Kapitel 2
Glaube – Streben – Hingabe
Dieser Yoga verlangt, dass man das Leben vollkommen dem Streben nach Entdeckung und Verkörperung der Göttlichen Wahrheit weiht und nichts anderem. Dein Leben zwischen dem Göttlichen und einer äußeren Tätigkeit zu teilen, die nichts mit der Suche nach der Wahrheit zu tun hat, ist nicht zulässig. Die geringste Kleinigkeit dieser Art würde den Erfolg im Yoga unmöglich machen.
Du musst in dich gehen und in eine völlige Weihung an das spirituelle Leben eintreten. Alles Festhalten an mentalen Vorlieben muss von dir abfallen, alles Beharren auf vitalen Zielen und Interessen und Bindungen muss ausgemerzt werden, alles egoistische Anklammern an die Familie, die Freunde, das Vaterland muss verschwinden, wenn du im Yoga erfolgreich sein willst. Was immer an nach außen gewandter Energie oder Tätigkeit benötigt wird, muss der einmal entdeckten Wahrheit entstammen und nicht niederen mentalen oder vitalen Motiven, dem Göttlichen Willen und nicht der persönlichen Wahl oder den Vorlieben des Egos.

Mentale Theorien haben keine grundlegende Bedeutung, denn das Mental formt oder akzeptiert nur die Theorien, die die Ausrichtung des Wesens stützen. Das Wichtige ist diese Ausrichtung und der Ruf in dir.
Das Wissen, dass es ein Höchstes Dasein und Bewusstsein und eine Höchste Seligkeit gibt, die nicht ein bloß negatives nirvana oder ein statisches und eigenschaftsloses Absolutes, sondern von dynamischer Natur sind, und weiterhin die Erkenntnis, dass dieses Göttliche Bewusstsein nicht nur im Jenseits, sondern auch hier verwirklicht werden kann, sowie das sich hieraus ergebende Akzeptieren eines göttlichen Lebens als das Ziel des Yoga, haben nichts mit dem Mental zu tun. Es ist nicht die Frage einer mentalen Theorie – obwohl diese Auffassung mental ebenso gut wie jede andere aufrechterhalten werden kann, wenn nicht besser –, es ist vielmehr eine Frage der Erfahrung, und bevor diese Erfahrung kommt, eine Frage des Glaubens der Seele, welcher die Zustimmung des Mentals und Lebens mit sich bringt. Einer, der in Berührung mit dem höheren Licht ist und die Erfahrung hat, kann diesem Weg folgen, wie schwierig es auch für die niederen Wesensteile sein mag, Schritt zu halten; und es kann ihm auch einer folgen, der, ohne die Erfahrung zu haben, von ihm [dem höheren Licht] berührt wurde, der aber den Ruf und die Überzeugung hat und den eine beharrliche Seele zwingt.

Die Wege des Göttlichen gleichen nicht denen des menschlichen Mentals, sie entsprechen nicht unseren Vorstellungen und es ist unmöglich, sie zu beurteilen oder Ihm vorzuschreiben, was Es tun soll und was nicht, denn das Göttliche weiß es besser als wir. Wenn wir das Göttliche überhaupt anerkennen, scheinen sowohl der gesunde Menschenverstand als auch die bhakti gleichermaßen bedingungslosen Glauben und bedingungslose Hingabe zu fordern.

Nicht dem Göttlichen seinen mentalen und vitalen Willen aufzuerlegen, sondern den Willen des Göttlichen zu empfangen und ihm zu folgen, das ist die wahre Haltung in der Sadhana. Nicht zu sagen: „Dies ist mein Recht, mein Wunsch, mein Anspruch, mein Erfordernis, meine Bedingung, warum erhalte ich es nicht?“, sondern sich zu geben, sich zu überantworten und mit Freude zu empfangen, was immer das Göttliche gibt, sich nicht zu sorgen oder aufzubegehren, das ist der bessere Weg. Dann wird das, was du empfängst, für dich das Richtige sein.

