Sex-Impuls zurückführt.

Die Ärzte raten zur Heirat, weil sie glauben, dass die Befriedigung des Sex-Instinktes für die Gesundheit notwendig sei und eine Unterdrückung Störungen im Körper-System verursachen würde. Das stimmt nur dann, wenn die sexuelle Befriedigung nicht tatsächlich aufgegeben wird, sondern nur die Art und Weise der Befriedigung sich ändert. Eine neue Theorie wurde jetzt bekannt, welche die indische Lehre von brahmacarya bestätigt, nämlich, dass durch Enthaltsamkeit retas in ojas gewandelt werden kann, wodurch die Stärke und Macht des Wesens gewaltig wächst.
Was du über die Stimulierung des vitalen Austausches sagst, trifft für das vitale Leben zu. Die Menschen verausgaben ständig vitale Energie und müssen sie erneuern; eine Art, das zu tun, besteht darin, dass man sie anderen im vitalen Austausch entzieht. Das ist jedoch nicht notwendig, wenn man weiß, wie man sie von der universalen Natur oder vom Göttlichen, das heißt von oben, empfangen kann. Außerdem geht, wenn die Seele aktiv ist, im vitalen Austausch immer mehr verloren als gewonnen wird.

[Das Wort] „Zölibat“ bedeutet vor allem „Ehelosigkeit“ – die Bedeutung kann dahingehend erweitert werden, dass überhaupt keine sexuellen (physischen) Beziehungen zu Frauen bestehen, obwohl das im eigentlichen Sinn des Wortes nicht enthalten ist. Es ist nicht gleichbedeutend mit brahmacarya. Auf dem bhakti-Weg oder im karma-Yoga ist brahmacarya nicht obligatorisch, wohl aber für einen asketischen jnana-Yoga sowie für den raja-und hatha-Yoga. Auch von den grhasta-Yogis wird brahmacarya nicht verlangt [grhasta = Hausvater; jemand, der den Yoga in der Familie ausübt]. In diesem [Integralen] Yoga muss die Sexualität überwunden werden, da im anderen Fall keine Umwandlung des niederen Vitals und der physischen Natur stattfinden kann. Jede physisch-sexuelle Beziehung sollte aufhören, da man sich sonst ernsthaften Gefahren aussetzt. Auch der Sex-Impuls muss überwunden werden; es ist aber nicht richtig, dass man die Sadhana nicht ausüben kann oder dass Erfahrungen nicht stattfinden können, bevor man ihn völlig überwunden hat – nur kann man ohne seine Überwindung nicht bis zum Ende [des Yoga-Weges] gehen; er muss klar als eines der besonders ernst zu nehmenden Hemmnisse und seine Befriedigung als eine beträchtliche Störung [der Sadhana] erkannt werden.

Zölibat ist die eine Sache und die Befreiung von den Sex-Trieben eine andere. Die letzteren müssen überwunden werden, und man muss sich davon befreien; wenn aber die Befreiung davon zu einem Test für die Tauglichkeit gemacht würde, den [Yoga-] Weg fortzusetzen, möchte ich nicht wissen, wie viele man für meinen Yoga als tauglich erklären könnte. Der Wille zur Überwindung muss vorhanden sein, die Eliminierung des Sex-Impulses aber ist eines der schwierigsten Dinge für die menschliche Natur, und wenn es lange dauert, so ist das ganz natürlich.

Was die Frage der Ehe im Allgemeinen anbelangt, so halten wir sie bei jemanden, der sich dem spirituellen Leben zuwenden will, für nicht ratsam. Eine Ehe bedeutet im Allgemeinen jede Menge Sorgen, eine schwere Verantwortung, eine Bindung an das weltliche Leben und große Schwierigkeiten auf dem Weg des eingleisigen spirituellen Bemühens. Ihr einziger naturgemäßer Sinn wäre, eine Beschränkung und kontrollierte Befriedigung [des Sex-Impulses] zu erreichen, falls es nicht anders möglich ist, die sexuellen Neigungen zu bewältigen. Ich vermag aber nicht zu erkennen, auf welche Weise sie [die Ehe] dir dazu verhelfen könnte, dein Mental zu kontrollieren und zu zähmen; ein rastloses Mental kann nur von innen her beruhigt werden.
Hinsichtlich deiner Konzentration: wenn du daran gewöhnt bist, dich zwischen den Augenbrauen zu konzentrieren, und es förderlich findest, kannst du im Allgemeinen damit fortfahren, versuche aber von Zeit zu Zeit die Konzentration im Herzzentrum (in der Mitte der Brust) und achte darauf, ob sie bei dir zum Erfolg führt.

Wenn du dich einmal dem Göttlichen zugewendet hast, ist es nicht richtig, irgendeiner Verzweiflung stattzugeben. Wie groß auch immer die Schwierigkeiten und Sorgen sein mögen, dieses Vertrauen musst du bewahren, dass, indem du dich auf das Göttliche verlässt, das Göttliche dich durch alles hindurchführen wird. Nun beantworte ich die Fragen deines Briefes:
1. Wenn du dich entschlossen hast, dem spirituellen Pfad zu folgen, können Ehe und Familie diesen Entschluss nur durchkreuzen. Eine Ehe käme allein dann in Frage, wenn der sexuelle Drang so stark wäre, dass du nicht darauf hoffen kannst, ihn zu überwinden, außer durch eine kontrollierte und vernünftige Befriedigung während einer gewissen Zeit, in der er langsam dem Willen unterworfen werden könnte. Du sagst aber, dass seine Macht über dich nachlässt, weshalb das [eine Ehe] nicht unbedingt notwendig erscheint.
2. Alles aufzugeben und von dort fortzugehen kann nur dann geschehen, wenn eine klare und sichere Entscheidung in dir gereift ist. Es impulsiv zu tun würde bedeuten, dass du, nachdem du hierhergekommen bist, all den Sog der alten Dinge fühlst und ernste Störungen und Kämpfe in der Sadhana heraufbeschwörst. Wenn die anderen Dinge von dir abfallen oder abgetrennt werden, dann kannst du kommen. Sei beharrlich in deinem Streben, bestehe darauf, dass dein Vital Glauben hat und ruhiger wird. Es wird geschehen.

Dein Gefühl ist richtig, dass der Schutz und die Gnade immer gegenwärtig sind und dass alles zum besten geschah. Bei dem Zustand deiner Frau war es das beste, dass sie ihren Körper verließ; sie war in der Lage, das in einer Geistesverfassung zu tun, welche die für sie glücklichsten Voraussetzungen sowohl für die Periode nach dem Tod als auch für eine spätere Fortsetzung ihrer spirituellen Entwicklung geschaffen hat, nach der zu streben sie begonnen hatte. Es ist auch gut, dass du fähig warst, bei diesem Geschehen dein Gleichgewicht und deine freie Haltung zu bewahren.
Und ebenso hast du völlig recht in deinem Entschluss, nicht wieder zu heiraten; das zu tun würde in jedem Fall ernsthafte und wahrscheinlich unüberwindbare Schwierigkeiten auf deinem Yoga-Weg heraufbeschwören; und da es auf diesem Weg notwendig ist, sexuelles Begehren zu überwinden, wäre eine Ehe nicht nur sinnlos, sondern würde in krassem Widerspruch zu deinem spirituellen Leben stehen. Von uns kannst du volle Unterstützung und vollen Schutz für deinen Vorsatz erwarten, und wenn du einen aufrichtigen Willen, eine aufrichtige Entschlossenheit in dieser Sache bewahrst, kannst du sicher sein, dass dich die Göttliche Gnade erreichen wird.

Wenn sie ihre Zustimmung zur Heirat gäbe, wäre es das beste. Alle diese vitalen Störungen entstehen aus einem unterdrückten Sex-Instinkt – unterdrückt, aber nicht zurückgewiesen und überwunden.
Ein mentales Akzeptieren der Sadhana oder Begeisterung dafür ist weder ein hinlänglicher Garant noch ein hinlänglicher Grund, um die Menschen, besonders junge Menschen zu ermutigen, mit der Ausübung der Sadhana zu beginnen. Später erheben sich diese vitalen Instinkte und es gibt nichts, das ausreicht, um sie auszugleichen oder sich dagegen zu behaupten – nur mentale Ideen, die gegen die Instinkte nichts ausrichten können, andererseits aber den natürlichen Weg der Befriedigung, wie er für die Menschen allgemein üblich ist, blockieren. Wenn sie jetzt heiratet und die Erfahrung des menschlich-vitalen Lebens macht, hat später ihr mentales Streben nach der Sadhana Aussicht auf Erfolg.

Unterdrückung als solche wäre auf die Dauer nicht wirksam, weil der Samen dennoch vorhanden wäre, es sei denn, er würde durch eine Umwandlung des Sex-Impulses beseitigt; eine Unterdrückung aber kann diese Umwandlung unterstützen. In Europa erkennen jetzt die Ärzte – die früher zu sagen pflegten, dass Sex nur auf die Gefahr von körperlichen Komplikationen hin verboten werden könne –, dass im Gegenteil ein Teil der Zeugungskraft der Gesundheit, Stärke und Jugend dient (in ojas verwandelt, wie der Yogin sagt), während ein anderer Teil für die Zwecke des Sex vorgesehen ist; wenn ein Mann völlig keusch lebt, wandelt sich dieser letztere Teil mehr und mehr in den ersteren. Aber die rein äußerliche Unterdrückung trägt natürlich nicht zu dieser Wandlung bei, solange das Mental sich den sexuellen Gedanken oder das Vital oder der Körper sich dem unbefriedigten Sex-Begehren oder Sex-Gefühl hingibt. Wenn aber all dies zum Stillstand gebracht wird, ist das Verbot nützlich.
Was den anderen Punkt anbelangt, so ist die richtige Haltung die, sich weder über die Schwäche für den Sex zu grämen und von ihrer Bedeutung beherrscht zu sein, so dass man sich deshalb in ständigem Kampf und ständiger Verzweiflung befindet, noch zu achtlos zu sein, damit sie dadurch nicht zunimmt. Es ist vielleicht von allem das Schwierigste, sich gänzlich davon zu befreien; man hat in aller Ruhe ihre Bedeutung und ihre Schwierigkeiten zu erkennen und sich gelassen und stetig um ihre Kontrolle zu kümmern. Wenn einige unbedeutende Reaktionen zurückbleiben, so braucht man sich darüber nicht zu beunruhigen, sie dürfen nur nicht zunehmen, da sie die Sadhana stören oder zu stark werden könnten für den zügelnden Willen des mentalen und höheren vitalen Wesens.

Zuviel über den Sex nachzudenken, selbst um ihn zu unterdrücken, macht die Sache nur schlimmer. Du musst dich mehr einer positiven Erfahrung öffnen. Die ganze Zeit damit zuzubringen, mit dem niederen Vital zu ringen, ist eine sehr langwierige Methode.

Hinsichtlich des Sex-Impulses: Betrachte ihn nicht als etwas Sündiges und Entsetzliches und zur gleichen Zeit Anziehendes, sondern als Fehler und falsche Bewegung der niederen Natur. Weise ihn gänzlich von dir, nicht indem du mit ihm kämpfst, sondern indem du dich davon zurückziehst, dich davon loslöst und deine Zustimmung verweigerst; betrachte ihn als etwas, das nicht zu dir gehört, sondern dir durch eine Naturkraft außerhalb von dir auferlegt wurde. Weise jedes Zugeständnis an diese Aufbürdung zurück. Wenn etwas in deinem Vital zustimmt, bestehe darauf, dass dieser Teil seine Zustimmung zurückzieht. Rufe die Göttliche Kraft, um dir bei deiner Lossagung und Weigerung zu helfen. Wenn du dies ruhig, entschlossen und geduldig zu tun vermagst, wird am Ende dein innerer Wille gegenüber der Gewohnheit der äußeren Natur die Oberhand behalten.

Die kleinen Neigungen, rajasisch-vital, die du aufzählst, sind von geringer Bedeutung. Sie müssen aufgegeben werden in dem Sinn, dass das Verhaftet-sein mit diesen Dingen aufhören muss; der vitale Teil des Wesens muss darauf vorbereitet werden, ihrem Verschwinden mit Ruhe und Gleichgültigkeit zuzustimmen, sie nur dann anzunehmen, wenn sie frei vom Göttlichen gegeben werden und ohne dass man sie fordert, beansprucht oder sich an sie klammert; im Übrigen ist es keine sehr ernst zu nehmende Sache.
Die einzige ernst zu nehmende Sache ist die Neigung zum Sex. Sie muss überwunden werden. Aber sie wird leichter überwunden werden, wenn du, statt durch ihr Vorhandensein bestürzt zu sein, das innere Wesen davon loslöst, dich darüber erhebst und sie als eine Schwäche der niederen Natur betrachtest. Wenn du dich in völliger Neutralität im inneren Wesen davon loslösen kannst, wird sie dir mehr und mehr als etwas Fremdes, von äußeren Kräften Aufgebürdetes erscheinen. Dann wird es leichter sein, sie zu überwinden.

Die Störung durch den Sex-Impuls muss zwangsläufig dahinschwinden, wenn es dir ernst damit ist, ihn loszuwerden. Das Problem ist, dass ein Teil deiner Natur (besonders das niedere Vital und das Unterbewusste, welches im Schlaf aktiv ist) die Erinnerung an diese Dinge bewahrt und ihnen verhaftet bleibt und du diese Teile nicht öffnest, damit sie zu ihrer Läuterung das Licht und die Kraft der Mutter annehmen. Wenn du das tun würdest und – statt zu lamentieren, beunruhigt zu sein und sich an die Vorstellung zu klammern, diese Dinge nicht loswerden zu können – ruhig, mit stillem Glauben und geduldiger Entschlossenheit auf ihrem Verschwinden beharren würdest, indem du dich von ihnen loslöst und dich weigerst, sie zu akzeptieren oder überhaupt als einen Teil von dir zu betrachten, würden sie nach einer Weile ihre Kraft verlieren und dahinschwinden.

Die Schwierigkeit, dich Von der Ursprünglichkeit deiner Natur zu befreien, wird anhalten, solange du versuchst, deinen vitalen Teil nur oder hauptsächlich durch die Kraft deines Mentals und mentalen Willens zu wandeln, und höchstens eine unbestimmte und unpersönliche göttliche Macht zu Hilfe rufst. Es ist eine alte Schwierigkeit, die niemals auf radikale Weise im Leben selbst gelöst wurde, weil man ihr nie in der richtigen Weise begegnet ist. In vielen Yoga-Methoden spielt es keine große Rolle, weil das Ziel nicht in einem umgewandelten Leben, sondern in einer Abkehr vom Leben besteht. Wenn dies das Ziel einer Bemühung ist, mag es genügen, das Vital durch einen mentalen und moralischen Zwang niederzuhalten, oder es kann beruhigt werden und in einer Art von Schlaf und Bewegungslosigkeit verharren. Es gibt sogar einige Menschen, die ihm erlauben, sich auszutoben und zu erschöpfen, wenn es kann, während sein Besitzer vorgibt, davon unberührt und unbetroffen zu sein; denn es ist nur die alte Natur, die durch den früheren Antrieb weiterläuft und mit dem Körper abfallen wird. Wenn keines dieser Ergebnisse erreicht werden kann, führt der Sadhak manchmal ein doppeltes inneres Leben, geteilt zwischen seinen spirituellen Erfahrungen und seinen vitalen Schwächen, mit dem Ergebnis, soviel wie möglich aus seinem besseren Teil und sowenig wie möglich aus dem äußeren Wesen zu machen. Keine dieser Methoden genügt jedoch für unseren Zweck. Wenn du die wahre Beherrschung und Umwandlung der vitalen Bewegungen willst, kann es nur unter der Bedingung geschehen, dass du deinem seelischen Wesen, der Seele in dir erlaubst, voll zu erwachen, ihre Herrschaft zu errichten und alle Wesensteile der dauernden Berührung durch die Göttliche sakti zu öffnen und ihnen den ihr [ der Seele] eigenen Weg der reinen Hingabe aufzuerlegen, sowie auf das Mental, das Herz und die vitale Natur mit rückhaltlosem Streben und vollständigem, unnachgiebigem Verlangen nach allem, was göttlich ist, einzuwirken. Es gibt keinen anderen Weg, und es ist sinnlos, nach einem bequemeren Pfad Ausschau zu halten. Nanyah pantha vidyate yanaya. [Es gibt keinen anderen Pfad für den großen Übergang.]

Es ist der Grund, warum die Schwierigkeit mit dem vitalen Sex am schwersten zu überwinden ist – selbst jene, die aufrichtig die mehr physische Form aufgegeben haben, unterliegen noch der vitalen Form des Impulses. Dies ist aber schädlich, weil es eine feine Infiltration von Kräften erlaubt, die der Sadhana im Wege stehen. Man muss sich von ihnen befreien, wenn das Vital ganz rein und fähig werden soll, die göttliche Liebe und den Ananda aufzunehmen.

Im Vital-Physischen hält die „Reaktion“ [auf Sex-Impulse] noch lange an, nachdem sich das Mental und höhere Vital davon abgewandt haben. Ich habe das bei Menschen bemerkt, die mental und emotional völlig aufrichtig waren. Einige können sich leicht davon befreien, doch ist es nur eine Minorität. Man sollte sich aber nicht nach dem Gesichtspunkt „was schadet es“ rechtfertigen – das ist ein Versuch des niederen Vitals, das Mental und höhere Vital auf seine Seite zu ziehen. Schaden kann immer entstehen, solange die Sex-Reaktion nicht in beiden [in Mental und höherem Vital] ausgemerzt ist – nicht nur in dir.

Der sexuelle Drang ist etwas, das versucht, dich zu ergreifen, und keinerlei Spielraum für Verbot oder Kontrolle zulässt. Er hat die Möglichkeit einer zeitweiligen Bemächtigung, wie sie keine andere Leidenschaft oder kein anderer Lebensimpuls in gleichem Ausmaß hat, stärker sogar als Ärger, der gleich danach kommt. Das ist der Grund, warum es so schwierig ist, sich davon zu befreien – weil, selbst wenn das Mental und höhere Vital ihn zurückweist, das vitale Physische diese besitzgierige Kraft fühlt und eine tief eingewurzelte Neigung hat, ihrem Drängen gegenüber passiv zu sein.

