Kapitel 3
Wie man eine Krankheit heilt
Worte der Mutter
Nun, damit kommen wir zwangsläufig zur Heilung. Das ist sehr gut, denn wir haben nun das Wissen. Wie kann man insbesondere die Entstehung einer Krankheit verhindern? Und wie heilt man eine Krankheit, wenn sie erst aufgetreten ist?
Man kann es mit den üblichen Mitteln versuchen, und manchmal hat man Erfolg. Gewöhnlich dann, wenn der Körper davon überzeugt ist, dass ihm die Bedingungen gegeben worden sind, unter denen er gesund sein kann. Er fasst den Entschluss, gesund zu werden, und er wird geheilt. Aber hat der Körper nicht den Willen, nicht die Entschlossenheit, gesund zu werden, kann man versuchen, was man will. Er wird nicht gesund. Auch dies weiß ich aus Erfahrung. Ich kannte Menschen, die in fünf Minuten sogar von einer sehr ernsthaften Krankheit geheilt werden konnten, und ich kannte Menschen, die keine schlimme Krankheit hatten, diese jedoch mit einer solchen Hartnäckigkeit pflegten, dass sie schlimm wurde. Es war unmöglich, ihren Körper davon zu überzeugen, seine Krankheit loszulassen.
Und gerade hier muss man sehr sorgfältig vorgehen und sich mit einem äußerst kritischen Urteilsvermögen selbst betrachten, um den kleinen Teil in sich zu entdecken – wie kann ich es ausdrücken? –, der Vergnügen daran findet, krank zu sein. Oh, es gibt viele Gründe. Es gibt Menschen, die sind aus Trotz krank, es gibt Menschen, die sind aus Hass krank, es gibt Menschen, die sind aus Verzweiflung krank, es gibt Menschen… Und dies sind keine bedrohlichen Regungen: Es ist eine winzige Anwandlung im Wesen. Man ist verärgert und sagt: „Ihr werdet schon sehen, was geschehen wird, ihr werdet die Folgen schon spüren von dem, was man mir angetan hat! Soll sie doch kommen! Ich werde eben krank sein.“ Man sagt sich das nicht offen, denn man würde sich selbst ausschimpfen, aber irgendwo gibt es etwas, das so denkt.
Hat man die kleine oder große Störung – die Disharmonie – entdeckt, kann man zweierlei tun. Zunächst haben wir gesagt, dass diese Disharmonie eine Art Zittern erzeugt sowie einen Mangel an Frieden im physischen Wesen, im Körper. Es ist eine Art Fieber. Selbst wenn es kein allgemeines Fieber ist, tritt es an bestimmten Stellen auf. Einige Menschen werden unruhig. Daher muss man sich als erstes beruhigen und Frieden, Ruhe und Entspannung mit einem totalen Vertrauen in diese kleine Ecke bringen – nicht unbedingt in den ganzen Körper. Dann sieht man nach, was die Ursache der Störung ist. Natürlich gibt es viele Ursachen, dennoch versuchst du die Ursache dieser Störung, wenigstens annäherungsweise, herauszufinden. Durch den Druck von Licht, Wissen und spiritueller Kraft stellst du die Harmonie, das einwandfreie Funktionieren, wieder her. Wenn der kranke Teil empfänglich ist und keinen hartnäckigen Widerstand leistet, kannst du in wenigen Sekunden geheilt sein.
Das ist nicht immer der Fall. Manchmal gibt es – wie ich gesagt habe – einen bösen Willen: Du bist mehr oder minder im Streik, denn du willst, dass die Krankheit Folgen hat. Das braucht dann etwas mehr Zeit. Wie auch immer: Wenn der Wille nicht sehr böse ist, wirkt die Kraft dennoch nach einiger Zeit. Nach einigen Minuten oder Stunden, aber spätestens nach einigen Tagen, bist du gesund.
Tritt nun der besondere Fall ein, dass feindliche Kräfte angreifen, wird die Sache komplizierter, denn dann hat man es nicht mehr allein mit dem Willen des Körpers zu tun. Ich möchte betonen, dass ich das Argument jener nicht akzeptiere, die mir sagen: „Ich selbst will doch gar nicht krank werden!“, denn dein Bewusstsein sagt immer, dass es nicht krank sein will. Man müsste nicht recht bei Trost sein, wenn man sagen wollte: „Ich will krank sein.“ Es ist aber nicht dein Bewusstsein, das krank werden will, es ist ein Teil deines Körpers oder meistens ein Fragment des Vitals, das sich quergelegt hat und krank sein will, und solange du es nicht mit einer großen Aufmerksamkeit beobachtest, wirst du es nicht bemerken. Also, ich meine, die Situation wird komplizierter, wenn dahinter ein Angriff, ein Druck feindlicher Kräfte steht, der dir wirklich Schaden zufügen will. Du kannst die Tür durch einen spirituellen Fehler geöffnet haben, durch eine Regung von Eitelkeit, von Ärger, Hass oder Gewalt. Auch wenn es lediglich eine Regung ist, die kommt und geht, genügt das, um die Tür zu öffnen. Es gibt immer Keime, die da lauern und nur auf eine Gelegenheit warten. Deshalb muss man sehr achtsam sein. Jedenfalls ist aus irgendeinem Grund der Einfluss durch den schützenden Panzer gedrungen und wirkt dort, um die Krankheit zu verstärken, damit sie so schlimm wie nur möglich wird. In diesem Fall genügt das erste Mittel nicht ganz. Dann musst du dem etwas hinzufügen. Du musst die Kraft der spirituellen Reinigung hinzuziehen, die eine solch absolut vollkommene, konstruktive Kraft ist, dass selbst die kleinste destruktive Sache nicht mehr weiterbestehen kann. Wenn dir diese Kraft zur Verfügung steht oder wenn du nach ihr rufen kannst und du sie bekommst, richtest du sie auf jene Stelle. Die feindliche Kraft verschwindet normalerweise sofort, denn sie löst sich auf, wenn sie sich in der Mitte dieser Kraft befindet. Denn keine Kraft der Zersetzung kann in dieser Kraft überleben. Deshalb verschwindet die Zersetzung und mit ihr die feindliche Kraft. Sie kann in eine konstruktive Kraft gewandelt werden, das ist möglich, oder sie kann einfach aufgelöst und vernichtet werden. Und damit ist nicht nur die Krankheit geheilt, es sind auch alle Möglichkeiten ihrer Wiederkehr eliminiert. Du bist ein für allemal von der Krankheit geheilt, sie kommt nicht mehr zurück. Voilà.
Nun, das alles ist nur eine ganz grobe Übersicht. Über die Einzelheiten könnte man Bücher über Bücher schreiben. Ich habe dir nur allgemeine Erläuterungen gegeben.