Glaube, Verlass auf Gott, Überantwortung und Hingabe an die Göttliche Macht sind notwendig und unerlässlich. Sich auf Gott verlassen, darf aber nicht zu einem Vorwand für Faulheit, Schwäche und die Unterwerfung unter die Impulse der niederen Natur gemacht werden; es muss Hand in Hand gehen mit unermüdlichem Streben und beharrlicher Zurückweisung von allem, was der Göttlichen Wahrheit im Wege steht. Die Hingabe an das Göttliche darf nicht zu einer Ausflucht, einem Deckmantel oder einer Gelegenheit werden, seinen eigenen Begierden und niederen Bewegungen zu frönen, oder sich seinem Ego oder einer Kraft der Unwissenheit und Dunkelheit zu überlassen, die sich fälschlich als das Göttliche darstellt.

Du brauchst nur zu streben und dich der Mutter gegenüber offen zu halten, alles zurückzuweisen, was gegen ihren Willen ist, und sie in dir wirken zu lassen – auch all deine Arbeit für sie zu tun und den Glauben zu haben, dass es ihre Kraft ist, durch die du sie zu tun vermagst. Wenn du dich auf diese Weise offen hältst, werden das Wissen und die Verwirklichung zur rechten Zeit zu dir kommen.

In diesem Yoga hängt alles davon ab, ob man sich dem Einfluss öffnen kann oder nicht. Wenn ein aufrichtiges Streben und ein geduldiger Wille vorhanden sind, das höhere Bewusstsein trotz aller Hindernisse zu erreichen, wird man das Sich-Öffnen in der einen oder anderen Form mit Sicherheit vollziehen können. Es mag jedoch lange dauern oder auch nicht, was davon abhängt, ob das Mental, das Herz oder der Körper vorbereitet sind oder nicht; daher muss man die notwendige Geduld aufbringen, andernfalls gibt man aufgrund der anfänglichen Schwierigkeit möglicherweise seine Bemühung auf. In diesem Yoga gibt es keine andere Methode als sich zu konzentrieren, besonders im Hetzen, und die Gegenwart und Macht der Mutter zu rufen, [sie zu bitten] das Wesen anzunehmen und durch das Wirken ihrer Kraft das Bewusstsein umzuwandeln; man kann sich ebenfalls im Kopf konzentrieren oder zwischen den Augenbrauen, doch für viele ist das ein zu schwieriges Sich-Öffnen. Sobald das Mental ruhig, die Konzentration kraftvoll und das Streben intensiv werden, zeichnet sich der Anfang einer Erfahrung ab. Je größer der Glaube, desto rascher wird voraussichtlich das Ergebnis eintreten. Im übrigen darf man sich nicht allein auf die eigenen Bemühungen verlassen, es muss einem vielmehr gelingen, einen Kontakt mit dem Göttlichen und eine Empfangsbereitschaft für die Macht und Gegenwart der Mutter in sich zu festigen.

Es spielt keine Rolle, welche Mängel du in deiner Natur hast. Es kommt einzig darauf an, dass du dich für die Kraft offen hältst. Niemand vermag sich selbst ohne Hilfe, durch seine eigenen Bemühungen umzuwandeln; allein die Göttliche Kraft ist es, die ihn umwandeln kann. Wenn du dich offen hältst, wird alles Übrige für dich getan werden.

Kaum irgend jemand ist stark genug, nur durch sein eigenes Streben und seinen eigenen Willen die Kräfte der niederen Natur zu überwinden; selbst jene, die hierzu in der Lage sind, erlangen nur eine gewisse Kontrolle, nicht aber die völlige Meisterung. Wille und Streben sind notwendig, um die Hilfe der Göttlichen Kraft herabzubringen und das [menschliche] Wesen in seiner Auseinandersetzung mit den niederen Mächten auf ihrer Seite zu halten. Allein die Göttliche Kraft, die den spirituellen Willen und des Herzens seelisches Streben erfüllt, kann den Sieg herbeiführen.

Durch mentale Kontrolle etwas zu erreichen, ist immer schwierig, wenn das, was versucht wird, gegen den Hang der menschlichen oder persönlichen Natur geht. Ein starker Wille, der geduldig und beharrlich auf sein Ziel gerichtet ist, kann eine Wandlung bewirken, doch dauert es meist lange Zeit und der anfängliche Erfolg mag nur ein teilweiser, und von vielen Fehlschlägen begleiteter, sein.
Automatisch alle Tätigkeiten in eine Anbetung zu wandeln, kann nicht allein durch Gedankenkontrolle geschehen; ein starkes Streben muss im Herzen sein, durch das eine Verwirklichung oder das Gefühl der Gegenwart des Einen, dem man die Anbetung darbringt, herbeigeführt wird. Der bhakta verlässt sich nicht nur auf die eigene Bemühung, sondern auch auf die Gnade und Macht des Göttlichen, das er anbetet.