Die Schwierigkeit mit dem Sex ist nur ernst zu nehmen, solange sie die Zustimmung des Mentals und vitalen Willens erhalten kann. Wenn sie aus dem Mental vertrieben wird, das heißt, wenn das Mental seine Zustimmung verweigert, aber der vitale Teil darauf reagiert, kommt sie als eine große Woge vitalen Begehrens und versucht, das Mental gewaltsam mit sich fortzureißen. Wenn sie auch aus dem höheren Vital vertrieben wird, aus dem Herzen und der dynamischen, besitzgierigen Lebenskraft, sucht sie Zuflucht im niederen Vital und erscheint dort in Form von unbedeutenden Einflüssen und Trieben. Wenn sie von der niederen vitalen Ebene vertrieben wird, geht sie hinab in das dunkle, schwerfällig sich wiederholende Physische und tritt im Sex-Zentrum in Form von Erregung auf und auch als mechanische Reaktion auf Einflüsse. Auch von dort vertrieben, geht sie hinab in das Unterbewusste und steigt in Träumen auf und in Form von nächtlichen Emissionen, die auch ohne Traum stattfinden können. Aber wohin auch immer sie sich zurückzieht, versucht sie, von der betreffenden Grundlage oder dem Zufluchtsort aus noch eine Zeitlang Störung zu verursachen und die Zustimmung der höheren Teile wiederzugewinnen – bis schließlich der Sieg vollständig ist und sie sogar aus dem uns umhüllenden oder umgebenden Bewusstsein vertrieben wird, welches unsere eigene Ausdehnung in die allgemeine oder universale Natur darstellt.

Ist es so, dass der Körper die sexuellen Gedanken und Begierden nicht akzeptiert? Wenn das der Fall ist, kannst du sie als etwas Äußeres zurückweisen oder als etwas, das höchstens im Unterbewusstsein existiert. Denn nur dieses Etwas in uns, das akzeptiert, unterstützt, sich an etwas erfreut oder auf etwas mechanisch reagiert, kann als Teil von uns bezeichnet werden. Wenn es nichts dergleichen gibt, gehört es zur allgemeinen Natur, aber nicht zu uns. Natürlich kehrt es zurück und versucht, sein verlorenes Territorium wieder in Besitz zu nehmen, aber es ist eine fremde Invasion. Grundsätzlich gilt für diese Dinge, dass sie aus dem individuellen Bewusstsein hinausgedrängt werden müssen. Wenn sie vom Mental und höheren Vital zurückgewiesen wurden, versuchen sie, sich noch an das niedere Vital und Physische zu klammem. Wenn sie vom niederen Vital zurückgewiesen wurden, üben sie ihre Macht noch durch ein physisches Begehren auf den Körper aus. Vom Körper zurückgewiesen, ziehen sie sich in das uns umgebende Bewusstsein zurück (auch manchmal in das Unterbewusste, von wo sie in Träumen aufsteigen) und versuchen, von dorther einzudringen. (Ich meine mit dem uns umgebenden Bewusstsein eine Art uns umgebende Atmosphäre, die wir mit uns herumtragen und durch die wir mit den universalen Kräften in Verbindung stehen.) Von dort zurückgewiesen, werden sie am Ende zu schwach, um mehr als nur äußerliche Suggestionen zu sein, bis auch das endet und sie erledigt und nicht mehr existent sind.

Der Sex-Impuls ist die hauptsächliche Schwierigkeit auf deinem Weg. Wenn er weiterbesteht, so deshalb, weil ein Teil deines Wesens sich noch daran klammert und dein Mental und Wille unentschlossen sind und eine Art halbe Rechtfertigung für sein Fortbestehen gefunden haben. Als erstes haben das Mental und auch das höhere Vital ihre Zustimmung völlig zurückzuziehen; wenn das geschehen ist, findet nur noch eine mechanische Rückkehr von außen zum Physischen statt, und schließlich ist es nur noch eine lebendige Erinnerung, die verschwinden wird, wenn kein Teil der Natur sie mehr willkommen heißt.

Nur wenn das ganze Bewusstsein erwacht und sich seiner verborgenen Bewegungen bewusst ist, können solche Sex-Reaktionen vermieden werden. Sie bedeuten nicht, dass du schlechter bist als andere, sondern dass in allen Menschen das sexuelle Element besteht, aktiv oder passiv, befriedigt oder unterdrückt. Es kann nur durch ein spirituelles Erwachen in allen Teilen der [menschlichen] Natur überwunden werden.

Der Sex-Impuls ist tief im Unterbewussten verwurzelt, und es ist schwierig, sich davon zu befreien. Allein durch die volle Umwandlung des physischen Bewusstseins kann es geschehen – einige wenige ausgenommen, die damit nicht sehr stark belastet sind.

Es ist natürlich das Physische, das sofort in der allerstofflichsten Weise auf Sex-Suggestionen reagiert. Was du tust, ist richtig. Da du es im Wachzustand kontrollierst, tritt es nachts hervor. Auch davon musst du dich befreien.

Beharre auf der Konzentration im Herzen und bleibe angesichts der Hindernisse unbewegt. Die Suggestionen dürfen niemals angenommen werden – denn ihre Annahme gibt ihnen das Recht zurückzukehren oder weiterzubestehen. Wenn keine sexuelle Reaktion im Mental oder Vital stattfindet, die Erregung im organischen [Sex-] Zentrum isoliert ist und keine Unterstützung im Wesen findet, kann sie gesondert überwunden werden. Daher darf es keine mentale Zustimmung oder vitale Erwiderung geben – das ist der erste erforderliche Schritt.

Sex ist eng mit dem physischen Zentrum verbunden, aber auch mit dem niederen Vital – der größte Teil seiner Intensität und Erregung stammt vom niederen Vital. Er kann vom niederen Vital getrennt werden, und wird dann eine rein physische, mechanische Bewegung ohne große Kraft. Wenn auch das physische Zentrum befreit ist, hört der Sex-Impuls auf zu bestehen.

Natürlich, es ist das Vital, welches dem Spiel des Sex seine Intensität und Macht gibt, das Bewusstsein in Beschlag zu nehmen.

Es ist das physische Zentrum – Sex ist nur eine seiner Bewegungen. Natürlich, wenn der Sex aktiv ist, statt der Schönheit und dem Ananda Platz zu machen, und wenn die niederen Bewegungen aktiv sind, bildet das ein Hindernis für die Errichtung des höheren Bewusstseins. Doch kann das höhere Bewusstsein trotzdem herabkommen, sogar bevor die niederen Bewegungen endgültig verschwunden sind, wenn das Wesen überhaupt offen ist – es muss dann die Arbeit des Ersetzens vollenden.

Durch pranayama und andere physische Praktiken, wie asanas, wird sexuelles Begehren nicht unbedingt ausgerottet – manchmal können sie sogar, da sie die vitale Kraft im Körper ungeheuer mehren, auf ziemlich bestürzende Weise auch die Kraft der sexuellen Neigungen steigern, die, an der Basis des physischen Lebens gelegen, immer schwer zu überwinden ist. Das einzige, was man tun kann, ist, sich von diesen Bewegungen zu lösen, sein inneres Selbst zu finden und darin zu leben; dann ist es für immer vorbei, dass diese Bewegungen als Teile des eigenen Wesens erscheinen, sie sind vielmehr etwas, das die äußere prakrti dem inneren Selbst oder purusa auferlegt. Sie können dann leichter abgelegt werden und sich in Nichts auflösen.

Dem Körper Schmerz zuzufügen ist kein Mittel gegen den Sex-Impuls, obwohl es eine zeitweilige Ablenkung darstellen kann. Es ist das Vital und meist das Vital-Physische, welches die sinnliche Wahrnehmung als Vergnügen oder als etwas anderes empfindet.
Die Nahrung zu verringern hat meist keine anhaltende Wirkung. Es mag die Empfindung von physischer oder vital-physischer Reinheit erhöhen, das Körpersystem leicht machen und gewisse Arten von tamas verringern. Der Sex-Impuls kann sich jedoch durchaus an eine verringerte Nahrungsmenge anpassen. Nicht durch physische Mittel, sondern durch eine Wandlung im Bewusstsein können diese Dinge überwunden werden.

Es scheint das beste zu sein, die Bewegung des Aufsteigens sich vollenden zu lassen; wenn du dort die Weite, den Frieden, die Ruhe, die Stille des Selbstes zu fühlen vermagst und all das durch die Zentren in den Körper herabkommen kann und in diesem Zustand des physischen Wesens das Wirken der [Yoga-] Kraft stattfindet, dann kannst du der vital-physischen Schwierigkeit begegnen. Die Bemühung, das durch persönliche tapasya zu erreichen, kann dich bis zu einem bestimmten Punkt führen und Sex usw. kann dadurch eliminiert werden, bei den meisten aber wird hierdurch nicht die Rückkehr [ dieser Kräfte] durch eine Attacke verhindert – es sei denn die Stärke der tapasya wäre so groß und anhaltend, dass diese Kräfte keine Chance mehr hätten. Meiner Meinung nach können diese Dinge jedoch nur dann ausgemerzt werden, wenn das höhere Bewusstsein herabkommt – indem es seine selbst-bestehende Ruhe und Weite mit sich bringt und die höhere Kraft und der Ananda alles bis hin zu den Zellen des Körpers ergreifen. Diese drei Dinge zusammen würden zweifellos im Körper keinen Spielraum für den Sex lassen – auch wenn der Sex-Impuls aufkäme, würde er sofort auf eine Weise gewandelt werden, dass er nicht länger Sex wäre.

Wenn Frieden und Schweigen durch und durch gefestigt sind, dann entsteht Reinheit, und durch die Reinheit werden die sexuellen Suggestionen hinausgestoßen.

Es gibt eine Kraft der Reinheit – nicht die Reinheit der Moralisten, sondern eine essentielle Reinheit des Spirits – in der wahren Substanz des Wesens. Wenn sie sich einstellt, können sich die Sex-Wellen entweder nicht nähern oder sie verebben ohne einen Impuls auszulösen, ohne irgendwo eine Verbindung herzustellen.

Du musst unbedingt die perverse Gewohnheit ablegen, die eine der hauptsächlichen Ursachen deiner Verzagtheit, vitalen Schwäche usw. ist. Es gibt nichts, das eine größere Kraft hätte, das [Körper-]System zu stören und zu schwächen. Wenn du nicht nur im Mental, sondern auch im Vital den Entschluss gefasst hättest, sie aufzugeben, hätte sie längst aufgehört zu bestehen.

Es gibt den einen Weg, durch den es dir möglich wird, dich von der perversen Gewohnheit zu befreien: eine starke mentale Kontrolle, wodurch du dich der falschen Bewegung entledigst. Es ist nicht wahr, dass sie unbesiegbar ist; im Gegenteil, die Tatsache, dass du fähig warst, sie für einige Zeit zu unterbrechen, beweist, dass du ihrer Herr werden kannst. Sie kehrt deshalb zurück, weil diese Dinge eine Bewegung gewisser universaler Lebenskräfte darstellen, die, wenn ihnen einmal erlaubt wurde, eine falsche Reaktion im [Körper-]System zur Gewohnheit werden zu lassen, die Neigung haben, in dieser Form fortzudauern, und die, selbst wenn sie vertrieben wurden, stets versuchen zurückzukehren. Dein Mental hat sie abgewiesen, aber etwas in deiner vitalen Natur – jener Teil, der direkt auf die universalen Lebenskräfte anspricht – ergötzt sich noch daran und hat das Vermögen der falschen Reaktion sowie das Verlangen danach bewahrt. Eine entschlossene und beharrliche Bemühung des Willens kann am Ende die Zurückweisung des Begehrens erzwingen und schließlich sogar die Zurückweisung jeder gewohnten mechanischen Einwirkung auf diesen Teil der [menschlichen] Natur. Du darfst dich durch Rückschläge nur nicht entmutigen lassen; dein Wille muss standhafter sein als die Gewohnheit und ausharren, bis eine volle Überwindung stattgefunden hat.

Erforderlich ist die volle innere Zurückweisung der Sex-Impulse und vitalen Impulse, eine Zurückweisung durch das ganze niedere Vital als solches – die äußere Zurückweisung kann nur dann wirksam sein, wenn sie durch diese innere Zurückweisung unterstützt wird. Im Allgemeinen versuchen die Menschen mit der äußeren Zurückweisung, weil sonst (wenn man diesen Dingen nachgibt) die innere Zurückweisung aller Voraussicht nach nicht möglich ist, da die vitale Neigung immer durch die äußere Tat bestätigt wird – wenn aber das äußere Begehren zurückgewiesen wird, ist der Konflikt auf das innere Begehren beschränkt und wird dort ausgefochten. Eine äußere Enthaltung allein befreit natürlich nicht.

Natürlich muss man fähig sein, mit Frauen in Verbindung zu treten, ohne dabei sexuelle Gefühle zu haben oder an Sex zu denken; doch den Kontakt zu suchen, um sich zu prüfen, ist nicht der richtige Weg; das kann allzu leicht in das Gegenteil umschlagen, wenn die Meisterung keine vollständige ist. Die Empfindung und Überwindung müssen ein innerer Vorgang sein – die tantrische äußere Methode ist nicht ratsam.

All das geschieht, weil das Vital in der Annäherung sexbewusst ist und sofort die „Man-und-Frau“-Haltung einnimmt. Um davon frei zu werden, muss man fähig sein, eine Frau einfach als menschliches Wesen zu betrachten und zu empfinden. Das ist schwierig und bedarf einer gewissen Übung; denn das Mental mag fähig sein, diese Haltung einzunehmen, das Vital aber ist unzuverlässig, und man muss auf der Hut sein, dass es nicht plötzlich oder verstohlen sich seiner Vorliebe für sexuellen Austausch erinnert.

Es wäre besser, du würdest dich von dem Einfluss befreien. Es wäre falsch, wenn man eine Frau oder das Bild einer Frau nicht ansehen könnte, ohne sexuelle Gefühle zu haben – davon musst du dich befreien.

Wenn man alle schönen Dinge, nicht nur die Frauen, ohne Verlangen bewundern würde, wäre alles in Ordnung. Aber besonders im Hinblick auf die Frauen, ist es [das Verlangen] ein Überbleibsel des „Sex-Appeals“.

Stärke und Reinheit im niederen Vital und Weite im Herzen stellen die beste Voraussetzung dar, um anderen zu begegnen, besonders den Frauen – wenn das immer gegenwärtig wäre, hätte der Sex kaum eine Chance.

Wenn die tatsächliche Befriedigung des Vitals [am Sex] aufgegeben wird (äußerer Austausch, Berührung oder Kontakt), beschäftigt sich die Phantasie noch weiterhin damit. Wenn aber auch dies überwunden werden kann, hat man die ganze Sache überwunden. Eine äußere Befriedigung hingegen hält die Tätigkeit am Leben. Das ist die raison d‘etre, der Grund dafür, dass man sich äußerlich meidet. Wenn man sich von all dem befreien kann, ohne sich zu meiden, umso besser.

Man hat darauf zu achten, dass eine sexuelle oder erotische Vorstellung nicht vom Bewusstsein Besitz ergreift und sich als spirituelle Wahrheit ausgibt.

Wenn man den Kontakt aufgibt, kann er [der Sex-Impuls] auf zwei Formen reduziert werden – den Traum und die Phantasie. Der Traum ist nicht von großer Wichtigkeit, es sei denn er beeinflusst das Wachmental, was durchaus nicht der Fall zu sein braucht; im Übrigen kann er verhindert werden, und wenn man ihm keine Beachtung schenkt, verblasst er am Ende. Von den Phantasien kann man sich nur durch eine tapasya des Willens befreien, indem man ihnen nicht freien Lauf lässt, sondern sie unterbindet, sobald sie auftreten. Sie kommen am leichtesten auf, wenn man nach dem Erwachen im tamasischen Zustand im Bett liegen bleibt. Man muss sie abbrechen, entweder indem man tamas abschüttelt oder das Mental leer werden lässt und sich wieder dem Schlaf zuwendet. Ansonsten sollte man fähig sein, sie abzustoppen, indem man die Gedanken auf etwas anderes richtet.

Der gefährlichste Antrieb für sexuelle Dinge entsteht dann, wenn man unmittelbar nach dem Erwachen im Bett liegen bleibt; man sollte entweder versuchen wieder einzuschlafen, wenn man dazu Zeit hat, oder die Gedanken auf heilsame Dinge richten.

Es gibt für die sexuelle Phantasie keinen gefährlicheren Zustand, als halbwach im Bett zu liegen oder sonst irgendwie entspannt und träge ohne irgendeine Arbeit oder Erfahrung zu sein.

Untätigkeit ist eine Atmosphäre, in der sich leicht der Sex-Impuls einstellt.

Die [sexuelle] Phantasie [spielen zu lassen], bedeutet eine Zustimmung des physischen oder vitalen Mentals. Ansonsten werden sexuelle Empfindungen oft nur durch physische Ursachen ausgelöst, und wenn sie durch diese automatische Zustimmung von einem Teil des Mentals nicht unterstützt werden, würde sich über kurz oder lang ihre Gewohnheit der Wiederkehr verringern.

Du hast keinen Grund, deprimiert oder entmutigt zu sein. Die Mängel der Natur, von denen du sprichst, sind Gewohnheiten des niederen Vitals und des äußeren Wesens; wenn du sie voll und freimütig erkennst, aufdeckst und zurückweist, wann immer sie auf dich einwirken oder einzuwirken versuchen, werden sie mit der Zeit verschwinden. Die sexuellen Begierden weisen darauf hin, dass das Unterbewusste die alten Eindrücke, Bewegungen und Impulse noch bewahrt; mache die bewussten Teile des Wesens gänzlich frei davon, strebe danach und setze deinen Willen ein, dass das höhere Bewusstsein voll in das Unterbewusste kommt, so dass sogar im Schlaf und Traum etwas in dir bewusst und auf der Hut ist und diese Dinge abweist, wenn sie während dieser Zeit Form anzunehmen versuchen.

Natürlich, wenn du über diese Dinge [die den Sex betreffen] etwas liest, treten sie in das Mental ein und wandern von dort in das Unterbewusste, wo sie ihren Eindruck hinterlassen. Wenn das Bewusstsein vom sexuellen Impuls nicht frei ist, kann dieser Eindruck aus dem Unterbewussten aufsteigen und im Mental wirken.

Ich habe dir bereits gesagt, dass du dich nicht über diese Träume und Vorfälle im Schlaf aufregen sollst. Sie kommen von außerhalb, und etwas im Unterbewusstsein, wo auf lange Zeit hin all das bewahrt wird, was das bewusste Wesen zurückweist, reagiert darauf. Erst in den späteren Stadien des Yoga kann dieser unterbewusste Teil bewusst gemacht und befreit werden. Es ist das Wachbewusstsein, das du von sexuellen Vorgängen und sexuellen Suggestionen freihalten musst. Wenn du das tust, kann später der unterbewusste Teil leicht befreit werden.

