Kapitel 3

In Schwierigkeit

In den frühen Stadien gibt es immer Schwierigkeiten und stockenden Fortschritt, und, bis das Wesen bereit ist, öffnen die inneren Türen sich nur zögernd. Wenn du, wann immer du meditierst, die Ruhe und das Aufflammen des inneren Lichtes fühlst, wenn das innere Drängen so stark wächst, dass der äußere Einfluss sich vermindert und die vitalen Störungen an Kraft verlieren, so ist dies bereits ein großer Fortschritt. Der Weg des Yoga ist lang, jeder Zentimeter Boden muss gegen viel Widerstand gewonnen werden, und keine Eigenschaft braucht der Sadhak mehr als Geduld, ein einsinniges Ausharren und ein Glaube, der in allen Schwierigkeiten, in allen Verzögerungen und scheinbaren Fehlschlägen fest bleibt.

Diese Hemmnisse sind üblich in den ersten Stadien der Sadhana. Sie sind der [menschlichen] Natur zuzuschreiben, die noch nicht genügend empfangsbereit ist. Du solltest ausfindig machen, wo das Hemmnis liegt, im Mental oder Vital, und versuchen, dort das Bewusstsein zu weiten und um mehr Reinheit und Frieden zu bitten; und in dieser Reinheit und diesem Frieden bringe den entsprechenden Teil deines Wesens aufrichtig und voll der Göttlichen Macht dar.

Jeder Teil der [menschlichen] Natur will mit seinen alten Bewegungen fortfahren und weigert sich so sehr er kann, eine radikale Wandlung und einen radikalen Fortschritt zuzulassen; denn das würde ihn etwas Höherem unterwerfen und der obersten Gewalt in seinem eigenen Bereich berauben – seiner Alleinherrschaft. Das ist es, was aus der Umwandlung einen so langwierigen und schwierigen Vorgang macht.

Das Mental wird schwerfällig, weil sich an seiner unteren Basis das physische Mental mit dem Prinzip des tamas oder der Trägheit befindet – denn Trägheit ist in der Materie das grundlegende Prinzip. Eine anhaltende oder lange Fortdauer höherer Erfahrungen verursacht in diesem Teil des Mentals ein Gefühl der Erschöpfung oder eine Reaktion des Unbehagens oder der Dumpfheit. Die Trance oder der samadhi [-Zustand] ist ein Ausweg – der Körper wird zur Ruhe gebracht, das physische Mental befindet sich in einem Stadium der Lethargie, und das innere Bewusstsein kann unbehindert seine Erfahrungen fortsetzen. Der Nachteil besteht darin, dass die Trance zu einer Unerlässlichkeit wird, ohne dass das Problem des Wachbewusstseins eine Lösung findet; es bleibt unvollkommen.

Wenn es sich bei der Schwierigkeit in der Meditation darum handelt, dass Gedanken aller Art eindringen, so sind nicht die feindlichen Kräfte daran schuld, sondern die normale Natur des menschlichen Mentals. Alle Sadhaks haben diese Schwierigkeiten, und bei vielen halten sie sehr lange Zeit an. Es gibt verschiedene Wege, sich davon zu befreien. Einer davon ist, die Gedanken zu betrachten und mit ihrer Hilfe die Natur des menschlichen Mentals, die sie aufzeigen, zu beobachten, ihnen aber nicht zuzustimmen, sondern sie ablaufen zu lassen, bis sie zum Stillstand kommen – das ist der Weg, den Vivekananda in seinem Raja-Yoga empfiehlt. Ein anderer ist, die Gedanken nicht als die eigenen anzusehen, sondern als der beobachtende Purusha zurückzustehen und die Zustimmung zu verweigern – Gedanken werden als von außen kommende Dinge betrachtet, als von der Prakriti kommend, und müssen wie Passanten behandelt werden, die den Mental-Raum durchkreuzen, mit denen man aber keine Verbindung und an denen man kein Interesse hat. Meist teilt sich nach einer gewissen Zeit das Mental in zwei Hälften; die eine Hälfte ist der mentale Zeuge, der vollkommen ungestört und ruhig beobachtet, und die andere Hälfte, der Gegenstand dieser Beobachtung, ist der Prakriti- Teil, durch welchen die Gedanken ziehen oder wandern. Danach kann man dazu übergehen, den Prakriti- Teil ebenfalls zum Schweigen zu bringen oder zu beruhigen. Es gibt noch eine dritte, eine aktive Methode: sie besteht darin, dass man sich bemüht zu sehen, woher die Gedanken stammen, wobei man feststellt, dass sie nicht von einem selbst, sondern gleichsam von außerhalb des Kopfes kommen; sobald man wahrnimmt, dass sie sich nähern, müssen sie vor ihrem Eindringen insgesamt abgewiesen werden. Dies ist sicher die schwierigste Methode, und nicht alle können sie anwenden. Wenn sie jedoch durchgeführt werden kann, ist es der kürzeste und machtvollste Weg zum Schweigen.

Es ist notwendig, die falschen Bewegungen in dir zu beobachten und zu erkennen; denn sie sind die Quelle deiner Unruhe und müssen beharrlich zurückgewiesen werden, wenn du frei sein willst.

Denke aber nicht immer an deine Mängel und falschen Bewegungen. Konzentriere dich lieber auf das, was du sein wirst, auf das Ideal, und da es das vor dir liegende Ziel ist, glaube daran, dass du es erreichen wirst und musst.

