Kapitel 4

Die Brücke im Körper bauen

Die Lieder des Sieges: Was zu tun ist, wird getan

Worte der Mutter

(Erfahrung der Nacht vom 12. April 1962) Nach mehreren Wochen schwerer Krankheit, die das Leben der Mutter bedrohte.

Plötzlich in der Nacht wachte ich mit dem vollen Bewusstsein dessen auf, was wir den Yoga der Welt nennen könnten. Die Höchste Liebe manifestierte sich durch starke Pulsschläge, und jeder Pulsschlag brachte die Welt in ihrer Manifestation weiter. Es waren die gewaltigen Pulsierungen der ewigen, wunderbaren Liebe, nur der Liebe. Jeder Pulsschlag der Liebe trug das Universum in seiner Manifestation weiter.

Und es gab die Gewissheit, dass das, was zu tun ist, getan wird und dass die Supramentale Manifestation verwirklicht wird.

Alles war unpersönlich, nichts war individuell.

Das ging immer weiter und weiter und weiter und weiter.

Die Gewissheit, dass das, was zu tun ist, getan wird.

Alle Ergebnisse der Falschheit waren verschwunden: Der Tod war eine Illusion, die Krankheit war eine Illusion, die Unwissenheit war eine Illusion – etwas, das keine Realität, keine Existenz hatte. Nur Liebe und Liebe und Liebe und Liebe und Liebe – gewaltig, gewaltig, gewaltig, gewaltig, alles tragend.

Und wie kann man es in der Welt ausdrücken? Es war wie eine Unmöglichkeit, wegen des Widerspruchs. Aber dann kam es: „Du hast akzeptiert, dass die Welt die Supramentale Wahrheit kennen sollte … und sie wird vollständig, integral ausgedrückt werden.“ Ja, ja, ja…

Und die Sache ist getan.

(Langes Schweigen)

Das individuelle Bewusstsein kehrte zurück: nur das Gefühl einer Einschränkung, einer Einschränkung des Schmerzes; ohne das kein Individuum.

Und wir machten uns auf den Weg, sicher des Sieges.

Der Himmel ist voll von den Liedern des Sieges.

Die Wahrheit allein existiert; sie allein wird sich manifestieren. Vorwärts! Ehre sei Dir, Herr, Höchster Triumphator!

(Schweigen)

Nun, zur Arbeit.

Geduld, Ausdauer, vollkommener Gleichmut und absoluter Glaube.

(Schweigen)

Was ich sage, ist nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts als Worte, wenn ich es mit der Erfahrung vergleiche.

Und unser Bewusstsein ist das gleiche, absolut das gleiche wie das des Herrn. Es gab keinen Unterschied, keinen Unterschied.

Wir sind Das, wir sind Das, wir sind Das.

Ein erfülltes Versprechen

Worte der Mutter

(Dies ist das erste Gespräch mit Mutter seit zwei Monaten. Sie liegt noch auf ihrer Chaiselongue. Sie sieht sehr blass und zerbrechlich aus, beinahe durchscheinend. Hier gibt sie weitere Erläuterungen der Erfahrung, die sie vor einem Monat, am 13. April hatte. Der folgende Text wurde nicht auf Band aufgezeichnet, sondern aus dem Gedächtnis niedergeschrieben und dann Mutter vorgelesen.)

Ich war am Ursprung – ich war der Ursprung. Während mehr als zwei Stunden, bewusst auf diesem Bett hier, war ich der Quell. Es waren wie Wogen – große Wogen, die schließlich brachen. Jede dieser Wogen kam einer Zeitspanne des Universums gleich.

Es war die Liebe in ihrer höchsten Essenz, aber es hat nichts mit dem zu tun, was man unter diesem Wort versteht.

Jede Woge dieser puren Liebe breitete sich aus, indem sie sich teilte. Es waren keine Kräfte, es ging weit über Kräfte und all das hinaus: Das Universum, so wie wir es kennen, existierte nicht mehr, es war eine sonderbare Illusion, ohne Beziehung zu Dem. Es gab nur die Wahrheit des Universums mit diesen großen Farbwogen – sie waren farbig, große Farbwogen mit etwas, das der Essenz der Farbe gleichkommt.

Es war ungeheuerlich. Ich durchlebte es mehr als zwei Stunden auf diese Weise, bewusst.

Dann war da eine Stimme, die mir alles erklärte (nicht genau eine Stimme sondern etwas, das der Ursprung von Sri Aurobindo war, wie die letzte Woge des Ursprungs). Nacheinander erklärte sie mir jede Woge, jede Zeitspanne des Universums und schließlich, wie alles zu dem geworden ist (Geste der Umkehr): die Entstellung des Universums. Ich fragte mich, wie es in diesem höchsten Bewusstsein möglich war, mit dem gegenwärtigen entstellten Universum in Beziehung zu treten. Wie nur lässt sich die Verbindung herstellen, ohne dieses Bewusstsein zu verlieren? – Eine Beziehung zwischen den beiden schien unmöglich zu sein. Da erinnerte mich die Stimme an mein Versprechen: dass ich versprochen hatte, die Arbeit auf dieser Erde zu tun, und dass sie getan werden würde. „Ich habe versprochen, die Arbeit zu tun, und sie wird getan werden.“

Der endgültige Sieg wird dem Herrn gehören

Worte der Mutter

Bis jetzt bin ich am Leben, weil der Herr wollte, dass ich am Leben bin, sonst wäre ich schon längst weg.