Du hast dich immer zu sehr auf die Tätigkeit deines eigenen Mentals und Willens verlassen – das ist der Grund, weshalb du keinen Fortschritt machst. Wenn du einmal die Gewohnheit des schweigenden Vertrauens auf die Macht der Mutter annehmen könntest – sie nicht nur zu rufen, um deine eigene Bemühung zu unterstützen –, würde sich das Hindernis verringern und schließlich aufhören zu bestehen.

Alles aufrichtige Streben hat seine Auswirkung; wenn du aufrichtig bist, wirst du in das göttliche Leben hineinwachsen.
Gänzlich aufrichtig zu sein, bedeutet allein die göttliche Wahrheit zu wollen, dich mehr und mehr der Göttlichen Mutter zu überantworten, alles persönliche Fordern und Verlangen, das mit diesem einen Streben nicht in Einklang steht, zurückzuweisen, jede Tätigkeit im Leben dem Göttlichen darzubringen und als die gegebene Arbeit ohne die Einmischung des Egos zu verrichten. Das ist die Grundlage des göttlichen Lebens.
All dies kann man nicht auf einmal erreichen, aber wenn man allezeit strebt und immer mit wahrem Herzen und redlichem Willen die Hilfe der Göttlichen Shakti ruft, wächst man mehr und mehr in dieses Bewusstsein hinein.

Eine vollkommene Hingabe ist in so kurzer Zeit nicht möglich – denn eine vollkommene Hingabe bedeutet, den Knoten des Egos in jedem Teil des Wesens zu durchschneiden und es frei und ganz dem Göttlichen darzubieten. Das Mental, das Vital und das physische Bewusstsein (und sogar jeder einzelne Teil davon in all seinen Bewegungen) müssen sich getrennt, eines nach dem anderen, hingeben, ihren eigenen Weg aufgeben und den Weg des Göttlichen annehmen. Doch kann man von Anfang an einen innersten Entschluss fassen, man kann eine Selbst-Weihung vollziehen, und sie auf jedem sich anbietenden Weg durchführen und bei jedem Schritt jegliche Gelegenheit ergreifen, um das Selbst-Geben vollkommen zu machen. Eine Hingabe in einer Richtung macht andere [Hingaben] leichter und unausweichlicher; sie zerschneidet oder löst jedoch nicht von selbst andere Knoten, besonders nicht jene, die engstens mit der gegenwärtigen Persönlichkeit verbunden sind, wobei deren am meisten gehegte Prägungen oft große Schwierigkeiten darstellen können, selbst nachdem der zentrale Wille gefestigt ist und seine Entschlossenheit in der Praxis bereits die ersten Siegel trägt.

Du fragst, wie du das Unrecht, das du anscheinend begangen hast, wieder gutmachen kannst. Vorausgesetzt, dass es so ist, wie du sagst, scheint mir die Wiedergutmachung genau darin zu bestehen, dich zu einem Gefäß der Göttlichen Wahrheit und Göttlichen Liebe zu machen. Und die ersten Schritte in dieser Richtung liegen in einer völligen Selbst-Weihung und Selbst-Läuterung, einem gänzlichen Sich-Öffnen gegenüber dem Göttlichen und in der Zurückweisung all dessen, was der Vollendung im Wege steht. Eine andere Wiedergutmachung eines Fehlers gibt es im spirituellen Leben nicht – keine, die voll wirksam wäre. Zu Beginn sollte man um keine andere Frucht, kein anderes Ergebnis bitten als dieses innere Wachsen, diese innere Wandlung – denn andernfalls setzt man sich schweren Enttäuschungen aus. Erst wenn man selbst frei ist, kann man andere befreien, und im Yoga ist es die innere Bewältigung, aus welcher der äußere Sieg hervorgeht.