Immer Fehler und falsche Bewegungen zu beobachten, führt zu Niedergeschlagenheit und erschüttert den Glauben. Richte deine Augen mehr auf das kommende Licht und weniger auf eine momentane Finsternis. Glaube, Frohsinn und Vertrauen auf den höchsten Sieg sind Dinge, die helfen – sie machen den Fortschritt leichter und rascher.

Nütze deine guten Erfahrungen besser aus; eine Erfahrung dieser Art ist wichtiger als die Entgleisungen und Misserfolge. Wenn sie aufhören, beklage dich nicht, lass dich nicht entmutigen, sondern sei innerlich ruhig und strebe nach ihrer Wiederkehr in stärkerer Form, die zu einer noch tieferen und volleren Erfahrung führt.

Strebe immer, aber mit mehr Ruhe – öffne dich dem Göttlichen, einfach und ganz.

Das niedere Vital ist in den meisten menschlichen Wesen voller schwerwiegender Mängel und voller Bewegungen, die auf die feindlichen Kräfte ansprechen. Ein immerwährendes seelisches Sich-Öffnen, ein beharrliches Zurückweisen dieser Einflüsse, ein Sich-Ablösen von allen feindlichen Eingebungen und das Einströmen von Stille und Licht, von Frieden und Reinheit, die der Macht der Mutter innewohnen, werden schließlich das [menschliche] System von der Bedrängnis befreien.

Es ist notwendig, ruhig und immer ruhiger zu sein, diese Einflüsse als etwas zu betrachten, das nicht du selbst bist, sondern das eingedrungen ist, damit du dich davon löst, es abweist und in ruhigem Vertrauen auf die Göttliche Macht verharrst. Wenn dein seelisches Wesen nach dem Göttlichen verlangt, wenn dein Mental aufrichtig ist und um die Befreiung von der niederen Natur und allen feindlichen Kräften bittet, wenn du die Macht der Mutter in dein Herz rufen kannst und dich darauf mehr als auf deine eigene Stärke verlässt, wird diese Bedrängnis schließlich von dir genommen werden, und Stärke und Frieden werden an ihre Stelle treten.

Die niedere Natur ist nicht feindlich als solche, sondern unwissend und ungöttlich. Die feindlichen Kräfte hingegen sind widergöttlich, nicht nur ungöttlich; sie benutzen die niedere Natur, verderben sie, erfüllen sie mit irregeleiteten Bewegungen, und beeinflussen hierdurch den Menschen und versuchen sogar, in ihn einzudringen und von ihm Besitz zu ergreifen oder zumindest ihn völlig zu beherrschen.

Befreie dich von jeder übertriebenen Herabwürdigung deiner selbst sowie von der Gewohnheit, dich durch das Gefühl von Sünde, Schwierigkeit oder Fehlschlag entmutigen zu lassen. Diese Gefühle helfen nicht wirklich, im Gegenteil, sie sind ein riesengroßes Hindernis und hemmen den Fortschritt. Sie gehören der religiösen, nicht der yogischen Denkweise an. Der Yogi sollte alle Fehler der Natur als Bewegungen der niederen Prakriti betrachten, die allen gemeinsam sind, und sie in vollem Vertrauen auf die Göttliche Macht, still, fest und beharrlich zurückweisen – ohne Schwäche, Niedergeschlagenheit oder Unachtsamkeit und ohne Aufregung, Ungeduld oder Heftigkeit.

Im Yoga gilt die Regel, sich durch eine Depression nicht deprimieren zu lassen, sondern sich davon zu distanzieren, ihre Ursachen zu beobachten und die Ursachen zu beseitigen; denn die Ursache liegt immer in einem selbst, vielleicht eine vitale Schwäche irgendwo, eine falsche Bewegung, der man nachgegeben hat, oder ein kleinliches Begehren, das eine Rückwirkung zeitigt, manchmal indem man es befriedigt, manchmal indem man es sich versagt. Im Yoga löst ein befriedigtes Begehren oder eine falsche Bewegung, der man sich hingibt, sehr häufig eine schlimmere Rückwirkung aus als ein Begehren, das man sich versagt.

Was du brauchst, ist mehr und mehr tief innerlich zu leben und weniger im äußeren vitalen und mentalen Teil, der diesen Eindrücken ausgesetzt ist. Das innerste seelische Wesen wird durch sie nicht deprimiert; es hat seine eigene Nähe zum Göttlichen und sieht die kleinen Bewegungen an der Oberfläche als äußere Dinge, die dem wahren Wesen fremd sind.

In der Auseinandersetzung mit deinen Schwierigkeiten und den falschen, dich anfechtenden Bewegungen machst du vermutlich den Fehler, dich mit ihnen zu sehr zu identifizieren und sie als Teil deiner eigenen Natur zu betrachten. Du solltest dich statt dessen von ihnen zurückziehen, loslösen und trennen, sie als Bewegungen der universalen, niederen, unvollkommenen und ungeläuterten Natur betrachten, als Kräfte, die in dich einzudringen versuchen, um dich zu einem Instrument ihres Selbstausdrucks zu machen. Wenn du dich auf diese Weise loslöst und trennst, wird es dir eher möglich sein, einen Teil deines Wesens zu entdecken und immer mehr darin zu leben – in deinem inneren oder seelischen Wesen, das von diesen Bewegungen weder angefochten noch gestört wird, das sie als fremd empfindet, ihnen automatisch die Zustimmung verweigert und sich immer den göttlichen Kräften und höheren Bewusstseinsebenen zugewandt fühlt oder mit ihnen in Kontakt steht. Finde diesen Teil deines Wesens und lebe in ihm; die Fähigkeit, das zu tun, ist die wahre Grundlage im Yoga.

