Kapitel 4

Definition einer göttlich gewordenen Menschheit

Worte Sri Aurobindos

Bei unserem Yoga nehmen wir uns vor, das begrenzte, nach außen schauende Ego zu verbannen und an seiner Stelle Gott als den Gebieter der Natur auf den Thron zu erheben. Das bedeutet in erster Linie, dass wir das Begehren enterben und den Genuss der Begierden nicht länger als das vorherrschende menschliche Motiv anerkennen. Das spirituelle Leben wird das, was es zu seiner Förderung benötigt, nicht aus dem Begehren beziehen, sondern aus einem reinen und selbstlosen spirituellen Entzücken einer essentiellen Existenz. Nicht nur die vitale Natur in uns, die durch das Begehren geprägt wird, sondern ebenso das mentale Wesen muss sich einer neuen Geburt und einer Umwandlung unterziehen. Unser zerteiltes, egoistisches, begrenztes und unwissendes Denken mit seiner Intelligenz muss verschwinden; an seine Stelle muss das allumfassende fehlerlose Spiel einer schattenlosen göttlichen Erleuchtung einströmen, die schließlich die Vollendung in einem natürlichen, aus dem Selbst existierenden Wahrheits-Bewusstsein finden soll, das von der tastenden Halbwahrheit und dem strauchelnden Irrtum frei ist. Unser verworrenes und gehemmtes, im Ego zentriertes, von kleinlichen Motiven getriebenes Wollen und Handeln muss aufhören und einer göttlich motivierten und gelenkten Kraft Platz machen, damit diese total, rasch, mächtig und lichtvoll automatisch wirken kann. Es muss in all unser Tun ein höchster, apersonaler, unerschrockener und unbeirrbarer Wille eingepflanzt und dort aktiviert werden, der in spontanem und harmonischem Einklang mit dem Willen des Göttlichen steht. Wir müssen das unbefriedigende oberflächliche Spiel unserer schwachen egoistischen Gemütsbewegungen ausschalten. Statt ihrer muss sich ein weites seelisches Herz aus seinen geheimen Tiefen offenbaren, das im Innern, hinter jenen Gefühlen, auf seine Stunde wartet. Dann werden alle unsere Gefühle, die von diesem innersten Herzen, dem Sitz des Göttlichen, angeregt werden, in die ruhigen und intensiven Regungen einer Zwillingsleidenschaft des göttlichen und vielfältigen Ananda umgewandelt werden. Auf diese Weise lässt sich eine göttlich gewordene Menschheit oder ein supramentales Menschentum definieren.

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