Kapitel 2

Krankheit und Angst

Worte der Mutter

Vom normalen Standpunkt aus ist es in den meisten Fällen die Angst – die eine mentale Angst sein kann, eine vitale Angst und die fast immer eine physische Angst ist, eine Angst in den Zellen –, die allen Ansteckungen Tür und Tor öffnet. Alle, die etwas Kontrolle über sich haben oder ein wenig Menschenwürde, können die mentale Angst eliminieren. Vitale Angst ist feiner und verlangt eine größere Kontrolle. Was die physische Angst anbelangt, ist ein wahrhaftiger Yoga vonnöten, um sie zu überwinden, weil die Körperzellen vor allem Angst haben, was unangenehm und schmerzvoll ist. Sobald auch nur ein wenig Unbehagen auftritt, selbst wenn es ganz unbedeutend ist, wird den Körperzellen ganz bange, denn sie mögen keine Unbehaglichkeit. Um das dann überwinden zu können, bedarf es der Kontrolle eines bewussten Willens. Für gewöhnlich ist es diese Angst, die den Krankheiten Tür und Tor öffnet. Ich spreche nicht von den beiden ersten Arten von Angst, die – wie gesagt – von jedem Menschen überwunden werden müssen, der im edelsten Sinn des Wortes menschlich sein will, weil das sonst Feigheit wäre. Physische Angst aber ist schwieriger zu überwinden. Ohne sie könnten selbst die heftigsten Attacken abgewehrt werden. Mit einem Minimum an Kontrolle über den Körper kann man die Auswirkungen verringern, doch ist das nicht Immunität. Es ist diese zitternde materielle, physische Angst der Körperzellen, die alle Krankheiten nur noch verschlimmert.

Manche Menschen haben von sich aus keine Angst, auch in ihrem Körper nicht. Ihr vitales Gleichgewicht reicht aus, um nicht besorgt zu sein, um sich nicht zu fürchten. Eine natürliche Harmonie in ihrem physischen Lebensrhythmus befähigt sie, eine Krankheit spontan auf ein Minimum zu reduzieren. Umgekehrt wird die Krankheit bei anderen immer so schlimm wie nur möglich, manchmal bis zur Katastrophe. Es gibt die ganze Skala, was sehr leicht zu erkennen ist. Nun, das hängt von einer Art unbeschwertem Lebensrhythmus ab, der entweder harmonisch genug ist, um den äußeren Krankheitsattacken widerstehen zu können, oder der gar nicht existiert oder nicht stark genug ist und durch dieses angstvolle Zittern ersetzt wird, durch diese instinktive Angst, die die geringste unangenehme Berührung in etwas Schmerzhaftes und Schlimmes verwandelt. Die ganze Skala ist da: von dem, der durch die schwersten Ansteckungen und Epidemien gehen kann, ohne sich auch nur im Geringsten anzustecken, bis hin zu dem, der beim geringsten Anlass krank wird. So kommt es natürlich immer auch auf die Konstitution eines jeden an. Sobald man sich für einen Fortschritt anstrengen will, spielt die Beherrschung eine Rolle, die man über sich selbst erreicht hat. Bis zu dem Moment, in dem der Körper ein gelehriges Instrument des höheren Willens wird und man bei ihm einen routinierten Widerstand gegen alle Attacken durchsetzen kann.

Kann man die Angst eliminieren, ist man annähernd in Sicherheit. Zum Beispiel leben die sogenannten Epidemien, wie sie zur Zeit grassieren, zu neunundneunzig Prozent von der Angst: einer Angst, die zur mentalen Angst in ihrer schäbigsten Form wird, die durch Zeitungsartikel, überflüssiges Geschwätz und alles noch gefördert wird, was sich daraus ergibt.

Worte der Mutter

Mein Rat ist, sich nicht zu sorgen. Je mehr du daran denkst, je mehr du dich darauf konzentrierst, und vor allem: je mehr du dich ängstigst, umso mehr gibst du der Sache eine Chance zu wachsen.

Wendest du deine Aufmerksamkeit und dein Interesse jedoch zu etwas anderem hin, steigerst du die Möglichkeit der Heilung.