Wenn du dich auf diese Weise loslöst, ist es auch leichter, hinter dem Ringen an der Oberfläche, in dir selbst eine ruhige Ausgeglichenheit zu finden, in der du wirksamer die Hilfe zu deiner Befreiung rufen kannst. Die Gegenwart und Ruhe, der Friede, die Reinheit und Kraft, das Licht, die Freude und Weite des Göttlichen warten über dir darauf, in dich herabzukommen. Finde diese Ruhe im Hintergrund, und dein Mental wird auch ruhiger werden, und über das ruhige Mental kannst du zuerst die Herabkunft der Reinheit und des Friedens rufen und dann die der Göttlichen Kraft. Wenn du zu fühlen vermagst, wie dieser Friede und diese Reinheit in dich herabkommen, kannst du sie immer wieder herabrufen, bis sie sich zu festigen beginnen; du wirst auch die [Göttliche] Kraft in dir wirken fühlen, um die Bewegungen zu verändern und das Bewusstsein umzuwandeln. In diesem Wirken nimmst du die Gegenwart und Macht der Mutter wahr. Ist das einmal geschehen, ist alles übrige eine Frage der Zeit und fortschreitenden Entfaltung der wahren und göttlichen Natur in dir.

Das Vorhandensein von Unvollkommenheiten, selbst von vielen und schwerwiegenden Unvollkommenheiten, kann kein bleibendes Hindernis für den Fortschritt im Yoga sein. (Ich meine nicht die Wiedererlangung des vorangegangenen Sich-Öffnens, denn meiner Erfahrung nach ist das, was nach einer Zeit der Behinderung oder des Kampfes kommt, meist ein neues und umfassenderes Sich-Öffnen, ein größeres Bewusstsein und ein Fortschritt gegenüber dem bereits Gewonnenen, das für den Augenblick verloren scheint – aber nur scheint). Das einzige Hindernis, das dauerhaft sein kann – aber nicht sein muss, denn auch das kann sich ändern –, ist die Unaufrichtigkeit, und damit bist du nicht behaftet. Wenn Unvollkommenheit ein Hemmnis wäre, könnte niemand im Yoga erfolgreich sein, denn alle sind unvollkommen, und nach dem, was ich gesehen habe, bin ich mir nicht sicher, ob jene, die die größte Fähigkeit zum Yoga haben, nicht auch sehr oft die größten Unvollkommenheiten besitzen oder besaßen. Du kennst vermutlich den Kommentar von Sokrates über seinen eigenen Charakter; das gleiche könnte man von vielen großen Yogis über ihre ursprüngliche menschliche Natur sagen. Aufrichtigkeit im Yoga ist die einzige Sache, die letzten Endes zählt, und ebenso die Geduld, auf dem Pfade auszuharren – viele schlagen sich sogar ohne diese Geduld durch, denn trotz Aufruhr, Übereifer, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Ermüdung und der zeitweiligen Einbuße des Glaubens treibt sie eine Kraft, größer als ihr äußeres Selbst, durch Wolken und Nebel zu dem Ziel vor ihnen – die Kraft des Spirits, das drängende Erfordernis der Seele. Unvollkommenheiten können ein Hemmschuh sein und momentan zu einem bösen Sturz führen, sie sind aber kein bleibendes Hindernis. Hemmnisse infolge eines Widerstandes in der [menschlichen] Natur können ernsthaftere Ursachen der Verzögerung darstellen, aber auch sie währen nicht ewig.

Auch deine lang anhaltende Dumpfheit ist kein ausreichender Grund, um den Glauben an deine Eignung oder dein spirituelles Schicksal zu verlieren. Ich glaube, dass Wechsel von lichten und dunklen Zeiten eine nahezu universale Erfahrung der Yogis darstellen und Ausnahmen sehr selten sind. Wenn man nach den Ursachen dieses Phänomens forscht – ein für unsere ungeduldige menschliche Natur sehr unliebsames Phänomen –, werden sich, wie ich glaube, zwei hauptsächliche abzeichnen. Die erste ist, dass das menschliche Bewusstsein entweder eine unaufhörliche Herabkunft des Lichtes, der Macht oder des Ananda nicht ertragen oder auf einmal empfangen und in sich aufnehmen kann; es braucht Zeiten der Assimilierung; diese Assimilierung jedoch geht hinter dem Schleier des Oberflächen-Bewusstseins vor sich; die herabgekommene Erfahrung oder Verwirklichung zieht sich hinter den Schleier zurück und lässt dieses äußere oder Oberflächen-Bewusstsein brachliegen und für eine neue Herabkunft bereit werden. In den entwickelteren Stadien des Yoga werden diese dunklen oder dumpfen Zeitspannen kürzer und weniger ermüdend und durch die Empfindung des größeren Bewusstseins angehoben, welches, obwohl nicht für den unmittelbaren Fortschritt wirkend, dennoch erhalten bleibt und die äußere Natur stützt. Die zweite Ursache ist ein gewisser Widerstand, etwas in der menschlichen Natur, das die erfolgte Herabkunft nicht gefühlt hat, das nicht bereit, vielleicht nicht willens ist, sich zu wandeln – oft ist es auch eine starke gewohnheitsmäßige Prägung des Mentals oder Vitals oder eine zeitweilige Trägheit des physischen Bewusstseins und nicht genau genommen ein Teil der [menschlichen] Natur –, und hierdurch wird, erkennbar oder nicht, das Hindernis geschaffen. Wenn man die Ursache in sich selbst auffinden, sich eingestehen, ihr Wirken erkennen und die [Göttliche] Macht zu ihrer Beseitigung herabrufen kann, ist es möglich, die Zeiten der Finsternis weitgehend zu verkürzen und ihre Herbheit zu mildern. Dem ungeachtet wirkt die Göttliche Macht immer im Hintergrund, und eines Tages, vielleicht wenn man es am wenigsten erwartet, bricht das Hindernis, die Wolken weichen, und Licht und Sonnenschein herrschen wieder. In diesem Fall ist es das beste, sich nicht zu quälen, nicht zu verzagen, sondern ruhig und beharrlich weiterzumachen, sich offen zu halten, hingebreitet an das Licht, und voller Glauben darauf wartend, dass es kommt; meiner Erfahrung nach werden so diese Bewährungsproben abgekürzt. Später, nachdem das Hindernis verschwunden ist, erkennt man, dass ein großer Fortschritt erzielt wurde und das Bewusstsein wesentlich fähiger als zuvor zur Aufnahme und Bewahrung ist. Im spirituellen Leben gibt es für alle Heimsuchungen und Prüfungen einen Ausgleich.