Nachtträume über Sex sind ein unfreiwilliges Aufwallen sexueller Eindrücke aus dem Unterbewussten; die meisten Menschen, selbst wenn sie sich nicht dem sexuellen Akt hingeben, haben sie von Zeit zu Zeit, und zwar in Abständen von einer Woche, zwei Wochen, einem Monat bis zu drei oder vier Monaten. Sie öfter zu haben weist entweder auf ein Schwelgen in sexuellen Vorstellungen hin, wodurch das Sex-Zentrum angeregt wird, oder aber auf eine nervöse Schwäche in diesem Teil, verursacht durch die Befriedigung in der Vergangenheit. Einige fanden es hilfreich, dem Körper nachts vor dem Einschlafen den Willen aufzuerlegen, dass diese Träume nicht stattfinden sollen; wenn es anfangs auch keinen Erfolg haben mag, so wird in den meisten Fällen nach einer gewissen Zeit eine hemmende Kraft auf das Unterbewusstsein einwirken, von dem diese Träume aufsteigen. Wenn Kinder sich dem hingeben, so ist das nicht etwas Ererbtes, sondern eine Sache, die sie in schlechter Gesellschaft lernen, und diese Kinder werden dadurch manchmal schon in sehr jungen Jahren verdorben.

Es ist ein Fehler, wegen der Emissionen soviel Wesens zu machen – jeder hat sie. Das Unterbewusste hat seine eigene Bewegung, und der Mangel an Kontrolle dort ist eine Sache, von der man sich nur dann befreien kann, wenn das volle Licht nach dort gelangt ist. Dieses spezielle Element bekämpft man am besten dadurch, indem man dem Unterbewussten (dem Sex-Zentrum oder Sex-Organ selbst) einen Willen auferlegt, so dass sogar im Unterbewusstsein während des Schlafes etwas dagegen reagiert. Viele konnten auf diese Weise Rückfälle verringern und sich beinahe davon befreien, andere hingegen waren weniger erfolgreich. In einem Fall fand alle vierzehn Tage ein Rückfall statt, und das hielt trotz des eingesetzten Willens an. Wegen der Schwierigkeit im Wachsein solltest du nicht soviel Gedanken verschwenden. Treibe die positive Seite der Sadhana voran, der Verwirklichung entgegen – diese Dinge werden verblassen und verschwinden, wenn das höhere Bewusstsein in das Sex-Zentrum gelangt ist. Unterdessen hat man vor allem eine Kontrolle darüber auszuüben und sich möglichst weitgehend davon zu befreien.

Es besteht kein Grund, in diesem Ausmaß niedergeschlagen zu sein oder derartige Vorstellungen von einem Fehlschlag im Yoga zu hegen. Es ist keinesfalls ein Zeichen deiner Untauglichkeit für den Yoga. Es bedeutet einfach, dass der sexuelle Impuls, der durch die bewussten Teile zurückgewiesen wurde, im Unterbewusstsein Zuflucht gesucht hat, vermutlich irgendwo im niederen Vital-Physischen und im durch und durch physischen Bewusstsein, wo einige Bereiche für das Streben und Licht noch nicht offen sind. Das Fortbestehen von Dingen im Schlaf, die im Wachbewusstsein abgewiesen wurden, ist ein ziemlich allgemeines Vorkommnis im Verlauf der Sadhana.
Die Lösung ist die folgende:
1. zu erreichen, dass das höhere Bewusstsein, sein Licht und das Wirken seiner Macht in die dunkleren Teile der Natur herabkommen;
2. im Schlaf immer bewusster zu werden, mit einem inneren Bewusstsein, das sich des Wirkens der Sadhana sowohl im Schlaf als auch im Wachsein bewusst ist;
3. den wachen Willen und das Streben des Wachzustandes auch im Schlaf auf den Körper einwirken zu lassen.
Eine der Methoden für letzteres besteht darin, den Körper vor dem Einschlafen stark und bewusst zu beeinflussen, dass die Sache nicht geschehen soll; je konkreter und physischer und je direkter auf das Sex-Zentrum die Suggestion ausgeübt werden kann, desto besser. Die Wirkung mag zunächst keine sofortige oder gleichbleibende sein; meist aber, wenn du weißt, wie sie auszuüben ist, obsiegt am Ende diese Art der Suggestion; auch wenn sie den Traum nicht verhindert, erweckt sie das innere Bewusstsein doch sehr oft so rechtzeitig, dass unliebsame Konsequenzen vermieden werden.
Es ist ein Fehler zuzulassen, in der Sadhana deprimiert zu sein, selbst bei wiederholten Fehlschlägen. Man muss ruhig, ausdauernd und hartnäckiger als der Widerstand sein.

Wenn das Wachbewusstsein die Befriedigung der sexuellen Begierden und Impulse zurückgewiesen hat, nehmen sie ihre Zuflucht zu Eindrücken, Erinnerungen und unterdrückten Begierden im Unterbewusstsein und steigen im Schlaf als Träume und unfreiwillige Schlafemissionen auf. Wenn das Wachbewusstsein selbst nicht geläutert ist – das heißt, wenn, obwohl keine physische Befriedigung stattfindet, dennoch Sex-Vorstellungen im Mental oder Begierden im Vital oder Körper aufkommen –, können diese Träume und Emissionen häufig sein. Selbst wenn das Wachbewusstsein geläutert ist, kann dieses Auftauchen aus dem Unterbewusstsein noch eine Zeitlang anhalten; doch wird es sich allmählich abschwächen. Einige Menschen sind fähig, sich davon zu befreien, indem sie vor dem Einschlafen einen starken unterbindenden Willen oder eine Kraft auf das Unterbewusste oder das Sex-Zentrum einsetzen – das hat aber nicht bei jedem Erfolg. Die Hauptsache ist, das Wachbewusstsein von der wachsenden Kraft des brahmacarya durchdringen zu lassen und alle Gedanken und Worte über sexuelle Dinge sowie das physische Verlangen oder den physischen Impuls vollständig zurückzuweisen – die unterbewussten Rückstände werden später, wenn man fähig ist, das höhere Bewusstsein nach dort herabzubringen, entweder absterben oder ausgeräumt werden.

Um die Emissionen im Traum zu verringern oder zum Stillstand zu bringen, ist es notwendig, zuerst den Zustand des vollen brahmacarya zu erreichen, kayamanovakyena [im Körper, Mental und in der Rede] – die Sexualität nicht nur aus den physischen Tätigkeiten zu verbannen, sondern auch das Vital- und Körperbewusstsein von sexuellen Impulsen und das Mental und die Rede von sexuellen Gedanken und Vorstellungen zu befreien. Die Träume erheben sich aus dem Unterbewussten, wo alle Eindrücke und Instinkte gespeichert werden und jedes dieser Dinge das Unterbewusste anregt und seinen Vorrat mehrt, was in die Träume aufsteigen kann. Wenn man das Wachbewusstsein gänzlich geläutert hat, indem man einen Willen oder eine Kraft auf das Unterbewusste einsetzt (besonders bevor man einschläft), kann man nach einiger Zeit die Sex-Träume und Emissionen eliminieren.

Abgesehen von der völligen Zurückweisung der sexuellen Gedanken, Vorstellungen und des sexuellen Vollzugs, die dahin führt, dass sie auch im Unterbewussten wirkt, weiß ich kein Heilmittel gegen Sex-Träume, es sei denn das Einsetzen einer möglichst konkreten Kraft auf das sexuelle Zentrum und Organ, um diesen Drang und seine Folgen zu unterbinden; das hat beim Einschlafen zu geschehen und ist jedes Mal zu erneuern, wenn man aufwacht und wieder in Schlaf fällt. Aber all das [was du erwähnst], hat keinen Wert, denn es setzt einen mentalen Willen statt einer konkreten Kraft ein (der mentale Wille kann wirksam sein, ist es aber nicht immer). Außerdem wirkt diese Methode nur zeitlich bedingt, sie unterbindet, stellt aber, außer in seltenen Fällen, kein anhaltendes Heilmittel dar; sie befreit nicht von den sexuellen Eindrücken im Unterbewusstsein, was natürlich bedeutet, dass man, wenn auch im negativen Sinn, trotzdem an die ganze Sex-Affaire denkt.
Ich habe sagen hören, dass sogar sehr fortgeschrittene Yogis wenigstens einmal innerhalb von sechs Monaten Sex-Träume hätten – ich weiß nicht, inwieweit es stimmt oder was die Yogis selbst dazu sagen. Doch kann man sich von den sexuellen Prägungen im Herzen lange vor Lebensende befreien, und es ist durchaus nicht unmöglich, selbst den Keimzustand im Unterbewussten, der in die Träume aufsteigt und überaus zäh ist, zu beseitigen.
In keinem Fall sind Träume etwas, worüber man sich so große Sorgen zu machen braucht, außer sie sind häufig – es ist der Wachzustand, der rigoros geläutert werden muss. Hat man das getan, dehnt sich manchmal die Gewohnheit der Zurückweisung in das Unterbewusste aus, so dass, wenn der Traum kommen will, eine automatische Unterbindung einsetzt, die ihm ein Ende bereitet. Unter einer derartigen Kontrolle würde der sexuelle Druck meiner Meinung nach wenn auch nicht aufhören, so doch in seinem Keimzustand für immer zur Ruhe gebracht werden und wäre praktisch non est [nicht existent].

Das erste Erfordernis bei solchen Dingen ist, absolut ruhig zu sein und die Erregung, die durch diese Schwierigkeiten entsteht, zurückzuweisen. Wenn sie sich einstellen, muss man den Standpunkt einnehmen, dass es deshalb geschieht, damit sie verarbeitet werden. Wenn im Wachbewusstsein nichts die Sex-Schwierigkeiten stützt, kann es sich bei diesen Tag-Träumen und den Absonderungen ohne Traum nur um ein Aufsteigen von alten, ruhenden Eindrücken aus dem Unterbewusstsein handeln. Solch ein Aufsteigen findet häufig dann statt, wenn die [Yoga-] Kraft im Unterbewusstsein zu dessen Läuterung wirkt. Auf keinen Fall aber darf man sich beunruhigen lassen, sondern muss eine Kraft oder einen Willen auf das Sex-Zentrum oder Sex-Organ einsetzen, damit diese Dinge aufhören. Das kann unmittelbar vor dem Einschlafen geschehen. Es führt nach einiger Zeit bei regelmäßiger Übung meist zum Erfolg. Es muss durch einen ruhigen allgemeinen Druck des Willens oder der Kraft auf das physische Unterbewusste geschehen. Das Unterbewusste in seiner andauernden Beharrlichkeit kann sich lange widersetzen, es kann sich aber mehr oder weniger rasch dem Willen des bewussten Wesens anpassen und tut es auch.

Die meisten deiner Träume fanden auf der vital-physischen Ebene statt. Wenn dort irgendein physischer Kontakt von sexueller oder anderer Art besteht, wirkt das stark auf das Sex-Zentrum oder ein Sinnesorgan ein – es kann, selbst ohne irgendein Lustgefühl auszulösen, eine Emission durch ein mechanisches, blindes und unterbewusstes Wirken von rein physischer (nicht einmal vital-physischer) Natur verursachen. Es wird erst dann unmöglich, wenn das Sex-Zentrum [durch die Yoga-Kraft] erstarkt ist.

Wenn eine sexuelle Emission etwas Normales wäre, wie wäre es dann möglich, dass sie das Körper-System so sehr deprimiert und schwächt? Die Menschen klagen immer über diese Entkräftung, und wenn es häufig geschieht, haben sie ernsthafte Depressionen und werden tamasisch. Das muss natürlich nicht so sein, denn wenn man sich dagegen wehrt, kann die Depression oder Schwäche verhindert werden – doch leiden die meisten darunter. Dass es geschieht, ist in dem Sinn etwas Normales, als man die sexuelle Aktivität aufgegeben hat, ohne von sexuellen Vorstellungen und Impulsen befreit zu sein; aber auch später, wenn man nicht mehr vom Sex behelligt wird, kann sie [die Emission] noch eine Zeitlang fortdauern, da die Eindrücke im Unterbewusstsein noch nicht ausgemerzt sind. Zuweilen befreit sie von einem Sekretionsüberschuss, doch scheint die resultierende Schwäche eher einen Verlust der notwendigen Lebenskraft anzuzeigen. Der richtige Weg, mit dem Überschuss fertig zu werden, besteht darin, ihn in reine Energie zu wandeln, retas in ojas.

Es ist offensichtlich eine Attacke auf dein Nervensystem über das Unterbewusste. Sie kommt deshalb im Schlaf, weil du im Wachbewusstsein mehr auf der Hut bist und dich gegen Attacken wehren kannst. Meist findet diese Art von Traum und die Absonderung dann statt, wenn sich das physische Bewusstsein infolge von Ermüdung, Anstrengung oder irgendeiner anderen Ursache in einem tamasischen Zustand befindet, in einem schweren Schlaf, oder wenn es unter dem Druck von Trägheit leidet.
Das erste, was du zu tun hast, ist, die Nachwirkungen abzuweisen, wie du es diesmal getan hast – denn du sagst, dass du nicht die Empfindung irgendeiner Schwäche hättest, sondern eher die, als ob sich nichts ereignet hätte. Es ist durchaus nicht unvermeidlich, dass man nach einem Traum wie diesem Schwäche empfindet und dass eine Absonderung stattfindet; nur aufgrund der gewohnten Assoziation im physischen Mental können diese Kräfte Reaktionen von nervöser Schwäche mit sich bringen.
Die Absonderung kannst du nur dadurch verhindern, dass du im Schlaf bewusster wirst. Du warst dir all dessen, was geschah, bewusst, aber du musst außerdem die Kraft eines bewussten Willens entwickeln, der erkennt, was sich ereignen wird und der eingreift, um es zu verhindern, entweder indem er dich rechtzeitig weckt oder den Traum abbricht oder die Absonderung verhindert. All das ist durchaus möglich, es ist eine Frage der Gewohnheit, eine Frage von etwas Beharrlichkeit.
Vor dem Einschlafen einen Willen oder eine Kraft auf das Körperbewusstsein wirken zu lassen, dass es nicht geschieht, wird ebenfalls oft als sehr wirksam empfunden – es sollte besonders dann geschehen, wenn du den auslösenden Zustand der Schwere und Trägheit spürst. Dieser Wille ist nicht immer gleich erfolgreich, aber nach einer Zeit gewöhnt sich das Unterbewusstsein daran, auf den Willen oder die Kraft, die ihm auferlegt wurde, zu reagieren, und die Unannehmlichkeit nimmt ab und verschwindet letztlich ganz.

Diese Art von sexueller Attacke im Schlaf hängt nicht so sehr vom Essen oder von irgend etwas anderem Äußerlichen ab. Es ist eine mechanische Gewohnheit im Unterbewussten; wenn der sexuelle Impuls zurückgewiesen und aus den Wachgedanken und Wachgefühlen verbannt wird, tritt er in dieser Form im Schlaf auf, weil dann nur das Unterbewusste tätig ist und es keine bewusste Kontrolle gibt. Es ist das Zeichen eines sexuellen Begehrens, das im Wachmental und Wachvital unterdrückt, aus der Substanz der physischen Natur aber nicht ausgemerzt wurde.
Um es auszumerzen, muss man zunächst darauf achten, keine sexuellen Vorstellungen oder Gefühle im Wachzustand zu hegen, als nächstes dem Körper, besonders dem Sex-Zentrum einen starken Willen aufzuerlegen, damit nichts dieser Art im Schlaf auftritt. Das mag nicht sofort zum Erfolg führen, wenn man es aber lange Zeit durchhält, hat es meist ein Ergebnis; das Unterbewusste beginnt zu gehorchen.

Der Druck, der von den Nieren oder vom Darm ausgeht und Sex-Träume oder sexuelle Vorstellungen auslöst, ist die letzte und allerphysischste Form – sie hält oft an, wenn die anderen [Erscheinungsformen] verschwunden sind. Wenn der Körper dumpf und das Mental halbwach ist, so stellt das tatsächlich die beste Voraussetzung dar. Wenn es aber nur einige Minuten anhält und keine Nachwirkung hinterlässt, dürfte die Neigung nach einiger Zeit verschwinden.

Die Sex-Kräfte können bei Tag oder bei Nacht attackieren und daher auch bei elektrischem Licht. Nur das innere Licht wehrt die Attacken ab, obwohl es sie nicht ganz verhindern kann, es sei denn, die [Yoga-] Kraft würde dahinter stehen.

Ja, natürlich, Hautkrankheiten haben viel mit sexuellen Begierden zu tun – selbstverständlich nicht immer, aber oft.

Ich vermute, dass Pickel im Gesicht häufig das Ergebnis einer unterdrückten Sexualität sind – unterdrückt im Vollzug, aber innerlich noch aktiv. Diese Dinge wirken nicht bei allen Menschen auf die gleiche Weise, bei einigen wirkt es auf das Blut, bei anderen nicht oder zumindest nicht in dieser Form. Ich nehme aber nicht an, dass Sex die einzige Ursache für Pickel im Gesicht ist, es gibt andere Dinge, die sie hervorrufen können.

9. Abschnitt
Das Sprechen zu kontrollieren ist sehr notwendig für die physische Wandlung.

Mauna [nicht zu sprechen] hat selten viel Sinn. Wenn es [die Zeit des Schweigens] vorüber ist, beginnt man wieder wie zuvor zu sprechen. Im Sprechen selbst muss sich das Sprechen ändern.

Das ist nicht der Weg. Absolutes Schweigen und loses Geschwätz sind zwei Extreme; keines davon ist gut. Ich habe viele Menschen gekannt, die maunvrata [ein Schweigegelöbnis] praktizierten, aber nachher genauso geschwätzig waren wie zuvor. Es ist die Herrschaft über dich selbst, die du erlangen musst.

Im großen und ganzen hast du recht. Ein sinnloses Gespräch, welches das Bewusstsein senkt oder etwas von einem vergangenen Bewusstsein wiedererstehen lässt, sollte besser gemieden werden. Dazu gehört auch, über die Sadhana zu sprechen; wenn es sich nur um eine mentale Diskussion von oberflächlicher Art handelt.

Es ist etwas sehr Äußerliches, das an leichter Unterhaltung Vergnügen hat, und nur wenn die Ruhe und mit ihr eine gewisse spontane Selbstkontrolle in der niederen vitalen Natur gefestigt sind, kann diese Veranlagung gänzlich überwunden werden.
Alle diese Dinge werden zu ihrer Zeit ausgearbeitet werden. Das Wichtigste ist, in das ganze Wesen die Ruhe herab zubekommen und damit die wahre Kraft, welche die Energie bringt, die du beschreibst.

Wenn man sich unterhält, neigt man dazu, in ein niedrigeres und mehr äußerliches Bewusstsein abzusinken, weil die Unterhaltung vom äußerlichen Mental stammt. Es ist aber nicht möglich, sie ganz und gar zu vermeiden. Du musst lernen, sofort in das innere Bewusstsein zurückzukehren – all dies, solange du nicht fähig bist, stets vom inneren Wesen her zu sprechen oder zumindest solange das innere Wesen das Sprechen nicht stützt.

Sprechen ist eine Tätigkeit, die mehr als das Schreiben äußerlich ist und mehr vom Physischen und seinem Bewusstseinszustand abhängt. Es ist daher in den meisten Fällen schwieriger, es aus der Gewalt des äußerlichen Mentals zu befreien.

