Kapitel 4

Die Macht des göttlichen Namens

Erinnere dich des Göttlichen zu allen Zeiten

Worte Sri Aurobindos

Die Gita legt großes Gewicht auf das Denken und den Zustand des Mentals zur Zeit des Todes. Das ist für uns schwer verständlich, wenn wir nicht das anerkennen, was man die selbst-schöpferische Macht des Bewusstseins nennen könnte. Unser inneres Wesen will sich verwandeln in das, was das Denken, die innere Betrachtung, der Glaube, sraddha, mit endgültigem Nachdruck festhält. Diese Tendenz wird zu einer entscheidenden Kraft, wenn wir zu jenen höheren spirituellen, aus dem Selbst entfalteten Erfahrungen weiterkommen, die weniger von den äußeren Dingen abhängig sind, als es unsere gewöhnliche, der äußeren Natur versklavte Psyche ist. Dabei können wir sehen, wie wir stetig immer mehr zu dem werden, worauf wir unser Mental fixiert halten und wonach wir ständig trachten. Darum bedeutet jedes Absinken des Denkens, jede Untreue des Gedenkens stets eine Verzögerung der Umwandlung oder ein Herabsinken in deren Ablauf und eine Rückkehr zu dem, was wir vorher gewesen sind, zumindest so lange, als wir unser neues Werden noch nicht in Substanz und unwiderruflich gefestigt haben. Ist das aber geschehen und für unsere Erfahrung zu etwas Normalem geworden, bleibt das Gedenken daran im Selbst gegenwärtig, da das nun zur natürlichen Form unseres Bewusstseins geworden ist. Im kritischen Augenblick, wenn wir die sterbliche Ebene des Lebens verlassen, wird ersichtlich, wie wichtig der dann erreichte Zustand unseres Bewusstseins ist. Solch eine rettende Macht kann aber nicht ein bloßes Gedenken erst auf dem Totenbett bewirken, wenn die ganze Grundhaltung unseres Lebens und unsere vergangene persönliche Lebensweise im Gegensatz dazu standen oder dies Gedenken nur ungenügend vorbereitet haben. Das hier vorgetragene Denken der Gita stimmt nicht überein mit den Ablässen und sakramentalen Gebräuchen populärer Religionen. Es hat nichts gemein mit den primitiven Vorstellungen, die die Absolution und letzte Ölung durch den Priester zu einem erbaulichen „christlichen“ Tod nach einem unerbaulichen profanen Leben, die Planung oder den Zufall eines Todes im geheiligten Benares oder am heiligen Ganges zu einer ausreichenden Mechanik der Erlösung machen. Das göttliche subjektive Werden, auf das sich das mentale Wesen im Augenblick des physischen Todes mit aller Kraft konzentrieren soll, yam smaran bhavam tyajati ante kalevaram, muss schon vorher ein Zustand gewesen sein, in den die Seele jeden Augenblick während des physischen Lebens hineingewachsen war, sada tad-bhava-bhavitah. Daher sagt der göttliche Lehrer: „Darum gedenke Meiner zu allen Zeiten und kämpfe! Denn wenn dein Gemüt und dein Verstand immer fest auf Mich gerichtet und an Mich hingegeben sind, wirst du sicher zu Mir gelangen. Denn wenn man immer seiner gedenkt mit einem Bewusstsein, das in einem unentwegten Yoga von ständiger Praxis mit ihm vereint ist, dann, O Partha, gelangt man zum göttlichen und erhabenen Purusha.“

Sei zu allen Zeiten im Yoga

Worte Sri Aurobindos

Denn das ist schließlich das Wesentliche, dass wir unser ganzes Wesen eins werden lassen mit dem Göttlichen, so völlig und in jeder Beziehung eins, dass wir in natürlicher Weise und beständig fest und sicher in dieser Einung sind und dass wir so alles Leben, nicht nur das Denken und die Meditation, sondern auch das Handeln, die Arbeit und den Kampf zu einer ständigen Erinnerung an Gott machen. „Gedenke Meiner und kämpfe!“ bedeutet, dass wir das immer gegenwärtige Denken an den Ewigen im Zusammenprall des Vergänglichen auch nicht einen einzigen Augenblick lang verlieren, das normalerweise unser mentales Wesen ganz gefangen nimmt. Das scheint schwer genug, fast unmöglich zu sein. Es ist in der Tat nur vollauf möglich, wenn wir die anderen Bedingungen erfüllen: Wenn wir in unserem Bewusstsein zu einem einzigen Selbst mit allen anderen geworden sind, zu einem einzigen Selbst, das für unser Denken stets das Göttliche ist, und wenn sogar unsere Augen und die anderen Sinne das Göttliche Wesen überall sehen und empfinden, so dass es uns zu gar keiner Zeit möglich ist, etwas nur als jenes zu fühlen und zu denken, das die unerleuchteten Sinne empfinden, sondern allein als die Gottheit, die zugleich in dieser Gestalt verborgen und geoffenbart ist. Und wenn unser Wille im Bewusstsein eins ist mit dem höchsten Willen, und wenn jeder Akt von Willen, Mental und Körper so gefühlt wird, dass er von dorther kommt, dass er dessen Bewegung und ganz von ihm durchdrungen und identisch mit ihm ist, dann kann das, was die Gita fordert, vollständig getan werden. Diese Erinnerung an das Göttliche Wesen wird nicht mehr nur ein immer wieder unterbrochener Akt des mentalen Wesens sein, sondern die natürliche Voraussetzung all unserer Aktivitäten und in gewisser Beziehung die wirkliche Substanz unseres Bewusstseins. Der Jiva (der individualisierte Geist, der von Geburt zu Geburt das lebende Wesen aufrechterhält) ist in den vollen Besitz seiner richtigen, natürlichen und spirituellen Beziehung zum Purushottama (die Höchste Göttliche Person, das Höchste Wesen) eingetreten. Nun ist unser ganzes Leben Yoga, Einssein, das vollendet ist und sich doch ewig neu vollendet.

Rufe stets die Mutter

Worte Sri Aurobindos

Die Hauptsache ist, die Mutter immer zu rufen und gleichzeitig zu streben und das Licht willig einzulassen, wenn es kommt, sowie Begehren und irgendwelchen dunklen Bewegungen nicht anzuhaften und sie abzuweisen. Wenn du aber mit diesen anderen Dingen erfolglos bleibst, dann rufe und fahre fort zu rufen.

Die Kraft der Mutter ist da und mit dir, auch wenn du sie nicht fühlst; bleibe ruhig und beharrlich.

Worte Sri Aurobindos

Wenn Gefahr eintritt, ist ein Ruf an die Mutter das Erste, was zu tun ist. Das lässt den generellen Schutz sofort wirksam werden.

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