Die Göttliche Macht zu erkennen und die eigene Natur auf sie abzustimmen, kann nicht ohne die Erkenntnis der Unvollkommenheiten dieser Natur vonstatten gehen; dennoch ist es eine falsche Haltung, diesen [Unvollkommenheiten] oder den Schwierigkeiten, die durch sie hervorgerufen werden, zu viel Gewicht beizumessen, oder dem Göttlichen Wirken wegen dieser durchzustehenden Schwierigkeiten zu misstrauen, oder die dunkle Seite der Dinge zu lange Zeit hervorzuheben. Hierdurch wird die Kraft der Schwierigkeiten vermehrt und das Fortdauern der Unvollkommenheiten begünstigt. Ich bestehe nicht auf einem couéistischen1 Optimismus – obzwar übertriebener Optimismus hilfreicher als übertriebener Pessimismus ist; dieser Couéismus hat den Hang, Schwierigkeiten zu bemänteln – wobei im übrigen immer ein gewisses Maß in allen Dingen zu wahren ist. Doch bei dir besteht die Gefahr der Bemäntelung oder Irreführung durch eine zu günstige Auffassung nicht; ganz im Gegenteil, du betonst stets die Schattenseiten zu sehr, wodurch du sie intensivierst und dir deine Fluchtwege in das Licht blockierst. Glaube an die Macht, die hinter dem Schleier wirkt, glaube an die zu geschehende Arbeit und die dargebotene Führung!

Es kann keine hohe Bestrebung geben, zuallerletzt im spirituellen Bereich, die nicht schwerwiegende Hindernisse von sehr beharrlichem Charakter aufwirft oder darauf prallt. Sie sind sowohl von innerlicher als auch von äußerlicher Art, und obwohl sie im ganzen betrachtet grundlegend für alle gleich sind, kann der Unterschied in der Verteilung ihres Gewichtes oder der äußeren Form, die sie annehmen, groß sein. Die einzig wirkliche Schwierigkeit hingegen, ist die Anpassung der [menschlichen] Natur an das Wirken des Göttlichen Lichtes und der Göttlichen Macht. Versuche das [Problem] zu lösen, und die anderen [Schwierigkeiten] werden entweder verschwinden oder einen untergeordneten Platz einnehmen; und selbst jene Schwierigkeiten, die einen mehr allgemeinen Charakter haben, die anhaltender sind, weil sie zur Arbeit der Umwandlung gehören, werden nicht so schwer wiegen, weil das Gefühl der helfenden Kraft da ist, und einer größeren Macht, die ihrer Bewegung folgt.

Das völlige Vergessen der Erfahrung bedeutet lediglich, dass noch keine ausreichende Brücke zwischen dem inneren Bewusstsein – welches die Erfahrung in einer Art samadhi [- Zustand] hat – und dem äußeren Wachbewusstsein vorhanden ist. Sobald das höhere Bewusstsein die Brücke zwischen ihnen gebildet hat, beginnt sich auch das äußere [Bewusstsein] zu erinnern.

Diese Schwankungen in der Kraft des Strebens und der Macht der Sadhana sind unvermeidlich und allen Sadhaks gemeinsam, bis das ganze Wesen für die Umwandlung bereit gemacht wurde. Intensität ist vorhanden, wenn die Seele im Vordergrund oder aktiv ist und Mental und Vital zustimmen. Wenn die Seele weniger hervortritt und das niedere Vital seinen gewöhnlichen Bewegungen oder das Mental seiner unwissenden Tätigkeit folgt, können entgegenwirkende Kräfte eindringen, es sei denn der Sadhak ist sehr wachsam. Trägheit kommt meist vom gewöhnlichen physischen Bewusstsein, besonders wenn das Vital die Sadhana nicht aktiv stützt. Diese Dinge können allein durch ein beharrliches Herabbringen des höheren spirituellen Bewusstseins in alle Teile des Wesens geheilt werden.

Jeder erfährt ein gelegentliches Absinken des Bewusstseins. Die Ursachen sind verschieden; irgendein Eindruck von außen oder etwas, das im Vital, besonders im niederen Vital noch nicht, oder noch nicht hinreichend gewandelt ist – eine Trägheit oder Dunkelheit, die sich aus den physischen Teilen der menschlichen Natur erhebt. Wenn es [das Absinken des Bewusstseins] auftritt, bleibe ruhig, öffne dich der Mutter, rufe die wahren Bedingungen zurück und strebe nach einem klaren, ungetrübten Unterscheidungsvermögen, das dir von innen her die Ursache dieser Dinge, die in Ordnung gebracht werden müssen, aufzeigt.