Es ist nicht möglich, sich auf einmal von der Anspannung persönlicher Bemühung zu befreien – und nicht immer wünschenswert, denn persönliche Bemühung ist besser als tamasische Trägheit.

Die persönliche Bemühung muss fortschreitend in eine Bewegung der Göttlichen Kraft umgewandelt werden. Wenn du dir der Göttlichen Kraft bewusst bist, dann rufe sie immer mehr, damit sie deine Bemühung lenkt, sie aufnimmt und in etwas verwandelt, das nicht dir, sondern der Mutter angehört. Es wird eine Art Übertragung stattfinden, ein Aufnehmen der im persönlichen adhar wirkenden Kräfte – keine einmalige, sondern eine progressive Übertragung.
Doch seelisches Gleichgewicht ist notwendig. Unterscheidungsvermögen muss sich entwickeln, das genau erkennt, was die Göttliche Kraft ist, was das Element der persönlichen Bemühung ist und was als Gemisch aus den niederen kosmischen Kräften einfließt. Und bis die Übertragung vollendet ist, was immer Zeit in Anspruch nimmt, muss man durch persönliches Mitwirken fortwährend der wahren Kraft zustimmen und fortwährend das ganze niedere Gemisch zurückweisen.
Was gegenwärtig gefordert wird, ist nicht, die persönliche Bemühung aufzugeben, sondern mehr und mehr die Göttliche Macht zu rufen, damit sie die persönliche Bemühung lenken und führen möge.

Es ist in den frühen Stadien der Sadhana nicht ratsam, alles dem Göttlichen zu überlassen oder alles von ihm zu erwarten, ohne das erforderliche eigene Bemühen einzusetzen. Das ist erst möglich, wenn das seelische Wesen hervorgetreten ist und das gesamte Tun beeinflusst (und selbst dann sind Wachsamkeit und eine fortwährende Zustimmung unerlässlich), oder aber später, in den letzten Stadien des Yoga, wenn eine direkte oder beinahe direkte supramentale Kraft das Bewusstsein erfasst; doch dieses Stadium ist bislang noch sehr weit entfernt. Unter anderen Voraussetzungen führt eine derartige Haltung voraussichtlich zu Stillstand und Trägheit.
Nur von den mehr mechanischen Teilen des Wesens kann man wirklich sagen, sie seien hilflos. Besonders das physische (stoffliche) Bewusstsein ist seiner Natur nach träge und wird entweder durch das Mental oder Vital oder durch die höheren Kräfte bewegt. Man hat jedoch immer die Möglichkeit, den mentalen Willen oder vitalen Impuls in den Dienst des Göttlichen zu stellen. Eines unmittelbaren Ergebnisses kann man sich aber nicht sicher sein, denn der Widerstand der niederen Natur oder der Druck der feindlichen Kräfte kann oft eine Zeit lang – sogar für lange Zeit – der notwendigen Wandlung erfolgreich entgegenwirken. Dann hat man auszuharren und immer den eigenen Willen hinter den des Göttlichen zu stellen, zurückzuweisen, was zurückgewiesen werden muss, sich dem wahren Licht und der wahren Kraft zu öffnen, sie ruhig herabzurufen, unverwandt, unermüdlich, ohne Verzagtheit oder Ungeduld, bis man die Göttliche Kraft am Werk fühlt und die Hindernisse zu weichen beginnen.
Du sagst, du seist dir deiner Unwissenheit und Dunkelheit bewusst. Solange dies nur ein allgemeines Bewusstsein ist, reicht es nicht aus. Doch wenn sie dir in allen Einzelheiten, in ihrem tatsächlichen Wirken bewusst sind, dann genügt das für den Anfang; du musst unverwandt das falsche Wirken, das du erkennst, zurückweisen und dein Mental und Vital zu einem ruhigen und klaren Bereich für das Wirken der Göttlichen Kraft machen.