Ich bin nicht mehr in meinem Körper. Ich habe es dem Herrn überlassen, sich darum zu kümmern, zu entscheiden, ob er das Supramental haben will oder nicht. Ich weiß und ich habe auch gesagt, dass jetzt der letzte Kampf ist. Wenn der Zweck, für den dieser Körper lebt, erfüllt werden soll, d.h. die ersten Schritte in Richtung der supramentalen Transformation, dann wird er heute fortgesetzt. Das ist die Entscheidung des Herrn. Ich frage nicht einmal, was er entschieden hat. Wenn der Körper nicht in der Lage ist, den Kampf zu ertragen, wenn er aufgelöst werden muss, dann wird die Menschheit eine kritische Zeit durchlaufen. Was die Asurische Kraft, die es geschafft hat, das Erscheinen von Sri Aurobindo zu erlangen, erschaffen wird, ist eine neue Religion oder ein neuer Gedanke, vielleicht grausam und gnadenlos, im Namen der Supramentalen Verwirklichung. Aber jeder muss wissen, dass es nicht wahr ist, es ist nicht die Lehre von Sri Aurobindo, nicht die Wahrheit seiner Lehre. Die Wahrheit von Sri Aurobindo ist eine Wahrheit der Liebe und des Lichts und der Barmherzigkeit. Er ist gut und groß und mitfühlend und göttlich. Und Er ist es, der den endgültigen Sieg davontragen wird.

Nun, einzeln, wenn du helfen willst, brauchst du nur zu beten. Was der Herr will, wird getan. Was immer Er will, Er wird mit diesem Körper tun.

Eine neue Art zu sterben

Worte der Mutter

Heute morgen wurde mir etwas gesagt (heute morgen oder während der Nacht, ich weiß es nicht mehr), nicht mir, sondern dem Körper wurde gesagt, er werde bis zu seiner vollkommenen Läuterung gehen, und dann habe er die Wahl, seine Arbeit fortzusetzen oder… Wenn er einmal völlig geläutert ist … nicht, was die Leute physische „Reinheit“ nennen, sondern im Hinblick auf die Zellen, auf den göttlichen Einfluss, d.h. dass jede Zelle ausschließlich unter dem Einfluss des Höchsten steht (diese Arbeit wird gerade ausgeführt). Ihm wurde gesagt, dass dies geschehen werde, und wenn diese Arbeit abgeschlossen ist, werde er selbst, der Körper, ganz unter dem Einfluss des Höchsten, entscheiden, ob er weitermachen oder sich auflösen will. Das war sehr interessant, denn … Auflösung bedeutet Zerstreuung; Zerstreuung wäre aber auch eine Art, das Bewusstsein in einem sehr großen Bereich auszubreiten (das ist leicht zu verstehen). Den Zellen wird die Wahl überlassen, entweder so zu handeln (Geste der Verbreitung) oder als Agglomerat (Mutter macht eine Faust).

(Schweigen)

Zum ersten Mal wurde das Problem so betrachtet, das heißt vom Standpunkt eines allgemeinen Werkes.

Wie kann die Zerstreuung denn wirken? Wenn er sich zerstreut, löst er sich doch auf, das heißt die ganze Arbeit löst sich auf.

Nein, jede Zelle ist vollkommen bewusst…

Nach der äußeren Logik handelt es sich offenbar um eine neue Art zu sterben, die entstehen muss – es ist nicht mehr der Tod, so wie man ihn jetzt auffasst.

Starkes und lang anhaltendes Eindringen supramentaler Kräfte

Worte der Mutter

(Nacht vom 26. zum 27.) Starkes und lang anhaltendes Eindringen supramentaler Kräfte in den Körper, überall zugleich.

Eindringen in den Körper. Ja, eindringende Ströme, das hatte ich schon öfters, aber in jener Nacht (also vorgestern Nacht), kam es ganz plötzlich, als gäbe es nur noch eine supramentale Atmosphäre. Es gab nur noch das. Und mein Körper war darin. Und das drückte, um einzudringen, von überall, überall, überall zugleich – überall. Nicht wahr, das war kein Strom, der einfloss: Es war eine Atmosphäre, die von überall eindrang. Das dauerte mindestens vier oder fünf Stunden. Und da war nur ein Teil, der kaum durchdrungen wurde, und das war von hier bis da (zwischen Kehle und Scheitel), hier schien es grau und dumpf zu sein, als dränge es weniger ein… Aber sonst, alles, alles Übrige … es drang ein, drang ein, drang ein… Ich hatte so etwas noch nie erlebt, noch nie! Es dauerte Stunden – Stunden. Vollkommen bewusst.

Und als es kam und solange es da war, war ich bewusst: „Ah! dafür, dafür, das ist es, was Du von mir willst, Herr, dafür, dafür, das ist es, was Du willst.“ In diesem Augenblick hatte ich den Eindruck, dass etwas geschehen wird.

Worte der Mutter

Was Sri Aurobindo das „Bild“ nennt, ist für mich der physische Körper. So habe ich den Herrn gefragt, was Er tun würde, wenn Er diesen physischen Körper umwandeln wollte, und letzte Nacht hat Er mir mit zwei Visionen geantwortet.

Die eine betraf die Befreiung des körperlichen Bewusstseins von all diesen auf den Tod bezogenen Übereinkünften, und in der anderen hat Er mir gezeigt, was der supramentale Körper sein wird. Du siehst, ich habe gut daran getan, Ihn zu fragen!