Zwischen zwei Bewegungen gibt es immer Pausen der Vorbereitung und Assimilation. Du darfst sie weder mit Missmut noch mit Ungeduld betrachten, als wären es widrige Unterbrechungen in der Sadhana. Die Kraft steigt auf, hebt einen Teil der [menschlichen] Natur auf eine höhere Ebene und kommt dann auf eine niedrigere Ebene herab, um diese anzuheben; diese Bewegung des Aufsteigens und Herabkommens ist oft äußerst mühsam, da weder das Mental, das eine Vorliebe für einen geradlinigen Aufstieg hat, noch das Vital, das auf schnelle Vollendung erpicht ist, die komplizierte Bewegung verstehen oder ihr folgen kann und dazu neigt, sich durch sie deprimieren zu lassen oder daran Anstoß zu nehmen. Die Umwandlung der gesamten Natur ist aber keine einfache Sache, und die Kraft, die es tut, weiß es besser als unsere mentale Unwissenheit oder vitale Ungeduld.

Dies ist eine sehr ernst zu nehmende Schwierigkeit im Yoga: das Fehlen eines zentralen Willens, der immer den Wellen der Prakriti- Kräfte überlegen ist, der immer in Fühlung mit der Mutter ist und sein zentrales Ziel und Bestreben der Natur auferlegt. Der Grund dafür ist, dass du noch nicht gelernt hast, in deinem zentralen Wesen zu leben; du hast die Gewohnheit angenommen, dich von jeder auf dich zuschießenden Kraftwelle, gleich gültig welcher Art, fortreißen zu lassen und dich für den Augenblick mit ihr zu identifizieren. Es ist eines der Dinge, die abzulegen sind. Du musst dein zentrales Wesen mit der Seele als Grundlage finden und darin leben.

Wie hart auch immer der Kampf sei, das einzige ist, ihn hier und jetzt bis zum Ende auszufechten.

Das Problem ist, dass du niemals dem wahren Hindernis voll entgegengetreten bist und es bezwungen hast. In einem sehr grundlegenden Teil deiner Natur ist eine starke Prägung von Ego-Individualität vorhanden, die sich mit deinem spirituellen Streben vermischt, ein hartnäckiges Element von Stolz und spirituellem Ehrgeiz. Diese Prägung wollte sich bislang noch nicht aufbrechen lassen, um etwas Wahrerem und Göttlicherem zu weichen. Wenn daher die Mutter dir ihre Kraft sandte oder du selbst die Kraft auf dich herabgezogen hast, wurde sie immer von dieser [Ego-] Prägung in dir daran gehindert, ihre Arbeit auf ihre eigene Weise zu tun. Sie hat selbst entsprechend der Ideen des Mentals oder einer Forderung des Egos ihre eigene Schöpfung „auf ihre eigene Weise“ zu schaffen versucht – mit Hilfe ihrer eigenen Stärke, ihrer eigenen Sadhana, ihrer eigenen tapasya. Hier hat es niemals eine echte Hingabe gegeben, ein freies, einfaches Sich-Geben in die Hände der Göttlichen Mutter. Und dennoch ist das der einzige Weg zum Erfolg im supramentalen Yoga. Hier [in diesem Yoga] ist es nicht das Ziel, ein Yogi, ein Sannyasi, ein tapasvi zu sein. Das Ziel ist die Umwandlung, und die Umwandlung kann allein durch eine Kraft geschehen, die unendlich viel größer als deine eigene ist; sie kann nur geschehen, indem du wahrhaft wie ein Kind in den Händen der Göttlichen Mutter bist.

Es besteht kein Grund, warum du die Hoffnung auf Erfolg im Yoga aufgeben solltest. Der Zustand der Niedergeschlagenheit, den du jetzt fühlst, ist ein vor übergehender und überkommt selbst die stärksten Sadhaks hie und da oder kehrt sogar häufig wieder. Das einzig Erforderliche ist, sich fest an den erweckten Teil des Wesens zu halten und, indem du dich so weit wie möglich gegenüber der [Göttlichen] Macht öffnest, alle entgegengesetzten Einflüsse zurückzuweisen und zu warten, bis die Krise oder Veränderung, die in dieser Depression ihren Ausdruck findet, zu Ende ist. Die Eingebungen, die dein Mental empfängt und die dir sagen, dass du nicht geeignet bist und zum gewöhnlichen Leben zurückkehren sollst, sind Suggestionen feindlichen Ursprungs. Ideen dieser Art müssen als Erfindungen der niederen Natur immer zurückgewiesen werden; selbst wenn sie sich auf einen äußeren Anschein gründen, der dem unwissenden Mental überzeugend vorkommt, sind sie falsch, denn sie überbewerten eine vorübergehende Bewegung und stellen sie als die entscheidende und eindeutige Wahrheit hin. Es gibt nur eine Wahrheit in dir, an die du dich immer klammern musst, die Wahrheit deiner göttlichen Möglichkeiten und der Ruf des höheren Lichtes an deine Natur. Wenn du dich stets daran hältst oder, auch wenn du momentan von diesem Halt losgerissen wirst, immer wieder zu ihm zurückkehrst, wird es sich am Ende trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse, trotz allen Strauchelns rechtfertigen. Alles, was Widerstand leistet wird allmählich mit dem fortschreitenden Entfalten deiner spirituellen Natur verschwinden.

Die Bekehrung und Hingabe des vitalen Teils ist das, was notwendig ist. Er muss lernen, einzig nach der höchsten Wahrheit Verlangen zu tragen und allem Beharren auf Befriedigung seiner niederen Impulse und Begierden zu entsagen. Diese Einwilligung des vitalen Wesens ist es, die die volle Befriedigung und Freude der ganzen [menschlichen] Natur im spirituellen Leben bringt. Wenn das vorhanden ist, ist es unmöglich, an die Rückkehr zum gewöhnlichen Leben auch nur zu denken. In der Zwischenzeit müssen der mentale Wille und das seelische Streben deine Stütze sein; wenn du beharrlich bist, wird das Vital schließlich nachgeben, bekehrt werden und sich hingeben.