Worte Sri Aurobindos

Krankheit wird unnötig verlängert und endet öfter mit dem Tod, als es unvermeidbar wäre, weil das Denken des Patienten sich eingehend mit dem Leiden seines Körpers befasst und es so unterstützt.

Worte der Mutter

Wenn du krank bist und deine Krankheit mit viel Sorge und Angst betrachtest, gibst du ihr so viel Aufmerksamkeit, dass du vergisst, von dem Einen, der dir helfen kann, Hilfe zu empfangen. Du kommst dann in einen Teufelskreis und bekommst ein krankhaftes Interesse an ihr.

Worte der Mutter

Du darfst keine Angst haben. Die meisten deiner Schwierigkeiten kommen aus der Angst. Tatsächlich sind neunzig Prozent aller Krankheiten das Resultat der unterbewussten Angst des Körpers. Im gewöhnlichen Bewusstsein des Körpers gibt es eine mehr oder weniger verborgene Angst vor den Folgen der kleinsten physischen Störung. Sie kann mit den zweifelnden Worten ausgedrückt werden: „Und was wird geschehen?“ Diese Furcht muss kontrolliert werden. Tatsächlich ist sie ein Vertrauensmangel in die Gnade des Göttlichen, das unmissverständliche Zeichen, dass die Weihung nicht vollständig und vollkommen ist.

Um diese unterbewusste Angst praktisch zu überwinden, muss jedes Mal, wenn etwas von ihr an die Oberfläche kommt, der erleuchtetere Teil des Wesens dem Körper die Notwendigkeit eines vollständigen Vertrauens in die Gnade des Göttlichen einprägen: die Gewissheit, dass diese Gnade sowohl in uns selbst wie auch in allem immer für das Beste wirkt, sowie die Entschlossenheit, sich vollständig und vorbehaltlos dem Göttlichen Willen zu unterwerfen.

Der Körper muss wissen und davon überzeugt werden, dass seine Essenz göttlich ist und dass uns nichts geschehen kann, wenn dem Wirken des Göttlichen kein Hindernis in den Weg gelegt wird. Diese Belehrung muss solange wiederholt werden, bis die Angst nicht mehr wiederkehrt. Und selbst wenn es der Krankheit gelungen ist, in Erscheinung zu treten, wird ihre Stärke und Dauer erheblich gemindert werden, bis sie endgültig besiegt ist.

Worte der Mutter

Bei einer physischen Störung darf man nicht verängstigt sein. Man darf nicht davor wegrennen, sondern muss ihr mit Mut, Ruhe und Vertrauen entgegentreten, mit der Gewissheit, dass Krankheit eine Falschheit ist. Und wenn man sich vollständig, im vollsten Vertrauen und in einer vollkommenen Ruhe, der göttlichen Gnade zuwendet, wird sie sich in diesen Zellen sowie in den Tiefen des Wesens niederlassen, und die Zellen werden an der ewigen Wahrheit und Wonne teilhaben.

Worte der Mutter

Wenn du geheilt werden möchtest, musst du zwei Bedingungen erfüllen. Erstens darfst du keine Angst haben, musst du absolut furchtlos sein – verstehst du –, und zweitens musst du einen vollkommenen Glauben in den Göttlichen Schutz haben. Diese beiden Dinge sind unerlässlich.

Worte Sri Aurobindos

Der Geist in uns ist der einzige all-wirksame Arzt, und sich ihm zu unterwerfen ist für den Körper das einzig wahre Allheilmittel.

Worte Sri Aurobindos

Gott im Inneren ist unendlicher und selbst-vollbringender Wille. Kannst du Ihm deine Leiden überlassen, unberührt von Todesangst, und zwar nicht als Experiment, sondern mit einem ruhigen und vollkommenen Vertrauen? Du wirst finden, dass Er schließlich das Können von Millionen Ärzten übertrifft.

Worte Sri Aurobindos

Gesundheit, von zwanzigtausend Maßregeln beschützt, ist des Arztes Evangelium, doch ist es nicht Gottes Evangelium für den Körper und auch nicht das der Natur.