Kapitel 4

Andere große Persönlichkeiten der Göttlichen Mutter

Worte Sri Aurobindos

Es gibt noch andere große Persönlichkeiten der Göttlichen Mutter, die jedoch schwieriger herabzubringen waren und die bei der Evolution des Erden-Geistes nicht so sehr im Vordergrund gestanden haben. Unter ihnen sind Wesenheiten, die zur supramentalen Verwirklichung unentbehrlich sind – vor allem eine, die ihre Persönlichkeit jener mysteriösen und mächtigen Ekstase und des Ananda ist, das aus der höchsten göttlichen Liebe fließt, jenem Ananda, das allein die Kluft zwischen den höchsten Höhen des supramentalen Geistes und den tiefsten Abgründen der Materie überbrücken kann, jenem Ananda, das den Schlüssel zu einem wundervollen und höchsten göttlichen Leben hält und auch jetzt aus seinem Mysterium das Wirken all der anderen Mächte des Universums unterstützt. Doch die begrenzte menschliche Natur, egoistisch und dunkel, ist unfähig, diese großen Wesenheiten zu empfangen oder ihr machtvolles Wirken zu ertragen. Erst wenn alle Vier ihre harmonische und freie Bewegung im umgewandelten Mental, Leben und Körper begründet haben, können jene anderen, selteneren Mächte sich in der Bewegung der Erde offenbaren und das supramentale Werk ermöglichen. Denn erst wenn alle ihre Persönlichkeiten in ihr vereint sind und sich offenbart haben, ihr gesondertes Wirken zu einer harmonischen Einheit gelangt ist und sie sich in ihr zu ihren supramentalen Gottheiten erheben, ist die Mutter als die supramentale Mahashakti enthüllt und lässt ihre leuchtenden Transzendenzen aus ihrem unbeschreiblichen Äther herniederströmen. Dann kann sich die menschliche Natur in eine dynamisch göttliche wandeln, weil alle Grundlinien des supramentalen Wahrheitsbewusstseins und der supramentalen Wahrheitskraft miteinander verbunden sind und die Harfe des Lebens auf die Rhythmen des Ewigen gestimmt ist.

Strebst du diese Umwandlung an, gib dich ohne Nörgeln oder Widerstand in die Hände der Mutter und ihrer Mächte und lass sie ungehindert ihr Werk in dir tun. Drei Dinge musst du haben: Bewusstsein, Formbarkeit, rückhaltlose Hingabe. Denn du musst in deinem Mental und deiner Seele, deinem Herzen und Leben, ja selbst in den einzelnen Zellen deines Körpers bewusst und der Mutter und ihrer Mächte und deren Wirken gewahr sein. Obwohl sie auch in deiner Dunkelheit und deinen unbewussten Teilen und Augenblicken wirken kann und das auch tut, ist es nämlich nicht dasselbe, als wenn du in einer wachen und lebendigen Kommunion mit ihr wärst. Deine ganze Natur muss in ihren Händen formbar sein – nichts in Frage stellend, so wie das selbstzufriedene unwissende Mental in Frage stellt und zweifelt und bestreitet und der Feind seiner eigenen Erleuchtung und Umwandlung ist, ohne auf den eigenen Regungen zu beharren, wie das Vitale im Menschen beharrt und dem göttlichen Einfluss hartnäckig seine eigensinnigen Begehren und seinen schlechten Willen entgegenstellt, ohne sich zu widersetzen und hinter Unfähigkeit, Faulheit und Tamas zu verschanzen, wie sich das physische Bewusstsein im Menschen widersetzt und in seinem Hang zu niederen und düsteren Vergnügungen gegen jede Berührung aufbegehrt, die seine seelenlose Routine oder seine schlaffe Trägheit oder sein stumpfes Dahindämmern stört. Die rückhaltlose Hingabe deines inneren und äußeren Wesens bringt diese Formbarkeit in alle Teile deiner Natur. Überall in dir wird Bewusstsein erwachen durch die beständige Offenheit gegenüber der Weisheit und dem Licht, der Kraft, der Harmonie und Schönheit, der Vollkommenheit, die von oben herniederströmen. Sogar der Körper wird erwachen und zuletzt sein nicht länger subliminales Bewusstsein mit der supramentalen überbewussten Kraft vereinen, sich von oben, von unten und ringsum von all ihren Kräften durchflutet fühlen und erschauern vor höchster Liebe und Ananda.