Den mechanischen Bewegungen durch den mentalen Willen Einhalt zu gebieten, ist immer schwierig, da sie in keiner Weise vom Verstand oder irgendeiner mentalen Rechtfertigung abhängen, sondern auf Assoziation oder aber ein rein mechanisches Gedächtnis, eine rein mechanische Gewohnheit zurückzuführen sind.
Die Ausübung der Zurückweisung ist letzten Endes am erfolgreichsten, doch mit der persönlichen Bemühung allein kann es lange dauern. Wenn du beginnst, das Wirken der Göttlichen Macht in dir zu fühlen, dürfte es einfacher werden.
Im Selbstgeben an die Führung sollte nichts Träges oder Tamasisches enthalten sein, und es sollte keinem Teil des Vitals als Vorwand dienen, den Eingebungen des niederen Impulses und Begehrens stattzugeben.
Es gibt immer zwei Arten den Yoga auszuüben – die eine, mit Hilfe eines wachsamen Mentals und vitalen Erkennens zu beobachten, zu denken und zu entscheiden, was getan werden soll und was nicht. Natürlich wirken sie mit Hilfe der Göttlichen Kraft im Hintergrund, indem sie die Kraft herabziehen oder rufen, denn sonst würde nicht viel geschehen. Es ist aber immer noch die persönliche Bemühung, auf welcher der Nachdruck liegt und welcher die meiste Arbeit zufällt.
Die andere Art ist die des seelischen Wesens, des Bewusstseins, das sich dem Göttlichen öffnet, das nicht nur die Seele öffnet und hervortreten lässt, sondern auch das Mental, das Vital und das Physische; es empfängt das Licht und erkennt, was zu geschehen hat, es fühlt und sieht, wie es durch die Göttliche Kraft selbst geschieht, und trägt fortwährend durch wachsame und bewusste Zustimmung und durch seinen Ruf zum Göttlichen Wirken bei. Meist ist nur eine Verbindung dieser beiden Arten möglich, bis das Bewusstsein bereit ist, sich völlig zu öffnen und seine gesamte Tätigkeit dem Göttlichen Ursprung unterzuordnen. Dann schwindet jede Verantwortung, und die Schultern des Sadhaks haben keine persönliche Last mehr zu tragen.

Gleich, ob durch tapasya oder Hingabe, es gibt nur eine Sache, beharrlich auf das Ziel zuzuschreiten. Hat man einmal den Weg betreten, wie könnte man sich dann wieder davon abwenden und etwas Geringeres aufnehmen? Wenn man fest bleibt, spielt ein Sturz keine Rolle, man erhebt sich wieder und geht weiter. Und ist man beharrlich dem Ziel zugewandt, kann es auf dem Weg zum Göttlichen letzten Endes keinen Fehlschlag geben. Wenn etwas in dir ist, das dich drängt – wie es mit Sicherheit der Fall ist –, dann macht ein Schwanken, ein Sturz oder ein Nachlassen des Glaubens nichts aus. Man muss weitergehen, bis der Kampf vorüber ist, und vor uns liegt dann der gerade, offene und dornenlose Weg.

Das Feuer ist das göttliche Feuer des Strebens und der inneren tapasya. Wenn das Feuer wieder und wieder mit wachsender Kraft und in wachsendem Umfang in die Dunkelheit der menschlichen Unwissenheit herabkommt, scheint es zunächst in der Finsternis verschlungen und aufgezehrt zu werden; doch in dem Maße seines Herabkommens wird die Finsternis in Licht gewandelt, die Unwissenheit und Unbewusstheit des menschlichen Mentals in spirituelles Bewusstsein.

Yoga zu üben, bedeutet, den Willen zu haben, alles Verhaftetsein zu überwinden und sich allein dem Göttlichen zuzuwenden. Die Hauptsache im Yoga ist, bei jedem Schritt der Göttlichen Gnade zu vertrauen, das Denken fortwährend auf das Göttliche zu richten und sich darzubringen, bis sich das Wesen öffnet und die im adhar wirkende Kraft der Mutter gefühlt werden kann.

