Kapitel 3

Der Ashram, die Welt und der Einzelne

Mutter sagte uns vor langer Zeit, dass unser Ashram ein Inbegriff Indiens sei. Er repräsentiert alles, was in Indien gut und auch alles, was schlecht ist, – all die schlechten Eigenschaften, Schwächen, alles, was unehrlich und falsch, dunkel und undurchsichtig ist. Und der Ashram, der ein Sammelzentrum von all diesem ist, repräsentiert es in einer besonders ausgeprägten Form.

Nun ist der Druck von oben gekommen, um all diese Dinge zu ändern, und zu dem Zweck sind alle dunklen Punkte, alles, was gewandelt und zurückgewiesen werden muss, beleuchtet worden. Sie sind überall offenbar – im Ashram und auch außerhalb, im Land allgemein – die gleichen Fehler und Schwächen, die gleichen falschen Regungen.

In Indien versucht die Regierung, diese Dinge mit äußerlichen Mitteln zu stoppen und zu kontrollieren; in gewissem Maß ist das notwendig, und deshalb wurde der zentralen Autorität so viel Macht und Befugnis verliehen. Aber der Ashram wurde ins Leben gerufen, um ein bewusstes kollektives Zentrum zu sein, wo dies alles sich von innen heraus ändern soll, nicht durch äußeren Zwang. Aus diesem Grund wurde dem Ashram keine Autorität vorgesetzt, die stark genug ist, die Mitglieder zu beherrschen oder zu kontrollieren. Hier sollte der Wandel bewusst sein und, wie ich sagte, von innen heraus geschehen.

Und jeder von uns hier im Ashram ist ein Inbegriff des Ashrams, und alle guten und schlechten Elemente und Regungen sind auf die eine oder andere Weise in uns vertreten, – sogar in den Besten können die falschen Regungen einen Schatten werfen. So ist es jedermanns Aufgabe, besonders die der sogenannten „Besten“, das heißt, jener, die bewusster sind, alles Falsche und Unechte in sich zu entdecken, zurückzuweisen und zu ändern, und alles, was wahr und gut ist, wachsen zu lassen und so zu helfen, eben diese Elemente in der Ashram-Atmosphäre wie auch außerhalb zu ändern. Das ist die einzige Lösung und das einzige Mittel, – die Missstände individuell, persönlich im eigenen Bewusstsein zu beheben. Nur dann kann ein bewusstes kollektives Bewusstsein im Ashram mit all diesen lebendigen und bewussten Einheiten wachsen und sich entwickeln und dabei seine eigene Verfassung wie auch den Zustand Indiens und der Welt ändern.

Ich sage dies alles in Bezug auf den festen Kern, den starken Samen, der geformt werden muss, und aus dem die zukünftige neue Schöpfung hervorgehen wird. Ein Zentrum muss so ein Same werden, wenigstens in seiner eigenen Mitte, seinem eigenen innersten Zentrum; es muss dieses innerste Zentrum, seinen Kern, seine lebendige Seele entwickeln.

Mutter sagte auch, dass die Weltprobleme in Indien gelöst werden müssen, da Indien ein Repräsentant oder Inbegriff der Welt ist, – so wie der Ashram ein Inbegriff Indiens ist und jeder Einzelne wiederum den Ashram darstellt. Denn Indien hat die Fähigkeit und ist dazu bestimmt, dies zu tun. Wenn Indien seine Probleme löst, wird auch die Welt ihre Probleme praktisch gelöst sehen. Und vom Ashram wird erwartet, dass er den Weg zur Lösung der Probleme Indiens zeigt. Kann der Ashram dieser Erwartung gerecht werden? Das war wenigsten Mutters Plan. Alles hängt von seinen einzelnen Mitgliedern ab.

Natürlich müssen wir uns daran erinnern, dass Mutters Hilfe immer mit uns ist.

Ansprache vom 9. September 1976