Doch hüte dich davor, die Göttliche Mutter mit deinem kleinen irdischen Verstand verstehen und beurteilen zu wollen, der es liebt, sogar die ihn übersteigenden Dinge seinen eigenen Normen und Maßstäben, seinen engen Begründungen und falschen Eindrücken, seiner bodenlosen aggressiven Unwissenheit und seinem unbedeutenden selbstsicheren Wissen zu unterwerfen. Das menschliche Mental, in das Gefängnis seiner halberleuchteten Dunkelheit eingeschlossen, kann den Schritten der Göttlichen Shakti in ihrer vielseitigen Freiheit nicht folgen. Die Schnelligkeit und Fülle ihrer Schau und ihres Handelns lassen sein stolperndes Verständnis hinter sich. Die Maße ihrer Bewegung sind nicht seine Maße. Verwirrt durch das rasche Wechseln ihrer vielen verschiedenen Persönlichkeiten, ihr Schaffen von Rhythmen und Unterbrechen von Rhythmen, ihre Beschleunigungen und ihre Verzögerungen, ihre verschiedenen Weisen, den Problemen des Einen oder des Anderen zu begegnen, ihr Aufnehmen und wieder Fallenlassen einmal dieses und einmal jenes Fadens und ihr Zusammenfassen, erkennt es nicht den Weg der Höchsten Macht, wenn sie durch das Labyrinth der Unwissenheit kreisend zu einem überirdischen Licht aufsteigt. Öffne ihr lieber deine Seele und sei zufrieden, sie durch die seelische Natur zu fühlen und mit der seelischen Schau zu sehen, die allein unmittelbar auf die Wahrheit reagiert. Dann wird die Mutter selbst dein Mental und Herz und Leben und physisches Bewusstsein durch ihre seelischen Elemente erleuchten und auch ihnen ihre Wege und ihre Natur enthüllen.

Vermeide auch den Irrtum des unwissenden Mentals, von der Göttlichen Macht zu verlangen, stets entsprechend unseren groben oberflächlichen Vorstellungen von Allwissen und Allmacht zu handeln. Denn unser Mental erwartet bei jeder Gelegenheit, durch Wunderkräfte und leichten Erfolg und blendenden Glanz beeindruckt zu werden, sonst kann es nicht glauben, dass das Göttliche hier ist. Die Mutter befasst sich mit der Unwissenheit in den Bereichen der Unwissenheit. Sie ist dahin herabgestiegen und weilt nicht nur darüber. Zum Teil verhüllt, zum Teil enthüllt sie ihr Wissen und ihre Macht, hält sie häufig von ihren Instrumenten und Persönlichkeiten fern und folgt, um diese umzuwandeln, dem Weg des suchenden Mentals, dem Weg des sich sehnenden Seelischen, dem Weg des ringenden Vitals, dem Weg der gefangenen und leidenden physischen Natur. Es gibt Bedingungen, die ein Höchster Wille festgelegt hat, es gibt viele verschlungene Knoten, die es zu lösen gilt und die sich nicht kurzerhand durchhauen lassen. Der Asura und Rakshasa haben diese sich entfaltende irdische Natur im Griff, und sie müssen auf ihrem eigenen lang beherrschten Lehen und in ihrer Domäne gestellt und nach ihren eigenen Regeln besiegt werden. Das Menschliche in uns muss geführt und vorbereitet werden, seine Grenzen zu überschreiten, und es ist zu schwach und zu dunkel, um plötzlich in eine Form gehoben zu werden, die es weit überragt. Das Göttliche Bewusstsein und die Göttliche Kraft sind da und tun in jedem Augenblick, was der Stand der Arbeit erfordert, unternehmen stets den gebotenen Schritt und bilden inmitten der Unvollkommenheit die künftige Vollkommenheit aus. Doch erst wenn das Supramental in dich herabgestiegen ist, kann sie ohne Umweg als die supramentale Shakti mit supramentalen Wesen umgehen. Folgst du deinem Mental, erkennst du die Mutter nicht einmal, wenn sie vor dir offenbart ist. Folge deiner Seele und nicht deinem Mental, deiner Seele, die der Wahrheit antwortet, nicht deinem Mental, das nach den Erscheinungen greift. Vertraue der Göttlichen Macht, und sie wird die gottgleichen Elemente in dir befreien und alles zu einem Ausdruck der Göttlichen Natur gestalten.

Die supramentale Wandlung ist eine beschlossene Sache und in der Evolution des Erdbewusstseins unabdingbar – denn sein Aufstieg ist noch nicht beendet und das Mental nicht sein letzter Gipfel. Damit der Wandel aber kommen, Form annehmen und andauern kann, bedarf es des Rufes von unten mit dem Willen, das Licht, wenn es kommt, zu erkennen und nicht zu leugnen, und es bedarf der Sanktion des Höchsten von oben. Die Macht, die zwischen der Sanktion und dem Ruf vermittelt, ist die Gegenwart und Macht der Göttlichen Mutter. Die Kraft der Mutter allein und keine menschliche Anstrengung und Tapasya kann den Deckel zerschmettern, die Hülle zerreißen, das Gefäß formen und in diese Welt der Dunkelheit und Falschheit, des Todes und des Leidens Wahrheit und Licht herabbringen und göttliches Leben und des Unsterblichen Ananda.