Festige in deinem Mental und Herz den Entschluss, für die Göttliche Wahrheit zu leben und nur für sie allein; weise alles zurück, was dem entgegengerichtet und unvereinbar damit ist und wende dich von den niederen Begierden ab. Strebe danach, dich der Göttlichen Macht zu öffnen und keiner anderen. Tu dies in aller Aufrichtigkeit, und die gegenwärtige und lebendige Hilfe, derer du bedarfst, wird dich nicht im Stich lassen.

Die Haltung, die du eingenommen hast, ist die richtige. Dieses Gefühl und diese Haltung helfen dir, die Anfälle, die dich manchmal überkommen und dich aus dem rechten Bewusstsein bringen, rasch zu überwinden. Wie du richtig sagst, werden Schwierigkeiten, die man auf diese Weise angeht, zu Gelegenheiten; wenn man der Schwierigkeit in der richtigen Haltung begegnet und sie überwindet, erkennt man, dass ein Hindernis gewichen ist und ein Schritt vorwärts getan wurde. Zweifel und Widerstreben in einem Teil des Wesens mehren die Mühe und Schwierigkeiten – das ist der Grund, weshalb in den alten indischen Yoga-Systemen ein fragloses Annehmen der Anweisungen des Gurus als unerlässlich festgelegt wurde – nicht um des Gurus willen, sondern um des sysyas [Schülers] willen.

Dinge zu erkennen, ist die eine Sache, und sie in dich eindringen zu lassen, eine ganz andere. Man muss viele Dinge erfahren, sie sehen und beobachten, sie in den Bereich des Bewusstseins bringen und erkennen, was sie sind. Es gibt jedoch keinen Grund dafür, dass du sie in dich eindringen und dich besitzen lassen solltest. Allein dem Göttlichen oder dem, was vom Göttlichen stammt, darfst du erlauben, in dich einzudringen.

Zu sagen, dass alles Licht gut sei, ist so als würdest du sagen, dass alles Wasser gut sei – oder gar, dass alles klare und durchsichtige Wasser gut sei; es wäre nicht wahr. Man muss die Natur des Lichtes erkennen, woher es kommt oder was es enthält, bevor man sagen kann, dass es das wahre Licht ist. Es gibt falsche Lichter und irreführenden Glanz, auch niedere Lichter, die zu den unteren Bereichen des Wesens gehören. Daher muss man auf der Hut sein und unterscheiden; das wahre Unterscheidungsvermögen muss durch das Wachsen des seelischen Gefühls, eines geläuterten Mentals und die Erfahrung kommen.

Der Schrei, den du hörtest, kam nicht aus dem physischen Herzen, sondern dem emotionalen Zentrum. Der Einsturz der Mauer bedeutet das Zusammenbrechen des Hindernisses, oder zumindest eines Hindernisses dort zwischen deinem inneren und deinem äußeren Wesen. Die meisten Menschen leben in ihrer gewöhnlichen äußeren, unwissenden Persönlichkeit, die sich nicht ohne weiteres dem Göttlichen öffnet; es gibt jedoch ein inneres Wesen in ihnen, von dem sie keine Kenntnis haben, das sich leicht der Wahrheit und dem Licht auftun kann. Von ihm aber werden sie durch eine Mauer getrennt – eine Mauer der Finsternis und Unbewusstheit. Wenn sie einstürzt, findet eine Befreiung statt; das Gefühl von Stille, Ananda, Freude, das du unmittelbar danach hattest, wurde durch diese Befreiung ausgelöst. Der Schrei, den du hörtest, war der Schrei des vitalen Teils in dir, der durch das plötzliche Niederbrechen der Mauer und des Sich-Öffnens überwältigt wurde.

Das Bewusstsein ist meist im Körper eingeschlossen, zentralisiert in den Gehirn-, Herz- und Nabel-Zentren (den mentalen, emotionalen und Sinnes-Zentren); wenn du fühlst, wie es ganz oder teilweise emporsteigt und sich über dem Kopf festigt, dann ist das die Befreiung des eingeschlossenen Bewusstseins von der Fessel des Körpers. Es ist dein Mental, das dorthin aufsteigt und in Kontakt mit etwas Höherem als das gewöhnliche Mental kommt und von dort den höheren mentalen Willen auf das Übrige [auf die übrigen Wesensteile] zur Umwandlung richtet. Das Zittern und die Hitze rühren von einem Widerstand her, eine fehlende Gewöhnung von Körper und Vital an diesen Anspruch und diese Befreiung. Wenn das mentale Bewusstsein sich immer, oder wenn es will, über dem Kopf festigen kann, wird diese Befreiung vollendet sein (siddha). Von dort kann das mentale Wesen sich frei den höheren Ebenen oder dem kosmischen Dasein und seinen Kräften öffnen und kann auch mit größerer Freiheit und Macht auf die niedere Natur einwirken.

Die Göttliche Manifestation wirkt durch Stille und Harmonie, nicht durch eine katastrophale Umwälzung. Letztere ist das Zeichen eines Ringens, meist von gegensätzlichen vitalen Kräften – auf jeden Fall aber eines Ringens auf der unteren Ebene.