Eine Unterhaltung der üblichen Art macht sehr leicht zerstreut oder senkt den inneren Bewusstseins-Zustand, weil sie im Allgemeinen nur aus dem niederen Vital und dem physischen Mental stammt und diesen Teil des Bewusstseins zum Ausdruck bringt – sie hat die Neigung, das Wesen zu veräußerlichen. Aus diesem Grund flüchten so viele Yogis in das Schweigen.

Der Redefluss einiger Menschen ist naturbedingt, und diejenigen, die sehr vital sind, können ohne ihn nicht auskommen. Letzteres aber (ohne ihn nicht auskommen zu können) ist, vom spirituellen Standpunkt aus betrachtet, zweifellos eine Unzulänglichkeit. Es gibt gewisse Stadien der Sadhana, in denen man nach innen gehen muss, und das Schweigen zu dieser Zeit ist äußerst notwendig, weil unnötiges Sprechen zu einer Zerstreuung der Energien führt oder das Bewusstsein veräußerlicht. Es ist besonders die Neigung, sich um der Unterhaltung willen zu unterhalten, die zu überwinden ist.

Unterhaltung von dieser Art hat, wenn man bereits in den Strom der wahren Erfahrung eingetreten ist, tatsächlich eine sehr ermüdende Auswirkung, weil sie die Energie nutzlos vergeudet und die Mentalbewegung zu einer Sache von wertlosen Brocken und Fetzen macht, statt in sich gesammelt und ausgeglichen zu sein, um empfangen zu können.

Es ist immer möglich, dass etwas Leichtfertiges und Unausgeglichenes in einen eintritt, wenn man sich der Frivolität um ihrer selbst willen hingibt. Das Bewusstsein fühlt sich in seinem Halt erschüttert, wenn nicht sogar nach außen gezogen. Wenn einmal das Bewusstsein innen gefestigt ist, wird die äußere Bewegung von innen her bestimmt, und es gibt keine derartige Störung mehr.

Ja, die Rede muss von innen kommen und von innen her kontrolliert werden.

Deine Schwierigkeit besteht deshalb, weil Sprechen etwas ist, das in der Vergangenheit sehr viel mehr als ein Ausdruck des Vitals im Menschen als des mentalen Willens gewirkt hat. Sprechen bricht hervor als Ausdruck des Vitals und seiner Gewohnheit, ohne auf die mentale Kontrolle zu warten; von der Zunge wurde als dem nicht lenkbaren Glied gesprochen. In deinem Fall wurde die Schwierigkeit größer durch die Gewohnheit, über andere zu reden – Klatsch, wozu dein Vital so sehr neigt, dass es noch nicht einmal jetzt das Vergnügen daran überwinden kann. Daher muss diese Neigung bereits im Vital zum Stillstand gebracht werden. Es ist ein dringend notwendiger Teil yogischer Selbstkontrolle, sich nicht vom Impuls der Rede beherrschen zu lassen, fähig zu sein, sich vom Zwang zur Rede zu befreien und nur dann zu sprechen, wenn man erkennt, dass es richtig ist, und wenn man das Richtige zu sagen weiß.
Allein durch Ausdauer, Wachsamkeit und einen festen Entschluss ist es möglich; ist aber einmal der Entschluss gefasst, kann es mit Hilfe der Göttlichen Kraft im Hintergrund in kurzer Zeit geschehen.

Es ist ganz klar, dass Dinge, die eine seit langem bestehende Gewohnheit sind, nicht auf einmal verschwinden können. Besonders das Reden ist etwas, das bei den meisten Menschen großenteils automatisch abläuft und nicht unter ihrer Kontrolle steht. Die Kontrolle wird durch Wachsamkeit errichtet; man muss also auf der Hut sein vor der Gefahr des Nachlassens der Wachsamkeit, von der du sprichst. Je mehr es sich um eine ruhige und reine und nicht um eine ängstliche Wachsamkeit handelt, desto besser.

Die Gewohnheiten der physischen oder der vital-physischen Natur sind immer am schwierigsten zu verändern, weil ihre Tätigkeit eine automatische ist und vom mentalen Willen nicht gelenkt wird – daher fällt es ihm schwer, sie zu überwachen oder umzuwandeln. Du musst durchhalten und die Gewohnheit der Kontrolle entwickeln. Wenn es dir gelingt, das Sprechen häufig zu überwachen – wozu es einer ständigen Wachsamkeit bedarf – wirst du am Ende erkennen, dass die Kontrolle sich eingeprägt hat und auf die Dauer immer eingreifen kann. Das muss so lange geschehen, wie jene Bewegung [des Sprechens] für das Licht und die Kraft der Mutter noch nicht voll geöffnet ist – ist das aber einmal der Fall, kann die Sache schneller und manchmal sehr rasch überwunden werden. Auch das Eingreifen der Seele ist möglich – wenn die Seele erwacht und genügend aktiv ist, um jedes Mal einzuschreiten, sobald du im Begriff bist, aufs Geratewohl daherzureden, und es dir zu untersagen –, dann wird die Wandlung leichter möglich sein.

Der Kopfschmerz und die Ermüdung sind stets ein Zeichen dafür, dass das Bewusstsein nicht länger dieses nach außen gerichtete Denken und Sprechen will und sogar physisch dadurch überfordert ist. Aber die unterbewusste Gewohnheit will fortdauern. Menschliches Denken und Sprechen vollzieht sich meistens mechanisch in bestimmten, sich immer wiederholenden Schablonen – es ist in Wirklichkeit nicht das Mental, das sie kontrolliert oder beherrscht. Daher kann diese Gewohnheit noch eine Zeitlang weiterbestehen, selbst nachdem das bewusste Mental seine Unterstützung und Zustimmung zurückgezogen und sich zu etwas anderem entschlossen hat. Wenn man aber durchhält, erschöpft sich diese unterbewusste mechanische Bewegung wie jeder Mechanismus, der nicht aufgezogen ist. Dann kann man die entgegengesetzte Bewegung im Unterbewussten formen, nur jenes Denken und Sprechen zuzulassen, zu dem das innere Wesen seine Zustimmung erteilt.

Unnötiges Sprechen ermüdet das innere Wesen, weil es von der äußeren Natur kommt, während die innere [Natur] die Energie zu beschaffen hat, deren Vergeudung sie fühlt.
Selbst jene, deren inneres Leben stark ist, brauchen lange Zeit, bevor sie es mit der äußeren Rede und Tat verbinden können. Die äußere Rede gehört dem sich Ausdruck verleihenden Mental an – daher ist es so schwierig, sie mit dem inneren Leben zu verbinden.

Ja, natürlich, die volle Wahrheit in der Rede ist für den Sadhak sehr wichtig und eine große Hilfe, um die Wahrheit in das Bewusstsein zu bringen. Es ist aber gleichzeitig schwierig, das Sprechen unter Kontrolle zu bringen; denn die Menschen sind daran gewöhnt, das zu sagen, was ihnen in den Sinn kommt, ohne es zu überprüfen und zu kontrollieren. Im Reden liegt etwas Mechanisches, und es auf die Ebene des höchsten Bewusstseins zu erheben ist niemals leicht. Das ist einer der Gründe, warum es förderlich ist, mit dem Reden sparsam zu sein. Es verhilft zu einer bewussteren Kontrolle und verhindert, dass die Zunge mit einem durchgeht und tut, was sie will. Zurückzustehen bedeutet, ein Betrachter des eigenen Mentals und der eigenen Rede zu werden, sie anzusehen, als würden sie nicht zu einem selbst gehören und sich nicht mit ihnen zu identifizieren. Wenn man sie als ein Betrachter beobachtet, getrennt von ihnen, gelangt man dahin zu erkennen, was sie sind, wie sie wirken, und kann dann eine Kontrolle über sie ausüben – zurückweisen, was man nicht billigt und nur das denken und sprechen, was man als die Wahrheit empfindet. Das kann natürlich nicht alles auf einmal geschehen. Es kostet Zeit, diese Haltung des Getrenntseins einzunehmen, und noch mehr Zeit, die Kontrolle zu errichten. Mit Übung und Beharrlichkeit jedoch ist es möglich.

Das Sprechen kann nur dann kontrolliert werden, wenn du dich von dem Teil, der spricht, trennst und fähig bist, ihn zu beobachten. Es ist das äußere Mental, das spricht – man muss es vom inneren, wachsamen Mental her beobachten und kontrollieren.

Es ist tatsächlich ein inneres Schweigen, dessen man bedarf – ein schweigendes Etwas im Inneren, welches das äußere Gespräch und Handeln betrachtet, es jedoch als etwas Oberflächliches und nicht als sich selbst empfindet, und das dem gegenüber völlig gleichgültig und davon unberührt ist. Es kann Kräfte hervorbringen, um das Sprechen und Handeln zu stützen oder es kann sie zum Stillstand bringen indem es sich zurückzieht oder es kann sie treiben lassen und beobachten, ohne sich darin zu verlieren oder davon bewegt zu werden.

Es ist natürlich deshalb, weil das Bewusstsein in diese Dinge [Diskussion und Gelächter] hinausgetrieben wird und man aus dem inneren Gleichgewicht gerät und Schwierigkeit hat, es wieder zu erlangen – besonders weil eine Art Zerstreuung der Vital-Energie stattfindet. Wenn man einen Zustand erreicht, in dem man diese Dinge nur von der Oberfläche des Bewusstseins aus tun kann und im Inneren bleibt und das, was an der Oberfläche vor sich geht, beobachtet, ohne sich darin zu verlieren, dann hat man seine Ausgeglichenheit bewahrt. Es ist aber ein wenig schwierig, diese eigene Zweiteilung zu vollziehen – man schafft es jedoch mit der Zeit, besonders wenn der innere Friede und die innere Ruhe sehr intensiv und dauerhaft werden.

Wenn der Friede im Inneren sehr stark ist, wird er durch das Sprechen nicht umwölkt – denn dieser Friede ist nicht mental oder vital, auch wenn er das Mental und Vital durchdringt – oder es handelt sich um eine rasch vorüberziehende Wolke, die nicht in der Tiefe berührt. Im Allgemeinen jedoch wird das Bewusstsein durch solch ein Gespräch zerstreut, und man kann viel dabei verlieren. Nicht zu sprechen hat nur den Nachteil, dass es zu sehr isoliert, wenn es streng eingehalten wird – doch wenn man über derartige Dinge (wie Neuigkeiten usw.) nicht spricht, verliert man nichts.

Darüber nachzudenken was gesprochen wurde, ist eine physische Gewohnheit des Mentals, die mit der Zeit abgelegt werden sollte. Das Mental sollte so frei sein, dass es sofort nach Beendigung des Gesprächs in der Lage ist, abzuschalten.

Hastigkeit im Sprechen und Handeln – (das heißt im Übermaß, denn bis zu einem gewissen Grad besteht sie bei jedem) – ist eine Frage des Temperamentes. Ich glaube nicht, dass du mehr damit behaftet bist als andere hier. Natürlich muss man sich davon befreien, es ist aber eine der geringeren, nicht der hauptsächlichen Unvollkommenheiten der [menschlichen] Natur, mit denen die Yoga-Kraft sich auseinanderzusetzen hat. Das sich Ausdruck verleihende Mental muss diszipliniert werden, damit es nicht zu voreilig folgert oder sofort vom Gedanken zur Rede und Tat überspringt.

Diese Diskussionen sind ganz und gar nutzlos, sie lenken lediglich das Mental ab und öffnen der Falschheit die Tore.

Seelische Selbstkontrolle, die in dieser Umgebung und inmitten der Diskussion wünschenswert ist, würde unter anderem bedeuten:
1. Dem Rede-Impuls nicht zu erlauben, sich zu sehr geltend zu machen oder irgend etwas zu sagen, ohne nachzudenken, sondern immer über das Sprechen eine bewusste Kontrolle auszuüben und nur das zu sagen, was notwendig und nützlich ist.
2. Alles Debattieren, Disputieren oder zu angeregtes Diskutieren zu vermeiden und einfach das zu sagen, was gesagt werden muss, und es dabei zu belassen. Du solltest nicht darauf beharren, dass du im Recht bist und nicht die anderen, sondern es sollte das, was gesagt wird, nur als Beitrag eingeworfen werden, um die Wahrheit einer Sache zu erwägen.
3. Den Ton der Rede und der Worte sehr ruhig und still und unaufdringlich zu halten.
4. Sich überhaupt nicht darum zu kümmern, ob andere sich erhitzen und diskutieren, sondern ruhig und unbeeindruckt zu bleiben und selbst nur das zu sprechen, was zur Glättung der Dinge beitragen kann.
5. Sich keinem Klatsch und harter Kritik über andere anzuschließen – denn diese Dinge sind in keiner Weise förderlich und senken nur das Bewusstsein.
6. Alles zu vermeiden, was andere verletzten oder verwunden könnte.

Tiraden und Ermahnungen berühren nur die Oberfläche des Mentals. Wenn das Mental damit übereinstimmt, ist es erfreut und angeregt; das aber ist alles. Wenn es nicht damit übereinstimmt, beginnt das Mental zu kritisieren oder wird ungeduldig und wendet sich ab. Wenn die Tirade sehr eindringlich ist, kann sie manchmal das Vital berühren und eine vorübergehende Wirkung erzielen.

Anderen zu predigen, was einem selbst fehlt, hat nichts mit Heuchelei zu tun, sondern ist ein Konflikt zwischen zwei Teilen der Natur. Heuchelei ist es nur dann, wenn man eine Sache predigt, die man selbst nicht glaubt, oder wenn man bewusst vorgibt, etwas zu sein oder werden zu wollen, was man nicht ist und nicht werden will.

Die Depression drang unterbewusst durch die Diskussion mit X in dich ein. Wenn du auf diese Weise mit Menschen diskutierst, geht etwas von dir auf sie über, aber gleichzeitig geht etwas von ihnen auf dich über. Da sich X in keinem sehr guten Zustand befand – wenn auch bei weitem nicht einem solchen wie während seiner Depression –, konnte dich leicht etwas berühren, und sobald das Unterbewusste eine übliche Ausrede finden konnte, sandte es sie zum Mental empor. Du solltest dich vor einem solchen mechanischen Austausch immer hüten. Etwas Achtsamkeit reicht aus – und keine überflüssige Diskussion.

Während des Sprechens sollte immer eine Art instinktive Abwehr bestehen – außer bei jenen, die vom gewöhnlichen vitalen Impuls frei sind.

Es ist die Nervenhülle, die labil ist – und das hast du erkannt. Die Tatsache, dass du dich nach dem Gespräch mit Leuten schwach fühlst, zeigt, dass der Ursprung des ganzen Kummers eine geschwächte Nervenkraft ist. Du musst sie stark werden lassen. Du solltest es vermeiden, viel mit anderen zu sprechen – du kannst dich auch ausruhen, wenn du die Symptome sehr ausgeprägt fühlst. Die grundlegende Haltung besteht jedoch in Glauben, Ruhe und in Offenheit gegenüber der höheren Kraft.

Ja, ganz eindeutig; die Fähigkeit, „nein“ zu sagen, ist unerlässlich im Leben und noch viel mehr in der Sadhana. Es ist die Fähigkeit der Zurückweisung in der Rede.

Das Denken und Sprechen muss in jeder Hinsicht kontrolliert werden. Rajasische Heftigkeit ist ausgeschlossen, doch ist manchmal eine ruhig kraftvolle Strenge im Denken und Sprechen dort, wo Strenge am Platz ist, unerlässlich.

Die Gewohnheit des Kritisierens – meist ein unkundiges Kritisieren von anderen –, vermischt mit allen möglichen Einbildungen, Rückschlüssen, Übertreibungen, falschen Auslegungen, sogar groben Erfindungen, ist eines der universalen Leiden. Es ist ein Leiden des Vitals, unterstützt vom physischen Mental, das sich zum Handlanger des Vergnügens an dem seichten und schädlichen Treiben des Vitals macht. Wenn die innere Erfahrung eine wahrhaft umwandelnde Auswirkung auf das äußere Leben haben soll, ist es sehr notwendig, die Rede zu überwachen, sowie dieses Leiden und die Gelüste des Vitals zurückzuweisen.

Es ist besser, mit sich selbst strenger zu sein und über andere weder zu sprechen, noch sie aus der Sicht des gewöhnlichen Mentals zu kritisieren. Das ist notwendig, um ein tieferes Bewusstsein und eine tiefere Einstellung zu den Dingen zu entwickeln, wobei man im Schweigen die Bewegungen der Natur in einem selbst und in anderen erkennt und weder bewegt noch gestört noch oberflächlich interessiert wird, und sich nicht in eine äußerliche Bewegung hineinziehen lässt.

Die Sadhaks des Ashrams sind nicht perfekt – sie haben viele Fehler und falsche Regungen. Das nicht zu erkennen wäre Blindheit; es sollte aber nicht zu einer kritischen oder verächtlichen Haltung gegenüber den Menschen führen – es sollte als das Spiel der Kräfte betrachtet werden, das überwunden werden muss.

Es ist klar ersichtlich, dass dein seelisches Wesen im Inneren erwacht ist – es geht aus dieser inneren Kontrolle hervor, von der du fühlst, wie sie dich erleuchtet und führt, sowie dem Entschluss, den es dich fassen ließ, die Wahrheit zu sprechen. Die Charakterschwäche, die du erwähnst, ist allgemein und beinahe universal in der menschlichen Natur. Es ist ein sehr allgemeiner Impuls, die Unwahrheit zu sprechen oder mindestens zu übertreiben oder zu untertreiben oder die Wahrheit zu entstellen, um der eigenen Eitelkeit zu schmeicheln, den Vorlieben und Wünschen zu entsprechen, oder um einen Vorteil zu ergattern oder die Erfüllung eines Wunsches zu sichern. Man muss jedoch lernen, nur die Wahrheit zu sprechen, wenn man die Natur wirklich erfolgreich wandeln will.
Sich dessen bewusst zu werden, was in der Natur gewandelt werden muss, ist der erste Schritt zur Wandlung. Diese Dinge müssen jedoch gewandelt werden, ohne dass man verzagt oder denkt „es ist hoffnungslos“ oder „ich kann mich nicht ändern“. Du tust recht daran, darauf zu vertrauen, dass die Wandlung kommen wird. Denn nichts ist unmöglich in der [menschlichen] Natur, wenn die Seele erwacht ist und dich führt und das Bewusstsein und die Kraft der Mutter dahinter stehen und in dir arbeiten. Das ist es, was jetzt geschieht. Sei dessen ganz gewiss, dass alles Nötige getan werden wird.

Nutzlos oder nicht, Unwahrheit sollte vermieden werden.