Worte der Mutter
Es gibt zwei Arten, eine Krankheit spirituell zu heilen. Die eine besteht darin, eine Kraft des Bewusstseins und der Wahrheit auf den physisch erkrankten Teil zu richten. In diesem Fall hängt die Wirkung natürlich von der Empfänglichkeit der betreffenden Person ab. Angenommen, die Person sei empfänglich: Die Kraft des Bewusstseins wird auf die kranke Stelle gerichtet, und der ausgeübte Druck stellt die Ordnung wieder her. Viele von euch hier können davon erzählen, wie Sri Aurobindo sie geheilt hat. Es war wie eine Hand, die kam und den Schmerz wegnahm. So klar und deutlich ist das.
In anderen Fällen, wo der Körper völlig unempfänglich oder nur unzureichend empfänglich ist, betrachtet man die innere Entsprechung mit dem psychologischen Zustand, der die Krankheit verursacht hat, und wirkt darauf ein. Ist aber die Krankheitsursache widerspenstig, so ist nicht viel zu machen. Angenommen, der Ursprung sei vital. Das Vitale weigert sich ganz und gar, sich zu ändern. Ihm liegt unheimlich viel an dem Zustand, in dem es sich befindet. Dann ist es hoffnungslos. Du richtest die Kraft darauf, und für gewöhnlich ruft das eine Verschlimmerung der Krankheit hervor, durch den Widerstand des Vitals, das davon nichts wissen will. Ich spreche vom Vital, doch kann es auch das Mental oder sonst etwas sein.
Bei unmittelbarem Einwirken auf den Körper, das heißt auf die kranke Stelle, mag eine Erleichterung eintreten, doch später, nach ein paar Stunden oder auch ein paar Tagen, kehrt die Krankheit zurück. Das bedeutet, dass die Ursache nicht behoben wurde, dass diese im Vital liegt und immer noch da ist. Einzig das sich auswirkende Symptom ist geheilt worden. Wenn man aber zugleich darauf und auf dessen Ursache einwirken kann und diese empfänglich genug ist, um eine Veränderung anzunehmen, wird man völlig geheilt, ein für allemal.