In diesem Yoga besteht das ganze Prinzip darin, sich dem Göttlichen Einfluss zu öffnen. Er ist über dir, und sobald du dir seiner bewusst werden kannst, musst du ihn in dich herabrufen. Er kommt als Friede, als Licht, als eine wirkende Kraft in das Mental und den Körper herab, als die Gegenwart des Göttlichen mit oder ohne Form, als Ananda. Bevor man dieses Bewusstsein erlangt hat, muss man Glauben haben und nach dem Sich-Öffnen streben. Das Streben, der Ruf, das Gebet sind Formen von ein und derselben Sache, und alle sind wirksam; du kannst diejenige Form wählen, die [von selbst] zu dir kommt oder am leichtesten für dich ist. Der andere Weg ist die Konzentration; du konzentrierst dein Bewusstsein im Herzen (einige tun es im Kopf, andere über dem Kopf), meditierst dort über die Mutter und rufst sie dorthin. Man kann eines davon oder beides zu verschiedenen Zeiten tun – was immer auf natürliche Weise zu dir kommt oder wozu du im Augenblick bewegt wirst. Besonders am Anfang besteht die eine große Notwendigkeit darin, das Mental zu beruhigen und zur Zeit der Meditation alle Gedanken und Bewegungen, die mit der Sadhana nichts zu tun haben, zurückzuweisen. Im ruhigen Mental wird eine fortschreitende Vorbereitung für die Erfahrung stattfinden. Doch darfst du nicht ungeduldig werden, wenn nicht alles auf einmal geschieht; es nimmt Zeit in Anspruch, die völlige Ruhe in das Mental zu bringen; du musst damit fortfahren, bis das Bewusstsein bereit ist.

In der Ausübung des Yoga kann das, worauf du ausgerichtet bist, allein durch das Sich-Öffnen des Wesens für die Kraft der Mutter kommen und durch die ständige Zurückweisung von allem Egoismus, aller Forderung und allem Begehren – von allen Beweggründen, außer dem Streben nach der Göttlichen Wahrheit. Wenn dies auf die rechte Weise geschieht, werden die Göttliche Macht und das Göttliche Licht zu wirken beginnen und Frieden und Gleichmut herbeiführen sowie die innere Stärke, die geläuterte Weihung und ein sich weitendes Bewusstsein und Selbst-Erkennen, welche die notwendige Grundlage für die Vollendung, die siddhi, des Yoga bilden.

Die Wahrheit für dich besteht darin, das Göttliche in dir zu fühlen, dich der Mutter zu öffnen und für das Göttliche zu arbeiten, bis du sie [die Mutter] in all deinen Tätigkeiten wahrnimmst. In deinem Herzen muss das Bewusstsein der Göttlichen Gegenwart wohnen und deine Werke müssen von der göttlichen Führung geprägt sein. Sie [die göttliche Führung] kann vom seelischen Wesen, wenn es voll erwacht ist, rasch und tief gefühlt werden; und wenn die Seele sie einmal gefühlt hat, kann sie sich auch zum Mental und Vital hin ausbreiten.

Das einzig Wahre an deiner anderen Erfahrung – die, wie du sagst, dir zu jenem Zeitpunkt so gültig erschien – besteht darin, dass weder für dich noch für irgend jemand Hoffnung besteht, durch die eigene, nicht unterstützte Bemühung aus dem niederen Bewusstsein herauszugelangen. Daher kommt dir, wenn du in dieses niedere Bewusstsein absinkst, alles hoffnungslos vor – weil dir eine Zeitlang das wahre Bewusstsein abhanden gekommen ist. Aber die Befürchtung ist unrichtig, denn du hast eine Bereitschaft für das Göttliche und bist nicht daran gebunden, im niederen Bewusstsein zu bleiben.
Wenn du dich im wahren Bewusstsein befindest, erkennst du, dass alles getan werden kann, auch wenn gegenwärtig erst ein kleiner Anfang gemacht wurde; aber ein Anfang genügt, wenn einmal die [Göttliche] Kraft, die Macht gegenwärtig sind. Denn in Wahrheit vermag sie alles zu tun, und für die volle Wandlung und Erfüllung der Seele werden nur Zeit und das Streben der Seele benötigt.

Die Voraussetzungen, den Willen der Mutter zu befolgen, bestehen darin, sich an sie um das Licht und die Wahrheit und die Stärke zu wenden, zu streben, dass keine andere Kraft dich beeinflusse oder führe, keine Forderung oder Bedingung im Vital zu stellen, ein ruhiges Mental zu bewahren, welches bereit ist, die Wahrheit zu empfangen, und nicht auf seinen eigenen Ideen und Prägungen beharrt – und schließlich die Seele wach und im Vordergrund zu halten, so dass du in fortwährendem Kontakt mit ihr bist und wahrhaft ihren Willen kennst; denn Mental und Vital können andere Impulse und Eingebungen für den Göttlichen Willen halten, die Seele aber, wenn sie einmal erwacht ist, begeht keinen Fehler.
Eine letzte Vollendung in der Arbeit ist erst nach der Supramentalisierung denkbar; aber ein verhältnismäßig ordentliches Arbeiten ist auf den niederen Ebenen möglich, wenn man in Kontakt mit dem Göttlichen und im Mental, Vital und Körper vorsichtig, wachsam und bewusst ist. Das ist die eine Voraussetzung, die zudem für die höchste Befreiung vorbereitend und geradezu unerlässlich ist.