Wenn du das englische Original1 von X erhältst, wirst du sehen, dass es vom höchsten Standpunkt aus geschrieben ist. Wenn du ein Instrument der Wahrheit sein willst, musst du immer die Wahrheit und darfst nie etwas Falsches sprechen. Das aber bedeutet nicht, dass du jedermann alles erzählen sollst. Die Wahrheit durch Schweigen oder Zurückweisung des Sprechens zu verbergen ist erlaubt, weil jene, die nicht auf sie vorbereitet sind oder sich ihr entgegenstellen, die Wahrheit missverstehen oder missbrauchen können – sie kann sogar zu einem Ausgangspunkt für Entstellung oder reine Falschheit gemacht werden. Etwas Falsches zu sagen ist dagegen eine andere Sache. Es sollte selbst im Scherz vermieden werden, denn es hat die Tendenz, das Bewusstsein zu senken. Auch der letzte Satz ist vom höchsten Standpunkt aus geschrieben – die Wahrheit, wie man sie mental erkennt, ist nicht genug, denn die Idee des Mentals kann unrichtig oder unzureichend sein –, es ist notwendig, das wahre Wissen im wahren Bewusstsein zu haben.

Warum sollte es eine Lüge sein? Man ist nicht gezwungen, jedermann alles zu erzählen – es würde oft mehr schaden als nützen. Natürlich muss das, was gesagt wird, wahr und darf nicht falsch sein, und es darf niemals eine Absicht der Täuschung bestehen.

„Wie man will“ ist niemals eine Formulierung, die zur Wahrheit führt, sie läuft darauf hinaus, das Vital und sein Begehren zum Maßstab zu erheben oder den Vorlieben des Mentals zu folgen – was sogar in jeder beliebigen mentalen Disziplin als Widerspruch zum eigentlichen Prinzip der Wahrheitssuche betrachtet wird.

Erstens, es besteht ein großer Unterschied darin, etwas als Wahrheit auszugeben, was man für falsch hält oder wovon man weiß, dass es falsch ist, und etwas als Wahrheit auszugeben, was man nach seinem Gewissen für wahr hält, was aber in Wirklichkeit nicht wahr ist. Ersteres richtet sich ganz eindeutig gegen den Geist der Wahrheit, das zweite huldigt ihm. Das erste ist bewusste Falschheit, das zweite schlimmstenfalls ein Irrtum oder Unwissenheit.
Das ist vom praktischen Standpunkt aus betrachtet, die Antwort zum Problem „die Wahrheit zu sprechen“. Vom Standpunkt der höheren Wahrheit aus betrachtet, darf nicht vergessen werden, dass jede Bewusstseinsebene ihre eigene Norm hat – was für das Mental Wahrheit ist, mag für ein höheres Bewusstsein nur eine teilweise Wahrheit sein, doch muss das Mental durch diese teilweise Wahrheit hindurch, um die umfassendere und vollendetere Wahrheit dahinter zu erreichen. All das braucht es, um flexibel und offen zu sein, um bereit zu sein, die höhere [Wahrheit], wenn sie kommt, zu erkennen, und es darf sich nicht an die niedrigere klammem, weil sie zu ihm gehört, es darf den vitalen Begierden und Passionen nicht erlauben, es [das Mental] blind zu machen für das Licht oder die Dinge zu verdrehen und zu entstellen. Wenn einmal das höhere Bewusstsein zu wirken beginnt, verringert sich die Schwierigkeit, und es findet ein klarer Fortschritt von der Wahrheit zu einer größeren Wahrheit statt.

Alles was ein wahrheitsliebender Mensch sagt (im Sinne des Nicht-Lügens), braucht sich nicht wirklich zu ereignen. Hierfür muss er die Wahrheit kennen – mit der Wahrheit der Dinge in Berührung sein, nicht nur die Wahrheit sprechen, wie sein Mental sie kennt.

Was die Zurückhaltung anbelangt, so gibt es zwei Arten, die eine, die egoistische, schämt sich, die Wahrheit auszusprechen oder ihr auf eine Weise die Treue zu bekunden, die andere nicht verstehen würden; die andere Art ist eine gewisse Verschlossenheit, ein Abgeneigt-sein, die eigenen tieferen Gefühle vor den Augen der anderen zu enthüllen, der Wunsch, die Beziehungen der Liebe zum Göttlichen heilig und geheim zu halten – das ist ein seelisches Gefühl.

10. Abschnitt
Ich glaube nicht, dass die Trance von X irgend etwas mit ihrem schlechten Gesundheitszustand zu tun hat. Es wäre mir völlig neu, dass die Veranlagung zu Trancen dieser Art eine derartige Auswirkung hätte; nur die gewaltsame Unterbrechung einer Trance kann ein ungutes Ergebnis zeitigen, muss aber nicht unbedingt eine Katastrophe hervorrufen, Wenn jedoch das bewusste Wesen den Körper in einer absolut vollständigen Trance verlässt, ist es möglich, dass der Faden, der es mit dem Körper verbindet, abreißt oder von einer feindlichen Kraft zertrennt wird, und es nicht fähig wäre, in sein physisches Gehäuse zurückzukehren. Ganz abgesehen von einer derartig fatalen Möglichkeit, könnte ein Schock entstehen, der eine zeitweilige Störung oder sogar eine gewisse Schädigung hervorrufen könnte; in der Regel jedoch wäre ein Schock die einzige Folge. Die allgemeine Frage ist eine andere. Es besteht seit alters her in vielen Menschen der Glaube, dass die Ausübung des Yoga für die Gesundheit des Körpers schädlich sei und die Neigung zu einer ungünstigen Auswirkung der einen oder anderen Art entstehen lässt und schließlich sogar zu einem vorzeitigen Aufgeben des Körpers führt. Ramakrishna scheint diese Ansicht vertreten zu haben, denn aus seinen Bemerkungen ist zu schließen, dass eine Verbindung zwischen Keshav Sens Fortschritt in der Spiritualität und der Krankheit bestand, die seine Gesundheit allmählich zerrüttete – das eine war das Ergebnis, das wünschenswerte Ergebnis des anderen, eine Befreiung und Erlösung vom Leben dieser Welt, mukti. Das mag oder mag nicht so sein; es fällt mir jedoch schwer zu glauben, dass Krankheit und Verfall des Körpers das natürliche und übliche Ergebnis der Ausübung des Yoga sind oder dass diese Ausübung die Ursache einer unumgänglichen Zerrüttung der Gesundheit oder am Ende einer Krankheit ist, die zur Auflösung des Körpers führt. Wie wollen wir diese Annahme begründen oder beweisen, dass Nicht-Yogis an ihren Gebrechen leiden und aufgrund der Störungen in ihrer Natur sterben, während die Yogis an ihrem Yoga sterben? Wenn nicht eine unmittelbare Verbindung zwischen ihrem Tod und der Ausübung ihres Yoga bewiesen werden kann – und dies wäre nur in besonderen Fällen mit einiger Gewissheit möglich, nicht aber mit absoluter Gewissheit –, gibt es keinen Grund, an einen derartigen Unterschied zu glauben. Es ist vernünftiger anzunehmen, dass sowohl Yogis als auch Nicht-Yogis an natürlichen Ursachen und nach dem selben Gesetz der Natur erkranken und sterben; man könnte sogar die Ansicht weiterführen, dass – da die Yoga-Shakti ihnen zur Verfügung steht, sofern sie sich ihrer bedienen wollen – die Yogis nicht wegen, sondern trotz ihres Yoga erkranken und sterben. Ich glaube jedenfalls nicht, dass Ramakrishna (oder irgendein anderer Yogi) aufgrund seiner Trancen erkrankte; nichts weist darauf hin, dass er jemals nach einer Trance auf solche Weise gelitten hat. Ich glaube, irgendwo steht es, oder er sagte es selbst, dass das Krebsgeschwür seines Halses, an dem er [später] starb, dadurch entstanden sei, dass er die Sünden seiner Jünger und jener, die ihm nahestanden, hinunterschluckte; auch das ist möglich oder nicht möglich, doch handelt es sich um seinen eigenen speziellen Fall. Es ist zweifellos möglich, die Krankheiten der anderen auf sich zu ziehen und es sogar bewusst zu tun – der Fall des Griechenkönigs Antigonus und seines Sohnes Dimitrius ist ein berühmtes historisches Beispiel dafür; auch Yogis tun dies manchmal; oder aber die feindlichen Kräfte überfallen den Yogi mit Krankheiten und benützen die Menschen um ihn herum als Pforte oder Durchlass oder die bösen Wünsche der Menschen als eine instrumentale Kraft. Aber all dies sind spezielle Umstände, die ohne Zweifel mit seiner [des Yogis persönlicher] Ausübung des Yoga verbunden sind; dadurch wird aber die allgemeine Behauptung nicht zur absoluten Regel erhoben. Eine Neigung, wie sie bei X bestand, den Tod als Erlösung zu wünschen oder willkommen zu heißen oder zu akzeptieren, könnte aufgrund ihres [X] fortgeschrittenen spirituellen Bewusstseins eine Kraft haben, welche gewöhnlichen Menschen nicht zur Verfügung steht. Andererseits gibt es eine gegenteilige Anwendung und Konsequenz des yogischen Bewusstseins: eine Krankheit kann vom eigenen Körper abgewiesen, oder sie kann geheilt werden, selbst chronische oder tief verwurzelte Krankheiten und seit langem bestehende konstitutionelle Mängel können geheilt oder beseitigt und sogar ein vorherbestimmter Tod auf lange Zeit hinausgeschoben werden. Narayan Jyotishi, ein Astrologe aus Kalkutta, der damals nicht wusste, wer ich bin – in jener Zeit bevor mein Name politisch bekannt wurde –, sagte meinen Kampf mit den Mlechchha-Feinden sowie die drei folgenden Prozesse gegen mich und meine drei Freisprüche voraus, des weiteren, dass, obwohl mein Tod gemäß meinem Horoskop im Alter von 63 Jahren festläge, ich mein Leben durch yogische Kraft wesentlich verlängern und ein volles hohes Alter erreichen würde. Tatsächlich habe ich mich durch yogischen Druck von einer Anzahl chronischer Krankheiten befreit, die sich in meinem Körper festgesetzt hatten. Aber keines dieser Beispiele, weder die positiven noch die negativen, kann zu einer Regel erhoben werden; die Neigung des menschlichen Verstandes, die Relativität dieser Dinge in etwas Absolutes zu wandeln, ist nicht Rechtens. Abschließend kann zu den Trancen von X gesagt werden, dass sie im Allgemeinen von der üblichen savikalpa-Art [eine Trance mit Gestaltungen und Bewegungen des Bewusstseins] sind und für alle Arten von Erfahrungen öffnen; die großen, bleibenden Verwirklichungen im Yoga kommen jedoch meist nicht in der Trance, sondern durch eine beharrliche, wache Sadhana. Das gleiche kann von der Aufhebung der Bindungen gesagt werden; von einigen kann man sich manchmal durch eine Erfahrung in Trance befreien, häufiger aber hat es durch ein beharrliches Bemühen in der Sadhana des Wachbewusstseins zu geschehen.

Hege vor allem nicht die Vorstellung, einen untauglichen Körper zu besitzen – alle Suggestionen dieser Art sind eine subtile Attacke auf den Willen zur siddhi und besonders gefährlich in physischen Dingen. Sie trat bei verschiedenen Menschen, die den Yoga ausüben, zutage, und das erste ist, sie mit Stumpf und Stiel auszurotten. Der Anschein und die Tatsachen mögen alle dafür sprechen, aber die erste Voraussetzung für den Erfolg des Yogi und in Wirklichkeit für jeden, der etwas Großes und Ungewöhnliches erreichen will, ist, über den Tatsachen zu stehen und äußeren Erscheinungen nicht zu trauen. Setze deinen Willen ein, von der Krankheit frei zu sein, selbst wenn sie in ihren Attacken noch so schrecklich, vielfältig oder beharrlich ist, und weise alle gegensätzlichen Suggestionen zurück.

Alle Krankheiten werden offensichtlich durch die unvollkommene Natur des Körpers und die physische Natur ausgelöst. Der Körper kann nur dann immun sein, wenn er dem höheren Bewusstsein gegenüber offen ist und dieses in ihn herabkommen kann. Bis dahin ist das, was er [der die Anfrage stellte] schreibt, die beste Lösung – wenn er zudem die Yoga-Kraft herbeirufen kann, damit sie ihn von der Krankheit befreit, ist das die machtvollste Hilfe, die möglich ist.

Der menschliche Körper hatte schon immer die Gewohnheit, auf alle Kräfte zu reagieren, die seiner habhaft geworden sind, und Krankheit ist der Preis, den er für seine Trägheit und Unwissenheit zahlt. Er hat zu lernen, allein auf die eine Kraft zu reagieren, aber das zu erkennen, ist nicht leicht.

Anfälle von Krankheit sind Angriffe der niederen Natur oder feindlicher Kräfte, die sich eine gewisse Schwäche, ein Offen-sein oder eine Empfänglichkeit in der [menschlichen] Natur zunutze machen, und sie kommen wie alle anderen Dinge, die auftauchen und abgewiesen werden müssen, von außerhalb. Wenn man sie kommen fühlt und die Stärke und Gewohnheit erlangt, sie vor ihrem Eindringen in den Körper abzuweisen, kann man von der Krankheit verschont bleiben. Selbst wenn die Attacke von innen aufzusteigen scheint, bedeutet das lediglich, dass sie vor ihrem Eindringen in das Unterbewusste nicht wahrgenommen wurde; wenn sie einmal in das Unterbewusste eingedrungen ist, wird sie dort durch die Kraft, durch die sie kam, früher oder später wachgerufen und dringt in das Körper-System ein. Wenn du sie unmittelbar nach ihrem Eindringen fühlst, so deshalb, weil sie direkt und nicht über das Unterbewusste in dich eingedrungen ist, du sie aber nicht entdecken konntest, solange sie sich noch außerhalb befand. Sehr häufig kommt sie auf diese Weise frontal und noch häufiger sprunghaft direkt von der Seite und erzwingt sich einen Weg durch die feinstoffliche vitale Hülle, unserem hauptsächlichen Abwehrpanzer; doch kann sie an dieser Stelle gestoppt werden, bevor sie in den stofflichen Körper eindringt. Dann kann man zwar eine Auswirkung spüren, zum Beispiel Fieberhaftigkeit oder einen Hang zur Erkältung, das volle Eindringen der Krankheit jedoch hat nicht stattgefunden. Wenn sie früher aufgehalten werden kann, oder wenn die vitale Hülle als solche widersteht und stark, kraftvoll und intakt bleibt, entsteht keine Krankheit; die Attacke zeigt keine physische Auswirkung und hinterlässt keine Spuren.

Alle Krankheiten durchdringen die nervliche oder vital-physische Hülle des subtilen Bewusstseins und feinstofflichen Körpers, bevor sie in das Physische eintreten. Wenn man sich des feinstofflichen Körpers bewusst ist oder über das subtile Bewusstsein verfügt, kann man eine Krankheit auf ihrem Weg anhalten und daran hindern, in den physischen Körper einzudringen. Sie kann aber auch kommen, ohne dass man es bemerkt, während des Schlafes oder über das Unterbewusste oder in einem plötzlichen Anflug, wenn man nicht auf der Hut ist; dann bleibt nichts anderes übrig, als sie durch die Macht zu bekämpfen, die man bereits über den Körper gewonnen hat. Die Selbst-Verteidigung durch diese inneren Mittel kann so stark werden, dass der Körper praktisch immun wird, wie viele Yogis es sind. Dennoch ist dieses „praktisch“ nicht gleichbedeutend mit „absolut“. Die absolute Immunität kann nur mit der supramentalen Wandlung eintreten. Denn unterhalb des Supramentals ist sie das Ergebnis des Wirkens einer Kraft unter vielen Kräften, das durch eine Störung des erlangten Gleichgewichtes beeinträchtigt werden kann – im Supramental ist sie ein Gesetz der Natur; in einem supramentalisierten Körper wäre Immunität gegen Krankheit etwas Selbst-bestehendes, das seiner neuen Natur innewohnt.
Es besteht ein Unterschied zwischen der yogischen Kraft auf den mentalen und darunterliegenden Ebenen und der supramentalen Natur. Was durch Yoga-Kraft im Mental- und Körperbewusstsein erlangt und bewahrt wird, wohnt dem Supramental von allein inne und braucht nicht erreicht zu werden, sondern ist naturgegeben – es ist selbst-bestehend und absolut.

Das ist die Art, wie Krankheiten versuchen, von einer Person auf eine andere überzugehen – sie greifen durch eine Suggestion wie diese oder sonst wie das Nervenwesen an und versuchen einzudringen. Auch wenn die Krankheit nicht ansteckend ist, geschieht das häufig auf diese Weise, leichter jedoch bei ansteckenden Krankheiten. Die Suggestion oder der Anflug muss sofort abgeschüttelt werden.
Der Körper ist von einem gewissen Schutz umgeben, den wir die Nervenhülle nennen; wenn diese stark bleibt und der Kraft der Krankheit den Eintritt verwehrt, kann man selbst inmitten von Pest oder anderen Epidemien gesund bleiben; wenn aber die Hülle durchstoßen oder schwach wird, kann die Krankheit eindringen.
Was angegriffen wurde, war in Wirklichkeit nicht der physische Körper, sondern diese Nervenhülle und der Nervenkörper (pranakosa), welche eine Ausdehnung oder Umhüllung [des physischen Körpers] darstellen.

Sie [die feinen Kräfte der Krankheit] schwächen zuerst die Nervenhülle oder Aura oder durchbrechen sie. Wenn sie stark und heil ist, können viele Millionen Krankheitserreger nichts gegen dich ausrichten. Sobald die Hülle durchbrochen ist, greifen sie das unterbewusste Mental im Körper an, manchmal auch das vitale Mental oder das eigentliche Mental – sie bereiten die Krankheit durch Furcht vor oder indem man an sie denkt. Selbst die Ärzte sagen, dass bei Influenza oder Cholera im Fernen Osten 90% der Fälle aufgrund von Furcht erkranken. Nichts unterhöhlt den Widerstand so sehr wie die Furcht. Aber dennoch spielt das Unterbewusstsein [bei der Auslösung der Krankheit] die Hauptrolle.
Wenn die Gegenkraft im Körper stark ist, kann man sich inmitten von Pest und Cholera umherbewegen und wird nicht angesteckt.

Physische Leiden werden durch die Attacken der Kräfte der Unwissenheit ausgelöst. Man kann sie aber zu einem Hilfsmittel der Läuterung machen, wenn man weiß, wie es zu geschehen hat. Es gibt jedoch bessere und weniger schwierige Mittel der Läuterung.

