Kapitel 2

Meditation über einen Satz

Worte der Mutter

Mutter, in den Freitagsstunden liest du uns oft einen Satz vor und bittest uns, über diesen Satz zu meditieren. Aber wie soll man über einen Satz meditieren? Bedeutet das, dass man über diesen Gedanken nachdenken, meditieren muss oder… Was muss man tun?

Der Satz ist ja bereits eine mentale Funktion, die mentale Gestaltung ist fertig. Der Satz ist die formulierte mentale Gestaltung. Wenn man nun über einen Satz meditiert, gibt es zwei Methoden. Eine aktive, gewöhnlich äußere Methode, die darin besteht, dass man darüber nachdenkt und zu verstehen versucht, was diese Worte bedeuten, intellektuell zu verstehen, was dieser Satz genau bedeutet. Das ist eine aktive Meditation. Man konzentriert sich auf diese Worte, man nimmt den darin ausgedrückten Gedanken auf und versucht, durch Überlegung, durch Deduktion und Analyse zu verstehen, was er bedeutet.

Es gibt noch eine andere Methode, die direkter und gründlicher ist, nämlich diese mentale Formation, diese Kombination von Wörtern mit dem Gedanken, den sie darstellt, aufzugreifen und die ganze Aufmerksamkeit darauf zu sammeln, sich zu zwingen, seine ganze Kraft auf diese Formation zu konzentrieren. Anstatt zum Beispiel all seine Energien auf etwas Physisches zu konzentrieren, das man sieht, nimmt man diesen Gedanken und konzentriert all seine Energien darauf – im Mental natürlich.

Und dann, wenn es einem gelingt, das Denken genügend zu konzentrieren und es am Schwanken zu hindern, geht man ganz natürlich vom durch Worte ausgedrückten Gedanken zur Idee, die dahintersteht und die mit anderen Worten, anderen Formen ausgedrückt werden könnte. Es gehört zum Wesen der Idee, dass sie sich in viele verschiedene Gedanken kleiden kann. Und wenn man das erreicht hat, ist man schon viel tiefer eingedrungen als durch das bloße Verstehen von Wörtern. Wenn man sich weiter konzentriert und weiß, wie man es macht, kann man natürlich von der Idee zur leuchtenden Kraft dahinter weitergehen. Da kommst du dann in einen viel tieferen und weiteren Bereich. Doch das erfordert eine Ausbildung. Das ist, kurz gesagt, genau das Prinzip der Meditation.

Wenn es einem gelingt, ziemlich tief einzudringen, findet man das Prinzip und die Kraft hinter der Idee, und das gibt einem die Kraft zur Verwirklichung. So gelingt es denen, die die Meditation als spirituelle Entwicklungsmöglichkeit benutzen, auf das Prinzip hinter den Dingen zu stoßen und die Macht zu erlangen, auf diese Dinge von oben einzuwirken.

Doch auch wenn man nicht so weit eindringt – das setzt eine recht große Disziplin voraus, eine starke Gewohnheit –, kann man schon vom Gedanken zur Idee weitergehen, und das beschert einem ein Licht und ein Verstehen im mentalen Bewusstsein, wodurch man seinerseits die Idee in irgendeiner Form auszudrücken vermag. Eine Idee kann sich in vielen verschiedenen Formen, in vielen verschiedenen Gedanken ausdrücken, wie der Gedanke sich durch viele verschiedene Worte ausdrücken kann, wenn man auf ein materielleres Niveau hinuntergeht. Und wenn man nach unten geht, zum Ausdruck, das heißt zum gesprochenen oder geschriebenen Ausdruck, trifft man auf viele verschiedene Worte und viele verschiedene Formeln, die als Ausdruck für einen Gedanken dienen können. Dieser Gedanke ist jedoch nur eine der Gedankenformen, die die Idee, das dahinterstehende Prinzip, ausdrücken können. Diese Idee selbst hat, wenn man ihr gründlich nachgeht, ein Prinzip spirituellen Wissens und der Macht hinter sich, das sich ausbreiten und auf die Manifestation einwirken kann.

Wenn du einen Gedanken hast, suchst du weiter, nicht wahr, und dann versuchst du, diese Wörter zu ordnen, um deinen Gedanken auszudrücken. Du kannst viele Wörter benutzen, um einen Gedanken auszudrücken, du sagst dir: „Nein, also, wenn ich jenes Wort statt diesem schreibe, das würde meinen Gedanken besser ausdrücken.“ Das bringt man dir in der Stillehre bei, wenn man dich schreiben lehrt.

Wenn ich dir allerdings einen geschriebenen Satz gebe, der die Kraft hat, einen Gedanken auszudrücken, und wenn ich zu dir sage, du sollst dich darauf konzentrieren, kannst du durch diese Gedankenform auf die Idee dahinter zurückgehen, die sich durch viele verschiedene Gedanken hindurch ausdrücken kann. Das ist wie eine große Hierarchie: Es gibt ein Prinzip, das ganz oben ist, das selbst nicht einzig und allein da ist, denn man kann noch weiter zurückgehen. Aber dieses Prinzip kann sich in Ideen und diese Ideen können sich in einer Vielzahl von Gedanken ausdrücken, und diese Vielzahl von Gedanken kann eine Vielzahl von Sprachen und noch eine viel größere Zahl von Wörtern benutzen.

Wenn ich dir einen Gedanken gebe, geschieht es einfach deshalb, um dir zur Konzentration zu verhelfen… Manche Schulen stellen einen Gegenstand vor einen hin, eine Blume oder einen Stein oder irgendein Objekt, und dann setzt man sich da herum und konzentriert sich darauf, und die Augen machen so (die Mutter fängt an zu schielen) …, bis man der Gegenstand wird. Das ist auch ein Hilfsmittel für die Konzentration. Wenn du so intensiv schaust, ohne dich zu rühren, gehst du schließlich in die Sache über, die du betrachtest. Aber man darf nicht anfangen, alles Mögliche zu betrachten: nur das fixieren. Dadurch bekommst du so einen Blick …, das lässt dich schielen.

Dies alles ist dazu da, um Konzentration zu lernen, weiter nichts.

Manchmal drückt einer dieser Sätze eine sehr tiefe Wahrheit aus. Das ist einer jener glücklichen Sätze, die sehr ausdrucksvoll sind. Das hilft dir dann, die Wahrheit zu finden, die dahintersteckt.