Einer, der Angst vor Eintönigkeit hat und etwas Neues will, wäre nicht in der Lage, den Yoga auszuüben oder zumindest nicht diesen Yoga, der einer unerschöpflichen Ausdauer und Geduld bedarf. Todesfurcht zeigt eine vitale Schwäche an, die der Befähigung für den Yoga ebenfalls entgegengerichtet ist. Ebenso fände einer, der von den Leidenschaften beherrscht wird, den Yoga schwierig; er könnte sehr leicht zu Fall kommen, und seine Bemühungen würden zunichte werden – außer er wird durch einen wahren, inneren Ruf gestützt, durch ein wahrhaftes, starkes Streben nach dem spirituellen Bewusstsein und der Einung mit dem Göttlichen.

Was die Arbeit anbelangt, so kommt es darauf an, was du mit diesem Wort meinst. Begehren führt häufig entweder zu einem Übermaß an Anstrengung, was oft viel Arbeit und ein begrenztes Ergebnis bedeutet, das nur mit Mühe und Erschöpfung erreicht wurde und im Fall eines Hemmnisses oder Misserfolges zu Verzagtheit, Unglauben oder Empörung führt; oder aber es führt dazu, die Kraft herabzuziehen. Das ist möglich, ist aber außer für die yogisch Starken und Erfahrenen nicht immer sicher, obwohl es häufig durchaus wirkungsvoll sein kann; nicht sicher deshalb, weil es zu heftigen Reaktionen führen oder entgegengesetzte, falsche oder vermischte Kräfte herabbringen kann, die der Sadhak aus Mangel an Erfahrung von den wahren nicht zu unterscheiden vermag. Oder aber des Sadhaks eigene, begrenzte Macht der Erfahrung oder seine mentalen und vitalen Auslegungen treten an die Stelle der freien Gabe und wahren Führung des Göttlichen. Die Fälle unterscheiden sich voneinander, und jeder hat seinen eigenen Weg der Sadhana. Doch dir empfehle ich ein fortwährendes Offensein, ein ruhiges, stetiges Streben, keinen Übereifer, heiteres Vertrauen und heitere Geduld.

Es ist für jedermann sehr unweise, vorzeitig Anspruch darauf zu erheben, das Supramental erlangt oder auch nur einen Geschmack davon bekommen zu haben. Dieser Anspruch wird meist von einem Ausbruch von Super-Egoismus begleitet, einer radikalen Fehleinschätzung oder einem schweren Fall, einem falschen Daseinszustand und einer falschen Bewegung. Eine gewisse spirituelle Demut, eine ernsthafte, unanmaßende Selbst-Betrachtung und ruhige Erkenntnis der Unvollkommenheiten der eigenen derzeitigen Natur und statt des Eigendünkels und Geltungsbedürfnisses das Gefühl der Notwendigkeit, das eigene gegenwärtige Selbst zu überschreiten – nicht aus egoistischem Ehrgeiz, sondern aus Verlangen nach dem Göttlichen –, wären, wie mir scheint, für diese zerbrechliche, erdhafte, menschliche Struktur weit bessere Voraussetzungen, der supramentalen Wandlung entgegenzuschreiten.