Deine Krankheits-Theorie beruht auf einer ziemlich gefährlichen Überzeugung – denn Krankheit ist etwas, das zu eliminieren und nicht zu akzeptieren oder zu genießen ist. Etwas ist im Wesen, das die Krankheit genießt, und es ist sogar möglich, die Schmerzen einer Krankheit – wie jeden anderen Schmerz – in eine Form des Vergnügens zu wandeln; denn sowohl Schmerz als auch Vergnügen sind eine Degradierung eines ursprünglichen Ananda und gegenseitig austauschbar oder können in ihr ursprüngliches Prinzip des Ananda sublimiert werden. Es ist ebenso wahr, dass man fähig sein muss, die Krankheit mit Ruhe, Gleichmut und Geduld zu ertragen, da sie als etwas aufgetreten ist, das man im Laufe der Erfahrung zu bewältigen hat. Wenn man sie aber akzeptiert und genießt, trägt das zu ihrer Fortdauer bei, und das ist nicht richtig; denn Krankheit ist eine Entstellung der physischen Natur, genauso wie Wollust, Ärger, Eifersucht usw. Entartungen der vitalen Natur sind, während Irrtum, Vorurteil und Nachgiebigkeit gegenüber der Falschheit Entartungen der mentalen Natur sind. Alle diese Dinge müssen ausgemerzt werden, und Zurückweisung ist die erste Voraussetzung für ihr Verschwinden – sie jedoch zu akzeptieren hat die völlig gegenteilige Wirkung.

Es war das Mental, dass sie [die Krankheit] nicht wollte; dieses Vital [das vitale Physische], wenn es sich selbst überlassen ist, wünscht sich häufig die Krankheit, findet sie spannend und glaubt, dass es durch sie für andere interessant würde, gibt sich auch gern dem tamas hin, usw. usw.

Auch das [die fortwährende Schwäche des Körpers] ist tamas. Wenn du die Idee der Schwäche abschütteln würdest, könnte die Stärke zurückkehren. Es besteht jedoch immer etwas im vitalen Physischen, dem es gefällt, schwächer und krank zu werden, so dass es die Tragik seines Falles fühlen und beklagen kann.

Mit dem Willen zur Krankheit meinte ich, dass etwas im Körper sei, das in die Krankheit einwilligt und auf eine bestimmte Weise reagiert, so dass diese Einwilligung wirksam wird – daher muss immer ein Wille in den bewussten Teilen des Wesens herrschen, der dem entgegenwirkt, damit man sich von dieser höchst physischen Bereitwilligkeit befreien kann.

Was ich meinte war, dass das Körperbewusstsein aufgrund einer alten Gewohnheit des Bewusstseins die Kraft der Krankheit zulässt und die Erfahrungen durchläuft, die damit verbunden sind – zum Beispiel eine Ansammlung von Schleim in der Brust und das Gefühl des Erstickens oder Schwierigkeiten beim Atmen, usw. Um sich davon zu befreien, muss man im Körper selbst einen Willen und ein Bewusstsein wachrufen, die nicht zulassen, dass sich diese Dinge ihm aufdrängen. Das aber zu erreichen und mehr noch, es vollständig zu erreichen, ist schwierig. Ein Schritt darauf zu ist, das innere Bewusstsein vom Körper zu trennen – zu fühlen, dass nicht du es bist, der krank ist, sondern nur, dass im Körper etwas geschieht, das auf dein Bewusstsein einwirkt. Dann ist es möglich, dieses gesonderte Körperbewusstsein zu erkennen – was es fühlt, wie es auf Dinge reagiert und wie es arbeitet. Man kann dann darauf einwirken, um sein Bewusstsein und seine Reaktionen zu wandeln.

Je mehr sich das Körperbewusstsein der [Yoga-] Kraft öffnet (sein gänzliches Offen-sein ist immer das schwierigste und letzte), desto geringer wird diese wiederholte Belastung durch die Krankheit, so dass sie [schließlich] verschwindet.

Jede Krankheit wird durch eine gewisse Trägheit oder Schwäche oder durch einen Widerstand oder eine falsche Bewegung ausgelöst – sie ist jedoch manchmal von mehr physischer und manchmal von mehr psychologischer Art. Medikamente können die physischen Folgen bekämpfen.

Eine Krankheit deutet auf eine Unvollkommenheit oder Schwäche hin oder auf ein Offen-sein gegenüber feindlichen Kontakten in der physischen Natur, und oft ist sie auch mit Dunkelheit oder Disharmonie im niederen Vital, im physischen Mental oder sonst wo verbunden.
Es ist sehr gut, wenn man sich von der Krankheit völlig durch den Glauben und die Yoga-Macht oder das Einströmen der Göttlichen Kraft befreien kann. Sehr oft aber ist dies nicht völlig möglich, weil nicht die ganze Natur offen oder weil sie unfähig ist, auf die Kraft zu reagieren. Das Mental mag Glauben haben und darauf ansprechen, doch können das niedere Vital und der Körper vielleicht nicht Schritt halten. Oder wenn das Mental und Vital bereit sind, mag der Körper nicht reagieren oder nur teilweise, da er die Gewohnheit hat, auf Kräfte anzusprechen, die eine bestimmte Krankheit hervorrufen – und Gewohnheit ist eine sehr beharrliche Kraft im stofflichen Teil der Natur. In solchen Fällen kann man auf die Anwendung ärztlicher Mittel zurückgreifen – nicht als hauptsächlichstes Mittel, sondern als Hilfe oder stoffliche Stütze für das Wirken der [Yoga-] Kraft. Keine starken und gewaltsamen Arzneien, sondern solche, die zuträglich sind und den Körper nicht stören.

Ja, wenn du Glauben hast und dich öffnen kannst, sind Medikamente nicht unerlässlich.

Die Mutter erteilte X diesen Rat mehr für die Zeitspanne seines Aufenthaltes im Ashram und nicht als absolute Regel für die Zukunft. Wenn ein Sadhak die [Yoga-] Kraft zu seiner Heilung herabrufen kann, ohne die Notwendigkeit einer medizinischen Behandlung, so ist das immer das beste; es ist aber nicht immer möglich, solange nicht das ganze Bewusstsein, das mentale, vitale und physische bis hinab zum ganz Unterbewussten, offen und erwacht ist. Es schadet nichts, wenn ein Sadhak seinen Beruf als Arzt weiterhin ausübt und seine medizinischen Kenntnisse verwertet; er sollte es jedoch im Vertrauen auf die Göttliche Gnade und den Göttlichen Willen tun; wenn er eine wahre Inspiration empfangen kann, die seine wissenschaftlichen Kenntnisse unterstützt, desto besser. Kein Arzt vermag alle Fälle zu kurieren. Es liegt an dir, dein Bestes zu tun und ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.

Ja sicher, man kann von innen auf eine Krankheit einwirken und sie heilen. Es ist nur nicht immer einfach, weil in der Materie viel Widerstand vorhanden ist, ein Widerstand der Trägheit. Unermüdliche Beharrlichkeit ist notwendig; anfangs kann es durchaus misslingen; oder die Symptome [der Krankheit] können sogar zunehmen, langsam aber wächst die Fähigkeit, den Körper oder eine bestimmte Krankheit zu kontrollieren. Ich wiederhole: die Heilung eines gelegentlichen Anfalls von Krankheit durch innere Mittel ist verhältnismäßig einfach, aber den Körper für die Zukunft dagegen zu immunisieren ist schwieriger. Eine chronische Krankheit zu behandeln ist schwerer, und sie verschwindet zögernder als eine gelegentliche Störung des Körper-Systems. Solange die Kontrolle über den Körper noch nicht vollkommen ist, gibt es all diese und andere Mängel und Schwierigkeiten im Gebrauch der inneren Kraft.
Wenn du durch das innere Wirken eine Verschlimmerung verhindern kannst, bedeutet das allein schon etwas; dann musst du mit Hilfe von abhyasa die [Yoga-] Macht stärken, bis sie zu heilen vermag. Denke daran, dass eine Unterstützung durch physische Mittel nicht völlig zurückzuweisen ist, solange du noch nicht ganz über die [Yoga-] Macht verfügst.

Löse dich los von der ganzen Sache und rufe zu ihrer Heilung nach der Kraft der Mutter – oder aber gebrauche mit der Hilfe der Mutter hinter dir deine Willenskraft mit dem Glauben an die [Göttliche] Macht, die heilt. Wenn du keine dieser Methoden anwenden kannst, musst du dich auf die Wirkung der Arzneien verlassen.

Wenn eine Krankheit im Körper entsteht und chronisch wird, ist häufig die ärztliche Behandlung unumgänglich und dient dann zur Unterstützung der Kraft. X verlässt sich bei seiner Behandlung nicht allein auf Arzneien, sondern gebraucht sie als ein Instrument für die Kraft der Mutter.

Arzneien sind ein pis aller [eine Notlösung] – sie müssen dann angewendet werden, wenn etwas im Bewusstsein nicht oder nur oberflächlich auf die Kraft reagiert. Sehr oft ist es ein Teil des stofflichen Bewusstseins, der nicht empfangsbereit ist, ein andermal ist es das Unterbewusste, das im Wege steht, auch wenn das gesamte Wachmental, das Leben und das Physische dem befreienden Einfluss zustimmen. Wenn auch das Unterbewusste anspricht, kann bereits eine leichte Berührung durch die Kraft die jeweilige Krankheit nicht nur heilen, sondern auch diese Form und Art der Krankheit für die Zukunft ausschließen.

Wenn hinter einer Krankheit eine starke Kraft des Widerstandes steht oder wenn sich in ihr etwas verbirgt, kann es unter dem Druck [der Yoga-Kraft] hervortreten. Es gibt jedoch keine starre Regel. Häufig wirkt die Kraft unmittelbar und ohne Gegenreaktionen, oder sie ruft eine Schwankung hervor, aber nicht eine Verschlimmerung oder Zunahme der Krankheit.

Suggestionen, die eine Krankheit oder ungesunde Verfassung des physischen Wesens hervorrufen, treten im Allgemeinen über das Unterbewusste auf – denn ein großer Teil des physischen Wesens, der stofflichste Teil, ist unterbewusst; das heißt, er hat ein eigenes, dunkles Bewusstsein, und zwar so dunkel und in sich selbst eingeschlossen, dass das Mental von seinen Bewegungen oder dem, was dort vorgeht, nichts weiß. Immerhin ist es ein Bewusstsein und kann Suggestionen von äußeren Kräften empfangen, genauso wie das Mental und Vital. Wäre das nicht der Fall, könnte es für die [Yoga-] Kraft weder geöffnet noch durch diese Kraft geheilt werden, und ohne dieses Bewusstsein wäre es [das physische Wesen] nicht fähig zu reagieren. In Europa und Amerika wird diese Tatsache jetzt von vielen Menschen erkannt, die ihre Krankheit in der Weise behandeln, dass sie auf den Körper durch bewusste mentale Suggestionen einwirken, welche den dunklen, geheimen Suggestionen der Krankheit im Unterbewussten entgegenwirken. Ein berühmter französischer Arzt kurierte Tausende von Menschen, indem er sie veranlasste, auf den Körper ständig solche Gegensuggestionen einwirken zu lassen. Das beweist, dass Krankheit nicht nur rein stoffliche Ursachen hat, sondern durch eine Störung des verborgenen Bewusstseins im Körper ausgelöst wird.

Ruhig und schweigend zu ertragen und das Vital zur Ruhe zu bringen, hilft tatsächlich von der Reaktion des Leides zu befreien; dies sollte aber gleichzeitig der Mutter dargebracht werden. Denn es ist nicht genug, die Mutter von innen her zu kennen; man muss sich ihr preisgeben und überlassen, damit die Reaktion verschwinden möge.

Morphium betäubt örtlich und anderweitig das Bewusstsein sowie seine Reaktion auf den unterbewussten Druck und hebt auf diese Weise den Schmerz auf oder dämpft ihn. Selbst das ist nicht immer der Fall – X erhielt hintereinander fünf Morphium-Injektionen, ohne dass die Schmerzen seiner Leber-Entzündung auch nur gelindert wurden. Was geschah in diesem Fall mit der Macht der Droge über das Unterbewusste? Der Widerstand war einfach zu stark, genauso wie der Widerstand des Unterbewusstseins von Y gegen die [Yoga-] Kraft.
In sehr ähnlicher Weise wurden Coués Patienten durch sein Suggestions-System geheilt, nur dass statt eines physischen ein mentales Mittel angewendet wurde. Das Körper-Bewusstsein reagiert auf die Suggestion der Arznei, und man wird für eine bestimmte Zeit geheilt – oder es reagiert nicht, und es gibt keine Heilung. Wie ist es möglich, dass die gleiche Arznei für die gleiche Krankheit bei dem einen Menschen zum Erfolg führt und bei einem anderen nicht, oder das eine Mal bei einem Menschen eine Wirkung hat und später gar nicht mehr? Die völlige Heilung einer Krankheit, so dass sie nicht mehr zurückkehren kann, hängt davon ab, inwieweit man das Mental-, das Vital-und das Körper-Bewusstsein von der psychologischen Reaktion auf die Kraft, welche die Krankheit herbeiführt, befreien kann. Manchmal geschieht es durch eine Art Befehl von oben (wenn das Bewusstsein bereit ist, es kann aber nicht immer so geschehen). Die volle Immunität gegen jede Krankheit, auf die unser Yoga abzielt, kann nur durch eine totale und andauernde Erleuchtung von oben kommen, die auf den unteren Wesensteil einwirkt, was zur Folge hat, dass die psychologischen Wurzeln der Krankheit beseitigt werden – anders kann es nicht geschehen.

Warum machen die Menschen solche Vorhersagen? Beeinflussungen dieser Art sollten niemals stattfinden, nicht einmal mentale – sie könnten wie Suggestionen wirken und mehr Schaden anrichten, als Arzneien Gutes tun können.

Über Vorhersagen dieser Art sollte man nicht leichtfertig denken oder sprechen, besonders wenn sie die Mutter betreffen – in anderen Fällen, selbst wenn eine Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit [ihrer Richtigkeit] besteht, sollten sie vor der betreffenden Person geheimgehalten werden – außer es bestünde die Notwendigkeit einer Mitteilung. Der Grund hierfür ist der, dass der Bewusstseinszustand und die Suggestion bei der Krankheit eine große Rolle spielen.

Das Gefühl, krank zu sein, ist zuerst nur eine Suggestion; sie wird zur Realität, weil dein physisches Bewusstsein sie akzeptiert. Es ist wie eine falsche Suggestion im Mental – akzeptiert das Mental, dann wird es umwölkt und verwirrt, und es muss sich in die Harmonie und Klarheit zurückkämpfen. Genauso ist es mit dem Körperbewusstsein und der Krankheit. Du darfst sie nicht akzeptieren, sondern musst sie mit Hilfe deines physischen Mentals zurückweisen und damit dem Körperbewusstsein helfen, sich von der Suggestion zu befreien. Stelle, wenn notwendig, eine Gegensuggestion auf: „Nein, ich werde gesund sein; alles ist mit mir in Ordnung und wird es auch weiterhin sein“. Rufe auf jeden Fall die Kraft der Mutter, damit sie diese Suggestionen sowie die Krankheit, die sie mit sich bringt, hinaus stoße.

Mit Suggestionen meine ich nicht nur Gedanken und Worte. Wenn der Hypnotiseur sagt „schlafe“, dann ist das eine Suggestion; wenn er aber nichts sagt, sondern nur seinen schweigenden Willen einsetzt, um Schlaf zu vermitteln, oder mit seinen Händen über dem Gesicht Bewegungen ausführt, dann ist das auch eine Suggestion.
Wenn eine Kraft oder die Vibration einer Krankheit in dich eindringt, wird dem Körper diese Suggestion übermittelt. Eine Welle dringt in den Körper ein und mit ihr eine bestimmte Vibration; der Körper erinnert sich der „Erkältung“ oder fühlt die Vibration einer Erkältung und beginnt zu husten, zu niesen oder zu frösteln; die Suggestion tritt in das Mental ein in der Form „ich bin schwach, ich fühle mich nicht wohl, ich bekomme eine Erkältung“.
Feindlich bedeutet hier, feindlich gegenüber dem Yoga. Eine Krankheit, die im gewöhnlichen Verlauf als Ergebnis physischer Ursachen entsteht – auch wenn feindliche universale Kräfte die primäre Ursache sind –, ist eine gewöhnliche Krankheit. Wenn eine Krankheit von Kräften verursacht wird, die dem Yoga feindlich gegenüberstehen, um das Körpersystem in Unordnung zu bringen sowie den Fortschritt zu verhindern oder zu stören – ohne jeden hinreichenden physischen Grund –, dann handelt es sich um eine feindliche Attacke. Sie kann den Anschein einer Erkältung oder einer anderen Krankheit haben, doch für das Auge, welches das Wirken der Kräfte erkennt und nicht nur die äußeren Symptome oder Folgen sieht, ist der Unterschied klar.

Die Suggestion von Schwäche dringt in den unterbewussten Teil des Körperbewusstseins ein und wird daher vom Mental meistens nicht wahrgenommen. Wenn der Körper selbst wirklich bewusst wäre, könnten die Suggestionen rechtzeitig entdeckt und abgeschüttelt werden, bevor sie eine Wirkung auslösen. Auch würde die Zurückweisung durch das zentrale Bewusstsein von einer bewussten Zurückweisung im Körper unterstützt werden und damit unmittelbarer und rascher wirken.

Eine Suggestion ist nicht ein eigener Gedanke oder ein eigenes Gefühl, sondern ein Gedanke oder ein Gefühl, das von außen kommt, von anderen, aus der allgemeinen Atmosphäre oder der äußeren Natur – wenn sie angenommen werden, klammern sie sich an dem Wesen fest, wirken auf es ein und werden für den eigenen Gedanken, das eigene Gefühl gehalten. Wenn sie als Suggestion erkannt werden, kann man sich leichter von ihnen befreien. Dieses Gefühl des Zweifels, des mangelnden Selbstvertrauens und der Hoffnungslosigkeit hinsichtlich der eigenen Person ist etwas, das in der Atmosphäre umherwandert und versucht, in die Menschen einzudringen und angenommen zu werden; ich möchte, dass du es zurückweist, denn es verursacht nicht nur Störung und Niedergeschlagenheit, sondern steht der Wiederherstellung der Gesundheit und der Rückkehr zur inneren Aktivität der Sadhana im Weg.
Was die medizinische Behandlung anbelangt, so ist sie manchmal unumgänglich. Wenn man durch die [Yoga-] Kraft zu heilen vermag, wie du es oft getan hast, ist es das beste – wenn aber der Körper aus irgendeinem Grund nicht fähig ist, auf diese Kraft zu reagieren (zum Beispiel aufgrund von Zweifel, Abgespanntheit, Entmutigung oder aus Unvermögen, der Krankheit zu widerstehen), wird die Unterstützung durch eine medizinische Behandlung notwendig. Es ist aber nicht so, dass die Yoga-Kraft deshalb zu wirken aufhören und alles dem Medikament überlassen würde – sie wirkt weiterhin über das Bewusstsein, nimmt aber die [medizinische] Behandlung zu Hilfe, um so dem Widerstand im Körper direkt zu begegnen, da der Körper in seinem gewöhnlichen Bewusstsein bereitwilliger auf physische Mittel reagiert.