Du denkst zu viel an die feindlichen Kräfte. Diese Art von Inanspruchgenommensein verursacht viel unnötigen Kampf. Richte dein Mental auf die positive Seite. Öffne dich der Macht der Mutter, konzentriere dich auf ihren Schutz, bitte um Licht, Stille, Frieden, Reinheit und das Wachsen [des Wesens] in das göttliche Bewusstsein und Wissen.

Ebensowenig ist die Vorstellung von Bewährungsproben eine gesunde Idee und sollte nicht zu weit getrieben werden. Prüfungen werden nicht vom Göttlichen verhängt, sondern von den Kräften der niederen Ebenen – den mentalen, vitalen und physischen – und werden vom Göttlichen zugelassen, weil das zur Vorbereitung der Seele gehört und ihr dazu verhilft, sich selbst und ihre Fähigkeiten kennenzulernen sowie die Begrenzungen, denen sie entwachsen muss. Die Mutter prüft dich nicht in jedem Augenblick, sondern hilft dir vielmehr in jedem Augenblick, dich über die Notwendigkeit von Prüfungen und Schwierigkeiten, die dem unteren Bewusstsein angehören, zu erheben. Sich dieser Hilfe immer bewusst zu sein, ist dein bester Schutz gegen alle Angriffe, ob von feindlichen Mächten oder deiner eigenen niederen Natur.

Die feindlichen Kräfte haben eine bestimmte selbstgewählte Aufgabe: sie besteht darin, den Zustand des Einzelwesens, der Arbeit, der Erde selbst und ihrer Bereitschaft für die spirituelle Herabkunft und Erfüllung zu prüfen. Bei jedem Schritt der [spirituellen] Reise greifen sie voll Ungestüm an, kritisieren und beeinflussen dich, lassen dich verzagen oder stacheln zu Empörung auf, erwecken Unglauben und häufen Schwierigkeiten an. Kein Zweifel, dass sie die Rechte, die ihnen aufgrund ihrer Aufgabe eingeräumt wurden, sehr frei auslegen und einen Berg aus dem machen, was uns wie ein Maulwurfshügel erscheint. Ein kleiner, unbedeutender Fehltritt oder Irrtum und sie tauchen auf dem Wege auf und türmen einen ganzen Himalaya als Barriere darüber. Aber dieser Widerstand wird seit alten Zeiten zugelassen, nicht nur als Test oder Bewährungsprobe, sondern auch als ein uns auferlegter Zwang, eine größere Starke zu suchen, eine vollkommenere Selbst-Erkenntnis, eine intensivere Kraft und Reinheit des Strebens, einen Glauben, den nichts erschüttern kann, eine machtvollere Herabkunft der Göttlichen Gnade.

Die [Göttliche] Macht kommt nicht deshalb herab, um die niederen Kräfte aufzuwühlen, sondern, wie sie gegenwärtig zu wirken hat, ist dieses Aufwühlen eine Reaktion auf ihr Wirken. Was gebraucht wird, ist die Errichtung eines stillen und weiten Bewusstseins am Grunde der ganzen Natur, so dass, wenn das niedere Wesen zum Vorschein kommt, es nicht wie ein Angriff oder Kampf ist, sondern als ob ein Meister der Kräfte da wäre, der die Mängel des gegenwärtigen Getriebes sieht und Schritt für Schritt das Nötige tut, um sie zu beheben und zu verändern.

Es sind die Kräfte der Unwissenheit, die zuerst von außen mit der Zermürbung beginnen und dann zu einem Massenangriff ansetzen, um [das Wesen] zu überwältigen und zu besiegen. Jedes Mal wenn so ein Angriff abgewiesen und zerstreut werden kann, findet eine Läuterung im Wesen statt, ein neuer Bereich im Mental, Vital oder Physischen oder in den umliegenden Teilen der Natur wird für die Mutter gewonnen. Der von der Mutter eingenommene Bereich in deinem Vital wird größer – das wird durch die Tatsache angezeigt, dass du jetzt diesen Angriffen, die dich früher völlig zu überwältigen pflegten, einen stärkeren Widerstand entgegensetzt.

In solchen Zeiten fähig zu sein, die Gegenwart oder Kraft der Mutter zu rufen, ist der beste Weg, der Schwierigkeit zu begegnen.

Es ist die Mutter – die immer mit dir und in dir ist –, mit der du innerlich sprichst. Das einzig Wichtige ist, richtig zu hören, damit keine andere Stimme die ihre nachahmen oder zwischen sie und dich treten kann.

Dein Mental und dein seelisches Wesen sind auf das spirituelle Ziel konzentriert und dem Göttlichen offen – aus diesem Grund kommt der Einfluss nur zum Kopf und nicht weiter als bis zum Herzen herab. Das vitale Wesen, die vitale Natur und das physische Bewusstsein aber stehen unter dem Einfluss der niederen Natur. Solange das vitale und physische Wesen sich nicht hingegeben haben oder aus eigenem Antrieb das höhere Leben wollen, wird der Kampf voraussichtlich weitergehen.

Gib alles hin, weise alle anderen Begierden oder Interessen zurück, rufe die Göttliche Shakti, dass sie die vitale Natur öffne und in alle Zentren Ruhe, Frieden, Licht und Ananda bringe. Strebe und warte mit Geduld und Glauben auf das Ergebnis. Alles hängt von einer vollständigen Wahrhaftigkeit ab, von einer ganzheitlichen Weihung, einem ganzheitlichen Streben.

Die Welt wird dich so lange stören, solange irgendein Teil deiner selbst der Welt angehört. Erst wenn du gänzlich dem Göttlichen gehörst, kannst du frei werden.