Worte der Mutter
Kürzlich haben sie etwas herausgefunden, was ich wunderbar finde. Sie haben entdeckt, dass es für jede Krankheit so etwas wie eine Mikrobe gibt, die heilt – nenne es Mikrobe, wenn du willst, jedenfalls irgendeine Art Keim. Das Außerordentliche dabei ist, dass diese „Mikrobe“ sehr ansteckend ist, noch ansteckender als der Krankheitserreger. Sie entwickelt sich gewöhnlich unter zwei Voraussetzungen: bei solchen Menschen, die von Natur aus gut gelaunt und voller Energie sind, und bei solchen, die einen starken Genesungswillen haben! Auf einmal erwischen sie solch eine „Mikrobe“ und werden gesund. Und das Wunderbare dabei ist, dass sofort drei weitere gesund werden, wenn bei einer Epidemie einer gesund wird. Und diese „Mikrobe“ findet sich bei allen, die genesen.
Dazu kann ich dir noch etwas sagen: Was die Leute eine Mikrobe nennen, ist nur die Materialisierung einer Schwingung oder eines Willens aus einer anderen Welt. Als ich von diesen medizinischen Entdeckungen hörte, sagte ich zu mir selbst: „Wahrlich, die Wissenschaft macht Fortschritte.“ Man könnte fast sagen – und mit mehr Recht – „die Materie macht Fortschritte“, sie wird zunehmend empfänglicher für einen höheren Willen. Und was sich in ihrer Wissenschaft als „Mikroben“ überträgt, lässt sich – geht man zu den Wurzeln der Dinge – einfach als eine Schwingungsform wahrnehmen. Diese Schwingungsform ist die stoffliche Übertragung eines höheren Willens. Wenn du diese Kraft oder diesen Willen, diese Macht, diese Schwingung – nenne es, wie du willst – in bestimmte Umstände hereinbringen kannst, wirkt sie nicht nur in dir, sondern durch Ansteckung auch um dich herum.

Worte Sri Aurobindos
Der vom Fieber befallene nordindische Hirte setzt sich für eine Stunde oder mehr in die kalte Strömung eines Flusses und erhebt sich gesund und frei. Täte der zivilisierte Mensch dasselbe, ginge er zugrunde, nicht weil dieselbe Medizin naturgemäß den einen töten und den anderen heilen würde, sondern weil das Mental unserem Körper verderblich falsche Gewohnheiten beigebracht hat.

Worte der Mutter
Es ist heutzutage bekannt, dass es für Krankheiten, gleich welcher Art, keine besseren Heilmittel gibt als Luft und Sonne.

Worte Sri Aurobindos
Oft heilen Arzneien den Körper, wenn sie ihn nicht bloß plagen oder vergiften, wenn ihr physischer Angriff auf die Krankheit von der Kraft des Geistes unterstützt wird. Gelingt es, diese Kraft frei wirken zu lassen, sind Arzneien alsbald überflüssig.

Worte der Mutter
Was du gelesen hast, ist richtig.
Bei meiner letzten Anmerkung nahm ich Bezug auf die Gier nach Nahrung. Wenn du über die Nahrung, die du zu dir nimmst, keine Kontrolle hast, wirst du immer krank sein.