Das sind die Wogen der feindlichen Kraft, die jeden zu erreichen versuchen. Wenn du eine Attacke dieser Art fühlst, musst du erkennen, dass sie von außen zu dir kommt und einen schwachen Punkt in dir berührt; und du musst so ruhig bleiben, wie du nur irgend kannst, musst sie zurückweisen und dich [der Yoga-Kraft] öffnen. Aus dem, was du schreibst, nehme ich an, dass es das physische und vital-physische Bewusstsein war, das [durch die Attacke] ruhelos wurde und dazu neigte zu revoltieren, und dass nicht die Gesamtheit deines Bewusstseins erfasst wurde. Wenn du sie, sobald sie kommt, auf diese Weise beschränken kannst, wenn du im Mental und Herzen ruhig bleibst und sie zurückweist, wird es nicht so schwierig sein, sie abzuschütteln. Der Friede und die Kraft müssen in diesen vital-physischen Nerventeil und in den ganzen Körper herabgerufen werden, bis du fühlst, dass die Atmosphäre und Kraft [des Yoga] dich durchdringen und deinen ganzen Körper erfüllen und nicht nur über dir sind oder dich umgeben. Wenn du immer noch Schwierigkeiten hast, so deshalb, weil das Nervenwesen daran gewöhnt war zu reagieren und hier eine gewisse Schwäche besteht; halte jedoch durch, stimme nicht dem Eindringen der alten Kräfte zu. Die Gewohnheit wird sich abschwächen und verschwinden, und die wahre Kraft, die vom Körper Besitz ergriffen hat, wird die Schwäche auflösen.

Es ist das rohe Vital-Physische, das auf diese Weise zu dir zurückkehrt, und diese Wiederkehr muss die Ursache all deiner Gefühle von Krankheit, Schwäche und tamas sein. Eine Läuterung dieses Teils durch das Herabkommen des höheren Bewusstseins in ihn ist eine dringende Notwendigkeit in deiner Sadhana.

Es gibt zwei Orte, auf die sich das rohe Vital-Physische zurückziehen kann – das unterbewusste Vital unten oder das dich umgebende Bewusstsein. Wenn es das erstere ist, wallt es bei seiner Rückkehr von unten nach oben auf, wenn es das letztere ist, nähert es sich von außen und dringt ein.

Diese Dinge bestanden lange Zeit heftig und hartnäckig in dir, und du hast sie gewähren lassen. Daher erwuchs ihnen große Kraft zur Wiederkehr, selbst nachdem du begonnen hattest, sie zurückzuweisen, und zwar erstens aufgrund der Gewohnheit, zweitens, weil sie glaubten, sie hätten nun ein Recht über dich erworben, und drittens, weil sich die Gewohnheit, ihnen zuzustimmen und passiv auf sie zu reagieren oder sie zu dulden, deinem physischen Bewusstsein eingeprägt hatte. Dieses physische Bewusstsein ist bis jetzt noch nicht befreit, es hat noch nicht begonnen, für die höhere Kraft ebenso empfänglich zu sein wie das Vital, und kann daher dem Eindringen dieser Dinge [von denen oben die Rede ist] keinen Widerstand entgegensetzen. Daher ziehen sich diese Kräfte, nachdem sie hinausgeworfen wurden, in das dich umgebende Bewusstsein zurück, bleiben dort verborgen und ergreifen jede Gelegenheit, um die Zentren, die daran gewöhnt waren, sie zu akzeptieren (äußeres Mental und äußeres Emotional), anzugreifen und in sie einzudringen. Das erfahren die meisten Sadhaks. Zwei Dinge sind erforderlich: (1.) das Physische voll den höheren Kräften zu öffnen, (2.) jenes Stadium zu erreichen, in dem die [Gegen-] Kräfte, selbst wenn sie angreifen, nicht voll eindringen können, weil das innere Wesen ruhig und frei bleibt. Dann wirst du [von diesen Dingen], selbst wenn noch eine Schwierigkeit an der Oberfläche besteht, nicht mehr überwältigt werden.

Alle diese Suggestionen, die auf dich eindringen, waren natürlich ein Teil der Attacke auf das physische Bewusstsein – die Attacke auf den Körper hat den Zweck, diese Ideen entstehen zu lassen, und die Ideen haben den Zweck, die Erholung des Körpers zu erschweren. In einem gewissen Stadium [der Sadhana] befallen schwere Attacken den Körper deshalb, weil es für die Gegenkräfte schwieriger geworden ist, das Mental und Vital aus der Fassung zu bringen – daher überfallen sie das Physische in der Hoffnung zum Ziele zu kommen, weil es anfälliger ist. Die Sensibilität des Körpers gegenüber Attacken ist aber kein Beweis für Unfähigkeit [zur Sadhana], genauso wie die feinere Sensibilität des Mentals und Vitals gegenüber Attacken kein Beweis dafür war – es kann zur rechten Zeit überwunden werden. Was die Gefühle hinsichtlich der Mutter und [die Vorstellung] anbelangt, dass ihre Liebe nur gegen eine Rückerstattung in Arbeit erhältlich oder für jene bestimmt sei, die die Sadhana vorbildlich ausüben können, so ist das die übliche unsinnige Idee des vital-physischen Mentals, die keine Bedeutung hat.
Auf den Körper zu achten, um ihn gesund zu erhalten, ist keineswegs falsch, und wenn die Leber nicht in Ordnung ist, war der Instinkt richtig, zu süßes, zu fettes oder zu schweres Essen zurückzuweisen. Die Mutter hat weder etwas dagegen, dass du, solange die Krankheit anhält, keinen dal [ein Gericht aus Hülsenfrüchten] isst, noch hat sie darauf bestanden, dass du überhaupt dal isst. Ihr Einwand bezog sich auf etwas, was häufig vorkommt, nämlich dass die Menschen bezüglich dieser oder jener Nahrung bestimmte Vorstellungen hegen und sich dieser Nahrung auch dann enthalten, wenn sie nicht akut krank sind. Während eines akuten Leberleidens ist eine Diät oft notwendig. Man darf nur nicht zulassen, dass falsche Ideen eine nervöse Untauglichkeit des Magens oder eine chronisch-nervöse Dyspepsie entstehen lassen. Eine andere Bedeutung hatte es nicht.
Ich hoffe, du wirst bald in Ordnung sein. Wenn der Körper nicht zurechtkommt, musst du mich von Zeit zu Zeit darüber informieren.

Die physische Schwierigkeit, die auf dir lastet, scheint aus zwei Elementen zu bestehen. Das erste ist die Leberstörung, die schwächt und noch mehr schwächen muss, wenn sie dich veranlasst, weniger Nahrung zu dir zu nehmen als der Körper benötigt, um für eine Reaktion stark genug zu sein – vermutlich ist auch die nervlich bedingte Neigung zu Schlaflosigkeit mit ihren Konsequenzen darauf zurückzuführen. Das zweite [Element] ist eine Trägheit des niederen vitalen und physischen Bewusstseins, die dich daran hindert, die Müdigkeit abzuschütteln, auf Attacken zu reagieren und dich stetig der [Yoga-] Kraft zu öffnen, welche diese Dinge beseitigen würde. All das wird ausgelöst durch den Zusammenbruch deiner Ausgeglichenheit, die du so lange Zeit bewahren konntest, durch die vitale Schwierigkeit, die den Zusammenbruch auslöste, und durch die Reaktion des niederen Vitals auf deine Beharrlichkeit, die Ursachen der Störung abzuschütteln. Bei dieser Reaktion scheint es sich um eine Unruhe gehandelt zu haben, jene Dinge, an die es sich noch klammerte, zu verlieren – eine derartige Reaktion hat immer die Trägheit des physischen Bewusstseins zur Folge, während im Gegensatz dazu die richtige Reaktion im niederen Vital ein Gefühl des Friedens, der Erlösung, der Ruhe auslöst, welches mit Sicherheit die niedersten physischen Teile dem höheren Bewusstsein und der höheren Kraft öffnet. Wenn du darüber hinwegkommen kannst und die alte Ausgeglichenheit zurückerhältst, dann können alle diese Dinge zum Verschwinden gebracht werden.
Sicher, man sollte auf den Körper achten – achten auf seine gute Verfassung, für Ruhe, Schlaf, angemessene Nahrung und ausreichende Körperübungen sorgen; es ist jedoch nicht gut, sich zu sehr damit zu beschäftigen, wegen einer Krankheit ängstlich oder verzagt zu sein, denn so etwas begünstigt nur die Verlängerung des Leidens oder der Schwäche. Bei einer Erkrankung der Leber zum Beispiel kann man sich, falls erforderlich, immer einer Behandlung unterziehen.
Die wahren Mittel für die Genesung bestehen jedoch immer in der richtigen inneren Haltung, der inneren und äußeren Ruhe, dem Glauben, dem Sich-Öffnen des Körperbewusstseins gegenüber der Mutter und ihrer Kraft – andere Dinge können nur untergeordnete Hilfen und Lösungen darstellen.

Was X all den Kummer bereitet hat, ist das Beharren auf seinem Ego, seinen Ideen, Forderungen, Begierden, Absichten, sowie seine Aggressivität, ihnen Ausdruck zu verleihen, so dass er mit jedermann Streit hatte. Diese Streitsucht machte ihn offen für alle möglichen Kräfte der vitalen Ebene und ihre Angriffe. Sie ist auch die Ursache seines Leberschadens und seiner Verdauungsbeschwerden – denn Streitsucht und Ärger führen immer dazu, die Leber zu schädigen und hierdurch auch Magen und Darm. Und da seine Streitsucht riesenhaft ist, ist auch der Schaden an seiner Leber und seinen Verdauungsorganen außerordentlich. Er muss sich von seinem Egoismus, von seiner Streitsucht und seinen schlechten Gefühlen gegenüber anderen befreien, wenn er seine Gesundheit und seine Sadhana wieder in Ordnung bringen will.

Es ist ein großer Gewinn, wenn sich durch die Attacke auf den Körper keine Depression bei dir einstellt.
Der Schmerz selbst hat deiner Beschreibung nach offensichtlich nervöse Ursachen und kann, wenn du in den mehr physischen Schichten des Wesens ein Offen-sein entwickelst, durch das Wirken der [Yoga-] Kraft beseitigt werden, oder du selbst wirst fähig sein, dich des Wirkens der Kraft zu bedienen, um ihn hinauszustoßen. Es ist eine Frage des Sich-Öffnens im Körperbewusstsein.
Bewusstsein oder Nichtbewusstsein hängt, wie du selbst bei den Studien in Französisch erfahren hast, vom Zustand [des Körpers] ab. Nicht dass du unbewusst bist, aber das physische Wesen neigt zu einem tamasischen Zustand (dem Zustand der Trägheit), und dann wird es entweder inaktiv oder dunkel, dumm oder unbewusst; wenn tamas sich auflöst, wird die Verfassung licht, und was schwierig war, wird natürlich und einfach. Die ganze Sache läuft darauf hinaus, dem Physischen abzugewöhnen, in seine Trägheit zurückzufallen, und das kann geschehen, indem man es dem Wirken der Kraft öffnet und sich daran anpassen lässt. Wenn das Wirken der Kraft anhält, gibt es kein tamas mehr.

Es ist nichts Physisches, sondern eine vitale Depression, die verhindert, dass der Körper seine Elastizität zurückgewinnt. Ein Teil des Vitals widersetzte sich einer radikalen Wandlung und versuchte, was selbst deinem Mental verborgen blieb, den bestehenden Zustand aufrechtzuerhalten. Es hat nun durch diese letzte Sache einen Schock erlitten und wurde deprimiert, und wenn das Vital auf diese Weise deprimiert ist, greift das auf den Körper über. Du sagst ganz richtig, dass es Teil einer stattfindenden Wandlung oder Wende ist. Aber diese Auswirkungen von Trägheit oder Schwäche sollten nicht anhalten; sobald sich das Vital mit Freuden in die Wende oder Wandlung fügt, werden Elastizität und Energie zurückkehren.

Die Schmerzen im Körper stammen aus der gleichen Quelle wie die Störung in der vitalen Natur; in beiden Fällen sind es Attacken der gleichen äußeren Kraft, die dich verleiten oder, wenn das nicht möglich ist, beunruhigen und stören will. Wenn du dich von diesem vitalen Angriff einmal befreien und seine Wiederkehr verhindern kannst, wird es leichter sein, die physische Schwierigkeit loszuwerden, die ihren Ursprung im Nervensystem (vital-physisch) hat; obwohl ihre Symptome die einer physischen Krankheit zu sein scheinen, handelt es sich im Allgemeinen, wenn du Schmerzen hast, um eine Attacke auf den nervlichen Teil, die den Zweck hat, ihn zu schwächen.
Bleibe immer ruhig und fahre beharrlich fort, dich zu öffnen. Die Kraft, die dich von der vitalen Störung befreit, kann auch die Störung sowohl im nervlichen Teil als auch im physischen Körper beseitigen.

Zuerst verhalten sich die Schmerzen immer so; wenn man sie von einem Ort vertreibt, wandern sie zu einem anderen. Es ist aber besser, als dass sie sich überall festsetzen.

Weder dem Vital noch dem Körper wohnen diese Krankheiten inne – es ist eine Kraft von außen, die sie hervorruft, und das Nervensystem (physisch-vital) sowie der Körper reagieren aus Gewohnheit auf sie oder sind nicht fähig, sie hinauszustoßen. Es ist immer besser, nicht zu sagen: „Ab jetzt will ich nie mehr krank sein“; damit ziehst du die Aufmerksamkeit dieser missgünstigen Kräfte auf dich, die dann sofort beweisen wollen, dass sie den Körper immer noch zu stören vermögen. Wenn sie kommen, weise sie einfach zurück.

Es ist eine Attacke auf dein physisches Bewusstsein, durch welche die alten Kräfte den falschen Zustand herbeiführen. So wie du früher die Macht empfingst, von der vitalen Bewegung zurückzutreten und sie örtlich zu begrenzen, während dein übriges Bewusstsein beobachtet hat und nicht überwältigt wurde, so hast du nun zu lernen, vom physischen Schmerz oder der Unpässlichkeit zurückzutreten und sie zu begrenzen. Wenn du das tun kannst, und zwar vollständig tun kannst, werden Schmerz und Unpässlichkeit leichter und ruhiger verschwinden, und das Gefühl der Schwäche wird dich nicht derartig überwältigen. Du vermagst zu erkennen, dass die [Yoga-] Kraft die Macht besitzt, die Schmerzen zu beseitigen; aber du lässt dich nervlich überwältigen, und daher ist es für sie schwierig, ein anhaltendes Ergebnis zu erzielen. Was damals im Vital möglich war, muss auch im Physischen geschehen. Es ist der einzige Weg, sich von den Attacken zu befreien.

Du musst eine vollständige Trennung deines Bewusstseins von diesen Gefühlen des Körpers und seiner Billigung einer Krankheit erreichen, und von diesem separierten Bewusstsein her auf den Körper einwirken. Nur so kann man sich von diesen Dingen befreien oder sie zumindest neutralisieren.

Wenn das Bewusstsein separiert ist, sollte es nicht daran [an den Schmerzen] leiden. Der Körper mag Schmerzen erdulden, aber das Bewusstsein sollte nicht leiden oder sich von ihnen überwältigt fühlen.

Schmerz wird verursacht, weil das physische Bewusstsein in der [Welt der] Unwissenheit zu begrenzt ist, um die Attacken, die auf es einwirken, zu ertragen. Das kosmische Bewusstsein hingegen, In seinem Zustand des vollständigen Wissens und der vollständigen Erfahrung, erfährt alle Berührungen als Ananda.

Um äußerste Hitze und Kälte ertragen zu können, ist es notwendig, zuerst Frieden in den Zellen zu erlangen, später dann die kompakte Kraft. Schmerz und Unbehagen rühren von einem physischen Bewusstsein her, das nicht kraftvoll genug ist, um seine eigenen Reaktionen auf Dinge zu bestimmen.

Natürlich, der Körper [erleidet physischen Schmerz] – aber der Körper übermittelt ihn dem Vital und Mental. Im gewöhnlichen Bewusstsein wird das Vital gestört, angegriffen und seine Kräfte werden geschwächt; das Mental identifiziert sich damit und gerät aus der Fassung. Das Mental muss [jedoch] unbewegt, das Vital muss unbeeinflusst bleiben, und der Körper muss lernen, ihn [den Schmerz] mit Gleichmut zu ertragen, so dass die höhere Kraft in ihm wirken kann.

Das Selbst ist niemals von irgendeiner Art von Schmerz betroffen. Die Seele nimmt ihn ruhig hin und bietet ihn dem Göttlichen dar, damit das Nötige geschehe.

Das, was einen befähigt weiterzumachen als ob nichts geschehen wäre, ist das Losgelöstsein selbst des physischen Mentals vom Schmerz – aber dieses Losgelöstsein des physischen Mentals ist nicht so leicht zu erreichen.

Die Hauptschwierigkeit scheint darin zu bestehen, dass du zu sehr einer Erregung der Nerven ausgeliefert bist – nur indem die Ruhe und Stille in das ganze Wesen gebracht werden, kann ein stetiger Fortschritt in der Sadhana gesichert werden.
Um wieder zur Ruhe zu kommen, muss man als erstes den nervlich bedingten Attacken Einhalt gebieten – je mehr du dich diesen Ideen und Gefühlen hingibst und dich damit identifizierst, desto mehr nehmen sie zu. Du musst dich zurückziehen und im Hintergrund in dir etwas finden, das von Schmerzen und Depressionen nicht beeinträchtigt wird – dann kannst du dich von dort her von den Schmerzen und Depressionen befreien.
Wenn du darauf hörst, was andere sagen, und dein Handeln darauf ausrichtest, ihren Ideen zu genügen, wie willst du dann die rechte Haltung bewahren, die allein dir bei der Arbeit zu helfen vermag? Für die Mutter hast du zu arbeiten, um sie durch Arbeit in dir zu finden – nicht um dich vor der Kritik durch andere zu schützen.

Ich freue mich zu hören, dass die Störung letzte Nacht vertrieben werden konnte – jetzt muss die Empfangsbereitschaft des Körperbewusstseins bewahrt werden, damit sie [die Störung] keinesfalls mehr zurückkehren kann oder, falls sie es versucht, sofort vertrieben wird. Du musst immer danach trachten, die Ruhe zu bewahren, musst deprimierenden oder quälenden Gedanken oder Gefühlen den Einlass verwehren oder dass sie von deinem Mental oder deiner Rede Besitz ergreifen; wenn man einmal die innere Ruhe und Weite gewonnen hat, gibt es keinen echten Grund zuzulassen, dass sie wieder entgleiten und diese Dinge eindringen. Und wenn das Mental seine Ruhe bewahrt und nur gegenüber den höheren Kräften aufnahmebereit ist, kann es mit Leichtigkeit diese Ruhe und Aufnahmebereitschaft auf das Körperbewusstsein und sogar auf die stofflichen Zellen des Körpers übertragen.

