Kapitel 3
Warum hat man Angst?
Worte der Mutter
Warum hat man Angst?
Ich nehme an, weil man egoistisch ist!
Es gibt drei Ursachen. Zunächst übertriebene Sorge um seine Sicherheit. Sodann, was man nicht kennt, bewirkt immer ein unbehagliches Gefühl, und das überträgt sich im Bewusstsein als Angst. Vor allem aber, weil man nicht gewohnt ist, spontan Vertrauen in das Göttliche zu haben. Dringt man tief genug, so ist das der wahre Grund. Es gibt Leute, die nicht einmal wissen, dass es Das gibt, doch könnte man ihnen mit anderen Worten sagen: „Ihr habt kein Vertrauen in euer Schicksal“ oder: „Ihr wisst nichts von der Gnade“ – irgendetwas, man kann sagen, was man will, jedenfalls ist es letztlich ein Mangel an Vertrauen. Würde man stets das Gefühl haben, dass unter allen Umständen das Beste geschieht, so hätte man keine Angst.
Die erste Regung der Angst kommt automatisch. Es gab einen großen Wissenschaftler, der auch ein großer Psychologe war (ich erinnere mich nicht mehr an seinen Namen) und der sein inneres Bewusstsein entwickelt hatte, doch wollte er Beweise. Einmal stellte er einen Versuch an: Er wollte wissen, ob die Reflexe des Körpers durch das Bewusstsein zu kontrollieren seien (dabei ging er wohl nicht weit genug, denn es lässt sich machen – für ihn jedoch war es noch nicht möglich). Er ging also zum zoologischen Garten, dorthin, wo in einem Glaskäfig die Schlangen gehalten werden. Da gab es eine besonders angriffslustige Kobra. Wenn sie nicht schlief, war sie fast immer wütend, weil durch das Glas die Leute zu sehen waren, was sie furchtbar erregte. Unser Gelehrter stellte sich vor den Käfig. Er wusste sehr gut, dass dieser so beschaffen war, dass die Schlange das Glas niemals zerbrechen konnte, und er nicht die geringste Gefahr lief, angegriffen zu werden. Von dort aus begann er das Tier durch Rufe und Gebärden zu reizen. Die wütende Kobra warf sich gegen das Glas, und jedes Mal kniff der Gelehrte die Augen zu! Unser Psychologe sagte sich: „Sieh da, ich weiß doch, dass diese Schlange nicht durchkommt, warum also kneife ich die Augen zu?“ Nun, man muss anerkennen, dass dies schwer zu überwinden ist. Es ist ein Schutzsinn, und wenn man fühlt, dass man sich nicht schützen kann, hat man Angst. Aber die Regung der Angst, die sich im Zucken der Augen ausdrückt, ist weder eine mentale noch eine vitale Angst: Es ist eine Angst der Körperzellen. Sie können nicht widerstehen, weil ihnen nicht eingeprägt worden ist, dass keine Gefahr besteht. Das ist so, weil man keinen Yoga praktiziert hat, nicht wahr. Mit Yoga kann man nämlich hinsehen, man würde die Augen nicht zukneifen. Man würde die Augen deshalb nicht schließen, weil man etwas Anderes zu Hilfe nimmt. Dies „Andere“ ist das Gefühl der göttlichen Gegenwart im Inneren, die stärker ist als alles andere.
Das ist das Einzige, was dich von deiner Angst heilen kann.
