Kapitel 3
Lerne von den Blumen
Worte der Mutter
Die uneigennützige Regung, ohne Berechnung, ist eine der schönsten Formen des seelischen Bewusstseins in der Welt. Je weiter man aber die Leiter der mentalen Tätigkeit hinaufklettert, umso seltener wird sie. Denn mit der Intelligenz kommt die ganze Gewandtheit und Geschicklichkeit, die Korruptheit, die Berechnung. Wenn sich zum Beispiel die Rose entfaltet, tut sie es spontan, aus Freude, schön zu sein, gut zu duften, ihre ganze Lebensfreude auszudrücken, und sie rechnet nicht, sie hat keinen Vorteil daraus zu ziehen. Sie tut es spontan in der Freude, da zu sein und zu leben. Nimm einen Menschen, nun, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen versucht er von dem Moment an, wo sein Verstand aktiv ist, sich seine Schönheit und seine Geschicklichkeit zunutze zu machen; er will, dass ihm das etwas einbringt, entweder die Bewunderung der Leute oder er stellt noch viel schmutzigere Berechnungen an. Folglich steht die Rose seelisch höher als die Menschen.
Nur, wenn man noch eine Stufe weiter nach oben geht und das bewusst tut, was die Rose unbewusst tut, dann ist es viel schöner. Aber es muss das Gleiche sein: eine spontane Entfaltung von Schönheit, ohne Berechnung, um der Daseinsfreude willen... Dieses Aufblühen ist ihr Ausdruck der Liebe. Wenn die Rose sich vor unseren Augen in der Sonne entfaltet, ist es sicher gleichsam ein Verlangen, ihre Schönheit zu verschenken. Nur ist es für uns fast nicht verständlich, weil sie nicht denken, was sie tun. Ein Mensch verbindet mit allem, was er tut, immer diese Fähigkeit, sich beim Tun zuzuschauen, das heißt, über sich selbst nachzudenken, zu denken, man sei der Handelnde. Man denkt, dass man eine Sache macht. Die Tiere denken nicht. Es ist überhaupt nicht die gleiche Form der Liebe. Und die Blumen sind sozusagen nicht bewusst: Es ist eine spontane Regung, nicht ein Bewusstsein, das sich seiner selbst bewusst wäre, überhaupt nicht. Aber durch das alles hindurch handelt eine große Kraft, das große universale Bewusstsein und die große Kraft der universalen Liebe, die der Grund dafür sind, dass sich alles in Schönheit entfaltet.