Was immer es sein mag – die Macht der Krankheit, welche die Sadhana verhindert, sollte nicht bestehen. Das yogische Bewusstsein und sein Wirken sollten vorherrschen, ob du gesund oder krank bist.

Wegen Rheumatismus die Arbeit aufzugeben ist zwecklos – es sei denn, er wäre so schlimm, dass du nicht mehr arbeiten kannst – es macht die Dinge nur schlimmer.

Du hattest dein Bewusstsein geöffnet, weshalb der Schmerz aufhörte. Wenn er während des Schlafes zurückkehrte, dann muss es deshalb gewesen sein, weil du den Kontakt verloren hattest und in das gewöhnliche Bewusstsein zurückgefallen bist. Das geschieht oft.

Ja, wenn du nicht genug schläfst, ist das physische System für diese Krankheiten eher anfällig. Wenn es sich in einem guten Zustand befindet, weist es sie meist automatisch zurück, und man bemerkt nicht einmal, dass eine Attacke stattgefunden hat.

Was ich sagte, war, dass der Körper, wenn er sich in einem guten Zustand befindet, jede Attacke einer Krankheit, die in der Luft liegt, automatisch abweist, ohne dass das Mental überhaupt bemerkt, dass eine Attacke stattgefunden hat. Wenn eine Attacke automatisch zurückgewiesen wird, warum sollte es dann notwendig sein, sich damit auseinanderzusetzen?

Die Gewohnheit eines Rückfalls im Körper zu bestimmten Zeiten oder gelegentlich wird durch einen feindlichen Druck bewerkstelligt. Diese Gewohnheit eines festgelegten Rückfalls gibt jeder Krankheit ein größeres Beharrungsvermögen, weil das Körperbewusstsein den Rückfall erwartet und diese Erwartung sein Eintreten begünstigt.

Diese Erwartung des Mentals ist es, die am meisten dazu beiträgt, den Rhythmus der Attacke aufrechtzuerhalten. Wenn man sich davon befreien könnte, würde auch dieser Rhythmus zerstört.

Ich glaube nicht, dass Stottern irgend etwas mit einer schwachen Lunge zu tun hat, und es wird auch nicht durch eine Missbildung der Sprachorgane hervorgerufen – im Allgemeinen ist es eine nervliche Behinderung (physisch-nervös) und vollkommen heilbar. Mir ist kein besonderes Heilverfahren dafür bekannt – die Menschen haben verschiedene Mittel benutzt, um darüber hinwegzukommen; hinter all diesen aber steht das Erfordernis einer Willenskraft und geduldigen Disziplinierung des Sprechvermögens.

Du musst bezüglich deiner Augen vorsichtig sein. Bei Nacht zu viel zu lesen ist nicht ratsam. Zwei Vorschläge jenes Mannes, der die Sonnenbehandlung empfiehlt, fand ich durchaus annehmbar. Erstens sollte man, wenn man Dinge betrachtet oder liest, reichlich blinzeln und nicht die Augen fixieren oder starr blicken. Zweitens verschafft das Auflegen der hohlen Handfläche eine sehr förderliche Ruhe – gemeint ist damit, die Hände gekreuzt über die geschlossenen Augen zu legen, ohne sie auf die Augen zu pressen, um alles Licht auszuschließen.

Was du beschreibst, ereignet sich sehr häufig, während einer Erkältung im Kopf, da man im Allgemeinen für die Übermittlung des mentalen Gedankens von den Gehirnzellen abhängig ist. Wenn das Mental von den Gehirnzellen weniger abhängig ist, wird das klare Sehen und Denken durch die Trübung, welche die Erkältung verursacht, nicht beeinträchtigt, und man wird nicht in das mechanische Mental zurückgeworfen.

Fieber ist natürlich meistens ein Kampf des Körpers, um eingedrungene Unreinheiten auszufechten, aber manchmal ist das Heilmittel ebenso schädlich, wenn nicht schädlicher als die Krankheit. Genauso ist es mit den Beschwerden; eine Krankheit hat manchmal zur Folge, dass einige Unreinheiten ausgestoßen werden, doch kann auch dies mehr Schaden anrichten als Gutes tun.

Nach einer Attacke von Influenza: Das Wichtigste dabei ist, die ganze Zeit über vollkommenen Gleichmut zu bewahren und Gedanken von angstvoller Sorge oder Depression nicht in dich eindringen zu lassen. Es ist ganz natürlich nach dieser schweren Attacke von Influenza, dass sich Schwäche und gewisse Schwankungen im Fortschritt der Besserung abzeichnen. Was du zu tun hast, ist, ruhig und vertrauensvoll zu bleiben und dich nicht zu grämen oder ruhelos zu sein – sei vollständig ruhig und bereit, dich auszuruhen, solange du der Ruhe bedarfst. Es gibt nichts, worüber du dich zu beunruhigen brauchst; ruhe dich aus, dann werden Gesundheit und Stärke zurückkehren.

Ischias ist etwas mehr als eine nervöse Störung – er beeinträchtigt die Bewegungen der Muskeln durch die Nerven. Du kannst dich jedoch sofort davon befreien, wenn du es fertigbringst, die [Yoga-] Kraft darauf zu lenken.

Es gibt kein äußeres Mittel, Ischias ist eine Sache, die nur einer konzentrierten inneren Kraft nachgibt oder aber von selbst aufhört und von selbst kommt. Äußere Mittel können bestenfalls lindernd wirken.

Die Trägheit rührt daher, dass in deinem äußeren Wesen immer eine sehr kraftvolle tamas bestand, und sie ist es, die vom Widerstand benützt wird. Auch fehlte es dem äußeren Mental an stetiger Willenskraft, wodurch es für die [Yoga-] Kraft schwieriger wurde herabzukommen. Wenn du gänzlich offen bist, kann die Kraft auf den Ischias einwirken, so dass er an Stärke verliert oder zum Verschwinden gebracht wird; wenn aber das Bewusstsein durch Trägheit blockiert ist, kommen diese Schwierigkeiten dazwischen.

Wir haben immer wieder festgestellt, dass sich Ischias der [Yoga-] Kraft, wenn sie ruhig und beharrlich angewandt wird, nicht widersetzen kann. Andere Krankheiten können Widerstand leisten, nicht aber Ischias, der gänzlich tamasisch ist. Die Anwendung der Kraft ist für dich wahrscheinlich noch nichts Selbstverständliches; daher ist das Gefühl von Kampf damit verbunden und nicht das Gefühl ruhiger Beherrschung – daher die Rastlosigkeit usw.
Wenn du dich vom Ischias nicht durch innere Mittel befreien kannst, sollte dich das ärztliche Heilmittel (das nicht heilt, dich aber vom Schmerz solange wie möglich befreit) nicht ermüden. Der Ischias tritt periodisch auf und kann wochenlang anhalten; dann verschwindet er plötzlich wieder. Wenn du dich physisch ruhig verhältst und nicht zu aktiv bist, tritt er möglicherweise für lange Zeit nicht auf. Natürlich würde das bedeuten, ein inaktives, physisch behindertes Leben zu führen. Das meinte ich damit, als ich davon sprach, den Ischias zu verewigen – und die Trägheit auch.

Tb. ist das Ergebnis einer starken seelisch-vitalen Depression. Sex kann nicht unmittelbar Tb. auslösen, obwohl er ein Faktor für den Verfall der vitalen Kräfte und das Zurückziehen der stützenden Seelenkräfte sein mag, was schließlich zu Tb. führen kann. Der Mangel an Vitalität, der leicht als eine [Begleit-] Erscheinung der modernen Zivilisation entsteht, gehört daher zu den stark auslösenden Ursachen. Die modernen Menschen haben nicht das solide Nervensystem und die natürliche Lebensfreude ihrer Vorfahren. Über die Soldaten weiß ich nicht Bescheid – doch könnte ich mir vorstellen, dass der schreckliche Krieg im Schützengraben mit all seinen grausigen Umständen und Begleiterscheinungen viel schwerer zu ertragen war als das Marschieren und Kämpfen im Freien zu Napoleons Zeiten.

Der Tod in frühem Alter ist, wenn man den Angaben Glauben schenken darf, in Europa viel seltener, und die Menschen leben im Allgemeinen länger. Gewisse Krankheiten aber haben trotz des Fortschritts in der Hygiene zugenommen – Influenza, Tb., Geschlechtskrankheiten. Es sind auch neue Krankheiten entstanden, die früher kaum existierten. Das scheint ganz offensichtlich das Werk der feindlichen Kräfte zu sein.

Natürlich kann er [Krebs durch Yoga] kuriert werden – jedoch unter der Voraussetzung von Glauben oder Offen-sein [gegenüber der Yoga-Kraft] oder beidem. Selbst eine mentale Suggestion kann mit etwas Glück Krebs heilen, wie es der Fall der jungen Frau beweist, die erfolglos an Krebs operiert wurde; die Ärzte sagten nicht die Wahrheit und teilten ihr mit, dass die Operation gelungen sei: die Krebs-Symptome verschwanden – und viele Jahre später starb sie an einer ganz anderen Krankheit.

Medizin ist genaugenommen nicht Wissenschaft. Sie ist Theorie mit experimentellem Tasten und Glücksache.

Die Theorie [der allopathischen Medizin] ist imponierend, aber wenn sie zur Anwendung kommt, gibt es zu viel Unsicherheiten und auf Mutmaßung gegründete Verfahren, als dass man sie als eine exakte Wissenschaft bezeichnen könnte. Es gibt viele Wissenschaftler, die sich dagegen sträuben, wenn sie hören, dass Medizin als [exakte] Wissenschaft bezeichnet wird. Anatomie und Physiologie sind natürlich [exakte] Wissenschaften.

Injektionen sind große Mode; für alles gibt es Injektionen und wieder Injektionen. In der Neuzeit hat die Medizin drei Stadien durchlaufen – zuerst (in Molières Tagen) war es „Aderlass und Klistier“, dann „Medikament und Diät“ und jetzt ist es „Serum und Injektion“. Befiehl dich Gott – nicht wegen der Krankheiten, sondern der Ärzte wegen. Dennoch steckt hinter jeder dieser Formeln eine Teilwahrheit – mit Vorteilen und Nachteilen. So wie alle Religionen und Philosophien auf den Höchsten ausgerichtet sind, aber jede aus einer anderen Richtung, so sind alle medizinischen Moden Wege zur Gesundheit – obwohl sie sie nicht immer erreichen.

Du kannst über die homöopathischen Theorien sagen was du willst, doch habe ich selbst gesehen, wie X sie Detail für Detail ausarbeitete, dort wo er ein freies und ungehindertes Tätigkeitsfeld hatte und sich des Vertrauens der Patienten und ihres unbedingten Gehorsams sicher wusste; und ich habe weiterhin gesehen, dass die Ergebnisse mit seinen Behauptungen übereinstimmten und seine Voraussagen, die darauf gründeten, sich nicht nur wortwörtlich erfüllten, sondern auch in genau der festgelegten Zeit – und all das nicht gemäß dem, was X berichtete, sondern gemäß den ausführlichen und genauen Berichten des diensttuenden allopathischen Arztes. Seitdem weigere ich mich, daran zu glauben – auch wenn alle Allopathen einstimmig protestieren –, dass die homöopathische Theorie oder ihre Auslegung und Anwendung durch X reiner Quatsch und Blödsinn seien. Was die Fehler anbelangt, so ist festzustellen, dass alle Ärzte Fehler machen, sogar sehr schwerwiegende Fehler, und dass sie ebenso töten wie heilen … Eine bestimmte Theorie ist so gut und so schlecht wie irgendeine andere – es kommt darauf an, wie sie in jedem einzelnen Fall angewandt wird. Es ist etwas anderes dahinter, das den Ausgang entscheidet.

Ich habe einige Gedanken niedergelegt, um etwas kaltes Wasser auf dieses glühend heiße Eisen der Allopathie zu schütten. Doch scheinen mir jetzt alle diese Auseinandersetzungen von geringem Nutzen zu sein. Ich kenne das Wirken beider Systeme (Allopathie und Homöopathie) und anderer und kann nicht glauben, dass eines von ihnen die alleinige Wahrheit vertritt. Die, welche vom orthodoxen Standpunkt aus verdammenswert sind, da sie ihm gänzlich widersprechen, haben ihre eigene Wahrheit und damit Erfolg – und ebenso hat sowohl die orthodoxe als auch die heterodoxe Methode ihre Fehlschläge. Eine Theorie ist nichts anderes als eine konstruierte und festgelegte Idee, die eine unvollkommene Beobachtung einer Reihe von Vorgängen durch den Menschen darstellt, denen die Natur folgt oder folgen kann. Eine andere Theorie ist eine andere konstruierte und festgelegte Idee von anderen Vorgängen, denen sie ebenso folgt oder folgen kann. Allopathie, Homöopathie, Naturheilkunde, Osteopathie, Kaviraji, Hakimi – alle haben sich der Natur bemächtigt und sie auf gewisse Vorgänge festgelegt; jede Theorie hat ihre Erfolge und Misserfolge. Lass jede ihre Arbeit auf ihre Weise tun. Ich sehe keine Notwendigkeit für Kämpfe und Gegenbeschuldigungen. Für mich sind das alles nur äußere Mittel, denn was tatsächlich wirkt, das sind die unsichtbaren Kräfte im Hintergrund – und von ihrem Wirken hängen die äußeren Mittel mit ihrem Erfolg und Misserfolg ab; wenn man aus dem Vorgang einen richtigen Kanal für die richtige Kraft machen kann, erhält er seine volle Wirksamkeit – das ist alles.

Es genügt nicht, dass es sich bei einer Arznei um eine spezielle Arznei handelt. Gewisse Arzneien haben andere Auswirkungen oder mögliche Auswirkungen, die vom Arzt, der nur seinen Fall heilen will, unbeachtet bleiben können, aber nicht übersehen werden dürfen, wenn man das Körpersystem und seine Reaktionen als ein Ganzes betrachtet. Die ungünstigen Auswirkungen des Chinins werden selbst aus ärztlicher Sicht zugegeben, und in Europa sucht man seit langem einen Ersatz für Chinin.

Tumor, Syphilis usw. sind Besonderheiten, aber was ich aufgrund meiner psycho-physischen Erfahrungen festgestellt habe, ist, dass die meisten Störungen des Körpers zusammenhängen, obwohl sie in Gruppen getrennt sind; es gibt aber auch eine Verbindung unter den Gruppen. Wenn man sie an ihrer psycho-physischen Wurzel packen kann, ist eine Heilung möglich, auch ohne das pathologische Ganze der Sache zu erkennen und ohne sich mit den Symptomen als einer Möglichkeit zu beschäftigen. Einige Heilverfahren, die von Halb-Mystikern erfunden wurden, haben diese Macht. Was ich mir jetzt überlege, ist, ob Homöopathie eine psycho-physische Grundlage hat. War ihr Gründer ein Halb-Mystiker? Andernfalls wären bestimmte Eigentümlichkeiten in der Wirkungsweise der Arzneien, die von X angewandt werden, nicht zu verstehen.

Du bist weit hinter der Zeit zurück. Weißt du nicht, dass jetzt sogar viele Ärzte zugeben und es öffentlich publizieren, dass Medikamente zwar ein Faktor sind, doch nur einer, und dass der psychologische Faktor ebenso wichtig ist oder sogar noch wichtiger. Ich habe die Ärzte das oft sagen hören und es in Artikeln mit Unterschriften angesehener Ärzte gelesen. Und sie sagen weiterhin, dass zu den wichtigsten psychologischen Faktoren der Optimismus und das Selbstvertrauen des Arztes gehören sowie das Vertrauen, die Hoffnung, die förderliche mentale Atmosphäre, die er auf seine Patienten einwirken lässt oder womit er sie umgibt. Ich habe die kategorische Behauptung gelesen, dass ein Arzt, der das zu tun vermag, weit erfolgreicher ist als einer, der die medizinische Wissenschaft besser kennt, aber das nicht tun kann … Ich meinte nicht, dass es ohne Medikamente nicht geht. Wenn es aber mit Hilfe von Medikamenten zu geschehen hat, ist das richtige Medikament hilfreich, das falsche dagegen bringt offensichtlich eine Gefahr mit sich. Warum sollte sein Wissen die Intuition verhindern? Selbst ein allopathischer Arzt bedarf oft der Intuition, welches Medikament er zu geben hat oder in welcher Dosierung – und jene mit der besten Intuition haben den besten Erfolg. Selbst von der orthodoxen Wissenschaft wird nicht alles nach einer einzigen Regel oder einem einzigen Buch oder einer Faustregel getan.

Welch eine absurde Behauptung! Selbstvertrauen sei eine angeborene Sache; es beruhe nicht auf Wissen und Erfahrung … Wer sagt das? Ich habe nie gehört, dass Napoleon bei Waterloo aus Mangel an Selbstvertrauen versagte. Ich habe vielmehr immer gelesen, dass er deshalb versagte, weil er wegen seiner überstandenen Krankheit keine so rasche und selbstsichere Entscheidung mehr treffen konnte und in seiner Geistesgegenwart nicht mehr so beweglich war wie zuvor. Bitte schreibe keine Historie, es sei denn, dir stünden Tatsachen für deine neue Version zur Verfügung.

Wunder können geschehen; es gibt aber keinen Grund, warum sie alle augenblicklich stattfinden sollen – ob sie nun von Göttern oder den Ärzten vollbracht werden.

Diese Dinge sind beweisbar, und der Beweis für Coués Erfolg ist überwältigend. Es hat auf der ganzen Welt auch viele andere große Heiler gegeben, deren Erfolge durchaus bezeugt sind. Heilungen durch Glauben und Psychotherapie sind ebenfalls Tatsachen.

Diese Autosuggestionen – in Wirklichkeit ist es Glaube in einer mentalen Form – wirken sowohl auf das Unterschwellige als auch auf das Unterbewusste ein. Im Unterschwelligen setzen sie die Kräfte des inneren Wesens in Tätigkeit, seine okkulte Fähigkeit, den Gedanken, Willen oder einfach die bewusste Kraft auf den Körper wirken zu lassen – im Unterbewussten bringen sie die Suggestionen von Tod und Krankheit zum Schweigen, welche die Wiederkehr der Gesundheit verhindern. Sie tragen auch dazu bei, die gleichen Dinge (feindliche Suggestionen) im Mental, Vital und Körperbewusstsein zu bekämpfen. Wo all dies vollständig oder mit einiger Vollständigkeit getan wird, können die Auswirkungen [der Autosuggestion] sehr bemerkenswert sein.

1 „Wenn wir einer Falschheit, wie geringfügig auch immer, erlauben, sich durch unseren Mund oder unsere Feder auszudrücken, wie können wir dann darauf hoffen, vollendete Boten der Wahrheit zu werden? Ein vollendeter Diener der Wahrheit sollte sich selbst der geringsten Ungenauigkeit, Übertreibung oder Entstellung enthalten.“ – Die Mutter