Kapitel 3
Jivatman – Das individuelle Selbst (Das zentrale Wesen)
Worte Sri Aurobindos
Im Sanskrit hat das Wort Jiva zwei Bedeutungen: einmal „lebende Geschöpfe“1 und zum anderen individualisierter Geist, der das lebende Wesen in seiner Evolution von Geburt zu Geburt aufrechterhält. In diesem letzteren Sinn lautet der volle Ausdruck Jivatman – der Atman, der Geist oder das ewige Selbst des lebenden Wesens. In der Gita wird von ihm bildlich als von einem „ewigen Teil des Göttlichen“ gesprochen, doch ist das Wort Zersplitterung … übertrieben; man könnte es für die Formen anwenden, doch nicht für den Geist in ihnen. Zudem ist das vielfältige Göttliche eine ewige Wirklichkeit, die dieser Schöpfung hier vorangeht. Eine genaue Beschreibung des Jivatman wäre diese: „das vielfältige Göttliche, das als individualisiertes Selbst oder als individualisierter Geist des erschaffenen Wesens hier manifestiert ist“. Der Jivatman in seiner Essenz verändert oder entwickelt sich nicht. Er steht über der Evolution der Person. Innerhalb der Evolution wird er durch das sich entfaltende seelische Wesen dargestellt, das die ganze übrige Natur stützt.

Worte Sri Aurobindos
Das zentrale Wesen [Jivatman] ist jenes Wesen, das über den verschiedenen aufeinanderfolgenden Geburten steht, jedoch selbst ungeboren ist, da es nicht in das Wesen herabkommt, sondern darüber ist. Es hält das mentale, vitale und physische Wesen und all die übrigen Teile der Persönlichkeit zusammen und wacht über dem Leben, entweder mit Hilfe des mentalen Wesens, des mentalen Denkens und Willens oder mit Hilfe der Seele, je nachdem, was sich gerade im Vordergrund befindet oder was in der menschlichen Natur am machtvollsten entwickelt ist. Sobald es seine Kontrolle nicht ausübt, befindet sich das Bewusstsein in großer Unordnung, und jeder Teil der Person handelt für sich, so dass es weder im Denken und Fühlen noch im Handeln Übereinstimmung gibt.

1 Wenn in Bengalen jemand beabsichtigt, ein kleines Tier zu töten, ruft man protestierend aus: „Töte es nicht, es ist Krishnas Jiva (sein lebendes Geschöpf).“