Einer, der nicht den Mut besitzt, geduldig und standhaft dem Leben und seinen Schwierigkeiten zu begegnen, wird niemals fähig sein, die noch größeren inneren Schwierigkeiten der Sadhana durchzustehen. Die erste Aufgabe in diesem Yoga ist, dem Leben und seinen Prüfungen mit einem ruhigen Mental, mit festem Mut und völligem Vertrauen auf die Göttliche Shakti zu begegnen.

Selbstmord ist eine absurde Lösung; er [derjenige, dessen Anfrage durch Sri Aurobindo beantwortet wird] unterliegt einem großen Irrtum, wenn er glaubt, dass er hierdurch zum Frieden gelangt. Er wird seine Schwierigkeiten lediglich in eine elendere jenseitige Daseinsform mitnehmen und sie in ein anderes Leben auf Erden zurückbringen. Die einzige Lösung ist, diese krankhaften Ideen abzulegen und dem Leben mit dem klaren Willen zu begegnen, eine bestimmte Arbeit als Lebensziel zu verrichten – sowie mit ruhigem und tätigem Mut.

Sadhana muss im Körper ausgeübt werden, sie kann von der Seele nicht ohne den Körper getan werden. Wenn der Körper sein Ende findet, geht die Seele auf Wanderschaft in andere Welten und kommt schließlich in ein anderes Leben und einen anderen Körper zurück. Dann begegnet sie allen Schwierigkeiten, die sie nicht gelöst hatte, im neuen Leben wieder. Worin besteht also der Vorteil, den Körper zu verlassen?

Wenn man den Körper vorsätzlich wegwirft, muss man zudem in anderen Welten sehr leiden, und wenn man wiedergeboren wird, geschieht es unter schlechteren und nicht unter besseren Voraussetzungen.

Das einzig Sinnvolle ist, den Schwierigkeiten in diesem Leben und Körper zu begegnen und sie zu meistern.

Das Ziel des Yoga ist immer schwer zu erreichen, doch dieser Yoga ist schwieriger als irgendein anderer und nur für jene geeignet, die den Ruf empfangen, die die Fähigkeit und Bereitschaft besitzen, allem zu begegnen, jedem Risiko, selbst dem des Fehlschlags, und die den Willen haben vorwärtszuschreiten, einer völligen Selbstlosigkeit, Wunschlosigkeit und Hingabe entgegen.

Lass nichts und niemand zwischen dich und die Kraft der Mutter treten. Der Erfolg hängt nicht von irgendwelchen mentalen Ideen ab, sondern davon, dass du diese Kraft zulässt, bewahrst und auf die wahre Inspiration reagierst. Selbst Ideen oder Pläne, die sonst nützlich wären, werden versagen, wenn hinter ihnen nicht der wahre Geist, die wahre Kraft und der wahre Einfluss stehen.

Die Schwierigkeit muss durch Misstrauen und Ungehorsam entstanden sein. Denn Misstrauen und Ungehorsam sind wie eine Falschheit (sie sind in sich eine Falschheit, die sich auf falschen Ideen und Impulsen gründet), sie beeinträchtigen das Wirken der Macht, sie verhindern, dass diese gefühlt wird oder voll wirken kann, und sie mindern die Kraft des Schutzes.

Nicht allein in deiner nach innen gerichteten Konzentration, sondern auch in deinen äußeren Taten und Bewegungen musst du die richtige Haltung einnehmen. Wenn dies geschieht und du alles der Führung der Mutter überlässt, wirst du fühlen, wie sich die Schwierigkeiten verringern oder viel leichter überwunden werden können und die Dinge ständig einfacher werden.

In deiner Arbeit und in deinen Taten musst du das gleiche tun wie in deiner Konzentration. Öffne dich der Mutter, vertraue alles ihrer Führung an, rufe den Frieden, die stützende Macht, den Schutz, und – damit all dies zur Auswirkung komme – weise alle falschen Einflüsse zurück, die sie behindern und unwahrhafte, achtlose oder unbewusste Bewegungen schaffen könnten.

Folge diesem Prinzip, und dein ganzes Wesen wird unter einer einzigen Herrschaft, im Frieden, unter der schützenden Macht und dem schützenden Licht eins werden.

Als ich davon sprach, dem Licht der Seele und dem göttlichen Ruf treu zu sein, bezog ich mich nicht auf etwas Vergangenes oder auf irgendein Vergehen deinerseits. Ich wollte damit einfach das große Erfordernis hervorheben, sich in Krisen und Anfechtungen nicht irgendwelchen Einflüssen, Impulsen und Verlockungen hinzugeben, sondern ihnen allen den Ruf der Wahrheit entgegenzuhalten, das gebietende Zeichen des Lichtes. Und wenn Zweifel und Depressionen auftreten, zu sagen: „Ich gehöre dem Göttlichen, ich kann nicht scheitern“; allen Suggestionen von Unreinheit und Untauglichkeit, entgegenzuhalten: „Ich bin ein Kind der Unsterblichkeit, erwählt vom Göttlichen; ich brauche nur wahr gegenüber mir selbst und Ihm zu sein – der Sieg ist gewiss; selbst wenn ich zu Fall käme, würde ich mich wieder erheben“; allen Impulsen sich abzukehren und einem geringeren Ideal zu dienen, zu erwidern: „Das ist das Größte, das ist die Wahrheit, die allein die Seele in mir befriedigen kann; ich werde durch alle Prüfungen und Leiden hindurch bis zum Ende der göttlichen Reise ausharren.“ Das ist es, was ich unter Treue gegenüber dem Licht und dem Ruf verstehe.

1 Ein nach dem Franzosen Coué genanntes Heilverfahren durch Autosuggestion.

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