Es ist die seelische Hingabe im Physischen, die zu erfahren du begonnen hast.
Im wesentlichen werden alle Teile dargebracht, doch muss die Hingabe durch das Wachsen der seelischen Selbstdarbringung in all diesen Teilen, in all ihren Bewegungen, einzeln und zusammen, vervollständigt werden.
Dem Göttlichen anzugehören heißt, gänzlich hingegeben zu sein, so dass man fühlt, wie die Göttliche Gegenwart, die Macht, das Licht, der Ananda vom gesamten Wesen Besitz ergriffen haben und nicht, dass man diese Dinge zur eigenen Befriedigung besitzt. Es ist eine viel größere Ekstase, derart dem Göttlichen hingegeben zu sein und ihm anzugehören, als selbst der Besitzende zu sein. Gleichzeitig findet durch diese Hingabe eine ruhige und glückliche Meisterung des Selbstes und der Natur statt.

Lass das seelische Wesen in den Vordergrund treten, bewahre es dort und lass es seine Macht auf das Mental, Vital und das Physische ausüben, damit es seine Kraft zielgerichteten Strebens, seine Kraft des Vertrauens, Glaubens und Sich-hingebens auf jene übertrage und das direkte und sofortige Aufdecken von allem möglich mache, was in der [menschlichen] Natur falsch, dem Ego und Irrtum zugewandt und vom Licht und der Wahrheit abgewandt ist.
Merze den Egoismus in all seinen Formen aus, merze ihn aus jeder Bewegung deines Bewusstseins aus.
Entwickle das kosmische Bewusstsein, lass die egozentrische Lebensauffassung in Weite und Unpersönlichkeit aufgehen, in der Empfindung des Kosmischen Göttlichen, in der Wahrnehmung der universalen Kräfte, in Erkennen und Verstehen der kosmischen Manifestation, des [Göttlichen] Spiels.
Finde an Stelle des Egos das wahre Wesen, Teil des Göttlichen, hervorgegangen aus der Welten-Mutter und Instrument der Manifestation. Dieses Gefühl, Teil des Göttlichen und Instrument zu sein, sollte frei von jeglichem Stolz, vom Egosinn oder Egoanspruch, von der Geltendmachung der Überlegenheit, frei von Fordern und Begehren sein. Denn wenn diese Elemente vorhanden sind, ist es nicht die wahre Sache.
Die meisten, die den Yoga ausüben, leben im Mental, im Vital, im Physischen, die gelegentlich oder in gewissem Ausmaß durch das höhere Mental und das erleuchtete Mental erhellt werden; um sich aber für die supramentale Wandlung vorzubereiten, ist es notwendig (sobald die Zeit für einen gekommen ist), sich der Intuition und dem Obermental zu öffnen, damit diese das gesamte Wesen und die gesamte Natur für die supramentale Wandlung bereit machen. Erlaube dem Bewusstsein, sich ruhig zu entwickeln und sich zu weiten, dann wird immer mehr Wissen um diese Dinge kommen.
Ruhe, Unterscheidung, Loslösung (doch nicht Gleichgültigkeit) sind alle sehr wichtig, denn ihr Gegenteil erschwert das umwandelnde Wirken ungemein. Intensität des Strebens sollte vorhanden sein, doch muss sie mit jenen Hand in Hand gehen. Keine Hast, keine Trägheit, weder rajasischer Übereifer noch tamasische Entmutigung – ein steter und anhaltender, doch ruhiger Ruf und ebensolches Wirken! Nicht die Verwirklichung an sich reißen oder sich an sie klammern, sondern ihr erlauben, von innen und oben zu kommen, und ihren Bereich, ihre Natur und ihre Grenzen genau beobachten!
Lass die Macht der Mutter in dir wirken, doch hüte dich davor, sie mit einem gesteigerten Egowirken oder einer Kraft der Unwissenheit, die sich als Wahrheit ausgibt, zu verwechseln oder zu ersetzen. Strebe besonders nach Ausmerzung aller Dunkelheit und Unbewusstheit in deiner Natur.
Dies sind die wichtigsten vorbereitenden Bedingungen für die supramentale Wandlung; keine von ihnen ist einfach, und sie müssen erfüllt sein, bevor man von der [menschlichen] Natur behaupten kann, sie sei bereit.
Wenn man die wahre Haltung einzunehmen vermag (seelisch, unegoistisch, allein der Göttlichen Kraft geöffnet), wird der Vorgang viel schneller vonstatten gehen. Diese wahre Haltung einzunehmen und zu bewahren, um die Wandlung in sich zu fördern – das ist die Hilfe, die gewährt wird, und das einzig Notwendige, das die allgemeine Wandlung stützt.
